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Gesundheitsförderung

Ph.Dr. Othmar Matzinger, Mai 2021


Gesundheitsförderung
Gesundheit ist kein genau abgrenzbarer Befund, sondern siedelt sich unscharf auf dem Kontinuum
zwischen einem kaum erreichbaren "idealen Vitalzustand" und dessen Kontrapunkt, dem Tod, an.

Klinisch wird der Begriff der Gesundheit häufig auf die Dimension des Physischen reduziert und
vereinfacht als "Abwesenheit von Krankheit" verstanden. Der Übergangsbereich zwischen beiden
Zuständen wird dem Verlegenheitsbegriff "Befindlichkeitsstörung" charakterisiert. In der
gesellschaftlichen Ethik ist Gesundheit als "höheres Gut" dagegen ein stark mit dem Begriff des
Glücks verknüpftes Ideal.

Unabhängig vom Bedeutungskontext ist Gesundheit vor allem ein subjektiv empfundener Zustand
abseits der diagnostischen Nachweisbarkeit. Hier werden Krankheit und Gesundheit durch
Grauzonen miteinander vereint: Man kann krank sein, sich aber - vor allem bei Abwesenheit von
Symptomen - gesund fühlen. Umgekehrt kann ein Patient sich krank fühlen, aber klinisch betrachtet
vollkommen gesund sein.

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Interessanterweise war Gesundheit nach diesem Modell allerdings kein eindeutig umschriebener
Zustand, sondern vielmehr die Abwesenheit von Krankheit. War man nicht objektiv krank, war man
gesund - es herrschte eine stark dichotome Sichtweise, ein Schwarz-Weiß-Denken.

Als krank galt zudem, was von der Norm abwich. Dies bedeutet gleichzeitig, dass Krankheit
kontext- und kulturabhängig war. Hierzu ein kleines Beispiel aus heutiger Sicht: Übergewicht
und Adipositas gelten weltweit sowohl als eigenständige Krankheiten, als auch als
Risikofaktoren für verschiedene Folgeerkrankungen.

In einigen Ländern, vorwiegend kleine Pazifikstaaten, ist die Bevölkerung zu 60% adipös - also
stark übergewichtig. Starkes Übergewicht stellt die Norm dar, Personen in einem gesunden
Gewichtsbereich weichen von der Norm ab. Dennoch würden wir die Menschen mit einem
gesunden Körpergewicht nicht als krank bezeichnen, nur weil sie von der Norm abweichen.

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Gesundheitsdefinition nach der
Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Nach dieser Definition ist Gesundheit “ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und
sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen“

In dieser Definition zeigt sich die Relevanz der drei Kernbereiche körperlicher, geistiger und
sozialer Gesundheit. Darüber hinaus betont die Definition neben objektiven
Krankheitszuständen auch die Relevanz des subjektiven Wohlbefindens.

Die Definition der WHO ist wohl die am häufigsten zitierte Definition von Gesundheit, welche
allerdings auch kritisch betrachtet wird. Insbesondere der Fokus auf das vollständige körperliche,
geistige und soziale Wohlbefinden führt dazu, dass in unserer heutigen Gesellschaft ein Großteil der
Bevölkerung als krank gelten würde

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Gesundheitsförderung

Noch im 19. Jahrhundert dominierte das sogenannte biomedizinische Modell die Vorstellung von
Gesundheit und Krankheit. Zu dieser Zeit verstand man unter Gesundheit und
Krankheit objektivierbare Zustände biologischer Organismen.

Das bedeutet, dass Krankheit nach dieser Sichtweise objektiv messbar beziehungsweise erfassbar
ist. Krankheitsursachen wurden primär in der Genetik oder außerhalb des Menschen gesucht (z.B.
verursacht durch Viren und Bakterien).

Interessanterweise war Gesundheit nach diesem Modell allerdings kein eindeutig umschriebener
Zustand, sondern vielmehr die Abwesenheit von Krankheit . War man nicht objektiv krank, war man
gesund - es herrschte eine stark dichotome Sichtweise, ein Schwarz-Weiß-Denken.

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Wir sind mehr als nur Bakterien und Viren!
Das biomedizinische Modell wurde im 20. Jahrhundert unter anderem aufgrund der weiter oben
erwähnten Kritik an der dichotomen Sichtweise vom biopsychosozialen Modell der Gesundheit abgelöst.
Das Modell betont, dass es zwischen vollständig gesund und vollständig krank sehr viele Abstufungen
gibt.

Darüber hinaus stellt es die gegenseitige Beeinflussung von biologischen (z.B. Viren oder
Verletzungen), psychologischen Faktoren (z.B. Verhalten und Emotionen) und sozialen (z.B.
Arbeitsverhältnisse) Faktoren bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Krankheit und Gesundheit
heraus.

Gesundheit wurde nun wesentlich differenzierter betrachtet; man ist nicht mehr entweder
krank oder gesund, sondern das Ausmaß der Krankheitsbelastung ist abhängig von Dauer und
Häufigkeit der Krankheit sowie dem subjektiven Befinden.

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Gesundheitsdefinition nach der
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Nach dieser Definition ist Gesundheit “ein Zustand
vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen
Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von
Krankheit und Gebrechen“ .

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Aktive Rolle bei Aufrechterhaltung und Förderung von
Gesundheit
Ein weiterer Vorteil dieser Art von Definition ist die Betonung der aktiven Rolle des Menschen bei der
Aufrechterhaltung und Wiedererlangung von Gesundheit. Wir selbst haben die Möglichkeit, aktiv
Einfluss auf unseren Gesundheitszustand zu nehmen. Durch die Erlernung von
Bewältigungsmechanismen und gesundheitsförderlicher Denk- und Verhaltensweisen können wir
unsere Gesundheit selbst in die Hand nehmen und zum Positiven beeinflussen.

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Gesundheitsförderung
Gesundheitsförderung zielt dabei auf einen Prozess ab, allen Menschen ein höheres Maß an
Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur
Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen."

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Als Prävention bezeichnet man jede Maßnahme, die eine Beeinträchtigung
der Gesundheit (Krankheit, Verletzung) verhindern oder verzögern kann
bzw. weniger wahrscheinlich werden lässt.
Primärprävention
Die Primärprävention setzt vor der Entstehung eines Problems an und richtet sich an die allgemeine
Bevölkerung oder auch an spezielle Personengruppen, die keine Risikogruppen darstellen.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention wendet sich an definierte Risikogruppen (d.h. Gruppen der Bevölkerung, die
gefährdeter erscheinen), aber auch an Personen, die sich bereits im Anfangsstadium einer Erkrankung
befinden.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention richtet sich an Personen, die bereits an einer Erkrankung leiden.
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• Was bedeutet laut WHO die Definition von Gesundheit

• Was bedeutet der Begriff Gesundheitsförderung

• Nennen Sie mindestens drei Einflussfaktoren auf die


Gesundheit und geben Sie praktische Beispiele

• Was bedeutet Prävention und welche Arten der Prävention


kennen Sie

• Beschreiben Sie die drei Arten der Prävention

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Menschen in Österreich sollen länger in Gesundheit leben. Um dieses Vorhaben zu verwirklichen, haben
Bundesgesundheitskommission und Ministerrat 2011 beschlossen, Gesundheitsziele zu erarbeiten: Rund 40 Institutionen
aus Politik und Gesellschaft wurden zur Mitarbeit im Plenum eingeladen und mit der Definition der Gesundheitsziele
beauftragt. Zwischen Oktober 2011 und März 2012 erarbeitete das Plenum im Rahmen von fünf Workshops einen Vorschlag
zu den Gesundheitszielen.
Auch die österreichische Bevölkerung hatte Gelegenheit, ihre Ideen zum Thema „Gesundheitserhaltung“ einzubringen. Eine
Chance, die gerne genutzt wurde: Im Zeitraum zwischen Mai und September 2011 langten über 4.500 Anregungen auf der
Online-Plattform ein – eine wichtige Quelle für die Entwicklung der Gesundheitsziele.

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Im Sommer 2012 beschlossen die Bundesgesundheitskommission und der Ministerrat schließlich
10 Gesundheitsziele für Österreich. Bis zum Jahr 2032 geben sie nun den Rahmen für die Steuerung des
Gesundheitswesens vor und dienen allen wichtigen Organisationen auf Bundes- und Länderebene als gemeinsamer
Leitfaden für ihr Handeln („Health in all Policies“ Ansatz).

Seit Jänner 2013 entwickeln politikfeldübergreifend besetzte Arbeitsgruppen konkrete Strategie- und
Maßnahmenkonzepte für die einzelnen Gesundheitsziele. Zu diesem Zweck formulieren sie jeweils zwei bis drei
Wirkungsziele, klären die Verantwortlichkeiten, geben Zeitpläne zur Umsetzung der Maßnahmen vor und legen
geeignete Indikatoren für die Überprüfung der Zielerreichung fest. Unmittelbar nach Fertigstellung des
Arbeitsgruppenberichts geht es daran, die zuvor definierten Maßnahmen in den beteiligten Institutionen und
Organisationen umzusetzen.

Das begleitende Monitoring überprüft, ob die geplanten Maßnahmen umgesetzt bzw. die angestrebten Ziele
tatsächlich erreicht wurden.

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ÜBER UNS
GEMEINSAM ZU MEHR GESUNDHEIT UND WOHLBEFINDEN FÜR ALLE
Bei den Gesundheitszielen handelt es sich um einen breit abgestimmten Prozess: Von Beginn an waren die
wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Institutionen in die Entwicklung und Umsetzung der
10 Gesundheitsziele eingebunden.

Diese politikfeldübergreifende Zusammenarbeit bildet das Herzstück der Gesundheitsziele und resultiert aus
dem Wissen, dass Gesundheit ein komplexes Thema ist. Gemäß WHO-Definition bedeutet Gesundheit nicht nur
das Freisein von Krankheit oder Gebrechen. Gesundheit bezeichnet vielmehr einen Zustand vollständigen
körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens.

Viele wichtige Faktoren für die Gesundheit, wie etwa die allgemeine Lebens- und die Arbeitssituation, Bildung,
soziales Netz und Umwelteinflüsse liegen außerhalb des traditionellen Gesundheitswesens. Das große Ziel „mehr
Gesundheit, Lebensqualität und Wohlbefinden für alle Menschen in Österreich!“ kann daher nur erreicht
werden, wenn alle Politikfelder ihren Beitrag dazu leisten (Gesundheit in allen Politikfeldern/Health in All Policies
). 17
INTERNATIONALER HINTERGRUND

Die österreichischen Gesundheitsziele sind u.a. mit zwei internationalen Strategien verbunden, die vom Regionalbüro für
Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO Europe) und den Vereinten Nationen (UN) initiiert wurden.

„AGENDA 2030 FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG“ (UN)


Bei einem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen (UN) im Jahr 2015 wurde die „Agenda 2030 für nachhaltige
Entwicklung“ beschlossen. Sie enthält 17 nachhaltige Entwicklungsziele, die auf internationaler, nationaler
und regionaler Ebene umzusetzen sind.

Erstmals werden die wirtschaftliche, soziale und ökologische Dimension unter dem Banner “nachhaltige
Entwicklung” in einer politischen Absichtserklärung und globalen Vision zusammengeführt. In ausgewogener
Weise will man die drei Gesellschaftsbereiche adressieren und die drängenden Herausforderungen der Welt
gemeinsam – und nicht auf Kosten anderer – lösen.
Alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen haben sich dazu verpflichtet, auf die Umsetzung der Agenda bis
zum Jahr 2030 hinzuarbeiten.

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Gesundheitsziele - Symbole

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GEMEINSAM
GESUNDHEITSFÖRDERLICHE
LEBENS- UND
ARBEITSBEDINGUNGEN SCHAFFEN

Wie gesund Menschen sind, hängt nicht nur von ihrer Veranlagung und ihrem Lebensstil ab. Auch die
Rahmenbedingungen in den Lebens- und Arbeitswelten wirken sich entscheidend auf ihre Gesundheit und ihr
Wohlbefinden aus.
Überall dort, wo Menschen leben, spielen, lernen, arbeiten, einkaufen, unterwegs sind und ihre Freizeit verbringen,
werden Lebensqualität und Gesundheit beeinflusst.

Daher ist es wichtig, möglichst all diese Bereiche so zu gestalten, dass sie Gesundheit fördern. Für nachhaltige
Verbesserungen braucht es ein Zusammenwirken von Vertreterinnen und Vertretern aus unterschiedlichen Politik- und
Gesellschaftsbereichen: Gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern engagieren sie sich für
gesundheitsfördernde Lebens- und Arbeitsbedingungen für alle Menschen in Österreich.
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GESUNDHEITLICHE
CHANCENGERECHTIGKEIT
FÜR ALLE MENSCHEN IN
ÖSTERREICH
SICHERSTELLEN

Wer in Österreich lebt, soll gerechte Chancen haben, gesund zu bleiben oder gesund zu werden –
unabhängig von Herkunft, Wohnumgebung oder Geschlecht. Damit dies gelingt, sollen insbesondere auch
benachteiligte Bevölkerungsgruppen gestärkt werden.

Bildung hat neben Sozialstatus und Einkommen großen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen: Deshalb
gilt es auch hier anzusetzen und für faire Ausgangsbedingungen zu sorgen.
Das Gesundheits- und Sozialsystem ist so zu gestalten, dass alle Menschen gleichermaßen Zugang dazu
haben und die besonderen Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen berücksichtigt werden.
Wissenschaftliche Fortschritte und neue Ansätze im Gesundheitsbereich sollen allen Menschen
zugutekommen.
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GESUNDHEITSKOMPETENZ
DER BEVÖLKERUNG
STÄRKEN

Gesundheitskompetenz ist eine Grundvoraussetzung für Gesundheit und Chancengerechtigkeit: Sie unterstützt die
Menschen dabei, im Alltag selbständig gesundheitsbezogene Entscheidungen zu treffen.
Um die Gesundheitskompetenz zu stärken, gilt es einerseits die Orientierung im Gesundheitssystem zu vereinfachen
– zu diesem Zweck muss u.a. der Zugang zu verständlicher, unabhängiger und verlässlicher Information erleichtert
werden.
Andererseits sollen die persönlichen Kompetenzen und das Verantwortungsbewusstsein der Menschen gestärkt
werden.
Ziel ist es, die Fähigkeit zum Mitentscheiden und die Selbstbestimmung der Patientinnen und Patienten im
Gesundheitssystem zu fördern. Dabei soll besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse benachteiligter Gruppen
gelegt werden.
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LUFT, WASSER, BODEN UND ALLE
LEBENSRÄUME FÜR KÜNFTIGE
GENERATIONEN SICHERN

Eine intakte Umwelt stellt eine wichtige Grundlage für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen dar.
Schädliche Umweltfaktoren können die Gesundheit beeinträchtigen und chronische Erkrankungen mitverursachen.
Die Menschen in Österreich sind Umweltbelastungen in unterschiedlichem Ausmaß ausgesetzt. Besonders gefährdete
Gruppen und Kinder müssen speziell geschützt werden.
Um die Gesundheit der Menschen dauerhaft zu bewahren, gilt es, Luft, Wasser, Boden und den gesamten natürlichen
Lebensraum zu schützen und sauber zu halten. Weiters sollen sichere und qualitativ hochwertige Lebensmittel produziert
werden.
Für die Gesundheit heutiger und künftiger Generationen ist es notwendig, unsere Lebensräume nachhaltig zu gestalten
und die persönliche Umweltkompetenz zu stärken.

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DURCH SOZIALEN
ZUSAMMENHALT DIE
GESUNDHEIT STÄRKEN

Soziale Beziehungen und Netzwerke leisten wichtige Beiträge für Gesundheit und Wohlbefinden – solidarische
Gesellschaften sind gesünder. Der soziale Zusammenhalt der Generationen, Geschlechter und
Bevölkerungsgruppen ist zentral für die Lebensqualität in einer Gesellschaft.
Ein wertschätzender Umgang mit Vielfalt, ein gestärktes Verantwortungsbewusstsein für die Gesellschaft und
verbesserte Mitgestaltungsmöglichkeiten erhöhen das Gemeinschaftsgefühl und fördern Gesundheit und
Wohlbefinden der Menschen.
Für die Pflege von sozialen Beziehungen, für zivilgesellschaftliches Engagement und die Teilhabe an
demokratischen, gemeinschaftlichen Prozessen braucht es Zeit und entsprechende Strukturen.

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GESUNDES AUFWACHSEN FÜR
KINDER UND JUGENDLICHE
BESTMÖGLICH GESTALTEN

In der ersten Lebensphase wird die Grundlage für eine gesunde Lebensweise und lebenslange Gesundheit gelegt.
Ungleichheiten in der frühen Kindheit können sich im Erwachsenenalter fortsetzen. Daher ist es wichtig, dem
Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen besondere Beachtung zu schenken.
Bekommen alle Kinder und Jugendlichen in Österreich gerechte Gesundheitschancen und optimale
Rahmenbedingungen, so ist dies von langfristigem Nutzen für die Einzelnen und die Gesellschaft insgesamt.
Eltern sollen bereits ab der Schwangerschaft darin unterstützt werden, ihre Kinder gut zu versorgen und eine sichere
und positive Bindung zu ihnen aufzubauen. Um die Eltern-Kind-Beziehung zu fördern, ist es wichtig, Eltern in ihrer
Verantwortung und Vorbildwirkung beizustehen.
Schon im Kindesalter sollen die Talente, Interessen und Fähigkeiten von Mädchen und Buben bestmöglich gefördert
werden. Darüber hinaus müssen alle Kinder und Jugendlichen Zugang zu bedarfsgerechten Gesundheitsleistungen
erhalten.

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GESUNDE ERNÄHRUNG FÜR
ALLE ZUGÄNGLICH MACHEN

Die Ernährung hat in jeder Lebensphase großen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen.
So kann eine ausgewogene Ernährung etwa die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes verringern.
Alle Menschen müssen Zugang zu hochwertigen, regionalen und saisonalen Lebensmitteln erhalten. Aus diesem
Grund braucht es u.a. in Kindergärten, Schulen, Betrieben, Krankenhäusern und Seniorenheimen
gesundheitsförderliche Verpflegungsangebote.
Auch das Bewusstsein, wie man die eigene Gesundheit durch Ernährung unterstützen kann, soll bei allen Menschen
gefördert werden.
Die Herstellung, Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln soll ebenfalls unter gesundheitlichen,
ökologischen und sozialen Gesichtspunkten erfolgen.

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GESUNDE UND SICHERE
BEWEGUNG IM ALLTAG
FÖRDERN

Bewegung beeinflusst die Gesundheit nachhaltig positiv und begünstigt das Wohlbefinden der Menschen in vielerlei
Form. Regelmäßige körperliche Betätigung beugt zahlreichen chronischen Krankheiten vor und ist in jedem
Lebensabschnitt ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsförderung.
Daher soll genügend Bewegung in den Alltag der Menschen eingebaut werden. Zu diesem Zweck müssen die Orte, an
denen Menschen leben, spielen, lernen, arbeiten, unterwegs sind und ihre Freizeit verbringen, so gestaltet werden, dass
sie sichere Bewegung ermöglichen und dazu einladen.
Insbesondere in Kindergärten, Schulen, Senioren- und Pflegeheimen sowie in Vereinen sollen die Freude an Bewegung
und das Wissen um ihre gesundheitsförderliche Bedeutung gefördert werden. Die Bedürfnisse von Menschen mit
Behinderung sind ebenfalls zu berücksichtigen.

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PSYCHOSOZIALE
GESUNDHEIT FÖRDERN

Psychosoziale Gesundheit ist wichtig für die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen. Psychosoziale
Belastungen können zur Entstehung von akuten und chronischen Erkrankungen beitragen oder durch diese ausgelöst
werden.
Daher sollen die Lebens- und Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass sie die psychosoziale Gesundheit in
allen Lebensphasen fördern. Psychosoziale Belastungen und Stress sollen möglichst verringert werden.
Das Bewusstsein für psychische Gesundheit und Erkrankungen soll erhöht werden, um Vorurteile abzubauen und
Ausgrenzung vorzubeugen.
Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörige brauchen umfassende und bedarfsgerechte
Versorgung, damit sie Teil der Gesellschaft bleiben und wieder in diese eingebunden werden können

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QUALITATIV
HOCHSTEHENDE UND
LEISTBARE
GESUNDHEITSVERSORGUNG
FÜR ALLE SICHERSTELLEN

Die Gesundheitsleistungen müssen sich an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten orientieren. Dafür ist es
notwendig, das öffentliche solidarische Gesundheitssystem nachhaltig abzusichern. Ein zukunftsorientiertes Gesundheitswesen
braucht koordiniertes Vorgehen und Qualitätssicherung im Rahmen der partnerschaftlichen Gesundheitsreform.
Die dringlichsten Anliegen sind: Vorbeugung, Früherkennung und Erstversorgung stärken, Gesundheitskompetenz erhöhen
sowie den zielgruppengerechten und einfachen Zugang für alle Bevölkerungsgruppen sicherstellen, ohne jemanden zu
benachteiligen. Patientensicherheit und Patientennutzen sind dabei zentral.
Eine qualitativ hochstehende und leistbare Gesundheitsversorgung beinhaltet gut aufeinander abgestimmte und vernetzte
Angebote sowie Maßnahmen zur Gesundheitsförderung.
Das Gesundheitssystem muss sich laufend an die aktuellen Herausforderungen anpassen. Dafür gilt es Forschung und
Entwicklung, die praxisnahe sowie bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildung im Gesundheitswesen und gute
Arbeitsbedingungen für die Gesundheitsberufe sicherzustellen.

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• Referieren Sie über die Gesundheitsziele Österreich

• Benennen Sie mindestens drei Gesundheitsziele Österreich


und geben Sie praktische Bespiele

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Die WHO wurde 1948 mit dem Ziel gegründet, für alle Völker das höchstmögliche
Gesundheitsniveau zu erreichen. Mit ihren 194 Mitgliedstaaten ist die WHO federführend in
globalen Gesundheitsfragen und in der Gestaltung der Forschungsagenda für Gesundheit, im
Aufstellen von Normen und Standards und in der Formulierung evidenzbasierter
Grundsatzoptionen. Die WHO bietet ihren Mitgliedstaaten fachliche Unterstützung, sie
überwacht und bewertet gesundheitliche Entwicklungen, sie unterstützt medizinische
Forschung und leistet Soforthilfe bei Katastrophen. Die WHO setzt sich weltweit für bessere
Ernährung und für eine Verbesserung der Wohn- und Arbeitsbedingungen sowie der sanitären
Verhältnisse ein. Ihr Hauptbüro ist in der Schweiz in Genf angesiedelt. Sechs Regionalbüros
sind über die ganze Welt verteilt.
Die WHO arbeitet in einem zunehmend komplexen und sich rapide verändernden Umfeld.
Gesundheitspolitik ist heute weniger deutlich von anderen Bereichen zu trennen und sie
erreicht inzwischen auch die Sektoren, die Auswirkungen auf gesundheitliche Chancen und
Ergebnisse haben können.

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Die Agenda der WHO angesichts solcher
Herausforderungen enthält sechs Punkte:

zwei gesundheitliche Ziele:


•Förderung der Entwicklung und Förderung der Gesundheitssicherheit;

zwei strategische Bedürfnisse:


•Stärkung der Gesundheitssysteme und Nutzbarmachung von Forschungsergebnissen, -daten
und -erkenntnissen);

zwei operative Ansätze:


Ausweitung der Partnerschaften und Verbesserung der Leistung.

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Dreizehntes Allgemeines Arbeitsprogramm 2019-2023

Das 13. Allgemeine Arbeitsprogramm legt die Strategie der WHO für den Fünfjahreszeitraum 2019-
2023 fest.

Im Mittelpunkt stehen messbare Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen auf
Landesebene.

Die Mission der WHO, die Gesundheit zu fördern, die Welt sicher zu halten und den
Schwachen zu dienen, ist mit drei mutigen Zielen verbunden:

•Eine Milliarde mehr Menschen profitieren von der allgemeinen Gesundheitsversorgung


•Eine Milliarde mehr Menschen besser vor gesundheitlichen Notfällen geschützt
•Eine Milliarde mehr Menschen genießen bessere Gesundheit und Wohlbefinden

Messbare Auswirkungen stehen im Mittelpunkt der Mission der WHO, die Zukunft der öffentlichen
Gesundheit zu verändern.

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Unsere Werte

Die WHO hält sich als Leitungs- und Koordinierungsbehörde für internationale Gesundheit im System der
Vereinten Nationen an die Werte der Vereinten Nationen in Bezug auf Integrität, Professionalität und Achtung
der Vielfalt.
Die Werte der WHO-Belegschaft spiegeln darüber hinaus die In der Verfassung der WHO verankerten
Grundsätze der Menschenrechte, der Universalität und der Gerechtigkeit sowie die ethischen Standards der
Organisation
wider.

Diese Werte sind inspiriert von der Vision der WHO von einer Welt, in der alle Völker das höchstmögliche
Gesundheitsniveau erreichen, und unserer Mission, die Gesundheit zu fördern, die Welt sicher zu halten und
den Schwächsten zu dienen, mit messbaren Auswirkungen für die Menschen auf Länderebene.
Wir setzen uns individuell und gemeinsam dafür ein, diese Werte in die Praxis umzusetzen.

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Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung

Die Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung ist ein Dokument, das am 21. November 1986 im
kanadischen Ottawa zum Abschluss der Ersten Internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung von
der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht wurde.

Die Charta bietet ein inhaltliches und methodisches Integrationsmodell an, um unterschiedliche
Strategien der Gesundheitsaufklärung, Gesundheitserziehung, Gesundheitsbildung,
Gesundheitsberatung, Gesundheitsselbsthilfe sowie der Präventivmedizin anzuwenden und
fortzuentwickeln.

Ihr gesundheitspolitisches Leitbild wird auch als Umorientierung von der Verhütung von Krankheiten zur
Förderung von Gesundheit beschrieben. Dies erfordert neue Handlungsprioritäten, insbesondere eine
starke Orientierung auf die politische Gestaltung der gesundheitsrelevanten Faktoren und
Umweltbedingungen

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Die Ottawa-Charta beschreibt die im Folgenden dargestellten drei grundsätzlichen
Handlungsstrategien und fünf vorrangigen Handlungsfelder.

Die fünf Handlungsfelder der Ottawa-Charta:

• Eine gesundheitsfördernde Gesamtpolitik aufbauen

• Gesundheitsfördernde Lebenswelten schaffen

• Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen unterstützen

• Persönliche Kompetenzen entwickeln und

• Die Gesundheitsdienste neu orientieren

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KONKRETE AUFGABEN

ARBEITSMEDIZIN
ARZNEIMITTEL
DIE GESUNDHEIT VON KINDERN UND DIE UMWELT
EUROPÄISCHER AUSSCHUSS FÜR UMWELT UND GESUNDHEIT
EUROPÄISCHES NETZWERK FÜR GESUNDHEITSFÖRDERLICHE BEWEGUNG
EUROPÄISCHES OBSERVATORIUM FÜR GESUNDHEITSSYSTEME UND
GESUNDHEITSPOLITIK
HIV/AIDS
INFORMATIONSSYSTEME FÜR UMWELT UND GESUNDHEIT
LEBENSMITTELSICHERHEIT
PRÄVENTION VON GEWALT UND VERLETZUNGEN
REGIONS FOR HEALTH NETWORK (RHN)
SOZIALE UND WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG
TABAKFREIES EUROPA
UMWELT UND GESUNDHEIT
VERKEHR UND GESUNDHEIT
WASSERVERSORGUNG UND WASSERHYGIENE

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• Wann wurde die WHO gegründet und was bezweckt diese
Organisation

• Die Agenda der WHO enthält sechs Punkte; benennen Sie


diese und führen Sie Beispiele an

• Was beinhaltet das dreizehnte allgemeine


Arbeitsprogramm 2019 – 2023

• Welche wichtigen Grundsätze beinhaltet die Ottawa-Charta


zur Gesundheitsförderung

• Was beinhalten die fünf Handlungsfelder der Ottawa-


Charta

• Nennen Sie mindestens fünf konkrete Aufgaben der WHO

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Gesundheitsfördernde Krankenhäuser

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WER WIR SIND

Österreichisches Netzwerk Gesundheitsfördernder Krankenhäuser und


Gesundheitseinrichtungen seit 2006 als gemeinnütziger Verein im
Sinne des österreichischen Vereinsrechts.

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Was wir tun
unterstützt Krankenanstalten und Gesundheitseinrichtungen in ihrer Neuorientierung
in Richtung Gesundheitsförderung Struktur- und Prozessorientiert

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Warum Gesundheitsförderung in Gesundheitseinrichtungen

Gesundheitskosten explodieren. Mitarbeiter und


Mitarbeiterinnen gehören zu den belastetsten
ArbeitnehmerInnen.

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Gesundheitsfördernde Krankenhäuser

 Patienten; Patientinnen

 Mitarbeiter; Mitarbeiterinnen

 Öffentliche Gesundheit

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Gesundheitsfördernde Krankenhäuser

Patient
Gesundheitsförderung hilft besser auf den Betreuungsbedarf der Pat. im
Besonderen auf chron. Kranke einzugehen
Unterstützung von Pat. und Angehörigen zum kompetenten Umgang mit
bestehenden Beeinträchtigungen
Prävention (Primärprävention) im Sinne von gesundheitsfördernden
Maßnahmen.

45
Gesundheitsfördernde Krankenhäuser

Mitarbeiter
Ohne gesunde MitarbeiterInnen können Gesundheitseinrichtungen ihre
Aufgaben nicht optimal erfüllen. Gesundheitsförderung hilft, eine
umfassende betriebliche Mitarbeiterorientierung zu etablieren.

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Gesundheitsfördernde Krankenhäuser

öffentliche Gesundheit

Spitäler und andere Gesundheitseinrichtungen können Leistungen im präventiven Bereich (z.B.


Schulungen) für weitere Gruppen der Bevölkerung öffnen, um deren Effektivität zu steigern.

Darüber hinaus können sie als wichtige Energie- und Ressourcenverbraucher durch
strategische Optimierung des Einkaufs und des Abfallmanagements auch erheblich zum
Umweltschutz beitragen.

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Gesundheitsfördernde Krankenhäuser

Ziele
 die Behandlung und Betreuung von PatientInnen zu optimieren

 die Arbeitssituation von MitarbeiterInnen zu verbessern

 den Nutzen der Gesundheitseinrichtung für die regionale


Bevölkerung zu erhöhen.

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Gesundheitsfördernde Krankenhäuser

Für alle drei Zielgruppen - PatientInnen, MitarbeiterInnen und


regionale Bevölkerung - geht es um die Verbesserung des
Gesundheitsgewinns. Und zwar gemessen an:

• klinischen Outcome

• Lebensqualität / Wohlbefinden

• Zufriedenheit

• Gesundheitswissen und -verhalten (health literacy)


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• Welche Schlüsselinhalte priorisieren gesundheitsfördernde
Krankenhäuser (Schlüsselkärtchen)

• Wer sind gesundheitsfördernde Krankenhäuser, was tun sie


und warum gibt es diese

• Welche drei Schwerpunkte berücksichtigen


gesundheitsfördernde Krankenhäuser geben Sie zu jedem
Schwerpunkt Beispiele

• Welche Ziele setzen sich gesundheitsfördernde


Krankenhäuser

• An welchen Kriterien wird die Verbesserung des


Gesundheitsgewinns gemessen – geben Sie dazu Beispiele

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STRESS IM PFLEGEBERUF

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Was ist „Stress“?

Das Wort Stress bedeutet im englischen Sprachgebrauch Anspannung und ist


ein Wort aus der Physik. Stress bezeichnet dort den Zug oder die Verbiegung auf
Material. Dies kann Materialstress verursachen und zu Materialermüdung
führen.

Hans Selye, ein ungarisch-kanadischer Mediziner und bekannt als „Vater der
Stressforschung“, führte 1950 den Begriff „Stress“ in der Medizin und
Psychologie ein. Er beschreibt Stress als eine unspezifische Reaktion des
Körpers auf jede an ihn gestellte Anforderung, also Druck, Verbiegung und
Anspannung als besondere Belastung.

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Es werden drei Stressarten unterschieden:

•Eustress („eu“, griech. = gut) ist ein positiver, vitalisierender Stress, der mit Spaß und
Freude verbunden ist. Er ist motivierend, steigert die Leistungs- und
Konzentrationsfähigkeit und verlängert die Lebenserwartung.

•Distress (lat. entzweit) ist ein negativ wirkender Spannungszustand, der Körper und
Seele belastet.

•Hypostress („hypo-“, griech. = unter) ist der Stress, der durch Unterforderung,
Langeweile oder mangelnde Anregung ausgelöst wird. Menschen, die beispielsweise
lange Zeit arbeitslos sind, klagen über ähnliche Stressempfindungen wie diejenigen, die
durch zu viel Arbeit belastet sind.

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Stress ist ein fester Bestandteil unseres Lebens und notwendig, um Energien zu mobilisieren,
Herausforderungen anzunehmen und Neues auszuprobieren. Stress ist also nicht immer nur
negativ, sondern das Salz in unserer Suppe. Dieselbe Situation wird von Menschen
unterschiedlich erlebt – sowohl als positiv als auch negativ.

Inwieweit Stress uns krank macht, hängt davon ab, wie wir den Stressauslöser
wahrnehmen, bewerten und schließlich bewältigen. Dies ist abhängig von unseren
Einstellungen, unserer Persönlichkeit und unseren Fähigkeiten. Es kann hilfreich sein,
schon zu Beginn einer möglichen Stressreaktion darüber nachzudenken, ob der
jeweilige Stressfaktor tatsächlich so bedeutend ist, dass man darüber die Ruhe verliert.

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Stressreaktionen dauerhafte Störungen

Körperlich Zittern, Zähneknirschen, allgemeine Verspanntheit, Ticks, leichte


Spannungskopfschmerz Ermüdbarkeit

Vegetativ Schwitzen, Herzklopfen, Übelkeit Migräne, Magengeschwüre, Schwindel

Emotional Gereiztheit, Ärger, Wut, Versagensgefühl Aggression, Depression, Angstzustände

Kognitiv Konzentrationsmangel, Gedankenspiralen, Tagträume, Leistungsstörungen, Rigidität


gleichzeitige Vorhaben (Steifheit)

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Die 11 besten Tipps zur Stressbewältigung

Effektives Zeitmanagement

Zeit ist immer ein Faktor, der mit Stress verbunden ist, nicht nur im Beruf, sondern auch im privaten
Leben. Umso wichtiger ist es, seine Zeit sinnvoll zu strukturieren. Welche Aufgaben sind wichtig und
welche nicht? Setze Prioritäten und erledige die wichtigen Dinge zuerst. Vielleicht können einige ganz
von der To Do-Liste gestrichen werden? Sich die Zeit so einzuteilen, dass du zwischendrin immer mal
wieder einen Moment zum Durchatmen hast, ist eine wahre Kunst. Doch mit etwas Ausprobieren
gelingt es.

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Sich mit Positivem umgeben
Finde heraus, was deine Wohlfühl-Faktoren sind, und versuche so häufig wie
möglich, entsprechende Situationen herzustellen. Ein gutes Buch, der lang
herbeigesehnte Kinobesuch oder ein heiteres Gespräch mit einem guten Freund -
finde heraus, was dich zufrieden macht. Umgib dich mit Menschen, die dich den
Alltagsstress vergessen lassen und dich glücklich machen.

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Ordnung schaffen
Unordnung ist ein wesentlicher Stressfaktor. Wer in einer aufgeräumten
Umgebung lebt und arbeitet, fühlt sich eher wohl. Auch mental sollte so gut
wie möglich Ordnung herrschen. Regele ungeklärte Verhältnisse und
erledige lange vorgeschobene Aufgaben, die dich immer wieder
beschäftigen.

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Entspannungsübungen
Es gibt eine Vielzahl von Übungen, die den Körper vollkommen entspannen
lassen: Autogenes Training, Yoga und Meditation sind nur wenige Beispiele.
Auch Saunabesuche, Massagen und sogenannte Phantasiereisen, die von einem
Sprecher erzählt werden, können zur nötigen Entspannung verhelfen.

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Ernährung
Nicht zu unterschätzen ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Diese ist
ein wesentlicher Bestandteil für das Wohlbefinden des Körpers. Dabei ist es
auch wichtig, viel zu trinken, am besten Wasser oder ungesüßte Säfte oder Tees.

Auch Beschäftigungen mit Essen, wie der bewusste Genuss eines ausgedehnten
Abendessens oder das Kochen des Lieblingsgerichts, können etwas vom
Alltagsstress nehmen.

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Regelmäßig Sport treiben
Sport ist ein wichtiges Ausgleichsmittel zum Berufsalltag. Beim Sporttreiben wird das
überschüssige Adrenalin, das durch den Stress ausgeschüttet wird, über die Muskeln abgeführt.
Sport hilft dabei, die Gedanken schweifen zu lassen und komplett abzuschalten.

Dabei muss es sich keinesfalls um Hochleistungssport handeln - auch ein paar Bahnen
Schwimmen, eine Fahrradtour oder einfache Stretching-Übungen können zum
Wohlbefinden von Körper und Geist beitragen. Wichtig ist, dass du regelmäßig sportlich
aktiv bist.

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Pausen
Lege bewusst Pausen ein. Jeder hat mal einen Tag, an dem alles drunter und
drüber geht. In solchen Situation hilft es, einfach mal innezuhalten. Lass kurz
alles stehen und liegen und höre in dich hinein. Versuche deine innere Ruhe zu
finden.

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Frische Luft
Bewegung an der frischen Luft tut besonders gut und ist gleichzeitig gesund. Bei
einem ausgedehnten Spaziergang oder einer kleinen Runde auf dem Fahrrad
kommst du ganz schnell auf andere Gedanken.

Übrigens: Es ist nachgewiesen, dass ein Spaziergang nicht nur in der Natur,
sondern auch in der Stadt zum Wohlbefinden beiträgt.

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Schlaf
Stress macht sich größtenteils in den wachen Stunden bemerkbar. Umso wichtiger ist es, im Schlaf
abzuschalten. Besonders im Schichtdienst ist das nicht immer leicht. Die tägliche Portion Schlaf
darf dennoch nicht fehlen. Erkunde, wie viel Schlaf du brauchst und versuche, diesen täglich zu
bekommen. Gewöhne dir bestimmte Einschlafrituale an, wie beispielsweise beruhigende Musik
oder eine wärmende Tasse Tee. Auch Lesen ist bekannt dafür, dass es müde macht.

Wer dazu neigt, noch lange nach Erlöschen des Lichts wach zu liegen, dem können meist einfache
Übungen Abhilfe verschaffen: langsam von 100 bis 0 herunterzählen oder die gezielte Entspannung
einzelner Körperteile.

65
Musik
Musik ist die beste Medizin, um die Seele baumeln zu lassen. Aber auch selbst
musizieren, tanzen und singen wirken Wunder. Probier es aus!

66
Stress rauslassen
Wenn nichts mehr geht, lass den Stress einmal völlig raus - natürlich nicht an
anderen! Vielleicht hilft es dir, deinen Frust niederzuschreiben. Oft kann man
sich so die Bedrückung von der Seele schreiben. Auch hier kann Sport wahre
Wunder bewirken.

67
Stressmodell nach Lazarus

68
Nicht jeder Mensch geht mit externen Stressfaktoren wie z.B.
Zeitdruck, Aufgabenvielfalt oder Konflikte im sozialen Umfeld auf
die gleiche Weise um. Einige Menschen werden durch ein und
denselben externen Stressor stärker gestresst und psychisch
beansprucht als andere. Warum ist das so? Eine Erklärung für die
großen Unterschiede bietet das Transaktionale Stressmodell von
Lazarus, das vielen Stresspräventions- und -Behandlungsansätzen
implizit oder explizit zugrunde liegt.

Das transaktionale Stressmodell von Lazarus geht davon aus, dass


die Reaktion auf externe Stressfaktoren maßgeblich von den
Gedanken, Beurteilungen und Bewertungen einer Person in der
jeweiligen Situation bestimmt werden. Stress entsteht, wenn ein
Ungleichgewicht besteht zwischen den Anforderungen, die an eine
Person gestellt werden, und den persönlichen Möglichkeiten und
Ressourcen, die zur Verfügung stehen, um die Anforderungen zu
bewältigen.

69
Eines der bekanntesten Modelle zur Entstehung von Stress ist das transaktionale
Stressmodell nach Lazarus.

Bei diesem Modell werden kognitive, individuelle Bewertungsprozesse als Auslöser von
Stress gesehen. Diese Bewertungsprozesse entscheiden, ob eine Person Stress empfindet
beziehungsweise, ob Stress entsteht, oder eben nicht.

Der Ausgangspunkt des Stressmodells nach Lazarus ist ein bestimmter Reiz, beispielsweise
eine bestimmte Situation oder ein Ereignis. Dieser Reiz wird beim Stressmodell nach
Lazarus dann, auf verschiedenen Ebenen, individuell bewertet.

70
Drei Bewertungsstufen beim Stressmodell nach Lazarus

Beim transaktionalen Stressmodell nach Lazarus werden drei verschiedene


Bewertungsprozesse unterschieden.
Es gibt eine Primäre Bewertung, eine Sekundäre Bewertung und
eine Neubewertung des Reizes.
Diese Bewertungsprozesse müssen nicht zwingend nacheinander ablaufen,
sondern können auch parallel erfolgen.

71
72
Stufe 1. Primäre Bewertung (Primary Appraisal)

Bei der primären Bewertung findet eine Beurteilung statt, ob der Reiz günstig und positiv, stressend oder
eher irrelevant ist. Wenn der Reiz als günstig oder positiv beurteilt wird, wird dieser der Person auch
keinen Schaden zufügen. Um dies zu verdeutlichen, schauen wir uns die Situation (Reiz) “bevorstehende
Klausur“ an. Wird dieser Reiz als günstig empfunden, ist eine Person beispielsweise erfreut, dass das
Lernen bald ein Ende hat, oder das eine Person ihr Wissen endlich zeigen kann. Wenn der Reiz als
stressend empfunden wird, hat eine Person eventuell Prüfungsangst oder zweifelt an den eigenen
Fähigkeiten, um die Klausur zu bestehen. Wird der Reiz also als stressend empfunden, muss eventuell eine
Anpassung des Verhaltens vorgenommen werden.

Stress kann hier in drei verschiedenen Formen auftreten.


Er kann schädigend, bedrohend oder herausfordernd sein und somit verschiedene Auswirkungen haben.
Ist der Reiz schädigend, hat er bereits negative Folgen mit sich gezogen. Ist der Reiz bedrohend, versuchen
Personen die Situation zu umgehen oder zu vermeiden. Langfristig kann es hierbei aber auch zu einer
Schädigung durch den Reiz kommen. Wenn eine Situation als herausfordernd betrachtet wird, lässt sich
eine Person also nicht gleich stressen, sondern betrachtet den Reiz als Herausforderung.

73
Stufe 2. Sekundäre Bewertung (Secondary Appraisal)

Wird beim Stressmodell nach Lazarus eine Situation als bedrohlich wahrgenommen, kommt es zu einer zweiten
Einschätzung oder Bewertung des Reizes. Hier spricht man auch von der sekundären Bewertung. Hierbei spielen
die Ressourcen einer Person eine zentrale Rolle. Es wird also beurteilt, ob
bestimmte Bewältigungsfähigkeiten und Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen und realisierbar sind.
Um dies zu veranschaulichen, wird wieder der Reiz “bevorstehende Klausur” betrachtet.
Bewältigungsfähigkeiten sind in diesem Fall die Fähigkeiten einer Person zu lernen. Beispielsweise Intelligenz und
der Wille, ein Thema zu erlernen und zu beherrschen. Unter den Bewältigungsmöglichkeiten kann in diesem Fall
der Aspekt Zeit betrachtet werden. Ist noch genügend Zeit, um ausreichend für die Klausur zu lernen oder ist es
schon unmöglich, alle Themen bis zur Klausur zu beherrschen?

Beim Stressmodell nach Lazarus sind diese Bewertungsprozesse die Grundlage, wie eine Person die Situation
beziehungsweise den Reiz bewältigt. Wenn also noch genug Zeit ist und eine Person die notwendigen
Fähigkeiten für die Klausur besitzt, geht sie anders mit dieser Situation um, als eine Person, die unter Zeitdruck
steht und nicht die notwendigen Fähigkeiten besitzt. Je nachdem, wie eine Situation gemeistert, oder ein Reiz
bewältigt wird, kommt es zu einer Neubewertung des Reizes.

74
Stufe 3. Neubewertung des Reizes (Reappraisal)

Bei der Neubewertung des Reizes wird überprüft, ob die Bewältigung der Aufgabe oder der Situation gelungen
ist, ob diese noch als bedrohlich wahrgenommen wird und ob es zu einer Schädigung durch den Reiz kam. Das
Stressmodell nach Lazarus führt an, dass bei einer erfolgreichen Bewältigung der Situation oder des Reizes,
diese oder dieser bei der nächsten Konfrontation als weniger stressend empfunden werden. Wenn also eine
Person ihre Klausur besteht, obwohl wenig Zeit beim Lernen zur Verfügung stand, ist sie beim nächsten Mal
eventuell weniger gestresst, wenn es wieder zu einer gleichen oder ähnlichen Situation kommt.

75
Stressmodell nach Lazarus: Bewertungsprozesse können sich wiederholen

Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Bewertungsprozesse wiederholen, oft sogar mehrfach. Diese Prozesse sind
außerdem hauptsächlich intuitiv und laufen automatisch ab. Einer Person ist häufig also nicht bewusst, dass sie gerade
einen Bewertungsprozess durchläuft.

Nach dem transaktionalen Stressmodell nach Lazarus entsteht Stress also dann, wenn ein bestimmter Reiz bedrohend
oder schädigend auf eine Person wirkt und der Person nicht die ausreichenden Ressourcen in Form von
Bewältigungsfähigkeiten und Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Das Stressmodell nach Lazarus ist nur
eines unter vielen Modellen, dass die Entstehung von Stress zu erklären versucht, um deutlich zu machen, welche
Faktoren bedeutend sind und welche Prozesse in einer betroffenen Person ablaufen.

76
Praktische Beispiele
Phase 1
Menschen geraten nicht ohne ihr Zutun in stressige Situationen. Sondern dadurch, dass sie ihre
Situation bewerten. Wir können eine Situation positiv, irrelevant oder gefährlich einstufen.

77
Phase 2
Hier wird eine Analyse der verfügbaren Ressourcen durchgeführt. Sind ausreichend
Ressourcen vorhanden, kann die Situation mit diesen Ressourcen gut bewältigt werden und kein
Stress entsteht. Doch gibt es zu wenig Ressourcen (mangelnde Ressourcen) entsteht Stress

78
Phase 3
Sie sind der Herr der Lage und haben Ihren Stresspegel selbst in der Hand.

79
• Definieren Sie den Begriff Stress und die Stressarten

• Welche Stressreaktionen kennen Sie und welche


dauerhaften Schädigungen können auftreten

• Benennen Sie mindestens vier Tipps zur Stressbewältigung


und geben Sie praktische Beispiele

• Referieren Sie über Grundsätze des Stressmodells nach


Lazarus

• Wie lauten die Bewertungsstufen des Stressmodells nach


Lazarus und beschreiben Sie sie – geben Sie auch praktische
Beispiele

80
Verbesserte Stressbewältigung mit

Hilfe des Salutogenese Modelles

von Aaron Antonovsky

81
Einleitung

Stress im Pflegeberuf wird je länger je mehr ein Thema in der Gesellschaft. Es gibt immer
mehr Patientinnen und Patienten, aber die Zahl der Pflegekräfte nimmt stetig ab. Immer mehr
wechseln die Branche oder haben sogar einen Berufswechsel im Sinn. Dadurch wird der
Pflegenotstand immer schlimmer und der Arbeitsaufwand immer grösser. Im Laufe der Zeit
wurden mehr chronische Krankheiten behandelbar, was folglich zu mehreren Wochen
Spitalaufenthalt und vermehrter Pflege zu Hause führt. Man nimmt an, dass dies enorme
Auswirkung auf das Pflegepersonal hat, was sich im Stress wiederspiegelt.

82
Die nächsten Seiten beschäftigen sich mit folgenden Fragen:

•Zeigt sich vermehrt Stress in den Pflegeberufen?

•Welche Faktoren führen zu einer erhöhten Arbeitsbelastung in den Pflegeberufen?

•Was könnte zu einer Arbeitsentlastung führen?

83
Theorien bzw. theoretische Erklärungen von Stress im Pflegeberuf

Die Studie des Staatssekretariat für Wirtschaft „Stress bei Schweizer Erwerbstätigen“ hat es deutlich gemacht: 33%
aus dem Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialwesen haben angegeben, bei der Arbeit das Gefühl zu haben
verbraucht zu sein. Im Vergleich zu anderen Branchen (25%) hebt die Soziale Branche deutlich ab.
In der Langzeitpflege wurde eine Studie durchgeführt bezüglich der körperlichen und emotionalen Beanspruchung.
Bei einem Beschäftigungsgrad von 60% zeigt bereits ein Viertel davon kritische Ausprägung in der Beanspruchung
auf emotionaler und körperlicher Ebene.

Im Nachbarland Deutschland wurde durch das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung im Jahr 2002 eine
repräsentative Umfrage gemacht. Die Studie führt zur Einschätzung, dass die Arbeitsbelastung in allen Bereichen
der Pflege in den vergangenen Jahren zugenommen hat.
Die Krankheitsausfälle, verschlechterte Arbeitssituation sowie die geleisteten Überstunden können als Indikatoren
herangezogen werden.

Durch die immer schwierigeren Arbeitsbedingungen ist der Gedanke an einen Berufsausstieg nicht weit weg. Bei
einer internationalen Studie haben zwischen 18.5% und 36% der Pflegenden häufig daran gedacht aus dem Beruf
auszustiegen.
84
Anhand der Studien ist erkennbar dass die Arbeitsbedingungen immer schlechter werden im
Pflegeberuf. Welche Faktoren dazu führen ist nachfolgend aufgezeigt:

Zeitdruck:
Je grösser das Arbeitsvolumen ist sowie die Fremdbestimmung des Arbeitstempos, desto grösser ist die Gefahr einer
qualitativen Leistungsverschlechterung.
Durch den Pflegenotstand wird das Arbeitsvolumen immer grösser und daher müssen viele Arbeiten gleichzeitig gemacht
werden. 59.1% stimmen der Aussage zu, dass dies eine belastende Arbeitsbedingung ist.

Schichtarbeit:
In das Thema Arbeitszeitgestaltungen fallen die Aspekte wie Arbeitszeiten, Dienstplangestaltung, Erholungsphasen,
Flexibilität und Vorhersehbarkeit. Die Arbeitszeit in der Nacht sowie die Schichtarbeit im Allgemeinen hat für die
Gesundheit und das soziale Leben schädliche Auswirkungen. Nur 10% von allen schichtarbeitenden Personen halten die
unregelmässigen Arbeitszeiten über einen längeren Zeitraum aus. Die Auswirkungen dieser Arbeitszeiten zeigen sich in
Schlafstörungen, Verdauungsproblemen sowie psychischen Problemen.
Allgemein ist eine hohe Flexibilität im Pflegeberuf gefordert, sowohl während der Arbeit als auch für die
unterschiedlichen Dienstzeiten. Überstunden, Mehrarbeit und Wochenendeinsätze sind eher die Regel als die Ausnahme.
Die Arbeitszeiten im Pflegeberuf müssen daher als wenig sozial verträglich eingestuft werden. Regelmäßige
außerberufliche Aktivitäten sind selten möglich.

85
Emotionsarbeit:
Durch die permanente Konfrontation mit Sterbesituationen entsteht eine weitere Belastung. Der Umgang mit
krankheits- oder persönlichkeitsbedingten schwierigen Patienten sowie die soziale Belastung in der
Kooperation mit Ärzten gehört zu den typischen Belastungen von stationären Krankenpflegenden. Ebenso
zählt hierzu das Desinteresse, aggressive Verhalten sowie die Ungeduld von Angehörigen.

Organisatorische Probleme:
Unterbrechungen während der Arbeit durch andere Personen oder fehlendem Material ist ein mögliches
Regulationshindernis im Spital. Oft müssen Umwege gegangen werden, was Zeit kostet, die eigentlich nicht
zur Verfügung steht.

86
Kontextualisierung des Begriffs Stress

Anhand einer Beschreibung eines erlebten Pflegealltags wird der Begriff Stress kontextualisiert, womit die
Theorie auch bestätigt werden kann:

Nach dem ich gestern das Spital um 23:00 Uhr verlassen konnte, möchte ich so schnell wie möglich mein Bett
aufsuchen denn morgen habe ich die Frühschicht. Da muss ich um 7:00 Uhr wieder auf der Matte stehen, was wenig
Schlaf für mich selbst bedeutet.
Der Tag startet ruhig, ich lese mich in die Unterlagen meiner 8 Patienten ein. Zwischendurch gibt es eine
Unterbrechung durch den Rapport der Nachtwache. Die Medikamente werden anschliessend überprüft, dies
geschieht ebenfalls nicht ohne Unterbrechung. Mein Patient klingelt bereits. Nach der Begleitung aufs WC fahre
ich fort mit der Kontrolle.

Endlich kann ich meine morgendliche Runde starten. Bis ich allen 8 Patienten die Medikamente abgegeben habe,
Blutdruck sowie Gewicht gemessen habe ist es bereits 8:30 Uhr. Eigentlich wäre jetzt Zeit für die Pause, doch der
Assistenzarzt taucht unerwartet auf und möchte Visite machen. Also verschiebe ich die Pause auf später. Um 9:00
Uhr liegt ein kurzer Kaffee in meinem Zeitplan. Aber bereits 10 Minuten später stehe ich wieder in einem
Patientenzimmer und beginne mit der ersten Körperpflege bei einem meiner 8 Patienten. Zwischendurch gibt es
immer wieder Unterbrechungen; ein anderer Patient klingelt, ein Telefonanruf um interdisziplinäre Sachen zu
besprechen oder weil es Notfall klingelt - welcher meist ein Fehlalarm ist. So geht dies den ganzen Morgen lang.

87
Nach den 36 Minuten Mittag wird dokumentiert, Verbände gewechselt oder Infusionen angehängt. Um 15:00 Uhr
wird die Übergabe an den Spätdienst gemacht. Die Stationsleitung informiert uns, dass die Kollegin vom morgigen
Frühdienst krankheitsbedingt ausfällt. Sie bittet mich einzuspringen. Da das Team auf mich angewiesen ist, willige
ich ein. Das wäre dann mein 6. Arbeitstag in Folge, mit nur einem freien Tag im Anschluss. Nach Arbeitsschluss
teile ich meinen Freunden mit, dass ich morgen nicht mit ihnen Mittagessen kann, da ich arbeiten muss. Das Kino
für den Abend sage ich ebenfalls ab, da ich einfach ein paar Stunden Schlaf brauche um am nächsten Tag wieder
einigermaßen erholt mit der Arbeit beginnen zu können.

88
Schluss:

Berufliche Interventionsmöglichkeiten

Studien haben bewiesen, dass Personen in Pflegeberufen häufig unter Stress oder deren Symptomen leiden.

Um die Stresssensoren wie Zeitdruck, Schichtarbeit, Emotionsarbeit und Organisation etwas zu dämpfen,
gibt es folgende Vorschläge:

Um den Zeitdruck und die Arbeitsabläufe zu optimieren, wäre das abdelegieren von Aufgaben eine gute
Lösung. Somit könnten Praktikanten oder Auszubildende eine gute Hilfe sein und dabei lernen wie man
selbständig arbeitet. Dabei darf aber eine gute Einführung in diverse Arbeitsabläufe nicht vergessen gehen.

89
Ebenso wäre es hilfreich, wenn man eine bessere interdisziplinäre Zusammenarbeit anstrebt. Dabei sollte sich
beispielsweise der Arzt mit den Pflegenden in Verbindung setzen und absprechen um welche Zeit es passend wäre für eine
Visite.

Die Schichtarbeit ist unvermeidbar in einem Pflegeberuf. Trotzdem könnte man die Mitarbeiter bei der Arbeitsplanung
miteinbeziehen und zusammen ein Arbeitszeitmodell entwickeln das den Bedürfnissen der Mitarbeiter entspricht.

Die Emotionsarbeit ist ebenfalls unvermeidbar. Jedoch sollte man Platz schaffen um über belastende Situationen sprechen
zu können. Dies dient auch dazu, Erlebtes zu reflektieren, daraus zu lernen und die Situation nicht mit „nach Hause“ zu
nehmen.

Bei den Organisationsproblemen sollte vielleicht ein Back-Office eingerichtet werden. Diese Person übernimmt alle
Koordinationsaufgaben und nimmt die Telefone ab. Sie erledigt kleine Botengänge. Ebenso sollten ruhige Arbeitsplätze
geschaffen werden, damit man ungestört seine Dokumentation führen oder die Medikamente kontrollieren kann. In dieser
Zeit könnte das Back-Office bei den klingelnden Patienten vorbeigehen.

90
Literaturverzeichnis
Braun, B. & Müller, R. (2005). Arbeitsbelastung und Berufsausstieg bei Krankenschwestern. Pflege und
Gesellschaft, 10 (3), 131-133
Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin [BAUA]. (2005). Probleme und Lösungen in der Pflege aus Sicht
der Arbeits- und Gesundheitswissenschaften. Dortmund, Berlin, Dresden: Bundesamt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin.
Lazarus, R. & Folkman, S. (1984). Stress, Appraisal, and Coping. New York: Springer Publishing Company, Inc.
Leibhold, A. (2011). Masterarbeit: Arbeit in der Pflege bis ins Pensionsalter. Luzern.
Leuenberger, B. (2012). Menschen in Pflege- und Betreuungsberufen sind stark Burnout gefährdet. Verbraucht und
ausgelaugt, (5), 8-10.
Pfeiffer, S. (2012). Stress und Burnout verstehen und Bewältigen. [Elektronische Version]. Psychiatrie & Seelsorge
Seminarheft,12, 26.
Wippert, P. & Beckmann, J. (2009). Stress- und Schmerzursachen verstehen. Stuttgart: Thieme.

91
Keine Frage, unser Beruf ist stressig.

Wir müssen hohen Anforderungen nachkommen, haben viel Verantwortung und zu wenig Autorität. Es ist bekannt und
durch Studien belegt, dass sich die extreme Belastung negativ auf unsere physische und psychische Gesundheit
auswirkt. Durch arbeitsbezogenen Stress unterlaufen uns Fehler und wir haben weniger Mitgefühl für die Patienten —
die pflegerische Qualität leidet.

Der Kontakt mit dem Tod ist auf einer Intensivstation unvermeidbar. Manche Patienten sterben am Tag ihrer
Einlieferung, andere erliegen ihrer Erkrankung erst nach ein paar Tagen oder Wochen. Gerade der Tod von Patienten,
die man über einen längeren Zeitraum betreut hat, geht nicht spurlos an uns vorüber. Auch die Angehörigen
verlangen so einiges von den Pflegekräften ab. Sie haben viele Fragen und verstehen oft nicht, wie schlecht es dem
Patienten wirklich geht.

92
R i n d e r
R STÄ RK E
T RE S SV E e np fl e ge
S nd Kra n k
dh e i t s- u
Ge su n

93
Sei perfekt!
Hinter diesem Stressverstärker steht der Wunsch nach Selbstbestätigung und nach
Anerkennung durch leistungsorientiertes Denken. Wer leistungsmotiviert ist, will etwas gut oder
noch besser machen.

Wird dieser Beweggrund übermächtig, kommt es zu einer besonders starken Stressanfälligkeit


in Situationen in denen Ablehnung durch eigene Fehler denkbar ist. Hier wird unter allen
Umständen versucht durch eine perfektionierte Verhaltensweise, Fehlern auszuweichen.
Problematisch wird es, wenn dieser Perfektionismus in alle Lebensbereiche eingreift, beruflich
sowie privat. Dies führt unweigerlich in die Selbstüberforderung und schließlich zu Erschöpfung
(vgl. Kaluza 2015: 233).
Es ist besonders wichtig, im Arbeitsumfeld auch Fehler machen zu dürfen und sich nur um
Perfektion zu bemühen, wo es sich lohnt. Besonders im Krankenhausalltag ist dies oftmals
eine große Herausforderung über „Fehler oder Beinahe-Fehler“ sprechen zu dürfen und
erfordert ein sehr gutes Arbeitsklima im Interdisziplinären Team.

94
Sei beliebt!

Der Wunsch nach „Dabei sein“ und auch angenommen sein, steht hinter diesem
Stressverstärker. Wird dieser Beweggrund übermächtig, kommt es zu einer besonders
großen Stressanfälligkeit in Situationen, in denen Abweisung denkbar ist. Hier ist es
besonders wichtig die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Durch das Zurückstellen
eigener Bedürfnisse und Interessen kann dies auf längere Sicht zur Selbstüberforderung
und Burnout führen.

95
Behalte die Kontrolle!

Hinter diesem Stressverstärker steht der Wunsch nach Sicherheit und alles kontrollieren zu

können. Wird dieser Beweggrund übermächtig, kommt es zu einer besonders hohen

Stressanfälligkeit in Situationen, in denen Fehlentscheidungen und Risiken drohen. Es fällt

diesen Menschen schwer, Tätigkeiten abzugeben oder anderen aufzutragen. Dies löst

längerfristig eine Überforderung aus.


96
Sei unabhängig!

Hinter diesem Stressverstärker steht der Wunsch nach Selbstbestimmung und persönlicher
Unabhängigkeit. Es tritt eine besonders hohe Stressanfälligkeit in Situationen der eigenen
Hilfsbedürftigkeit und in Notsituationen auf. Diese Menschen erledigen Aufgaben am liebsten
allein. Es fällt ihnen schwer Andere um Unterstützung und Hilfe zu bitten und sich
anzuvertrauen. Dieses übertriebene Verhalten, nicht das gesunde Streben nach Unabhängigkeit,
führt längerfristig ebenfalls zu Überforderung und Erschöpfung.

Stressverstärker betreffen uns alle. Pflegepersonen leisten fantastische Arbeit – mit


PatientInnen – Tag für Tag. All diese Personen zeichnen sich durch besondere Fähigkeiten
aus. Sie unterstützen und helfen andere im Alltag, haben immer ein offenes Ohr für ihre
PatientInnen, Angehörige und KollegInnen im multiprofessionellen Team. Pflegepersonen
geben viel. Beruflich sowie privat ist der Blick oft auf die Familie gerichtet.
Nur der Blick für sich selbst ist für Pflegepersonen oftmals verloren gegangen!

97
• Welche Arbeitsbedingungen im Pflegeberuf können zu
Stress führen, geben Sie Beispiele; was können wir dagegen
tun
• Was sind Stressverstärker in der Gesundheits- und
Krankenpflege

98
Salutogenese
99
Was ist Salutogenese?
Definition und Modell nach Antonovsky
Nur die Wenigsten haben von Salutogenese schon einmal was gehört.
Ganz einfach gesagt ist es die Entstehung von Gesundheit. Also ein
Thema, das für jeden interessant ist.

Der Begriff Salutogenese wurde in den 1970er Jahren von dem israelischen Soziologen Aaron
Antonovsky geprägt und bedeutet wörtlich übersetzt Entstehung von Gesundheit. Schon mit
dieser Wertschöpfung wollte er deutlich machen, dass es ihm darum geht, einen Kontrapunkt zu
dem in der Medizin vorherrschenden Weltbild der Pathogenese setzen.
Dieses beschäftigt sich ausschließlich mit der Entstehung und Bekämpfung von Krankheiten.
Antonovsky betont aber ausdrücklich, dass beide Konzepte ihre Berechtigung haben und
sich sinnvoll ergänzen können.

100
Antonovsky erkannte, dass die Medizin große Heilungspotenziale verschenkte und entwickelte auf
dieser Basis sein Modell der Salutogenese.
Er richtet in seiner Theorie den Fokus nicht auf die Beseitigung von Krankheit, sondern auf die
Entwicklung von Gesundheit unter Einbeziehung verschiedener Faktoren. Ausgangspunkt seiner
Überlegungen waren Ergebnisse der Stressforschung. Sie zeigten, dass Menschen mit bestimmten
Situationen verschieden umgehen und daraus verschiedene gesundheitliche Konsequenzen entstehen.

Außerdem geht es im weiteren Verlauf auch um das Stress vermeiden. Antonovsky erarbeitete
verschiedene Faktoren, die er eng mit dem Prozess der Salutogenese verknüpfte. Die
entscheidenden Kriterien zur Bewältigung von potenziell gesundheitsschädigenden
Stressfaktoren sind in seiner Theorie das sogenannte Kohärenzgefühl und die
individuellen Widerstandsfaktoren.

101
Das Antonovsky Modell - "Das Leben ist ein Fluss"

Antonovsky hat die unterschiedlichen Auffassungen seines Modells und der klassischen Medizinlehre in
einer Metapher sehr plastisch dargestellt. Darin beschreibt er das Leben als Fluss, in dem sich der Mensch
schwimmend behaupten muss. Im Flussverlauf treten immer wieder neue Situationen und potenzielle
Gefahrenquellen auf.

102
Die Fließgeschwindigkeit ändert sich ständig, von träge dahin gleitendem Wasser bis zu
bedrohlichen Stromschnellen. Immer wieder tauchen Strudel auf, die
eine Herausforderung darstellen. Abbiegungen verlangen von dem Schwimmer eine
Entscheidung, in welche Richtung es weitergehen soll.

Die klassische Medizin sieht ihre Rolle in diesem Bild darin, den Schwimmer immer
dann, wenn er in Gefahr gerät und zu ertrinken droht, aus dem Fluss zu reißen. Wenn er
nach der Wiederherstellung in den Strom entlassen wird, hat er aber nicht gelernt, besser
mit den Gefahren umzugehen. Die gleiche bedrohliche Situation kann immer wieder
auftauchen.

Genau an diesem Punkt setzt die Denkweise der Salutogenese an. Sie beschäftigt sich mit
der Frage, was den Schwimmer in die Lage versetzt, besser mit den Bedingungen im Fluss
umzugehen. Ihr Ziel ist es, den Menschen zu einem besseren Schwimmer zu machen.
Stressprävention und Stressmanagement sind also entscheidende Punkte der Salutogenese.

103
Krankheit orientiert sich an subjektiv empfundenen oder objektiv feststellbaren Symptomen und Organ- und
Funktionsbeeinträchtigungen, die behandelt werden müssen. Sie können sich auf körperlicher, geistiger oder
psychischer Ebene zeigen. Ausgehend von dieser Perspektive wird Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit
betrachtet.

Antonovskys Auffassung dieser Zusammenhänge geht von einer ganz anderen Grundvorstellung aus. Für ihn
sind Menschen sowohl gesund als auch krank. Er beschreibt Gesundheit als einen Zustand, in dem Menschen
wenig krank und Krankheit als einen, in dem sie wenig gesund sind. Zwischen diesen beiden Polen gibt es
verschiedene Abstufungsgrade, auf denen sich die Betroffenen bewegen. Antonovsky geht davon aus, dass
jeder das grundsätzliche Bestreben hat, die gesundheitlichen Anteile zu vermehren und dadurch gesünder zu
werden.

Dementsprechend zielt das Konzept der Salutogenese darauf ab, die Menschen dabei zu unterstützen, ihr
gesundheitliches Potenzial zu stärken. Es setzt bei der Nutzung der jeweils vorhandenen Ressourcen an. Da
deren Ausprägung durch verschiedene Faktoren bestimmt wird, bezieht Antonovsky diese auch in seine
Definition von Gesundheit mit ein.
Wie andere Vertreter der Biomedizin geht er davon aus, dass Gesundheit von physischen, psychologischen
und sozialen Aspekten abhängt, die sich gegenseitig beeinflussen. Sie ist eng mit individuellen und
kollektiven Wertesystemen und Verhaltensmustern verbunden, die sich in der Denkweise, dem Verhalten und
den persönlichen Lebensstilen manifestieren.
104
Kohärenzgefühl und Widerstandsfaktoren

Das Kohärenzgefühl sorgt bei gesunden Menschen dafür, dass


sie widerstandsfähig und gesund durchs Leben kommen.

105
Antonovsky stellte im Verlauf seiner Beobachtungen fest, dass gesunde Menschen über eine
bestimmte geistig-seelische Globalorientierung verfügen. Er nannte diese
Fähigkeit Kohärenzgefühl. Es stärkt die Widerstandsfähigkeit und verhilft den Menschen, im
Leben gut zurecht zu kommen und gesund zu bleiben, wenn es gut ausgeprägt ist.

Es kann als Wahrnehmungs- und Beurteilungsmuster angesehen werden, dessen Entwicklung sich
im Kindes- und Jugendalter vollzieht. Sie wird durch familiäre, gesellschaftliche und soziale
Faktoren beeinflusst und durch drei Komponenten definiert.

106
Verstehbarkeit:
Menschen mit guter Ausprägung erleben die Welt als vorhersehbar, strukturiert und
verständlich.

Handhabbarkeit:
Damit wird der Grad der Überzeugung von Menschen ausgedrückt, mit den
vorhandenen Ressourcen, Herausforderungen und Probleme bewältigen zu können.

Sinnhaftigkeit:
Der Blick hinter die Sinnhaftigkeit von Lebensvorgängen veranlasst Menschen dazu zu
glauben, dass ihre Handlungen einen Wert unabhängig vom Ausgang haben.

107
108
109
Empowerment

Eine Methode der Gesundheitsförderung stellt das sogenannte


Empowerment (Ermächtigung, Befähigung) dar.

Diese Strategie zielt im Sinne des salutogenetischen


Kohärenzsinns auf die eigene Befähigung ab, die Lebenswelt für
sich selbst adäquat gestalten zu können

110
Stellt das Kohärenzgefühl eine Grundhaltung dar, inwiefern Individuen
Ressourcen für sich selbst zur Förderung der eigenen Gesundheit nützen können,
so ist Empowerment auf die Bestärkung der autonomen Bemächtigung gerichtet,
ein gesundes Leben zu führen.

Diese Methode bezieht sich nicht nur auf ein reines Empfinden, sondern stellt
einen Ansatz dar, der Menschen bekräftigen soll, gesundheitsrelevante Faktoren
eigenverantwortlich in ihren Lebensalltag zu integrieren. So kann Empowerment
folgendermaßen definiert werden:

[Es ist] die Befähigung von Individuen, Gruppen und Gemeinschaften


mitzubestimmen, wie ihre Gesundheit gefördert werden soll und sie zu
unterstützen, die dafür notwendigen Kompetenzen zu erwerben, damit sie ein
höheres Maß an Kontrolle und Einfluss zur Verbesserung ihrer Gesundheit
übernehmen können.
111
Empowerment ist also eine Strategie, Menschen darin zu bestärken, in verschiedenen Situationen
autonom gesundheitsbewusst zu handeln. Die Teilhabe an einem gesundheitsbewussten,
selbstbestimmten Leben soll durch die Hilfe von ExpertInnen ermöglicht werden.

Das Ziel besteht darin, eigenständig die Kontrolle über adäquate Verhaltensmuster zu erreichen, da
dies eine wesentliche Voraussetzung für das physische und psychische Wohlbefinden darstellt.

Dabei haben die GesundheitsförderInnen die Aufgabe, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Das heißt,
es liegt an ihnen, „die Möglichkeiten zu verbessern, damit Betroffene ihre Interessen besser
vertreten können – und nicht diese Interessen für die Betroffenen zu vertreten“

112
Wie sieht nun der Einsatz dieser Methode in der Praxis aus?

Leitfragen die im Zuge dieses Prozesses verfolgt werden, sind

• z.B. „Unter welchen Bedingungen gelingt es Menschen, eigene Stärken zusammen mit anderen
zu entdecken?

• Was trägt dazu bei, dass Menschen aktiv werden und ihre eigenen Lebensbedingungen gestalten
und kontrollieren?

• Was können [ExpertInnen] dazu beitragen, um verschiedene Formen von Selbstorganisation zu


unterstützen?“

113
In der Praxis kann folgendermaßen auf diese Fragen eingegangen
werden:

Menschen sollen beispielsweise hinsichtlich ihrer Probleme und Bedürfnisse dazu befähigt
werden, die eigenen Handlungsspielräume zu erkennen.

Weiters können Profis / GesundheitsberaterInnen Informationsquellen und Orientierungshilfen


aufzeigen und gemeinsam mit ihren KlientenInnen/PatientInnen Lösungsansätze erarbeiten und
sie in ihrer Fähigkeit zur Gesundheitsförderung bestärken.

Alle diese Maßnahmen können auch auf Veränderungen der externen Faktoren (Finanzen,
Arbeitsplatz) hinauslaufen. Schließlich zählt z.B. auch die Mediation zu den praktischen Methoden
des Empowerments.

114
Somit leistet Empowerment einen wesentlichen Beitrag in der Pflege, weil dadurch die
Selbstbestimmung und die Ausübung von autonomen Handlungen bestärkt werden.

Menschen werden in ihrer Selbstpflege aktiviert, wodurch die Selbständigkeit und damit der Bedarf an
Pflegebedürftigkeit reduziert werden kann.

Die Anwendung der Methode fordert im Sinne der Vorbildrolle auch die
Pflegepersonen selbst heraus, da es nicht immer einfach ist, Empowerment bei
sich selbst anzuwenden.

115
• Wie definiert Antonovsky den Begriff Salutogenese

• Beschreiben Sie das Antonovsky Modell (das Leben ist ein


Fluss)

• Was bedeutet der Begriff Kohärenzgefühl

• Nennen Sie mindestens vier Übungen aus dem „Erste Hilfe


Koffer“ der Salutogenese, geben Sie praktische Beispiele

• Was bedeutet der Begriff Empowerment

• Wie sieht das Empowerment in der Praxis aus

116
Transtheoretisches Modell von
Prochaska und DiClemente

117
Das transtheoretische Modell des Wandels scheint zu verstehen, wie sich Menschen angesichts
suchterzeugender Verhaltensweisen verändern.Es wurde 1982 von den Psychologen James Prochaska und Carlo
DiClemente entwickelt.
Diese Forscher haben versucht zu verstehen, wie und warum sich Menschen verändern, entweder alleine oder mit
Hilfe eines Therapeuten. Diese Autoren beschrieben eine Reihe von Schritten, durch die eine Person, die eine
Gewohnheit aufgeben möchte, geht wie die Verwendung von Drogen oder stark verarbeiteten Lebensmitteln. Dies
gilt auch für die meisten jährlichen Ziele, die viele von uns festlegen.

Diese Schritte sind auf den Wandel anwendbar, den Menschen für sich selbst vorschlagen und tun, aber auch auf
den Wandel, der mit Hilfe eines Therapeuten vorgenommen wird. Mit anderen Worten,ob in oder außerhalb der
Therapie, Menschen scheinen ähnliche Phasen zu durchlaufen und ähnliche Prozesse zu verwenden.

118
Bei diesem Ansatz Motivation wird als der aktuelle Zustand einer Person oder die Phase der Vorbereitung
auf Veränderung verstanden. Dies ist wichtig, weil wir das Wort "Motivation" oft falsch verwenden. Während
diese Motivation für jeden Prozess der persönlichen Veränderung unerlässlich ist.

Das Rad der Veränderung des transtheoretischen Modells der Veränderung


Das "Rad des Wandels", das aus Prochaska-DiClementes transstheoretischem Veränderungsmodell
hervorgeht, erkennt die Existenz von vier, fünf oder sechs Stufen in Form eines (Kreis-) Rades. Daher gehen
Menschen, die erwägen, Suchtverhalten zu eliminieren, durch die verschiedenen Stadien des Rades, als ob sie durch
sie hindurch rutschen würden.
Die Tatsache, dass das Rad ein Kreis ist, spiegelt eine Realität wider: in jedem Veränderungsprozess,Die Person
geht mehrere Male durch den Prozess, bevor sie eine stabile Veränderung erreicht.So stellten Prochaska und
DiClemente in ihren ersten Befragungen bei Rauchern fest, dass Raucher das Rad drei- bis siebenmal umkreisten
(durchschnittlich etwa vier Mal), bevor sie das Rauchen freiwillig aufgaben.

Dieses Rad betrachtet den Rückfall auch als ein normales Ereignis oder einen anderen Zustand der
Veränderung.Manchmal sagen Psychologen ihren Patienten: "Jeder Punkt des Konsums oder Rückfalls bringt Sie
der Genesung näher".

119
Pre-contemplation Stadium

Der Einstiegspunkt des Änderungsprozesses ist die Phase "Precontemplation".Die


Person hat noch nicht erkannt, dass sie ein Problem hat oder eine Veränderung in
ihrem Leben vornehmen muss. Ein "Vorbedachter" ist jemand, der weiß, dass er
ein Problem hat, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist.

120
Betrachtungsstufe
Sobald ein Problembewusstsein auftaucht, tritt die Person in eine Phase der Ambivalenz ein: die Phase der
"Kontemplation".Die kontemplative Person berücksichtigt und lehnt gleichzeitig die Veränderung
ab. Die Erfahrung des kontemplativen Menschen wird als eine Art Oszillation zwischen den Gründen der
Veränderung und den Gründen für die Fortsetzung beschrieben.

Jemand, der Probleme mit Alkohol hat und sich in dieser Phase befindet, kann zum Beispiel so etwas sagen
wie: "Ich glaube nicht, dass ich ein Problem mit Alkohol habe, ich trinke vielleicht zu viel für meine
Gesundheit. aber ich glaube nicht, dass ich mehr trinke als der Rest meiner Freunde, ich kann aufhören zu
trinken, wann immer ich will. " Wie wir sehen können, ist dies ein Stadium, in dem die Person ein
Gefühl der Kontrolle hat, obwohl sie ein Problem hat.

121
Bestimmungsstufe
Das Stadium der Bestimmung, im transstheoretischen Modell der Veränderung, ist wie
ein Fenster zu einer Gelegenheit, die die Tür zu einer neuen Zeitperiode öffnet. Wenn
während dieser Zeit die Person eintritt Phase der Aktion, der Prozess der
Veränderung geht weiter. Im umgekehrten Fall kehrt die Person in die Phase der
Kontemplation zurück.

Aktionsschritt

Die Phase der "Handlung" ist diejenige, die die Menschen am häufigsten als Beginn der
Therapie sehen. Hier ist die Person in Handlungen involviert, die zu Veränderungen
führen.
Die meisten Menschen, die mit dem Rauchen aufhören, machen es zum Beispiel
alleine.Das Ziel in diesem Schritt ist eine Änderung des zu lösenden
Problems.Änderungswille garantiert jedoch nicht, dass Änderungen im Laufe der Zeit
beibehalten werden.

122
Die Herausforderung besteht darin, die im vorherigen Schritt erzielte Veränderung beizubehalten,
um einen Rückfall zu verhindern.

Entgiftung, Reduzierung des Alkoholkonsums oder Abnehmen ist ein erster Schritt in der Veränderung,
gefolgt von der Herausforderung, Abstinenz oder Mäßigung aufrechtzuerhalten.

123
Rückfall

Schließlich Wenn der Rückfall eintritt, ist es die Aufgabe der Person, sich wieder um das Rad zu
drehen anstatt in dieser Phase still zu stehen.

Reisen oder Rückfälle sind normal, Ereignisse werden erwartet, wenn jemand versucht, ein langfristiges
Verhalten zu ändern.
Wie wir gesehen haben, beinhaltet das transtheoretische Modell der Veränderung eine Reihe von
Schritten, die in einer kreisförmigen Weise angeordnet sind. Eine Person, die ein Suchtverhalten ändern
möchte durchläuft diese Stufen auf unbestimmte Zeit, bis sie es endlich schafft, die Veränderung zu
bewahren.

124
Konsequenzen für die Pflege
Wenn der Gesundheitsberater erkennt, in welcher Phase sich
der Patient befindet, kann er gezielt darauf reagieren.

Konsequenzen für die Pflege – Wann kann die Pflegeperson Unterstützen?

In der Aktions- bzw. Aufrechterhaltungsphase:


Maßnahmen die einer Veränderung unterstützen
In der Vorerwägungsphase:
Schulung und Bewusstseinsförderung

In der Erwägungsphase:
Stärkung der Selbstmotivation
In der Zugeständnisphase:
Strategien zur Entscheidungsfindung

Dieses Modell ist für die Gesundheitsvorsorge bestens geeignet, weil innerhalb weniger Minuten erkannt
werden kann, welche Art der Unterstützung der Patient braucht.
125
126
Gesundheitsprozess

Im Pflegeprozess sehen die Pflegepersonen sich in der Rolle der Experten und

die Patienten in der Rolle der Teilnehmer.

Im Gesundheitsprozess ist der Patient Experte und die Pflegeperson

Vermittler und Begleiter.“

127
1. Bedürfnisse und Prioritäten erkennen

2. Festlegung des Ziels – operationale Ziele,


diese sollen erreichbar, messbar und relevant
sein, d.h. in Übereinstimmung mit den
übergeordneten Zielen und Bedürfnissen des
Pat. stehen – Operationale Ziele können den

Pro
kognitiven; affektiven; und Verhaltensbereich
betreffen

3. Auswählen des Weges – mittels


zes
s
verschiedener Methoden (Gespräche,
Gruppenarbeiten, Übungen, Spiele,
Rollenspiele ...) sch
ritt
e:
4. Festlegen des benötigten Ressourcen

5. Planen der Evaluierungsmethode –


prozessorientiert oder ergebnisorientiert

6. Festlegen eines Aktionsplanes

7. Umsetzend der Maßnahmen = Aktion

8. Evaluation

128
• Beschreiben Sie mit eigenen Worten das Modell von
Prochaska und DiClementi

• Nennen und erklären Sie die einzelnen Phasen des Modells


von Prochaska und DiClementi

• Was für Konsequenzen hat das Modell von Prochaska und


DiClementi für die Pflege

• Beschreiben Sie den Gesundheitsprozess und die einzelnen


Prozessschritte

129
Berufskrankheiten Definition

Berufskrankheiten sind Schädigungen der Gesundheit, welche durch die versicherte Tätigkeit verursacht und in der
Liste der Anlage 1 zum ASVG angeführt sind. Im Gegensatz zum Arbeitsunfall entstehen sie oft schleichend, über
viele Jahre hinweg. Verursacht werden diese Gesundheitsschäden durch bestimmte Stoffe ( z.B. Blei, Asbest oder
Benzol), ionisierende Strahlen oder besondere Einwirkungen ( z.B. Erschütterungen bei der Arbeit mit einem
Presslufthammer, Vibrationen, Lärm oder Dunkelheit). Manche Erkrankungen werden nur bei Erfüllung bestimmter
gesetzlicher Voraussetzungen anerkannt, wie z.B. Staublungenerkrankung oder Hauterkrankungen.

130
Ausschließlich 53 im Anhang (Anlage 1) zum ASVG gelistete Krankheiten gelten derzeit
in Österreich als Berufskrankheiten. In dieser Liste finden sich ausschließlich physisch
und chemisch bedingte Krankheiten. Die häufigsten Berufskrankheiten waren im Jahr
2017 Lärmschwerhörigkeit, Hauterkrankungen, Asthma bronchiale sowie Atemwegs- und
Lungenerkrankungen. Männer sind von anerkannten Berufskrankheiten stärker betroffen
als Frauen, z.B. von Schwerhörigkeit infolge von Lärm oder von bösartigen Neubildungen
des Rippenfelles, der Lunge und des Kehlkopfs durch Asbest.

131
Rechtliche Aspekte

Der Schutz von Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmern vor Berufskrankheiten ist gesetzlich geregelt. Kommt es
dennoch zu gesundheitlichen Schäden, können sich Betroffene an die AUVA wenden. Wenn eine Krankheit als
Berufskrankheit anerkannt wird, übernimmt die Sozialversicherung sowohl Heilbehandlung und Rehabilitation
als auch unter bestimmten gesetzlichen Voraussetzungen die finanzielle Entschädigung der
Betroffenen bzw. Hinterbliebenen.

Da nur im Anhang zum ASVG aufgezählte Krankheiten als Berufskrankheiten anerkannt werden können,
kommt es mitunter zu einzelnen Härtefällen. Um diese Härten auszugleichen, können mithilfe der
„Generalklausel“ Krankheiten im Einzelfall als Berufskrankheiten anerkannt werden. Sie müssen nachweisbar
berufsbedingt sein. Zudem muss der Träger der Unfallversicherung aufgrund gesicherter wissenschaftlicher
Erkenntnisse feststellen, dass die Krankheit ausschließlich oder überwiegend durch die Verwendung
schädigender Stoffe oder Strahlen entstanden ist. Die Gesundheitsministerin/der Gesundheitsminister muss
dieser Feststellung zugestimmt haben. Diese Feststellung allein führt noch nicht zu einer Erweiterung der Liste
der Berufskrankheiten, sondern stellt eine Berufskrankheit nur in diesem einzelnen Fall fest.
132
Arbeitsunfall
Unter einem Arbeitsunfall versteht man einen Unfall, der sich im örtlichen, zeitlichen und ursächlichen
Zusammenhang mit der Beschäftigung des Mitarbeiters bzw. mit der selbständigen Erwerbstätigkeit eines
Unternehmers ereignet hat.

Beispiel:
Die Verätzung der Speiseröhre durch Trinken eines Spülmittels aus einer im Betrieb herumstehenden
Flasche gilt als Arbeitsunfall.
Der Unfall, den ein Dienstnehmer durch Trunkenheit oder Streitigkeiten am Arbeitsplatz erleidet, ist
nicht als Arbeitsunfall anzusehen.

133
Darüber hinaus anerkennt das Gesetz noch einige andere Unfallsituationen als Arbeitsunfall, von
denen die folgenden hervorzuheben sind:

Wegunfall
Arbeitsunfälle sind auch Unfälle, die sich auf einem mit der Beschäftigung zusammenhängenden Weg von der
Wohnung zur oder von der Arbeitsstätte zur Wohnung des Beschäftigten ereignen.

Beispiel:
Ein Arbeitsunfall liegt vor, wenn sich ein Unfall auf dem Weg zu einer Einladung zum Essen ereignet,
bei dem geschäftliche Besprechungen abgehalten werden und der Dienstnehmer auf Grund seiner
Dienststellung zur Teilnahme geradezu verpflichtet war.

134
Arztbesuch
Arbeitsunfälle sind auch Unfälle, die sich auf einem Weg von der Wohnung oder von der Arbeitsstätte zum Arzt und
anschließend am Weg zurück ereignen,
•sofern dem Dienstgeber der Arztbesuch vor Antritt des Weges bekanntgegeben wurde, oder
•sich der Beschäftigte der Untersuchung aufgrund gesetzlicher Vorschriften (meldepflichtige Krankheiten) oder
aufgrund einer Anordnung der Österreichischen Gesundheitskasse unterziehen musste.

Beispiel:
Wird der Dienstnehmer von seinem Dienstgeber zum Arzt geschickt, um eine
Krankenstandsbestätigung einzuholen und ereignet sich dabei ein Unfall, so handelt es sich um einen
Arbeitsunfall.

135
Meldepflichten des Arbeitnehmers
Arbeitnehmer haben
•jeden Arbeitsunfall,
•jedes Ereignis, das beinahe zu einem Unfall geführt hätte, und
•jede von ihnen festgestellte ernste und unmittelbare Gefahr für Sicherheit oder Gesundheit,
unverzüglich den zuständigen Vorgesetzten oder den sonst dafür zuständigen Personen zu melden.

Fortbildung
Ebenso als Arbeitsunfälle gelten Unfälle, die sich beim Besuch beruflicher Schulungs- bzw.
Fortbildungskurse ereignen, soweit dieser Besuch geeignet ist, das berufliche Fortkommen des
Beschäftigten zu fördern.

136
Unfallmeldung des Arbeitgebers
Der Arbeitgeber hat jeden Arbeitsunfall, durch den
•eine unfallversicherte Person getötet oder
•mehr als drei Tage völlig oder teilweise arbeitsunfähig geworden ist,
längstens binnen fünf Tagen der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt zu melden.
Für diese Meldung ist der von der Unfallversicherung aufgelegte Vordruck in dreifacher Ausfertigung
heranzuziehen.

Die Formulare betreffend die Schadensmeldung gibt es online bei der AUVA.
Weiters sind Arbeitgeber verpflichtet, dem Arbeitsinspektorat tödliche und schwere Arbeitsunfälle unverzüglich
zu melden, sofern nicht eine Meldung an die Sicherheitsbehörde erfolgt.

137
Evaluierung nach Arbeitsunfällen
Arbeitgeber sind verpflichtet, die für die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer bestehenden
Gefahren zu ermitteln und zu beurteilen.

Die Ermittlung und Beurteilung der Gefahren ist erforderlichenfalls zu überprüfen und anzupassen
•jedenfalls aber nach Unfällen,
•aber auch bei sonstigen Umständen oder Ereignissen, die auf eine Gefahr für Sicherheit oder Gesundheit
der Arbeitnehmer schließen lassen.

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139
• Definieren Sie die Begriffe Arbeitsunfall und Berufskrankheit
• Geben Sie Beispiele für Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle

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