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Dominik Rupp
Stuttgart, Deutschland
Springer Gabler
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
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1.1 Einführung 5
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis ........................................................................................ XV
Anhang............................................................................................................. 213
Anhang I: Berechnung des Einheitswerts ......................................................... 213
Anhang II: Formel zur Einkommensteuerbelastung nach § 34a EStG
im Wirtschaftsjahr der Gewinnentstehung ........................................................ 214
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
A Abschnitt
a. A. anderer Ansicht
a. F. alte Fassung
AfA Absetzungen für Abnutzung
AG Aktiengesellschaft
AktG Aktiengesetz
AO Abgabenordnung
AV Anlagevermögen
BB Betriebs-Berater (Zeitschrift)
BetrVerfG Betriebsverfassungsgesetz
BewÄG Gesetz über die Anwendung und Änderung bewertungsrechtlicher
Vorschriften
BewG Bewertungsgesetz
BFH Bundesfinanzhof
BFHE Sammlung der Entscheidungen des Bundesfinanzhofs
BFH/NV Sammlung der Entscheidungen des Bundesfinanzhofs (Zeitschrift)
BGB Bürgerliches Gesetzbuch
BGBl. Bundesgesetzblatt
BGH Bundesgerichtshof
BGHZ Sammlung der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsa-
chen
BilMoG Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (Bilanzrechtsmoder-
nisierungsgesetz)
BMF Bundesministerium der Finanzen
BStBl. Bundessteuerblatt
BT-Drs. Bundestagsdrucksache
BVerfG Bundesverfassungsgericht
BVerfGE Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts
FG Finanzgericht
FK Fremdkapital
FR Finanzrundschau (Zeitschrift)
H Hinweis
HFR Höchstrichterliche Finanzrechtsprechung (Zeitschrift)
HGB Handelsgesetzbuch
h. M. herrschende Meinung
Hrsg. Herausgeber
Hs. Halbsatz
KG Kommanditgesellschaft
KGaA Kommanditgesellschaft auf Aktien
KÖSDI (Zs) Kölner Steuerdialog (Zeitschrift)
KStG Körperschaftsteuergesetz
n. F. neue Fassung
NJW Neue Juristische Wochenschrift (Zeitschrift)
NV Nicht veröffenlicht
NZI Neue Zeitschrift für Insolvenzrecht (Zeitschrift)
R Richtlinie
RFH Reichsfinanzhof
RFHE Sammlung der Entscheidungen und Gutachten des Reichsfinanz-
hofs
RStBl. Reichssteuerblatt
Rz. Randziffer(n)
StSenkG Gesetz zur Senkung der Steuersätze und zur Reform der Unter-
nehmensbesteuerung (Steuersenkungsgesetz)
StuB Steuer- und Bilanzpraxis (Zeitschrift)
StuW Steuer und Wirtschaft (Zeitschrift)
UG Unternehmergesellschaft
UmwStG Umwandlungssteuergesetz
UntStFG Gesetz zur Fortentwicklung des Unternehmenssteuerrechts (Un-
ternehmenssteuerfortentwicklungsgesetz)
URL Uniform Resource Locator („einheitlicher Quellenanzeiger“)
UStAE Umsatzsteuer-Anwendungserlass
UV Umlaufvermögen
Symbolverzeichnis
1.1 Einführung
Wer sich eingehend mit der Betriebsaufspaltung befasst, kommt nicht umhin, sich
zu fragen „Wie lange lebt die Betriebsaufspaltung noch?“1. Dieser Titel eines im
Jahr 1997 von Jörg Manfred Mössner verfassten Aufsatzes hat keineswegs an
Aktualität verloren; ihr Ende ist bis zum heutigen Tag nicht eingetreten. Somit
stellt die Betriebsaufspaltung eine nach wie vor häufig anzutreffende Rechtsform-
kombination dar.
Eine der grundsätzlichen Überlegungen des Kaufmanns ist die Wahl der optimalen
Rechtsform für seine Teilnahme am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr. Die
Frage danach stellt sich nicht nur einmalig bei der Gründung eines Unternehmens,
sondern auch bei Änderungen der gesetzlichen wie wirtschaftlichen Rahmenbedin-
gungen. Ausschlaggebend für die Rechtsformwahl sind neben Faktoren wie der
Haftung und Mittelbeschaffung auch die der Fungibilität der Anteile am Unter-
nehmen sowie der Reichweite der aktiven Mitarbeit bzw. der beabsichtigten Ein-
flussnahme des Unternehmensinhabers auf die Geschäftsführung. Diese nicht
abschließende Auswahl von Entscheidungskriterien führt letztlich zu einer Ent-
scheidung zwischen den vom deutschen Handels- und Gesellschaftsrecht angebo-
tenen Typen der Personen- und Kapitalgesellschaft, wobei zugleich zahlreiche
Kombinationen dieser beiden Rechtsformen in Betracht kommen.2
Im Zuge der Rechtsformwahl tritt mit der zu erwartenden Steuerbelastung ein
weiteres Merkmal hinzu; zusammen mit den bereits genannten außersteuerlichen
Aspekten stellt es ein entscheidendes, nicht jedoch das allein ausschlaggebende
Kriterium dar.3 Unabhängig davon, ob es sich um eine Personen- oder Kapitalge-
sellschaft handelt, knüpft das deutsche Steuerrecht prinzipiell an die zivilrechtliche
Rechtsform an. Damit sind die bürgerlich-rechtliche Einordnung und deren Konse-
quenzen auch für das Steuerrecht maßgeblich. Dies entscheidet jedoch noch nicht
über die Qualifikation der Einkünfte bei Personengesellschaften, so dass der Steu-
erpflichtige zwischen den verschiedenen Rechtsformen und Gestaltungsmöglich-
1 Mössner (1997), S. 1.
2 Vgl. Wagner/Dirrigl (1980), S. 187 f.; Schneeloch (1999), S. 438; Krüger (2002), S. 11 f.;
Heidemann (2007), S. 17 f.; Jacobs (2009), S. 6.
3 Vgl. Wöhe (1961), S. 63; Wallis/Brandmüller/Schulze zur Wiesche (2002), S. 11 f.; Mutter
(2005), S. 58; Jacobs (2009), S. 7.
keiten die für seinen wirtschaftlichen Erfolg optimale wählen muss.4 Dabei erfah-
ren Mischformen aus den beiden Typen der Personen- und Kapitalgesellschaft
häufig besondere Aufmerksamkeit. Ziel der Steuerpflichtigen ist es, die steuerli-
chen wie außersteuerlichen Vorteile der reinen Personen- und Kapitalgesellschaft
miteinander zu verbinden, ohne ihre Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Vor
diesem Hintergrund wird neben der GmbH & Co. KG vielfach die Betriebsaufspal-
tung als beachtenswerte Alternative angeführt.5
Unter einer Betriebsaufspaltung wird die Aufteilung der betrieblichen Funktio-
nen und Wirtschaftsgüter eines Unternehmens auf mindestens zwei rechtlich
selbstständige Gesellschaften verstanden. An diesen, zumeist als Besitz- und
Betriebsunternehmen bezeichneten Unternehmen sind alle oder zumindest die
Mehrheit der Gesellschafter unmittelbar oder mittelbar beteiligt. Während es sich
aus betriebswirtschaftlicher Sicht noch um ein Unternehmen handeln kann, wer-
den die Gesellschaften zivilrechtlich separat beurteilt.6 Aus diesem Umstand
resultiert insbesondere aus steuerrechtlicher Sicht die Frage, inwiefern die an
einer Betriebsaufspaltung beteiligten Unternehmen miteinander verbunden sind
und in welchem Maß sie als selbstständig oder als Einheit zu qualifizieren sind.
In Abhängigkeit davon, welches der beiden Konzepte Anwendung findet, wird
die Besitzgesellschaft entweder als vermögensverwaltendes Unternehmen oder
als Gewerbebetrieb – mit den entsprechenden einkommen- und gewerbesteuerli-
chen Konsequenzen – qualifiziert. Der aufgrund der Vielzahl der Urteile beinahe
unüberschaubare Versuch der Finanzrechtsprechung, auf diese Frage stringente
Antworten zu finden, wurde stets vor dem Hintergrund unternommen, dass es
sich bei der Betriebsaufspaltung um ein gesetzlich nicht normiertes, sondern um
ein von der Rechtsprechung entwickeltes und von der Finanzverwaltung grund-
sätzlich gebilligtes Konstrukt handelt.7 Die Gestaltungsberatung steht der Be-
4 Vgl. BFH v. 10.07.1974 – I R 187/72, BStBl. II 1974, S. 779; Beisse (1981), S. 11 f.; Döllerer
(1987), S. 38; Kirchhof (1987), S. 3221; Krüger (2002), S. 9; Wallis/Brandmüller/Schulze zur
Wiesche (2002), S. 12; Jacobs (2009), S. 91.
5 Vgl. Wagner/Dirrigl (1980), S. 203 f.; Kessler (1989), S. 4 f.; Brandmüller (1997), S. 45 ff.;
Schneeloch (1999), S. 443 ff.; Engelsing/Sievert (2003), S. 624; Arnhold/Pathe (2005), S. 913;
Heidemann (2007), S. 20 f.; Kaligin (2008), S. 25 ff.; Preißer (2009), S. 620; Jacobs (2009),
S. 679. Es existieren keinerlei statistische Erhebungen über die exakte Anzahl an Betriebsauf-
spaltungen; Mutmaßungen zufolge fungiert der Großteil der nach Einführung des Anrech-
nungsverfahrens gegründeten GmbHs als Betriebsgesellschaft einer Betriebsaufspaltung, vgl.
Dehmer (1987), S. 2; BT-Drs. 11/934, S. 7.
6 Vgl. BFH v. 08.11.1971 – GrS 2/71, BStBl. II 1973, S. 63; Kaligin (2008), S. 21; Jacobs (2009),
S. 60.
7 Vgl. Barth (1968), S. 815; Knobbe-Keuk (1981), S. 336 f., 354; Woerner (1985a), S. 1610;
Carlé (2003a), S. 1 ff. m. w. N.; Rose (2004), S. 95; Schachtschneider (2004), S. 17; Jacobs
(2009), S. 60; Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 806 f.; BFH v. 18.07.2006 – X B 206/05, X B
207/07, X B 208/05, BFH/NV 2006, S. 1877; BVerfG v. 14.01.1969 – 1 BvR 136/62, BVer-
1.2 Problemstellung und Ziele der Arbeit 3
fGE 25, S. 28; BVerfG v. 12.03.1985 – 1 BvR 571/81, 1 BvR 494/82, 1 BvR 47/83, BStBl. II
1985, S. 475; BVerfG v. 25.03.2004 – 2 BvR 044/00, HFR 2004, S. 691.
8 Vgl. Siegel (1982), S. 16; Rose (1983), S. 167; Carlé (2003a), S. 13 f.; Nagel (2008), S. 724;
Jacobs (2009), S. 679, 687.
9 Vgl. Kosiol (1961), S. 135; Koch (1975), S. 1; Heinen (1976), S. 369 f.; Wöhe (1983), S. 6 f.;
Wöhe (1990), S. 224.
10 Vgl. Albach (1967), S. 462 f.; Heinen (1976), S. 368; Wöhe (1983), S. 9 f.; Bamberg/Coe-
nenberg/Krapp (2008), S. 11. Wöhe weist dabei zugleich auf die grundsätzliche Annahme hin,
dass es auf der Grundlage des marktwirtschaftlichen Systems das oberste Ziel aller Betriebe ist,
langfristig den eigenen Gewinn zu maximieren; dieses ist jedoch nur unter weiteren Nebenbe-
dingungen zu verwirklichen, so dass sich letztlich eine, im Zeitablauf Änderungen unterliegen-
de, Kombination von quantitativen und qualitativen Zielen eines Unternehmens ergibt; vgl.
diesbezüglich auch Heinen (1976), S. 17 f., 23 ff.; Wagner/Dirrigl (1980), S. 9 f.
11 Vgl. Koch (1975), S. 68; Heinen (1976), S. 203, 369 f.; Wöhe (1990), S. 228; Bamberg/
Coenenberg/Krapp (2008), S. 11.
4 1 Die steuerliche Betriebsaufspaltung
12 Vgl. Wöhe (1961), S. 54, 57, wonach sie weder eine spezielle Betriebswirtschaftslehre noch
eine betriebswirtschaftliche Funktionenlehre ist; Rose (1970), S. 57 f.; Wagner (1974), S. 393;
Siegel (1982), S. 12; Dziadkowski (1983), S. 2046; Schneider (1983), S. 29 f.; Wöhe (1988),
S. 35 f.; Wöhe (1990), S. 233; Kußmaul (1995), S. 11; Jacobs (2004), S. 252; Marx (2009),
S. 523; Haberstock/Breithecker (2010), S. 107 f.; a. A. Rückle (1967), S. 40 f., 44 f., der sie als
spezielle Funktionslehre versteht.
13 Vgl. Rose (1970), S. 59; Dziadkowski (1983), S. 2046 f.; Hundsdoerfer/Kiesewetter/Sureth
(2008), S. 66; Marx (2009), S. 523 f.; den Einbezug der Gesellschafterebene noch ablehnend
vgl. Wöhe (1961), S. 53 f.; Wöhe (1983), S. 7.
14 Vgl. Rose (1970), S. 58; Fischer/Schneeloch/Sigloch (1980), S. 700; Dziadkowski (1983),
S. 2047.
15 Vgl. Wagner/Dirrigl (1980), S. 1 f.; Wagner (1974), S. 393; Fischer/Schneeloch/Sigloch
(1980), S. 700; Siegel (1982), S. 20 f.; Wöhe (1988), S. 24; Kaminski/Strunk (2003), S. 6 f.;
Haberstock/Breithecker (2010), S. 109. Schneider steht der Aufgabe der Steuergestaltung kri-
tisch gegenüber; um praktisch verwertbare Entscheidungshilfen zu generieren, bedarf es ent-
weder der vollkommenen Information über sämtliche Umweltbedingungen oder mindestens
der Berücksichtigung des Informationsdefizits bei der Erstellung der Planungsrechnungen, vgl.
Schneider (1983), S. 31.
1.2 Problemstellung und Ziele der Arbeit 5
Die erste Aufgabe – die Steuersystemlehre – beinhaltet die Darstellung der wich-
tigsten nationalen wie internationalen Steuerrechtsnormen und dient somit als
Grundlage der weiteren Aufgaben.16 Das Ziel der zweiten Aufgabe – der Steuer-
wirkungslehre – besteht darin, den Entscheidungsträgern in einem Unternehmen
die Wirkung der Besteuerung auf dessen Struktur wie Funktionen zu verdeutli-
chen. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse ist im Zuge der als dritten Aufgabe
genannten Steuerplanung bzw. Steuergestaltungslehre zu erörtern, über welche
Optionen das Unternehmen im Rahmen des gesetzten Steuersystems verfügt, um
bestimmte Steuerwirkungen auszulösen oder zu verhindern. Insgesamt gilt es,
die Ziele des Unternehmens mit der entscheidungsoptimalen Handlungsalternati-
ve zu erreichen; um dabei die steuerliche Belastung mit legalen Mitteln, z. B.
durch geeignete Unternehmenszusammenschlüsse, die Wahl der steuerlich adä-
quaten Rechtsform oder eines steuergünstigen Standorts, zu minimieren, sind
zunächst die Faktoren zu identifizieren, die für die steuerlichen Folgen des zu
entscheidenden Sachverhalts ausschlaggebend sind.17 Die mit der vierten Aufga-
be der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre – der Steuerrechtsgestaltung – verfolg-
te Absicht besteht darin, das geltende Steuerrecht kritisch zu würdigen und prakti-
sche Empfehlungen für die Gestaltung künftiger Gesetze zu entwickeln. Demnach
ist z. B. zu untersuchen, ob der Grundsatz der Gleichmäßigkeit der Besteuerung
durchbrochen wird18 oder ob die Besteuerung entscheidungsneutral ausfällt19. Als
fünfte Aufgabe der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre wird die empirische Steu-
erforschung genannt. Im Sinne einer empirischen Überprüfung der anhand der
Entscheidungsmodelle gewonnenen Ergebnisse soll der Einfluss der Besteuerung
auf unternehmerische und nicht-unternehmerische Entscheidungen sowie auf die
Funktionsweise von Märkten und Unternehmen untersucht werden.20
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der dritten und vierten der oben genann-
ten Aufgaben. Zunächst werden im Sinne der Steuerrechtsgestaltung die Recht-
sprechung zur steuerlichen Betriebsaufspaltung sowie die einschlägigen Normen
des deutschen Steuerrechts ausführlich gewürdigt. Insbesondere den zu den Vo-
raussetzungen der steuerlichen Betriebsaufspaltung ergangenen Urteilen ist seit
jeher ein von der Vorstellung der rechtlichen Selbstständigkeit bzw. wirtschaftli-
chen Einheit der involvierten Unternehmen geprägtes Spannungsfeld zu entneh-
men. Indem die Finanzrechtsprechung abwechselnd einer dieser beiden Sicht-
weisen den Vorzug gibt, besteht Anlass, aus diesem Blickwinkel die Rechtspre-
chung hinsichtlich ihrer Konsistenz zu untersuchen und sich trotz bereits vorhan-
dener Werke mit dem Thema der klassischen Betriebsaufspaltung auseinander-
zusetzen. So befasst sich die Arbeit bewusst nicht nur mit einem ausgewählten
Aspekt der Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung, sondern beabsich-
tigt, sämtliche relevante Fragen sowohl in ertrag- als auch in umsatz- bzw. ver-
kehrsteuerlicher Hinsicht zu erläutern. Im Sinne der Steuerrechtsgestaltungsauf-
gabe wird nicht nur das Recht de lege lata kritisch geprüft, vielmehr werden auch
Alternativen dazu aufgezeigt. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung und überaus
starken Rezeption in der Finanzrechtsprechung wird dabei ausschließlich die
Form der klassischen Betriebsaufspaltung betrachtet.
Im Sinne der Steuerplanung bzw. Steuergestaltungslehre zeigt der im letzten Ka-
pitel vorgenommene Steuerbelastungsvergleich modellhaft die Folgen der Recht-
sprechung des BFH auf. Über die Quantifizierung der Steuerbelastung der Be-
triebsaufspaltung hinaus werden die steuerlichen Konsequenzen weiterer in Fra-
ge kommender Rechtsformen bzw. -kombinationen aufgezeigt. Es soll erörtert
werden, ob die Entscheidung für die Betriebsaufspaltung primär auf steuerlichen
Gründen beruht; auch wenn die Literatur eine solche Wahl grundsätzlich ablehnt,
galt die Betriebsaufspaltung in dieser Hinsicht einst als Ausnahme.21 Ziel des
Kapitels ist es somit zugleich zu prüfen, ob diese Aussage noch Bestand hat, und
ferner die wesentlichen steuerlichen Entscheidungsparameter abzuleiten, anhand
derer die Steuerpflichtigen ihre Wahl für die geeignete Rechtsform in den Stadi-
en der Gründung und des Bestehens ihres Unternehmens treffen sollten.
Zusammenfassend liegt der Arbeit zum einen das Ziel zugrunde, das umstrittene
Fundament der steuerlichen Betriebsaufspaltung, mithin das Recht de lege lata,
zu würdigen. Damit einhergehend werden Handlungsempfehlungen für den Ge-
setzgeber und die Finanzverwaltung im Hinblick auf den künftigen Umgang mit
der steuerlichen Betriebsaufspaltung, d. h. für die Entwicklung des Rechts de
lege ferenda, abgeleitet. Zum anderen sollen den Steuerpflichtigen Handlungs-
empfehlungen für die Frage der Rechtsformwahl gegeben werden. Diese beruhen
einerseits wiederum auf der Analyse der Rechtsprechung, andererseits werden
darauf aufbauend die steuerlich-materiellen Folgen quantifiziert und die dahin-
terstehenden Entscheidungsfaktoren identifiziert. Damit kommt die vorliegende
Arbeit den der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre inhärenten Aufgaben der
Steuerplanung und Steuerrechtsgestaltung nach.
Zunächst werden im zweiten Kapitel der Arbeit die außersteuerlichen wie steuer-
lichen Vor- und Nachteile der Betriebsaufspaltung diskutiert. Daneben werden
die verschiedenen Möglichkeiten der Klassifizierung der Betriebsaufspaltung
vorgestellt; so kann sie zum einen nach der Art ihrer Entstehung, d. h. danach, ob
sie bewusst oder unbewusst begründet wurde, und zum anderen nach ihrer rein
rechtlichen Erscheinungsform unterschieden werden.
Der dritte Abschnitt beinhaltet die Definition des Untersuchungsmaßstabs, der
hinsichtlich der Rechtfertigung der Rechtsprechung zur Betriebsaufspaltung
herangezogen wird. Sowohl das Konzept der rechtlichen Selbstständigkeit als
auch das der wirtschaftlichen Einheit repräsentieren ein Verfahren, die zivilrecht-
lich geschaffenen Grundlagen steuerlich einzuordnen. Entweder wird die bürger-
lich-rechtliche Einstufung auch im Rahmen des Besteuerungsverfahrens vorbe-
haltlos akzeptiert oder es erfolgt eine eigenständige steuerliche Wertung des
gesellschaftsrechtlichen Fundaments. Indem die Anwendung einer solchen wirt-
schaftlichen Betrachtungsweise speziell im Hinblick auf die Betriebsaufspaltung
umstritten ist, ist das Verhältnis dieser beiden nicht miteinander kompatiblen
Methoden wie auch ihr Anwendungsbereich zu erörtern.
Im vierten Kapitel werden die Tatbestandsvoraussetzungen der klassischen Be-
triebsaufspaltung – die sachliche Verflechtung, d. h. die Überlassung mindestens
einer wesentlichen Betriebsgrundlage eines Unternehmens an das andere, und die
personelle Verflechtung, d. h. die Beherrschungsmöglichkeit beider Gesellschaf-
ten durch eine Person oder Personengruppe – eingehend analysiert. Im Zuge
dessen wird zum einen das Konzept des BFH hinterfragt werden, das hinter sei-
nen Urteilen zur sachlichen und personellen Verflechtung steht, zum anderen
sollen gegebenfalls Alternativen dazu aufgezeigt werden. So zeichnet sich nicht
nur die sachliche Verflechtung durch ein wechselhaftes und in der jüngeren
Rechtsprechung vor allem expansives Verständnis dieser Tatbestandsvorausset-
zung aus. Auch die personelle Verflechtung beruht auf dem durch vielfache Art
und Weise vom BFH angenommenen, oftmals höchst umstrittenen sog. einheitli-
chen geschäftlichen Betätigungswillen.
8 1 Die steuerliche Betriebsaufspaltung
Daran schließt sich in den folgenden Abschnitten vor dem Hintergrund des skiz-
zierten Konflikts hinsichtlich des Verständnisses der klassischen Betriebsauf-
spaltung eine eingehende Untersuchung ihrer Rechtsfolgen an. Neben einer aus-
führlichen Analyse der ertragsteuerlichen Konsequenzen werden die verkehr-
steuerlichen Aspekte in den Zeitpunkten bzw. Phasen der Gründung, der laufen-
den Besteuerung und der Beendigung ebenfalls gewürdigt. Insgesamt stellt sich
dabei vor allem die Frage, ob die gegenwärtige Besteuerungspraxis auf einem
Konzept beruht, das konsistent ist und den Urteilen konsequent zugrundeliegt
oder ob andernfalls eine bereits etablierte, eventuell nicht zu rechtfertigende
Kasuistik lediglich fortgeführt und erweitert wird. Darauf sollen stringente Ant-
worten entwickelt und mögliche Alternativen dazu aufgezeigt werden.
In dem im achten Kapitel der Arbeit vorgenommenen Steuerbelastungsvergleich
wird auf der Grundlage einer kasuistischen Veranlagungssimulation modellhaft die
laufende Steuerbelastung der klassischen Betriebsaufspaltung mit der einer GmbH,
einer gewerblichen OHG sowie einer GmbH & Co. KG verglichen. Um den Steu-
erpflichtigen die Frage der Rechtsformwahl aus steuerlicher Sicht zu ermöglichen,
werden zugleich die jeweiligen Entscheidungsparameter abgeleitet.
Das letzte Kapitel beinhaltet eine thesenförmige Zusammenfassung, in der die
wesentlichen Ergebnisse dieser Arbeit präsentiert werden. Sämtlichen Ausfüh-
rungen liegt der Rechtsstand bis einschließlich des 09.09.2011 zugrunde.
2.1 Begriff und Historie der Betriebsaufspaltung 9
Zunächst ist festzustellen, dass der Begriff der Betriebsaufspaltung weder zivil-
noch steuerrechtlich normiert ist; auch das Schrifttum hat keine einheitliche Defini-
tion entwickelt. Synonym werden die Begriffe Betriebsteilung, Betriebsspaltung,
Betriebsabspaltung, Betriebszerlegung, Doppel-Unternehmen und Doppelgesell-
schaft verwendet.22 Im Rahmen dieser Arbeit wird aufgrund seiner überwiegenden
Akzeptanz auf den Begriff Betriebsaufspaltung zurückgegriffen.23
Der Sachverhalt der Betriebsaufspaltung wurde erstmals in einem Urteil des
RFH im Jahr 1924 erwähnt. Vor dem Hintergrund eines sich im Extremfall auf
bis zu 40 % belaufenden Gefälles zwischen dem Einkommen- und Körperschaft-
steuersatz,24 wird die Betriebsaufspaltung von den Steuerpflichtigen bewusst zur
Minderung ihrer Einkommensteuerlast gewählt. Das Gericht führt diesbezüglich
aus, dass ein derartiger Wechsel der Rechtsform zwar insbesondere aus fiskali-
scher Sicht nicht wünschenswert, aber hinzunehmen ist, solange die Besteuerung
der Unternehmen ausschließlich an deren Rechtsform anknüpft. Außerdem han-
delt es sich dem RFH nach dabei nicht um einen Missbrauch bürgerlich-recht-
licher Gestaltungsmöglichkeiten.25 In der Folgezeit erkannte er die Betriebsauf-
22 Vgl. Theissen (1981), S. 216; Dehmer (1987), S. 1, 4; Brandmüller (1997), S. 31; Jacobs
(2009), S. 60; Preißer (2009), S. 618; Zimmermann/Hottmann/Kiebele et al. (2009), S. 862.
Darüber hinaus sei angemerkt, dass mit dem Begriff entgegen seiner wörtlichen Bedeutung ein
Zustand und nicht ein Vorgang benannt wird, vgl. Kessler (1989), S. 4; Wagner (1999), S. 104.
23 Vielfach wird auch der Begriff „Rechtsinstitut der Betriebsaufspaltung“ verwendet, der auf die
ausschließliche Entwicklung durch die Rechtsprechung zurückzuführen ist, vgl. Knobbe-Keuk
(1981), S. 337; Beisse (1993), S. 455 ff.; Felix (1997), S. 152; Wagner (1999), S. 108 f.;
Binz/Sorg (2010), S. 575; BFH v. 24.11.1998 – VIII R 61/97, BStBl. II 1999, S. 483; BFH v.
12.05.2004 – X R 59/00, BStBl. II 2004, S. 607.
24 Der Einkommensteuersatz belief sich seinerzeit auf bis zu 60 %, während der Körperschaft-
steuersatz 20 % betrug, wobei auf ausgeschüttete Gewinne in Abhängigkeit von der Unterneh-
mensgröße ein Zuschlag von 15 % bzw. 25 % zu entrichten war. Dieser Zuschlag wurde
gleichwohl mit bis zu 15 % auf die persönliche Einkommensteuer angerechnet, vgl. RFH v.
03.12.1924 – VI eA 188/24, RFHE 16, S. 15; Mössner (1997), S. 2 f.
25 Vgl. RFH v. 03.12.1924 – VI eA 188/24, RFHE 16, S. 15. Der Ursprung der Betriebsaufspal-
tung wird zwei Initiatoren nachgesagt: Zum einen schreibt der RFH diesen dem Dresdner
Rechtsanwalt Walther zu, der das Konstrukt im Rahmen seiner Beratungstätigkeit als Mittel
zur Steuerersparnis einsetzte, vgl. RFH v. 16.11.1944 – III 22/44, RStBl. 1945, S. 34; Mössner
(1997), S. 2. Zum anderen geht die Betriebsaufspaltung auf den Kölner Rechtsanwalt Brock-
hues zurück, der dasselbe Motiv verfolgte, vgl. Brandmüller (1997), S. 21.
spaltung weiterhin an und stellte ausdrücklich fest, dass die Verpachtung der we-
sentlichen Betriebsgrundlage durch die Besitzgesellschaft keine gewerbliche Tä-
tigkeit darstellte und diese dementsprechend nicht der Gewerbesteuer unterlag.26
In seinen Judikaten vertrat der RFH zunächst eine bürgerlich-rechtliche Sicht-
weise, übertrug demzufolge das zivilrechtliche Begriffsverständnis auf den steu-
erlich zu beurteilenden Sachverhalt und betonte die rechtliche Selbstständigkeit
der involvierten Gesellschaften.27 Von dieser Linie nahm der RFH zunehmend
Abstand und untersuchte die persönlichen Beziehungen zwischen Besitz- und
Betriebsgesellschaft; im Sinne einer wirtschaftlichen Betrachtungsweise nahm er
vermehrt eine Einheitsbetrachtung der beiden Unternehmen vor.28 Schließlich
sah der Staatssekretär im Finanzministerium Reinhardt in der Gestaltung der
Betriebsaufspaltung ausschließlich das dem Grundsatz der gleichmäßigen Be-
steuerung widersprechende Motiv der Steuerschmälerung verwirklicht und lehn-
te das Ergebnis der dazu bereits ergangenen Rechtsprechung letztlich einzig aus
ideologischen Gründen ab.29 In der Folge revidierte der RFH seine einstige
Rechtsprechung. Entscheidend für die Qualifikation der Einkünfte der Besitzge-
sellschaft war nunmehr die wirtschaftliche und personelle Verflechtung der bei-
den Unternehmen; die dominante Stellung des Unternehmers in beiden Gesell-
schaften war dafür verantwortlich, dass auch nach dem Aufspaltungsvorgang ein
einheitlicher Gewerbebetrieb existierte. Folglich verfügte das Besitzunternehmen
über Betriebsvermögen und war gewerbesteuerpflichtig.30
Wie der OFH nahm auch der BFH im Rahmen seiner Rechtsprechung die prinzi-
pielle steuerliche Anerkennung der Betriebsaufspaltung durch den RFH als ge-
geben hin.31 Mit dem Beschluss des Großen Senats vom 08.11.1971 gab der
BFH jedoch die Auffassung auf, es handle sich bei der Betriebsaufspaltung um
ein einheitliches Unternehmen. Die daran beteiligten Unternehmen seien viel-
mehr als zwei durch einen einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillen ver-
bundene Unternehmen zu betrachten.32 Der einheitliche geschäftliche Betäti-
gungswille schlage sich in der personellen Verflechtung zwischen den involvier-
ten Unternehmen nieder, die zugleich um die sachliche Verflechtung ergänzt
werden muss. Sind diese beiden Voraussetzungen erfüllt, handelt es sich bei der
Besitzgesellschaft nach wie vor um ein gewerbliches Unternehmen.33
Seitdem sind zu diversen Aspekten der Besteuerung der Betriebsaufspaltung un-
zählige Urteile ergangen. Obwohl das baldige Ende der diesbezüglichen Recht-
sprechung bereits mehrfach vorhergesagt wurde, ist es bisher nicht eingetreten,34
auch die Aufgabe der Geprägerechtsprechung mit dem Beschluss des Großen
Senats des BFH vom 25.06.1984 hat dies nicht bewirkt.35 Zwar werden die im
Anschluss geäußerten Gründe des BFH für die Gewerblichkeit der Besitzgesell-
schaft überwiegend als keineswegs überzeugend und widersprüchlich abgelehnt,36
doch hat neben dem BFH auch das BVerfG die Annahme der eigenen Gewerblich-
keit des Besitzunternehmens bereits mehrfach gebilligt.37 Demnach stellt die Un-
terscheidung zwischen einem Verpächter, der maßgeblichen Einfluss auf das pach-
tende Unternehmen ausübt, und einem Verpächter, der einem fremden Dritten
gegenüber steht, keinen Verstoß gegen den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz des
Art. 3 Abs. 1 GG dar.38
Zusammenfassend ist festzustellen, dass der BFH an der Betriebsaufspaltung bis
zum heutigen Tag festhält, obwohl die ursprünglich damit einhergehende zentrale
Absicht der aus Sicht der Rechtsprechung ungerechtfertigten Steuerersparnis
31 Vgl. OFH v. 07.05.1947 – III 4/45 S, S. 59; OFH v. 30.03.1949 – III 6/49, S. 101; BFH v.
26.08.1952 – I 38/52 U, BStBl. III 1952, S. 261; BFH v. 22.01.1954 – III 232/52, BStBl. III
1954, S. 91; BFH v. 09.12.1954 – IV 346/53 U, BStBl. III 1955, S. 88 sowie Knoppe (1985),
S. 177 f. m. w. N.
32 Vgl. BFH v. 08.11.1971 – GrS 2/71, BStBl. II 1973, S. 63.
33 Vgl. Weilbach (1990), S. 830; Wallis/Brandmüller/Schulze zur Wiesche (2002), S. 348; H 15.7
Abs. 4 EStH.
34 Vgl. Schmidt (1984a), S. 122; Felix (1984), S. 575, 577; Schmidt (1989a), S. 19; Kessler/
Teufel (2001a), S. 26.
35 Vgl. BFH v. 25.06.1984 – GrS 4/82, BStBl. II 1984, S. 751.
36 S. Kapitel 0.
37 Vgl. unter anderem BVerfG v. 12.03.1985 – 1 BvR 571/81, 1 BvR 494/82, 1 BvR 47/83,
BStBl. II 1985, S. 475; BVerfG v. 13.01.1995 – 1 BvR 1946/94, HFR 1995, S. 223.
38 Vgl. BVerfG v. 14.01.1969 – 1 BvR 136/62, BVerfGE 25, S. 28; BVerfG v. 25.03.2004 – 2
BvR 044/00, HFR 2004, S. 691. Ob eine derartige Unterscheidung verfassungsgemäß ist, be-
darf einer, im Rahmen dieser Arbeit nicht vorgenommenen, eingehenden verfassungsrechtli-
chen Analyse, vgl. umfassend Schachtschneider (2004), S. 15 ff.
12 2 Ziele und Formen einer Betriebsaufspaltung
2.2.1.1 Haftungsbeschränkung
Vielfach stellt die Beschränkung der persönlichen Haftung das zentrale Motiv für
die Begründung einer Betriebsaufspaltung dar.40 Deshalb werden die in diesem
Zusammenhang relevanten Umstände im Folgenden ausführlich gewürdigt.
Wird ein Unternehmen in ein Besitz- und in ein Betriebsunternehmen aufgeteilt,
verbleiben in der zumeist als Personengesellschaft verfassten Besitzgesellschaft die
Güter des Anlagevermögens, insbesondere wenn sie hohe stille Reserven enthal-
ten. Währenddessen trägt die Betriebsgesellschaft, die typischerweise die Rechts-
form einer Kapitalgesellschaft oder GmbH & Co. KG41 aufweist, die Risiken der
operativen Geschäftstätigkeit. Auf diese Weise werden die Haftungsmassen der
beteiligten Unternehmen separiert – ein Vorhaben, das zugleich nur in dem gesetz-
lich zulässigen Rahmen bzw. innerhalb der einst von der Rechtsprechung des BGH
39 Vgl. Binnewies (2007), S. 49; Nagel (2008), S. 726; Preißer (2009), S. 621; Bitz (2010), 89.
El., § 15 EStG, Rz. 304; Gosch (2010b), § 35 EStG, Rz. 3.
40 Vgl. Kaligin (2008), S. 25; Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG, Rz. 789; Jacobs (2009), S. 63.
Insbesondere vor dem Hintergrund der Anfang der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhun-
derts aufgetretenen Wirtschaftskrise gab die Begrenzung der persönlichen Haftung Anlass zur
Gründung einer Betriebsaufspaltung, vgl. Weilbach (1990), S. 829.
41 Auf die Charakteristika sowie Vor- und Nachteile der seit dem Inkrafttreten des MoMiG
(Gesetz zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen v.
23.10.2008, BGBl. I 2008, S. 2026) ebenfalls in Betracht kommenden UG (haftungsbe-
schränkt) & Co. KG wird in dieser Arbeit nicht eingegangen, weil es sich dabei vornehmlich
um ausschließlich gesellschaftsrechtliche Fragen handelt, vgl. Weber (2009), S. 847 m. w. N.
2.2 Vor- und Nachteile der Betriebsaufspaltung 13
Anspruch auf die Zahlung der Miete oder Pacht nicht aus dem zur Deckung des
Stammkapitals erforderlichen Vermögen der Betriebs-GmbH erfüllt werden.47
Mit dem Inkrafttreten des MoMiG hat sich die voranstehend skizzierte Rechtsla-
ge zu den eigenkapitalersetzenden Darlehen grundlegend geändert: Um Abgren-
zungsschwierigkeiten bezüglich der Existenz einer finanziellen Krise eines Un-
ternehmens auszuräumen, kann nun prinzipiell jegliches Gesellschafterdarlehen
zurückgezahlt werden; dieses ist im Insolvenzfall gleichwohl nachrangig, soweit
es nicht unter das Sanierungs- oder Kleinbeteiligungsprivileg gem. § 39 Abs. 1
Nr. 5 InsO fällt.48 Zugleich kann die Rückzahlung eines Gesellschafterdarlehens
innerhalb eines Jahres vor Insolvenzantrag nach § 135 Abs. 1 InsO angefochten
werden.49 Auch auf die im Fall einer Betriebsaufspaltung besonders relevante
eigenkapitalersetzende Nutzungsüberlassung ist die nunmehr eingeführte Nach-
rangigkeit von Gesellschafterforderungen anzuwenden. Überdies sieht § 135
Abs. 3 InsO rechtsformunabhängig eine einjährige Suspendierung des Aussonde-
rungsrechts bezüglich eines von einem Gesellschafter überlassenen Wirtschafts-
guts vor, wofür diesem gleichwohl ein Ausgleich zu gewähren ist.50
Ferner konnte auch die Rechtsprechung des BGH zum qualifiziert faktischen
Konzern dem Motiv der Haftungstrennung im Rahmen einer Betriebsaufspaltung
zuwider laufen.51 In diesem Fall beeinflusste ein herrschendes Unternehmen die
Geschäfte eines abhängigen Unternehmens dauernd und umfassend bzw. leitete
dieses wie eine unselbstständige Abteilung,52 wobei eine natürliche Person als
Besitzgesellschafter ebenfalls als herrschendes Unternehmen fungieren konnte.53
Eine etwaige Inanspruchnahme rief der Gesellschafter jedoch nur dann hervor,
wenn er seine beherrschende Stellung objektiv missbrauchte, indem er auf die
Belange der abhängigen Gesellschaft keine Rücksicht nahm und letztlich einen
Missbrauchstatbestand verwirklichte.54 Die Haftung beschränkte sich dabei auf
das Betriebsvermögen der beteiligten Gesellschaften.55 In der jüngeren, gleich-
wohl noch nicht auf die Betriebsaufspaltung bezogenen Judikatur nimmt der
BGH von der Rechtsfigur des qualifiziert faktischen Konzerns Abstand und
erwägt eine Durchgriffshaftung auf die Gesellschafter einer GmbH im Fall eines
sog. existenzvernichtenden Eingriffs, der eine Insolvenz der Gesellschaft hervor-
ruft oder verstärkt. Ein solcher Eingriff liegt zum einen vor, wenn der Gesell-
schafter auf die Zweckbindung des Vermögens keine Rücksicht nimmt und der
Gesellschaft Vermögenswerte entzieht, die diese zur Erfüllung ihrer Verbind-
lichkeiten benötigt. Zum anderen wird vorausgesetzt, dass der Gesellschafter
weder den der Gesellschaft zugefügten Nachteil im Sinne der §§ 30 ff GmbHG
a. F. kompensieren kann noch sein Verhalten einem Drittvergleich standhält.56
Außerdem haftet gem. § 74 AO unter Umständen die Besitzgesellschaft für die
Steuerschulden der Betriebsgesellschaft. Für die in der Zeit einer wesentlichen,
unmittelbar oder mittelbar bestehenden Beteiligung angefallenen Betriebssteu-
ern, haftet die beteiligte Person mit den der abhängigen Gesellschaft entgeltlich
oder unentgeltlich zur Verfügung gestellten Wirtschaftsgütern.57
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Trennung der Vermögensmassen
oftmals den zentralen Grund für die Errichtung einer Betriebsaufspaltung dar-
stellt. Gleichwohl gelingt diese Aufteilung nur unter Beachtung einiger, vor
allem gesellschaftsrechtlicher Restriktionen; ferner ist in jedem Einzelfall abzu-
schätzen, inwiefern ein Zugriff etwaiger Gläubiger auf das Vermögen der Be-
sitzgesellschaft oder ihrer Gesellschafter durch dessen Einsatz zur Sicherung von
Krediten bereits ohnehin existiert.58
56 Zunächst sah der BGH für einen solchen missbräuchlichen Eingriff in das Gesellschaftsvermö-
gen den Verlust des Haftungsprivilegs, d. h. eine unbeschränkte Durchgriffs-Außenhaftung
vor, vgl. BGH v. 13.12.2004b – II ZR 256/02, BB 2005, S. 286; BGH v. 13.12.2004a – II ZR
206/02, BB 2005, S. 232; BGH v. 14.11.2005 – II ZR 178/03, BGHZ 165, S. 85; Kaligin
(2008), S. 48. Inzwischen hat der BGH die Möglichkeit einer den §§ 30, 31 GmbHG a. F. sub-
sidiären Durchgriffs-Außenhaftung aufgegeben. Stattdessen zählt er diese ausschließlich zu
den besonderen Fallgruppen der sittenwidrigen vorsätzlichen Schädigung nach § 826 BGB und
sieht somit im Gleichlauf mit den §§ 30, 31 GmbHG a. F. eine schadensersatzrechtliche Innen-
haftung des Gesellschafters gegenüber der Gesellschaft als Trägerin des geschädigten Vermö-
gens vor; dabei kann die Haftung eines Gesellschafters während eines laufenden Insolvenzver-
fahrens nur vom Insolvenzverwalter geltend gemacht werden, vgl. BGH v. 25.07.2005 – II ZR
390/03, BGHZ 164, S. 50; BGH v. 16.07.2007 – II ZR 3/04, BGHZ 173, S. 246.
57 Vgl. Brandmüller (1997), S. 51.
58 Vgl. Rose (1983), S. 170; Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG, Rz. 789; Bitz (2010), 89. El., § 15
EStG, Rz. 310.
16 2 Ziele und Formen einer Betriebsaufspaltung
2.2.1.3 Unternehmenserhaltung
73 Vgl. Rose (1983), S. 177 f.; Carlé (2003a), S. 14; Kaligin (2008), S. 25 ff.; Jacobs (2009), S. 64.
74 Vgl. Kaligin (2008), S. 154 f. sowie ausführlich Kapitel 5.2.2.
75 Zu diesen beiden, unter die Betriebsunterbrechung i. w. S. zu subsumierenden Möglichkeiten s.
Kapitel 7.2.
20 2 Ziele und Formen einer Betriebsaufspaltung
2.2.4 Zwischenergebnis
80 S. dazu Kapitel 4. Eine ähnliche Unterscheidung nehmen Schneeloch (1991a), S. 761; Mössner
(1997), S. 2 und Preißer (2009), S. 619 vor; sie ist z. B. im Fall der umgekehrten und kapitalis-
tischen Betriebsaufspaltung sowie beim sog. Wiesbadener Modell für die steuerliche Einord-
nung relevant.
81 Die Bezeichnung „Besitzgesellschaft“ ist zwiespältig zu sehen: So befinden sich die vermiete-
ten bzw. verpachteten Güter zwar häufig im Eigentum dieses Unternehmens, nicht jedoch in
dessen unmittelbarem Besitz. Es liegt vielmehr ein sog. Besitzmittlungsverhältnis gem. § 868
BGB vor, vgl. Brandmüller (1997), S. 32.
82 Vgl. Kaligin (2008), S. 21; Rose/Watrin (2009), S. 123; Zimmermann/Hottmann/Kiebele et al.
(2009), S. 863.
83 Da in der Rechtsprechung und Literatur überwiegend von einem Pachtverhältnis gesprochen
wird, das der Nutzungsüberlassung der wesentlichen Betriebsgrundlage von der Besitz- an die
Betriebsgesellschaft zugrunde liegt, wird dieser Terminus im Folgenden grundsätzlich für die
zivilrechtliche Gestaltung des Überlassungsverhältnisses verwendet.
84 Vgl. Carlé (2003a), S. 7; Kaligin (2008), S. 22; Jacobs (2009), S. 60 f.
85 Dieser Fall wird als Einheits-Betriebsaufspaltung bezeichnet, vgl. Brandmüller (1997), S. 44;
Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 803.
86 Vgl. Knoppe (1985), S. 42; Kaligin (2008), S. 21.
22 2 Ziele
Z und Formen einer Betriebsauufspaltung
Abbilddung 2: Grün
ndung einer ecchten Betriebsaufspaltung
Die separate Gründ dung zweier reechtlich selbsstständiger Un nternehmen m mit dem
Ziel, diese
d als Besittz- und Betrieebs- oder als Produktions- und Vertriebbsunter-
nehmen einzusetzen n, charakterisiiert eine unecchte bzw. uneeigentliche BBetriebs-
aufspalltung. Nach der
d Gründung der Gesellsch haften erfolgt die Übertraguung von
Teilen des Anlage- und des Uml aufvermögenss; sofern die Voraussetzung
V ngen der
sachlicchen und perssonellen Verfllechtung vorliiegen, geht daamit die Begrründung
der Bettriebsaufspaltuung einher. A
Auch der Fall, in dem die Beesitzgesellschaaft nach
dem Betriebsuntern
B nehmen errichhtet wird und d die Tatbestaandsvoraussettzungen
folglichh erst nach deer Gründung dder Gesellschaaften erfüllt sind, wird als uunechte
Betriebbsaufspaltung bezeichnet.87
Festzuhalten ist, dass die lediglich auf den Gründungsvorgang abstellende Diffe-
renzierung zwischen echter und unechter Betriebsaufspaltung die laufende steuer-
liche Belastung nicht beeinflusst. Die ausbleibende Unterscheidung beruht auf dem
Grundsatz der Gleichmäßigkeit der Besteuerung, erweist sich aber, wie im Weite-
ren gezeigt werden wird, für die Beurteilung zahlreicher Sachverhalte gerade vor
dem Hintergrund des Spannungsverhältnisses von wirtschaftlicher Einheit und
rechtlicher Selbstständigkeit der beteiligten Unternehmen als problematisch.88
88 Vgl. u. a. BFH v. 03.11.1959 – I 217/58, BStBl. III 1960, S. 50; BFH v. 16.01.1962 – I 57/61
S, BStBl. III 1962, S. 104; BFH v. 24.06.1969 – I 201/64, BStBl. II 1970, S. 17; BFH v.
08.11.1971 – GrS 2/71, BStBl. II 1973, S. 63; BFH v. 20.09.1973 – IV R 41/69, BStBl. II
1973, S. 869; BFH v. 17.04.2002 – X R 8/00, BStBl. II 2002, S. 507. Dieser Umstand sei le-
diglich auf die ähnliche Bezeichnung zurückzuführen, vgl. Knoppe (1985), S. 43. Die ausblei-
bende Unterscheidung wird vielfach kritisiert, vgl. Felix (1984), S. 578; Woerner (1985a),
S. 1610 f.; Barth (1985a), S. 1862; Groh (1989b), S. 749; Söffing (1996), S. 1227 f.; Mössner
(1997), S. 9.
89 Vgl. Engelsing/Sievert (2003), S. 625; Jacobs (2009), S. 60; Rose/Watrin (2009), S. 123.
24 2 Ziele und Formen einer Betriebsaufspaltung
Unternehmens auf die nächste Generation bzw. die finanzielle Ausstattung der
übergebenden Generation wird auf diese Weise erleichtert.
Die Funktionen eines Unternehmens lassen sich auch in eine Produktions- und
Vertriebsgesellschaft aufgliedern. Letztere übernimmt folglich regelmäßig den
gesamten Absatz der vom Produktionsunternehmen erstellten Erzeugnisse.90
Ferner lässt sich eine Betriebsaufspaltung auch in der Form der Übertragung der
Distribution auf mehrere Unternehmen, d. h. durch eine mehrfache Betriebsauf-
spaltung,91 oder anhand der Aufgliederung eines Unternehmens in eine Besitz-,
Produktions- und Vertriebsgesellschaft, d. h. eine mehrstufige Betriebsaufspal-
tung,92 verwirklichen. Diese Varianten eint, dass sie unter Umständen eher dazu
beitragen, die angesprochenen Ziele der Begrenzung der Mitbestimmung oder
der Minimierung von Rechnungslegungs-, Prüfungs- und Offenlegungspflichten
zu erreichen.93
2.3.3.1 Vorbemerkung
90 Vgl. Engelsing/Sievert (2003), S. 625; Rose (2004), S. 97. Im Rahmen aller in diesem Kapitel
angesprochenen Varianten liegt nur selten ein Pachtverhältnis hinsichtlich der – noch zu erläu-
ternden – wesentlichen Betriebsgrundlagen vor, weshalb sie nicht weiter betrachtet werden,
vgl. Jacobs (2009), S. 61.
91 Vgl. BFH v. 11.11.1982 – IV R 1117/80, BStBl. II 1983, S. 299; Carlé (2003a), S. 13; Bitz
(2010), 89. El., § 15 EStG, Rz. 363.
92 Vgl. Jacobs (2009), S. 61; Preißer (2009), S. 640 f.
93 Vgl. Wehrheim (1989), S. 15.
94 Dabei muss eine Kapitalgesellschaft als Betriebsgesellschaft fungieren, andernfalls läge bei
dieser Sonderbetriebsvermögen I vor, vgl. Limberg (2006), S. 305; Wacker (2011), § 15 EStG,
Rz. 861; BFH v. 03.02.1994 – III R 23/89, BStBl. II 1994, S. 709; BFH v. 06.03.2002 – XI R
9/01, BStBl. II 2002, S. 737; BFH v. 20.05.2010 – III R 28/08, BFH/NV 2010, S. 1946; BMF
v. 28.04.1998 – IV B 2 – S 2241 – 42/98, BStBl. I 1998, S. 583.
2.3 Formen der Betriebsaufspaltung 25
102 Vgl. BFH v. 14.08.1975 – IV R 30/71, BStBl. II 1976, S. 88; BFH v. 16.09.1994 – III R 45/92,
BStBl. II 1995, S. 75.
103 Vgl. BFH v. 12.01.1977 – I R 204/75, BStBl. II 1977, S. 357; Fichtelmann (1996), S. 581;
Kessler/Teufel (2001b), S. 871 f.; s. auch Kapitel 2.3.3.5.
104 Vgl. Knoppe (1985), S. 41; Brandmüller (1997), S. 34.
2.3 Formen der Betriebsaufspaltung 27
Personelle Ver-
flechtung bzw. Einzelunternehmen
Kapitalgesellschaft als Anteile an der oder Personen-
Gesellschaft gesellschaft als
Besitzunternehmen
Sachliche Ver- Betriebsunternehmen
flechtung
Sachliche und
Personengesellschaft personelle Ver- Personengesellschaft als
als Besitzunternehmen flechtung Betriebsunternehmen
105 Vgl. Wehrheim (1989), S. 16 f.; Kroschel/Wellisch (1999b), S. 406; Kaligin (2008), S. 23.
106 In Bezug auf das für eine Betriebsaufspaltung sprechende Motiv der Haftungsbeschränkung,
erscheint diese Kombination nur sinnvoll, wenn die Betriebsgesellschaft in Form einer GmbH
& Co. KG organisiert ist, vgl. Kaligin (2008), S. 23; Binz/Sorg (2010), S. 5 f.
28 2 Ziele und Formen einer Betriebsaufspaltung
107 Abzugrenzen ist dieser Fall von der Variante, in der die Besitz- an der Betriebspersonengesell-
schaft beteiligt ist, d. h. eine doppelstöckige Personengesellschaft vorliegt, vgl. Schulze zur
Wiesche (1997), S. 232; Strahl (2009), S. 506.
108 Vgl. BFH v. 25.04.1985 – IV R 36/82, BStBl. II 1985, S. 622; BMF v. 10.12.1985 – IV B 2 –
InvZ 1200 – 6/85; IV B 2 – S 1900 – 25/85, BStBl. I 1985, S. 683.
109 Vgl BFH v. 23.04.1996 – VIII R 13/95, BStBl. II 1998, S. 325; BFH v. 24.11.1998 – VIII R
61/97, BStBl. II 1999, S. 483.
110 Ausgemacht wird die Gewinnerzielungsabsicht an der fremdüblichen Entgeltlichkeit der Nut-
zungsüberlassung, vgl. BMF v. 28.04.1998 – IV B 2 – S 2241 – 42/98, BStBl. I 1998, S. 583;
Wendt (2006a), S. 25. Fraglich erscheint indes, weshalb die Finanzverwaltung als Tatbestandsvo-
raussetzung eine gewerbliche Tätigkeit der Besitzgesellschaft fordert, stellt doch die Existenz ge-
werblicher anstelle nicht-gewerblicher Einkünfte bei der Besitzgesellschaft die zentrale Rechtsfol-
ge der Annahme einer Betriebsaufspaltung dar. Ginge § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Hs. 2 EStG der
mitunternehmerischen Betriebsaufspaltung gegenüber vor, lägen dementsprechend zwar auch
Einkünfte aus Gewerbebetrieb vor, diese resultierten jedoch aus der als Betriebsgesellschaft agie-
renden Mitunternehmerschaft und nicht aus einer zweiten, vermeintlich gewerblich tätigen
Besitzpersonengesellschaft. Der Forderung der Finanzverwaltung dennoch zustimmend vgl. En-
gelsing/Sievert (2003), S. 626; Stuhrmann (2010), 100. El., § 15 EStG, Rz. 641; Wacker (2011),
§ 15 EStG, Rz. 859; m. E. zu Recht ablehnend vgl. Kroschel/Wellisch (1999a), S. 168, 171 f.;
wohl auch Bauschatz (2003), S. 98; Söffing/Micker (2010), S. 218; in diesem Sinne vgl. auch
BFH v. 18.08.2005 – IV R 59/04, BStBl. II 2005, S. 830.
2.3 Formen der Betriebsaufspaltung 29
gesellschaft bilanziert. Dieser Umstand ist zum einen im Hinblick auf § 15 Abs. 3
Nr. 1 EStG relevant als dadurch zugleich nicht an die Betriebsgesellschaft verpach-
tete Wirtschaftsgüter zum Betriebsvermögen der Besitzgesellschaft zählen.111 Zum
anderen werden auch in dieser Konstellation Nur-Besitzgesellschafter als gewerb-
lich tätige Gesellschafter erfasst.112 Liegt die mitunternehmerische Betriebsaufspal-
tung zugleich in Form von beteiligungsidentischen Schwesterpersonengesellschaf-
ten vor, ist daneben zumindest zweifelhaft, ob eine ertragsteuer-neutrale Übertra-
gung einzelner Wirtschaftsgüter aus dem Gesamthandsvermögen der einen Gesell-
schaft in das der anderen gelingt. Auch wenn der IV. Senat des BFH die Fortfüh-
rung der Buchwerte zulässt,113 lehnen sie der I. Senat und die Finanzverwaltung
ausdrücklich ab.114
Abschließend ist festzustellen, dass im Fall der Überlassung eines Wirtschaftsguts
an die Betriebspersonengesellschaft durch einen Sowohl-als-auch-Gesellschafter
Sonderbetriebsvermögen I bei der Betriebspersonengesellschaft vorliegt. Diese
Zuordnung geht einer Qualifikation als Sonderbetriebsvermögen II bei der Besitz-
personengesellschaft vor. Wird das Wirtschaftsgut dagegen der Besitzpersonenge-
sellschaft zur weiteren Vermietung an die Betriebspersonengesellschaft überlassen,
handelt es sich um Sonderbetriebsvermögen I des Gesellschafters bei der Besitz-
personengesellschaft.115
Zunächst fällt auf, dass die Rechtsprechung, Finanzverwaltung und Teile der
Literatur einer anderen als der mehrheitlich im Schrifttum vertretenen Definition
der kapitalistischen Betriebsaufspaltung folgen. Während das Schrifttum vor
allem auf die involvierten Rechtsformen – eine Besitz- und Betriebskapitalge-
sellschaft – achtet,116 differenzieren Rechtsprechung, Finanzverwaltung und ein
Teil der Literatur anhand der Beherrschung eines Betriebsunternehmens durch
eine Besitzkapitalgesellschaft. Im Fall einer Betriebskapitalgesellschaft liegt eine
111 Vgl. Söffing/Micker (2010), S. 228 f.; zu weiteren steuerlichen und bilanziellen Folgen vgl.
Söffing/Micker (2010), S. 231 ff.
112 Vgl. Söffing/Micker (2010), S. 226; zur fehlenden Rechtfertigung dessen s. Kapitel 6.1.2.6.
113 Vgl. BFH v. 15.04.2010 – IV B 105/09, BStBl. II 2010, S. 971.
114 Vgl. BFH v. 25.11.2009 – I R 72/08, BStBl. II, S. 471; BMF v. 24.05.2011, IV C 6 – S
2241/10/10002, Rz. 18.
115 Vgl. BFH v. 18.08.2005 – IV R 59/04, BStBl. II 2005, S. 830; Rätke (2006), S. 26; Wendt
(2006a), S. 25.
116 Vgl. Dehmer (1987), S. 7, 81 m. w. N.; Wallis/Brandmüller/Schulze zur Wiesche (2002),
S. 348; Kessler/Teufel (2001b), S. 872; Carlé (2003a), S. 9.
30 2 Ziele und Formen einer Betriebsaufspaltung
Anteile an der
Gesellschaft
Kapitalgesellschaft als Kapitalgesellschaft als
Besitzunternehmen Sachliche und Betriebsunternehmen
personelle Ver-
flechtung
Gemein ist beiden Konstellationen, dass sich eine der zentralen Fragen der
Rechtsprechung zur steuerlichen Betriebsaufspaltung – die der Existenz gewerb-
licher Einkünfte bei der Besitzgesellschaft – nicht stellt, da die Besitzkapitalge-
sellschaft diese gem. § 8 Abs. 2 KStG, § 2 Abs. 2 Satz 1 GewStG ohnehin er-
zielt.118 Von Relevanz ist die divergierende Auffassung aber insofern, als im Fall
der Ablehnung der Annahme einer Betriebsaufspaltung lediglich Schwesterge-
sellschaften vorliegen. So ist zunächst der beherrschende Einfluss der Besitz- auf
die Betriebsgesellschaft sicherzustellen. Fungiert eine GmbH als Betriebsgesell-
schaft, hängt dieser von den gesellschaftsrechtlichen Vereinbarungen unter Be-
achtung von § 35 GmbHG ab; im Fall einer AG wird dagegen der Abschluss
eines Beherrschungsvertrags im Sinne des § 291 Abs. 1 AktG oder die Einglie-
derung gem. §§ 319 ff AktG notwendig sein.119
Ferner stellt sich als Folge der eingangs vorgenommenen Unterscheidung die
Frage der möglichen Inanspruchnahme der erweiterten Kürzung gem. § 9 Nr. 1
Satz 2 GewStG bei der Besitzgesellschaft.120 Da ein steuerrechtlicher Durchgriff
auf die hinter der ausschließlich vermögensverwaltenden Gesellschaft stehenden
Gesellschafter nicht gestattet ist, kann eine Besitzkapitalgesellschaft im Fall von
Schwestergesellschaften von der erweiterten Kürzung gem. § 9 Nr. 1 Satz 2
117 Vgl. Kuhsel (1998), S. 2195; Kroschel/Wellisch (1999b), S. 407; Carlé (2003b), S. 187; Jacobs
(2009), S. 329; Zimmermann/Hottmann/Kiebele et al. (2009), S. 864; Wacker (2011), § 15
EStG, Rz. 863; BFH v. 16.09.1994 – III R 45/92, BStBl. II 1995, S. 75; BFH v. 16.03.2000 –
III R 21/99, BStBl. II 2000, S. 700; BMF v. 10.12.1985 – IV B 2 – InvZ 1200 – 6/85; IV B 2 –
S 1900 – 25/85, BStBl. I 1985, S. 683.
118 Vgl. Wehrheim (1989), S. 17; Mössner (1997), S. 10; Carlé (2003b), S. 186.
119 Vgl. Kuhsel (1998), S. 2195; Carlé (2003b), S. 187.
120 Vgl. Wehrheim (1989), S. 17 f.; Fichtelmann (1996), S. 582; Jacobs (2009), S. 329.
2.3 Formen der Betriebsaufspaltung 31
121 Vgl. BFH v. 01.08.1979 – I R 111/78, BStBl. II 1980, S. 77; BFH v. 22.10.1986 – I R 180/82,
BStBl. II 1987, S. 117, BFH v. 20.05.1988 – III R 86/83, BStBl II 1988, S. 739; Ebeling
(1993), S. 476.
122 Vgl. BFH v. 26.08.1993 – IV R 48/91, BFH/NV 1994, S. 265; FG Nürnberg v. 30.01.2002 –
III 74/00, EFG 2002, S. 632; FG Nürnberg v. 28.06.2005 – I 320/2001, DStRE 2006, S. 671;
Dehmer (1987), S. 81; Ebeling (1993), S. 475; Mössner (1997), S. 10. Zur möglichen steuerli-
chen Vorteilhaftigkeit dieser Konstellation s. Kapitel 8.5.
123 Zu den Voraussetzungen s. Kapitel 6.1.5.
3 Maßstab zur steuerlichen Beurteilung der klassischen Betriebsaufspaltung 33
124 Vgl. stark zusammenfassend Knobbe-Keuk (1981), S. 338 ff., 345 ff.; Dehmer (1987), S. 161;
Strahl (2002), S. 161; Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG, Rz. 795.
125 Vgl. Lang (2010c), § 4, Rz. 150; speziell im Hinblick auf die Betriebsaufspaltung vgl. Gluth
(2009), 239. El., § 15 EStG, Rz. 773.
126 Vgl. Groh (1989a), S. 229 f.; Drüen (2006), 111. El., § 4, Rz. 251; Lang (2010d), § 5, Rz. 40.
127 Vgl. Beisse (1981), S. 1; Groh (1989a), S. 228 f.; Lang (2010d), § 5, Rz. 77.
128 Vgl. Rinck (1965), S. 361, 366 f.; Beisse (1981), S. 4, 8; Lang (2010d), § 5, Rz. 80.
129 Vgl. Beisse (1981), S. 3, 8; Lang (2010d), § 5, Rz. 80.
130 Vgl. Rollecke (1977), S. 494; Beisse (1981), S. 2 f., 7; Groh (1989a), S. 230; Lang (2010d),
§ 5, Rz. 77.
131 Vgl. BVerfG v. 14.01.1969 – 1 BvR 136/62, BVerfGE 25, S. 28; Beisse (1981), S. 6.
3 Maßstab zur steuerlichen Beurteilung der klassischen Betriebsaufspaltung 35
137 Vgl. grundlegend BFH v. 08.11.1971 – GrS 2/71, BStBl. II 1973, S. 63.
138 So begründen persönliche Dienstleistungen keine sachliche Verflechtung, vgl. BFH v.
09.07.1970 – IV R 16/69, BStBl. II 1970, S. 722; BFH v. 26.01.1989 – IV R 151/86, BStBl. II
1989, S. 455.
139 Vgl. BFH v. 17.11.1992 – VIII R 36/91, BStBl. II 1993, S. 233.
140 Vgl. BFH v. 06.11.1991 – XI R 12/87, BStBl. II 1992, S. 415; BFH v. 23.09.1998 – XI R
72/97, BStBl. II 1999, S. 281.
141 Vgl. BFH v. 24.08.1989 – IV R 135/86, BStBl. II 1989, S. 1014; BFH v. 02.05.2002 – VIII R
25/01, BFH/NV 2002, S. 781. Davon zu unterscheiden ist der Fall, in dem die Nutzungsüber-
lassung nur mittelbar an die Betriebsgesellschaft erfolgt; diese kann gleichzeitig eine personel-
le Verflechtung begründen, s. dazu Kapitel 4.2.2.5.
142 Vgl. BFH v. 24.04.1991 – X R 84/88, BStBl. II 1991, S. 713; BFH v. 13.11.1997 – IV R 67/96,
BStBl. II 1998, S. 254; BFH v. 19.03.2002 – VIII R 57/99, BStBl. II 2002, S. 662; Söffing
(2005), S. 76 f. Mitunter wird ausgeführt, im Fall der unentgeltlichen Nutzungsüberlassung lie-
ge aufgrund der fehlenden Gewinnerzielungsabsicht beim Besitzunternehmen keine Betriebs-
aufspaltung vor bzw. könne zumindest nicht begründet werden, vgl. Fichtelmann (2003),
S. 224; Fichtelmann (2005), S. 421; differenzierend zwischen von Anfang an und nachträglich
vereinbarter unentgeltlicher Nutzungsüberlassung vgl. Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG,
Rz. 812. Ihr Versuch, das im BFH-Urteil vom 24.04.1991 geäußerte Argument, Ausschüttun-
gen und Nutzungsentgelte seien steuerrechtlich weitgehend austauschbar mit dem Hinweis auf
die seit dem Beschluss des BFH vom 08.11.1971 zu beachtende Existenz zweier rechtlich
selbstständiger Unternehmen und somit unzulässige Vermischung zweier unabhängiger Steu-
ersubjekte zu widerlegen, schlägt in diesem Fall fehl. Rechtsfolge der Betriebsaufspaltung ist
die Existenz gewerblicher anstelle nicht-gewerblicher Einkünfte bei der Besitzgesellschaft, in-
sofern können diese nicht Tatbestandsvoraussetzung sein. Somit ist die Begründung mit dem
BFH vom 24.04.1991 und 19.03.2002 sowie bereits Lersch/Schaaf (1972), S. 440 abzulehnen;
zu den einkommensteuerlichen Folgen beim Besitzgesellschafter s. Kapitel 6.1.2.2.2.
143 Vgl. BFH v. 19.03.2002 – VIII R 57/99, BStBl. II 2002, S. 662; Bauschatz (2003), S. 96;
Söffing (2005), S. 77 ff.; Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 809; H 15.7 Abs. 5 EStH.
144 Vgl. BFH v. 24.08.1989 – IV R 135/86, BStBl. II 1989, S. 1014; BFH v. 22.06.1993 – VIII R
57/92, BFH/NV 1994, S. 162; Kaligin (2008), S. 130; Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG,
Rz. 787, 811.
145 Vgl. Jacobs (2009), S. 299; Sarrazin (2010a), 99. El., § 2 GewStG, Rz. 1156; Söffing/Micker
(2010), S. 96 f.
146 Vgl. Söffing (2005), S. 74; Kozikowski/Huber (2010), § 247 HGB, Rz. 351, 357; Kuß-
maul/Huwer (2010), S. 2474.
147 Vgl. Bauschatz (2003), S. 68; Fichtelmann (2006), S. 349.
148 Vgl. BFH v. 24.08.1989 – IV R 135/86, BStBl. II 1989, S. 1014; BFH v. 26.05.1993 – X R
78/91, BStBl. II 1993, S. 718, BFH v. 20.04.2004 – VIII R 13/03, BFH/NV 2004, S. 1253;
BFH v. 14.03.2006 – VIII R 80/03, BStBl. II 2006, S. 591; BFH v. 11.10.2007 – X R 39/04,
BStBl. II 2008, S. 220.
4.1 Sachliche Verflechtung durch Überlassung einer wesentlichen Betriebsgrundlage 39
149 So werden weder stille Reserven noch der Verkehrswert beachtet, vgl. BFH v. 24.08.1989 – IV
R 135/86, BStBl. II 1989, S. 1014; BFH v. 10.07.2006 – VIII B 227/05, BFH/NV 2006,
S. 1837; BFH v. 10.11.2005b – IV R 7/05, BStBl. II 2006, S. 176.
150 Vgl. BFH v. 04.07.2007 – X R 49/06, BStBl. II 2007, S. 772.
151 Vgl. BFH v. 26.01.1989 – IV R 151/86, BStBl. II 1989, S. 455; BFH v. 06.11.1991 – XI R
12/87, BStBl. II 1992, S. 415; BFH v. 13.12.2005b – XI R 45/04, BFH/NV 2006, S. 1453; vgl.
auch hier und im Folgenden Bauschatz (2003), S. 94 f.; Ritzrow (2009b), S. 113 f.
152 Vgl. BFH v. 06.11.1991 – XI R 12/87, BStBl. II 1992, S. 415 (75 %); BFH v. 20.09.1973 – IV
R 41/69, BStBl. II 1973, S. 869 und BFH v. 23.09.1998 – XI R 72/97, BStBl. II 1999, S. 281
(25 %); FG Saarland v. 15.10.1986 – I 239/84, EFG 1987, S. 131 (30 %).
153 Vorgeschlagen wird eine Frist von drei Jahren, in der die Grenze überschritten werden muss,
um eine Betriebsaufspaltung zu begründen, vgl. Wendt (1999), S. 30; s. dazu auch Kapitel 7.2.
40 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
154 Vgl. BFH v. 13.12.2005b – XI R 45/04, BFH/NV 2006, S. 1453; BFH v. 05.06.2007 – III S
6/07, BFH/NV 2007, S. 2256; BFH v. 26.11.2009 – III R 40/07, BStBl. II 2010, S. 609. Zur
Zuordnung zum entsprechenden Betriebsvermögen s. Kapitel 5.2.4.
155 Vgl. BFH v. 02.02.2000 – XI R 8/99, BFH/NV 2000, S. 1135; FG Düsseldorf v. 25.09.2003 –
11 K 5608/01 E, EFG 2004, S. 41 sowie den Überblick bei Ritzrow (2009b), S. 112 f.
156 Vgl. BFH v. 06.03.1997 – XI R 2/96, BStBl. II 1997, S. 460; BFH v. 18.05.2004 – X B 167/03,
BFH/NV 2004, S. 1262; BFH v. 02.12.2004 – III R 77/03, BStBl. II 2005, S. 340; BFH v.
11.10.2007 – X R 39/04, BStBl. II 2008, S. 220; Bitz (2008b), S. 274 f.
157 Vgl. bspw. den Überblick bei Kaligin (2008), S. 131 ff.
158 Vgl. BFH v. 24.06.1969 – I 201/64, BStBl. II 1970, S. 17; BFH v. 12.11.1985a – VIII R
342/82, BStBl. II 1986, S. 299; BFH v. 04.11.1992 – XI R 1/92, BStBl. II 1993, S. 245.
4.1 Sachliche Verflechtung durch Überlassung einer wesentlichen Betriebsgrundlage 41
159 Vgl. BFH v. 01.06.1978 – IV R 152/73, BStBl. II 1978, S. 545; BFH v. 12.11.1985a – VIII R
342/82, BStBl. II 1986, S. 299; BFH v. 25.10.1988 – VIII R 339/82, HFR 1989, S. 145; BFH
v. 24.08.1989 – IV R 135/86, BStBl. II 1989, S. 1014; BFH v. 05.09.1991 – IV R 113/90,
BStBl. II 1992, S. 349; Schneeloch (1991a), S. 762 f.
160 Vgl. Schmidt (1989a), S. 19.
161 Vgl. Fichtelmann (2005), S. 425; Söffing (2005), S. 59.
162 Vgl. umfassend Wehrheim (1989), S. 23 f. m. w. N.; Wehrheim (1999), S. 1803 f.
163 Vgl. BFH v. 19.03.2002 – VIII R 57/99, BStBl. II 2002, S. 662.
164 Vgl. BFH v. 12.09.1991 – IV R 8/90, BStBl. II 1992, S. 347; BFH v. 04.11.1992 – XI R 1/92,
BStBl. II 1993, S. 245; BFH v. 17.11.1992 – VIII R 36/91, BStBl. II 1993, S. 233; BFH v.
26.05.1993 – X R 78/91, BStBl. II 1993, S. 718, wonach ebenfalls unbeachtlich ist, dass das Be-
triebsunternehmen jederzeit ein für seine Belange gleichwertiges Grundstück mieten oder kaufen
könnte – abermals bestätigt in BFH v. 15.01.1998 – IV R 8/97, BStBl. II 1998, S. 478, BFH v.
13.07.1998 – X B 70/98, BFH/NV 1999, S. 39 und BFH v. 18.09.2002 – X R 4/01, BFH/NV
2003, S. 41, wonach außerdem unerheblich ist, ob das Grundstück von einem anderen Unterneh-
men genutzt werden könnte. Vgl. ferner BFH v. 19.03.2002 – VIII R 57/99, BStBl. II 2002,
42 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
In einem weiteren Schritt ist eine mögliche Grenze zu diskutieren, ab der die
wirtschaftliche Bedeutung eines Grundstücks sowie Gebäudes bzw. Gebäudeteils
nicht mehr vorliegt; in dieser Hinsicht könnten qualitative und quantitative
Merkmale ausschlaggebend sein.
Während das Schrifttum zunächst vorschlägt, im Fall eines für die Aktenablage
vorgesehenen Raums oder eines Geräteschuppens eine qualitative Ausnahme an-
zunehmen, nimmt diese der BFH bereits bei einem als Lager oder Abstellmöglich-
keit genutzten Grundstück an.170 Fraglich erscheint, ob diese Ausnahme auch grei-
fen würde, wenn die Betriebsgesellschaft Geräte verwendet, die im Sinne einer
pfleglichen Behandlung nicht im Freien gelagert werden sollten. Den Abschied
von der kaum überschaubaren Kasuistik bedeutet dieser Vorschlag jedenfalls nicht.
Kritisch ist in diesem Zusammenhang auch das Urteil vom 03.06.2003 zu sehen,
wonach nicht einmal mehr die wirtschaftliche Bedeutung des von einer Besitz-
GbR überlassenen Gebäudeteils entscheidend ist. Dieser wird schlichtweg als
wesentliche Betriebsgrundlage eingestuft, weil die Betriebs-GmbH Räume für die
Ausübung ihrer Tätigkeit benötigte und diese dafür nicht ungeeignet waren.171 Eine
derartige Begründung lässt zum einen die Voraussetzung des sich notwendiger-
weise in den der Betriebsgesellschaft überlassenen Büro- und Verwaltungsräum-
169 Vgl. BFH v. 14.02.2007 – XI R 30/05, BStBl. II 2007, S. 524; sinngemäß bereits BFH v.
03.06.2003 – IX R 15/01, BFH/NV 2003, S. 1321.
170 Vgl. Kempermann (2006), S. 1213; Zimmermann/Hottmann/Kiebele et al. (2009), S. 917; BFH
v. 27.08.1998a – III R 96/96, BFH/NV 1999, S. 758; BFH v. 03.04.2001 – IV B 111/00,
BFH/NV 2001, S. 1252; BFH v. 19.03.2002 – VIII R 57/99, BStBl. II 2002, S. 662; im Sinne
des BFH vgl. Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG, Rz. 813.
171 Vgl. BFH v. 03.06.2003 – IX R 15/01, BFH/NV 2003, S. 1321.
44 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
177 Vgl. BFH v. 19.03.2009b – IV R 78/06, BStBl. II 2009, S. 803, wonach bereits existierende
quantitative Grenzen keinen verallgemeinerungsfähigen Rechtsgedanken repräsentieren; dem
Urteil zustimmend vgl. Dötsch (2009), S. 1329 f; vgl. ablehnend Bitz (2009), S. 728; Beh-
rens/Wagner (2009), S. 1522.
178 Vgl. BFH v. 13.12.2005b – XI R 45/04, BFH/NV 2006, S. 1453.
46 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
den, da von der Größe nicht unbedingt auf die wirtschaftliche Bedeutung dessen
geschlossen werden kann.179 Wenn überhaupt, ist nur der gemeine Wert von
Grundstücken vergleichbar, doch bleibt offen, wie darüber hinaus zu verfahren
wäre, wenn ein Koeffizient den Schwellenwert über- und der andere ihn unter-
schreiten würde. Wie wäre ein solches Vorgehen durchzuführen, wenn das Über-
schreiten der Wesentlichkeitsgrenzen im Lauf der Jahre ständig schwankte?
Letztlich erscheint es unmöglich, anhand einer quantitativen Grenze zu einer
weniger umstrittenen Lösung zu gelangen, der Begriff der funktionalen Bedeu-
tung wird dadurch nicht präzisiert.
Abschießend ist auf den Vorschlag einzugehen, die Reichweite des neuen
Grundsatzes hinsichtlich sog. Allerweltsgebäude bzw. entsprechender Gebäude-
teile anhand der Grenzen des § 8 EStDV zu markieren. Werden die diesbezügli-
chen Wertgrenzen nicht überschritten, könnte dem BFH nach ein Gebäudeteil
nicht zu den wesentlichen Betriebsgrundlagen zählen.180 Das Motiv, für die Be-
urteilung derartiger Fälle Rechtssicherheit zu erreichen, lässt eine an den Gren-
zen des § 8 EStDV angelehnte Vereinbarung der Finanzverwaltung zunächst
akzeptabel erscheinen. Diese beträfe vornehmlich die vielfach erst im Nach-
hinein festgestellten Fälle der unechten Betriebsaufspaltung. Dennoch begegnet
das Schrifttum diesem Vorschlag zu Recht skeptisch: Zunächst ist zu differenzie-
ren, ob die wirtschaftliche Bedeutung des Grundstücks oder des Gebäudeteils mit
in die Bestimmung der Wesentlichkeit gem. § 8 EStDV eingeht oder nicht.
Bleibt der Einbezug aus, so ist jeder Gebäudeteil, der bei einem Einzelunterneh-
mer zum notwendigen Betriebsvermögen zählt, auch automatisch als wesentliche
Betriebsgrundlage zu qualifizieren. Wird die funktionale Bedeutung des Gebäu-
deteils dagegen beachtet und ist diese gegeben, würde damit zum einen unter
Missachtung der o. g. Grundsätze auf den Verkehrswert eines Wirtschaftsgutes
bzw. auf eine quantitative Größe zurückgegriffen.181 Zum anderen würde diese
Grenze ihren Zweck nur erfüllen, wenn die Betriebsgesellschaft außer über die
überlassenen Grundstücke bzw. Gebäudeteile über keine weiteren Grundstücke
oder Gebäude verfügt. Andernfalls wäre wiederum die Frage der adäquaten Be-
zugsgröße für das § 8 EStDV entsprechende Größen- bzw. Wertverhältnis nicht
widerspruchsfrei zu beantworten.
179 Mit dem nicht widerlegbaren Beispiel der auf einem für die Betriebsgesellschaft der Größe
nach kleinen Grundstück entdeckten Ölquelle, vgl. Wehrheim (1989), S. 24.
180 Vgl. BFH v. 13.07.2006 – IV R 25/05, BStBl. II 2006, S. 804, da im vorliegenden Fall die
Grenzen überschritten waren, bedurfte die Frage keiner Entscheidung.
181 Vgl. ablehnend Heuermann (2006b), S. 1213 bzw. skeptisch Heuermann (2006a), S. 359;
Pfützenreuter (2006), Anm. 4; § 8 EStDV als Kriterium befürwortend Kempermann (2006),
S. 1213; Schoor (2007), S. 270; Strahl (2008), S. 16028 f.; Bitz (2010), 89. El., § 15 EStG,
Rz. 345.
4.1 Sachliche Verflechtung durch Überlassung einer wesentlichen Betriebsgrundlage 47
4.1.3 Zwischenergebnis
182 Nach Knobbe-Keuk (1981), S. 338; Knobbe-Keuk (1993), S. 874 ließ sich aufgrund der Unbe-
stimmtheit des Begriffs jede im Einzelfall gewünschte Entscheidung begründen.
183 Vgl. Rollecke (1977), S. 492 f.; Beisse (1981), S. 8, 14; Mössner (2001), S. 165 f. m. w. N.;
Schachtschneider (2004), S. 16, 25, 41, 81; Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG, Rz. 813; Lang
(2010c), § 4, Rz. 53, 150, 167.
184 Vgl. BFH v. 08.11.1971 – GrS 2/71, BStBl. II 1973, S. 63; BFH v. 04.11.1992 – XI R 1/92,
BStBl. II 1993, S. 245; BFH v. 28.11.2001a – X R 50/97, BStBl. II 2002, S. 363.
48 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
185 Vgl. Woerner (1986), S. 736; Strahl (2008), S. 16029; Ritzrow (2009a), S. 54.
186 Vgl. Groh (1989b), S. 749; Wehrheim (1989), S. 22; Fichtelmann (1999), S. 64.
187 Vgl. Mössner (1997), S. 7; Kempermann (1997), S. 1441 f.; ähnlich Engelsing/Sievert (2003),
S. 627; Söffing (2005), S. 56 f.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 49
4.2.1.1 Von der Rechtsprechung des RFH bis zum Beschluss des Großen
Senats des BFH vom 08.11.1971
Bereits der RFH und auch der BFH nahmen frühzeitig zur Tatbestandsvorausset-
zung der personellen Verflechtung Stellung. Die Rechtsprechung sieht das Krite-
rium als erfüllt an, wenn die Gesellschafter der Besitzgesellschaft die Betriebs-
gesellschaft beherrschen;188 die weitere Konkretisierung dessen erfolgt unter der
Bildung von Fallgruppen jeweils im zugrundeliegenden Sachverhalt.
So nahm der I. Senat des BFH eine personelle Verflechtung nur an, wenn alle
Gesellschafter der Besitzgesellschaft auch im gleichen Verhältnis an der Be-
triebsgesellschaft beteiligt sind, folglich eine sog. Beteiligungs- und Beherr-
schungsidentität vorliegt.189 Im Gegensatz dazu ging der IV. Senat des BFH
bereits von der Existenz einer personellen Verflechtung aus, wenn die Besitzge-
sellschafter mittels einer beherrschenden Mehrheit die Betriebsgesellschaft kon-
trollieren, d. h. lediglich eine sog. Beherrschungsidentität besteht. Dabei mussten
nicht alle Gesellschafter eines Unternehmens gleichzeitig am anderen beteiligt
sein.190 Es oblag danach dem Großen Senat des BFH zu entscheiden, ob zur
Annahme einer personellen Verflechtung eine Beteiligungs- und Beherrschungs-
identität notwendig war oder letztere dafür bereits ausreichte. Nach dem Be-
schluss des Großen Senats vom 08.11.1971 ist für die Fälle der echten und un-
echten Betriebsaufspaltung keine Beteiligungsidentität erforderlich. Anstelle
einer gleich hohen Beteiligung derselben Personen an beiden Unternehmen ist
vielmehr entscheidend, dass diese einen einheitlichen geschäftlichen Betäti-
gungswillen zeigen. Dazu reicht aus, dass die das Besitzunternehmen beherr-
schende Person bzw. Personengruppe in der Lage ist, auch im Betriebsunterneh-
men ihren geschäftlichen Betätigungswillen durchzusetzen. Bei der Feststellung
dessen sind demnach die Verhältnisse des Einzelfalls maßgebend; darüber hinaus
188 Vgl. RFH v. 26.10.1938 – VI 501/38, RStBl. 1939, S. 282; RFH v. 01.07.1942 – VI 96/42,
RStBl. 1942, S. 1081; OFH v. 30.03.1949 – III 6/49, S. 101; BFH v. 22.01.1954 – III 232/52,
BStBl. III 1954, S. 91; BFH v. 10.04.1956 – I 314/55, HFR 1961, S. 128; BFH v. 25.07.1963 –
IV 417/60 S, BStBl. III 1963, S. 505.
189 Vgl. BFH v. 03.12.1969 – I 231/63, BStBl. II 1970, S. 223; BFH v. 12.03.1970 – I R 108/66,
BStBl. II 1970, S. 439.
190 Vgl. BFH v. 09.07.1970 – IV R 16/69, BStBl. II 1970, S. 722; BFH v. 16.07.1970 – IV 87/65,
BStBl. II 1971, S. 182.
50 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
sind dem Großen Senat nach an den Nachweis des einheitlichen geschäftlichen
Betätigungswillens strenge Anforderungen zu stellen.191
Mit der Voraussetzung des einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens trat
neben die Bedingung der Überlassung einer wesentlichen Betriebsgrundlage eine
weitere unbestimmte Tatbestandsvoraussetzung. Infolgedessen war und ist die
Rechtsprechung zur Konkretisierung dieser zur Sachverhaltsgestaltung und Ka-
suistik einladenden Judikatur aufgefordert; das Schrifttum begegnet diesem Be-
griff zahlreich und vielfach kritisch.192 Das Ziel der folgenden Abschnitte ist
dementsprechend zum einen, die das Kriterium des einheitlichen geschäftlichen
Betätigungswillens konkretisierenden Stellungnahmen zu strukturieren und zum
anderen zu analysieren, inwieweit sich diese Voraussetzung rechtfertigen lässt.
195 Grundlegend zur Personengruppentheorie vgl. BFH v. 02.08.1972 – IV 87/65, BStBl. II 1972,
S. 796.
196 Vgl. BFH v. 03.11.1972 – I R 117/71, BStBl. II 1973, S. 447; BFH v. 23.11.1972 – IV R
63/71, BStBl. II 1973, S. 247; BFH v. 20.09.1973 – IV R 41/69, BStBl. II 1973, S. 869; BFH
v. 12.11.1985b – VIII R 240/81, BStBl. II 1986, S. 296; BFH v. 28.05.1991 – IV B 28/90,
BStBl. II 1991, S. 801; BFH v. 18.03.1993 – IV R 96/92, BFH/NV 1994, S. 15; BFH v.
17.11.1992 – VIII R 36/91, BStBl. II 1993, S. 233; BFH v. 24.02.2000 – IV R 62/98, BStBl. II
2000, S. 417; BFH v. 02.03.2000 – IV B 34/99, BFH/NV 2000, S. 1084; BFH v. 29.08.2001 –
VIII R 34/00, BFH/NV 2002, S. 185; FG Düsseldorf v. 20.01.2004 – 16 K 5157/98 Inv, EFG
2004, S. 1632; BFH v. 07.01.2008 – IV B 24/07, BFH/NV 2008, S. 784.
197 Vgl. Felix (1997), S. 146 f. In diesem Zusammenhang wird zugleich von der “Theorie der
bewusst geplanten Doppelgesellschaft” gesprochen, vgl. MK (2000), S. 818 – bereits an dieser
Stelle offenbaren sich mögliche Konflikte, die sich aufgrund der ausbleibenden Differenzie-
rung zwischen einer echten und einer unechten Betriebsaufspaltung unter Umständen ergeben.
198 Vgl. BFH v. 22.04.2010 – V R 9/09, BStBl. II 2011, S. 597.
199 Vgl. Behrens (2010), S. 2352; Dehmer (2010), S. 1705; Höink/Schütze (2010), S. 1790.
52 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
Resümierend wird deutlich, dass der Begriff des einheitlichen geschäftlichen Betä-
tigungswillens in der Entscheidung des Großen Senats vom 08.11.1971 nicht hin-
reichend definiert wurde, sondern die Konkretisierung weiterhin der Finanzrecht-
sprechung überlassen blieb.200 Wünschenswert wäre immer noch eine einzelfallun-
abhängige Festlegung, die dem Steuerpflichtigen zwar ein Wahlrecht einräumt,
eine personelle Verflechtung zu begründen oder nicht, die aber zugleich Rechtssi-
cherheit und eine Prognose des steuerlichen Ergebnisses der wirtschaftlichen und
zivilrechtlichen Planung erlaubt. Nachdem das Gegenteil in Form einer ausufern-
den, kasuistischen Rechtsprechung eingetreten ist, werden die oben angesproche-
nen Konstellationen im Folgenden zunächst anhand vereinfachter Beispiele veran-
schaulicht, um im Anschluss daran die zahlreichen Möglichkeiten zu erläutern,
einen einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillen anzunehmen oder nicht. All
dies erfolgt vor dem Hintergrund der ertragsteuerlich nach wie vor ständigen
Rechtsprechung des BFH, nach der eine Beteiligung von mehr als 50 % an beiden
Unternehmen ausreicht, um von einer personellen Verflechtung auszugehen. So
wird zu analysieren sein, inwiefern diese Vorstellung haltbar ist, oder ob trotz einer
solchen Beteiligung die Beherrschung eines Unternehmens ausbleiben bzw. ob
diese auch ohne derartige Mehrheitsverhältnisse in Frage kommen kann.
Gesell-
Besitzunternehmen Betriebsunternehmen
schafter
A 80 % 80 %
B 20 % 20 %
200 Vgl. Barth (1985a), S. 1866; Woerner (1985a), S. 1612 f.; Mössner (1997), S. 6.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 53
Gesell-
Besitzunternehmen Betriebsunternehmen
schafter
A 30 % 30 %
B 30 % 30 %
C 40 % 40 %
Gesell-
Besitzunternehmen Betriebsunternehmen
schafter
A 60 % 40 %
B 40 % 60 %
Gesell-
Besitzunternehmen Betriebsunternehmen
schafter
A 10 % 20 %
B 20 % 20 %
C 30 % 20 %
D - 40 %
E 40 % -
Dieses Resultat tritt ebenfalls ein, wenn weitere Gesellschafter sich nur an einer
der beiden Gesellschaften beteiligen. So treten die Gesellschafter A, B und C
dennoch als beherrschende Personengruppe in beiden Gesellschaften auf.
In den Fällen, in denen der Besitzgesellschafter seinen Willen nicht in der Be-
triebsgesellschaft durchsetzen kann, besteht keine personelle Verflechtung.
Gesell-
Besitzunternehmen Betriebsunternehmen
schafter
A 100 % 20 %
B - 80 %
Ein einheitlicher geschäftlicher Betätigungswille liegt dem BFH nach nicht vor,
wenn die Vermutung gleichgerichteter Interessen zwischen den an den Unterneh-
men beteiligten Gesellschaftern widerliegt wird; den Nachweis dessen hat der
Steuerpflichtige zu erbringen. Diesbezüglich bedarf es jedoch nicht nur aufgrund
der Gestaltung der Gesellschaftsverträge und der tatsächlichen Interessenlage abs-
trakter und möglicher, sondern konkret nachgewiesener Interessengegensätze.201
Sind bspw. Rechtstreitigkeiten zwischen den Gesellschaftern, insbesondere auf-
grund der Stimmrechtsverteilung oder wegen deutlicher Meinungsverschiedenhei-
ten bei Beschlussfassungen anhängig, liegt kein einheitlicher geschäftlicher Betäti-
gungswille mehr vor. Im Zuge dessen muss deutlich werden, dass durch die Ver-
folgung individueller Ziele in allen wesentlichen Fragen eine Interessengemein-
schaft nicht existiert, die trotz der Mehrheit der Anteile an beiden Gesellschaften
entweder das Besitzunternehmen nicht beherrscht oder zugleich ihren Willen in der
201 Vgl. grundlegend, auch im Folgenden, BFH v. 15.05.1975 – IV R 89/73, BStBl. II 1975,
S. 781; BFH v. 24.02.2000 – IV R 62/98, BStBl. II 2000, S. 417.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 55
4.2.2.2.1 Besitzpersonengesellschaft
202 Vgl. BFH v. 16.06.1982 – I R 118/80, BStBl. II 1982, S. 662; BFH v. 05.09.1991 – IV R
113/90, BStBl. II 1992, S. 349; BFH v. 10.04.1997 – IV R 73/94, BStBl. II 1997, S. 569; BFH
v. 14.08.2001 – IV B 120/00, BFH/NV 2001, S. 1561; FG Nürnberg v. 05.12.2001 – III
117/1999, EFG 2002, S. 570; BFH v. 07.01.2008 – IV B 24/07, BFH/NV 2008, S. 784.
203 Vgl. BFH v. 05.09.1991 – IV R 113/90, BStBl. II 1992, S. 349; BFH v. 14.08.2001 – IV B
120/00, BFH/NV 2001, S. 1561; BFH v. 07.01.2008 – IV B 24/07, BFH/NV 2008, S. 784.
204 Vgl. Dehmer (2010), S. 1705.
205 Vgl. Engelsing/Sievert (2003), S. 628 f.; Jacobs (2009), S. 773.
56 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
Prinzipiell gilt zunächst, dass bei einer Personengesellschaft der Grundsatz der
Selbstorganschaft206 die Geschäftsführungsbefugnis prägt und eine Abstimmung
nach der Anzahl der Gesellschafter und nicht nach Kapitalanteilen erfolgt. Dies
sieht § 709 Abs. 2 BGB für die GbR, § 119 Abs. 2 HGB für die OHG und § 161
Abs. 2 HGB i. V. m. § 119 Abs. 2 HGB für die KG vor. Insofern ist für die Frage
der Beherrschung einer Besitzpersonengesellschaft weniger auf den Kapitalanteil
als auf das Stimmrechtsverhältnis abzustellen, zumal das Gesetz generell ein
Einstimmigkeitsprinzip enthält. Dieses gilt sowohl gem. § 709 Abs. 1 BGB für
eine GbR, bei der grundsätzlich alle Gesellschafter gemeinschaftlich zur Ge-
schäftsführung befugt sind, als auch nach § 119 Abs. 1 HGB für eine OHG, bei
der nach § 115 Abs. 1 Hs. 1 HGB prinzipiell allen Gesellschaftern die Geschäfts-
führung zusteht. Bei einer KG greift für die nach § 164 Satz 1 Hs. 1 HGB aus-
schließlich zur Geschäftsführung befugten Komplementäre ein Einstimmigkeits-
gebot gem. §§ 161 Abs. 2 i. V. m. 119 Abs. 1 HGB. Im Gegensatz dazu besteht
nach § 745 Abs. 1 BGB für eine Bruchteilsgemeinschaft das Mehrheitsprinzip,
dem jeder Teilhaber unterliegt. Bei jedem der genannten Stimmrechtserforder-
nisse handelt es sich jedoch um dispositives Recht.
Aus diesen Grundsätzen folgt, dass die Frage der Willensdurchsetzung in der
Besitzpersonengesellschaft im Fall der Beteiligung eines Nur-Besitzgesell-
schafters aus einer rein rechtlichen Sicht umstritten ist. Sofern dem gesetzlich
vorgesehenen Entscheidungsmodus gefolgt wird, verhindert der Nur-Besitz-
gesellschafter unter Umständen einen einheitlichen geschäftlichen Betätigungs-
willen in der Besitzgesellschaft und ist für einen abweichenden Betätigungswil-
len der Sowohl-als-auch-Gesellschafter verantwortlich; diesen gelingt es nur mit
der Zustimmung des Nur-Besitzgesellschafters, ihren Willen in der Besitzgesell-
schaft durchzusetzen. In letzter Konsequenz bedeutete dies, dass eine personelle
Verflechtung lediglich in Fällen ohne einen Nur-Besitzgesellschafter angenom-
men werden kann; in diesem Sinne hatte der BFH erstmals mit einem im Nach-
hinein mehrfach bestätigten Urteil vom 09.11.1983 entschieden. Ein anderes
Ergebnis ergäbe sich aber, wenn im Gesellschaftsvertrag vom Einstimmigkeits-
grundsatz abweichende Mehrheitserfordernisse vereinbart werden und die das
Betriebsunternehmen beherrschende Person bzw. Personengruppe über die ent-
sprechende Stimmrechtsmehrheit im Besitzunternehmen verfügt. Dabei käme es
ferner auf einen möglichen Stimmrechtsausschluss der an beiden Unternehmen
beteiligten Personen an.207 Im Folgenden soll deshalb eine Lösung des Konflikts
206 Bezüglich der GbR vgl. Sprau (2010b), vor § 709 BGB, Rz. 3a; für die OHG vgl. Ditfurth
(2009b), § 53 oHG, Rz. 21; für die KG vgl. Wirth (2009), § 7 KG, Rz. 15.
207 Vgl. BFH v. 09.11.1983 – I R 174/79, BStBl. II 1984, S. 212; BFH v. 29.10.1987 – VIII R
5/87, BStBl. II 1989, S. 96; BFH v. 10.12.1991 – VIII R 71/87, BFH/NV 1992, S. 551; BFH v.
21.01.1999 – IV R 96/96, BStBl. II 2002, S. 771; BFH v. 13.12.1999 – VIII B 36/98, VIII B
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 57
37/98, BFH/NV 2000, S. 706; BFH v. 15.03.2000 – VIII R 82/98, BStBl. II 2002, S. 774. Die
Finanzverwaltung hatte zunächst mit mehreren, inzwischen zurückgezogenen, Nichtanwen-
dungserlassen reagiert, vgl. BMF v. 29.03.1985 – IV B 1 – S 2253 – 49/85, BStBl. I 1985,
S. 121 f.; BMF v. 23.01.1989 – IV B 2 – S 2241 – 1/89, BStBl. I 1989, S. 39, BMF v.
07.10.2002 – IV A 6 – S 2240 – 134/02, BStBl. I 2002, S. 1028 f.
208 Vgl. BFH v. 19.10.2007 – IV B 163/06, BFH/NV 2008, S. 212.
209 Vgl. Paus (1985), S. 516; Wehrheim (1989), S. 39; Märkle (2000), S. 5*; Schoor (2003), S. 45;
Söffing (2005), S. 109.
210 BFH v. 10.04.1997 – IV R 73/94, BStBl. II 1997, S. 569.
211 Vgl. BFH v. 01.02.1990 – IV R 91/89, BFH/NV 1990, S. 562; BFH v. 26.11.1992 – IV R 15/91,
BStBl. II 1993, S. 876; mit einer Präzisierung auf die „laufenden Geschäfte“ BFH v. 21.08.1996 –
X R 25/93, BStBl. II 1997, S. 44; BFH v. 21.01.1999 – IV R 96/96, BStBl. II 2002, S. 771, wobei
auch festgestellt wird, dass Einstimmigkeitsvereinbarungen grundsätzlich nicht ausschließlich auf
steuerlichen Gesichtspunkten beruhen und deshalb lediglich der generelle Vorbehalt des § 42 AO
greift; BFH v. 11.05.1999 – VIII R 72/96, BStBl. II 2002, S. 722; BFH v. 15.03.2000 – VIII R
82/98, BStBl. II 2002, S. 774; BFH v. 01.07.2003 – VIII R 24/01, BStBl. II 2003, S. 757; BFH v.
24.08.2006 – IX R 52/04, BStBl. II 2007, S. 165 sowie Abschnitt 4.2.1.2.
58 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
212 So z. B. für Fälle des § 745 Abs. 3 BGB oder § 53 Abs. 2 GmbHG, vgl. BFH v. 21.08.1996 –
X R 25/93, BStBl. II 1997, S. 44; Schoor (2003), S. 48; Kaligin (2008), S. 109.
213 Vgl. BFH v. 27.08.1992 – IV R 13/91, BStBl. II 1993, S. 134; BFH v. 24.02.2000 – IV R
62/98, BStBl. II 2000, S. 417; BFH v. 28.11.2001b – X R 49/97, BFH/NV 2002, S. 631.
214 Vgl. Crezelius (2010), S. 301, der dafür plädiert, prinzipiell das zivilrechtliche Gefüge der
steuerlichen Beurteilung des Sachverhalts zugrundezulegen.
215 Vgl. Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 823.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 59
216 Vgl. BFH v. 01.07.2003 – VIII R 24/01, BStBl. II 2003, S. 757; im Sinne des BFH vgl. auch
FG Münster v. 12.12.2002 – 5 K 2831/99 F, EFG 2003, S. 528; FG Schleswig-Holstein v.
11.05.2011 – 1 K 138/09, EFG 2011, S. 1433.
217 Vgl. Ditfurth (2009a), § 7 BGB-Gesellschaft, Rz. 4.; Sprau (2010b), vor § 709 BGB, Rz. 1;
Ulmer/Schäfer (2009), § 709 BGB, Rz. 24.
218 Vgl. Ditfurth (2009a), § 7 BGB-Gesellschaft, Rz. 5; Sprau (2010a), § 705 BGB, Rz. 15 f.;
Ulmer/Schäfer (2009), § 709 BGB, Rz. 10 m. w. N.
219 Vgl. Sprau (2010b), vor § 709 BGB, Rz. 1. Ebenso verhält es sich mit der Geschäftsführungs-
befugnis bei einer OHG, die sich nach § 116 Abs. 1 HGB auf alle Handlungen erstreckt, die
der gewöhnliche Betrieb des Handelsgewerbes mit sich bringt. Zur Vornahme darüberhinaus-
gehender, außergewöhnlicher Handlungen oder von Grundlagengeschäften, d. h. von Maß-
nahmen, die nach ihrem sachlichen Inhalt eine Änderung des Gesellschaftsvertrages bedeuten,
ist gem. § 116 Abs. 2 HGB die Zustimmung aller Gesellschafter notwendig. Im oben skizzier-
ten Kontext der Betriebsaufspaltung gilt dann – in Abhängigkeit vom individuellen Sachverhalt
– für die Kündigung des Miet-oder Pachtverhältnisses der überlassenen wesentlichen Betriebs-
grundlage das Einstimmigkeitsprinzip; vgl. Schulze zur Wiesche (2004), S. 755; Ditfurth
(2009b), § 53 oHG, Rz. 21; Hopt (2010a), § 116 HGB, Rz. 2; HG (2000), S. 1138. Zugleich
wird bei einer OHG ein faktisches Einstimmigkeitserfordernis aufgrund des Widerspruchs-
rechts eines Gesellschafters gegen Entscheidungen über die laufende Geschäftsführung eines
anderen Gesellschafters nach § 115 Abs. 1 Hs. 2 HGB angenommen, vgl. BFH v. 07.12.1999 –
VIII R 50,51/96, VIII R 50/96, VIII R 51/96, BFH/NV 2000, S. 601; Bitz (2010), 89. El., § 15
EStG, Rz. 321. Auch bei einer KG greift für sog. außergewöhnliche, die Grundlagen der Ge-
sellschaft betreffende, Geschäfte nach § 164 Satz 1 HGB das Einstimmigkeitsprinzip. Darunter
fällt – im oben beschriebenen Zusammenhang – ebenfalls die Änderung oder Aufhebung des
Miet- oder Pachtvertrags mit der Betriebsgesellschaft über die wesentliche Betriebsgrundlage;
vgl. Wirth (2009), § 7 KG, Rz. 4 f.; Hopt (2010a), § 116 HGB, Rz. 2, Hopt (2010b), § 164
HGB, Rz. 2. Dennoch erachten der BFH und die Finanzverwaltung auch mit einem Nur-
Besitzgesellschafter aufgrund des für die sog. Geschäfte des täglichen Lebens ausreichenden
Mehrheitsprinzips eine personelle Verflechtung als möglich, wenn das Widerspruchsrecht des
Kommanditisten vertraglich eingeschränkt oder abbedungen ist und die übrige Person oder
Personengruppe über die im Gesellschaftsvertrag vorgesehene notwendige Mehrheit der Stim-
men verfügt, vgl. BFH v. 27.08.1992 – IV R 13/91, BStBl. II 1993, S. 134; BMF v. 07.10.2002
– IV A 6 – S 2240 – 134/02, BStBl. I 2002, S. 1028.
60 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
Bezogen auf obigen Sachverhalt bedeutet dies, dass der Geschäftsführer bspw.
nicht zur Kündigung des bestehenden Mietvertrags über das Bürogebäude befugt
war, da Grundlagengeschäfte bei einer GbR immer einstimmig zu entscheiden
sind.220 Den Ausführungen des Senats nach soll es gerade auf diesen Aspekt
nach der Begründung der Betriebsaufspaltung nicht mehr ankommen, da der
Sowohl-als-auch-Gesellschafter dank seiner Geschäftsführerstellung die laufende
Verwaltung des vermieteten oder verpachteten Grundstücks ausüben kann, ohne
ein Widerspruchs- oder Mitspracherecht der nicht zur Geschäftsführung befugten
Gesellschafter berücksichtigen zu müssen. Somit verfüge der Gesellschafter über
das überlassene Grundstück und beherrsche demnach rechtlich wie tatsächlich
das Geschehen in der Besitzgesellschaft.221 Darüber hinaus wird angeführt, die
Frage der Reichweite der Geschäftsführungsbefugnis sei letztlich nicht entschei-
dend, da der Sowohl-als-auch-Gesellschafter jederzeit seine Mitgliedschaft in der
Besitzgesellschaft kündigen und ihr auf diese Weise seinen Kapitalanteil entzie-
hen könne, um die Betriebsaufspaltung zu beenden.222
Im Ergebnis beruht diese Argumentation auf einer zu weit verstandenen wirtschaft-
lichen Betrachtungsweise. Wenn eine Gesellschaft eigens mit dem Zweck der
Vermietung gegründet wurde und die Kündigung eines Mietvertrags infolgedessen
bereits ein Grundlagengeschäft darstellt, beherrscht der Geschäftsführer die Gesell-
schaft nicht. Bei einer solchen Gesellschaft muss dazu die Geschäftsführungsbe-
fugnis mindestens den Abschluss wie die Kündigung des Mietvertrages beinhalten;
diese Voraussetzung besteht im Sachverhalt des Urteils vom 01.07.2003 aber aus-
drücklich nicht. Lediglich in der Urteilsbegründung darauf zu verweisen, dass
diese Frage nach der Begründung der Betriebsaufspaltung obsolet sei, weil Ent-
scheidungen bezüglich der Vermietung dann keines Gesellschafterbeschlusses
mehr bedürfen, reicht nicht aus, um bereits eine Beherrschung anzunehmen. Eben-
so wenig genügt es, die beschränkte Reichweite der Geschäftsführungsbefugnis
anhand der dem Gesellschafter gebotenen Option der Kündigung zu rechtfertigen.
Gerade aufgrund der damit einhergehenden ertragsteuerlichen Folgen wie auch im
Hinblick auf die Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen der Beendigung der Be-
triebsaufspaltung ist deren Inanspruchnahme eventuell ausdrücklich unerwünscht.
Nicht zuletzt hatte der Große Senat verlangt, strenge Anforderungen an die An-
nahme einer personellen Verflechtung zu stellen.223
220 Vgl. Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG, Rz. 802; Sprau (2010a), § 705 BGB, Rz. 16.
221 Unklar bleibt, inwiefern der Geschäftsführer über das Grundstück verfügt, vgl. Kempermann
(2005), S. 319.
222 Vgl. Kempermann (2005), S. 320.
223 Vgl. BFH v. 08.11.1971 – GrS 2/71, BStBl. II 1973, S. 63.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 61
Alles in allem wird deutlich, dass die Strategie der Finanzrechtsprechung, die
Frage der Beherrschung der Besitzpersonengesellschaft in Abhängigkeit von der
verwendeten Rechtsform sowie anhand einer Differenzierung zwischen gewöhn-
lichen Verwaltungs- und Grundlagengeschäften zu lösen, nur in einer kasuisti-
schen Sammlung von Urteilen enden kann. Geradezu gleichgültig gegenüber
dem Steuerpflichtigen erscheint es, wenn der BFH eine ausbleibende Definition
der sog. Geschäfte des täglichen Lebens lediglich mit einem Verweis auf die
ebenfalls fehlende Definition der Handelsgeschäfte gem. § 116 Abs. 1 HGB
rechtfertigt.224 Während die Festlegung der Reichweite der Geschäftsführungsbe-
fugnisse im Rahmen eines Handelsgewerbes nur typisierend erfolgen kann, soll
im Gegensatz dazu der Terminus der sog. Geschäfte des täglichen Lebens einen
nicht normierten Steuertatbestand legitimieren. Nachdem das Steuerrecht als
Eingriffsrecht vom steuerpflichtigen Bürger zu akzeptieren ist,225 kann die un-
mögliche Definition eines Tatbestands nicht durch den Verweis auf eine im
Rahmen eines bestehenden Handelsgewerbes notwendige Konkretisierung voll-
zogen werden. Um von einer Beherrschung auszugehen und der Kasuistik der
Rechtsprechung Einhalt zu gebieten, müssen die für Entscheidungen bezüglich
des Miet- oder Pachtverhältnisses über die überlassene wesentliche Betriebs-
grundlage vereinbarten Mehrheitserfordernisse ebenfalls beachtet werden. In
vielen Fällen bedeutet dies letztlich den Wegfall der personellen Verflechtung.226
Im Rahmen der letzten Kategorie ist auf die Konsequenzen eines möglichen
Stimmrechtsausschlusses der Sowohl-als-auch-Gesellschafter in der Besitzperso-
nengesellschaft einzugehen. Dieser stellte sich ein, wenn Verträge bezüglich der
Nutzungsüberlassung an die von ihnen beherrschte Betriebskapitalgesellschaft
abzuschließen sind und sich im Zuge dessen ein Interessenkonflikt einstellt; der
personellen Verflechtung entzöge dies in weiten Teilen die Grundlage.227
228 Die Frage der generellen Existenz von Stimmrechtsverboten bei Entscheidungen über Rechts-
geschäfte einer Personengesellschaft mit einem ihrer Gesellschafter ist zivilrechtlich umstrit-
ten. Für die Befürworter vgl. Ulmer/Schäfer (2009), § 709 BGB, Rz. 70; Hopt (2010c), § 119
HGB, Rz. 8 m. w. N.; ablehnend jedoch vgl. Enzinger (2004), § 119 HGB, Rz. 33.
229 Vgl. BFH v. 09.11.1983 – I R 174/79, BStBl. II 1984, S. 212, zu den Nachweisen der darauffol-
genden Nichtanwendungserlasse s. Fußnote 207. Die daraufhin von Ludwig Schmidt befürchtete
„öffentliche Hinrichtung der Betriebsaufspaltung in aller Stille“ hat nicht stattgefunden, vgl.
Schmidt (1984a), S. 122, a. A. bereits unmittelbar darauf vgl. Knobbe-Keuk (1984), S. 94.
230 Vgl. BFH v. 12.11.1985b – VIII R 240/81, BStBl. II 1986, S. 296.
231 Vgl. Groh (1989b), S. 752; Bitz (2010), 89. El., § 15 EStG, Rz. 321; Wacker (2011), § 15
EStG, Rz. 824.
232 Vgl. BFH v. 24.08.2006 – IX R 52/04, BStBl. II 2007, S. 165.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 63
4.2.2.2.1.3 Zwischenergebnis
233 Vgl. Woerner (1985a), S. 1613; Döllerer (1987), S. 37; Groh (1989a), S. 229 f.; Schacht-
schneider (2004), S. 41 f.; Baetge/Kirsch/Thiele (2009), S. 99 f.
234 Vgl. die Nachweise in Fußnote 183 sowie Felix (1997), S. 149.
64 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
4.2.2.2.2 Betriebskapitalgesellschaft
235 Vgl. BFH v. 26.11.1992 – IV R 15/91, BStBl. II 1993, S. 876. Dies gilt auch unabhängig davon,
ob die Beherrschung konkret ausgeübt wird, vgl. FG München v. 05.06.2003 – 11 K 715/01, EFG
2003, S. 1535.
236 Vgl. Tillmann (1992), S. 98; Kaligin (2008), S. 105; Schmidt (2007), § 47 GmbHG, Rz. 10 f.;
Zöllner (2010), § 47 GmbHG, Rz. 67 f. Das Ziel derartiger Vereinbarungen besteht zumeist da-
rin, eine gemeinsame Geschäftspolitik oder den Einffluss der älteren Unternehmergeneration
sicherzustellen.
237 Vgl. BFH v. 28.01.1982 – IV R 100/78, BStBl. II 1982, S. 479, BFH v. 27.08.1992 – IV R
13/91, BStBl. II 1993, S. 134; Dehmer (1987), S. 24; Fichtelmann (1999), S. 71 f.; Wacker
(2011), § 15 EStG, Rz. 827. Ein einheitlicher geschäftlicher Betätigungswille liegt auch im sel-
tenen Fall einer als Betriebskapitalgesellschaft fungierenden, börsennotierten AG vor, vgl.
BFH v. 23.03.2011 – X R 45/09, DB 2011, S. 1614. Dabei lässt der BFH das Argument außen
vor, dem stehe die Organisationsstruktur einer AG entgegen, nach der auch das mehrheitlich
beteiligte und die wesentliche Betriebsgrundlage überlassende Vorstandsmitglied keinen ent-
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 65
In einer zweiten Kategorie rückt der BFH inzwischen vom Grundsatz ab, nach
dem bei einer Kapitalgesellschaft über deren Beherrschung einzig die sich aus
den Kapitalanteilen ergebenden Stimmrechte entscheiden.238
Der BFH erweitert diesen Grundsatz und unterstellt eine Beherrschung einer
Betriebs-GmbH durch den Gesellschafter-Geschäftsführer, auch wenn er nicht
über die vertraglich vereinbarte Stimmrechtsmehrheit in der Gesellschafterver-
sammlung verfügt. Begründet wird die Beherrschung der Betriebsgesellschaft
mit der oben erläuterten und Rechtsunsicherheit stiftenden Möglichkeit der
Durchführung der sog. Geschäfte des täglichen Lebens, die der BFH als „laufen-
de Geschäfte“239 präzisiert. Diese Rechtfertigung entspricht aber an dieser Stelle
ebenfalls einer zu weitgehenden wirtschaftlichen Betrachtungsweise. Da der
Beherrschungswille sich zweifellos auf das Nutzungsverhältnis hinsichtlich der
überlassenen wesentlichen Betriebsgrundlage beziehen soll, zählen Maßnahmen
wie der Abschluss bzw. die Kündigung dieses Nutzungsverhältnisses grundsätz-
lich zu den sog. Geschäften des täglichen Lebens. Gerade bei einer vom Grund-
satz der Fremdorganschaft240 geprägten Kapitalgesellschaft, bei der die Höhe des
Kapitalanteils im Hinblick auf Abstimmungen entscheidend ist, kann diese
Kompetenz bei nicht ausreichender Beteiligungshöhe nicht zur Beherrschung
genügen. Eine vom Kapitalanteil abweichende Stimmenmehrheit dient eventuell
scheidenden Einfluss auf das dazugehörige Nutzungsverhältnis ausüben kann, da nach § 112
Satz 1 AktG der unabhängige und weisungsungebundene Aufsichtsrat die AG gegenüber Vor-
standsmitgliedern vertritt, vgl. insofern a. A. Crezelius (2010), S. 303 m. w. N. Auch die Bege-
bung eines Nießbrauchs an den Anteilen an der Betriebskapitalgesellschaft und die Einräu-
mung einer Vollmacht zur Ausübung der Stimmrechte an den Nießbrauchnehmer verhindert
einen einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillen nicht, vgl. BFH v. 02.07.2009 – X B
230/08, BFH/NV 2009, S. 1647.
238 So noch z. B. BFH v. 01.12.1989 – III R 94/87, BStBl. II 1990, S. 500; BFH v. 15.10.1998 –
IV R 20/98, BStBl. II 1999, S. 445.
239 Bereits BFH v. 26.01.1989 – IV R 151/86, BStBl. II 1989, S. 455; BFH v. 05.04.2005 – IV B
96/03, BFH/NV 2005, S. 1564.
240 Vgl. Hueck/Fastrich (2010b), § 6 GmbHG, Rz. 8.
66 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
gerade dazu, das Miet- oder Pachtverhältnis über die wesentliche Betriebsgrund-
lage nicht durch einen einseitigen Beschluss aufheben zu können.
Wenn der BFH in einem Urteil vom 30.11.2005 weiter ausführt, ein Gesellschaf-
ter-Geschäftsführer beherrsche eine GmbH, da er entweder die von seinem Be-
sitzunternehmen überlassene wesentliche Betriebsgrundlage dem Betriebsunter-
nehmen durch Kündigung von Seiten seines Besitzunternehmens entziehen oder
auch von Seiten der Betriebs-GmbH kündigen könne, reicht dies für eine verall-
gemeinernde Aussage nicht aus. Demnach läge eine Beherrschung nicht vor,
wenn dieser Gesellschafter nicht alleine beherrschend am Besitzunternehmen
beteiligt wäre, da ihm dann zumindest dieses Beherrschungsinstrument fehlt und
somit wiederum auf die möglicherweise nicht hinreichend hohe Beteiligung an
der Betriebs-GmbH abzustellen wäre. Bereits diese Gestaltungsoptionen verdeut-
lichen, dass für die Beherrschung der Gesellschaft der schlichte Anteilsbesitz
von mindestens 50 % nicht unbedingt ausreicht und der BFH für diese Frage eine
nicht vollends überzeugende wirtschaftliche Betrachtungsweise heranzieht.
241 Vgl. Dehmer (1987), S. 112 f.; Wehrheim (1989), S. 36; BFH v. 24.11.2004 – IV B 15/03,
BFH/NV 2005, S. 545; BFH v. 10.12.2007 – XI B 162/06, BFH/NV 2008, S. 384.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 67
und es seiner Zustimmung für die Kündigung von Verträgen zwischen Besitz-
und Betriebsunternehmen bedarf. Eine ausschließlich für die sog. Geschäfte
außerhalb des täglichen Lebens vereinbarte Einstimmigkeitsabrede schließt eine
personelle Verflechtung nicht aus, da diese die Vereinbarungen über das Nut-
zungsverhältnis über die wesentliche Betriebsgrundlage nicht beinhalten. Zusätz-
lich verfügt der Sowohl-als-auch-Gesellschafter über die Möglichkeit, das Miet-
verhältnis auch von Seiten der Besitzgesellschaft aus zu beenden, so dass ein
einheitlicher geschäftlicher Betätigungswille besteht.242 Dem BFH nach hatte der
Besitzgesellschafter somit ohnehin die Macht, das Nutzungsverhältnis jederzeit
zu beenden, weshalb es auf die Beherrschungsmöglichkeit der Betriebsgesell-
schaft letztlich nicht mehr ankam. Solange eine bewusst – folglich eine echte und
keine unechte – herbeigeführte Doppelgesellschaft bestehen soll, ist von einer
abgestimmten Willensbildung und von gleichgerichteten Interessen auszugehen.
Eine solche Argumentation ist deutlich vom Gedanken der wirtschaftlichen Ein-
heit der Gesellschaften geprägt. Unklar bleibt aber, warum ein einzig an der
operativ tätigen Gesellschaft Partizipierender dieselben Interessen verfolgen soll
wie ein gleichzeitig dazu als Vermieter in Beziehung stehender Gesellschafter.
Die Begründung des Urteils lässt die rechtliche Selbstständigkeit der Betriebsge-
sellschaft völlig außer Acht, wodurch sich letztlich jede von den Kapitalanteilen
abweichend vereinbarte Stimmrechtsregelung als wirkungslos erweist.
Im Rahmen einer vierten Kategorie geht der BFH davon aus, dass ein Auschluss
des Stimmrechts gem. § 47 Abs. 4 GmbHG die Beherrschung der Betriebs-
GmbH nicht tangiert.243 Demnach ist die Beherrschung der laufenden, mit dem
Besitzunternehmen abzuschließenden, Geschäfte durch den Mehrheitsgesell-
schafter sichergestellt, da er über die Möglichkeit verfügt, einen weisungsgebun-
denen Geschäftsführer zu bestellen, ohne dabei einem Stimmrechtsverbot zu
unterliegen.244 Sollte der Mehrheitsgesellschafter dagegen selbst als Geschäfts-
führer der Betriebsgesellschaft abberufen werden, bedarf es eines wichtigen
242 Vgl. BFH v. 21.08.1996 – X R 25/93, BStBl. II 1997, S. 44; kritisch zum Urteil und eine
Verallgemeinerung daraus ablehnend vgl. Gosch (1997), S. 54 f.; Söffing (1999b), S. 398;
Schoor (2003), S. 44 f.
243 Vgl. zustimmend Beisse (1993), S. 465; Hitz (1996), S. 852; Wagner (1999), S. 132; Kemper-
mann (2005), S. 322; Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 828.
244 Vgl. bereits BFH v. 26.01.1989 – IV R 151/86, BStBl. II 1989, S. 455; BFH v. 21.08.1996 – X
R 25/93, BStBl. II 1997, S. 44; BFH v. 30.11.2005 – X R 56/04, BStBl. II 2006, S. 415; BFH
v. 24.08.2006 – IX R 52/04, BStBl. II 2007, S. 165; Zöllner (2010), § 47 GmbHG, Rz.51 f.;
BGH v. 25.09.1989 – II ZR 304/88, GmbHR 1990, S. 75.
68 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
Grunds für seinen Stimmrechtsauschluss. Fehlt dieser, geht der BFH wiederum
davon aus, dass die überlassene wesentliche Betriebsgrundlage als Instrument
der Beherrschung dient und sich in der Betriebskapitalgesellschaft dauerhaft nur
ein einheitlicher geschäftlicher Betätigungswille entfalten kann.245
Letztlich zeigt sich, dass der BFH auch an dieser Stelle einer wirtschaftlichen
Betrachtungsweise folgt. Es bleibt nämlich offen, weshalb § 47 Abs. 4 GmbHG
eine personelle Verflechtung nicht verhindert, da dessen Anwendbarkeit z. B. im
Hinblick auf den Abschluss des Pachtvertrags über die wesentliche Betriebs-
grundlage nicht eingeschränkt ist.246 Demnach ist der Sowohl-als-auch-
Gesellschafter im Sinne einer rein rechtlichen Beurteilung bei Gesellschafterbe-
schlüssen nicht stimmberechtigt, womit eine personelle Verflechtung in zahlrei-
chen Fällen nicht (mehr) anzunehmen wäre.247
4.2.2.2.2.5 Zwischenergebnis
Resümierend gilt, dass die bloße Mehrheit der Anteile an der Betriebskapitalgesell-
schaft noch nicht für die Annahme eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungs-
willens ausreicht. Letztlich sieht der BFH die wirksame Verhinderung der Wil-
lensdurchsetzung aber nur unter der bewussten Aufgabe der Betriebsaufspaltung
vor – ein insbesondere in Fällen der unechten Betriebsaufspaltung unbefriedigen-
des Ergebnis für den Steuerpflichtigen. Klarer als Beisse kann man die bestehen-
den Absichten in diesem Zusammenhang kaum formulieren: „Eine zu weit getrie-
bene Formalisierung der Voraussetzungen hätte eine das Institut der Betriebsauf-
spaltung gefährdende Wirkung.“248 Eben jene ist aber zu akzeptieren, solange die
Betriebsaufspaltung auf einer Tatbestandsvoraussetzung beruht, die anhand einer
wirtschaftlichen Betrachtungsweise die vom Großen Senat des BFH geforderte
rechtliche Selbstständigkeit der Betriebsgesellschaft negiert. Daraus folgt eine
einzelfallabhängige Rechtsprechung, die zunächst die Existenz eines einheitlichen
geschäftlichen Betätigungswillens unterstellt und dem Steuerpflichtigen anschlie-
ßend den Beweis des Gegenteils überlässt. Konsequenter wäre es, die daraus resul-
245 Die Begründung des Urteils vom 26.01.1989 hat der BFH bestätigt, vgl. BFH v. 30.11.2005 – X R
56/04, BStBl. II 2006, S. 415; zustimmend – mutmaßlich noch vor Erlass des Urteils – vgl. Kem-
permann (2005), S. 321; vgl. im Ergebnis auch BFH v. 05.04.2005 – IV B 96/03, BFH/NV 2005,
S. 1564 und bereits FG Düsseldorf v. 02.12.2002 – 7 K 2922/02 F, EFG 2003, S. 455.
246 Zwar handelt es sich bei dem Stimmrechtsverbot nach § 47 Abs. 4 Satz 2 GmbHG um disposi-
tives Recht, womit das Verbot des Insichgeschäfts in der Satzung abbedungen werden kann; ob
dies zugleich für das Verbot des Selbstkontrahierens gilt, ist strittig, vgl. Schmidt (2007), § 47
GmbHG, Rz. 173; Bayer (2009b), § 47 GmbHG, Rz. 33.
247 Vgl. Söffing/Micker (2010), S. 180 f.
248 Vgl. Beisse (1993), S. 465.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 69
Gesell-
Besitzunternehmen Betriebsunternehmen
schafter
A 95 % 5%
B 5% 95 %
Die Grenze für die Annahme einer extrem konträren Beteiligungsstruktur sehen
Literatur und Rechtsprechung bei einer Konstellation von 90:10 und 10:90.252 Ein
nicht-konträres Beteiligungsverhältnis liegt dagegen dem BFH nach bei einer Be-
teiligung von 50:50 an der Besitzgemeinschaft und von 98:2 an der Betriebs-
GmbH vor.253 Ein Interessengegensatz sei demnach nur rein theoretischer Natur.
Die Überlassung der wesentlichen Betriebsgrundlage erfordere im Besitzunter-
nehmen ein abgestimmtes Vorgehen, solle die Betriebsaufspaltung Bestand haben.
Deshalb haben sich die Personen ungeachtet der Beteiligungsverhältnisse in beiden
Unternehmen aus betrieblichen Interessen zusammengeschlossen. So kann zu-
sammenfassend für die ältere Rechtsprechung des BFH festgehalten werden, dass
in den Fällen, in denen außer den an beiden Unternehmen beteiligten keine weite-
ren Gesellschafter existieren, ein deutlich divergierendes Beteiligungsverhältnis im
Betriebsunternehmen bei gleichzeitig paritätischer Beteiligung im Besitzunterneh-
men einem einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillen nicht entgegensteht.
Diese Auffassung ist aber in solch genereller Form vor allem vor dem Hinter-
grund der neueren Rechtsprechung zur Existenz einer wesentlichen Betriebs-
grundlage m. E. nicht länger haltbar. So sorgt auch an dieser Stelle die ausblei-
bende Differenzierung zwischen einer echten und unechten Betriebsaufspaltung
für die kaum widerspruchsfrei zu beantwortende Frage, warum ein gering betei-
ligter Gesellschafter der Betriebsgesellschaft, gerade im Fall der unechten Be-
triebsaufspaltung, dieselben Ziele verfolgen soll wie der dominierende Gesell-
schafter, wenn auch sog. Allerweltsbürogebäude und sog. Allerweltsgebäude
bzw. Teile dieser eine sachliche Verflechtung begründen: Im Sachverhalt des
Urteils vom 13.07.2006254 vermieteten beide Ehegatten als Eigentümer Teile
ihres Einfamilienhauses an eine von ihnen paritätisch gehaltene GmbH – wie
wären die Interessen, vom besonderen Fall der Ehegatten als Besitzgesellschafter
abgesehen, jedoch verteilt, wenn einer der beiden Besitz-Gesellschafter über eine
deutliche Mehrheitsbeteiligung im Betriebsunternehmen verfügte?
Die neuere Rechtsprechung des BFH stellt diesbezüglich stärker auf den Gedan-
ken einer wirtschaftlichen Einheit der beteiligten Unternehmen ab als früher. So
wird von einer bewusst gewählten Doppelkonstruktion gesprochen, in der die
Gesellschafter auch bei gänzlich abweichenden Mehrheitsverhältnissen gezwun-
253 Vgl. BFH v. 24.02.1994 – IV R 8-9/93, BStBl. II 1994, S. 466; BFH v. 02.08.1972 – IV 87/65,
BStBl. II 1972, S. 796. In dem dem Urteil des BFH v. 23.11.1972 – IV R 63/71, BStBl. II
1973, S. 247 zugrundeliegenden Sachverhalt bedeutete eine Beteiligung von 50:50 an der Be-
sitz- und von 88:12 an der Betriebsgesellschaft kein extrem konträres Beteiligungsverhältnis;
bestätigt abermals in BFH v. 11.12.1974 – I R 260/72, BStBl. II 1975, S. 266. Dies gilt gem.
BFH v. 17.03.1987 – VIII R 36/84, BStBl. II 1987, S. 858 auch für eine Struktur von 50:50 im
Besitz- und 90:10 im Betriebsunternehmen bzw. nach BFH v. 18.03.1993 – IV R 96/92,
BFH/NV 1994, S. 15 für ein Verhältnis von 50:50 und 60:40. Dagegen lag ein einheitlicher ge-
schäftlicher Betätigungswille bei einem Verhältnis von 50:50 und 1:249 nicht vor, vgl. BFH v.
12.10.1988 – X R 5/86, BStBl. II 1989, S. 152.
254 Vgl. BFH v. 13.07.2006 – IV R 25/05, BStBl. II 2006, S. 804 sowie die Ausführungen dazu
unter 4.1.2.3.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 71
verhältnisse nicht mehr feststellen. Gelöst wäre damit auch die mehrfach aufge-
worfene Frage, wie eine Beteiligung von 51:49 und 49:51 zu behandeln ist.261
Diesbezüglich wurde vormals auf das Urteil des IV. Senats vom 02.08.1972 ver-
wiesen, wonach konträre Beteiligungsverhältnisse vorlagen, wenn eine Person oder
jeweils mehrere Personen mit mehr als 50 % an dem einen und mit weniger als
50 % an dem anderen Unternehmen beteiligt waren. Wurde darüber hinaus die
Beherrschung eines Unternehmens ab einem Anteil von 50 % unterstellt, wäre es
den involvierten Parteien grundsätzlich verwehrt gewesen, im jeweils anderen
Unternehmen ihren geschäftlichen Willen durchzusetzen. Eine Addition der Antei-
le erübrigte sich in diesen Fällen. Insofern ist zwar der neue Fokus der Rechtspre-
chung nachvollziehbar, anstatt auf die rein rechtlichen Beteiligungsverhältnisse nur
auf die tatsächliche Willensbildung abzustellen.262 Damit ist es aber nicht nur un-
möglich geworden, die Einheitlichkeit des Willens bei abweichenden Beteili-
gungshöhen widerspruchsfrei abzugrenzen,263 sondern auch nur konsequent das
zur Annahme einer personellen Verflechtung führende Kriterium aufzugeben.
261 Vgl. Littmann (1973), S. 395; Wehrheim (1989), S. 32 f.; Knobbe-Keuk (1993), S. 876.
262 In diesem Sinne hat der BFH bereits eine personelle Verflechtung angenommen, wenn die
Stimmrechtsverhältnisse 52:48 und 48:52 ausgestaltet waren, vgl. BFH v. 14.08.2001 – IV B
120/00, BFH/NV 2001, S. 1561.
263 Dies verdeutlicht auch das Beispiel von Felix in Form einer Einheits-Betriebsaufspaltung: An
einer Besitz-OHG sind vier Gesellschafter zu 10 %, 20 %, 30 % und 40 % beteiligt, während
diese an einer Betriebs-GmbH im genau umgekehrten Verhältnis teilhaben; unterstellt wird ein
konstanter Pachtzins. Steigt nun der Gewinn der Betriebsgesellschaft deutlich an, wird der zu
10 % an der Besitzgesellschaft und zu 40 % an der Betriebsgesellschaft Beteiligte nicht mehr
unbedingt dieselben Interessen verfolgen wie der zu 40 % an der Besitzgesellschaft und zu
10 % an der Betriebsgesellschaft beteiligte Gesellschafter, auch wenn die Rechtsprechung ei-
nen Interessengleichklang annimmt; vgl. Felix (1997), S. 149; Mössner (1997), S. 8.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 73
ten.264 Grundlage der Argumentation war die widerlegbare Vermutung, dass der
Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft die Rechte seines ebenfalls an dieser Kapi-
talgesellschaft beteiligten Ehegatten in Übereinstimmung mit seinen Interessen
wahrnimmt.265 Diese Mutmaßung fußte gleichwohl nur auf der Lebenserfahrung
und nicht auf der Ehe selbst, weshalb der BFH darin keinen Verstoß gegen Art. 6
Abs. 1 GG sah. Das Schrifttum lehnte diese Ansicht mehrheitlich ab: Zum einen
lag dieser ein zumeist patriarchalisches Rollenverständnis zugrunde, zum anderen
wurde bspw. die Scheidung der Ehe als Grund für die Aufhebung des einheitlichen
geschäftlichen Betätigungswillens abgelehnt; dies ergab sich nach der Rechtspre-
chung des BFH zwingend. Mit der ausschließlichen Zusammenrechnung von Ehe-
gattenanteilen ging zugleich eine Benachteiligung der Ehe einher, da die Ehegatten
unter Inkaufnahme eventuell weiterer persönlicher Konsequenzen divergierende
wirtschaftliche Interessen nachzuweisen hatten, um eine Addition der Anteile zu
verhindern. Im Gegensatz dazu blieb diese bei eheähnlichen Lebensgemeinschaf-
ten wie auch bei fremden Dritten grundsätzlich aus.266
Mit seinem Beschluss vom 12.03.1985 erklärte das BVerfG die vergangene Recht-
sprechung für verfassungswidrig. Die widerlegbare Vermutung gleichgerichteter
wirtschaftlicher Interessen von Ehegatten war nicht mit Art. 3 Abs. 1 i. V. m.
Art. 6 Abs. 1 GG vereinbar;267 Verheiratete durften nicht schlechter als Ledige
gestellt werden. Seitdem kommt die Addition der Ehegattenanteile noch in zwei
Fällen in Betracht: Der erste beinhaltet Sachverhalte, in denen eine Beteiligung
beider Ehegatten an beiden Gesellschaften vorliegt. Es handelt sich dann um eine
Gruppe, die wie fremde Dritte aufgrund gleichgerichteter Interessen zusammenge-
kommen ist und im Besitz- sowie Betriebsunternehmen ihren gemeinsamen Willen
durchsetzen kann.268 Eine Addition wie in der dem Urteil vom 05.02.1981 zugrun-
deliegenden Konstellation, dass beide Ehegatten paritätisch am Besitz- und einer
allein am Betriebsunternehmen beteiligt ist, hatte fortan zu unterbleiben.
264 Vgl. BFH v. 18.10.1972 – I R 184/70, BStBl. II 1973, S. 27, wonach diese Vermutung ausdrück-
lich nicht für volljährige Kinder, andere Verwandte und Verschwägerte gilt; BFH v. 24.02.1981 –
VIII R 159/78, BStBl. II, S. 379; BFH v. 10.11.1982 – I R 178/77, BStBl. II 1983, S. 136.
265 Vgl. BFH v. 18.06.1980 – I R 77/77, BStBl. II 1981, S. 39; BFH v. 05.02.1981 – IV R 165/77,
IV R 166/77, IV R 165-166/77, BStBl. II 1981, S. 376.
266 Vgl. Schmidt (1979a), S. 702, 708; Theissen (1981), S. 221 f.; Söffing (1984), S. 5759; Wehr-
heim (1989), S. 46 m. w. N.
267 Vgl. BVerfG v. 12.03.1985 – 1 BvR 571/81, 1 BvR 494/82, 1 BvR 47/83, BStBl. II 1985, S. 475.
268 Vgl. BFH v. 17.03.1987 – VIII R 36/84, BStBl. II 1987, S. 858; BFH v. 28.05.1991 – IV B
28/90, BStBl. II 1991, S. 801; BFH v. 24.02.2000 – IV R 62/98, BStBl. II 2000, S. 417, das
BVerfG erkannte darin keinen Verstoß gegen Art. 3 Abs. 1 GG, vgl. BVerfG v. 25.03.2004 – 2
BvR 044/00, HFR 2004, S. 691; BFH v. 29.08.2001 – VIII R 34/00, BFH/NV 2002, S. 185.
74 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
Dieses Verbot legt der BFH jedoch sehr eng aus. Er nimmt eine Zusammenrech-
nung vor, wenn Ehegatten zum Güterstand der Gütergemeinschaft optiert haben
und die Anteile an der Betriebskapitalgesellschaft zu ihrem Gesamtgut zählen.
Ohne auf die zivilrechtlich umstrittene Frage näher einzugehen, ob ein Gesell-
schaftsanteil zum Sondergut zählt, wenn er gesellschaftsvertraglich nur mit der
Zustimmung der Mitgesellschafter übertragen werden kann, verhindert im Sach-
verhalt des Urteils vom 19.10.2006 eine solche Übertragungsbeschränkung die
Annahme eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens nicht, da Ehegat-
ten dieser ausdrücklich nicht unterlagen.269 Die personelle Verflechtung beruht
demnach auf der rein rechtlichen Möglichkeit der Einflussnahme des nicht betei-
ligten Ehegatten über das familienrechtliche Institut der Gütergemeinschaft. Es
besteht insofern die der ständigen Rechtsprechung des BFH nach grundsätzlich
ausreichende Möglichkeit der Beherrschung einer Gesellschaft. Gleichwohl
handelt es sich nicht um einen Zusammenschluss aus unternehmerischen, son-
dern allein aus familienrechtlichen Motiven.270 Dessen ungeachtet hat das
BVerfG die daraufhin eingelegte Verfassungsbeschwerde nicht angenommen
und im Urteil des BFH keinen Verstoß gegen Art. 3 Abs. 1 i. V. m. Art. 6 Abs. 1
GG erkannt: Die in Gütergemeinschaft lebenden Ehegatten werden zum einen
nicht gegenüber im Stand der Zugewinngemeinschaft oder Gütertrennung leben-
den Ehegatten diskriminiert, ein Wechsel des Güterstands steht diesen ebenso
offen. Zum anderen tritt die Annahme einer personellen Verflechtung auch bei
anderen Gesamthandsgemeinschaften wie einer GbR, OHG und KG ein, weshalb
eine Benachteiligung der ehelichen Gütergemeinschaft nicht vorliegt.271 Dem ist
aber zum einen der fehlende unternehmerische Zweck einer ehelichen Güterge-
meinschaft entgegenzuhalten. So stellt auch der BFH an anderer Stelle fest, dass
es für eine gemeinsame unternehmerische Betätigung nicht ausreicht, wenn ein
Ehegatte dem anderen Ehegatten lediglich ein Grundstück für betriebliche Zwe-
cke überlässt, stattdessen bedarf es einer gleichberechtigten unternehmerischen
Beteiligung am Geschäft des anderen Ehegatten.272 Zum anderen stellt der BFH
in Fragen wie der Anerkennung eines Interessenkonflikts oder des Vetorechts
eines Minderheitsgesellschafters nicht auf dessen bloße Existenz, sondern auf
dessen tatsächlichen Nachweis bzw. Inanspruchnahme ab. Konsequenterweise
müsste dies auch hinsichtlich der Beherrschungsmöglichkeit über eine Güterge-
meinschaft gelten.
269 Vgl. auch BFH v. 26.11.1992 – IV R 15/91, BStBl. II 1993, S. 876; BFH v. 19.10.2006 – IV R
22/02, BFH/NV 2007, S. 149, zugleich mit Nachweisen zur zivilrechtlichen Einordnung eines
Übertragungsverbots.
270 Vgl. Binnewies (2009), S. 21.
271 Vgl. BVerfG v. 14.02.2008 – 1 BvR 19/07, HFR 2008, S. 754.
272 Vgl. BFH v. 14.05.2002 – VIII R 30/98, BStBl. II 2002, S. 741; BFH v. 05.06.2008b – IV R
79/05, BStBl. II 2009, S. 15.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 75
Die zweite, den Beschluss des BVerfG vom 12.03.1985 relativierende Fallgrup-
pe, in der Anteile von Ehegatten zusammengerechnet werden können, beinhaltet
die Sachverhalte, in denen neben der ehelichen Lebensgemeinschaft weitere
Anzeichen für eine gleichgerichtete Interessenlage bestehen. Dabei handelt es
sich um solche, die die Annahme einer personellen Verflechtung auch bei Nicht-
Ehegatten rechtfertigen. Da das BVerfG aber nicht näher auf diesbezügliche
Fallgestaltungen einging, oblag es erneut der Rechtsprechung, die außereheli-
chen Voraussetzungen einer Addition zu konkretisieren. Als nicht ausreichend
dafür erachtet der BFH das jahrelange konfliktfreie Zusammenleben der Ehegat-
ten innerhalb der Gesellschaft, den Erwerb der Beteiligung mit Mitteln des Ehe-
gatten, die Prägung der Betriebsgesellschaft durch die Fachkenntnisse eines
Ehegatten, die Erbeinsetzung der Ehefrau durch den Ehemann als Alleinerbe,
den gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft sowie die beabsichtigte
Alterssicherung der Ehefrau.273 Ausreichen für die Zusammenrechnung soll aber
der Abschluss eines Stimmrechtsbindungsvertrages oder die Erteilung einer
unwiderruflichen Stimmrechtsvollmacht des einen an den anderen Ehegatten.274
Bereits kurz nach dem Beschluss des BVerfG nahm der BFH mit seinem Urteil
vom 24.07.1986 derartige Beweisanzeichen für eine neben der Ehe existierende
Zweck- und Wirtschaftsgemeinschaft an. Ein Ehepaar, das mehrere, jeweils zur
Hälfte in ihrem Eigentum stehende Grundstücke als wesentliche Betriebsgrundlage
an ihnen jeweils einzeln gehörende Betriebskapitalgesellschaften verpachtete,
bewies aufgrund dieser mehrere Unternehmen umfassenden, planmäßigen, ge-
meinsamen Gestaltung der wirtschaftlichen Verhältnisse eine gleiche Interessenla-
ge. Diese, außerhalb der Ehe liegenden Anzeichen dafür reichten dem BFH aus,
von einer personellen Verflechtung auszugehen275 – ein Ergebnis, welches bei
Nicht-Ehegatten nicht ohne weiteres eintritt.276 Unklar bleibt m. E., warum in die-
sem Fall beide Ehegatten an hohen, ihnen im Besitzunternehmen hälftig zustehen-
den, Mieteinnahmen interessiert sein sollen, während daraus gleichzeitig in ihren
jeweiligen Betriebsunternehmen ein geringerer Ertrag resultiert.
Resümierend gilt, dass der BFH das Verbot der Addition von Ehegattenanteilen
eng auslegt. Wie auch in Bezug auf die Rechtsprechung zum Kriterium der ext-
273 Vgl. BFH v. 27.11.1985 – I R 115/85, BStBl. II 1986, S. 362; Stuhrmann (2010), 100. El., § 15
EStG, Rz. 618 m. w. N.; Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 846 m. w. N.
274 Vgl. BFH v. 11.07.1989 – VIII R 151/85, BFH/NV 1990, S. 99; Woerner (1986), S. 740; Stuhr-
mann (2010), 100. El., § 15 EStG, Rz. 619; Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 846; zur diesbezüglich
unabdingbaren Voraussetzung einer zivilrechtlich wirksamen Vereinbarung vgl. Heidner (1990),
S. 74 f.; die Möglichkeit der Zusammenrechnung ablehnend vgl. Kuhfuß (1990), S. 404.
275 Vgl. BFH v. 24.07.1986 – IV R 98-99/85, IV R 98/85, IV R 99/85, BStBl. II 1986, S. 913; FG
Rheinland-Pfalz v. 12.03.2002 – 2 K 1256/01, NV.
276 Im Ergebnis vgl. auch Söffing/Micker (2010), S. 155.
76 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
rem konträren Beteiligungen bedeutet dies eine Ausweitung der Annahme einer
personellen Verflechtung; im Vergleich zu dem noch zu erläuternden sog. Wies-
badener Modell ist eine stringente Abgrenzung kaum noch möglich. Eine allge-
meingültige Definition des einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens exis-
tiert auch in dieser Hinsicht nicht.
Nach dem im vorigen Abschnitt erläuterten Urteil vom 18.10.1972 werden Eltern
und volljährigen Kindern keine gleichgerichteten Interessen unterstellt. Eine Addi-
tion ihrer Anteile entfällt ebenso wie die mit denen naher Angehöriger.277 Fraglich
bleibt somit, ob ein einheitlicher geschäftlicher Betätigungswille unterstellt werden
kann, wenn die Eltern oder ein Elternteil ein Unternehmen nur zusammen mit
einem minderjährigen Kind beherrschen. Die Finanzverwaltung bejaht dies und
knüpft dabei an das Vermögenssorgerecht nach § 1626 Abs. 1 BGB an. Eine Zu-
sammenrechnung und damit eine personelle Verflechtung kommt folglich in Be-
tracht, wenn – im Sinne des Beschlusses des BVerfG vom 12.03.1985 – außerfa-
miliäre Beweisanzeichen dafür vorliegen, dass die Rechte aus den Anteilen der
Kinder gleichgerichtet mit denen der Eltern wahrgenommen werden.278 Die h. M.
im Schrifttum lehnt dieses Vorgehen jedoch ab und verweist darauf, dass das Ver-
mögenssorgerecht uneigennützig wahrzunehmen ist; demnach sind die Interessen
des Kindes zu wahren, dessen Vermögen zu mehren und eigene Interessen bei
Abstimmungen im Unternehmen sekundär.279 Felix führt in diesem Sinne als Bei-
spiel eine Besitz-GbR an, an der ein minderjähriges Kind zur Hälfte beteiligt ist,
während die Eltern daran jeweils zu einem Viertel und an der Betriebs-GmbH
hälftig partizipieren. Ein für das Kind vorteilhafter Mietvertrag käme den Eltern
nicht zugute, insofern ist ein Interessengleichklang, wie in den Fällen der (extrem)
konträren Beteiligungsverhältnisse, ausgeschlossen.280
277 Vgl. BFH v. 18.10.1972 – I R 184/70, BStBl. II 1973, S. 27; 26.7.1984; BFH v. 14.12.1993 –
VIII R 13/93, BStBl. II 1994, S. 922.
278 Vgl. mit weiteren möglichen Konstellationen R 15.7 Abs. 8 EStR.
279 Vgl. Paus (1985), S. 519; Woerner (1985a), S. 1617; Kuhfuß (1990), S. 407 m. w. N.; Schoor
(1997), S. 96; Felix (1997), S. 151; a. A. Wagner (1999), S. 141; Wacker (2011), § 15 EStG,
Rz. 849.
280 Vgl. Felix (1997), S. 151.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 77
Grundsätzlich lässt sich die für die personelle Verflechtung notwendige Beherr-
schungsidentität auch über eine mittelbare Beteiligung an den involvierten Ge-
sellschaften herstellen. Darüber hinaus kann sich diese auch aus der mittelbaren
Nutzungsüberlassung einer wesentlichen Betriebsgrundlage ergeben.
Im Fall der mittelbaren Beteiligung hatte der BFH bereits frühzeitig entschieden,
dass eine Beteiligung über eine GmbH an der Betriebsgesellschaft einem einheit-
lichen geschäftlichen Betätigungswillen nicht entgegensteht.281 Entscheidend
war, dass die das Besitzunternehmen beherrschende Person oder Personengruppe
bei der Betriebsgesellschaft ihren Willen hinsichtlich aller wesentlichen Ent-
scheidungen durchsetzen und somit einen maßgeblichen Einfluss auf die Be-
triebsgesellschaft ausüben kann. Die Ansicht, nur auf die Durchsetzbarkeit des
Willens in den beteiligten Gesellschaften abzustellen, gab der IV. Senat jedoch
mit einem Urteil vom 27.08.1992 auf: Bei einer mittelbaren Beteiligung an einer
Besitz-GbR über eine GmbH sollte eine personelle Verflechtung entfallen. Die
der Besitzgesellschaft vorgeschaltete Kapitalgesellschaft entfalte trotz der Be-
herrschung durch eine Person eine Abschirmwirkung. Ein Durchgriff sei nicht
möglich, weshalb kein maßgebender Einfluss vorliege.282 In einem weiteren
Urteil vom 15.04.1999 wurde diese Annahme auch für die mittelbare Beteiligung
an einer Betriebskapitalgesellschaft über eine GmbH festgestellt.283 Im Gegen-
satz dazu fällt die Rechtsprechung hinsichtlich weiterer Gestaltungsmöglichkei-
ten der mittelbaren Beherrschung eindeutig aus: Demnach liegt ein einheitlicher
geschäftlicher Betätigungswille vor, wenn eine AG einer Betriebs-GmbH284 oder
eine Stiftung einer Betriebspersonengesellschaft285 vorgeschaltet ist. Konsequen-
terweise steht auch die Zwischenschaltung einer Personengesellschaft vor eine
Betriebspersonengesellschaft der Annahme eines einheitlichen geschäftlichen
Betätigungswillens nicht entgegen.286
281 So galt dies sowohl bei einer zu 99,95 % vom Besitzunternehmer gehaltenen GmbH, die
wiederum zu 100 % an einer Betriebskapitalgesellschaft beteiligt war, vgl. BFH v. 14.08.1974
– I R 136/70, BStBl. II 1975, S. 112, bestätigt in BFH v. 22.01.1988 – III B 9/87, BStBl. II
1988, S. 537, als auch im Fall einer Betriebspersonengesellschaft, vgl. BFH v. 01.04.1981 – I
R 160/80, BStBl. II 1981, S. 738 und BFH v. 23.07.1981 – IV R 103/78, BStBl. II 1982, S. 60.
282 Vgl. BFH v. 27.08.1992 – IV R 13/91, BStBl. II 1993, S. 134; BFH v. 16.09.1994 – III R
45/92, BStBl. II 1995, S. 75.
283 Vgl. BFH v. 15.04.1999 – IV R 11/98, BStBl. II 1999, S. 532, diesbezüglich spricht der
IV. Senat inzwischen nur noch von einer missverständlichen Formulierung, vgl. BFH v.
29.11.2007 – IV R 82/05, BStBl. II 2008, S. 471.
284 Vgl. BFH v. 28.01.1982 – IV R 100/78, BStBl. II 1982, S. 479.
285 Vgl. BFH v. 16.06.1982 – I R 118/80, BStBl. II 1982, S. 662.
286 Vgl. BFH v. 26.08.1993 – IV R 48/91, BFH/NV 1994, S. 265.
78 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
287 Vgl. Wagner (1999), S. 133; Kroschel/Wellisch (1999a), S. 169; o. V. (2002), S. 485; Engel-
sing/Sievert (2003), S. 633; Kaligin (2008), S. 92; Söffing/Micker (2010), S. 143; Wacker
(2011), § 15 EStG, Rz. 835.
288 Vgl. BFH v. 28.11.2001b – X R 49/97, BFH/NV 2002, S. 631; BFH v. 28.11.2001a – X R
50/97, BStBl. II 2002, S. 363.
289 Vgl. BFH v. 18.04.2006 – VIII B 83/05, BFH/NV 2006, S. 1464.
290 Vgl. BFH v. 29.11.2007 – IV R 82/05, BStBl. II 2008, S. 471.
291 An diesem Ergebnis ändert auch die dauerhafte Testamentsvollstreckung über einen Teil der
Anteile an der zwischengeschalteten GmbH nichts, da der Erbe dennoch den Tatbestand der
Einkünfteerzielung erfüllt und bei ihm als Unternehmensbeteiligtem auch eine Beherrschung
im Sinne der personellen Verflechtung vorliegt, vgl. BFH v. 05.06.2008a – IV R 76/05, BStBl.
II 2008, S. 858, Bitz (2008a), S. 1047; Kanzler (2009), S. 86; Bitz (2010), 89. El., § 15 EStG,
Rz. 320a, a. A. Knatz (2009), S. 29.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 79
292 An der Zwischengesellschaft braucht der Eigentümer der wesentlichen Betriebsgrundlage und
beherrschende Gesellschafter der Betriebsgesellschaft dabei nicht mehrheitlich beteiligt zu
sein; vgl. BFH v. 28.11.2001b – X R 49/97, BFH/NV 2002, S. 631; BFH v. 28.11.2001a – X R
50/97, BStBl. II 2002, S. 363; FG Nürnberg v. 30.01.2002 – III 74/00, EFG 2002, S. 632.
293 Vgl. Seithel (1979), S. 115 f.
80 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
In den vorigen Abschnitten wurde gezeigt, dass es für die Beherrschung der
Besitz- und Betriebsgesellschaft grundsätzlich darauf ankommt, ob die beherr-
schende Person oder Personengruppe an diesen Unternehmen mittelbar oder
unmittelbar beteiligt ist und es aufgrunddessen beherrscht. Dieser Einfluss soll in
wenigen Ausnahmefällen aber auch ohne gesellschaftsrechtliche Beteiligung
ausgeübt werden können.296
Ganz im Sinne einer wirtschaftlichen Betrachtungsweise nahm der IV. Senat des
BFH zunächst an, dass die ausschließlich an der Besitzgesellschaft beteiligten
Ehemänner auch die Betriebsgesellschaft beherrschten, da sie in dieser zu Ge-
schäftsführern bestellt wurden und ihre daran beteiligten Ehefrauen nicht fach-
kundig waren. Dank ihrer exklusiven Fachkenntnisse nahmen die Ehemänner
eine eindeutige Machtstellung ein, aufgrund derer sich die Ehefrauen in ihrem
eigenen wirtschaftlichen Interesse den Vorstellungen ihrer Ehemänner unterord-
neten.297 Diese Ansicht gab der IV. Senat aber mit einem Urteil vom 26.07.1984
auf. Trotz einer umfangreicheren als nach dem GmbHG vorgesehenen Ge-
schäftsführerkompetenz beherrschte ein Nur-Besitzgesellschafter in diesem Fall
die Betriebsgesellschaft nicht; auch wenn er in seiner Eigenschaft als Geschäfts-
führer den Interessen der Betriebsgesellschaft in ganz besonderem Maß nachzu-
kommen hat, reicht seine Machtstellung nicht an die der Gesellschafter heran,
die oberstes Organ der Willensbildung in der GmbH bleiben und z. B. als einzige
über die Möglichkeit verfügen, den Geschäftsführer jederzeit und mit sofortiger
Wirkung aus wichtigem Grund abzuberufen.298 Die übrigen betroffenen Senate
haben sich dieser Meinung angeschlossen.299
294 Vgl. BVerfG v. 01.03.1979 – 1 BvR 532/77, 533/77, 419/78, 1 BvL 21/78, BGBl. 1979, S.
354.
295 Vgl. Theissen (1979), S. 187; Wehrheim (1989), S. 34; Pannen (1996), S. 1257; Kaligin
(2008), S. 119.
296 Vgl. Beisse (1993), S. 465; Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 825.
297 Vgl. BFH v. 29.07.1976 – IV R 145/72, BStBl. II 1976, S. 570, eine derartige wirtschaftliche
Machtstellung könnte bspw. auch ein Großgläubiger ausüben, jedoch nur wenn er die Ge-
schäftsführung vollständig übernimmt, vgl. FG Baden-Württemberg v. 03.07.1980 – III 44/78,
EFG 1980, S. 556.
298 Vgl. BFH v. 26.07.1984 – IV R 11/81, BStBl. II 1984, S. 714.
299 Vgl. BFH v. 09.09.1986a – VIII R 198/84, BStBl. II 1987, S. 24; BFH v. 12.10.1988 – X R
5/86, BStBl. II 1989, S. 152; BFH v. 26.10.1988 – I R 228/84, BStBl. II 1989, S. 155; BFH v.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 81
01.12.1989 – III R 94/87, BStBl. II 1990, S. 500; BFH v. 27.02.1991 – XI R 25/88, BFH/NV
1991, S. 454; BFH v. 15.10.1998 – IV R 20/98, BStBl. II 1999, S. 445; FG Köln v. 24.09.2008
– 7 K 1431/07, EFG 2009, S. 102.
300 Vgl. Engelsing/Sievert (2003), S. 633; zu den Fällen, in denen – der restriktiven Haltung des
BFH entsprechend – keine faktische Beherrschung vorliegt, s. Schoor (2003), S. 46; Wacker
(2011), § 15 EStG, Rz. 839 m. w. N.
301 Vgl. Wehrheim (1989), S. 43; Pannen (1996), S. 1257.
302 Vgl. BFH v. 29.01.1997 – XI R 23/96, BStBl. II 1997, S. 437; auch FG Rheinland-Pfalz v.
06.10.1995 – 3 K 2180/93, EFG 1996, S. 330.
303 Vgl. BFH v. 15.11.2001 – VIII B 45/01, BFH/NV 2002, S. 345.
304 Vgl. Wendt (2000), S. 820.
82 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
Die Abkehr von der bisherigen Auffassung und die gleichzeitige Akzeptanz einer
an den rechtlichen Verhältnissen ausgerichteten Einschätzung bedeutet indes das
Urteil des IV. Senats vom 15.10.1998. Demnach liegt eine faktische Beherr-
schung einer Betriebs-GmbH durch die die Besitz-GbR bildenden und bei der
Betriebs-GmbH nur gering beteiligten wie zugleich angestellten Ehemänner
nicht vor, auch wenn diese die Anteile ihrer Ehefrauen an der Betriebs-GmbH im
Fall der Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses in der GmbH hätten einziehen
können. Dem Urteil nach bedeutet diese Gestaltung keine Möglichkeit einer
außergewöhnlichen Einflussnahme der Ehemänner auf ihre Ehefrauen; daraus
gar auf ein interfamiliäres Druckmittel zu schließen, sei lebensfremd.305 Anhand
dieser Argumentation lehnte auch das FG Münster nunmehr eine faktische Be-
herrschung in einem Fall ab, in dem die Gesellschafter einer Betriebs-GmbH den
Gesellschaftern der dazugehörigen Besitz-GbR bindende, notariell beurkundete,
Angebote zur Übertragung der GmbH-Anteile gemacht hatten. Einer eigenstän-
digen Stimmrechtsausübung in der GmbH stand dabei auch ein als GmbH-
Geschäftsführer agierender GbR-Gesellschafter nicht im Weg.306 Im Sinne einer
rechtlichen Betrachtungsweise sind die jüngeren, die faktische Beherrschung im
Grunde aufgebenden, Urteile der Rechtsprechung zu befürworten. Diese Sicht-
weise steht überdies in konsequentem Einklang mit einer zur Frage des Zeit-
punkts der Beendigung einer Betriebsaufspaltung ergangenen Entscheidung.
Danach wird eine Betriebsaufspaltung solange nicht durch die Einräumung einer
Option auf den Erwerb der Anteile an der Betriebskapitalgesellschaft beendet,
bis die Option gezogen wird;307 dementsprechend kann eine Betriebsaufspaltung
bis zur Ausübung der Option auch nicht begonnen haben.
Die Frage bei den oben angesprochenen Sachverhalten war neben dem Aspekt der
Zusammenrechnung von Anteilen im Familienverbund auch die, ob die faktische
Beherrschung einer Gesellschaft anhand der Möglichkeit der Einwirkung auf die
zur Beherrschung führenden Stimmrechte vorliegt. Diesen Aspekt prüft der BFH
bei Konstellationen sowohl innerhalb einer Ehe oder Familie als auch zwischen
fremden Dritten. Gekennzeichnet ist die Rechtsprechung folglich von der Frage,
unter welchen Umständen sich ein Nur-Besitz- oder Nur-Betriebs-Gesellschafter
trotz vorhandener gesellschaftsrechtlicher Beteiligung aus wirtschaftlichen oder
anderen Gründen dem Druck der beherrschenden Gesellschafter bezüglich der
Ausübung seiner Stimmrechte unterordnen muss. Eine Antwort darauf ergibt sich
nur für den individuellen Sachverhalt; aus den Ausführungen des BFH wird deut-
305 Vgl. BFH v. 15.10.1998 – IV R 20/98, BStBl. II 1999, S. 445, durch das Urteil ist die Mög-
lichkeit der faktischen Beherrschung deutlich begrenzt worden, vgl. Märkle (2000), S. 9*; für
die endgültige Aufgabe plädiert Söffing, vgl. Söffing (1999a), S. 307.
306 Vgl. FG Münster v. 22.05.2001 – 12 K 4977/97 F, EFG 2001, S. 1035.
307 Vgl. BFH v. 14.10.2009a – X R 37/07, BFH/NV 2010, S. 406.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 83
lich, wie schwammig dieses Kriterium ist – woran soll allgemein die faktische
Einwirkung auf die zur Beherrschung führenden Stimmrechte ausgemacht werden
können?308 Gegen diese Möglichkeit der Annahme einer personellen Verflechtung
spricht ebenso, dass wiederum aus dem Verhalten der Beteiligten in der Vergan-
genheit eine Rechtsfolge für die Zukunft konstituiert wird.309
Zusammenfassend wird deutlich, wie einzelfallabhängig die Möglichkeit der
faktischen Beherrschung zur Annahme einer personellen Verflechtung aufgrund
ihrer Unschärfe bleibt. Deshalb ist die vom BFH selbst auferlegte Anwendung
ausschließlich in extremen Ausnahmekonstellationen zu begrüßen. Freilich ist
das Kriterium aufgrund seiner Unbestimmtheit und seiner eventuell erst mehrere
Jahre nach der Begründung erfolgenden Feststellung ohnehin aufzugeben.
Gesell-
Besitzunternehmen Betriebsunternehmen
schafter
Ehegatte A 100 % -
Ehegatte B - 100 %
308 Vgl. BFH v. 11.05.1999 – VIII R 72/96, BStBl. II 2002, S. 722; BFH v. 15.03.2000 – VIII R
82/98, BStBl. II 2002, S. 774; BFH v. 23.01.2002 – IX B 117/01, BFH/NV 2002, S. 777; FG
Münster v. 29.08.2003 – 14 K 2519/01 E, EFG 2004, S. 329; BFH v. 27.09.2006 – X R 28/03,
BFH/NV 2006, S. 2259; FG Saarland v. 13.09.2007 – 2 K 1223/03, NV; auch die Finanzver-
waltung überprüft die Beherrschung ausdrücklich im Einzelfall, vgl. BMF v. 07.10.2002 – IV
A 6 – S 2240 – 134/02, BStBl. I 2002, S. 1028 f.
309 Vgl. BFH v. 21.01.1999 – IV R 96/96, BStBl. II 2002, S. 771; Braun (2001), S. 1037; s. auch
Kapitel 4.2.2.1 und 4.2.2.2.
310 Das Modell entstammt den Wiesbadener Tagungen des Deutschen wissenschaftlichen Steuer-
instituts der Steuerberater und trägt daher auch den Namen Steuerberater-Modell, vgl. Knoppe
(1985), S. 45; Fichtelmann (1999), S. 5.
84 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
311 Vgl. Knobbe-Keuk (1981), S. 343 f.; m. w. N. Wehrheim (1989), S. 51; offen lassend vgl. BFH
v. 29.07.1976 – IV R 145/72, BStBl. II 1976, S. 570; BFH v. 14.01.1982 – IV R 77/79, BStBl.
II 1982, S. 476.
312 Vgl. BFH v. 30.07.1985 – VIII R 263/81, BStBl. II 1986, S. 359.
313 Mit der Wahl dieser Gestaltung geht zumeist das Motiv einher, eine klassische Betriebsaufspal-
tung lediglich im betriebswirtschaftlichen Sinn einzurichten, deren steuerliche Konsequenzen
wie z. B. die Gewerbesteuerpflicht des Besitzunternehmens und die ertragsteuerliche Erfassung
der in den Wirtschaftsgütern der Besitzgesellschaft enthaltenen stillen Reserven jedoch zu ver-
hindern, vgl. Limberg (2001), S. 304; Carlé (2003a), S. 79.
314 Vgl. Heidner (1990), S. 74 f.
315 Vgl. Woerner (1986), S. 740; Wehrheim (1989), S. 51 f.
4.2 Personelle Verflechtung aufgrund eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillens 85
geringfügigen Änderung der Struktur zu 100:0 und 0:100 oder 100:0 und 0:100
inklusive Stimmbindungsvertrag automatisch ein anderes Ergebnis einstellt. Die
Tatsache, dass diesbezüglich einzig die Anteilsverteilung entscheidet, ist als Mini-
malkriterium der Abgrenzung eines einheitlichen geschäftlichen Betätigungswil-
lens zu akzeptieren, sie verdeutlicht allerdings einmal mehr die unlösbare Aufgabe,
diesen Terminus widerspruchsfrei zu definieren.
Weitere Zweifel des BFH, die Möglichkeiten einer personellen Verflechtung
zwischen Ehegatten im Fall des sog. Wiesbadener Modells gänzlich auszuschlie-
ßen, zeigten sich in der vielfach durchgeführten Prüfung, ob diese nicht doch
aufgrund einer faktischen Beherrschung der Betriebsgesellschaft durch den Nur-
Besitzgesellschafter vorliegt. Im Urteil vom 30.07.1985 wurde noch offen gelas-
sen, ob ein Nur-Besitzgesellschafter aufgrund seiner exklusiven Fachkenntnisse
eine tatsächliche Machtstellung in der Betriebsgesellschaft ausübt, im Anschluss
wurde diese Option zumindest vielfach erörtert.316 Analog zu den Ausführungen
zur faktischen Beherrschung vertritt Wacker die Meinung, eine faktische Beherr-
schung sei anzunehmen, wenn der eine Ehegatte die Anteile an der Betriebs-
GmbH oder das vermietete Grundstück durch eine Schenkung vom anderen
Ehegatten erhalten hat und diese Schenkung jederzeit widerruflich ist.317 Doch
wie auch in den bereits erörterten, vergleichbaren Fällen318 sollte eine Beherr-
schung durch den Optionsberechtigten ausscheiden, solange diese nicht ausgeübt
wird. Die Meinung Wackers vertrat bereits Ludwig Schmidt, der aus der Akzep-
tanz der seiner Meinung widersprechenden Rechtsprechung des BFH nicht nur
folgerte, „daß die (gewerbesteuerpflichtige) Betriebsaufspaltung tot ist“,319 son-
dern auch, daß die Gewerbesteuer dem Grundsatz der Gleichmäßigkeit der Be-
steuerung nicht genüge, da sie nur noch diejenigen erfasse, die von der Gestal-
316 Bejaht wurde eine faktische Beherrschung im Rahmen des sog. Wiesbadener Modells noch in
dem oben erläuterten – inzwischen überholten – Urteil des BFH v. 29.07.1976 – IV R 145/72,
BStBl. II 1976, S. 570, wonach die Ehemänner die Betriebsgesellschaft der Ehefrauen auf-
grund ihrer Fachkenntnis beherrschten. Zu Recht weist Wehrheim auf das Chaos und die feh-
lende Stringenz in diesem Zusammenhang hin: Nach dem Urteil des BFH v. 09.09.1986a –
VIII R 198/84, BStBl. II 1987, S. 24 beherrschte ein Ehemann die Betriebsgesellschaft seiner
Ehefrau nicht, da diese nicht völlig fachunkundig war; für die Annahme einer personellen Ver-
flechtung bedurfte es also des Nachweises der Inkompetenz der Ehefrau durch die Finanzver-
waltung, vgl. Wehrheim (1989), S. 52. Vgl. ferner BFH v. 17.09.1987 – III R 240/84, BFH/NV
1989, S. 252; BFH v. 12.10.1988 – X R 5/86, BStBl. II 1989, S. 152; BFH v. 26.10.1988 – I R
228/84, BStBl. II 1989, S. 155; BFH v. 11.07.1989 – VIII R 151/85, BFH/NV 1990, S. 99.
317 Vgl. Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 847 in Anlehnung an BFH v. 16.05.1989 – VIII R 196/84,
BStBl. II 1989, S. 877; vgl. bereits Schmidt (1989b), S. 78.
318 S. Kapitel 4.2.2.7.
319 Schmidt (1989b), S. 78.
86 4 Tatbestandsvoraussetzungen einer steuerlichen Betriebsaufspaltung
tung des sog. Wiesbadener Modells keinen Gebrauch machten;320 die unterneh-
merische Praxis widerlegt zumindest die erste These.
Trotz seiner Zurückhaltung im Hinblick auf die faktische Beherrschung lässt der
BFH nicht von der näheren Prüfung dieser Vermutung im Fall des sog. Wiesba-
dener Modells ab. Aufgrund der restriktiven Haltung hat diese aber seit geraumer
Zeit zu keinem positiven Ergebnis geführt, so dass die ausschließlich alleinige
Beteiligung der Ehegatten an den involvierten Gesellschaften eine personelle
Verflechtung wirksam ausschließt.
4.2.3 Zwischenergebnis
Zusammenfassend zeigt sich, dass sich die Zielrichtung der Rechtsprechung zu den
Tatbestandsvoraussetzungen der Betriebsaufspaltung in den vergangenen Dekaden
unterschiedlich entwickelt hat: War hinsichtlich der sachlichen Verflechtung in den
achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunächst die Tendenz einer Ein-
grenzung bzw. Präzisierung des Begriffs festzustellen, ist seitdem ein bis heute
andauerndes expansives, aufgrund der selbst konstituierten Bedingungen zwar
stringentes, aber nicht zu billigendes Verständnis dessen zu vernehmen.321
Die Tendenz der Rechtsprechung bezüglich der personellen Verflechtung fällt
zunächst uneinheitlich, insgesamt jedoch ebenfalls extensiv aus: Sowohl in Bezug
auf die Zusammenrechnung von Ehegattenanteilen als auch bezüglich der fakti-
schen Beherrschung ist eine restriktivere Auslegung des Begriffs zu verzeichnen.
Während dies auf eine an den rechtlichen Verhältnissen orientierte Betrachtungs-
weise zurückzuführen ist, argumentiert der BFH inzwischen jedoch hinsichtlich
weiterer typischer Konstellationen auf einer deutlich an den wirtschaftlichen Ver-
hältnissen orientierten Grundlage. Dieser Blickwinkel zeigt sich vor allem in den
dreier Fallgruppen der personellen Verflechtung zugrundeliegenden Urteilen und
betrifft zunächst die Konsequenzen der Vereinbarung von Einstimmigkeitsabreden.
Die auf die Geschäftsführerstellung zurückgeführte Beherrschungsmöglichkeit der
Besitzpersonen- und inzwischen Betriebskapitalgesellschaft hat zu einer neuen
Dimension der Rechtsunsicherheit und einer kasuistisch geprägten Rechtsprechung
geführt. Es hängt in großem Maß vom Einzelfall ab, wie die Grenze zwischen
einem täglichen und nicht täglichen Geschäft zu ziehen ist. Zu dem extensiven
Verständnis der Tatbestandsvoraussetzung trägt ferner bei, dass neben möglichen
Interessenkonflikten gesetzlich kodifizierte Stimmrechtsausschlüsse eine personel-
322 Vgl. Felix (1979), S. 152; Woerner (1985b), S. 1865 f.; Kirchhof (1987), S. 3222; Groh (1989b),
S. 751 f.; Arnhold/Pathe (2005), S. 920; Söffing (2006b), S. 1530 f.; Preißer (2009), S. 626.
323 Vgl. Gosch (1997), S. 55; Gosch (2000), S. 186; Crezelius (2010), S. 306; Dehmer (2010),
S. 1705.
5.1 Grundlegende Vorbemerkungen 89
Der Rechtsprechung des BFH nach entspricht der Eintrittszeitpunkt der Betriebs-
aufspaltung dem Moment, ab dem die sachliche und personelle Verflechtung
kumulativ vorliegen; sodann erzielt der verpachtende Besitzeinzelunternehmer
gewerbliche Einkünfte nach § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG bzw. das verpachten-
de Besitzunternehmen gewerbliche Einkünfte nach § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2
EStG. Der Eintritt korrespondiert folglich sowohl mit dem Beginn des Pachtver-
hältnisses der an die Betriebsgesellschaft überlassenen Wirtschaftsgüter, d. h. der
Begründung der sachlichen Verflechtung als auch mit dem Moment der Begrün-
dung der personellen Verflechtung im Sinne des BFH.324
In diesem Zusammenhang ist die Handhabung rückwirkender Vereinbarungen zu
beachten. Während diese zivilrechtlich gültig sind,325 greift steuerlich ein Rück-
wirkungsverbot, um nachträgliche Gewinnverteilungen innerhalb des Gesellschaf-
terkreises auszuschließen.326 Eine Ausnahme von diesem Grundsatz rechtfertigt
nur die Vereinfachung der Besteuerung: In einem nicht unter das UmwStG fallen-
den Sachverhalt erachtet der BFH einen kurzen Rückwirkungszeitraum für un-
schädlich, wenn daraus keine unzutreffende Besteuerung folgt.327 Dies ist folge-
richtig, bietet doch auch § 20 Abs. 6 UmwStG eine Rückwirkungsoption.
324 Vgl. BFH v. 12.11.1985b – VIII R 240/81, BStBl. II 1986, S. 296; Knoppe (1985), S. 200;
Kaligin (2008), S. 150 f.
325 Vgl. Kaligin (2008), S. 151; Zimmermann/Hottmann/Kiebele et al. (2009), S. 876.
326 Vgl. bereits RFH v. 27.02.1940 – I 25/40, RStBl. 1940, S. 527; BFH v. 08.11.1960 – I 131/59
S, BStBl. III 1960, S. 513; FG Hessen v. 07.07.2005 – 13 K 4288/04, NV.
327 Dieser Zeitraum kann sich auf bis zu drei Monate belaufen, vgl. BFH v. 24.01.1979 – I R
202/75, BStBl. II 1979, S. 581.
328 Dieses Vorhaben billigt der BFH, vgl. BFH v. 27.09.1979 – IV R 89/76, BStBl. II 1980, S. 94;
zustimmend vgl. Knoppe (1985), S. 205; Wehrheim (1989), S. 55; Fichtelmann (1999), S. 213;
Kaligin (2008), S. 161. Im Fall einer mitunternehmerischen Betriebsaufspaltung handelt es sich
dagegen um einen Fall des § 42 AO, wenn das Wirtschaftsjahr der Besitzgesellschaft ohne
plausible Grundlage – d. h. einzig, um eine Steuerpause zu erreichen – einen Monat nach dem
der Betriebsgesellschaft endet, vgl. BFH v. 16.12.2003 – VIII R 89/02, BFH/NV 2004, S. 936;
bestätigend und ebenfalls einen Fall des § 42 AO prüfend vgl. BFH v. 09.11.2006 – IV R
21/05, BFH/NV 2007, S. 1002.
329 Vgl. Knoppe (1985), S. 205 f.; Wehrheim (1989), S. 55.
330 Vgl. Hopt (2010d), § 1 HGB, Rz. 11, 52.
5.1 Grundlegende Vorbemerkungen 91
Folgt man der im Voranstehenden erläuterten Argumentation, nach der die Tat-
bestandsvoraussetzungen der steuerlichen Betriebsaufspaltung nicht hinreichend
336 Vgl. auch BFH v. 20.04.2005b – X R 53/04, BStBl. II 2005, S. 698; BFH v. 24.01.2008 – IV R
66/05, BFH/NV 2008, S. 1301; BFH v. 18.08.2009a – X R 40/06, BStBl. II 2010, S. 961;BFH
v. 28.10.2009 – VIII R 46/07, BStBl. II 2010, S. 964; BFH v. 17.03.2010 – X R 34/09,
BFH/NV, S. 1625; vgl. zugleich für die Fälle, in denen der Wert der Einlage kleiner als der der
fortgeführten Anschaffungs- oder Herstellungskosten ist BMF v. 27.10.2010 – IV C 3 – S
2190/09/10007, BStBl. I 2010, S. 1204.
5.2 Ertragsteuerliche Folgen 93
klar definiert sind und lehnt zu Ungunsten ihrer Legitimation den Gedanken der
wirtschaftlichen Einheit der involvierten Unternehmen ab, stellt sich die Frage
des Beginns der Gewerbesteuerpflicht des Besitzunternehmens nicht; es ist nur
vermögensverwaltend tätig.
Die Rechtsprechung nimmt dagegen mit dem wirksamen Eintritt der Vorausset-
zungen der Betriebsaufspaltung den Beginn der Gewerbesteuerpflicht des Besitz-
unternehmens gem. § 2 Abs. 2 Satz 2 GewStG an. Dieser Zeitpunkt ist im Ge-
gensatz zur Frage des Beginns der Einkommensteuerpflicht besonders relevant,
wenn ein in der Gründungsphase entstandener Verlust gewerbesteuerlich festge-
stellt bzw. vorgetragen werden soll.337 In Bezug auf die Einkommensteuer kön-
nen bereits Vorbereitungshandlungen zur Aufnahme eines Gewerbebetriebs die
persönliche Steuerpflicht begründen. Ihrem Objektcharakter entsprechend bedarf
es hinsichtlich der Gewerbesteuer dagegen der Erfüllung sämtlicher Tatbe-
standsvoraussetzungen und der Ingangsetzung des Gewerbebetriebs, um die
sachliche Steuerpflicht des Unternehmens auszulösen. Demnach können der
Beginn der Einkommen- und Gewerbesteuerpflicht auseinander fallen;338 defini-
tionsgemäß betrifft dies lediglich die unechte Betriebsaufspaltung.
Sowohl im Zuge der Gründung einer Betriebsaufspaltung als auch während ihres
Bestehens stellt sich die Frage, ob und inwieweit die Übertragung des Umlaufver-
mögens und von Teilen des Anlagevermögens von der Besitzpersonen- auf die
Betriebskapitalgesellschaft die Realisation darin enthaltener stiller Reserven aus-
löst.339 Aufgrund der Art ihrer Entstehung verläuft die Begründung einer unechten
Betriebsaufspaltung ertragsteuerneutral, während bei einer echten Betriebsaufspal-
tung zwei Konstellationen zu unterscheiden sind: Die Einbringung eines Betriebs,
340 Vgl. BFH v. 19.02.1981 – IV R 116/77, BStBl. II 1981, S. 576; BFH v. 16.02.1996 – I R
183/94, BStBl. II 1996, S. 342; BFH v. 05.06.2008b – IV R 79/05, BStBl. II 2009, S. 15; BFH
v. 25.11.2009 – I R 72/08, BStBl. II, S. 471; BMF v. 25.03.1998 – IV B 7 – S 1978 – 21/98,
BStBl. I 1998, S. 268, Rz. 20.08 f.; BMF v. 16.08.2000 – IV C 2 – S 1909 – 23/00, BStBl. I
2000, S. 1253; Schmidt (1979a), S. 706; Knoppe (1985), S. 202; Bauschatz (2003), S. 124 f.;
Engelsing/Sievert (2004), S. 17; Lederle (2004), S. 989; Patt (2007), § 20 UmwStG, Rz. 107,
109; Kaligin (2008), S. 151 f.; Hörtnagl (2009), § 15 UmwStG, Rz. 69; Preißer (2009), S. 630;
Schmitt (2009), § 20 UmwStG, Rz. 71, 75.
341 Vgl. Groh (1989b), S. 752; Wehrheim (1989), S. 57; Knobbe-Keuk (1993), S. 882. Diese
Forderung wird u. a. deshalb erhoben, weil der Begriff des Teilbetriebs unscharf ist; dies gilt
sowohl im Hinblick auf seine Verwendung im EStG, vgl. Kutt/Pitzal (2009), S. 1246 m. w. N.
als auch im UmwStG, vgl. Menner (2010), § 20 UmwStG, Rz. 91 ff. m. w. N.; Brähler (2011),
S. 467 f. Zudem enthält das UmwStG auch keine Definition des Betriebsbegriffs, vgl. Menner
(2010), § 20 UmwStG, Rz. 121 f. m. w. N.
342 Vgl. Rödder/Beckmann (1999), S. 751 f.; Blumers (2001), S. 724; Bünning (2008), S. 2680;
Kutt/Pitzal (2009), S. 1246; Herrlinghaus (2009), § 20 UmwStG, Rz. 67; Wüllenkemper
(2009), S. 70; Menner (2010), § 20 UmwStG, Rz. 136.
5.2 Ertragsteuerliche Folgen 95
2010, S. 808. Sollte die Erlangung des wirtschaftlichen Eigentums durch die aufnehmende Ge-
sellschaft nicht vorausgesetzt werden, besteht die Gefahr des Missbrauchs, die vom Gesetzge-
ber ausdrücklich nicht begünstigte Übertragung einzelner Wirtschaftsgüter vom Besitz- auf das
Betriebsunternehmen durchzuführen. So hält der BFH in dem o. g. Urteil vom 07.04.2010 aus-
drücklich fest, dass, die Überlassung anhand eines bloßen Nutzungsvertrags keinesfalls der
steuerneutralen Abspaltung eines Teilbetriebs genügt; auch die Finanzverwaltung scheint an
dieser Auffassung festzuhalten, vgl. BMF v. 02.05.2011, IV C 2 – S XXXX; IV C 6 –
S XXXX, Rz. 20.06.
348 Daneben kommt auch eine entgeltliche Übertragung in Betracht, vgl. Lederle (2004), S. 986 f.
Werden Wirtschaftsgüter unter dem zwischen Dritten üblichen Entgelt auf die Betriebsgesell-
schaft übertragen, stellt dies eine teilentgeltliche Übertragung dar; vgl. BFH v. 16.06.2004 – X R
34/03, BStBl. II 2005, S. 378 m. w. N.; BFH v. 12.12.2007 – X R 17/05, BStBl. II 2008, S. 579.
Darüber hinaus ist festzuhalten, dass die Übertragung einzelner Wirtschaftsgüter die Anwendbar-
keit der §§ 16 Abs. 4, 34 EStG ausschließt, da der BFH dafür die gleichzeitige Realisierung sämt-
licher stiller Reserven, d. h. die Veräußerung eines ganzen Gewerbebetriebs, Teilbetriebs – vgl.
BFH v. 20.01.2005 – IV R 14/03, BStBl. II 2005, S. 395; BFH v. 04.07.2007 – X R 49/06, BStBl.
II 2007, S. 772 – oder Mitunternehmeranteils inklusive des Sonderbetriebsvermögens – vgl. BFH
v. 02.10.1997 – IV R 84/96, BStBl. II 1998, S. 104; BFH v. 14.02.2007 – XI R 30/05, BStBl. II
2007, S. 524; BFH v. 02.02.2009 – VIII B 108/08, NV – voraussetzt.
349 Vgl. Seithel (1979), S. 117; Woerner (1988), S. 754; Wehrheim (1989), S. 57 f.; Knobbe-Keuk
(1993), S. 874; Mössner (1997), S. 7; Jacobs (2009), S. 305 f.
350 Vgl. BFH v. 26.08.1952 – I 38/52 U, BStBl. III 1952, S. 261; BFH v. 09.12.1954 – IV 346/53 U,
BStBl. III 1955, S. 88; BFH v. 24.01.1968 – I 76/64, BStBl. II 1968, S. 368; BFH v. 12.05.1993 –
XI R 59/92, BFHE 171, S. 282; BFH v. 16.06.2004 – X R 34/03, BStBl. II 2005, S. 378.
351 Vgl. BMF v. 16.01.1978 – IV B 2 – S 1909 – 8/78, BStBl. I 1978, S. 235, Rz. 8; BMF v.
22.01.1985 – IV B 2 – S 1909 – 2/85, BStBl. I 1985, S. 97.
5.2 Ertragsteuerliche Folgen 97
352 Vgl. Schmidt (1979a), S. 706; Knoppe (1985), S. 204; Beisse (1993), S. 466, 468; Schmidt
(2004), § 15 EStG, Rz. 877; Kaligin (2008), S. 157; Söffing/Micker (2010), S. 313. Die Mög-
lichkeit, einen Zwischenwert fortzuführen oder die stillen Reserven zu realisieren, schied dem-
nach aufgrund der fortbestehenden unternehmerischen Einheit aus, s. Kapitel 5.2.3.
353 Vgl. Groh (1989b), S. 749; Wehrheim (1989), S. 58; Knobbe-Keuk (1993), S. 882; Patt/Rasche
(1997), S. 477, 479 f.; Märkle (2000), S. 12*.
354 Vgl. BMF v. 27.03.1998 – IV B 2 – S 2240 – 41/98, DStR 1998, S. 766; Lederle (2004), S. 987 f.
355 Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 v. 24.03.1999, BGBl. I, S. 402.
356 Vgl. BT-Drs. 14/23, S. 173; Crezelius (2011), S. 48.
357 Vgl. z. B. Märkle (2000), S. 12*, Wien (2001), S. 197; Bauschatz (2003), S. 127 f.; Kaligin
(2008), S. 158; Bitz (2010), 89. El., § 15 EStG, Rz. 375 f.
98 5 Steuerliche Folgen der Gründung einer klassischen Betriebsaufspaltung
sprechung daraufhin ihre Präferenz für die Beurteilung im Sinne einer wirtschaft-
lichen Einheit;363 auch wenn dies nur einen Rettungsversuch darstellt, sollte sie
ihre Haltung insgesamt überdenken, wenn das Fundament aufgrund des aus-
drücklichen Willens des Gesetzgebers instabil geworden ist.
363 Dies bezieht sich nicht nur auf die bereits analysierte personelle Verflechtung, sondern auch
auf die noch zu erörternden Aspekte der sog. einkommen- und vor allem gewerbesteuerlichen
Merkmalsübertragung, s. Kapitel 6.1.5 und 6.2.5.
364 Vgl. BFH v. 22.01.1954 – III 232/52, BStBl. III 1954, S. 91; BFH v. 16.04.1991 – VIII R
63/87, BStBl. II 1991, S. 832; BFH v. 16.02.1996 – I R 183/94, BStBl. II 1996, S. 342. Zu-
gleich steht ein Urteil nach Einführung des Steuerentlastungsgesetzes 1999/2000/2002 zum
01.01.1999 im Hinblick auf diese Frage noch aus.
365 Vgl. LS (1991), S. 1215; Engelsing/Sievert (2004), S. 18; Schmidt (2004), § 15 EStG, Rz. 878;
Heinrich (2007), S. 78; Zimmermann/Hottmann/Kiebele et al. (2009), S. 922; Söffing/Micker
(2010), S. 295.
366 S. dazu ausführlich Kapitel 0.
367 Vgl. Wehrheim (1989), S. 60; Knobbe-Keuk (1993), S. 883; Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG,
Rz. 795.
100 5 Steuerliche Folgen der Gründung einer klassischen Betriebsaufspaltung
5.2.4 Fraglicher Übergang des Geschäfts- oder Firmenwerts von der Besitz-
auf die Betriebsgesellschaft
Die Modi und Folgen der Übertragung von Wirtschaftsgütern von der Besitz- auf
die Betriebsgesellschaft wurden in den voranstehenden Abschnitten aufgezeigt.
Im Hinblick darauf ist zusätzlich die Frage der Übertragung des im Besitzunter-
nehmen entstandenen Geschäfts- oder Firmenwerts zu würdigen. In diesem Fall
liegt eventuell eine weitere verdeckte Einlage in die Betriebsgesellschaft, d. h.
ein Gewinn in Höhe des bei der Besitzgesellschaft entstandenen Geschäfts- oder
Firmenwerts, vor.
Zunächst kann aus betriebswirtschaftlicher Warte ein Geschäfts- oder Firmenwert
einzelnen Wirtschaftsgütern nicht zugeordnet werden; er ergibt sich als Differenz
zwischen einem anhand eines Ertragswertverfahrens und eines Substanzwertver-
fahrens ermittelten Unternehmenswerts.368 Auch im Sinne der steuerrechtlichen
Interpretation handelt es sich nicht um einen in einzelnen immateriellen Wirt-
schaftsgütern abgebildeten Wert, sondern z. B. um Know-how, den Kundenstamm
oder die Qualität der Organisation bzw. des Managements des Unternehmens.
Somit ist der Geschäfts- oder Firmenwert grundsätzlich an einen Betrieb oder
Teilbetrieb gebunden und kann nicht isoliert entnommen oder übertragen wer-
den.369 Über ihre schlüssige Feststellung setzt sich die Rechtsprechung jedoch
selbst hinweg und verlangt eine quantitative, auch teilweise Zuordnung zu einem
Vermögensteil, d. h. nach der Aufspaltung zu dem Besitz- oder Betriebsunterneh-
men. Dieses Unterfangen ist aber definitionsgemäß ausgeschlossen.370
Als Lösung der Ausgangsfrage schlägt der BFH demgemäß vor, die geschäfts-
wertbildenden Faktoren beim Besitzunternehmen zu identifizieren: Eine Gewinn-
realisation hängt dann von ihrem Verbleib oder Übergang ab. Als Extremum auf
der einen Seite geht demnach in den Fällen, in denen das Besitzunternehmen außer
dem Betriebsgrundstück keine Wirtschaftsgüter zurückbehält, der Geschäfts- oder
Firmenwert auf die Betriebsgesellschaft über,371 es sei denn, dass ausnahmsweise
368 Vgl. Schneeloch (1991b), S. 805; Knobbe-Keuk (1993), S. 95; ADS (1995), § 255 HGB,
Rz. 257, 271.
369 Vgl. BFH v. 27.03.2001 – I R 42/00, BStBl. II 2001, S. 771; BFH v. 05.06.2008b – IV R
79/05, BStBl. II 2009, S. 15; Weber-Grellet (2011), § 5 EStG, Rz. 221.
370 Vgl. Knobbe-Keuk (1993), S. 95, 241 f. m. w. N.; Baetge/Kirsch/Thiele (2009), S. 237.
371 Vgl. BFH v. 27.03.2001 – I R 42/00, BStBl. II 2001, S. 771; BFH v. 16.06.2004 – X R 34/03,
BStBl. II 2005, S. 378; BFH v. 05.06.2008b – IV R 79/05, BStBl. II 2009, S. 15.
5.2 Ertragsteuerliche Folgen 101
372 Vgl. BFH v. 27.03.2001 – I R 42/00, BStBl. II 2001, S. 771; Tillmann (1989), S. 49.
373 Einen Übergang verhindert unter diesen Voraussetzungen auch nicht eine abweichende Ver-
einbarung zwischen den betroffenen Unternehmen, vgl. Tillmann (1989), S. 49; Weber-Grellet
(2010), S. 357; BFH v. 05.06.2008b – IV R 79/05, BStBl. II 2009, S. 15; BFH v. 02.09.2008 –
X R 32/05, BStBl. II 2009, S. 634.
374 Vgl. BFH v. 14.01.1998 – X R 57/93, HFR 1998, S. 731; BFH v. 27.03.2001 – I R 42/00, BStBl.
II 2001, S. 771; Schneeloch (1991b), S. 805; Märkle (2002a), S. 1158 f.; Preißer (2009), S. 631.
375 Vgl. Tillmann (1989), S. 44; Knobbe-Keuk (1993), S. 95; ADS (1995), § 255 HGB, Rz. 272;
Baetge/Kirsch/Thiele (2009), S. 241 f.; Velte (2010), S. 95 f., 98 f. Die Frage der handelsbilan-
ziellen Einordnung des Geschäfts- oder Firmenwerts hat der Gesetzgeber im Zuge der Einfüh-
rung des BilMoG insoweit entschieden, als er mit § 246 Abs. 1 Satz 4 HGB nunmehr die Ver-
mögensgegenstandseigenschaft des derivativen Geschäfts- oder Firmenwerts fingiert.
376 Vgl. BFH v. 24.03.1987 – I R 202/83, BStBl. II 1987, S. 705, wonach der Geschäfts- oder
Firmenwert regelmäßig beim Besitzunternehmen verbleibt; vgl. auch sch (2001), S. 1750;
Wendt (2009), S. 958; Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 878.
377 Vgl. Wien (2001), S. 197.
102 5 Steuerliche Folgen der Gründung einer klassischen Betriebsaufspaltung
Besitz- und dessen verdeckte Einlage in die Betriebsgesellschaft vor; die Er-
folgswirksamkeit ist dann unumgänglich.378 Zudem besteht die Gefahr einer
verdeckten Gewinnausschüttung, wenn keine entsprechende Vereinbarung ge-
troffen wurde, aber die Betriebsgesellschaft ein (überhöhtes) Entgelt für die
Überlassung eines Geschäfts- oder Firmenwerts entrichtet.379
Resümierend gilt, dass auch in diesem Zusammenhang der Gedanke der wirt-
schaftlichen Einheit die steuerliche Praxis erschwert. Zunächst ist es theoretisch
unmöglich, den Geschäfts- oder Firmenwert als Wert eigener Art aufzuteilen.
Ferner wird es zumindest in den Fällen, in denen die Besitzgesellschaft neben dem
Betriebsgrundstück weitere Wirtschaftsgüter zurückbehält, praktisch oftmals
schwerfallen, die von der Rechtsprechung favorisierte vertragliche Vereinbarung
der Aufteilung des Geschäfts- oder Firmenwerts exakt zu fixieren. Wird dagegen
das Besitzunternehmen tatsächlich als rechtlich selbstständig eingestuft, verfügt es
über kein Betriebsvermögen mehr, es folgt bei der Begründung der Betriebsauf-
spaltung die im Rahmen einer Betriebsaufgabe vorgesehene zwangsweise Realisa-
tion der stillen Reserven bei sämtlichen, auf die Betriebsgesellschaft übertragenen
oder in das Privatvermögen entnommenen Wirtschaftsgütern. Folglich erübrigt
sich die Frage der verdeckten Einlage des Geschäfts- oder Firmenwerts.
Aus zivilrechtlicher Sicht lassen sich grundsätzlich zwei Arten der Gründung einer
echten Betriebsaufspaltung unterscheiden: Entweder erfolgt eine Bargründung der
Betriebskapitalgesellschaft, die im Anschluss daran Teile des Betriebsvermögens
der Besitzgesellschaft erwirbt oder die Betriebskapitalgesellschaft entsteht durch
eine Sachgründung, d. h. durch die Einlage von Teilen des Betriebsvermögens der
Besitz- in die Betriebsgesellschaft verbunden mit der gleichzeitigen Gewährung
von Anteilen an dieser.380 Die Folgen dieser Optionen bezüglich der Umsatzsteuer
hängen zunächst von der umsatzsteuerlichen Einordnung der Übertragung von
Wirtschaftsgütern der Besitz- auf die Betriebsgesellschaft und sodann von der
möglichen Existenz einer umsatzsteuerlichen Organschaft ab.381
378 Vgl. BFH v. 14.01.1998 – X R 57/93, HFR 1998, S. 731; BFH v. 16.06.2004 – X R 34/03,
BStBl. II 2005, S. 378; BFH v. 12.12.2007 – X R 17/05, BStBl. II 2008, S. 579; BFH v.
02.09.2008 – X R 32/05, BStBl. II 2009, S. 634; BFH v. 26.11.2009 – III R 40/07, BStBl. II
2010, S. 609; Lederle (2004), S. 991.
379 Vgl. BFH v. 27.03.2001 – I R 42/00, BStBl. II 2001, S. 771; Zimmermann/Hottmann/Kiebele
et al. (2009), S. 923.
380 Zu den zivilrechtlichen Aspekten der Begründung einer Betriebsaufspaltung vgl. Carlé
(2003a), S. 19 ff.; Zimmermann/Hottmann/Kiebele et al. (2009), S. 871 ff.
381 Zur umsatzsteuerlichen Organschaft s. Kapitel 6.4.
5.3 Umsatzsteuerliche Aspekte 103
Im Hinblick auf beide Varianten der Gründung gilt zunächst, dass die Gewäh-
rung von Gesellschaftsrechten als steuerfreie Leistung gem. § 4 Nr. 8 lit. f) UStG
zu qualifizieren ist. Bedeutet der Übertrag von Wirtschaftsgütern der Besitz- auf
die Betriebsgesellschaft eine Geschäftsveräußerung im Sinne des § 1 Abs. 1a
Satz 1 UStG, stellt dies einen nicht steuerbaren Vorgang dar. Die diesbezügliche
Tatbestandsvoraussetzung einer Geschäftsveräußerung im Ganzen nach § 1
Abs. 1a Satz 2 UStG liegt vor, wenn ein Unternehmen oder ein in der Gliederung
eines Unternehmens gesondert geführter Betrieb im Ganzen übereignet oder
eingebracht wird. Somit ist im Rahmen einer Gesamtwürdigung ausschlagge-
bend, ob zum einen das übertragene Betriebsvermögen die Ausübung einer wirt-
schaftlichen Tätigkeit ermöglicht, und ob zum anderen die vor und nach dem
Übertrag ausgeübten Tätigkeiten übereinstimmen oder sich zumindest ähneln. Im
Gegensatz zu dem in Kapitel 5.2.2 bezüglich der Begründung einer Be-
triebsauspaltung skizzierten Maßstab verlangt der BFH nicht die Übertragung
aller wesentlichen Betriebsgrundlagen, insbesondere nicht die des dem Betriebs-
unternehmen überlassenen Betriebsgrundstücks; ein dem Erwerber eingeräumtes,
langfristiges Nutzungsrecht dafür steht der Anwendung des § 1 Abs. 1a Satz 1
UStG nicht entgegen, entscheidend ist die Möglichkeit der dauerhaften Fortfüh-
rung des Unternehmens.382
Sind indes die Voraussetzungen einer Geschäftsveräußerung im Ganzen nicht
erfüllt, stellt der Übertrag des Vermögens von der Besitz- auf die Betriebsgesell-
schaft einen steuerbaren Umsatz im Sinne des § 1 Abs. 1 Nr. 1 UStG dar. Dessen
Steuerpflicht entfällt, wenn im Zeitpunkt der Übertragung bereits eine umsatzsteu-
erliche Organschaft zwischen den beteiligten Unternehmen existiert. Diese besteht
ab dem Moment, in dem die Betriebskapitalgesellschaft ihre Tätigkeit tatsächlich
aufnimmt; den Ausschlag gibt also das Datum des notariellen Abschlusses des
Gesellschaftsvertrags und nicht der Zeitpunkt der Eintragung der Betriebsgesell-
schaft in das Handelsregister. Folglich stellt die nach dem Beginn der Tätigkeit der
Betriebsgesellschaft vorgenommene Sacheinlage einen nicht steuerpflichtigen
Leistungsaustausch gem. § 2 Abs. 2 Nr. 2 UStG dar. Andernfalls bleibt der Vor-
gang steuerpflichtig, da die Sacheinlage vor der Eintragung in das Handelsregister
382 Vgl. BFH v. 04.07.2002 – V R 10/01, BStBl. II 2004, S. 662; BFH v. 30.04.2009 – V R 4/07,
BStBl. II 22009, S. 863; BFH v. 11.11.2009 – V B 46/09, NV; BFH v. 14.07.2010 – XI R
27/08, BStBl. II 2011, S. 1117; A 1.5 Abs. 3 Satz 2 UStAE. Vor diesem Hintergrund ist das
Plädoyer für eine analoge, ertragsteuerliche Praxis hinsichtlich der Begründung einer Betriebs-
aufspaltung zu sehen, vgl. Kutt/Pitzal (2009), S. 1248. Außerdem stellt der BFH bezüglich
gleichgelagerter Sachverhalte fest, dass die Möglichkeit zur Unternehmensfortführung ohne
großen finanziellen Aufwand für die Anwendbarkeit des § 1 Abs. 1a UStG ebenso wenig
schädlich ist, vgl. BFH v. 28.11.2002 – V R 3/01, BStBl. II 2004, S. 665; BFH v. 23.08.2007 –
V R 14/05, BStBl. II 2008, S. 165; das Ziel des § 1 Abs. 1a UStG ist es, nur einen unversteuer-
ten Letztverbrauch zu vermeiden, vgl. BT-Drs. 12/5630, S. 84.
104 5 Steuerliche Folgen der Gründung einer klassischen Betriebsaufspaltung
zu erfolgen hat. Eine definitive umsatzsteuerliche Belastung stellt sich jedoch auch
dann nur in dem Fall ein, in dem die Betriebskapitalgesellschaft nicht zum Vor-
steuerabzug berechtigt ist; als Bemessungsgrundlage dient nach § 10 Abs. 1 Satz 1
UStG das für den Übertrag der Wirtschaftsgüter vereinbarte Entgelt, d. h. die Höhe
des gemeinen Werts des erhaltenen Gesellschaftsanteils.383
383 Vgl. BFH v. 05.09.1968 – V 153/65, BStBl. II 1969, S. 55; BFH v. 09.03.1978 – V R 90/74,
BStBl. II 1978, S. 486; BFH v. 17.01.2002 – V R 64/01, BFH/NV 2002, S. 1181; Wehrheim
(1989), S. 63; Bauschatz (2003), S. 132; Kaligin (2008), S. 258.
384 Vgl. Knoppe (1985), S. 365; Fichtelmann (1999), S. 189; Bauschatz (2003), S. 132.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 105
6.1.1.1 Besitzeinzelunternehmen
Im Vorfeld der Diskussion der Qualifikation der Einkünfte sei an dieser Stelle
bereits festgehalten, dass bei einem Besitzeinzelunternehmer nicht nur die Wirt-
schaftsgüter, die der Betriebsgesellschaft als wesentliche Betriebsgrundlage
überlassen werden, zum notwendigen Betriebsvermögen zählen. Dies betrifft
ferner auch diejenigen Wirtschaftsgüter, die zwar keine wesentliche Betriebs-
grundlage ausmachen, deren Verpachtung aber in unmittelbarem Zusammenhang
mit der Überlassung der wesentlichen Betriebsgrundlage steht und sie dem Be-
trieb der Betriebsgesellschaft zumindest dienen. Falls das dahinter stehende
Motiv des Besitz-Einzelunternehmers jedoch weder die Steigerung der Vermö-
gens- und Ertragslage der Betriebsgesellschaft noch die Erhöhung des Werts der
Anteile daran darstellt, verfügt ein Besitzeinzelunternehmer durchaus über einen
privaten Interessenbereich neben dem seines gewerblichen Einzelunterneh-
mens.385 Zum notwendigen Betriebsvermögen gehören dagegen unzweifelhaft
die Anteile an der Betriebs-GmbH, da sie unmittelbar eigenbetrieblich genutzt
werden, wenn sie die gewerbliche Betätigung des Einzelunternehmers entschei-
dend fördern.386 Schließlich kann ein Wirtschaftsgut zum gewillkürten Betriebs-
385 Vgl. BFH v. 21.09.1977 – I R 39-40/74, BStBl. II 1978, S. 67; BFH v. 23.01.1991 – X R
47/87, BStBl. II 1991, S. 405; BFH v. 23.09.1998 – XI R 72/97, BStBl. II 1999, S. 281; BFH
v. 21.06.2001 – III R 27/98, BStBl. 2002, S. 537; BFH v. 02.12.2004 – III R 77/03, BStBl. II
2005, S. 340; eine Privatsphäre nur einer Besitzpersonengesellschaft zubilligend vgl. BFH v.
20.04.2005c – X R 58/04, BFH/NV 2005, S. 1774.
386 Vgl. BFH v. 14.08.1975 – IV R 30/71, BStBl. II 1976, S. 88; BFH v. 12.02.1992 – XI R 18/90,
BStBl. II 1992, S. 723; BFH v. 14.09.1999 – III R 47/98, BStBl. II 2000, S. 255; BFH v.
19.06.2001 – X R 104/98, BFH/NV 2002, S. 163; BFH v. 21.06.2001 – III R 27/98, BStBl.
2002, S. 537; BFH v. 20.07.2005 – X R 22/02, BStBl. II 2006, S. 457; BFH v. 20.03.2006 – X
B 192/05, BFH/NV 2006, S. 1093; BFH v. 04.07.2007 – X R 49/06, BStBl. II 2007, S. 772.
6.1.1.2 Besitzpersonengesellschaft
387 Vgl. BFH v. 14.12.2006 – III R 63/05, III R 64/05, BFH/NV 2007, S. 1659.
388 Vgl. BFH v. 23.01.1991 – X R 47/87, BStBl. II 1991, S. 405; BFH v. 17.11.1992 – VIII R
36/91, BStBl. II 1993, S. 233; BFH v. 27.08.1998b – IV R 77/97, BStBl. II 1999, S. 279;
Schulze zur Wiesche (1994), S. 102; Engelsing/Sievert (2004), S. 19 f.; Rose/Watrin (2009),
S. 121; Wehrheim (2009), S. 53, 55; Djanani/Brähler/Lösel (2010), S. 222.
389 Vgl. BFH v. 13.10.1998 – VIII R 46/95, BStBl. II 1999, S. 357 m. w. N.; BFH v. 25.11.2004 –
IV R 7/03, BStBl. II 2005, S. 354; BFH v. 20.04.2005c – X R 58/04, BFH/NV 2005, S. 1774.
390 Vgl. BFH v. 10.06.1999 – IV R 21/98, BStBl. II 1999, S. 715; BFH v. 18.12.2001 – VIII R
27/00, BStBl. II 2002, S. 733; BFH v. 02.12.2004 – III R 77/03, BStBl. II 2005, S. 340; BFH v.
20.04.2005c – X R 58/04, BFH/NV 2005, S. 1774; HG (2002), S. 447.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 107
391 BFH v. 25.06.1984 – GrS 4/82, BStBl. II 1984, S. 751 (beide Zitate).
392 Vgl. BFH v. 09.12.1954 – IV 346/53 U, BStBl. III 1955, S. 88; BFH v. 10.04.1956 – I 314/55,
HFR 1961, S. 128; BFH v. 24.01.1968 – I 76/64, BStBl. II 1968, S. 368.
393 Vgl. BFH v. 08.11.1971 – GrS 2/71, BStBl. II 1973, S. 63.
394 Vgl. BFH v. 18.06.1980 – I R 77/77, BStBl. II 1981, S. 39; BFH v. 13.10.1983 – I R 187/79,
BStBl. II 1984, S. 115; ablehnend vgl. Reiß (2010a), § 15 EStG, Rz. 89.
108 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
395 Vgl. BVerfG v. 14.01.1969 – 1 BvR 136/62, BVerfGE 25, S. 28; BVerfG v. 25.03.2004 – 2
BvR 044/00, HFR 2004, S. 691; zustimmend vgl. Gschwendter (2002), S. 897, der aus einer
derartigen, qualifizierten Verpachtung schließt, die Tätigkeit der Besitzgesellschaft müsse nicht
notwendigerweise die Voraussetzungen des § 15 Abs. 2 EStG erfüllen; Reiß (2010a), § 15
EStG, Rz. 76 f.
396 Vgl. BFH v. 12.03.1970 – I R 108/66, BStBl. II 1970, S. 439; BFH v. 18.06.1980 – I R 77/77,
BStBl. II 1981, S. 39; BFH v. 16.06.1982 – I R 118/80, BStBl. II 1982, S. 662; BFH v.
10.11.1982 – I R 178/77, BStBl. II 1983, S. 136; BFH v. 24.08.1989 – IV R 135/86, BStBl. II
1989, S. 1014; BFH v. 10.04.1997 – IV R 73/94, BStBl. II 1997, S. 569; BFH v. 13.11.1997 –
IV R 67/96, BStBl. II 1998, S. 254; BFH v. 15.01.1998 – IV R 8/97, BStBl. II 1998, S. 478;
ablehnend vgl. Mössner (1997), S. 4 f.; Seer (2002), S. 1836; Jacobs (2009), S. 305.
397 Vgl. BFH v. 23.09.1998 – XI R 72/97, BStBl. II 1999, S. 281.
398 Vgl. Wehrheim (2001), S. 914.
399 Vgl. Mössner (1997), S. 9; Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG, Rz. 773, 795; Söffing/Micker
(2010), S. 258, die zudem feststellen, dass die Rechtsprechung zu einer derartigen verschärfen-
den Gestzesauslegung nicht befugt ist.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 109
vermag nicht zu überzeugen.400 Zum einen bedarf es für die Annahme dessen
zugleich des Rückgriffs auf die nicht haltbaren Tatbestandvoraussetzungen der
sachlichen und personellen Verflechtung, zum anderen greift diese Argumentati-
on allenfalls – wie im zugrundeliegenden Sachverhalt – bezüglich der echten
Betriebsaufspaltung. Auf die unechte kann sie sich dagegen unmöglich beziehen,
da in diesem Fall niemals ein einheitliches, sodann aufgespaltenes und in verän-
derter Form fortbestehendes Unternehmen existiert hat.401 Schließlich wider-
spricht diese Argumentation dem Beschluss des BFH vom 25.06.1984; anstelle
der dafür ausschließlich in Frage kommenden Merkmale der gesamthänderisch
ausgeübten Tätigkeit der Gesellschaft, beruht die Bestimmung der Einkunftsart
dann lediglich auf Charakteristika der Gesellschafter. Folglich kommen im Er-
gebnis ausschließlich Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung in Frage.402
Dennoch sieht auch der VIII. Senat des BFH in seinem Urteil vom 12.11.1985
die Rechtsprechung zur Betriebsaufspaltung als mit dem Beschluss vom
25.06.1984 in Einklang. Unabhängig von der Art der Tätigkeit der Besitzgesell-
schaft resultiere allein aus den Merkmalen der sachlichen und personellen Ver-
flechtung ihre Gewerblichkeit; dieser Meinung haben weitere beteiligte Senate
zugestimmt.403 Anhand dieses Arguments ordnet der VIII. Senat auch die Anteile
an der Betriebskapitalgesellschaft dem Sonderbetriebsvermögen der Gesellschaf-
ter bei der Besitzpersonengesellschaft zu; die Zugehörigkeit zum Sonderbe-
triebsvermögen setzt indes die Existenz eines Gewerbebetriebs voraus, sie be-
gründet diesen jedoch nicht.404 Ferner ist gegen das Urteil des BFH einzuwen-
den, dass, wie in Kapitel 3 gezeigt, die Tatbestandsvoraussetzungen der Be-
triebsaufspaltung keinesfalls eindeutig definiert sind und insbesondere bezüglich
der personellen Verflechtung vielfach ein Wahlrecht besteht, die Voraussetzun-
gen zu erfüllen oder nicht.405 Zusätzlich läge nach der Logik des VIII. Senats
allein aufgrund der Annahme einer sachlichen und personellen Verflechtung eine
gewerbliche Vermietung auch dann vor, wenn das Betriebsunternehmen tatsäch-
406 Vgl. Ranft (1988), S. 81; Wehrheim (2001), S. 914; Söffing/Micker (2010), S. 254.
407 BFH v. 29.03.2006 – X R 59/00, BStBl. II 2006, S. 661, zuvor BFH v. 12.05.2004 – X R
59/00, BStBl. II 2004, S. 607.
408 So versteht Ludwig Schmidt die Annahme der Gewerblichkeit des Besitzunternehmens durch
den BFH als in „wertender Betrachtung“ richtig verstandenen Gewerbebegriff, vgl. zuletzt
Schmidt (2004), § 15 EStG, Rz. 807; zustimmend vgl. Ranft (1988), S. 80; Beisse (1993),
S. 461 f.; 469, Hitz (1996), S. 850; Stuhrmann (2010), 100. El., § 15 EStG, Rz. 599; sehr skep-
tisch vgl. Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 807; ablehnend vgl. Söffing (1996), S. 1228; Möss-
ner (1997), S. 4; Seer (2002), S. 1834 f.; Drüen (2005), S. 70; Gluth (2009), 239. El., § 15
EStG, Rz. 795; Crezelius (2010), S. 298; Söffing/Micker (2010), S. 256. Dem wird ferner ent-
gegengehalten, es handle sich dabei im Rahmen der notwendigen Auslegung des Gewerbebe-
griffs um eine unzulässige Zuordnung der Fallgruppe Betriebsaufspaltung zum Typus des Ge-
werbes anstatt zu dem der – nicht gewerblichen – Verwaltung eigenen Vermögens, vgl. Barth
(1968), S. 821; Mössner (2001), S. 171 f.; Schachtschneider (2004), S. 29 f.; 76, 81; Crezelius
(2010), S. 302; a. A. Beisse (1981), S. 10.
409 Vgl. BFH v. 29.03.2006 – X R 59/00, BStBl. II 2006, S. 661; die Ausführungen ablehnend vgl.
Schachtschneider (2004), S. 40 f.; Reiß (2010a), § 15 EStG, Rz. 78.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 111
spaltung verbleibt, ist deren Aufgabe alternativlos.410 Gerade vor dem Hinter-
grund der Ausweitung der sachlichen Verflechtung und damit anzunehmenden
steigenden Zahl unechter Betriebsaufspaltungen reicht die Annahme einer be-
sonderen Risikostruktur im Vergleich zu einer Fremdverpachtung nicht als
Rechtfertigung der Gewerblichkeit der Besitzgesellschaft, mithin zur Annahme
der Betriebsaufspaltung, aus. Oftmals bleibt nämlich unklar, worin die außerge-
wöhnliche Teilhabe am betrieblichen Risiko der Betriebsgesellschaft bestehen
soll, so z. B. wenn die Besitzgesellschafter Geschäftsführungstätigkeiten ihrer
Beratungsgesellschaft in Räumlichkeiten eines im Übrigen privat genutzten
Einfamilienhauses ausüben.411 Daneben sind sämtliche Versuche der Rechtspre-
chung, die Gewerblichkeit des Besitzunternehmens aus einer Prägung durch das
Betriebsunternehmen zu begründen, nicht nur in sich widersprüchlich, sie sind
zudem mit dem Beschluss des Großen Senats vom 25.06.1984 unvereinbar. Im
Ergebnis beruht die Gewerblichkeit des Besitzunternehmens einzig auf einer von
der zivilrechtlichen Vertragsgestaltung losgelösten, primär anhand der wirt-
schaftlichen Verhältnisse vorgenommenen Einschätzung der Beteiligungsstruk-
turen wie betrieblichen Aktivitäten der involvierten Unternehmen. Das Gegen-
teil, eine durchgängige steuerliche Beurteilung auf der Basis zweier rechtlich
selbstständiger Unternehmen ist letztlich alternativlos.
410 Vgl. Wehrheim (2001), S. 914; Strahl (2002), S. 161 f.; Schachtschneider (2004), S. 41; a.A.
Gschwendter (2002), S. 897; Reiß (2010a), § 15 EStG, Rz. 88.
411 Vgl. BFH v. 13.07.2006 – IV R 25/05, BStBl. II 2006, S. 804 sowie Kapitel 0.
412 S. Kapitel 5.2.1 und 6.2. Darüber hinaus ist die Unterscheidung in allen Phasen der Betriebs-
aufspaltung insbesondere aufgrund der etwaigen Realisierung stiller Reserven relevant, sei es
im Zuge der Gründung oder nach der Qualifikation des einstigen Privatvermögens als Be-
triebsvermögen im Rahmen der Beendigung.
112 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
Wie bereits diskutiert,415 ignoriert der BFH im Fall der Betriebsaufspaltung die
selbst konstituierte Einheit der Gesellschaft, nach der einzig die gemeinsame
Tätigkeit der gesamthänderisch verbundenen Gesellschafter über die Qualifikati-
413 So erweisen sich die Renditen bzw. die notwendige Investitionsdauer, die für die Vorteilhaf-
tigkeit des § 34a EStG erfüllt werden müssen, vor allem bei einem persönlichen Einkommen-
steuersatz von unter 45 % als realitätsfern, vgl. Ortmann-Babel/Zipfel (2007), S. 2215; Hou-
ben/Maiterth (2008), S. 1046.
414 Vgl. BMF v. 04.07.2008 – IV C 7 – S 2742-a/07/10001, BStBl. I 2008, S. 718. Dieses Ergeb-
nis enthält bereits ausdrücklich die Begründung des Gesetzes zur Unternehmensteuerreform
2008, vgl. BT-Drs. 16/4841, S. 50. Dessen ungeachtet wird vertreten, die sog. Zinsschranke
solle greifen, wenn das Besitzunternehmen schon vor der Entstehung der Betriebsaufspaltung
gewerblich tätig war, es sich mithin um eine echte Betriebsaufspaltung handelt, vgl. Nagel
(2008), S. 760. Außerdem ließe der der sog. Zinsschranke zugrundeliegende erweiterte Kon-
zernbegriff des § 4h Abs. 2 Satz 8 EStG nach § 4h Abs. 3 Satz 5 EStG i. V. m. IAS 27 grund-
sätzlich auch eine natürliche Person als Konzernspitze für ein Tochterunternehmen zu, vgl. Le-
vedag (2008), S. 287 f.; Heuermann (2010), 106. El., § 4h EStG, Rz. 68.
415 S. Abschnitt 0.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 113
on der Einkünfte entscheidet. Stattdessen resultiert aus der sachlichen und perso-
nellen Verflechtung die Gewerblichkeit des Besitzunternehmens; anstelle von
Einkünften aus Vermietung und Verpachtung liegen demnach Einkünfte aus
Gewerbebetrieb vor.
Des Weiteren ist der Sachverhalt zu erörtern, in dem ein Gesellschafter der Besitz-
personengesellschaft neben der wesentlichen Betriebsgrundlage ein weiteres Wirt-
schaftsgut der Betriebskapitalgesellschaft unmittelbar zur Nutzung überlässt. Die
einkommensteuerliche Beurteilung dessen erfolgt anhand der in Abschnitt 6.1.1.2
dargelegten Grundsätze des Sonderbetriebsvermögens: Entscheidend ist einzig die
dahinterstehende Intention, mithin die Frage, ob die Überlassung aus privaten oder
betrieblichen Motiven erfolgt. Sind private Gründe für die Nutzungsüberlassung
ausschlaggebend, wird das überlassene Wirtschaftsgut dem Privatvermögen zuge-
rechnet, es ergeben sich Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung.416
Unabhängig von der Diskussion über die Art der Einkünfte und einer sich an-
schließenden eventuellen Gewerbesteuerpflicht, sind darüber hinaus die Konse-
quenzen zu erörtern, die sich bei einem Besitzgesellschafter aus der einem
Fremdvergleich nicht standhaltenden Vereinbarung über das Entgelt für die Nut-
zungsüberlassung ergeben. Resultiert aus der Nutzungsüberlassung eines Wirt-
schaftsguts an die Betriebskapitalgesellschaft eine verdeckte Gewinnausschüt-
tung,417 führt diese beim Besitzgesellschafter zu Einkünften aus Kapitalvermö-
gen gem. § 20 Abs. 1 Nr. 1 Satz 2 EStG; den Grundsätzen des BFH folgend
liegen Einkünfte aus Gewerbebetrieb gem. §§ 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 oder Nr. 2
Satz 1 i.Vm. 20 Abs. 1 Nr. 1 Satz 2, Abs. 8 EStG vor.
Daneben ist in Bezug auf eine verbilligte oder unentgeltliche Nutzungsüberlas-
sung zu beachten, dass die Rechtsprechung und Finanzverwaltung den mit dem
entsprechenden Wirtschaftsgut zusammenhängenden Betriebsausgabenabzug
unter Umständen (anteilig) versagen; dies hängt wiederum von den hinter der
Nutzungsüberlassung stehenden Motiven ab. Soweit eine verbilligte Nutzungs-
überlassung auf privaten Gründen beruht, d. h. eine Verlagerung von nicht bilan-
416 Vgl. BFH v. 13.10.1998 – VIII R 46/95, BStBl. II 1999, S. 357; BFH v. 10.06.1999 – IV R
21/98, BStBl. II 1999, S. 715; BFH v. 20.04.2005c – X R 58/04, BFH/NV 2005, S. 1774; BFH
v. 17.12.2008 – IV R 65/07, BStBl. II 2009, S. 371 – eine Zuordnung zum Sonderbetriebsver-
mögen der Gesellschafter ist demnach vor allem bei der fehlenden Fremdüblichkeit des Nut-
zungsverhältnisses geboten, vgl. Schulze zur Wiesche (2006), S. 58.
417 Zu deren Voraussetzungen und Folgen bei der Betriebskapitalgesellschaft s. Kapitel 6.3.
114 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
418 Mangels Bilanzierungsfähigkeit handelt es sich auch nicht um eine verdeckte Einlage, vgl.
BFH v. 26.10.1987 – GrS 2/86, BStBl. II 1988, S. 348.
419 Vgl. BFH v. 14.01.1998 – X R 57/93, HFR 1998, S. 731.
420 Vgl. BFH v. 24.04.1991 – X R 84/88, BStBl. II 1991, S. 713; BFH v. 14.01.1998 – X R 57/93,
HFR 1998, S. 731; BFH v. 28.03.2000a – VIII R 68/96, BFH/NV 2000, S. 1278.
421 Vgl. BFH v. 08.11.1960 – I 131/59 S, BStBl. III 1960, S. 513; BFH v. 03.02.1971 – I R 51/66,
BStBl. II 1971, S. 408; BFH v. 26.10.1987 – GrS 2/86, BStBl. II 1988, S. 348.
422 Vgl. BFH v. 28.03.2000a – VIII R 68/96, BFH/NV 2000, S. 1278.
423 Vgl. FG Bremen v. 27.04.2006 – 1 K 204/05 (6), EFG 2006, S. 1234; FG Baden-Württemberg
v. 12.10.2006 – 6 K 202/06, EFG 2007, S. 568; FG Münster v. 23.03.2011 – 7 K 2793/07 E,
NV; BMF v. 08.11.2010 – IV C 6 – S 2128/07/10001, BStBl. I 2010, S. 1292; Dötsch/Pung
(2010), 69. El., § 3c EStG, Rz. 55; vgl. zustimmend ebenfalls Wüllenkemper (2011), S. 1139,
der darauf abstellt, dass ein fremder Dritter auch im Zusammenhang mit einer sanierungsbe-
dürftigen Betriebsgesellschaft einem endgültigen Verzicht auf die Pachtzahlung nicht zuge-
stimmt, sondern diese nur gestundet hätte. Im Gegensatz dazu soll aber § 3c Abs. 2 Satz 1
EStG nicht einschlägig sein, wenn auf die Pachtzahlung der Betriebskapitalgesellschaft zur
Vermeidung ihrer Überschuldung verzichtet wurde, vgl. FG Düsseldorf v. 19.04.2006 – 15 V
346/06 A (F), NV; die Anwendbarkeit des § 3c Abs. 2 EStG ebenso verneinend vgl. FG Müns-
ter v. 14.04.2011 – 6 K 2973/09 E, F, 6 K 2977/09 F, NV. Die Forderung nach der Anwend-
barkeit des § 3c Abs. 2 Satz 1 EStG muss sich nunmehr auf das Teileinkünfteverfahren bezie-
hen, dem ein Besitzgesellschafter unterliegt, sofern er gem. § 32d Abs. 2 Nr. 3 EStG einen An-
trag gestellt hat und man die rechtliche Selbstständigkeit der beteiligten Gesellschaften unter-
stellt. Die andernfalls mit der Abgeltungsteuer einhergehende Beschränkung des Werbungskos-
tenabzugs nach § 20 Abs. 9 Satz 1 EStG greift folglich nicht.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 115
ist diesbezüglich aber, inwieweit der von § 3c Abs. 2 Satz 1 EStG verlangte
wirtschaftliche Zusammenhang zwischen einem fremdfinanzierten Wirtschafts-
gut, das einer Kapitalgesellschaft zur Nutzung überlassen wird, und den Gewinn-
ausschüttungen eben dieser Gesellschaft existiert. Von den praktischen Umge-
hungsmöglichkeiten einer derartigen Verbindung anhand eines allgemeinen
Betriebsmittelkredits zugunsten der Betriebsgesellschaft abgesehen, basiert die
Annahme eines solchen wirtschaftlichen Zusammenhangs auf einer wirtschaftli-
chen Betrachtungsweise des Sachverhalts. So sind im Zuge der Subsumtion der
Tatbestandsvoraussetzungen des § 3c Abs. 2 Satz 1 EStG die Tätigkeiten des
Steuerpflichtigen separat zu erfassen und zu beurteilen.424 Ein davon abweichen-
des Vorgehen schränkt nicht nur die vom BFH zugestandene Finanzierungsfrei-
heit des Steuerpflichtigen, nach der Ausschüttungen und Nutzungsentgelte weit-
gehend austauschbar sind,425 in nicht zu rechtfertigender Weise ein, es kann
aufgrund seiner Unbestimmtheit auch nicht aus dem Wortlaut des § 3c Abs. 2
Satz 1 EStG abgeleitet werden.426
Abschließend ist auf die Folgen einer verdeckten Einlage in die Betriebskapitalge-
sellschaft einzugehen. Diese resultiert aus dem nachträglichen Verzicht eines So-
wohl-als-auch-Gesellschafters auf eine üblicherweise aus der Verpachtung der
wesentlichen Betriebsgrundlage herrührende, fällige Forderung gegenüber der
Betriebskapitalgesellschaft. Die verdeckte Einlage ist gem. § 6 Abs. 1 Nr. 5 EStG
zum Teilwert zu bewerten. Indem dem Besitzgesellschafter jedoch insoweit keine
steuerpflichtigen Einnahmen zugeflossen sind, erhöhen sich die Anschaffungskos-
ten seiner Beteiligung um den Teilwert der erlassenen Forderung.427
Nimmt man mit dem BFH aufgrund der sachlichen und personellen Verflechtung
eine gewerbliche Tätigkeit der Besitzpersonengesellschaft an, resultieren aus der
Verpachtung Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Nach § 15 Abs. 3 Nr. 1 EStG ist das
gesamte Vermögen der Besitzgesellschaft unabhängig von dessen Verwendung als
Betriebsvermögen zu qualifizieren; indem der „Bazillus der Gewerblichkeit“ sämt-
liche Tätigkeiten der Besitzgesellschaft erfasst, kommen ausschließlich Einkünfte
aus Gewerbebetrieb nach § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 bzw. Nr. 2 EStG in Betracht.428
Lehnt man die Argumentation des BFH wiederum ab, liegen einzig Einkünfte aus
Vermietung und Verpachtung gem. § 21 Abs. 1 Nr. 1 EStG vor.429
Nach der Rechtsprechung des BFH dienen auch die Anteile an der Betriebskapi-
talgesellschaft dazu, den einheitlichen geschäftlichen Betätigungswillen in bei-
den Unternehmen durchzusetzen. Sofern sich die Anteile nicht im Betriebsver-
mögen des Besitzeinzelunternehmers oder im Gesamthandsvermögen der Be-
sitzgesellschaft befinden, zählen sie zum notwendigen Sonderbetriebsvermö-
gen II ihrer Gesellschafter.430 Ferner ordnet die Rechtsprechung Beteiligungen an
einer Kapitalgesellschaft, die intensive Geschäftsbeziehungen mit der Betriebs-
kapitalgesellschaft unterhält, dem notwendigen Sonderbetriebsvermögen II zu.431
Im Sinne einer rechtlich selbstständigen Betrachtungsweise wird jedoch im Hin-
blick auf die Sonderbetriebsvermögenseigenschaft der Anteile an der Betriebs-
kapitalgesellschaft analog zum Fall der GmbH & Co. KG angeführt, dass die
Anteile der Kommanditisten an der Komplementär-GmbH nicht mehr zum Son-
derbetriebsvermögen II zählen, wenn diese neben der Geschäftsführungstätigkeit
der KG eine weitere, nicht von nur ganz untergeordneter Bedeutung anzusehende
428 Vgl. BFH v. 13.11.1997 – IV R 67/96, BStBl. II 1998, S. 254; BFH v. 24.11.1998 – VIII R
61/97, BStBl. II 1999, S. 483; Rose/Watrin (2009), S. 45; Wehrheim (2009), S. 49; dies hat das
BVerfG trotz der unterschiedlichen Behandlung im Vergleich zu einem Einzelunternehmer aus
Praktikabilitätsgründen gebilligt, vgl. BVerfG v. 26.10.2004 – 2 BvR 246/98, HFR 2005, S.
56.
429 Vgl. Wehrheim (1989), S. 67.
430 Vgl. BFH v. 23.07.1981 – IV R 103/78, BStBl. II 1982, S. 60; BFH v. 12.11.1985b – VIII R
240/81, BStBl. II 1986, S. 296; BFH v. 09.09.1986b – VIII R 159/85, BStBl. II 1987, S. 257;
BFH v. 16.04.1991 – VIII R 63/87, BStBl. II 1991, S. 832.
431 Vgl. BFH v. 25.11.2004 – IV R 7/03, BStBl. II 2005, S. 354; BFH v. 20.04.2005c – X R 58/04,
BFH/NV 2005, S. 1774; BFH v. 26.08.2005 – X B 98/05, BStBl. II 2005, S. 833.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 117
Tätigkeit ausübt.432 Als weiteres Argument gegen die mögliche Annahme einer
personellen Verflechtung kann unter dieses Ausschlusskriterium auch die Tätig-
keit der Betriebskapitalgesellschaft subsummiert werden; die Anteile daran zähl-
ten dann nicht mehr zum Sonderbetriebsvermögen II der Besitzgesellschafter.433
Die Zuordnung zum Betriebsvermögen des Besitzeinzelunternehmers oder Son-
derbetriebsvermögen I des Besitzpersonengesellschafters erstreckt sich zugleich
auf Darlehen, die die Besitzgesellschaft der Betriebskapitalgesellschaft aus be-
trieblichen Gründen, z. B. im Zusammenhang mit der Entstehung der Betriebs-
aufspaltung oder für die Dauer des abgeschlossenen Pachtvertrags der wesentli-
chen Betriebsgrundlage begibt. Darunter fallen ebenso Darlehen eines Gesell-
schafters, die zu marktunüblichen Bedingungen, d. h. als kapitalersetzende Ge-
sellschafterdarlehen, gewährt werden. Eine privat veranlasste Darlehensvergabe
zur einfachen Kapitalanlage kommt dagegen nur bei einem Besitzeinzelunter-
nehmer in Betracht; im Fall einer Besitzpersonengesellschaft zählt ein solches
Darlehen zum notwendigen Sonderbetriebsvermögen II, da es die Beteiligung an
der Besitzgesellschaft stärkt.434 In Fortführung der Grundsätze zur Zuordnung
der Anteile an der Betriebskapitalgesellschaft zählt ein Darlehen, das ein Besitz-
personengesellschafter einer Kapitalgesellschaft gewährt, die intensive Ge-
schäftsbeziehungen mit der Betriebsgesellschaft unterhält, zum notwendigen
Sonderbetriebsvermögen II des Besitzgesellschafters.435
432 Vgl. BFH v. 07.12.1984 – III R 35/79, BStBl. II 1985, S. 236; BFH v. 07.05.1986 – II R
137/79, BStBl. II 1986, S. 615; BFH v. 31.10.1989 – VIII R 374/83, BStBl. II 1990, S. 677. So
werden auch die Kommanditaktien eines persönlich haftenden Gesellschafters einer KGaA
trotz seiner starken Position in der KGaA zu seinem Privatvermögen gezählt, vgl. BFH v.
21.06.1989 – X R 14/88, BStBl. II 1989, S. 881 – ein weiterer Widerspruch innerhalb der
Rechtsprechung des BFH zur Betriebsaufspaltung, vgl. Crezelius (2011), S. 54 f.
433 Vgl. Söffing/Micker (2010), S. 284.
434 Vgl. BFH v. 07.03.1978 – VIII R 38/74, BStBl. II 1978, S. 378; BFH v. 10.11.1994 – IV R
15/93, BStBl. II 1995, S. 452; BFH v. 19.10.2000 – IV R 73/99, BStBl. II 2001, S. 335; BFH
v. 25.11.2004 – IV R 7/03, BStBl. II 2005, S. 354; BFH v. 20.04.2005a – X R 2/03, BStBl. II
2005, S. 694; BMF v. 08.06.1999 – IV C 2 – S 2244 – 12/99, BStBl. I 1999, S. 545.
435 Vgl. BFH v. 20.04.2005a – X R 2/03, BStBl. II 2005, S. 694.
118 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
436 Zu Einkünften aus Gewerbebetrieb führt auch die Veräußerung einer im Privatvermögen
gehaltenen Beteiligung im Sinne des § 17 Abs. 1 Satz 1 EStG eines Nur-Betriebsgesellschaf-
ters. Kommt es diesbezüglich zu einem Verlust der Beteiligung, könnte § 3c Abs. 2 Satz 1
EStG den Betriebsausgabenabzug auf 60 % beschränken, vorausgesetzt, der Aufwand steht mit
Betriebsvermögensmehrungen oder Einnahmen nach § 3 Nr. 40 EStG in wirtschaftlichem Zu-
sammenhang, vgl. BFH v. 27.10.2005 – IX R 15/05, BStBl. II 2006, S. 171. Nach dem Urteil
des BFH v. 25.06.2009 – IX R 42/08, BStBl. II 2010, S. 220 ist § 3c Abs. 2 Satz 1 EStG aber
nicht anwendbar, wenn der Steuerpflichtige keinerlei durch seine Beteiligung vermittelte Ein-
nahmen bezogen hat. Unabhängig von der Diskussion, ob man die systematische Stellung des
§ 3c Abs. 2 Satz 1 EStG als Einschränkung des objektiven Nettoprinzips vor dem Hintergrund
der mit § 3 Nr. 40 EStG beabsichtigten Abmilderung einer Doppelbelastung mit Körperschaft-
und Gewerbesteuer einerseits und Einkommensteuer andererseits akzeptiert – vgl. ablehnend
Crezelius (2002), S. 1125; Crezelius (2009), S. 838; Beckerath (2010), § 3c EStG, Rz. 2, wo-
nach die Einnahmen der Körperschaft und des Anteilseigners nicht einheitlich und die dazuge-
hörigen Aufwendungen dagegen rechtssubjektbezogen betrachtet werden können – reagierte
die Finanzverwaltung mit einem Nichtanwendungserlass, vgl. BMF v. 15.02.2010 – IV C 6 – S
2244/09/10002, BStBl. I 2010, S. 181. Nachdem der BFH jedoch an seiner Ansicht festhielt,
vgl. BFH v. 18.03.2010b – IX B 227/09, BStBl. II 2010, S. 627, hob die Finanzverwaltung ih-
ren Nichtanwendungserlass wieder auf, vgl. BMF v. 28.06.2010 – IV C 6 – S 2244/09/10002,
DB 2010, S. 1493. Dem Schrifttum nach ist die vom BFH festgestellte Rechtsfolge ebenfalls
auf Beteiligungen anwendbar, die im Betriebsvermögen eines Besitzeinzelunternehmers oder
einer Besitzpersonengesellschaft gehalten werden, vgl. Jehke/Pitzal (2010), S. 257 f.; Ott
(2010), S. 252. Mit der Modifikation des § 3c Abs. 2 Satz 2 EStG im Zuge des Jahressteuerge-
setzes 2010 sieht der Gesetzgeber nunmehr einen beschränkten Betriebsausgabenabzug vor, so-
fern nur die Absicht bestand, mit der Beteiligung Einkünfte zu erzielen, die unter § 3 Nr. 40
EStG zu subsumieren sind.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 119
Einkünfte aus Gewerbebetrieb nach § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 bzw. Nr. 2 EStG.
Zählt das Darlehen an die Betriebskapitalgesellschaft zum Privatvermögen eines
Besitzeinzelunternehmers, resultieren daraus grundsätzlich Einkünfte aus Kapi-
talvermögen gem. § 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG. Ab einer Beteiligungshöhe von min-
destens 10 % ist gem. § 32d Abs. 2 Nr. 1 Satz 1 lit. b) EStG weder die Abgel-
tungsteuer noch gem. § 32d Abs. 2 Nr. 1 Satz 2 EStG die Beschränkung des
Werbungskostenabzugs nach § 20 Abs. 9 EStG einschlägig.437
Darüber hinaus ist – wie auch im Fall der aus betrieblichen Gründen vereinbarten
verbilligten oder unentgeltlichen Nutzungsüberlassung eines Wirtschaftsguts – die
Folge eines unentgeltlich gewährten Darlehens zu beachten. Aufgrund der dadurch
verbesserten Vermögenssituation der Betriebskapitalgesellschaft erzielt der Besitz-
gesellschafter insoweit Beteiligungserträge. Somit geht die Finanzverwaltung auch
diesbezüglich davon aus, dass die Refinanzierung eines solchen Darlehens im
wirtschaftlichen Zusammenhang mit den Beteiligungserträgen steht und die Be-
schränkung des Betriebsausgabenabzugs im Sinne des § 3c Abs. 2 Satz 1 EStG
greift.438 Fraglich ist erneut, inwieweit ein wirtschaftlicher Zusammenhang besteht,
437 Umstritten war und ist die Höhe der Berücksichtigung einer eventuellen Abschreibung eines
Gesellschafterdarlehens, also insbesondere die Frage, ob § 3c Abs. 2 Satz 1 EStG im Fall eines
eigenkapitalersetzenden Darlehens anwendbar ist. Diesbezüglich wird die zu § 8b Abs. 3 KStG
ergangene Entscheidung des BFH v. 14.01.2009 – I R 52/08, BStBl. II 2009, S. 674 herange-
zogen, nach der ein solches Darlehen ein von der Beteiligung zu unterscheidendes eigenständi-
ges Wirtschaftsgut darstellt. Folglich steht eine Wertminderung dessen mit vollständig steuer-
pflichtigen Zinseinkünften und nicht mit anteilig steuerfreien Beteiligungserträgen in wirt-
schaftlichem Zusammenhang. Mit Einführung der Sätze 4 bis 7 des § 8b Abs. 3 KStG im Zuge
des Jahressteuergesetzes 2008 hat der Gesetzgeber das diesbezügliche Verbot des körperschaft-
steuerlichen Betriebsausgabenabzugs zwar gesetzlich kodifiziert, jedoch keine entsprechende
Modifikation des § 3c Abs. 2 EStG vorgenommen; dieser war und ist somit insoweit nicht an-
zuwenden, vgl. Hahne (2009), S. 993; Kleinert/Podewils (2009), S. 851 f.; Prinz (2009),
S. 353; Gosch (2010a), S. 78; auch FG Berlin-Bradenburg v. 20.01.2010 – 2 K 1424/06, EFG
2010, S. 1112 ; FG Düsseldorf v. 20.01.2010 – 2 K 4581/07 F, EFG 2010, S. 1775; FG Nieder-
sachsen v. 02.03.2010 – 8 K 254/07, EFG 2010, S. 1111; a. A. FG Baden-Württemberg v.
22.04.2009 – 2 K 143/05, NV; Dötsch/Pung (2010), 69. El., § 3c EStG, Rz. 55. Hinsichtlich
der steuerlichen Konsequenzen des Ausfalls eines im Rahmen einer Krise gewährten Gesell-
schafterdarlehens aus dem Privatvermögen wurde im Schrifttum einerseits dafür plädiert, ent-
sprechende Verluste nach Inkrafttreten des MoMiG gem. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 7 i. V. m.
Satz 2 EStG im Rahmen der Einkünfte aus Kapitalvermögen zu berücksichtigen, vgl. Bayer
(2009a), S. 2401 f.; Schwenker/Fischer (2010), S. 645. Andererseits gehen Kleinert/Podewils
(2009), S. 853 und Gosch (2010a), S. 77 f. davon aus, dass auch weiterhin nachträgliche An-
schaffungskosten der Anteile i.S.d § 17 EStG vorliegen. Dieser Sichtweise hat sich inzwischen
die Finanzverwaltung angeschlossen, vgl. BMF v. 21.10.2010 – IV C 6 – S 2244/08/10001,
BStBl. I 2010, S. 832; zu den Folgen eines Verlusts nach einer verdeckten Einlage aufgrund
eines Forderungsverzichts vgl. Förster (2011), S. 54 f.
438 Vgl. BMF v. 08.11.2010 – IV C 6 – S 2128/07/10001, BStBl. I 2010, S. 1292, wobei die
Finanzverwaltung nicht nur auf die Fremdüblichkeit der Höhe des Darlehenszinses, sondern
120 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
Das Entgelt, das der Geschäftsführer der Besitzgesellschaft als zugleich beteiligter
Gesellschafter erhält, zählt aufgrund der von der Rechtsprechung angenommenen
gewerblichen Tätigkeit zu den Einkünften aus Gewerbebetrieb nach § 15 Abs. 1
Satz 1 Nr. 2 Satz 1 Hs. 2 EStG. Es handelt sich diesbezüglich um eine Vergütung,
die der Gesellschafter für seine Tätigkeit im Dienst der Gesellschaft bezieht.
Ob eine solche Sondervergütung auch im Fall einer Geschäftsführertätigkeit
eines Besitzgesellschafters für die Betriebsgesellschaft vorliegt oder nicht, ist
anhand der Grundsätze der Qualifikation der Einkünfte bei einer GmbH & Co.
KG zu analysieren. Demnach handelt es sich entweder um Einkünfte aus nicht-
selbstständiger Arbeit oder um Einkünfte aus Gewerbebetrieb. So führt die Ver-
gütung für die Geschäftsführertätigkeit eines Kommanditisten im Dienst der
Komplementär-GmbH nur dann zu Einkünften aus nichtselbstständiger Arbeit,
wenn die Tätigkeit nicht im Dienst der Kommanditgesellschaft verrichtet wird,
sie folglich für einen eigenen, von dem der Kommanditgesellschaft abgrenzbaren
und nicht unwesentlichen Geschäftsbetrieb der Kapitalgesellschaft erfolgt. An-
dernfalls stellt die Tätigkeit, unabhängig davon, mit welcher Gesellschaft der
Anstellungsvertrag zivilrechtlich geschlossen wurde, die Erfüllung einer persön-
lichen Verpflichtung gegenüber der KG dar.442
auch darauf abstellt, ob dafür Sicherheiten bestellt wurden, wie sie unter fremden Dritten ver-
einbart worden wären.
439 Vgl. BFH v. 14.01.1998 – X R 57/93, HFR 1998, S. 731.
440 Vgl. BFH v. 17.10.2001 – I R 97/00, BFH/NV 2002, S. 240.
441 Vgl. Crezelius (2002), S. 1124, 1126; Hoffmann (2010), S. 890.
442 Vgl. BFH v. 06.07.1999 – VIII R 46/94, BStBl. II 1999, S. 720; BFH v. 14.02.2006 – VIII R
40/03, BStBl. II 2008, S. 182; Jacobs (2009), S. 316.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 121
Im Fall der Betriebsaufspaltung geht der BFH folgerichtig davon aus, dass die
persönliche Leistung des Besitz-Gesellschafters für die Betriebskapitalgesell-
schaft weder eine Betriebsaufspaltung begründet noch einen Ausfluss dieser
darstellt. Die Geschäftsführertätigkeit dient zuvorderst der Betriebskapitalgesell-
schaft, so dass sich infolgedessen keine gewerblichen Einkünfte einstellen. Diese
Rechtsfolge kommt für den III. und IV. Senat insofern in Betracht, als die Leis-
tung der Betriebskapitalgesellschaft, nicht wie im voranstehenden Abschnitt z. B.
für die Überlassung von Wirtschaftsgütern, auf dem einheitlichen geschäftlichen
Betätigungswillen beruht.443
Vor dem Hintergrund des Urteil des X. Senats, nach dem ein Besitzeinzelunter-
nehmer über die Betriebsgesellschaft am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr
teilnimmt und er bezüglich der Überlassung von Wirtschaftsgütern an diese nicht
über eine private Sphäre verfügt,444 resultieren aus der Geschäftsführungstätigkeit
des Besitzgesellschafters in der Betriebsgesellschaft keine Einkünfte aus nicht-
selbstständiger Tätigkeit, sondern Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Andernfalls liege
zugleich eine Ungleichbehandlung gegenüber einem Einzelunternehmer ohne
Betriebsaufspaltung vor.445 Diese Argumentation beruht jedoch sowohl auf dem im
Rahmen dieser Arbeit abgelehnten Terminus des einheitlichen geschäftlichen Betä-
tigungswillens als auch auf der daraus abgeleiteten Einheitsbetrachtung der Be-
triebsaufspaltung. Die vom X. Senat präferierte Rechtsfolge ist vor dem Hinter-
grund der rechtlichen Selbstständigkeit beider Unternehmen nicht haltbar.
443 Vgl. BFH v. 09.07.1970 – IV R 16/69, BStBl. II 1970, S. 722; BFH v. 21.10.1988 – III R
15/87, BFH/NV 1990, S. 58; BFH v. 26.01.1989 – IV R 151/86, BStBl. II 1989, S. 455.
444 Vgl. BFH v. 20.04.2005c – X R 58/04, BFH/NV 2005, S. 1774.
445 Die Konsequenz ablehnend vgl. Bitz (2010), 89. El., § 15 EStG, Rz. 362.
446 Vgl. Lang (1993), S. 294; Rose/Watrin (2009), S. 119 f.; Djanani/Brähler/Lösel (2010),
S. 223 f.
122 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
der Betriebskapitalgesellschaft erweist sich das Gehalt zudem als steuerlich vor-
teilhaft; es mindert mit den dazugehörigen Sozialversicherungsbeiträgen des
Arbeitgebers die körperschaftsteuerliche Bemessungsgrundlage, zugleich besteht
innerhalb der Grenzen des § 6a EStG die Möglichkeit der Passivierung einer
Pensionszusage gegenüber dem Geschäftsführer.
447 Vgl. BFH v. 02.08.1972 – IV 87/65, BStBl. II 1972, S. 796 – vom BVerfG bestätigt, vgl.
BVerfG v. 15.07.1974 – 1 BvR 500/72, HFR 1974, S. 459; BFH v. 11.11.1982 – IV R
1117/80, BStBl. II 1983, S. 299; BFH v. 12.11.1985b – VIII R 240/81, BStBl. II 1986, S. 296;
BMF v. 28.04.1998 – IV B 2 – S 2241 – 42/98, BStBl. I 1998, S. 583.
448 Vgl. Woerner (1985a), S. 1617; Wehrheim (1989), S. 71; Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG,
Rz. 819; Jacobs (2009), S. 305 f.; Micker (2009), S. 853; Söffing/Micker (2010), S. 272 f.;
a. A. Fichtelmann (1999), S. 47; Kaligin (2008), S. 166; Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 872.
449 Vgl. Barth (1985b), S. 515 f.
450 Wie auch im Fall der Verpachtung von Wirtschaftsgütern an Dritte (s. Kapitel 6.1.2.3), schei-
det nach § 15 Abs. 3 Nr. 1 EStG eine Aufteilung der Einkünfte in gewerbliche und nicht-
gewerbliche Einkünfte aus.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 123
Der von der Rechtsprechung statuierte Grundsatz, nach dem die Besitzgesell-
schaft die AfA auf die sich in ihrem Betriebsvermögen befindenden, zugleich an
die Betriebskapitalgesellschaft überlassenen Wirtschaftsgüter berücksichtigt, ist
bezüglich seiner Rechtfertigung zu hinterfragen. Sofern die Betriebsgesellschaft
diesbezüglich anfallende, laufende Instandhaltungsmaßnahmen durchführt, han-
delt es sich um betrieblichen Aufwand;455 dieser Ansicht liegt jedoch wiederum
der Gedanke einer wirtschaftlichen Einheit der beteiligten Unternehmen zugrun-
de. Fraglich ist aber, ob nicht die Verpachtung über die betriebsgewöhnliche
456 Vgl., bereits vor der im Zuge des BilMoG erfolgten Kodifizierung des wirtschaftlichen Eigen-
tums im HGB, Wehrheim (2001), S. 913.
457 Vgl. Kaligin (2008), S. 70.
458 Vgl. BFH v. 21.12.1965 – IV 228/64 S, BStBl. III 1966, S. 147; BFH v. 23.06.1966 – IV
75/64, BStBl. III 1966, S. 589; BFH v. 24.01.1968 – I 76/64, BStBl. II 1968, S. 368; BFH v.
03.12.1991 – VIII R 88/87, BStBl. II 1993, S. 89; BFH v. 17.02.1998 – VIII R 28/95, BStBl. II
1998, S. 505, wobei zugleich an der Auffassung festgehalten wird, dass der Pächter nicht das
wirtschaftliche Eigentum an den angeschafften Wirtschaftsgütern erlangt.
459 Vgl. Kulosa (2011), § 6 EStG, Rz. 477, 481, 484.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 125
lung des Pächters übereinstimmen.460 Auf diese Weise hat die Besitzgesellschaft
auch im Fall eines sog. Sachwertdarlehens zu verfahren.461
Ohne sich dabei explizit auf das Konzept der wirtschaftlichen Einheit zu berufen,
begründet der BFH vor allem sein Urteil vom 26.06.1975 mit den besonderen
Charakteristika der Betriebsaufspaltung; demnach ist der einheitliche geschäftli-
che Betätigungswille für eine im Vergleich zu fremden Unternehmen abwei-
chende bilanzielle Behandlung der beteiligten Unternehmen verantwortlich.462
Zum einen führt das Gebot einer korrespondierenden Bilanzierung beim Ver-
pächter in Höhe der die AfA übersteigenden Wiederbeschaffungskosten zum
Ausweis nicht realisierter, inflationsbedingter Gewinne, die zugleich der Besteu-
erung unterliegen.463 Zum anderen ist dieser Grundsatz dem Handels- und Steu-
errecht nicht nur fremd, er ist insbesondere vor dem Hintergrund des Beschlusses
des Großen Senats vom 08.11.1971, nach dem es sich bei den an einer Betriebs-
aufspaltung beteiligten Gesellschaften um rechtlich wie wirtschaftlich selbst-
ständige Unternehmen handelt,464 nicht mehr haltbar. Das Prinzip der korrespon-
dierenden Bilanzierung erfährt außerdem nicht zuletzt deshalb Ablehnung im
Schrifttum, weil es in Form einer Missachtung des Realisationsprinzips gem.
§ 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB ebenfalls gegen den Maßgeblichkeitsgrundsatz des § 5
Abs. 1 Satz 1 EStG verstößt, nach dem die handelsrechtlichen GoB zugleich für
die steuerliche Gewinnermittlung gelten.465
460 Vgl. BFH v. 02.11.1965 – I 51-61 S, BStBl. III 1966, S. 61; BFH v. 21.12.1965 – IV 228/64 S,
BStBl. III 1966, S. 147; BFH v. 23.06.1966 – IV 75/64, BStBl. III 1966, S. 589; BFH v.
24.01.1968 – I 76/64, BStBl. II 1968, S. 368; BFH v. 03.12.1991 – VIII R 88/87, BStBl. II
1993, S. 89; BFH v. 17.02.1998 – VIII R 28/95, BStBl. II 1998, S. 505.
461 Dabei überlässt sie der Betriebsgesellschaft Wirtschaftsgüter des Umlaufvermögens, die zunächst
das wirtschaftliche Eigentum daran erlangt. Damit einher geht die Verpflichtung, die Wirtschafts-
güter nach Beendigung der Betriebsaufspaltung in gleicher Menge und Güte zurückzugeben. So-
mit hat die Besitzgesellschaft eine Darlehensforderung in der Höhe zu aktivieren, die der der
Rückgabeverpflichtung der Betriebsgesellschaft entspricht, vgl. BFH v. 13.01.1959 – I 44/57 U,
BStBl. III 1959, S. 197; BFH v. 26.06.1975 – IV R 59/73, BStBl. II 1975, S. 700.
462 Vgl. Woerner (1988), S. 750, wonach sich diese Forderung nicht mit dem Anspruch einer
Gleichbehandlung im Sinne des Art. 3 Abs. 1 GG von vermeintlich verbundenen und fremden
Unternehmen rechtfertigen läßt, da die zum Vergleich herangezogenen Objekte ungleich sind.
Unabhängig von den widerstreitenden Konzepten zur Beurteilung der Betriebsaufspaltung wird
eine korrespondierende Bilanzierung hinsichtlich des Pachterneuerungsanspruchs und des
Sachwertdarlehens für adäquat gehalten, da sich das der Forderung zugrundeliegende Substrat
laufend ändert und daher regelmäßig einen neuen, mit den tatsächlichen Anschaffungskosten
zu bewertenden Vermögensgegenstand darstellt, vgl. Lüdenbach (2011), S. 309.
463 Vgl. Wehrheim (1989), S. 73.
464 Vgl. BFH v. 08.11.1971 – GrS 2/71, BStBl. II 1973, S. 63.
465 Vgl. Woerner (1988), S. 749; Beisse (1993), S. 467 f.; Jacobs (2009), S. 312; Ellrott/Roscher
(2010), § 253 HGB, Rz. 506; Wehrheim/Fross (2010a), S. 88 f.; Wehrheim/Fross (2010b), S. 197.
126 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
Wenngleich der BFH mit einem Urteil vom 08.03.1989 seine Meinung relativiert
hat und davon ausgeht, dass ein allgemeiner Grundsatz einer korrespondierenden
Bilanzierung zwischen Besitz- und Betriebsunternehmen nicht existiert und
insoweit begrenzt wird, als allgemeine handels- und steuerrechtliche Vorschrif-
ten anzuwenden sind, hat er indes seine Forderung in Bezug auf die Bewertung
einer Substanzerhaltungsverpflichtung oder eines Sachwertdarlehens im Fall
einer Betriebsaufspaltung nicht explizit zurückgenommen.466 Eine abweichende
Bilanzierung kommt ausdrücklich nur für Forderungen und Verbindlichkeiten in
Betracht, die sich nicht aus dem Pachtvertrag ergeben.467 Im Ergebnis müssen die
allgemeinen handels- und steuerrechtlichen Bewertungsgrundsätze jedoch auf
sämtliche Forderungen und Verbindlichkeiten, ungeachtet ihres auslösenden
Moments, angewendet werden.468 Außerdem ist es inkonsequent, sich hinsicht-
lich der Bilanzierung dem Grunde nach auf die rechtliche Selbstständigkeit der
Unternehmen zu berufen, im Hinblick auf die Bilanzierung der Höhe aber deren
wirtschaftliche Einheit anzuführen.469
466 Vgl. BFH v. 08.03.1989 – X R 9/86, BStBl. II 1989, S. 714, wonach das Gebot einer korres-
pondierenden Bilanzierung das Besitz- und Betriebsunternehmen bspw. nur zur Annahme einer
einheitlichen Nutzungsdauer eines Wirtschaftsguts zwingt; die ursprüngliche Rechtsprechung
zum Sachwertdarlehen befürwortend vgl. Schmidt (1989d), S. 399. Der VIII. Senat hat unter-
dessen die frühere Rechtsprechung bezüglich der Substanzerhaltungsverpflichtung vornehm-
lich nur für Sachverhalte aufgegeben, in denen keine Betriebsaufspaltung vorliegt, vgl. BFH v.
17.02.1998 – VIII R 28/95, BStBl. II 1998, S. 505.
467 Vgl. BFH v. 08.03.1989 – X R 9/86, BStBl. II 1989, S. 714 bezüglich der Teilwertabschreibung
einer nicht näher spezifizierten Forderung – entschieden werden musste im Sachverhalt jedoch
über die im folgenden Abschnitt behandelte Frage der Aktivierung eines Dividendenanspruchs;
BFH v. 28.03.2000b – VIII R 13/99, BStBl. II 2000, S. 612; die Teilwertabschreibung eines Dar-
lehens wird ausdrücklich zugelassen, vgl. BFH v. 06.11.2003 – IV R 10/01, BStBl. II 2004, S.
416; BFH v. 10.11.2005a – IV R 13/04, BStBl. II 2006, S. 618; BFH v. 28.08.2007 – IV B
120/06, BFH/NV 2008, S. 204; BFH v. 14.10.2009b – X R 45/06, BStBl. II 2010, S. 274 – das für
die Teilwertabschreibung entscheidende Merkmal war wiederum der einheitliche geschäftliche
Betätigungswille. Danach sind die Unternehmen als Einheit zu sehen, womit die Kapitalausstat-
tung der Betriebsgesellschaft von der beherrschenden Person oder Personengruppe abhängt; ein
potenzieller Erwerber der Besitzgesellschaft würde demnach im Rahmen einer Gesamtbetrach-
tung der Ertragsaussichten von Besitz- und Betriebsunternehmen den Wert der Anteile an der Be-
triebskapitalgesellschaft unter den gleichen Gesichtspunkten bewerten wie ein dieser gewährtes
Darlehen. Zwar ist diesem Ansatz grundsätzlich zuzustimmen, doch würde m. E. auch ohne die
Betonung der Einheit der Unternehmen ein potenzieller Erwerber der Besitzgesellschaft bei der
Prüfung der Werthaltigkeit des Darlehens den Gesellschafterkreis der Schuldnerin in seine Über-
legungen miteinbeziehen. Außerdem widerspricht die geforderte Gesamtbetrachtung wiederum
der vom BFH angeführten Selbstständigkeit der Besitz- und Betriebsgesellschaft.
468 Vgl. Wien (2001), S. 197; Kaligin (2008), S. 195; Grobshäuser (2006), S. 27; Jacobs (2009),
S. 313 f.
469 Vgl. Woerner (1988), S. 750; Crezelius (2011), S. 51.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 127
Unabhängig von der Präferenz für das Konzept der wirtschaftlichen Einheit oder
rechtlichen Selbstständigkeit bei der Betriebsaufspaltung ist die bilanzielle Be-
handlung der Gewinnausschüttungen der Betriebskapitalgesellschaft, d. h. vor
allem die Frage der phasengleichen oder -verschobenen Aktivierung des Ge-
winnanspruchs, zu betrachten.470 Zivilrechtlich entsteht der Anspruch auf die
Ausschüttung des Bilanzgewinns einer AG gem. § 174 AktG bzw. gem. §§ 29,
46 Nr. 1 GmbHG auf den Jahresüberschuss oder Bilanzgewinn einer GmbH,
sobald in der Kapitalgesellschaft ein Beschluss über die Verwendung des Ergeb-
nisses der Geschäftstätigkeit gefasst wurde.471 Dennoch hatte der BGH im Rah-
men eines Mutter-Tochter-Verhältnisses dem Mehrheitseigner ein handelsrecht-
liches Aktivierungswahlrecht zur phasengleichen Aktivierung für den Fall einge-
räumt, dass zwar noch kein Gewinnverwendungsbeschluss, aber bereits ein Ge-
winnverwendungsvorschlag des Tochterunternehmens vor dem Abschluss der
Prüfung des Jahresabschlusses des Mutterunternehmens vorlag.472
Der BFH war dem BGH zunächst nicht nur gefolgt, sondern hatte für den Fall der
klassischen Betriebsaufspaltung eine Aktivierungspflicht festgestellt, wenn entwe-
der ein Gewinnverwendungsvorschlag der Betriebsgesellschaft vorlag oder auf-
grund langjähriger Praxis feststand, dass dieser gefasst und durchgeführt werden
wird.473 Von dieser Praxis nahmen der I. und IV. Senat jedoch wieder Abstand und
stuften sie als steuerlich nicht vertretbare, wahlrechtsähnliche Situation ein; der
Begründung des BGH, es handle sich insofern nur noch um eine werterhellende,
nicht um eine wertbegründende Tatsache, folgten die Senate nicht mehr.474 Mit
seinem Beschluss vom 07.08.2000 modifizierte der Große Senat des BFH die
470 Zur Entwicklung der einschlägigen Rechtsprechung vgl. Moxter (1997), S. 488 ff.; Märkle
(2002b), S. 1153 ff.
471 Hinsichtlich der AG vgl. Rödder (2009), S. 175; in Bezug auf die GmbH vgl. Hommelhoff
(2009), § 29 GmbHG, Rz. 3, 16; Hueck/Fastrich (2010a), § 29 GmbHG, Rz. 48 f.
472 Vgl. BGH v. 03.11.1975 – II ZR 67/73, BGHZ 65, S. 230. Für den Fall einer alleinigen Betei-
ligung an einer Kapitalgesellschaft hatte der BGH eine Pflicht zur phasengleichen Aktivierung
statuiert, wenn der Jahresabschluss der Tochtergesellschaft noch vor Abschluss der Prüfung bei
der Muttergesellschaft festgestellt worden war und die Gesellschafterversammlung der Toch-
tergesellschaft über die Gewinnverwendung beschlossen hatte, vgl. BGH v. 12.01.1998 – II ZR
82/93, BGHZ 137, S. 378.
473 Vgl. BFH v. 02.04.1980 – I R 75/76, BStBl. II 1980, S. 702; BFH v. 03.12.1980 – I R 125/77,
BStBl. II 1981, S. 184; BFH v. 08.03.1989 – X R 9/86, BStBl. II 1989, S. 714. Die Pflicht zur
Aktivierung des Gewinnanspruchs bezog sich entweder auf die Gesamthandsbilanz der Besitz-
personengesellschaft oder auf die Sonderbilanz eines Gesellschafters, in der die Anteile an der
Betriebskapitalgesellschaft gehalten wurden, vgl. Schneeloch (1991b), S. 807.
474 Vgl. BFH v. 26.11.1998 – IV R 52/96, BStBl. II 1999, S. 547; BFH v. 16.12.1998 – I R 50/95,
BStBl. II 1999, S. 551.
128 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
Neben der Finanzverwaltung folgt die Mehrheit im Schrifttum aber dem Grund-
satz der phasenverschobenen Aktivierung. Beigepflichtet wird dem plausiblen
Argument des Großen Senats, dass – unabhängig von der zugrundegelegten
Wertaufhellungskonzeption – am Bilanzstichtag der beherrschenden Gesellschaft
nicht feststeht, ob und inwiefern ihre Gesellschafter einem später in der be-
herrschten Gesellschaft gefassten Gewinnverwendungsvorschlag folgen. Die
Meinungsbildung über den Ausschüttungsbeschluss stellt demnach den entschei-
denden Faktor für das Entstehen der Dividendenforderung dar. Es handelt sich
mithin um eine wertbegründende und nicht lediglich um eine werterhellende
Tatsache.479 Diesbezüglich irrelevant sind die Aspekte, welche der Gesellschaf-
ten ihren Jahresabschluss zuerst aufstellt oder welcher der beiden Jahresab-
schlüsse zuerst festgestellt wird.480 Dem BFH nach gilt der Grundsatz der pha-
senverschobenen Aktivierung des Gewinnausschüttungsanspruchs ausdrücklich
auch im Fall der Betriebsaufspaltung.481
479 Vgl. H 4.2 Abs. 1 EStH; Hoffmann (2000), S. 1815; Märkle (2002b), S. 1156; Gluth (2009),
239. El., § 15 EStG, Rz. 825; Bitz (2010), 89. El., § 15 EStG, Rz. 384; Herzig (2010), S. 198.
480 Vgl. BFH v. 07.08.2000 – GrS 2/99, BStBl. II 2000, S. 632.
481 Vgl. BFH v. 31.10.2000c – VIII R 85/94, BStBl. II 2001, S. 185; BFH v. 07.02.2007 – I R
15/06, BStBl. II 2008, S. 340.
130 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
482 Die beiden letztgenannten Voraussetzungen sind mit dem Inkrafttreten des StSenkG (Gesetz
zur Senkung der Steuersätze und zur Reform der Unternehmenssteuerreform v. 23. 10.2000,
BGBl. I, S. 1460) zum 01.01.2001 ersatzlos entfallen.
483 Vgl. BMF v. 10.11.2005 – IV B 7 – S 2270 – 24/05, BStBl. I 2005, S. 1038 1038 sowie Kapi-
tel 6.4.
484 Vgl. BFH v. 18.04.1973 – I R 120/70, BStBl. II 1973, S. 740; BFH v. 21.01.1976 – I R 21/74,
BStBl. II 1976, S. 389; BFH v. 14.10.1987 – I R 26/84, BFH/NV 1989, S. 192.
485 Vgl. BFH v. 26.04.1966 – I 102/63, BStBl. III 1966, S. 426; BFH v. 26.04.1989 – I R 152/84,
BStBl. II 1989, S. 668; BFH v. 13.09.1989 – I R 110/88, BStBl. II 1990, S. 24; BFH v.
17.09.2003 – I R 98/01, BFH/NV 2004, S. 808; Wehrheim (2001), S. 914. Die durch einen Be-
sitzgesellschafter in Personalunion ausgeübte leitende Funktion in beiden Unternehmen reichte
ebenfalls nicht aus, um von einer wirtschaftlichen Eingliederung auszugehen, vgl. BFH v.
17.12.1969 – I 122/64, BStBl. II 1970, S. 257; BFH v. 15.04.1970 – I R 122/66, BStBl. II
1970, S. 554; BFH v. 17.09.2003 – I R 98/01, BFH/NV 2004, S. 808. Dafür musste die Besitz-
gesellschaft die Funktion einer geschäftsleitenden Holding übernehmen, wozu mindestens zwei
abhängige Unternehmen unter der nach außen hin erkennbaren einheitlichen Leitung des Or-
ganträgers zu stehen hatten – eine üblicherweise bei einer klassischen Betriebsaufspaltung
nicht anzutreffende Konstellation, vgl. BFH v. 17.09.2003 – I R 98/01, BFH/NV 2004, S. 808
m. w. N. der Rechtsprechung; Kessler (1989), S. 133; Heinrich (2007), S. 207. Dagegen lag die
wirtschaftliche Eingliederung bspw. vor, sofern die Besitzgesellschaft neben der verpachtenden
Tätigkeit eine eigene, nach außen in Erscheinung tretende Tätigkeit von nicht untergeordneter
Bedeutung ausübte, in die wiederum die Tätigkeit der Betriebsgesellschaft wirtschaftlich ein-
gegliedert war, vgl. BFH v. 18.04.1973 – I R 120/70, BStBl. II 1973, S. 740; BFH v.
21.01.1976 – I R 21/74, BStBl. II 1976, S. 389; BFH v. 14.10.1987 – I R 26/84, BFH/NV
1989, S. 192 – auch dies trifft wiederum nicht auf eine typische Besitzgesellschaft zu. Unter
Berücksichtigung all dieser Anforderungen war jedoch die Möglichkeit einer ertragsteuerlichen
Organschaft im Rahmen einer umgekehrten Betriebsaufspaltung stets gegeben, vgl. Kess-
ler/Teufel (2001b), S. 873.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 131
cher Widerspruch innerhalb der Rechtsprechung des BFH bestand jedoch im Hin-
blick auf das Argument, die Besitzgesellschaft betreibe keine eigene gewerbliche
Tätigkeit.486 Es beruht auf der zumeist abgelehnten, rechtlich selbstständigen Be-
trachtung der Besitzgesellschaft. Wie bereits erläutert, dominiert bezüglich zahlrei-
cher anderer Aspekte das Verständnis der beteiligten Unternehmen als wirtschaftli-
che Einheit, anhand derer der BFH die Einkünfte der Besitzgesellschaft als ge-
werblich qualifiziert. Zu diesem Ergebnis hätte er unter konsequenter Anwendung
dieses Maßstabs auch hinsichtlich der Frage der Organschaft kommen müssen. Es
ist weder nachvollziehbar, die Tätigkeit der Besitzgesellschaft nur punktuell als
vermögensverwaltend zu deklarieren noch gewerbliche Einkünfte, nicht aber die
Existenz eines Gewerbebetriebs anzunehmen.487
Zusammenfassend wird die Inkonsistenz der Rechtsprechung des BFH deutlich.
Dank der verringerten gesetzlichen Anforderungen kann inzwischen aber un-
problematisch zu einer Organschaft im Zuge einer klassischen Betriebsaufspal-
tung optiert werden;488 die Möglichkeit des Verlustausgleichs ist somit gegeben.
Indem der sodann vorliegende Gewinnabführungsvertrag jedoch gem. § 302
Abs. 1 AktG den unabdingbaren Ausgleich eines potenziellen Verlusts der Be-
triebsgesellschaft durch die Besitzgesellschaft vorsieht, ist über deren Sinngehalt
im Einzelfall zu entscheiden, da infolgedessen das oftmals für eine Betriebsauf-
spaltung sprechende Ziel der Beschränkung der Haftung auf das Vermögen der
Betriebskapitalgesellschaft aufgegeben wird.489
486 Vgl. BFH v. 25.06.1957 – I 119/56 U, BStBl. III 1957, S. 303; BFH v. 18.04.1973 – I R
120/70, BStBl. II 1973, S. 740; BFH v. 21.01.1988 – IV R 100/85, BStBl. II 1988, S. 456;
BFH v. 13.09.1989 – I R 110/88, BStBl. II 1990, S. 24; BFH v. 12.08.2002 – VIII B 69/02,
BFH/NV 2002, S. 1579; BFH v. 17.09.2003 – I R 98/01, BFH/NV 2004, S. 808.
487 Vgl. Barth (1985b), S. 511; Wehrheim (1989), S. 80; Knobbe-Keuk (1993), S. 889; Wehrheim
(2001), S. 914; Heinrich (2007), S. 220. Diese Aussage erschien umso unverständlicher als der
BFH der Besitzgesellschaft nach wie vor die erweiterte Kürzung der gewerbesteuerlichen Be-
messungsgrundlage mit dem Argument verweigert, ihre Aktivität sei eine qualifiziert vermö-
gensverwaltende, d. h. gewerbliche Tätigkeit; s. diesbezüglich auch Kapitel 6.2.3.2.
488 Indem der BFH anhand einer Einheitsbetrachtung eine originär gewerbliche Tätigkeit der
Besitzgesellschaft annimmt, s. Kapitel 0, eignet sich sowohl ein Besitzeinzelunternehmen als
auch eine Besitzpersonengesellschaft als Organträger, vgl. Heinrich (2007), S. 224 f.; Wehr-
heim/Rupp (2008a), S. 921, 925, jeweils m. w. N. Trotzdem hält die Finanzverwaltung daran
fest, die gewerbliche Tätigkeit der Betriebskapitalgesellschaft der Besitzgesellschaft zuzurech-
nen, vgl. BMF v. 10.11.2005 – IV B 7 – S 2270 – 24/05, BStBl. I 2005, S. 1038.
489 Vgl. Wehrheim (1989), S. 81; Engelsing/Sievert (2003), S. 625; Heinrich (2007), S. 263;
Stuhrmann (2010), 100. El., § 15 EStG, Rz. 637.
132 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
490 Vgl. BFH v. 17.07.1991 – I R 98/88, BStBl. II 1992, S. 246, wobei im Urteilsfall geprüft
wurde, ob einer Betriebsgesellschaft, die eine Sonderabschreibung geltend machen wollte, das
Betriebsvermögen der Besitzgesellschaft zugerechnet wird; die Urteilsbegründung begrüßend
vgl. Gosch (1992), S. 50.
491 Die Tatbestandsvoraussetzungen sind seit dem Inkrafttreten des InvZulG 2007 dahingehend
verschärft worden, dass es sich bei beiden Gesellschaften um Betriebe der durch das Gesetz
begünstigen Wirtschaftszweige handeln muss. Damit scheidet die klassische Betriebsaufspal-
tung zunächst aus dem Anwendungsbereich des Investitionszulagengesetzes aus, vgl. Uhlmann
(2007), S. 567. Dennoch gewährt die Finanzverwaltung die Begünstigung weiterhin, sofern le-
diglich die Betriebsgesellschaft im begünstigten Wirtschaftszweig tätig ist, vgl. BMF v.
08.05.2008 – IV C 3 – InvZ 1015/07/0001, BStBl. I 2008, S. 590.
492 Bei bereits ausgelaufenen Fördermaßnahmen wie §§ 7d, 7e EStG sowie § 82d EStDV, dem
Berlinförderungsgesetz, dem Fördergebietsgesetz und dem Zonenrandfördergesetz bestand die-
se Tatbestandsvoraussetzung ebenfalls, vgl. Wehrheim (1989), S. 82; Kaligin (2008),
S. 265 ff.; Söffing/Micker (2010), S. 318.
493 Dies galt ebenso im Fall des § 5 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 InvZulG a. F., in dem die Gewährung einer
Investitionszulage von der Eintragung des potenziell begünstigten Unternehmens in eine
Handwerkerrolle abhing.
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 133
494 Vgl. BMF v. 05.05.1977 – IV B 2 – S 1988 – 150/77, BStBl. I 1977, S. 246 (258); BMF v.
10.11.1978 – IV B 2 – S 1990 – 50/78, BStBl. I 1978, S. 451 (452 f.); BMF v. 10.12.1985 – IV
B 2 – InvZ 1200 – 6/85; IV B 2 – S 1900 – 25/85, BStBl. I 1985, S. 683; BMF v. 31.12.1986 –
IV B 2 – InvZ 1010 – 66/86, BStBl. I 1987, S. 51 (57); BMF v. 20.09.1993 – IV B 3 – S 1900
– 73/93, BStBl. I 1993, S. 803; BMF v. 28.06.2001 – IV A 5 – InvZ 1271 – 21/01, BStBl. I
2001, S. 379 (384 f.).
495 Vgl. für die Verbleibensvoraussetzung BFH v. 26.03.1993 – III S 42/92, BStBl. II 1993,
S. 723; BFH v. 16.09.1994 – III R 45/92, BStBl. II 1995, S. 75; BFH v. 10.12.1998 – III R
50/95, BStBl. II 1999, S. 607; BFH v. 16.03.2000 – III R 21/99, BStBl. II 2000, S. 700; BFH v.
30.10.2002 – IV R 33/01, BStBl. II 2003, S. 272; BFH v. 20.03.2003 – III R 50/96, BStBl. II
2003, S. 613; BFH v. 29.11.2007 – IV R 82/05, BStBl. II 2008, S. 471; BMF v. 08.05.2008 –
IV C 3 – InvZ 1015/07/0001, BStBl. I 2008, S. 590. Für die Zurechnung des Eintrags der Be-
triebsgesellschaft in die Handwerkerrolle zugunsten der Besitzgesellschaft vgl. ausdrücklich
BFH v. 28.01.1999 – III R 77/96, BStBl. II 1999, S. 610. In seinem Beschluss vom 26.03.1993
stellt der BFH fest, dass der Ausnahmefall der Erfüllung der Verbleibensvoraussetzung nur
noch bei einer Verflechtung der Betriebsvermögen der Unternehmen in Frage kommt, eine rein
faktische Beherrschung des Betriebsunternehmens reicht für die Inanspruchnahme nicht aus;
die Finanzverwaltung schließt sich diesem Erfordernis an, vgl. BMF v. 20.09.1993 – IV B 3 –
S 1900 – 73/93, BStBl. I 1993, S. 803. Somit ist auch an dieser Stelle die uneinheitliche Defini-
tion der kapitalistischen Betriebsaufspaltung von Relevanz; folgt man dem im Rahmen dieser
Arbeit präferierten Verständnis einer unmittelbar mehrheitlich an der Betriebskapitalgesell-
schaft beteiligten Besitzkapitalgesellschaft, kann diese ebenfalls eine Investitionszulage in An-
spruch nehmen, vgl. BFH v. 16.09.1994 – III R 45/92, BStBl. II 1995, S. 75; BFH v.
26.02.1998 – III B 170/94, BFH/NV 1998, S. 1258; BFH v. 09.08.2002 – III B 34/02, BFH/NV
2002, S. 1616; BFH v. 20.05.2010 – III R 28/08, BFH/NV 2010, S. 1946; BMF v. 28.06.2001
– IV A 5 – InvZ 1271 – 21/01, BStBl. I 2001, S. 379.
496 Vgl. Knobbe-Keuk (1981), S. 356; Beisse (1993), S. 468. Geht man darüber hinaus für den Fall
der der Betriebsgesellschaft auferlegten Pachterneuerungsverpflichtung davon aus, dass diese
das wirtschaftliche Eigentum an den ersetzten Wirtschaftsgütern erlangt, kann für derartige In-
vestitionen die Betriebsgesellschaft eine Investitionszulage in Anspruch nehmen, vgl. Knoppe
(1985), S. 367.
134 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
Die Passivierung einer Rücklage nach § 6b EStG setzt gem. § 6b Abs. 4 Nr. 2
EStG voraus, dass das veräußerte Wirtschaftsgut mindestens sechs Jahre ununter-
brochen zum Anlagevermögen einer inländischen Betriebsstätte gehörte. Da die
Besitzgesellschaft diese Voraussetzung im Rahmen ihrer Verpachtungstätigkeit
typischerweise erfüllt, ist die Frage der Addition von Besitzzeiten zunächst im Fall
der Veräußerung eines Wirtschaftsguts von der Besitz- an die Betriebsgesellschaft
relevant. In diesem Zusammenhang kommt eine Addition aufgrund der zu befür-
wortenden rechtlichen Selbstständigkeit der Unternehmen nicht in Frage,497 es sei
denn, man stellt wie im Investitionszulagenrecht auf den Zweck der Norm ab und
läßt sodann auf der Grundlage der Einheit der Besitz- und Betriebsgesellschaft die
Zusammenzählung der Besitzzeiten zu.498 Schließlich kann die Besitzzeit des un-
geteilten Unternehmens mit der der Besitzgesellschaft für die bei ihr nach der Auf-
spaltung verbleibenden Wirtschaftsgüter addiert werden.499
Sieht man von der im Rahmen dieser Arbeit präferierten Qualifikation der Be-
sitzgesellschaft als vermögensverwaltend ab, ist zunächst festzustellen, dass die
Grundsätze der Betriebsaufspaltung ebenfalls anwendbar sind, wenn der zugrun-
deliegende Sachverhalt, auch teilweise, diesseits oder jenseits der deutschen
Staatsgrenzen realisiert wird.500
Somit greifen auch in dem Fall, in dem eine inländische Besitzgesellschaft ein
inländisches Grundstück einer ausländischen Betriebskapitalgesellschaft als we-
sentliche Betriebsgrundlage überlässt, die bereits erläuterten Rechtsfolgen der
Betriebsaufspaltung, vorausgesetzt, das Kriterium der personellen Verflechtung ist
ebenso erfüllt.501 Diese Konstellation erweist sich damit vor allem als Frage der
497 Vgl. Wehrheim (1989), S. 84; Kaligin (2008), S. 271; Loschelder (2011), § 6b EStG, Rz. 75.
Festzuhalten bleibt darüber hinaus, dass die Betriebsgesellschaft für von ihr angeschaffte Wirt-
schaftsgüter eine von der Besitzgesellschaft gebildete § 6b EStG-Rücklage nicht in Anspruch
nehmen kann, da der begünstigte Steuerpflichtige mit der Person identisch sein muss, die die
stillen Reserven realisiert hat und diese im Zuge der Reinvestition zu übertragen beabsichtigt,
vgl. Wehrheim (1989), S. 84; Jachmann (2010), § 6b EStG, Rz. 21.
498 Vgl. Schlenker (2007), 97. El., § 6b EStG, Rz. 149.
499 Vgl. Kaligin (2008), S. 271; Loschelder (2011), § 6b EStG, Rz. 75.
500 Vgl. Piltz (1981), S. 2044 f.; Wehrheim (1989), S. 86; Becker/Günkel (1993), S. 483; Ruf
(2006), S. 234 m. w. N.; Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG, Rz. 776; tendenziell auch BFH v.
28.07.1982 – I R 196/79, BStBl. II 1983, S. 77; a. A. vgl. Söffing/Micker (2010), S. 194; Wa-
cker (2011), § 15 EStG, Rz. 862.
501 Vermietet dagegen ein inländisches Besitzunternehmen ein im Ausland belegenes Grundstück
an eine ausländische Betriebsgesellschaft, folgen daraus nach Art. 7 Abs. 7 OECD-MA aus-
6.1 Fragestellungen hinsichtlich der Besitzgesellschaft und ihrer Gesellschafter 135
Zunächst ist der Rechtsprechung des BFH zu entnehmen, dass im Zuge einer klas-
sischen Betriebsaufspaltung gewerbesteuerlich zwei Unternehmen vorliegen, die
keine Einheit bilden und jeweils der Gewerbesteuerpflicht unterliegen.510 Während
sich diese bei der Betriebskapitalgesellschaft rechtsformbedingt bereits aus § 2
Abs. 2 Satz 1 GewStG ergibt, statuiert sie der BFH bei der Besitzgesellschaft,
indem er deren an sich vermögensverwaltende Tätigkeit als gewerblich einstuft.
Wie in Kapitel 6.1.2.1 gezeigt, bedient sich die Finanzrechtsprechung dabei diver-
ser, nicht überzeugender Argumentationsmuster, um die Existenz eines Gewerbe-
betriebs im Sinne der § 2 Abs. 1 GewStG, § 15 Abs. 2 EStG anzunehmen. Anstatt
von der Idee der Gewerblichkeit der Besitzgesellschaft Abstand zu nehmen, beruht
507 Vgl. Piltz (1981), S. 2046; Kaligin (1983), S. 458; Wehrheim (1989), S. 87; Ruf (2006),
S. 234; Haverkamp (2008), S. 167 f.; Kaligin (2008), S. 239; Bitz (2010), 89. El., § 15 EStG,
Rz. 316; Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG, Rz. 776.
508 Vgl. Clausen (2009), 237. El., § 49 EStG, Rz. 1256; Bitz (2010), 89. El., § 15 EStG, Rz. 317.
Bereits an dieser Stelle sei festgehalten, dass eine ausländische Besitzgesellschaft – unabhängig
von der Entwicklung der einkommensteuerlichen Beurteilung – der Gewerbesteuer gem. § 2
Abs. 1 Satz 3 GewStG nur dann unterliegt, wenn sie eine Betriebsstätte nach § 12 AO im In-
land unterhält, vgl. BFH v. 28.07.1982 – I R 196/79, BStBl. II 1983, S. 77.
509 Vgl. Mensching (2009), S. 97; Pfeffermann (2009), 237 El., § 49 EStG, Rz. 594; a. A. vgl.
Söffing/Micker (2010), S.196 f. Lehnte man wiederum die Anwendbarkeit der Betriebsaufspal-
tungsgrundsätze ab, führte die Vermietung von unbeweglichem inländischen Vermögen durch
eine beschränkt steuerpflichtige natürliche Person nach wie vor zu Einkünften aus Vermietung
und Verpachtung gem. § 49 Abs. 1 Nr. 6 EStG, vgl. Wassermeyer (2009), S. 239.
510 Vgl. BFH v. 07.03.1961 – I 251/60 S, BStBl. III, S. 211; BFH v. 10.06.1966 – VI B 31/63,
BStBl. III, S. 598.
6.2 Gewerbesteuerliche Aspekte bei der Besitz- und Betriebsgesellschaft 137
511 Vgl. Knobbe-Keuk (1981), S. 347; Wehrheim (1989), S. 89; Knobbe-Keuk (1993), S. 888 f.;
Seer (2002), S. 1835.
512 S. Kapitel 2.1.
513 Vgl. Seer (2002), S. 1837; Bitz (2006), S. 778; Binnewies (2007), S. 49; Gosch (2010b), § 35
EStG, Rz. 3.
514 S. Kapitel 6.1.4.
515 Die beiden Voraussetzungen sind mit dem Gesetz zur Fortentwicklung des Unternehmenssteu-
errechts (UntStFG) v. 20.12.2000, BGBl. I, S. 3858 zum Veranlagungszeitraum 2001 ersatzlos
entfallen.
138 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
des Organträgers.516 Als vorteilhaft erweist sich in dieser Konstellation, dass die
Hinzurechnungen nach § 8 GewStG unterbleiben, soweit sie im Organkreis zu
einer doppelten gewerbesteuerlichen Erfassung führen.517
6.2.3.1 Hinzurechnungen
516 Vgl. Ebeling (1993), S. 474 f.; Orth (2003), S. S17; Rose/Watrin (2009), S. 250 f.
517 Vgl. R 7.1 Abs. 5 Satz 3 GewStR; s. auch Kapitel 0.
518 Aufgrund des zunehmenden Substanzsteuercharakters werden die Neuerungen insbesondere
aus verfassungsrechtlicher Sicht kritisiert, vgl. Hey (2007), S. 1303.
519 Um die unterschiedlichen Hinzurechnungstatbestände in Anspruch nehmen zu können, bedarf
es einer vertraglich vereinbarten Aufteilung des Entgelts, vgl. Gleich lautende Erlasse der
obersten Finanzbehörden der Länder, v. 04.07.2008, Rz. 4; H 8.1 Abs. 4 GewStH.
520 Vgl. BFH v. 07.09.2005 – I R 119/04, BFH/NV 2006, S. 606. Das Urteil hält zugleich die
Rechtsfolgen für ein aus privaten Gründen gewährtes, nicht zum Sonderbetriebsvermögen zäh-
lendes Darlehen eines Besitzgesellschafters an die Betriebsgesellschaft fest: Während beim
Darlehensgläubiger einkommensteuerlich Einkünfte aus Kapitalvermögen gem. § 20 Abs. 1
Nr. 7 EStG vorliegen, bleibt bei der Betriebsgesellschaft insoweit eine Hinzurechnung beim
Gewerbeertrag aus; vgl. auch BFH v. 07.07.2004 – XI R 65/03, BStBl. II 2005, S. 102 sowie
Kapitel 6.1.2.4.1.
521 Vgl. BFH v. 07.07.2004 – XI R 65/03, BStBl. II 2005, S. 102; Gleich lautende Erlasse der
obersten Finanzbehörden der Länder, v. 04.07.2008, Rz. 5.
6.2 Gewerbesteuerliche Aspekte bei der Besitz- und Betriebsgesellschaft 139
6.2.3.2 Kürzungen
522 Vgl. Gleich lautende Erlasse der obersten Finanzbehörden der Länder, v. 04.07.2008, Rz. 11.
523 Vgl. Entwurf – Gleich lautende Erlasse der obersten Finanzbehörden der Länder, v.
20.02.2008, Rz. 11.
524 Vgl. Gleich lautende Erlasse der obersten Finanzbehörden der Länder, v. 04.07.2008, Rz. 12 f.;
zustimmend vgl. Söffing/Micker (2010), S. 354 f.; zur Frage der möglicherweise unbeabsich-
tigten Verpachtung eines Geschäfts- oder Firmenwerts s. Kapitel 5.2.4.
525 Für die regelmäßige Irrelevanz des § 8 Nr. 5 GewStG spricht, dass diesbezüglich die im Ge-
samthands- und Sonderbetriebsvermögen gehaltenen Anteile addiert werden, vgl. R 9.3 Satz 4
GewStR.
140 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
6.2.4 Verlustabzug
530 Vgl. Knoppe (1985), S. 313; Wehrheim (1989), S. 99 und Kapitel 6.1.4.
531 Vgl. Sarrazin (2008), 95. El, § 9 GewStG, Rz. 13.
532 Vgl. Richter (2007), S. 1044; Wehrheim/Rupp (2008a), S. 921, 924; s. zudem Kapitel 8.4.
533 Vgl. Djanani/Brähler/Lösel (2010), S. 283, 289 f.
534 Vgl. Nagel (2008), S. 767.
142 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
Wie bereits gezeigt, sind der Rechtsprechung nach letztlich in der Betriebskapi-
talgesellschaft verwirklichte Merkmale der Besitzgesellschafter für die Annahme
der Gewerblichkeit und somit auch für die Gewerbesteuerpflicht des Besitzun-
ternehmens verantwortlich. Daher stellt sich die Frage, welche gewerbesteuerli-
chen Folgen eine Gewerbesteuerbefreiung der Betriebskapitalgesellschaft bei der
Besitzgesellschaft auslöst.
Geleitet von dem Verständnis der rechtlichen Selbstständigkeit der beteiligten
Unternehmen, hat es der BFH über mehrere Jahrzehnte abgelehnt, die Befreiung
der Betriebsgesellschaft auf die Besitzgesellschaft übergehen zu lassen. Auch
wenn die Urteile hinsichtlich anderer Fragestellungen vom Gedanken der wirt-
schaftlichen Einheit geprägt waren, stufte der I. Senat mit seinem Urteil vom
13.10.1983 das Besitzunternehmen trotz der sachlichen und personellen Ver-
flechtung mit einer nach § 3 Nr. 20 GewStG begünstigten Betriebsgesellschaft
wiederum als ein selbstständiges, gewerbesteuerlich separat zu qualifizierendes
Verpachtungsunternehmen ein. Infolgedessen könne es trotz seiner besonderen
Verbundenheit mit der Betriebsgesellschaft nicht auch ein nach § 3 Nr. 20 Ge-
wStG begünstigtes Unternehmen werden; ein im Sinne des Gewerbesteuergeset-
zes privilegiertes Unternehmen betreibe ausschließlich die Betriebsgesell-
schaft.538 Diesem Ergebnis stimmten der VIII. Senat für einen Fall des § 3 Nr. 13
GewStG sowie der IV., X. und VIII. Senat wiederum für Fälle des § 3 Nr. 20
GewStG zu.539 Als Tenor ist den Urteilen zu entnehmen, dass die sachliche und
personelle Verflechtung zwar die Gewerblichkeit des Besitzunternehmens, nicht
aber die Zurechnung der jeweils in einem Unternehmen realisierten, steuerlichen
Tatbestandsmerkmale bei dem anderen Unternehmen hervorrufen.
Das Schrifttum hat diese Auffassung mehrheitlich eindeutig zurückgewiesen. Im
Wesentlichen fußte die Ablehnung auf dem Argument, dass die Existenz der
steuerlichen Betriebsaufspaltung, unabhängig von ihrer in Kapitel 6.1.2.1.1 erör-
terten Rechtfertigung, letztlich auf dem Konzept der wirtschaftlichen Einheit
beruhe, welches aber nicht nur zu Lasten der Steuerpflichtigen zum Tragen
kommen könne. Stattdessen müsse es wie auch bei der einkommensteuerlichen
Merkmalsübertragung für einen Übergang der Gewerbesteuerfreiheit von der
Betriebskapital- auf die Besitzgesellschaft sorgen.540 Dies gebiete zugleich das
dem Gesetzgeber vom BVerfG auferlegte Gebot der folgerichtigen Umsetzung
einer einmal getroffenen Belastungsentscheidung. Umso mehr müsse die auf
richterlicher Rechtsfortbildung beruhende Betriebsaufspaltung diesem Gebot
genügen, weshalb es verfassungswidrig sei, die grundsätzliche Belastung der
Steuerpflichtigen – die Annahme einer Betriebsaufspaltung – mit dem Konzept
der wirtschaftlichen Einheit zu begründen, eine mögliche Entlastung dagegen mit
dem Argument der rechtlichen Selbstständigkeit zu verweigern.541
Die Rechtsprechung hat ihre ablehnende Haltung zum Übergang der Gewerbesteu-
erbefreiung inzwischen aufgegeben. Zunächst hatte am 12.05.2004 der X. Senat
seine Ansicht revidiert,542 schließlich nahmen der I., IV. sowie VIII. Senat von
ihrer einstigen Auffassung Abstand.543 Mit seinem Urteil vom 29.03.2006 ordnete
der X. Senat erstmals den Übergang der Gewerbesteuerbefreiung gem. § 3 Nr. 20
539 Vgl. BFH v. 12.11.1985c – VIII R 282/82, BFH/NV 1986, S. 362; BFH v. 30.09.1991 – IV B
21/91, BFH/NV 1992, S. 333 – wonach die einstige, nunmehr fundamental gewandelte,
Rechtslage ausdrücklich bereits hinreichend geklärt war; BFH v. 18.12.1997 – X B 133/97,
BFH/NV 1998, S. 743; BFH v. 19.03.2002 – VIII R 57/99, BStBl. II 2002, S. 662.
540 Vgl. Schmidt (1984b), S. 128; Söffing (1998), S. 2290; Seer/Söffing (2003), S. 2457 f.; Wehr-
heim (2001), S. 913; Gosch (2002), S. 216; Kempermann (2002), S. 674; Drüen (2005),
S. 80 f.; Söffing (2005), S. 259 f.; Bitz (2010), 89. El., § 15 EStG, Rz. 303a; Gluth (2009), 239.
El., § 15 EStG, Rz. 788; Sarrazin (2010b), 93. El., § 3 GewStG, Rz. 6; Söffing/Micker (2010),
S. 329 f.; a. A. Gschwendter (2002), S. 896; Preißer (2009), S. 635; Stuhrmann (2010), 100.
El., § 15 EStG, Rz. 637a.
541 Vgl. BVerfG v. 12.03.1985 – 1 BvR 571/81, 1 BvR 494/82, 1 BvR 47/83, BStBl. II 1985,
S. 475; Seer (2002), S. 1838; Seer/Söffing (2003), S. 2459; Drüen (2005), S. 79;
Söffing/Micker (2010), S. 331 f.
542 Vgl. BFH v. 12.05.2004 – X R 59/00, BStBl. II 2004, S. 607.
543 Im Anschluss daran konnte der Vorlagebeschluss des X. Senats vom 12.05.2004 an den Gro-
ßen Senat aufgehoben werden, vgl. BFH v. 07.03.2006 – X R 59/00, BFH/NV 2006, S. 1154.
144 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
GewStG von der Betriebs- auf die Besitzgesellschaft an.544 Dieser Grundsatz be-
zieht sich aufgrund der eindeutigen Distanzierung von der alten Rechtsprechung
auf sämtliche Befreiungstatbestände des § 3 GewStG.545
Im Ergebnis ist der Aufgabe der langjährigen Rechtsprechung des BFH zuzu-
stimmen, der argumentative Wechsel zwischen den hinter der Betriebsaufspal-
tung stehenden Konzepten war weder stringent noch stand er mit der grundsätz-
lichen Rechtfertigung der Betriebsaufspaltung in Einklang. Doch exakt dieser
Umstand verdeutlicht, dass der Kern der in diesem Abschnitt erörterten Frage
nur auf den ersten Blick der ist, ob dem Konzept der wirtschaftlichen Einheit
oder dem der rechtlichen Selbstständigkeit der Vorzug zu geben ist. Stattdessen
wird einmal mehr die unzureichend geklärte Existenzberechtigung der Betriebs-
aufspaltung offenbar;546 infolge ihrer Aufgabe erübrigte sich auch die Frage des
Übergangs der Gewerbesteuerbefreiung. Solange aber die steuerliche Betriebs-
aufspaltung trotz einer immer wieder betonten rechtlichen wie steuerlichen
Selbstständigkeit der beteiligten Unternehmen auf dem Konzept deren wirt-
schaftlicher Einheit beruht und die Besitzgesellschaft die Kriterien des Gewerbe-
betriebs nach § 15 Abs. 2 EStG nur mit einem Rückgriff auf die Betriebsgesell-
schaft erfüllt, ist Drüen dahingehend zuzustimmen, dass der BFH die Extension
des Gewerbesteuertatbestands, die er selbst erst geschaffen hat, auch anhand des
Telos des § 3 Nr. 20 GewStG selbst wieder schließen muss. Dieser gestattet
keine, dem Gleichheitsgrundsatz des Art. 3 Abs. 1 GG widersprechende Unter-
scheidung anhand der eingesetzten Rechtsform bezüglich der Anwendbarkeit des
§ 3 Nr. 20 GewStG.547
544 Vgl. BFH v. 29.03.2006 – X R 59/00, BStBl. II 2006, S. 661; dem Urteil für einen Fall des § 3
Nr. 6 GewStG folgend vgl. BFH v. 19.10.2006 – IV R 22/02, BFH/NV 2007, S. 149.
545 Zugleich sollen die Grundsätze der neuen Rechtsprechung des BFH zur Gewerbesteuerbefrei-
ung nicht zuletzt aufgrund des Folgerichtigkeitsgebots auch auf die Befreiung von der Grund-
steuer nach § 4 Nr. 6 Satz 2 GrStG anzuwenden sein, vgl. Söffing/Micker (2010), S. 333 f.
m. w. N. Dagegen schließt die Selbstständigkeit der Unternehmen einen Übergang von An-
rechnungspotenzial im Sinne des § 35 Abs. 1 EStG von der Betriebs- auf die Besitzgesellschaft
aus, vgl. FG Düsseldorf v. 08.11.2006 – 7 K 3473/05 E, EFG 2007, S. 685.
546 Leitet man die Gewerblichkeit der Besitzgesellschaft entweder aus der außergewöhnlichen
Teilhabe der Besitzgesellschafter am Risiko der Betriebsgesellschaft oder aus der sachlichen
und personellen Verflechtung ab, aus der die Teilnahme der Besitzgesellschaft am allgemeinen
wirtschaftlichen Verkehr über die Betriebsgesellschaft resultiert, bleibt der Übergang der Ge-
werbesteuerbefreiung aufgrund der rechtlichen Selbstständigkeit der Unternehmen aus, vgl.
Wehrheim (1989), S. 100; Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 871, die beide gleichwohl die Ein-
heitsbetrachtung selbst ablehnen; das Ausbleiben des Übergangs befürwortend vgl. Gschwend-
ter (2002), S. 896, 898; dezidiert a. A. vgl. Seer (2002), S. 1835 f.
547 Vgl. Drüen (2005), S. 75 f.; in diesem Kontext dem Ergebnis beipflichtend vgl. bereits Söffing
(1998), S. 2290; Seer (2002), S. 1838 f.
6.3 Körperschaftsteuerliche Aspekte bei der Betriebskapitalgesellschaft 145
Wie bereits in den Abschnitten zur Besteuerung der Gesellschafter der Besitzper-
sonengesellschaft gezeigt, unterliegt die Höhe der Entgelte, die die Betriebskapi-
talgesellschaft sowohl für Tätigkeiten entrichtet, die für sie ausgeführt werden
als auch für die Nutzungsüberlassung von Wirtschaftsgütern dem Ermessen der
Gesellschafter. Inwieweit die diesbezüglichen, im Rahmen der zivilrechtlichen
Vertragsfreiheit abgeschlossenen Verträge steuerlich anerkannt werden, hängt
von ihrer Angemessenheit ab; relevant ist deren Prüfung vor allem hinsichtlich
der eventuellen Aufdeckung einer verdeckten Gewinnausschüttung.548
Im Hinblick auf eine mögliche verdeckte Gewinnausschüttung ist zunächst der
Pachtzins für die überlassenen Wirtschaftsgüter von Interesse. Dabei steht dem
BFH nach nicht die Renditeerwartung der Besitzgesellschaft, sondern die der pach-
tenden Betriebskapitalgesellschaft im Vordergrund, der nach der Zahlung der
Pacht eine angemessene Verzinsung ihres unternehmerisch eingesetzten Kapitals
verbleiben muss.549 Die Gefahr einer verdeckten Gewinnausschüttung besteht
zudem bei Vereinbarung einer umsatzabhängigen Pacht, wenn sie die Steigerung
des Gewinns der Betriebskapitalgesellschaft über ein bestimmtes (niedriges) Ni-
veau hinaus nicht zulässt, da ein ordentlicher und gewissenhafter Geschäftsführer
eine derartige Vereinbarung mit einem fremden Dritten nicht abgeschlossen hät-
te.550 Darüber hinaus sind im Fall der Betriebsaufspaltung die allgemeinen Grunds-
ätze der verdeckten Gewinnausschüttung ebenso relevant; sie wird z. B. durch eine
nachträglich abgeschlossene Vereinbarung über den Pachtzins bzw. durch dessen
rückwirkende Zahlung551 wie auch durch die private Nutzung der zu betrieblichen
Zwecken überlassenen Räumlichkeiten552 ausgelöst.553 Ferner ist für den umge-
kehrten Fall, d. h. für eine verdeckte Einlage bei der Betriebskapitalgesellschaft
festzuhalten, dass diese infolge des Verzichts auf eine bereits bestehende, fällige
Pachtzinsforderung eintritt. Nach § 8 Abs. 3 Satz 2, 3 KStG dürfen weder eine
554 Vgl. BFH v. 09.06.1997 – GrS 1/94, BStBl. II 1998, S. 307. Zu den Konsequenzen beim
Gesellschafter s. Kapitel 0.
555 Vgl. Jacobs (2009), S. 684; Rose/Watrin (2009), S. 201; Djanani/Brähler/Lösel (2010), S. 239.
556 S. bezüglich der klassischen Betriebsaufspaltung Fußnote 414.
557 Vgl. Rose/Watrin (2009), S. 184; Djanani/Brähler/Lösel (2010), S. 268 f.
558 Gem. § 4 Nr. 12 lit. a) UStG werden Umsätze aus der Vermietung und Verpachtung von
Grundstücken nicht mit Umsatzsteuer belastet. Betroffen können daher z. B. Entgelte für die
Überlassung eines Geschäfts- oder Firmenwertes, von beweglichem Anlagevermögen oder für
Geschäftsführungstätigkeiten seitens der Betriebsgesellschaft sein. Grundsätzlich ist bezüglich
einer umsatzsteuerlichen Organschaft festzuhalten, dass die im Rahmen einer Betriebsaufspal-
tung vielfach angestrebte Begrenzung der persönlichen Haftung durch ihre Errichtung aufge-
hoben wird, da die als Organträger fungierende Besitzgesellschaft Steuerschuldner der gesam-
ten Umsatzsteuer der Betriebskapitalgesellschaft wird, vgl. Korn (1996), S. 444.
6.4 Umsatzsteuerliche Aspekte 147
559 Vgl. BFH v. 09.03.1978 – V R 90/74, BStBl. II 1978, S. 486; BFH v. 09.09.1993 – V R
124/89, BStBl. II 1994, S. 129; BFH v. 07.07.2005 – V R 78/03, BStBl. II 2005, S. 849.
560 Vgl. BFH v. 25.01.1968 – V 25/65, BStBl. II 1968, S. 421; BFH v. 14.01.1988 – V B 115/87,
BFH/NV 1988, S. 471; BFH v. 09.09.1993 – V R 124/89, BStBl. II 1994, S. 129; BFH v.
22.11.2001 – V B 141/01, BFH/NV 2002, S. 550; BFH v. 25.04.2002 – V B 128/01, BFH/NV
2002, S. 1058; aufgrund der einst unterschiedlichen Behandlung im Vergleich zur körper-
schaft- und gewerbesteuerlichen Organschaft ablehnend vgl. Wehrheim (1989), S. 105.
561 Vgl. BFH v. 19.10.1995b – V R 71/93, BFH/NV 1996, S. 273; Korn (1996), S. 444.
562 Vgl. BFH v. 20.01.1999 – XI R 69/97, BFH/NV, S. 1136; BFH v. 16.08.2001 – V R 34/01,
BFH/NV 2002, S. 223; BFH v. 19.05.2005 – V R 31/03, BStBl. II 2005, S. 671; BFH v.
14.02.2008 – V R 12/06, V R 13/06, BFH/NV 2008, S. 1365.
563 Vgl. BFH v. 18.03.2010a – V R 62/09, NV; BFH v. 22.04.2010 – V R 9/09, BStBl. II 2011,
S. 597; BFH v. 10.06.2010 – V R 62/09, BFH/NV 2011, S. 79. Infolgedessen wird vielfach die
148 6 Laufende Besteuerung der klassischen Betriebsaufspaltung
schärft der BFH die Eingliederungsvoraussetzungen und bejaht diese für den Fall,
in dem eine Personengesellschaft als Organträger fungieren soll, inzwischen nur
noch, wenn sich die Mehrheit der Anteile an der Organgesellschaft im Gesamt-
handsvermögen der Personengesellschaft befindet.564
Zwar bedarf es in ertragsteuerlicher Hinsicht bei der Feststellung der personellen
Verflechtung nicht gleichzeitig eines anhand der gesellschaftsrechtlichen Beteili-
gungsverhältnisse festgestellten Über- und Unterordnungsverhältnisses wie bei der
Voraussetzung der finanziellen Eingliederung, doch wenn der V. Senat die sog.
Personengruppentheorie an dieser Stelle aufgrund der ihr immanenten Unbe-
stimmbarkeit ablehnt, ist nicht ersichtlich, weshalb es sich hinsichtlich ertragsteu-
erlicher Fragen anders verhalten sollte. Es ist nicht nachvollziehbar, auf der einen
Seite die Anteile an beiden Gesellschaften automatisch aufgrund eines unterstellten
Interessengleichklangs zu addieren und dem Steuerpflichtigen den Beweis des
Gegenteils aufzuerlegen, auf der anderen Seite jedoch aufgrund mangelnder
Rechtssicherheit von der selbstverständlichen Addition der Beteiligungsquoten
Abstand zu nehmen. Gerade aufgrund der mitunter nicht vorhersehbaren, schwer-
wiegenden ertragsteuerlichen Folgen sind die unbestimmbaren Tatbestandsvoraus-
setzungen der Betriebsaufspaltung abzulehnen. Daher ist der Aufforderung an die
Ertragsteuersenate des BFH zuzustimmen, ebenfalls von dem regelmäßigen Rück-
griff auf die sog. Personengruppentheorie abzusehen. Es bedürfte infolgedessen
des Nachweises des Interessengleichklangs durch die Finanzverwaltung; dieses
Unterfangen würde praktisch nur in Ausnahmefällen gelingen.565
umsatzsteuerliche Organschaft entfallen, woraus die regelmäßige Steuerbarkeit der von der Be-
sitz- an die Betriebsgesellschaft vorgenommenen Nutzungsüberlassungen resultiert. Um der
Besitzgesellschaft den Vorsteuerabzug einzuräumen, bietet es sich an, die Option zur Steuer-
pflicht dieser Umsätze nach § 9 UStG zu prüfen, vgl., auch zu weiteren praktischen Konse-
quenzen des Urteils, Dehmer (2010), S. 1703 f.
564 Vgl. BFH v. 01.12.2010 – XI R 43/08, BStBl. II 2011, S. 600.
565 Vgl. Dehmer (2010), S. 1705; dem Ergebnis beipflichtend vgl. Behrens (2010), S. 2352; a. A.
Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 820.
6.5 Grunderwerbsteuerliche Aspekte 149
568 Vgl. Haritz (2001), S. 861; Bauschatz (2003), S. 160; Engelsing/Sievert (2004), S. 25; Preißer
(2009), S. 637.
569 Vgl. Engelsing/Sievert (2004), S. 25; Preißer (2009), S. 637; Zimmermann/Hottmann/Kiebele
et al. (2009), S. 811; mit Nachweisen der Rechtsprechung Gluth (2009), 239. El., § 15 EStG,
Rz. 836 f.; Wacker (2011), § 15 EStG, Rz. 865 .
570 Die Rechtsprechung zur Betriebsaufspaltung ist, von Österreich abgesehen, nur in der Bundesre-
publik Deutschland entwickelt worden und hat somit weder in Doppelbesteuerungsabkommen
noch im Steuerrecht anderer Staaten Berücksichtigung gefunden, vgl. Bachmann (2004), S. 117.
Infolgedessen führt im Fall der Überlassung eines inländischen Grundstücks der Eintritt der be-
schränkten Steuerpflicht des bzw. eines Besitzgesellschafters grundsätzlich zur Betriebsaufgabe.
Solange sich jedoch eine Betriebsverpachtung anschließt und die Betriebsaufgabe nicht ausdrück-
lich erklärt wird, folgt daraus keine steuerpflichtige Entnahme, vgl. Schmidt (1979b), S. 678; BFH
v. 12.04.1978 – I R 136/77, BStBl. II 1978, S. 494 sowie Kapitel 7.2; mangels inländischer Be-
triebsstätte handelt es sich zudem um eine nicht gewerbesteuerpflichtige Verpachtung, vgl.
Schmidt (1979a), S. 709. Wird die Betriebsaufgabe erklärt, liegt eine gem. § 6 Abs. 1 Nr. 4 Satz 1
Hs. 1 EStG zum Teilwert zu bewertende Entnahme des Grundstücks in das Privatvermögen vor.
571 Vgl. zur jüngeren Rechtsprechung BFH v. 06.03.1997 – XI R 2/96, BStBl. II 1997, S. 460;
BFH v. 17.04.2002 – X R 8/00, BStBl. II 2002, S. 507; BFH v. 11.10.2007 – X R 39/04,
BStBl. II 2008, S. 220; Söffing/Micker (2010), S. 370. Die Rechtsprechung des BFH bedeutet
zugleich die Aufdeckung der stillen Reserven, die die im Sonderbetriebsvermögen gehaltenen
Anteile an der Betriebskapitalgesellschaft enthalten, vgl. BFH v. 25.08.1993 – XI R 6/93,
BStBl. II 1994, S. 23; BFH v. 17.04.1996 – X R 128/94, BFH/NV 1996, S. 877, wonach diese
Rechtsfolge ausdrücklich nur vermieden werden kann, indem die Anteile in ein anderes Be-
triebsvermögen des Besitzgesellschafters überführt werden oder dieser seine baldige, mit der
Beendigung der gewerblichen Tätigkeit in Zusammenhang stehende Veräußerungsabsicht er-
klärt; BFH v. 22.09.1999 – X B 47/99, BFH/NV 2000, S. 559; BFH v. 21.06.2001 – III R
27/98, BStBl. 2002, S. 537. Insofern ist dem Plädoyer für die weiterhin unterstellte Existenz
von Betriebsvermögen zuzustimmen, vgl. Reiß (2010a), § 15 EStG, Rz. 115; ähnlich bereits
vgl. Döllerer/Thurmayr (1993), S. 1470.
572 Vgl. BFH v. 13.12.1983 – VIII R 90/81, BStBl. II 1984, S. 474; BFH v. 15.12.1988 – IV R
36/84, BStBl. II 1989, S. 363; BFH v. 26.05.1993 – X R 78/91, BStBl. II 1993, S. 718; BFH v.
7.2 Steuerliche Folgen der Beendigung und Gestaltungsmöglichkeiten 153
578 Vgl. BFH v. 15.12.1988 – IV R 36/84, BStBl. II 1989, S. 363; BFH v. 11.02.1999 – III R
112/96, BFH/NV 1999, S. 1198, wobei ausdrücklich die Rechtsprechung aufgegeben wird, ei-
ne branchenfremde Verpachtung bedeute zugleich eine Betriebsaufgabeerklärung; gleichwohl
kann bspw. aufgrund umfangreicher Umbaumaßnahmen an einem branchenfremd verpachteten
Grundstück bzw. Gebäude die Betriebsfortführungsabsicht entfallen, vgl. BFH v. 28.08.2003 –
IV R 20/02, BStBl. II 2004, S. 10; BFH v. 11.10.2007 – X R 39/04, BStBl. II 2008, S. 220.
579 Vgl. BFH v. 17.04.1997 – VIII R 2/95, BStBl. II 1998, S. 388 m. w. N.; diese Möglichkeit
negierend vgl. Stamm/Lichtinghagen (2007), S. 208; Nagel (2008), S. 772.
580 Vgl. BFH v. 20.12.2000 – XI R 26/00, BFH/NV 2001, S. 1106; BFH v. 28.08.2003 – IV R 20/02,
BStBl. II 2004, S. 10; BFH v. 22.09.2004 – III R 9/03, BStBl. II 2005, S. 160; BFH v. 11.10.2007
– X R 39/04, BStBl. II 2008, S. 220; BFH v. 06.11.2008 – IV R 51/07, BStBl. II 2009, S. 303
m. w. N. der Rechtsprechung. Zusammenfassend bilden demzufolge im Gegensatz zum produzie-
renden Gewerbe vor allem im Groß- und Einzelhandel sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe
die gewerblich genutzten Räume regelmäßig die wesentliche Betriebsgrundlage.
581 Zur nunmehr ständigen Rechtsprechung vgl. u. a. BFH v. 17.04.1997 – VIII R 2/95, BStBl. II
1998, S. 388; BFH v. 11.05.1999 – VIII R 72/96, BStBl. II 2002, S. 722; BFH v. 02.02.2000 – XI
R 8/99, BFH/NV 2000, S. 1135; BFH v. 28.08.2003 – IV R 20/02, BStBl. II 2004, S. 10; BFH v.
11.10.2007 – X R 39/04, BStBl. II 2008, S. 220; BFH v. 19.03.2009a – IV R 45/06, BStBl. II
2009, S. 902; BFH v. 18.08.2009b – X R 20/06, BStBl. II 2010, S. 222; R 2.2 Satz 1 GewStR.
582 Vgl. BMF v. 17.10.1994 – IV B 2 – S 2242 – 47/94, BStBl. I 1994, S. 771; R 16 Abs. 5 EStR
sowie BFH v. 17.04.1997 – VIII R 2/95, BStBl. II 1998, S. 388; BFH v. 28.08.2003 – IV R
20/02, BStBl. II 2004, S. 10.
583 Vgl. BFH v. 19.01.1983 – I R 84/79, BStBl. II 1983, S. 412; BFH v. 28.08.2003 – IV R 20/02,
BStBl. II 2004, S. 10; BFH v. 15.03.2005 – X R 2/02, BFH/NV 2005, S. 1292; BFH v.
19.03.2009a – IV R 45/06, BStBl. II 2009, S. 902.
7.2 Steuerliche Folgen der Beendigung und Gestaltungsmöglichkeiten 155
Der BFH geht sodann von einer Betriebsunterbrechung i. e. S., d. h. von einem
lediglich vorübergehend unterbrochenen bzw. ruhenden Gewerbebetrieb aus.
Infolgedessen bleibt die Realisation der stillen Reserven solange aus, als die
Betriebsaufgabe nicht erklärt wird; es liegen sodann gewerbesteuerpflichtige
Einkünfte aus Gewerbebetrieb vor. Für die Inanspruchnahme dieser Option setzt
der BFH voraus, dass der bisherige Betriebsinhaber die Absicht verfolgt, den
Betrieb in der Zukunft fortzuführen und die zurückbehaltenen oder später zu-
rückzuerwerbenden Wirtschaftsgüter es zugleich ermöglichen, diesen in einem
absehbaren Zeitraum in gleicher oder ähnlicher Weise wieder aufzunehmen.584
Maßgeblich für die Beurteilung darüber, ob der Betrieb wieder aufgenommen
werden kann, ist der Zustand, in dem er sich befand, als die letzte werbende
Tätigkeit eingestellt wurde.585 Als realitätsfern erweist es sich in diesem Zusam-
menhang, von der Möglichkeit auszugehen, dem Steuerpflichtigen eine fehlende
Fortführungsabsicht nachweisen zu können; konsequenterweise wird der Ver-
zicht auf diese Tatbestandsvoraussetzung gefordert.586 Folgerichtig ist daher auch
584 Vgl. BFH v. 11.05.1999 – VIII R 72/96, BStBl. II 2002, S. 722; BFH v. 22.09.2004 – III R 9/03,
BStBl. II 2005, S. 160; BFH v. 14.03.2006 – VIII R 80/03, BStBl. II 2006, S. 591; BFH v.
14.10.2009a – X R 37/07, BFH/NV 2010, S. 406 – die Wiederaufnahme des Betriebs kann auch
in Form der Betriebsverpachtung oder durch die identitätswahrende, tatsächliche gewerbliche Be-
tätigung der ehemaligen Besitzgesellschaft erfolgen; vgl. auch Stamm/Lichtinghagen (2007),
S. 209. Die Insolvenz der Betriebsgesellschaft führt zunächst zur personellen Entflechtung, da der
Insolvenzverwalter allein die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnisse über das Gesellschafts-
vermögen ausübt. Wird das Insolvenzverfahren aufgehoben oder die Gesellschaft fortgesetzt, stellt
der Interimszeitraum aber lediglich eine Unterbrechung der Betriebsaufspaltung, mithin eine Be-
triebsunterbrechung i. e. S. dar, vgl. BFH v. 06.03.1997 – XI R 2/96, BStBl. II 1997, S. 460; BFH
v. 30.08.2007 – IV R 30/05, BStBl. II 2008, S. 129; Wendt (1997), S. 486.
585 Vgl. BFH v. 15.12.1988 – IV R 36/84, BStBl. II 1989, S. 363; BFH v. 17.04.1997 – VIII R
2/95, BStBl. II 1998, S. 388; BFH v. 08.02.2007 – IV R 65/01, BStBl. II 2009, S. 699. Ferner
werden in der Literatur Strategien aufgezeigt, anhand derer im Vorfeld des Eintritts einer der
Beendigungsgründe die Realisierung der in der Besitzgesellschaft enthaltenen stillen Reserven
verhindert werden kann. Einerseits kann die Gewerblichkeit der Besitzgesellschaft durch die
zusätzliche Aufnahme einer originär gewerblichen, aufgrund § 15 Abs. 3 Nr. 1 EStG bereits in
geringem Maß ausreichenden, Tätigkeit gesichert werden. Dies gelingt auch durch die Einbrin-
gung der Besitzgesellschaft nach § 24 UmwStG in eine gewerblich geprägte Personengesell-
schaft. Andererseits kann die Besitzpersonengesellschaft nach § 20 UmwStG in die Betriebs-
kapitalgesellschaft eingebracht oder nach § 3 UmwStG die Betriebskapital- auf die Besitzper-
sonengesellschaft verschmolzen werden. Letztlich kommt zur Vermeidung der Realisierung
der stillen Reserven auch ein Formwechsel der Besitzpersonengesellschaft in eine Kapitalge-
sellschaft gem. § 25 UmwStG in Betracht. Bezüglich der Umsetzung dieser Optionen stellen
sich vor allem umwandlungssteuerspezifische, nicht jedoch einzig für die Betriebsaufspaltung
relevante Fragen, weshalb an dieser Stelle nur auf die Gestaltungsmöglichkeiten verwiesen
wird, vgl. diesbezüglich Haritz (2001), S. 862 f.; Bauschatz (2003), S. 165 ff.; Jacobs (2009),
S. 537; Preißer (2009), S. 638; Bitz (2010), 89. El., § 15 EStG, Rz. 420.
586 Vgl. Dötsch (2007), S. 595; Wendt (2006b), S. 828; zustimmend, aber ohne darüber im Streit-
fall entscheiden zu müssen vgl. BFH v. 19.03.2009a – IV R 45/06, BStBl. II 2009, S. 902.
156 7 Besteuerung im Zuge der Beendigung der Betriebsaufspaltung
587 Vgl. Wendt (2002), S. 826; Wendt (2006b), S. 828; Reiß (2010b), § 16 EStG, Rz. 217.
588 Vgl. Stamm/Lichtinghagen (2007), S. 210 f.
589 Vgl. Crezelius (2011), S. 53.
590 Vgl. Wehrheim/Rupp (2008b), S. 1458. Im Zuge der Erbschaftsteuerreform haben sich keine
weiteren Fragen ergeben, die ausschließlich die Betriebsaufspaltung betreffen. Bezüglich der
Behandlung sog. Pool-Vereinbarungen, die nach § 13b Abs. 1 Nr. 3 Satz 2 ErbStG über die
Begünstigungsfähigkeit der Anteile sog. Nur-Betriebsgesellschafter oder nach § 13b Abs. 2
Satz 2 Nr. 2 ErbStG über die Annahme schädlichen Verwaltungsvermögens bei der Besitzge-
sellschaft entscheiden, vgl. Scholten/Korezkij (2009), S. 76 f.; Stahl (2010), S. 16821 f.
8.1 Methode und Prämissen des Steuerbelastungsvergleichs 157
591 Demnach bietet sich anstelle einer kasuistischen Veranlagungssimulation die Teilsteuerrech-
nung vor allem dann an, wenn die Frage der Änderung der Gesamtsteuerbelastung infolge der
Variation einer betriebswirtschaftlichen Ausgangsgröße primär und der Aspekt, auf welche
einzelne Steuerart diese zurückzuführen ist, nachrangig ist, vgl. Scheffler (1991), S. 74;
Hundsdoerfer/Kiesewetter/Sureth (2008), S. 73; Haberstock/Breithecker (2010), S. 118.
592 Vgl. Schiffers (2007), S. 505; Wehrheim (2009), S. 172; im konkreten Einzelfall bedarf es
deshalb der individuellen Berechnung.
593 Eingehend zu den steuerlichen Folgen dieser Annahme vgl. Förster (2011), S. 51 ff.
zugleich für den Arbeitnehmer- und Sparer-Pauschbetrag. Ferner wird auf volle
Euro-Beträge auf- oder abgerundet.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit wird im Folgenden nur
die laufende Steuerbelastung einer Periode untersucht,594 hinterfragt wird aus-
schließlich, ob die Gegenüberstellung der laufenden Steuerbelastung der einzel-
nen Konstellationen bei der Gründung eines Unternehmens für eine Rechtsform
bzw. -kombination spricht oder ob sie Anlass für einen Rechtsformwechsel
gibt.595 Ebenso gilt, dass die an den zu vergleichenden Unternehmen teilhaben-
den natürlichen Personen ausschließlich dem Spitzensteuersatz unterliegen, da
unternehmerische Entscheidungen vielfach anhand des Grenzsteuersatzes getrof-
fen werden.596 Insgesamt lassen sich einem derartigen statischen Steuerbelas-
tungsvergleich keine generellen Vorteilhaftigkeitsaussagen entnehmen, gleich-
wohl zeigt er Tendenzen für die steuerliche Vor- oder Nachteilhaftigkeit der
einzelnen Rechtsform bzw. Rechtsformkombination auf.
594 Eine möglicherweise bei der Gründung der Betriebsaufspaltung entstehende Steuerbelastung
bleibt unberücksichtigt, s. dazu Kapitel 5.2.2.
595 Der Steuerbelastungsvergleich wird bewusst auf eine Betrachtungsperiode beschränkt. Dyna-
mische Steuerbelastungsvergleiche zeichnen sich durch eine höhere Komplexität aus, womit
jedoch vielfach keine bedeutende Verbesserung ihrer Aussagekraft einhergeht; dies ist nicht
zuletzt auf die zahlreichen und regelmäßigen Änderungen des EStG und KStG zurückzuführen,
vgl. Brähler (2008), S. 661, 666.
596 Vgl. Schneider (1990), S. 497 f.; Schiffers (2007), S. 506.
597 Vgl. Wagner (1991), S. 1, 4.
598 Vgl. Wehrheim (1989), S. 113; Jacobs (2009), S. 7; Rose/Watrin (2009), S. 43 f.
8.2 Ziele des Steuerbelastungsvergleichs 159
Daher soll in den folgenden Abschnitten zum einen analysiert werden, ob und
inwiefern sich die klassische Betriebsaufspaltung im Vergleich zu den o. g. Al-
ternativen als steuerlich vor- oder nachteilhaft erweist, zum anderen gilt es, die
dafür ausschlaggebenden steuerlichen Parameter zu identifizieren. Diesen Zielen
kann ein Steuerbelastungsvergleich nur genügen, wenn er in verschiedenen Sze-
narien durchgeführt wird: Während die Gesellschafter selbst als oberste betrach-
tete Ebene annahmegemäß stets dem Grenzsteuersatz unterliegen, hängt die
Steuerlast, die sich für das jeweilige Unternehmen einstellt, nicht nur maßgeblich
vom angenommenen Gewerbesteuer-Hebesatz, sondern auch von der vorab ge-
troffenen Entscheidung über die Entnahme bzw. Ausschüttung oder Thesaurie-
rung des erzielten Gewinns ab. Aufgrund des mit dem Steuerbelastungsvergleich
verbundenen Ziels, für die Rechtsformwahl mittelständischer Unternehmen ent-
scheidungsrelevante Aussagen abzuleiten, liegen diesem die folgenden rechtli-
chen Rahmenbedingungen zugrunde:
Zunächst wird das Ausgangsszenario für die Grundformen, d. h. für eine gewerb-
lich tätige OHG und für eine GmbH definiert. An der Gesellschaft sind die Ge-
sellschafter A und B zu 80 % bzw. 20 % beteiligt; eine von der Beteiligungsrela-
tion abweichende Gewinnverteilungsabrede besteht nicht. Im Anlagevermögen
der Gesellschaft befindet sich ein bebautes Grundstück, dessen Einheitswert sich
auf 600.000 € beläuft.599 Beide Gesellschafter sind zudem als Geschäftsführer in
der Gesellschaft tätig und erhalten dafür eine angemessene Vergütung von
96.000 € p. a. Insofern dienen jeweils die folgende handelsrechtliche Bilanz und
GuV als Ausgangsfall:
Bilanz OHG
Aktiva Passiva
I. AV I. EK
Grundstück 500.000 Kapitalkonto A 1.280.000
Gebäude 1.000.000 Kapitalkonto B 320.000
Patent 200.000 Gewinn vor
500.000
Maschinen 300.000 Steuern
II. UV II. FK
Roh-, Hilfs- und Verbindlichkeiten 350.000
210.000
Betriebsstoffe Rückstellungen 250.000
Forderungen 190.000
Kasse / Bank 300.000
Dementsprechend gilt für den Ausgangsfall der GmbH unten stehende Bilanz:
Bilanz GmbH
Aktiva Passiva
I. AV I. EK
Grundstück 500.000 Stammkapital 1.600.000
Gebäude 1.000.000 Gewinn vor Steuern
500.000
Patent 200.000 Steuern
Maschinen 300.000
II. UV II. FK
Roh-, Hilfs- und Verbindlichkeiten 350.000
210.000
Betriebsstoffe Rückstellungen 250.000
Forderungen 190.000
Kasse / Bank 300.000
Die Daten des Ausgangsfalls der OHG bzw. GmbH werden zunächst für die An-
wendung im Fall der GmbH & Co. KG modifiziert. Hinsichtlich der gewerblichen
GmbH & Co. KG gilt, dass einzig die KG, an der die Kommanditisten A und B
wiederum im Verhältnis 80:20 beteiligt sind, operativ tätig ist, während die GmbH
162 8 Die laufende Steuerbelastung der klassischen Betriebsaufspaltung im Vergleich
II. UV II. FK
Roh-, Hilfs- und Verbindlichkeiten 350.000
210.000
Betriebsstoffe Rückstellungen 250.000
Forderungen 190.000
Kasse / Bank 290.000
Daneben ergibt sich folgende GuV für die GmbH & Co. KG:
GuV GmbH & Co. KG
Aufwendungen Erträge
Materialaufwendungen 104.000 Umsatzerlöse 1.080.000
Personalaufwand 80.000
zzgl. Geschäfts-
192.000
führergehälter
Abschreibungen 75.000
Haftungsvergütung 10.000
sonstige Aufwendungen 129.000
Gewinn vor Steuern 490.000
Ferner ist das Ausgangsszenario für den Fall der klassischen Betriebsaufspaltung
anzupassen. Das Beteiligungsverhältnis der Gesellschafter A und B bleibt an
beiden Unternehmen unverändert; das Stammkapital der Betriebsgesellschaft
beläuft sich auf 50.000 €. Während das in der Besitzgesellschaft zurückbehaltene
Anlagevermögen für einen jährlichen, fremdüblichen Pachtzins in Höhe von
500.000 € der Betriebsgesellschaft überlassen wird, wird dieser das Umlaufver-
mögen vollständig übertragen; die liquiden Mittel werden zwischen beiden Un-
ternehmen aufgeteilt. Daneben übernimmt die Betriebsgesellschaft Teile der
Verbindlichkeiten und unterliegt nach dem Pachtvertrag keiner Pachterneue-
rungsverpflichtung. Die Pacht des Anlagevermögens teilt sich zu 75 % auf un-
bewegliches sowie zu 15 % auf bewegliches Anlagevermögen und zu 10 % auf
immaterielle Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens auf. Der Einheitswert des
sich im Anlagevermögen der Besitzgesellschaft befindenden Grundstücks beläuft
sich wiederum auf 600.000 €. Außerdem gewährt die Besitz- der Betriebsgesell-
schaft ein Darlehen in Höhe von 80.000 € zu einem fremdüblichen Zinssatz von
10 % p. a. A und B sind zu einem unveränderten Gehalt von jährlich jeweils
96.000 € als Geschäftsführer in der Betriebsgesellschaft tätig.600 Damit gilt nach-
stehende Bilanz:
Bilanz Besitz-OHG
Aktiva Passiva
I. AV I. EK
Grundstück 500.000 Kapitalkonto A 1.280.000
Gebäude 1.000.000 Kapitalkonto B 320.000
Patent 200.000 Gewinn vor Steuern 382.000
Maschinen 300.000
II. UV II. FK
Darlehen Betriebs- Verbindlichkeiten 100.000
80.000
gesellschaft Rückstellungen 50.000
Kasse / Bank 52.000
600 Der Vergleichbarkeit mit den übrigen Rechtsformen wegen wird unterstellt, dass die Gesell-
schafter A und B in der Besitzgesellschaft kein Gehalt für ihre Geschäftsführertätigkeit bezie-
hen.
8.3 Individuelle Ausgangsdaten der betrachteten Rechtsformen und Rechtsformkombinationen 165
GuV Besitz-OHG
Aufwendungen Erträge
Abschreibungen 75.000 Pachterträge 500.000
sonstige Aufwendungen 51.000 Darlehenszinsen
8.000
Gewinn vor Steuern 382.000 Betriebsgesellschaft
Bilanz Betriebs-GmbH
Aktiva Passiva
I. UV I. EK
Roh-, Hilfs- und Stammkapital 50.000
210.000
Betriebsstoffe Gewinn vor
118.000
Forderungen 190.000 Steuern
Kasse / Bank 298.000
II. FK
Verbindlichkeiten 250.000
Darlehen Besitz-
80.000
gesellschaft
Rückstellungen 200.000
GuV Betriebs-GmbH
Aufwendungen Erträge
Materialaufwendungen 104.000 Umsatzerlöse 1.080.000
Personalaufwand 80.000
zzgl. Geschäfts-
192.000
führergehälter
Darlehenszinsen Besitz-
8.000
gesellschaft
Pachtzinsen Besitz-
500.000
gesellschaft
sonstige Aufwendungen 78.000
Gewinn vor Steuern 118.000
Infolge der Wahl einer GmbH ermitteln beide Ebenen separat ihr zu versteuern-
des Einkommen. Die GmbH trägt demnach nachstehende Steuerbelastung:
Aufgrund der eingangs angeführten Prämisse, dass die Beteiligung der Gesell-
schafter nicht fremdfinanziert ist, besteht kein Anlass, das Antragswahlrecht des
§ 32d Abs. 2 Nr. 3 EStG in Anspruch zu nehmen. Die Belastung der Gesellschaf-
ter ergibt sich somit wie folgt:
602 An dieser Stelle wird der am Wortlaut des § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG orientierten Ausle-
gung des § 9 Nr. 2 GewStG gefolgt, wonach sich die Kürzung des Gewerbeertrags der mitun-
ternehmerisch an der KG beteiligten Komplementär-GmbH nur auf deren Anteil am Gewinn
erstreckt, vgl. Güroff (2009), § 9 GewStG, Rz. 5. Dem wird entgegengehalten, die Kürzung
beziehe sich nicht nur auf den Gewinnanteil, sondern auch auf die Sondervergütungen, vgl.
Gosch (2006), 92. El., § 9 GewStG, Rz. 148; Keß (2011), 101. El.; § 9 GewStG, Rz. 31.
170 8 Die laufende Steuerbelastung der klassischen Betriebsaufspaltung im Vergleich
Da die GmbH über keinen anderen Gesellschaftszweck als den der Übernahme
der Geschäftsführung der GmbH & Co. KG verfügt, zählen die Anteile der
Kommanditisten an der Komplementär-GmbH zu deren Sonderbetriebsvermö-
gen II. Folglich stellt die Gewinnausschüttung der GmbH gem. §§ 15 Abs. 1
Satz 1 Nr. 2 Hs. 2, 3 Nr. 40 Satz 2, 3 Nr. 40 lit. d) i. V. m. 20 Abs. 8 EStG Ein-
künfte aus Gewerbebetrieb dar, die dem Teileinkünfteverfahren unterliegen. Die
Vergütungen, die die Gesellschafter der GmbH & Co. KG von der GmbH erhal-
ten, stellen, unabhängig davon, von welcher Gesellschaft sie entrichtet werden,
ebenfalls Einkünfte aus Gewerbebetrieb dar.603 Diese beinhalten gleichfalls den
aus der GmbH & Co. KG entnommenen Gewinn, so dass die Gesellschafter der
GmbH & Co. KG unten angeführte Steuerlast tragen:
Nachdem die Gesellschafter der OHG bzw. GmbH ihren Lebensunterhalt aus
den entnommenen bzw. ausgeschütteten Gewinnen sowie dem Geschäftsführer-
gehalt bestreiten, sei zunächst unterstellt, dass im Fall der Betriebsaufspaltung
der Vergleichbarkeit wegen sowohl die Gewinne der Besitz- als auch der Be-
triebsgesellschaft von den Gesellschaftern entnommen bzw. ausgeschüttet wer-
den. Daraus resultiert unten stehende Steuerbelastung für die Besitzgesellschaft:
Gesamtsteuerbelastung
Belastung Besitz-OHG 47.055
Belastung Betriebs-GmbH 38.817
Belastung Gesellschafter 169.707 76.608
Gesamtbelastung 332.187
Wie dem voranstehenden Abschnitt zu entnehmen ist, führt die im Zuge der
Unternehmensteuerreform 2008 vorgenommene Modifikation der gewerbesteu-
erlichen Hinzurechnungen im Rahmen einer Betriebsaufspaltung zu einer mehr
als einmaligen gewerbesteuerlichen Erfassung der Miet- bzw. Pachterträge. Die-
sem, auf dem ersatzlosen Entfall des in § 9 Nr. 4 GewStG a. F. normierten Kor-
respondenzprinzips beruhenden, Umstand604 kann grundsätzlich durch die Er-
richtung einer Organschaft begegnet werden. Um die dafür notwendige finanziel-
le Eingliederung zu gewährleisten, sei unterstellt, dass sich die Anteile an der
Betriebskapitalgesellschaft im Gesamthandsvermögen der Besitzgesellschaft
befinden. Die zunächst separat ermittelten Gewerbeerträge sind auf der Ebene
des Organträgers zu addieren; unter Berücksichtigung von R 7.1 Abs. 5 Satz 3
GewStR ergibt sich nachstehende Steuerbelastung:
Der Berechnung der Gesamtsteuerbelastung ist zu entnehmen, dass sich nach der
Errichtung einer Organschaft im Rahmen einer klassischen Betriebsaufspaltung
eine niedrigere Steuerbelastung im Vergleich zur Situation ohne Organschaft
einstellt; ob diese Option aber überhaupt opportun ist, bestimmen vor allem
außersteuerliche Faktoren.605
8.4.2.1 Vorbemerkung
605 Verwiesen sei an dieser Stelle erneut auf die damit einhergehenden Nachteile insbesondere
hinsichtlich der Aufhebung der Trennung der Haftungssphären, s. auch Kapitel 2.2.1.1 und
6.1.4. Ob die gewerbesteuerlichen Vorteile diesen Nachteil überwiegen, kann nur im Einzelfall
entschieden werden. Auf den Einbezug von Ausgleichszahlungen an nur an der Organgesell-
schaft beteiligte Minderheitsgesellschafter wird aufgrund ihrer für die an dieser Stelle abzulei-
tende Aussage geringen Aussagekraft verzichtet, vgl. Heinrich (2007), S. 262.
8.4 Laufende Steuerbelastung der einzelnen Rechtsformen und Rechtsformkombinationen 175
nächst der Besteuerung mit einem pauschalen Steuersatz von 28,25 % zuzüglich
Solidaritätszuschlag zu unterwerfen. Eine spätere Entnahme zieht eine Nachver-
steuerung der entsprechenden Gewinne mit 25 % zuzüglich Solidaritätszuschlag
nach sich. Ohne detailliert auf die Vor- und Nachteile dieser Option einzuge-
hen,606 ist an dieser Stelle auf deren eingeschränkte Praktikabilität hinzuwei-
sen:607 Bei der Inanspruchnahme der Thesaurierungsbegünstigung ist zunächst
der nicht entnommene Gewinn zu ermitteln, der auch den begünstigungsfähigen
Betrag darstellt. Dieser entspricht dem Steuerbilanzgewinn gem. §§ 4 Abs. 1
Satz 1, 5 EStG. Nachdem die Gewerbesteuer zwar nach § 4 Abs. 5b EStG nicht
als Betriebsausgabe gilt, ihre Hinzurechnung bei der Ermittlung des Steuerbi-
lanzgewinns jedoch noch nicht erfolgt ist, verringert sich hierdurch das potenzi-
elle Thesaurierungsvolumen. Dieses ist ebenfalls um die individuell zu entrich-
tende Einkommensteuer zuzüglich des Solidaritätszuschlags gemindert, die
zwangsweise entnommen werden, sofern keine entsprechende Einlage aus dem
Privatvermögen vorausgesetzt wird. Folglich hängen der begünstigungsfähige
Betrag und die Höhe der Steuerschuld voneinander ab. Zur Lösung dieses Zirkel-
schlusses bedarf es eines retrograden Verfahrens, anhand dessen auf der Grund-
lage des Gewinns vor Steuern sowie der exakt bestimmbaren Gewerbesteuer-
schuld die gesamte Belastung mit Einkommensteuer zuzüglich Solidaritätszu-
schlag im Wirtschaftsjahr der Gewinnentstehung berechnet werden kann.
Zur Bestimmung der Höhe der Schuld der Einkommensteuer und des Solidari-
tätszuschlags dient im Zuge des nachstehenden Steuerbelastungsvergleichs
grundsätzlich die Formel von Kleineidamm/Liebchen.608 Diese unterscheiden
jedoch nicht zwischen dem Gewinn vor Steuern und dem Gewerbeertrag, son-
dern gehen davon aus, dass keine gewerbesteuerlichen Hinzurechnungen und
Kürzungen vorliegen. Um die Formel im Rahmen dieses Steuerbelastungsver-
gleichs einzusetzen, ist sie zum einen um diese Differenzierung, zum anderen um
den bei Kleineidamm/Liebchen ebenfalls nicht berücksichtigten Gewerbesteuer-
Freibetrag nach § 11 Abs. 1 Satz 3 GewStG zu erweitern.609
Auf der Basis der somit abgeleiteten gesamten Einkommensteuerbelastung im Jahr
der Gewinnentstehung wird in den folgenden Beispielen der Thesaurierungsbetrag
ermittelt; im Übrigen sei unterstellt, dass die Gesellschafter der OHG bzw. GmbH
ihren Lebensunterhalt einzig aus den jeweils bezogenen Geschäftsführergehältern
bestreiten und keine weiteren Entnahmen bzw. Ausschüttungen des Gewinns vor-
nehmen. Demzufolge stellen sie den Antrag gem. § 34a Abs. 1 Satz 1 EStG in
Höhe des maximal verbleibenden thesaurierbaren Gewinns.
Gesamtsteuerbelastung
Belastung Gesellschaft 89.045
Belastung Gesellschafter 116.036 63.191
Gesamtbelastung 268.272
Gesamtsteuerbelastung
Belastung Gesellschaft 145.484
Belastung Gesellschafter 45.576 45.576
Gesamtbelastung 236.636
Die Vergleichbarkeit der betrachteten Fälle bedingt bei der Thesaurierung der
Gewinne wiederum die Annahme, dass die Gesellschafter der GmbH & Co. KG
ausschließlich von der Komplementär-GmbH Gehälter für die Tätigkeit als Ge-
schäftsführer beziehen und ihre als Sonderbetriebseinnahme erhaltene Gewinn-
ausschüttung der Komplementär-GmbH auf Ebene der GmbH & Co. KG thesau-
rieren. Wie bei der OHG werden die Sondervergütungen, d. h. die Geschäftsfüh-
rergehälter sowie die Haftungsvergütung, auf der Ebene der GmbH & Co. KG
entnommen. Folglich bezieht sich die Thesaurierungsbegünstigung des § 34a
EStG auf den jeweiligen Gewinnanteil des Gesellschafters einschließlich dessen
Sonderbetriebseinnahme.
Die Steuerbelastung der GmbH & Co. KG wie die der Komplementär-GmbH
entspricht bei unterstellter Gewinnthesaurierung jener im Fall der Ausschüt-
tung,612 so ist an dieser Stelle lediglich die folgende Steuerbelastung der Gesell-
schafter auf der Ebene der GmbH & Co. KG relevant:
Gesamtsteuerbelastung
Belastung GmbH & Co. KG 89.045
Belastung Komplementär-GmbH 2.744
Belastung Gesellschafter 114.401 62.782
Gesamtbelastung 268.972
Für die Besteuerung der Besitz-OHG und der Betriebs-GmbH stellt sich bei der
Thesaurierung der Gewinne dasselbe Ergebnis ein wie bei deren Entnahme bzw.
Ausschüttung.613 Neben den entnommenen Steuerzahlungen unterliegen die Gehäl-
ter der jeweiligen Geschäftsführer dem Einkommensteuersatz von 45 %:
Gesamtsteuerbelastung
Belastung Besitz-OHG 47.055
Belastung Betriebs-GmbH 38.817
Belastung Gesellschafter 116.919 63.412
Gesamtbelastung 266.203
Zunächst gilt, dass auch in dem Fall, in dem eine Personengesellschaft als Or-
ganträger agiert, § 34a EStG seinem Entlastungszweck entsprechend anwendbar
ist, d. h. auch der von der Organgesellschaft an die Organträger-Personengesell-
schaft abgeführte Gewinn begünstigungsfähig ist.614 Demnach wird in Überein-
stimmung mit den in Kapitel 8.3 skizzierten Ausgangsszenarien an dieser Stelle
unterstellt, dass das dem Organträger zuzurechnende Einkommen der Organge-
sellschaft deren handelsrechlichem Jahresüberschuss entspricht.
Die Steuerbelastung der involvierten Gesellschaften gleicht wiederum der im
Fall der Entnahme.615 Der Ermäßigungshöchstbetrag beläuft sich für Gesellschaf-
ter A auf 145.231 € und für Gesellschafter B auf 39.501 €, gleichwohl greift die
Anrechungshöchstgrenze des maximal anrechenbaren 3,8-fachen, anteiligen
Gewerbesteuermessbetrags nach § 35 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG. Für die Gesell-
schafter der Besitz-OHG resultiert daraus folgende Steuerbelastung:
614 Vgl. BMF v. 11.08.2008 – IV C 6 – S 2290-a/07/10001, BStBl. I 2008, S. 838, Rz. 11; zu
Detailfragen der Gewinnermittlung des Organträgers s. Stein (2010), 239. El., § 34a EStG,
Rz. 47 m. w. N.
615 S. Tabelle 23 und 24.
8.5 Exkurs: Laufende Steuerbelastung einer kapitalistischen Betriebsaufspaltung 181
Gesamtsteuerbelastung
Belastung Organträger 63.038
Belastung Gesellschafter 137.749 68.619
Gesamtbelastung 269.406
618 Dieser setzt sich zusammen aus der jährlichen Pacht für das Grundstück in Höhe von 375.000 €
abzüglich der AfA in Höhe von 35.000 € sowie 40.000 € sonstiger Aufwendungen.
619 Vgl. R 7.1 Abs. 5 Satz 3 GewStR.
620 S. Tabelle 9, 10, 11 und 12. So enthält der Gewinn vor Steuern der Besitz-GmbH zudem die
Gewinnausschüttung der Betriebs-GmbH; er beläuft sich demnach auf 382.000 € + 79.183 € =
461.183 €.
621 Dabei gilt wiederum, dass die Beteiligung der Gesellschafter an der Besitz-GmbH eigenfinan-
ziert ist und sie das Wahlrecht des § 32d Abs. 2 Nr. 3 EStG nicht in Anspruch nehmen.
8.5 Exkurs: Laufende Steuerbelastung einer kapitalistischen Betriebsaufspaltung 183
Gesamtsteuerbelastung
Belastung Besitz-GmbH 72.715
Belastung Betriebs-GmbH 38.817
Belastung Gesellschafter 127.543 66.068
Gesamtbelastung 305.143
Steuermessbetrag 7.000
186 8 Die laufende Steuerbelastung der klassischen Betriebsaufspaltung im Vergleich
Gewerbesteuer 27.090
Körperschaftsteuer (15 %) 75.000
Solidaritätszuschlag (5,5 %) 4.125
Ausgeschütteter Gewinn 393.785
Gesamtsteuerbelastung
Belastung Besitz-GmbH 106.215
Belastung Gesellschafter 128.665 66.348
Gesamtbelastung 301.228
Steuermessbetrag 2.870
Gewerbesteuer 11.107
Körperschaftsteuer (15 %) 57.300
Solidaritätszuschlag (5,5 %) 3.152
Thesaurierter Gewinn 310.442
Gesamtsteuerbelastung
Belastung Besitz-GmbH 71.559
Belastung Betriebs-GmbH 38.817
Belastung Gesellschafter 45.576 45.576
Gesamtbelastung 201.528
Gesamtsteuerbelastung
Belastung Besitz-GmbH 106.215
Belastung Gesellschafter 45.576 45.576
Gesamtbelastung 197.367
623 Für die Besteuerung der Besitz-GmbH als Organträger und die der Betriebs-GmbH als Organ-
gesellschaft s. Tabelle 35 und 36.
8.5 Exkuurs: Laufende Steeuerbelastung eineer kapitalistischen Betriebsaufspaltung 189
folgt zum einen auss der im Fall oohne Organscchaft teilweisee mehrfachen gewer-
besteueerlichen Erfasssung der enttrichteten Darrlehenszinsen sowie Pachttzahlun-
gen, zuum anderen un nterliegen beii der Besitz-G
GmbH 5 % dess von der Betrriebska-
pitalgeesellschaft aussgeschütteten G Gewinns gem m. § 8b Abs. 1,, 5 KStG der K
Körper-
schaftssteuer zuzüglicch Solidaritättszuschlag. Soofern die Kapitalgesellschafften die
Gewinnne einbehalten n, sinkt die SSteuerbelastun
ng, unabhängig von der Exxisztenz
einer Organschaft,
O weiter.
w Die D
Differenz hinsichtlich der Stteuerlast von 4.161 €
zwischhen der günstiigeren Variantte mit Organsschaft beruht dann einzig aauf den
gewerbbesteuerlichen Hinzurechnuungen, die wieederum aus deen zwischen dden Ge-
sellschaften entrichteeten Schuldzinnsen und Pachttzahlungen ressultieren.
3350.000
305.143
3 301.228
3300.000
2250.000
Steuerbelastung
100.000 0 0
38.817 38.817
0
Fall 1
Fall 2
Fall 3
Fall 4
Steuerbelastun
ng Besitzgesellsschaft Steuerbelastung Betriebsgesellsc
B chaft
Steuerbelastun
ng Gesellschafte
ter
3,50,000
311.230
306.536
3,00,000
2,50,000
209.845
Steuerbelastung
91,152 91,152
1,50,000
0 0
1,00,000 44,179 44,178
1,13,425 1,13,425
50,000
75,716 74,515
0
Fall 1
Fall 2
Fall 3
Fall 4
Wird der
d Gewerbestteuer-Hebesattz zu 490 % modifiziert,
m sttellen sich diee identi-
schen Schlussfolgerungen ein; im
m Fall der Ausschüttung baasiert die Belaastungs-
differenz auf den gewerbesteuer
g rlichen Hinzu
urechungen un nd der körper erschaft-
steuerlichen Erfassu
ung von 5 % der Gewinnaausschüttung der Betriebs-- an die
3,00,000
2,50,000
1,84,656
Steuerbelastung
1,50,000 0
1,00,000 2,744
0
1,45,484 38,817 0
50,000 89,045 89,045
47,055 63,038
0
OHG
BASP
Zudem werden die Schuldzinsen und Pachtzahlungen sowohl in Teilen bei der
Betriebsgesellschaft als auch gänzlich bei der Besitzgesellschaft gewerbesteuer-
lich erfasst. Infolge des vergleichsweise niedrigen Gewerbeertrags der Besitz-
OHG stellt sich eine geringe Überkompensation der Gewerbesteuer ein. Daneben
unterliegt die Gewinnausschüttung der Betriebs-GmbH bei den Gesellschaftern
dem Teileinkünfteverfahren, das sich bei dem angenommenen Spitzensteuersatz
gegenüber der Abgeltungsteuer als nachteilig erweist.
Zusammenfassend können bei unterstellter Entnahme bzw. Ausschüttung der
Gewinne die folgenden steuerlichen Faktoren als entscheidungsrelevant für die
Steuerpflichtigen identifiziert werden:
Der Gewerbesteuer--Hebesatz vonn 387 % ließ bisher nicht nur die vollsständige
Anrechhnung, sonderrn sogar eine Ü Überkompenssation der Gew werbesteuer zuu. Diese
beruht auf der damiit einhergehennden Minderu ung der Bemeessungsgrundla
lage des
nem Hebesatzz von 400,9 % ein.626
Solidarritätszuschlags und stellt siich bis zu ein
Der Stteuerbelastunggsvergleich wwird daher erneut mit dem Hebesatz
H vonn 490 %
durchggeführt,627 worraus nachsteheende Steuerbeelastung resulttiert:
4,00,000
349.028 343.141 349.312 348.547 343.039
3,50,000
3,00,000
Steuerbelastung
2,50,000 1,79,998
2,36,284 2,33,515 2,44,789
2,00,000 2,63,223
0
1,50,000
0 3,053
1,00,000
1,63,143 44,179 0
50,000 1,12,744 1,12,744
59,579 79,816
0
OHG
BASP
Steuerbelastung Gesellschafter
2. GmbH
Indem bei der OHG und GmbH & Co. KG das Geschäftsführergehalt einee gewer-
besteueerpflichtige Soondervergütunng darstellt, errgibt sich eine in Relation zu den
übrigenn Konstellatioonen erhöhte ggewerbesteuerrliche Bemessungsgrundlagee. Zwar
gelingtt eine teilweise Kompensatiion der Geweerbesteuer, die es jedoch niccht ver-
mag, die
d vergleichsw weise hohe Gewwerbesteuerlaast entscheiden nd zu mindern..
Abschlließend werdeen bei einem G Gewerbesteueer-Hebesatz voon 490 % die folgen-
den, füür die Steuerp
pflichtigen hinnsichtlich der Rechtsformw
wahl entscheiddungsre-
levanteen Faktoren abbgeleitet (Abbbildung 20).
8.6.2 Steuerbelastu
ung im Fall deer Thesaurieru
ung
2,00,000 91,152
1,79,227 1,77,183 1,80,331 2,06,368
1,50,000 0
1,00,000 0 2,744
1,45,484 38,817 0
50,000 89,045 89,045
47,055 63,038
0
OHG
BASP
Steuerbelastung Gesellschafter
Steuerbelastung Gesellschaft (Komplementär-GmbH / Betriebsgesellschaft)
Steuerbelastung Gesellschaft (GmbH & Co. KG / Besitzgesellschaft)
1. GmbH
Als letzter Fall des Steuerbelastungsvergleichs ist die Wirkung der Variation des
Gewerbesteuer-Hebesatzes auf die Steuerbelastung zu betrachten. Bei unterstell-
ter Thesaurierung der Gewinne stellt sich folgendes Resultat ein:
8.6 Anallyse der Ergebnissse des Steuerbelaastungsvergleichss 199
3,50,000
297.057 297.999
3,00,000 286.777 289.785
254.297
2,50,000
Steuerbelastung
BASP
Steuerbelastung Gesellschafter
Bei der Betriebsaufspaltung ohne Organschaft wirkt sich die Besteuerung der
Betriebsgesellschaft insofern als günstig aus, als ihr Gewinn auf der Ebene der
Besitzgesellschafter nicht dem geteilten Einkommensteuersatz unterliegt. Im
Gegensatz dazu erweist sich die Variante mit Organschaft als nachteilhaft, da
sich der reguläre wie reduzierte Einkommensteuersatz wiederum auf das gesamte
Einkommen des Organkreises bezieht.
Daneben fällt der Belastungsnachteil der Personengesellschaften auf. Dieser
beruht – systembedingt – auf der gewerbesteuerlichen Erfassung der als Sonder-
vergütung entrichteten Geschäftsführergehälter. Zudem steigt die Differenz zwi-
schen der OHG und GmbH & Co. KG aufgrund der gestiegenen Gewerbesteuer-
belastung der Komplementär-GmbH von 64 € auf 1.135 €.
Schließlich sind über die im voranstehenden Kapitel genannten Aspekte hinaus
die folgenden Faktoren in Bezug auf die Rechtsformwahl bei einem Gewerbe-
steuer-Hebesatz von 490 % von Relevanz:
1. GmbH
• Niedrige Körperschaftsteuer.
8.6.3 Zwischenergebnis
Entnahme 387 % 1 4 2 5 3
bzw.
Ausschüttung 490 % 4 2 5 3 1
387 % 3 1 4 2 5
Thesau-
rierung
490 % 4 1 5 2 3
Die zu Beginn der Arbeit gestellte Frage, inwiefern die klassische Betriebsauf-
spaltung aus steuerlicher Warte entweder im Zuge der Gründung eines Unter-
nehmens oder während dessen Bestehens eine beachtenswerte Alternative dar-
stellt, kann anhand von Tabelle 41 zusammenfassend beantwortet werden.
Stellt das Vergleichsobjekt zur klassischen Betriebsaufspaltung eine OHG dar,
ergibt sich für die Betriebsaufspaltung im Fall der Ausschüttung der Gewinne
solange kein Belastungsvorteil als eine Anrechnung der Gewerbesteuer auf die
Einkommensteuer der Gesellschafter nach § 35 EStG gelingt. Setzt eine Ge-
meinde einen höheren Gewerbesteuer-Hebesatz als 400 % fest, kippt die Vorteil-
haftigkeit, da ein geringerer Gewerbeertrag sodann zu einer niedrigeren, tatsäch-
lich getragenen Gewerbesteuerlast der Gesellschafter führt. Werden die Gewinne
dagegen thesauriert, bietet die klassische Betriebsaufspaltung ohne Organschaft,
unabhängig vom Gewerbesteuer-Hebesatz, immer einen Belastungsvorteil, da
sich der geteilte Einkommensteuersatz auf eine geringere Bemessungsgrundlage
bezieht. Die Variante mit Organschaft schneidet dagegen nur bei Gewerbesteuer-
Hebesätzen besser als die OHG ab, die keine vollständige Kompensation der
Gewerbesteuer erlauben, da andernfalls ein höherer Gewerbesteuermessbetrag zu
einer höheren Überkompensation führt.
Wird die klassische Betriebsaufspaltung dagegen mit der GmbH verglichen,
weist die Variante mit Organschaft bei unterstellter Gewinnauschüttung bzw.
-entnahme aufgrund der Anrechenbarkeit der Gewerbesteuer jeweils einen Belas-
tungsvorteil auf; im Fall ohne Organschaft betrifft diese aufgrund der zusätzli-
chen Besteuerung der Betriebsgesellschaft einen geringeren Steuermessbetrag
202 8 Die laufende Steuerbelastung der klassischen Betriebsaufspaltung im Vergleich
bei der Besitzgesellschaft, so dass diese Konstellation schlechter als die GmbH
abschneidet. Bei angenommener Gewinnthesaurierung erfährt die Kapitalgesell-
schaft immer einen Belastungsvorteil, da sie nur der Gewerbe- und Körper-
schaftsteuer unterliegt, während die Besteuerung der Gesellschafter der Betriebs-
aufspaltung sowohl mit dem regulären Steuersatz des § 32a EStG als auch mit
dem reduzierten des § 34a EStG erfolgt.
Die Gegenüberstellung der beiden Varianten der Betriebsaufspaltung führt zu der
Aussage, dass im Fall augeschütteter bzw. entnommener Gewinne immer die
Version mit Organschaft eine geringere Gesamtsteuerbelastung erfährt, da sich
andernfalls eine mehrfache gewerbesteuerliche Erfassung der Schuld- und Pacht-
zinsen sowie eine geringere Anrechnungsmöglichkeit der Gewerbesteuer ein-
stellt. Dieses Ergebnis schlägt im Thesaurierungsfall in das Gegenteil um, indem
im Organschaftsfall eine höhere Bemessungsgrundlage dem geteilten Einkom-
mensteuersatz unterliegt und sich der Entfall der gewerbesteuerlichen Hinzu-
rechnungen nicht entlastend genug auswirkt.
Schließlich erlaubt der Vergleich der beiden Typen der OHG und GmbH die
Feststellung, dass sich die GmbH immer als vorteilhaft erweist, wenn die Ge-
winne einbehalten werden; die Besteuerung mit Gewerbe- und Körperschaftsteu-
er fällt günstiger aus als die mit dem regulären wie ermäßigten Einkommensteu-
ersatz. Werden die Gewinne entnommen bzw. ausgeschüttet, hängt die steuerli-
che Vorteilhaftigkeit vom Gewerbesteuer-Hebesatz ab. Sofern es dieser gestattet,
die Gewerbesteuer vollständig anzurechnen, stellt sich bei der OHG eine gerin-
gere Gesamtsteuerbelastung ein. Diese Aussage bezieht sich zugleich auf die
GmbH & Co. KG; der Vergleich ihrer Besteuerung mit der der OHG weist je-
weils eine nur geringe Belastungsdifferenz auf, die die Besteuerung der Kom-
plementär-GmbH mit Körperschaftsteuer und der nicht anrechenbaren Gewerbe-
steuer auslöst.
9 Thesenförmige Zusammenfassung 203
9 Thesenförmige Zusammenfassung
Anhang
628 Die Einheitswerte sollten ursprünglich alle sechs Jahre allgemein festgestellt werden. Die erste
Hauptfeststellung fand in den alten Bundesländern am 01.01.1964 statt (Art. 2 Abs. 1 BewÄG
(Gesetz über die Anwendung und Änderung bewertungsrechtlicher Vorschriften – BewÄG
vom 13.08.1965, BStBl. I 1965, S. 375)). Eine weitere Hauptfeststellung wurde jedoch auf un-
bestimmte Zeit verschoben (Art. 2 des Gesetzes zur Änderung und Ergänzung bewertungs-
rechtlicher Vorschriften und des EStG vom 22.07.1970, BStBl. I 1970, S. 911).
I. Ausgangsgleichungen
ǡହଶହଶହ ଵ
ቀͳǡͲͷͷ ቁ ൈ ݐܵܧ௧ ൌ ܩ௩ௌ௧ െ ሺ ݁ܩെ ܾܨሻ ൈ ͲǡͲ͵ͷ ൈ ݄ െ ൈ
ǡଶ଼ଶହ ǡଶ଼ଶହ
ሾെͲǡͶͷ ൈ ሺ ݁ܩെ ܾܨሻ ൈ ͲǡͲ͵ͷ ൈ ݄ Ͳǡͳ͵͵ ൈ ሺ ݁ܩെ ܾܨሻሿ
భ
ீೡೄ ିሺீିிሻൈǡଷହൈି ൈሾିǡସହൈሺீିிሻൈǡଷହൈାǡଵଷଷൈሺீିிሻሿ
బǡమఴమఱ
ݐܵܧ௧ ൌ బǡఱమఱమఱ
ቀଵǡହହା బǡమఴమఱ ቁ
భఴబ మలల
ீೡೄ ିሺீିிሻൈǡଷହൈା ൈሺீିிሻൈǡଷହൈି ൈሺீିிሻ
భభయ ఱలఱ
ݐܵܧ௧ ൌ లఱఴలయ
మమలబబ
Literaturverzeichnis 217
Literaturverzeichnis
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OFH Urteil v. 30.03.1949 III 6/49 StuW 1949, Teil II, S. 101.
5. Bundesfinanzhof
II. Bundestag-Drucksachen
Bundestag-Drucksache 3/260.
Bundestag-Drucksache 8/1347.
Bundestag-Drucksache 11/934.
Bundestag-Drucksache 12/5630.
Bundestag-Drucksache 14/23.
Bundestag-Drucksache 16/4841.
246 Rechtsquellenverzeichnis
III. Verwaltungserlasse
Entwurf – Gleich lautende Erlasse der obersten Finanzbehörden der Länder zu Anwen-
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Fassung des Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 vom 14. August 2007, v. 20.02.2008,
URL: [www.der-betrieb.de/pdf/BMF_8_Nr_1_GewStG.pdf], abgerufen am 18.11.2010.