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Schweizerische Ärz tezeitung

Bollet tino dei medici svizzeri

9
27. 2. 2013 Bulletin des médecins suisses

Editorial 317
Entwickelt sich die Tarifstruktur SwissDRG
genügend rasch?

FMH 319
Vergütung hochteurer Fälle unter SwissDRG

Schweizerische Gesellschaf t der Ver trauens - 324


und Ver sicherungsär z te
Kostenübernahme nichtgelisteter Arzneimittel

Ökonomie 3 47
Gesundheit und Gesundheitssysteme in Europa –
ein aktueller Ländervergleich

Begegnung mit Mar tin Walkmeis ter, Ar z t in Arosa 35 4


«Ich bin ein Spezialist für das Allgemeine»

«Zu guter Let z t» von Chris tina Aus der Au 36 0


Vorsorgen für die Zukunft …

Offizielles Organ der FMH und der FMH Services www.saez.ch


Organe officiel de la FMH et de FMH Services www.bullmed.ch
Editores Medicorum Helveticorum Bollettino ufficiale della FMH e del FMH Services
I N H A LT

FMH Organisationen der Ärzteschaft

Editorial SPOG
317 Neue Spitalfinanzierung: 327 Das Schweizer Kinderkrebsregister:
Entwickelt sich die Tarifstruktur SwissDRG Erfahrungen als nationales Krebsregister
genügend rasch? Claudia E. Kuehni et al.
Pierre-François Cuénoud Im Rahmen der Vernehmlassung zum nationalen Krebs-
registrierungsgesetz werden Vor- und Nachteile einer
SwissDRG nationalen Krebsregistrierung diskutiert. Das Schweizer
319 Vergütung hochteurer Fälle Kinderkrebsregister blickt auf fast 40 Jahre Erfahrung als
unter SwissDRG nationales Krebsregister zurück und zeigt einen klaren
Petra Ingenpass Nutzen für Klinik, Forschung und Public Health.
In der Akutsomatik sind gewisse stationäre Behandlungs-
fälle sehr komplex und kostenintensiv. Auch mit sorgfäl-
tiger DRG-Kodierung ist es nicht möglich, den ausge- Briefe / Mitteilungen
lösten finanziellen Aufwand auch nur annähernd abzu-
decken. Die SwissDRG AG ist gefordert, in diesem Bereich 331 Briefe an die SÄZ
mit ihren Partnern Lösungen zu finden.
332 Facharztprüfungen /Mitteilungen
Aktuell
321 Neuer Service für alle FMH-Mitglieder
Jürg Schlup, André P. Perruchoud FMH Services
Das Schweizerische Medizin-Forum, offizielles Fortbil-
dungsorgan der FMH, enthält neu «Extended abstracts» 333 Seminare/Séminaires/Seminari 2013
und journalistisch aufbereitete Zusammenfassungen FMH Consulting Services
der «Reviews» des Swiss Medical Weekly. Wissenschaft-
liche Inhalte werden damit in ansprechender Form allen 337 Rechtsschutzversicherung für Ärzte
FMH-Mitgliedern zugänglich gemacht. FMH Insurance Services

Zentralvorstand 338 Stellen und Praxen


322 Zentralvorstandssitzung
vom 10. Januar 2013
Tribüne
323 Personalien
Ökonomie
345 Gesundheit und Gesundheitssysteme
Organisationen der Ärzteschaft in Europa – ein aktueller Ländervergleich
Gerhard Kocher
SGV Die OECD hat ge-
324 Kostenübernahme meinsam mit der
nichtgelisteter Arzneimittel Europäischen Union
Max Giger, Arthur Krähenbühl, Beat Seiler, den Bericht «Health
Jürg Zollikofer at a Glance: Europe
Die Schweizerische Gesellschaft der Vertrauens- und Ver- 2012» publiziert, der
sicherungsärzte (SGV/SSMC) erarbeitete in Zusammen- in diesem Beitrag vor-
arbeit mit den Vertrauensärztlichen Diensten der grösse- gestellt und kom-
ren Krankenkassen eine Systematik zur allgemeinen Nut- mentiert wird.
zenbewertung von Arzneimitteln.
I N H A LT

Tribüne Horizonte

Tagungsbericht Buchbesprechung
348 Mehr Regulierung in der Medizin – 356 Difficultés de l’aide aux personnes
Qualitätsschub oder Innovationshemmnis? qui ont besoin de protection –
Ruth Amstein, Alexander Breitenstein, récit d’une curatelle
Thomas F. Lüscher Jean Martin
Bericht vom 9. «Cardiovascular Roundtable» des Univer- Anhand der Geschichte einer Beistandschaft werden ge-
sitätsSpitals Zürich, der Entscheidungsträger aus Ärzte- sellschaftliche Entwicklungen reflektiert. Der Rezensent
schaft, Pharma- und Medizinaltechnikindustrie, Kranken- konstatiert eine Zunahme der Komplexität. Dass die Ge-
versicherungsbranche und Politik zum offenen Meinungs- sellschaft früher einfacher strukturiert war, heisst aller-
austausch zusammenbringt. dings nicht, dass sie besser war.

351 Spectrum Schaufenster


359 Le pigeon voyageur
Julia Vecsey
Horizonte Erzählt wird die Geschichte von
Jean, dem im Kriegsjahr 1942 auf
Begegnung mit … wundersame Weise von einer Brief-
352 «Ich bin ein Spezialist taube im Sold der britischen Armee
für das Allgemeine» die Formel für das ewige Leben zu-
Daniel Lüthi getragen wird.
Seit 15 Jahren ist Martin Walker als Allgemeinmediziner in
Arosa tätig. Er übt seinen Beruf nach wie vor mit Leiden-
schaft aus, auch wenn die Probleme des Ärztemangels in Zu guter Letzt
seiner Region zunehmend manifest werden.
360 Vorsorgen für die Zukunft …
Streiflicht Christina Aus der Au
355 Physician Ownership in der Privatpraxis: Die Kolumnistin im Widerstreit der Gefühle: Sie wurde
Pflegen und erhalten von einer Grippe erwischt und hinterfragt nun ihre Ent-
Richard O. Binswanger scheidung, sich nicht dagegen impfen zu lassen.
Aufgrund von Erfahrungen aus Kursen in Deutschland
hält der Autor die Physician Ownership in der Privatpraxis
auch in der Schweiz langfristig für bedroht. Doch er sieht
auch Auswege.

Anna

IMPRESSUM
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Editorial FMH

Neue Spitalfinanzierung: Entwickelt sich


die Tarifstruktur SwissDRG genügend rasch?
Seit gut einem Jahr verändert tätsspitäler. Um diesem Umstand abzuhelfen, ist der Einschluss
die neue Spitalfinanzierung einer beträchtlichen Zahl von Zusatzentgelten unerlässlich.
alte Gewohnheiten tiefgrei­ Doch aus Gründen der Kongruenz und um möglichst nah an
fend. Gemäss dem Willen des der Realität in unserem Land zu bleiben, werden nur Positio­
Gesetzgebers ist der bisher nen auf der Basis von Schweizer Daten implementiert. Dies
sehr starke staatliche Einfluss erfordert Zeit und hängt stark von der Qualität der Daten ab,
einem offeneren Wettbewerb die unsere Spitäler liefern. Die Version 3.0 wird somit eine
gewichen. Damit besteht na­ Reihe von neuen Zusatzentgelten enthalten.
türlich das Risiko, dass renta­
ble Marktnischen übermässig
genutzt werden zum Nachteil Fälle mit sehr hohen Kosten können das
von komplexen Verfahren mit
einem hohen Bedarf an Arbeitskräften und Verfügbarkeit. Die finanzielle Gleichgewicht eines Spitals
Kantone, deren Belastung um über 1 Milliarde Franken pro
erheblich beeinträchtigen.
Jahr zugenommen hat, verlieren an Einfluss und sind ent­
sprechend frustriert. Sie haben mit knappen Gesundheits­
budgets zu kämpfen und setzen einen Grossteil ihrer Mittel für
die Beteiligung an den Spitalrechnungen ein. Mit der neuen Erneut bearbeitet wurden auch die Thematik der Innova­
Spitalfinanzierung stehen ihnen nur noch bescheidene Sum­ tionen und das noch unbefriedigende Verfahren. Zwar sind
men für die Entschädigung von gemeinwirtschaftlichen Leis­ immer Verhandlungen zwischen den Tarifpartnern möglich,
tungen zur Verfügung. Viele dieser Leistungen wie die Notfall­ bevor eine neue Therapie in die Struktur implementiert wird:
dienste, die Gefängnismedizin oder bestimmte psychiatrische Dies ist jedoch ein äusserst langwieriger Prozess, und vielfach
Leistungen sind unmittelbar gefährdet. In diesem Klima der kann mit der Behandlung eines Patienten nicht so lange zu­
Unsicherheit senken die Zusatzversicherungen ihre Prämien gewartet werden. Für die Leistungserbringer besteht somit ein
nicht, obwohl ihre Belastung signifikant abnimmt. Dies ist sehr grosses Risiko, dass die Kosten nicht gedeckt sind.
Wasser auf die Mühlen der Kritiker unseres Gesundheitswe­ Schliesslich besprach der Verwaltungsrat auch die Fälle
sens, die darin nur ein Instrument für die Gewinnerzielung mit sehr hohen Kosten. Diese sind zwar nicht häufig, doch sie
zum Nachteil der Patienten sehen. können das finanzielle Gleichgewicht eines Spitals erheblich
beeinträchtigen, unabhängig von seiner Grösse. Es wurde eine
Lösung skizziert, die noch weiter auszuarbeiten ist (vgl. den
Die Tarifstruktur muss die tatsächlichen Artikel von P. Ingenpass zu diesem Thema auf Seite 319 in die­
ser Ausgabe).
Kosten einer angemessenen Patienten- Schon bald werden die ersten Jahresbilanzen 2012 ver­
versorgung unbedingt möglichst öffentlicht. In Kombination mit den Schwierigkeiten, die sich
bei den Verhandlungen über die Baserate 2013 ergeben haben,
genau abbilden. leiten sie eine neue Rationalisierungswelle ein, die teils not­
wendig, aber auch schmerzlich ist. Vor diesem Hintergrund
und um eine Benachteiligung der effizienten Spitäler zu ver­
Angesichts dieser Entwicklung muss die Tarifstruktur hindern, setzt sich die FMH im Rahmen der SwissDRG AG mit
SwissDRG die tatsächlichen Kosten einer angemessenen Be­ Nachdruck für eine Verbesserung der Glaubwürdigkeit unse­
treuung der Patienten unbedingt möglichst genau abbilden. rer Tarifstruktur ein. Dies ist auch eine Gelegenheit, um unse­
Diese Anforderung wird mit der derzeit geltenden Version 2.0 rem Case­Mix­Office zu danken, das mit begrenzten Mitteln
nicht ausreichend erfüllt. Entsprechend ist die Strategie des gelassen eine umfangreiche Arbeit von hoher Qualität leistet.
Verwaltungsrates der SwissDRG AG ausgerichtet: Das System
muss differenzierter ausgestaltet werden. Benachteiligt sind Dr. med. Pierre-François Cuénoud,
gegenwärtig die öffentlichen Zentrumsspitäler, die eine hoch­ Vizepräsident der FMH, Verantwortlicher des Ressorts
spezialisierte Medizin betreiben, insbesondere die Universi­ Tarife und Gesundheitsökonomie Spitalärzte

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 317
Editores Medicorum Helveticorum
SwissDRG FMH

Vergütung hochteurer Fälle unter SwissDRG


Einige stationäre Behandlungsfälle in der Akutsomatik sind sehr komplex und kos-
tenintensiv. Trotz Kodierung aller behandelter Krankheiten und sämtlicher erbrach-
ter Leistungen kann keine DRG angesteuert werden, die den ausgelösten finanziel-
len Aufwand auch nur annähernd abdeckt. Finanzielle Einbussen sind die Folge.

Petra Ingenpass Die meisten teuren stationären Behandlungsfälle sind ein Beispiel mit Gesamtfallkosten über einer halben
durch die DRG gedeckt. Ganz anders ist die Situation Million Franken sollte nicht als Massstab dienen.
Stv. Leiterin Tarife jedoch bei hochteuren Fällen mit Zuordnung zu einer Solche Kosten betreffen nur eine sehr kleine Anzahl
und Gesundheitsökonomie
Spitalärzte
DRG, welche einen viel zu niedrigen Erlös ergibt, das Fälle.
Spital verzeichnet dann einen finanziellen Verlust.
Vielfältige Ursachen
Teure Fälle sind nicht gleich teure Fälle Hochteure Behandlungsfälle mit Unterdeckung der
In welchen Fällen man von hochteuren Fällen bzw. Behandlungskosten stellen keine Rarität dar und
Hochkostenfällen spricht, ist nicht klar festgelegt. In kommen insbesondere, aber nicht nur, in Universi-
Deutschland werden nach einer Einteilung von Dr. tätsspitälern oder spezialisierten Zentren vor. Von der
med. A. Tecklenburg von der Medizinischen Hoch- Ärzteschaft wurde die Problematik der Unterdeckung
aufwendiger Fälle bereits früh erkannt. An der letzten
Veranstaltung des Ressorts Tarife und Gesundheits-
Schweizer Universitätsspitäler müssen mit Erlös- ökonomie Spitalärzte der FMH hat Herr Prof. Dr.
med. Guido Beldi, DRG-Delegierter der Schweizeri-
einbussen von zwischen 20 000 und 50 000 Franken schen Gesellschaft für Viszeralchirurgie [5], Beispiele
aus seiner Klinik präsentiert. Dabei wurde deutlich,
pro Hochkostenfall rechnen.
dass es gehäuft bei solchen Fällen zu hohen Kosten
mit Untervergütung kommt, die bereits in einem an-
deren Spital vorbehandelt wurden und bei denen der
schule Hannover (MHH) die Patienten als «Extrem- komplizierte Verlauf eine Verlegung an das Universi-
kostenfälle» definiert, die Behandlungskosten von tätsspital notwendig machte. Häufig waren Re-Ope-
über 20 000 Euro generieren, wovon aber weniger als rationen, intensivmedizinische Behandlung und
die Hälfte durch die Fallpauschale abgedeckt ist [1]. teure Medikamente oder Blutprodukte erforderlich
An der MHH erfüllen diese Kriterien etwa 250 bis (Tab. 1).
450 Fälle pro Jahr. Die Behandlung dieser Patienten Betrachtet man beispielsweise die Intensivstation
ergibt ein durchschnittliches Defizit von 25 000 bis als mögliche Ursache hoher Kosten, so fällt auf, dass
30 000 Euro pro Fall, sodass die MHH gemäss Dr. im SwissDRG System 2.0 die intensivmedizinische
med. A. Tecklenburg ein jährliches Unterdeckungs- Therapie mit einem entsprechenden Prozedurenkode
volumen von ca. 6,5 Mio. Euro aufweist. Hochge- abgebildet werden kann. Ein Kode für die weniger
rechnet auf das Bundesgebiet Deutschland sei ein ressourcenintensive Behandlung auf der Intermediate
Gesamtvolumen von etwa einer halben Mrd. Euro Care Einheit wurde 2012 beantragt. Ohne diesen Pro-
anzunehmen [2]. zeduren-Kode ist eine sachgerechte Abbildung von
Auch die Gesundheitsdirektion Zürich berichtet
Tabelle 1
von Patientengruppen, bei welchen die ausgelösten
Häufige Ursachen von Hochkostenfällen.
Kosten die durch die Fallpauschale generierten Ein-
nahmen um mehr als 30 000 Franken übersteigen. Verlegung von anderem Spital
Am UniversitätsSpital Zürich wurden knapp 2000 sol-
Externe Vorbehandlung
cher hochdefizitärer Behandlungsfälle behandelt [3].
Spezialisierte und/oder chirurgische Fälle
Korrespondenz: Die SwissDRG AG geht in ihrem Strategiepapier
Komplexer Fall mit hohem PCCL [6]
Dr. med. Petra Ingenpass [4] zur Weiterentwicklung des SwissDRG-Systems
FMH ebenfalls auf die Problematik der Hochkostenfälle ein. Hohe Leistungsdichte
Froburgstrasse 15
Dort wird als Beispiel ein Hochkostenfall von über Intensivstation und/oder Intermediate Care Unit
CH-4600 Olten
Tel. 031 359 11 11 500 000 Franken mit einer Abweichung von den Hohe Verweildauer
Fax 031 359 11 12 mittleren Kosten von über 50 000 Franken angege- Teure Medikamente
tarife.spital[at]fmh.ch ben. Beide Werte sind aus Sicht der FMH zu hoch,

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 319
Editores Medicorum Helveticorum
SwissDRG FMH

Leistung und Kosten der Intermediate Care in der gelte helfen, den Umfang der Untervergütung bei auf-
DRG-Kalkulation nicht möglich. Die Untervergütung wendigen und hochteuren Einzelfällen zu reduzieren.
von Behandlungsfällen ist aber auch ein Problem klei- Gleichzeitig verhindern sie eine systematische Ver-
ner Spitäler und führt zu einem beachtlichen Defizit, zerrung der Leistungsvergütung.
wie Frau Kerstin Schlimbach Neuhauser als leitende Zwar sind diese Lösungen Schritte in die richtige
Internistin [7] an derselben FMH-Veranstaltung an- Richtung, sie reichen aber bei weitem nicht aus, um
hand mehrerer Fälle dargestellt hat. Hohe Kosten ver- die generierten finanziellen Verluste bei bestimm-
ursachen dabei neben Medikamenten auch Arztkos- ten Patientengruppen zu minimieren. Immer wieder
ten (Belegarzt) bzw. Fremdleistungen. werden deshalb auch in Deutschland trotz 10-jäh-
Die Beispiele von Prof. Dr. med. Guido Beldi zei- riger Erfahrung mit Fallpauschalen weiterführende
gen, dass in einem Universitätsspital hochteure Fälle Lösungsmöglichkeiten diskutiert.
bei Unterdeckung meist Erlöseinbussen von zwischen
20 000 und 50 000 Franken verursachen. Allein 7,6% Gute Lösungen für die Schweiz sind gefragt
der Fälle in seiner Klinik weisen ein Defizit von über Die SwissDRG AG beobachtet die weiteren Entwick-
20 000 Franken auf. In Einzelfällen gibt es sogar Fehl- lungen in Deutschland und prüft diese im Hinblick
beträge von über 200 000 Franken. Im kleinen Spi- auf eine mögliche Übernahme in das Schweizer Sys-
tal der Grundversorgung lagen die Verluste durch- tem. Zudem hat die SwissDRG AG nach zahlreichen
schnittlich zwischen 15 000 und 30 000 Franken. Vorstössen der FMH datenbasiert 28 Zusatzentgelte
für die SwissDRG-Version 3.0 kalkuliert.
Das allein reicht nicht aus - zusätzliche Massnah-
Untervergütete Hochkostenfälle men sind gefordert. Gemäss der SwissDRG AG können
sind auch an kleinen Spitälern Lösungen für die Abgeltung von Hochkostenfällen
gegebenenfalls auch ausserhalb der Tarifstruktur er-
möglich. arbeitet werden, sollte eine Differenzierung im Fall-
pauschalensystem nicht möglich sein.
Nun gilt es, dass die SwissDRG AG zusammen mit
Erste Lösungsansätze in Deutschland ihren Partnern entsprechende Lösungen erarbeitet.
2006, zwei Jahre nach der verbindlichen Einführung Die FMH wird sich auch weiterhin dafür einsetzen,
von Fallpauschalen im stationären Sektor, wurde in dass Hochkostenfälle leistungsgerecht vergütet wer-
Deutschland die Unterdeckung bestimmter hoch- den.
teurer Fälle bereits intensiv diskutiert und nach mög-
lichen Wegen gesucht, das Problem anzugehen. Literatur
Die Spitäler, die Kosten- und Leistungsdaten 1 VUD-Herbstforum: Unikliniken auf der Suche
zur Pflege und Weiterentwicklung der deutschen nach der gerechten Finanzierung. In: Das Kranken-
haus,11/2012. S. 1177.
Fallpauschalen liefern, können separat Daten von
untervergüteten Hochkostenfällen erheben. Auf die- 2 Präsentation «Weiterentwicklung des DRG-Systems»,
Dr. med. Andreas Tecklenburg, Vorstand Krankenversor-
ser Grundlage fand man für verschiedene DRGs und
gung, MHH Medizinische Hochschule Hannover 2012.
Konstellationen Lösungen innerhalb des Fallpauscha-
3 Neue Zürcher Zeitung, 17. November 2012,
len-Systems. Einige Schwerpunkte sind dabei die In-
«Hochdefizitäre Patienten und teure Kurzlieger».
tensivmedizin, die Versorgung von Kindern, Mehr-
4 vgl. www.swissdrg.org
facheingriffe sowie Mehrzeitigkeit der Prozeduren.
So wurden beispielsweise die Beatmungs-DRGs wei- 5 Prof. Dr. med. Guido Beldi, Universitätsklinik für
Viszerale Chirurgie und Medizin, Bereich Chirurgie,
ter differenziert, Kodes für Komplexbehandlungen
Inselspital Bern.
geschaffen oder datenbasiert Alterssplits eingeführt.
6 PCCL: Patient Clinical Complexity Level; patienten-
Für seltene, aufwendige chirurgische Fälle bestehen
bezogener Gesamtschweregrad unter Berücksichtigung
im deutschen DRG-System beispielsweise spezifische der Komplikationen und Komorbiditäten.
DRGs. Die Schweiz konnte durch die Übernahme
7 Kerstin Schlimbach Neuhauser, Leitende Ärztin
einiger dieser Umbauten in SwissDRG von den Er- Innere Medizin, Spital Einsiedeln.
kenntnissen profitieren. Die in Deutschland verfüg-
8 Bei einem bewerteten Zusatzentgelt ist ein Preis
baren über 150 bewerteten und unbewerteten Zu- kalkuliert, die Vergütungen unbewerteter Zusatzent-
satzentgelte [8] tragen ebenfalls zu einer verbesserten gelte werden zwischen den Leistungserbringern und
Abbildbarkeit erbrachter Leistungen bei. Zusatzent- den Krankenversicherern verhandelt.

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Aktuell FMH

Printversion des Swiss Medical Weekly im Schweizerischen Medizin-Forum

Neuer Service für alle FMH-Mitglieder

Die Ärztekammer der FMH hat am 26. Oktober 2011 Wir sind überzeugt, dass die Inhalte des SMW,
beschlossen, die drei Kernzeitschriften des Schweize- insbesondere die verschiedenen Reviews in den Sek-
rischen Ärzteverlages durch ein Sockelabonnement tionen «medical intelligence», «current opinion»
zu unterstützen: Schweizerische Ärztezeitung, und «medtech», viele FMH-Mitglieder ansprechen
Schweizerisches Medizin-Forum und Swiss Medical werden. Alle haben ein akademisches Studium hin-
Weekly. Das Swiss Medical Weekly ist eine wissen- ter sich, bilden sich regelmässig weiter und werden
schaftliche Zeitung, die sich als Plattform für den diese einfachen, übersichtlichen und kondensierten
Schweizer akademischen Nachwuchs einsetzen will. Appetizer sicher zu schätzen wissen.
Es ist eine Online-Zeitschrift, die open access er- Wissenschaft begleitet die Ärztin und den Arzt
scheint, und liegt damit im Trend der universitär ge- nicht nur im Studium und in der Weiterbildung,
wünschten Publikationen. sondern auch in der Fortbildung. Das SMW ist nicht

Der Leser soll sich rasch ein Bild machen, ob er im Internet


den ganzen Artikel lesen möchte.

Seit Anfang 2013 gibt es eine neue Printversion das NEJM, aber doch eine Schweizer Kost, die sich je-
des SMW, die unverändert die «extended abstracts» des Jahr besser zu profilieren weiss.
der Originalarbeiten und neu eine journalistisch ver- Wir wünschen Ihnen viel Freude an diesem
arbeitete Zusammenfassung der «reviews» beinhal- neuen Service für die FMH-Mitglieder!
tet. Dies soll dem Leser erlauben, sich rasch ein Bild
zu machen, ob und wofür er sich im Internet den
ganzen Artikel anschauen möchte. Diese neue Print- Dr. med. Jürg Schlup, Präsident FMH
version erscheint als zweiter Teil zusammen mit dem
Schweizerischen Medizin-Forum und erreicht somit Prof. Dr. med. André P. Perruchoud, Chefredaktor SMW
jede Woche alle FMH-Mitglieder.

Dr. med. Prof. Dr. med.


Jürg Schlup, André P. Perruchoud,
Präsident FMH Chefredaktor SMW

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 321
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Zentralvorstand FMH

Aus dem Protokoll

Zentralvorstandssitzung vom 10. Januar 2013

Masterplan Hausarztmedizin – Für die Neuorgani­ einzubringen. Auf Wunsch des ZV sollen alle Res­
sation von TARMED Suisse soll eine Taskforce Lösun­ sorts bis Ende Februar Stellung zur Roadmap neh­
gen bis zum 30. April 2013 ausarbeiten. Aufgrund der men, um die Antworten anschliessend diskutieren
neuen Ausgangslage beschliesst der Zentralvorstand zu können.
(ZV), für das Teilprojekt des Masterplans «Finanzie­
rung und Versorgung» die Priorisierung von Kapitel Ausschluss Doppeltitelträger – In den Hausarzt­
40 und die Übergangslösung mit Roadmap nochmals listenmodellen einiger Krankenkassen werden die
in der Delegiertenversammlung (DV) zu diskutieren Doppeltitelträger ausgeschlossen. Der ZV stellt sich
und das Gespräch mit Hausärzte Schweiz zu suchen. grundsätzlich gegen jegliche Listenmodelle und
entscheidet, ein allfälliges Musterverfahren mitzu­
Roadmap nachhaltiges Gesundheitssystem – Die unterstützen, um Druck gegenüber den Kassen aus­
SAMW lädt die FMH dazu ein, bis Mitte April ihre zuüben. Da die kantonale Ebene zentral ist, soll die
Kompetenzen und Positionen in die Roadmap «Ein FMH auf die KKA zugehen.
nachhaltiges Gesundheitssystem für die Schweiz»

Nouvelles du Comité central

Séance du Comité central du 10 janvier 2013


Masterplan «Médecine de famille» – Concernant la durable pour la Suisse». A la demande du Comité
réorganisation de TARMED Suisse, une taskforce a été central, les domaines d’activité de la FMH ont
chargée d’élaborer des solutions d’ici au 30 avril jusqu’à fin février pour prendre position à ce sujet,
2013. Dans ce contexte, le Comité central a décidé de afin de pouvoir ensuite en discuter.
rediscuter à l’Assemblée des délégués du sous­projet
«Financement et soins de base», et notamment de la Exclusion des porteurs de doubles titres – Cer­
question de traiter en priorité le chapitre 40, ainsi taines caisses­maladie excluent les porteurs de
que de la solution transitoire avec la feuille de route, doubles titres de leur liste des médecins de famille.
et de chercher le dialogue avec Médecins de famille Opposé par principe aux modèles de listes, le Comité
Suisse. central a décidé de soutenir une éventuelle pro­
cédure type afin de faire pression sur les caisses.
Feuille de route «Un système de santé durable» – Comme la compétence revient aux cantons, la FMH
L’ASSM invite la FMH à partager ses compétences et à prendra contact avec la Conférence des sociétés
présenter ses positions d’ici à la mi­avril dans le cantonales de médecine.
cadre de la feuille de route «Un système de santé

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 322
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FMH

Personalien

Einsprache gegen diese Aufnahme richten Sie


Todesfälle / Décès / Decessi Ärztegesellschaft des
schriftlich innert 20 Tagen an: Dr. med. Hugo
Kantons Luzern Brunner, Dorfstrasse 14, 6417 Sattel.
Christian Meier-Blaser (1966), † 28.1.2013,
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Zur Aufnahme in unsere Gesellschaft Sektion
5000 Aarau Stadt haben sich angemeldet: Ärzte-Gesellschaft des Kantons Zug
Jacques Veuthey (1929), † 28.1.2013, Philipp Bänninger, Facharzt für Ophthalmologie
Spécialiste en médecine interne générale, FMH, Augenklinik Luzerner Kantonsspital, Zur Aufnahme in die Ärzte-Gesellschaft des
1007 Lausanne 6000 Luzern 16 Kantons Zug als ordentliche Mitglieder haben
Richard Spitz (1950), † 29.1.2013, sich angemeldet:
Wasiliki Dedes, Fachärztin für Ophthalmologie,
Spécialiste en pédiatrie, 1512 Chavannes-sur- spez. Ophthalmochirurgie FMH, Luzerner Patrick Messing, Facharzt für Allgemeinmedi-
Moudon Kantonsspital, 6000 Luzern 16 zin, Holzhäusernstrasse 8, 6313 Menzingen
Kurt Sauter (1947), † 1.2.2013, Sami Hayek, Facharzt für Ophthalmologie & Theresa Seeliger, Fachärztin für Innere Medizin,
Facharzt für Oto-Rhino-Laryngologie, Ophthalmochirurgie FMH, Augenklinik Luzer- Kardiologie FMH, Tellenmattstrasse 51, 6317
3084 Wabern ner Kantonsspital, 6000 Luzern 16 Oberwil
Daniel Sorg (1927), † 5.2.2013, Verena Hefti-Alber, Fachärztin für Allg. Innere Me- Einsprachen gegen diese Kandidaturen müssen
Spécialiste en médecine interne générale, dizin FMH, Morgartenstrasse 17, 6003 Luzern innerhalb 14 Tagen seit dieser Veröffentlichung
1208 Genève schriftlich und begründet beim Sekretariat der
Adrienne Hoffmann, Fachärztin für Radiologie Ärzte-Gesellschaft des Kantons Zug eingereicht
FMH, Hirslanden Klinik St. Anna, St. Anna- werden. Nach Ablauf der Einsprachefrist ent-
Praxiseröffnung / Strasse 32, 6006 Luzern scheidet der Vorstand über Gesuche und allfäl-
Nouveaux cabinets médicaux / lige Einsprachen.
Richard Kobza, Facharzt für Innere Medizin &
Nuovi studi medici Kardiologie FMH, Luzerner Kantonsspital,
6000 Luzern 16
BL Preis / Prix
Holger Spangenberger, Facharzt für Innere Medi-
Hakan Sarikaya, zin / Gastroenterologie, Luzerner Kantonsspi-
Facharzt für Neurologie, Langenhagweg 12, tal, 6110 Wolhusen Allergiestiftung Ulrich Müller-Gierok
4153 Reinach Die Preisträgerin 2012 ist Frau PD Dr. Gabriela
Manuela Sültemeyer, Fachärztin für Chirurgie,
ZH Regionalärztlicher Dienst der Zentralschweiz Senti vom Zentrum für klinische Forschung der
(RAD), Landenbergstrasse 35, 6005 Luzern Universität Zürich, Erstautorin der Arbeit «In-
Andreas Hanhart, tralymphatic immunotherapy for cat allergy
Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, Jan Voss, Facharzt für Neurologie, Haldenstrasse induces tolerance after only 3 injections.»
Bahnhofstrasse 208, 8620 Wetzikon ZH 11, 6006 Luzern Die Allergiestiftung Ulrich Müller-Gierok för-
Einsprachen sind innert 20 Tagen nach der Pu- dert die klinische Forschung auf dem Gebiete
Ärztegesellschaft des Kantons Bern blikation schriftlich und begründet zu richten der Allergologie. Sie vergibt jährlich einen Preis
an: Ärztegesellschaft des Kantons Luzern, von CHF 10 000.– für eine in der Schweiz ent-
Schwanenplatz 7, 6004 Luzern. standene Arbeit in klinischer Allergologie, die
Ärztlicher Bezirksverein Bern Regio
in einem peer reviewed Journal publiziert
Zur Aufnahme als ordentliche Mitglieder ha- wurde.
ben sich angemeldet:
Ärztegesellschaft des
Fondation Allergie Ulrich Müller-Gierok
Beat Gloor, Chefarzt, Universitätsklinik für Vis- Kantons Schwyz
zerale Chirurgie und Medizin, Inselspital, 3010 La lauréate 2012 est Dr. Gabriela Senti, PD, du
Bern centre de recherche clinique de Zurich, pour son pu-
Zur Aufnahme in die Ärztegesellschaft des Kan-
blication «Intralymphatic immunotherapy for cat
Jan Mathys, Facharzt für Neurologie, Schänzli- tons Schwyz hat sich angemeldet:
allergy induces tolerance after only 3 injections.»
strasse 33, 3013 Bern
Robert E. Seidner, Facharzt für Orthopädische La Fondation Allergologie Ulrich Müller-Gierok a
Einsprachen gegen diese Vorhaben müssen in- Chirurgie und Traumatologie des Bewegungs- pour but de soutenir la recherche clinique dans le
nerhalb 14 Tagen seit dieser Veröffentlichung apparates, Kirchstrasse 4, 6205 Eich. Ab domaine de l’allergologie en Suisse. Elle décerne un
schriftlich und begründet beim Präsidenten 1.3.2013 Tell-Klinik, Gotthardstrasse 62, 6438 prix annuel d’un montant de Frs 10 000.– pour une
des Ärztlichen Bezirksvereins Bern Regio einge- Ibach. étude effectuée dans ce domaine en Suisse, et publié
reicht werden. Nach Ablauf der Einsprachefrist dans un journal peer-reviewed.
entscheidet der Vorstand über die Aufnahme
der Gesuche und über die allfälligen Einspra-
chen.

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 323
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SGV O R G A N I S AT I O N E N D E R Ä R Z T E S C H A F T

Kostenübernahme nichtgelisteter Arzneimittel


Die Schweizerische Gesellschaft der Vertrauens- und Versicherungsärzte erarbeitete
in Zusammenarbeit mit den Vertrauensärztlichen Diensten der grösseren Kranken-
versicherer eine Systematik zur allgemeinen Nutzenbewertung von Arzneimitteln.
Anhand einheitlicher Kriterien sollen die Vertrauensärzte den Nutzen nichtgeliste-
ter Arzneimittel rasch beurteilen können.

Max Giger, Die Spezialitätenliste (SL) [1] enthält beinahe alle in Gesundheitsgesetzen nachvollziehbar festzuhalten.
Arthur Krähenbühl, der ambulanten Therapie Erwachsener benötigten Vor dem Einsatz des Arzneimittels muss der Arzt
Beat Seiler, Jürg Zollikofer Arzneimittel. Diese Arzneimittel müssen gemäss der beim Krankenversicherer die Kostengutsprache
Fachinformation und allfälliger Limitationen (L) an­ beantragen. Dies hat mittels eines medizinisch be­
gewandt werden. Die Kosten der gelisteten Arznei­ gründeten Gesuchs zuhanden des Vertrauensarztes
mittel werden von der obligatorischen Krankenpflege­ zu erfolgen.
versicherung (OKP) übernommen. Im Prinzip werden von der OKP in begründeten
In der Kinder­ und Jugendmedizin müssen Einzelfällen auch Arzneimittel ausserhalb der SL
wegen fehlender klinischer Studien mit Patienten übernommen. Gemäss Artikel 71 a und b der Verord­
dieser Altersgruppe mehr als die Hälfte der Arznei­ nung über die Krankenversicherung (KVV SR
mittel ausserhalb der Fachinformation (u. a. andere 832.102) übernimmt die OKP den Einsatz von Arz­
Dosierung, andere Applikation, andere Population) neimitteln unter folgenden Voraussetzungen:

«Nichtgelistete Arzneimittel sollten einzig bei nachgewiesenem hohem


zu erwartendem medizinischem Nutzen empfohlen werden.»

angewandt werden. Auch im Bereich der Geriatrie – Das Arzneimittel ist eine unerlässliche Vorausset­
und Alterspsychiatrie, insbesondere im Rahmen von zung für die Durchführung einer anderen von
Verhaltensstörungen bei Demenz, werden oft ältere der obligatorischen Krankenpflegeversicherung
Arzneimittel ausserhalb der Fachinformation ange­ übernommenen Leistung
wandt. Der Einsatz ausserhalb der Fachinformation – Vom Einsatz des Arzneimittels wird ein grosser
erfolgt aufgrund allgemeinen Wissens und Erfahrung therapeutischer Nutzen gegen eine Krankheit er­
sowie Guidelines [2], und die Kosten der Arzneimit­ wartet, die für die versicherte Person tödlich ver­
tel werden von den Krankenversicherern im Allge­ laufen oder schwere und chronische gesundheit­
meinen ohne Rückfrage übernommen. liche Beeinträchtigungen nach sich ziehen
Im Bereich der Onkologie und bei Behandlung kann, und es ist keine andere wirksame und zu­
seltener Krankheiten werden ältere und vor allem gelassene Behandlungsmethode verfügbar.
neuere Arzneimittel oft ausserhalb der Fachinforma­
tion (Off­Label­Use), ausserhalb der in der SL aufge­ Es ist Aufgabe des Vertrauensarztes, den Nutzen und
führten Limitatio (Off­Limitatio­Use), nichtgelistete die Zweckmässigkeit des Einsatzes beim individuel­
Korrespondenz: registrierte Arzneimittel (Off­SL­Use) oder gar nicht len Patienten zu beurteilen. Der Krankenversicherer
Dr. med. Jürg Zollikofer registrierte Arzneimittel (Unlicensed­Use) angewandt. bestimmt die Höhe der Vergütung.
Präsident Schweizerische
Seltener trifft dies für andere Therapiegebiete zu. Die Schweizerische Gesellschaft der Vertrauens­
Gesellschaft der Vertrauens­
und Versicherungsärzte SGV Vorgängig der Medikation ausserhalb der Fachinfor­ und Versicherungsärzte (SGV) erarbeitete in Zusam­
c/o MBC Markus Bonelli mation oder gar nichtregistrierter Arzneimittel muss menarbeit mit den Vertrauensärztlichen Diensten
Consulting der Patient über die Ausnahmesituation orientiert der grösseren Krankenversicherer eine Systematik
Wülflingerstrasse 59
CH­8400 Winterthur werden [3]. Einzig bei expliziter Zustimmung des zur allgemeinen Nutzenbewertung von Arzneimit­
Tel. 052 226 06 03 informierten Patienten dürfen diese Arzneimittel teln [4]. Anhand einheitlicher Kriterien sollen die
Fax 052 226 06 04 eingesetzt werden. In der Patientenakte ist der Vertrauensärzte den Nutzen der nichtgelisteten Arz­
info[at]vertrauensaerzte.ch ausserordentliche Einsatz gemäss den kantonalen neimittel innerhalb eines vertretbaren Zeitrahmens

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(20–30 Minuten) beurteilen können. Darauf basierend mung eines Arzneimittels [5]. Es ist das Ergebnis aus
und unter Berücksichtigung wichtiger Prämissen des den Erfahrungen bei über 2000 Fällen. Es hat sich für
individuellen Patienten (u. a. klinischer Allgemein­ die Anwendung onkologischer und nicht onkologi­
zustand, Multimorbidität, aktuelle und frühere Be­ scher Fälle bewährt. Das Modell gibt auch in Orphan­
handlungen) können sie die Empfehlung zuhanden Situationen eine zuverlässige Nutzenbewertung ab.
des Krankenversicherers formulieren. Zur Nutzenbe­ Im Zentrum stehen die wissenschaftlich abgestütz­
urteilung stehen heute die zwei auf den Abbildungen ten Kriterien zur Datenqualität, zur Wirkung und
dargestellten Modelle zur Verfügung. zur Lebensqualität. Die Darstellung wurde vereinfacht
und die Praxistauglichkeit verbessert. Die Kriterien ba­
9-Felder-Modell sieren auf einem breiten Konsens, sie sind klar defi­
Der zu erwartende medizinische Nutzen des Arznei­ niert und für jedermann nachvollziehbar. Neu wurde
mittels wird aufgrund der wissenschaftlichen Evidenz das Nebenwirkungsprofil (Adverse Events) detaillierter
und dessen Wirkung in den bekannten Studien er­ dargestellt und die Validität des Modells überprüft.
mittelt (Abb. 1). Die wissenschaftliche Evidenz wird Beide Modelle werden von Vertrauensärzten an­
in drei Stufen, von Case Reports bis Phase­III­Studien gewandt. Sie erlauben eine Beurteilung des klini­
bzw. Registrierung durch EMA oder FDA, eingeteilt schen Nutzens innerhalb kurzer Zeit. Die Ergebnisse
und auf der Ordinate dargestellt. Der methodolo­ stimmen in hohem Ausmass überein. Es können
gisch bedingten geringeren Evidenz im Falle eines beide Modelle «additiv» eingesetzt und die Resultate
Arzneimittels zur Behandlung einer seltenen Krank­ verglichen werden, um allfällige Unsicherheiten bei
heit («Orphan Disease») wird mit einer um eine der Nutzenbeurteilung zu beseitigen.
Stufe höheren Bewertung Rechnung getragen. Die Je besser die Wirkungen und Nebenwirkungen
wichtigsten Parameter, die in klinischen Studien zur der Arzneimittel dokumentiert sind, desto weniger
Beurteilung der Wirkung der untersuchten Arznei­ Unsicherheit tritt bei der Nutzenbeurteilung auf.
mittel verwendet werden, sind als Mass des «medizi­ Eine ausführliche und vertrauenswürdige Dokumen­
nischen Effekts» auf der Abszisse aufgeführt. In der tation – auch mit Resultaten aus Off­Label­Use –
Onkologie sind dies das Gesamtüberleben («Overall erleichtert im Interesse der Patienten die Nutzen­
Survival»/OS) und die Zeitspanne zwischen dem beurteilung. Die Pharmaindustrie kann durch Kom­
Einsatz des Arzneimittels und dem Fortschreiten der munikation publizierter und nichtpublizierter
Krankheit, d. h. das progressionsfreie Überleben Daten zu bekannten und neuen Wirkstoffen die
(«Progression­free Survival»/PFS). Das Ausmass des Nutzenbeurteilung stärken und beschleunigen. Die
medizinischen Effektes wird in drei Stufen eingeteilt. möglichst breite Öffnung «schlummernder» bzw.
Das Zusammenführen der wissenschaftlichen Evidenz «pharma­interner» Datenbanken für Vertrauens­
mit dem medizinischen Effekt ermöglicht die Eintei­ ärzte und behandelnde Ärzte ist im Interesse einer
lung der Arzneimittel in vier Nutzenkategorien. sicheren und effizienten Patientenbehandlung. Da­
durch werden weder der Off­Label­Use gefördert
MediScore-Modell noch eine «Parallel­SL» geschaffen.
Das MediScore­Modell (Abb. 2) ist eine Weiterent­ Die SGV begleitet im Rahmen einer Arbeits­
wicklung des Helsana­Modells zur Nutzenbestim­ gruppe den Einsatz dieser Modelle und veranlasst de­

Abbildung 1
9-Felder-Modell.

Phase-III-Studie
hoch Zulassung EMA/FDA c

Qualität der Evidenz mittel Phase-II-Studie(n) b


EMA/FDA

tief Case reports a


1 2 3
mittel–tief hoch sehr hoch
Klinische Relevanz/Ausmass des Effekts (Nutzen-Risiko-Gesamtbeurteilung)
Sehr hoch Hoch Mittel–Tief
Onkologie: OS ≥ 12 Wochen Onkologie: PFS ≥ 12 Wochen Onkologie: OS/PFS 8 < 12 Wochen

Nutzen
A hoch
B bedeutsam
C mit Potential
D mässig–gering

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Tabelle1

Evidenzklasse I RCT, Metaanalysen 3


II Vergleichsstudien ohne Randomisierung 2
III/IV Korrelationsstudien, Case reports, Guideline, Expertenmeinunge 1 max. 3
p-Wert OS kleiner/gleich 0,01 3
kleiner/gleich 0,05 2
Datenqualität
PFS kleiner/gleich 0,05 1
RR kleiner/gleich 0,05 1 max. 5
Vertrauen/Publikation Gross 2
Mässig 1
Gering 0 max. 2
Wirkprinzip Gezielt, targeted-Therapie 1
Ungezielt, non-targeted-Therapie 0 max. 1
OS Ab 8 Wochen 1 HR als Alternative
Ab 12 Wochen 2 ab 0,85 0
Ab 16 Wochen 4 0,79-0,84 1
Ab 24 Wochen 5 0,78-0,70 2
bis 0,69 3 max. 5
PFS Ab 8 Wochen 1 HR als Alternative
Wirkung
Ab 16 Wochen 2 ab 0,76 0
Ab 24 Wochen 3 0,58-0,75 1
0,57-0,43 2
bis 0,42 3 max. 3
RR 0-10% SD oder P 0
11-50% 1
51-80% 2
über 80% oder CR 3 max. 3
Adverse Events AE Grad 5 0 Lebensqualität als Alternative
Grad 4 über 1% 0 Deutliche Verbesserung
1% und weniger 1 Wenig Aufwendungen/AE 5
Grad 3 über 10% 0 Hohe Aufwendungen/AE 2
10% und weniger 2 Mässige Verbesserung
Lebensqualität
Grad 2 3 Wenig Aufwendungen/AE 3
Grad 1 und 0 5 Hohe Aufwendungen/AE 1
Geringe Verbesserung
Wenig Aufwendungen/AE 1
Hohe Aufwendungen/AE 0 max. 5
Total max. 27
Nutzen Art. 71 a/b KVV als Pflichtleistung empfohlen
A: 20-27 erfüllt ja
B: 13-19 erfüllt ja
C: 6-12 nicht erfüllt nein,
nein Art. 71 KVV erfüllt, falls Therapieversuch den grossen Nutzen aufzeigt Abbildung 2
D: 0-5 nicht erfüllt nein
MediScore-Modell.

ren Anpassung an die Bedürfnisse der anwendenden zenbewertung von Arzneimitteln insbesondere bei
Vertrauensärzte. Off­Label­Use stattfinden. Die davon betroffenen
Im Prinzip gehören diese Modelle in die Hände Ärzte, Versicherer, Ämter und Pharmafirmen sind
der behandelnden Ärzte. Sie können dadurch in der zur Teilnahme eingeladen.
Entscheidungsfindung und bei der Kommunikation
mit den Patienten unterstützt werden. Ärzte sollten Literatur
immer selbst vorgängig der Diskussion mit den be­ 1 www.sl.bag.admin.ch
troffenen Patienten den Nutzen nichtgelisteter Arz­ 2 www.kinderdosierungen.ch
neimittel abklären. Nichtgelistete Arzneimittel soll­ 3 Giger M, Saxer U, Wildi A, Fritz MB. Medikationspro­
ten einzig bei nachgewiesenem hohem zu erwarten­ zess, in: Arzneimittelrecht. Zürich: Schulthess; 2013.
dem medizinischem Nutzen empfohlen werden. 4 siehe www.vertrauensaerzte.ch → Fachliches
Dadurch wird die therapeutische Vereinbarung un­ → Empfehlungen → Nutzenbewertung
terstützt. Die behandelnden Ärzte können das Ergeb­ 5 Seiler B, Fries R, Honegger H. Nutzenbewertung
nis ihrer Nutzenbewertung dem Gesuch um Kosten­ für Off­Label­Medikamente. Schweiz Ärztezeitung.
übernahme beifügen. Dadurch kann der Prozess der 2012;93(19):723–5.
Kostengutsprache effizienter gestaltet werden.

Ausblick
Am kommenden Jahreskongress der SGV in Fribourg
(20./21.3.2013) werden weitere Workshops zur Nut­

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Bald 40-jährige Plattform für Forschung und Monitoring von Krebs bei Kindern

Das Schweizer Kinderkrebsregister:


Erfahrungen als nationales Krebsregister

Claudia E. Kuehni a, Einleitung men. Nach Beendigung der Therapie und Entlassung
Gisela Michel a, Im Rahmen der Vernehmlassung zum nationalen aus den Nachkontrollen wird das Überleben der Be-
Matthias Egger a, Krebsregistrierungsgesetz werden Vor- und Nach- troffenen durch Abgleich mit den Personenregistern
Marcel Zwahlen a, teile einer nationalen Krebsregistrierung in der der Gemeinden und der Mortalitätsstatistik regis-
Maja Beck Popovic d, Schweiz erneut diskutiert. Das Schweizer Kinder­ triert. Zweittumore werden durch Abgleich mit kan-
Felix Niggli b, krebsregister (SKKR) blickt auf fast 40 Jahre Erfah- tonalen Krebsregistern erfasst. Im Rahmen der Swiss
Nicolas X. von der Weid c rung als nationales Krebsregister für Kinder und Childhood Cancer Survivor Study werden ehemalige
Jugendliche zurück. Dieser Artikel erklärt die Be- Patient(inn)en zu Morbidität und Lebensqualität be-
Für die Schweizerische sonderheiten von Krebserkrankungen bei Kindern, fragt [7].
Pädiatrische Onkologiegruppe beschreibt die Erfahrungen des SKKR als nationales Datenschutz: Wie die kantonalen Krebsregister
(SPOG)* und das Schweizer Krebsregister und zeigt den Nutzen der erhobenen besitzt das Kinderkrebsregister eine generelle Regis-
Kinderkrebsregister (SKKR)* Daten für Klinik, Forschung und Public Health. terbewilligung der Eidg. Expertenkommission für
das Berufsgeheimnis in der medizinischen For-
a Schweizer Kinderkrebs- Wie funktioniert das schung [2]. Sie erlaubt das flächendeckende Sam-
register, Institut für Sozial-
und Präventivmedizin,
Schweizer Kinderkrebsregister? meln von nicht anonymisierten Daten zu Krebs im
Universität Bern Das SKKR wurde 1976 von der Schweizerischen Kindes- und Jugendalter aus verschiedenen Quellen
b Präsident, Schweizerische Pädiatrischen Onkologiegruppe (SPOG) gegründet. sowie den Datenabgleich mit Mortalitätsstatistik
Pädiatrische Onkolo- Es ist bisher die einzige nationale Plattform für und kantonalen Registern. Die behandelnden Ärz-
giegruppe, Universitäts- Krebsregistrierung in der Schweiz [1, 2]*. Krebs bei tinnen und Ärzte sind verpflichtet, Patient(inn)en
kinderklinik, Zürich
Erwachsenen wird primär kantonal erfasst. Eine und Eltern über das Register aufzuklären. Eine
c Past Präsident, Schweizerische
nationale Abdeckung wird hier erst in einigen Jah- schriftliche Einverständniserklärung ist nicht zwin-
Pädiatrische Onkolo-
giegruppe, Universitäts- ren erreicht sein [3, 4]. Das SKKR ist wie die natio- gend. Die Familien besitzen jedoch ein Vetorecht.
kinderspital UKBB, Basel nalen Kinderkrebsregister in anderen Ländern ein Vom Einspruchsrecht wird jedoch nur selten Ge-
d Médecin chef, unité epidemiologisches, bevölkerungsbasiertes Register brauch gemacht – nach unserer Erfahrung erlauben
d’hémato-oncologie für das Kinderkrebs-Monitoring. Zusätzlich hat es mehr als 98% der Angesprochenen das Sammeln ih-
pédiatrique, CHUV, Lausanne
Eigenschaften eines klinischen Registers und erfasst rer Daten, sodass eine flächendeckende Registrie-
Behandlung und Verlauf. rung von repräsentativen Daten möglich ist. Das
* Die Mitglieder der genannten Erhoben werden die Daten aller Einwohner- SKKR steht unter der Aufsicht der kantonalen und
Gruppen und die Literaturan-
(innen) der Schweiz, die bis zum Alter von 20 Jahren nationalen Datenschutzbeauftragten und muss
gaben finden sich unter www.
saez.ch → Aktuelle Nummer an Leukämie, einem benignen oder malignen Hirn- strenge Datenschutz-Richtlinien beachten. Persönli-
oder → Archiv → 2013 → 9. tumor, einem malignen soliden Tumor oder einer che Daten (Namen, Adressen) sind getrennt von kli-
Histiozytose erkrankt sind [5]. Hierzu werden Daten nischen Angaben in einer separaten Datenbank ge-
aus den behandelnden Kliniken, Pathologielabors, speichert.
anderen Registern sowie aus Krankenhaus- und Finanzierung: Das Kinderkrebsregister kämpft fi-
Mortalitätsstatistiken erfasst. Dabei erfolgt ein regel- nanziell ständig ums Überleben, da es keine regelmäs-
mässiger Datenabgleich mit den kantonalen Krebs- sige Unterstützung von Bund oder Kantonen erhält.
registern. Kinder bis zu 15 Jahren werden fast voll- Bisher wird es durch die Schweizerische Pädiatrische
ständig registriert (>95%). Jugendliche sind bisher Onkologiegruppe und das Institut für Sozial- und
nur teilweise erfasst (ca. 60–70%). Die Tumore wer- Präventivmedizin der Universität Bern sowie durch
den nach der «Internationalen Klassifizierung der Spenden von Elternorganisationen und Privatperso-
Krankheiten für die Onkologie» (3. Revision, ICD- nen subventioniert. Diese Mittel reichen aber nicht
O-3) und der «Internationalen Klassifizierung für aus, um das hohe Qualitätsniveau zu erhalten und
Korrespondenz: Krebserkrankungen im Kindesalter» ( 3. Revision, die aktuellen Datenschutz-Anforderungen zu erfül-
Prof. Dr. med. Claudia E. Kuehni ICCC-3) kodiert [6]. len. Bis zum Inkrafttreten des Krebsregistrierungs-
Institut für Sozial- und Basisdaten zu Tumor und Therapie zum Dia- gesetzes leistet daher die Kantonale Gesundheits-
Präventivmedizin
Finkenhubelweg 11 gnosezeitpunkt werden von den behandelnden direktorenkonferenz (GDK) zur Überbrückung einen
CH-3012 Bern Ärzt(inn)en geliefert und aus den Krankenakten ex- jährlichen Beitrag.
Tel. 031 631 35 07 trahiert. Der spätere Verlauf wird wiederholt erfasst. Enge Zusammenarbeit mit Ärzt(inn)en und Patien­
kuehni[at]ispm.unibe.ch Hierzu werden Angaben aus Krankenakten entnom- tenorganisationen: Das Kinderkrebsregister arbeitet

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Ziele des Schweizer Kinderkrebsregisters heit der kindlichen Krebserkrankungen ist eine hohe
– Sammeln von repräsentativen bevölkerungsbasierten Daten zu Krebs- Expertise nötig, um eine korrekte Diagnostik, The-
erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in der Schweiz (Inzidenz, Prä- rapie und Dokumentation zu gewährleisten [9]. Dies
valenz, Trends über die Zeit, regionale Verteilung und Überlebensraten); ist nur möglich, wenn die behandelnden Ärztinnen
– Dokumentation der diagnostischen Abklärungen, Behandlung und Teil- und Ärzte eng vernetzt sind und die Daten hierzu
nahme an klinischen Studien; zentral und einheitlich erfasst werden.
– Dokumentation der Kurz- und Langzeitprognosen von Krebs bei Kindern Auch die Krebstherapie unterscheidet sich bei
und Jugendlichen (Remissionen, Rückfälle, Überleben, Spätfolgen und Kindern und Erwachsenen. Einerseits können bei
Lebensqualität); Kindern bestimmte Zytostatika in höherer Dosie-
– Bilden einer Forschungsplattform für klinische, epidemiologische und rung gegeben werden, andererseits müssen bei ih-
Grundlagenforschung. nen die sich noch in Entwicklung befindenden
Organe (v. a. Zentrales Nervensystem und Fortpflan-
Es trägt dadurch bei zur zungsorgane) besonders geschont werden. Deshalb
– ständigen Verbesserung der Behandlung; wurden z.B. bei der akuten lymphoblastischen Leuk-
– Versorgungsplanung in der pädiatrischen Onkologie; ämie andere Therapieschemata für Kinder ent-
– Identifizierung von Spätfolgen der Therapie, mit dem Ziel, diese frühzeitig wickelt als für Erwachsene.
zu behandeln und in Zukunft möglichst zu vermeiden; Aktuell können über 80% der betroffenen Kinder
– Erforschung der Ätiologie von Krebserkrankungen bei Kindern und Jugend- geheilt werden [10]. Allerdings entwickeln zwei Drit-
lichen. tel von ihnen Spätfolgen (u.a. endokrine oder psy-
chische Probleme, Schwerhörigkeit, Blindheit, Fer-
tilitätsstörungen, kardiovaskuläre und pulmonale
eng mit Kinderonkolog(inn)en und anderen Ärzten Erkrankungen oder Zweittumore), die noch Jahre
zusammen und ist selbst Mitglied der SPOG. Hier- oder Jahrzehnte nach der Heilung auftreten können
durch funktionieren die standardisierten Meldepro- [11, 12]. Umso wichtiger ist es für diese Altersgruppe,
zesse ausgezeichnet. Bedürfnisse aus der Klinik kön- dass klinische Beobachtung und Forschung nicht
nen rasch vom SKKR aufgenommen und Resultate 5 oder 10 Jahre nach Therapieende abgebrochen
zeitnah an diese zurückgemeldet werden. Zu Eltern- werden. Auch Jahrzehnte nach der Behandlung auf-
und Patientenorganisationen gibt es ebenfalls enge tretende Spätfolgen sollen erfasst werden, um sie
Kontakte. frühzeitig therapieren und bei künftigen Patient
(inn)en möglichst vermeiden zu können [13]. Des-
Wie unterscheiden sich Krebserkrankungen halb beinhaltet das Kinderkrebsregister ein lebens-
bei Kindern von solchen bei Erwachsenen? langes Follow-up. Parallel dazu werden klinische
Krebserkrankungen sind bei Kindern seltener als Nachsorgeprogramme für erwachsene Survivors ent-
bei Erwachsenen. Nur 1% aller neuen Krebserkran- wickelt.
kungen treten vor dem 21. Lebensjahr auf [3]. Den-
noch ist Krebs nach Unfällen die häufigste Todes- Was hat das Kinderkrebsregister in den fast
ursache im Kindesalter. Die Bedeutung der kind- 40 Jahren seines Bestehens erreicht?
lichen Krebserkrankungen wird v. a. durch die 1. Krebserkrankungen bei Kindern werden in der
Anzahl der betroffenen Lebensjahre deutlich. Hier Schweiz repräsentativ und flächendeckend erfasst.
nehmen kindliche Krebserkrankungen Rang 3 aller Über 8700 Erkrankungen wurden bisher regis-
Krebserkrankungen ein, gleich nach Brust- und triert. Die Inzidenz ist mit 15,7 Neuerkrankun-
Lungenkrebs [8]. gen pro 100 000 Personen und Jahr ähnlich wie
Durch das frühe Erkrankungsalter sind die Aus- in Nachbarländern [5]. Das langjährige Monitor-
wirkungen für betroffene Kinder und Angehörige ing erlaubt, mögliche Veränderungen der Inzi-
gross. Erkrankte Kinder und Jugendliche haben noch denz zu erkennen, z. B. als Folge veränderter Um-
viele potentielle Lebensjahre vor sich und sollten weltbedingungen oder Lebensweisen. In den
nach der Heilung Aussicht auf eine normale Entwick- letzten 20 Jahren war die Krebsinzidenz bei Kin-
lung, Schulbildung und ein normales Berufs- und dern in der Schweiz stabil (Abb. 1) [5]. Für Er-
Familienleben haben. Für diese Altersgruppe ist es wachsene wurde sie bislang auf der Basis der Zah-
nicht nur essentiell, geheilt zu werden – die Kinder len der vorhandenen kantonalen Krebsregister
sollten ihr weiteres Leben auch mit einem Minimum für die ganze Schweiz extrapoliert [3]. Das neue
an Nebenwirkungen und Spätfolgen leben können. Gesetz soll nun auch für Erwachsene eine natio-
Während bei Erwachsenen Karzinome dominie- nale Lösung bringen.
ren, leiden Kinder hauptsächlich unter Leukämien, 2. Die enge Zusammenarbeit mit dem Netzwerk der
Hirntumoren, einer Reihe embryonaler Tumoren schweizerischen Kliniken für Pädiatrische Onkologie
(Retino-, Neuro-, Nephro- und Hepatoblastome so- und Hämatologie ermöglicht eine Übersicht über
wie Keimzelltumore) und Sarkomen [3]. Infolge der Behandlungen, Heilungsrate und Spätfolgen. Alle
Vielzahl unterschiedlicher Tumore und der Selten- Patient(inn)en werden nach modernsten stan-

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dardisierten Methoden behandelt, die Mehrzahl Laufende Forschungsprogramme analysieren die


(>50%) innerhalb von internationalen Therapie- Gründe und suchen zusammen mit Ärzt(inn)en
optimierungsstudien. Das Kinderkrebsregister und Patientenorganisationen nach Lösungen.
dokumentiert die eindrückliche Verbesserung 5. Aktuelle Fragestellungen zu Umwelteinflüssen bei der
der Heilungsraten unter dieser standardisierten, Entstehung von Krebserkrankungen können dank
ständig adaptierten Therapie: Die 10-Jahres- des Kinderkrebsregisters in kurzer Zeit angegangen
Überlebensrate bei krebskranken Kindern verbes- werden. Ein Beispiel hierfür ist die CANUPIS-
serte sich von 58% in den 1970er Jahren auf 82% Studie [20]. Sie wurde von Bundesrat und Par-
seit 2002 (Abb. 2) [5]. lament gefordert, nachdem sich in Deutschland
3. Das lebenslange Follow­up ermöglicht ein Moni­ ein zweifach erhöhtes Leukämierisiko bei Klein-
toring der Gesundheit der Kinder. Dabei wird die kindern mit Wohnort in der Nähe von Kern-
Mortalität durch Abgleich mit den Einwohner- kraftwerken fand. Auf der Basis seines umfang-
registern der Gemeinden erfasst. Im Rahmen reichen, viele Jahre umfassenden nationalen
einer nationalen Fragebogenstudie (Swiss Child­ Datensatzes konnte das SKKR diese Frage in Zu-
hood Cancer Survivor Study) werden Lebensqua- sammenarbeit mit der Swiss National cohort
lität, somatische und psychische Spätfolgen, Ge- (www.swissnationalcohort.ch) sehr schnell unter-
sundheitsverhalten und medizinische Nach- suchen (www.canupis.ch). In der Schweiz fand
betreuung ermittelt [7]. Bei jungen Erwachsenen sich glücklicherweise kein signifikant erhöhtes
zeigte sich insgesamt eine gute Lebensqualität Risiko [20]. Das SKKR ist auch an CEFALO betei-
und psychische Gesundheit [14, 15, 16]. Es konn- ligt, einer internationalen Studie, die den Ein-
ten jedoch auch Patientengruppen mit einem er- fluss von Mobiltelefongebrauch auf das Hirn-
höhten Risiko für Spätfolgen identifiziert werden tumorrisiko bei Kindern untersucht. Auch hier
[15, 17]. Basierend auf diesen Erkenntnissen kön- trugen die Resultate zu einer Entwarnung bei [21].
nen Behandlung und Nachbetreuung von neu-
erkrankten bzw. ehemaligen Patient(inn)en ver- Wie wird Krebs bei Kindern in unseren
bessert werden. Nachbarländern registriert?
4. Die erhobenen, detaillierten Daten zur medizi­ In Deutschland, Frankreich und England ist die
nischen Versorgung helfen bei der ambulanten und Situation ähnlich wie in der Schweiz. Krebs bei
stationären Versorgungsplanung, z. B. der Planung Kindern wird in spezialisierten Kinderkrebsre-
von Akutbetten, Transplantationszentren, am- gistern erfasst, die auch Details zu Therapie und
bulanter Nachbetreuung und der Transition von Langzeitverlauf erheben. Das «Deutsche Kinder-
pädiatrischer zu adulter Versorgung. Die Swiss krebsregister» (www.kinderkrebsregister.de) [22], das
Childhood Cancer Survivor Study hat bedeutende «Registre National des Tumeurs Solides de l’Enfant»
Lücken in der Nachbetreuung aufgedeckt, sobald und «Registre national des hémopathies malignes
die Patienten der Pädiatrie entwachsen [18, 19]. de l’Enfant» [23] sowie das «National Registry of
Childhood Tumours» in Oxford [24] haben alle ein
spezialisiertes Forschungsprogramm aufgebaut, das
Abbildung 1 Fragen zu Ätiologie, Therapie und Langzeitpro-
Krebsinzidenz (Anzahl der Neuerkrankungen pro 100 000 Kinder pro Jahr) bei Kindern in der gnose von Krebs bei Kindern untersucht. Es besteht
Schweiz, 1992–2011. Alter bei Diagnosestellung 0–14 Jahre, N = 3696. eine enge Zusammenarbeit mit dem SKKR. In allen
drei Ländern gibt es parallel auch regionale Krebs-
Inzidenzrate register, die Inzidenz- und Survivaldaten zu allen
Altersgruppen erfassen.
20.0
Das geplante Krebsregistergesetz und
seine Konsequenzen für die Registrierung
15.0
von Krebs bei Kindern
2010 erteilte der Bundesrat dem Eidgenössischen
Departement des Innern den Auftrag, einen Vorent-
10.0
wurf für bundesgesetzliche Bestimmungen zur Re-
gistrierung von Krebserkrankungen zu erarbeiten.
Das neue Gesetz soll die Grundlage zu einer Harmo-
5.0
nisierung der kantonal unterschiedlichen rechtli-
Total Knaben Mädchen chen Rahmenbedingungen der Krebsregistrierung
bilden. Zudem soll es ermöglichen, schweizweit alle
0.0
1992 1995 2000 2005 2010 Neuerkrankungen zu erfassen und aussagekräftige
Diagnosejahr Daten zur Entwicklung von Krebserkrankungen
zu erheben. Der Vorentwurf des Gesetzes (www.

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SPOG O R G A N I S AT I O N E N D E R Ä R Z T E S C H A F T

Abbildung 2 – Die Finanzierung der Registrierung von Krebs-


Änderung der Überlebensraten bei Kindern mit Krebserkrankungen in der Schweiz seit 1976, erkrankungen bei Kindern und Erwachsenen
(Diagnosejahre [Dx] 1976–2011). wäre geregelt.

Einige Punkte im vorliegenden Gesetzesentwurf


sind jedoch verbesserungswürdig, so z. B. die vor-
gesehene Anonymisierung aller Daten zehn Jahre
nach dem Tod. Dies würde die Forschung zu Ur-
sachen und Behandlung von Krebs erheblich beein-
trächtigen. Besonders bei seltenen Tumoren ist
wichtig, dass alle – auch länger zurückliegende – Er-
krankungsfälle untersucht werden. Nach der Ano-
nymisierung können Daten nur sehr bedingt für
die Forschung benutzt werden. Das selektive Lö-
schen der Angaben zu Verstorbenen würde zu einer
systematischen Verfälschung (Bias) der Ergebnisse
führen.
Die Gesetzgebung sieht vor, dass nur Minimal-
daten ohne Consent, aber mit Widerspruchsrecht
erhoben werden. Darüber hinausgehende Angaben,
auch zur Behandlung, bedürften in Zukunft einer
schriftlichen Einverständniserklärung. Dies wäre ein
grosser Rückschritt zur heutigen Regelung. Wenn
Patient(inn)en Einspruch erheben, dann deshalb,
bag.admin.ch / themen / gesundheitspolitik / 10374 / weil sie nicht möchten, dass die Krebsdiagnose selbst
index.html?lang=de) ist bis zum 22. März 2013 in erfasst wird (E. g. Minimaldaten). Es kam im Kinder-
Vernehmlassung. krebsregister bisher nie vor, dass Patient(inn)en, die
Die neue Regelung baut auf den bestehenden mit diesem Minimaldatenset einverstanden sind, be-
Strukturen der Krebsregistrierung auf. Diese erfolgt anstandet hätten, dass Therapie- und Verlaufsdaten
für Tumore bei Erwachsenen weiterhin über die erhoben werden. Einverständniserklärungen lassen
kantonalen und regionalen Krebsregister. Krebs- sich leichter in grossen Kliniken erheben. In kleinen
erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen wer- Spitälern, die nur gelegentlich krebskranke Kinder
den weiter im Schweizer Kinderkrebsregister regis- behandeln, ist eine vollständige Erfassung schwierig.
triert. Der Bund betreibt ausserdem eine nationale Das Einführen einer Einverständniserklärung für
Krebsregistrierungsstelle, die für die Zusammen- Therapie- und Verlaufsdaten würde daher dazu füh-
führung, Aufbereitung und Auswertung der Daten ren, dass die Behandlungsqualität nur noch in Zen-
verantwortlich ist, sowie eine Vertrauensstelle zur trumsspitälern verlässlich erfasst werden könnte.
Verschlüsselung von Daten. Eine umfassende Evaluation der Outcomes würde
Das Gesetz würde im Vergleich zu heute deut- damit unmöglich.
liche Verbesserungen bringen:
– Datenschutz und ärztliche Meldepflicht wären Schlussfolgerungen
national geregelt. Die Validierung der für die Die nationale Registrierung von Krebserkrankun-
Gewährleistung der Kernaufgaben von Krebs- gen bei Kindern und Jugendlichen in der Schweiz
registern (Inzidenz und Survival) essentiellen hat sich seit fast 40 Jahren bewährt. Insbesondere
persönlichen Angaben wie Schweizer Wohnsitz, die zentrale nationale Erfassung und die enge
Adressen, Vitalstatus würde vereinfacht und Anbindung an die SPOG erlauben eine hochquali-
könnte mit weniger Aufwand und verbessertem fizierte und effiziente Erfassung von Krebskrank-
Datenschutz erfolgen. heiten bei Kindern und Jugendlichen. Bei einer
– Das Auftreten eines zweiten Primärtumors bei Aufsplittung auf kantonale Institutionen wäre dies
der gleichen Person könnte mit dem neuen Ge- nicht möglich. Die erfolgreiche Registerführung
setz nun auch in der Schweiz erhoben werden. hat bisher zu grossen Verbesserungen der Situation
Zurzeit lässt sich das bei Kindern nur bis zum der betroffenen Kinder und ihrer Familien geführt.
Alter von 20 Jahren verlässlich erfassen. Erwach- Es ist deshalb sehr zu begrüssen, dass das geplante
sene sind nicht mehr identifizierbar, sobald sie Gesetz auf diesen Errungenschaften aufbaut und
in einen anderen Kanton umziehen. deren weitere Entwicklung unterstützt.

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redaktion.saez@emh.ch BRIEFE

Briefe an die SÄZ

der Prävention wurde? Seid Ihr, und wir mit suchungs­ oder behandlungsbedürftig. Z. B.
Euch, genügend oft öffentlich aufgetreten, wenn ein Familienmitglied oder ein Nachbar
wenn Gegner die Prävention unsachlich als Infarkt bekommt oder bei ihm Krebs entdeckt
Freiheitsberaubung und deren Exponenten als wurde. Er bekommt (natürlich?) davor Angst
Gesundheitstalibane diskreditiert haben? und verlangt verschiedene Untersuchungen,
Public Health works – really??? Fragen an den Redaktor der Ärztezeitung, die sagt aber den Grund dafür meistens nicht. Ich
von Ärzten zu Ärzten spricht und die sich über bekannte vor kurzem in dieser Zeitschrift, dass
Offener Brief an Jean Martin zum strukturelle Prävention bisher vornehm zurück­ bei mir ein Zahneingriff zu mehr spirituellen
40-Jahr-Jubiläum von Public Health Schweiz hielt: Wie muss man sich erklären, dass sogar Gedanken führte als der Herzinfarkt [2]. Aber
Mein lieber Freund, an der Jubiläumsfeier der Präventionsfach­ eigentlich sollte Ziehen eines Weisheitszahns
Dass Du als ehemaliger Kantonsarzt des Waadt­ leuchte die Tabakprävention mit keinem Wort nach dem sechzigsten Jahr eine «kleinere» An­
landes den Geburtstag Deiner Fachgesellschaft erwähnt wird ? Hat man bei der Feier vergessen, gelegenheit sein als ein Herzinfarkt.
würdigst, ist willkommen. Dass Du mit Wohl­ dass die Schweiz 2004 die Tabakrahmenkon­
Dr. med. Peter Marko, St. Gallen
wollen auf den von ihr zurückgelegten Weg vention der WHO unterzeichnet hat (die sie als
blickst und Bilanz ziehst, ist verständlich; für eines der wenigen Länder der Welt nicht ratifi­ 1 van Spijk P: Krankheit, Gesundheit, Religion und
die Ausrichtung ihrer Arbeit in der Zukunft ist ziert hat)? Muss man den Vorschlag von An­ Spiritualität. Schweiz Ärztezeitung
die Analyse der Vergangenheit unerlässlich. drea Arz de Falco vom BAG nun als offizielle 2013;94(6):224–5.
Ich bin mit Dir einig. Public­Health­Massnah­ Guideline verstehen, wenn sie «nach Alterna­ 2 Marko P: Einige Gedanken zu Krankheit und
Spiritualität. Schweiz Ärztezeitung
men sind wirksam. Dies ist keine axiomatische tivlösungen suchen (will), statt einen Krieg ge­
2012;93(48):1784–5.
Behauptung; dies ist auf der ganzen Welt mit gen Partikularinteressen der Wirtschaft zu füh­
zahllosen Beispielen belegt: der Rückgang der ren»?
Malaria, die Verbesserung der Lebensbedingun­ Sich diskussionslos dem Druck der Lobbys zu
gen durch besseres Trinkwasser, die sinkenden beugen, ist nicht sehr wissenschaftlich und un­
Zahlen der HIV­Infektionen usw. Du hast auch attraktiv für fähige junge Ärzte. ­ Ihnen und
meine Unterstützung, wenn Du und Deine allen Kollegen möchte ich die Biographie des
Kollegen danach streben, dass Public Health Begründers der Pathologie Rudolf Virchow als
allseits als Medizin im vollen Sinne des Wortes Bettlektüre empfehlen. Der Mann wollte sein
anerkannt wird (und nicht «die ungeliebte Leben lang, auch als erster Sozialpolitiker, der Totaliter aliter
Schwägerin der Medizin» ist). Daran ist nicht wissenschaftlich begründete strukturelle Mass­ Ein katholischer Geistlicher, den ich jahrelang
zu zweifeln: Prävention ist Ärztesache! Auf der nahmen durchsetzte, nichts anderes sein als bis zu seinem Tod ärztlich betreuen durfte, er­
positiven Seite der Bilanz nennst Du die Grün­ Arzt im umfassendsten Sinn, Helfer der Men­ zählte mir vor vielen Jahrzehnten: Als er am Se­
dung von fünf Hochschulinstituten seit den schen und seines Volkes. minar in Chur Theologie studierte, war Anto­
60er Jahren, die Schaffung des FMH­Titels «Prä­ Herzliche Gratulation zum Geburtstag von nius Gisler aus Bürglen Chef des Priestersemi­
ventions­ und Gesundheitswesen», die zahlrei­ Public Health Schweiz! Mit den besten kollegi­ nars. Antonius Gisler wurde 1863 im ehem.
chen wichtigen Forschungsprojekte, die vielen alen Wünschen, dass in den nächsten Jahren Schützenhaus in Bürglen geboren und starb
jungen und motivierten Kolleginnen und Kol­ die Bevölkerung dieses Landes von den Früch­ 1932. Er erwarb die Doktortitel in Theologie
legen und die 2005 erfolgte Gründung der ten der Präventionsarbeit ihrer Ärzte profitiert! und in Philosophie. 1888–1890 arbeitete er in
«Swiss School of Public Health». Dazu muss Altdorf, dann 1890–1983 in Bürglen. Im Herbst
Dr. med. Rainer M. Kaelin, Morges
man Euch gratulieren, und Ihr dürft darauf mit 1893 wurde er von Bischof Battaglia [1] als
Recht stolz sein. Dogmatikprofessor an das Churer Priestersemi­
Dennoch klingt der Titel «Public Health works» nar berufen. Als Nachfolger des verstorbenen
im Jahr 2013 in der Schweiz für mich nicht Regens Dr. Johann Georg Mayer ernannte
überzeugend – Ihr müsst eingestehen, dem Prä­ Bischof Schmid von Grüneck Gisler 1912 zum
ventionsgesetz im Bundesparlament nicht zum Regens des Priesterseminars Chur. 1928 wurde
Erfolg verholfen zu haben, denn «die Lobbys er Weihbischof (Titularbischof von Mileve) mit
der Wirtschaft waren schlicht die stärkeren». dem Recht auf Nachfolge des Bischofs von
Dass Wirtschaftskreise gegen jede strukturelle «Kleine» oder «grosse» Gesundheit: Chur. Bischofsweihe am Samstag, 1. Juli 1928
Prävention sein würden, war vorauszusehen. Wer entscheidet? (durch Bischof Schmid von Grüneck); Gisler
Ist dies nicht eine Ausrede? Jedenfalls müsste starb aber am 8.1.1932 vor Bischof Schmid, der
man die Gretchenfrage stellen: Haben wir Zum Artikel von Piet van Spijk bis Mai 1932 lebte, so dass er das ihm zuge­
Ärzte in den vergangenen Jahren der Präven­ in der SÄZ Nr. 6/2013 [1] dachte Amt nicht mehr antreten konnte. Die
tion rechtzeitig die Chance gegeben, innerhalb Zu den etwas scholastisch anmutenden Aus­ Theologie­Klasse, so die Aussage meines Ge­
der eigenen Reihen vertraut zu werden? Im von führungen eine Frage: Wer und wie bestimmt, währsmannes, hatte die Aufgabe, in der Schul­
der Desinformation der Wirtschaft dominier­ ob eine Krankheit klein oder gross ist? So wie stunde einen Aufsatz zu schreiben über «Das
ten Umfeld? Habt Ihr Public­Health­Spezialis­ sich «offensichtlich Kranke für gesund erklä­ Ewige Leben». Nach einigen Minuten beendete
ten uns Arztkollegen der individuellen Medizin ren», erklären sich aus verschiedenen Gründen Professor Gisler die Arbeit, sie müssten nicht so
so informiert, dass die Ärzteschaft zu Allierten «offensichtlich» Gesunde für krank bzw. unter­ viel schreiben. Mit zwei Worten wäre das

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Thema genau und genügend erklärt: Das Ewige zwei Worte: «Totaliter aliter!» – Es ist vollkom­ 1 Bischöfe von Chur:
Leben sei totaliter aliter (total anders). Der Un­ men anders als in unserer Vorstellung! – Johann Fidelis Battaglia, Bischof 1889–1908
(Leben 1829–1913)
terricht am Priesterseminar erfolgte damals in In diesem Sinne schreibt der Religionsphilo­
– Georg Schmid von Grüneck, Bischof 1908
lateinischer Sprache. Dies muss sich in den soph Rudolf Otto in seinem Buch «Das Heilige» –1932 (Leben 1851–1932)
Jahren um 1925 ereignet haben, also eher be­ (1917): «Das vergessene Himmelreich war Tota- – Antonius Gisler von Bürglen, Weihbischof
vor Gisler Weihbischof wurde (1928). liter Aliter, ganz anders als unsere Erde». Als Re­ 1928–1932 (Leben 1863–1932)
Die lateinische Redewendung «totaliter aliter» dewendung steht «totaliter aliter» für die Ver­ – Laurentius Matthias Vinzenz, Bischof
(vollkommen anders) hat ihren Ursprung in geblichkeit von Spekulationen und ist ein alter 1932–1941 (Leben 1874–1941)
einer mittelalterlichen Erzählung über zwei Begriff der Theologie. Auch der evangelische – Christianus Caminada, Bischof 1941–1962
(Leben 1876–1962)
Mönche, die sich das Paradies in ihrer Fantasie Theologe Rudolf Bultmann sah in dieser Form
– Johannes Vonderach, erst Weihbischof
in den glühendsten Farben ausmalten und sich die wohl kürzeste und treffendste Charakteris­ 1957–1962, Bischof 1962–1990 (Leben
dann gegenseitig versprachen, dass der, wel­ tik Gottes, als er davon sprach: «Deus totaliter 1916–1994)
cher zuerst sterben würde, dem anderen im aliter!» – «Gott ist ganz anders!». In diesem – Wolfgang Haas, geb. 1948. Weihbischof
Traum erscheinen und ihm nur ein einziges Sinne wurde es auch vom Schweizer Theologen 1988–1900, Bischof von Chur 1990–1998,
Wort sagen solle: entweder «taliter» – es ist so, Karl Barth verwendet. nachher Erzbischof von Liechtenstein.
– Amadeus Grab, geb. 1930, Benediktiner von
wie wir uns das vorgestellt haben – oder «aliter»
Dr. med. Rolf Diethelm, Altdorf Einsiedeln; vorher 1995–1998 Bischof von
– es ist anders, als wir es uns vorgestellt haben. Genf­Lausanne­Fribourg. Bischof von Chur
Nachdem der erste gestorben war, erschien er 1998–2007
dem anderen im Traum, aber er sagte sogar – Vitus Huonder, geb. 1942, Bischof seit 2007.

Mitteilungen
Facharztprüfung zur Erlangung – Pediatric surgeons in training
Facharztprüfungen
des Schwerpunkts Phoniatrie zum – Age below 40 years (i.e. born after Jan 1st,
Facharzttitel für Oto-Rhino-Laryngologie 1973);
Zur Erlangung des Facharzttitels – Swiss candidate working in a Swiss or foreign
für Medizinische Onkologie Ort: Universitätsspital Basel, HNO­Klinik
academic institution;
Datum: Donnerstag, 5. Dezember 2013
– Swiss candidate or foreigner working in a
Schriftlich­theoretische Prüfung: Zeit: wird individuell vereinbart
Swiss academic institution:
– Ort: Kantonsspital Luzern. Die schriftlich­
Anmeldefrist: 16. August 2013 – Foreigners working outside Switzerland in
theoretische Prüfung kann auch in Amster­
Weitere Informationen finden Sie auf der Web­ collaboration with a Swiss academic institu­
dam während des ESMO Kongresses abge­
site des SIWF unter www.siwf.ch → Weiterbil­ tion.
legt werden (siehe ESMO Informationen).
– Datum: Samstag, 28. September 2013 dung AssistenzärztInnen → Facharztprüfungen
Clinical Research or Basic science Projects which
are achieved, in process or in project can be
Mündlich­praktische Prüfung: submitted. A short summary (max. 4000 char­
– Ort: Luzerner Kantonsspital Sursee, 6210 Sur­ Swiss Pediatric Oncology Group
acters) describing the project must be sent to:
see, 3. Stock (www.luks.ch/standorte/sursee/ (SPOG) / Swiss Society of SPOG Office, Prof. Dr. med. Nicolas von der
metanavigation/lageplan.html) Pediatric Surgery Weid, Past President, Effingerstrasse 40,
– Datum: Samstag, 26. Oktober 2013, ab 3010 Bern before June 30th, 2013.
09.00 Uhr Jack Plaschkes Award The selected candidate will be awarded during
Anmeldefrist: 28. Juli 2013 The Swiss Pediatric Oncology Group (SPOG) the Scientific Meeting of the Swiss Pediatric
Weitere Informationen finden Sie auf der Web­ and the Swiss Society of Pediatric Surgery are Oncology Group, in January or February 2014
site des SIWF unter www.siwf.ch → Weiterbil­ delighted to open Applications for the Jack in Lugano.
dung AssistenzärztInnen → Facharztprüfungen Plaschkes Award, in the amount of 5000 CHF.
oder unter www.esmo.ch oder unter www. This prize is intended to promote Clinical and/
sgmo.ch. or Basic Research in the field of Pediatric Onco­
logical Surgery in Switzerland. We encourage
junior colleagues fulfilling the requirements to
apply. Requirements for applicants:

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FMH SERVICES
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation

R e d a k t i o n e l l e Ve ra n t wo r t u n g : F M H S E RV I C E S

Seminare / Séminaires / Seminari 2013


Praxiseröffnung/-übernahme Sponsoren K14 Donnerstag, 27. Juni 2013 Bern
Das Seminar richtet sich an Ärztinnen und Die Kosten werden durch diverse Sponsoren 13.30–18.00 Uhr BERNEXPO
Ärzte, welche vor einer Praxiseröffnung (Ein- (siehe www.fmhservices.ch) gedeckt.
zel-/Gruppenpraxis), dem Einstieg in eine Ouverture et reprise d’un cabinet médical
Gruppenpraxis oder vor einer Praxisüber- Daten Le séminaire est destiné aux médecins sur le
nahme stehen. K06 Donnerstag, 14. März 2013 Zürich
point d’ouvrir un cabinet médical (individuel
13.30–18.00 Uhr Volkshaus ou de groupe), de joindre un cabinet de
Themen K07 Donnerstag, 16. Mai 2013 St. Gallen groupe ou de reprendre un cabinet existant.
– Juristische Aspekte (Praxisbewilligung, Zu- 16.00–20.30 Uhr Hotel Einstein
lassung zur Sozialversicherung, Vertragswe- K08 Donnerstag, 20. Juni 2013 Bern Contenu
sen) 13.30–18.00 Uhr Schmiedstube – Business plan (préparation du plan de fi-
– Gesellschaftsformen/Ehe­ und Erbrecht nancement et crédit d’exploitation, finan-
(Privat-/Geschäftsvermögen, Güterstand, Finanz- und Steuerplanung cement par la banque)
Erbschaftsplanung) Das Seminar richtet sich an Praxiseröffner/in- – Aménagement (implantation, projet et
– Praxiseinrichtung (Inneneinrichtung, nen, Praxisübernehmer/innen sowie an be- concept d’aménagement, choix du mobi-
Kostenberechnung) reits praxistätige Ärztinnen und Ärzte. lier, budget)
– Praxisadministration (Leistungserfas- – Estimation d’un cabinet (inventaire et
sungs- und Abrechnungssysteme) Themen goodwill)
– Bewertung einer Arztpraxis (Berechnung – Finanzplanung (Businessplan, buchhalte- – Administration d’un cabinet médical
Inventarwert und Goodwill als Verhand- rische Massnahmen vor Praxiseröffnung/ (dans le cabinet, par la banque)
lungsbasis) -übernahme, Standardkontenplan, doppelte – Assurances (toutes les assurances à l’inté-
– Finanzierung der Arztpraxis (Business- Buchhaltung, EDV-unterstützte Buchfüh- rieur et autour du cabinet)
plan, Kredite, Absicherungsmöglichkeiten) rungslösung) – Passage du statut de salarié à celui d’indé­
– Versicherungen/Vorsorge/Vermögen – Steuern (Steueraspekte bei Eintritt in die pendant
(Personen- und Sachversicherungen, Vor- Selbständigkeit, Steuerfallen und Steuerrisi- – Fiscalité.
sorgeplanung). ken, optimierte Steuerplanung).
Sponsors
Sponsoren Kosten Les coûts sont pris en charge par divers spon-
Die Kosten werden durch diverse Sponsoren Für FMH Services-Mitglieder kostenlos. sors (voir www.fmhservices.ch).
(siehe www.fmhservices.ch) gedeckt.
Daten Dates
Daten K11 Donnerstag, 21. März 2013 Zürich K20 Jeudi 14 mars 2013 Lausanne
13.30–18.00 Uhr Volkshaus 13.30–18.00 h Hôtel Alpha-Palmiers
K01 Donnerstag, 7. März 2013 Zürich
K12 Donnerstag, 19. Sept. 2013 Bern K21 Jeudi 6 juin 2013 Genève
09.00–16.30 Uhr Volkshaus
13.30–18.00 Uhr Schmiedstube 13.30–18.00 h Crowne Plaza
K02 Donnerstag, 25. April 2013 St. Gallen
16.00–20.30 Uhr Hotel Einstein
K03 Donnerstag, 13. Juni 2013 Bern Praxiscomputerworkshop Remise d’un cabinet médical
9.00–16.30 Uhr Schmiedstube Der Workshop richtet sich an praxiseröff- Le séminaire s’adresse aux médecins désirant
nende sowie an bereits praxistätige Ärztinnen remettre un cabinet médical. Idéalement 5–
Praxisübergabe und Ärzte. 10 ans avant la remise prévue (pour des ques-
Das Seminar richtet sich an zukünftige Praxis- tions de taxation et prévoyance).
übergeber/innen. Idealtermin: 5–10 Jahre vor Inhalt
geplanter Übergabe (aus steuer- und vorsor- – Anforderungen an ein Praxisinformations- Contenu
geplanerischen Gründen). system (Einführung) – Aspects juridiques (autour du contrat de
– Evaluationsprozess (projektorientiertes remise/reprise)
Themen Vorgehen in der Evaluation eines Praxisin- – Estimation d’un cabinet (inventaire et
– Juristische Aspekte (Praxisübergabever- formationssystems) goodwill)
trag, allg. Vertragswesen, Übergabe der – Präsentation von sechs führenden Praxis­ – Assurances (prévoyance, assurances à l’in-
Krankengeschichten) informationssystemen (Leistungserfassung, térieur et autour du cabinet)
– Nachfolgeplanung und Bewertung einer elektronisches Abrechnen unter Einbezug – Conséquences fiscales d’une remise.
Arztpraxis (projektorientiertes Vorgehen in der TrustCenter, Agendaführung, Statistiken,
der Nachfolgeplanung, Berechnung Inven- Laborgeräteeinbindung, elektronische Kran- Sponsors
tarwert und Goodwill als Verhandlungsbasis) kengeschichte, Finanzbuchhaltungslösun- Les coûts sont pris en charge par divers spon-
– Versicherungen/Vorsorge/Vermögen gen usw.). sors (voir www.fmhservices.ch).
(Übergabe/Auflösung von Versicherungs-
Kosten Dates
verträgen, Pensions- und Finanzplanung)
Für FMH Services-Mitglieder kostenlos.
– Steuern (Steueraspekte bei der Praxisüber- K24 Jeudi 25 avril 2013 Lausanne
gabe: Optimierung der steuerlichen Auswir- 17.00–21.30 h World Trade Center
Daten K25 Jeudi
kungen, Liquidations- und Grundstückge-
winnsteuer, Bestimmung des optimalen K13 Donnerstag, 28. März 2013 Zürich 14 novembre 2013 Genève
13.30–18.00 Uhr Technopark 17.00–21.30 h Crowne Plaza
Übergabezeitpunktes).

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FMH SERVICES
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation

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Apertura e rilevamento Date lement par des sponsors sont communiquées


di uno studio medico K50 Giovedì 18 aprile 2013 Chiasso aux sponsors concernés.
Il seminario è destinato ai medici in procinto dalle 14.00 alle 18.00 FMH Fiduciaria Gli indirizzi dei partecipanti ai seminari, i cui
di aprire o di rilevare uno studio medico. Services costi sono coperti in parte o completamente
K51 Giovedì, 24 ottobre 2013 Chiasso da degli sponsor, vengono comunicati agli
Contenuto dalle 14.00 alle 18.00 FMH Fiduciaria sponsor interessati.
– Business Plan (preparazione del piano di fi- Services
nanziamento e del credito d’esercizio, pre- Annullierungsbedingungen / Conditions
stito bancario) Anmeldung und Auskunft / d’annulation / Condizioni d’annullamento
– Pianificazione (insediamento, progetto e Inscription et information / Bei Abmeldungen oder Fernbleiben werden
pianificazione, scelta del mobilio, budget) Iscrizioni e informazioni folgende Unkostenbeiträge erhoben:
– Valutazione di uno studio medico (inven- www.fmhservices.ch oder FMH Consulting Ser- Un montant est perçu pour une absence ou
tario e goodwill) vices, Cornelia Fuchs, Burghöhe 1, 6208 Ober- une annulation. Il est de:
– Amministrazione di uno studio medico kirch, Tel. 041 925 00 77, Fax 041 921 05 86. Un importo verrà rimborsato in caso di as-
(interna allo studio, rapporti con la banca) senza o annullamento. Esso sarà di:
– Assicurazioni (tutte le assicurazioni neces- Hinweis / Remarque / Osservazioni – 50 CHF pro Person ab 14 Tage vor Seminar-
sarie interne ed esterne allo studio) Bei sämtlichen Seminaren, bei denen die Kos- beginn / par personne dans les 15 jours avant
– Passaggio dallo stato di dipendente a ten teilweise oder gänzlich von Seminarspon- le début du séminaire / per persona entro i
quello di indipendente soren gedeckt werden, werden die Teilneh- 15 giorni prima dell’inizio del seminario;
– Fiscalità. meradressen den jeweiligen Sponsoren zur – 100 CHF pro Person ab 7 Tage vor Seminar-
Verfügung gestellt. beginn oder Fernbleiben / par personne
Sponsor dans les 7 jours avant le début du séminaire /
Diversi sponsor si fanno carico delle spese (si Les adresses des participants aux séminaires per persona entro i 7 giorni prima
rimanda al sito www.fmhservices.ch). dont les coûts sont couverts en partie ou tota- dell’inizio del seminario.

Seminarsponsoren 2013 Tel. 041 429 31 31, Fax 041 429 31 30 Werte. Verbinden.
Die Unterstützung durch verschiedene Sponso- service[at]bioanalytica.ch Sehr geehrte Frau Kollega,
ren ermöglicht es den FMH Consulting Services www.bioanalytica.ch sehr geehrter Herr Kollege
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bieten. Gerne stellen wir Ihnen diese Firmen in Bioanalytica, 1957 in Luzern gegründet, basiert durfte das Labor 1985 in zweiter Generation über-
einem Kurzporträt vor. auf einer langjährigen Tradition. Stetige Innova- nehmen. Eigentlich mag ich es gar nicht, mich un-
tion und ein Team qualifizierter Fachspezialisten persönlich und mit schönen Worten vorzustellen.
und Labormediziner bilden das Fundament un- Ich bin durch und durch Praktiker, gibt es ein Pro-
serer Kompetenz. Qualität und Seriosität – das blem, dann löse ich es, und kennt mich ein Kunde
sind die Werte, denen wir uns verschrieben noch nicht persönlich, dann komme ich gerne
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Es gehört den Laborspezialisten und den Ärzten, Polyanalytic SA
die das Unternehmen gemeinsam führen. Avenue de Sévelin 18, 1004 Lausanne
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Analytica Medizinische Laboratorien AG info[at]polyanalytic.ch
Falkenstrasse 14 www.polyanalytic.ch
8024 Zürich
Tel. 044 250 50 50 Polyanalytic ist ein Labor für medizinische Analy-
Bioanalytica AG kundendienst[at]analytica.ch sen, das auf dem Gebiet der Kantone Waadt und
Maihofstrasse 95a, 6006 Luzern www.analytica.ch Neuenburg tätig ist.

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Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 335
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Gesundheit und Gesundheitssysteme


in Europa – ein aktueller Ländervergleich

Gerhard Kocher Die OECD hat mit der EU einen gemeinsamen Be- die Schweiz, obwohl ihr Bruttosozialprodukt und ihre
richt «Health at a Glance: Europe 2012» publiziert [1]. Gesundheitsausgaben (beide per capita) kleiner sind
Die fünf Hauptkapitel sind Health status, Determinants als die der Schweiz. Im «WHO Global Health Expen-
of health, Health care resources and activities, Quality of diture Atlas 2012» zeigt eine Grafik (S. 6), dass zahl-
care sowie Health expenditure and financing. Das Buch reiche Länder mit weniger als 500 US-Dollar Gesund-
ist die aktuellste Übersicht über wichtige Daten zu heitsausgaben pro Kopf und Jahr eine Lebenserwar-
den Gesundheitssystemen von 35 Ländern in Eu- tung von 75 Jahren erreichen. In den 28 Ländern mit
ropa: 27 EU-Mitgliedstaaten, 5 Kandidatenländer Jahresausgaben zwischen 1500 und 6500 US-Dollar
und 3 EFTA-Staaten. steigt die Lebenserwartung nur noch um einige Jahre.
Die Gesundheitsausgaben illustrieren damit einmal
mehr das Phänomen des abnehmenden Grenznut-
«Die norwegischen und die Schweizer Gesundheitsaus- zens.

gaben sind fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt Kosten pro Kopf und Jahr
Im Juni 2012 enthielt ein Artikel in dieser Zeitschrift
der 35 Länder.»
die OECD-Daten zum Jahr 2009 [2]. In der Tabelle 1
folgen hier die 2010-Zahlen aus «Health at a Glance:
Europe 2012» für die erwähnten 35 Länder in Europa.
Lebenserwartung Die Pro-Kopf-Ausgaben 2010 beliefen sich kaufkraft-
In den 27 EU-Ländern beträgt die Lebenserwartung bereinigt im Schnitt auf 2103 Euro. Am meisten gab
bei Geburt (2008–2010) 81,7 Jahre für Frauen und Norwegen aus (4156 Euro), gefolgt von der Schweiz
75,3 Jahre für Männer. Die Werte für die Schweiz mit 4056 Euro und den Niederlanden (3890 Euro). Die
sind deutlich besser: 84,7 und 80 Jahre. Damit liegt norwegischen und die Schweizer Gesundheitsaus-
die Schweiz unter allen 35 im OECD-Buch erfassten gaben sind fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt
Ländern bei den Frauen im 3. Rang (nach Frankreich der 35 Länder. Vergleichbare Länder wie Dänemark,
und Spanien) und bei den Männern im 1. Rang. Österreich, Deutschland, Frankreich, Belgien, Schwe-
Im Alter von 65 Jahren ist die Lebenserwartung den und Finnland gaben im Durchschnitt für ihr Ge-
in der EU noch 20,1 Jahre bei den Frauen und 16,5 sundheitswesen pro Einwohner 24% weniger aus als
Jahre bei den Männern. Mit 22,3 bzw. 19 Jahren ist die die Schweiz.
Schweiz wiederum in den Rängen 3 und 1. Die Rangfolge 2010 der 9 Länder mit den höchs-
Die Lebenserwartung in guter Gesundheit ten Gesundheitsausgaben ist genau gleich wie 2009.
(healthy life years) ist in den 35 Ländern im Durch- Damals umfasste der Ländervergleich auch die USA,
schnitt 62,2 Jahre für Frauen und 61 Jahre für Män- die wie üblich mit ihren exorbitanten Ausgaben alle

«Die Gesundheitsausgaben illustrieren damit einmal mehr


das Phänomen des abnehmenden Grenznutzens.»

ner. Die Schweiz erreicht nur den 10. Rang, obwohl anderen Länder übertrafen. Sie waren 2,8 mal höher
sie pro Kopf die zweithöchsten Gesundheitsaus- als der Durchschnitt: 7960 US-Dollar pro Jahr gegen-
gaben aller 35 Länder hatte (nach Norwegen). Weder über 2805 US-Dollar. 2011 waren es 8680 US-Dollar.
der Wohlstand eines Landes noch die Höhe der Pro- Die europäischen Gesundheitsausgaben 2010 ent-
Kopf-Gesundheitsausgaben stehen in deutlichem sprechen im Schnitt 8,9% des Bruttoinlandprodukts,
Korrespondenz:
Dr. rer. pol. Gerhard Kocher Zusammenhang mit den zu erwartenden Lebensjah- das heisst des Gesamtwerts aller Waren und Dienst-
Haldenweg 10 A ren in guter Gesundheit. Ein Beispiel: Malta, Schwe- leistungen, die im betreffenden Jahr innerhalb der
CH-3074 Muri den, Island, Griechenland, Grossbritannien, Zypern Landesgrenzen hergestellt werden und dem Endver-
gerhard.kocher[at]muri-be.ch und Irland erzielen mehr gesunde Lebensjahre als brauch dienen. Die Schweiz ist nach den Niederlan-

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Ökonomie TRIBÜNE

den, Deutschland und Frankreich im vierten Rang in 15 Ländern die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben


mit 11,4% des BIP. Dieser Rang und der Prozentsatz immer noch, zum Beispiel in Deutschland um 2,7%
sind identisch mit 2009. und in der Schweiz um 1,4% auf 7932 Franken/Jahr
[3]. In 13 Ländern sanken die Ausgaben aber teilweise
Entwicklung der Gesundheitsausgaben beträchtlich (in fünf Ländern um über 4%), vor allem
Zwischen 2000 und 2009 waren die realen Pro-Kopf- wegen der Wirtschaftslage und der verschärften
Ausgaben der 35 Länder jährlich um durchschnittlich Sparmassnahmen. Nach dem 4,6%-Wachstum in den
4,6% gestiegen, in der Schweiz und in Deutschland Vorjahren führte dies 2010 zu einem jähen Fall auf
um 2%. 2010 war ein Wendepunkt. Zwar stiegen einen durchschnittlichen Ausgaben-Rückgang von
0,6%. Dramatisch war die Reduktion der realen Pro-
Tabelle 1 Kopf-Gesundheitsausgaben 2010 in Irland (–7,9%),
Gesundheitsausgaben pro Kopf und in Prozent des BIP, Europa, 2010 (teilweise 2009). Estland (–7,3%), in Island (–7,1%) und Griechenland
(–6,7%). Die verbreitete Meinung, die Gesundheits-
Land €, kaufkraft- Index: Durch- Prozent vom Index: ausgaben eines Landes liessen sich nicht verringern,
bereinigt schnitt aller Bruttoinland- Durchschnitt sondern bestenfalls ihr Wachstum, ist also falsch:
Länder = 100 produkt BIP aller Länder
37% aller Länder gaben 2010 weniger aus als im Vor-
= 100
jahr.
Norwegen 4156 198 9,4 106
In den USA steigen die Gesundheitsausgaben
Schweiz 4056 193 11,4 128
zwar weiterhin, 2011 auf 2,7 Billionen Dollar oder
Niederlande 3890 185 12 135 17,9% des Bruttosozialprodukts. Immerhin stagniert
Luxemburg (1) 3607 172 7,9 89 die jährliche prozentuelle Zunahme. 2011 war das
Dänemark 3419 163 11,1 125 dritte Jahr mit einem Wachstum von genau 3,9%.
Österreich 3383 161 11 124 Dieser Prozentsatz ist der tiefste in den 52 Jahren, in
Deutschland 3337 159 11,6 130 denen diese Statistik geführt wird [4].
Frankreich 3058 145 11,6 130
Belgien (2) 3052 145 10,5 118
Medikamentenausgaben
2010 entfielen in den EU-Ländern auf die Medika-
Schweden 2894 138 9,6 108
mente fast ein Fünftel (19%) sämtlicher Gesundheits-
Irland 2862 136 9,2 103 ausgaben. Sie waren der drittgrösste Ausgabenposten
Grossbritannien 2636 125 9,6 108 nach der stationären und der ambulanten Behand-
Island 2524 120 9,3 104 lung (31 und 30%). Für Medikamente gaben die EU-
Finnland 2504 119 8,9 100 Länder insgesamt über 190 Milliarden Euro aus. Ta-
Spanien 2345 112 9,6 108 belle 2 zeigt grosse Unterschiede in den nationalen
Italien 2282 109 9,3 104 Pro-Kopf-Ausgaben: in Rumänien 164 Euro, in Irland
Griechenland 2244 107 10,2 115
528 Euro und im Schnitt der verglichenen 28 Länder
341 Euro.
Portugal 2097 100 10,7 120
Slowenien 1869 89 9 101
Zypern 1783 85 7,4 83
Wegen Erfassungsschwierigkeiten
Malta 1758 84 8,6 97
Slowakei 1614 77 9 101 werden die Kosten aller in
Tschechische Rep. 1450 69 7,5 84 Krankenhäusern verabreichten
Ungarn 1231 59 7,8 88
Kroatien 1152 55 7,8 88
Medikamente nicht einbezogen.
Polen 1068 51 7 79
Estland 995 47 6,3 71
Diese Zahlen in der 2. Spalte stammen aus dem
Litauen 972 46 7 79
hier besprochenen Buch, sind aber zu tief. Wegen Er-
Serbien 902 43 10,4 117
fassungsschwierigkeiten werden traditionellerweise
Montenegro 899 43 9,1 102
die Kosten aller in den Krankenhäusern verabreichten
Lettland 821 39 6,8 76 Medikamente nicht einbezogen. In vielen Medien-
Bulgarien 745 35 7,2 81 mitteilungen und Artikeln wird dies mit Absicht oder
Türkei 714 34 6,1 69 aus Unkenntnis verschwiegen. Dies führt dazu, dass
Rumänien 677 32 6 67 für die nationalen Arzneimittelausgaben fälschlicher-
Mazedonien 619 29 7,1 80 weise fast immer ein deutlich zu tiefer Betrag ange-
Durchschnitt 2103 100 8,9 100 geben wird. In der Schweiz machen diese nichterfass-
ten Ausgaben jährlich 1–1,3 Milliarden Franken aus.
(1) Erfasst ist nur die versicherte Bevölkerung; (2) Nur laufende Ausgaben (ohne Investitionen) Laut OECD und EU würde der Einbezug der Spital-
Quelle: Health at a Glance: Europe 2012; eigene Berechnungen. ausgaben für Medikamente im Durchschnitt die Medi-

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kamentenkosten um 15% erhöhen. Die 3. Spalte ent- entspricht die Spalte 3 der Kostenrealität besser als
hält die entsprechend korrigierten Werte. Zudem Spalte 2. Die Schweiz ist danach im 9. Rang der
wurden bei den mit einem Stern markierten Ländern 28 Länder.
die Ausgaben für «andere medizinische Verbrauchs- Der Bericht enthält in 170 Grafiken, 7 Tabellen
güter» abgezogen (5% gemäss OECD/EU). Damit und den Kommentaren zahllose weitere Ausführun-
gen zu Themen wie Mortalität, Krebs, Demenz, Rau-
Tabelle 2 chen, Übergewicht, Ärzte, Pflegepersonal, Kranken-
Medikamentenausgaben pro Kopf in Euro, Europa, 2010.
häuser, Operationen, Versorgungsqualität und Pa-
tientensicherheit. Zusätzliche Daten für Länderver-
Land Gemäss Nach Index: Durch- Rang ** gleiche bieten sieben weitere Neuerscheinungen der
«Health at Korrekturen schnitt aller WHO, des Commonwealth Fund, der OECD/SGGP,
a Glance» (s. Text) Länder = 100 **
des Health Consumer Powerhouse und des Lancet [5].
Irland * 528 581 151 1.
Deutschland 492 566 147 2.
Belgien 479 551 143 3. Literatur
Frankreich 468 538 140 4. 1 OECD Paris; 2012, 149 S. Der Bericht ist kostenlos
Slowakei * 427 470 122 5. abrufbar: www.oecd.org/els/healthpoliciesanddata/
HealthAtAGlanceEurope2012.pdf
Ungarn * 414 455 118 7.
2 Kocher G. Die Gesundheitsversorgung im inter-
Spanien 399 459 119 6.
nationalen Vergleich. Schweiz Ärztezeitung.
Österreich 396 455 118 7. 2012;93(25):968–71.
Schweiz 393 452 117 9. 3 Gesundheitsstatistik 2012. Neuenburg: Bundesamt
Italien * 393 432 112 10. für Statistik; 2012. www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/
Portugal * 391 430 112 11. index/themen/14/22/publ.html?publicationID=5027.
Gedruckte Ausgabe in Vorbereitung.
Niederlande * 370 407 106 12.
4 Health Affairs 2013;32:87–99.
Schweden 343 394 102 13.
5 a) World Health Statistics. Geneva: WHO; 2012.
Finnland 340 391 102 14.
www.who.int/gho/publications/world_health_
Slowenien 336 386 100 15. statistics/EN_WHS2012_Full.pdf
Island 327 376 98 16. b) WHO Global Health Expenditure Atlas. Geneva:
WHO; 2012. www.who.int/nha/database
Zypern 322 370 96 17.
c) International Profiles of Health Care Systems, 2012.
Luxemburg * 317 349 91 18. New York/Washington D. C.: The Commonwealth
Bulgarien 291 335 87 19. Fund. www.commonwealthfund.org/~/media/
Files/Publications/Fund%20Report/2012/
Grossbritannien * 289 318 83 21.
Nov/1645_Squires_intl_profiles_hlt_care_
Serbien 279 321 83 20. systems_2012.pdf.
Tschechien 274 315 82 22. d) Institutionelle Charakteristiken der Gesundheits-
systeme. Eine Studie über 29 OECD-Länder. Bern:
Litauen * 257 283 74 23.
OECD Verlag Schweiz. Gesellschaft für Gesund-
Polen 237 273 71 24. heitspolitik SGGP; Bern 2012 (auch in Französisch
Dänemark 229 263 68 25. erhältlich). www.sggp.ch
e) Euro Health Consumer Index 2012. Health
Estland 210 242 63 26. Consumer Powerhouse. Danderyd SE. www.
Lettland 175 201 52 27. healthpowerhouse.com/index.php?Itemid=55.
Rumänien * 164 180 47 28. f) Global Burden of Disease Study 2010. Lancet.
2012;380:2053–260. www.thelancet.com/themed/
Durchschnitt 341 385 100 global-burden-of-disease
g) U. S. Health in International Perspective: Shorter
* In Spalte 2 inklusive andere medizinische Verbrauchsgüter Lives, Poorer Health. Washington D.C.: The
** Nach Korrekturen (s. Text). Quelle: Health at a Glance: Europe 2012; eigene Berechnungen. National Academies Press; 2013.

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Ta g u n g s b e r i c h t TRIBÜNE

Unter der Schirmherrschaft von Zurich Heart House –


Foundation for Cardiovascular Research, CARTA 2012

Mehr Regulierung in der Medizin –


Qualitätsschub oder Innovationshemmnis?

Ruth Amstein, Ist zu viel Ethik unethisch?


Plus de régulation en médecine –
Alexander Breitenstein, Professor Thomas Lüscher begrüsste die zahlreichen
Thomas F. Lüscher Teilnehmer mit der Feststellung, dass die klinische en faveur de la qualité ou au
Forschung wie auch die molekulare Grundlagen­
Zurich Heart House – forschung für den Wirtschaftsstandort Schweiz von
détriment de l’innovation?
Foundation for Cardiovascular
Research, Zurich und
grosser Bedeutung sei – nicht nur stellten sie kluge La neuvième «Cardiovascular Roundtable» (CARTA),
Klinik für Kardiologie, Köpfe für die Industrie und das Gesundheitswesen
qui s’est tenue le 24 octobre 2012 à l’Hôpital univer-
HerzKreislaufZentrum, zur Verfügung, sie schafften auch Wissen, neue The­
UniversitätsSpital Zürich sitaire de Zurich, avait pour objectif de réunir les re-
rapien, Patente und damit neue Arbeitsplätze und
Produkte. Die Forschung findet heute zunehmend in sponsables de l’industrie technique médicale et
einem internationalen Umfeld mit wachsender Kon­
pharmaceutique, le corps médical, les assureurs-ma-
kurrenz statt, deshalb ist nicht nur ihre Qualität,
sondern zunehmend auch der Zeitfaktor bedeutsam. ladie et les politiciens dans le but d’instaurer un dia-
Es braucht eine Regulierung der Forschung, da­ logue ouvert entre les différents partenaires de la
mit Studienobjekte (unabhängig, ob Mensch oder
santé. Animée par le Prof. Peter Suter, président du
Tier) nicht zu Schaden kommen. Für die Regulierung
gilt aber grundsätzlich, was Paracelsus für Medika­ Swiss Medical Board, et par le Prof. Thomas F. Lü-
mente vor Jahrhunderten festhielt: «Alles ist Gift, scher, la table ronde s’est intéressée à la régulation
nur die Dosis macht’s, ob etwas Gift ist oder nicht.» en médecine et à ses effets sur l’innovation.
Mit anderen Worten, kann ein Zuviel an Ethik auch
La régulation en général mais en particulier en mé-
unethisch sein, und ein Zuviel an Regulierung kann
nicht nur sichern, sondern auch behindern. In der decine doit rester modérée, sans quoi elle ne ferait
Schweiz hat sich eine enorme Regulierungswut ent­ que bloquer l’innovation, au détriment des patients
wickelt, die zu den strengsten Vorschriften weltweit
et de la place scientifique suisse.
geführt hat. Insbesondere im Bereich Tierversuche
und Stammzellforschung, aber auch bei der ethi­
schen und administrativen Prüfung von klinischen
Projekten ist heute ein beträchtlicher Zeitaufwand
erforderlich. Neben den relativ hohen Kosten für kli­
nische Studien in der Schweiz, den eher langsamen
Rekrutierungszeiten und international vergleichs­
weise geringen Patientenzahlen kann der Forschungs­
platz Schweiz unter diesen Bedingungen trotz hoher schen Schritten auf Bundesebene. Die daraus resul­
Qualität der Prozesse und des Personals langfristig tierende Gesetzesflut hat negative Folgen auf die
nicht an der Spitze mithalten. Qualität der Gesetzgebung und führt zur grotesken
Entwicklung, dass Gesetze immer öfter bereits revi­
Ein vernünftiges Verhältnis zwischen staat­ diert werden müssen, bevor sie überhaupt in Kraft
licher Regulierung und Eigenverantwortung getreten sind. Für die Rechtsanwendung wird der
ist anzustreben Normendschungel fast undurchdringlich.
FDP­Nationalrätin Gabi Huber stellte fest, dass in der Huber plädierte auf mehr Eigenverantwortung
Schweiz zunehmend eine Entwicklung von einem des Individuums und fasste ihr Referat wie folgt
Korrespondenz: liberalen Staat zu einem Leistungs­ und Wohlfahrts­ zusammen. «Nur mit geteilter Verantwortung zwi­
Dr. Ruth Amstein staat stattfindet. Da der Staat somit immer mehr Auf­ schen Staat und Bürgern, dem nötigen Augenmass
Zurich Heart House – gaben übernimmt, nimmt zwangsläufig auch die und genügend Zeit kann sinnvolles Recht entstehen.
Foundation for
Cardiovascular Research Regulierung zu. Auch gesellschaftliche Entwicklun­ Der Bereich Medizin und Forschung bildet dabei
Moussonstrasse 4 gen bewirken eine Zunahme der staatlichen Regulie­ keine Ausnahme, jedoch stellt sich infolge des stän­
CH­8091 Zürich rung. Zu Herzen gehende Tagesaktualitäten führen digen Fortschritts die Regulierungsfrage gerade hier
ruth.amstein[at]usz.ch regelmässig zu einer Forderung nach gesetzgeberi­ permanent. Weil damit oft auch ethische Fragen ver­

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Ta g u n g s b e r i c h t TRIBÜNE

bunden sind, ist die Abwägung zwischen detaillier­ und ökonomische Aspekte gegeneinander abge­
ter Regulierung oder eben einem Regulierungsver­ wogen und die verschiedenen Anspruchsgruppen
zicht in diesem Bereich besonders herausfordernd befriedigt werden. Der HTA­Prozess kann in komple­
und zwingend.» xen Situationen mehr Klarheit für Behandlungs­
richtlinien bringen. Es findet ein Assessment unter
Bringt uns das Swiss Medical Board Erfassung des individuellen Mehrnutzens, der Evi­
(SMB) weiter? denz, dem sozialen Nutzen und einer ökonomischen
Professor Urs Metzger, Mitglied des Expertenrats des Bewertung statt. Auf dieser Grundlage wird ein «Ap­
SMB, zeigte die Bedeutung dieses Fachgremiums in praisal» mit Grenzen, Regeln und Empfehlungen er­
der schweizerischen Gesundheitspolitik. Es befasst arbeitet und am Schluss eine Entscheidung zuhan­
sich mit dem Mehrwert einer Behandlungsform un­ den der Zulassungsbehörde gefällt. Herren ist über­
ter Betrachtung der Kosten­Wirksamkeits­Relation, zeugt, dass der HTA­Prozess eine grosse Chance
denn der medizinische Fortschritt ist in der Regel darstellt, wovon sämtliche Stakeholder profitieren
mit Kostensteigerungen verbunden. Das SMB er­ können.
arbeitet Entscheidungsgrundlagen für den optima­
len Einsatz von medizinischen Leistungen unter Be­ Ethik und Innovation – ein Widerspruch?
rücksichtigung einer hohen Qualität bei effizientem Gemäss Ruth Baumann-Hölzle, Institutsleiterin Dia­
Ressourceneinsatz. Metzger strich hervor, dass das log Ethik, ist Ethik die Wissenschaft der Moral.
SMB keine Zulassungsbehörde sei. Die methodi­ Moralisches Denken entsteht dann, wenn die Selbst­
schen Ansätze für die Leistungsbeurteilung enthal­ verständlichkeit des Handelns zerbricht, wobei
ten eine medizinische, ökonomische, ethische und Moral und damit die Vorstellung dessen, was als
rechtliche Komponente. Die Behandlungen sollen Handlung richtig sein soll, von individuellen wie
entsprechend der Vorgabe durch das KVG Art. 32 auch gesellschaftlichen Wertvorstellungen beein­
wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sein. flusst wird. Immanuel Kant (1724–1804), der das
ethische Denken der Moderne entscheidend prägte,
Health Technology Assessment (HTA): Chance verwendete als Erster den Begriff der Autonomie.
für eine bessere Entscheidungsfindung? Aufgrund seiner Willensfreiheit kann der Mensch
Daniel Herren, Chefarzt Handchirurgie an der Schult­ alles, was ist, fortan hinterfragen. «Das, was ist, muss
hess Klinik, zeigte den HTA­Prozess am praktischen nicht sein.»
Beispiel des Morbus Dupuytren auf. Während sich Welche Rolle hat die Ethik bei den heutigen Ent­
der Patient früher einer aufwendigen Operation wicklungen im Gesundheitssystem? Das, was ist, ist
unterziehen musste, ist heute als Alternative die im Hinblick auf allgemeinverbindliche Werte wie
Behandlung mit einer Spritze mit Kollagenase mög­ Menschenwürde und Gerechtigkeit zu hinterfragen.
lich. In der Entscheidungsfindung – Operation ver­ So müssen aus ethischer Sicht die WZW­Kriterien
sus Infiltration – müssen verschiedene medizinische des KVGs, Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirt­

Engagierte Diskussion der Gesundheitspartner an der Podiumsdiskussion. (Foto: Sam Rogers, Zurich Heart House)

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schaftlichkeit normativ gefüllt werden, damit sie wegen Korruption und Bestechung zu stehen, deren
ethisch vertretbar operationalisiert werden können. Ursprung in Risikoländern, wo die Korruption auf
Ebenso ist der Begriff «Innovation», der aus den Wirt­ der Tagesordnung steht, zu suchen ist. Als Folge der
schaftswissenschaften stammt, ethisch zu klären. Globalisierung wird nicht nur in den Risikoländern,
Neuerungen sind nicht per se Innovationen. Im Ge­ sondern aus Angst global überreguliert. Die Leidtra­
sundheitswesen besteht derzeit die Gefahr, dass eine genden dieser Überregulierung sind die Ärzte selbst.
Neuerung nur aufgrund von ihrem ökonomischen Die Finanzierung von Fortbildungsbeiträgen durch
Nutzenpotential als Innovation beurteilt wird, wobei uneingeschränkte Grants durch die Industrie könnte
der leidende Mitmensch aus dem Blickfeld verloren in Frage gestellt werden. Medizinalkongresse, die ein
zu gehen droht. Das Gesundheitswesen hat laut Wirtschaftszweig in Städten und Tourismusregionen
Baumann­Hölzle einen hohen Innovationsbedarf in sind, sind in ihrer Existenz gefährdet. Schweizer Orte
struktureller und vor allem politischer Hinsicht. werden nicht zuletzt wegen des hohen Frankens zu
Luxusdestinationen deklariert, die durch europä­
Die Swissmedic als Gesundheitspolizei ische Pharma­ und Medizinaltechnikverbände für
Der Direktor von Swissmedic, Jürg H. Schnetzer, be­ Kongresse nicht mehr bewilligt werden. Um Vorur­
schrieb seine Behörde als Gesundheitspolizei, die teilen zu begegnen, muss man bei Vergütungen an
dafür sorgt, dass nur qualitativ einwandfreie, sichere Ärzte volle Transparenz schaffen und die Massnah­
und wirksame Heilmittel auf dem Markt sind. Die men kommunikativ begleiten.
Behörde ist im Sicherheits­ und Wirtschaftsauf­
sichtsbereich tätig. Es stellt sich dabei immer die Wie viel Regulierung braucht die Forschung?
Frage, wie viel Regulierung ein Zustand der relativen Die zweite Break­out­Session wurde von Prof. Simon
Sicherheit im Zusammenhang mit Heilmitteln Hoerstrup (Unispital Zürich), PD Christian Matter
braucht und wie hoch die Toleranzschwelle in der (Unispital Zürich) und Jürg H. Schnetzer geleitet. Die
Forschung liegt. Teilnehmer diskutierten über den Prozess der For­
schungsprojektentwicklung, von dessen Planung bis
zur erfolgreichen Publikation in einer Fachzeit­
schrift. Hervorgehoben wurde dabei der internatio­
Die Überregulation ist ein deutlicher Nachteil nale Konkurrenzdruck und entsprechend die Bedeu­
der Schweiz gegenüber dem Ausland. tung einer gerechten und länderübergreifend ver­
gleichbaren Regulation, die dazu dienen soll, dass
die Objektivität und Transparenz über ein Produkt
beziehungsweise über ein Resultat gewährleistet ist,
Bezüglich des gesellschaftlichen Einflusses auf denn Ängste und Unsicherheit in der Bevölkerung
die Regulierung sagte Schnetzer: «Wir leben in einer führen zur Forderung nach mehr Regulierung.
Post­Trust­Society. Vieles wird in Frage gestellt, ob­
wohl kein Anlass dafür besteht.» Kleinere Vorkomm­ Selbstbewusster Umgang mit den Ressourcen
nisse führen zu Grundsatzdiskussionen und Un­ In der abschliessenden Podiumsdiskussion, an der
sicherheiten, die mit noch mehr Regulierung be­ neben den Referenten auch SVP­Ständerat Alex
hoben werden wollten. Die Folge davon seien immer Kupprecht, Daniel Bach (Medtronic Schweiz) sowie
mehr Vorstösse im Parlament, die Formulierungen Prof. Peter Suter teilnahmen, wurden die einzelnen
enthielten wie «In den Medien war zu erfahren … Positionen noch einmal festgehalten. Urs Metzger
wie stellt sich der Bundesrat dazu?» Es dürfe nicht hielt fest, dass jeder Fehler nach Kontrolle rufe, denn
die Rolle der Medien, insbesondere auch der Social wir wollen in einer «No­risk»­Gesellschaft leben.
Media sein, durch Beschleunigung und Dramatisie­ Bach sieht in der Überregulation einen deutlichen
rung von Ereignissen zu mehr Regulierung beizu­ Nachteil der Schweiz gegenüber dem Ausland, denn
tragen und in anderem Zusammenhang die zuneh­ die Bewilligungen für internationale Studien dauern
mende Regulierung zu kritisieren. oft zu lange. Schnetzer schlug vor, mit Augenmass zu
regulieren, wobei die Prozesse Risiko­basiert ab­
Code of Conduct Ärzte/Industrie: laufen sollten. Wir müssen lernen, mit Restrisiken
Wie viel Regulierung ist sinnvoll? umzugehen. Das Gremium war sich einig, dass die
«Non­Compliance – der Vorhof zur Hölle!» Unter Schweiz selbstbewusst mit ihren Ressourcen Bildung,
diesem Motto begann die Break­out­Session mit ei­ Forschung und Qualität der Hochschulen umgehen
nem Input­Referat von Lorenz Borer (Novartis sollte. Der Universität und der ETH Zürich gelingt es
Schweiz) unter Mitwirkung von Melchior Buchs immer noch, hervorragende Forscher aus der ganzen
(FASMED) und Dr. Dieter Grauer (Scienceindustries). Welt anzuziehen. Bach stellte fest, dass die Schweiz
Der «Code of Conduct» zwischen Ärzten und Indust­ für Firmen nach wie vor ein attraktiver Standort mit
rie wird in einer Art von Imperialismus von den USA gutausgebildeten Leuten, Steuervorteilen und einem
an Westeuropa und die Schweiz diktiert. Die Phar­ stabilen politischen Umfeld darstelle.
maindustrie scheint im Fokus von Untersuchungen

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Spectrum TRIBÜNE

«Quand le passé résiste Via sicura kommt in die Gänge


à l’oubli» Via sicura startet Anfang 2013 mit ersten Mass-
nahmen, welche die Sicherheit auf Schweizer
Strassen erhöhen sollen. Darunter sind solche ge-
gen Raser vorgesehen, etwa die Einziehung von
Motorfahrzeugen, sowie das Verbot von Radar-
warnungen. Die zweite Tranche, die 2014 in Kraft
treten soll, umfasst Massnahmen, die auf Verord-
nungsstufe konkretisiert werden müssen. Die
wohl bedeutendste ist das faktische Alkoholver-
bot für Neulenkende jeden Alters. Auch Fahrerin-
nen und Fahrer von Lastwagen und Bussen dür-
fen fortan nur noch nüchtern hinter das Steuer.
Fahren unter Alkoholeinfluss ist eine der häufigs-
«Quand le passé résiste à l’oubli»: tel ten Unfallursachen. 18- bis 24-Jährige haben das
est le titre d’une brochure d’informa- höchste Risiko, hinter dem Steuer zu sterben.
tion de parution récente consacrée Sucht Schweiz begrüsst deshalb diese Mass-
à l’état de stress post-traumatique, à Uwe Steinbrich/pixelio.de
nahme, propagierte aber schon immer die Regel:
ses séquelles et aux moyens de le sur- Wer fährt, trinkt nicht. Warnungen vor Radarfallen sind künftig verboten.
monter. Il s’agit de la première pu- (Sucht Schweiz)
blication que la Croix-Rouge suisse
(CRS) consacre aux traumatismes
consécutifs à la guerre, à la fuite, à
«Höllische Rückenschmerzen»
la torture ou aux catastrophes natu- Wenn «höllische Rückenschmerzen» den Schlaf
relles. Grâce aux nombreux conseils rauben, kann dies auf eine entzündliche rheuma-
formulés et à une liste étendue des tische Erkrankung hindeuten: Morbus Bechterew.
interlocuteurs et ressources dispo- Dies war die zentrale Botschaft der Online-Auf-
nibles, cette brochure peut être d’une klärungskampagne der Schweizerischen Vereini-
grande utilité aux victimes et à leur gung Morbus Bechterew. Sie fokussierte sich auf
entourage. die Zielgruppe der 18- bis 35-jährigen Männer
(CRS)
und Frauen. Auf sie richtete sich auch Stil und
Look der Medienstrategie. Die Anzeigen erschie-
60. Welt-Lepra-Tag nen in 20 Minuten. Und die Botschaft kam an:
Über 20 000 Personen besuchten im Zeitraum der
Kampagne die Plattform www.bechterew.ch. Und
annähernd 10 000 Personen klickten sich durch
den Online-Diagnose-Test mit dem Ziel, die Wahr-
scheinlichkeit einer Erkrankung an Morbus Bech-
terew abzuklären. Je früher eine Diagnose erfolgt,
desto wirkungsvoller lässt sich Morbus Bechterew
Ein Grund für Rückenschmerzen kann
Morbus Bechterew sein. behandeln.
Am 27. Januar war der 60. Welt- (Rheumaliga Schweiz)
Lepra-Tag. Immer noch erfahren
jede Stunde 30 Menschen, dass sie Journée internationale du cancer de l’enfant
Lepra haben, und alle 20 Minuten
La journée du 15 février est traditionnellement dé- pédiatrique. Aujourd’hui, quatre enfants sur cinq
wird ein Kind diagnostiziert. Wenn
diée aux enfants touchés par le cancer. La Ligue peuvent être soignés avec succès. Mais ils souffrent
Lepra nicht rechtzeitig behandelt
suisse contre le cancer a lancé une action en vue souvent des séquelles de traitements trop agressifs
wird, hat sie schwere körperliche Be-
hinderungen und oft auch soziale
de récolter des fonds en faveur de la recherche pour leur organisme en pleine croissance. Afin de
Ausgrenzung zur Folge. Der Welt-
leur venir en aide, la Ligue suisse contre le cancer
Lepra-Tag machte auf die Not dieser
soutient de nombreux projets de recherche qui
Menschen aufmerksam. Die Lepra-
visent à mettre au point des thérapies plus ciblées
Le Scapafish est
Mission Schweiz setzt sich dafür ein,
et mieux adaptées aux jeunes patients. Jusqu’au
vendu dans les
dass alle von Lepra betroffenen offices postaux 2 mars, le Scapafish sera encore vendu dans les of-
pour soutenir fices postaux au prix de 19 francs 90, dont 10 francs
Krebsliga Schweiz

Menschen ein Leben in Würde füh-


la recherche seront reversés à la Ligue. La somme servira à finan-
ren können, ein Leben mit densel-
des thérapies cer des projets pour améliorer la situation des en-
ben Rechten und Freiheiten wie alle mieux adaptées
anderen. aux jeunes.
fants touchés.
(Lepra-Mission Schweiz) (Ligue suisse contre le cancer)

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Begegnung mit … HORIZONTE

… Martin Walkmeister, Facharzt für Allgemeinmedizin in Arosa

«Ich bin ein Spezialist für das Allgemeine»

Daniel Lüthi Auf der Strassenseite ist es schattig, hier wirkt das Fifty/fifty: Das war von Beginn weg so geplant und
dunkelbraune Chalet düster. Im Rücken das Weiss- bewährt sich als Modell – auch wenn 50 und 50 hier
Text und Bilder horn, die Bergbahnen, die Touristenströme. Auf der weit mehr als 100 Prozent ergeben. Sicher profitiert
anderen Seite sind die Zimmer lichtdurchflutet, ver- davon auch der Ort. Denn in der gleichen Zeit haben
breitet das 90-jährige Haus den Geist von Herrschaft- alle Ärzte, die in Arosa ein solches Pensum alleine
lichkeit. Von hier aus fällt der Blick auf Nadelwälder, bewältigen wollten, eher früher als später resigniert
Fels und Schnee. Sogar ein Wasserfall ist zu sehen. und sind wieder ins Unterland gezogen. Auch die
«Dies ist die unverbaute Seite von Arosa», sagt Mar- Talschaftspraxis im Schanfigg ist geschlossen. Das
tin Walkmeister. «Als wir diese Aussicht zum ersten Pensum ist happig, oft bedeutet es Präsenz praktisch
Mal sahen, wussten wir: Hier bleiben wir.» rund um die Uhr, und zunehmend musste es auf
immer weniger Schultern verteilt werden. Heute gibt
Fifty/fifty es noch zwei Arztpraxen in Arosa, dies bei gegen
Seit 15 Jahren sind sie nun da. Unten, im Parterre des 20 000 Leuten während der touristischen Spitzenzei-
Chalets Erosen, arbeiten sie, oben wohnen sie. Alles ten. Eine der Praxen wurde von der Gemeinde ein-
danielluethi[at]gmx.ch teilen sie: Arbeit, Haushalt und Kinderbetreuung. gerichtet. Doch der Arzt, der heute dort arbeitet, hat

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Begegnung mit … HORIZONTE

nach 20 Monaten bereits wieder seine Demission an-


gekündigt, eine Nachfolgeregelung ist nicht in Sicht.
Das macht Martin Walkmeister müde, nicht nur kör-
perlich: Lange leisteten er und seine Frau – ohne Be-
zahlung für die Dienste – 190 Nachtdienste pro Jahr.
Seit dem letzten Frühjahr sind es weniger. Zudem zahlt
jetzt der Kanton für eine gewisse Anzahl Wochenend-
dienste eine Entschädigung. Nach wie vor sind die
beiden während der Hälfte des Jahres jedes zweite
Wochenende präsent und während der übrigen Zeit
jedes vierte. Und doch ist eine medizinische Grund-
versorgung in Arosa während 365 Tagen und jeweils
24 Stunden jetzt nicht mehr garantiert. «Im vergan-
genen Frühling brach die permanente Versorgung
zusammen. Ein Teil der Nächte ist nicht mehr abge-
deckt. Das macht mir sehr Mühe und grosse Sorgen,
zeitweise wurde ich selber fast krank, weil ich meinen
eigenen Ansprüchen nicht mehr genügen kann»,
sagt er, «aber diese prekäre Situation wirkt sich zuneh-
Martin Walkmeister
mend auch auf den Ort aus. Denn der Tourismus und
die medizinische Versorgung stehen hier in einem Dr. med. Martin Walkmeister wurde 1960 in
direkten Zusammenhang.» Konkret: Heute halten Zürich geboren. Er wuchs in Flims und Chur
sich an Spitzentagen in Arosa bis zu 17 000 Touristen
auf. Medizin studierte er an der Universität
auf. Dazu kommen rund 2500 Einheimische. Sie alle
haben den Anspruch, dass die medizinische Versor- Zürich, wo er 1987 mit dem Staatsexamen ab­
gung gerade in Notfällen gewährleistet ist. Mehr schloss. 1988 bis 1995 folgten Jahre der Wei­
noch: Die Ansprüche wachsen. «Zunehmend gelten
terbildung am Kantonsspital, am Kinderspital
wir als Verlängerung des Wellness-Betriebes.» Zwei
Arztpraxen mit je einem Assistenten während der und am Bürgerspital St. Gallen, und zwar in Pa­
Wintersaison sollten – im besten Fall – diese Ansprü- thologie, Anästhesie, Kinderchirurgie und Kin­
che erfüllen. Walkmeister vergleicht: «Das 30 km ent-
derintensivmedizin, Geriatrie, Orthopädie und
fernte Chur hat rund 37000 Einwohner. Und schät-
zungsweise etwa 200 Ärzte.» Urologie. Nach einem Jahr Innere Medizin in
Im schlechteren Fall werden in Arosa dereinst alle Walenstadt kamen Martin Walkmeister und
Erwartungen auf der Praxis Erosen lasten. Und auch
seine Frau Verena Meyer – auch sie ist Fachärz­
für dieses Team wird es immer schwieriger, Assisten-
ten für die Idee zu gewinnen, hier eine Saison lang tin für Allgemeinmedizin – nach Arosa. Hier
mitzuarbeiten – und dies, obschon ein halbes Jahr führen sie seit 1997 gemeinsam eine Praxis, wo
an die Weiterbildung angerechnet wird. «Früher
sie insgesamt schon mehr als 25 000 Patien­
meldeten sich Assistenzärzte von sich aus, heute las-
sen wir während Wochen Inserate laufen – ohne Er- tinnen und Patienten behandelt haben. Im glei­
folg», sagt Walkmeister. «Vor etwa 35 Jahren gab es in chen Haus leben sie mit ihrer siebenjährigen
Arosa noch mehrere Kliniken und etwa zehn nieder- Tochter Marionna.
gelassene Ärzte, damals kamen viele Tuberkulose-
kranke, und es wurden hier sogar Lungenoperatio-
nen durchgeführt. Vor 15 Jahren, als wir begannen,
konnten wir die Belastung auf drei Praxen verteilen. ärztlichen Versorgung» die Rede ist und gleichzeitig
Heute ist unsere Wahrnehmung, dass wir dauernd von «Mitteilungen der Aroser Ärzte wegen der un-
im Dienst sind.» zumutbaren Arbeitsbelastung». Als Massnahme zur
Entschärfung der Situation habe man eine Verein-
Warum bloss? barung treffen können, «gemäss der die Telefonnum-
Die Lage ist also vor allem jetzt, in der Hochsaison, mern der Aroser Arztpraxen ab einer gewissen Uhrzeit
gerade hier ziemlich dramatisch. Hier, in diesem No- auf die Notfallzentrale des Kantonsspitals Chur um-
belkurort in der Peripherie. «In der Stadt kann man geleitet werden können», zumindest während eines
ausweichen. In ländlichen Regionen aber wird der Teils der Nächte. Nachdem der heutige Betreiber der
Ärztemangel zu einem immer grösseren Problem», Gemeinde-Praxis auf den 30. März 2013 gekündigt
sagt Walkmeister. Sagen auch die besorgten Behör- habe, seien die Behörden bestrebt, die Nachfolge zu
den: Beim Empfang der Praxis Erosen liegt ein Schrei- regeln. Das tönt nicht gerade ermutigend. Zuneh-
ben der Gemeinde auf, in dem von «Beschwerden von mend müssen Patienten mit dem Taxi, der Ambu-
Einheimischen und Gästen wegen Engpässen bei der lanz oder aber einem Helikopter nach Chur gebracht

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 353
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Begegnung mit … HORIZONTE

werden. Das wäre bisweilen nicht nötig und kreiert Es frage sich, ob bei Neuzulassungen ländliche Regio-
nebst Frust auf beiden Seiten unnötige Kosten. nen nicht bevorzugt behandelt werden sollten. Und:
Martin Walkmeister ist denn auch ernüchtert. Der Leistungskatalog der Allgemeinmediziner müsse
Und auch ein wenig wütend. Vor allem aber ziemlich klarer definiert werden, wie derjenige anderer Spezia-
ratlos: Er versteht letztlich nicht, warum junge Ärz- listen, die Allgemeinmedizin sei kein Auffangbecken
tinnen und Ärzte heutzutage diesen interessanten für alles, was man nicht anderen Disziplinen zuord-
Beruf an diesem schönen Ort nicht mehr ausüben nen könne.
wollen. «Warum bloss?», fragt er und schaut in die «Ich bin ein Spezialist für das Allgemeine, deshalb
Weite. Dann steht er auf, tigert herum, setzt sich nenne ich mich lieber ‹Facharzt für Allgemeinmedi-
wieder und versucht, möglichst sachlich, zu erklären: zin› als ‹Hausarzt›. Ein Kollege pflegt zu sagen, Haus-
ärzte und Allgemeinmediziner seien die Hausfrauen
der Medizin: Sie leisten viel Basis-, viel Hintergrund-
arbeit, die man erst richtig erkennt und schätzt, wenn
«Unverbindlichkeit ist eine gesellschaftliche Tendenz, sie nicht mehr gemacht wird.» Im eigenen Haushalt
die sich halt auch in der Medizin manifestiert.» fügt er dieser Aussage ein illustratives Element hinzu:
«Bei uns ist halt manchmal nicht so aufgeräumt, wie
wir es gerne hätten. Aber eben, oft kommen wir ein-
fach nicht dazu.»
«Junge Mediziner bevorzugen heute Strukturen, die
sich mit dem Privatleben vereinbaren lassen. Sie wol- Schön helfen
len möglichst geregelte Arbeitszeiten, mehr Lebens- Es ist ein Haus, in dem gelebt wird. Hier wird viel
qualität und weniger finanzielle Risiken. Sie wollen Musik gehört und Klavier gespielt: «Die Improvisa-
sich nicht mehr so binden, wie wir das noch taten tion interessiert mich, in der Musik wie im Leben.
und immer noch tun. Tag und Nacht vollständig im Zahlreiche Requisiten illustrieren die sportlichen Ak-
Beruf aufzugehen, entspricht immer weniger dem tivitäten der Familie; Pflanzen sind wichtig, Bücher,
Zeitgeist. Und Unverbindlichkeit ist eine gesellschaft- persönliche Fotos und eine gemütliche Ecke. Nichts
liche Tendenz, die sich halt auch in der Medizin mani- deutet auf einen möglichen Aufbruch hin. Im Gegen-
festiert.» Speziell, ja tragisch dann diese Schlussfolge- teil, sagt Martin Walkmeister, es sei ein Privileg, hier
rung: «Unsere Ärzte-Generation hat für mehr Freihei- arbeiten zu können: «Wo sonst kann ich in vier
ten gekämpft – heute gehören wir zu denen, die unter Monaten 40 Schulter-Luxationen behandeln? Kann
den Resultaten unserer Bemühungen leiden.» ich so oft mit so wenig Aufwand so viel bewirken?
Kann ich so schön helfen? Fünf Minuten, und ein Pa-
Diagnose und Therapie tient, der mit massiven Schmerzen kam, verlässt die
Progressiver Hausärzte-Mangel, insbesondere in länd- Praxis frisch und fröhlich. Wo sonst habe ich so viel
lichen Gebieten, lautet die Diagnose. Abwechslung, eine solche Vielfalt? Wo sonst kann
«Die Politik hat es verschlafen, etwas dagegen zu ich – nebst all dem unnötigen Bürokram – so prak-
tun. Sogar wenn sie jetzt radikale Änderungen einlei- tisch handeln und mein Gespür so gut entwickeln?
ten würden, wäre es zu spät – das Versorgungs-Loch Unser berufliches Spektrum ist einmalig, es reicht
ist programmiert», hält Walkmeister fest. Und welche von der Traumatologie bis zur Seelsorge. Daneben
Rezepte, welche Therapien hat er als Direktbetroffener sind wir im Labor und röntgen und gipsen selber.»
gegen diese schmerzhafte Erkrankung im ländlichen Walkmeister kommt richtig ins Schwärmen.
Gesundheitssystem anzubieten? Staatliche Lenkung, Wenn bloss dieser Druck nicht wäre, diese hohe
scheint ein Zauberwort zu sein, die Behörden müss- Dauerbelastung. Dieses Gefühl, nie ganz à jour und
ten positive Anreize schaffen. Gerade in einem teuren meistens überlastet zu sein. Dieser Teufelskreis.
Tourismus-Ort wie Arosa sei es wichtig, dass die Ge- Die Aussicht aus dem Fenster und die Sonne über
meinde Praxis-Räumlichkeiten und eventuell auch dem Nebel trösten und entschädigen für vieles. Das
Wohnraum zur Verfügung stelle. Eine Entschädigung innere berufliche Feuer verleiht Flügel. Und das Ein-
von Nachtdiensten könnte die Attraktivität der Peri- kommen reicht für ein gutes Leben, sogar in der Zwi-
pherie aufwerten. Die Hausarztmedizin müsse geför- schensaison.
dert werden. Die Frage einer Selbstdispensation von Diese Aussage von Martin Walkmeister wird man
Medikamenten und die Sache mit den Taxpunkten deshalb gerade in Arosa besonders gerne zur Kennt-
seien im ganzen Land einheitlich zu regeln, damit nis nehmen: «Es geht uns gut – wir werden wohl blei-
der Wettbewerb nicht noch zusätzlich verzerrt werde. ben ...»

Die nächste «Begegnung mit …


Am Ende jeden Monats stellt die Schweizerische Ärztezeitung eine Persönlichkeit vor, die sich im
Gesundheitswesen engagiert. Im März schildert Daniel Lüthi seine Begegnung mit Markus Betschart,
Kantonsarzt von St. Gallen.

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Streiflicht HORIZONTE

Kurztexte für Ärztinnen und Ärzte mit knappem Zeitbudget

Physician Ownership in der Privatpraxis:


Pflegen und erhalten
Richard O. Binswanger In einem früheren Beitrag hat sich der Autor mit der leiden ernsthaft. Physician Leadership ist erratisch oder
Physician Leadership in Gesundheitsorganisationen fehlt. Nachfolger sind schwierig zu finden. Physician
auseinandergesetzt [1]. Jetzt geht es um Physician Ownership wird zur Bürde.
Ownership in der Privatpraxis. Aufgrund von Erfah­
rungen aus Kursen in Deutschland halte ich die Physi- Auswege
cian Ownership auch in der Schweiz langfristig für be­ Unsere Führungsschule [4] leitet grosse Seminare für
droht. Ich beziehe mich im Folgenden vor allem auf den Verbund Radiologischer und Nuklearmedizini­
die Radiologie. scher Zentren VRNZ in Bayern [5]. Die Themen sind:
1 Binswanger RO. Ärztliche Werte und Haltungen, Governance, Strategie, Leader­
Führung. Schweiz Ärzte­ Die Industrialisierung der Medizin ship, Unternehmensstruktur, Rechtsform, Konsoli­
zeitung. 2010;(91)21:835. Sie schreitet unablässig fort, ob wir sie wollen oder dation, Zusammenschlüsse und Akquisitionen. Unter
2 Hanson PS. Private Practice nicht. In den USA nahm der Anteil der Radiologiepra­ dem Einfluss der Kurse beginnen die Zentren sich zu
Trends in US Radiology, xen mit mehr als 30 Radiologen von 1990 bis 2007 professionalisieren, wandeln die GBRs in Kapitalge­
Imaging Management.
2009;9(1):16–21. von 5 auf 29 Prozent zu [2]. Die grösste Radiologiepra­ sellschaften um, zumeist als GmbH. Verhandlungen
xis in Deutschland, die Radiologie Nordrhein AG für Zusammenschlüsse sind im Gang. Governance
3 Lessmann W. RNR AG
Persönliche Mitteilung. (RNR AG), beschäftigt über 100 Radiologen [3]. Die und Leadership verbessern sich.
4 www.fsb­spital.ch
Konsolidation der Privatradiologie ist in vollem Gang
und nimmt rasch zu. Das bedeutet regionale und Konsequenzen für die Ärzte
5 www.vrnz.de
überregionale Zusammenschlüsse und Akquisitio­ Gruppenpraxen mit über 10 Teilhabern sind als einfa­
6 Wenger M. Schlossbergpraxis
nen. Investmentgesellschaften versuchen, radiologi­ che Gesellschaft nicht führbar [6]. Die Umwandlung
Frauenfeld. Persönliche
Mitteilung. sche Unternehmen zu erwerben. in eine andere Gesellschaftsform, zumeist in eine
Kapitalgesellschaft, ist notwendig. Jeder Partner be­
Probleme grosser Partnerschaften sitzt jetzt nur noch eine kleine Menge von Anteilen.
In Deutschland sind die grossen Praxen als «Gesell­ Sein Einfluss wird schwächer, aber Entscheidungen
Korrespondenz: schaft Bürgerlichen Rechts» (GBR) organisiert, was in werden deblockiert und mit der Mehrheit der Stim­
Dr. med. Richard O. Binswanger
Führungsschule Bodensee
der Schweiz der «Einfachen Gesellschaft» entspricht. men gefällt. Das Unternehmensrisiko verteilt sich auf
Münsterlingen Die Praxen kämpfen mit erheblichen Problemen: Alle mehr Schultern. Das Management kann professiona­
Oberer Seeweg 9 Entscheidungen verlangen Einstimmigkeit der Teil­ lisiert werden, die Führung muss aber bei den Ärzten
CH­8597 Landschlacht
haber. Jeder Partner kann jeden Entscheid blockieren. bleiben.
r.binswanger[at]bluewin.ch Streit, Konflikt und Disput sind die Regel, nicht die
www.fsb-spital.ch Ausnahme. Governance, Strategie und Management Aber
Als die RNR AG aus mehreren Gesellschaften Bürgerli­
chen Rechts gegründet wurde, verkauften jüngere
Teilhaber ihre Aktien an ältere [3]. Sie scheinen Geld
zu benötigen, sind risikoscheu und bevorzugen ein
fixes Einkommen. Das ist keine gute Entwicklung und
dem Gedanken der Physician Ownership abträglich.
Ärzte, die austreten, versuchen, ihre Anteile zu behal­
ten. Denn sie sind eine sehr gute Geldanlage. Dage­
gen hilft nur ein fairer Gesellschaftsvertrag, der die
Übertragung der Anteile an neueintretende Ärzte re­
gelt unter Berücksichtigung angemessener Warte­
und Übergangsfristen.

Fazit
Physician Ownership in der Privatpraxis wird zuneh­
mend schwierig zu bewerkstelligen. Schwierig zu er­
halten. Schwierig, der nächsten Generation zu über­
geben. Verkaufen Sie trotzdem Ihre Anteile nicht an
Ab einer bestimmten Grösse und Anzahl Ärzte sind Gruppenpraxen nicht mehr als
einfache Gesellschaft führbar. Investoren oder andere. Physician Ownership verdient,
erhalten zu bleiben.

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 355
Editores Medicorum Helveticorum
Buchbesprechungen HORIZONTE

Difficultés de l’aide aux personnes qui ont


besoin de protection – récit d’une curatelle

Jean Martin «There is a great future for complexity» (la complexité a venir curateur, alors qu’ailleurs en Suisse on ne
un bel avenir), disait il y a 40 ans un de nos profes- donne ce mandat qu’à des volontaires. Relevons que
seurs de santé publique aux Etats-Unis. Ma vie de ce domaine du droit a fait l’objet d’une récente révi-
médecin cantonal/officiel serviteur de l’Etat n’a pas sion du Code civil suisse, entrée en vigueur au 1er jan-
démenti cette formule. Elle vaut dans un pays très or- vier 2013.
ganisé comme la Suisse où tant de ressources et mé- La possibilité de contraindre à assumer une cura-
canismes sont déployés pour soutenir, soigner, for- telle fait débat devant les problèmes que peuvent ren-
mer, réinsérer ceux qui en ont besoin, notamment contrer les mandataires «laïcs». Le livre Conquistador
les personnes dont on juge qu’elles ne sont pas en le laisse entrevoir, ce rôle d’encadrement et de soutien
mesure par elles-mêmes de veiller à leur intérêts et était plus logique, moins susceptible de complications
bien-être. variées, avant l’avènement du dense réseau actuel de
Un petit ouvrage qui vient de paraître, de Flo- prestations destinées à venir en aide aux personnes en
rence Grivel, spécialiste en arts visuels et journaliste, difficulté, et médiatisées pas des officines publiques
mérite de retenir l’attention. Histoire d’une curatelle diverses: aides financières, y compris assurance-chô-
et de ses difficultés. La narratrice a accepté, comme mage, soutien à la formation, éventail diversifié
une sorte de service civique, d’assumer la curatelle d’aides professionnalisées par des travailleurs sociaux,
d’un jeune homme en situation instable. A cet égard, des professionnels et institutions de santé, etc. On
le récit illustre la situation aujourd’hui souvent évo- note l’expression de Florence Grivel «tout ce qui fait
quée, chez des jeunes et des moins jeunes, du manque l’administré»!
de repères, d’une anomie, au plan des personnes
comme de la société. Quelque chose qui a une pa-
renté avec la formule américaine anything goes (tout/
n’importe quoi est OK, tout est de valeur plus ou
moins équivalente, tout le monde il est bon et com-
pétent, pour tout).
La société d’avant était-elle plus simple? Sur cer-
tains points sans doute, ce qui ne veut pas dire qu’elle
ait été «meilleure». Merci ici de ne pas prendre om-
brage d’une remarque de vieux: il y a encore un demi-
siècle, un certain nombre de choses étaient établies,
des cadres étaient généralement admis; règles impar-
faites que la grande majorité acceptait. On admettait
que certaines personnes disposaient de compétences
que n’avait pas tout un chacun et qu’elles avaient le
droit de les exercer.
Pratico-administrativement, l’institution juri-
dique dont ce livre raconte les vicissitudes est celle
du curateur ou tuteur «laïc», dans le sens de sans pré-
paration professionnelle spécifique à cette tâche. En
général et en fonction des dispositions du Code civil,
l’autorité tutélaire, dite maintenant autorité de pro-
tection, peut charger Monsieur ou Madame Tout le
monde d’assumer la protection des intérêts d’une
personne qui n’est pas en mesure de le faire par elle-
même. Cette pratique peut être vue comme un
exemple notable de solidarité dans une société solide Florence Grivel
Conquistador
dans ses bottes, marquée par un esprit civique et dé-
Bangkok/Lausanne: BMS press (fictio); 2013
mocratique. Ce qui est particulier au canton de Vaud,
64 pages, 17 CHF
c’est qu’il est le dernier où l’autorité peut (sous réserve ISBN 978-2-940516-02-5
jean.martin[at]saez.ch de certaines exemptions) imposer à quelqu’un de de-

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 356
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Buchbesprechungen HORIZONTE

Bien qu’elle n’ait pas été un conflit de tous les


instants, l’histoire de Justin et de sa curatrice, qui
idéalement aurait pu/dû être un compagnonnage
constructif, a rapidement débouché sur l’échec. J’y
vois pour une part une conséquence du caractère in-
conciliable des offres de soutien d’une société propre
en ordre et d’un jeune adulte marqué par les circons-
tances changeantes voire déboussolantes de la pre-
mière partie de son existence. Sans qu’on puisse allé-
guer qu’il ait eu incompétence, insensibilité interper-
sonnelle ou interculturelle ou autre négligence. Où il
faut aussi faire la part d’un côté «hors-sol» avec, dans
le quotidien de ces personnes, un rapport à la réalité
très inventif.

Il y a une infinité de choses où


le moins mal est le meilleur.

Dans tous les cas, une partie des problèmes qu’il-


lustre Conquistador restent bien difficiles à gérer ou
prévenir. La société ne peut faire autrement, d’une
manière ou de l’autre, que persévérer dans l’effort. Il
s’agit de rassembler tout ce qu’on peut de bon sens et
Aider l’autre, trouver avec lui la bonne voie – la tâche
de résistance à la frustration, en se souvenant avec
n’est pas facile pour le curateur.
Montesquieu qu’il y a une infinité de choses où le
moins mal est le meilleur (en toute modestie, une
Ce filet social étroitement tissé, connaît des len- des fortes leçons de ma carrière – avant même de lire
teurs et situations confuses. Possible dilution/frag- Montesquieu). Ensuite, si cela coince trop, il n’y a
mentation des responsabilités entre différents inter- pas de honte à rendre le témoin qu’on a accepté de
venants, problèmes de collaboration/compréhension porter sur quelque distance, comme le fait la narra-
– entre eux et vis-à-vis des clients – en rapport par trice.
exemple avec la difficulté pour chacun d’avoir une Cette aventure à deux (plus quelques autres) dé-
vision globale de la situation. Aussi, cela augmente concertante, harassante, Florence Grivel nous en fait
pour les personnes que l’on entend protéger les pos- profiter en allégeant ses dimensions lourdes et com-
sibilités de mettre un intervenant en contradiction plexes par une plume vive, pétillante, et une langue
avec l’autre, de trianguler voire «multianguler». colorée, y compris par la peine prise avec succès
d’écrire la «novlangue» de Justin et de son milieu. Le
tout émaillé des sursauts de sens du devoir issus de la
première partie de sa vie à elle. Le lecteur passe un
Le canton de Vaud est le dernier où l’autorité peut très bon moment, qu’il prenne ou pas la peine de se
imposer à quelqu’un de devenir curateur. pencher attentivement sur les préoccupations de fond
suscitées par le mandat confié par l’autorité.
Conquistador mérite d’être lu pour sa description
d’une expérience qui, de manières plus ou moins in-
Florence Grivel livre une histoire marquée par la tenses, est souvent vécue. Et on souhaite qu’il soit
disponibilité, l’enthousiasme quasiment, de la future mis au nombre des documents recommandés aux
curatrice de «découvrir ce nœud citoyen», en vue de étudiants et praticiens de plusieurs filières profession-
contribuer à la convivialité civique; et qui se voit nelles: travailleurs sociaux, éducateurs, psychologues,
confrontée à un interlocuteur dont le comportement métiers de la santé, responsables d’institutions et ser-
fantasque, à l’occasion violent vis-à-vis de tiers, à la vices sociaux. Ainsi que, évidemment, à ceux qui
limite du psychiatrique ou psychopathique (donnant œuvrent dans le domaine auparavant dénommé tu-
lieu à «folle partie de flipper»), met en échec la bonne télaire et que la révision du Code civil qui vient d’en-
volonté et les meilleures compétences généralistes de trer en vigueur appelle droit de la protection de
l’aidant. l’adulte et de l’enfant.

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 357
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Schaufenster HORIZONTE

Le pigeon voyageur

Julia Vecsey 1942, la guerre fait rage, et même si la guerre froide phones existent maintenant, drôles de petits boîtiers
est encore loin, il fait glacial cet hiver-là. grâce auxquels on peut téléphoner, transmettre des
Jean est un scientifique français; il effectue des messages, visiter des sites archéologiques virtuels en
mélanges d’alchimiste pour trouver un combustible trois dimensions, communiquer sur des réseaux so-
bon marché dans la pénurie qui règne dans les ciaux. C’est ainsi que grâce à Facebook, les amis d’un
pauvres réserves de charbon et d’or noir nationales: jeune montagnard égaré ont pu être mobilisés pour
n’importe quoi pour lutter contre les rigueurs de la financer les recherches qui avaient dû être abandon-
saison et se chauffer. Au cours de ses recherches, il nées faute de moyens!
réussit à mettre au point une potion magique: elle ne Les Smartphones peuvent aussi servir à envoyer des
lui confère pas une force surnaturelle comme celle SMS, ou encore mieux des MMS. Ainsi des puces in-
d’Obélix, mais possède une autre vertu, bien plus in- formatiques fixées sur des vaches, microprocesseurs
téressante en temps de guerre: le don de l’immorta- sensibles aux changements hormonaux, indiquent
lité! que la vache est en rut, permettant ainsi à son pro-
La recette lui est tombée du ciel: c’est un pigeon priétaire de préparer la prochaine saillie à temps.
voyageur envoyé par l’armée anglaise qui en portait Les perturbations du changement climatique dé-
la formule dans une bague chevillée à sa patte. L’oi- couvertes sur le petit écran impliquent un boulever-
seau devait apporter cette recette aux lignes du front sement des ressources naturelles: les réserves d’eau de
pour augmenter la résistance des soldats qui se trou- la planète n’étant pas infinies, l’homme va creuser en
vaient en première ligne. En effet, des chercheurs profondeur pour trouver des lacs souterrains; puisque
Correspondance: avaient observé que des insectes étaient porteurs d’un l’espèce humaine se sent quelque peu à l’étroit sur
Dr Julia Vecsey gène qui leur conférait la propriété d’être quasi im- terre, elle envoie un robot sur la planète Mars, pour y
Quai Gustave-Ador 62 mortels. Ils espéraient pouvoir le transférer aux sol- évaluer les possibilités d’existence et de survie sur une
CH-1207 Genève
dats et augmenter ainsi leurs chances de survie et leur planète étrangère.
jvecsey[at]bluewin.ch combativité. Mais Jean voit aussi qu’il existe de nouvelles
Mais le pauvre oiseau n’est jamais arrivé à desti- formes de guerre: la fin de la planète Terre n’est plus
nation, puisqu’il a été intercepté fortuitement et exclue, à cause de l’imprudence de chefs d’Etat mani-
nuitamment par notre héros; les connaissances pulant l’arme atomique avec légèreté. Leur geste peut
scientifiques de Jean lui ont permis de deviner à quoi être lourd de conséquence: c’est ainsi que le petit
pouvait servir cette formule chimique. Il a réalisé le écran montre des images de papillons aux ailes mal-
breuvage et l’a consommé! formées, incapables de voler, surtout dans la région
Jean ne ressentit aucun malaise, seulement une de Fukushima…
grande envie de dormir. Il alla donc se coucher... et Jean voit aussi des roboptères, hélicoptères sans
se réveilla... 70 ans plus tard, après un transport mys- pilote œuvrant sur les champs de bataille. Mais est-ce
térieux dans l’archipel des Galapagos. Son corps et vraiment plus efficace que le pigeon voyageur de la
son esprit ont conservé la force et l’énergie de la jeu- deuxième guerre mondiale?
nesse. Il y apprend que l’homme sera moins intelligent
Il est recueilli par les chercheurs d’une équipe à l’avenir à cause de la mutation d’un gène, favorisée
installée sur l’île, et dont les travaux portent sur la probablement par la fameuse explosion atomique
protection d’espèces en voie de disparition. Au tant redoutée.
hasard de ses promenades dans la base de ses Mais bonne nouvelle enfin, l’humanité ne devrait
hôtes, il tombe devant un écran de télévi- pas avoir de souci car la technique d’immortalité dé-
sion (en couleurs!), il a la surprise de dé- couverte par Jean va être démocratisée, profitant à
couvrir que le monde a bien changé: tous. Quant à la place, pas de problème non plus, car
il voit des avions à réaction, des l’univers n’a-t-il pas l’avantage d’être infini?
fusées, toutes sortes d’engins Cette histoire n’est pas prémonitoire, mais seule-
mécaniques bizarres, des ment le témoin d’une réalité. Trois ingrédients ont la
machines facilitant chance d’être infinis – l’amour – l’imagination – la
maintes tâches poésie... pensez-y…
jusqu’alors diffi-
cilement réali-
sables.
Il apprend Ps Cette histoire n’est pas prémonitoire, je l’ai dit et pour-
que les Smart- tant…

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 359
Editores Medicorum Helveticorum
ZU GUTER LETZT

Vorsorgen für die Zukunft ...

Ich bin soeben vom Krankenbett wieder aufgestan- Nein, bei Tageslicht betrachtet sind das wirklich
den. Die Grippe – zum Glück nicht die Magen- nicht meine Argumente. Ich bin ich, so meine ich,
Darm-Variante, sondern «nur» die mit viel Fieber gerne und mit Überzeugung körperlich-leiblich-see-
und Husten. Eine ganze Woche, die gut gefüllt gewe- lischer Gehirn-Magen-Bauch. Ich teile weder den
sen wäre mit Sitzungen und Retraiten, verschwand Glauben an ein wahres Ich im Bauch noch den an
im Fieberschlaf. Und die Welt drehte sich trotzdem. das eigentliche Ich im Gehirn. Ich, das empirische,
Auch ohne mich. allein vorhandene und vorfindliche Ich, bin ein
Wieder zurück im Büro begegnete mir viel Konglomerat von allem, und kein Körperteil hat
freundlich-tröstendes Willkommen, aber auch von eine tiefere Verankerung mit irgendeiner ausser-
einigen ein ganz klein bisschen selbstzufriedenes Lä- körperlichen Wahrheit.
cheln: Diese hatten sich gegen diese Grippe geimpft. Und ich arrangiere mich sowohl mit dem
Sie haben an allen Sitzungen teilgenommen, sie Terminkalender als auch mit dem Fieberthermome-
Christina Aus der Au
sind nicht schuld an den krankheitsbedingten Aus- ter. Ich arbeite meistens gerne – und alles, was ich
fällen in der Wirtschaft, auf sie ist Verlass. Während letzte Woche nicht erledigt habe, bleibt sowieso auf
Leute wie ich den Launen des Körpers unterworfen meinem Schreibtisch liegen.
sind und mein Geist den primitivsten Bedürfnissen
des Leibes ausgeliefert war: schlafen, trinken, schla-
fen.
Nein, ich will hier nicht die Impfdiskussion wie- «Oder verweigere ich mich
der aufflammen lassen. Ich bin absolut überzeugt, damit der Diktatur
dass es sehr viele gute Gründe gibt, sich gegen die
Grippe impfen zu lassen! Bei Berufsgruppen, die mit des Bruttosozialprodukts?»
Kindern und alten Menschen zu tun haben, sowieso,
da ist es fast schon egoistisch, wenn man die eigene
Krankheitsanfälligkeit ungefiltert an andere weiter-
gibt. Und auch mich hats geärgert, ich habe span- Warum denn lasse ich mich ums Himmels wil-
nende Sitzungen verpasst, und zum Teil müssen wir len nicht gegen die Grippe impfen?
jetzt mühsam neue Termine suchen. Wenn ich tief und ehrlich in mich hineinschaue,
Ich bin nicht geimpft. Und ich werde es wahr- fürchte ich, die Gründe sind viel prosaischer als die
scheinlich auch jetzt nicht tun. Und auch nächstes wohlklingenden Argumente, die ich versuchsweise
Jahr nicht. All meinen rationalen Überlegungen und auf den Tisch gelegt habe. Ich bin einfach zu träge,
meinem Ärger zum Trotz. Seltsames Wesen Mensch. um überall die Kontrolle haben zu wollen. Ich bin zu
Jetzt gäbe es hier ein Mittel, das nicht viel kostet, faul, um heute schon für morgen zu planen. Jetzt bin
nach allem menschlichen Wissen und Gewissen mit ich nicht mehr krank, jetzt ist die Grippe wieder in
durchaus akzeptablem Risiko, das mich vor viel weiter Ferne. In der Gegenwart leben heisst, die Zu-
Unbill und Scherereien bewahren könnte. Und ich kunft ausblenden. Sie jedenfalls nicht in die Gegen-
verzichte wissentlich und willentlich darauf. Woran wart hineinwirken lassen. Und schon gar nicht die
liegt das bloss? Gegenwart auf die Zukunft ausrichten.
Lasse ich mich – trotz aller Dankbarkeit für den Ein kleiner Piks hätte mir viel erspart. Würde mir
Fortschritt, insbesondere den medizinischen – von viel ersparen. Aber ich verdränge auch diesmal die
einer romantischen Vorstellung von der Natur lei- Sache wieder. Ich kann mir vorstellen, wie schwierig
ten? Im Sinne von: Der Körper weiss schon, was mir es sein kann, die Leute zu Vorsorgeuntersuchungen
fehlt, die Fiebergrippe ist ein Zeichen dafür, dass ich zu bewegen. Oder gar dazu, ihr gegenwärtiges Ver-
überarbeitet bin und mir Ruhe gönnen soll? Ist der halten zu ändern, um zukünftig besser, gesünder,
Bauch schlauer als das Gehirn? Enger verbunden mit länger zu leben. Als Individuen und als Menschheit.
meinem wahren Ich? Wir sind einfach Gegenwartswesen, die Zukunft ist
* PD Dr. theol. Christina Aus
der Au ist an der Abteilung
Oder verweigere ich mich damit der Diktatur des viel weniger real.
Systematische Theologie / Bruttosozialprodukts? Will ich an der Einsprache- Aber nun liegt meine kleine Tochter mit der
Dogmatik der Universität möglichkeit des Körpers festhalten gegenüber dem Grippe darnieder. Zukunft, die jetzt schon Gegen-
Basel tätig und Mitglied der
Zwang zur Effizienz? Geniesse ich etwa unbewusst wart ist. Hätte ich mich doch impfen lassen sollen?
Redaktion Ethik der
Schweizerischen Ärzte- das erzwungene Nichtstun als Rebellion gegen die
zeitung. durchorganisierte Gesellschaft? Christina Aus der Au*

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9 360
Editores Medicorum Helveticorum
ANNA

www.annahartmann.net

Die letzte Seite der SÄZ wird von Anna frei gestaltet, unabhängig von der Redaktion.

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2013;94: 9
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