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Nr.

12
Dezember 2023
76. Jahrgang

Herausgegeben von
der Ärztekammer
Schleswig-Holstein

Das Beste aus


zwei Welten
Künstliche Intelligenz in der Medizin:
Mensch und Maschine gemeinsam
sind am effektivsten
Seiten 8 − 13

Pädiatrie
Kinderärzte stehen vor zahlrei-
chen Herausforderungen
Seite 16

Nephrologie
Kieler Projekt forciert die
Bauchfelldialyse
Seite 23

Orthopädie
Endoprothetik führt zu
Gewinn an Lebensqualität
Seite 37
Anzeige
DEZEMBER 2023 EDITORIAL 3

Das Licht am Ende des Tunnels


Unser erstes Ärzteblatt in diesem Jahr stand unter dem Motto Zuversicht. Wie sieht es
damit am Ende des Jahres aus? Hierzu eine schon länger zurück liegende Geschichte
aus einer Klinik, in der damals zahlreiche Probleme auftraten. Es wurde Mut und
Zuversicht hinsichtlich einer sich anbahnenden Lösung vermittelt und das sprich-
wörtliche „Licht am Ende des Tunnels“ zitiert. Eine Mitarbeitende reagierte darauf
mit folgendem Einwand: „Sie wissen, das Licht am Ende eines Tunnels könnte auch
ein entgegenkommender Zug sein“.

Am Ende dieses Jahres sind viele Züge entgegengekommen, die Krisen und Probleme
häufen sich und Lösungen sind kaum in Sicht. Kriege und Vertreibungen nehmen zu,
in Europa, Afrika, Asien und nun auch in Nahost. Unvorstellbares menschliches Leid
ist damit verbunden, niemand weiß, wie es weitergeht. Dazu die Klimakatastrophen,
die nun auch Schleswig-Holstein mit einer Sturmflut an der Ostsee erreichen. In
der Gesundheitspolitik wird es selbst für Eingeweihte schwierig, der Fülle an Stel-
lungnahmen, Verordnungen, Arbeitsentwürfen und Gesetzen zu folgen: angeblich
sollen 19 Gesetze noch in den nächsten 12 Monaten beschlossen werden. Dazu weitere
Einflüsse wie die Finanzkrise, der Fachkräftemangel, Polarisierungen und Urteile, die
neue Herausforderungen wie im Notfallbereitschaftsdienst mit sich bringen. Ein Ende
ist nicht in Sicht, eher weitere entgegenkommende Züge. Ist es da nicht verwunderlich,
dass mit Rückzug und Demotivation reagiert wird?

Wir vergessen dabei jedoch, dass wir jeden Tag in der Ausübung unserer ärztlichen
Profession Positives leisten, helfen, lindern und heilen. Wir als Ärztinnen und Ärzte

»Frohe Weihnachten
sind erster Ansprechpartner für die Menschen, die medizinische Hilfe brauchen und
uns aufsuchen. Das Geben von Zuversicht und Hoffnung gehört integral zu unserem
Handeln. Vergessen wir vor lauter Problemen nicht unsere täglichen kleinen und

und einen guten


großen Erfolge. Stehen wir zu unserem professionellen Tun für unsere Patientinnen
und Patienten auf der Grundlage unserer Werte und Haltungen, gerade vor dem
Hintergrund einer vulnerablen und volatilen Zeit. Das wird uns die Zuversicht geben,
die Herausforderungen gemeinsam anzugehen, denn nur miteinander werden wir
vorankommen. Wir haben gerade in unserem Bundesland gute Voraussetzungen
dafür, eine bestmögliche Versorgung zusammen zu gestalten. Wir wünschen uns allen
Rutsch ins Neue Jahr.«
in dem neuen Jahr den Mut und die Zuversicht dafür und vorher schöne, erholsame
Weihnachtstage.

Freundliche Grüße
Ihre
Foto: Adobe STock Jenniker

Prof. Henrik Herrmann Dr. Gisa Andresen Dr. Carsten Leffmann Karsten Brandstetter
Präsident VizePräsidentin Ärztlicher k au f m ä n n i s c h e r
Geschäftsführer Geschäftsführer
4 I N H A LT DEZEMBER 2023

34 23 36

18

Inhalt
NEWS 6 Förderkreis Qualitätssicherung diskutierte FORTBILDUNGEN 37
über „Kuddelmuddel“ bei den Gesetzen 20
Kurz notiert 6 Endoprothetik: Mehr Wechsel-OP's 37
PTBS: Thema der Ärztekanzel 22
Guest Relation Manager in Reinbek 6 Externe Fortbildungstermine 38
Projekt am UKSH zur Bauchfelldialyse 23
Kooperation an der Westküste 7 Qualitätszirkel zum Klima 39
Ein inklusives Hospiz in Meldorf 24
Termine in der Akademie 40
Landtag diskutiert über Versorgung 7 Zwei Richtfeste an Kliniken 26
Das Aidsmobil unterwegs 27
TITELTHEMA 8 Dr. med: Promotionen unter Medizinern
MEDIZIN UND KULTUR 41
Fotos: Walter Schulz-Stiftung, UKSH, Guido Kollmeier,

rückläufig 28 Romanautor: PD Dr. Moritz Wigand 41


Künstliche Intelligenz in der Medizin auf
dem Vormarsch 8 Schwingungen: Ungewöhnliche Sachbuchautor: Prof. Ibrahim Alkatout 42
Annäherung an ein HNO-Thema 30
Interview: Digitalminister Dirk
Schrödter 12 UKSH: Der Wissenschaftsrat empfiehlt 32 ANZEIGEN 43
Sarah Wiener Stiftung Thomas Panzau
Titelbild: Adobe stock Mike Dot

GESUNDHEITSPOLITIK 14 LESERBRIEF 33 TELEFONVERZEICHNIS/IMPRESSUM 50


Kammerversammlung: Konstruktiver
Austausch 14 PERSONALIEN 34
Pädiater diskutierten in Kiel 16
Jahrestagung der DAK Gesundheit 17 MEDIZIN UND WISSENSCHAFT 36
Kinder lernen gesunde Ernährung 18 Auswertung des Krebsregisters 36
DEZEMBER 2023 I N H A LT 5

16

Kinder im Fokus
Festgehalten
Die Diskussion über die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat Fahrt aufgenommen. In
von Jörg
Schleswig-Holstein stand das Thema gleich auf mehreren Veranstaltungen im Mittelpunkt. Dr. Ralf van
Wohlfromm
Heek (Foto), Landesvorsitzender des BVKJ, diskutierte in Kiel u.a. mit Landesgesundheitsministerin
Prof. Kerstin von der Decken und der Vizepräsidentin der Ärztekammer, Dr. Gisa Andresen. Bei
Veranstaltungen der DAK, der Barmer und beim FKQS spielte das Thema eine zentrale Rolle – und PD
Dr. Moritz Wigand aus Rendsburg schrieb einen Kinder- und Jugendroman.
6 NEWS DEZEMBER 2023

KURZ NOTIERT Krankenhaus Reinbek führt


KVSH kündigte 400 Poolärzten
Guest Relation Manager ein

D
as St. Adolf-Stift in Reinbek hat ein in Krankenhäusern bislang unbe-
Das BSG-Urteil zur Sozialversicherungspflicht eines kanntes Berufsbild geschaffen: Der aus dem Hotelgewerbe bekannte
Poolarztes im Bereitschaftsdienst hat auch in Schleswig- „Guest Relation Manager“ kümmert sich dort seit kurzem um das Wohl
Holstein zu Konsequenzen geführt. Die KVSH reagierte der Patienten und steht ihnen zur Seite. In Reinbek übernimmt der
– wie einige andere KVen im Bundesgebiet ebenfalls – 55-jährige Dirk Bülow diese Funktion. Er erfüllt kleine Wünsche der Patien-
mit der Kündigung von Poolärzten. Insgesamt rund ten, steht ihnen bei Problemen zur Seite, nimmt ihnen die Angst vor einem
400 Ärztinnen und Ärzte sind davon mit Wirkung zum Eingriff und geht auf individuelle Bedürfnisse ein.
31.12.2023 betroffen. Dazu kann gehören, ihnen mit Gitarrenbegleitung ein Ständchen zu sin-
Zur Begründung teilte die KV mit, dass die Poolärzte gen, sie auf einem Spaziergang auf dem Klinikgelände zu begleiten oder ei-
„mit einiger Wahrscheinlichkeit neben ihren persönli- nen orientierungslosen Besucher zum Ziel zu bringen und die Demenzbe-
chen Sozialabgaben zusätzlich der Sozialversicherungs- auftragte des Hauses zu unterstützen. Die Klinik verspricht sich vom Guest
pflicht der Deutschen Rentenversicherung, für die die Relation Manager zufriedene Patienten und hofft, dass Bülows Arbeit dazu
KVSH Arbeitgeberanteile zu tragen hätte, unterliegen“. beiträgt, Beschwerden vorzubeugen. Bülow könne Pflegekräfte entlasten,
Die als freiberuflich eingestuften Springer leisten bislang weil er Zeit zum Zuhören und Kümmern habe, teilte die Klinik mit. Sie sieht
rund 30 % der anfallenden Dienste im Land. Durch die Schnittpunkte mit anderen Tätigkeitsbereichen wie Grüne Damen oder
drohende Sozialversicherungspflicht erwartet die KVSH Seelsorger, aber kein Kompetenzgerangel. Bülow hat Erfahrungen in unter-
schiedlichen Bereichen gesammelt: Er war im Sanitätsdienst der Bundes-
„erhebliche finanzielle Mehrbelastungen“, die sie als
wehr, hat Kinderkrankenpfleger gelernt, mit schwerstbehinderten Erwach-
nicht tragbar einstuft. (PM/RED)
senen gearbeitet, war als Animateur tätig und schließlich im Patiententrans-
port. (PM/RED)
Zahl der Depressionen steigt
In Schleswig-Holstein und bundesweit steigt nach kürz-
lich veröffentlichten Daten der KKH Kaufmännische
Krankenkasse die Zahl der Menschen, die an Depressi-
onen leiden. Laut Kasse sind rund 14 % der Versicher-
ten von einer depressiven Episode und/oder einer wie-
derkehrenden Depression betroffen. Damit bewegt sich
Schleswig-Holstein in etwa im Bundesdurchschnitt
(14,5 %).
Besonders stark gestiegen ist der Anteil der Patienten in
Schleswig-Holstein, bei denen Depressionen immer wie-
derkehren: von 2012 auf 2022 um rund 81 % (Bundesweit:
plus 67 %). Insgesamt erkranken deutlich weniger Ver-
sicherte an dieser Form der Depression als an einer de-
pressiven Episode. Der starke Anstieg deute darauf hin,
dass zunehmend mehr Patienten Rückfälle erleiden, so
die Kasse. Bei einmaligen Episoden verzeichnet die KKH
in Schleswig-Holstein im Zehn-Jahres-Vergleich ein ge-
ringeres Plus von 16 % (Bundesdurchschnitt: rund 17 %). „Guest Relation Manager“ Dirk Bülow am Krankenbett im St. Adolf Stift
(PM/RED) Reinbek mit Patient Schumagali Kaschkenow.

Der Podcast des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblattes


Welche Folgen hat die Finanznot der Krankenhäuser? Was schlägt ein Krankenkassenver-
Fotos: Krhs Reinbek St. Adolf-Stift, Äksh

treter vor, um die Versorgungsqualität zu verbessern? Der Podcast des Schleswig-Holstei-


nischen Ärzteblattes greift regelmäßig aktuelle Themen aus dem Gesundheitswesen, aber
auch zeitlose Themen wie assistierter Suizid auf. Mehr als 50 Folgen können über gängige
Streamingdienste wie Spotify oder Apple Podcast gehört werden. Darunter u.a.:
 Weniger Promotionen: Ist Dr. med. ein alter Hut?
 Physician Assistants: Entlastung für die Versorgung
 Eine besondere ärztliche Aufgabe: Die Leichenschau
 Lieferengpässe bei Arzneimitteln
DEZEMBER 2023 NEWS 7

Elektrophysiologisches Netzwerk geknüpft

D
ie Krankenhäuser in Heide und Itzehoe arbeiten seit
kurzem bei der Behandlung von Vorhofflimmern zu-
sammen. Dr. Christian Eickholt, Chefarzt der Kardio-
logie am Klinikum Itzehoe, nimmt nun auch in Heide
die elektrophysiologischen Ablationen vor. Zuvor muss-
ten Patienten aus Dithmarschen für diese Behandlung
nach Itzehoe oder nach Hamburg fahren. Der Heider
Chefarzt Prof. Patrick Diemert begrüßte die wohnortnah
angebotene Leistung durch den hochspezialisierten Kol-
legen. Nach Angaben der Klinik ist die Zahl der Patienten
mit Vorhofflimmern in den letzten Jahren „deutlich zu-
nehmend“, auch wegen einer früheren Erkennung durch
Smart-Watches und mobile Apps.
Die Kooperation zwischen Heide und Itzehoe ist Be-
standteil einer weiter angelegten Zusammenarbeit zwi-
schen den Kliniken des 6K-Verbundes. Eickholt nimmt
die Ablationen seit zwei Jahren auch schon am Städti-
schen Krankenhaus in Kiel vor. „Wir knüpfen ein elektro-
physiologisches Netzwerk. Von diesem profitieren die Pa-
tientinnen und Patienten wie auch angehende Kardiolo-
gen, denn sie können im Rahmen ihrer Facharztausbil-
dung in den beteiligten Kliniken auch die EPU kennen
lernen“, sagte Eickholt. „Gleichzeitig bauen wir den elek-
trophysiologischen Schwerpunkt im Klinikum Itzehoe
weiter aus und haben eine zusätzliche Spezialistin für die
Ablationen gewinnen können.“ (PM/RED) Dr. Christian Eickholt (links) und Prof. Patrick Diemert.

Unterstützung für ärztliche Forderungen im Landtag

Das Landeshaus in Kiel.

P
olitiker verstehen Ärztinnen und Ärzte reich und eine entsprechende Gegenfinan- ständnis äußerte sich u.a. in den Redebei-
– jedenfalls in Schleswig-Holstein. Da- zierung durch die Krankenkassen hinzu- trägen der gesundheitspolitischen Spre-
rauf deutet zumindest die Debatte im wirken, die Wertschätzung in der Bevöl- cher sowie von Landesgesundheitsminis-
Kieler Landtag am 22. November hin. kerung gegenüber den Praxisteams zu er- terin Prof. Kerstin von der Decken (CDU).
Am Buß- und Bettag wurde im Parlament höhen und sich auf Bundesebene für eine Sie erwartet, dass mehr Geld allein die Pro-
ein Antrag der Regierungskoalition aus Abrechenbarkeit der Leistungen von Physi- bleme nicht lösen wird, und setzt auf einen
CDU und Bündnis 90/Die Grünen sowie cian Assistants im ambulanten Bereich ein- im Norden geschlossenen „Pakt für Ge-
der FDP diskutiert und verabschiedet, der zusetzen. sundheit“, in dem Politik und Akteure ge-
auch vom SSW unterstützt wurde. Zwar führt die Annahme des Antrags meinsam konkrete Maßnahmen identi-
Mit dem angenommenen Antrag bit- nicht zu zusätzlichen Mitteln für den am- fizieren und vereinbaren, um bessere Be-
tet das Parlament die Landesregierung, bulanten Bereich, sondern hauptsächlich dingungen im Gesundheitswesen zu errei-
Fotos: WKK, Landtag

die Abschaffung der Budgetierung ärztli- zu Forderungen an die Bundesebene. Er chen. Auch die SPD, die mit einem eigenen
cher Leistungen konstruktiv zu begleiten, unterstreicht aber auch, dass viele Proble- Änderungsantrag gescheitert war, unter-
auf eine nachhaltige Finanzierungsgrund- me der niedergelassenen Ärzte in den Par- stützte damit viele Forderungen aus dem
lage für das Personal im ambulanten Be- teien ernst genommen werden. Dieses Ver- ärztlichen Bereich. (PM/RED)
8 T I T E LT H E M A DEZEMBER 2023

Menschliche und künstliche


Intelligenz: Am besten gemeinsam
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ Seit 2019 hat Schleswig-Holstein eine Strategie für KI und
noch deutlich länger Expertinnen und Experten, die sich in der Medizin damit beschäftigen. KI
wird intensiv beforscht und praktiziert, mit Chancen und Risiken. Eine Bestandsaufnahme.

S
ie heißen Anna, Maia und Pepper, Holstein (UKSH) in Kiel entwickelt und System erkennt medizinische Risiken nicht
und sie haben einiges gemeinsam: beforscht wird – das Unternehmen hat eine besser als erfahrene Kolleginnen und Kol-
Sie sind Teil einer sehr viel größeren Forschungs- und Entwicklungskooperation legen. Aber es ist ununterbrochen da und
Gruppe. Sie kommen alle aus Schles- mit dem UKSH. Wenn MAIA eine Medi- immer aufmerksam“, sagt Prof. Kai Weh-
wig-Holstein oder leben hier. Und zinproduktzertifzierung erhält, soll sie ab kamp, MPH, Geschäftsführender Oberarzt
hinter ihren einfach und freund- 2024 am UKSH eingeführt werden. Die der Klinik I für Innere Medizin am Campus
lich klingenden Namen verbergen sie Software soll helfen, die Komplikationsrate Kiel des UKSH und Leiter des Projekts.
ziemlich komplizierte Akronyme. Denn zu senken, indem sie einen Hinweis gibt, Er hält es für wichtig, dass die Ärzte-
ANNA, MAIA und der plattdeutsch spre- wenn sie bei einem Patienten beispielswei- schaft sich beim Thema KI einbringt und
chende Pepper sind Projekte Künstlicher se ein erhöhtes Risiko für einen Sturz, ein es nicht allein großen Technikkonzernen
Intelligenz in der Medizin – Made im Nor- Nierenversagen oder eine Sepsis erkennt. überlässt. Und dass sich die Gesellschaft
den. Wie sie darauf kommt? Die Software wur- insgesamt mit dem Thema beschäftigt, da-
MAIA steht beispielsweise für „Medi- de mit Hundertausenden Patientendaten mit nicht aus Unwissenheit eine grundsätz-
cal Artificial Intelligence Assistant“ und ist trainiert. Zusammen mit den aktuell vorlie- liche Ablehnung entsteht. „Denn KI wird
eine Software der Hamburger Tiplu GmbH, genden Daten, wie etwa Laborwerten, er- künftig in fast allen Bereichen der Medi-
die seit rund einem Jahr in einem Pilotpro- rechnet sie dann Risiko-Wahrscheinlich- zin eine Rolle spielen und sie zum Teil auch
jekt am Universitätsklinikum Schleswig- keiten für etwa zehn Komplikationen. „Das besser machen.“
Dabei setzt der Internist, der auch einen
Master in Public Health hat, vor allem – wie
bei MAIA – auf Wissenstransfer und Re-
cherche: „Das medizinische Wissen wächst
aktuell so schnell, dass es ohne technische
Unterstützung kaum noch möglich ist, im-
mer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Ich
hoffe, dass KI uns künftig darin unterstützt,
jeder Ärztin und jedem Arzt das für die je-
weilige individuelle Behandlung relevante
Expertenwissen verfügbar zu machen und
dadurch die Patientenversorgung zu ver-
bessern.“ Außerdem könne die KI bei ad-
ministrativen Aufgaben unterstützen.
Foto: Olaf Malzahn/Uni Lübeck

Transitionsphase
Auf absehbare Zeit bleibe die menschliche
Intelligenz entscheidend. „Aber wir dür-
fen nicht zu eitel sein, um die Bereiche zu
erkennen, in denen KI besser ist. Wenn die
Wissenschaftler Thomas Sievers programmiert den Roboter „Pepper“. KI uns beispielsweise in bestimmten Be-
DEZEMBER 2023 T I T E LT H E M A 9

reichen entlastet, haben wir künftig viel-


leicht sogar mehr Zeit für die so wichtigen
menschlichen Aspekte der Medizin“. Wich-
tig sei, dass aktuell beispielsweise ein Pro-
gramm wie MAIA immer nur zur Entschei-
dungsunterstützung zugelassen werden
wird. Die Verantwortung bleibt also bei der
Ärzteschaft. „Das ist wichtig, da sich in den
aktuellen KI-Modellen noch viele Möglich-
keiten für Fehler und Bias verstecken.“
Genau diese Phase des Übergangs hält
Wehkamp für riskant: „Vielleicht können
wir uns irgendwann vollumfänglich auf die
KI verlassen. Aber aktuell ist das noch nicht
der Fall. Deswegen müssen wir besonders
kritisch und wachsam sein, zum Beispiel
wenn es um seltene Konstellationen geht,
auf die KI nicht trainiert ist.“
Die Sorge, dass Künstliche Intelligenz
sich zu etwas Unbeherrschbarem entwi-
ckeln könnte, beunruhigt Wehkamp nicht
besonders: „Die medizinische KI soll Ent-

„KI wird künftig in


scheidungen unterstützen, sie trifft diese Staatskanzlei, Dirk Schrödter (CDU), die-
nicht eigenständig. Und bislang können wir ses Amt. Seit 2020 widmet sich zudem „KI-
auch noch immer den Stecker ziehen.“ Ge- SIGS“ dem Aufbau eines „KI-Space für in-

fast allen Bereichen


rade in der Begrenztheit der KI sehen wir telligente Gesundheitssysteme“. Dabei kol-
außerdem auch, „wie beeindruckend das laborieren norddeutsche KI-Institute in
menschliche Gehirn ist. Und das eigent- Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein

der Medizin eine


lich Menschliche, was für gute Medizin so zusammen mit medizintechnischen Unter-
wichtig ist, das kann KI nicht so schnell er- nehmen und Partnern der Universitätskli-
setzen.“ niken.

Rolle spielen und


Zum Thema Datenschutz sagt der Inter- Bei seiner KI-Strategie hat das Land
nist: „Die KI braucht viele Daten“. Schles- acht Handlungsfelder benannt, u.a. Lernen
wig-Holstein sei da besonders streng. „Das und Bildung, Verwaltung sowie Wissen-

sie zum Teil auch


limitiert uns bislang noch in den Möglich- schaft und Forschung – zu letzterem gehört
keiten, KI voranzubringen“, sagt Wehkamp auch die Medizin. Außerdem hat Schles-
und hofft auf eine Anpassung der Gesetzge- wig-Holstein zwölf KI-Professuren an den

besser machen.“
bung, die die Nutzung medizinischer Daten Hochschulen in Flensburg, Kiel, Heide und
leichter macht, ohne die Persönlichkeits- Lübeck eingerichtet. Gerade erst hat Prof.
rechte der Patienten zu gefährden. Dr. Christian Herzog, Professor für ethi-
sche, rechtliche und soziale Aspekte der KI
KI im Norden: Politik weit oben während der „Woche der KI“ in Lübeck sei-
Aber auch die Landesregierung hat das
Thema auf der Agenda (siehe Interview Sei-
Prof. Kai Wehkamp ne Antrittsvorlesung gehalten. Das The-
ma: „Darf KI eine Black-Box sein? War-
ten 12 – 13). Als – nach eigenen Angaben – um wir erklärbare KI in der Medizin brau-
erstes Bundesland entwickelte Schleswig- chen“. Zur Professur „KI in der medizini-
Holstein schon 2019 eine KI-Strategie, die schen Anwendung“ läuft noch der Beset-
2021 fortgeschrieben wurde. Ziel: „Schles- teraktionen weltweit sichtbar sein und die- zungsprozess.
wig-Holstein soll zu den aktivsten Bun- se Kompetenz gemeinsam mit Unterneh- Das Bemühen kommt an: Hört man
desländern bei der Nutzung von KI gehö- men in Wertschöpfung übersetzen. sich unter KI-Expertinnen und Exper-
ren. Hierzu stärkt die Landesregierung die Um in Zukunft noch mehr Unterneh- ten in Schleswig-Holstein um, so attestie-
Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und men an die KI-Technologie heranzufüh- ren die ihrer Landesregierung ein planvol-
mittleren Unternehmen durch Unterstüt- ren und um Wirtschaft und Wissenschaft les und engagiertes Vorgehen, offene Oh-
zung beim Einsatz von KI“. in Schleswig-Holstein bei dem Thema bes- ren und Kompetenz bei dem Thema. Prof.
Der Bevölkerung soll dabei eine „kons- ser zu vernetzen, hat das Land 2021 den Jörg Barkhausen, Direktor der Lübecker
truktiv-kritische Auseinandersetzung“ mit KI-Transfer-Hub eingerichtet. Es gibt KI- UKSH-Klinik für Radiologie und Nukle-
dem Thema ermöglicht werden und schles- Landeskonferenzen und schon seit 2017 armedizin und stellvertretender Präsident
wig-holsteinische Hochschulen sollen in einen Digitalisierungsminister. Der Ers- der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG)
ausgewählten Forschungsgebieten der KI te war übrigens der damalige Wirtschafts- etwa sagt: „Wir fühlen uns gut unterstützt
sowie bei der Verknüpfung mit Lernen, Di- minister Robert Habeck (Bündnis 90/Die vom Land. Da ist viel getan worden“. Dass
Foto: Di

gital Learning und Mensch-Maschine-In- Grünen). Heute bekleidet der Leiter der er die Bedingungen aus „Lübecker Sicht als
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nahezu ideal“ beschreibt, liegt aber auch an „KI hat immer einen sozialen Wirkungs- allerdings noch viel Forschung. Einsatzbe-
der schleswig-holsteinischen Gesundheits- zusammenhang, den man berücksichtigen reiche sieht Möller u.a. in Lehr-OPs, in der
wirtschaft mit ihren vielen kleineren und muss“, sagt Möller. Wenn ich beispielsweise Versorgungsforschung und im Fehlerma-
mittleren Unternehmen, „die brauchen wir einen Roboter losschicke, mir einen Kaffee nagement.
ja als Partner“. Denn um aus einer Idee ein zu holen. Was ist dann die Belohnung? Ein
Produkt zu machen, bedürfe es der Unter- Lächeln? Dann bringt der Roboter vermut- Keine KI ohne gute Daten
stützung aus der Wirtschaft und deren Ide- lich noch einen. Bei der Handlungsplanung Die KI ist allerdings nur so gut, wie ihre
en zu Entwicklung und Vermarktung. Ein des Roboters muss im Wirkungskontext Datengrundlage. Als Radiologe beschäftigt
weiterer Pluspunkt sei die – auch räumliche berücksichtigt werden, dass ich vermutlich sich Barkhausen schon lange mit dem The-
– Nähe zwischen UKSH und Informatik: keinen zweiten und schon gar keinen drit- ma. „Radiologie ist da Vorreiter, denn wir
„Ich finde für jedes Problem mindestens ei- ten Kaffee möchte. „Da beginnt KI“. sind ja schon lange weg vom Papier und bei
nen Ansprechpartner auf der anderen Sei- digitalen Medien“. Allerdings seien auch
te des Mönkhofer Weges“. Denn direkt ge- Pepper – KI auf Platt die nicht immer perfekt geeignet, um KI zu
genüber des UKSH befinden sich im Haus Genauso sei es bei Pepper. Der humanoi- trainieren. „Denn wenn wir mit Sprache
64 die Informatikinstitute der Universität de Roboter lernt nämlich an der Universi- Befunde schreiben, dann sind die dafür oft
zu Lübeck. tät Lübeck gerade Plattdeutsch, d.h. große nicht klar genug. Das ist immer noch viel
Sprachmodelle werden verfeinert, um in ei- Prosa“. Dafür setzt Barkhausen nun Hoff-
Außenstelle DFKI nem plattdeutschen Wirkungskontext ein- nung auf ChatGPT und andere Program-
Und so ist es sicher auch kein Zufall, dass gesetzt werden zu können. „Damit kön- me. Die könnten unstrukturierte Befun-
das Deutsche Forschungszentrum für nen wir beispielsweise mit KI auch in Al- de in relevante Informationen verwandeln.
Künstliche Intelligenz (DFKI) Anfang 2021 tenheimen Gutes tun“, sagt Möller. Pepper „Wenn man beispielsweise einen Tumor be-
eine zusätzliche Außenstelle in Lübeck ein- könne beispielsweise alte Menschen an ihre schreibt mit den Worten ,Rundherd, un-
gerichtet hat. Prof. Heinz Handels verant- Kindheit erinnern, sich mit Demenzkran- scharf begrenzt, vergrößerte Lymphknoten‘
wortet dort den Bereich „KI in der medi- ken unterhalten und sie vielleicht motivie- – dann kann ChatGPT daraus das Tumor-
zinischen Bildverarbeitung“, Prof. Alfred ren und erheitern. Man könne ihm auch stadium definieren“. Allerdings sei es nach
Mertins „KI in der biomedizinischen Si- den Auftrag geben, auf einen Patienten auf- wie vor erforderlich, dass Menschen das
gnalverarbeitung“ und Prof. Ralf Möller zupassen und ein Signal oder eine E-Mail kontrollierten. „Und das wird noch ziem-
„Stochastisch-Relationale KI im Gesund- zu senden, wenn der seinen vorgesehenen lich lange so bleiben“. Für den Radiologen
heitswesen“. Bei letzterem Thema geht es Radius verlässt. „Damit Pepper aber eine ist KI ein außerordentlich wichtiges Thema.
vor allem darum, wie intelligente Systeme, sinnvolle Unterhaltung führen kann, darf Aber er warnt: „Die Erwartungen und wie
die durch Beobachtung ihrer Umgebung er nicht immer dieselben drei Fragen stel- schnell wir Dinge in der klinischen Routine
und durch Auswertung von Daten Mo- len, und er muss in Echtzeit sinnvolle Ant- nutzen können, sind zu optimistisch. Da
delle aufbauen, um Handlungen optimal worten geben“. Das sei nicht einfach, denn braucht es Geduld.“ Denn erstmal müsse
berechnen zu können, mit Unsicherhei- man könne den Dialog nicht vordenken, man die Grundlage schaffen: Viele Daten,
ten systematisch umgehen können. Möl- „das ist ja kein Formular“, so Möller. „Aber mit denen man die KI trainiert. „Und das
ler nimmt dabei eine Art Vogelperspektive das genau ist ja KI: den Wirkkontext mit müssen gut annotierte Bilddaten sein mit
ein: Wie lassen sich flexible Systeme entwi- zu berücksichtigen, trotz beschränkter Re- relevanten klinischen Informationen, die
ckeln, die unter Zuhilfenahme des vorhan- chenzeit sinnvoll zu antworten und Rück- so aufgearbeitet sind, dass sich die KI damit
denen Weltwissens eine vorgegebene Auf- kopplungen situationsangepasst zur Ver- trainieren lässt.“
gabe richtig interpretieren und in der rea- besserung des Verhaltens zu verwerten.“ Seine Sorge: „Dass wir Daten nicht in
len Welt ausführen können? Für dieses rückgekoppelte Lernen bedarf es ausreichender Menge und Qualität gene-
riert bekommen, um sinnvoll mit KI arbei-
ten zu können. Dafür müssten wir mehr
und strukturierter dokumentieren als wir
das zurzeit tun. Das ist ein Mehraufwand
und passiert nicht von allein.“
Er hofft, dass das neue Digitalisie-
rungsgesetz wenigstens einige Probleme
löse. „Wir brauchen bundeseinheitlich ver-
bindliche Regelungen, um eine Grundla-
ge für gute Daten zu schaffen.“ Sektoren-
grenzen und von Bundesland zu Bundes-
land unterschiedliche Regelungen zum Da-
tenschutz seien da ebenso hinderlich wie
die Möglichkeit, ein und denselben Patien-
Foto: Adobe STock Suriyo

ten mehrfach anzulegen. „In Dänemark hat


beispielsweise jeder eine lebenslange Ken-
nung, da kann so etwas nicht passieren“.
In der Radiologie in Lübeck sei KI be-
reits Alltag. Etwa bei der Akquisition von
Bilddaten, beispielsweise bei MR-Aufnah-
DEZEMBER 2023 T I T E L T H E M A 11

men. Diese Untersuchungen dauerten sehr mehr losließ: „Die Ultraschallbilder wa-
lange, weil enorm viele Daten erhoben ren damals schwarzweiß mit 124 Graustu-
würden. „Wenn wir MR-Scanner um KI er- fen. Das menschliche Auge kann aber nur
gänzen, können wir täglich ein bis zwei Pa- 12 unterscheiden. Sie enthielten also we-
tienten mehr untersuchen“. Denn die KI er- sentlich mehr Informationen, als wir aus-
gänzt die Rohdaten, und es reichen weniger werten konnten“. Diesem Thema widmete
Messwerte, um das vollständige Bild zu re- er erst seine Doktor- und später seine Habi-
konstruieren. litationsarbeit.
Barkhausen sieht den Einsatzbereich Für letztere fuhr er 1986 mit einem
von KI vor allem in einfachen, repetiti- Wohnmobil nach Hamburg und stand wo-
ven Tätigkeiten, die nicht zu komplex sind. chenlang vor einer Klinik, in der auch da-
Bei der Auswertung von Mammographien mals schon viele Prostatakrebs-Operatio-
gehe es nur um die Frage: „Tumor ja oder nen gemacht wurden. „Ich legte die vor der
nein?“ Das könnte die KI gut lösen, „an- OP gemachten Ultraschallbilder auf Bilder
ders als etwa ein CT des Abdomens, wo von den pathologischen Schnitten und ver-
ganz unterschiedliche Pathologien mög- glich, ob der Ultraschall die ganze Ausdeh-
lich sind.“ Trotzdem sei die KI bei der Be- nung des Krebses gezeigt hatte. Die Analyse-
fundung von Mammographien noch nicht Software erkannte,die in den Ultraschallbil-
flächendeckend im Einsatz. „Laut Studi- dern vorhandenen komplexen Informatio-
en ist die KI genauso gut wie ein erfahrener nen, „lernte“ sie und erkannte sie wieder.
Untersucher. Aber eben auch nicht besser“. In den folgenden 12 Jahren bauten Loch
Die KI mache zuweilen auch seltsame Feh- und sein Team eine Datenbank auf und

„Der Mensch
ler, die ein Mensch sofort erkennen würde. überprüfte immer wieder, ob ANNAs Vor-
„Der Mensch ist besser, die KI ist schneller. hersagen mit den Biopsien übereinstimm-
Gemeinsam sind wir am effektivsten“. ten. Mittlerweile ist klar: Mithilfe von KI-

ist besser, die


Aber kann sie auch zur Lösung des lernenden Algorithmen erkennt das Pro-
Fachkräftemangels beitragen? „Sie kann gramm mit 97-prozentiger Sicherheit nicht
ihn allenfalls lindern“, so Barkhausen. sichtbaren Krebs. Die Zahl der dafür nöti-

KI ist schneller.
Wichtiger sei, dass wir Dinge ganz generell gen Biopsien ist um 70 % geringer als mit
anders machen: „Mehr evidenz- statt emi- herkömmlichen Methoden. Zum ersten
nenzbasiert“. Auch dabei könne die KI hel- Mal publizierte Loch das 1999 in „The Pro-

Gemeinsam sind wir


fen, weil sie objektiver sei als der Mensch. state“.
„Und so können wir anhand von Daten Als er das Verfahren damals auf einem
auch besser herausfinden, welche Patienten Urologie-Kongress vorstellte, „waren die

am effektivsten.“
von bestimmten Therapien gar nicht profi- Kollegen zunächst skeptisch. Ich war wohl
tieren würden.“ meiner Zeit voraus“. Inzwischen hat Loch
das Verfahren weiterentwickelt, viele Male
Digitale Anwendungen vor KI international publiziert, es ist als Medizin-
Für Dr. Jens Lassen, Vorsitzender des Haus-
ärzteverbandes Schleswig-Holstein, ist das Dr. Jörg Barkhausen produkt zertifiziert, wurde Leitprojekt in
der Gesundheitsinitiative Schleswig-Hol-
Thema KI interessant, aber für die Haus- stein und Loch erhielt dafür unter anderem
arztpraxis noch nicht relevant. „Momentan den Maximilian-Nitze-Preis, die höchste
haben wir ganz andere Probleme: Erstmal wissenschaftliche Auszeichnung der Deut-
muss die Digitalisierung funktionieren!“ schen Gesellschaft für Urologie und den
So lange elektronische Patientenakte und e- Verdienstorden des Landes Schleswig-Hol-
Rezept nicht reibungslos arbeiteten, wäre enten-Beziehung eine tragende Säule in der stein.
das Thema KI „wie als wenn man beim Behandlung von Krankheiten. KI kann den Die gegenwärtige Diskussion über KI
Hinkepott gleich auf das hinterste Feld Menschen, der sich zuwendet, unterstüt- ist für ihn zu sehr davon geprägt, dass das
springt“, so der Hausarzt aus dem nordfrie- zen, aber niemals ersetzen.“ Thema gerade „in Mode ist“: „Das macht
sischen Leck. Perspektivisch erhofften sich unkritischen Einsatz von KI möglich“.
aber auch Hausärzte Verbesserungen in der ANNA – KI der ersten Stunde Wir bräuchten mehr Interesse an dem In-
Patientenversorgung durch KI: „Die könnte Einer der „Urväter“ der Künstlichen In- halt als an der Schlagzeile. Den Satz: „KI
sicher helfen, Zusammenhänge in der Ana- telligenz und Erfinder von „ANNA“ – das ist toll“, würde er so nicht unterschreiben.
mnese besser zu sehen, auch in Hinblick steht für „artifizielle neuronale Netzwerk- „Es ist die menschliche Intelligenz, die be-
auf seltene Erkrankungen“. Kurzfristig aber analyse“ – ist Prof. Tillmann Loch, Chef- stimmt, was KI sinnvoll macht“. „Die Frage
verknüpfe er wesentlich mehr Hoffnungen arzt der Urologie des Diako Krankenhau- muss lauten: Was ist guter Einsatz von der
mit einer funktionierenden Telemedizin. ses in Flensburg. Der Urologe, der als ehe- KI in der Medizin?“ Und da ist seine Ant-
„Aber es ist schon beeindruckend, welche maliger Handballprofi eigentlich Sport- wort eindeutig: „Alles, was die Medizin für
Dynamik der Markt da hat. Und es ist rich- mediziner werden wollte, machte Ende die Patienten besser macht“. Nur wenn am
tig, sich dem zuzuwenden“. Wichtig ist ihm der 1980er-Jahre während seines PJs in der Ende Patienten profitieren, mache KI Sinn.
Foto: Di

dabei allerdings: „Generell ist die Arzt-Pati- Urologie eine Entdeckung, die ihn nicht Sandra Wilsdorf
12 T I T E L T H E M A DEZEMBER 2023

SH auf dem Weg zur digitalen


Vorreiterregion in Europa
INTERVIEW Dirk Schrödter ist Chef der Staatskanzlei in Kiel und Minister für
Digitalisierung in Schleswig-Holstein. Im Interview mit Sandra Wilsdorf erläutert
Schrödter seine Erwartungen an KI-Anwendungen im Gesundheitswesen.

Welche Rolle spielt das Thema KI in der


Medizin für die Politik und für die Digita-
lisierungsstrategie der Landesregierung?
Dirk Schrödter: Die rasant voran-
„Wir sehen, dass KI das Potenzial
schreitende digitale Transformation betrifft
sämtliche Lebens- und Arbeitsbereiche
in der Wirtschaft, Wissenschaft, Verwal-
tung und Zivilgesellschaft. Sie fordert da-
hat, die Patientenbehandlung
mit auch alle Politikfelder auf, konsequent
digital und gleichgerichtet zu handeln. Un-
sere vor Kurzem vorgestellte Digitalstrate-
gie versetzt das Land in die Lage, den Her-
zu revolutionieren.“
ausforderungen leistungsfähig, bürgerori-
entiert über alle Politikfelder hinweg zu be-
gegnen und aktiv zu gestalten. Dabei spielt Digitalisierungsminister Dirk Schrödter
die Künstliche Intelligenz eine wichtige
Rolle. Schleswig-Holstein hat deren Poten-
ziale früh erkannt und als erstes Bundes- senschaft und Gesellschaft auf diesem Weg schaft und das KI-Anwendungszentrum
land bereits 2019 eine KI-Strategie entwi- mitnehmen. Zur Umsetzung der KI-Strate- mit den Hochschulen im Land, die eine
ckelt, die mittlerweile fortentwickelt wur- gie haben wir zahlreiche Projektförderun- umfassende Unterstützung für Unterneh-
de. Wir haben damit eine Vorreiterrolle gen – auch im Sektor Medizin, Gesundheit men bei der Einführung von KI-Lösungen
eingenommen und konzentrieren uns auf und Pflege – realisiert. Zurzeit fördern wir bieten. Gefördert werden beide Projekte
die Bereiche, in denen wir als Land bereits rund 100 Projekte mit einem Volumen von mit insgesamt rund 18 Millionen Euro. Ein
über komparative Vorteile verfügen. Der circa 77 Millionen Euro. Ein Schwerpunkt weiteres Beispiel ist das Konsortium „KI-
Gesundheitssektor gehört zu diesen Berei- neben der klassischen Wissenschaftsförde- Space für intelligente Gesundheitssysteme“
chen. Hier haben wir besonders am Uni- rung liegt für uns dabei auf der Förderung (KI-SIGS). Hier wurde ein Umfeld für ad-
versitätsklinikum Schleswig-Holstein einen von Start-ups. Schleswig-Holstein ist ein aptive medizinische Systeme und auch ler-
KI-Leuchtturm, der weit über die Landes- sehr Start-up-freundliches Land mit her- nende robotische Assistenzsysteme bis hin
grenzen hinaus strahlt. vorragenden Vernetzungsmöglichkeiten zu Smart-Living-Home-Assistenten ge-
und Anknüpfungspunkten für junge Un- schaffen. So wirken wir als Land insgesamt
Welche Strategie verfolgt die Landesregie- ternehmerinnen und Unternehmer. daran mit, dass die hier ansässigen Unter-
rung dabei? Und wie sieht sie ihre Rolle? Wichtig ist uns der Aufbau eines KI- nehmen der Gesundheitsbranche weltweit
Schrödter: Unser Anspruch ist, Schles- Ökosystems und der Wissenstransfer zwi- Spitzenpositionen einnehmen können.
wig-Holstein zur digitalen Vorreiterregion schen Wirtschaft und Wissenschaft. Bei-
in Europa zu machen. Wir wollen Innovati- spiele hierfür sind der KI-Transfer-Hub Wo sehen Sie beim Einsatz von KI in der
onstreiber sein und dabei Wirtschaft, Wis- Schleswig-Holstein aus dem Bereich Wirt- Medizin die größten Chancen? Welche
DEZEMBER 2023 T I T E L T H E M A 13

Einsatzgebiete scheinen Ihnen besonders wir, dass es zur Entwicklung leistungsfähi- für Chirurginnen und Chirurgen bei der
vielversprechend? ger KI-Systeme großer Mengen qualitativ Detektion tumoröser Strukturen wäh-
Schrödter: Wir sehen, dass KI das Po- hochwertiger Trainingsdaten bedarf. Ins- rend der Operation entwickelt wurde. Die-
tenzial hat, die Patientenbehandlung zu re- gesamt sind alle Risiken beherrschbar und se Software kann unabhängig vom verwen-
volutionieren. Ein häufig genanntes Bei- sollten – auch aus ethischer Sicht – nicht deten Robotersystem und der verwendeten
spiel ist die medizinische Bildverarbeitung. der technischen Entwicklung und damit Bildgebungsmethode funktionieren und
Hier beobachten wir immense Fortschritte, letztlich einer deutlich besseren Patienten- somit auch auf andere Anwendungen über-
zum Beispiel bei der Analyse von Röntgen- behandlung im Wege stehen. tragen werden.
oder Ultraschallbildern. Die Möglichkeiten
von KI gehen jedoch weit darüber hinaus. Welches sind in Ihren Augen die Leucht- Für eine funktionierende KI braucht es ja
So fördern wir etwa ein Projekt zur raum- turm-Projekte, die Sie gerne in andere zunächst eine gute Datengrundlage. Hal-
zeitlichen Vorhersage des Blutkonserven- Bundesländer exportiert sehen würden? ten Sie die derzeitigen Gesetze und Vor-
aufkommens durch ein Planungstool für Schrödter: Ein Lübecker KI-Projekt, schriften dafür für ausreichend oder soll-
Blutspendedienste. das jetzt zu Beginn der Grippezeit eine ak- te es auf Bundes- oder Landesebene Ände-
Am Universitätsklinikum Schleswig- tuelle Relevanz hat, ist das vom Land ge- rungen geben?
Holstein etwa kommt bei der Behandlung förderte Projekt IKAPP, bei dem am UKSH Schrödter: Um ein innovatives Umfeld
von Intensivpatienten ein intelligentes As- eine KI-gestützte Infektions-Kontroll-App zu fördern, passen wir unseren Rechtsrah-
sistenz- und Telemedizinsystem für die In- entwickelt wird. Das Projekt verbindet me- men an. Denn KI-Systeme sind stark auf
tensivstation zum Einsatz, sozusagen eine dizinisches Wissen mit Echtzeitdaten und qualitativ hochwertige Daten angewiesen.
„Alexa“ für die Intensivmedizin. Direkt am den technischen Möglichkeiten von Künst- Aktuell bereiten wir eine Änderung des
Patientenbett unterstützt dieses System das licher Intelligenz zu einem Expertensys- Landeskrankenhausgesetzes vor, wodurch
Schlüsselpersonal bei der Behandlung kri- tem, das die Infektionskontrolle effizienter ermöglicht wird, in einem größeren Maße
tisch kranker Patienten, sorgt für eine kon- gestalten kann. Schon Tage bis Wochen zu- als bisher Patientendaten zu Forschungs-
solidierte Sicht von Tausenden von Daten- vor kündigen sich Infektionswellen an. Das zwecken zu verwenden. In diesem Zusam-
punkten, die in der Intensivmedizin täglich frühzeitig zu wissen, würde Ärzte und Kli- menhang begleiten wir auch das Gesund-
erhoben werden und bereitet relevante Da- niken entlasten. Die schnelle Verfügbarkeit heitsdatennutzungsgesetz und das For-
ten für die Mediziner auf. von optimal aufbereiteten Daten und die schungsdatengesetz des Bundes mit gro-
Vernetzung von Datenbanken sind essen- ßem Interesse. Wir verstehen uns auch in
Und wo sehen Sie die größten Risiken? ziell, um ein Infektionsgeschehen frühzei- diesem Bereich als Vorreiter und Treiber ei-
Schrödter: KI-Technologie ist zunächst tig eindämmen und damit Leben retten zu ner Entwicklung hin zu mehr Datennut-
einmal ein technisches Hilfsmittel, dessen können. Das hat die COVID-19-Pandemie zung mit Datenschutz. Ich bin der Auffas-
Anwendung Medizinerinnen und Medizi- eindrucksvoll unter Beweis gestellt. sung, dass dies auch aus ethischer Sicht im
Foto: Frank Peter

ner nicht von ihrer Verantwortung entbin- Ein weiteres sehr interessantes Projekt Hinblick auf eine bessere Patientenversor-
det. Deshalb ist es wichtig, dass Entschei- ist der „OP der Zukunft“, ein Kieler Projekt gung geboten ist.
dungsvorschläge der KI transparent und unter Leitung des UKSH, in dessen Rah-
nachvollziehbar bleiben. Außerdem sehen men eine KI-gestützte Navigationsmethode Vielen Dank für das Gespräch.
14 G E S U N D H E I T S P O L I T I K DEZEMBER 2023

Konstruktives in einer aus


den Fugen geratenen Welt
KAMMERVERSAMMLUNG Mit Zuversicht gestartet, in Resignation geendet? Ein positives
Fazit des Jahres 2023 fällt auch für das Gesundheitswesen nicht leicht. Entsprechend kritisch
– aber konstruktiv – fiel die Diskussion in der Kammerversammlung im November aus.

Z
uversicht, das Thema im ersten Heft die kaum von der Stelle kommt. Ein ande-
des Schleswig-Holsteinischen Ärzte- res Problem, das der Präsident ansprach:
blattes im Jahr 2023: Viele Menschen Die Betroffenen und die Akteure werden
hatten nach der Corona-Epidemie im deutschen Gesundheitswesen von der
und nach zehn Monaten Krieg in der Politik nicht mitgenommen. Ihre Exper-
Ukraine damals die Hoffnung, dass es tise ist scheinbar nur gefragt, wenn sie in
im Jahr 2023 besser werden müsste. eine vorgefertigte politische Meinung passt,
Im Nachhinein mutet dies wie eine Fehl- und wenn nicht, als „Lobby-Meinung“ ab-
einschätzung ein. Die zahlreichen globalen getan wird.
Krisen lassen den Menschen wenig Raum Gibt es dennoch Lichtblicke? Für den
für Zuversicht. Präsidenten schon. Zum Beispiel im Kieler
„Es ist, als ob die Welt irgendwie aus Gesundheitsministerium, wo sich eine Mi-
den Fugen gerät“, beschrieb Kammerpräsi- nisterin eingearbeitet hat, der durchgängig
dent Prof. Henrik Herrmann dieses Gefühl. das bescheinigt wird, was in der Politik im-
Für Ärztinnen und Ärzte kommen Prob- mer stärker vermisst wird: Echtes Interes-
leme im Gesundheitswesen hinzu. Sie tür- se und Offenheit für die Meinung der Ak-
men sich gefühlt immer weiter auf, ohne teure, um zu konstruktiven und gemeinsa-
dass Lösungen in Sicht scheinen: Wie soll men Lösungen zu finden. Dies äußert sich
eine immer älter werdende Gesellschaft ad- u.a. in Bundesratsinitiativen etwa zu einem
äquat versorgt werden? Vorschaltgesetz oder zu MVZ, die u.a. nach
Die Politik hat darauf nach Wahrneh- Gesprächen mit Akteuren aus dem Ge-
mung Herrmanns noch keine Antwort ge-
funden. Sie reagiert mit einer Gesetzesflut,
dreht an zahlreichen Stellschrauben des
„Es ist, als ob die sundheitswesen eingebracht wurden.
Herrmann gab auch zu bedenken, dass
Ärztinnen und Ärzte in einer Selbstverwal-
Gesundheitswesens – und wirkt auf man-
che Beobachter doch hilflos. „Es erscheint
unklar, ob es für die Entwerfenden und
Welt irgendwie aus tung agieren können – was vielen anderen
Berufen verwehrt ist. „Die ärztliche Selbst-
verwaltung ist wichtiger denn je, denn sie
Verantwortlichen überhaupt noch eine kla-
re Übersicht über die laufenden Verfah-
ren gibt. Mir erschließt es sich auch nicht,
den Fugen gerät.“ bietet uns Raum zu handeln in einem de-
mokratisch legitimierten Rahmen“, gab der
Präsident zu bedenken. Dass diese Selbst-
wie eine Abgeordnete oder ein Abgeordne- verwaltung „lebt und arbeitet“, hat sich
ter des Deutschen Bundestages ohne dezi- PROF. HENRIK HERRMANN nach seiner Wahrnehmung in den vergan-
dierte Erfahrungen in der Gesundheitspo- genen Monaten gezeigt. Im Zusammenspiel
litik überhaupt noch sein demokratisches insbesondere Nachteile eines solchen Sys- mit dem Land seien zahlreiche Themen be-
Mandat sinnvoll ausüben und einen Über- tems besprochen und transparent gemacht arbeitet worden: Gesundheits- und Pflege-
blick behalten kann, um mit bestem Wissen werden können.“ Hermann warnte zu- pakt, Versorgungsbedarfsanalyse, ärztliche
und Gewissen abstimmen zu können“, sag- gleich vor oberflächlichen Vergleichen etwa Leichenschau, Weiterbildung im Öffentli-
te Herrmann mit Blick auf die in schneller mit skandinavischen Systemen, die unter chen Gesundheitsdienst, psychiatrische Be-
Abfolge zur Abstimmung kommenden Ge- anderen Bedingungen als in Deutschland gutachtung bei Abschiebungen und viele
sundheitsgesetze. funktionieren – und die durchaus ihre eige- weitere.
Eine Richtung ist für ihn allerdings er- nen Probleme haben. Dass ärztliche Selbstverwaltung viel
kennbar, sogar ein „roter Faden“, der vom Eines der Probleme bei uns aus Sicht mehr umfasst als die von manchen Politi-
Bundesgesundheitsministerium in Rich- des Präsidenten: „Wir wissen immer nur, kern in den Vordergrund gerückte Vertre-
tung Staatsmedizin weise. Herrmann for- warum es nicht geht.“ Bestes Beispiel: Eine tung ärztlicher Interessen, zeigte die Mah-
derte: „Dies sollte offen und ehrlich erfol- seit Jahrzehnten geführte Diskussion über nung des Präsidenten zum Schluss seines
Foto: di

gen, damit alle eventuellen Vorteile und sektorenübergreifende Zusammenarbeit, Berichtes: „Vergessen wir nicht unser pro-
DEZEMBER 2023 G E S U N D H E I T S P O L I T I K 15

fessionelles Tun für unsere Patientinnen


und Patienten auf Grundlage unserer Wer-
te und Haltungen, gerade vor dem Hin-
tergrund einer vulnerablen und volatilen
Zeit.“ Das, so Herrmann, sollte auch Zu-
versicht geben, die Herausforderungen ge-
meinsam anzugehen.
Der Bericht hatte offensichtlich nach-
denklich gemacht – die Delegierten zeigten
sich zunächst zurückhaltend mit Wortmel-
dungen. In der kurzen Aussprache domi-
nierten dann die tagesaktuellen Probleme:
Haftungsprobleme, die mit der elektroni-
schen Arbeitsunfähigkeit (AU) verbunden
sind, Umsetzung der telefonischen AU und
weitere Themen, die aktuell in Praxis und
Klinik Fragen aufwerfen und den Ärztin-
nen und Ärzten die Versorgung erschwe-
ren.
Für mehr Diskussion sorgte eine Re-
gelung zur Weiterbildung, die im Oktober
veröffentlicht wurde. Diese besagt, dass sich
die zu erbringende Weiterbildungszeit auf Aufmerksames Zuhören und konstruktive Diskussion: Delegierte der Kammerversamm-
die an der jeweiligen Weiterbildungsstät- lung, die am 29. November zum letzten Mal in diesem Jahr tagte. Ein Thema war an
te geltende Wochenarbeitszeit bezieht. Am diesem Tag eine Aussprache über die Agile Kammer.
UKSH sind dies 42 Stunden, während an
anderen Krankenhäusern zum Beispiel 38,5
Stunden gelten. Für Ärztinnen und Ärzte in Ebenfalls kritisch-konstruktiv ging es bei burg sprach sich für diese „Belebung“ aus.
Weiterbildung am UKSH, die in Teilzeit tä- der Diskussion über die Agile Kammer zu. Er warnte zugleich davor, das Instrument
tig sind, bedeutet dies: Ihre anteilige Wei- Für viele Delegierte erfüllt dieses rein digi- so früh als gescheitert zu betrachten: „Es
terbildungszeit wird auf eine höhere Stun- tale Instrument, das u.a. zu einer schnellen braucht eine Anlaufzeit. Es kann etwas Gu-
denzahl berechnet – was für manche zu ei- Meinungsbildung führen und manche Dis- tes daraus werden.“
ner Verlängerung der Weiterbildung führt. kussion in Ausschüssen ersetzen soll, noch Auch die Kammerspitze sieht dies so.
Dr. Georg Engelbart aus Lübeck berichtete, nicht die Erwartungen. Dr. Sebastian Irmer Dr. Carsten Leffmann, ärztlicher Geschäfts-
dass sich Ärztinnen und Ärzte in Weiterbil- und Dörte Paulsen aus Eckernförde zeigten führer, erinnerte daran, dass es sich um ein
dung am UKSH dadurch benachteiligt füh- sich enttäuscht. „So funktioniert Kammer neues, lernendes System handelt. Herr-
len. Auch die Kommunikation dieser Rege- nicht. Für eine politische Diskussion ist das mann regte an, dass die Delegierten selbst
lung – bekannt gemacht durch einen kur- nichts“, lautete Irmers erstes Fazit. Grund mehr Themen in die Agile Kammer hinein-
zen Text auf der Homepage und im Ärzte- für die Unzufriedenheit: Nicht immer wer- tragen und stellte klar, dass dies nicht line-
blatt – habe die Betroffenen irritiert. „Viele den die Delegierten so über Themen infor- ar gedacht, sondern Diskussion und Betei-
fühlen sich vor den Kopf gestoßen“, sag- miert, wie sie es sich vorstellen. Manchmal ligung ausdrücklich erwünscht sei.
te Engelbart. Seine Kritik wurde von vie- sind Diskussionsforen schon geschlossen, Dass diese Diskussionen noch nicht
len anderen jüngeren Delegierten unter- wenn sie sich beteiligen wollen. Dr. André im großen Stil geführt werden, zeigte sich
stützt. Sie befürchten, dass diese Regelung Kröncke aus Pogeez vermisst Diskussio- beim Thema Fortbildung. 16 Ärztinnen
die Weiterbildung in Teilzeit am UKSH un- nen und Meinungsbildung. Er nimmt die und Ärzte hatten sich an einem Forum im
attraktiver macht, im Extremfall sogar zu Agile Kammer bislang zu sehr als Einbahn- Rahmen der Agilen Kammer beteiligt mit
einer Abwanderung führen könnte. straße wahr: „Ihr bekommt Informatio- Antworten auf Fragen zu gewünschten
Das Problem aus Sicht der Ärztekam- nen von uns.“ Stefanie Liedtke aus Bad Se- Fortbildungsthemen. Pläne der Bundes-
mer: Weder die ärztliche Selbstverwaltung, geberg sieht ihre Befürchtungen zur Ein- ärztekammer zu den „BÄK-Curricula“ in
noch der Arbeitgeber legen die Arbeits- führung der Agilen Kammer bestätigt: Sie der Fortbildung stellte Vizepräsidentin Dr.
zeit an einem Krankenhaus fest, dies ist Sa- vermisst die Aussprache zu wichtigen The- Gisa Andresen vor. Die Neuerungen ha-
che der Tarifparteien. Woran sollte sich die men, die sonst in den Präsenzausschüssen ben Auswirkungen auf die Ankündigungs-
Weiterbildungszeit orientieren, wenn nicht stattgefunden hat. Unglücklich ist auch An- fähigkeit und die Führbarkeit von Bezeich-
an der vor Ort geltenden, abzuleistenden nett Schmidt aus Ratzeburg. Als starr und nungen. Ob und in welchem Umfang sie in
Arbeitszeit? In der Diskussion wurde u.a. linear nimmt sie die Agile Kammer bis- Schleswig-Holstein wirksam werden, darü-
über ein Gesamtstundenkontigent für Ärz- lang wahr, sie hatte sich mehr versprochen. ber werden die Delegierten in ihrer nächs-
tinnen und Ärzte in Weiterbildung gespro- Es gab aber nicht nur Kritik. Als „gute Sa- ten Sitzung, der ersten im Jahr 2024, ab-
chen. Das ändert nichts an der geltenden che“ sieht Dr. Georg Engelbart die Agi- stimmen. Diese wird am 27. März erneut im
Regelung. Fest steht aber: Die Kritik an der le Kammer. Er regte an, die dortige Diskus- Abgeordnetensaal der KV Schleswig-Hol-
Art der Kommunikation ist bei der Kam- sion über Videokonferenzen zu begleiten. stein stattfinden.
Foto: di

mer angekommen. Auch Dr. Joachim Rümmelein aus Flens- Dirk Schnack
16 G E S U N D H E I T S P O L I T I K DEZEMBER 2023

Pädiater befinden sich


im Krisenmodus
Die Kinder- und Jugendmediziner haben auf einer Tagung in Kiel auf ihre
PÄ D I A T R I E
Probleme aufmerksam gemacht. Der Landesverband im Berufsverband der Kinder- und
Jugendmediziner (BVKJ) stimmte Mitglieder und Öffentlichkeit auf einen Winter „im
Krisenmodus“ ein. Vorschläge, wie dieser zu überwinden wäre, blieben Mangelware.

P
atienten sollten sich darauf einstel-
len, dass sich Wartezeiten auf Termi-
ne verlängern und verordnete Me-
dikamente nicht erhältlich sein wer-
den. Mehr Praxen werden Aufnah-
mestopps verhängen, Termine absa-
gen und vereinzelte Untersuchungen
nicht mehr vornehmen: Die Ankündigun-
gen des BVKJ-Landesverbandes im Presse-
gespräch klangen düster, entsprachen aber
der Stimmung, die zuvor in Vorträgen und
Podiumsdiskussion deutlich wurde.
„Es herrscht sehr viel Frust unter den
Kolleginnen und Kollegen“, sagte der BV-
KJ-Landesvorsitzende Dr. Ralf van Heek
über die Stimmung in seiner Fachgruppe. Sie berichteten nach der Tagung über die Probleme in der pädiatrischen Versorgung: Dr.
Die Diskussion hatte gezeigt, dass dies auch Sebastian Groth, Dr. Ralf van Heek, Dr. Jens Hartwig und Dr. Christoph Weiß-Becker
in anderen ärztlichen Fachgruppen, ärztli- (von links).
chen Körperschaften und Apotheken gilt.
An der Podiumsdiskussion hatten u.a. die durch die Gesundheitspolitik auf Bundes- Zugleich appellierte er an Politik, Kranken-
Vizepräsidentin der Ärztekammer, Dr. Gisa ebene. kassen und die Medien, die Anspruchshal-
Andresen, KV-Chefin Dr. Monika Schliffke Van Heek machte in der Podiums- tung zu überdenken.
und der Präsident der Apothekerkammer, diskussion und im Pressegespräch deut- Abhilfe erhoffen sich die Pädiater vor
Dr. Kai Christiansen, teilgenommen. Posi- lich, dass seine Fachgruppe es oft mit über- allem durch strukturierte Ersteinschät-
tiv nahmen alle mit, dass auf Landesebene steigerten Erwartungen der Eltern zu tun zungsverfahren wie beispielsweise SMed.
weiterhin konstruktiv nach gemeinsamen hat, die mit geringsten Beschwerden ih- Die damit einhergehende Triagierung kön-
Lösungen für Probleme gesucht wird. Das res Nachwuchses sofortige Abklärung for- ne helfen, die personellen Ressourcen ziel-
schließt auch das Gesundheitsministerium dern. Der Rendsburger Pädiater Dr. Sebas- gerichteter einzusetzen.
mit ein. Landesgesundheitsministerin Prof. tian Groth berichtete, dass wegen der Be- Auf die Stimmung in der Pädiatrie drü-
Kerstin von der Decken (CDU) zeigte nicht schäftigung mit nicht dringenden Fällen oft cken weitere Probleme, die auf der Tagung
nur ihr Interesse und hörte zu, sondern si- die Zeit für dringend erforderliche Behand- ebenfalls angesprochen wurden. Dazu ge-
gnalisierte auch ihre Gesprächsbereitschaft lungen fehle. Dr. Jens Hartwig aus Schles- hören u.a. die ausgedünnte Versorgung
zu den Problemen. Bei allen Schwierigkei- wig, stellvertretender Landesvorsitzender, in einigen Spezialfächern wie der Kinder-
ten: Es gibt auch vereinzelte gute Nachrich- bestätigte dies auch aus den zwölf Anlauf- rheumatologie, die Weiterbildung, eine
ten wie etwa die zum Neubau der Kinder- praxen im Norden, die ebenfalls viele Baga- nicht der Realität entsprechende Bedarfs-
klinik am Friedrich-Ebert-Krankenhaus tellfälle verzeichnen. planung und die langen Wartezeiten für
(FEK) in Neumünster. Van Heek sieht hier Politik und Kran- Patienten, die sie in die kinder- und ju-
Das ändert nichts an den Rahmenbe- kenkassen in der Pflicht, weil diese nach gendpsychiatrische Behandlung überwei-
dingungen im Gesundheitswesen, die nach seiner Wahrnehmung oft den Eindruck sen. In Schleswig-Holstein arbeiten derzeit
Ansicht der Pädiater für die anhaltenden vermitteln, „dass jeder alles bekommt und rund 260 Pädiater in rund 200 Praxen. Ins-
Probleme verantwortlich sind – zu knapp das sofort“. An die Adresse seiner Kolle- gesamt sind rund 700 Kinder- und Jugend-
bemessene Ressourcen, zu hohe Ansprüche ginnen und Kollegen sagte der Landesvor- mediziner im Land tätig. 97 % der Nieder-
der Bevölkerung und weitgehende Miss- sitzende: „Wir müssen lernen, nicht nach gelassenen sind im Landesverband orga-
Fotos: di

achtung von Interessen und Vorschlägen den Bedürfnissen der Eltern, sondern nach nisiert.
der Ärzteschaft und der anderen Heilberufe dem echten Bedarf der Kinder zu handeln.“ Dirk Schnack
DEZEMBER 2023 G E S U N D H E I T S P O L I T I K 17

Jugendliche gefangen
in der Konfliktblase
DEPRESSIONEN Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen bleiben auf einem hohen
Niveau. Die DAK Gesundheit stellte das Thema in den Mittelpunkt ihres Symposiums in Kiel.

D
as neue Jahrzehnt wird für mich su- DAK-Bundeschef Andreas Storm forder- Munz sieht den Stellenwert der Kinder und
per: ich mache mein Abitur, gehe te in Kiel, Hilfsangebote für Kinder und Ju- Jugendlichen in Deutschland als zu gering
studieren, finde einen tollen Job und gendliche auszubauen und dort anzubie- an. „Wir dürfen nicht vergessen: wir brau-
gründe vielleicht sogar eine Familie. ten, wo sich Betroffene aufhalten: In Schu- chen die Jugend mehr als die Jugend uns“,
So oder mit ähnlicher Vorfreude len, Kitas, Jugendeinrichtungen. Deshalb so Munz. Er und Thomas Lorenz, Oberarzt
haben viele Jugendliche 2020 in die hat die DAK das Projekt „fit4future“ ini- Tagesklinik Baumhaus in Rendsburg, be-
Zukunft geblickt. Dann begann die tiiert, bei dem an 100 Schulen bundesweit richteten von zu vielen rechtlichen Vorga-
Corona-Pandemie, der Krieg in der Uk- und an sechs Schulen in Schleswig-Hol- ben und Einschränkungen. Sie sind sich si-
raine, die Klimakatastrophe schritt vor- stein, Schularbeiter eingesetzt werden, um cher, dass die Arbeit mit psychisch kranken
an, der Konflikt in Nahost eskalierte. Viele die Kinder und Jugendlichen ganzheitlich Jugendlichen nur ohne Zeit- oder Geld-
Kinder und Jugendliche spüren keine Ent- auf ihre Zukunft vorzubereiten und mögli- druck möglich ist, um „kreativ im Kopf “ zu
spannung, fühlen sich in der „Konfliktbla- che Erkrankungen und Probleme frühzei- bleiben. „Zudem müssen wir es schaffen,
se“ gefangen, Träume drohen zu platzen, tig zu erkennen. Betroffene nach der Behandlung in gute
der Alltag muss neu gedacht werden. Was Irene Johns, Landesvorsitzende des Strukturen zu entlassen. Sie müssen dort
macht dies mit den Kindern und Jugendli- Kinderschutzbundes, lobte das Engage- gesund werden können und bleiben, wo sie
chen und wie wirkt es sich auf die Gesund- ment, gab jedoch zu bedenken, dass Pilot- auch leben“, sagte Lorenz.
heit aus? projekte in Deutschland häufig gut anlau- Doch eben diese Strukturen fehlen oft.
Ergebnisse einer DAK-Studie zeigen: fen, dann aber aus Kosten- und Zeitgrün- Johns und Dr. Ralf van Heek, Landesvorsit-
nach einem starken Anstieg von Depressi- den wieder einschlafen. Auch Storm ap- zender im Berufsverband der Kinder- und
onen, Angstzuständen und Essstörungen pellierte an die Bundesregierung, bei den Jugendärzte im Land, sehen Armut als eine
während der Coronapandemie scheint sich Haushaltsplanungen die Kinder- und Ju- der Ursachen für die Erkrankungen der
die Kurve langsam zu entspannen. Für ju- gendlichen nicht zu vergessen und warn- Kinder und Jugendlichen. „Wir müssen un-
gendliche Frauen gilt das nur bedingt: Im te, an den falschen Stellen Gelder einzukür- sere Gelder sinnvoll investieren, um den
Vergleich zu 2019 sind die diagnostizierten zen. „Wenn die Politik regelmäßige Berich- Start ins Leben für alle Kinder bestmöglich
Depressionen um 11 % und die der Angst- te zur aktuellen Lage erhalten würde, ergä- zu gestalten“, so van Heek. Er und Johns
störungen um 44 % gestiegen. Auch die Ko- be sich automatisch ein Handlungsdruck, sprachen sich dafür aus, die Kinderrechte
morbidität von Depression und Angst ist um auf die aufgezeigten Defizite reagie- ins Grundgesetz aufzunehmen.
deutlich gestiegen. Bei den Jungen dagegen ren zu müssen“, ist sich Storm sicher. Auch Astrid Schock
stagnieren die Zahlen oder sind rückläufig.
Woran liegt das? Dr. Manuel Munz, Klinik-
leiter des ZIP Kiel, erklärte dies mit den un-
terschiedlichen Verhaltensweisen der Ge-
schlechter. Die Betroffenheit der Jungen
äußere sich in Wutausbrüchen, Beleidigun-
gen, Drogenkonsum oder auch dem Weg-
laufen von Zuhause – was seltener zu Diag-
nosen und Behandlungen führe. Eine Ent-
warnung zur Entwicklung der Depressio-
nen und Angstzuständen bei Jungen hält
Munz nicht für angezeigt.
Auch Gesundheitsministerin Prof.
Kerstin von der Decken (CDU) machte
deutlich: „Wir sollten nicht vergessen, dass
wir den Peak an gesundheitlicher Ver-
schlechterung zwar überwunden haben, Teilnehmer des DAK-Podiums in Kiel: Thomas Lorenz, Dr. Ralf van Heek, Irene Johns,
Foto: DAK

auf dem Niveau von vor der Pandemie sind Andreas Storm, Ministerin Prof. Kerstin von der Decken, Dr. Manuel Munz und Gast-
wir aber noch lange nicht“. geber Cord Lubinski, Leiter der DAK-Landesvertretung.
18 G E S U N D H E I T S P O L I T I K DEZEMBER 2023

Gesundheitsbildung in
schmackhafter Art
ERNÄHRUNG Um die eigene Ernährung von industriell verarbeiteten Lebensmitteln unabhängig
zu machen, ist ein frühes Heranführen an das Kochen sinnvoll. Wie das funktionieren kann,
zeigt eine Initiative der Sarah Wiener Stiftung, die kürzlich in einer Kieler Kita zu Gast war.

G
utes Essen ist in aller Regel auch ge- lisation“, sagt die Frau, deren bevorzug- Einrichtungen, die nach der Devise
sundes Essen. Erleben, wie gutes Es- te Zielscheibe seit jeher die Lebensmittel- „Ich kann kochen!“ Elementarbildung in
sen schmeckt und die einfachsten industrie ist. So wie eine Notärztin nach ei- ihrer schmackhaftesten Form betreiben.
Schritte zu dessen Zubereitung ler- nem entsprechenden Unfall von schwerst- Am 2. November, als der Minister, die
nen, darum geht es in der von der verletzten Menschen spricht, redet die Köchin und Barmer-Landesgeschäftsführer
Barmer und der Sarah Wiener Stif- Köchin in professioneller Beiläufigkeit über Dr. Bernd Hillebrandt zu Besuch kommen,
tung getragenen Initiative „Ich kann „schwerstverarbeitete Nahrungsmittel“ – haben die Kinder von St. Nikolaus Bröt-
kochen!“. Schleswig-Holsteins Landwirt- auch irgendwie Unfallopfer eben, aber in- chen und Brot gebacken, zu der sie selbst-
schafts- und Verbraucherschutzminister folge von betriebswirtschaftlich genährtem geschlagene Butter mit frischen Kräutern
Werner Schwarz (CDU) ist nun zum Bot- Vorsatz. servieren. „Macht Spaß und ist anstren-
schafter der Initiative, die bundesweit be- Das wirklich Schlimme an diesen mit gend“, beschreibt der sechsjährige Theo sei-
reits etwa 1,3 Millionen Menschen erreicht Stabilisatoren, Emulgatoren, Glutamaten, ne Erfahrungen mit der Butterherstellung.
hat, ernannt worden. Konservierungsstoffen und Geschmacks- Erzieherin Stefany Ramos Rubio, die
„Der Einstieg der Barmer hat dem Pro- verstärkern zusammengerührten Mixturen zusammen mit ihrer Kollegin Nicole Struve
jekt einen richtigen Schub gegeben“, freut ist für die Deutsch-Österreicherin neben als speziell fortgebildete „Geschmacksbot-
sich Sarah Wiener, die zwischen 2004 und der rein körperlichen Zumutung der Verrat schafterin“ die Wiener-Schule in den Kie-
2017 in vielen Fernsehauftritten für die Ret- an der Idee des Essens. ler Kindergarten trägt, bestätigt das: „Die
tung des Geschmacks und das Handwerk „Irgendwann war es mir zu wenig, das Kinder wechseln sich ab, wenn die Arme
des Kochens warb. Inzwischen tut sie das nur zu kritisieren, ich wollte etwas dagegen schwer werden, so haben alle Freude dar-
als EU-Abgeordnete für die österreichi- tun.“ So beschreibt die 61-Jährige, was sie an.“
schen Grünen und mit ihrer eigenen Stif- zu ihrer Ernährungsinitiative trieb, die sie Immer wieder gemeinsam backen, zum
tung auf eine andere, aber ähnlich enga- jetzt auch nach Kiel führte. Der katholische Frühstück das eigene Müsli komponieren,
gierte Weise. Kindergarten St. Nikolaus ist dort eine von an Kräutern, Gewürzen, Körnern, Früch-
„Essen ist viel, viel mehr als Nahrungs- inzwischen knapp 300 dem Nachwuchs ten und Gemüse die weite Welt des Schme-
aufnahme, es ist der Pfeiler unserer Zivi- verpflichteten schleswig-holsteinischen ckens und Riechens erkunden, so wird das
Einmaleins des Essens in dieser Kita ver-
mittelt. „Das muss man ein bisschen ange-
passt an die Gegebenheiten machen“, meint
Kita-Leiterin Ann-Marie Flohr. Gern wür-
den sie und ihr Team die Kleinen zum Bei-
spiel stärker ins Kochen am Herd einbin-
den, doch für eine kindergerechte Küche
fehlt es am Platz.
Tragisch ist das für Sarah Wiener nicht.
Es kommt nach ihrer Überzeugung viel-
mehr darauf an, was im Mund und im Ma-
gen landet – und wann das geschieht. Denn
klar ist für sie: „Mit dem Geschmacksemp-
finden ist das wie mit der Sprache, die ers-
ten Jahre sind entscheidend.“ Die Kinder
beschreiben lassen, wie Petersilie schmeckt,
demonstrieren, dass im Mörser zerstoße-
ner Sesam besonders viel Aroma entfaltet,
solche Sachen werden gelehrt und gelernt.
Früh übt sich: Avran
Foto: MG

Und in der Kürbissuppe, die an diesem Tag


und Theodor schnippeln den Gästen serviert wird, steckt neben den
Möhren.
DEZEMBER 2023 G E S U N D H E I T S P O L I T I K 19

Sarah Wiener (2. von links), Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (3. v. l.) und Barmer-Landesgeschäftsführer Dr. Bernd Hille­
brandt (3. v. r.) kochten mit der Kinderkochgruppe und den drei Genussbotschafterinnen der Katholischen Kita St. Nikolas in Kiel.

üblichen verdächtigen Gewürzen auch et- zwischen drei und sechs Jahren unter Adi- Sprechen und Singen sowie guter Medien-
was Knoblauch und Kreuzkümmel. positas, bis zum Alter von zwölf Jahren sind nutzung besonders durch viel Vorlesen und
Salat schnippeln, einen einfachen Teig es sogar 13.300. Seine Forderung: „Kinder dazu noch Bewegung im Freien ist gesunde
zubereiten oder Nudeln zum Kochen brin- müssen so früh wie möglich lernen, wie ge- Ernährung die wichtigste primärpräventi-
gen sind weitere kleine Fertigkeiten, die sunde Ernährung im Alltag funktioniert, ve Bedingung.“
diese Mini-Kochschule zum Inhalt hat. dass sie Spaß macht und nicht schwierig ist. Die wichtigste ernährungsbedingte Ge-
Und auch dabei geht es stets darum, Spaß Das bestimmt ihr Essverhalten im späte- sundheitsstörung sei hierzulande die Adi-
und Genuss nach vorn zu stellen. ren Leben und schützt sie letztlich auf lange positas, auch Allergien sind nach Anga-
Den Dreiklang „frisch, saisonal, regi- Sicht vor einer Vielzahl ernährungsbeding- ben des Pädiaters ein nicht zu unterschät-
onal“ lässt dazu der neue Ernährungsbot- ter Erkrankungen.“ zendes Problem. Einkaufen, Kochen und
schafter Werner Schwarz erklingen. Kü- Innerhalb der Initiative „Ich kann ko- gemeinsames Essen bezeichnet van Heek
chentechnisch gehört er nach eigenen Wor- chen!“ wurden in Schleswig-Holstein bis- als „Grundbedingungen für gesunde Er-
ten zur Kategorie „Ich kann es, komme lang 850 pädagogische Fachkräfte in Kitas, nährung“. Insofern weise die Initiative von
aber zu selten dazu“, politisch wirbt er für Grundschulen und Horten zu „Genussbot- Wiener und Barmer in die richtige Rich-
eine Partnerschaft zwischen denen, die Le- schaftern“ ausgebildet. Die Kosten über- tung, welchen Beitrag dieser Ansatz in der
bensmittel erzeugen und denen, die sie zu nimmt die Sarah Wiener Stiftung, 500 Euro Breite und auf Dauer leisten kann, müsse
sich nehmen. gibt die Barmer für den Einkauf von ge- aber noch Gegenstand wissenschaftlicher
Auch die von seinem Haus gestartete sunden Lebensmitteln dazu. Erreicht wur- Evaluation sein.
„Bildungsoffensive für Landwirtschaft, Er- den damit bis jetzt etwa 42.000 Kinder, was Der BVKJ jedenfalls plädiert über die
nährung und Verbraucherschutz“ (BiLEV) für Hillebrandt zwar eine eindrucksvolle reine Freiwilligkeit hinaus für „wirksa-
soll Kindern und Jugendlichen bis zur Zahl ist, aber auch bedeutet: „Da geht noch me Interventionen der Politik“. Gefordert
Foto: Sarah Wiener Stiftung Thomas Panzau

zehnten Klasse die Zusammenhänge zwi- mehr“. sei die Verringerung des Konsums unge-
schen der Erzeugung von Lebensmitteln, „Sehr zu begrüßen“ sind solche Bemü- sunder Lebensmittel durch deren Verteue-
ihrer Verarbeitung und ihrer Bedeutung hungen aus Sicht von Dr. Ralf van Heek rung etwa durch eine Zuckersteuer oder am
für gesunde und nachhaltige Ernährungs- vom Bundesverband der Kinder- und Ju- Tierwohl orientierte Fleischpreise. Auch
weise zeigen. gendärzte (BVKJ). Der Landesvorsitzende ein Verbot von Werbung für sogenannte
Nötig sind solche Bemühungen alle- verweist aber zugleich darauf, dass kleine Kinderlebensmittel und eine gesundheits-
mal, findet Barmer-Landesgeschäftsfüh- Menschen noch mehr brauchen, um ge- orientierte Lebensmittelkennzeichnung
rer Hillebrandt und verweist auf den jüngs- sund an Leib und Seele groß zu werden. halten die Kinder- und Jugendärzte für
ten Arztreport seiner Kasse. Demnach lei- Van Heek: „Neben liebevoller Zuwendung durchaus sinnvoll.
den in Schleswig-Holstein 3.000 Kinder in Verbindung mit erwachsener Führung, Martin Geist
20 G E S U N D H E I T S P O L I T I K DEZEMBER 2023

Große Würfe und klein-


teilige Verordnungen
FKQS Herbstsymposium des Förderkreises Qualitätssicherung im Gesund-
heitswesen in Schleswig-Holstein (FKQS) mit Diskussion über Arzneimit-
telsicherheit und die Vielzahl an Gesetzen im Gesundheitswesen.

I
mmer neue Gesetze und Vorschriften,
fehlende Medikamente in den Apothe-
ken und Praxen in Nöten: „Ich blicke
selbst nicht mehr durch“, gab Dr. Gisa
Andresen, Vorsitzende des Förderkreises
Qualitätssicherung im Gesundheitswe-
sen in Schleswig-Holstein (FKQS), beim
Herbstsymposium zu. „Wie umgehen mit
dem Regulierungs-Kuddelmuddel?“, laute-
te die Frage des Abends – und wie sehr das
Thema interessiert, zeigten die vollbesetz-
ten Sitze im Tagungssaal eines Kieler Ho-
tels. Auf dem Podium suchten Vertreter
von Politik, Kassen, Ärzteschaft und Apo-
thekerverband nach Lösungen.
Den ganz großen Wurf wünscht sich
Dr. rer. pol. Heiner Garg: „Wir fummeln
mit ständig neuen Verordnungen am Ge- Dr. Ralf van Heek, Landesvorsitzender der Kinder- und Jugendärzte in Schleswig-
sundheitssystem herum. Aber eigent- Holstein, mit Gastgeberin Dr. Gisa Andresen (FKQS-Vorsitzende und Vizepräsi-
lich müsste man alle Sozialgesetzbücher dentin der Ärztekammer Schleswig-Holstein).
in den Reißwolf schmeißen und ein neues
Rahmengesetz schreiben“, sagte der FDP- Landtagsabgeordnete und ehemalige Kie- lang“, wie Zwenke sagte: „Wir können nicht
ler Gesundheitsminister. Widerspruch streiken, wir müssen mit den Preisen mit-
kam von Claudia Straub, Leiterin der Lan- gehen, wir können nur mitmachen oder
desvertretung des Verbands der Ersatzkas- schließen.“
sen (vdek): Selbst die geschmähte „Flut der Das passiert bereits: Rund 500 Apothe-
Gesetze“ habe ihren Sinn: „Das System ist ken betreiben die zurzeit knapp 450 Mit-
so kompliziert, es muss sich ständig weiter- glieder des Landes-Apothekerverbands
entwickeln.“ Daher drücke „niemand den zurzeit, Tendenz sinkend: In zehn Jahren
Reset-Knopf, weil es schwer ist, das Sys- würden es vermutlich 120 weniger sein,
tem besser zu machen, als es ist“. Das gel- vermutete Hans-Günter Lund, Vorsitzen-
te auch für das Zusammenspiel zwischen der des Apothekerverbandes Schleswig-
Selbstverwaltung und Gesetzgebung. Die- Holstein.
sen positiven Blick wollte Georg Zwenke, Wie kompliziert das System ist und wo
Geschäftsführer des Apothekerverbands es zurzeit hapert, zeigen die Zahlen: Für das
Schleswig-Holstein, nicht unwiderspro- Jahr 2023 wurde im Sommer ein Kassende-
chen stehen lassen: „Die Politik setzt dar- fizit von 17 Milliarden Euro prognostiziert,
auf, dass wir vieles regeln. Aber wir können eine Summe, die alle gesundheits- und arz-
in Wahrheit gar nicht viel entscheiden.“ neimittelpolitisch Beteiligten und Interes-
Denn Vorstöße würden sehr oft mit dem sierten vor große fiskalische Herausforde-
Bundesrecht kollidieren: „Wir landen mit rungen stellte. Innerhalb von nur wenigen
fast allen Themen in der Schiedsstelle und Monaten wurden diverse Gesetze auf den
danach in Klageverfahren.“ Weil die Apo- Weg gebracht, doch die „werfen mittlerwei-
theken die Pflicht hätten, jeden Kunden le eine Reihe von Fragen auf “, so formulier-
Fotos: EG

Hans-Günter Lund, Vorsitzender des zu versorgen, seien die Chancen ungleich te es der Förderkreis Qualitätssicherung in
Apothekerverbands Schleswig-Holstein. verteilt, die „Spieße sind unterschiedlich seiner Einladung.
DEZEMBER 2023 G E S U N D H E I T S P O L I T I K 21

Längst hat das Problem der Arzneimit- kaum bekannt: Denn die Apotheke kau- Von einer solchen Änderung profitieren ge-
telsicherheit die Patienten erreicht. Fieber- fe alle Medikamente und bleibe darauf sit- rade die Kinder- und Jugendärzte: So dür-
säfte für Kinder waren Mangelware, selbst zen, wenn sie nicht verordnet würden. Und fen nun Basismedikamente wie Penicillin
Krebskranke erhalten dringend benötigte wenn dann eine andere Darreichungsform verschrieben werden, ohne eine Darrei-
Medikamente nicht. Gleichzeitig fehlt den oder Packungsgröße auf dem Rezept stehe, chungsform festzulegen. Im Vorjahr habe
Akteuren im Gesundheitssystem die Pla- als der Apotheker sie vorrätig habe, müss- es das nicht gegeben: „Es musste jedes Mal
nungssicherheit angesichts ständig neu- ten Patienten unverrichteter Dinge gehen, ein neues Rezept ausgestellt werden, uns
er Gesetze und Verordnungen. Allein sich und das eigentlich benötigte Medikament drohten Wirtschaftlichkeitsprüfung und
deren Namen zu merken, dürfte die meis- bliebe im Regal: „Toller Plan“, ärgerte sich Regress“, berichtete Dr. Ralf van Heek, Vor-
ten Beteiligten überfordern: Da gibt es die Lund. sitzender des Landesverbands im Berufs-
KHWiSichV, die „Verordnung zur Rege- Auch wenn im Bund zurzeit mit Karl verband der Kinder- und Jugendärzte. Nun
lung weiterer Maßnahmen zur wirtschaft- Lauterbach ein SPD-Politiker am Ruder ist geplant, dass bei weiteren Medikamen-
lichen Sicherung der Krankenhäuser“, die des Gesundheitsschiffes steht, gab es von ten auf der Dringlichkeitsliste der Regress
PpUGV: Pflegepersonaluntergrenzen-Ver- der politischen Konkurrenz in der Podi- entfallen soll – „ein echter Fortschritt“,
ordnung oder – um die Versorgung von umsrunde nicht nur Schelte: „Die Prob- freute sich van Heek. Obendrein wurde die
Kranken mit Fiebersäften und Krebsmedi- leme sind vielschichtig, ein Gesetz allein Berufsgruppe entbudgetiert.
kamente zu gewährleisten – das ALBVVG, löst es nicht“, sagte Hauke Hansen, gesund- Darüber gibt es Freude, aber keinen Ju-
das Arzneimittellieferengpassbekämp- heitspolitischer Sprecher der CDU-Land- bel: „Wir wollen Kinder gut versorgen, das
fungs- und Versorgungsverbesserungsge- tagsfraktion. Ein zentrales Problem sei, Geld ist sekundär“, sagte van Heek. Aber
setz. Mit einigen Hebeln versucht die Re- dass Medikamente weltweit an zu wenigen wenn das Geld nicht reiche, um die Gehälter
gierung, die Kosten in den Griff zu bekom- Standorten produziert würden. „Wir müs- der MFAs zu zahlen, „dann haben wir ein
men und Mittel neu zu verteilen. So sollen sen Firmen halten und mehr im Land pro- Problem“. Die Konkurrenz um Fachpersonal
die Ausgabenanstiege bei patentgeschütz- duzieren“, forderte Hansen. Heiner Garg sei groß – eine Sorge, die die Vertreter des
ten Arzneimitteln gedämpft und die Preis- lobte Lauterbachs Vorstoß zur Kranken- Apothekenverbandes teilten: „Im ländlichen
bildung für neue Arzneimittel geändert hausfinanzierung und der Neustrukturie- Raum muss man über Tarif bezahlen“, sagte
werden. Gleichzeitig sollen die Apotheker rung der Kliniken: „Den Mut muss man Lund. „Sonst findet man keine Leute.“
statt 1,77 nun zwei Euro pro Arzneimittel- erstmal haben.“ Eine Idee, mehr Geld ins System zu
packung erhalten. Dr. jur. Dominique Jaeger, Fachanwäl- bringen, kam aus dem Publikum: Priva-
Doch die Hilfen kämen zu spät und fie- tin für Medizinrecht und Vertreterin des te Kassen und die Beihilfe auflösen. Doch
len zu gering aus, sagte Apotheker Lund: Bundesverband Managed Care (BMC), es herrschte Einigkeit, dass das mindestens
„Man hört uns von Seiten der Politik im- sieht Vorteile beim Digitalisierungsge- ebenso schwer wäre, wie ein neues, über-
mer noch nicht zu. Wir sind absolut ge- setz, Claudia Straub vom Ersatzkassenver- greifendes Sozialgesetzbuch zu schreiben.
nervt.“ Ein wenig sei seine Berufsgruppe band schloss sich ihr an. „Innovationen im Mit einem Gedicht fasste Gisa Andre-
selbst schuld: „Wir haben zu lange zu ge- System sind möglich“, sagte Jaeger. Immer sen zum Abschluss des Symposiums die
räuschlos funktioniert.“ Immer noch herr- würden – etwa durch Einzelvereinbarun- Debatte zusammen – der vermutlich beste
sche die Meinung vor, „wir würden nur gen – neue Behandlungspfade probiert und Weg, das „Kuddelmuddel“ in den Griff zu
Schachteln schieben und Geld einstrei- dann in die Regelversorgung übernommen. bekommen und die Gäste lächelnd auf den
chen“. Das wirtschaftliche Risiko, das Apo- Nur: „Das repariert möglicherweise einen Heimweg in den Herbstabend zu schicken.
theken tragen, sei selbst in der Ärzteschaft Punkt, ändert aber nichts strukturell.“ Esther Geisslinger
Foto: EG

Engagierte Diskussion auf dem Podium des Förderkreises: Dr. rer. pol. Heiner Garg, Georg Zwenke, Dr. jur. Dominique Jaeger, Claudia
Straub, Hauke Hansen (von links).
22 G E S U N D H E I T S P O L I T I K DEZEMBER 2023

Trauma und PTBS haben.“ Selbst wenn es nur 16 % wä-


ren, wie in einer internationalen Metastu-
die mit einer Bandbreite von 16–55 % ange-
nommen würde, wären dies in Hamburg

Bewältigung
noch über 5.000 unversorgte Menschen.
Centra könne nur einen Bruchteil versor-
gen. Und auch im übrigen Gesundheitssys-
tem, insbesondere bei den wenigen nieder-
gelassenen Therapeutinnen und Therapeu-
ten, die große Schwierigkeiten wie Sprache,
PTBS Ärztekanzel 2023 über Gewalt, Krieg und Flucht und deren Compliance oder Honorarangemessenheit
Folgen für Betroffene und die psychomedizinische Versorgung. auf sich nehmen wollten, gebe es keine frei-
en Kapazitäten.

I
Zu beachten sei, dass die jeweilige Trau-
n Norddeutschland ist sie etwas Beson- bereich der Bundeswehr wie im zivilen Ge- matisierung bereits in der alten Heimat,
deres: Die „Ärztekanzel – Medizin und sundheitswesen.“ auf der Flucht oder auch erst im Aufnah-
Ethik im Dialog“ an der Hauptkirche St. Am dritten Abend stellte sich die Hilfs- meland etwa durch Unterbringung oder
Nikolai in Hamburg. In diesem Jahr hieß organisation „Children for Tomorrow“ durch einen unsicheren Asylstatus entstan-
das aktuelle Thema „Psychosoziale Fol- der Stiftung Steffi Graf vor mit dem Thema den sein könnte. Hingegen gebe es naturge-
gen von Gewalt, Krieg und Flucht“. Aus „Unaussprechliches verarbeiten – Kinder mäß viel weniger transgenerationale Belas-
Kiel kam am zweiten Abend Oberst Axel nach Krieg und Vertreibung stark machen“. tungen (wie Kriegskinder, -enkel) als ver-
Schneider und berichtete – ebenso wie Mi- Zuvor hatte am ersten Abend Prof. Ingo gleichsweise in der deutschen Bevölkerung
litärpfarrer Jürgen Stahlhut aus Lüneburg Schäfer (UKE) über die psychosomatischen nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute. Auf
– zum Thema: „Im Krieg gibt die Psyche Grundlagen der PTBS und Möglichkeiten die zahlreichen Erkenntnisse über das un-
nach. Erfahrungsberichte über Traumati- der Bewältigung referiert. Er ist Leiter des erwartet große Ausmaß an PTBS und die
sierungen von Soldaten und Soldatinnen.“ Centra Hamburg, Psychosoziales Zentrum Therapieerfordernisse bei uns haben zuletzt
Oberst Schneider ist seit 2020 Chef des UKE in Hamburg, wo seit Jahren psy- im Sommer dieses Jahres beim Gedenken
des Landeskommandos Schleswig-Hol- chisch behandlungsbedürftige Flüchtlinge an die katastrophale „Aktion Gomorrha“
stein und damit erster Ansprechpartner der betreut werden. vor 80 Jahren einige Hamburger Ärzte
Bundeswehr für die Landesregierung. Er Zur Definition von PTBS verwies er auf wie PD Dr. Ulrich Lamparter hingewiesen.
war 2014 zur Zeit der Angriffe auf die Ost- die Beschreibung in internationalen Klassi- Vielen Jüngeren dürfte kaum bekannt sein,
Ukraine und die Krim Leiter eines neut- fikationen wie ICD-10 F 43.1 oder die ame- dass im August 1943 über 35.000 Men-
ralen militärischen Beobachterteams der rikanische DSM-5 etwa in dem Sinn: Wenn schen durch Bomben und Feuersturm star-
OSZE (Organisation für Sicherheit und Zu- eine bedrohliche Situation oder mehrere ben – mehr als bei der Bombardierung von
sammenarbeit in Europa). Das internatio- belastende Ereignisse von außergewöhn- Dresden – und in der Folge viele Tausend
nale Team wurde bei einer Erkundung im lichem Umfang oder katastrophalem Aus- Hamburger auch nach Schleswig-Holstein
Kriegsgebiet völkerrechtswidrig von pro- maß die eigenen Bewältigungsmöglichkei- flüchteten.
russischen Separatisten gefangen genom- ten überfordern, kommt es zu einer Viel- Die hierbei gewonnenen therapeuti-
men. Die Gruppe wurde in Slawjansk ein- zahl von beängstigenden und wiederholten schen Erkenntnisse können, wie Schäfer
gesperrt, in einem Fall körperlich schwer körperlichen und seelischen Folgereaktio- bestätigte, bei der Behandlung der heuti-
misshandelt und insgesamt großem psychi- nen. Das zwanghafte Wiedererleben ist das gen zugewanderten Patienten oder Klien-
schem Druck ausgesetzt. besondere Merkmal von PTBS im Unter- ten von Nutzen sein. Da PTBS im Kern eine
Durch intensive diplomatische Bemü- schied zur leichteren Anpassungsstörung Gedächtnisstörung sei, könne eine trauma-
hungen zumal der USA sei es nach acht Ta- (F 43.2 ICD-10). fokussierte Psychotherapie am besten hel-
gen gelungen, die Offiziere freizubekom- Neben PTBS gebe es Traumafolgestö- fen. Medikamente kämen eher ergänzend
men. „Danach hatten wir alle Symptome ei- rungen wie Depression, Angsterkrankung, bei entsprechender Symptomatik wie De-
ner PTBS (posttraumatische Belastungsstö- psychosomatische Störungen, Sucht und pression hinzu.
rung)“. Er selbst habe sich erst zwei Jahre mehr. Studien in Deutschland gibt es, so Ein weiteres Problem zeigte sich in der
später in Behandlung begeben, als die hefti- Schäfer, erst etwa seit dieser Zeit, interna- anschließenden Diskussion: Die zentrale
gen Beschwerden nicht aufhörten: „Es wa- tional etwa seit 1980, besonders nach dem Behandlungs- und Vermittlungsstelle Cen-
ren Symptome eines Herzinfarkts, eines Vietnam-Krieg (USA). Die Risikograde tra kann nicht wie andere Gesundheitsein-
Schlaganfalls und im Lauf der Jahre insge- von PTBS könne man auf einer Vierfelder- richtungen in Hamburg Personen aus dem
samt acht Hörstürze.“ matrix einteilen, von kurz (z.B. Unfall) oder Umland versorgen oder schleswig-holstei-
Heute machte er den Eindruck eines lang (z.B. Überflutung), schicksalhaft oder nischen Kollegen fachliche Hinweise ge-
gut wiederhergestellten Patienten, auch von Menschen verursacht: eine langdau- ben. Wegen der bundeslandbezogenen Fi-
wenn noch Symptome vorhanden sein sol- ernde anthropogene Katastrophe wie ein nanzierung darf „nicht einmal mit Pin-
len. Neben seiner sportlichen Natur und Krieg berge ein hohes Risiko. neberg“ kooperiert werden. In Schleswig-
der militärischen Haltung durch zahlreiche Von daher sagte Schäfer: „Schätzungs- Holstein stehen die an das UKSH ange-
Einsätze war die Therapie ausschlaggebend: weise etwa ein Drittel der in Hamburg auf- bundenen Traumaambulanzen in Kiel und
„Ich bin“, sagte er auf Nachfrage, „wirklich genommenen Flüchtlinge aus Syrien, Af- Lübeck zur Verfügung.
gut behandelt worden, sowohl im Sanitäts- ghanistan oder dem Irak könnten eine dr. jur. Horst Kreussler
DEZEMBER 2023 G E S U N D H E I T S P O L I T I K 23

Projekt zeigt die Vorteile


der Bauchfelldialyse
D IA LYS E Zur weit verbreiteten Hämodialyse gibt es eine Alternative, die immer seltener gelehrt
wird – obwohl gute Argumente für die Peritonealdialyse sprechen. Ein vom Land gefördertes
Projekt soll dazu beitragen, dass die Bauchfelldialyse wieder stärkere Verbreitung findet.

D
as Verfahren der Bauchfelldialyse
ist weder neu, noch unbekannt. In
Deutschland nutzen es rund sechs
Prozent der Dialysepatienten, in
Schleswig-Holstein nur rund vier
Prozent. Aus Sicht von PD Dr. Kevin
Schulte spricht vieles für eine stärkere
Verbreitung der Peritonealdialyse. Der
kommissarische Direktor der Klinik für In-
nere Medizin IV mit Schwerpunkt Nieren-
und Hochdruckkrankheiten am UKSH in
Kiel nennt als Vorteile für die Patienten we-
niger Fahrtzeit, mehr Autonomie und Le-
bensqualität und für die Praxen eine gerin-
gere Beanspruchung des Fachpersonals bei
gleichbleibender Versorgungsqualität.
Warum also hat sich das Verfahren
nicht stärker etabliert? Schulte verweist
auf historisch gewachsene Strukturen:
Die Hämodialyse habe sich vor Jahrzehn-
ten durchgesetzt, weil die Abrechnung da-
mals günstiger für die Praxen war. Mit ih- PD Dr. Kevin Schulte und Oberarzt Dr. Thorben Schrumpf erläutern Patientin Elive
rem steigenden Einsatz sank die Bedeutung Güley die Funktion der automatisierten Peritonealdialyse.
der Bauchfelldialyse in Aus- und Weiterbil-
dung und erscheint inzwischen vielen Ärz- te dazu: „Gute Versorgung und effizienter Schulte räumt in den Gesprächen mit den
ten wie eine Rarität. Wer sie dennoch an- Ressourcenverbrauch müssen nicht im Wi- Praxen auch mit Missverständnissen auf:
bietet, muss bei den Patienten Überzeu- derspruch stehen, sondern können Hand „Unser Ziel ist es nicht, die Patienten an das
gungsarbeit leisten. Hinzu kommt: „Eine in Hand funktionieren.“ Das Projekt der UKSH zu holen. Alle sollen in den Praxen
Praxis braucht schon einige Patienten, da- UKSH-Klinik unter dem Namen SKIP-SH bleiben, in denen sie sich gut aufgehoben
mit der Einsatz der Peritonealdialyse wirt- (Sektorenübergreifende Koordinierungs- fühlen.“ Er stellt klar: „Wir sind Multiplika-
schaftlich ist“, sagt Schulte. stelle zur nachhaltigen Intensivierung der tor, nicht Staubsauger.“
Er legt Wert darauf, dass Dialysepatien- Peritonealdialyse in Schleswig-Holstein) Wichtig ist für die Dialysepraxen, dass
ten nicht aus ihren bisherigen Praxen in das wird mit einer halben Million Euro unter- sich die Vergütung im Vergleich zur Hä-
UKSH oder andere Einrichtungen umgelei- stützt, um die wenig bekannte Alternati- modialyse nicht mehr unterscheidet, aber
tet werden. Neben der Lebensqualität für die ve zu stärken und bekannter zu machen. den Personaleinsatz reduziert. Die Patien-
Patienten spricht aus seiner Sicht insbeson- Schulte und sein Team in einer Koordinie- ten müssten nur noch alle paar Wochen in
dere der Fachkräftemangel für die Peritone- rungsstelle treten deshalb seit Projektstart die Praxen kommen. Da sich der Fachkräf-
aldialyse, da Patienten bei diesem Verfahren Anfang September in Kontakt mit den Dia- temangel immer mehr auch in den Praxen
weniger Praxispersonal beanspruchen. lysepraxen im Land. bemerkbar macht, hält Schulte die Zeit für
Das Landesgesundheitsministerium Sie erheben zunächst, wo die Praxen geeignet, auf die Alternative umzuschwen-
zeigte sich von den Vorteilen des Verfah- Unterstützungsbedarf haben und weshalb ken. Flankiert wird das Projekt durch eine
rens so überzeugt, dass ein Projekt zu des- sie bislang auf die Hämodialyse setzen. Die wissenschaftliche Evaluation und durch
sen Verbreitung in die Förderung durch an sie kommunizierten Wünsche nach Un- ein innovatives Lehrprojekt, bei dem Me-
den Versorgungssicherungsfonds aufge- terstützung sind breit und reichen bis hin dizinstudierende in Kiel das Anlegen einer
Foto: UKSH

nommen wurde. Gesundheitsministerin zum Wunsch, dass die Koordinierungs- Bauchfelldialyse per VR-Brille lernen.
Prof. Kerstin von der Decken (CDU) sag- stelle die Patienten aufsucht und aufklärt. Dirk Schnack
24 G E S U N D H E I T S P O L I T I K DEZEMBER 2023

Inklusives Hospiz als


Gemeinschaftsleistung
HOSPIZ Ein Hospiz, in dem auch Menschen mit Behinderungen betreut werden und
perspektivisch dort auch Beschäftigung finden können: Das gab es bundesweit noch
nicht, bis im September das Hospiz in Meldorf eröffnet wurde. Hinter dem Projekt
steht ein Verein mit einem Arzt an der Spitze und weiteren im Vorstand.

R
und zwölf Hospize gibt es in ganz gemeinmediziner Dr. Jochen Pinker ist ge-
Schleswig-Holstein, relativ gleich- nauso dabei wie Palliativmediziner Dr.
mäßig verteilt über die Kreise. In Olaf Wulfen, die gemeinsam mit Engagier-
Dithmarschen gab es bis vor kurzem ten aus anderen Berufen wie etwa Inten-
noch keines – das hat sich mit Er- sivkrankenschwestern, Sozialarbeiterin-
öffnung des Meldorfer Hospizes im nen und Steuerberatern das ungewöhnliche
September geändert. Das jüngste Projekt Inklusives Hospiz stemmen.
Hospiz in Schleswig-Holstein weist eine Sie erfuhren über Kontakte zur Stiftung
Besonderheit auf, die bundesweit auffällt: Mensch von den Problemen, Menschen mit
In Meldorf sind die Mitarbeitenden so ge- Behinderungen in ihrer letzten Lebensphase
schult, dass sie auch Menschen mit Behin- zu betreuen. „Sie müssen anders betreut
derungen in deren letzter Lebensphase be- werden und dafür fehlt es in Krankenhäu-
treuen können – und perspektivisch auch sern oder in Pflegeheimen oft an Zeit oder
mit Menschen mit Behinderungen zusam- Qualifizierung“, sagt von Spiegel. Stiftung-
menarbeiten werden. und Hospizbeschäftigte hospitieren des-
Dies kann als Gärtner, in der Küche und halb im jeweils anderen beruflichen Um-
als mögliche Zukunftsperspektive auch im Innenministerin Sabine Sütterlin- feld, lernen voneinander und kooperieren.
Tandem mit ausgebildeten Kräften in der Waack (CDU) bei der Eröffnungs- Von Spiegel ist überzeugt, dass alle Seiten
feier des Hospizes in Meldorf.
Pflege geschehen. Zumindest kann sich aber auch davon profitieren, wenn Men-
Mit-Initiator PD Dr. Tilman von Spiegel schen mit Behinderungen im Hospiz be-
das vorstellen. Von Spiegel ist Vorsitzender schäftigt werden. „Der Input von Men-
des Trägervereins des Hospizes und Arzt – kommt ihm aber auch nicht ungelegen – schen mit Behinderungen kann für uns alle
bis vor kurzem noch Chefarzt der Anästhe- schließlich fällt auch nach der offiziellen ein Gewinn sein“, sagt er.
sie und Notfallmedizin am Westküstenkli- Eröffnung der Einrichtung noch jede Men- Eine weitere Besonderheit, neben der
nikum Heide, seit ersten Juli Rentner. ge Arbeit für den Vorsitzenden an – auch Betreuung von Menschen mit Behinde-
Den Kontakt mit Menschen mit Behin- wenn der Vorstand breit besetzt ist. Im Vor- rungen, ist die Verbindung mit der Spezi-
derungen empfindet von Spiegel als Berei- stand des Vereins und als Beisitzer engagie- alisierten Ambulanten Palliativmedizini-
cherung. Dass Hospizeröffnung und Rente ren sich gleich mehrere Menschen aus der schen Versorgung (SAPV). Der Verein ist
fast zeitgleich passierten ist zwar Zufall, Medizin: Der früher niedergelassene All- schon seit Jahren kreisweit für die SAPV in

Der Podcast des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblattes


Welche Folgen hat die Finanznot der Krankenhäuser? Was schlägt ein Krankenkassen-
vertreter vor, um die Versorgungsqualität zu verbessern? Der Podcast des Schleswig-
Holstein­ischen Ärzteblattes greift regelmäßig aktuelle Themen aus dem Gesundheitswe-
Fotos: ÄKSH, Hospiz Dithmarschen

sen, aber auch zeitlose Themen wie assistierter Suizid auf. Mehr als 50 Folgen können über
gängige Streamingdienste wie Spotify oder Apple Podcast gehört werden. Darunter u.a.:
 Physician Assistants: Entlastung für die Versorgung
 Eine besondere ärztliche Aufgabe: Die Leichenschau
 Lieferengpässe bei Arzneimitteln
 Zeitdruck n der Medizin - was hilft gegen das Hamsterrad?
DEZEMBER 2023 G E S U N D H E I T S P O L I T I K 25

nen Euro und eine Pandemie. Von Spie-


gel ist nicht sicher, ob der Verein in Kennt-
nis dieser Ereignisse den Beschluss zum
Bau auch gefasst hätte. Er konnte aber auch
nicht ahnen, was der Beschluss an Rück-
halt auslöste: Viel Bestätigung und finanzi-
elle Unterstützung aus der Politik und der
Bevölkerung. Die Mitgliederzahl des Ver-
eins kletterte auf 550, er ist damit nach dem
Sportverein der größte in der Region. Zahl-
reiche Aktionen aus der Gesellschaft für
den Verein brachten Spenden. Von Spiegels
Fazit: „Wir sind mit dem Hospiz an unsere
Grenzen gegangen, haben aber auch viel
zurückbekommen.“
Beeindruckt zeigte sich zur Eröffnung
Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabi-
ne Sütterlin-Waack (CDU), die dazu nach
Meldorf gekommen war. Sie verwies auf
die bis dahin noch bestehende Lücke in der
PD Dr. Tilman von Spiegel, bis vor kurzem Chefarzt am WKK in Heide, ist Vorsitzender Versorgung todkranker Menschen in Dith-
des Trägervereins, der das neue Hospiz in Meldorf realisierte. marschen und gab zu bedenken, dass der
Umgang mit schweren Erkrankungen und
Tod viele Betroffene und Angehörige über-
Dithmarschen zuständig und betreut rund Es wurden öffentliche Mittel beantragt, fordert. Das Land unterstützte die Errich-
250 Menschen pro Jahr. Von Spiegel ist ei- Kontakte mit über 50 Behörden absolviert, tung des Hospizes mit mehr als einer Mil-
ner von mehreren Ärzten, die in der SAPV mit dem früheren Klinikmanager und im lion Euro. Klar sei: „Ein so großes Vor-
tätig sind. Manche Menschen, die in der Kreis bestens vernetzten Harald Stender ein haben wie diesen Hospizbau stemmt der
SAPV betreut werden, kommen später in wertvoller Projektkoordinator gewonnen. Staat nicht allein – das geht nur im Ver-
das Hospiz. Dennoch sagt von Spiegel rückblickend: bund.“ Dazu zählte neben den vielen priva-
Dort stehen zwölf Zimmer zur Verfü- „Es gehörte wohl auch ein Schuss Naivität ten Spendenaktionen u.a. eine Zuwendung
gung, von denen im November acht belegt zu diesem Entschluss.“ in Höhe von einer halben Million Euro der
waren. Bei voller Auslastung arbeitet das Der sich aber auszahlte: Das freund- Reemtsma-Stiftung. In den Vordergrund
Hospiz mit 26 Vollzeitkräften. Die meis- liche neue Gebäude füllt eine Lücke – die aber stellte die Innenministerin nicht das
ten Menschen im Meldorfer Hospiz haben nächsten Hospize befinden sich in Elms- Geld, sondern die Menschen, die sich in
eine onkologische Erkrankung im Endsta- horn, Rendsburg und Niebüll. Um einen Meldorf für das Projekt engagiert haben:
dium, es gibt aber auch schwerste neurolo- dieser Standorte von Meldorf aus zu errei- „Sie haben hier in kurzer Zeit und mit gro-
gische und chronische Erkrankungen wie chen, sitzt man mindesten 50 Minuten lang ßem persönlichem Einsatz einen Ort für
COPD und Herzinsuffizienz im Endstadi- im Auto. Zwischen Vorstandsbeschluss friedliche Tage kurz vor Ende eines Lebens
um. Probleme, für diese Arbeit Personal zu und Eröffnung lagen eine nicht vorauszu- geschaffen.“
finden, gab es bislang nicht – gegen den all- sehende Kostensteigerung um 1,6 Millio- Dirk Schnack
gemeinen Trend im Gesundheitswesen. Als
Grund dafür vermutet von Spiegel: Im Hos-
piz hat das Personal Zeit für Zuwendung,
die im Akutbereich oft fehlt.
Der Betrieb des Hospizes wird vom
Verein über eine gGmbH organisiert. Von
Spiegel ist seit zehn Jahren Vorsitzender des
1992 gegründeten und damit ältesten Hos-
pizvereins in Schleswig-Holstein und hät-
te sich noch vor wenigen Jahren kaum träu-
men lassen, dass der Verein ein Projekt die-
ser Größenordnung realisieren könnte:
Für das Hospiz wurden insgesamt 7,2 Mil-
lionen Euro investiert, rund vier Millio-
nen Euro davon sind Fremdkapital, das der
Bank über die Jahre zurückgezahlt werden
muss. „Ich habe lange Zeit gesagt, ein Hos-
piz schaffen wir nicht“, erinnert sich von Das neue Hospiz in Meldorf bietet Raum für zwölf Menschen mit und ohne Behinde-
rung. Am gleichen Ort und vom gleichen Träger wird auch die SAPV für Dithmarschen
Fotos: Di

Spiegel. Kurz vor der Pandemie kam die


Kehrtwende und der Verein startete durch. koordiniert.
26 G E S U N D H E I T S P O L I T I K DEZEMBER 2023

Richtfeste als
Lichtblicke
KLINIKEN An der schwierigen Situation für die Krankenhäuser in Schleswig-Holstein hat sich
nichts geändert. Auch im vergangenen Monat gab es Mahnungen und Appelle – u.a. von der
KGSH – in Richtung Politik. Zumindest an zwei Standorten gab es aber auch Grund zum Feiern.

D
ie Krisenmeldungen aus dem Kran- Der Hinweis des Bundesgesundheitsminis- matologischen Stationen sowie einer onko-
kenhausbereich waren in den ver- teriums auf die Reform der Krankenhaus- logischen Ambulanz. Beim Richtfest mach-
gangenen Monaten zahlreich. Auch landschaft allein reiche nicht. „Eine Reform ten Politiker deutlich, welche Bedeutung
der Schleswig-Holsteinische Land- der Krankenhausstruktur ist sicherlich not- der Neubau für die Region hat.
kreistag beschäftigte sich auf seiner wendig, aber nicht das Instrument, um den Schleswig-Holsteins Gesundheits-
Mitgliederversammlung Ende No- Krankenhäusern in ihrer aktuell schwieri- Staatssekretär Dr. Oliver Grundei bezeich-
vember in Elmshorn mit dem The- gen Lage zu helfen,“ sagte PD Dr. Sönke E. nete den Neubau als „wichtigen Bestand-
ma. Die Krankenhausgesellschaft des Lan- Schulz, Geschäftsführendes Vorstandsmit- teil für die zukünftige Versorgung in der
des (KGSH) machte zu diesem Anlass noch glied des Schleswig-Holsteinischen Land- gesamten Region“. Kiels Gesundheitsde-
einmal auf die Liquiditätsprobleme vie- kreistages. „Um eine ‚ungesteuerte Struk- zernent Gerwin Stöcken sprach von einem
ler Kliniken aufmerksam und forderte ge- turreform‘ durch zunehmende Liquidi- „Beitrag zum Abbau des Investitionsstaus“
meinsam mit dem Landkreistag Unterstüt- tätsprobleme einzelner Häuser zu vermei- und machte damit deutlich, dass weitere In-
zung des Bundes für die Kliniken. den, muss vor einer Reform die wirtschaft- vestitionen auch an anderen Standorten
„Die Krankenhäuser in Deutschland liche Hilfe für die Krankenhäuser durch ein nötig sind. Rund 90 Millionen Euro erhält
benötigen dringend eine wirksame Hil- Vorschaltgesetz stehen“, waren sich die Ge- das Städtische Krankenhaus an Fördermit-
fe durch den Bund, wenn die Versorgung schäftsführer beider Verbände einig. Die teln der öffentlichen Hand für den Neubau,
weiterhin sichergestellt werden soll“, sagte Landesregierung forderten sie auf, sich wei- der Ende 2026 bezugsfertig sein soll.
KGSH-Geschäftsführer Patrick Reimund. terhin auf Bundesebene nachdrücklich da- Auch die Lungenclinic Großhansdorf
Viele Krankenhäuser müssten durch für zu verwenden. feierte im November Richtfest, im Beisein
ihre Träger unterstützt werden oder letzte Zugleich wird an einigen Standorten im von Gesundheitsministerin Prof. Kerstin
Reserven mobilisieren, um ihren Versor- Norden investiert: Auf dem Gelände des von der Decken. Dort wird ein Gebäude
gungsauftrag erfüllen zu können. Die Kos- Städtischen Krankenhauses Kiel entsteht aus dem Jahr 1958 ersetzt, der Bezug ist für
tensteigerungen der vergangenen Mona- ein sechsstöckiges Gebäude mit OP-Zen- 2025 geplant. Unter anderem ist ein Ausbau
te könnten durch das bestehende Finanzie- trum, kardiologischen, gastroenterologi- der Intensivstation in Großhansdorf vorge-
rungssystem nicht abgedeckt werden. schen, unfallchirurgischen und alterstrau- sehen. Dirk Schnack
Fotos: SKK, Lungenclinic

Links: Der Neubau der Lungenclinic Großhansdorf soll Ende 2025 bezugs-
fertig sein. Oben: Richtfest am Städtischen Krankenhaus in Kiel mit Gerwin
Stöcken (SKK-Aufsichtsratsvorsitzender und Sozial- und Gesundheitsdezer-
nent der Stadt Kiel), Projektleiter Sönke Brumm, Maurermeister Heiko Griep,
SKK-Geschäftsführer Dr. Roland Ventzke und Staatssekretär Dr. Oliver
Grundei (von links).
DEZEMBER 2023 G E S U N D H E I T S P O L I T I K 27

Mobile Beratung
im Szenetreff
AIDS/HIV Seit einem Jahr ist ein Test- und Beratungsbus in Schleswig-Holstein unter-
wegs, um Risikogruppen auf die Themen HIV und Hepatitis C anzusprechen. Der Bus
rollt in die Lebenswelten der Betroffenen und nutzt bestehende Kontakte vor Ort.

D
er Rencks Park ist eine weitläufige
Parkanlage an der Klosterinsel am
Ufer der Schwale, mitten in Neu-
münster. Im Park finden sich Skulp-
turen, Sitzgelegenheiten und Spiel-
plätze. Der Park hat unter Einheimi-
schen dennoch nicht den besten Ruf
– er ist auch Szenetreffpunkt für Obdach-
lose, Drogenabhängige, Dealer und Men-
schen, die aus anderen Gründen im Leben
gescheitert sind.
Die Kriminalität war hier zeitweise so
hoch, dass die Polizei ihn zum „gefährli-
chen Ort“ erklärte, um mehr Rechte bei
Kontrollen zu erhalten. An diesen Ort steu-
ern Sylvia Brillart und Ute Krackow ein als
Beratungsbus genutztes Wohnmobil an ei-
nem windigen November-Vormittag. Sie
fahren direkt auf den Platz, auf dem sich
die Szene trifft, nur wenige Meter von der
Innenstadt entfernt. Krackow und Brill- Sylvia Brillart und Ute Krackow vor dem Mobil, mit dem die Aidshilfe im November in
art sind so zielsicher, weil sie Sozialarbeiter Neumünster zahlreiche Menschen im Rencks Park erreichte.
Ingo Hoffmann folgen. Der Mann aus dem
„Café Jerusalem“ kennt die Szene und die zieren können und bietet sterile Utensilien worker, Obdachlosenhilfe oder die Bahn-
kennt – und vertraut – ihm. Das Café Jeru- an. „Es geht um harm-reduction“, sagt Ute hofsmission sein. Die Zielgruppe ist auch
salem dient als Anlaufstelle für Menschen, Krackow von der Aidshilfe Schleswig-Hol- in Neumünster nicht leicht. Zwar meist
die Hunger haben, frieren, jemanden zum stein, die die Idee für den Bus hatte. Der friedlich, aber mitunter schnell reizbar, an-
Reden brauchen. Wenn Hoffmann dabei wird seit rund einem Jahr vom Land ge- getrunken oder auf der Suche nach Dro-
ist, wissen Brillart und Krackow, gibt es ge- fördert und fährt seitdem unter Schirm- gen. Das galt für den Mann aus einem asia-
ringere Hemmschwellen bei Kontakt mit herrschaft von Landesgesundheitsminis- tischen Land, der sich im Laufe des Vormit-
der Szene. „Mit ihm haben wir den Fuß in terin Prof. Kerstin von der Decken (CDU) tags im Bus zu einem Test und einem Bera-
der Tür“, sagt Brillart. durch das Land. Rund zehn Standorte hat tungsgespräch entschließt, nicht. Brillart ist
Das zeigt sich sofort nach der Ankunft. er schon angefahren, in Neumünster ist er nicht sicher, was ihr Klient versteht, erfährt
Hoffmann und seine Mitstreiter bauen Ti- nicht das erste Mal. So gut wie in der kreis- aber, dass der Mann obdachlos und dro-
sche mit heißen Getränken und Verpfle- freien Stadt wird sein Angebot selten ge- genabhängig ist. Er lässt sich überzeugen,
gung auf, die Frauen vom Beratungsmobil nutzt. Bis zum Termin an diesem Tag haben sich testen zu lassen. Es wird der erste an
ihren Tisch. Schnell strömen aus verschie- sich im Bus 83 Menschen testen und 140 be- diesem Tag, der positiv ausfällt. Für solche
denen Ecken des Parks Menschen herbei. raten lassen. Zwei HIV-Positive wurden Fälle haben die Berater von der Aidshilfe
Manchen sieht man an, dass sie oft drau- in Behandlung gebracht. Außerdem wer- ein Netz geknüpft mit Ärzten, an die sie zur
ßen nächtigen, andere sind komplett un- den Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen Behandlung weiterleiten können. In diesem
auffällig. Das erste Beratungsgespräch im zum Thema HIV weitergebildet – insge- Fall ist das Prozedere erschwert: Der Ge-
Bus findet zehn Minuten nach der Ankunft samt bislang 350. testete ist nicht krankenversichert und ver-
statt, danach geht es Schlag auf Schlag. Die Vorgehensweise vor Ort ist immer mutlich illegal in Deutschland. Die nächste
Fast alle, die in den Bus einsteigen, las- gleich: Die Initiatoren setzen auf Organi- Station für ihn ist die Praxis ohne Grenzen,
sen sich auf HIV und Hepatitis C testen. sationen vor Ort, die sich in der Szene aus- für den Bus die Obdachlosenhilfe.
Foto: Di

Brillart berät sie, wie sie ihre Risiken redu- kennen. Das können Drogenberater, Street- Dirk Schnack
28 G E S U N D H E I T S P O L I T I K DEZEMBER 2023

Dr. med. –
Ein alter Hut?
PROMOTION Insgesamt 54.000 Promovierende gab es im vergangenen Jahr im Bereich Medizin/
Gesundheitswissenschaften in Deutschland – davon rund 62 % Frauen. Auch für Schleswig-Holstein
lieferte eine Auswertung des Mitgliederverzeichnisses der Ärztekammer interessante Daten.

N
ur ein erfolgreicher Abschluss der Gilt das auch heute noch, oder ist der tenstand 2022). Diese wurden jeweils in
Promotion berechtigte zur Aus- Doktortitel in der Medizin inzwischen ein Klassen von Geburtsjahrgängen von jeweils
übung der Heilkunde, sodass die „alter Hut“? Mit dieser Frage hat sich eine 10 Jahren aggregiert.
Promotion integral zum Studium interne Arbeitsgruppe der Ärztekammer Bei den folgenden Darstellungen han-
der Humanmedizin dazugehörte: So Schleswig-Holstein befasst. Anlass hierfür delt es sich um eine rein deskriptive Analy-
war es bis zu Beginn des 19. Jahrhun- war die Wahrnehmung, dass der Anteil der se ohne Anspruch auf Wissenschaftlichkeit
derts, bevor der Staat die Approba- promovierten Ärztinnen und Ärzte deut- – wohl aber mit dem Ziel, einen Überblick
tion erteilte. Geblieben ist jedoch die Tra- lich zurückgeht. Gerade vor dem Hinter- zu bekommen. Die wichtigsten Ergebnisse:
dition, dass – im Gegensatz zu vielen ande- grund, dass die Promotionsarbeit bei Stu-  Die absolut größte Zahl an Promovier-
ren Studiengängen – die medizinische Pro- dierenden der Humanmedizin häufig den ten gibt es bei den zwischen 1960 bis 1969
motion bereits während des Studiums an- ersten Kontakt mit dem wissenschaftlichen Geborenen (N=2.543). In den Jahrgän-
gefangen wird, was auch die relativ hohen Arbeiten darstellt, war es Ziel der Arbeits- gen, die in den folgenden Jahrzehnten ge-
Zahlen an Promotionen erklärt. gruppe, mithilfe der Zahlen in Schleswig- boren wurden, nimmt die absolute Zahl
Holstein diese Wahrnehmung zu objekti- der promovierenden Mediziner ab: 2.098
vieren. für die Jahrgänge zwischen 1970 und
Der Podcast des Schleswig- Basis für die Auswertung waren An-
gaben aus dem Mitgliederverzeichnis der
1979, 1.637 für die 1980er-Jahrgänge und
nur noch 397 bei den in den 1990er-Jah-

Holsteinischen Ärzteblattes Ärztekammer Schleswig-Holstein, die an-


onymisiert betrachtet wurden. Einbezo-
ren Geborenen.
 Auch im Verhältnis zur Gesamtzahl der
gen wurden alle Ärztinnen und Ärzte der Ärztinnen und Ärzte sinkt die Zahl der
Welche Folgen hat die Finanznot der Geburtsjahrgänge 1940 bis 1999, insgesamt Promovierten stetig. Am größten war der
Krankenhäuser? Was schlägt ein Kran- waren das 18.965 Ärztinnen und Ärzte (Da- Anteil an promovierten Ärztinnen und
kenkassenvertreter vor, um die Ver-
sorgungsqualität zu verbessern? Der
Pod­cast des Schleswig-Holsteinischen
Ärzteblattes greift regelmäßig aktuelle
Themen aus dem Gesundheitswesen,
aber auch zeitlose Themen wie Assis-
tierter Suizid auf. Mehr als 50 Folgen
können über gängige Streamingdiens-
te wie Spotify oder Apple Podcast ge-
hört werden. Darunter u.a.:
 Promotion − ein alter Hut?
 Eine besondere ärztliche Aufgabe:
Die Leichenschau
 Lieferengpässe bei Arzneimitteln
Fotos: ÄKSH, ADobe STock PhotographyByMK

 MFA − ein unterschätzter Beruf


DEZEMBER 2023 G E S U N D H E I T S P O L I T I K 29

Ärzte bei den Jahrgängen der 1940er-Jah- schnittlich häufig mit Doktortitel in diese nen nicht alle Promotionsverfahren abge-
re mit 80 % bei den Männern und fast Positionen kommen. Chefärztinnen dage- schlossen sind. Außerdem sind die Fallzah-
70 % bei den Ärztinnen dieser Jahrgän- gen haben seltener promoviert, hier beträgt len teilweise sehr gering und schränken die
ge. Diese Anteile sanken kontinuier- der Anteil nur bei den in den 1980er-Jahren Aussagekraft ein.
lich, bis auf rund 15 % bei den Männern Geborenen über 80 %. Zusammenfassend lässt sich ein Rück-
und knapp über 20 % bei den Frauen der Ab dem Geburtsjahrgang 1960 scheint gang der promovierten Ärztinnen und Ärz-
1990er-Jahrgänge. es zwischen den Geschlechtern keinen Un- te bestätigen. In Führungspositionen zeigt
 Die Geschlechterverteilung ändert sich terschied mehr zu machen, ob sie mit oder sich dieser Trend allerdings nicht. Aus den
deutlich über die Jahrzehnte. In den Jahr- ohne Doktortitel eine Oberarztstelle erhal- oben genannten Gründen soll auf eine wei-
gängen der 1940er-Jahre lag der Anteil ten – die Anteile unterscheiden sich zwi- tere Interpretation der Ergebnisse zu die-
der Frauen an den Promovierenden noch schen den Geschlechtern kaum noch, sie sem Zeitpunkt verzichtet werden.
bei unter 30 % und stieg dann stetig. Ab bewegen sich stets zwischen 60 und 70 %. Sollten sich in Schleswig-Holstein Ärz-
den 1970er-Jahren promovieren mehr Berücksichtigt werden muss bei diesen tinnen und Ärzte befinden, die ihre Pro-
Frauen als Männer. In den 1990er-Jahren Darstellungen, dass das Führen und Anzei- motion der Ärztekammer noch nicht ange-
waren es mehr als doppelt so viele Frauen gen eines Doktortitels freiwillig ist. Nicht zeigt haben, bitten wir Sie, dies zu tun. Bitte
wie Männer. jeder Doktortitel, der nach der primä- wenden Sie sich in diesem Falle gerne tele-
Die Tendenz zu promovieren scheint ren Meldung an die Ärztekammer erwor- fonisch an 04551 803 0.
also sowohl bei Frauen als auch bei Män- ben wurde, wird tatsächlich angezeigt. Hin- Dr. Uta Kunze,
nern rückläufig zu sein. Dieser Trend zeigt zu kommt, dass bei 1990 bis 1999 Gebore- Cornelia Ubert
sich bei den männlichen Mitgliedern et-
was deutlicher. Zu berücksichtigen ist al-
lerdings: In den Altersgruppen der 1980er-
Jahrgänge und noch mehr in den Geburts- Anzahl der promovierten Mitglieder in Abhängigkeit von der Altersklasse
jahrgängen 1990 bis 1999 – diese Mitglieder
sind 23–33 Jahre alt – befinden sich manche Jahrgänge Gesamt Männlich Weiblich
Ärztinnen und Ärzte derzeit noch im Pro- 1940-1949 1.706 1.271 435
motionsverfahren oder könnten sich noch
zu einem späteren Zeitpunkt für eine Pro- 1950-1959 2.095 1.397 698
motion entscheiden.
Untersucht wurde auch die Frage, wie 1960-1969 2.543 1.434 1.109
oft sich promovierte Ärztinnen und Ärzte 1970-1979 2.098 1.023 1.075
in Führungspositionen in Kliniken wieder-
finden. Hier zeigt sich über alle Altersgrup- 1980-1989 1.637 637 1.000
pen, dass Leitungspositionen vorwiegend
1990-1999 387 122 265
mit promovierten Ärztinnen und Ärz-
ten besetzt werden. Über beide Geschlech- Die größte Anzahl an Promovierten gibt es bei den 1960 bis 1969 Geborenen (N=2.543).
ter betrachtet ist dieser Anteil an Chefarzt- Hier ist der Anteil der männlichen Mitglieder mit Doktortitel (N=1.434/56 %) höher als
Positionen und Ärztlichen Direktoren bis- der Anteil der weibli­chen Mitglieder mit Doktortitel (N=1.109/44 %). In der Klasse der
lang nie unter 80 % gesunken. Dies liegt 1970 bis 1979 gebore­nen Mitglie­der ändert sich die Geschlechterverteilung, es besitzen
vor allem an den Männern, die überdurch- 1.075 (51 %) Ärztinnen und 1.023 (49 %) Ärz­te einen Doktortitel.

Doktortitel in Führungspositionen?
Gesamt Davon Promotionen

Jahrgänge Gesamt Männlich Weiblich Gesamt Männlich Weiblich Leitungsposition


mit Dr. in %
1940-1949 2 2 0 2 2 0 100 %

1950-1959 104 90 14 88 77 11 84,6 %

1960-1969 250 199 51 209 174 35 83,6 %

1970-1979 144 120 24 119 102 17 82,6 %

1980-1989 21 15 6 19 15 5 90,5 %

1990-1999 0 0 0 0 0 0 0%

In der Tabelle ist die Gesamtzahl der Chefärztinnen und Chefärzte (Ärztliche Direkto­rinnen und Direktoren sind inbegriffen) nach
Altersklassen dargestellt, sowie die Anzahl derer, die in den jeweili­gen Altersgruppen promoviert haben.
30 G E S U N D H E I T S P O L I T I K DEZEMBER 2023

Raus aus dem


Elfenbeinturm
WISSENSTRANSFER Populärwissenschaftliche Veranstaltungen können helfen,
eine Brücke zwischen Wissenschaft und Bevölkerung zu bauen. In Lübeck legte ein
Gemeinschaftsprojekt dazu eine ganze Reihe auf. Der letzte Akt: Das Innenohr.

A
m Ende hat die Veranstaltung etwas klinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in schließlich zu elektrischen Nervenreizen
von einer Sprechstunde: Wenn man Lübeck und heute als Referentin gekom- werden: Treffen Schallwellen auf unser Au-
aufsteht und alles schwankt – sollte men, um sich in einem Erlebnisvortrag ßenohr, wandern sie durch den Gehörgang
man dann besser mal zur Schwindel- dem Innenohr zu widmen, ihrem „Her- zum Trommelfell, das zu schwingen be-
ambulanz gehen? Wer stellt dafür die zensthema“, wie sie sagt. Der gehört zur ginnt. Mit ihm sind Knöchelchen verwach-
Überweisung aus – der HNO-Arzt Reihe „Schwingungen“, die das Gemein- sen, die die Vibrationen auf mechanischem
oder eher der Neurologe? Dr. Daniela schaftsprojekt „Lübeck hoch 3“ in den ver- Weg vom Mittelohr ins Innenohr weiterge-
Hollfelder steht im Beichthaus des Europä- gangenen Monaten veranstaltet hat. Dahin- ben. Dort setzt eine Flüssigkeit eine Mem­
ischen Hansemuseums Lübeck und beant- ter verbergen sich die Universität, die Tech- bran in Bewegung, die wiederum Hörsin-
wortet alle Fragen. nische Hochschule und die Musikhoch- neszellen stimuliert, die schließlich elektri-
Hollfelder ist Fachärztin für Hals-, Na- schule. Das Ziel: Den Austausch zwischen sche Signale ans Gehirn senden.
sen- und Ohrenheilkunde am Universitäts- Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern. Um diesen Vorgang und gleich noch
Wissenstransfer durch populärwissen- den Gleichgewichtsmechanismus zu erklä-
schaftliche Veranstaltungen und Sendungen ren, hat Hollfelder eine Präsentation mit-
liegen im Trend. Harald Lesch etwa schafft gebracht, die so wohl auch für Studierende
es, einem breiten Publikum selbst komplexe geeignet wäre. Schnittbilder des Ohrs sind
wissenschaftliche Sachverhalte wie das Ent- zu sehen, dazu viele lateinische Bezeich-
stehen Schwarzer Löcher nahezubringen. nungen. Die Ärztin scheut auch nicht da-
Das Innenohr mag dagegen als Thema klein vor zurück, Begriffe wie „tonotop“ selbst zu
wirken. Jedoch zeigt Hollfelder an diesem nutzen, zu übersetzen und nach einer Zeit
Abend, warum es zu den faszinierendsten nachzuhaken, was der Begriff zu bedeuten
Regionen des menschlichen Körpers ge- hat, nämlich dass bestimmte Tonhöhen an
hört. bestimmten Stellen der Hörschnecke regist-
Denn damit wir hören können, hat die riert werden. Vielleicht bleiben auch deshalb
Natur ein Wunderwerk erschaffen, mit dem alle so aufmerksam – aus Sorge, etwas zu
Schallwellen mechanisch übersetzt und verpassen und durch die Prüfung zu fallen?
Fotos: MS

Bei jedem „Erlebnisvortrag“ wurden Anwesende mit Übungen animiert, gelernte Theorie
in die Praxis umzusetzen. Sei es, auf einem Bein zu balancieren – oder Klänge zu orten.
DEZEMBER 2023 G E S U N D H E I T S P O L I T I K 31

Insgesamt sind an diesem Abend mehr als


60 Gäste gekommen, was auch daran lie-
gen dürfte, dass die Reihe mit diesem Vor-
trag endet und einige Mitarbeitende der
Veranstaltenden den Weg ins Hansemuse-
um gefunden haben. Prof. Kerstin Lüdtke,
die die Reihe hauptverantwortlich organi-
siert hat, spricht von schwankenden Teil-
nehmendenzahlen bei den insgesamt sie-
ben Vorträgen: „Mal kamen nur zehn Per-
sonen, mal die 50, mit denen wir pro Ver-
anstaltung gerechnet haben“, sagt die
Professorin für Physiotherapie an der Uni-
versität Lübeck.
Die Themen der Reihe waren sehr un-
terschiedlich, auch wenn alle Vorträge der
Frage nachgingen, wie Musik und Bewe-
gung auf die Gesundheit wirken. Die Auf-
taktveranstaltung etwa zeigte, wie beides
das Herz-Kreislauf-System positiv beein-
flussen kann, während ein anderer Abend
auf die Wirkung von Musik und Bewegung
auf das Schmerzempfinden abzielte. Ge-
meinsam hatten alle Abende, dass Gäste
zum Beispiel bei Übungen die Theorie so-
fort in die Praxis umsetzen konnten.
So auch beim letzten Erlebnisvortrag
zum Innenohr. Als erstes bittet Daniela Prof. Kerstin Lüdtke hat die Reihe Referentin und HNO-Ärztin Dr. Daniela
Hollfelder, mit den Augen einen Punkt im hauptverantwortlich organisiert. Hollfelder vom UKSH.
Raum anzuvisieren, während man seinen
Kopf sachte nach links und nach rechts be- von Musikinstrumenten für Hörexperi- Organisatorin Kerstin Lüdtke vermag die-
wegt – eine Übung, die zum Beispiel bei ei- mente bei. Die zeigen zum Beispiel, wie se nicht zu beantworten. Sie sieht auf jeden
nem gutartigen Lagerungsschwindel helfen sich Klänge im Raum verteilen und wie Fall einen Erfolg darin, dass jedes Mal ein
kann, der bei vielen älteren Menschen auf- schwer es manchmal ist, diese im Raum guter Dialog zwischen Bürger- und Wis-
tritt. Ebenso wie das Balancieren auf einem richtig zu orten. Die Gäste sitzen bei dieser senschaft entstanden sei. Das findet auch
Bein, das bei geschlossenen Augen auch für Übung mit geschlossenen Augen auf ihren Referentin Daniela Hollfelder, die sich zum
Gesunde nicht einfach ist – und zeigt, wie Stühlen und müssen anzeigen, aus welcher Ziel gesetzt hatte, die Menschen möglichst
stark der Gleichgewichtssinn auch mit dem Richtung die Klänge kommen. mitzunehmen, zu integrieren und auf diese
Sehsinn verknüpft ist. Die Frage ist, ob die Zahl von 50 Men- Weise zu informieren. „Das Publikum hat
Die Musikhochschule Lübeck wieder- schen, die mit so einer Veranstaltung er- mitgemacht und hat viele Fragen gestellt“,
um steuert an diesem Abend eine Reihe reicht werden, nun hoch oder niedrig ist. freut sich Hollfelder.
Unter den Teilnehmenden sind an die-
sem Abend auch zwei Stammgäste: Silke
Ernst aus Sereetz hat mit ihrem Lübecker
Freund Manfred Guschmann jeden Vor-
trag der Reihe besucht. „Ich liebe es, neue
Impulse zu bekommen, und lasse mich ger-
ne überraschen“, sagt die 67-Jährige. Die
Kombination aus Wissensvermittlung, Mu-
sik und körperlicher Aktivität habe ihr bei
der Veranstaltungsreihe gefallen.
Auch der 86-jährige Guschmann lobt
das Interdisziplinäre bei der Vortragsrei-
he: „Ich habe viel gelernt, zum Beispiel,
wie Akustik entsteht, aber auch, wie Musik
komponiert wird oder wie Hörgeräte tech-
nisch funktionieren.“ Er habe selber Prob-
leme mit dem Hören und seinen Hörgerä-
ten und nun einige Dinge erfahren, die er
Fotos: MS

Für die Abschlussveranstaltung hatte die Musikhochschule Lübeck einige Musikinstru- vielleicht noch ausprobieren könne.
mente breitgestellt, um den Hörsinn des Publikums zu testen. Marian Schäfer
32 G E S U N D H E I T S P O L I T I K DEZEMBER 2023

Ministerin sieht Land und


Hochschulen am Zug
HOCHSCHULMEDIZIN Was läuft gut, wo ist noch Potenzial? Der Wissenschaftsrat hat auf Bitte
des Landes die Hochschulmedizin in Schleswig-Holstein unter die Lupe genommen. Einige Bereiche
benötigen eine bessere finanzielle Ausstattung, auch müsse die Schwerpunktsetzung forciert werden.

E
ine Begutachtung der Universitätsme- mium hervor, dass es in Lübeck gelungen
dizin in Schleswig-Holstein durch den ist, universitäre Studiengänge in den Pfle-
Wissenschaftsrat beinhaltet Lob für ge-, Therapie- und Hebammenwissen-
erzielte Fortschritte, unterstreicht de- schaften aufzubauen: „Dieses breite An-
ren Bedeutung und enthält zugleich gebot bietet zusätzliche Möglichkeiten,
Mahnungen für weitere Veränderun- dringend benötigte Fachkräfte auszubil-
gen. Tätig geworden war der Wissen- den und zu halten.“
schaftsrat auf Bitte des Landes. Dringenden Handlungsbedarf sieht das
„Die beiden Universitäten müssen die Gremium in Sachen Finanzierung bei den
richtige Balance finden zwischen eigener beiden Biobanken in Kiel und Lübeck so-
Profilbildung und standortübergreifen- wie am Kieler Competence Center für Ge-
den Schwerpunkten, um Ressourcen opti- nomic Analysis (CCGA). Für diese Struk-
mal einzusetzen“, sagte der Vorsitzende des turen müsse „möglichst rasch eine langfris-
Wissenschaftsrates, Wolfgang Wick. Gro- tig auskömmliche Finanzierung sicherge-
ßes Potenzial für eine standortübergreifen- stellt“ werden, mahnte der Wissenschafts-
de Schwerpunktbildung und für wissen- rat. Gefordert sieht er das Land und die
schaftliche Spitzenleistungen sieht das Gre- Hochschulen gleichermaßen.
mium außer in der Entzündungsforschung Auch zur Weiterentwicklung des Hoch-
auch in der Genomik und in der Medizin- schulsystems insgesamt hatte der Rat eine
technik. Empfehlung abgegeben und darin u.a. das
Der Wissenschaftsrat bescheinigte der Karin Prien (CDU), Wissenschaftsminis- Fehlen einer übergreifenden Transferstra-
Universitätsmedizin außerdem eine zentra- terin des Landes Schleswig-Holstein. tegie für den Wissenschaftsbereich und ei-
le Rolle für die regionale Gesundheitsver- nes entsprechenden Förderprogramms
sorgung. Dazu mahnte das Gremium: „Da- auch für die Medizin kritisiert.
bei sollte eine Dopplung von spezialisierten zieller wie personeller Ressourcen sowie Wissenschaftsministerin Karin Prien
klinischen Hochleistungsbereichen, un- auch verbindlichen Freiraums für kli- (CDU) sagte dazu: „Wir müssen es ernst
ter Beachtung von Qualitätskriterien und nisch Tätige, um Transfer- und Trans- nehmen, wenn die Expertinnen und Exper-
Mindestmengen, möglichst begrenzt wer- lationsmöglichkeiten auch umsetzen zu ten an manchen Stellen von einer in Teilen
den, ohne dabei das Forschungs- und Lehr- können“, so der Wissenschaftsrat. unterdurchschnittlichen Finanzausstattung
angebot einzuschränken.“ Auch sollten  Mit der baulichen Sanierung seien wich- unseres Hochschulsystems – inklusive der
sich die wissenschaftlichen Schwerpunkte tige Modernisierungsmaßnahmen im Medizin – sprechen.“ Sie kündigte an, die
künftig stärker in den jeweiligen klinischen klinischen Bereich umgesetzt worden. Schwerpunktsetzung zu stärken und zu sta-
Schwerpunkten abbilden. Die koordinie- Dringend notwendig sei es, an beiden bilisieren, Kooperationen auszuweiten und
rende Funktion des UKSH sollte gestärkt Standorten auch die Forschungs- und neue Strukturen zu etablieren. Land und
und die institutionelle Vernetzung geför- Lehrinfrastrukturen zu stärken. Für eine Hochschulen seien jetzt „am Zuge, aus die-
dert werden. langfristige Sicherstellung der Konkur- sen Empfehlungen etwas zu machen“.
Weitere Punkte aus der Stellungnahme: renzfähigkeit der Universitätsmedizin FDP-Fraktionschef Christopher Vogt
 Gesundheitswirtschaft und Medizintech- müsse der finanzielle Spielraum vergrö- reichte diese Ankündigung nicht. „Es fehlt
nik werden als „wichtige Wirtschafts- ßert werden. Das Gremium riet wegen bei Schwarz-Grün an Initiative, um unse-
sektoren des Landes“ bezeichnet, für de- der zu erwartenden Kostensteigerungen re Hochschullandschaft entscheidend vo-
ren Innovationskraft Translations- und zu einem dynamischen Mittelaufwuchs. ranzubringen“, sagte Vogt, der auch hoch-
Transferaktivitäten der Universitätsme-  Mit der medizinischen Ausbildung leis- schulpolitischer Sprecher seiner Frakti-
Foto: Frank Peter

dizin wesentlich seien und die weiteres ten Kiel und Lübeck nach Überzeugung on ist. UKSH-Chef Prof. Jens Scholz sprach
Potenzial böten. „Allerdings bedarf es des Wissenschaftsrates einen „essenziel- von „wertvollen Impulsen“ durch den Wis-
hierfür an beiden Standorten strukturel- len Beitrag zur Deckung des Fachkräfte- senschaftsrat.
ler Unterstützungsmaßnahmen, finan- bedarfs im Land.“ Lobend hob das Gre- Dirk Schnack
DEZEMBER 2023 L E S E R B R I E F E 33

Rentenanpassungen: „Sorglos alt


werden lässt sich so nicht“
VERSORGUNGSWERK Die Informationen des Versorgungswerkes über die Anpassungen
der Ruhegelder sorgen dafür, dass sich Mitglieder Gedanken über die Zeit nach ihrer beruf-
lichen Tätigkeit machen. Eine Leserin aus Lübeck sorgt sich wegen des Inflationsverlustes.

In den Jahren zwischen 1980 und 2015 stan- jede beliebig hohe Inflationsrate auszuglei- pitalstock dafür nicht in Anspruch genom-
den die jährlichen Anpassungen der Ru- chen!“ Diese Formulierung suggeriert, dass men werden musste.
hegelder und die jährlichen Inflationen in es keinerlei Alternative zu den bisherigen Ruhegeldempfänger sind momentan in
etwa im Gleichgewicht: Inflationsverlus- Entscheidungen, Ruhegeld­empfängern/in- den Gremien (Kammerversammlung, Auf-
te wurden von entsprechenden Rentener- nen mehrere Jahre in Folge lediglich 0,5 % sichtsrat, Verwal­tungs­rat) nicht vertre-
höhungen komplett (das gilt bis 2000) bzw. Steigerung zuzusprechen, gegeben habe. ten. Ihre Situation und aktuell auch Sor-
zumindest zu einem großen Teil aufgefan- Die jährliche Anpassung der Renten er- gen dürften dementsprechend bei der jähr-
gen. Dabei deutete sich ab spätestens 2010 gibt sich allerdings nicht einfach mittels Be- lichen Rentenanpassung nicht bzw. nur un-
ein – wenn auch zunächst eher geringer – rechnung, sondern erfolgt durch einen Be- zureichend Gehör finden.
Werteverlust der Bestandsrenten an. schluss des Aufsichtsrates. Dieser – so wur- Da wir Betroffenen nicht vernetzt sind, er-
In den letzten 7 Jahren ist es dann zu einem de es erklärt – wägt bei seiner Entschei­ scheint es sinnvoll, wenn wir uns zusam-
deutlichen Inflationsverlust der Ruhegelder dung unter Beachtung der Empfehlungen menschließen, regelmäßig austauschen
gekommen: So steht in den Jahren 2016– eines Versicherungsmathematikers und der und Möglichkeiten der Einflussnahme
2022 einer Inflation von (kumuliert) 17,1 % Wirt­­schafts­prüfungs­gesellschaft „nach ei- überlegen. Bei Interesse bitte melden.
(im Mittel 2,44 % pro Jahr) eine Rentenstei- genem Ermessen“ ab, wieviel des versiche- Zukünftig muss es jedenfalls deutlich mehr
gerung von gerade einmal 3,25 % (im Mittel rungstechnischen Über­schusses jeweils zur Bemühungen als bisher geben, dem Wert-
0,46 % pro Jahr) gegenüber. Anhebung der Anwartschaften und Ren- verlust der Renten entgegenzuwirken. Und
Auch die für 2024 angekündigte Erhöhung tenleistungen verwendet wird und wieviel eines ist sicher: Jede(r) wird früher oder
der Ruhegelder um 1,5 % bringt bei einer zur Stärkung der Deckungsrückstellung. später (hoffentlich) Rentner/in.
(geschätzten) Inflation von mindestens 6 % Nach meiner/unserer Überzeugung wä-
(für 2023) keinen ausreichenden Ausgleich. ren jedoch auch andere Entscheidungen Auf Rückmeldungen freue ich mich – eben-
Falls sich diese Entwicklung über die möglich (gewesen), denn es gab auch in der so über Interesse an einer „Arbeitsgruppe
nächsten Jahre fortsetzt, besitzen die Ren- „Niedrigzinsphase“ der vergangenen Jahre Renten“.
ten recht bald nur noch 50 % oder weniger – trotz geringerer Gewinne – durchaus wei- Dr. Stefanie Spitzner, Lübeck
Kaufkraft. Seit Mitte 2023 bekomme ich al- terhin Renditen (die zuletzt knapp über 4 % praxis@s-spitzner.de
lein wegen gestiegener Kosten der (gesetzli- lagen), die Mitgliederanzahlen im Versor-
chen) Krankenversicherung weniger Netto- gungswerk SH steigen, die Beitragsbemes-

Leserbriefe
Rente ausgezahlt als zu Jahresbeginn, und sungsgrenzen erhöhen sich ebenfalls jähr-
da sind die gestiegenen Lebenshaltungs- lich.
kosten noch nicht berücksichtigt. Sorglos Erst ab 2015 wurde vom Verwaltungsrat aus
alt werden bzw. den Ruhestand genießen dem jährlichen Überschuss eine zusätzli-
lässt sich so nicht. che „Gewinn­rücklage“ eingeführt und auf- Ihre Meinungen zu den im Schleswig-
Wer jünger ist und noch Beiträge einzahlt, gebaut, um der Verringerung der Erträge in Holsteinischen Ärzteblatt behandelten
kann diese Entwicklung berücksich­tigen der damaligen Niedrigzins­phase entgegen­ Themen sind uns als Leserbriefe will-
und ggf. vor­beugen. Wer bereits Rente be- zuwirken. In diesen zusätzlichen „Topf “ kommen. Sofern sie in angemessenem
zieht, hat weniger Möglichkeiten: zum Aus- flossen allein im letzten Jahr 17,9 Millionen Ton abgehalten sind, drucken wir sie
gleich des Kaufkraftverlustes könnte man – Euro. gerne ab. Sie geben die einzelne Meinung
bei ausreichender Gesundheit – weiterar- Der Wert­verlust der Renten ist interessan- des zusendenden Mitglieds der Ärzte-
beiten oder sich notgedrungen einschrän- terweise genau in den letzten sieben Jahren kammer wieder, nicht die der Redakti-
ken! Können wir ansonsten der Entwick- überproportional angestiegen, sodass hier on oder die Haltung der Ärztekammer.
lung nur hilflos zusehen? ein kausaler Zusammenhang naheliegt. In Ausnahmefällen können wir auch Zu-
Nun ist zwar einerseits klar, dass dem Ver- Jetzt, wo die Niedrig­zinsphase beendet ist, schriften von Lesern berücksichtigen,
sorgungswerk – anders als bei staatlichen ist jedenfalls ein Grund für eine zusätzli- die nicht Mitglied der Ärztekammer
Renten – bei Inflationen keine externen che Gewinnrück­lage nicht mehr erkenn- sind und die aus persönlichen, uns nach-
Zuschüsse zufließen; wie hieß es so schön bar – dies insbesondere auch angesichts der vollziehbaren Gründen nicht mit Namen
in der Mitgliederinfo unseres Versorgungs- Tatsache, dass auch in den Zeiten niedri- in der Veröffentlichung gekennzeichnet
werks zum 01.01.2023: „Kein allein auf Ba- ger Zinsen die Rentenzahlungen in vollem sind. Wir behalten uns in jedem Fall vor,
sis von Mitgliedsbeiträgen finanziertes Umfang aus den Kapitalerträgen bestritten Leserbriefe zu kürzen.
Rentensystem ist allerdings in der Lage, werden konnten und der vorhandene Ka- Zuschriften bitte an: aerzteblatt@aeksh.de
34 P E R S O N A L I E N DEZEMBER 2023

Forschungspreis für Dr. Lina Welz

D
r. Lina Welz ist mit dem Forschungspreis der Walter Schulz Stiftung aus-
gezeichnet worden. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis erhalten Nach-
wuchswissenschaftler für eine kliniknahe Krebsforschung. Welz ist Cli-
nician Scientist des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic In-
flammation“ (PMI). Sie absolviert ihre Facharztausbildung für Allgemeine
Innere Medizin und Gastroenterologie an der Kieler Klinik für Innere Me-
dizin I des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). Parallel dazu
forscht sie am Institut für klinische Molekularbiologie (IKMB) der Kie-
ler Christian-Albrechts-Universität und des UKSH im Bereich chronischer
Darmentzündungen. Bislang ist wenig erforscht, wie aus einer chronischen
Darmentzündung Krebs entstehen kann. Unter Leitung von Prof. Konrad
Aden und Prof. Philip Rosenstiel haben Welz und weitere Forschungsteam-
mitglieder einen Mechanismus gefunden, der die DNA-Reparatur bei Men-
schen mit chronischen Darmentzündungen stören und so zu Darmkrebs
führen kann. Sie konnten eine neue Verknüpfung von Entzündung, gestör-
ter Zellteilung und Reparatur des Erbguts aufzeigen. Für ihre 2022 im Fach-
journal „Gastroenterology“ erschienene wissenschaftliche Arbeit wurde die
30-jährige Wissenschaftlerin nun mit dem Forschungsförderpreis 2022 aus-
gezeichnet. Für die gleiche Arbeit war Welz schon im April 2023 von der
Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft (SHUG) mit dem auf
Dr. Lina Welz 3.000 Euro dotierten Fakultätenpreis 2023 ausgezeichnet worden. (PM/rED)

GEBURTSTAGE Veröffentlicht sind nur die Namen der Jubilare, die mit der Publikation einverstanden sind.
Ulrich Wenzel, Preetz, Gerhard Diebold, Mittelangeln, OT Satrup, Dr. Reinhard Buck, Büdelsdorf,
feiert am 02.01. seinen 80. Geburtstag. feiert am 05.02. seinen 80. Geburtstag. feiert am 15.02. seinen 80. Geburtstag.
Dr. Uwe Kurzke, Pellworm, Dr. Tilman Schlegelberger, Kiel, Dr. Karl-Uwe Baecker, Glücksburg,
feiert am 04.01. seinen 70. Geburtstag. feiert am 05.02. seinen 70. Geburtstag. feiert am 18.02. seinen 70. Geburtstag.
Dr. Helmut Scholz, Rendsburg, Dr. Jörg Griep, Dänischenhagen, Dr. Burchard Marquort, Heikendorf,
feiert am 06.01. seinen 75. Geburtstag. feiert am 06.02. seinen 80. Geburtstag. feiert am 19.02. seinen 85. Geburtstag.
PD Dr. Volker Pahnke, Wedel, Gisela Ciriack, Schönkirchen, Dr. Günter Freitag, Wenningstedt-Braderup/
feiert am 10.01. seinen 80. Geburtstag. feiert am 06.02. ihren 70. Geburtstag. Sylt,
Dr. Peter Egler, Heiligenhafen, feiert am 20.02. seinen 80. Geburtstag.
Graf Axel von Schmettow, Marne,
feiert am 10.01. seinen 75. Geburtstag. feiert am 06.02. seinen 70. Geburtstag. Arno Ludolph, Reinbek,
Dr. Anita Reidinger, Sülfeld, feiert am 20.02. seinen 70. Geburtstag.
PD Dr. Hans-Detlef Taube, Tangstedt,
feiert am 11.01. seinen 85. Geburtstag. feiert am 07.02. ihren 70. Geburtstag.
Dr. Brigitte Petersen, Meldorf,
Barbara Berger, Schleswig, feiert am 21.02. ihren 75. Geburtstag.
Dr. Dörte Bornbusch, Oststeinbek, feiert am 09.02. ihren 80. Geburtstag.
feiert am 14.01. ihren 75. Geburtstag. Dr. Winfried Heber, Mildstedt,
Prof. Jobst Thürauf, Sylt, OT Tinnum, feiert am 22.02. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Ulrich Klaubert, Lübeck, feiert am 09.02. seinen 80. Geburtstag.
feiert am 15.01. seinen 85. Geburtstag. Dr. Hans-Karl Wrede, Hennstedt,
Dr. Rolf Dannemann, Kiel, feiert am 24.02. seinen 80. Geburtstag.
Prof. Fritz Hohagen, Rohlstorf, feiert am 10.02. seinen 75. Geburtstag.
feiert am 19.01. seinen 70. Geburtstag. Dr. Annette Stoehr, Kiel,
Claus Meyer-Tauffmann, Scharbeutz, feiert am 24.02. ihren 70. Geburtstag.
Dr. Edda Fesefeldt, Itzehoe, OT Gleschendorf,
feiert am 20.01. ihren 85. Geburtstag. feiert am 10.02. seinen 75. Geburtstag. Martin von Urban, Norderstedt,
Dr. Rolf Lau, Schellhorn, feiert am 25.02. seinen 75.Geburtstag.
Dr. Dieter Schöpfer, Heide,
feiert am 21.01. seinen 80. Geburtstag. feiert am 11.02. seinen 85. Geburtstag. Dr. Angelika Seeliger, Ziethen,
Foto: Walter Schulz-Stiftung

PD Dr. Hans Strenge, Kiel, feiert am 26.02. ihren 80. Geburtstag.


Henning Schmidt, Büdelsdorf
feiert am 29.01. seinen 75. Geburtstag. feiert am 12.02. seinen 80. Geburtstag. Peter Schelkle, Itzehoe,
Dr. Mechthild Reußner, Schleswig, Dr. Hanna Hütteroth, Lübeck, feiert am 28.02. seinen 75. Geburtstag.
feiert am 01.02. ihren 70. Geburtstag. feiert am 13.02. ihren 80. Geburtstag.
Dr. Hartwig Johannsen, Mildstedt, Dr. Klaus Wilhelm Rommelfanger, Rieseby,
feiert am 02.02. seinen 80. Geburtstag. feiert am 13.02. seinen 80. Geburtstag.
DEZEMBER 2023 P E R S O N A L I E N 35

Prof. Dirk Rades ausgezeichnet Neuer Chefarzt bei Ameos in Ostholstein

P D
rof. Dirk Rades und sein Forscherteam sind von der r. Rainer Mario Poll wird ab Januar
Amerikanischen Gesellschaft für Radioonkologie 2024 neuer Chefarzt der Anästhesie
(ASTRO) für ihre RAMSES-01-Studie ausgezeichnet und Rettungsmedizin in den Ameos
worden. Die Studie beschäftigt sich mit der Frage, ob Kliniken in Eutin, Oldenburg und Feh-
eine Präzisions-Strahlentherapie mit höheren Dosen die marn. Poll folgt auf Dr. Jochen Biecker. Zu
Prognose von Patientinnen und Patienten mit Wirbel- seinem Aufgabenbereich zählen die Ver-
säulenmetastasen verbessern kann. „Moderne Bestrah- antwortung für über 8.000 Anästhesien
lungstechniken tragen dazu bei, dass höhere Strahlen- im Jahr und die personelle Verantwortung
dosen verwendet werden können, ohne die Toleranzdo- der zwei Notarztstandorte Eutin und Ol-
sen gesunder Gewebe zu überschreiten. Dies ist uns auch denburg und für den in Siblin stationierten
in der RAMSES-01-Studie gelungen“, sagte Studienleiter Rettungshubschrauber Christoph 12. Poll
Rades. Er ist Direktor der Klinik für Strahlentherapie am hat am Universitätsklinikum Schleswig-
Lübecker Standort des Universitätsklinikums Schleswig- Holstein (UKSH) und an der Schön Klinik
Holstein. In der jetzt ausgezeichneten multizentrischen Neustadt gearbeitet. Seit 2020 ist er Leiten-
Phase-2-Studie wurde laut UKSH eine höher dosierte der Oberarzt in Eutin. Neben seinem Me- Dr. Rainer Mario Poll
Präzisions-Strahlentherapie bei ausgewählten Patienten dizinstudium in Lübeck hat er Betriebswirt-
mit Wirbelkörpermetastasen und motorischen Defiziten schaft studiert und mit einem Master im Schwerpunkt Gesundheitsmanage-
angewendet. Gegenüber der weltweit mit am häufigsten ment abgeschlossen. Poll ist seit 2005 als Notarzt im Kreis Ostholstein aktiv
verwendeten Dosierung (10 x 3 Gy über 2 Wochen) führ- und vertritt diese Region auch als Abgeordneter in der Kammerversamm-
ten die Regime der RAMSES-01-Studie zu einer besseren lung der Ärztekammer Schleswig-Holstein. (PM/rED)
Langzeitkontrolle der Symptome und waren zudem gut
verträglich. Im Rahmen der ASTRO-Jahrestagung wur-
den die Ergebnisse der Studie in dem Bereich „Tumoren DGHO wählte Claudia Baldus
und Metastasen des Zentralen Nervensystems“ als einer

P
von vier Kongressbeiträgen für die Highlights-Sitzung rof. Claudia Baldus wird ab 2024 neue Vorsitzende der Deutschen Ge-
dieses Bereichs ausgewählt und als einziger dieser Bei- sellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO). Die
träge in der Kongresszeitung porträtiert. Rades erhielt Direktorin der Klinik für Innere Medizin II mit den Schwerpunkten Hä-
bereits 2021 als erster Deutscher eine Auszeichnung der matologie und Onkologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein
ASTRO und wurde zum Fellow ernannt. (PM/rED) (UKSH) wird dieses Amt zwei Jahre lang ausüben und danach zwei weite-
re Jahre als geschäftsführende Vorsitzende der Fachgesellschaft tätig sein.
Für ihre im Januar beginnende Amtszeit kündigte sie sektorenübergreifen-
de, verzahnte und qualitätsgesicherte Konzepte für die Patientenversorgung
Neuer Bundeschef der Augenärzte und Nachwuchsförderung an. Baldus ist auch Vorstandsmitglied des Uni-
versitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH). (PM/rED)

D
aniel Pleger aus Kiel ist
neuer Bundesvorsit-
zender des Berufsver-
bandes der Augenärzte
Deutschlands (BVA). Ple-
ger löste Dr. Peter Heinz Dr. Marie-Luise Naundorf, Dr. Peter Müller, Garding,
ab, der vier Jahre an der Stapelfeld, geboren am 11.09.1950,
Verbandsspitze stand und geboren am 25.01.1937, verstarb zwischen dem 27.10.
künftig stellvertretender verstarb am 22.09.2023. und dem 28.10.2023.
Vorstandsvorsitzender ist. Dr. Dipl.-Psych. Andreas Dr. Karsten Schümann, Wrohm,
Er übernimmt das Amt Kernbichler, Heiligenhafen, geboren am 11.04.1950,
geboren am 27.01.1948, verstarb am 01.11.2023.
vom bisherigen Bundes- verstarb am 02.10.2023.
vize Dr. Bernhard Bam-
Dr. Tibor Lorant, Elmshorn, Dr. Wilhelm Büngener, Norderstedt,
bas aus Bad Segeberg. Daniel Pleger geboren am 06.11.1931,
geboren am 05.11.1946,
Der Landesvorsitzende in verstarb am 10.10.2023. verstarb am 03.11.2023.
Schleswig-Holstein trat nach Ende seiner Amtszeit auf
Christine Lohmeier, Dr. Christine Roitzsch, Lübeck,
Bundesebene nicht erneut zur Wahl an. Der 39-jährige Timmendorfer Strand, geboren am 09.09.1938,
Pleger ist in eigener Praxis niedergelassen und war zuvor geboren am 02.12.1961, verstarb am 07.11.2023.
über zehn Jahre in einem MVZ angestellt. In der KBV ist verstarb am 19.10.2023.
er im beratenden Fachausschuss der Fachärzte engagiert. Gregor Noeske, Hamburg, Dr. Hartwig Hoffmann, Flensburg,
Im BVA war er zuvor u.a. Referent für die augenärztliche geboren am 10.02.1964, geboren am 25.01.1941,
verstarb am 13.11.2023.
Fotos: BVA, Ameos

Akademie Deutschlands (AAD), Ressortleiter „Augen- verstarb am 26.10.2023.


ärztliches Assistenzpersonal“, Initiator des eLearning- Dr. Matthias Siemsen, Eckernförde, Minh Huan Nguyen, Stockelsdorf,
Quereinsteigerkurses, kommissarischer Pressesprecher geboren am 07.03.1954, geboren am 17.07.1948,
und Vorstandsmitglied. (PM/rED) verstarb am 27.10.2023. verstarb am 14.11.2023.
36 M E D I Z I N U N D W I S S C H E N S C H A F T DEZEMBER 2023

Register hofft auf


mehr Meldungen
ONKOLO GIE Das Krebsregister Schleswig-Holstein hat Daten zum malignen
Melanom der Diagnosejahre 2018 bis 2021 ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen
u.a., dass mehr Meldungen aus dem klinischen Bereich helfen würden.

F
ür die aktuelle Auswertung wurden  Beim VI 3, demzufolge ab Tumorstadi-
Daten aus allen zwölf teilnehmenden um III möglichst häufig eine systemi-
Krebsregistern der Bundesländer zu- sche Therapie durchgeführt werden soll,
sammengeführt und knapp 64.000 wurden in Schleswig-Holstein 44,0 % er-
Melanome in die Analysen einge- reicht. Eine Tumorkonferenz bei einem
schlossen. Für Schleswig-Holstein Tumor ≥Stadium III wurde lediglich bei
wurden 3.333 Melanome für die Jahre einem Drittel (31,9 %) der Fälle durchge-
2018 bis 2021 berücksichtigt. Gezählt wur- führt und gemeldet (VI 4).
den hier alle Fälle von Frauen oder Männern „Auch wenn davon auszugehen ist, dass
über 18 Jahren ohne Sekundärtumoren. die Diagnose von Melanomen in Schles-
Ausgeschlossen wurden Fälle, bei de- wig-Holstein vollzählig an das Krebsregis-
nen nur eine Pathologiemeldung vorliegt ter gemeldet werden, fehlt es offensichtlich
oder die Erkrankung über die Todesbe- an Meldungen aus dem klinischen Bereich“,
scheinigung festgestellt wurde. Zusätzlich sagte Katalinic zur Auswertung. Operative
musste das Melanom entweder in Schles- Therapien werden derzeit nach seinen An-
wig-Holstein diagnostiziert worden sein gaben im Wesentlichen aus dem Universi-
oder eine Therapie in einer Praxis oder Kli- tätsklinikum gemeldet. Die Operationsra-
nik in Schleswig-Holstein erhalten haben. te von knapp 40 % über alle Melanome lie-
Für 42 % der 3.333 Fälle wurde eine Thera- ge damit erwartungsgemäß viel zu niedrig.
pie (Operation, systemische Therapie oder Meldungen zu operativen Eingriffen aus
Bestrahlung) und für lediglich 6 % aller dem ambulanten Bereich fehlten anschei-
Fälle die Durchführung einer Tumorkonfe- nend größtenteils.
renz gemeldet. Prof. Alexander Katalinic Katalinic sagte deshalb: „Die schein-
Bei den Qualitätsindikatoren wurden bar ungünstigen Ergebnisse für Schleswig-
alle behandelnden Einrichtungen der Bun- Holstein zeigen mutmaßlich nicht die re-
desländer separat aufgeführt, wenn sie im Einrichtungen aus Schleswig-Holstein ale Versorgungssituation. Da die Krebsre-
Zeitraum 2018 bis 2021 mindestens 100 tu- liegen im unteren Drittel. „Dieses un- gisterdaten verstärkt für die Qualitätssiche-
morresezierende Operationen durchge- günstige Ergebnis könnte an fehlenden rung herangezogen werden, sollten The-
führt haben. Auf eine namentliche Nen- Meldungen liegen“, vermutet der Leiter rapien besser gemeldet werden, auch um
nung der Leistungserbringer wurde ver- des Krebsregisters, Prof. Alexander Kata- Missverständnisse mit den Kostenträgern
zichtet, für Schleswig-Holstein sind zwei linic. zu vermeiden.“
Einrichtungen berücksichtigt.  Zusätzlich wurden einige Versorgungs- Vielen meldenden Ärzten ist unbe-
Die wichtigsten Ergebnisse: indikatoren (VI) definiert und zwischen kannt, dass das Krebsregister ihnen fünf
 Eine Wächterlymphknoten-Biopsie soll den Bundesländern verglichen. Schles- Mal im Jahr verschiedene Berichte über
gemäß Leitlinie bei allen Patienten mit wig-Holstein liegt im Vergleich mit den die gemeldeten Patienten in seinem Mel-
einem primären, kutanen Melanom ≥ anderen Bundesländern bei den meis- deportal zur Verfügung stellt. In diesem
pT2a und ohne Hinweis auf lokoregiona- ten Versorgungsindikatoren im unteren Jahr hat das Krebsregister gemeinsam mit
le oder Fernmetastasierung durchgeführt Drittel. dem Institut für Ärztliche Qualitätssiche-
werden. Schleswig-Holstein liegt bei die-  Der Anteil an innerhalb von 12 Monaten rung vier interne Qualitätskonferenzen
sem Qualitätsindikator im Bereich um nach Diagnose durchgeführten und ge- (zu Brustkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs
Foto: Guido Kollmeier

den Median. meldeten Operationen liegt in Schleswig- und Prostatakrebs), zwei offene Qualitäts-
 Eine Lymphadenektomie ist gemäß Leit- Holstein bei knapp 40 %, andere Bundes- konferenzen (Brustkrebs und Darmkrebs)
linie bei Patienten mit Nachweis einer länder erreichen bis zu 90 %. Von diesen und eine offene Landeskonferenz durch-
lymphogenen Metastasierung ohne Hin- operierten Tumoren wird bei 84,5 % eine geführt.
weis auf Fernmetastasen vorgesehen. Die vollständige Entfernung erreicht. Dirk Schnack
DEZEMBER 2023 F O R T B I L D U N G E N 37

„Patienten wollen mobil


und aktiv bleiben“
ENDOPROTHETIK Rund um den Deutschen Kongress für Orthopädie und
Unfallchirurgie Ende Oktober in Berlin haben zwei Institutionen – das Endopro-
thesenregister Deutschland (EPRD) und das Wissenschaftliche Institut der AOK
(WIdO) – aktuelle Daten zur endoprothetischen Versorgung veröffentlicht.

D
r. Roman Mroz, Leiter des Endopro- enten im Schnitt mit deutlich über 75 Jah-
thetikzentrums am Westküstenkli- ren operieren lassen und waren auch nach
nikum (WKK) Heide, bezeichnet die der Operation nur noch selten aktiv, das Ri-
Hüft- und Knieendoprothetik als die siko und die Wahrscheinlichkeit für eine
Operationen mit dem „größten Ge- Wechseloperation waren deutlich geringer.
winn an Lebensqualität für die Pati- Heute sind die Patienten bei der Erstopera-
enten in den vergangenen 100 Jah- tion teilweise deutlich unter 70 Jahre jung.
ren“. Betroffene mit vormals starken Hüft- Sie stehen mitten im Leben, wollen mobil
oder Kniebeschwerden könnten dank ei- und sportlich aktiv bleiben und haben eine
nes Gelenkersatzes aktiv bleiben und weit- deutlich längere Lebenserwartung und ein
gehend ohne Einschränkungen leben. Die anderes Freizeitverhalten als frühere Gene-
Standzeiten der künstlichen Gelenke hät- rationen.“ Dies führe zu einem wachsenden
ten sich dank besserer Materialien und mi- Bedarf an besonders haltbaren und verträg-
nimalinvasiver OP-Techniken verlängert, lichen Materialien für langlebige Implanta-
frühzeitige Revisionen seien immer selte- te, so Mroz. Antiallergische und antibakte-
ner, erläutert Mroz auf Anfrage des Schles- rielle Beschichtungen sowie Implantate
wig-Holsteinischen Ärzteblattes. mit speziellen biomechanischen Eigen-
Das unterstreichen auch die Ergebnisse schaften, von denen bereits eine große Zahl
aus dem Endoprothesenregister: Erstmals am Markt sei, helfen, schädliche und me-
veröffentlicht das EPRD Ergebnisse im chanisch unerwünschte Wechselwirkun-
10-Jahres-Zeitverlauf, die Aufschlüsse über gen mit dem umliegenden Gewebe zu ver-
Entwicklungen beispielsweise bei Folgeein- meiden. „Dadurch können wir die Haltbar-
griffen am Hüftgelenk geben: War 2012/2013
ein lockeres Implantat noch für jede zwei-
te Wechseloperation verantwortlich, so hat
„Europaweit nimmt keit und Verträglichkeit künstlicher Gelen-
ke verlängern.“
Zur Operationsqualität in den Klini-
sich dieser Wert 2022 auf rund 23 % verrin-
gert. Der Rückgang der Lockerungen beim
die Zahl der Wechsel- ken beim Kniegelenkersatz hat das Wis-
senschaftliche Institut der AOK Untersu-

operationen zu“
Knie fällt mit 11 % (von 34 zu 23) jedoch ge- chungen angestellt. Deren Fazit: Im Vier-
ringer aus. Ziel des Endoprothesenregis- tel der Kliniken mit den besten Ergebnis-
ters ist die Qualitätsmessung und -darstel- sen gab es nur halb so hohe Komplikations-
lung der endoprothetischen Versorgung in D R . R O M AN M R O Z raten wie im Viertel der Kliniken mit den
Deutschland. Das EPRD wurde 2010 auf In- schlechtesten Ergebnissen. Während die
itiative der Deutschen Gesellschaft für Or- Gesamt-Komplikationsrate im Viertel der
thopädie und Orthopädische Chirurgie auf- Weniger frühzeitige Lockerungen – dafür Kliniken mit unterdurchschnittlichen Be-
gebaut. Mit mehr als 2,6 Millionen erfass- mehr Revisionsoperationen nach längerer handlungsergebnissen bei mindestens 6,1
ten Dokumentationen ist das EPRD eigenen Standzeit: „Europaweit nimmt die Zahl der % lag, waren es im Viertel der Kliniken mit
Angaben zufolge das zweitgrößte endopro- Wechseloperationen zu“, sagt WKK-Chef- den besten Qualitätsergebnissen maximal
thetische Register in Europa und das dritt- arzt Mroz. Der demografische Wandel mit 2,6 %. Der Durchschnittswert für alle Fäl-
größte weltweit. Im aktuellen Jahresbericht immer mehr aktiven Patienten im höhe- le lag bei 4,1 %. Die Ergebnisse basieren auf
haben die Zahlen der gemeldeten Knie- und ren Alter, der natürliche Materialabrieb, In- rund 137.000 Kniegelenkersatzoperationen
Hüftendoprothesen erstmals das Niveau fekte oder die steigende Zahl periprotheti- von AOK-Versicherten in den Jahren 2019
der Vorpandemiezeit überschritten. Im Jahr scher Frakturen seien hierfür verantwort- bis 2021, die Daten sind im Gesundheitsna-
Foto: WKK Heide

2022 wurden insgesamt 177.826 Hüfterstim- lich. Der Grund für diese Entwicklung sei vigator der AOK abrufbar (www.aok.de/ge-
plantationen und 137.030 Erstimplantatio- vor allem in dem veränderten Patienten­ sundheitsnavigator).
nen am Kniegelenk dokumentiert. klientel zu finden: „Früher haben sich Pati- Uwe Groenewold
38 F O R T B I L D U N G E N DEZEMBER 2023

Infoveranstaltung Weiterbildung
FORTBILDUNGSTERMINE AUS DEM NORDEN Ab wann kann ich mit einer Weiterbildung begin-
nen? Wer darf mich weiterbilden? Was müssen Wei-
terbildungsbefugte beachten? Um diese und weitere
DEZEMBER, JANUAR, FEBRUAR Fragen geht es in der Online-Informationsveranstal-
tung der Ärztekammer zur Weiterbildung.
UKSH, Kiel Wann: 20. Februar 2024, 18 Uhr
Telefon 0431 500 24501 Anmeldung unter https://www.aeksh.de/informati-
Telefon 0431 500 24401 onsveranstaltung-zur-weiterbildung
Morbiditäts- und jessica.gerhardt@uksh.de
18. Dezember Mortalitätkonferenz heike.freytag@uksh.de
www.uksh.de/orthopaedie-
unfallchirurgie-kiel
Punkte beantragt

CAU, Christian-Albrechts-
Universität zu Kiel
Was brauchts für ein Telefon 0431 880 00
gutes Leben mit einer mail@uni-kiel.de
10. Januar chronischen seltenen https://uni-kiel.zoom.us/j/640771
Erkrankung? 41813?pwd=ZkNYUEpnVWFUS
nJ1VjNMbitURll3Zz09#success
Punkte beantragt

Stationäre
13. Januar Psychotherapie heute NGaT, Norddeutsche
Gesellschaft für angewandte
Safe the Date
Therapie
Digitale Unterstützung 7. interdisziplinäres FEES-Basisseminar vom 23. bis
wadelssen@t-online.de
in der Psychotherapie www.ngat.de 25.9.2024 in den Media Docks Lübeck. Veranstalter:
17. Februar - Wem nützt sie Punkte beantragt
Ameos Klinikum Middelburg, Klinik für Neurologi-
wirklich? sche Rehabilitation. Seminarinhalte:
 theoretischer Diskurs inkl. relevanter Krankheits-
bilder
Qualifikationskurs LADR Akademie  apparative Voraussetzungen
Transfusionsbeauftragte, Telefon 04152 803 400  Durchführung der Untersuchung, Befunderstel-
17./18. Transfusionsver- veranstaltung@ladr.de
Januar lung und gemeinsame Befundungsübungen
antwortliche, Leiter www.LADR.de  videoendoskopische Evaluation des praktischen
Blutdepot Punkte beantragt
Schluckaktes am Dummy und am lebendigen „Ge-
genüber“
 Abschluss mit einer theoretischen Prüfung
Das dreitägige Seminar ist von der DGN als FEES-
UKSH, Kiel
Telefon 0431 500 24 970 Basisseminar akkreditiert worden. Die Deutsche
Update CAR-T-Zell- Gesellschaft für Neurologie (DGN) ist bestrebt, die
19. Januar Therapie inges.kunft@uksh.de
www.uksh.de/med2-kiel fiberendoskopische Evaluation des Schluckaktes
4 Punkte (FEES) künftig durch Untersuchende, die ein durch
die DGN akkreditiertes Ausbildungscurriculum
durchlaufen haben, durchführen zu lassen. Informa-
UKSH, Kiel tionen und Kontakt: sabine.graffenberg@ameos.de,
Aktuelle Universitäres Cancer Center Telefon 04524 909 112. Weitere Informationen sowie
Therapiekonzepte Schleswig-Holstein das Programm auf der Website www.ameos.de/kli-
8. Februar bei Myelom und Telefon 0431 500 18 501 nikum-middelburg/aktuelles/veranstaltungen.
Lymphomen uccsh@uksh.de
www.uksh.de/uccsh
Punkte beantragt
ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Foto: Adobe Stock Photographee eu

Congress Compact 2C GmbH,

3. Knorpel Kompakt
Berlin
Telefon 030 887 27 370
Redaktionsschluss für Veranstal-
17. Februar Kurs info@congress-compact.de
www.knorpel-kompaktkurs.de tungshinweise für die Januar/
Punkte beantragt
Februar-Ausgabe: 19. Januar 2024
DEZEMBER 2023 F O R T B I L D U N G E N 39

„Untätig sein ist


keine Option!“
KLIMA Das Ärztenetz Eutin-Malente gab im Rahmen eines Qualitätszir-
kels Anregungen und Tipps zur Nachhaltigkeit in Arztpraxen. Referentin Dr.
Susanne Saha appellierte, die Patienten für das Thema zu sensibilisieren.

R
und 1 Milliarde Patientenkontak- ggf. eingespart werden könnte“, sagte Saha.
te pro Jahr, davon 708.000 in ca. 100 Potenzial sieht sie auch beim Einkauf des
Arztpraxen – eine große Zahl zwi- Praxisbedarfs. Sahas Tipp: „Vermeiden Sie
schenmenschlicher Interaktionen unnötigen Materialeinkauf, überdenken
und damit eine große Verantwortung Sie Ihre Entscheidungen, nutzen Sie, wenn
und Möglichkeiten der Einflussnah- möglich, Materialien mehrfach, reparieren
me durch Ärzte auf die Bevölkerung. Sie, setzen Sie Material auch anderweitig
Doch wie kann dieser enge Austausch auch ein, werden Sie kreativ und denken Sie erst
für die Themen Klimawandel und Nachhal- zu guter Letzt an Recyceln“.
tigkeit genutzt werden? Dermatologin Dr. Anne Schluck, Internistin aus Eutin
Susanne Saha aus Freiburg, erste Vorsitzen- und Vorstandsmitglied der Ärztekammer,
de der AG Nachhaltigkeit in der Dermato- sieht Chancen, im Praxisalltag Müll einzu-
logie (AGN) der DDG, gab im Rahmen des sparen. „Ich rate stets dazu, die jeweiligen
Qualitätszirkels zum Thema Klimawandel Hygienerichtlinie zu betrachten und die-
und Gesundheit Tipps und Anregungen. se mithilfe von Studien auszuwerten: wel-
„Es bedarf gar nicht vieler Worte, um che Maßnahmen sind wirklich notwen-
den Patienten auf den Klimawandel und dig, bei welchen können wir aber auch Müll
dessen Auswirkungen aufmerksam zu ma- einsparen“. Dr. Barbara Schroer, Fachärz-
chen, es reichen meist Sekunden“, sagte tin für Allgemeinchirurgie in Eutin, emp-
Saha. Sie berichtete u.a., dass sie Patienten findet die Hygienerichtlinien zwar als sinn-
mit Neurodermitis den Tipp gibt, feste Sei- voll und notwendig, die Entsorgung des
fe zu nutzen. „Wird dieser Tipp im Neben- OP-Mülls aber nicht immer als zielführend.
satz durch 'damit verbrauchen Sie weniger „Materialien, die wir zwar im OP-Saal öff-
Seife und agieren gleich etwas nachhalti- nen, die aber nicht in den direkten Kontakt Dr. Susanne Saha
ger' ergänzt, wird der Patient unbewusst auf mit infektiösem Material kommen, müssen
ein möglicherweise eigenes klimasensible- wir gemäß Hygienerichtlinie trotzdem im Arbeit nachhaltiger werden zu lassen. Un-
res Handeln gestoßen“. Saha ist sicher, dass Hausmüll entsorgen. Die Chance auf Recy- tätig sein ist einfach keine Option“, so Saha.
jede Bemerkung – egal in welcher Fach- cling geht damit verloren“, gab Schroer zu Einig waren sich die Beteiligten, dass dies
richtung – die Patienten aufmerksamer für bedenken. auch auf politischer Ebene gesehen und an-
das Thema werden lässt. Wer seine Praxis strukturiert nachhal- genommen werden müsste. Je nach Fach-
Als mögliche Sofortmaßnahme gab tiger gestalten möchte, hat die Möglichkeit, richtung werden die Probleme unterschied-
Saha den Rat, der Digitalisierung mehr eine Klimamanagerin ausbilden zu lassen. lich ernst genommen, in einigen Berufsver-
Raum zu geben. „Wir alle haben die Mög- Erstellt nach dem Musterfortbildungscur- bänden sind Anregungen nach Aussage der
lichkeit der Videosprechstunde in der Pan- riculum der Bundesärztekammer erler- Teilnehmer nur schwer vermittelbar. In an-
demie kennengelernt. Lasst uns diese nen MFAs/PTAs in zwei Kursen eine Pra- deren Fachrichtungen, etwa in der Gynäko-
Chance auch jetzt nutzen, um Ressourcen xis nachhaltig zu gestalten. Die Einführung logie und der Pädiatrie, gibt es dagegen Po-
einzusparen“. Als Vorteile der Videosprech- nachhaltiger Maßnahmen und deren Im- sitionspapiere, die sich an die Politik rich-
stunde zählte Saha geringeren Papierver- plementierung ins Qualitätsmanagement, ten. „Ich bin überzeugt, dass an vielen Stel-
brauch, vermiedene Fahrtwege und ggf. Teamsitzungen zum Thema und die Über- len im Gesundheitswesen das Bewusstsein
verhinderte Doppeluntersuchungen auf. wachung und Dokumentation der Maß- für die Thematik wächst. Nichtsdestotrotz
Sie riet auch, einen Blick auf die in der Pra- nahmen sind Inhalte der Fortbildung (nä- müssen wir uns weiter vernetzen und nicht
xis gewonnenen Proben zu werfen und de- here Informationen unter www.agn-zu- müde werden, auch an die Politiker im
ren Notwendigkeit zu hinterfragen. „Aus kunftsakademie.de). Land heranzutreten, um neue Maßnahmen
Routine werden häufig zu viele Proben in Viele Maßnahmen finden in den Praxen hinsichtlich Hygienerichtlinie u.v.m. auch
Foto: Privat

der Dermatologie genommen, das verur- bereits statt – doch reicht das aus? „Jeder umsetzen zu dürfen“, sagte Schluck.
sacht jedes Mal aufs Neue Plastikmüll, der von uns trägt seinen Teil dazu bei, unsere ASTRID SCHOCK
40 F O R T B I L D U N G E N DEZEMBER 2023

FORTBILDUNGSTERMINE BEI DER ÄRZTEKAMMER


Fachzertifikat Ambulantes Operieren nach  Gynäkologische/urologischen Versorgungs- und Leistungsbe-
Musterfortbildungscurriculum der BÄK reiche
Nächster Termin: 20. Januar 2024
Das ambulante Operieren und belegärztliche Operieren hat in den
vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen, insbeson- Neu! Ärztliches Qualitätsmanagement/Modul I:
dere durch die Entwicklung von schonenden Operationsverfahren,
der Herstellung von besseren Instrumenten und durch deutlich Rechtliche Grundlagen (eLearning)
verbesserte Regional- und Allgemeinanästhesien sowie ein gutes
perioperatives Management bei der Bereitstellung von modernen Sie verfügen über allgemeine Kenntnisse zu den speziellen gesetz-
Medikamenten. Nach erfolgreicher Teilnahme an dieser Fortbil- lichen und weiteren normativen Regelungen des Qualitätsmanage-
dung erfüllen Sie die Vorgaben des § 4 Absatz 1 der Rahmenverein- ments und der Qualitätssicherung und können diese in ihrer Ein-
barung von Qualitätssicherungsmaßnahmen nach § 135 Absatz 2 richtung situationsadäquat nutzen bzw. einsetzen; dies erfolgt auch
SGB V zum ambulanten Operieren für unmittelbare Assistenz der im sozialen, ökonomischen und ethischen Kontext.
niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Darüber hinaus verfügen Sie über ein grundlegendes Verständnis
Die vorliegende Fortbildung basiert auf den speziellen Anforde- zu Leitlinien sowie zur Implementierung und Pflege des evidenz-
rungen im Fachbereich „ambulantes Operieren“. Sie zielt auf die basierten Wissens. Dies befähigt sie dazu, Leitlinien sowie Stan-
Vertiefung und Erweiterung von Wissen, Fertigkeiten und Fähig- dards in der Gesundheitseinrichtung mit dem Ziel einer optimalen
keiten für den anspruchsvollen Tätigkeitsbereich des ambulanten Patientenversorgung zu integrieren. Das Handeln erfolgt dabei ba-
Operierens. sierend auf interdisziplinärer und interprofessioneller Zusammen-
arbeit.
Die Teilnahme an der Fortbildung setzt:
 die Berufsausbildung und erfolgreiche Prüfung zur/zum Medi- Inhalt:
zinischen Fachangestellten oder  Grundzüge des deutschen Gesundheitssystems und Stellenwert
 die Berufsausbildung und erfolgreiche Prüfung zur/zum Arzt- der Qualität in der Gesundheitsversorgung
helfer/in oder  Rechtsgrundlagen
 die Berufsausbildung und erfolgreiche Prüfung in einem ver-  Weitere gesetzliche Grundlagen
gleichbaren medizinischen Fachberuf  Spezielle Regelungen zum Qualitätsmanagement und zur Quali-
und tätssicherung sowie deren Implikationen
 eine mindestens 12-monatige Tätigkeit in einer ambulant operie-  Ausgewählte Rechtsauslegung
renden Einrichtung und/oder interventionell-kardiologischen  Richtlinien, Leitlinien, Standards
Einrichtung und/oder interventionell-radiologischen Einrich-  Qualität im Spannungsfeld ethischer und ökonomischer Impli-
tung voraus. kationen
Nächster Start: 11. bis 27. Januar 2024 Nächster Termin: Fortlaufend buchbar (Fortbildungsstunden: 15,
Fortbildungspunkte: 15)
Neu! EBM Grundkurs Gynäkologie,
Mutterschaftsrichtlinie, Urologie Hypnose Grundkurs
Es ist faszinierend, wie sich mit der Hypnotherapie eine Synthe-
Einsteigerseminar zum Thema gynäkologische und urologische se aus ältesten Heilverfahren mit neuesten Erkenntnissen aus der
Abrechnung für Ärzte und MFAs Psychoneuroimmunologie erschaffen lässt. Dem Therapeuten bie-
Der Einheitliche Bewertungsmaßstab (EBM) stellt in der vertrags- tet sich damit ein in seiner Vielfalt so bislang nicht bekanntes Inst-
ärztlichen Versorgung die Abrechnungsgrundlage dar. In die- rument zur Behandlung psychischer, psychosomatischer und adju-
sem Seminar vermitteln wir Ihnen den Aufbau und die Handha- vant somatischer Erkrankungen.
bung im Umgang mit dem Gebührenrecht. Unter Anwendung die- Der Grundkurs vermittelt kurz theoretische Hintergründe und
ser Grundlagen erhalten Sie einen Überblick über die wesentlichen bietet aufgeschlossenen wie engagierten Kolleginnen und Kolle-
fachärztlichen Versorgungsbereiche und wie die Abrechnung im gen viel Raum zum Entdecken von Kreativität und Tranceerleben.
Rahmen von Fallbeispielen erfolgt. Im Mittelpunkt dieses hypnotischen Trance-Wochenendes steht
das Erlernen und Entdecken verschiedener Einleitungsmethoden.
Systematik des EBM Sehr hilfreich für diesen Kurs sind Neugierde, Offenheit und die
 Struktur und Aufbau Bereitschaft, sich einzulassen.
 Leistungsabrechnung Dieser Kurs wird als Baustein für den Erwerb der Facharztkom-
petenz FA/FÄ für Psychosomatische Medizin und Psychothera-
Gebührenordnungspositionen der gynäkologischen und urologi- pie, FA/FÄ für Psychiatrie und Psychotherapie und der Zusatzbe-
schen Versorgung zeichnung Psychotherapie –fachgebunden- von der Ärztekammer
 Grundpauschalen Schleswig-Holstein anerkannt.
 Fachärztliche Grundversorgung Nächster Termin: 13. und 27. Januar 2024
 Besuche (Wegegeld) (Fortbildungsstunden: 16, Fortbildungspunkte: 20)
DEZEMBER 2023 M E D I Z I N & K U L T U R 41

Eine Jugend in
E
in Arzt auf der Frankfurter Buchmes-
se – nicht als Leser, sondern als Au-
tor, der seinen eigenen Roman vor-
stellt: PD Dr. Moritz E. Wigand, Chef-

der Pandemie
arzt der Klinik für Psychiatrie, Psycho-
therapie und Psychosomatik an der
Schön Klinik in Rendsburg, hat seinen
ersten Roman geschrieben. „Kaffee, Flash-
mob und versengte Haare“ ist im Herbst
im BlueStar Verlag erschienen und sorgte
dafür, dass Wigand in Frankfurt über sein ROMAN Ein Jugendbuch, das in der Pandemie spielt: PD Dr.
Buch mit Lesern und Insidern aus der Lite-
raturszene ins Gespräch kam. Moritz E. Wigand hat diese Idee in der Pandemie umgesetzt.
Der Roman spielt in der Pandemie, Dem Chefarzt aus Rendsburg ist Schreiben ein Bedürfnis, das ihn
im Mittelpunkt stehen zwei halbwüchsi- in diesem Jahr sogar auf die Frankfurter Buchmesse brachte.
ge Mädchen aus unterschiedlichen Eltern-
häusern. Wigand beschreibt, wie sie mit der
neuen Situation zurechtkommen und da-
rauf reagieren. Für die Mädchen bedeu-
tet das nicht nur das vorläufige Ende jeder
Normalität, sondern auch das Platzen ihrer
Träume und Pläne, das Erleben von eige-
nen Ängsten und denen der Erwachsenen.
Die beiden Protagonisten Lisa und Marie
wollen sich nicht damit abfinden, auf un-
bestimmte Zeit auf ihre Jugendzimmer be-
schränkt zu werden – sie reißen aus, aus-
gerechnet in der Zeit, in der alle möglichst
zu Hause bleiben sollen. Es ist ein Road­
trip durch eine Welt, die sich mit der neu- PD Dr. Moritz E.
en Situation mühsam arrangieren musste. Wigand hat seinen
Wigand beschreibt, was das mit den Men- ersten Roman
schen machte: Ein Mitschüler mutiert zum geschrieben.
Rowdy, ein Lehrer zum Schwurbler und die „Kaffee, Flashmob
Eltern zu Menschen mit Ängsten, die auch und versengte
nicht wissen, wie sie mit der Situation um- Haare“ ist
gehen sollen. Für die Mädchen bedeutet im Herbst im
diese Zeit ein Schwanken zwischen Opti- BlueStar Verlag
erschienen.
mismus und herben Dämpfern, Sorgen und
Übermut.
Warum schreibt ein vielbeschäftig-
ter Chefarzt einen solchen Roman für und in die Verlagsszene reaktivierte er nun. Die Was sich dagegen im Roman wiederfin-
über Jugendliche, über eine Zeit, die die Frankfurter Buchmesse war nur ein Ergeb- det, ist Wigands grundsätzlich optimisti-
meisten von uns am liebsten verdrängen nis davon. Ein weiteres werden Lesungen in sche Lebenseinstellung. „Die beiden Mäd-
möchten? „Das musste einfach raus“, sagt Buchläden sein, verbunden mit dem Kon- chen lassen die Entwicklung nicht passiv
Wigand. Die vielfältigen Eindrücke über takt zu anderen Menschen, die sich für Li- über sich ergehen, sondern versuchen, ihr
die Pandemie führten bei ihm, dem Vater teratur interessieren. Für Wigand sind sol- Leben selbst in die Hand zu nehmen“, be-
von zwei Mädchen im allerdings jüngeren che Anlässe eine „Verneigung vor den klei- schreibt Wigand deren Herangehenswei-
Alter als die Romanfiguren, zur Frage: „Was nen Buchhändlern“, die nicht nur für seine se. Hinzu kommt: Neben den überwiegend
passiert da gerade mit den Kindern?“ persönliche, sondern für die Leidenschaft negativen Folgen der Pandemie gab es für
Hinzu kam: Wigand ist Schreiben zahlreicher Menschen wichtig sind, ohne manche Menschen auch ein paar gute Sei-
schon immer ein Bedürfnis gewesen, es ge- dass dieser Arbeit große Aufmerksamkeit ten in dieser Zeit, die das Leben vieler Men-
hört für ihn zum Leben dazu. „Irgendwie gewidmet wird. Wigand hofft auf Termine schen umkrempelte. Dies gilt auch für Lisa
schreibe ich immer irgendwas“, sagt Wi- in vielen Regionen, natürlich auch in seiner und Marie. Wigand hält allerdings wenig
gand über sich. In seiner Studentenzeit jetzigen Heimat. davon, seinen Roman als „Pandemie-Buch“
schrieb Wigand Kolumnen für die Rhei- Wigand legt Wert darauf, dass sich aus zu bezeichnen: „Die Pandemie bildet nur
nischen Post, auf die er von vielen Men- dem Buch kaum Autobiografisches he- das Hintergrundrauschen, vor dem das Le-
schen besonders in seiner Heimatstadt rauslesen lässt. Anders als seine Töchter ben der beiden Mädchen sich neu sortiert.
Mönchengladbach angesprochen wur- sind die Hauptfiguren im Roman älter und Und diese Zeit hatte für beide auch ihre tol-
de. Der BlueStar Verlag brachte diese Ko- Einzelkinder, haben ein anderes Eltern- len Momente.“
Foto: Di

lumnen als Buch heraus. Diesen Kontakt haus und sammeln andere Erfahrungen. Dirk Schnack
42 M E D I Z I N & K U L T U R DEZEMBER 2023

Stimme der
verstorbenen Mütter
SACHBUCH Das Risiko, bei der Geburt zu sterben, liegt für die Gebärende heute weit unter
1 %. Im 19. Jahrhundert dagegen konnten Kleinigkeiten lebensbedrohlich sein. Prof. Ibrahim
Alkatout beschreibt, welche Schicksale hinter den damals verstorbenen Müttern stecken.

W
eibliche Beckenskelette, num- schwundene Bedrohlichkeit war einer der
meriert und in vier Reihen an- Beweggründe Alkatouts, sich intensiver mit
geordnet in einer antiken Vitri- dem Thema auseinanderzusetzen. Er ord-
ne: Die weltweit bekannte Kie- net die wegweisende Epoche des 19. Jahr-
ler Beckensammlung. 14 Frau- hunderts anhand der Entwicklung in der
en konnten über die Präparate- Geburtshilfe in einen Gesamtzusammen-
sammlung identifiziert werden, hang ein und beschreibt, was alles gleich-
weitaus mehr bleiben unbekannt. Die iden- zeitig passieren musste, um die Bedrohung
tifizierten Frauen und ihre kurzen Lebens- für die schwangeren Frauen deutlich zu re-
wege, die in aller Regel durch viel Elend duzieren: Die Überwindung der Rachitis,
im Schleswig-Holstein des 19. Jahrhun- der Einsatz von Antibiotika, Narkose und
derts führten, sind Grundlage für das Buch modernem Nahtmaterial und vieles mehr.
„arm, ledig, schwanger“ des Kieler Arztes Genauso wichtig war es den Autoren,
Prof. Ibrahim Alkatout und des Medizin- die Lebenswege der verstorbenen Mütter
historikers Dr. Christian Hoffarth, das im nachzuzeichnen. „Sie haben eine so wich-
vergangenen Monat im Solivagus-Verlag tige Rolle in der Entwicklung medizini-
erschienen ist. scher Fortschritte gespielt, hatten aber nie
Das Buch zeichnet u.a. die Lebenswege eine Stimme“, verdeutlicht Alkatout. Tat-
der identifizierten Frauen nach und zeigt sächlich hat sich im 19. Jahrhundert kaum
damit eindrucksvoll, unter welchen er- jemand für arme und ledige Schwange-
bärmlichen Umständen arme, junge Frau- re interessiert. Dies gilt auch für die für die
en damals leben mussten und welche – aus Schwangerschaft verantwortlichen Männer,
heutiger Sicht – Kleinigkeiten zu ihrem Tod in deren Familienhaushalt die Frauen oft Prof. Ibrahim Alkatout aus Kiel ist Mit-
während oder kurz nach der Geburt führ- als Dienstmädchen mit 18-Stunden-Tagen Autor des Buches „Arm,ledig, schwanger“,
ten. beschäftigt waren – um dann rechtzeitig das vergangenen Monat im Solivagus
Entstanden war die Beckensammlung vor der Geburt verschwinden zu müssen. Verlag erschienen ist.
für wissenschaftliche Zwecke und für die Wer das Glück hatte, ein gesundes Kind zur
Lehre – ein damals nicht unübliches Vor- Welt zu bringen und selbst keinen Schaden
gehen, das heute anders bewertet wird. Al- zu nehmen, geriet häufig in noch prekä- Schicksalen so nahegekommen sind und
katout, Leitender Oberarzt an der UKSH- rere Lebenssituationen als ohne Kind. Die Zusammenhänge beleuchten konnten, die
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe Frauen, die die Geburt nicht überlebten, nicht in Vergessenheit geraten sollten“, sagt
in Kiel, dort Leiter des Endometriosezen- konnten nichts hinterlassen, was ihnen eine Alkatout dazu.
trums und der Kieler Schule für Gynäko- Stimme geben konnte. „Das war eines der Fünf Jahre hat das Duo aus Kiel an dem
logische Endoskopie, kennt den Becken- Primärziele des Buches“, sagt Alkatout. Buch gearbeitet, für das sie gezielt nach ei-
schrank zwar schon lange, ist aber auf das Um die Lebenswege nachzeichnen zu nem regionalen Partner gesucht haben. Als
Thema erstmals 2018 im Rahmen eines können, haben Hoffarth und Alkatout in Zielgruppe betrachten sie alle Menschen,
Symposiums gestoßen, als er mit seinem Landes- und Kircharchiven recherchiert die sich für Medizingeschichte interessie-
späteren Co-Autor, den Medizinhistoriker und darüber viele Details zu den Einzel- ren, für die Geschichte Schleswig-Holsteins
Christian Hoffarth, ins Gespräch über die schicksalen dieser Frauen herausgefunden. und für das Leben in Armut und gesell-
Sammlung kam. Das Grundmuster ähnelt sich: In ärmlichen schaftlichen Ausnahmesituationen – neben
Schwangerschaft und insbesondere die Verhältnissen geboren, schnell verwaist, denen, die sich mit den Themen Geburts-
Geburt waren damals ein beträchtliches ausgenutzt, geschwängert, bei der Geburt hilfe, medizinischer Fortschritt, Ethik, Le-
Risiko für Frauen – was sich dann inner- gestorben. ben und Tod beschäftigen – ein Buch also
Foto: Privat

halb weniger Jahre dank des medizinischen „Mich hat berührt, dass wir bei der Ar- für ein breites Publikum.
Fortschritts änderte. Diese schnell ver- beit am Buch den Menschen und ihren Dirk Schnack
HINWEIS DER REDAKTION:
Alle Anzeigen beruhen auf Angaben der Anzeigenkunden und werden nicht von der Redaktion geprüft.
Herausgeber und Redaktion können keine Gewähr dafür übernehmen, dass die Angaben (auch zu den
Weiterbildungsbefugnissen)korrekt sind. Unter www.aeksh.de finden Sie die aktuellen Listen der weiter-
bildungsbefugten Ärztinnen und Ärzte in Schleswig-Holstein.
Entsprechende Beschwerden über unrichtige Angaben, insbesondere zu falschen Aussagen hinsichtlich
der Weiterbildungsbefugnis, können nach den berufsrechtlichen Vorschriften verfolgt werden. Auf even-
tuelle zivilrechtliche Folgen, wie Schadensersatzansprüche, wird hingewiesen. Gewerbliche Anzeigen
stellen keine redaktionellen Beiträge dar.
Herausgeber und Redaktion können keine Gewähr dafür übernehmen, dass die ausgeschriebenen Praxen
im Sinne der Bedarfsplanung bedarfsgerecht sind. Interessenten werden gebeten, sich mit der Kassen-
ärztlichen Vereinigung Schleswig- Holstein in Verbindung zu setzen.

NÄCHSTER ANZEIGENSCHLUSSTERMIN: Heft Nr. 1/2 19. Januar 2024


44 STELLEN- UND RUBRIKANZEIGEN DEZEMBER 2023

STELLENANGEBOTE

Das Medizinische Versorgungszentrum der Curtius Klinik ist eine Tochter-


gesellschaft der Curtius Klinik und arbeitet mit psychotherapeutischem
sowie psychiatrischem Schwerpunkt. Wir bieten unseren Patienten in den
Räumlichkeiten der Curtius Klinik ambulante Leistungen an.
Unser Behandlungsspektrum umfasst u.a. depressive Störungen und Angst-
erkrankungen, Ess-, Borderline-Störungen, PTBS und Traumafolgestörungen,
Behandlung von psychisch erkrankten Menschen im höheren Lebensalter,
somatoforme Störungen und chronische Schmerzerkrankungen.
Derzeit verfügt das MVZ über eine Weiterbildungsermächtigung für
den FA/FÄ Psychiatrie und Psychotherapie von 12 Monaten.
Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir zum 01. Juni 2024 einen

Facharzt (m/w/d)
in Teilzeit (20-30 Std./Woche)
Ihr Profil:
• Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (mind. 2 jährige Qualifikation)
• Tiefenpsychologische oder verhaltenstherapeutische Therapieausrichtung
bzw. Interesse an integrativen Behandlungsansätzen
• Einzel- und gruppentherapeutische Erfahrung
• Identifikation mit dem patientenorientierten Behandlungsansatz
• Gute Team- und Kommunikationsfähigkeiten
Ihr Aufgaben:
• psychotherapeutische bzw. psychiatrische Behandlung ambulanter Patienten
in Einzel- und Gruppentherapie (u.a. psychotherapeutische, psychoedukative
Gruppen sowie Entspannungsgruppen)
• Dokumentation von Behandlungen und Erstellung von Therapieanträgen
• Supervision von Weiterbildungsassistenten Zur Ausdehnung des bestehenden Spektrums und Erweiterung der
Unser Angebot:
interdisziplinären Zusammenarbeit suchen wir nach § 103 Abs. 7
SGB V für unsere Praxisklinik Travemünde in Lübeck-Travemünde
• Vergütung nach Marburger Bund zum 01.02.2024 einen
• Betriebliche Altersvorsorge
• 31 Tage Urlaub bei einer 5 Tage Woche Belegarzt (w/m/d)
• Vielseitige und interessante Aufgabe mit Gestaltungsspielraum
• Interne und externe Fort- und Weiterbildung im Fachgebiet Orthopädie mit der Schwerpunktbezeichnung
• Regelmäßige externe Supervision und interkollegiale Beratung bzw. Zusatzbezeichnung Orthopädische Rheumatologie
• Moderne und flexible Arbeits- und Dienstzeitenmodelle
• Kurze Entscheidungswege Voraussetzung ist eine fachlich breite Qualifikation der Fachärztin/
• Offene und wertschätzende Unternehmenskultur des Facharztes mit mehrjähriger operativer Erfahrung.
• Angebote des betrieblichen Gesundheitsmanagements Neben der Behandlung degenerativer Gelenkerkrankungen sollte
Wir freuen uns auf Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen. Für Rückfragen
die konservative und operative Therapie von rheumatischen Gelenk-
erkrankungen zum Spektrum gehören.
steht Ihnen Frau Suhr, Personalwesen, unter Tel. 0 45 23/ 407-440 gern zur
Verfügung. Es wird eine enge Kooperation mit der von uns in der Praxisklinik
Travemünde etablierten Schmerzklinik sowie die kollegiale Zusam-
Curtius Klinik MVZ GmbH - Neue Kampstraße 2 - 23714 Bad Malente menarbeit mit dem zweiten orthopädischen Belegarzt angestrebt.
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Falls ein Belegarztvertrag mit einem im Planungsbereich niederge-
lassenen Vertragsarzt nicht zustande kommt, kann der Krankenhaus-
träger mit einem nicht niedergelassenen geeigneten Arzt einen Be-
legarztvertrag abschließen. Dieser ermöglicht eine auf die Dauer der
belegärztlichen Tätigkeit beschränkte Zulassung.
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DEZEMBER 2023 STELLEN- UND RUBRIKANZEIGEN 45

STELLENANGEBOTE

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ASKLEPIOS Als einer der größten privaten Klinikbetreiber
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Patient:innen – und als Partner unserer Mitarbeitenden.
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und Wertschätzung, Menschen und Innovationen.

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WIR SIND den 80-stündigen Notarztkurs auf der Insel zu absolvieren, die
Kosten dafür übernimmt unser Haus | Aufgrund der Insellage Ver-
Die Abteilung für Innere Medizin stellt die Versorgung der Insel-
mittlung eines sehr breiten Spektrums der Inneren Medizin sowie
bevölkerung und der Gäste sicher. Die Ärzte der Abteilung verfügen
auch anderer Fachbereiche, so dass auch eine ideale Weiterbildung
über die Schwerpunkte Gastroenterologie, internistische Onkologie
zum:zur Facharzt:ärztin für Allgemeinmedizin angeboten werden
und Kardiologie. Für die Diagnostik steht eine hochmoderne Aus-
kann | Flexible Arbeits- und Teilzeitmodelle | Kita auf dem Klinikge-
stattung zur Verfügung (z. B. High-End-Sonographiegerät, Streßecho-
lände | Hilfe bei der Wohnungssuche | Jobrad-Leasing
kardiographie, TEE-Sonde, moderne Endoskopie für Gastroskopien,
Koloskopie, ERCP und Endosonographie, Bronchoskopien und endo-
Für weitere Informationen steht Ihnen gerne Frau Dr. Karin
bronchialen Ultraschall.
Münzer, Chefärztin der Abteilung, unter Tel.: +49 4651 84-1301,
E-Mail: k.muenzer@asklepios.com zur Verfügung.
IHR PROFIL Haben wir Ihr Interesse geweckt?
Abgeschlossenes Studium der Humanmedizin sowie deutsche Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbung!

Approbation Asklepios Nordseeklinik Westerland/Sylt


Personalabteilung
Norderstraße 81 | 25980 Sylt – OT Westerland
WIR BIETEN
personal.sylt@asklepios.com
Eine verantwortungsvolle und individuelle Tätigkeit weit weg vom
„Gesundheitsfabrik“-Gefühl mit ausgewogener Work-Life-Balance
| 48 Monate Weiterbildung zum:zur Facharzt:ärztin für Innere Medizin
nach der neuen WBO 2020 Schleswig-Holstein | 18 Monate Weiter-
bildung zum:zur Facharzt:ärztin für Innere Medizin und Gastroentero-
logie nach der neuen WBO 2020 | Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit,
46 STELLEN- UND RUBRIKANZEIGEN DEZEMBER 2023

STELLENANGEBOTE

Die Curtius Klinik ist eine Fachklinik für Psychosomatische Medizin und Psycho-
therapie mit insgesamt 180 Betten in der akutmedizinischen Versorgung und
in der Rehabilitation. Wir arbeiten schwerpunktmäßig nach einem tiefenpsy-
chologisch fundierten, multimodalen Konzept. Wir integrieren andere Therapie-
formen wie verhaltenstherapeutische, systemische, körperbezogene sowie
Kommen erlebnisorientierte Elemente wie Tanz- und Bewegungstherapie, Musiktherapie
Sie in unser oder Ergo- und Gestaltungstherapie. Psychoedukation, Entspannungsverfahren
Team! und Physiotherapie vervollständigen unser Angebot nachhaltig.
Unser vollstationäres Behandlungsangebot wurde jüngst um eine psychoso-
matische Institutsambulanz ergänzt, das mehrstufige Versorgungskonzept
Das Krankenhaus Tabea ist eine Spezialklinik für alle Erkrankungen des wird mittelfristig durch eine Tagesklinik vervollständigt.
Bewegungsapparates. Die Klinik liegt wunderschön am Elbhang im grü-
nen Hamburger Stadtteil Blankenese und bietet mit der sehr persönli-
Wir suchen zum 01. Januar 2024 einen
chen, individuellen Betreuung ideale Voraussetzungen für eine optimale
Behandlung unserer Patienten. Leitenden Oberarzt (m/w/d)
Das Konzept des Hauses bietet den Patienten mit einem chronischen
für den Akutbereich in Vollzeit
Schmerzsyndrom neben der ambulanten Behandlung im MVZ die multi- Ihr Profil:
modale schmerztherapeutische Versorgung im stationären und teilsta-
tionären Bereich. In unserem Konzept sind die drei Bereiche miteinander • Facharzt/-ärztin für Psychosomatik und Psychotherapie oder
und im interdisziplinären Ansatz mit dem orthopädischen Team verknüpft. Facharzt/-ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
• Leitungserfahrung wäre wünschenswert
Für unser MVZ (Anästhesie/Dermatologie) suchen wir einen • Interesse an der konzeptuellen Weiterentwicklung des mehrstufigen
Versorgungskonzeptes (PsIA, Tagesklinik)
Schmerztherapeuten (m/w/d) • Persönliche Eignung und Interesse an der Weiterbildung des
ärztlich-therapeutischen Personals
in Voll- oder Teilzeit
sowie einen
Ihre Aufgabe:
+ Betreuung bzw. Leitung der Schmerzambulanz des Tabea Assistenzarzt (m/w/d)
Ihr Profil: in Voll- oder Teilzeit (mind. 32 Std./Woche)
+ Sie sind FA für Anästhesie und haben die Zusatzqualifikation Unser Angebot:
„spezielle Schmerztherapie“
• Vergütung nach Marburger Bund
+ Sie schätzen die Arbeit in einem interdisziplinären Team • Betriebliche Altersvorsorge
• 31 Tage Urlaub bei einer 5 Tage Woche
Wir bieten:
• Attraktive Lage mit hoher Wohn- und Lebensqualität und guter Infrastruktur
+ Eine Oberarztstelle • Vielseitige und interessante Aufgabe mit Gestaltungsspielraum
+ Eine Anstellung in Teilzeit (mind. 50% für das MVZ) sowie • Interne und externe Fort- und Weiterbildung
die Möglichkeit, die Arbeitszeit in Anästhesie und/oder • Regelmäßige externe Supervision und interkollegiale Beratung
teil-/stationärer bis zu Vollzeit von Beginn an bzw. im • Moderne und flexible Arbeits- und Dienstzeitenmodelle
Verlauf zu erweitern • Kurze Entscheidungswege
• Offene und wertschätzende Unternehmenskultur
+ Die Einbindung in die stationäre und teilstationäre
• Angebote des betrieblichen Gesundheitsmanagements
Schmerztherapie
+ Ein hochmotiviertes, freundliches, interdisziplinäres Team Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung an bewerbungen@curtius-klinik.de
Für Rückfragen steht Ihnen das Chefarztsekretariat unter Tel. 0 45 23/ 407-744
+ Flexible Gestaltung der Arbeitszeit gern zur Verfügung.
(Mo-Fr – keine Wochenend- oder Nachtdienste)
Curtius Klinik GmbH & Co. KG - Neue Kampstraße 2 - 23714 Bad Malente
+ Ein bestehendes Praxisteam
www.curtius-klinik.de
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+ Flache Hierarchien

Bei Interesse kontaktieren Sie sehr gerne


Dr. Jakob Müller, CA Anästhesie/Intensivmedizin
Tel: 040 86692234 . jmueller@tabea-krankenhaus.de
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KRANKENHAUS TABEA Kösterbergstr. 32 ernaehrung
Hamburg 22587 Hamburg
DEZEMBER 2023 STELLEN- UND RUBRIKANZEIGEN 47

STELLENANGEBOTE

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TÄ N E
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Fachärzte für Innere Medizin (SP Hämatologie/Onkologie) (m/w/d)


in Voll- oder Teilzeit

Die Hämatologisch-Onkologische Allianz Hamburg / Schleswig-Holstein besteht aus einem


kompetenten Team in drei modern ausgestatteten Praxen. Als onkologische Schwerpunktallianz
besteht die Hauptaufgabe in der optimalen Betreuung krebskranker Patienten.

Die Ärzte in unseren Praxen sind Fachärzte für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie.
Durch regelmäßige Fortbildungen sowie die Mitgliedschaft und Mitarbeit in Fachverbänden und
Fachorganisationen fließen immer die aktuellen Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft in die
Behandlung unserer Patienten ein. Im Chemotherapiebereich werden examinierte Krankenschwestern
mit mehrjähriger onkologischer Fachkunde eingesetzt.

Zur Verstärkung unseres Ärzteteams suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt:


Fachärzte für Innere Medizin (SP Hämatologie/Onkologie) (m/w/d)
in Voll- oder Teilzeit
Wir bieten Ihnen: Wir erwarten von Ihnen:
• Strukturierte Einarbeitung durch • Selbstständige Arbeitsweise
erfahrene Fachärzte • Ambulante Praxiserfahrung wünschenswert
• Moderne Praxisausstattung • Gute Teamführungsfähigkeiten
• Festgehalt > OA-Tarif und/oder Partnerschaft • IT-Affinität
mit Tantiemeregelung • Wünschenswert ZB Palliativmedizin
• Keine WE- oder Nachtdienste
• Interdisziplinäre Versorgungsstruktur

Unsere Standorte:
Ahrensburg | Norderstedt | Hamburg Billstedt

Wir haben Ihr Interesse geweckt?


Dann freuen wir uns über Ihre aussagekräftige Bewerbung an: bewerbung@hoa-hhsh.de
Ansprechpartner: Dr. med. Sekander Scherzai, Benedikt Heilmann

HOA Hämatologisch-Onkologische Allianz GmbH


Hauptverwaltung: Mundsburg Office Tower, 22. OG | Hamburger Straße 11 | 22083 Hamburg

info@hoa-hhsh.de | www.hoa-hhsh.de
48 STELLEN- UND RUBRIKANZEIGEN DEZEMBER 2023

STELLENANGEBOTE

Facharzt/ärztin u./o. Assistenzarzt/ärztin


in Weiterbildung Anästhesie
Für unsere langjährig bestehende Anästhesiepraxis im Herzen Kiels
suchen wir ärztliche Unterstützung in Vollzeit. Tätigkeitsfelder sind
zwei Belegkliniken sowie ambulante Standorte in KI und NMS.
Die Klinik Preetz bietet eine professionelle Gesundheitsversorgung Weihnachten und Silvester regelhaft frei.
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