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Inhaltsverzeichnis

primo loco
Moderne Strukturen für ein modernes Klinikum 3
Sprechstunde: Bluthochdruck
Medikamente sind nicht die erste Option 4
Patientenbrief
Danke, für mein neues Leben! 5
Vorgestellt: Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Zerstörung der Krebszellen bei bestmöglicher Schonung des gesunden Gewebes 6
Titel: Klinikumsneubau
„Die Finanzierung steht“ 8
Personalia
Neue Herausforderungen 9
UKJ-Jahresempfang
Erfolgsmodell UKJ 10
Wachstumskurs fortgesetzt 11
10 Jahre Forschungszentrum Lobeda
Kurze Wege zwischen Klinik und Labor 12
Diagnostik und Therapie
Schlaganfallexperten beraten per Videokonferenz 13
Jede Stunde zählt 14
Sepsis als Topthema und Jena Nummer 1 im Städteranking 15
Veranstaltungen 16
Service 17
Diagnostik und Therapie
Es muss Körper und Seele gut gehen“ 18
GesundheitsUni Jena
Damit Frau gesund bleibt... 20
Altersgerechte Behandlung in Wohlfühlatmosphäre 22
Forschung
Neues von der grauen Substanz 23
Gesundes Altern beginnt im Mutterleib 24
Jenaer Medizinphysiker zum ISMRM-Fellow ernannt 25
Qualitätsoffensive für Promotionen 26
Cholesterin schützt vor lebensbedrohlichen Folgen einer Lungenentzündung 27
Zu Besuch am UKJ
„Ich hör’ was!“ 28
Mosaik
Empfehlung aus der Patientenbibliothek 29
Ansteckende Fröhlichkeit 30
Rätselseite 30

Titelseite: Mit der Übergabe des Zuwendungsbescheids ist die Finanzierung des zweiten und
abschließenden Bauabschnitts des Klinikumsneubaus in Lobeda gesichert. Die Bauarbeiten, die
bereits im letzten Jahr begonnen haben, sollen bis Ende 2016 abgeschlossen sein. Foto: Szabó

2 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


primo loco

Moderne Strukturen für ein modernes Klinikum

„Geld schießt keine Tore“ – dieser knap-


pe Satz zählt wohl zu den bekanntes-
ten „Weisheiten“ aus der Welt des Fuß-
balls. In der Regel wird er bemüht, wenn
ein neu verpflichteter Spieler, für den
viel Geld ausgegeben wurde, nicht das
gewünschte Ergebnis bringt. Was hat
dieser Satz mit einem Universitätskli-
nikum zu tun? Er besagt, dass der Frei-
staat uns mit der Zusage, den 2. Bau-
abschnitt des Universitätsklinikums am
Standort Lobeda zu fördern, in die Ver-
antwortung nimmt.

Mit der Übergabe des Zuwendungs-


bescheides sind wir noch mehr verant-
wortlich dafür, in unserem Klinikum die
Qualität in der Patientenversorgung, in Blick in die Magistrale des Klinikums Foto: Szabó
der Forschung und in der Lehre wirt-
schaftlich erfolgreich und zugleich dau- cken wir auf die Delegation von Auf- Interessen der Studentinnen und Stu-
erhaft und nachhaltig auszubauen. gaben: Was zählt zu den primären Auf- denten gerechter zu werden? Wo gibt
Der zweite Bauabschnitt schafft hierfür gaben von Medizinern, von Pflegenden es sinnvolle Möglichkeiten zur Koope-
die dringend erforderlichen Rahmen- oder dem Servicepersonal? Wie können ration mit anderen Kliniken, um die
bedingungen. In Jena entsteht in den diese Aufgaben besser verteilt werden? Versorgungsqualität in Thüringen zu
kommenden Jahren eine der moderns- Solche Projekte gehen wir jetzt an, um verbessern? Wie entwickeln sich die fi-
ten Kliniken in Deutschland. Dabei stel- Strukturen zu schaffen, von denen wir nanziellen Rahmenbedingungen?
len wir natürlich höchste Ansprüche an als Klinikum und unsere Patienten pro-
diese Baumaßnahme. Dieser Anspruch fitieren. Dabei arbeiten die verschie- Was hat dies nun mit der eingangs zi-
gilt aber ebenso an unsere tägliche Ar- densten Berufsgruppen eng zusammen. tierten Fußballerweisheit zu tun? Ganz
beit. Wir wollen und müssen gerade Denn nun gilt es in besonderem Maße, klar: Es ist unsere Aufgabe, die „Tore
jetzt Arbeitsabläufe neu gestalten und Strukturen und Abläufe kritisch zu hin- zu schießen“ und schon jetzt daran zu
verbessern. terfragen. Wo können wir besser wer- arbeiten, dass uns dies auch in der Zu-
den? Wo gibt es Einsparpotenziale? kunft gelingen wird. Denn ein moder-
„Prozessoptimierung“ oder „Change Ma- Welche Schnittstellen können und müs- nes Klinikum braucht moderne Struk-
nagement“ muten auf den ersten Blick sen wir verändern, damit sie besser in- turen. Vieles wurde dabei schon umge-
abstrakt an. Aber dahinter steht der ehr- einander greifen? All das geschieht mit setzt, manches haben wir noch vor uns.
liche Blick auf konkrete Arbeitsabläufe. besonderem Blick auf den Klinikalltag Wichtig ist dabei, das bestehende Wis-
Und diese Arbeitsabläufe werden durch nach Inbetriebnahme des 2. Bauab- sen zu nutzen, aber eben auch aus neu-
jede Mitarbeiterin und jeden Mitar- schnittes. en Blickwinkeln auf bestehende Abläufe
beiter gestaltet. Und wenn wir gemein- zu schauen.
sam zum Beispiel unser Aufnahme- Neben dem Blick auf unsere internen
management verbessern, profitieren Abläufe müssen wir natürlich auch stets Unser Klinikum wandelt sich und wird
davon nicht nur unsere Patienten, son- im Blick halten wie sich die Gesellschaft sich weiter wandeln. Diesen Wandel
dern auch das Klinikum: Doppelarbei- ändert. Wie müssen wir uns als Arbeit- müssen wir gemeinsam gestalten, da-
ten werden verhindert, die Belegung geber aufstellen? Wie kann das Studi- mit wir die Chancen nutzen können, die
kann besser geplant werden. Oder bli- um weiter verbessert werden, um den sich uns jetzt bieten.

Dr. Brunhilde Seidel-Kwem Prof. Dr. Klaus Höffken Prof. Dr. Klaus Benndorf
Kaufmännischer Vorstand Medizinischer Vorstand Wissenschaftlicher Vorstand

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Sprechstunde: Bluthochdruck

Medikamente sind nicht die erste Option


Bluthochdruckpatienten müssen vor allem ihren Lebensstil ändern

Mit dem „typischen“ Hypertoniker


wird häufig ein übergewichtiger und
wenig bewegungsfreudiger Zeitge-
nosse assoziiert. „Diese Menschen
haben tatsächlich ein deutlich erhöh-
tes Risiko, einen Bluthochdruck zu
entwickeln, doch auch Schlanke und
Sportliche können betroffen sein“,
sagt Oberärztin Dr. Claudia Schinkö-
the. In den meisten Fällen findet sich
keine fassbare Ursache der Volks-
krankheit, an der fast jeder zweite
Deutsche leidet. Allerdings gibt es
Konstellationen, beispielsweise fami-
liäre Häufungen, die einen Bluthoch-
druck wahrscheinlicher machen.

Eine konkrete Ursache finden die Ärzte


dennoch in nur etwa fünf Prozent der
Fälle: Nieren- und Herzerkrankungen Bluthochdruck ist keine Bagatelle, weiß Oberärztin Dr. Claudia Schinköthe Foto: Szabó
gehören dazu, aber auch das Schlafap-
noesyndrom, nächtliche Atemaussetzer.
Außerdem können hormonelle Störun- gigkeit von der Höhe des Blutdrucks, wand verändert sich, auch deren Dicke
gen der Schilddrüse oder der Neben- vom Alter und möglichen Begleiterkran- nimmt zu, was dazu führt, dass das Ge-
nieren für einen Bluthochdruck verant- kungen erfolgt. „Bei Patienten, die zu- fäßinnere immer kleiner wird. Rauchen
wortlich sein. „In diesen Fällen muss die sätzlich eine Nierenerkrankung oder ei- und fettreiches Essen führen zusätzlich
Behandlung in erster Linie ursachen- nen Diabetes mellitus haben, streben wir zur Ablagerung von Kalk und Choleste-
bezogen erfolgen“, erläutert Dr. Schin- sogar einen maximalen Blutdruck von rinplaques an den Innenwänden der Ge-
köthe. „Wird eine Hypertonie festgestellt 130/80 an“, erläutert Claudia Schinkö- fäße. Es kommt zu Durchblutungsstö-
– von Bluthochdruck sprechen wir ab the. Bei alten Menschen liegt zumeist rungen vor allem des Herzens, der Nie-
einem Wert höher als 140/90 mm Hg – eine altersbedingte Gefäßsteifigkeit vor. ren, des Gehirns, der Augen und der
sind Medikamente nicht die erste Opti- Hier ist es nicht immer sinnvoll, den Beine, und damit steigt auch das Risiko
on. Am Anfang steht immer eine Ver- Blutdruck in den Idealbereich abzu- für einen Herzinfarkt, einen Schlagan-
änderung des Lebensstils: Schluss mit senken, weil dies zu zusätzlichen Gang- fall, chronische Herz-, Nieren- und Au-
dem Rauchen und übermäßigem Alko- unsicherheiten und einer erhöhten generkrankungen oder eine periphere
holkonsum, Abbau von Stress, Umstel- Sturzneigung führen kann. Mit einem arterielle Verschlusskrankheit, die so ge-
lung auf eine fettärmere ‚mediterrane’ Blutdruck von höchstens 150/90 kön- nannte Schaufensterkrankheit. Wird der
Ernährung, Gewichtsreduktion mit dem nen Über-80-Jährige gut leben. Bluthochdruck gut behandelt, können
Ziel Normalgewicht und mehr Bewe- diese möglichen Konsequenzen vermie-
gung. Wichtig ist zudem eine Einschrän- Hypertonie ist keine Bagatelle den oder zumindest hinausgezögert
kung des Salzkonsums auf maximal fünf werden. Dies“, so Dr. Schinköthe, „be-
bis sechs Gramm pro Tag. Das kann man Bluthochdruck tut nicht weh, und viele trifft insbesondere die hochdruckbe-
erreichen, wenn das Salz beim Kochen Patienten wissen nicht einmal, dass sie dingte Nierenerkrankung, deren Häufig-
zurückhaltender eingesetzt und auf die unter Hypertonie leiden. „Das macht die keit in den letzten Jahren zugenommen
oftmals sehr salzhaltigen Fertiggerichte Erkrankung so gefährlich, denn ein un- hat und die bis zur Dialyse führen kann.“
verzichtet wird. Außerdem sollte der behandelter Bluthochdruck ist keine Ba- Die Gefahr eines Bluthochdrucks steigt
Salzstreuer bei den Mahlzeiten nicht auf gatelle, sondern eine ernstzunehmen- mit zunehmendem Alter, aber auch Jün-
dem Tisch stehen“, rät die Oberärztin an de Erkrankung, die unsere Gefäße und gere sind davon bereits betroffen. Um
der Klinik für Innere Medizin III. Organe schädigt. Im Laufe der Zeit ver- nicht überrascht zu werden, sollte man
Gelingt es auf diese Weise nicht, den lieren die Gefäßwände ihre Elastizität unbedingt den Check-up 35 beim Haus-
Blutdruck unter die Grenze von 140/90 und die Fähigkeit, die Gefäßspannung, arzt wahrnehmen, wo auch eine Hyper-
zu senken, ist eine medikamentöse The- den Gefäßtonus, zu variieren. Doch tonie oder Nierenerkrankungen frühzei-
rapie erforderlich, die stets in Abhän- nicht nur die Beschaffenheit der Gefäß- tig diagnostiziert werden können.

4 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


Sprechstunde: Bluthochdruck/Patientenbrief

Medikamentöse Therapie ist zumeist


lebenslang erforderlich

Heilbar ist der Bluthochdruck nur, so


Danke, für mein neues Leben!
lange er durch eine Veränderung des
Lebensstils normalisiert werden kann. Anlässlich des ersten Geburtstages der Intensivstation merkte ich, dass das
Eine medikamentöse Therapie ist zu- nach meiner Herztransplantation neue Herz ganz anders schlug als mein
meist lebenslang erforderlich. Aller- möchte ich mich bei allen, die mir ein „altes“. Es schlägt kräftiger und regel-
dings sollte diese unbedingt mit einer neues Leben geschenkt haben, recht mäßig. Ich kann jetzt wieder viele Sa-
gesünderen Lebensweise einhergehen. herzlich bedanken. chen machen, die ich früher von mei-
„Die medikamentöse Therapie des Blut-
hochdrucks beginnt in der Regel mit
einem Wirkstoff und kann durch den
Arzt je nach erzielter Blutdrucksenkung
um weitere Wirkstoffe ergänzt werden.
Dafür stehen moderne Kombinations-
präparate zur Verfügung, die es ermög-
lichen, die tägliche Tablettenzahl ge-
ring zu halten.“ An unserer Klinik wer-
den vor allem Patienten behandelt, bei
denen die Einstellung des Blutdrucks
besonders kompliziert ist und die Hy-
pertonie durch eine Nieren- oder hor-
monelle Erkrankung verursacht wird“,
erläutert die Nephrologin. Neu ist die
Möglichkeit der Blutdrucksenkung durch
die thermische Verödung eines Geflechts
sympathischer Nervenfasern der Nieren- Stefan Eschrich dankt allen, die ihm ein neues Leben geschenkt haben Foto: privat
gefäße. „Das betrifft Patienten, deren
Blutdruck mit Medikamenten nicht er- Ob auf der Intensivstation, der Station ner Frau erledigen lassen musste. So
folgreich gesenkt werden kann. Zuvor 140 oder der HTX-Ambulanz, alle Mit- darf ich, dank Ihnen allen, in diesem
sind jedoch einige spezielle Untersu- arbeiterinnen und Mitarbeiter waren Jahr meinen 50. Geburtstag feiern, und
chungen notwendig, beispielsweise eine und sind immer höflich und nett, und ich freue mich auf unseren ersten Kurz-
Ultraschalluntersuchung des Herzens ich habe mich immer gut aufgehoben urlaub seit 2007, den wir im Septem-
und der Nierengefäße“, erläutert Ober- gefühlt. ber an der Ostsee verbringen werden.
ärztin Schinköthe. Die Mediziner hof- Nach dem Anruf konnte ich erst gar Ich möchte mich hiermit aber auch
fen, dass auf diese Weise eine dauer- nicht glauben, dass man nach relativ noch einmal bei der Spenderfamilie be-
hafte Blutdrucksenkung möglich ist. kurzer Wartezeit auf der Liste schon danken, denn ohne deren Zustimmung
ein Organ für mich gefunden hatte. Ich wären auch den Ärzten die Hände ge-
Kurzzeitige Schwankungen sind normal bin mir bewusst, dass ich sehr viel Glück bunden wesen.
hatte und deshalb auch sehr dankbar.
Der verlässlichste Blutdruck ist übrigens Anfangs lief nicht alles so, wie ich es Danke, für mein neues Leben!
nicht der, der beim Arzt gemessen wird, mir vorgestellt hatte, aber schon auf Stefan Eschrich
weil es sich dabei um eine Ausnahme-
situation handelt, die häufig mit Auf-
regung verbunden ist. Entsprechend
hoch ist oftmals der Blutdruck. „Am
aussagekräftigsten ist die Messung
morgens und im Tagesverlauf nach
mindestens fünfminütiger körperlicher
Ruhe“, erläutert Dr. Schinköthe. „Bei
einem gut eingestellten Blutdruck ist
es nicht erforderlich, mehrmals täglich
zu messen, zwei bis drei Gelegenheits-
messungen pro Woche reichen aus. Vor
allem aber sollte man sich von kurzzei-
tigen Blutdruckschwankungen nicht
irritieren lassen. Diese sind normal. Ist
man dennoch unsicher, kann eine 24-
Stunden-Blutdruckmessung beim Haus-
arzt Gewissheit schaffen.“ mv

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Vorgestellt: Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie

Zerstörung der Krebszellen bei bestmöglicher


Schonung des gesunden Gewebes

Bereits im Jahr nach der Entdeckung


der so genannten X-Strahlen im No-
vember 1895 wurden radioaktive
Strahlen auch für therapeutische
Zwecke genutzt. Das eröffnete der
Behandlung von Krebserkrankungen
völlig neue Möglichkeiten, es war
aber auch mit neuen, und lange Zeit
wenig bekannten Risiken verbunden.
Die Entwicklung hochmoderner Ge-
räte und immer effektiverer Metho-
den haben die Strahlentherapie heu-
te zu einem der innovativsten und
erfolgreichsten Bereiche der Onko-
logie und immer sicherer gemacht:
Effiziente Vernichtung von Tumoren
bei möglichst geringen Nebenwir-
kungen für die Patienten.
MTA und Arzt bei der Durchführung einer atemgetriggerten Bestrahlung
An der Klinik für Strahlentherapie und
Radioonkologie des Universitätskli-
nikums Jena werden alle Krebsarten terdisziplinären Tumorboards gemein- rapie für die postoperative Bestrahlung
– Tumoren des Gehirns, des Hals-Mund- same Therapien“, betont Klinikdirektor kleiner Brusttumoren an. Dabei werden
Gesichtsbereichs, der Brust, der Lunge, Prof. Dr. Thomas Wendt. „Die Ärzte un- unter einer Kurznarkose mehrere 1,2
des Darms, der Prostata und der Haut serer Klinik nehmen wöchentlich an Millimeter dünne Plastikkatheter ope-
sowie gynäkologische Krebserkrankun- insgesamt zehn Tumorboards teil. Zwei rativ platziert. In diese wird computer-
gen – behandelt. „Wir arbeiten dabei finden in den Kliniken Naumburg und gesteuert eine radioaktive Quelle –
eng mit den Kollegen der jeweiligen Kli- Weimar statt, mit denen wir telemedi- 192-Iridium – eingeführt. Damit“, so
niken zusammen und entwickeln in in- zinisch verbunden sind.“ Prof. Wendt, „bestrahlen wir jeweils
wenige Sekunden lang mikroskopische
Strahlendosis wird individuell Tumorzellen im ehemaligen Tumorbett.
an den Tumor angepasst Acht Bestrahlungen an vier Tagen füh-
ren zu mindestens gleichen Heilungs-
Zu den häufigsten Krebserkrankungen, raten wie die herkömmliche sechswö-
die an der Klinik für Strahlentherapie chige Strahlentherapie von außen.“ Auf
und Radioonkologie behandelt werden, diese Weise werden außer dem umlie-
gehören Enddarmtumoren. „Beim Rek- genden Gewebe auch Herz und Lunge
tumkarzinom führt die präoperative bestmöglich geschont. Das ist wichtig,
Radiochemotherapie zu deutlich ver- um mögliche Spätfolgen, die sich bei-
besserten Langzeitergebnissen. Darüber spielsweise am Herzen nach zehn bis 15
hinaus behandeln wir zahlreiche Pati- Jahren in Form eines Myokardinfarkts
enten mit Bronchialkarzinomen, ebenso manifestieren können, zu vermeiden.
Hirntumoren, und zwar sowohl primä- Die Strahlendosis wird stets individuell
re, die im Gehirn entstehen, als auch an den Tumor angepasst. Einen wesent-
sekundäre, Hirnmetastasen anderer Or- lichen Beitrag für die möglichst voll-
gantumoren“, erläutert Prof. Wendt. Ein ständige Vernichtung der Krebszellen
weiterer Schwerpunkt ist der Brust- bei gleichzeitiger Schonung des gesun-
Magnetresonanztomographie (MRT)-basierte krebs. „Hier muss nach der Operation den Gewebes und benachbarter Orga-
Bestrahlungsplanung einer stereotaktisch ge-
führten Strahlentherapie eines bösartigen Hirn- in jedem Fall bestrahlt werden. In der ne leistet die anatomische Bestrah-
tumors (rot) über 13 Felder und gleichzeitiger Regel erfolgt dies von außen. Wir bie- lungsplanung. Diese erfolgt in den
Schonung von Normalgeweben (orange und ten an unserer Klinik seit einigen Jah- meisten Fällen auf der Basis eines Com-
grün: Augapfel, hellgelb: Sehnerven und Chias-
ma, hellblau: Innenohr, grün: Hirnstamm, ocker: ren aber auch die Möglichkeit der In- putertomogramms und bei etwa 20
subventrikuläre Zonen, violett: Hippocampus) terstitiellen Multikatheter-Brachythe- Prozent der Patienten mittels Magnet-

6 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


Vorgestellt: Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie

Interstitielle Multikatheter-Brachytherapie für die postoperative


Bestrahlung kleiner Brusttumoren
Abb. links: Verteilung der Strahlendosis im Computertomogramm
bei der Bestrahlung eines Prostatakarzinoms. Durch die intensi-
tätsmodulierte Strahlentherapie kann das Risikoorgan Rektum
durch die konkave Form der Isodosen (gelber Pfeil) besser geschont
werden. Fotos/Abb.: Strahlentherapie und Radioonkologie

resonanztomografie. „Wir erhalten auf sunde Bereiche in Mitleidenschaft ge- klinik bzw. der Klinik für Innere Medi-
diese Weise Aufnahmen von höchster zogen werden. Diese Nebenwirkungen zin II stationär versorgt werden.
Qualität. Das ist auch notwendig, denn lassen sich durch die atemgetriggerte, „Durch eine Bestrahlung in einem frü-
je besser es gelingt, die Strahlendosis das heißt atemgesteuerte Bestrahlung, hen Stadium geheilt werden kann auch
ausschließlich auf den Tumor zu fokus- die den gesunden Teil der Lunge opti- Morbus Dupuytren, eine gutartige Er-
sieren, umso intensiver kann diese sein. mal schont, vermeiden. In Thüringen“, krankung der Sehnen der Hand. Damit
Damit verbessern wir sowohl die Tu- so Prof. Wendt, „wird dieses Verfahren ersparen wir etwa 80 Prozent dieser
morkontrolle als auch die Chance auf ausschließlich an unserer Klinik einge- Patienten eine Operation. Darüber hi-
eine Langzeitheilung“, sagt Thomas setzt.“ Noch vor wenigen Jahren kaum naus führen wir einmalige Bestrahlun-
Wendt und erläutert eine optimierte für möglich gehaltene Optionen bietet gen vor Hüft-Totalendoprothesen-OPs
Bestrahlungsplanung am Beispiel der die intensitätsmodulierte Strahlenthe- durch, um bei bestimmten Patienten
stereotaktisch geführten Strahlenthe- rapie (IMRT), die an der Jenaer Klinik eine überschießende Narbenreaktion
rapie eines bösartigen Hirntumors: „Auf bei verschiedenen Tumoren genutzt am Knochen zu unterdrücken“, erläu-
der Basis von MRT-Aufnahmen wurden wird. Auch bei der primären Bestrah- tert der Klinikdirektor.
13 Bestrahlungsfelder auf den Tumor lung von Prostatakarzinomen, wo sie Technisch ist die Klinik für Strahlenthe-
gerichtet. Es ist uns gelungen, diesen in bestimmten Fällen eine Alternative rapie und Radioonkologie, an der zehn
vollständig zu vernichten und gleich- zur Operation darstellt. Durch eine kon- Ärzte, fünf Medizinphysiker, 14 Medi-
zeitig die anderen Teile des Hirns und kave Form der Isodosen, der Linien glei- zinisch-technische Assistentinnen und
das umliegende gesunde Gewebe zu cher Strahlendosis, wird hier das Rek- weitere Mitarbeiter tätig sind, sehr gut
schonen.“ Im letzten Jahr wurden an der tum wesentlich besser als mit her- ausgestattet. „Für die Strahlentherapie
Klinik bereits 45 Behandlungsserien mit kömmlicher Technik geschützt. stehen zwei moderne Linearbeschleu-
stereotaktischer Technik durchgeführt. niger sowie eine Brachytherapie-Einheit
Seit einigen Jahren besteht zudem die Bald auch Bestrahlung nicht zu Verfügung, für die Bestrahlungspla-
Möglichkeit, die Bestrahlungsplanung operabler Lebertumoren möglich nung und -kontrolle ein leistungsfähi-
auf der Grundlage eines Positronen- ges CT. Die MRT- und PET-Aufnahmen
emissionstomogramms durchzuführen. An der Klinik für Strahlentherapie und erhalten wir online von den Kollegen
Prof. Wendt erläutert diese am Beispiel Radioonkologie werden jährlich mehr des Instituts für Diagnostische und In-
eines fünf Zentimeter großen Zungen- als 1200 Patienten aus Kliniken des UKJ, terventionelle Radiologie sowie der Kli-
grundkarzinoms: „Hätte man versucht, Krankenhäusern der Region und onko- nik für Nuklearmedizin“, erläutert Prof.
das Karzinom operativ zu entfernen, logischen Schwerpunktpraxen behan- Wendt.
wäre die Zunge nicht zu retten gewe- delt, darunter auch einige Kinder. Bei Noch in diesem Jahr wird die Klinik ihr
sen. Mittels Bestrahlung haben wir in- annähernd 95 Prozent handelt es sich Therapieangebot um die Bestrahlung
nerhalb von zwölf Monaten eine voll- um bösartige Erkrankungen, bei den nicht operabler Lebertumoren in Zu-
ständige Tumorrückbildung erreicht übrigen überwiegend um gutartige Tu- sammenarbeit mit den Viszeralchirur-
und die Zunge erhalten.“ moren. Patienten, bei denen die Radio- gen um Prof. Settmacher und den Ra-
Tumoren der Lunge und der Bronchien und Chemotherapie gleichzeitig statt- diologen um PD Dr. Teichgräber erwei-
werden entweder postoperativ be- finden, werden an der Klinik mit ins- tern. „Ein hoch modernes neues Be-
strahlt oder mit einer Radio-Chemo- gesamt 34 Betten stationär aufgenom- strahlungsgerät wird dazu beitragen, die
Therapie behandelt. „Die Lunge ist ein men. Ausnahmen, so Prof. Wendt, sind Prognose dieser Patienten, die derzeit
außerordentlich strahlenempfindliches die Pädiatrie und die Ganzkörperbe- ausschließlich mittels Chemotherapie
Organ, und es besteht die Gefahr, dass strahlung bei Knochenmarktransplan- behandelt werden, weiter zu verbes-
durch die Atembewegungen auch ge- tation, wo die Patienten in der Kinder- sern“, betont Prof. Thomas Wendt. mv

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Titel: Klinikumsneubau

„Die Finanzierung steht“


UKJ erhielt Zuwendungsbescheid für den zweiten Bauabschnitt

Bereits vor mehr als 80 Jahren gab es tung und medizinische Geräte umfasst. deutlich erhöht. Mit etwa 5100 Quadrat-
Pläne, ein neues Universitätsklinikum Mit einem Eigenanteil von 85 Millio- metern neuen Forschungsflächen wer-
in Lobeda zu bauen. Um künftig nicht nen Euro beteiligt sich das Klinikum an den wir unsere Konkurrenzfähigkeit im
den täglichen Weg aus der Innenstadt den Gesamtkosten von fast 300 Millio- internationalen Wettbewerb weiter stei-
auf sich nehmen zu müssen, kauften nen Euro. Mehr als 19 Millionen wur- gern und die Forschungsschwerpunkte
einige der damaligen Klinikdirekto- den bis Ende letzten Jahres für die Pla- am Klinikum noch stärker profilieren.“

Dr. Karen Treuter, Leiterin des Geschäftsbereichs Neubau am UKJ, erläutert vor Ort das Bauvorhaben. Minister Christoph Matschie und Prof. Klaus
Höffken präsentieren den Zuwendungsbescheid. Fotos: Szabó

ren vorsorglich Häuser in Lobeda, er- nung des Bauvorhabens sowie erste Ar- Verbessern werden sich auch die Be-
innerte Prof. Dr. Klaus Höffken an beiten eingesetzt, weitere neun Millio- dingungen für die mehr als 2200 Stu-
den langen Weg von der Idee bis zur nen werden bis Ende 2012 folgen. dierenden der Human- und der Zahn-
nun endlich absehbaren Fertigstel- medizin. Zwei neue Hörsäle und elf mo-
lung des größten Thüringer Bau- Bedingungen für Krankenversorgung, derne Seminarräume werden dazu
projektes. „Wir haben den Zuwen- Forschung und Lehre verbessert ebenso beitragen wie die schon lange
dungsbescheid lange erwartet und geforderten studentischen Arbeitsplät-
sind sehr froh, dass wir ihn jetzt ha- Verbessern werden sich nach der Fer- ze, die es künftig möglich machen, auch
ben“, dankte der Sprecher des Klini- tigstellung des zweiten und abschlie- außerhalb der Lehrveranstaltungen am
kumsvorstands am 2. April dem Frei- ßenden Bauabschnitts mit 730 Betten Klinikum zu arbeiten.
staat Thüringen. und zwölf Operationssälen die Aufent-
haltsbedingungen für die Patienten so- Kurze und geschützte Wege
„Die Finanzierung steht“, zeigte sich wie die Möglichkeiten der Krankenver-
auch Christoph Matschie erleichtert. sorgung. „Das wird sich positiv auf eine Nach der Übergabe des Zuwendungs-
„Mit der Fertigstellung des zweiten und weitere Steigerung der Patientenzah- bescheids, dem umfangreiche Planun-
abschließenden Bauabschnitts wird das len auswirken. Intensivieren“, so Prof. gen und vorbereitende Arbeiten voraus-
Universitätsklinikum Jena zu den mo- Höffken, „wird sich im Rahmen der Zen- gingen, werden jetzt europaweit Bau-
dernsten deutschen Universitätsklinika trenbildung auch die interdisziplinäre unternehmen aufgefordert, sich für die
gehören, und es wird dazu beitragen, Zusammenarbeit am Klinikum.“ Das gilt Ausschreibung zu bewerben. Noch in
Jena und Thüringen als Wissenschafts- auch für Lehre und Forschung. „Hier ist diesem Jahr wird der Haupteingang auf
standort weiter zu profilieren“, beton- der Neubau überlebenswichtig“, beton- die andere Seite der Magistrale verlegt,
te der Minister für Bildung, Wissen- te der Dekan der Medizinischen Fakul- außerdem werden die Erschließungsar-
schaft und Kultur, der den Zuwen- tät, Prof. Dr. Klaus Benndorf. „Wir ha- beiten weitergeführt. „Nach mehrjäh-
dungsbescheid des Freistaates in Höhe ben die Drittmitteleinwerbungen in den rigem harten Ringen können wir unse-
von 213,4 Millionen Euro überreichte. letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt re Pläne nun endlich in Beton gießen“,
Eine Investition, die Bau, Ersteinrich- und die Qualität unserer Publikationen freut sich Dr. Karen Treuter. Die Leite-

8 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


Titel/Personalia

Neue Herausforderungen
Stefan Dreising leitet die Unternehmenskommunikation am UKJ
Der erste Arbeitstag am Universitäts- lich den Patienten von Anfang an fas- zugestalten und dabei vielen interes-
klinikum Jena hätte nicht symbol- ziniert hat und die ich nun am Univer- santen Menschen zu begegnen, ist au-
trächtiger beginnen können: Stefan sitätsklinikum Jena fortsetzen möchte. ßerordentlich reizvoll“, erklärt der 37-
Dreising moderierte am 2. April die Das UKJ befindet sich in einer spannen- Jährige, der im März 2012 den Preis
Pressekonferenz anlässlich der Über- den Phase seiner Entwicklung, und es für Wissenschaftskommunikation des
gabe des Zuwendungsbescheids für Informationsdienstes Wissenschaft er-
den zweiten Bauabschnitt des Klini- hielt und künftig noch intensiver hin-
kumsneubaus. ter die Kulissen des Klinikbetriebs bli-
„Dessen interne und externe Kommu- cken möchte. „Dabei sollen auch die
nikation ist eine ebenso große wie in- Berufsgruppen stärker in den Fokus
teressante Herausforderung“, betont rücken, die häufig nicht so sehr im
der neue Leiter der Unternehmens- Zentrum der Aufmerksamkeit stehen“,
kommunikation, der in Punkto Bau- sagt Dreising und freut sich auf eine
PR bereits Erfahrungen hat. Nach dem gute und produktive Zusammenarbeit
Studium der Politikwissenschaften an im Team der Unternehmenskommu-
der Universität Münster und einem nikation und in der Redaktion des KLI-
Volontariat bei der „Münsterschen NIKMAGAZINs.
Zeitung“ arbeitete er als Pressespre- Am UKJ und in Jena „das mit seinen
cher beim Bau- und Liegenschafts- Bergen einen reizvollen Kontrast zum
betrieb Nordrhein-Westfalen in Düs- platten Münsterland bietet“, hat sich
seldorf. 2008 wechselte er in der glei- Stefan Dreising Foto: privat Stefan Dreising schnell eingelebt. Be-
chen Funktion an das Universitätskli- sonders beeindruckt ihn, wie präsent
nikum Münster. „Eine Aufgabe, die gibt neben dem Baugeschehen und der die Universität ist und wie stark die
mich wegen der zahlreichen interes- Schaffung neuer Strukturen zahlreiche Studenten die Stadt prägen: „Das
santen Themen sowie des intensiven medizinische Themen, die medial eben- kenne ich ja bereits aus Münster, hier
Kontakts mit den verschiedenen Be- falls von großem Interesse sind. All dies ist das aber noch wesentlich intensi-
rufsgruppen am Klinikum und natür- auch strategisch zu begleiten und mit- ver.“ mv

rin des Geschäftsbereichs Neubau ist Wegen zu den Untersuchungen und Be- baus jährlich etwa drei Millionen Euro
zuversichtlich, dass Ende 2016/Anfang handlungen kommen.“ Eine neue Ca- Betriebskosten einsparen.“
2017 die ersten der heute noch in der feteria sowie eine Gartenhalle als Ein- Mit der Fertigstellung des Neubaus wird
Innenstadt befindlichen Kliniken auf gangsbereich komplettieren den Neu- auch der Stadtteil Lobeda weiter auf-
den Campus Lobeda umziehen werden. bau. Die Parkplatzsituation deutlich gewertet, betonte Prof. Höffken und
Mit Ausnahme der Klinik für Psychia- entspannen, wird ein Parkhaus, das dankte Oberbürgermeister Dr. Albrecht
trie sowie der Klinik für Kinder- und 1300 Fahrzeugen Platz bietet. Schröter sowie Ortsteilbürgermeister
Jugendpsychiatrie, die am Landgrafen Volker Blumentritt, die am 2. April
verbleiben, sind dann alle Kliniken in Deutlich geringere Betriebskosten ebenfalls vor Ort waren, für ihr stetes
Lobeda vereint. In den Neubau umzie- Engagement für den Neubau. Die Poli-
hen werden auch die Kliniken für In- „Auch betriebswirtschaftlich werden tiker schlugen vor, das Bauvorhaben
nere Medizin, weil die „KIM“ im Zuge sich die Vollendung des Neubaus und noch stärker im öffentlichen Raum,
der Baumaßnahmen abgerissen wird. die Konzentration fast aller Einrichtun- beispielsweise in der Tourist-Informa-
Nicht verlängert wird die Magistrale. gen des Universitätsklinikums Jena an tion am Markt, zu präsentieren.
Die Erfahrungen des ersten Bauab- einem Standort rechnen, denn die Kos-
schnitts haben gezeigt, dass die Tren- ten für Patienten- und Mitarbeiter- Minister Matschie sieht in der Vollen-
nung von Funktionsbereichen und Bet- transporte sowie für die Instandhaltung dung des Neubaus eine gewaltige He-
tenhäusern zu unnötig langen Wegen der alten Bausubstanz in der Innenstadt rausforderung, an deren Ende eine noch
führt. Statt der horizontalen wird es sind erheblich“, betonte der Kaufmän- höherwertige medizinische Versorgung,
deshalb in den neuen Gebäuden eine nische Vorstand des UKJ, Dr. Brunhilde ein Plus an Wirtschaftlichkeit, ein Im-
vertikale Anordnung geben. „Damit“, so Seidel-Kwem. „Steigen wird auch die puls für die interdisziplinäre Zusam-
Dr. Treuter, „ist garantiert, dass unsere Energieeffizienz. Insgesamt werden wir menarbeit sowie ein Zugewinn für Leh-
Patienten auf kurzen und geschützten nach der Vollendung des Klinikumsneu- re und Forschung stehen. mv

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UKJ-Jahresempfang

Erfolgsmodell UKJ in Jena mit seinen Hochschulen, For-


schungseinrichtungen und innovativen
Unternehmen ist auf diesem Gebiet
Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht schon viel erreicht worden, betonte die
Ministerpräsidentin und rief dazu auf,
sieht Universitätsklinikum gut aufgestellt die gemeinsamen Anstrengungen zu
verstärken. Die Landesregierung gestal-
tet diese Prozesse aktiv mit und wird

„Das Universitätsklinikum Jena hat


sich in den letzten beiden Jahrzehn-
ten zu einem Leuchtturm der Hoch-
leistungsmedizin entwickelt, der weit
über Thüringen hinausstrahlt.“ Minis-
terpräsidentin Christine Lieberknecht
dankte während des UKJ-Jahresemp-
fangs am 14. Mai allen, „die Anteil
am Erfolgsmodell UKJ“ haben. „Ganz
besonders freue ich mich, dass mit der
Übergabe des Zuwendungsbescheids
für den zweiten Bauabschnitt die Fer-
tigstellung des Klinikumsneubaus ge-
sichert ist. Die Landesregierung wird
dieses Bauprojekt in einer Zeit äußers-
ter finanzieller Anspannung mit 213
Millionen Euro unterstützen“, betonte
die Ministerpräsidentin und würdig-
te besonders den Eigenanteil des UKJ „UKJ ist ein Gütesiegel für moderne Medizin“, sagte Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht.
Prof. Klaus Höffken, Dr. Brunhilde Seidel-Kwem und Prof. Klaus Benndorf begrüßten sie. Foto: Szabó
in Höhe von 85 Millionen Euro.
ausgebaut. „Es ist gelungen, zahlreiche auch künftig verlässlich in die moder-
Als medizintechnisch sehr gut ausge- junge und kluge Menschen nach Thü- ne und innovative Wissenschaftsland-
stattetes Klinikum der Supra-Maximal- ringen zu holen.“ Heute kommen fast schaft investieren. „Denn die Hochschu-
versorgung orientiert sich das UKJ an 40 Prozent aller Studierenden aus dem len sind unsere wichtigsten Zukunfts-
höchsten nationalen und internationa- alten Bundesgebiet, die Thüringer Hoch- labore.“ Allein für das Landesprogramm
len Qualitätsstandards. Doch Genesung schulen sind in einer Zeit enormer de- „Pro Exzellenz“ stehen 50,3 Millionen
und Heilung, so Christine Lieberknecht, mografischer Herausforderungen „Zu- Euro zur Verfügung. Doch auch die
sind nicht allein das Ergebnis moder- wanderungsmagnete“. Attraktive Lehr- Hochschulen sollten verstärkt Finanzie-
ner Apparatemedizin, sie erfordern die angebote und günstige Betreuungs- rungsquellen erschließen, über Dritt-
fachliche Kompetenz und das tägliche relationen – im aktuellen Ranking des mittel oder die Exzellenzförderung des
Engagement aller am UKJ Tätigen. Aber Centrums für Hochschulentwicklung Bundes. Die Ministerpräsidentin appel-
auch die herrliche Landschaft, die Far- nehmen die Friedrich-Schiller-Univer- lierte an die Thüringer Unternehmen,
ben, die Architektur und die Atmosphä- sität und die TU Ilmenau erneut Spit- die wissenschaftlichen Einrichtungen
re am Klinikum tragen zum Wohlbefin- zenplätze ein – werden dafür sorgen, noch stärker zu unterstützen. Auch über
den der Patienten und zur Arbeitszu- dass noch mehr Studierende nach Thü- Stiftungsprofessuren. „Denn dies trägt
friedenheit der Mitarbeiter bei, beton- ringen kommen und auch der interna- nicht nur dazu bei, den Forschungs-
te die Ministerpräsidentin, die in der tionale Anteil weiter steigt. Um die Ab- standort zu stärken. Es erhöht auch die
Sicherung einer wettbewerbsfähigen solventen im Freistaat zu halten, „müs- Reputation des Stifters!“
Hochschulmedizin auch eine Heraus- sen wir aber auch eine berufliche Per-
forderung der Thüringer Politik sieht: spektive in Thüringen bieten“, betonte Unsere Hochschulen sind im Wettbe-
„Es ist unser erklärtes gemeinsames Ziel, die Ministerpräsidentin und versprach in werb um die besten Köpfe gut aufge-
die Versorgungsqualität der Patienten finanziell schwieriger Zeit Planungs- stellt, resümierte Ministerpräsidentin
weiter zu verbessern und die Konkur- sicherheit: In den Jahren 2012 bis 2015 Christine Lieberknecht. Als Stätten des
renz- und Innovationsfähigkeit des Kli- werden die Thüringer Hochschulen 1,5 Geistes und zentrale Orte der Wissens-
nikums in Forschung und Lehre opti- Milliarden Euro Landeszuschuss erhalten. gesellschaft sind sie Impulsgeber für die
mal zu fördern.“ wirtschaftliche und technologische
Die Voraussetzung für nachhaltiges Entwicklung, aber auch Stätten der kri-
Zukunft braucht die besten Köpfe, und Wirtschaftswachstum und Wohlstand tischen Reflexion des wissenschaftli-
diese benötigen beste Arbeitsbedingun- sind Bildung, Wissenschaft und For- chen Fortschritts. „Wir haben verlässli-
gen. Deshalb, so die Ministerpräsiden- schung. Deshalb muss die Allianz von che Rahmenbedingungen geschaffen,
tin, werden die Hochschulen im Freistaat Wissenschaft und Wirtschaft in Thürin- nutzen wir diese für eine erfolgreiche
auch in den kommenden Jahren weiter gen weiter gestärkt werden. Vor allem Zukunft.“ mv

10 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


UKJ-Jahresempfang

Wachstumskurs fortgesetzt unserer wissenschaftlichen Veröffent-


lichungen. Besonders erfreulich ist, dass
sich der Impact-Factor, der Gradmes-
ser der Qualität, seit 1998 mehr als ver-
dreifacht hat.“ Auf 22,7 Millionen Euro
mehr als verdoppelt hat sich in den letz-
ten fünf Jahren die Summe der Dritt-
mittel. Derzeit sind am Klinikum mehr

Mehr als 51.500 Patienten wurden im


letzten Jahr am Universitätsklinikum
Jena stationär behandelt. „Damit hat
das UKJ seine positive Entwicklung und
seinen Wachstumskurs fortgesetzt“,
konstatierte der Medizinische Vorstand,
Prof. Dr. Klaus Höffken, anlässlich des Förderstipendien der Ana-
lytik Jena AG, der AJZ-En-
UKJ-Jahresempfangs. Am einzigen Thü- gineering GmbH und des
ringer Universitätsklinikum werden die IZKF erhielten sieben Me-
Patienten in allen Fachgebieten und auf dizinstudierende. Minis-
terpräsidentin Christine
höchstem Niveau versorgt. Lieberknecht, Dekan Prof.
Dr. Klaus Benndorf und der
„Die Weiterentwicklung der Medizin neue Vorsitzende des UKJ-
Fördervereins, Dr. Dr. Mi-
mitzugestalten, stets die modernsten chael Kiehntopf, gratu-
Verfahren vorzuhalten und die höchs- lierten. Foto: Szabó
te Qualität und Sicherheit der medizi-
nischen Versorgung zu gewährleisten,
ist unsere ureigene Aufgabe. Wir errei- ausschließlich aus dem operativen Ge- als 350 Drittmittelbeschäftigte tätig,
chen dies, indem wir uns bemühen, die schäft erwirtschaftet wurde. Dabei wa- sagte Prof. Benndorf, der in vier Jah-
besten Köpfe zu gewinnen, Forschungs- ren die Rahmenbedingungen alles an- ren eine Steigerung auf 40 Millionen
ergebnisse zum frühest möglichen Zeit- dere als günstig. 1,5 Prozent Erhöhung Euro für möglich hält. Erfolgreich ent-
punkt in die Klinik zu überführen und der Fallvergütung für Leistungen der wickelt haben sich die Forschungs-
unser Leistungsspektrum neuen Erfor- Krankenversorgung haben nicht ausge- schwerpunkte „Sepsis und Sepsisfol-
dernissen anzupassen. Ebenso durch ein reicht, um 3 Prozent Kostensteigerun- gen“, „Altern und altersassoziierte Er-
etabliertes Qualitäts- und Risikomana- gen zu finanzieren. Durch eine stabile krankungen“, „Medizinische Optik und
gement sowie die Verstärkung der In- Leistungsentwicklung der meisten Kli- Photonik“ sowie „Zelluläre Signaltrans-
terdisziplinarität im Prozess der Zen- niken, eine bessere Auslastung der Bet- duktion“. „Spitzenforschung kommt
trenbildung“, betonte Prof. Höffken. ten- und der OP-Kapazitäten sowie eine allerdings nicht nur aus den Schwer-
„Die positive Entwicklung unseres Kli- Erweiterung des Leistungsspektrums, punkten“, betonte der Dekan, „denn
nikums beweist, wie groß das Vertrau- bspw. durch den Einsatz des Opera- wissenschaftliche Vielfalt ist für die
en unserer Patienten und Partner in die tionsroboters „Da Vinci“, ist es dennoch Zukunftsfähigkeit unserer Fakultät un-
medizinischen und pflegerischen Leis- gelungen, dieses positive Ergebnis zu erlässlich.“ Das gilt auch für die Nach-
tungen am UKJ ist“, freute sich der Me- erreichen. wuchsförderung, die durch das Inter-
dizinische Vorstand und informierte „Erhöht hat sich vor allem der Anteil disziplinäre Zentrum für Klinische For-
ausführlich, wie am Klinikum den Er- schwer kranker Patienten. Das“, so Dr. schung (IZKF) effektiv unterstützt wird.
wartungen der Patienten auch über die Seidel-Kwem, ist ein besonderer Aus- Grundhaft reformiert werden soll in den
unmittelbare medizinische Versorgung druck des Vertrauens in die Leistungs- nächsten Jahren der Studiengang Hu-
hinaus Rechnung getragen wird. Dies, fähigkeit des UKJ.“ Dennoch erhöhte sich manmedizin. Im künftigen Neigungs-
so Prof. Höffken, betrifft bspw. die For- die durchschnittliche Verweildauer nur orientierten Medizinstudium (NeoMed)
derung nach informierter Selbstbestim- unwesentlich. „Dank einer sehr guten können sich die Studierenden noch
mung, die Achtung der Menschenwür- Organisation der Behandlungsprozesse während des Studiums für die prakti-
de im Behandlungsprozess oder die Zu- liegen wir hier unter dem deutschen sche, die klinische oder die forschende
gangsgerechtigkeit zu allen medizini- Durchschnitt. Die positive Entwicklung Medizin entscheiden. Veränderungen
schen Verfahren. hält auch im laufenden Jahr an“, sagte soll es auch im ersten Studienabschnitt
Dr. Seidel-Kwem und verwies auf eine geben, wo die Inhalte der naturwissen-
Mehr als 40 Prozent der deutschen weitere Steigerung der Patientenzahlen schaftlichen Fächer stärker auf die
Krankenhäuser haben das Jahr 2011 mit in den ersten vier Monaten. Medizin ausgerichtet werden. „Das ei-
Verlusten abgeschlossen. „Unser Klini- gentliche NeoMed startet dann im
kum gehört nicht dazu“, sagte der Kauf- Eine positive Leistungsbilanz zog auch sechsen Semester, neben dem obliga-
männische Vorstand, Dr. Brunhilde Sei- der Wissenschaftliche Vorstand, Prof. torischen Kerncurriculum in Form von
del-Kwem. Unter dem Strich steht ein Dr. Klaus Benndorf. „Deutlich erhöht Wahlpflichtveranstaltungen“, erläuterte
Überschuss von 1,4 Millionen Euro, der hat sich in den letzten Jahren die Zahl Prof. Benndorf. mv

www.uniklinikum-jena.de 11
10 Jahre Forschungszentrum Lobeda

Kurze Wege zwischen Klinik und Labor

Mit einer Feierstunde, dem traditio-


nellen Wettbewerb der Nachwuchs-
forscher und einem „Tag der offe-
nen Tür“ begingen die Wissenschaft-
ler des Forschungszentrums Lobeda
am ersten Maiwochenende das zehn-
jährige Bestehen ihres Hauses.

Das Forschungszentrum an der Erlanger


Allee war im Zuge des ersten Bauab-
schnittes für das Klinikum in Lobeda im
Jahr 2002 in Betrieb genommen wor-
den. Auf vier Etagen mit ca. 4000 m²
Nutzfläche sind Labore und Quer-
schnittseinrichtungen untergebracht, die
von den wissenschaftlichen Arbeitsgrup-
pen der in Lobeda ansässigen Kliniken
und Institute des Universitätsklinikums
genutzt werden. „Das Zusammenrücken Am „Tag der offenen Tür“ öffneten sich die Labortüren für zahlreiche Neugierige Foto: Grau
von klinischer Tätigkeit und Forschungs-
arbeit bietet viele Vorteile bei der Bear- sis, Alterungsprozesse und das Entste- anhand der wissenschaftlichen Leistung
beitung klinisch relevanter Fragestellun- hen von Krebserkrankungen, sie entwi- der Arbeitsgruppen vergeben.“
gen“, so Dr. Katrin Hoffmann, die Koor- ckeln Gewebeersatz, Herzklappen und Im 2. Bauabschnitt des Klinikums in
dinatorin des Zentrums. „Darüber hi- Gefäßprothesen. Lobeda ist eine Erweiterung des For-
naus fördert die gemeinsame Nutzung schungszentrums um ca. 1500 m² und
von Infrastruktureinrichtungen nicht „Die Wissenschaftler des Klinikums ein zweites Forschungszentrum mit
nur die Interaktion zwischen den Grup- müssen sich an ihren Forschungserfol- 3000 m² Nutzfläche vorgesehen, in die
pen, sondern ermöglicht auch eine ef- gen, den eingeworbenen Drittmitteln unter anderem die Forschungsgruppen
fiziente Forschungsorganisation.“ und veröffentlichten Ergebnissen, mes- der jetzt noch in der Innenstadt arbei-
Heute arbeiten 26 Forschergruppen mit sen lassen“, betont Prof. Dr. Andreas tenden Kliniken und Institute einziehen
insgesamt 150 Mitarbeitern im Zen- Hochhaus, Forschungsdekan der Medi- werden.
trum. Sie erforschen zum Beispiel die zinischen Fakultät, „die Hälfte der Flä- Neben der Arbeit auf ihren jeweiligen
Ursachen des Organversagens bei Sep- chen im Forschungszentrum werden wissenschaftlichen Spezialgebieten lie-
gen den Medizinforschern im Lobeda-
er Zentrum die Förderung des wissen-
schaftlichen Nachwuchses und die In-
formation der Öffentlichkeit über Ihre
Arbeit besonders am Herzen. Deshalb
richten sie jährlich einen Wettbewerb
der Nachwuchsforscher aus, laden in
den Oktoberferien ins „Schülerlabor“
ein und beteiligen sich regelmäßig an
den langen Wissenschaftsnächten. Und
genau so feierten sie auch den 10. Ge-
burtstag des Forschungszentrums: mit
der 9. Auflage des Wettstreits der Di-
plomanden, Doktoranden und Master-
studenten und einem „Tag der offenen
Tür“, an dem die Wissenschaftler die La-
bortüren für Neugierige öffneten, ak-
tuelle Forschungsprojekte vorstellten
Beim Wettbewerb der Nachwuchsforscher erhielten Elisabeth Zirm (AG Onkologisches Forschungs- und in Vorträgen über neueste Entwick-
labor, 2. v. l. ) den ersten und Carolin Seidel (AG Experimentelle Anästhesie) den zweiten Vor-
tragspreis. Claudia Strobel (AG Experimentelle Radiologie) wurde von Prof. Dr. Andreas Hochhaus lungen in Diagnose und Therapie gro-
und Dr. Katrin Hoffmann mit dem zweiten Posterpreis ausgezeichnet. Foto: Szabó ßer Volkskrankheiten informierten. vdG

12 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


Diagnostik und Therapie

Schlaganfallexperten beraten per Videokonferenz


Gesundheitsministerin Taubert eröffnete Telemedizin-Netzwerk

Thüringens Gesundheitsministerin
Heike Taubert eröffnete am 24. April
am Universitätsklinikum Jena das
„Schlaganfall Telemedizin Netzwerk in
Thüringen“, kurz: SATELIT. In diesem
Verbund arbeiten nun Schlaganfall-
experten der Neurologischen Kliniken
des Klinikums Altenburger Land, des
HELIOS Klinikums Erfurt und des Uni-
versitätsklinikums Jena mit anderen
Klinken Thüringens zusammen. Die
Schlaganfallexperten der überregio-
nalen Stroke Unit des Zentrums schal-
ten sich per Videokonferenz ohne
Zeitverlust in die Akut-Versorgung
von Schlaganfallpatienten in Versor-
gungskrankenhäusern ohne eigene
neurologisch geführte Stroke Unit ein.
Prof. Dr. Otto W. Witte, Ministerin Heike Taubert, Prof. Dr. Jörg Berrouschot, Chefarzt der Neu-
rologie am Klinikum Altenburger Land, Dr. Brunhilde Seidel-Kwem und Priv.-Doz. Dr. Andreas Stein-
Schlaganfälle sind die dritthäufigste To- brecher, Chefarzt der Neurologie Helios Klinik Erfurt (v. l.), während der offiziellen Eröffnung des
desursache und die häufigste Ursache für „Schlaganfall Telemedizin Netzwerkes in Thüringen“ Foto: Szabó
Behinderungen bei Erwachsenen. Über
spezialisierte neurologische therapeuti- Mit der Telemedizin können wir jetzt Im Netzwerk können die Schlaganfall-
sche Eingriffe einschließlich der Throm- ganz gezielt die Behandlungsmöglich- spezialisten per Video direkt mit dem
bolyse können die Folgen für die Pati- keiten für möglichst viele Patienten ver- Patienten und dem Ärzteteam in den
enten jedoch vermindert werden. Über bessern und damit die Qualität der kli- anderen Kliniken in Kontakt treten. „Ein
das Netzwerk sollen diese spezialisier- nischen Versorgung auch langfristig aus- neurologischer Facharzt ist als Teleme-
ten Behandlungsmöglichkeiten für bauen. Dieses Projekt zeigt anschaulich, dizin-Konsiliararzt dafür rund um die
möglichst viele Patienten in Thüringen welche Chancen uns hierzu die Teleme- Uhr erreichbar. Wir können dann den
zugänglich gemacht werden. Der Frei- dizin bietet. Daher bin ich sehr froh, dass Zustand des Patienten analysieren und
staat Thüringen fördert den Aufbau des die Klinik für Neurologie des UKJ zusam- so eventuelle Schlaganfallsymptome
Netzwerkes mit fast 255.000 Euro. men mit den weiteren Kliniken im Netz- wie Lähmungen, Koordinations- oder
Ministerin Taubert betonte: „Dieses te- werk dieses Projekt mit großem Enga- Sprachstörungen per Video überprüfen.
lemedizinische Netzwerk bündelt Exper- gement vorangetrieben hat, und bin sehr Gleichzeitig können mit den Kollegen
tenwissen, das hiermit direkt und ohne glücklich über die große Unterstützung vor Ort die CT- oder MRT-Aufnahmen
Zeitverlust abgerufen werden kann. durch den Freistaat Thüringen“, erklärte des Gehirns besprochen werden“, erklärt
Denn bei einem Schlaganfall zählt jede Dr. Brunhilde Seidel-Kwem, Kaufmän- Dr. Albrecht Günther, Oberarzt in der
Minute. Ein schnelles ärztliches Eingrei- nischer Vorstand des Universitätsklini- UKJ-Neurologie die praktische Arbeit.
fen ist notwendig, um das Leben der kums Jena. Allein am UKJ werden jährlich etwa 800
Betroffenen zu retten. Der Einsatz von Prof. Dr. Otto W. Witte, Direktor der Schlaganfallpatienten behandelt.
Telemedizin soll dabei zu einer wichti- Hans-Berger-Klinik für Neurologie am Perspektivisch soll das Netzwerk wach-
gen Stütze werden. Dadurch wird wert- UKJ: „Die schnelle Diagnose und der un- sen: Denn auch angesichts der demo-
volle Zeit für die Behandlung der Pati- verzügliche Beginn einer geeigneten graphischen Entwicklung ist mit einer
entinnen und Patienten gewonnen. Zeit, Therapie sind entscheidend bei der Be- Zunahme von Schlaganfällen zu rech-
die ihnen eine erfolgreiche Therapie er- handlung von Schlaganfallpatienten. nen. Nach Angaben der Deutschen
möglicht und sie so eher wieder ins nor- Dies gilt für die Thrombolyse, aber auch Schlaganfall-Hilfe gibt es bundesweit
male Leben zurückfinden lässt.“ Das für andere, weitergehende Therapien wie rund 270.000 Schlaganfälle jährlich. Zu
Netzwerk habe daher Vorbildcharakter die neuroradiologische Intervention. Die 80 Prozent ist davon aktuell die Gruppe
und verbessere die medizinische Versor- oft rettende Behandlung muss einset- der über 60-Jährigen betroffen. Derzeit
gung, sagte die Ministerin. Etwa 10.000 zen, ohne dass entscheidende Minuten macht diese Gruppe rund 21 Prozent der
Thüringer erleiden jährlich einen Schlag- oder Stunden durch einen Transport ver- Deutschen aus, allerdings wird sie in den
anfall. loren gehen. Das ist das Ziel unserer ge- kommenden Jahren wachsen, im Jahr
„Nicht alle Patienten leben in direkter meinsamen Arbeit mit den beteiligten 2050 sollen bereits 38 Prozent der Deut-
Umgebung einer spezialisierten Klinik. Kliniken.“ schen über 60 Jahre sein. dre

www.uniklinikum-jena.de 13
Diagnostik und Therapie

Jede Stunde zählt


Neu gegründete Mitteldeutsche Sepsis Allianz will Versorgung
der zahlreichen Patienten weiter verbessern

Der Olympiasieg in Atlanta 1996 war


der Höhepunkt der sportlichen Kar-
riere von Diskuswerferin Ilke Wylud-
da. Nach deren Ende studierte sie
Medizin. In London will die Ärztin in
diesem Jahr erneut an den Start ge-
hen. Allerdings nicht bei Olympia, son-
dern bei den Paralympics, weil der
heute 43-Jährigen im Dezember 2010
der rechte Unterschenkel amputiert
werden musste – infolge einer lebens-
gefährlichen bakteriellen Infektion,
einer Sepsis.

„Die Sepsis gehört zu den gefährlichs-


ten und am meisten unterschätzten
Krankheiten“, sagte Prof. Dr. Konrad
Reinhart, Direktor der Klinik für Anäs-
thesiologie und Intensivmedizin am
Universitätsklinikum Jena und Präsident
der „Global Sepsis Alliance“, anlässlich Die Mitteldeutsche Sepsis Allianz wurde am 14. März 2012 in Jena gegründet Foto: UKJ
der Gründung der Mitteldeutschen
Sepsis Allianz am 14. März 2012 in Jena. ger Ministerium für Soziales, Familie und hebliche Anstrengungen im Kampf ge-
„Dabei handelt es sich um das deutsch- Gesundheit aus Überzeugung an der gen die heimtückische Krankheit un-
landweit erste regionale Netzwerk, das Mitteldeutschen Sepsis-Allianz mit“, ternommen, an der allein in Deutsch-
alle vereint, die sich in der Prävention, betonte Staatssekretär Dr. Hartmut land jährlich mehr als 150.000 Men-
der Früherkennung, der Therapie und Schubert während der Gründungsveran- schen erkranken und rund 60.000 ster-
der Nachsorge der Sepsis engagieren, staltung. Im Rahmen des Versorgungs- ben. „Tendenz weiter steigend, weil wir
vom Hausarzt über den Rettungsdienst netzwerkes Mitteldeutsche Sepsis Alli- immer mehr invasive Eingriffe bei im-
und das Akut-Krankenhaus bis zur anz soll eine tragfähige Kommunikati- mer älteren Patienten mit zahlreichen
Reha-Klinik“, erläuterte Prof. Reinhart. onsplattform entstehen, die einen effek- Vor- und Begleiterkrankungen durch-
Beteiligt sind mehr als 50 Krankenhäu- tiven Behandlungsablauf ermöglicht führen und angesichts des viel zu häu-
ser und Reha-Einrichtungen aus Thü- und die Grundlage für einheitliche Ver- figen Antibiotikaeinsatzes eine zuneh-
ringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt sorgungs- und Verlegestandards bildet. mende Resistenz der Erreger beobach-
sowie Ärztekammern, Kassenärztliche Zur Verbesserung der Behandlungsqua- ten“, erläuterte Konrad Reinhart.
Vereinigungen und Landesministerien. lität wird ein Konzept für die Aus-, Fort- Entscheidend für eine erfolgreiche Sep-
Interesse, so Prof. Reinhart, besteht aber und Weiterbildung aller in die Behand- sis-Behandlung sind eine effiziente Di-
auch über Mitteldeutschland hinaus. lung einbezogenen Berufsgruppen er- agnostik und Therapie. Eine ganz be-
arbeitet. Hier wird auch das MEDUSA- sondere Rolle spielt der Faktor Zeit.
Grundlage für einheitliche Standards Projekt des Integrierten Forschungs- und Wird die Sepsis noch in der ersten Stun-
Behandlungszentrums für Sepsis und de diagnostiziert und effektiv be-
„Die Sepsis kann nur mit vielen Partnern Sepsisfolgen (CSCC), an dem 43 deut- kämpft, überleben annähernd 80 Pro-
wirksam bekämpft werden. Wir müssen sche Kliniken teilnehmen und das auf zent der Patienten, bereits nach fünf
gemeinsam alles daran setzen, die Hy- die schnellere Primärversorgung septi- Stunden sind es nur noch etwa 50 Pro-
giene in den medizinischen Einrichtun- scher Patienten zielt, einen wichtigen zent. Wird sie erst nach 24 und mehr
gen zu verbessern und multiresistente Beitrag leisten. Stunden festgestellt, gibt es für die
Keime zu bekämpfen. Das sind wir den Betroffenen kaum noch Überlebens-
Bürgerinnen und Bürgern schuldig, die Hygienevorschriften exakt einhalten chancen, betonte Prof. Reinhart.
ein Recht auf eine hochwertige medizi- „Eine Impfung gegen die Sepsis gibt es
nische ambulante und stationäre Versor- Am Universitätsklinikum Jena wurden nicht“, sagte Prof. Dr. Frank Martin
gung haben. Deshalb wirkt das Thürin- in den letzten beiden Jahrzehnten er- Brunkhorst. Allerdings helfen Impfun-

14 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


Diagnostik und Therapie

gen, schwere Erkrankungen zu vermei-


den, die den Nährboden für eine mög-
liche Sepsis bilden. Dazu gehört vor al- Sepsis als Topthema und Jena
lem die jährliche Grippeschutzimpfung,
durch die schwere Lungenentzündun-
gen, die für fast zwei Drittel aller Sep-
Nummer 1 im Städteranking
siserkrankungen verantwortlich sind,
vermieden werden. Ebenso die Impfung
Fünf UKJ-Mediziner unter den Top 50
gegen Pneumokokken, die Lungen-,
Hirnhaut- und Mittelohrentzündungen In seiner aktuellen Publikationsana- ihren Folgen einen wissenschaftlichen
verursachen können. „Besonders ge- lyse für die Bereiche Anästhesiologie Schwerpunkt darstellt. Hier arbei-
fährdet sind Patienten, denen die Milz, und Schmerzforschung listet das ten große, öffentlich geförderte For-
die wichtige Funktionen im Rahmen der Fachblatt Laborjournal gleich fünf In- schungsinitiativen wie das Integrier-
Immunabwehr hat, zumeist nach Un- tensivmediziner des Universitätsklini- te Forschungs- und Behandlungszen-
fällen entfernt werden musste. Das be- kums Jena unter den besten 50 Wis- trum für Sepsis und Sepsisfolgen CSCC
trifft in Deutschland etwa 8000 über- senschaftlern dieser Themengebiete und das Zentrum für Innovationskom-
wiegend jüngere Menschen“, betonte im deutschsprachigen Raum auf. Da- petenz Septomics. „Wir freuen uns
der Sepsis-Experte, unter dessen Lei- mit nimmt Jena die Spitzenposition über diese Bestätigung unserer Arbeit,
tung im August letzten Jahres am Uni- der Forschungsstandorte in der Anäs- mit der wir erreichen konnten, dass
versitätsklinikum Jena ALERTS, die thesiologie ein. die Ergebnisse unserer Studien in die
deutschlandweit größte Präventions- Behandlungsleitlinien aufgenommen
studie für Krankenhausinfektionen, Die Mediziner Konrad Reinhart, Yas- wurden und die Sepsis weiter ins Be-
startete. „Um die Zahl vermeidbarer ser Sakr, Frank M. Brunkhorst, Chris- wusstsein der Ärzte und der Öffent-
Krankenhausinfektionen, an denen in tiane Hartog und Frank Bloos forschen lichkeit gerückt ist“, betonte der Di-
deutschen Kliniken jährlich zwischen an der Klinik für Anästhesiologie und rektor der Klinik für Anästhesiologie
1500 und 4500 Patienten versterben, Intensivmedizin des UKJ an neuen Di- und Intensivmedizin, Professor Kon-
weiter zu reduzieren, müssen wir die agnose- und Therapiemöglichkeiten rad Reinhart, der im Ranking an zwei-
Hygienevorschriften exakt einhalten. für die Sepsis. Die oft nicht ganz kor- ter Stelle gelistet wurde.
Dazu gehört vor allem die regelmäßige rekt als „Blutvergiftung“ bezeichnete Für das Ranking wertete das Labor-
und sorgfältige Desinfektion der Hän- Sepsis ist mit ca. 60.000 Todesfällen journal die in internationalen Fach-
de mit einer alkoholhaltigen Reini- pro Jahr eine der häufigsten Todes- zeitschriften veröffentlichten Artikel
gungsflüssigkeit“, sagte Prof. Brunk- ursachen in Deutschland. Das Ranking der Jahre 2006 bis 2009 und deren
horst. „Mit der Einrichtung einer Pro- nennt die Sepsis deshalb ein „inten- Zitierungen aus. vdG
fessur für Klinische Infektiologie, die es sivmedizinisches Topthema“.
nur an wenigen deutschen Universitäts- Das gilt auch am Universitätsklinikum www.laborjournal.de/rubric/ranking/
klinika gibt, wurden am Universitäts- Jena, wo die Forschung zur Sepsis und R12_03/start.lasso
klinikum Jena sehr gute Voraussetzun-
gen im Kampf gegen Krankenhaus-
infektionen geschaffen. Wir arbeiten Trotz ihrer globalen Verbreitung und weltweiten Aufmerksamkeit rücken,
hier mit Professor Pletz eng zusammen.“ Gefährlichkeit ist die Sepsis in der Öf- will deshalb der erste Welt-Sepsis-Tag,
Das gilt auch für die Deutsche Sepsis- fentlichkeit zahlreicher Länder nach wie der am 13. September 2012 stattfin-
Hilfe e. V., die ebenfalls auf Jenaer Ini- vor weitgehend unbekannt. Aufklären det und von Jena aus organisiert wird.
tiative gegründet wurde. Hubert Grö- und die Erkrankung in den Fokus der mv
nert, der Vorsitzende, und Hartwig Gau-
der, der Schirmherr dieser weltweit ers-
ten Sepsis-Patientenorganisation, en-
gagieren sich wie zahlreiche weitere
ehemalige Betroffene im Kampf gegen
die tödliche Krankheit.

Erster Welt-Sepsis-Tag
am 13. September

Am Universitätsklinikum Jena werden


jährlich etwa 300 Patienten mit einer
schweren Sepsis behandelt. Die Sterb-
lichkeit konnte im letzten Jahrzehnt
von 36 auf 29 Prozent gesenkt werden
und liegt damit deutlich unter dem
deutschen und internationalen Durch-
schnitt.

www.uniklinikum-jena.de 15
Veranstaltungen

Informationsabende
Alumni treffen sich in Jena CineMed – Medizinthemen im Film
für werdende Eltern

Informationsabende für werdende Das 3. Alumnitreffen der Medizi- Boys don´t cry
Eltern finden an jedem zweiten nischen Fakultät Jena findet am
Donnerstag im Monat 19 Uhr im Ein Film von Kimberly Peirce
Samstag, 23. Juni 2012, ab 10 Uhr
Hörsaal und im Kreißsaal der USA, 1999
Universitäts-Frauenklinik in der im Abbe-Zentrum auf dem Beuten-
Bachstraße 18 statt. berg in Jena statt. Moderation: Prof. Bernhard Strauß
Nächste Termine: Programm und Anmeldung unter
14. und 28. Juni, 12. und 26. Juli, www.med-alumni.uni-jena.de am 28. Juni 2012, 18.00 Uhr, im
9. und 23. August oder Tel: 03641/93 42 93 Hörsaal Psychiatrie, Philosophenweg

Patientenseminare im Förderverein des Universitätsklinikums Jena e.V.


Interdisziplinären Brustzentrum Erlanger Allee 101, 07747 Jena, E-Mail: foerderverein@uniklinikum-jena.de
Vorsitzender: Dr. Dr. Michael Kiehntopf

Ich/Wir möchte(n)
13. Juni, 18.00 Uhr
Schutz der Weiblichkeit bei Vereinsmitglied werden
Krebserkrankung eine Spende in Höhe von € überweisen
Referent: Prof. Dr. Jürgen Weiss (Zutreffendes bitte ankreuzen)

11. Juli, 18.00 Uhr Name, Vorname, Titel:


Zirkulierende Tumorzellen als Firma, Einrichtung, Verein:
Prognosefaktor?
Anschrift:
Referent: PD Dr. Oumar Camara
Die Veranstaltung findet im Bera- Telefon: E-Mail:
tungsraum des Interdisziplinären
Datum: Unterschrift:
Brustzentrums, Bachstraße 18, statt.

16 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


Service

Cafeteria
In der Cafeteria in der Magistrale des Klinikums werden täg-
lich drei Menüs angeboten, darunter ein vegetarisches.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag
8.00 bis 10.30 Uhr und 11.00 bis 16.30 Uhr
(Mittagstisch von 11.00 bis 15.30 Uhr)
Samstag und Sonntag 12.00 bis 16.30 Uhr
Mittwoch bis Sonntag 17.00 bis 20.00 Uhr

Patientenfürsprecher
Patientenfürsprecher stehen den Patienten bei Beschwerden und Problemen zur Seite
Christine Börner Brigitte Weinsheimer (Klinik für Psychiatrie)
Sprechzeit jeden 2. Mittwoch, 13.30-15.00 Uhr Sprechzeit an jedem 1. und 3. Donnerstag im
(Mitarbeiterservice in der Magistrale) Monat, 16-17 Uhr (Büro vor Station 5)
Tel.: 0170/4589890 Tel.: (03641) 935654

Grüne Damen und Herren


„Grüne Damen und Herren“ sind ehrenamtlich im Krankenhaus tätig. Sie nehmen sich Zeit
zum Zuhören, Plaudern, Spielen, Vorlesen und erledigen kleine Besorgungen. Wenn Sie eine
solche Unterstützung wünschen, sprechen Sie bitte die Pflegenden und Ärzte Ihrer Station
an.

Patientenbibliotheken
Die Patientenbibliothek im Klinikum Lobeda (seit April 2012 im Erdgeschoss der Magistrale in
den ehemaligen Räumen der Poststelle) hat montags bis freitags von 10 bis 13 und 14 bis 17
Uhr geöffnet, die Patientenbibliothek in der Kinderklinik montags und donnerstags von 9 bis
11 Uhr. Außerdem besteht in den Kliniken für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, für Psychia-
trie sowie für Strahlentherapie und Radioonkologie die Möglichkeit der Buchausleihe.

Klinikseelsorge
Möchten Sie sich von einem Seelsorger betreuen lassen, wenden Sie sich bitte an:
Evangelische Klinikseelsorge: Katholische Seelsorge:
Pfarrer Heinz Bächer, 0151 1710 1492 Pfarrer Norbert Winter
Pfarrerin Christine Alder Bächer, 0151 1710 1493 (036421) 224 36 oder 0177 451 1927
Pfarrerin Dorothee Müller, 0151 1710 1494

Blutspende
Die Möglichkeit zur Blutspende besteht am Institut für Transfusionsmedizin im ehemaligen
Chirurgie-Gebäude in der Bachstraße 18.
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 14 bis19 Uhr und Freitag 8 bis13 Uhr
sowie jeden zweiten und letzten Samstag im Monat 9 bis13 Uhr

Kliniksozialdienst am UKJ Ethik-Kommission Zentrale Rufnummern


Leiter Leiterin Geschäftsstelle Zentrale Klinikum: 9300
Tancred Lasch Dr. Ulrike Skorsetz
Empfang Lobeda: 932 08 50
Tel.: (03641) 932 02 20 Tel.: (03641) 93 37 75
0151 16 35 93 41 Pforte Bachstraße: 93 30 11
tancred.lasch@med.uni-jena.de ulrike.skorsetz@med.uni-jena.de Öffentlichkeitsarbeit: 93 43 82

www.uniklinikum-jena.de 17
Diagnostik und Therapie

Patientenforum des 5. Jenaer Lebertages


„Es muss Körper und Seele gut gehen“

„Die Versorgung mit Spenderorganen


ist ein ewiges Ringen, nicht nur bei
uns in Deutschland, sondern überall
auf der Welt“, sagte Prof. Dr. Utz
Settmacher während des Patienten-
forums des 5. Jenaer Lebertages am
21. März. „Auch deshalb haben wir
uns in den letzten Jahren verstärkt
der Lebertransplantation durch Le-
bendspende zugewandt und uns auf
diesem Gebiet zu einem führenden
Zentrum entwickelt. Im letzten Jahr
erfolgten 19 unserer 69 Lebertrans-
plantationen durch Lebendspende“,
erläuterte der Direktor der Klinik für
Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchi-
rurgie (AVG) am Universitätsklinikum
Jena.

Hoffnung, die Zahl der Organspender


in Deutschland in den nächsten Jahren
signifikant zu erhöhen, hat Heike Koch.
Die Koordinatorin der Region Ost der Prof. Dr. Utz Settmacher (r.) und Alexander Koch (2. v. l.) während einer Lebertransplanta-
Deutschen Stiftung Organtransplan- tion Foto: Schacke
tation (DSO) unterstützt die Initiative,
künftig jeden Erwachsenen mehrfach
zu befragen, ob er Organspender wer- Transplantatabstoßung zu verhindern. Schwangerschaft ist auch nach einer
den möchte. „Dann werden wesentlich Vor allem durch eine deutlich verbes- Organtransplantation möglich
mehr Menschen über dieses wichtige serte immunsuppressive Medikation
Thema nachdenken und sich hoffent- konnte die Fünfjahres-Überlebensrate Gibt es erhöhte Risiken, und kommt
lich häufiger als bisher zur Organspen- nach Lebertransplantation von etwa 20 mein Kind gesund zur Welt?, fragen vor
de bekennen. Wir müssen das Thema Prozent im Jahr 1985 auf über 80 Pro- allem jüngere Transplantationspatientin-
noch stärker publik machen und offen zent gesteigert werden. Auch die Zehn- nen mit Kinderwunsch. „Bereits 1958
diskutieren, auch schon mit jüngeren jahres-Überlebensrate liegt heute bei gab es die erste erfolgreiche Schwan-
Menschen“, betonte Heike Koch und etwa 70 Prozent“, erläuterte Alexander gerschaft nach einer Nieren- und 1978
verwies auf die Schulinitiative der DSO, Koch. Der Arzt an der Klinik für Allge- nach einer Lebertransplantation. Auch
die das Problem Organspende im Ethik- mein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie einige Patientinnen, die an unserer Kli-
Unterricht ab Klasse 9 thematisiert. verwies aber auch auf zwei mit der Im- nik eine neue Leber erhielten, haben
munsuppression verbundene Probleme: nach der Organübertragung gesunde
Immunsuppression noch stärker erhöhte Risiken für Infektionen und Kinder zur Welt gebracht“, sagte Sandra
individualisieren für Tumorerkrankungen. „Zwar hat die Dennler (AVG). Allerdings sollten zwi-
Medizin auch hier deutliche Fortschritte schen der Transplantation und dem
Eine Organübertragung ruft beim Emp- gemacht, die ideale Immunsuppressi- Beginn der Schwangerschaft mindes-
fänger stets Abwehrreaktionen hervor, on, die nebenwirkungsfrei jegliche Or- tens zwölf Monate liegen. Zwingend
weil dessen Immunsystem alles daran ganabstoßung zuverlässig verhindert, erforderlich sind zudem eine stabile
setzt, das als Fremdkörper empfunde- gibt es allerdings nicht“, sagte Koch, der Transplantatfunktion sowie eine gut
ne Transplantat abzustoßen. Ein Pro- ausführlich über die Wirkung und die eingestellte Immunsuppression.
zess, den die Mediziner mit Hilfe der Nebenwirkungen verschiedener Im- Sandra Dennler wies außerdem darauf
Immunsuppression, der medikamen- munsuppressiva für Lebertransplantier- hin, dass Komorbiditäten der Patien-
tösen Unterdrückung des Immunsys- te informierte. „Wir hoffen, die Immun- tinnen beachtet und kontrolliert wer-
tems des Empfängers, eindämmen kön- suppression künftig noch stärker zu den müssen. Bei schweren Infektions-
nen. „Die Immunsuppression beginnt individualisieren und jedem Patienten krankheiten, die den Fetus beeinträch-
unmittelbar nach der Transplantation eine maßgeschneiderte Behandlung tigen könnten, sollte man unbedingt
und ist lebenslang erforderlich, um eine anzubieten.“ mit dem Transplantationsmediziner

18 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


Diagnostik und Therapie

sprechen, ob unter diesen Umständen die Medizin selbst. Hippokrates beklag- möglichen Rückfällen erfolgreich ent-
eine Schwangerschaft zu verantworten te diese bereits vor rund 2400 Jahren. gegenzuwirken, ist eine intensive sucht-
ist. „Organtransplantierte Frauen sind Die Ursachen sind vielschichtig und rei- medizinische Betreuung erforderlich“,
Hochrisikoschwangere, die engmaschig chen von Krankheiten ohne Leidens- sagte Prof. Sauer und erläuterte das Je-
interdisziplinär betreut und regelmäßig druck wie Bluthochdruck über eine un- naer Modell einer qualifizierten Entzugs-
labormedizinisch kontrolliert werden zureichende ärztliche Aufklärung bis zur behandlung von Patienten auf der War-
müssen“, sagte Sandra Dennler und er- sozialen Situation des Patienten. „Man- teliste für eine Organtransplantation.
läuterte ausführlich, welche Immun- gelnde Compliance verringert die Wirk-
suppressiva für Schwangere geeignet samkeit der Behandlung und führt zu Menschen, die auf ein neues Organ war-
sind und auf welche verzichtet werden steigenden Komplikationsraten, häufige- ten, sind zunehmend auf die Fürsorge
sollte, um ein erhöhtes Frühgeburts- ren Notarzteinsätzen, Krankenhausein- anderer, vor allem des Partners und der
oder Fehlbildungsrisiko zu vermeiden. weisungen und Krankschreibungen. Al- Familie angewiesen. Das Leben fokussiert
Ist all dies gewährleistet, ist eine er- lein in Deutschland werden die Kosten sich nahezu ausschließlich auf die Trans-
folgreiche Schwangerschaft einschließ- auf etwa 10 Milliarden Euro pro Jahr ge- plantation und auf den erlösenden An-
lich einer natürlichen Geburt auch nach schätzt“, betonte der Direktor der Klinik ruf: „Wir haben eine Leber für Sie“. Jut-
einer Organtransplantation möglich. für Psychiatrie und Psychotherapie. Ent- ta Riemer, Vorsitzende von „Lebertrans-
sprechend wichtig und sinnvoll ist es, auf plantierte Deutschland e. V.“, kennt diese
Compliance ist wichtig für den eine verbesserte Therapietreue hinzuwir- Situation aus eigenem Erleben. Und sie
Transplantationserfolg ken. Hier helfen vor allem ein vertrau- kennt auch den mitunter schwierigen
ensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis so- Weg nach der erfolgreichen Organ-
„Medikamente wirken nicht bei Patien- wie ein intaktes soziales Umfeld. transplantation, zurück in das normale
ten, die sie nicht nehmen“, sagte Prof. Mangelnde Compliance beobachten die Leben und in die Eigenverantwortung.
Heinrich Sauer und thematisierte damit Mediziner auch bei Transplantations- Denn die Bewältigung dieser neuen Si-
ein unter Patienten verbreitetes Problem, patienten, ein Verhalten, das zur Absto- tuation und das Leben mit dem frem-
die mangelnde Compliance oder Thera- ßung des transplantierten Organs füh- den Organ sind oftmals nicht leicht.
pietreue. Compliance beinhaltet neben ren kann und für den Patienten lebens- Deshalb sollten Transplantationspatien-
der exakten Medikamenteneinnahme gefährlich ist. Das gilt besonders für Pa- ten psychologische Hilfe annehmen und
auch die Ernährung und einen der ge- tienten mit einer alkoholbedingten Le- auch mit anderen Betroffenen spre-
sundheitlichen Situation angemessenen berzirrhose, wo die Rückfallquote auf chen. „Es reicht nicht, wenn das neue
Lebensstil. Die Probleme mit der Thera- der Warteliste und nach der Transplan- Organ funktioniert, es muss Körper und
pietreue der Patienten sind so alt wie tation bei 20 bis 25 Prozent liegt. „Um Seele gut gehen“, betont sie. mv

Meldungen aus
Herbert-Hartmann-Preis an Dr. Godfrey
der Wissenschaft

Auf der 26. Jahrestagung der Deutschen


Gesellschaft für Arteriosklerosefor-
schung (DGAF) wurden zwei Nach-
wuchswissenschaftlerinnen des Univer-
sitätsklinikums Jena ausgezeichnet. Ka-
trin Spengler wurde für den besten Vor-
trag mit dem G. Schettler-Preis geehrt,
und Annika Lattermann erhielt den E.
Betz-Preis für die beste Posterpräsen-
tation.

Ebenfalls mit einem Posterpreis ausge-


zeichnet wurde Fan Xiaobo, Stipendiat
des China Scholarship Council am Insti-
tut für Humangenetik. Er stellte auf dem
20th International Colloquium on Ani-
mal Cytogenetics and Gene Mapping in
Cordoba, Spanien, eine detaillierte Kar- Dr. Rinesh Godfrey (Institut für Molekulare Zellbiologie) wurde für seine Forschungsarbei-
tierung von chromosomalen Umbauten ten zur Rolle reaktiver Sauerstoffspezies bei der Entstehung Akuter Myeloischer Leukämien
beim Weißhandgibbon vor, die eventu- ausgezeichnet. Auf dem 4. Doktorandensymposium der Onkologen in Dornburg überreich-
ten Prof. Andreas Hochhaus (l.) und Prof. Iver Petersen den mit 1000 € dotierten Hartmann-
ell Rückschlüsse auf brüchige Regionen Promotionspreis. Preise für die besten Vorträge und Poster erhielten Zhongwei Zhou, Claire
in menschlichen Chromosomen erlau- Gordziel, Jenny Rinke, Ines Petzold, Susann Ludwig, und Melanie Benkwitz. Foto: Wetzel
ben.

www.uniklinikum-jena.de 19
GesundheitsUni Jena: Abendvorlesung

Damit Frau gesund bleibt...

„Viel zu häufig ertragen Frauen aus ner Tumor diagnostiziert, operieren wir steigt die Fünfjahres-Überlebensrate
falscher Scham Unterleibsbeschwer- in über 80 Prozent der Fälle Brust er- von 20 auf 60 Prozent.
den, obwohl wir mit modernen Diag- haltend, auch die Lymphknoten in der Mit einer Impfung können sich Mäd-
nose- und Therapiemethoden oft Achselhöhle werden nicht mehr voll- chen und junge Frauen seit einigen Jah-
schnell und dauerhaft helfen kön- ständig entfernt, zumeist ist die Ent- ren gegen eine Infektion mit Humanen
nen. Und das betrifft sowohl gut- als
auch bösartige Erkrankungen“, sag-
te Prof. Dr. Ingo Runnebaum wäh-
rend der Abendvorlesung der Ge-
sundheitsUni Jena am 28. März.

„Fast die Hälfte aller bösartigen Tumor-


erkrankungen der Frau sind gynäkolo-
gische Erkrankungen. Der mit Abstand
häufigste Tumor der Frau ist der Brust-
krebs, aber auch der Gebärmutterkör-
per- und der Eierstockkrebs kommen
oft vor“, erläuterte der Direktor der Ab-
teilung Frauenheilkunde. „Deutlich zu-
rückgegangen ist hingegen die Zahl der
Frauen, die am Gebärmutterhalskrebs
erkranken. Frühzeitig erkannt, sind heu-
te rund 90 Prozent aller Krebserkran-
kungen der Frau heilbar.“
Prof. Ingo Runnebaum während einer laparoskopischen Genitaltumoroperation Foto: Schröder
In 80 Prozent der Fälle wird
ästhetisch Brust erhaltend operiert fernung eines einzigen Lymphknotens Papilloma-Viren (HPV) schützen. „Etwa
ausreichend. Damit kommen auch die jede fünfte Patientin mit einer bleiben-
Gut stehen die Heilungschancen beim sehr unangenehmen Armlymphödeme den HPV-Infektion entwickelt eine
Brustkrebs, wenn der Tumor rechtzei- wesentlich seltener vor.“ Krebsvorstufe, bei ein bis zwei Prozent
tig entdeckt wird. „Alle Frauen ab 50 entsteht daraus nach 10 bis 15 Jahren
sollten deshalb neben der jährlichen Impfung schützt vor HPV-Infektion ein Gebärmutterhalskrebs, das Zervix-
Untersuchung beim Frauenarzt das karzinom. Regelmäßige Abstrichunter-
Mammographie-Screening nutzen“, Keine Möglichkeit der Früherkennung suchungen im Rahmen der Vorsorge-
betonte Prof. Runnebaum und verwies gibt es beim Ovarialkarzinom. „Von Zu- untersuchung beim Frauenarzt helfen,
auf die vielfältigen Möglichkeiten der fallsbefunden abgesehen, wird der Eier- verdächtige Gewebeveränderungen
Diagnostik, von der Selbstuntersuchung stockkrebs, der keine Frühsymptome rechtzeitig zu erkennen und reduzieren
über den Ultraschall bis zur Magnet- verursacht, zumeist erst in einem fort- das Tumorrisiko“, betonte Prof. Runne-
resonanz-Mammographie, die am UKJ geschrittenen Stadium entdeckt. Das baum. Untersucht wird das Gewebe
vom Institut für Diagnostische und In- macht ihn so gefährlich“, erläuterte auch mittels Kolposkopie, einer bis zu
terventionelle Radiologie durchgeführt Prof. Ingo Runnebaum. Entscheidend 15-fachen mikroskopischen Vergröße-
wird. Das strahlungsfreie Verfahren ist für das Überleben ist die operative Be- rung des Gebärmutterhalses. „Wird ein
die genaueste Methode, selbst kleinste handlung. „Es ist notwendig, die Pati- Zervixkarzinom festgestellt, ist heute
Befunde zu erkennen; auch bei jünge- entinnen auf vollständige Tumorfreiheit nicht mehr in jedem Fall die Entfernung
ren Frauen mit einem dichten Drüsen- zu operieren und dabei auch die vielen der Gebärmutter erforderlich. Vor al-
gewebe. Das persönliche Brustkrebs- kleinen Tumoren zu entfernen, die sich lem bei Frauen mit Kinderwunsch er-
risiko können Frauen reduzieren, die häufig im gesamten Bauchraum befin- halten wir diese mit der Trachelekto-
mindestens ein Jahr lang gestillt haben den. Uns gelingt das bei etwa 80 Pro- mie, der Gebärmutterhalsoperation.“
oder sich regelmäßig vier Stunden pro zent der Patientinnen mit einer OP, an Der Gebärmutterkörper- bzw. -schleim-
Woche sportlich betätigen. Ist in der der viele Disziplinen, beispielsweise die hautkrebs ist der häufigste weibliche
Familie schon häufiger ein Brustkrebs Intensivmedizin und die Chirurgie, be- Genitalkrebs. Vor allem Frauen über 60
aufgetreten, kann eine genetische Be- teiligt sind.“ Der Operation schließt sich Jahre sind betroffen. Frühsymptome des
ratung Klarheit über das individuelle in jedem Fall eine Chemotherapie an. Endometriumkarzinoms können nach
Brustkrebsrisiko geben. „Wird ein klei- Ist die Patientin komplett tumorfrei, den Wechseljahren auftretende vagina-

20 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


GesundheitsUni Jena: Abendvorlesung

le Blutungen sein. Schmerzen im Un- Radiologie, PD Dr. Teichgräber, im ge- bauchbeschwerden“, so Prof. Runne-
terbauch, beim Stuhlgang oder beim meinsam neu gegründeten Interdiszi- baum, „sollte der behandelnde Arzt des-
Wasserlassen sind hingegen bereits plinären Myomzentrum Jena durchfüh- halb unbedingt an eine diagnostische
Anzeichen einer fortgeschritteneren ren, ist die Uterusarterienembolisation, Bauchspiegelung denken, denn nur so
Erkrankung. Früh erkannt, liegt die kurz UAE. Dabei wird die Blutzufuhr des kann er eine Endometriose sicher erken-
Fünfjahres-Überlebensrate bei über 90 Tumors unterbrochen, was zu dessen nen oder ausschließen. Beseitigen kön-
Prozent. Entfernt wird das Endometri- Untergang führt. Bei etwa jeder fünf- nen wir sie nur durch eine operative
umkarzinom in Jena seit mehr als 15 ten Patientin kommt es allerdings zur Entfernung des Gewebes, ein Eingriff der
Jahren ohne Bauchschnitt durch eine Rezidivbildung. Dann ist auch hier eine in unserem zertifizierten Endometriose-
Bauchspiegelung. Operation erforderlich.“ zentrum nahezu ausschließlich laparos-
Heftige Schmerzen im Unterbauch, bei kopisch durchgeführt wird.“ Wichtige
Myome und Endometriose können der Regelblutung, beim Geschlechtsver- Informationen dazu erhalten Betroffe-
auch Gründe für Kinderlosigkeit sein kehr, beim Wasserlassen oder beim ne auch von der Endometriose-Selbst-
Stuhlgang sind typische Symptome der hilfegruppe, die an diesem Abend
Von ungewollter Kinderlosigkeit ist in Endometriose, einer gutartigen chroni- ebenfalls zahlreich vertreten war.
Deutschland jedes siebente Paar betrof- schen Wucherung der Gebärmutter- Gegen Probleme während der Wechsel-
fen. An der Universitäts-Frauenklinik schleimhaut (Endometrium). Diese kann jahre wird häufig eine Hormonthera-
Jena versucht die Kinderwunschsprech- sich im gesamten Bauchraum ausdeh- pie empfohlen. Diese, so Prof. Runne-
stunde, diesen Paaren zum ersehnten nen und unkontrolliert in andere Or- baum, ist in den letzten Jahren in die
Nachwuchs zu verhelfen. „Mitunter ist gane wachsen, vor allem in das Bauch- Kritik gekommen, weil sie angeblich zu
es ausreichend, die Spermien mit rela- fell, die Eileiter und die Eierstöcke, was einer Erhöhung des Krebsrisikos führt.
tiv einfachen Techniken wie der Inse- häufig zur Unfruchtbarkeit führt. Ent- „Belegt ist, dass die Östrogene Hitze-
mination in die Gebärmutter hineinzu- zündungsherde können sich aber auch wallungen und andere Begleiterschei-
bringen und den Eisprung hormonell im Darm, in der Harnblase oder in der nungen der Wechseljahre verringern
auszulösen. Darüber hinaus“, so Prof. Lunge bilden. Betroffen ist annähernd können. Nachgewiesen sind allerdings
Runnebaum, „nutzen wir selbstver- jede zehnte Frau, zwei Drittel sind jün- auch ein erhöhtes Schlaganfall- und
ständlich die Möglichkeiten der In- ger als 35 Jahre. Besonders problema- Thromboserisiko. Kaum messbar erhöht
vitro-Fertilisation, der Befruchtung im tisch ist, dass die Erkrankung häufig erst ist hingegen das Risiko von Krebser-
Reagenzglas.“ nach Jahren mit heftigen Beschwerden krankungen. Trotz allem Für und Wider
Gründe für Kinderlosigkeit können diagnostiziert und behandelt wird, in hilft die Hormontherapie zahlreichen
auch Myome oder eine Endometriose Deutschland nach durchschnittlich Frauen über eine schwere Zeit hinweg“,
sein. „Das Myom ist der häufigste gut- sechs Jahren. „Bei chronischen Unter- betonte Prof. Runnebaum. mv
artige Tumor des Uterus, der zur Infer-
tilität oder zum Abgang des Fetus füh-
ren kann“, erläuterte Prof. Runnebaum.
Sehr heftige und verlängerte Regelblu-
tungen sowie starke Schmerzen im
Unterleib sind typische Symptome von
Myomen, von denen fast jede dritte
Frau über 35 Jahre betroffen ist. Mehr
als 50 Prozent der Myome befinden sich
im Uterus, zwei bis drei Prozent sind
tief in die Schleimhaut eingedrungen.
Die Übrigen entstehen an der äußeren
Uteruswand. „Letztere können zwar ei-
nen Durchmesser von bis zu 20 Zenti-
metern und mehr erreichen, sie verur-
sachen aber kaum Schmerzen. Ganz im
Gegensatz zu den beiden anderen My-
omarten“, betonte Prof. Runnebaum.
Diagnostizieren kann man Myome mit-
tels transvaginalem Ultraschall, operiert
werden sie am UKJ durch Gebärmut-
ter- oder Bauchspiegelung bei vollstän-
digem oder teilweisem Erhalt der Ge-
bärmutter. Auf diese Weise werden
mehr als 80 Prozent der Patientinnen
bei deutlich verbesserter Lebensqualität
geheilt, wie die Jenaer Langzeit-Myom-
studie zeigt. „Eine neue Methode, die
wir mit dem Leiter des Zentrums für

www.uniklinikum-jena.de 21
GesundheitsUni Jena

Gerontopsychiatrische Tagesklinik lud zum Hausbesuch ein


Altersgerechte Behandlung in Wohlfühlatmosphäre
Vor fünf Jahren wurde in Jena-Ost
die Gerontopsychiatrische Tageskli-
nik der Klinik für Psychiatrie und Psy-
chotherapie eröffnet, um psychisch
kranke ältere Patienten in einem
nichtklinischen Wohnumfeld zu be-
treuen. „Wir wollten eine Wohl-
fühlatmosphäre schaffen, und ich
denke, das ist uns gelungen“, sagt
Dr. Silke Böttger und verweist auf die
wohnlich eingerichteten Zimmer für
die 15 älteren Frauen und Männer.

Die am 14. März zahlreich erschiene-


nen „Hausbesucher“ bestätigten das
und erkundigten sich nach dem The-
rapieangebot, das unter anderem Psy-
chotherapie und Gesprächsgruppen,
Entspannungsverfahren und Hirnleis-
tungstraining, Ergo- und Bewegungs- Wohnlich eingerichtete Zimmer. Die Patienten fühlen sich in der Tagesklinik der Klinik für Psychiatrie
therapie umfasst. Ebenso Kochen, Ba- und Psychotherapie wohl. Fotos: Szabó
cken und Heimwerken, um die Fähig-
keiten des täglichen Lebens möglichst Betreut werden in der Gerontopsychi- widmen können“, betont Anja Tänzer,
lange zu erhalten. „Wir wollen unsere atrischen Tagesklinik Patienten ab dem die während des Hausbesuchs der Ge-
Patienten so wenig wie möglich aus 60. Lebensjahr. Neben der Abklärung sundheitsUni über vielfältige soziale
ihrer gewohnten Umwelt reißen und von Gedächtnisstörungen (Demenzen), Hilfen zum Thema „Demenz“ informier-
ihnen trotzdem eine moderne Diagnos- werden Patienten mit Depressionen, te.
tik und Therapie anbieten“, betont Prof. Angststörungen und anderen seelischen Depressionen bei älteren Menschen zu
Dr. Karl-Jürgen Bär, der die Tagesklinik Erkrankungen behandelt. „Die tägliche erkennen, ist nicht leicht, auch weil sie
gemeinsam mit Dr. Böttger leitet. Be- Betreuung, häufig rund um die Uhr, ist häufig als „normal“ angesehen werden.
sonders wichtig ist der Erhalt der sozi- für die Angehörigen nicht leicht. Der Katrin Graf erläuterte, wie Angehörige
alen Kontakte, auch zu jungen Men- Sozialdienst der Tagesklinik informiert damit umgehen können. „Die Alters-
schen. „Unser Projekt mit dem Kinder- über mögliche Entlastungsangebote, depression ist eine ernstzunehmende
garten Fröbelhaus“, so Silke Böttger, „ist damit die Angehörigen Kraft sammeln Erkrankung, sie ist in den meisten Fäl-
deshalb für beide Seiten ein Gewinn.“ und sich auch einmal anderen Dingen len aber gut behandelbar. Wichtig ist,
dass wir den Patienten helfen und ih-
nen keine Vorwürfe machen. Wir müs-
sen sie so respektieren, wie sie sind.
Geduld und Einfühlungsvermögen sind
deshalb das A und O.“
Die zahlreichen Besucher waren von der
Atmosphäre in der Gerontopsychiatri-
schen Tagesklinik sehr angetan, und der
erste Hausbesuch der GesundheitsUni
im Jahr 2012 war ein voller Erfolg. mv

Weitere Informationen:
Tagesklinik Gerontopsychiatrie
in Kooperation mit Aktion Wand-
lungswelten Tagesklinik gGmbH
07749 Jena, Beutnitzer Str. 15
Tel.: 03641-507333 / Fax: 597335
Zahlreiche „Hausbesucher“ informierten sich über das umfangreiche Therapieangebot

22 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


4. Jenaer Neuroradiologie-Symposium

Neues von der grauen Substanz

Die Großhirnrinde, der Cortex cere- liegende weiße Substanz des mensch- rungen im cerebralen Cortex für die OP-
bri, ist die äußere, nur wenige Milli- lichen Gehirns. „Dabei handelt es sich Planung und die Wahl des Operations-
meter dicke Schicht des Großhirns, keineswegs um eine undefinierbare weges, um während des Eingriffs funk-
die kompliziert gefaltet und reich an Masse, sondern um ein System von tionelle Strukturen nicht in Mitleiden-
Nervenzellen und -verbindungen ist. Bahnen, die die verschiedenen Hirnzen- schaft zu ziehen. Dabei hilft auch die
Die graue Hirnsubstanz stand im Zen-
trum des 4. Jenaer Neuroradiologie-
Symposiums, zu dem Prof. Dr. Tho-
mas E. Mayer eingeladen hatte.

„Wir haben die neuesten Erkenntnisse


über den morphologischen Aufbau und
die Lokalisation von Funktionen in die-
sem wichtigen Teils des Gehirnes zusam-
mengetragen und über deren Bedeutung
für Entwicklungsstörungen, Tumoren so-
wie entzündliche, degenerative und Epi-
lepsie-Erkrankungen diskutiert. Intensiv
bearbeitet wurde die Nutzung von Land-
marken, die den Diagnostiker und Ope-
rateur bei der nicht leichten Orientie-
rung in der Großhirnrinde unterstützen“,
erläutert der Leiter der Sektion Neuro-
radiologie am UKJ.
Vorgestellt wurden zudem neue Unter- Dr. Uta Biedermann vom Jenaer Institut für Anatomie I erläutert am Plastinat den morphologi-
suchungsverfahren wie die Cortex-Mor- schen Aufbau des Gehirns Foto: Szabó
phometrie. Durch präzise Messungen der
Dicke, der Furchen und Windungen der tren miteinander verbinden.“ An der Magnetstimulation, mit deren Hilfe sich
Großhirnrinde lassen sich eindeutig ver- Entwirrung dieses „Faserknäuels“ wird einzelne Areale der Großhirnrinde ge-
schiedene degenerative Erkrankungen derzeit intensiv gearbeitet. „Wir nut- zielt von außen anregen und besser
unterscheiden und früh diagnostizieren. zen dazu funktionelle Methoden wie identifizieren lassen“, erläutert Dr. Ru-
Andere Verfahren, wie die Perfussions- die Diffusions-Tensor-Bildgebung, die pert Reichart, Leitender Oberarzt der
messung und die Spektroskopie, liefern die Lage einzelner Faserbahnen in der Neurochirurgie, und hebt den interdis-
Durchblutungs- bzw. chemische Bilder weißen Hirnsubstanz sichtbar macht. ziplinären Charakter des Symposiums
des Gehirns und ermöglichen unter an- Allein die Lokalisierung einer einzigen hervor.
derem eine exaktere Differenzierung von Bahn“, so Thomas E. Mayer, „erfordert Neben Ärzten der radiologischen Dis-
Tumorläsionen. eine Vielzahl von Messungen, die mit ziplinen, die das Gros der rund 200 Teil-
Bekannt ist, dass verschiedenen Area- einer komplexen Software verknüpft nehmer stellten, haben an der Veran-
len der Großhirnrinde bestimmte Funk- werden müssen.“ Diese Erkenntnisse staltung auch zahlreiche Kliniker, vor
tionen – beispielsweise das Sprechen, helfen unter anderem bei der Diagnos- allem Neurochirurgen, Neurologen und
das Hören, das Sehen, das Gedächtnis tik von Tumoren, von Hirnleistungs- Psychiater, aber auch Augen- und HNO-
oder die Bewegung – zugeordnet sind. störungen oder Verletzungen. Alters- Ärzte teilgenommen. Nochmals erwei-
„Einige dieser Areale, hierzu gehören die bedingte degenerative Erkrankungen tert wurde, vor allem mit Unterstützung
für die Bewegung zuständigen Berei- und Durchblutungsstörungen, die mit der Jenaer Anatomen, das Workshop-
che, sind sehr genau definiert, andere, Veränderungen der Eisenverteilung im angebot des Symposiums. Dies ermög-
wie die für das Sprechen, das Verste- Gehirn verbunden sind, lassen sich mit lichte auch, Plastinate des Gehirns an-
hen oder Planen, sind wesentlich vari- Hilfe eines neuen Bildgebungsverfah- zufassen und aus der Nähe von allen
abler. Wir haben während unseres Sym- rens, der quantitativen Suszeptibili- Seiten zu studieren. Mit der Unterstüt-
posiums verschiedene Möglichkeiten tätskartierung, besser erkennen. zung von Firmen wurden therapeutische
erörtert, wie dies klinisch zu nutzen ist“, und interventionelle Schulungen in klei-
betont Prof. Mayer. „Aus klinischer und speziell neurochi- nen Gruppen durchgeführt. Auch ange-
rurgischer Sicht besonders interessant hende Mediziner nutzten die Möglich-
Gesprochen wurde nicht nur über die waren die Möglichkeit und Notwendig- keit, eine begleitende Veranstaltung spe-
graue, sondern auch über die darunter keit der exakten Lokalisation von Stö- ziell für Studierende zu besuchen. mv

www.uniklinikum-jena.de 23
Forschung

Gesundes Altern beginnt im Mutterleib


Jenaer Neurologen untersuchen, wie vorgeburtlicher Stress die
Hirnalterung beeinflusst

Neurologen des Universitätsklini-


kums Jena erforschen die Auswir-
kung mütterlicher Stressfaktoren
vor der Geburt auf die Alterung des
Gehirns und dessen Anfälligkeit für
altersassoziierte Erkrankungen wie
Demenz oder Schlaganfall. Gemein-
sam mit Partnern aus Europa und
den USA wollen sie nachweisen, dass
psychischer Stress, eine moderate
Mangelernährung der Mutter oder
die Gabe von Stresshormonen zur
Lungenreifung bei drohender Früh-
geburt die Verarbeitung von Stress-
signalen im Gehirn des Kindes lang-
fristig verändern. Von der detaillier-
ten Aufklärung dieser Verände-
rungsprozesse versprechen sich die
Wissenschaftler auch die Möglich-
keit, ihnen therapeutisch entgegen-
zuwirken. Prof. Dr. Matthias Schwab untersucht die Stresstoleranz bei einem Kind Foto: Szabó

Zeichnet sich bei einer Schwangeren nig Nahrungsaufnahme der Mutter etwa zehnjähriger Kinder, deren Müt-
eine drohende Frühgeburt ab, so erhält oder eine Plazentastörung, die bei äl- ter in der Schwangerschaft mit Gluco-
sie häufig Glucocorticoide, um die Rei- teren Schwangeren nicht ungewöhn- corticoiden behandelt wurden. Psycho-
fung der Lunge des Babys zu beschleu- lich ist. Und auch bei Herz-Kreislauf- logen der Katholischen Universität im
nigen. Dies ist die Voraussetzung dafür, system und Stoffwechsel scheint der belgischen Leuven betreuen Mütter, die
dass das Baby atmen kann, wenn es mütterliche Stress die Weichen für ein in der Schwangerschaft unter psychi-
doch zu früh ins Leben starten muss. erhöhtes Krankheitsrisiko zu stellen, für schen Stress litten. Von deren Kindern
Doch welche anderen Auswirkungen Bluthochdruck und Diabetes mellitus sollen eine Gruppe Zweijähriger und
hat die Gabe dieser Stresshormone, zu beispielsweise. eine Gruppe etwa 25-Jähriger in die
denen auch das Kortisol gehört, für die Studie aufgenommen werden. „Eine
Gesundheit im späteren Leben? Kinder gestresster und einzigartige Gruppe, um die Effekte von
„Wir wissen, dass diese Kinder später fehlernährter Mütter Stress im Mutterleib im Alter zu unter-
weniger stresstolerant sind und sich suchen, sind Senioren, die im ‚Hollän-
schlechter konzentrieren können als Al- Das Ausmaß dieser Prozesse, ihre Me- dischen Hungerwinter’ 1944/45 wäh-
terskameraden, deren Mütter keine chanismen und die Folgen für Alters- rend der deutschen Besatzung der Nie-
Glucocorticoide erhielten“, so Profes- erkrankungen wie Schlaganfall, Depres- derlande geboren wurden“, so Matthias
sor Matthias Schwab über die Ergeb- sion oder kognitive Störungen wollen Schwab. Hinzu kommen entsprechend
nisse früherer Studien. „Die Regulierung Neurologen des UKJ jetzt systematisch ausgewählte Kontrollgruppen.
der Stresssignale wird nachhaltig ge- untersuchen. Dazu arbeiten sie in ei-
stört, was möglicherweise zur vorzei- nem von der Europäischen Union mit Psychologische Tests
tigen Alterung insbesondere des Hirns drei Millionen Euro geförderten Projekt und modernste Bioanalytik
beiträgt“, erklärt der Neurologe. mit Molekularbiologen, Psychologen,
Die Untersuchungen belegen, dass auch Fetal- und Neurophysiologen in fünf Sie alle werden in ausgeklügelten Tests
Stress, wie ihn jede Schwangere erle- europäischen Ländern und den USA zu- und mit modernster Analytik auf ihr
ben kann, die Hirnentwicklung beim sammen. Basis für die Untersuchungen biologisches Alter, insbesondere auf die
Ungeborenen stört. Solche Stresssitu- sind gut dokumentierte Risikogruppen: Leistungsfähigkeit und das funktionelle
ationen können etwa bei psychischer Aus ihren früheren Studien haben die und strukturelle Alter ihres Gehirns, un-
Belastung oder bei moderater Mangel- Jenaer Neurologen Kontakt zu einer tersucht. Dazu erfassen die Mediziner
ernährung auftreten, z.B. durch zu we- Gruppe im Uniklinikum geborener, jetzt zunächst den allgemeinen Gesundheits-

24 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


Forschung

zustand und insbesondere für die älte- Ursache sind epigenetische Probanden, sondern auch Nager und
ren Probanden altersrelevante Erkran- Regulationsprozesse eine Gruppe Paviane, die im texani-
kungen wie Herz-Kreislauf-Probleme, schen San Antonio leben und deren
neurodegenerative Erkrankungen, Mit dem großen Analyseaufwand wol- Mütter während der Schwangerschaft
Schlaganfälle oder depressive Störun- len die Neurologen in Zusammenarbeit gezielt gestresst wurden. Das ermög-
gen. Die Studienteilnehmer müssen al- mit Wissenschaftlern vom Fritz-Lip- licht den Wissenschaftlern, die Über-
tersangepasste kognitive Tests und Un- mann-Institut für Altersforschung in tragbarkeit ihrer Ergebnisse von Tier auf
tersuchungen der Stresstoleranz absol- Jena nachweisen, dass epigenetische Mensch einzuschätzen. Denn sie wol-
vieren. Anhand der Magnetresonanz- Regulationsprozesse für die verfrühte len noch weiter gehen. In experimen-
Daten können Jenaer MRT-Spezialisten Alterung verantwortlich sind – also tellen Studien werden sie nach den
um Dr. Christian Gaser die Hirnstruktur nicht die genetische Information selbst, Schwangerschaftsabschnitten suchen,
modellieren und so Aussagen über das sondern ob und wie diese abgelesen in denen das sich entwickelnde Gehirn
biologische Alter des Gehirns treffen. und realisiert wird. „Diese Prozesse sor- besonders empfindlich auf Stress rea-
Einen weiteren Hinweis auf das tatsäch- gen dafür, dass die Empfindlichkeit der giert. Und sie werden versuchen, mit
liche biologische Alter der Probanden Glucocorticoid-Rezeptoren, die den pharmakologischen Wirkstoffen gegen
sollen die Telomere liefern. Die Länge Kortisolspiegel im Blut messen und re- die erhöhte Stressempfindlichkeit und
dieser Chromosomenden, die sich bei gulieren, wesentlich herabgesetzt wird“, die daraus resultierende größere Anfäl-
jeder Zellteilung verkürzen, vermessen erklärt Matthias Schwab. „Das führt ligkeit für Alterserkrankungen vorzu-
Kooperationspartner aus Madrid. Au- dazu, dass zeitlebens vermehrt Stress- gehen. „Das könnte der Ausgangspunkt
ßerdem werden Bioanalytik-Spezialis- hormone ausgeschüttet werden; dieser für Vorsorgemaßnahmen sein, die schon
ten aus Innsbruck das Blut der Proban- Dauerstress lässt dann den Blutdruck während der Schwangerschaft auf ein
den auf das Muster der Stoffwechsel- steigen und kann Depressionen auslö- langes Leben in Gesundheit abzielen,
produkte screenen, um so Rückschlüs- sen.“ und für eine Therapie gegen vorzeitige
se auf Besonderheiten in der Stoff- Das gesamte Untersuchungsprogramm Alterungsprozesse“, so Professor Mat-
wechselaktivität ziehen zu können. durchlaufen nicht nur die menschlichen thias Schwab. vdG

Jenaer Medizinphysiker zum ISMRM-Fellow ernannt


Internationale Gesellschaft für Magnetresonanz in der Medizin
ehrt Professor Jürgen Reichenbach
Auf ihrer 20. Jahrestagung in Mel- tomografie, das die spezifische Mag-
bourne ernannte die Internationale netisierbarkeit des Gewebes bestimmt
Gesellschaft für Magnetresonanz in und anhand dreidimensionaler Bilder
der Medizin ISMRM am 7. Mai Pro- visualisiert. „So lassen sich beispiels-
fessor Dr. Jürgen Reichenbach zum weise Eisenablagerungen bei Patien-
„Fellow of the Society“. Mit dieser ten nachweisen und quantifizieren.
Ehrenmitgliedschaft würdigt die Diese Eisenablagerungen spielen bei
Fachgesellschaft die Forschungsleis- neurodegenerativen Erkrankungen
tungen des Jenaer Wissenschaftlers, wie Alzheimer oder Parkinson eine
der die Arbeitsgruppe für Medizi- wichtige Rolle“, beschreibt Professor
nische Physik am Zentrum für Ra- Reichenbach eine mögliche Anwen-
diologie des Universitätsklinikums dung.
leitet. Die Internationale Gesellschaft für
Magnetresonanz in der Medizin för-
„Vor allem mit seinen Studien zur Tu- dert als eine interdisziplinäre Vereini-
mordurchblutung und der Hämody- Prof. Dr. Jürgen Reichenbach Foto: privat gung Innovation, Entwicklung und
namik des Gehirns leistete Jürgen Rei- Anwendung der Magnetresonanz-
chenbach einen wichtigen Beitrag so- zept der suszeptibilitätsgewichteten Techniken in Medizin und Biologie auf
wohl in der Grundlagen- als auch der Bildgebung führten. Jürgen Reichen- der ganzen Welt. Ihr gehören über
translationalen Forschung“, so der bach ist ein Pionier auf diesem Gebiet.“ 8000 Spezialisten aus 58 Ländern an,
Vorstand der ISMRM. „Damit verbun- Mit der magnetischen Suszeptibili- darunter Wissenschaftler, Forscher
den waren seine grundlegenden Ex- tätskartierung entwickelte der Jenaer und Kliniker, niedergelassene Ärzte,
perimente zu Suszeptibilitätseffekten Medizinphysiker ein neues Bildge- sowie Vertreter aus Industrie und Ver-
bei der Durchblutung, die zum Kon- bungsverfahren der Magnetresonanz- waltung. vdG

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Lehre und Forschung

Qualitätsoffensive für Promotionen


Sepsisforscher starten Doktorandenprogramm für Mediziner und
Naturwissenschaftler

Das Zentrum für Sepsis- und Sepsis- sis und hat dafür ein Urlaubsemester rimentelles Können verbessern. Ande-
folgen am Universitätsklinikum Jena genommen. Beiden jungen Frauen ste- re Angebote, bspw. zu wissenschaftli-
wird seine Doktoranden künftig in ei- hen die Angebote der Research Training chen Vortragstechniken, gehen über die
ner eigenen Research Training Group Group, des neuen Doktorandenpro- rein fachliche Qualifikation hinaus. Die
betreuen. Das strukturierte Ausbil-
dungsprogramm umfasst Vorträge, Se-
minare, methodische und praktisch-
experimentelle Kurse und steht sowohl
Promovenden in den Naturwissen-
schaften als auch in der Medizin of-
fen. Diese Nachwuchsförderung soll
die Perspektiven in der klinischen For-
schung verbessern und die wissen-
schaftliche Qualität der medizinischen
Doktorarbeiten erhöhen. Die Research
Training Group ist Bestandteil der Jena
School of Molecular Medicine unter
dem Dach der Graduiertenakademie
der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Als Nachwuchswissenschaftlerin sucht


Isabell Lenhardt nach neuen Medika-
menten, die einem Leberversagen bei
einer Sepsis entgegenwirken können. Die CSCC-Doktorandin Isabell Lenhardt (Mitte) mit ihren Promotionsbetreuern PD Dr. Amelie
Lupp und Prof. Dr. Stefan Schulz Foto: Szabó
26-jährige Biologin ist Mitarbeiterin des
Zentrums für Sepsis- und Sepsisfolgen
CSCC und promoviert seit einem Jahr am gramms des CSCC, offen. „Unser Ziel ist Promovierenden sollen zu kritischem
Institut für Pharmakologie und Toxi- eine bessere Betreuung und wissen- Denken, zu interdisziplinären Problem-
kologie des Universitätsklinikums Jena. schaftliche Ausbildung der Doktoran- lösungen und zur Übernahme von Lehr-
Angeleitet und fachlich betreut wird die den über die engen Grenzen des Dis- und Mentoring-Aufgaben befähigt
Mutter eines kleinen Sohnes dabei von sertationsthemas hinaus. Vor allem wol- werden. Dabei lernen Mediziner von
der Pharmakologin PD Dr. Amelie Lupp len wir junge Mediziner für die klini- Naturwissenschaftlern und Naturwis-
und dem Direktor des Instituts, Profes- sche Forschung interessieren und be- senschaftler von Medizinern.
sor Dr. Stefan Schulz. „Mit ihnen kann fähigen“, beschreibt Prof. Dr. Andreas
ich regelmäßig über den Fortgang mei- Stallmach, Sprecher des Graduierten- Zertifikat als Qualifikationsnachweis
ner Arbeit sprechen, und ich bin in das kollegs und stellvertretender Sprecher
wissenschaftliche Leben am Institut ein- des CSCC, das Anliegen. „Wir wissen, Das CSCC-Graduiertenkolleg ist an die
gebunden. Darüber hinaus interessieren dass eine wissenschaftliche Ausbildung akkreditierte Jena School for Molecu-
mich aber auch interdisziplinäre Veran- ein qualitätssicherndes und kosten- lar Medicine angebunden, die Mitglied
staltungen oder die Möglichkeit, Studie- sparendes Herangehen in der medizi- der Jenaer Graduiertenakademie ist.
rende fachlich zu betreuen“, so Isabell nischen Versorgung ermöglicht. Sie för- Wird das Programm erfolgreich absol-
Lenhardt. dert die Kritikfähigkeit der Ärzte und viert, erhalten die jungen Wissenschaft-
dient damit der Sicherheit der behan- ler zum Abschluss ihrer Arbeit ein Zer-
Mediziner und Naturwissenschaftler delten Patienten“. tifikat als Qualifikationsnachweis.
lernen voneinander Dazu werden jedem Promovenden des Zurzeit arbeiten in den 40 Projekten
CSCC mindestens zwei Betreuer zur des CSCC mehr als 35 Doktoranden,
Auch Isabell Woest promoviert in der Seite gestellt. In Seminaren, Vorlesun- denen nach Aufnahme in das Kolleg die
Sepsisforschung. Die Medizinstudentin gen und Vorträgen sowie in methodi- Angebote offen stehen. Regelmäßig
untersucht an der Klinik für Anästhe- schen Kursen können die Doktoranden schreibt das Zentrum Doktorandenstel-
siologie und Intensivmedizin Aspekte ihre Kenntnisse zur Sepsis erweitern len und Promotionsstipendien auf dem
der Herzmuskelschädigung bei der Sep- und vertiefen und ihr praktisch-expe- Gebiet der Sepsisforschung aus. Auch

26 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


Forschung

das Interdisziplinäre Zentrum für Kli- Medizinstudierenden und -absolventen che Promotion und damit für die welt-
nische Forschung an der Medizinischen die Möglichkeit, in einem Doppel- bzw. weit anerkannte Doppelqualifikation
Fakultät startet im Sommersemester ein Aufbaustudium einen Master of Mo- MD/PhD als Mediziner und Naturwis-
strukturiertes Ausbildungsprogramm lecular Medicine zu erwerben. „Diese senschaftler“, betont Professor Stall-
für seine medizinischen und naturwis- anspruchsvolle Ausbildung für for- mach. Gegenwärtig absolvieren in Jena
senschaftlichen Doktoranden. Daneben schungsinteressierte Mediziner bildet sieben Mediziner ein Masterstudium.
bietet die Medizinische Fakultät in Jena die Basis für eine naturwissenschaftli- vdG

Cholesterin schützt vor lebensbedrohlichen Folgen


einer Lungenentzündung
Bei einer von Pneumokokken verur- Intensivmediziner am Universitätsklini- geringen Keimzahlen eines Bakterien-
sachten Lungenentzündung wird als kum Jena leitete gemeinsam mit Prof. stammes infiziert wurden, der Lungen-
Fernwirkung in der Leber die Produk- Dr. Ulrich Maus von der Medizinischen entzündungen ohne Tendenz zur sys-
tion von Cholesterin erhöht, das die Hochschule Hannover eine Studie mit temischen Ausbreitung verursacht. Weit
infektionsbedingten Schädigungen Mäusen, die in unterschiedlichen Do- weniger ausgeprägt war der Effekt bei
des Lungengewebes mindert. Ausge- sen mit zwei verschiedenen Pneumo- der Infektion mit einem sepsisauslösen-
löst wird dieser Abwehrmechanismus kokkenstämmen infiziert wurden. „In den Pneumokokkenstamm.
durch das Bakteriengift Pneumolysin. einem systembiologischen Ansatz ha-
Wie erfolgreich dieser Schutz ist und ben wir jeweils die Auswirkungen der Exzessive Cholesterin-Senkung
ob er eine Ausweitung der Infektion Infektion auf der Ebene der Signal- und schwächt Infektionsabwehr
zur Sepsis verhindern kann, hängt vom Stoffwechselprozesse nicht nur in der
Grad der Infektion und dem Pneumo- Lunge, sondern auch im Blut und in der Weitere Versuchsreihen mit einem gen-
kokkenstamm ab. Das ist das Ergeb- Leber untersucht.“ veränderten Stamm, der kein Pneumo-
nis einer Studie von Wissenschaftlern lysin herstellt, und mit Pneumolysin, das
des Universitätsklinikums Jena und Zwei glorreiche Halunken: durch cholesterinreiches Plasma neu-
der Medizinischen Hochschule Han- Pneumolysin vs. Cholesterin tralisiert wurde, bestätigten die Ergeb-
nover, die sie jetzt gemeinsam mit nisse, die im Fachblatt Faseb-Journal
Kollegen aus Jena, Innsbruck, Lyon, Eine Schlüsselrolle dabei spielt das veröffentlich wurden. „Wir konnten ver-
den USA und Australien im Faseb- Pneumolysin. Dass sich dieses von den schiedene Regulationsmechanismen bei
Journal veröffentlichten. Pneumokokken gebildete Bakteriengift Lungenentzündungen aufklären, die
an die Cholesterinmoleküle in der Zell- weit über das betroffene Organ hinaus-
Lungenentzündungen, an denen Pati- membran der Lungenbläschen anlagert gehen und den Verlauf der Erkrankung
enten außerhalb von Krankenhäusern und so die Barrierefunktion der Mem- wesentlich beeinflussen“, fasst Michael
erkranken, sind die weltweit am häu- bran zerstört, war bekannt. „Wir konn- Bauer zusammen. „Als Gegenspieler des
figsten registrierten Infektionserkran- ten zeigen, dass das Pneumolysin, das Pneumolysins kämpft das Cholesterin bei
kungen. Bei fast der Hälfte der in nun in den Körper gelangen kann, auch Pneumokokkeninfektionen auf der gu-
Deutschland auf jährlich eine halbe in der Leber den Startschuss für eine ten Seite. Unser Ergebnis ist ein weite-
Million geschätzten Fälle wird die In- verstärkte Produktion von Cholesterin res Argument gegen die exzessive Cho-
fektion von Pneumokokken verursacht. gibt“, nennt Michael Bauer ein zentra- lesterinsenkung als Präventionsmaßnah-
Meist bleiben diese Lungenentzündun- les Ergebnis der Studie, an der auch me – sie mindert das Abwehrpotential
gen auf einzelne Lungenlappen be- Wissenschaftler vom Jenaer Fritz-Lip- des Körpers im Fall einer Infektion.“
grenzt und heilen nach Behandlung mit mann-Institut, aus Innsbruck, Lyon, den Der Intensivmediziner leitet das Inte-
Antibiotika gut aus, doch kann sich die USA und Australien beteiligt waren. grierte Forschungs- und Behandlungs-
Infektion in schweren Fällen auch aus- „Dieses Cholesterin kann dann weite- zentrum für Sepsis und Sepsisfolgen am
breiten und zu Organversagen bis hin res Pneumolysin neutralisieren und so Universitätsklinikum Jena und ist in das
zum lebensbedrohlichen septischen vor größeren Gewebeschäden in der Progress-Netzwerk zur systembiologi-
Schock führen. Lunge schützen.“ Eine große Aktivität schen Erforschung von Pneumonien
„Die Mechanismen und Bedingungen der an der Biosynthese von Choleste- eingebunden. Beide infektionsmedizi-
dieser Ausbreitung einer Pneumokok- rin beteiligten Gene und ein in der Fol- nischen Forschungsinitiativen werden
keninfektion sind noch kaum verstan- ge erhöhter Cholesterinspiegel zeigte vom Bundesministerium für Bildung
den“, so Prof. Dr. Michael Bauer. Der sich vor allem bei den Mäusen, die mit und Forschung gefördert. vdG

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Zu Besuch am UKJ

„Ich hör’ was!“ wissbegierige Vier- und Fünfjährige so


interessant sind.
Interessant war auch der Vortrag von
Mädchen und Jungen der Kita Seidelhaus Dr. Silvia Bohne, die die Kleinen über
das Ohr und das Hören informierte und
besuchten die HNO-Klinik mittels Endoskop sogar in die Ohren
hineinschaute. Das war den Kindern
zunächst dann aber doch nicht ganz
„Ich hör’ was“, freut sich Marlen. „Ich Spaß. Weil man dort viel Neues ken- geheuer. Doch schließlich kletterte der
hör’ was“, ruft die Vierjährige erneut. nen lernen und sogar ausprobieren vierjährige Merlin auf den Stuhl und
Die anderen Mädchen kichern. „Fein, konnte, und weil die Audiometrieas- zeigte den Größeren, was für ein mu-
das hast Du wirklich ganz prima ge- sistentinnen Netty Amm und Bärbel tiger Junge er ist. Dafür gab es Lob
macht“, lobt Audiometrieassistentin Hertig sowie die Ärztinnen Dr. Silvia von Silvia Bohne und Julia Ritter, und
Netty Amm, „und wer möchte jetzt Bohne, Julia Ritter und Katharina beim anschließenden Kakaotrinken
sein Gehör testen?“ Geißler „ein Händchen“ für ihre klei- und Kuchenessen hatte Merlin ganz
nen Besucher hatten. Vor allem aber, besonders viel zu erzählen. mv
11 Kinder der Jenaer Kita Seidelhaus weil sie den Kindern die Scheu vor dem
besuchten am 9. März die Hals-, Na- Krankenhaus nahmen und ihnen viele
sen- und Ohrenklinik und hatten viel tolle Geräte zeigten, die für neu- und
Auflösung
Kreuzwort-Puzzle auf Seite 30

Gespannt lauschen
die Mädchen und Jun-
gen den Erläuterun-
gen von Bärbel Hertig
(o. l.). Der kleine Mer-
lin war der Mutigste
und ließ sich von Ju-
lia Ritter in die Ohren
schauen. Die vierjäh-
rige Marlen machte
als Erste den Hörtest,
den Netty Amm er-
klärt.

Fotos: Wetzel (2)


Vöckler (o. r.) „Weltpolitik“ auf Seite 31
1a, 2b, 3c, 4b, 5c, 6a, 7b, 8a, 9b, 10b

28 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


Mosaik

Empfehlung aus der Patientenbibliothek

Zwei lernen sich kennen, verlieben sich


ineinander, verlieren sich aus den Au-
gen und finden sich durch einen bana-
len Zufall wieder. Dieser Handlungs-
faden lässt Kitsch vermuten. Doch Alex
Capus’ ungewöhnliche Liebesgeschichte
„Léon und Louise“ war sicher nicht nur
für mich eine lesenswerte Entdeckung,
weil sie sich weit über andere Romane
dieser Art hinaushebt.

Es ist die Geschichte des Großvaters von


Alex Capus von 1918 bis 1986. Sie be-
ginnt zunächst mit dessen Beerdigung
und geht dann in einer Rückblende in
die Zeit des Ersten Weltkrieges in Frank-
reich über. Es ist die große Liebe: „Auf
immer und ewig“, versichern sich Léon Gudrun Türk in den neuen Räumen der UKJ-Patientenbibliothek Foto: Szabó
und Louise bei ihrer Begegnung in der
Normandie. Doch wenig später reißt ein ständnis des Autors für schicksalhafte heiter-melancholische Grundstimmung
Fliegerangriff die beiden beinahe für Begegnungen, vergebliches Lebens- zu versetzen.
immer und ewig auseinander. Erst zehn glück und menschliche Entsagungen. An „Passivleser“ leihen wir gern auch
Jahre später sehen sie sich in zwei an- Fast ein ganzes Jahrhundert mit allen das gleichnamige Hörbuch aus, das von
einander vorbeifahrenden Zügen in der historischen Wechseln verstreicht in der Ulrich Noethen 394 Minuten lang sehr
Pariser Metro wieder. Obwohl Léon in- schönen, kurzweiligen und gar nicht stilsicher gelesen wird.
zwischen verheiratet und Louise ihren kitschigen Geschichte, die den Widrig- In unserer neuen Bibliothek in der Ma-
eigenen Weg gegangen ist, bekommt keiten des Lebens mit Aufrichtigkeit, gistrale, Bettenhaus 1. EG, steht für Pa-
die Geschichte durch die geschickte Humor und Beharrlichkeit standhält. tienten und Mitarbeiter ein reichhalti-
Komposition des Autors, Louise in die Trotz teilweise trauriger Handlung ge- ges Medienangebot zur kostenlosen
Rolle der ständigen Beobachterin von lingt es Alex Capus mit Einfühlungs- Ausleihe bereit.
Léon zu versetzen, eine eigene Dyna- vermögen und Humor den Leser in eine Gudrun Türk
mik. So kann man sehr hautnah den
Werdegang von Léon verfolgen und sei-
ne Sorgen und Nöte während der deut-
schen Besatzung miterleben. Auch
wenn sie die meiste Zeit ihres Lebens
getrennt sind, hat Louise ihn nie ver-
gessen, ist Léon immer ihr Traum, ein
Teil ihres Lebens.
Obwohl die Handlung in einem eher
nüchternen, trockenen und sachlichen
Stil erzählt wird, wirkt sie stimmungs-
voll und sehr poetisch. Auch, dass die
Romanze der beiden Liebenden sprach-
lich nicht besonders herausgehoben
wird, sondern stets die Verbindung zwi-
schen der wunderbaren Beschreibung
der jeweiligen Lebensphase zum his-
torischen Hintergrund gehalten wird,
vertieft den Leseeindruck. Besonders
deutlich wird die Zeitgeschichte in den
persönlichen Eindrücken von 1940 bis
1945 reflektiert. Wie die Geschichte
erzählt wird, zeugt vom tiefen Ver-

www.uniklinikum-jena.de 29
Mosaik

Ansteckende Fröhlichkeit
Rita Müller bringt den Frühling in die „ganz kleine Galerie“

„Die leuchtenden Farben des Frühlings


vertreiben das Grau des Winters. Ganz
besonders die Bilder im Foyer sind von
einer Farbig- und Fröhlichkeit, die an-
stecken. Ich bin sehr froh über diese klei-
ne, aber sehr repräsentative Werkschau
Rita Müllers, die nun auch die Mitarbei-
ter unseres Klinikums kennen lernen
können“, sagte Professor Bernd Wieder-
anders. Der Einladung zur Vernissage der
44. „ganz kleinen Galerie“ waren erneut
zahlreiche Kunstfreunde gefolgt, und die
Flötistin Andrea Kliewer gab der Veran-
staltung einen stimmungsvollen musi-
kalischen Rahmen. Die Jenaer Künstle-
rin Rita Müller hat ihre Bilder bereits in
mehr als 30 Ausstellungen präsentiert.
Ihre in der „ganz kleinen Galerie“ vor-
gestellten Aquarelle, Collagen, Ölbilder
und Monotypien zeigen neben Natur- „Weil Du so schön gespielt hast.“ Rita Müller überreicht Andrea Kliewer eine ihrer
und Landschaftsmotiven auch verschie- Arbeiten. Foto: Vöckler
dene Jenaer Ansichten. mv

30 Klinikmagazin Ausgabe 2/2012


Rätselseite

4. Welcher Konflikt endete 1648? 8. Die Einflusssphären welcher Mächte


a Siebenjähriger Krieg wurden durch den 1494 unterzeich-
Weltpolitik b Dreißigjähriger Krieg neten Vertrag von Tordesillas aufge-
c Hundertjähriger Krieg teilt?
5. Wo schlossen Frankreich, Russland und a Spanien und Portugal
1. Wer schloss um 1259 vor Christus den Preußen 1807 den Tilsiter Frieden? b Heiliges Römisches Reich und
ältesten bekannten Friedensvertrag? a im Schloss Osmanisches Reich
a Ägypter und Hethiter b im Rathaus c England und Frankreich
b Athener und Spartaner c auf einem Boot in der Memel 9. In welchem Jahr wurde in Genf der
c Perser und Babylonier 6. Wo wurden nach der Niederlage Na- Völkerbund gegründet?
2. Welchen Kaiser exkommunizierte poleons I. die politischen Verhältnis- a 1913
Papst Gregor IX.? se Europas neu geregelt? b 1920
a Heinrich IV. a Wiener Kongress c 1932
b Friedrich II. b Potsdamer Konferenz 10. Wie viele ständige Mitglieder ge-
c Otto III. c Londoner Konferenz hören dem 1946 gegründeten UN-
3. Welcher französische König unter- 7. Welches Land spaltete zwischen 1861 Weltsicherheitsrat an?
zeichnete 1598 das Edikt von Nantes? und 1865 der Sezessionskrieg? a 4
a Philipp IV. a Mexiko b 5
b Ludwig XIV. b USA c 7
c Heinrich IV. c Spanien (Auflösung S. 28 unten)

Who’s who?
Die heute Gesuchte gehörte zu den ein-
flussreichsten Frauen des Mittelalters. Heft 102, Ausgabe 2/2012
931 oder 932 als Tochter des Königs von Herausgeber: Klinikumsvorstand und För-
Burgund geboren, wurde sie 947 mit derverein des Universitätsklinikums Jena
König Lothar von Italien vermählt. Nach Redaktion: Bachstraße 18, 07743 Jena
dessen Ermordung und der Weigerung, Dr. Matthias Vöckler (voecklers@aol.com)
den Sohn des einflussreichen Markgra- Stefan Dreising, Leiter Stabsstelle Unter-
fen Berengar zu heiraten, wurde sie ge- nehmenskommunikation
fangen gesetzt. Nach gelungener Flucht Dr. Uta von der Gönna, Referentin Öffent-
lichkeitsarbeit der Medizinischen Fakultät
rief sie König Otto I. zu Hilfe, der Ber- phanu (gest. 991) die Regierungsge-
PD Dr. Michael Hartmann, Direktor der Apo-
engar besiegte und sie 951 heiratete. schäfte ihres minderjährigen Enkels theke des Klinikums und Vorsitzender des
962 wurde Otto zum Kaiser und sie zur Otto III. Nach dessen Volljährigkeit wid- Fördervereins des UKJ
Kaiserin gekrönt. mete sie sich verstärkt karitativen Auf- Rita Hoenicke, Pflegedienstleiterin Klinik für
Nach dem Tod Ottos des Großen (973) gaben und förderte unter anderem Kinder- und Jugendmedizin
Maria Lasch, Pflegedienstleiterin Klinik für
wurde sie zu einer wichtigen Ratgebe- Klostergründungen und -reformen. 999 Innere Medizin, Klinik für Herz- und Thorax-
rin ihres Sohnes Otto II. Nach dem Tod verstarb sie im von ihr gegründeten chirurgie
des jungen Kaisers im Jahr 983 führte Kloster Seltz. Knapp 100 Jahre später
Layout: Klinisches Medienzentrum
sie gemeinsam mit dessen Witwe Theo- sprach sie Papst Urban II. heilig.
Satz: Matthias Vöckler
Ihre Lösung schicken Sie an die In Heft 101 suchten wir: Druck: Druckhaus Gera GmbH
Redaktionsschluss: 18. Mai 2012
Redaktion KLINIKMAGAZIN Georg Forster
Bachstraße 18 Dieses Heft wurde überwiegend aus Mitteln
des Fördervereins und Werbeeinnahmen fi-
07743 Jena Mathias Giegerich aus Kapellendorf nanziert und auf umweltfreundlichem Pa-
oder an: voecklers@aol.com (Büchergutschein zu 40 €) pier gedruckt.

Christian Herrmann Redaktionsschluss nächste Ausgabe:


Unter den Einsendern mit der richtigen
Ende Juni 2012
Lösung verlosen wir unter Ausschluss des Birgit Lobeck
Rechtsweges einen Büchergutschein im und Margarete Winkler Die Beiträge geben Meinungen der Autoren
wieder und müssen nicht mit der Ansicht der
Wert von 40 € und drei Büchergutscheine (Büchergutschein zu je 10 €)
Redaktion übereinstimmen. Die Veröffentli-
im Wert von je 10 €, die von der Jenaer wurden als Gewinner gezogen. chung unverlangt eingesandter Manuskrip-
Universitätsbuchhandlung Thalia ge- te liegt im Ermessen der Redaktion.
sponsert werden. Herzlichen Glückwunsch!

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