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Hautarzt 2006 · 57:411–422 B. Luther1 · M. Grimmel2 · G. von Mittelstaedt1


DOI 10.1007/s00105-005-0989-3 1 Medizinischer Dienst der Krankenversicherung in Hessen, Oberursel
Online publiziert: 26. Juli 2005 2 Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Rheinland-Pfalz
© Springer Medizin Verlag 2005

Abkürzungen Aufgaben und Funktion des


AEP Appropriateness Evalution

AMG
Protocol
Arzneimittelgesetz
Medizinischen Dienstes der
AMR
BAR
Arzneimittelrichtlinien
Bundesarbeitsgemeinschaft für Krankenversicherung (MDK)
Rehabilitation
BMV-Ä Bundesmantelvertrag-Ärzte
BSG Bundessozialgericht Aktuelle Aspekte in der Dermatologie
BUB-
Richtlinie
Richtlinie zur Bewertung medi-
zinischer Untersuchungs- und
aus sozialmedizinischer Sicht
Behandlungsmethoden
DKG Deutsche Krankenhausgesell-
schaft
DRG Diagnosis Related Groups, „Fall-
gruppe mit Diagnosebezug“,
Patientenklassifikationssystem
Der Medizinische Dienst der Kranken- halb und außerhalb der GKV. Dies stellt
EBM Einheitlicher Bewertungsmaß-
versicherung (MDK) berät die gesetz- den Medizinischen Dienst aber nicht da-
stab
lichen Kranken- und Pflegekassen in al- von frei, als Teil der GKV deren Gesamtin-
G-AEP German Appropriateness Evaluti-
on Protocol len medizinischen Fragen von sozialme- teresse bei seiner Aufgabenwahrnehmung
G-BA Gemeinsamer Bundesausschuss dizinischer und pflegefachlicher Relevanz. zu berücksichtigen. Insoweit bedeutet Un-
der Ärzte und Krankenkassen Der MDK ist föderal nach Bundesländern abhängigkeit des Medizinischen Dienstes
GKV Gesetzliche Krankenversicherung organisiert. Der Medizinische Dienst der Unabhängigkeit in der medizinisch-fach-
GMG GKV-Modernisierungsgesetz Spitzenverbände der Krankenkassen e.V. lichen Bewertung, nicht Unabhängigkeit
ICD International Statistical Classifi- (MDS) in Essen berät die Spitzenverbän- von der Krankenversicherung.“ [14]
cation of Diseases and Related de der Krankenkassen, er unterstützt und
Health Problems koordiniert die Zusammenarbeit der Me- Allgemeiner sozialmedizinischer
ICF Internatianol Classification of dizinischen Dienste. Rahmen der MDK-Begutachtung
Functioning, Disability and Das Aufgabenspektrum des MDK für
Health (Internationale Klassifi-
die Gesetzliche Krankenversicherung Der MDK erstellt seine Gutachten nach
kation der Funktionsfähigkeit,
Behinderung und Gesundheit) (GKV) ist im Fachbereich der Dermato- Beauftragung durch die gesetzlichen
IGeL Individuelle Gesundheitsleis- logie breit gefächert. Es umfasst sowohl Kranken- oder Pflegekassen. Der MDK
tungen Begutachtungsaufgaben im Einzelfall als trifft selbst keine Leistungsentscheidung,
IQWiG Institut für Qualität und Wirt- auch Beratungsaufgaben in Grundsatzfra- sondern stellt mit seiner Begutachtung
schaftlichkeit im Gesundheits- gen (. Tab. 1). die sozialmedizinische Grundlage für eine
wesen Die gesetzlichen Grundlagen für die sachgerechte Leistungsentscheidung der
KHG Krankenhausfinanzierungsgesetz Tätigkeit des MDK sind im Sozialgesetz- Kostenträger zur Verfügung [4]. Der so-
MDK Medizinischer Dienst der Kran- buch (SGB) V § 275ff geregelt. Der MDK zialmedizinische Sachverstand der MDK-
kenversicherung ist bei der Wahrnehmung seiner medi- Gutachter(innen) hat zahlreiche Aspekte
MDS Medizinischer Dienst der Spit- zinischen Aufgaben unabhängig, wie zu berücksichtigen, die über eine rein me-
zenverbände der Krankenkassen
in § 275 SGB V formuliert: „Die Ärzte dizinische Beurteilung hinausgehen. Er ist
NUB Neue Untersuchungs- und Be-
des Medizinischen Dienstes sind bei der die wesentliche Grundlage der gutachter-
handlungsmethoden
Wahrnehmung ihrer medizinischen Auf- lichen Empfehlung an die gesetzlichen
OPS Operationen- und Prozeduren-
schlüssel gaben nur ihrem ärztlichen Gewissen un- Kranken- und Pflegekassen [15].
OTC-Arz- „Over The Counter“, nicht ver- terworfen. Sie sind nicht berechtigt, in die Die sozialrechtliche Richtschnur für
neimittel schreibungspflichtige Arznei- ärztliche Behandlung einzugreifen.“ die Arbeit des MDK sind die gesetz-
mittel Die „anbieterneutrale und medi- lichen Vorgaben des SGB V [10]. Konkre-
SGB Sozialgesetzbuch zinisch-fachliche Unabhängigkeit ist tisiert werden diese gesetzlichen Vorga-
SINDBAD Sozialmedizinische Informations- Grundlage für die Aufgabenwahrneh- ben durch untergesetzliche Normen wie
datenbank für Deutschland mung des Medizinischen Dienstes inner- Richtlinien (z. B. Richtlinien des Gemein-

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Übersicht

Tab. 1 Begutachtungs- und Beratungsfelder des MDK in schüsse der Ärzte/Zahnärzte und Kran-
der Dermatologie (Auswahl) kenkassen, den Ausschuss Krankenhaus
Neue (außervertragliche) Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB): z. B. Laserverfahren, und den Koordinierungsausschuss abge-
Liposuktion, photodynamische Therapie löst. In der Bewertung neuer ärztlicher
Verordnung von Arzneimitteln außerhalb zugelassener Indikationen: z. B. intravenöse Immunglo- Untersuchungs- und Behandlungsme-
buline, topische und interne Immunmodulatoren, Hochpreisarzneimittel thoden nimmt der G-BA somit eine zen-
Notwendigkeit und Dauer stationärer Krankenhausbehandlung (§ 39 SGB V), Beurteilung der DRG- trale Rolle ein.
Kodierung
Der Gesetzgeber hat mit der Gesund-
Dermatologische Rehabilitation
heitsreform 2003 zusätzlich die Etablie-
Auslandsbehandlung (§ 18 SGB V), z. B. Totes Meer
rung eines neuen staatsunabhängigen
Dermatologische Hilfsmittel: z. B. UV-Heimbestrahlungsgeräte, Heimgeräte zur Leitungswasser-
Instituts im deutschen Gesundheitswe-
iontophorese, Kompressions-/Verbandssysteme bei Ulcus cruris
sen vorgesehen. Der Gemeinsame Bun-
Vermutete Verletzung der ärztlichen Sorgfaltspflicht/“Behandlungsfehler“ (§ 66 SGB V)
desausschuss hat nun diese wissenschaft-
Arbeitsunfähigkeit
liche Institution in Form einer privaten
Heilmittelverordnungen: z. B. manuelle Lymphdrainage
Stiftung errichtet. Dem Institut für Qua-
Abgrenzung medizinisch notwendiger Maßnahmen von rein kosmetischen Maßnahmen
lität und Wirtschaftlichkeit im Gesund-
samen Bundesausschusses) und durch die stab (EBM) abrechenbar oder „außerver- heitswesen (IQWiG) obliegt künftig die
aktuelle Rechtsprechung des Bundessozi- traglich“ ist. wissenschaftliche Bewertung des medi-
algerichts (BSG), z. B. im sog. „Off-La- In der GKV sind „Neue Untersu- zinischen Nutzens, der Qualität und der
bel-Urteil“ vom 19.03.2002 (Az.: B 1 KR chungs- und Behandlungsmethoden“ als Wirtschaftlichkeit von Leistungen auf
37/00 R). solche ärztliche Leistungen definiert, der gesetzlichen Grundlage, die im § 139a
Zahlreiche neue Entwicklungen verän- F die noch nicht als abrechnungsfähige SGB V dargestellt ist. Aufgabe des Insti-
dern derzeit die Gesetzliche Krankenver- ärztliche Leistungen im EBM enthal- tuts ist es, auf diesen Gebieten durch die
sicherung. Mit Bezug auf die Dermatolo- ten sind oder Abgabe von Empfehlungen den Gemein-
gie stellt dieser Artikel einige aktuelle As- F die als ärztliche Leistungen im EBM samen Bundesausschuss in der Wahrneh-
pekte aus sozialmedizinischer Sicht dar. aufgeführt sind, deren Indikation mung seiner gesetzlichen Aufgaben zu
aber wesentliche Änderungen oder unterstützen. Die genaue Rollenverteilung
Neue Untersuchungs- und Erweiterungen erfährt. zwischen G-BA, IQWiG, MDK/MDS und
Behandlungsmethoden weiteren Beteiligten wird sich erst in der
Gemeinsamer Bundesausschuss Praxis zeigen.
Die medizinischen Fortschritte in der – BUB-Richtlinie Der G-BA beschließt nach § 92 SGB V
Dermatologie haben in den letzten Jah- „die zur Sicherung der ärztlichen Versor-
ren zunehmend auch in der GKV zu Kos- Neue Untersuchungs- und Behandlungs- gung erforderlichen Richtlinien“. Hierzu
tenübernahmeanträgen für neue Untersu- methoden sind in der ambulanten Versor- zählt u. a. die „Richtlinie zur Bewertung
chungs- und Behandlungsmethoden ge- gung grundsätzlich so lange von der Leis- medizinischer Untersuchungs- und Be-
führt. Beispielhaft zählen hierzu u. a. Me- tungspflicht der Gesetzlichen Kranken- handlungsmethoden (BUB-Richtlinie)“.
thoden der Laser- oder Lichttechnologie versicherung ausgeschlossen, bis der Ge- Der G-BA prüft sowohl neue, zur Aufnah-
und Verfahren der UV-Bestrahlung (z. B. meinsame Bundesausschuss (G-BA) sie als me in die vertragsärztliche Versorgung
UVA-1). Andererseits werden bei derma- zweckmäßig anerkannt hat. In der ambu- anstehende Verfahren als auch die bisher
tologischen bzw. allergologischen Erkran- lanten vertragsärztlichen Versorgung gilt bereits zu Lasten der Gesetzlichen Kran-
kungen auch „unkonventionelle“ bzw. für neue Methoden somit ein Erlaubnis- kenversicherung erbrachten vertragsärzt-
„traditionelle“ Verfahren beantragt wie vorbehalt des G-BA. Hingegen gilt in der lichen Leistungen hinsichtlich
Bioresonanz, Eigenblutbehandlung, Aku- stationären Krankenhausbehandlung für F des diagnostischen und therapeu-
punktur und viele andere. neue Methoden ein Verbotsvorbehalt des tischen Nutzens,
Bei der sozialmedizinischen Bewer- G-BA: Als Krankenhausbehandlung dür- F der medizinischen Notwendigkeit
tung von ärztlichen Untersuchungs- und fen diejenigen Methoden nicht zu Lasten und
Behandlungsmethoden wird in der GKV der GKV erbracht werden, die vom G- F der Wirtschaftlichkeit.
nicht zwischen neu oder traditionell, kon- BA ausdrücklich ausgeschlossen worden
ventionell oder unkonventionell, natur- sind. Dies führt zu zahlreichen Inplausi- Die Unterlagen zur jeweiligen Methode
heilkundlich oder „High-Technology“ un- bilitäten an der Schnittstelle ambulant – werden hinsichtlich ihrer Qualität beur-
terschieden [12]. Im ambulanten vertrags- stationär und z. T. auch zu nicht gewoll- teilt, in Anlehnung an internationale Evi-
ärztlichen Sektor ist für den Leistungsan- ten Verschiebungen vom ambulanten in denzkriterien vereinbarten Evidenzstu-
spruch einzelner gesetzlich Krankenver- den stationären Sektor. fen zugeordnet und in den Bewertungs-
sicherter bzgl. ärztlicher Leistungen allei- Nach den Vorgaben des „GKV-Mo- prozess einbezogen. Der MDK ist bera-
ne relevant, ob ein Verfahren vertraglich dernisierungsgesetzes“ hat der G-BA seit tend in Unterausschüssen und Arbeits-
nach dem Einheitlichen Bewertungsmaß- Anfang 2004 die bisherigen Bundesaus- gruppen des G-BA tätig. Ablauf und In-

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Übersicht

Tab. 2 Verfahren in der Anlage B der erbracht werden. Ein Ermessensspielraum traler Aspekt der BSG-Rechtsprechung ist
BUB-Richtlinie (vom G-BA negativ be- der Krankenkassen oder des MDK ist bei das Entscheidungskriterium des „System-
wertete Verfahren, Auswahl) Verfahren der Anlage B der BUB-Richtli- versagens“, wonach eine Leistungspflicht
Hochdosierte, selektive UVA1-Bestrahlung nie generell ausgeschlossen [12]. Derzeit der Krankenkasse ausnahmsweise dann
Selektive UVA1-Bestrahlung (Stand: April 2005) befinden sich in der gegeben ist, wenn die fehlende Anerken-
Kombinierte Balneophototherapie (z. B. Anlage B der BUB-Richtlinien auch meh- nung einer Methode auf einem Mangel des
Psorimed/Psorisal, z. B. Tomesa) rere, bei dermatologischen bzw. allergolo- gesetzlichen Leistungssystems beruht [12].
Balneophototherapie (nichtsynchrone gischen Erkrankungen eingesetzte Thera- Eine solche Situation könnte beispielswei-
Photosoletherapie, Bade-PUVA) pieverfahren (. Tab. 2). se dann gegeben sein, wenn sich der G-BA
Bioresonanzdiagnostik und nicht rechtzeitig mit einem Verfahren be-
Bioresonanztherapie
Grundsatzberatung und fasst hat oder wenn er dieses nicht ange-
Anmerkung: Die Balneophototherapie steht
erneut zur Beratung durch den G-BA an (Stand:
Einzelfallbegutachtung messen zügig bearbeitet hat.
April 2005). Die derzeit relevante BSG-Rechtspre-
Angesichts zahlreicher innovativer The- chung wurde in eine Begutachtungsan-
rapieangebote in der Dermatologie be- leitung „Neue Untersuchungs- und Be-
halt der Beratungen des jeweiligen The- steht auf dem Gebiet der neuen Untersu- handlungsmethoden (NUB)“ in der Fas-
mas fasst der Bundesausschuss in einem chungs- und Behandlungsmethoden Be- sung vom 14.02.2002 umgesetzt. Sie ist für
umfassenden Abschlussbericht zusam- ratungsbedarf der gesetzlichen Kranken- die Gutachter des MDK und die Mitarbei-
men und macht diesen der interessierten kassen sowohl zu grundsätzlichen Fragen ter der gesetzlichen Krankenkassen eine
Öffentlichkeit z. B. über die Internet-Sei- (z. B. im Kontext mit Entscheidungen des verbindliche Richtlinie.
te http://www.g-ba.de zugänglich. Die ak- Bundesausschusses) als auch zu Einzelfäl- Aufbauend auf der BSG-Rechtspre-
tuellen Beratungsthemen und die einzel- len. Die Entwicklung der BSG-Rechtspre- chung wird den gesetzlichen Kranken-
nen Entscheidungen des G-BA werden chung und der Beratungsbedarf der ge- kassen und den Gutachter/innen des
jeweils im Bundesanzeiger veröffentlicht, setzlichen Krankenkassen in Bezug auf die MDK bei der Beurteilung neuer Metho-
anschließend im Deutschen Ärzteblatt hohen methodischen Anforderungen der den im ambulanten Sektor eine Abfolge
nachgedruckt und sind ebenfalls im In- BUB-Richtlinie des Bundesausschusses von Fragestellungen vorgegeben. Als ers-
ternet abrufbar (http://www.g-ba.de). Die haben dazu geführt, dass die grundsätz- ter Schritt ist demnach zu prüfen, ob im
derzeit zur (z. T. erneuten) Überprüfung liche Beratung der medizinischen Dienste betreffenden Einzelfall eine Gerichtsent-
durch den G-BA anstehenden, dermato- wesentlich an Gewicht gewonnen hat. Im scheidung (oder eine Entscheidung des
logisch relevanten Verfahren sind (Stand: Grundsatz geht das BSG davon aus, dass Bundesausschusses) wegen einer akut le-
April 2005): alle neuen Verfahren vom Gemeinsamen bensbedrohlichen Situation nicht abge-
F Hautkrebsscreening, Bundesausschuss abschließend beurteilt wartet werden kann. Eine solche Situati-
F Vakuumversiegelungstherapie werden müssen [12]. Noch nicht abseh- on wird – bereits in weiterer Auslegung
(V.A.C.) von Wunden in der ambu- bar ist derzeit, ob sich bei den sehr sel- der BSG-Rechtsprechung – nur dann ge-
lanten Versorgung, tenen Erkrankungen („singuläre Erkran- sehen, wenn ohne Anwendung der bean-
F Balneophototherapie bei dermatolo- kungen“) eine Modifikation der Recht- tragten Methode in wenigen Wochen vor-
gischen Indikationen. sprechung abzeichnet. aussichtlich eine weitere Verschlimme-
Stellen Versicherte bei ihrer gesetz- rung mit Todesfolge eintritt (oder der Tod
Diejenigen neuen Verfahren, die vom G- lichen Krankenversicherung einen An- wahrscheinlich ist) oder eine schwere ir-
BA bzw. seinen Vorgängern (ggf. unter be- trag auf Kostenübernahme für eine neue reversible Behinderung (z. B. Erblindung)
stimmten Voraussetzungen) positiv be- ambulante Untersuchungs- oder Behand- oder Pflegebedürftigkeit eintritt [12, 18].
wertet wurden (aufgeführt in der Anla- lungsmethode, über die der Gemeinsame Nur wenn diese Frage bejaht wird, sind
ge A der BUB-Richtlinie), können den Ver- Bundesausschuss (bzw. seine Rechtsvor- im Rahmen der sozialmedizinischen Be-
sicherten als Sachleistung zur Verfügung gänger) bisher nicht entschieden hat und gutachtung weitere Fragen zu prüfen, u. a.
gestellt werden. Zu den vom G-BA positiv für die noch keine Methodenbewertung zu vertraglichen Behandlungsalternativen
bewerteten Verfahren, die ggf. dermato- durch eine Grundsatzstellungnahme der und zur indikationsbezogenen Wirksam-
logisch relevant sein können, zählen u. a.: MDK-Gemeinschaft vorliegt, darf die keit anhand wissenschaftlicher Kriterien
F Viruslastbestimmung bei HIV-Infi- Krankenkasse diese Leistung im Regelfall („ausreichende Anzahl von Fällen auf-
zierten, nicht gewähren. Nur in besonderen Situ- grund wissenschaftlich einwandfrei ge-
F genotypische HIV-Resistenztestung. ationen, die das BSG festgelegt hat, kann führter Statistiken“).
die Krankenkasse den MDK mit der Be- Angesichts der Komplexität der sozi-
Die vom G-BA bzw. seinen Vorgängern gutachtung beauftragen. alrechtlichen Vorgaben kann die Vorge-
negativ bewerteten Verfahren sind in der Für die aktuelle Einzelfallbegutachtung hensweise bei der Einzelfallbegutachtung
Anlage B der BUB-Richtlinie aufgeführt von neuen Methoden durch den MDK ist von neuen Methoden im ambulanten Sek-
und dürfen nicht als vertragsärztliche die BSG-Rechtsprechung vom 16.09.1997 tor hier nur verkürzt und angedeutet dar-
Leistungen zu Lasten der Krankenkassen und vom 28.03.2000 maßgeblich. Ein zen- gestellt werden. Detailliertere Informati-

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Zusammenfassung · Abstract

onen, auch zur NUB-Begutachtungsan- Hautarzt 2006 · 57:411–422 DOI 10.1007/s00105-005-0989-3


leitung, sind u. a. auch in der Sozialme- © Springer Medizin Verlag 2005
dizinischen Informationsdatenbank für
B. Luther · M. Grimmel · G. von Mittelstaedt
Deutschland (SINDBAD) im Internet ab-
Aufgaben und Funktion des Medizinischen Dienstes
rufbar (http://www.mds-ev.org).
der Krankenversicherung (MDK). Aktuelle Aspekte in
der Dermatologie aus sozialmedizinischer Sicht
Auswirkungen für die Praxis

In der gutachterlichen Praxis bedeuten


Zusammenfassung stellt. Thematische Schwerpunkte dieses Arti-
die engen Vorgaben der BSG-Rechtspre-
Der Medizinische Dienst der Krankenversi- kels sind: neue Untersuchungs- und Behand-
chung: Es besteht lediglich ein sehr schma- cherung (MDK) wirkt an der Seite der Gesetz- lungsmethoden, Arzneimittel („off-label-
ler Korridor für eine Kostenerstattung bei lichen Krankenversicherung (GKV) als interes- use“), ambulante und stationäre dermatolo-
neuen ambulanten Untersuchungs- und senunabhängiger sozialmedizinischer Bera- gische Rehabilitation sowie Krankenhausbe-
Behandlungsmethoden, die der G-BA tungs- und Begutachtungsdienst an der Ge- handlung.
noch nicht beurteilt hat [11, 18]. Die oben staltung des Gesundheitswesens mit. Derzeit
verändern zahlreiche neue Entwicklungen Schlüsselwörter
dargestellten sozialrechtlichen Vorgaben
die GKV. Die komplexen sozialmedizinischen Medizinischer Dienst der Krankenversiche-
bei neuen Methoden verdeutlichen, dass Rahmenbedingungen und Grundlagen für rung (MDK) · Gesetzliche Krankenversiche-
bei zahlreichen dermatologischen Krank- die Arbeit des MDK werden mit Bezug auf ak- rung · Sozialmedizin · Beratung und Begut-
heitsbildern, die im Sinne der BSG-Recht- tuelle Themen in der Dermatologie darge- achtung · Dermatologie
sprechung nicht als „akut lebensbedroh-
lich“ einzustufen sind, bereits auf der ers-
Tasks and function of the German Medical Review
ten Stufe der sozialmedizinischen Be-
Board of the Statutory Health Insurance (MDK). Latest
gutachtung eine Empfehlung durch den
aspects in dermatology in view of social medicine
MDK nicht möglich ist.
In vielen Konstellationen besteht für
die Gutachter des MDK keinerlei Ermes-
Abstract issues in dermatology. The article focuses on:
sensspielraum, selbst bei persönlichem
The German Medical Review Board of the new diagnostic and therapeutic methods,
Verständnis für die Anwendung eines be- Statutory Health Insurance (MDK) is a socio- drugs (off-label-use), out-patient and in-pa-
antragten Verfahrens. medical service for impartial medical opinion tient dermatological rehabilitation and hospi-
Die aktuelle Diskussion um „Individu- and consultation. Together with the statuto- tal treatment.
elle Gesundheitsleistungen“ (IGeL) und ry health insurance companies it takes part in
der z. T. heftig diskutierte Beschluss des shaping the public health care system. Many Keywords
recent developments are changing the ger- German Medical Review Board of the Statuto-
Bundesausschusses der Ärzte und Kran-
man health insurance system. This article il- ry Health Insurance (MDK) · Statutory health
kenkassen zur ambulanten Balneopho- lustrates the complex sociomedical frame- insurance · Social medicine · Medical opinion
totherapie vom 10.12.1999 (Anlage B der work of MDK’s activities in relation to current and consultation · Dermatology
BUB-Richtlinien) machen auch deutlich,
dass die teils vehement verfochtene For-
derung, einzelne neue Verfahren in den
Leistungskatalog der GKV aufzunehmen,
unter wirtschaftlichen Aspekten für die
Anwender durchaus zwiespältige Folgen
haben könnte [12].
Die Kenntnis der sozialmedizinischen
Rahmenbedingungen kann viele unnö-
tige Auseinandersetzungen ersparen. Ei-
ne häufige Quelle von Auseinanderset-
zungen ist die irrtümliche Gleichset-
zung des arztrechtlich vertretbaren Han-
delns („Therapiefreiheit“) mit einer Leis-
tungspflicht der Gesetzlichen Kranken-
versicherung, wobei die zahlreichen Ein-
schränkungen durch Sozialgesetz, Recht-
sprechung und Richtlinien nicht berück-
sichtigt werden. Ebenso wird teilweise
nicht bedacht, dass allein die Meinungs-
bildung von Expertengruppen, die Plau-

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Übersicht

sibilität pathophysiologischer Hypothe- (z. B. Epidermolysis bullosa, heredita- hezu alle dermatologisch genutzten Subs-
sen oder die Herkunft eines Verfahrens ria; Pemphigus). tanzen, die Medizinprodukte sind, weiter-
aus der universitären Medizin noch kei- hin generell von der Leistungspflicht der
ne Grundlage für eine Leistungspflicht der Die Auswirkungen des GMG für Pati- GKV ausgeschlossen bleiben.
GKV sind [3, 10]. enten mit dermatologischen und aller- Arzneimittel, die aufgrund der Arz-
gologischen Erkrankungen werden un- neimittelrichtlinien (AMR) zu Lasten der
Arzneimittel ter Patienten und Ärzten intensiv disku- GKV verordnungsfähig sind, sind gene-
tiert, insbesondere bezüglich des G-BA- rell vom Vertragsarzt auf Muster 16 („Kas-
Das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG), Beschlusses, dass Harnstoffexterna nicht senrezept“) zu verordnen (Ziffer 9 AMR).
das zum 01.01.2004 in Kraft getreten mehr zu Lasten der GKV verordnungsfä- Ebenfalls ist zu beachten, dass nach dem
ist, beinhaltet im Hinblick auf die Leis- hig sind. Seit In-Kraft-Treten der OTC- Bundesmantelvertrag-Ärzte (BMV-Ä)
tungsansprüche der Versicherten zahl- Liste ist eine medizinische Beurteilung die Verordnung von Arzneimitteln in der
reiche Veränderungen. Hierzu zählt u. a. von diesbezüglichen Einzelverordnungen Verantwortung des Vertragsarztes liegt
der Grundsatz, dass nicht verschreibungs- durch den MDK entbehrlich, da die Liste und die Genehmigung von Arzneimit-
pflichtige Arzneimittel (OTC) – von Aus- eine abschließende Aufzählung der zuläs- telverordnungen durch die Krankenkasse
nahmen abgesehen – nicht mehr Leistung sigen Ausnahmen darstellt. Die OTC-Lis- unzulässig ist (vgl. § 29 Abs. 1 Satz 1 BMV-
der GKV sind. Ausnahmen hiervon sind: te unterliegt ständigen Änderungen, da- Ä). Die Wirtschaftlichkeit der Verord-
F Kinder bis zum vollendeten 12. Le- her empfiehlt sich jeweils die aktuelle In- nung kann durch die gemeinsamen Prü-
bensjahr und Jugendliche bis zum formation (http://www.g-ba.de). Sämt- fungsausschüsse (§ 106 SGB V) im Nach-
vollendeten 18. Lebensjahr mit Ent- liche, nicht explizit in der OTC-Liste auf- hinein geprüft werden.
wicklungsstörungen, geführten, nicht verschreibungspflich- Bei der sozialmedizinischen Beurtei-
F nicht verschreibungspflichtige Arz- tigen Arzneimittel sind (jenseits des 12. lung von Verordnungen für verschrei-
neimittel, die vom G-BA als The- bzw. 18. Lebensjahres, s. oben) zu Lasten bungspflichtige Arzneimittel, z. B. bei der
rapiestandard bei schwerwie- der GKV nicht verordnungsfähig. Anwendung eines Arzneimittels außer-
genden Erkrankungen anerkannt Auch für verschreibungspflichtige Arz- halb einer in Deutschland zugelassenen
wurden und in die sog. OTC-Liste neimittel ist zu berücksichtigen, dass es Indikation (sog. „off-label-use“), sind vom
[s. “Arzneimittel-Richtlinien“ (AMR) Ausschlüsse von der Versorgung zu Las- MDK u. a. zu berücksichtigen:
Punkt F. 16.4.1ff] aufgenommen wur- ten der GKV gibt. Für Versicherte, die das F die gesetzlichen Rahmenbedingungen
den. 18. Lebensjahr vollendet haben, sind nach [Arzneimittelgesetz (AMG), SGB V],
§ 34 SGB V in Verbindung mit (i. V. m.) F die Konkretisierung gesetzlicher Vor-
Aus der Gruppe der nicht verschreibungs- den AMR (Punkt 17) u. a. folgende ver- gaben durch Rechtsverordnungen,
pflichtigen Arzneimittel, die für die Der- schreibungspflichtige Arzneimittel, die z. B. „Negativliste“ und durch Richtli-
matologie u. a. in Frage kommen kön- ggf. dermatologisch relevant sein können, nien, z. B. AMR,
nen, sind vom G-BA in der OTC-Liste von der Verordnungsfähigkeit zu Lasten F die BSG-Rechtsprechung.
bislang positiv bewertet worden und so- der GKV ausgenommen: Mund- und Ra-
mit zu Lasten der GKV verordnungsfähig chentherapeutika, ausgenommen bei Pilz- Das BSG hat am 19.03.2002 (Az.: B 1 KR
(Stand: April 2005): infektionen, geschwürigen Erkrankungen 37/00 R) ein Grundsatzurteil zum zulas-
F Antihistaminika: der Mundhöhle und nach chirurgischen sungsüberschreitenden Einsatz von Arz-
1 nur in Notfallsets zur Behandlung Eingriffen im Hals-, Nasen-, Ohrenbe- neimitteln („off-label-use“) gesprochen,
bei Bienen-, Wespen-, Hornissen- reich. dessen Inhalte und Auswirkungen auch
allergie, Von der Versorgung zu Lasten der in der dermatologischen Fachdiskussion
1 nur zur Behandlung schwerer, rezi- GKV sind nach § 34 SGB V i. V. m. den breit dargestellt wurden [1].
divierender Urtikarien, AMR außerdem Arzneimittel ausge- Bei neuen Arzneimitteln dominiert in
1 nur bei schwerwiegendem, anhal- schlossen, bei deren Anwendung eine Er- der Begutachtungspraxis des MDK neben
tendem Pruritus; höhung der Lebensqualität im Vorder- den Fragen der Begutachtung von Wirk-
F Antimykotika nur zur Behandlung grund steht (sog. Life-style-Arzneimittel). samkeit und Wirtschaftlichkeit die Fra-
von Pilzinfektionen im Mund- und Hierzu zählen in der Dermatologie u. a. ge der Abgrenzung der Erprobung im
Rachenraum; Arzneimittel, die zur Verbesserung des Sinne der AMR (Punkt 12 AMR) von der
F salizylsäurehaltige Zubereitungen in Haarwuchses dienen, wie die Wirkstoffe Versorgung zu Lasten der GKV [11]. Die
der Dermatotherapie als Teil der Be- Minoxidil, Finasterid u. a. (s. Punkt 18.2 Krankenkassen und der MDK werden da-
handlung der Psoriasis und hyperke- der AMR, als Übersicht in Anlage 8 der bei mit einer Vielzahl von Begriffen kon-
ratotischer Ekzeme; AMR zusammengestellt). frontiert, die der Umschreibung von Arz-
F topische Anästhetika und/oder An- Im Kontext mit Hauterkrankungen ist neimitteln in der Erprobung dienen und
tiseptika nur zur Selbstbehandlung darüber hinaus zu beachten, dass nicht denen zum Teil weder Legaldefinitionen
schwerwiegender generalisierter bla- apothekenpflichtige Arzneimittel, Kosme- noch allgemein anerkannte Begriffsbe-
senbildender Hauterkrankungen tika, Nahrungsergänzungsmittel und na- stimmungen zugrunde liegen. Im Zusam-

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menhang mit der Erprobung von Arznei-
mitteln wird auch gesprochen von:
F klinischer Prüfung,
F Anwendungsbeobachtung, Beobach-
tungsstudien,
F individuellem Heilversuch, Therapie-
versuch, „single patient use“, „named
patient project“, „compassionate use“, Abb. 1 7 Das bio-psycho-
F „off-label-use“, soziale Modell der Kompo-
nenten der Gesundheit
F Therapieoptimierungsstudie, Thera-
piestudie, Studienprotokoll, systema-
tischer Heilversuch, zur ambulanten medizinischen Rehabili- tem ist in der Regel das bio-medizinische
F „orphan medicinal products“, „or- tation von 1995 vollständig überarbeitet Krankheitsmodell und die entsprechende
phan drug“, und auch auf dermatologische Erkran- Klassifikation die ICD (International Sta-
F Versorgungsforschung. kungen erweitert. tistical Classification of Diseases and Re-
In den BAR-Rahmenempfehlungen lated Health Problems, WHO).
Nach den Erfahrungen der Medizinischen vom 22.01.2004 zur ambulanten derma- Demgegenüber liegt der medizinischen
Dienste und der Krankenkassen besteht er- tologischen Rehabilitation sind die we- Rehabilitation ein bio-psycho-soziales
heblicher Informationsbedarf zu den oben sentlichen Inhalte und Voraussetzungen Modell von funktionaler Gesundheit
genannten Begriffen. Der MDS und die für eine ambulante dermatologische Re- und deren Beeinträchtigung zugrunde
Spitzenverbände der Krankenkassen haben habilitation dargestellt [2]. (. Abb. 1), das Gesundheit und Krank-
hierzu „Gemeinsame Hinweise zur recht- Für den Bereich der GKV wurden heit als Ergebnis des Ineinandergreifens
lichen Einordnung von Arzneimitteln in jüngst die Richtlinien des Gemeinsamen physiologischer, psychischer und sozialer
der Erprobung“ herausgegeben, die eine Bundesausschusses über Leistungen zur Vorgänge beschreibt [2].
Bewertungshilfe mit einer Zusammenstel- medizinischen Rehabilitation (Rehabili- Die Gesundheitsprobleme werden be-
lung von Definitionen, gesetzlichen Grund- tationsrichtlinien) veröffentlicht, die am schrieben als Schädigungen, Beeinträch-
lagen, Fundstellen, rechtlichen Hinwei- 01.04.2004 in Kraft getreten sind [9]. tigungen der Aktivität sowie der Teilha-
sen etc. gibt. Die aktualisierte Fassung vom Sowohl für die ambulante als auch die be und in den Kontextfaktoren des Ver-
01.07.2003 bezieht sowohl neue EU-Richt- stationäre dermatologische Rehabilita- sicherten im Sinne der Begriffsbestim-
linien und europäische Entwicklungen als tion ist zu berücksichtigen, dass sich ihr mung der Anlage 3 der neuen Rehabilita-
auch die jüngste deutsche Rechtsprechung Ansatz von der kurativen Dermatologie tionsrichtlinien. Konzeptionelle und be-
(Bundessozialgericht) mit ein und ist eben- unterscheidet. Auch wenn es eine strik- griffliche Grundlage sind
falls in der sozialmedizinischen Datenbank te Trennung der verschiedenen Versor- F die von der Weltgesundheitsorganisa-
SINDBAD im Internet unter http://www. gungsbereiche nach den BAR-Rahmen- tion (WHO) verabschiedete Internati-
mds-ev.org zugänglich. empfehlungen nicht geben kann und soll, onale Klassifikation der Funktionsfä-
sind doch die besonderen Schwerpunkte higkeit, Behinderung und Gesundheit
Ambulante und stationäre und primären Ziele von Kuration und Re- (ICF),
dermatologische Rehabilitation habilitation zu beachten. Schematisch be- F die Rahmenempfehlungen zur am-
trachtet, ergeben sich demnach folgende bulanten medizinischen Rehabilitati-
Im Gegensatz zu anderen medizinischen Unterschiede: on der Bundesarbeitsgemeinschaft für
Fachgebieten (z. B. Orthopädie) hat sich Die kurative Versorgung im Sinne des Rehabilitation (BAR) sowie
die ambulante Rehabilitation in der Der- SGB V ist im Unterschied zur medizi- F trägerspezifische Empfehlungen.
matologie bisher nicht in nennenswertem nischen Rehabilitation primär zentriert
Umfang etabliert. auf das klinische Bild als Manifestation Auswirkungen für die Praxis
Als Grundlage für den Ausbau einer einer Krankheit/Schädigung und zielt
gemeinsamen, bedarfsgerechten ambu- F auf Heilung bzw. Remission (kausale Mit den neuen Rehabilitationsrichtli-
lanten Rehabilitationsstruktur und einer Therapie) oder bei Krankheiten mit nien haben Ärzte und Krankenkassen ein
an einheitlichen Grundsätzen orientierten Chronifizierungstendenz auf Vermei- auch für die dermatologische Rehabilita-
Leistungsgewährung haben in den letzten dung einer Verschlimmerung sowie tion vorgegebenes, neues Instrumentari-
Jahren die Spitzenverbände der Kranken- Linderung der Krankheitsbeschwer- um zur Feststellung des Rehabilitations-
versicherung, Rentenversicherung, Un- den und bedarfes geschaffen. Das Verfahren läuft
fallversicherung und die Kassenärztliche F auf Vermeidung weiterer Krankheits- standardisiert in 2 Schritten ab [9, 16]:
Bundesvereinigung nach Beratungen auf folgen ab. 1. Mit einem neuen Kurzformular weist
der Ebene der Bundesarbeitsgemeinschaft der Vertragsarzt die Krankenkas-
für Rehabilitation (BAR) unter Mitwir- Kurative Versorgung ist a priori kausal se darauf hin, dass die kurative Ver-
kung des MDS die Rahmenempfehlungen orientiert. Ihr konzeptionelles Bezugssys- sorgung nicht ausreicht und mögli-

Der Hautarzt 5 · 2006 | 417


Übersicht

Versorgungsform, wenn diese ausrei-


chend und zweckmäßig ist und das Maß
des Notwendigen nicht übersteigt (ent-
sprechend § 12 SGB V). Die vollstationäre
Krankenhausbehandlung stellt in dieser
Hierarchie der Versorgungsformen die
höchste Stufe dar (. Abb. 2).
In der sozialmedizinischen Termino-
logie wird zwischen primärer und sekun-
därer Fehlbelegung unterschieden. Bei
der primären Fehlbelegung wäre bereits
die vollstationäre Krankenhausaufnahme
vermeidbar. Bei der sekundären Fehlbele-
Abb. 2 8 Hierarchie der Versorgungsformen im SGB V (vereinfacht) gung ist die Aufnahmenotwendigkeit ge-
geben, die vollstationäre Verweildauer je-
cherweise Leistungen zur Rehabilita- im Rahmen einer entsprechenden 16- doch zu lange.
tion indiziert sind. Die Krankenkasse stündigen Qualifikation erworben wer- Daneben hat der Gesetzgeber zusätz-
teilt daraufhin dem Arzt das Ergebnis den können. lich die Möglichkeit einer systematischen
ihrer Prüfung auf Zuständigkeit und Dem MDK kommt bei der sozialmedi- Überprüfung von Krankenhausabtei-
bestehende Leistungsansprüche des zinischen Begutachtung von Anträgen auf lungen durch sog. Stichprobenprüfungen
Versicherten mit. Leistungen zur Rehabilitation in der GKV gemäß § 17c Krankenhausfinanzierungsge-
2. Die Krankenkasse beauftragt den eine wesentliche Rolle zu, da die Kran- setz (KHG) geschaffen. Im § 17c KHG sind
Vertragsarzt mit der Durchführung kenkasse nach § 275 SGB V verpflichtet zunächst die Pflichten der Krankenhaus-
eines rehabilitationsmedizinischen ist, die Notwendigkeit von Leistungen zur träger dargestellt, durch geeignete Maß-
Kurzassessments, der Rehabilitations- medizinischen Rehabilitation durch den nahmen eine Fehlbelegung, eine vorzei-
verordnung. Mit dem neu entwickel- MDK auf der Grundlage der Begutach- tige Verlegung oder Entlassung aus wirt-
ten, strukturierten Verordnungsfor- tungsrichtlinien „Vorsorge und Rehabili- schaftlichen Gründen zu vermeiden und
mular erhebt der Vertragsarzt – aus- tation“ des MDS prüfen zu lassen. für die ordnungsgemäße Abrechnung zu
gehend von den rehabilitationsre- sorgen. Die Krankenkassen können durch
levanten Diagnosen, der bisherigen Stationäre den MDK entsprechende Prüfungen vor-
Therapie und wichtigen Kontextfak- Krankenhausbehandlung nehmen lassen. Seit dem 15.04.2004 ist eine
toren gemeinsame Empfehlung der Deutschen
1 die Rehabilitationsbedürftigkeit, Seit langem haben die gesetzlichen Kran- Krankenhausgesellschaft (DKG) und der
1 die Rehabilitationsfähigkeit und kenkassen die Möglichkeit, im Einzelfall Krankenkassenspitzenverbände zum Prüf-
1 eine Rehabilitationsprognose, bezo- die Notwendigkeit und Dauer der statio- verfahren nach § 17c Abs. 1 KHG in Kraft.
gen auf realistische, für den Versi- nären Behandlung – und damit auch die Als Prüfmaßstab für die Notwendigkeit
cherten alltagsrelevante Rehabilita- Richtigkeit der Kodierung – zu überprü- der stationären Aufnahme wurde eine auf
tionsziele. fen (§ 112 SGB V, § 275 SGB V). Die Kran- deutsche Verhältnisse angepasste Fassung
kenkassen folgen dabei auch ihrem ge- des „Appropriateness Evalution Protocol“
Bisher war bei dermatologischen Rehabi- setzlichen Auftrag der Treuhänderpflicht (AEP) vereinbart, die als „German AEP (G-
litationsanträgen bisweilen eine Praxis zu gegenüber Versichertengeldern. AEP)“ zur Verfügung steht. Die MDK-Ge-
beobachten, die dermatologische Diagno- Bei der Bewertung einer stationären meinschaft war an der Anpassung der ur-
se, Ausdehnung der Hauterkrankung und Verweildauer steht häufig der emotio- sprünglich in den USA entwickelten AEP-
die bisherige Therapie auf Grundlage des nal besetzte Begriff der „Fehlbelegung“ Methodik auf deutsche Verhältnisse we-
bio-medizinischen Krankheitsmodells im Fokus, der in der Diskussion jedoch sentlich beteiligt [17].
darzulegen. Dies wird alleine nicht mehr keineswegs mit „Fehlmanagement“ oder In dieser ersten Version ist der G-AEP-
ausreichen, um den Vorgaben der neuen gar „Fehlbehandlung“ verwechselt wer- Kriterienkatalog für die stationäre Auf-
Rehabilitationsrichtlinien zu genügen. den darf. nahme (primäre Fehlbelegung) die Platt-
Die Verordnung von medizinischen Der Begriff der Fehlbelegung bezeich- form für zukünftige Diskussionen und
Leistungen zur Rehabilitation erfordert net eine – im Sinne gesetzlicher Vorgaben Weiterentwicklungen. Die Anwendung
spezielle Kenntnisse, u. a. zur Anwen- – unangemessene Nutzung vollstationärer der G-AEP-Kriterien dient dem Ziel, die
dung der ICF. Daher knüpfen die neu- Krankenhauskapazitäten. Sozialrechtlich Entscheidung zur Krankenhausaufnah-
en Rehabilitationsrichtlinien die Verord- wird eine Hierarchie der Versorgungs- me objektivierbarer und transparenter zu
nungsberechtigung der Vertragsärzte an formen festgelegt. Der Patient bzw. der machen [6]. Das Instrument bietet Ablauf-
den Nachweis spezieller rehabilitations- Versicherte hat nur dann Anspruch auf erleichterungen sowohl für den aufneh-
wissenschaftlicher Kenntnisse, die auch eine Behandlung in der nächsthöheren menden Krankenhausarzt als auch für

418 | Der Hautarzt 5 · 2006


Übersicht

die MDK-Begutachtung. Der klinisch tä- Nur eine korrekte Kodierung kann ei- die ambulante, vertragsärztliche Derma-
tige Arzt dokumentiert die Aufnahmenot- ne einheitliche Kodierqualität sowie eine tologie als auch die stationäre Derma-
wendigkeit anhand der explizit aufgeführ- einheitliche Abbildung des Krankheits- tologie in Akut- und Rehabilitationskli-
ten Kriterien, der MDK-Gutachter beur- und Leistungsspektrums bzw. vergleich- niken. Die Kenntnis der aktuellen sozi-
teilt anhand der Dokumentation und in barer Krankenhausfälle in einer DRG als almedizinischen Rahmenbedingungen
der „Ex-ante-Sicht“ die Begründung der Voraussetzung für eine sachgerechte Kal- ist für dermatologisch tätige Ärzte in
stationären Aufnahme. kulation und Vergütung sicherstellen. Praxis und Klinik – auch angesichts der
Für bestimmte Situationen, in denen Das DRG-Fallpauschalensystem stellt Schnittstellen in der Patientenversor-
entweder die Kriterien nicht eindeutig sowohl die dermatologischen Kranken- gung – gleichermaßen wichtig. The-
zutreffen oder trotz Zutreffens der Kri- häuser als auch den MDK vor große Her- matische Schwerpunkte dieses Artikels
terien die Aufnahmesituation sozialme- ausforderungen. Hierbei ist zu berücksich- sind: neue Untersuchungs- und Behand-
dizinisch nicht nachvollziehbar abgebil- tigen, dass der Gutachter des MDK nach lungsmethoden, Arzneimittel („off-label-
det ist, hat der Gutachter die Möglichkeit, Aktenlage nur das beurteilen kann, was use“), ambulante und stationäre derma-
die so genannte „Override Option“ zu in den Krankenblattunterlagen des Kran- tologische Rehabilitation sowie Kranken-
wählen und eine Einzelfallkonstellation – kenhauses dokumentiert ist. Die Akzep- hausbehandlung.
trotz fehlender G-AEP-Kriterien – als sta- tanz der Systematik und das gegenseitige
tionär behandlungsbedürftig einzuschät- Verständnis für die jeweiligen Notwen- Korrespondierender Autor
zen (positive „Override Option“) oder im digkeiten unterstützen eine konstruktive Dr. B. Luther
umgekehrten Fall abzulehnen (negative Atmosphäre bei der Bewältigung des Ge- Medizinischer Dienst der Krankenversicherung
„Override Option“). Letzteres könnte u. a. samtverfahrens. in Hessen
der Fall sein, wenn es sich um Leistungen Diesem Zweck dienen beispielsweise Zimmersmühlenweg 23, 61440 Oberursel
des Kataloges gemäß Vertrag nach § 115b auch die gemeinsamen Publikationen von b.luther@mdk-hessen.de
Abs. 1 SGB V (Ambulantes Operieren und Klinikärzten und MDK-Autoren zu Ko-
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor
stationsersetzende Eingriffe im Kranken- dierbeispielen sowie die Durchführung versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma,
haus) handelt [6]. von gemeinsamen Informationsveranstal- deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer
Mit der Einführung der Diagnosis Re- tungen; in Hessen z. B. durch die Landes- Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen.
lated Groups (DRG) erwartet auch die ärztekammer, den MDK und leitende hes-
Hautkliniken in Deutschland eine Pau- sische Krankenhausärzte zur „Verbesse- Literatur
schalierung in der Krankenhausfinanzie- rung der ärztlichen Zusammenarbeit bei
rung. Basis für das deutsche Fallpauscha- Prüfungen der Notwendigkeit stationärer 1. Brunne V, Mertins G, Reimann G, Brockmeyer NH
(2004) Off-Label-Use in der Dermatologie. Im Di-
lensystem German DRG (G-DRG) ist das Behandlung anhand der G-AEP-Krite- lemma zwischen ärztlicher Verpflichtung und
australische AR-DRG-System in der Ver- rien und der DRG-Kodierung durch den rechtlichen Voraussetzungen. Hautarzt 55:727–
sion 4.1. Unter den Bedingungen des auf MDK“ [7, 13]. 734
2. Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation
deutsche Verhältnisse angepassten G- Das G-DRG-System ist als ein ler- (2004) Rahmenempfehlungen zur ambulanten
DRG haben die Krankenkassen die Mög- nendes System angelegt. Der MDS und dermatologischen Rehabilitation. Bundesarbeits-
lichkeit bzw. Pflicht, entweder im Sinne ei- die Medizinischen Dienste der Kranken- gemeinschaft für Rehabilitation, Frankfurt am
Main
ner Einzelfallprüfung (nach Auffälligkeit) versicherung arbeiten auf lokaler, regio- 3. Burkhard B (1999) Begutachtung „Unkonventio-
oder im Sinne einer Stichprobenprüfung naler und bundesweiter Ebene konstruk- neller“ Maßnahmen bei malignen Tumorerkran-
(bezogen auf ganze Krankenhäuser oder tiv daran, das G-DRG-System mit allen kungen in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Med Sachverständige 95:110–116
einzelne Krankenhausabteilungen) die daran Beteiligten weiterzuentwickeln. 4. van Essen J (1999) Der Medizinische Dienst der
richtige Kodierung, die Vermeidung ei- Krankenversicherung (MDK) stellt sich vor. Hes-
ner Fehlbelegung oder die Frage etwai- Fazit für die Praxis sisches Ärztebl 60:151–152
5. Hansis M, Schräder P (2004) MDK-Prüfungen im
ger vorzeitiger Verlegungen bzw. Entlas- Krankenhaus. Deutsche Gesellschaft für Chirurgie
sungen zu prüfen [5]. Die sozialmedizinischen Grundlagen – Mitteilungen 33:151–153
Bei der Beurteilung von Fragen zur Ko- und Rahmenbedingungen für die Bera- 6. Hesse G, Mahlzahn J (2004) Fehlbelegungsprü-
fung auf neuer Vertrauensbasis. Krankenhaus Um-
dierung unter dem DRG-Fallpauschalen- tung und Begutachtung durch den MDK schau 73:597–603
system geht es um sind komplex und umfangreich. Die so- 7. Kaiser R, Hübner M (2004) Landesärztekammer
1. eine formale Bewertung der Einhal- zialrechtliche Richtschnur für die Ar- und MKD informierten gemeinsam über Begut-
achtung nach G-AEP-Kriterien und Überprüfung
tung von Klassifikationsregeln der beit des MDK sind die gesetzlichen Vor- von DRG-Kodierungen. Hessisches Ärztebl 65:388
ICD-10-GM und des OPS-301 sowie gaben des SGB V, die konkretisiert wer- 8. Kassenärztliche Bundesvereinigung (2004) Be-
der „Deutschen Kodierrichtlinien“ den durch untergesetzliche Normen, kanntmachungen: Beschluss einer Neufassung
des Bundesausschusses der Ärzte und Kranken-
und z. B. die Richtlinien des Gemeinsamen kassen über die Bewertung ärztlicher Untersu-
2. eine inhaltliche Bewertung, ob die ko- Bundesausschusses, und durch die ak- chungs- und Behandlungsmethoden (BUB-Richt-
dierte Leistung der erbrachten Leis- tuelle Rechtsprechung des Bundessozi- linien) gemäß § 135 Abs. 1 SGB V vom 01.12.2003.
Dtsch Ärztebl 101:A1200–1203
tung entspricht. algerichts. Zahlreiche neue Entwicklun-
gen in der GKV verändern derzeit sowohl

420 | Der Hautarzt 5 · 2006


Buchbesprechungen
9. Kassenärztliche Bundesvereinigung (2004) Be-
kanntmachungen: Richtlinien des Gemeinsamen Burg, G.; Kempf, W.; Michaelis, S.; Feit, J. schreibung des Erkrankungsverlaufes, der
Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkas- Cutaneous Lymphomas erfolgten therapeutischen Maßnahmen,
sen über Leistungen zur medizinischen Rehabilita- Unusual Cases 2 einer kurzen Falldiskussion und relevanter
tion (Rehabilitations-Richtlinien) nach § 92 Abs. 1
Satz 2 Nr. 8 SGB V in der Fassung vom 16. März Darmstadt: Steinkopff 2006, 96 S., 236 Abb., Literaturangaben begleitet.
2004. Dtsch Ärztebl 101:A1194–1200 (ISBN 3-7985-1609-X), 106.95 EUR Das vorliegende Buch bietet somit dem
10. Kreck C, Löffler M, von Mittelstaedt G (1997) Um- interessierten Dermatologen, Onkologen
weltmedizin aus sozialmedizinischer Sicht. Um-
weltmed Forsch Prax 2:133–136 Nach dem Erstlingswerk „Cutaneous Lym- und Histopathologen eine außerge-
11. Kreck C (2000) Begutachtung und Beratung zu au- phomas – Unusual Cases“ von 2001 im wöhnliche Sammlung von Fallbeispielen
ßervertraglichen Verfahren. (Ärztliche) Unkonven- selben Verlag liegt nun ein weiterer Band kutaner Lymphome, die zum einen die
tionelle Untersuchungs- und Behandlungsmetho-
den. In: Gostomzyk JG (Hrsg) Angewandte Sozial- dieser Sammlungen ungewöhnlicher Fälle Formenvielfalt dieser Erkrankungsgruppe
medizin: Handbuch für Weiterbildung und Praxis. aus dem weiten Formenkreis der kutanen widerspiegelt und zum anderen den einen
ecomed, Landsberg/Lech, VII–1.3:S1–7 Lymphome vor. oder anderen Wiedererkennungseffekt be-
12. Kreck C (2003) Sozialmedizinische Begutachtung
zu Verfahren der Naturheilkunde und unkonven- Wie auch im vorangehenden Werk werden inhaltet und so zum Überdenken eigener
tioneller medizinischer Richtungen. In: Bühring M hier Einzelfallbeschreibungen kutaner Diagnosen anregen mag.
(Hrsg) Naturheilverfahren und Unkonventionelle Lymphome von international herausra-
Medizinische Richtungen. Springer, Berlin Heidel-
berg New York Tokyo, S 1–14 genden Experten präsentiert. Das Spek- S. Ugurel, Mannheim
13. Kulzer M, Zeuner M (2004) Gastroenterologie rich- trum der beschriebenen Krankheitsbilder
tig kodieren. BDI aktuell 7:15 reicht von den T-und NK-Zell-Lymphomen
14. MDS-Vorstand und MDK-Geschäftsführer (2000)
Positionspapier zu Rolle und Funktion des Medizi- über die B-Zell-Lymphome bis hin zu
nischen Dienstes im Verhältnis zu seinen Trägern. unreifzelligen hämatopoetischen Lympho-
MDK aktuell – Zeitschrift des Medizinischen Diens- men und umfasst sowohl Krankheitsbilder,
tes der Krankenversicherung Nordrhein
15. von Mittelstaedt G, Gaertner T (2001) Die Zukunft die nach der neuen WHO/EORTC-Klassifika-
der Sozialmedizin aus praktischer Sicht. Gesund- tion einer eindeutigen Entität zuzuordnen
heitswesen 63:156–161 sind, wie z. B. das anaplastische großzellige
16. Ries V (2004) Rehabilitation: Klare Aufgabenrege-
lung. Dtsch Ärztebl 101:A900–901 T-Zell-Lymphom oder das Sezary-Syndrom,
17. Sangha O, Wildner M, Schneeweiß S et al. (1999) als auch Beschreibungen, auf die diese
Fehlbelegung im Krankenhaus, Chirurg BDC Klassifikation (noch) nicht anwendbar ist,
38:201–210
18. Windeler J, Burkhard B (2004) Die Bewertung un- wie z. B. ein Fall eines peripheren CD4+-
konventioneller medizinischer Verfahren durch T-Zell-Lymphoms vom zytotoxischen Typ.
den Medizinischen Dienst der Krankenversiche- Wie von den Herausgebern im Vorwort
rung (MDK). Z Ärztl Fortbild Qual Gesundhwes
98:477–480 angedeutet, soll die vorliegende Fallsamm-
lung unter anderem auch dazu dienen,
durch den Vergleich der klinischen und
pathologischen Befunde sowie der Pati-
entenverläufe Gemeinsamkeiten festzu-
stellen und auf diese Weise neue Entitäten
herauszuarbeiten.
Die einzelnen dargestellten Fälle eignen
sich hierzu in hervorragender Weise, da sie
von qualitativ hochwertigem Bildmaterial,
sowohl der klinischen als auch der histopa-
thologischen Befunde, begleitet werden.
Es werden makroskopische Übersichts-
und Detailaufnahmen der Hautläsionen
gezeigt sowie Übersichten und Details
repräsentativer histologischer Präparate. In
fast allen Fällen werden dem Leser zusätz-
lich Abbildungen mehrerer verschiedener
immunhistologischer Färbungen von
Präparaten sowie nicht selten auch mole-
kulardiagnostischer Untersuchungen, wie
z. B. dem T-Zell-Rezeptorrearrangement,
präsentiert. Des Weiteren wird jeder Fall
von einer einseitigen prägnanten Be-

Der Hautarzt 5 · 2006 | 421

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