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AMG
Protocol
Arzneimittelgesetz
Medizinischen Dienstes der
AMR
BAR
Arzneimittelrichtlinien
Bundesarbeitsgemeinschaft für Krankenversicherung (MDK)
Rehabilitation
BMV-Ä Bundesmantelvertrag-Ärzte
BSG Bundessozialgericht Aktuelle Aspekte in der Dermatologie
BUB-
Richtlinie
Richtlinie zur Bewertung medi-
zinischer Untersuchungs- und
aus sozialmedizinischer Sicht
Behandlungsmethoden
DKG Deutsche Krankenhausgesell-
schaft
DRG Diagnosis Related Groups, „Fall-
gruppe mit Diagnosebezug“,
Patientenklassifikationssystem
Der Medizinische Dienst der Kranken- halb und außerhalb der GKV. Dies stellt
EBM Einheitlicher Bewertungsmaß-
versicherung (MDK) berät die gesetz- den Medizinischen Dienst aber nicht da-
stab
lichen Kranken- und Pflegekassen in al- von frei, als Teil der GKV deren Gesamtin-
G-AEP German Appropriateness Evaluti-
on Protocol len medizinischen Fragen von sozialme- teresse bei seiner Aufgabenwahrnehmung
G-BA Gemeinsamer Bundesausschuss dizinischer und pflegefachlicher Relevanz. zu berücksichtigen. Insoweit bedeutet Un-
der Ärzte und Krankenkassen Der MDK ist föderal nach Bundesländern abhängigkeit des Medizinischen Dienstes
GKV Gesetzliche Krankenversicherung organisiert. Der Medizinische Dienst der Unabhängigkeit in der medizinisch-fach-
GMG GKV-Modernisierungsgesetz Spitzenverbände der Krankenkassen e.V. lichen Bewertung, nicht Unabhängigkeit
ICD International Statistical Classifi- (MDS) in Essen berät die Spitzenverbän- von der Krankenversicherung.“ [14]
cation of Diseases and Related de der Krankenkassen, er unterstützt und
Health Problems koordiniert die Zusammenarbeit der Me- Allgemeiner sozialmedizinischer
ICF Internatianol Classification of dizinischen Dienste. Rahmen der MDK-Begutachtung
Functioning, Disability and Das Aufgabenspektrum des MDK für
Health (Internationale Klassifi-
die Gesetzliche Krankenversicherung Der MDK erstellt seine Gutachten nach
kation der Funktionsfähigkeit,
Behinderung und Gesundheit) (GKV) ist im Fachbereich der Dermato- Beauftragung durch die gesetzlichen
IGeL Individuelle Gesundheitsleis- logie breit gefächert. Es umfasst sowohl Kranken- oder Pflegekassen. Der MDK
tungen Begutachtungsaufgaben im Einzelfall als trifft selbst keine Leistungsentscheidung,
IQWiG Institut für Qualität und Wirt- auch Beratungsaufgaben in Grundsatzfra- sondern stellt mit seiner Begutachtung
schaftlichkeit im Gesundheits- gen (. Tab. 1). die sozialmedizinische Grundlage für eine
wesen Die gesetzlichen Grundlagen für die sachgerechte Leistungsentscheidung der
KHG Krankenhausfinanzierungsgesetz Tätigkeit des MDK sind im Sozialgesetz- Kostenträger zur Verfügung [4]. Der so-
MDK Medizinischer Dienst der Kran- buch (SGB) V § 275ff geregelt. Der MDK zialmedizinische Sachverstand der MDK-
kenversicherung ist bei der Wahrnehmung seiner medi- Gutachter(innen) hat zahlreiche Aspekte
MDS Medizinischer Dienst der Spit- zinischen Aufgaben unabhängig, wie zu berücksichtigen, die über eine rein me-
zenverbände der Krankenkassen
in § 275 SGB V formuliert: „Die Ärzte dizinische Beurteilung hinausgehen. Er ist
NUB Neue Untersuchungs- und Be-
des Medizinischen Dienstes sind bei der die wesentliche Grundlage der gutachter-
handlungsmethoden
Wahrnehmung ihrer medizinischen Auf- lichen Empfehlung an die gesetzlichen
OPS Operationen- und Prozeduren-
schlüssel gaben nur ihrem ärztlichen Gewissen un- Kranken- und Pflegekassen [15].
OTC-Arz- „Over The Counter“, nicht ver- terworfen. Sie sind nicht berechtigt, in die Die sozialrechtliche Richtschnur für
neimittel schreibungspflichtige Arznei- ärztliche Behandlung einzugreifen.“ die Arbeit des MDK sind die gesetz-
mittel Die „anbieterneutrale und medi- lichen Vorgaben des SGB V [10]. Konkre-
SGB Sozialgesetzbuch zinisch-fachliche Unabhängigkeit ist tisiert werden diese gesetzlichen Vorga-
SINDBAD Sozialmedizinische Informations- Grundlage für die Aufgabenwahrneh- ben durch untergesetzliche Normen wie
datenbank für Deutschland mung des Medizinischen Dienstes inner- Richtlinien (z. B. Richtlinien des Gemein-
Tab. 1 Begutachtungs- und Beratungsfelder des MDK in schüsse der Ärzte/Zahnärzte und Kran-
der Dermatologie (Auswahl) kenkassen, den Ausschuss Krankenhaus
Neue (außervertragliche) Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB): z. B. Laserverfahren, und den Koordinierungsausschuss abge-
Liposuktion, photodynamische Therapie löst. In der Bewertung neuer ärztlicher
Verordnung von Arzneimitteln außerhalb zugelassener Indikationen: z. B. intravenöse Immunglo- Untersuchungs- und Behandlungsme-
buline, topische und interne Immunmodulatoren, Hochpreisarzneimittel thoden nimmt der G-BA somit eine zen-
Notwendigkeit und Dauer stationärer Krankenhausbehandlung (§ 39 SGB V), Beurteilung der DRG- trale Rolle ein.
Kodierung
Der Gesetzgeber hat mit der Gesund-
Dermatologische Rehabilitation
heitsreform 2003 zusätzlich die Etablie-
Auslandsbehandlung (§ 18 SGB V), z. B. Totes Meer
rung eines neuen staatsunabhängigen
Dermatologische Hilfsmittel: z. B. UV-Heimbestrahlungsgeräte, Heimgeräte zur Leitungswasser-
Instituts im deutschen Gesundheitswe-
iontophorese, Kompressions-/Verbandssysteme bei Ulcus cruris
sen vorgesehen. Der Gemeinsame Bun-
Vermutete Verletzung der ärztlichen Sorgfaltspflicht/“Behandlungsfehler“ (§ 66 SGB V)
desausschuss hat nun diese wissenschaft-
Arbeitsunfähigkeit
liche Institution in Form einer privaten
Heilmittelverordnungen: z. B. manuelle Lymphdrainage
Stiftung errichtet. Dem Institut für Qua-
Abgrenzung medizinisch notwendiger Maßnahmen von rein kosmetischen Maßnahmen
lität und Wirtschaftlichkeit im Gesund-
samen Bundesausschusses) und durch die stab (EBM) abrechenbar oder „außerver- heitswesen (IQWiG) obliegt künftig die
aktuelle Rechtsprechung des Bundessozi- traglich“ ist. wissenschaftliche Bewertung des medi-
algerichts (BSG), z. B. im sog. „Off-La- In der GKV sind „Neue Untersu- zinischen Nutzens, der Qualität und der
bel-Urteil“ vom 19.03.2002 (Az.: B 1 KR chungs- und Behandlungsmethoden“ als Wirtschaftlichkeit von Leistungen auf
37/00 R). solche ärztliche Leistungen definiert, der gesetzlichen Grundlage, die im § 139a
Zahlreiche neue Entwicklungen verän- F die noch nicht als abrechnungsfähige SGB V dargestellt ist. Aufgabe des Insti-
dern derzeit die Gesetzliche Krankenver- ärztliche Leistungen im EBM enthal- tuts ist es, auf diesen Gebieten durch die
sicherung. Mit Bezug auf die Dermatolo- ten sind oder Abgabe von Empfehlungen den Gemein-
gie stellt dieser Artikel einige aktuelle As- F die als ärztliche Leistungen im EBM samen Bundesausschuss in der Wahrneh-
pekte aus sozialmedizinischer Sicht dar. aufgeführt sind, deren Indikation mung seiner gesetzlichen Aufgaben zu
aber wesentliche Änderungen oder unterstützen. Die genaue Rollenverteilung
Neue Untersuchungs- und Erweiterungen erfährt. zwischen G-BA, IQWiG, MDK/MDS und
Behandlungsmethoden weiteren Beteiligten wird sich erst in der
Gemeinsamer Bundesausschuss Praxis zeigen.
Die medizinischen Fortschritte in der – BUB-Richtlinie Der G-BA beschließt nach § 92 SGB V
Dermatologie haben in den letzten Jah- „die zur Sicherung der ärztlichen Versor-
ren zunehmend auch in der GKV zu Kos- Neue Untersuchungs- und Behandlungs- gung erforderlichen Richtlinien“. Hierzu
tenübernahmeanträgen für neue Untersu- methoden sind in der ambulanten Versor- zählt u. a. die „Richtlinie zur Bewertung
chungs- und Behandlungsmethoden ge- gung grundsätzlich so lange von der Leis- medizinischer Untersuchungs- und Be-
führt. Beispielhaft zählen hierzu u. a. Me- tungspflicht der Gesetzlichen Kranken- handlungsmethoden (BUB-Richtlinie)“.
thoden der Laser- oder Lichttechnologie versicherung ausgeschlossen, bis der Ge- Der G-BA prüft sowohl neue, zur Aufnah-
und Verfahren der UV-Bestrahlung (z. B. meinsame Bundesausschuss (G-BA) sie als me in die vertragsärztliche Versorgung
UVA-1). Andererseits werden bei derma- zweckmäßig anerkannt hat. In der ambu- anstehende Verfahren als auch die bisher
tologischen bzw. allergologischen Erkran- lanten vertragsärztlichen Versorgung gilt bereits zu Lasten der Gesetzlichen Kran-
kungen auch „unkonventionelle“ bzw. für neue Methoden somit ein Erlaubnis- kenversicherung erbrachten vertragsärzt-
„traditionelle“ Verfahren beantragt wie vorbehalt des G-BA. Hingegen gilt in der lichen Leistungen hinsichtlich
Bioresonanz, Eigenblutbehandlung, Aku- stationären Krankenhausbehandlung für F des diagnostischen und therapeu-
punktur und viele andere. neue Methoden ein Verbotsvorbehalt des tischen Nutzens,
Bei der sozialmedizinischen Bewer- G-BA: Als Krankenhausbehandlung dür- F der medizinischen Notwendigkeit
tung von ärztlichen Untersuchungs- und fen diejenigen Methoden nicht zu Lasten und
Behandlungsmethoden wird in der GKV der GKV erbracht werden, die vom G- F der Wirtschaftlichkeit.
nicht zwischen neu oder traditionell, kon- BA ausdrücklich ausgeschlossen worden
ventionell oder unkonventionell, natur- sind. Dies führt zu zahlreichen Inplausi- Die Unterlagen zur jeweiligen Methode
heilkundlich oder „High-Technology“ un- bilitäten an der Schnittstelle ambulant – werden hinsichtlich ihrer Qualität beur-
terschieden [12]. Im ambulanten vertrags- stationär und z. T. auch zu nicht gewoll- teilt, in Anlehnung an internationale Evi-
ärztlichen Sektor ist für den Leistungsan- ten Verschiebungen vom ambulanten in denzkriterien vereinbarten Evidenzstu-
spruch einzelner gesetzlich Krankenver- den stationären Sektor. fen zugeordnet und in den Bewertungs-
sicherter bzgl. ärztlicher Leistungen allei- Nach den Vorgaben des „GKV-Mo- prozess einbezogen. Der MDK ist bera-
ne relevant, ob ein Verfahren vertraglich dernisierungsgesetzes“ hat der G-BA seit tend in Unterausschüssen und Arbeits-
nach dem Einheitlichen Bewertungsmaß- Anfang 2004 die bisherigen Bundesaus- gruppen des G-BA tätig. Ablauf und In-
Tab. 2 Verfahren in der Anlage B der erbracht werden. Ein Ermessensspielraum traler Aspekt der BSG-Rechtsprechung ist
BUB-Richtlinie (vom G-BA negativ be- der Krankenkassen oder des MDK ist bei das Entscheidungskriterium des „System-
wertete Verfahren, Auswahl) Verfahren der Anlage B der BUB-Richtli- versagens“, wonach eine Leistungspflicht
Hochdosierte, selektive UVA1-Bestrahlung nie generell ausgeschlossen [12]. Derzeit der Krankenkasse ausnahmsweise dann
Selektive UVA1-Bestrahlung (Stand: April 2005) befinden sich in der gegeben ist, wenn die fehlende Anerken-
Kombinierte Balneophototherapie (z. B. Anlage B der BUB-Richtlinien auch meh- nung einer Methode auf einem Mangel des
Psorimed/Psorisal, z. B. Tomesa) rere, bei dermatologischen bzw. allergolo- gesetzlichen Leistungssystems beruht [12].
Balneophototherapie (nichtsynchrone gischen Erkrankungen eingesetzte Thera- Eine solche Situation könnte beispielswei-
Photosoletherapie, Bade-PUVA) pieverfahren (. Tab. 2). se dann gegeben sein, wenn sich der G-BA
Bioresonanzdiagnostik und nicht rechtzeitig mit einem Verfahren be-
Bioresonanztherapie
Grundsatzberatung und fasst hat oder wenn er dieses nicht ange-
Anmerkung: Die Balneophototherapie steht
erneut zur Beratung durch den G-BA an (Stand:
Einzelfallbegutachtung messen zügig bearbeitet hat.
April 2005). Die derzeit relevante BSG-Rechtspre-
Angesichts zahlreicher innovativer The- chung wurde in eine Begutachtungsan-
rapieangebote in der Dermatologie be- leitung „Neue Untersuchungs- und Be-
halt der Beratungen des jeweiligen The- steht auf dem Gebiet der neuen Untersu- handlungsmethoden (NUB)“ in der Fas-
mas fasst der Bundesausschuss in einem chungs- und Behandlungsmethoden Be- sung vom 14.02.2002 umgesetzt. Sie ist für
umfassenden Abschlussbericht zusam- ratungsbedarf der gesetzlichen Kranken- die Gutachter des MDK und die Mitarbei-
men und macht diesen der interessierten kassen sowohl zu grundsätzlichen Fragen ter der gesetzlichen Krankenkassen eine
Öffentlichkeit z. B. über die Internet-Sei- (z. B. im Kontext mit Entscheidungen des verbindliche Richtlinie.
te http://www.g-ba.de zugänglich. Die ak- Bundesausschusses) als auch zu Einzelfäl- Aufbauend auf der BSG-Rechtspre-
tuellen Beratungsthemen und die einzel- len. Die Entwicklung der BSG-Rechtspre- chung wird den gesetzlichen Kranken-
nen Entscheidungen des G-BA werden chung und der Beratungsbedarf der ge- kassen und den Gutachter/innen des
jeweils im Bundesanzeiger veröffentlicht, setzlichen Krankenkassen in Bezug auf die MDK bei der Beurteilung neuer Metho-
anschließend im Deutschen Ärzteblatt hohen methodischen Anforderungen der den im ambulanten Sektor eine Abfolge
nachgedruckt und sind ebenfalls im In- BUB-Richtlinie des Bundesausschusses von Fragestellungen vorgegeben. Als ers-
ternet abrufbar (http://www.g-ba.de). Die haben dazu geführt, dass die grundsätz- ter Schritt ist demnach zu prüfen, ob im
derzeit zur (z. T. erneuten) Überprüfung liche Beratung der medizinischen Dienste betreffenden Einzelfall eine Gerichtsent-
durch den G-BA anstehenden, dermato- wesentlich an Gewicht gewonnen hat. Im scheidung (oder eine Entscheidung des
logisch relevanten Verfahren sind (Stand: Grundsatz geht das BSG davon aus, dass Bundesausschusses) wegen einer akut le-
April 2005): alle neuen Verfahren vom Gemeinsamen bensbedrohlichen Situation nicht abge-
F Hautkrebsscreening, Bundesausschuss abschließend beurteilt wartet werden kann. Eine solche Situati-
F Vakuumversiegelungstherapie werden müssen [12]. Noch nicht abseh- on wird – bereits in weiterer Auslegung
(V.A.C.) von Wunden in der ambu- bar ist derzeit, ob sich bei den sehr sel- der BSG-Rechtsprechung – nur dann ge-
lanten Versorgung, tenen Erkrankungen („singuläre Erkran- sehen, wenn ohne Anwendung der bean-
F Balneophototherapie bei dermatolo- kungen“) eine Modifikation der Recht- tragten Methode in wenigen Wochen vor-
gischen Indikationen. sprechung abzeichnet. aussichtlich eine weitere Verschlimme-
Stellen Versicherte bei ihrer gesetz- rung mit Todesfolge eintritt (oder der Tod
Diejenigen neuen Verfahren, die vom G- lichen Krankenversicherung einen An- wahrscheinlich ist) oder eine schwere ir-
BA bzw. seinen Vorgängern (ggf. unter be- trag auf Kostenübernahme für eine neue reversible Behinderung (z. B. Erblindung)
stimmten Voraussetzungen) positiv be- ambulante Untersuchungs- oder Behand- oder Pflegebedürftigkeit eintritt [12, 18].
wertet wurden (aufgeführt in der Anla- lungsmethode, über die der Gemeinsame Nur wenn diese Frage bejaht wird, sind
ge A der BUB-Richtlinie), können den Ver- Bundesausschuss (bzw. seine Rechtsvor- im Rahmen der sozialmedizinischen Be-
sicherten als Sachleistung zur Verfügung gänger) bisher nicht entschieden hat und gutachtung weitere Fragen zu prüfen, u. a.
gestellt werden. Zu den vom G-BA positiv für die noch keine Methodenbewertung zu vertraglichen Behandlungsalternativen
bewerteten Verfahren, die ggf. dermato- durch eine Grundsatzstellungnahme der und zur indikationsbezogenen Wirksam-
logisch relevant sein können, zählen u. a.: MDK-Gemeinschaft vorliegt, darf die keit anhand wissenschaftlicher Kriterien
F Viruslastbestimmung bei HIV-Infi- Krankenkasse diese Leistung im Regelfall („ausreichende Anzahl von Fällen auf-
zierten, nicht gewähren. Nur in besonderen Situ- grund wissenschaftlich einwandfrei ge-
F genotypische HIV-Resistenztestung. ationen, die das BSG festgelegt hat, kann führter Statistiken“).
die Krankenkasse den MDK mit der Be- Angesichts der Komplexität der sozi-
Die vom G-BA bzw. seinen Vorgängern gutachtung beauftragen. alrechtlichen Vorgaben kann die Vorge-
negativ bewerteten Verfahren sind in der Für die aktuelle Einzelfallbegutachtung hensweise bei der Einzelfallbegutachtung
Anlage B der BUB-Richtlinie aufgeführt von neuen Methoden durch den MDK ist von neuen Methoden im ambulanten Sek-
und dürfen nicht als vertragsärztliche die BSG-Rechtsprechung vom 16.09.1997 tor hier nur verkürzt und angedeutet dar-
Leistungen zu Lasten der Krankenkassen und vom 28.03.2000 maßgeblich. Ein zen- gestellt werden. Detailliertere Informati-
sibilität pathophysiologischer Hypothe- (z. B. Epidermolysis bullosa, heredita- hezu alle dermatologisch genutzten Subs-
sen oder die Herkunft eines Verfahrens ria; Pemphigus). tanzen, die Medizinprodukte sind, weiter-
aus der universitären Medizin noch kei- hin generell von der Leistungspflicht der
ne Grundlage für eine Leistungspflicht der Die Auswirkungen des GMG für Pati- GKV ausgeschlossen bleiben.
GKV sind [3, 10]. enten mit dermatologischen und aller- Arzneimittel, die aufgrund der Arz-
gologischen Erkrankungen werden un- neimittelrichtlinien (AMR) zu Lasten der
Arzneimittel ter Patienten und Ärzten intensiv disku- GKV verordnungsfähig sind, sind gene-
tiert, insbesondere bezüglich des G-BA- rell vom Vertragsarzt auf Muster 16 („Kas-
Das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG), Beschlusses, dass Harnstoffexterna nicht senrezept“) zu verordnen (Ziffer 9 AMR).
das zum 01.01.2004 in Kraft getreten mehr zu Lasten der GKV verordnungsfä- Ebenfalls ist zu beachten, dass nach dem
ist, beinhaltet im Hinblick auf die Leis- hig sind. Seit In-Kraft-Treten der OTC- Bundesmantelvertrag-Ärzte (BMV-Ä)
tungsansprüche der Versicherten zahl- Liste ist eine medizinische Beurteilung die Verordnung von Arzneimitteln in der
reiche Veränderungen. Hierzu zählt u. a. von diesbezüglichen Einzelverordnungen Verantwortung des Vertragsarztes liegt
der Grundsatz, dass nicht verschreibungs- durch den MDK entbehrlich, da die Liste und die Genehmigung von Arzneimit-
pflichtige Arzneimittel (OTC) – von Aus- eine abschließende Aufzählung der zuläs- telverordnungen durch die Krankenkasse
nahmen abgesehen – nicht mehr Leistung sigen Ausnahmen darstellt. Die OTC-Lis- unzulässig ist (vgl. § 29 Abs. 1 Satz 1 BMV-
der GKV sind. Ausnahmen hiervon sind: te unterliegt ständigen Änderungen, da- Ä). Die Wirtschaftlichkeit der Verord-
F Kinder bis zum vollendeten 12. Le- her empfiehlt sich jeweils die aktuelle In- nung kann durch die gemeinsamen Prü-
bensjahr und Jugendliche bis zum formation (http://www.g-ba.de). Sämt- fungsausschüsse (§ 106 SGB V) im Nach-
vollendeten 18. Lebensjahr mit Ent- liche, nicht explizit in der OTC-Liste auf- hinein geprüft werden.
wicklungsstörungen, geführten, nicht verschreibungspflich- Bei der sozialmedizinischen Beurtei-
F nicht verschreibungspflichtige Arz- tigen Arzneimittel sind (jenseits des 12. lung von Verordnungen für verschrei-
neimittel, die vom G-BA als The- bzw. 18. Lebensjahres, s. oben) zu Lasten bungspflichtige Arzneimittel, z. B. bei der
rapiestandard bei schwerwie- der GKV nicht verordnungsfähig. Anwendung eines Arzneimittels außer-
genden Erkrankungen anerkannt Auch für verschreibungspflichtige Arz- halb einer in Deutschland zugelassenen
wurden und in die sog. OTC-Liste neimittel ist zu berücksichtigen, dass es Indikation (sog. „off-label-use“), sind vom
[s. “Arzneimittel-Richtlinien“ (AMR) Ausschlüsse von der Versorgung zu Las- MDK u. a. zu berücksichtigen:
Punkt F. 16.4.1ff] aufgenommen wur- ten der GKV gibt. Für Versicherte, die das F die gesetzlichen Rahmenbedingungen
den. 18. Lebensjahr vollendet haben, sind nach [Arzneimittelgesetz (AMG), SGB V],
§ 34 SGB V in Verbindung mit (i. V. m.) F die Konkretisierung gesetzlicher Vor-
Aus der Gruppe der nicht verschreibungs- den AMR (Punkt 17) u. a. folgende ver- gaben durch Rechtsverordnungen,
pflichtigen Arzneimittel, die für die Der- schreibungspflichtige Arzneimittel, die z. B. „Negativliste“ und durch Richtli-
matologie u. a. in Frage kommen kön- ggf. dermatologisch relevant sein können, nien, z. B. AMR,
nen, sind vom G-BA in der OTC-Liste von der Verordnungsfähigkeit zu Lasten F die BSG-Rechtsprechung.
bislang positiv bewertet worden und so- der GKV ausgenommen: Mund- und Ra-
mit zu Lasten der GKV verordnungsfähig chentherapeutika, ausgenommen bei Pilz- Das BSG hat am 19.03.2002 (Az.: B 1 KR
(Stand: April 2005): infektionen, geschwürigen Erkrankungen 37/00 R) ein Grundsatzurteil zum zulas-
F Antihistaminika: der Mundhöhle und nach chirurgischen sungsüberschreitenden Einsatz von Arz-
1 nur in Notfallsets zur Behandlung Eingriffen im Hals-, Nasen-, Ohrenbe- neimitteln („off-label-use“) gesprochen,
bei Bienen-, Wespen-, Hornissen- reich. dessen Inhalte und Auswirkungen auch
allergie, Von der Versorgung zu Lasten der in der dermatologischen Fachdiskussion
1 nur zur Behandlung schwerer, rezi- GKV sind nach § 34 SGB V i. V. m. den breit dargestellt wurden [1].
divierender Urtikarien, AMR außerdem Arzneimittel ausge- Bei neuen Arzneimitteln dominiert in
1 nur bei schwerwiegendem, anhal- schlossen, bei deren Anwendung eine Er- der Begutachtungspraxis des MDK neben
tendem Pruritus; höhung der Lebensqualität im Vorder- den Fragen der Begutachtung von Wirk-
F Antimykotika nur zur Behandlung grund steht (sog. Life-style-Arzneimittel). samkeit und Wirtschaftlichkeit die Fra-
von Pilzinfektionen im Mund- und Hierzu zählen in der Dermatologie u. a. ge der Abgrenzung der Erprobung im
Rachenraum; Arzneimittel, die zur Verbesserung des Sinne der AMR (Punkt 12 AMR) von der
F salizylsäurehaltige Zubereitungen in Haarwuchses dienen, wie die Wirkstoffe Versorgung zu Lasten der GKV [11]. Die
der Dermatotherapie als Teil der Be- Minoxidil, Finasterid u. a. (s. Punkt 18.2 Krankenkassen und der MDK werden da-
handlung der Psoriasis und hyperke- der AMR, als Übersicht in Anlage 8 der bei mit einer Vielzahl von Begriffen kon-
ratotischer Ekzeme; AMR zusammengestellt). frontiert, die der Umschreibung von Arz-
F topische Anästhetika und/oder An- Im Kontext mit Hauterkrankungen ist neimitteln in der Erprobung dienen und
tiseptika nur zur Selbstbehandlung darüber hinaus zu beachten, dass nicht denen zum Teil weder Legaldefinitionen
schwerwiegender generalisierter bla- apothekenpflichtige Arzneimittel, Kosme- noch allgemein anerkannte Begriffsbe-
senbildender Hauterkrankungen tika, Nahrungsergänzungsmittel und na- stimmungen zugrunde liegen. Im Zusam-
die MDK-Begutachtung. Der klinisch tä- Nur eine korrekte Kodierung kann ei- die ambulante, vertragsärztliche Derma-
tige Arzt dokumentiert die Aufnahmenot- ne einheitliche Kodierqualität sowie eine tologie als auch die stationäre Derma-
wendigkeit anhand der explizit aufgeführ- einheitliche Abbildung des Krankheits- tologie in Akut- und Rehabilitationskli-
ten Kriterien, der MDK-Gutachter beur- und Leistungsspektrums bzw. vergleich- niken. Die Kenntnis der aktuellen sozi-
teilt anhand der Dokumentation und in barer Krankenhausfälle in einer DRG als almedizinischen Rahmenbedingungen
der „Ex-ante-Sicht“ die Begründung der Voraussetzung für eine sachgerechte Kal- ist für dermatologisch tätige Ärzte in
stationären Aufnahme. kulation und Vergütung sicherstellen. Praxis und Klinik – auch angesichts der
Für bestimmte Situationen, in denen Das DRG-Fallpauschalensystem stellt Schnittstellen in der Patientenversor-
entweder die Kriterien nicht eindeutig sowohl die dermatologischen Kranken- gung – gleichermaßen wichtig. The-
zutreffen oder trotz Zutreffens der Kri- häuser als auch den MDK vor große Her- matische Schwerpunkte dieses Artikels
terien die Aufnahmesituation sozialme- ausforderungen. Hierbei ist zu berücksich- sind: neue Untersuchungs- und Behand-
dizinisch nicht nachvollziehbar abgebil- tigen, dass der Gutachter des MDK nach lungsmethoden, Arzneimittel („off-label-
det ist, hat der Gutachter die Möglichkeit, Aktenlage nur das beurteilen kann, was use“), ambulante und stationäre derma-
die so genannte „Override Option“ zu in den Krankenblattunterlagen des Kran- tologische Rehabilitation sowie Kranken-
wählen und eine Einzelfallkonstellation – kenhauses dokumentiert ist. Die Akzep- hausbehandlung.
trotz fehlender G-AEP-Kriterien – als sta- tanz der Systematik und das gegenseitige
tionär behandlungsbedürftig einzuschät- Verständnis für die jeweiligen Notwen- Korrespondierender Autor
zen (positive „Override Option“) oder im digkeiten unterstützen eine konstruktive Dr. B. Luther
umgekehrten Fall abzulehnen (negative Atmosphäre bei der Bewältigung des Ge- Medizinischer Dienst der Krankenversicherung
„Override Option“). Letzteres könnte u. a. samtverfahrens. in Hessen
der Fall sein, wenn es sich um Leistungen Diesem Zweck dienen beispielsweise Zimmersmühlenweg 23, 61440 Oberursel
des Kataloges gemäß Vertrag nach § 115b auch die gemeinsamen Publikationen von b.luther@mdk-hessen.de
Abs. 1 SGB V (Ambulantes Operieren und Klinikärzten und MDK-Autoren zu Ko-
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor
stationsersetzende Eingriffe im Kranken- dierbeispielen sowie die Durchführung versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma,
haus) handelt [6]. von gemeinsamen Informationsveranstal- deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer
Mit der Einführung der Diagnosis Re- tungen; in Hessen z. B. durch die Landes- Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen.
lated Groups (DRG) erwartet auch die ärztekammer, den MDK und leitende hes-
Hautkliniken in Deutschland eine Pau- sische Krankenhausärzte zur „Verbesse- Literatur
schalierung in der Krankenhausfinanzie- rung der ärztlichen Zusammenarbeit bei
rung. Basis für das deutsche Fallpauscha- Prüfungen der Notwendigkeit stationärer 1. Brunne V, Mertins G, Reimann G, Brockmeyer NH
(2004) Off-Label-Use in der Dermatologie. Im Di-
lensystem German DRG (G-DRG) ist das Behandlung anhand der G-AEP-Krite- lemma zwischen ärztlicher Verpflichtung und
australische AR-DRG-System in der Ver- rien und der DRG-Kodierung durch den rechtlichen Voraussetzungen. Hautarzt 55:727–
sion 4.1. Unter den Bedingungen des auf MDK“ [7, 13]. 734
2. Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation
deutsche Verhältnisse angepassten G- Das G-DRG-System ist als ein ler- (2004) Rahmenempfehlungen zur ambulanten
DRG haben die Krankenkassen die Mög- nendes System angelegt. Der MDS und dermatologischen Rehabilitation. Bundesarbeits-
lichkeit bzw. Pflicht, entweder im Sinne ei- die Medizinischen Dienste der Kranken- gemeinschaft für Rehabilitation, Frankfurt am
Main
ner Einzelfallprüfung (nach Auffälligkeit) versicherung arbeiten auf lokaler, regio- 3. Burkhard B (1999) Begutachtung „Unkonventio-
oder im Sinne einer Stichprobenprüfung naler und bundesweiter Ebene konstruk- neller“ Maßnahmen bei malignen Tumorerkran-
(bezogen auf ganze Krankenhäuser oder tiv daran, das G-DRG-System mit allen kungen in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Med Sachverständige 95:110–116
einzelne Krankenhausabteilungen) die daran Beteiligten weiterzuentwickeln. 4. van Essen J (1999) Der Medizinische Dienst der
richtige Kodierung, die Vermeidung ei- Krankenversicherung (MDK) stellt sich vor. Hes-
ner Fehlbelegung oder die Frage etwai- Fazit für die Praxis sisches Ärztebl 60:151–152
5. Hansis M, Schräder P (2004) MDK-Prüfungen im
ger vorzeitiger Verlegungen bzw. Entlas- Krankenhaus. Deutsche Gesellschaft für Chirurgie
sungen zu prüfen [5]. Die sozialmedizinischen Grundlagen – Mitteilungen 33:151–153
Bei der Beurteilung von Fragen zur Ko- und Rahmenbedingungen für die Bera- 6. Hesse G, Mahlzahn J (2004) Fehlbelegungsprü-
fung auf neuer Vertrauensbasis. Krankenhaus Um-
dierung unter dem DRG-Fallpauschalen- tung und Begutachtung durch den MDK schau 73:597–603
system geht es um sind komplex und umfangreich. Die so- 7. Kaiser R, Hübner M (2004) Landesärztekammer
1. eine formale Bewertung der Einhal- zialrechtliche Richtschnur für die Ar- und MKD informierten gemeinsam über Begut-
achtung nach G-AEP-Kriterien und Überprüfung
tung von Klassifikationsregeln der beit des MDK sind die gesetzlichen Vor- von DRG-Kodierungen. Hessisches Ärztebl 65:388
ICD-10-GM und des OPS-301 sowie gaben des SGB V, die konkretisiert wer- 8. Kassenärztliche Bundesvereinigung (2004) Be-
der „Deutschen Kodierrichtlinien“ den durch untergesetzliche Normen, kanntmachungen: Beschluss einer Neufassung
des Bundesausschusses der Ärzte und Kranken-
und z. B. die Richtlinien des Gemeinsamen kassen über die Bewertung ärztlicher Untersu-
2. eine inhaltliche Bewertung, ob die ko- Bundesausschusses, und durch die ak- chungs- und Behandlungsmethoden (BUB-Richt-
dierte Leistung der erbrachten Leis- tuelle Rechtsprechung des Bundessozi- linien) gemäß § 135 Abs. 1 SGB V vom 01.12.2003.
Dtsch Ärztebl 101:A1200–1203
tung entspricht. algerichts. Zahlreiche neue Entwicklun-
gen in der GKV verändern derzeit sowohl