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Leitthema: Impfen

Bundesgesundheitsbl 2009 · 52:1069–1082 S.H.E. Kaufmann1 · A.L. Meinke2 · A. von Gabain2


DOI 10.1007/s00103-009-0951-0 1 Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, Berlin
Online publiziert: 18. Oktober 2009 2 Intercell AG, Wien
© Springer-Verlag 2009

Neue Impfstoffkonzepte
auf Basis
moderner Erkenntnisse
der Immunologie

Impfungen zählen zu den kosteneffizi- Immunantwort gegen Kuhpocken schützt wärtig bedeutendsten Infektionskrank-
entesten Maßnahmen der Medizin. Jähr- also auch gegen Menschenpocken, ohne heiten, gegen die es noch keine Impfstoffe
lich werden mehr als fünf Millionen Men- dass ein Risiko besteht zu erkranken. Die gibt, greift dieses Prinzip aber nicht. Hier
schenleben durch Impfungen gerettet. künstliche Abschwächung von Mikroor- müssen wir erst verstehen, wie die gegen
Die Impfung wird zwar häufig als erfolg- ganismen zur Nutzung als Impfstoffe ge- sie gerichtete schützende Immunantwort
reichstes Produkt der modernen immu- lang Louis Pasteur Ende des 19. Jahrhun- abläuft, um, darauf aufbauend, Impfstoffe
nologischen und mikrobiologischen For- derts mit den Erregern des Milzbrandes, zu konzipieren, die eine solche oder bes-
schung bezeichnet. Ein Blick zurück zeigt der Geflügelcholera und der Tollwut. sere Immunantwort hervorrufen.
aber, dass diese Aussage nicht ganz zutref- Auch Pasteur mangelte es allerdings
fend ist. Geimpft wurde schon zu Zeiten, noch an Kenntnissen über die immuno- Impfstoffe, ihre Erfolge
als die Menschen noch keine Kennt- logischen Mechanismen, die der Wirk- gegen Infektionskrankheiten
nisse über die Immunologie und Mikro- samkeit der Impfstoffe zugrunde liegen. und ihre Grenzen
biologie besaßen. So führte Lady Monta- Erst Emil Behring, der zusammen mit
gue Anfang des 18. Jahrhunderts in Eng- Shibasaburo Kitasato und Fritz Wernecke Impfstoffe haben weltweit dafür gesorgt,
land die Variolation ein. Dabei handel- die passive Impfung gegen Tetanus bezie- dass viele Infektionskrankheiten heute
te es sich um die Verabreichung mensch- hungsweise Diphtherie entwickelte, fand kontrolliert werden können, eine sogar
lichen Pockenmaterials unter die Haut. heraus, dass Blutstoffe – die Antikörper – eliminiert wurde und zwei vor der Elimi-
Dies war ein gefährliches Unterfangen, Träger der übertragenen Immunität wa- nierung stehen ([1], . Tab. 1). Folgerich-
das Edward Jenner Ende des 18. Jahrhun- ren. Dieses Wissen wurde von ­Behrings tig werden viele Impfungen von der Stän-
derts durch die Einführung der Impfung Kollegen Paul Ehrlich vervollständigt, digen Impfkommission (STIKO) emp-
mit Kuhpocken deutlich sicherer mach- der mit der Seitenkettentheorie die spezi- fohlen (http://www.rki.de) (gegen Diph-
te. Auch Jenner verstand die zugrunde fische humorale Immunität beschrieb und therie, Keuchhusten (Pertussis), Tetanus,
liegenden Mechanismen nicht. Dennoch damit als Entdecker der erworbenen/ad- Haemophilus influenza Typ B (HIB), He-
war ihm der Durchbruch gelungen: Die aptiven Immunität gilt. Streng genom- patitis B, Kinderlähmung (Poliomyelitis),
Jennersche Pockenimpfung setzte sich men führte also die Impfstoff-Forschung Pneumokokken, Meningokokken, Ma-
durch und führte zum bislang größten zum Wissenschaftszweig der Immunolo- sern, Mumps, Röteln, humane Papilloma-
Erfolg der Impfgeschichte, als die Welt- gie und nicht umgekehrt. viren (HPV) und Varizellen sowie für Se-
gesundheitsbehörde (WHO) am 8. Mai Bis vor Kurzem konnten neue Impf- nioren gegen Influenza und Pneumokok-
1980 die Eradikation der Pocken offiziell stoffe weitgehend unabhängig vom ra- ken). Sie tragen regelmäßig dazu bei, Epi-
erklärte. Das Geheimnis der Kuhpocken- sant zunehmenden Erkenntnisgewinn in demien zu verhindern.
impfung liegt darin, dass diese Erreger für der Immunologie entwickelt werden. Im Laut Schätzungen der WHO haben im
den Menschen nur eine geringe Pathoge- Prinzip beruhen sie alle auf der Stimula- Jahre 2007 weltweit 105 Millionen Kin-
nität besitzen, mit den humanen Pocken- tion von Antikörpern, die den eindrin- der den Impfstoff gegen Diphtherie-Te-
viren aber immunologisch nahe verwandt genden Erreger beziehungsweise seine tanus-Pertussis (DTP-Impfstoff) erhal-
sind. Die durch Impfung hervorgerufene Gifte unschädlich machen. Bei den gegen- ten, sodass global bereits 81% der Kinder

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Tab. 1 Todesfälle durch Infektionskrankheiten. Schätzungen für das Jahr 2004 [44] en und Impfstrategien zu entwickeln, um
Infektionskrankheit Erreger Welt Europa Afrika und diesen Problemen begegnen zu können.
Südost-Asien
Todesfälle in 1000 Warum gibt es nicht für
Tuberkulose Mycobacterium tuberculosis 1464 77 924 alle ­Infektionskrankheiten
AIDS HIV 2040 31 1857 Impfstoffe?
Malaria Plasmodium falciparum 889 0 842
Durchfallserkran- Verschiedene Viren (zum Beispiel 2163 39 1689 Ungeachtet der oben dargestellten im-
kungen Rotavirus) und Bakterien mensen Erfolge im Kampf gegen Infekti-
(zum Beispiel ETEC) onskrankheiten gibt es viele Krankheitser-
Syphilis Treponema pallidum 99 0 78 reger, gegen die es trotz modernster Tech-
Pertussis Bordetella pertussis 254 0 218 niken und Erkenntnisse keine schützende
Poliomyelitis Poliovirus 1 0 1 Impfung gibt. Zu diesen gefährlichen Pa-
Diphtherie Corynebacterium diphtheriae 5 0 4 thogenen zählen Viren wie das Hepati-
Masern Masernvirus 424 0 373 tis-C-Virus (HCV), das Cytomegalovi-
Tetanus Clostridium tetani 163 0 123 rus (CMV) und das Humane Immuno-
Meningitis Verschiedene Viren (zum 340 11 259 defizienz Virus (HIV) oder Bakterien wie
Beispiel ­Varizella-Zoster-Virus) Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus
und Bakterien (zum Beispiel aureus, Clostridium difficile und Trepone-
Neisseria meningitidis)
ma pallidum (. Tab. 2). Die Ursachen
Hepatitis B HBV 105 7 49
für den Mangel an verfügbaren Impfstof-
Hepatitis C HCV 54 5 19
fen gegen diese Erreger können sehr un-
Dengue Dengue-Virus 18 0 11
terschiedlich sein. Angefangen von den
Japanische Enze- JEV 11 0 8
Schwierigkeiten, einen pathogenen Orga-
phalitis
nismus (wie zum Beispiel Treponema pal-
Untere Atem­ Zum Beispiel Streptococcus 4177 235 2812
wegsinfektionen ­pneumoniae
lidum, den Erreger der Syphilis) in vitro
Obere Atemwegsin- Zum Beispiel Rhinoviren, 77 37 9
zu kultivieren, kann die Existenz verschie-
fektionen Streptococcus pyogenes dener Serotypen (wie bei den Streptokok-
Otitis media Zum Beispiel Streptococcus pneumoni- 5 0 4 ken) oder die außerordentliche Diversität
ae, Haemophilus influenzae von Viren (wie von HCV oder HIV) sowie
ihre Fähigkeit, in infizierten Patienten zu
mutieren, die Entwicklung eines Impfstof-
durch diese Impfung geschützt wurden. onen Kinder an übertragbaren Krank- fes erschweren.
Ähnlich erfolgreich ist auch das Impf- heiten. Ihr Tod hätte durch Impfung oft Manche Mikroorganismen haben zu-
programm gegen Masern, denn 82% der ­verhindert werden können (Global Im- dem Mechanismen entwickelt, um die
Kinder wurden bis zu ihrem zweiten Ge- munisation Data January 2009, WHO menschliche Immunabwehr zu umge-
burtstag gegen Masern geimpft. Impfstof- und Unicef; . Tab. 1). Die Gründe für hen, zu modulieren oder abzuschwächen.
fe gegen HIB, Röteln, Mumps und He- diese hohen Mortalitätsraten liegen häu- Während Viren wie Herpes Simplex Virus
patitis B wurden bis 2007 in 115, 126, 114 fig in der mangelnden Verfügbarkeit der (HSV), HIV oder HCV Strategien einset-
beziehungsweise 171 Ländern eingeführt Impfstoffe in den Entwicklungsländern, zen, um dem Angriff durch das Immun-
(Global Immunisation Data January 2009, an den hohen Kosten, die mit einem glo- system zu entkommen oder die Immu-
WHO und Unicef). Das seit 1988 beste- balen Immunisie­rungsprogramm verbun- nantwort zu modulieren (zur Übersicht
hende Programm zur Ausrottung der Po- den sind (Polio: bisher zirka sechs Mrd. $) [4, 5]), produzieren Pathogene wie etwa
liomyelitis hat dazu geführt, dass sie welt- oder auch an der fehlenden Bereitschaft S. aureus oder Streptococcus pyogenes zu-
weit nur noch in wenigen Ländern auftritt verschiedener Länder, den Impfstoff ein- sätzlich vielfältige Virulenzfaktoren, die
(unter anderem in Indien, Nigeria, Afgha- zuführen. Weiter­hin ist die Wirksamkeit das Immunsystem schwächen oder außer
nistan, and Pakistan) und im Jahr 2008 mancher Impfstoffe durch die hohe Vari- Kraft setzen (zur Übersicht [6, 7]).
weniger als 1700 Fälle registriert wurden abilität der Erreger limi­tiert (zum Beispiel Ein weiteres Hindernis ist, dass der
[2]. Die bisher größte Erfolgsgeschichte ist Pneumokokken und Grippeviren). Und Einsatz inaktivierter Pathogene als Impf-
aber zweifelsohne die Ausrottung der Po- letztendlich sollte erwähnt werden, dass stoffe – wie in den traditionellen Totimpf-
cken, die offiziell 1980 durch die WHO er- nicht alle Impfstoffe in den unterschied- stoffen (zum Beispiel gegen das Grippe-
klärt werden konnte [3]. lichen Zielpopulationen (zum Beispiel äl- virus, Hepatitis-A-Virus) – für manche
Obwohl viele der genannten Impfun­ tere und immungeschwäch­te Personen Erreger (zum Beispiel S. pyogenes) nicht
gen schon in den meisten Ländern angebo­ oder chronisch Kranke) eine effektive Im- möglich ist, da Komponenten der Erre-
ten werden, starben laut Schätzungen munantwort hervorrufen. Daher muss es ger beim Menschen schwere Nebenwir-
der WHO im Jahr 2002 noch 2,5 Milli- das Ziel sein, neue Impfstoffe, Adjuvanzi- kungen auslösen können [8]. Die Ent-

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Zusammenfassung · Abstract

wicklung von Impfstoffen gegen diese Bundesgesundheitsbl 2009 · 52:1069–1082  DOI 10.1007/s00103-009-0951-0
Gruppe von Mikroorganismen wurde in © Springer-Verlag 2009
den letzten beiden Jahrzehnten erst durch
S.H.E. Kaufmann · A.L. Meinke · A. von Gabain
den Einsatz moderner Methoden zur Ent-
Neue Impfstoffkonzepte auf Basis moderner Erkenntnisse der
wicklung von Untereinheitenimpfstoffen
Immunologie
möglich.
Zusammenfassung
Infektionskrankheiten, für Seit ihrer Einführung vor mehr als 200 Jahren der Immunität, das heißt B-Zellen, T-Zellen,
die es keine Impfstoffe gibt haben Impfstoffe viele Millionen Todesfälle antigenpräsentierende Zellen und Zytokine,
durch Infektionskrankheiten verhindert. Die- so modulieren, dass sich die bestmögliche
se Entwicklung war möglich, da die Wirkwei- Antwort entwickelt. Neue Applikationsver-
Infektionskrankheiten in se dieser Impfstoffe vorwiegend auf schüt- fahren bieten die Möglichkeit, die Immunant-
den Entwicklungsländern zenden Antikörpern beruht, die relativ leicht wort weiter zu verbessern. Somit besteht be-
stimuliert werden können. Inzwischen hat rechtigte Hoffnung, dass mit dem enormen
Tuberkulose. Die WHO schätzt, dass man erkannt, dass Krankheiten wie AIDS, Tu- Wissenssprung in der Immunologie und der
jährlich weltweit zirka 1,7 Millionen Men- berkulose, Malaria und Hepatitis C mit diesen Infektionsforschung die Herausforderungen
traditionellen Ansätzen nicht beizukommen durch Infektionskrankheiten gemeistert wer-
schen an Tuberkulose (TB) sterben und
ist. Die modernen Erkenntnisse der Immu- den können.
insgesamt zwei Milliarden Menschen – al- nologie bieten die Grundlage für den Einsatz
so ungefähr ein Drittel der Weltbevölke- maßgeschneiderter Impfstoffe und somit für Schlüsselwörter
rung – mit dem TB-Erreger Mycobacteri- die erfolgreiche Bekämpfung dieser bedroh- Impfstoff · Immunität · Antikörper · Antigen ·
um tuberculosis infiziert sind. Von diesen lichen Infektionskrankheiten. Moderne Vak- T-Lymphozyt
Infizierten müssen jedes Jahr ungefähr zine enthalten Komponenten, die alle Träger
neun Millionen Menschen behandelt wer-
den, da sie neu an TB erkranken. Die TB- Novel vaccination concepts on the basis of modern insights into
Erkrankungszahlen sind zwar in allen Re- immunology
gionen der Erde, außer in den WHO-Re-
gionen Europas, erstmals gesunken oder Abstract
Since their introduction more than 200 years ulate the mediators of immunity (B cells, T
stabil geblieben (Tuberkulose-Report für
ago, vaccines have prevented millions of cells, antigen-presenting cells and cytokines)
2006, WHO), aber die Zahl der jähr- deaths caused by infectious diseases. This in such a way that the best possible immune
lichen Neuerkrankungen erreicht in Sub- progress was possible because these vaccines response develops. Alternative application
sahara-Afrika noch immer bis zu 350 Fäl- protect through antibodies, which are rela- methods offer the possibility to further im-
le auf 100.000 Einwohner. In Deutschland tively easily stimulated. In the meantime, we prove the immune response. Thus, hope re-
wurden im Jahre 2007 insgesamt 5020 TB- understand that diseases such as AIDS, tu- mains that the remarkable increase in knowl-
berculosis, malaria and hepatitis C cannot edge in the areas of immunology and infec-
Fälle registriert, was 6,1 Neuerkrankungen
be tackled by these conventional approach- tious disease research will help to successful-
pro 100.000 Einwohner entspricht (Epi- es. Recent insights into immunology provide ly control infectious diseases.
demiologie der Tuberkulose in Deutsch- the basis for the development of custom-tai-
land im Jahr 2007, RKI, Berlin, 2009). Da lored vaccines to successfully combat these Keywords
die Wirksamkeit des einzig verfügbaren threatening infections. These new generation Vaccine · Immunity · Antibody · Antigen · T
TB-Impfstoffes – BCG – nicht belegbar vaccines comprise components that mod- lymphocyte
ist und zudem unerwünschte Nebenwir-
kungen beobachtet wurden, wird eine
BCG-Impfung seit 1998 in Deutschland
nicht mehr von der STIKO empfohlen.

HIV-Infektionen. HIV ist ein Retrovirus,


das die Zellen des menschlichen Immun-
systems zerstört und dessen Funktion im-
mer weiter schwächt, sodass die Betrof-
fenen besonders anfällig für Infektionen
durch andere Erreger werden. Im fortge-
schrittenen Stadium der Infektion, oft erst
nach zehn bis 15 Jahren entwickelt sich
AIDS (acquired immunodeficiency syn-
drome). Trotz intensiver Forschung ist es
bisher nicht gelungen, einen Impfstoff zu
entwickeln, der vor der HIV-Infektion be-
ziehungsweise AIDS schützt. Daher kön-

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Leitthema: Impfen

Tab. 2 Wichtige Infektionskrankheiten ohne effizienten Impfstoff


Erreger Krankheita Behandlungb Forschungc
Borrelia burgdorferi Borreliose Antibiotika Präklinisch
Calicivirus, Norovirus (NoV) Diarrhö Keine spezifische Präklinisch
Campylobacter jejuni Diarrhö Präklinisch
Candida albicans Infektion der Schleimhäute Antifungizide Phase I–II
Chlamydia sp. Geschlechtskrankheit Antibiotika Präklinisch
Clostridium difficile Diarrhö Antibiotika Phase II
Dengue-Virus Grippeähnlich Keine spezifische Phase I–II
ETEC Diarrhö Antibiotika Phase II
Hepatitis-C-Virus (HCV) Asymptomatisch, Leberzirrhose, -krebs Ribavirin/Interferon Phase I–II
Helicobacter pylori Gastritis Antibiotika Phase I
Herpes simplex virus type 1, 2 (HSV) Bläschenbildung, Infektion von Haut, Keine Phase II–III
Auge, Genitalien
Humanes Immundefizienz-Virus (HIV) AIDS Antiretrovirale Präklinische Phase I–III
Therapie
Leishmania Spezies Hautgeschwüre Antimonials, Phase I
Miltefosin
Mycobacterium tuberculosis Tuberkulose Antibiotika Phase II
Mycobacterium ulcerans Hautgeschwür Präklinisch
Neisseria gonorrhoeae Gonorrhö Antibiotika Präklinisch
Neisseria meningitidis B Meningitis Antibiotika Phase II
Plasmodium falciparum Malaria Anti-Malariamittel Phase I–II
Pseudomonas aeruginosa Pneumonien, Infektion auf Brandwunden Antibiotika Phase II
Respiratory syncytial virus (RSV) Atemwegserkrankung Keine Phase II
Shigella Spezies Diarrhö Antibiotika Phase I–III
Staphylococcus aureus Lungenentzündung, toxisches Schock-Syndrom, Antibiotika Phase II
Sepsis
Streptococcus pyogenes Rachenentzündung Antibiotika Phase II
Treponema pallidum Syphilis Antibiotika Präklinisch
West-Nil-Virus Influenzaähnlich Keine Phase I
aAuswahl der wichtigsten Krankheiten, bgängige Behandlung, cStand der Forschung zur Entwicklung eines Impfstoffes

nen infizierte Personen derzeit nur mit- figste Todesursache bei HIV-Infizierten gemeldet, wobei die meisten Krankheits-
tels antiretroviraler Therapie (ART) be- in Afrika ist. Zudem begünstigt die große und Todesfälle in der afrikanischen Sub-
handelt werden. Weltweit sind ungefähr Zahl an immungeschwächten HIV-Infi- sahara-Zone auftraten. Die frühzeitige
33 Millionen Menschen mit HIV infiziert. zierten die dort beobachtete rasche Ver- Behandlung mit einer Kombination von
Die Rate der Neuinfektionen liegt gegen- breitung der TB. Daher ist die Entwick- Medikamenten fördert die Genesung.
wärtig bei zirka 6800 Personen pro Tag, lung effektiver Impfstoffe und/oder The- Aller­dings verschlingt die Behandlung in
und mehr als zwei Millionen Menschen rapien für beide Krankheiten von außer- manchen Ländern bis zu 40% der öffent-
erliegen jährlich der Krankheit AIDS. ordentlicher Bedeutung. lichen Gesundheitsausgaben. Malaria be-
Während in West- und Zentraleuropa zir- trifft vor allem arme Menschen oder Men-
ka zwei Millionen Menschen HIV tragen Malaria. Eines der größten Gesund- schen, die keinen Zugang zu Medikamen-
[AIDS epidemic update 2007, Joint Uni- heitsprobleme in den Entwicklungslän- ten haben.
ted Nations Programme on HIV/AIDS dern ist die Malaria, an der 2006 welt-
(UNAIDS) and WHO, 2007], ist ähnlich weit 247 Millionen Menschen erkrankten Durchfallerkrankungen. Die Infektions-
wie für die TB die Subsahara-Region am und 880.000 Menschen, vor allem Kin- krankheiten mit der zweitgrößten Zahl an
stärksten betroffen. Mehr als zwei Drittel der, starben, obwohl sie heil- und verhin- Todesfällen (weltweit zirka zwei Millionen
der positiv auf HIV getesteten Menschen derbar ist. Die Krankheit kann durch fünf Todesfälle pro Jahr) sind Durchfallerkran-
leben in dieser Region. Von ihnen haben verschiedene Spezies des Parasiten Plas- kungen. Nur die Zahl der Todesfälle auf-
nur ungefähr drei Millionen Menschen modium (P. falciparum, P. vivax, P. mala- grund von Infektionen der unteren Atem-
Zugang zu ART. riae, P. ovale und P. knowlesi) verur­sacht wege ist größer (. Tab. 1). Von infekti-
Die Ko-Infektion HIV-Infizierter mit werden, die durch infizierte Moskitos ösen Durchfallerkrankungen sind vorwie-
M. tuberculosis ist tödlich. HIV schwächt übertragen werden. Im Jahre 2006 wur- gend Kinder in den Entwicklungsländern
das Immunsystem, sodass die TB die häu- de die Malaria aus 109 Ländern der Welt betroffen. Jährlich leiden vermutlich zir-

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ka vier Milliarden Menschen an Durch- Verursacher von Krankenhausinfektionen dass sich der Trend in den nächsten Jah-
fall oder Nahrungsmittelvergiftungen. Die bekannt – in einigen asiatischen Ländern ren fortsetzt.
Erreger werden durch kontaminierte Le- liegen die Resistenzraten bei 70–80%. Die In den letzten Jahren sind auch die An-
bensmittel, Getränke oder Wasser oder zunehmenden Antibiotikaresistenzen er- tibiotikaresistenzraten weiterer Erreger
über Schmierinfektionen verbreitet. Meist schweren die gezielte Therapie der Er- kontinuierlich angestiegen. So wurden
ausgelöst durch eine Infektion im Magen- krankungen erheblich und unterstreichen auf Intensivstationen für S. aureus Resis-
Darm-Bereich, sind Durchfallerkran- die Notwendigkeit der Entwicklung prä- tenzraten gegen Methicillin von 80%, für
kungen dadurch charakterisiert, dass die ventiver Impfstoffstrategien [10]. Enterobacter-Spezies gegen Ceftriaxone
Erkrankten mindestens dreimal am Tag von 50% und für P. aeruginosa gegen Flu-
flüssigen Stuhl verlieren. Zu den häufigs- Enterokokken. Enterokokken gehören oroquinolone und Carbapenem von zir-
ten Verursachern von Durchfallerkran- zur normalen Darmflora des Menschen, ka 50% berichtet [15]. Des Weiteren wur-
kungen gehören unter anderem Rotaviren, aber sie können Infektionen zum Beispiel den in Europa bei K. pneumoniae Resis-
Noroviren, enterotoxische E. coli (ETEC), der Harnwege oder Herzklappen verur- tenzraten von ca. 50% bis 60% gegen Car-
Vibrio cholerae sowie Shigella- und Salmo- sachen oder sogar eine Sepsis auslösen. bapenem, Quinolone und Cephalospori-
nella-Spezies. Derzeit gibt es nur wenige Enterokokken sind grampositive Kokken ne der dritten Generation beobachtet.
Impfstoffe gegen Durchfallerkrankungen und umfassen mindestens zwölf verschie-
(zum Beispiel Rotarix und Rotateq gegen dene Spezies, die zum Teil gering virulent Ziele neuer Impfungen
Rotavirus sowie Dukoral gegen Cholera, sind. Ihre Resistenz gegen viele Antibioti-
der auch beansprucht, partiellen Schutz ka ist jedoch besorgniserregend [11]. Seit Präventivimpfstoffe
gegen ETEC-Infektionen zu bieten). einigen Jahren wird die Verbreitung von zur Verhinderung einer
Enterokokken-Stämmen beobachtet, die Erkrankung
Nosokomiale Erreger gegen Aminopenicilline, Aminoglyko-
und Antibiotikaresistenzen side und Vancomycin resistent sind, aber Präventivimpfstoffe sollen in der Regel
auch eine natürliche Resistenz gegen Ce- den Geimpften vor dem Ausbruch einer
Staphylokokken. Bereits im Jahr 1884 phalosporine aufweisen. Dabei erreichen Erkrankung schützen. Die Entwicklung
beschrieb Rosenbach zwei unterschiedlich die Resistenzen in einigen europäischen solcher Impfstoffe hat daher in vielen Fäl-
pigmentierte kugelförmige Bakterienkolo- Ländern Raten von bis zu 40% [11]. Eine len das Ziel, den Erreger nach erfolgter In-
nien, die er Staphylococcus aureus (S. aure- Behandlung von Infektionen mit diesen fektion in Schach zu halten, um das Auf-
us) und S. albus (heute epidermidis) nann- mehrfach resistenten Stämmen ist schwie- treten klinischer Krankheitssymptome zu
te. Heute weiß man, dass S. aureus bei 25– rig oder nicht mehr möglich. verhindern. Neue Impfstoffe gegen so weit
30% aller Menschen in der Nase und bei verbreitete und chronische Infektions-
vielen Menschen auf der Haut vorkommt Clostridien. Infektionen durch das gram- krankheiten wie TB, AIDS oder Hepati-
und dort in der Regel keine Krankheits- positive, Endosporen bildende Bakteri- tis C zielen daher nicht nur auf die Ver-
symptome auslöst. S. aureus ist aber auch um Clostridium difficile wurden lange hinderung der Infektion selbst, sondern
der häufigste Erreger nosokomialer In- Zeit unterschätzt. In den letzten Jahren vorrangig darauf, den Ausbruch oder das
fektionen. Weltweit leiden zu jedem Zeit- kam es aber in den USA zu einem dras- Fortschreiten der Krankheit bei infizierten
punkt ungefähr 1,4 Millionen Menschen tischen Anstieg der sogenannten „Clostri- Personen und eine Übertragung des Erre-
an Nosokomialinfektionen. Ist die Im- dium difficile-associated disease“ (CDAD) gers auf andere Menschen zu verhindern
munabwehr eines Menschen gestört oder [12]. Auch in Europa wurde über eine zu- – so auch die neuen HIV-Impfstoffe. Alle
zum Beispiel nach Operationen, Implan- nehmende Morbidität und Mortalität bisherigen Versuche, diese Ziele mit einem
tationen oder dem Einsatz von Prothesen durch C.-difficile-Infektionen berichtet HIV-Impfstoff zu erreichen, sind aber –
unterdrückt, kann es zu schweren Infek- [13], und in Asien wurde zwischen 2001 aufgrund der enormen genetischen und
tionen durch S. aureus kommen [Hautin- und 2006 ein vierfacher Anstieg in der antigenen Variabilität des HIV – geschei-
fektionen, Lungenentzündung, Endokar- Zahl an CDAD beobachtet [14]. Bakteri- tert. Das Virus konnte durch die Immuni-
ditis, toxisches Schock-Syndrom (TSS) enisolate zeigten dabei Resistenzen unter sierung nicht neutralisiert werden, sodass
und Sepsis]. Die Todesrate bei invasiven anderem gegen Erythromycin, Ciproflo- die Zerstörung des Immunsystems na-
S.-aureus-Infektionen liegt trotz Antibi- xacin und Moxifloxacin. Ausgehend von hezu ungehindert fortschritt. Für die er-
otikaeinsatz noch immer bei bis zu 30%, den Behandlungskosten für einen C.-dif- folgreiche Entwicklung einer HIV-Vakzi-
und der Behandlungserfolg wird zuneh- ficile-Fall, die bei 5000–15.000 EUR lie- ne wird es daher umso wichtiger sein zu
mend durch das Auftreten antibiotika- gen, wurde von der ECDC geschätzt, dass verstehen, wie das Virus durch immuno-
resistenter Stämme verhindert. Seit 1961 in Europa ca. drei Milliarden Euro an Ge- logische Interventionen an seiner Verbrei-
sind Methicillin-resistente S.-aureus- samtkosten pro Jahr für die Therapie der tung gehindert werden kann [16].
Stämme (MRSA-Stämme) bekannt, und CDAD anfallen. Auch das Robert Koch- Ähnlich schwierig gestaltet sich die
2002 wurden erstmalig auch Vancomy- Institut (RKI) meldete für die Jahre 2004 Entwicklung eines HCV-Impfstoffs [17].
cin-resistente Stämme (VRSA) beschrie- bis 2006 eine Verdoppelung der CDAD- Auch für HCV gilt es zu verstehen, warum
ben [9]. Weltweit sind MRSA-Stämme als Fälle in Deutschland. Es geht davon aus, bisher erprobte Impfstoffe nicht in der La-

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ge waren, eine vorwiegend schützende zel- der 35. Schwangerschaftswoche oder frü- miale Infektionen in Zukunft effektiv be-
luläre Immunantwort zu induzieren und her geboren werden, und Kindern, die zu kämpft werden können und den zuneh-
das Virus vor Ausbruch einer Erkrankung Beginn der RSV-Saison jünger als sechs menden Antibiotikaresistenzen damit Ein-
zu eliminieren. Monate sind, empfohlen. halt geboten werden kann.
Infektionen mit dem Bakterium Heli- mAb eignen sich auch zur Behandlung
cobacter pylori gehören weltweit zu den einer Infektion, wenn eine aktive Impfung Präventive Maßnahmen
häufigsten Infektionen des Menschen. fehlt. Dies trifft vor allem für nosokomiale zur Vermeidung von Infektionen
Die Infektionsrate liegt in den USA bei Infektionen zu, die zunehmend schwerer
zirka 50%. In Entwicklungsländern sind durch Antibiotika therapierbar sind. So Die Prävention einer Infektion ist die ef-
bis zu 80% aller Kinder unter zehn Jahren sind verschiedene humane mAb zum Bei- fektivste Maßnahme zur Vermeidung von
und mehr als 90% aller Erwachsenen in- spiel zur Behandlung nosokomialer Pseu- Infektionskrankheiten und deren Ausbrei-
fiziert. Zwar zeigen die meisten Patienten domonas-Lungenentzündungen oder Me- tung. Je nach Erreger erfolgt sie auf unter-
keine Symptome, aber die Infektion kann thicillin-resistenter S.-aureus-Infektionen schiedlichen Ebenen. So sind viele Todes-
zu chronischer Gastritis sowie zu Darm- in der klinischen Entwicklung [19]. fälle vor allem in den Entwicklungsländern
und Magengeschwüren führen. Obwohl aufgrund von Durchfallerkrankungen und
in Tiermodellen gezeigt werden konnte, Aktive Impfungen in der westlichen Welt durch nosokomi-
dass durch Immunisierung eine schüt- gegen nosokomiale, ale Infektionen auf kontaminiertes Was-
zende Immunantwort hervorgerufen wer- multiresistente Keime ser und Lebensmittel beziehungsweise auf
den kann, sind bisher alle klinischen Prü- mangelnde Hygiene zurückzuführen. Ver-
fungen mit dem Ziel, die latente Infektion Nosokomiale Infektionen sind gegenwär- besserungen auf diesen Ebenen können al-
mit dem Erreger zu verhindern und die tig nahezu nur mit Antibiotika therapier- so helfen, Infektionen zu verhindern bezie-
Patienten von der bestehenden Infektion bar. Zukünftig könnten aber betroffene hungsweise zu reduzieren. Ähnlich kön-
zu befreien, erfolglos geblieben. Patienten durch eine Behandlung mit nen Infektionen mit HIV oder HCV durch
mAb – vor allem bei Infektionen mit mul- die Verwendung steriler Nadeln und kont-
Passive Impfungen zur tiresistenten Bakterien – vor schwerwie- rollierter Blutkonserven unterbunden be-
Verhinderung einer Infektion genden Erkrankungen oder dem sicheren ziehungsweise verringert werden. Im Zu-
oder Erkrankung Tod geschützt werden. Sofern Kranken- sammenspiel mit solchen Präventivmaß-
hausaufenthalte – wie zum Beispiel Ope- nahmen kann oft nur eine Impfung, die
Impfungen können – wie oben ­beschrieben rationen – gezielt geplant werden können, eine Infektion verhindert, dazu führen,
– aktiver Natur sein, aber es können auch sind aber aktive Immunisierungen zum dass ein Erreger gänzlich eliminiert wird,
gegen den Erreger gerichtete Antikörper Schutz vor einer Erkrankung durch noso- so wie es für das Pockenvirus gelungen ist.
verabreicht werden. In diesem Fall spricht komiale Keime die beste Vorsorge. Ein idealer Impfstoff verhindert also be-
man von einer passiven Impfung. Natürli­ In diesem Zusammenhang sollen hier reits die Infektion mit einem Erreger und
cherweise kommt diese Art der Immuni­sie­ nur zwei Impfstoffe erwähnt werden, die unterbindet so jede weitere Übertragung
rung während der Schwangerschaft vor, das sich in der klinischen Entwicklung befin­ auf andere nicht immune Personen.
heißt, hier wird das ungeborene Kind durch den. Sie zielen auf die beiden ­häufigsten
den Transfer mütterlicher Anti­kör­per vor Erreger nosokomialer Infektionen in Kran- Immunologische
einer Infektionskrankheit geschützt. kenhäusern: Es handelt sich um ­einen Impf­ Grundlagen
Während Antikörper in früheren Jah- stoff gegen S. aureus [10] sowie um einen ge­
ren aus menschlichem oder tierischem gen P. aeruginosa [20]. Der S.-aureus-Impf- Schnelldurchgang
Blut gewonnen wurden, basieren passive stoff V710 wird – nachdem er sich in einer durch die Immunologie
Impfstoffe heutzutage auf gentechnolo- klinischen Phase-I-Untersuchung als si-
gisch entwickelten monoklonalen An- cher und immunogen erwiesen hat – gera- Die Komplexität des Immunsystems ist
tikörpern (mAb). Während mAb schon de in einer Phase-II-Studie an Patien­ten mit verblüffend und noch lange nicht vollstän-
vielfach für die Behandlung von Krank- Herz-Lungen-Operationen getestet (http:// dig aufgeklärt. Hier soll versucht werden,
heiten wie Krebs eingesetzt werden, ist bis- clinicaltrials.gov). ­P. aeruginosa verursacht die wichtigsten Immunmechanismen, die
lang nur ein mAb (Synagis) gegen eine In- im Krankenhaus vor allem Infek­tionen bei für ein Verständnis des impfinduzierten
fektionskrankheit zugelassen [18]: Da ei- Patienten, die unter Brandverletzungen lei- Schutzes benötigt werden, in vereinfach-
ne aktive Impfung gegen Infektionen mit den. Er ist die häufigste Ursache für Pneu- ter, aber möglichst präziser Form darzu-
dem Respiratory-Syncytial-Virus (RSV) monien auf Intensivstationen bei Patienten, stellen [21]. Die Immunität ruht auf zwei
nicht verfügbar ist, kann das Virus, das die länger als sieben ­Tage beatmet werden Säulen. Die angeborene Immunität ist für
Verursacher der häufigsten nosokomialen (http://intercell.com). Der IC43-Impfstoff die frühe Abwehr von Krankheitserregern
Infektionen bei Säuglingen und Kleinkin- wird in einer Phase-II-Studie an Patienten verantwortlich. Das angeborene Immun-
dern ist, nur durch eine passive mAb-Im- auf der Intensivstation getestet, die mecha- system erkennt spezifisch Erregerstruktu-
munisierung bekämpft werden. Die pas- nisch beatmet werden. Vom Erfolg solcher ren, die ihm eine erste Abschätzung der
sive RSV-Impfung wird Kindern, die in Impfstoffe wird es abhängen, ob nosoko- Erregertypen ermöglicht.

1074 | Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2009


Das Erkennen von Krankheitserregern den CD8-Marker. Die ZTL lysieren infi- sere Kenntnisse auf diesem Gebiet jung,
führt zur direkten Mobilisierung von Ab- zierte Zellen und sind insbesondere für und erst seit wenigen Jahren wissen wir,
wehrkräften. Hierzu zählen das Komple- die Virusabwehr verantwortlich. Durch wie das Immunsystem eindringende Er-
mentsystem, das die direkte Abtötung von die Zerstörung befallener Zellen können reger „abtastet“ und so den Erregertyp
Keimen und das Anlocken von Entzün- sich die Viren nicht mehr vermehren. TH- ermittelt: Dies ist Aufgabe des angebore-
dungszellen bewirkt, sowie das Interfe- Zellen produzieren lösliche Botenstoffe nen Immunsystems, das somit nicht nur
ronsystem als antivirales Abwehrsystem. (sogenannte Zytokine), die andere Zellen als erste Abwehrfront gegen Erreger dient,
Die wichtigsten zellulären Vertreter der akti­vieren und sie so in die Lage verset- sondern auch die erworbene Immunität
angeborenen Immunität sind die Phago- zen, Abwehrfunktionen auszuüben. TH1- über den eindringenden Erregertyp infor­
zyten: die kurzlebigen neutrophilen Gra- Zellen sind zur Aktivierung von Makro- miert.
nulozyten und die langlebigen mononuk- phagen befähigt und übernehmen daher Für das Erkennen mikrobieller Struk-
leären Phagozyten, also die Monozyten wichtige Aufgaben bei der antibakteriel- turen oder Muster sind in erster Linie die
und Makrophagen. Diese Zellen können len Infektabwehr. TH2-Zellen aktivieren Toll-ähnlichen Rezeptoren (toll-like re-
Krankheitserreger aufnehmen (phagozy- eosinophile und basophile Granulozyten ceptors, TLR) verantwortlich. Diese TLR
tieren) und viele von ihnen abtöten. und sind daher für die Abwehr von Wur- sind Oberflächenrezeptoren auf Makro-
Zeitlich folgt auf die angeborene Im- minfektionen verantwortlich. TH2-Zel- phagen und dendritischen Zellen, die als
munantwort die erworbene/adaptive Im- len produzieren zudem Botenstoffe, die antigenpräsentierende Zellen (APZ) den
munantwort, die sich durch eine hohe B-Zellen zur Reifung anregen. Sie kont- T-Lymphozyten Antigene darbieten. Ne-
Spezifität auszeichnet. Träger der erwor- rollieren somit auch die Antikörperant- ben diesen Oberflächenrezeptoren ken-
benen/adaptiven spezifischen Immunität wort. Der Wechsel zu einer bestimmten nen wir auch intrazelluläre musterer-
sind die Lymphozyten. Die B-Lympho- Antikörperklasse wird wiederum von Bo- kennende Rezeptoren, die sogenannten
zyten produzieren Antikörper, die sie in tenstoffen der TH1-Zellen und TH2-Zel- NOD-ähnlichen Rezeptoren (NOD-like
die Umgebung sezernieren. T-Lympho- len reguliert. Die erst kürzlich beschrie- receptors, NLR). Bekannt sind mehr als
zyten erkennen Erreger über einen zell- benen TH17-Zellen locken Phagozyten 10 TLR und 20 NLR. Im Folgenden sol-
ständigen Rezeptor, der als T-Zellrezep- an die Eintrittspforte von Erregern. Ihre len beispielhaft einige TLR und ihre Li-
tor bezeichnet wird. Jede B- und T-Zelle Bedeutung für die impfinduzierte Immu- ganden genannt werden.
besitzt jeweils nur einen spezifischen An- nität ist noch weitgehend unklar. Die re- Die TLR2 treten als Homodimere und
tigen-Rezeptor. Eine antigenspezifische gulatorischen T-(Treg)-Zellen wirken den Heterodimere mit anderen TLR auf. Sie
Stimulation bewirkt die klonale Expan- genannten TH-Zellen entgegen. Sie sind sind für das Erkennen bakterieller Lipo-
sion der Lymphozyten mit dem entspre- für die Beendigung einer Immunantwort proteine, Lipoarabinomannane und Li-
chenden homologen Rezeptor. Dadurch nach Erreger-Elimination ver­antwortlich poteichonsäuren zuständig. Sie erken-
können mehr Zellen auf das Antigen re- und verhindern auf die­se Weise Schäden nen auch Zymosan von Pilzen. TLR4 er-
agieren und auf diese Weise den Erreger durch eine unkontrollierte Immunant- kennt LPS der Enterobakterien, zu denen
bekämpfen. Sowohl B- als auch T-Lym- wort. unterschiedliche Erreger von Durchfall-
phozyten können ein immunologisches erkrankungen zählen. TLR5 erkennt das
Gedächtnis ausbilden: Auf Zweitkontakt Wie die angeborene Immunität Flagellin begeißelter Bakterien und TLR11
mit dem gleichen oder einem nahe ver- die erworbene/adaptive Profilin von Protozoen. TLR3, TLR7 und
wandten Erreger reagieren sie schneller Immunität instruiert TLR8 sind in erster Linie für das Erken-
und effektiver. Das spezifische Gedächtnis nen viraler RNS verantwortlich: TLR3 er-
der erworbenen Immunität ist der grund- Die erworbene Immunität lässt sich nach kennt virale Doppelstrang-RNS, während
legende Mechanismus der Impfung. dem oben dargestellten Muster leicht in TLR7 und TLR8 Einzelstrang-RNS von
Weder B-Zellen noch T-Zellen stellen einzelne Komponenten zerlegen [22, 23]. Viren erkennen. TLR9 erkennt bakteriel-
eine funktionell einheitliche Gruppe dar. Dies ist für ihr Verständnis sinnvoll, wird le DNS-Motive, die eine geringe Methy-
B-Zellen produzieren unterschiedliche aber der Komplexität und Plastizität des lierung aufweisen (sogenannte CpG Mo-
Antikörperklassen, die unterschiedliche Immunsystems nicht gerecht. Die erwor- tive). Das Erkennen der genannten Erre-
Funktionen wahrnehmen (. Tab. 4). Für bene Immunität reagiert nicht nur antigen­ gerstrukturen löst eine Signalkaskade aus,
die Impfung sind am wichtigsten die Im- spezifisch auf einen Erreger. Sie passt sich die zur Reifung der APZ führt und sie nun
munglobuline (Ig) der Klasse IgG als be- auch weitgehend dem Erregertyp an. ­Dies in die Lage versetzt, T-Lymphozyten nicht
deutendste Antikörper des Blutes und IgA ist für moderne Impfstoffkonzepte von nur antigenspezifisch zu stimulieren, son-
als bedeutendste Antikörper der Schleim- großer Bedeutung. Zwar ist generell ak- dern sie auch über den Erregertyp zu in-
häute. zeptiert, dass Impfstoffe Antigene des Er- formieren. Es ist offensichtlich, dass die
Die T-Lymphozyten lassen sich in zy- regers, gegen den sie gerichtet sind, ent- Aufklärung dieser Mechanismen für die
tolytische T-Zellen (ZTL) und T-Helfer- halten müssen. Weniger verstanden wird Entwicklung neuer Adjuvanzien von her-
(TH-)Zellen unterteilen. Die TH-Zel- aber, wie ein Impfstoff die für einen be- ausragender Bedeutung ist.
len tragen als charakteristisches Oberflä- stimmten Erregertyp effektivste Immu-
chenmolekül den CD4-Marker, die ZTL nantwort hervorruft. In der Tat sind un-

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2009 | 1075


Leitthema: Impfen

Tab. 3 Zytokine Körperzellen, sodass die MHC-I-Bela-


Bezeich- Wichtige Funktion Wichtiger Produzent Wichtige Zielzelle dung nicht auf APZ beschränkt ist. CD8-
nung T-Lymphozyten mit zytolytischen Funk-
IL-2 T-Zellstimulation T-Zellen T-Zellen tionen (CD8+-ZTL) erkennen antigene
IL-4 B-Zellaktivierung, Klassenwechsel TH2-Zellen B-Zellen Peptide, die von MHC-I-Molekülen prä-
zu IgE, Aktivierung von Basophilen sentiert werden.
IL-5 B-Zellreifung, TH2-Zellen B-Zellen, Die MHC-Präsentation hat zwei wich-
Klassenwechsel zu IgA, Aktivierung Eosinophile tige Funktionen: Erstens garantiert sie,
von Eosinophilen
dass Antigene von Erregern, die sich in
IL-10 Suppression TH2-Zellen, Makrophagen
Zellen aufhalten, für T-Lymphozyten
Treg-Zellen
kenntlich werden. Zweitens erwirkt sie
IL-12 Aktivierung von TH1-Zellen und ZTL Makrophagen, T-Zellen
dendritische Zellen die gezielte Stimulation zweier unter-
IL-17 Entzündung, Aktivierung von TH17-Zellen Neutrophile
schiedlicher Funktionsträger, der ZTL-
Neutrophilen und TH-Zellen. Da der Zusammenbau
IFN-γ Makrophagenaktivierung, TH1-Zellen Makrophagen, von Viren unterbunden wird, wenn ih-
Klassen­wechsel zu opsonisierenden B-Zellen re Zielzellen zerstört werden, sind CD8+-
­Antikörpern ZTL in erster Linie für die Abwehr viraler
TGF-β Suppression, Klassenwechsel zu IgA Treg-Zellen, T-Zellen, Infektionen zuständig. Bakterielle Erreger
Makrophagen Makrophagen, werden typischerweise von Makrophagen
B-Zellen und dendritischen Zellen phagozytiert.
Die Stimulation von CD4+-T-Helferzel-
len ist sinnvoll, weil diese über Botenstof-
Antigenpräsentation und Lösliche Proteinantigene gelangen fe, sogenannte Zytokine, weitere Zellen
Stimulation von TH-Zellen über Pinozytose in das endosomale Netz- des Immunsystems regulieren. Wichtige
und ZTL werk. Dort werden sie in Peptidbausteine Zytokine sind in . Tab. 3 zusammenge-
zerlegt, die anschließend an Moleküle ge- fasst. Allerdings ist diese Aufteilung we-
APZ umfassen Makrophagen, B-Zellen koppelt werden, die von Klasse-II-MHC- niger eindeutig als ursprünglich postu-
und dendritische Zellen. Am effektivsten Genen (MHC: major histocompatibility liert. Viren können auch von APZ phago-
sind die dendritischen Zellen, insbeson- complex) kodiert werden. Bakterien und zytiert werden und auf diese Weise CD4+-
dere für die Präsentation löslicher Pro- Protozoen gelangen nach der Phagozytose T-Lymphozyten stimulieren. Einige Bak-
teinantigene. Makrophagen besitzen ei- ins Phagosom, das heranreift und im rei- terien und Protozoen gelangen in das Zy-
ne hohe Phagozytose-Aktivität und kön- fen Zustand mit Lysosomen verschmilzt. toplasma von Wirtszellen, wo ihre Anti-
nen daher bakterielle Erreger sehr effi- Nach Abtötung und Abbau der Erreger gene auf MHC-I-Moleküle geladen wer-
zient aufnehmen, abtöten und abbauen. werden die freigesetzten Eiweiße zerlegt den können. Entsprechend werden bei vi-
Bei der Abwehr bakterieller Infektionen und die entstandenen Peptide ebenfalls ralen Infektionen neben CD8+-ZTL auch
wirken Makrophagen und dendritische an MHC-II-Moleküle gebunden. Einige CD4+-TH-Zellen und bei bakteriellen In-
Zellen häufig zusammen: Makrophagen Erreger können die Phagosomenreifung fektionen neben CD4+-TH-Zellen auch
nehmen Bakterien auf, lysieren diese und modulieren und dadurch dem Abbau und CD8+-ZTL stimuliert. Selbst bakteriel-
durchlaufen dann einen programmier- der Antigenpräsentation zumindest teil- le Erreger, die im Phagosom verbleiben,
ten Zelltod (als Apoptose bezeichnet). weise entgehen. CD4-T-Lymphozyten mit können scheinbar von CD8+-T-Zellen er-
Dabei entstehen Vesikel, die Erregeranti- Helferfunktion (CD4+-TH-Zellen) er- kannt werden. Hierfür dürfte der als Cros-
gene enthalten, die von umgebenden den- kennen antigene Peptide, die von MHC- spriming beschriebene Präsentationsweg
dritischen Zellen aufgenommen werden II-Molekülen präsentiert werden. Die verantwortlich sein.
können. Dieser als Crosspriming bezeich- MHC-II-Moleküle werden in erster Linie
nete Vorgang ist außerordentlich effektiv, von APZ exprimiert; viele andere Körper- TH-Zellpopulationen
da er die spezifischen Fähigkeiten beider zellen sind dazu nicht in der Lage und da- und Zytokine
APZ vereint. her auch nicht zur MHC-II-restringier-
Als dritte APZ-Gruppe sind B-Zellen ten Antigenpräsentation befähigt. Virale Die sogenannten TH1-Zellen produzie-
zu nennen, die über ihren Ig-Rezeptor Erreger können sich in unterschiedlichen ren als Leitzytokin Interferon-γ (IFN-γ),
spezifisch Antigene (typischerweise lös- Wirtszellen vermehren. Während des Zu- das Makrophagen aktiviert. Intrazellu-
liche Proteine) erkennen, aufnehmen und sammenbaus der Viren entstehen „über- läre Bakterien überleben häufig in Ma-
dann präsentieren. Sie sind daher insbe- flüssige“ Proteine, die über das Proteaso- krophagen. Die Aktivierung durch IFN-γ
sondere bei der Zweitantwort gegen ein mensystem in Peptide zerlegt werden. Di- ermöglicht ihre Abtötung oder zumindest
dem Immunsystem bereits bekanntes Er- ese Peptide werden im endoplasmatischen die Einschränkung ihres Wachstums. Des
regerantigen von Bedeutung. Retikulum auf MHC-I-Moleküle geladen. Weiteren stimulieren TH1-Zellen die Rei-
MHC-I-Moleküle finden sich auf vielen fung und Differenzierung von CD8+-ZTL

1076 | Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2009


Tab. 4 Humane Immunglobuline
IgG (IgG1, IgG2, IgG3, IgG4) IgA IgM IgD IgE
Serumkonzentration 1300 350 150 3 0,03
(mg/100 ml)
Aktivierung des Ja (IgG1, IgG2, IgG3) Nein Ja Nein Nein
klassischen
Komplementwegs
Aktivierung des Nein Ja Nein Nein Nein
alternativen
Komplementwegs
Aktivierung von Makrophagen, Neutrophile Nein Nein Nein Basophile,
Zielzellen (IgG1, IgG3) Eosinophile
Besondere Merkmale Sekundärantwort, Lokale Abwehr in Natürliche Antikörper Antigenrezeptor Vermittler der
Präzipitation, Agglutination, Schleimhäuten der Primärantwort, auf B-Zellen Sofortallergie
Opsonisierung, Präzipitation, Agglutination,
Neutralisation Neutralisation

über die Produktion von IFN-γ und IL- Die kostimulatorischen Moleküle auf terschiedlichen T-Zellpopulationen her-
2. Die von TH2-Zellen produzierten Zy- APZ gehören unter anderem zur B7-Fa- anreifen. Zusätzlich entwickeln sich Ge-
tokine IL-4 und IL-5 stimulieren die Rei- milie. Ihre Interaktion mit entsprechenden dächtnis-T-Zellen. Hier können zwei
fung von B-Zellen zu Antikörper-produ- Korezeptoren auf T-Lymphozyten fördern Typen unterschieden werden: Zum ei-
zierenden Plasmazellen. Unter dem Ein- deren Aktivierung oder Hemmung. Das nen die Effektor-Gedächtnis-T-Zellen,
fluss von Typ-1-Zytokinen entstehen op- Wechselspiel zwischen APZ und T-Lym- die sich nach Zweitkontakt mit dem ho-
sonisierende Antikörper, die die Phagozy- phozyten wird über weitere Feinmodula- mologen Antigen sehr rasch in Effektor-
tose verbessern. tionen, das heißt über Wechselwirkungen T-Zellen umwandeln. Die Effektor-Ge-
Eine erst kürzlich beschriebene T-Zell- zwischen Zytokinen, die von einer T-Zell- dächtnis-T-Zellen halten sich weitgehend
population produziert IL-17, das unter an- population produziert werden und ande- in den peripheren Geweben auf und sind
derem neutrophile Granulozyten stimu- re T-Zellpopulationen beeinflussen, auf- daher für die Infektabwehr bestens posi-
liert; entsprechend heißen diese Zellen rechterhalten, verstärkt oder unterdrückt. tioniert. Die Entwicklung von Effektor-
TH17-Zellen. Sie lösen Entzündungs- So hemmt das von TH2-Zellen gebildete T-Zellen aus Effektor-Gedächtnis-T-Zel-
reaktionen aus und könnten an der Ab- IL-4 TH1-Zellen, während das von TH1- len erfolgt rasch nach Zweitkontakt mit
wehr von bakteriellen Erregern, die aku- Zellen produzierte IFN-γ TH2-Zellen dem Erreger, da dieser Gedächtnis-Zell-
te Krankheitsbilder hervorrufen, beteili- hemmt. Hohe Konzentrationen an TGF- typ nach Antigenkontakt direkt Effektor-
gt sein. Schließlich kennen wir regulato- β, das von Treg-Zellen gebildet wird, halten Funktionen ausüben kann. Die zentra-
rische T-Zellen (Treg-Zellen), die für die die Entwicklung von Treg-Zellen in Gang, len Gedächtnis-T-Zellen finden sich vor
Eindämmung der Immunantwort zustän- während niedrige Konzentrationen TH17- allem in den sekundären Lymphorganen.
dig sind und Schäden durch ungezügel- Zellen stimulieren. Auf TH1-Zellen wir- Nach Zweitkontakt mit dem Antigen ver-
te Immunreaktionen nach Erregerelimi- ken TGF-β sowie IL-10 von Treg-Zellen da- mehren auch sie sich und verwandeln sich
nierung vermeiden. Wesentliche Zytoki- gegen hemmend. Ein besseres Verständnis in Effektor-T-Zellen. Die Bildung von Ef-
ne der Treg-Zellen sind IL-10 und TGF-β der komplexen Mechanismen, die für die fektor-T-Zellen aus zentralen Gedächtnis-
(transforming growth factor-β). Die Rei- Aktivierung und Hemmung von T-Zell- T-Zellen benötigt mehr Zeit, da mehrere
fung der unterschiedlichen T-Zellpopu- populationen unterschiedlicher Funkti- Replikations- und Reifungsschritte zwi-
lationen wird wiederum von Molekülen onen verantwortlich sind, wird in Zukunft schengeschaltet sind.
gesteuert, die kostimulatorisch oder inhi- die gezielte Entwicklung von Impfstoffen In enger Definition bedeutet „immu-
bitorisch wirken und auf der Oberfläche ermöglichen, die sehr spezifisch eine be- nologisches Gedächtnis“ das Vorliegen
der APZ exprimiert werden. Beteiligt sind stimmte Immunreaktion induzieren. Dies langlebiger Gedächnis-T-Zellen in Abwe-
ebenfalls Zytokine, die von reifen APZ se- betrifft die noch in den Anfängen stehen- senheit des entsprechenden Antigens. Bei
zerniert werden. Die wichtigsten T-Zell- de Adjuvansentwicklung für neue Unter- chronischen Infektionen mit kontinuier-
stimulierenden Zytokine sind in . Tab. 3 einheitenimpfstoffe. lichem Antigenstimulus entwickelt sich
genannt. Erwähnt seien IL-12 für die Sti- daher streng genommen kein Gedächtnis
mulation von TH1-Zellen, IL-4 für die Sti- T-Zellgedächtnis im engeren Sinn. In der Tat kann es in die-
mulation von TH2-Zellen, TGF-β für die und Immunsuppression sen Fällen zu einer kontinuierlichen Sti-
Aktivierung von Treg-Zellen und TGF-β mulation von Effektor-T-Zellen kommen,
gemeinsam mit IL-6 für die Aktivierung Nach Erstkontakt mit ihrem Antigen ent- ohne dass sich Gedächtnis-T-Zellen ent-
der TH17-Zellen. wickeln sich T-Zellen zu Effektor-T-Zel- wickeln können.
len, die zu den oben beschriebenen un-

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2009 | 1077


Leitthema: Impfen

Nach erfolgreicher Bekämpfung ei- nun große Mengen Antikörper, die die oder dessen Toxinen vorbereiten. Sie
ner Infektion gewinnen die Treg-Zellen an Erregerabwehr übernehmen. Diese An- schützen ihn dadurch vor der Auslö-
Bedeutung. Ihre Aufgabe ist die Eindäm- tikörper sind über einen gewissen Zeit- sung einer ernsthaften Erkrankung.
mung der Immunantwort, um Schäden raum verfügbar. Die bloße Produktion von b) Mikroben oder mikrobielle Bestand-
durch eine andauernd aktive Immunreak- Anti­körpern durch Plasmazellen gewährt teile müssen im Impfstoff so aufberei-
tion zu vermeiden. Die konstante Präsenz aber keinen langfristigen Schutz, da die- tet sein, dass nur ein minimales Rest-
eines Erregers über einen längeren Zeit- se ­Zellen kurzlebig sind und die Titer der risiko besteht, durch die Impfung eine
raum kann auf das Immunsystem als Sig­ zirku­lierenden Antikörper bald absinken. Erkrankung oder Krankheitssymp-
nal wirken, die Immunantwort zu been- Daneben reifen aktivierte B-Zellen auch tome auszulösen.
den. Bei chronischen Infektionen wird das zu Gedächtnis-B-Zellen und langlebigen c) Impfstoffe müssen bei der Impfung
Immunsystem daher vor eine schwierige Plasmazellen heran. Die langlebigen Plas- eine leichte Entzündung an der Impf-
Aufgabe gestellt. Wenn der Erreger per- mazellen produzieren kontinuierlich An- stelle oder sogar im Körper anregen,
sistiert, aber die Infektion keinen Schaden tikörper und garantieren somit über einen damit die adaptive Immunantwort
bewirkt, weil das Immunsystem kontrol- langen Zeitraum hinweg hohe Antikörper- aktiviert wird und zur Entfaltung
lierend eingreift, könnte die Beendigung titer. Diese sogenannten präexistierenden kommt.
der Immunantwort den Krankheitsaus- Antikörper können die eingedrungenen
bruch erlauben. Für neue Impfkonzepte Erreger bei Zweitinfektion direkt angrei- Folgerichtig enthalten Impfstoffe, die bis
sind Kenntnisse über Gedächtnis-T-Zel- fen. Nach Zweitkontakt mit dem Antigen in die 1960er-Jahre hinein entwickelt wur-
len und Treg-Zellen von großer Bedeu- reifen die Gedächtnis-B-Zellen zu Plasma- den – einige sind bis heute in Verwendung
tung, da die Impfung eine möglichst lang zellen heran, die dann die Antikörperant- – entweder abgetötete Mikroben – man
andauernde Immunität stimulieren soll, wort verstärken. spricht dann von sogenannten Totimpf-
die keine Gewebeschäden hervorruft. stoffen – oder attenuierte (abgeschwäch-
Impfstofftypen te) Pathogene – es handelt sich dann um
B-Zellen, Antikörper sogenannte Lebendimpfstoffe –, die kei-
und Gedächtnis Am Beispiel der Pockenimpfung haben ne Erkrankungen auslösen, aber in leich-
wir in der Einleitung beschrieben, dass ter Form eine mikrobielle Infektion nach-
Antikörper erkennen ihre Antigene di- diese erste Vakzine rein empirisch entwi- ahmen. Die Verwendung bakterieller To-
rekt. Sie wehren Erreger entweder direkt ckelt worden ist. Die Möglichkeit, die Ent- xine als Antigene – zum Beispiel in Impf-
ab oder mobilisieren Effektormechanis- wicklung von Vakzinen auf eine wissen- stoffen gegen Clostridium tetani, Coryne-
men. Direkte Abwehrmechanismen sind schaftliche Basis zu stellen, verdanken wir bacterium diphtheriae und Vibrio chole-
die Blockierung der Anheftung von Viren einerseits der Entdeckung von Mikroben rae – ist ein interessanter Sonderweg für
an Wirtszellen und die Neutralisation von als Ursachen übertragbarer Krankheiten Totimpfstoffe [24]. In diesen Fällen neu-
Toxinen. Antikörper der Klasse IgG1 und und andererseits den durch die Pioniere tralisieren die induzierten Antikörper die
IgG3 sind zur Opsonisierung befähigt, das der Mikrobiologie im 19. Jahrhundert ge- Wirkung der entsprechenden Toxine, die
heißt, sie verbessern die Keimaufnahme schaffenen Grundlagen der Immunolo- für die Pathogenität und Virulenz der Er-
durch Phagozyten (. Tab. 4). Dies ist be- gie. Dennoch müssen wir uns eingeste- reger entscheidend sind. Deren Inaktivie-
sonders für die Bekämpfung von Erregern hen, dass wir auch heute noch oft nicht im rung verhindert eine Manifestation der
wichtig, die eine Kapsel tragen, wie zum Detail erklären können, auf welche Weise Erkrankung.
Beispiel Meningokokken oder Pneumo- zugelassene Impfstoffe schützen und wes- Die Nutzung von Toxinen als Impfan-
kokken. Weiterhin können Antikörper der halb wir – trotz aller beachtlichen Fort- tigene hat eine Entwicklung vorwegge-
Klassen IgG1, IgG2, IgG3 und IgM Kom- schritte im Verständnis ihrer Wirkmecha- nommen, die in jüngster Zeit durch die
plement aktivieren und so Bakterien lysie- nismen – häufig bei der Entwicklung neu- Fortschritte in den Biomedizinwissen-
ren, Toxine oder Viren neutralisieren und er Impfstoffe an Grenzen stoßen. schaften und Produktionsmethoden ei-
Entzündungszellen anlocken. In allen die- Im Verlauf der Entwicklung von Impf- ne Renaissance erlebt hat. Heute wer-
sen Fällen tragen Antikörper indirekt zum stoffen wurden zwischen dem späten den möglichst wenige spezifische und se-
Infektionsschutz bei, also über die Mobili- 19. Jahrhundert bis in die 1960er-Jahre fol- lektive Mikrobenstrukturen als Impfan-
sierung von Effektorkaskaden. gende Schlüsselerkenntnisse gewonnen: tigene eingesetzt. Dagegen hat sich die
Bei diesem breiten Funktionsspektrum a) Antigene, das heißt meistens Oberflä- Verwendung ganzer Bakterien in abgetö-
verwundert es nicht, dass Antikörper als chenstrukturen oder ausgeschiedene teter oder lebender, abgeschwächter Form
zentrale Mediatoren aller derzeit verfüg- Substanzen von Mikroben, wie mi- kaum durchgesetzt. Ein Grund hierfür ist,
baren Impfstoffe fungieren. Nach Antigen­ krobielle Toxine, können als Bestand- dass Bakterien, die außerhalb des Körpers
erkennung werden B-Zellen aktiviert und teile des Impfstoffs eine adaptive Im- unter Laborbedingungen kultiviert wer-
reifen zu kurzlebigen Plasmazellen heran. munantwort anregen. Antikörper, die den, oft keine infektionsrelevanten Anti-
Sowohl die B-Zellaktivierung als auch der spezifisch an die Antigene binden, gene an der Oberfläche präsentieren und
Ig-Klassenwechsel werden von TH-Zel- können den Geimpften auf eine spä- sie daher, wenn sie in Impfstoffen vorlie-
len gesteuert. Plasmazellen produzieren tere Begegnung mit dem Pathogen gen, keine schützenden Abwehrkräfte in-

1078 | Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2009


Tab. 5 Entwicklung neuer Impfstoffstrategien
Traditionell 1. Innovations- 2. Innovationswelle Neueste Entwicklungen
welle
Produktions­ Primäre Bakterienkulturen, Primäre Rekombinante Hefen, Synthetisch, zum Beispiel Peptide,
methoden Hühnereier, lebende Tiere Gewebekulturen rekombinante Bakterien, „Carrier Beads“
Zellkulturen
Adjuvanzien Aluminiumsalze MF59 Monophosphoryl-Lipid Iscom, CpG, IC31®
(MPL)
Darbietungs­ Inaktivierte und abgeschwächte Toxinkonjugate Virosome Virale Kapside, Hitzeschock-Proteine,
systeme Mikroben ­heterologe und homologe
rekombinante Vektoren, „Ghosts“,
DNA-Vakzine
Applikation Intramuskulär, intradermal Oral Nasal Mikronadeln, Pflaster
Antigene Angereinigte inaktivierte Glykoside Rekombinante Proteine Peptide
Toxine

duzieren können. Ein Beispiel für einen rus durch physikochemische Behandlung len. In diesem Zusammenhang müssen
bakteriellen Impfstoff, der auf einem in- inaktiviert wird, um sicherzugehen, dass insbesondere auch die Fortschritte in den
aktivierten Erreger aufbaut, ist der Impf- als Folge der Impfung keine Erkrankung Zellkulturtechniken erwähnt werden, die
stoff gegen Fleckfieber. Hier kommt der ausgelöst wird. Beispiele dafür sind Impf- es er­lauben, veraltete Produktionsmetho-
inaktivierte bakterielle Erreger, das heißt stoffe gegen das Frühsommer-Enzephali- den ab­zulösen, die häufig noch mit le-
Rickettsia prowazekii zum Einsatz [25]. tis- (FSME-)Virus, Tollwut-Virus oder ge- benden (!) Tieren, Tierembryonen oder
Ein historischer bakterieller Lebendimpf- gen Grippeviren (Influenza-Viren) [26]. Hühnereiern operierten. Inzwischen gibt
stoff, der weiter genutzt wird, ist der ge- Eine Verfeinerung bei viralen Impfstof- es bereits zugelassene zellkulturabgelei-
gen die TB gerichtete BCG-Impfstoff. Es fen ist die Spaltung der gezüchteten Impf- tete Impfstoffe, die gegen Tollwut, Japa-
handelt sich dabei – ähnlich wie beim Po- viren in Untereinheiten und die Aufreini- nische Enzephalitis (eine weitere Flavivi-
ckenimpfstoff – um einen heterologen gung antigener Strukturen. Damit ist die rus-Spezies) oder gegen Grippe gerichtet
Impfstoff bei dem der lebende, aber abge- Zusammensetzung des Impfstoffs genau sind [28].
schwächte Erreger der Rindertuberkulo- definiert und eine Virusinaktivierung ga- Der erste Impfstoff, der auf rekombi-
se genutzt wird. Der Impfstoff kann zwar rantiert, sodass das resultierende Vakzin nanter Gentechnologie und dem Einsatz
Kinder im Säuglingsalter gegen den meist sicher ist. Allerdings muss im Fall von von Zellkulturen beruhte, ist ein Impfstoff
tödlichen TB-Verlauf einer tuberkulösen Grippevakzinen betont werden, dass ih- gegen das Hepatitis-B-Virus, der in den
Meningitis und einer disseminierten TB- re Immunogenität umso schwächer ist, 1980er-Jahren registriert wurde. In diesem
Form schützen, er bietet aber keinen aus- je höher der Reinheitsgrad des Unterein- Fall konnten mittels genetischer Modifi-
reichenden Schutz gegen die Lungentu- heitenimpfstoffs ist. Um die Effektivität kationen nicht-infektiöse homologe He-
berkulose bei Jugendlichen und im Er- solcher Grippeimpfstoffe zu verstärken, patitis-B-Virus-Partikel hergestellt wer-
wachsenenalter. setzt man ihnen neuerdings Adjuvanzi- den, die dem Immunsystem bei Impfung
Die Entdeckung von Viren als Verursa- en zu [27]. die entscheidenden Antigene darbieten.
cher von Infektionskrankheiten beschleu- Die beeindruckenden Fortschritte Ein weiteres Paradebeispiel für einen re-
nigte die Entwicklung effektiver Impfstof- der letzten Jahrzehnte in der Immunolo- kombinanten Impfstoff ist der gegen Hu-
fe. Beim Vermehren pathogener Viren un- gie, Molekularbiologie, bei genomischen mane Papillomaviren (HPV), die Geni-
ter Laborbedingungen konnten wegen der Analy­seansätzen und im Verständnis der talwarzen hervorrufen und Gebärmutter-
Plastizität der viralen genetischen Infor- Wirts-Pathogen-Wechselwirkungen ha- halskrebs auslösen können [29]. Eine Va-
mation oft relativ einfach abgeschwäch- ben es erlaubt, die Entwicklung ganz neuer riante solcher Impfstoffe nutzt heterolo-
te Virusstämme gezüchtet werden. Diese Impfstoffe in Angriff zu nehmen (. Tab. ge Viruspartikel als Vektorsysteme für die
Virusstämme sind nicht mehr in der La- 5). Sie richten sich gegen jene Krankheits- schützenden Antigene des Erregers (zum
ge, Erkrankungen beim Geimpften auszu- erreger, denen mit konventionellen Impf- Beispiel die ChimeriVaxTM-Impfstoffe).
lösen, sie induzieren aber dennoch Schutz. stoffansätzen nicht beizukommen war. Da nicht nur Eiweißkörper, sondern
Solche attenuierten Viren sind zum Bei- Zur Entwicklung dieser Impfstoffe tru- auch Zuckerstrukturen (Glykoside) anti-
spiel in Impfstoffen gegen Kinderläh- gen auch der Siegeszug der Gen- und Bio­ gene Eigenschaften besitzen, wurden auch
mung (Polioviren), Gelbfieber (Flavivi- technologie sowie die Etablierung neuer diese für die Entwicklung von Impfstof-
ren) oder Mumps (Paramyxoviren) ent- hocheffektiver Produktionsmethoden bei, fen verwendet. Ein Beispiel ist der Impf-
halten [26]. Da bei gewissen Pathogenen die es ermöglicht haben, wie auch immer stoff für Erwachsene gegen die Pneumo-
eine Abschwächung des Impfvirus immer geartete Pathogene oder ihre spezifischen kokken. Bei ihm werden 23 Zuckerstruk-
noch zu riskant ist, haben sich auch virale antige­nen Strukturen in beliebigen Men- turen verwendet [30]. Da isolierte Zucker-
Impfstoffe durchgesetzt, bei denen das Vi- gen sicher und großtechnisch herzustel- strukturen oft nur unzureichend immu-

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Leitthema: Impfen

nogen sind, hat man sie chemisch an To- sind. Es werden nicht nur Antigene ge- zien, die oft spezifische Schaltstellen des
xinproteine gekoppelt, die die Immunant- sucht und charakterisiert, die an Antikör- angeborenen Immunsystems ansteuern,
wort dadurch verstärken, dass sie auch die per binden, sondern auch solche, die von ist derzeit in der Entwicklung. Ein neuer
zelluläre Immunantwort anstoßen. Bei- T-Zellen erkannt werden, um zu gewähr- HPV-Impfstoff, der einen TLR-Agonis-
spiele hierfür sind die zugelassenen bak- leisten, dass der Impfstoff eine breite Im- ten enthält ist derzeit weltweit im Regis-
teriellen Kinderimpfstoffe gegen Haemo- munität induziert, die auch den T-Zell- trierungsprozess [38], weitere TLR-Ago-
philus influenzae B und gegen Pneumo- Arm der Abwehr einschließt. nisten sind in der klinischen Prüfung.
kokken (das heißt, gegen die sieben pro- Nachteil des minimalistischen Impfan- Ein Beispiel ist IC31®, das in einem neuen
minentesten Serotypen von S. pneumo- satzes ist, dass er nicht immer eine Immun­ TB-Proteinimpfstoff klinische Prüfungen
niae) [30]. Das Problem bei der Verwen- antwort in der Breite und Tiefe anstößt, durchläuft. Neue Adjuvanzien, so viel-
dung solcher Impfstoffe ist die hohe Va- die für einen ausreichenden Schutz ge- versprechend ihre Profile auch aussehen
rianz der Zuckerstrukturen innerhalb ei- gen einen Erreger erforderlich wäre. Bei mögen, werden von Zulassungsbehörden
ner Erregerspezies. Zum Beispiel sind für Impfungen mit homologen oder auch he- kritisch gesehen, denn ihre eindeutige Si-
S. pneumoniae weltweit mehr als 90 Sero- terologen lebenden, aber abgeschwäch- cherheit und Nebenwirkungsfreiheit kön-
typen isoliert worden, die sich durch ihre ten Keimen ist die Chance besser, dass nen sie schließlich erst in der Anwendung
Oberflächenzucker unterscheiden. alle für den Aufbau der Abwehrkaskade an einer großen Zahl von Menschen be-
Daher wurden Ansätze entwickelt, um benötigten Elemente des Immunsystems weisen. Daher gibt es auf Behördenseite
in entzifferten Erregergenomen die bak- und der späteren adaptiven Immunant- die Tendenz, der Anwendung eines neuen
teriellen Oberflächenproteine, das heißt wort zum Tragen kommen. Daher wird Adjuvans nur dann zuzustimmen, wenn
die potenziellen Vakzinantigene, zu iden- an einer neuen Generation homologer der Impfstoff in der gegebenen Indikati-
tifizieren, die zwischen allen klinisch re- sowie heterologer Lebendimpfstoffe ge- on nachweislich nur mithilfe des Adju-
levanten Stämmen einer Spezies konser- arbeitet, die durch genetische Modifika- vans funktionieren kann.
viert sind [31]. Die Wirksamkeit dieser tionen absolut ungefährlich werden. Auf Schließlich gibt es auch unterschied-
Antigene muss natürlich zunächst in Tier- der anderen Seite muss garantiert sein, liche Möglichkeiten, um Impfstoffe in den
modellen validiert werden. Eine alternati- dass diese Lebendimpfstoffe optimal mit Körper einzubringen. Die meisten Impf-
ve Methode ist die Verwendung mensch- dem Immunsystem interagieren, um ei- stoffe, die heute verwendet werden, wer-
licher Antikörper aus Individuen, die dem ne schützende Immunität zu induzieren. den intramuskulär appliziert. Dieser Ap-
Erreger ausgesetzt waren und/oder die Beispiel für einen entsprechenden viralen plikationsweg widerspricht eigentlich der
Krankheit erfolgreich überwunden ha- Lebendimpfstoff ist die neue Rotavirus- immunologischen Erkenntnis, dass die
ben, um mit ihrer Hilfe aus Proteinbibli- Vakzine, die in der Pädiatrie zum Einsatz Konzentration der APZ, die unmittelbar
otheken der Erreger geeignete Kandida- kommt [34]. Beispiel für einen bakteriel- für den Aufbau einer Immunantwort ver-
tenantigene zu isolieren [32]. Impfstoffe, len Impfstoff ist ein neuer rekombinanter antwortlich sind, in der Oberhaut (Epi-
die derart definierte protektive Proteinan- BCG-Impfstoff, bei dem Sicherheit und dermis) am größten ist. Die historische
tigene enthalten, sind derzeit in der Ent- Immunstimulation verbessert sind [35]. Pockenimpfung hat dem Rechnung ge-
wicklung beziehungsweise einige bereits Er befindet sich derzeit in der klinischen tragen und den Impfstoff in die Haut ge-
in klinischen Zulassungsprüfungen. Bei- Prüfung. ritzt. In Studien – zum Beispiel mit the-
spiele sind Impfstoffe gegen nosokomi- Darüber hinaus werden zahlreiche rapeutischen Krebsimpfstoffen – wird der
ale Keime wie S. aureus und P. aerugino- neue Impfstoffe entwickelt, bei denen vi- Impfstoff häufig in die Haut gespritzt, oft
sa und Impfstoffe gegen Typ-B-Meningo- rale und bakterielle Vektorsysteme zum mit einer nachweislichen Verbesserung
kokken und Pneumokokken [10, 33]. Einsatz kommen, die eine gegen hetero- der erzielten Immunität. Da diese Appli-
Genomische Ansätze zur Identifizie- loge Erreger schützende Immunität indu- kation ärztliches Geschick erfordert und
rung schützender Antigene sind nicht auf zieren. An dieser Stelle sollte man kritisch auch nicht ganz schmerzfrei ist, wurden
Bakterienimpfstoffe beschränkt. Auf der anmerken, dass bei manchen Vektorsyste- neue Wege gesucht, um Impfstoffe direkt
Suche nach neuen und verbesserten Vi- men (wie zum Beispiel bei chimären Fla- in die Epidermis zu applizieren. Ein neuer
rusimpfstoffen werden bekannte oder neu viviren) ein gewisses Restrisiko der Bil- Grippeimpfstoff, der bei älteren und im-
entdeckte Antigene daraufhin analysiert, dung neuer Formen durch Rekombinati- mununterdrückten Personen gute Wir-
ob sie konservierte und immunogene Ab- onsereignisse nicht völlig ausgeschlossen kung zu zeigen scheint, wird zum Beispiel
schnitte tragen, die alle Virusvarianten in- werden kann [36]. durch Mikronadeln direkt in die Epider-
nerhalb einer Spezies abdecken. Im Be- Ein anderer Weg, um Untereinheiten- mis appliziert [39]. Kürzlich wurde auch
streben, auch gegen Protozoen wie den impfstoffe immunogener zu machen, ist ein Impfstoff gegen den Durchfallerre-
Malariaerreger einen schützenden Impf- der Einsatz von Adjuvanzien. Die Adju- ger ETEC erfolgreich in einer klinischen
stoff zu entwickeln, werden Antigene cha- vanzien, die bisher in registrierten Impf- Phase-II-Prüfung getestet [40]. Das Vak-
rakterisiert und getestet, die in einzelnen stoffen zur Anwendung kommen, be- zin wird hier mithilfe eines Impfpflasters
Lebensabschnitten des Erregers im Kör- schränken sich auf Aluminiumsalze, auf in die Epidermis eingebracht. Diese wird
per spezifisch exprimiert werden und für das Liposom MF59 und auf Virosomen an der Anwendungsstelle so vorbereitet,
das Immunsystem am besten zugänglich [37]. Eine neue Generation von Adjuvan- dass vor Impfung eine einfache Entfer-

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nung der oberen Hornhautschicht mög- Griff zu bekommen, wären hoffnungs- in die Medizin gefunden hatte, hat heu-
lich wird. Diese Ansätze können die An- los, gäbe es keine Impfstoffe. Ohne Vak- te wieder an Bedeutung gewonnen: der
wendung von Nadelapplikationen in Zu- zinierung und ihre Weiterentwicklung ist vorbeugende Einsatz und die Behand-
kunft deutlich reduzieren. Existierende der Kampf gegen weltweite Seuchen nicht lung mit antiinfektiven Antikörpern. An-
Impfstoffe, zum Beispiel gegen Polio und zu gewinnen. Neben häufigen und weni- tikörper, in Form spezifischer tierischer
Cholera, werden auch als Schluckimp- ger häufigen „Killermikroben“ in den we- Antiseren, wurden historisch oft mit Er-
fung verabreicht. Dabei wird die Immu- niger entwickelten Ländern, die auch die folg eingesetzt, um bakterielle Infektionen
nität im Magen-Darm-Trakt aufgebaut, entwickelte Welt bedrohen, gibt es eine zu bekämpfen. Der rasante Fortschritt bei
der ebenfalls sehr stark mit APZ durch- stetig wachsende Zahl an neuen Infekti- den neuen Antikörpertechnologien, die es
setzt ist. Bei allen neuen Impfungen oh- onskrankheiten, die vor keinen Grenzen erlauben, kostengünstig beliebige Mengen
ne Nadel liegt allerdings die Herausforde- haltmachen [41]. Darüber hinaus ist die hochspezifischer Antikörper herzustellen,
rung darin nachzuweisen, dass die Appli- Euphorie der Penizillinentdeckung vor und die schnellen diagnostischen Metho-
kation zuverlässig ist. Eine kritische Fra- zirka 70 Jahren inzwischen der Ernüch- den, die es ermöglichen, Erreger direkt am
ge ist in diesem Zusammenhang, welche terung gewichen, dass vielen Infektions- Krankenbett zu bestimmen, könnten die
Rolle die Applikationsstelle für die Art der krankheiten nicht mehr hinreichend mit Basis bilden, um Antikörper in kritischen
induzierten Immunität spielt. Antibiotika begegnet werden kann, sodass Hospitalsituationen, zum Beispiel auf In-
Ein weiterer minimalistischer, neuer selbst chirurgische Routineeingriffe oder tensivstationen, als letzte Möglichkeit ein-
Ansatz ist der Einsatz sogenannter DNA- krankheitsbedingte Schwächen aufgrund zusetzen.
Vakzine. Hier werden die Gene, die für von Infektionen häufiger zum Tod führen,
die schützenden Antigene und die nö- als wir das gerne zugeben. Korrespondenzadresse
tigen Hilfsproteine kodieren, in einen Da eine nicht unerhebliche Zahl von Prof. Dr. Dr. h.c. S.H.E. Kaufmann
DNA-Vektor eingebracht und dieser als schweren, oft unheilbaren Krankheiten Max-Planck-Institut
nackte, rekombinante DNA injiziert. An wie spezifische Krebsarten, Autoimmun- für Infektionsbiologie
Charitéplatz 1,
der Injektionsstelle wird die DNA von krankheiten und neuropathologische Zu- 10117 Berlin
den Zellen aufgenommen, die entspre- stände mit chronischen Mikrobeninfek- kaufmann@mpiib-berlin.mpg.de
chenden Proteine werden dort exprimiert tionen in Verbindung gebracht werden,
und dann vom Immunsystem erkannt. besteht die Hoffnung, dass vorbeugende Danksagung. Wir danken Frau S. Sibaei
und Frau M. Grafl für ihre wertvolle Hilfe
Die Methode hat im Tiermodell zu viel- Impfungen und Behandlungen gegen sol-
bei der Erstellung des Manuskripts.
versprechenden Ergebnissen geführt, die che Erreger die Inzidenzen dieser Erkran-
Übertragung auf den Menschen hat sich kungen verringern könnten. Die Einfüh- Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor
aber aus technischen und regulatorischen rung der HBV- und der HPV-Vakzine gibt weist auf folgende Beziehungen hin:
Gründen als sehr schwierig erwiesen. Anlass zur Hoffnung, dass die Inzidenzen
S.H.E. Kaufmann ist Ko-Erfinder eines rekombinanten
der entsprechenden Krebsformen bald BCG-Stamms gegen TB, der derzeit von der Vakzine
Ausblick deutlich abnehmen werden. Projekt Management GmbH in klinischen Studien
­getestet wird. Er ist weiterhin Mitglied des Wissen-
Die enormen Fortschritte in der Im-
schaftlichen Beirats der Vakzine Projekt Management
Der wissenschaftliche Fortschritt und die munologie, gepaart mit den Entwick- GmbH und von Intercell AG, die er in dieser Funktion
Technologiedurchbrüche der letzten drei lungen in den Vakzintechnologien, ha- auch in Fragen zur Impfstoffentwicklung gegen
Krankheitserreger berät.
Jahrzehnte haben die Entwicklung neuer, ben den Weg für neue Impfstofftypen
im letzten Jahrhundert noch undenkbarer geebnet. Ein Beispiel sind therapeutische A.L. Meinke ist Angestellter der Intercell AG, einer
Impfstoffe ermöglicht. Obwohl Impfstof- Impfstoffe, die in der Onkologie mit teils ­Biotechnologiefirma in Wien, Österreich. Zudem
ist er Ko-Autor von mehreren Patenten für zahlreiche
fe zu den komplexesten Biologika gehö- vielversprechenden Einzelergebnissen,
­Proteinantigene, von denen einige (S.-aureus- und
ren und ihre Entwicklung oft noch kom- aber bisher ohne Durchbruch bei der Zu- S.-pneumoniae-Impfstoffe) derzeit in klinischen
plizierter ist als die gewöhnlicher Medika- lassung, getestet werden. Therapeutische ­Prüfungen evaluiert werden.
mente, hat sich ihr Einsatz nicht nur be- Impfungen gegen chronische HCV- und
A. von Gabain ist Vorstand und Mitbegründer der
währt, sondern sie haben sich weltweit HPV-Infektionen zeigen erste Resultate, ­Intercell AG, einer Biotechnologiefirma in Wien,
auch als nachhaltigste und kostengüns- die man als „Proof of Principle“ interpre- ­Österreich. Zudem ist er Ko-Autor von mehreren
­Patenten, von denen einige derzeit in klinischen
tigste Säule der Gesundheitsversorgung tieren kann [42]. Weitere Zielkrankheiten
­Prüfungen evaluiert werden.
erwiesen. Obwohl Impfstoffe nur zirka für therapeutische Impfstoffe sind Aller-
5% der Pharmaumsätze ausmachen, gehö- gien, Nikotinabhängigkeit und neurode-
ren sie zu dem am schnellsten wachsen- generative Krankheiten wie Morbus Alz- Literatur
den Segment der Branche mit einer Ver- heimer [43]. Darüber hinaus erlauben
dreifachung der Umsätze pro Jahrzehnt. die verfeinerten molekularbiologischen 1. Roush SW, Murphy TV, Vaccine-Preventable Di-
sease Table Working Group (2007) Historical com-
Dem gegenüber stehen die Kostenerspar- Werkzeuge, hochspezifische Impfantigene parisons of morbidity and mortality for vaccine-
nisse für das Gesundheitssystem, die im zu identifizieren. Auch die Revitalisierung preventable diseases in the United States. JAMA
Multimilliardenbereich liegen. Die bishe- eines klassischen Paradigmas, das schon 298:2155–2163

rigen Versuche, Infektionen global in den vor Entdeckung der Antibiotika Eingang

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Leitthema: Impfen

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