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Richtlinien und Empfehlungen

Prä- und postexpositionelle Tollwutprophylaxe


beim Menschen
Juli 2004
Bundesamt für Gesundheit, Arbeitsgruppe Tollwut, Schweizerische Kommission für Impffragen

Das Wichtigste in Kürze


Tollwut (Rabies) bleibt eine wichtige – Personal in Diagnostiklabors (mit Anamnese beurteilt. Im Anhang fin-
Zoonose, die in etwa 100 Ländern Tollwut-Diagnostik), Tollwutfor- den sich Adressen, die über die ak-
enzootisch ist. Tollwutviren zirkulie- schungslabors oder Tollwutimpf- tuelle epidemiologische Lage, Klinik
ren hauptsächlich in terrestrischen stoff-Produktionslabors. und Diagnostik Auskunft geben kön-
Karnivoren und Fledermäusen. In Gebieten mit terrestrischer Toll- nen. Wundreinigung und Wundver-
Jedes Jahr erhalten weltweit mehr wut ist die präexpositionelle Imp- sorgung sind bei jeder Verletzung
als 10 Millionen Personen eine post- fung zusätzlich indiziert bei: durch ein potenziell Tollwutvirus
expositionelle Tollwut-Prophylaxe, – Wildhütern, Tier-Präparatoren, übertragendes Tier (Überträgertier)
und mehr als 50 000 sterben an Toll- Waldarbeitern, Förstern, Jägern angezeigt. Zur PEP benötigen be-
wut, da sie keine Prophylaxe erhal- und Schlachthofpersonal, reits Geimpfte 2 Auffrischimpfun-
ten haben. Diese Empfehlungen in- – medizinischem Personal, das in gen an den Tagen 0 und 3, und eine
formieren über die prä- und post- Gebieten mit Hundetollwut toll- Serokontrolle am Tag 14. Un-
expositionellen Massnahmen. Sie wutverdächtige Patienten betreut; geimpfte benötigen eine vollstän-
berücksichtigen die Elimination der – Reisenden mit hohem Individual- dige aktive Impfung und gleichzeitig

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ortsansässigen Tollwut bei Landsäu- risiko (z.B. Rucksacktouristen), eine passive Immunisierung (Toll-
getieren in der Schweiz seit 1996 Aufenthalte über 4 Wochen in wut-Ig).
und ersetzt die Ausgabe vom Juni Hochrisikogebieten (z.B. Süd- Die postexpositionelle aktive Imp-
1994. asien), ferner alle Aufenthalte fung Ungeimpfter besteht aus fünf
Die präexpositionelle Impfung über 3 Monate in Enzootiegebie- Dosen an den Tagen 0, 3, 7, 14 und
schützt zuverlässig vor Tollwut, aber ten (z.B. in der Entwicklungszu- 30. Der Antikörper-Titer wird am Tag
nicht vollständig und nicht lebens- sammenarbeit tätige Personen 21 kontrolliert; er sollte 0,5 IE/ml er-
lang: nach Exposition muss eine frü- und deren Kinder). reichen. Tut er dies nicht, soll wö-
here Impfung auf alle Fälle aufge- Die postexpositionelle Prophylaxe chentlich weitergeimpft und der Titer
frischt werden. Die präexpositio- (PEP) ist wirksam, wenn sie rechtzei- nachkontrolliert werden, bis er die-

und Empfehlungen
nelle Impfung besteht aus drei Do- tig und richtig durchgeführt wird. PEP sen Wert erreicht. Die Dosis für die
sen an den Tagen 0, 7 und 28 (oder beinhaltet Wundversorgung, postex- passive Immunisierung mit humanen
21) und einer Auffrischimpfung nach positionelle Impfung und die Gabe Tollwut-Ig ist einmalig 20 IE/kg KG
12 Monaten. Eine serologische Kon- von Tollwut-Immunglobulin (Ig). (mit equinen Ig 40 IE/kg KG). Wenn
Richtlinien

trolle 14 Tage nach der Auffrischimp- Indikationen für die PEP sind perku- möglich wird die gesamte Menge
fung vermag Anhaltspunkte über die tane (Bisse, Kratzer, Verletzungen), um und unter die Wunde infiltriert.
weiteren Impfintervalle zu liefern. mukosale oder inhalative Exposition Bei akuter, progredienter Enzephali-
Die Impfung ist gut verträglich. Im- mit Tollwutviren durch: tis ist an Tollwut zu denken. Die La-
munsuppressive Medikamente und – Land-Säugetiere in oder aus en- bordiagnostik beruht auf der Unter-
Malariamittel können den Impferfolg zootischen Gebieten (zu Ausnah- suchung von mindestens 2 verschie-
beeinträchtigen. men bei Hunden und Katzen denen Proben (hauptsächlich Spei-
In Gebieten ohne terrestrische Toll- siehe Text); chel, Serum und Stanzbiopsie der
wut ist die präexpositionelle Imp- – Fledermäuse: alle Bissverletzun- Haut), die im Abstand von 3–7 Tagen
fung indiziert bei: gen (auch geringfügige), ferner entnommen werden. Das Kompe-
– Tierärzten inkl. Studenten, tier- Begegnungen im Schlaf (in Ge- tenzzentrum ist die Schweizerische
ärztlichen Praxisassistenten, ex- bäuden); Tollwutzentrale. Für die Suche nach
ponierten Tierpflegern, -händlern – Patienten mit Tollwutverdacht weiteren exponierten Personen ist
und -seuchenpolizisten; oder -nachweis; der Kantonsarzt zu avisieren. Bei Toll-
– Fledermaus-Forschern, -Schützern – tollwutvirushaltiges Labormaterial; wutverdacht beim Menschen be-
und -Liebhabern und anderen Per- – lebende attenuierte Tollwutimpf- steht eine Meldepflicht an den Kan-
sonen mit mehr als einem körperli- viren aus Ködern. tonsarzt innert 24 Stunden.
chen Fledermaus-Kontakt pro Jahr; Die Exposition wird anhand der
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Prä- und postexpositionelle Tollwutprophylaxe beim Menschen

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© Bundesamt für Gesundheit (BAG)

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Juli 2004

Weitere Informationen
Bundesamt für Gesundheit
Direktionsbereich Öffentliche Gesundheit
Abteilung Übertragbare Krankheiten
3003 Bern
Telefon 031 323 87 06
epi@bag.admin.ch

Autoren

Bundesamt für Gesundheit


und Empfehlungen

Direktionsbereich Öffentliche Gesundheit, Abteilung Übertragbare Krankheiten


Richtlinien

Arbeitsgruppe Tollwut
Ch. Hatz (Basel, Schweizerisches Tropeninstitut), H.C. Matter (Bern, Bundesamt für Gesundheit), F. Méan (Lausanne, Adjunkt des Kan-
tonsarztes), F. Méslin, (Genf, WHO), H. Ochs (Bern, Bundesamt für Veterinärwesen), H-P. Stutz (Stiftung Fledermausschutz),
B. Vögtli (Spital Bern Tiefenau), R. Zanoni (Bern, Tollwutzentrale), H. Zimmermann (Bern, Bundesamt für Gesundheit).

Schweizerische Kommission für Impffragen


G. Bachmann, Zürich; H. Binz, Solothurn; C. Bourquin, Bern; D. Desgrandchamps, Baar; F. Gurtner, Bern; D. Koch, Bern; L. Matter, Basel;
F. Méan, Lausanne; U. Schaad, Basel; J. Roffler, Genf; H-P. Roost, Bern; R. Seger, Zürich; C.-A. Siegrist, Genf; R. Steffen, Zürich;
B. Vaudaux, Lausanne; H. Zimmermann, Bern.

Bearbeitung: D. Stürchler (Stürchler Epidemiologics), Büren.

Referenzierungsvorschlag
Bundesamt für Gesundheit, Arbeitsgruppe für Tollwut, Schweizerische Kommission für Impffragen. Prä- und postexpositionelle
Tollwutprophylaxe beim Menschen. Richtlinien und Empfehlungen (ehemals Supplementum X). Bern: Bundesamt für Gesundheit, 2004

Diese Publikation erscheint auch in französischer Sprache.

BAG-Publikationsnummer
2 BAG OeG 11.06 1500 d 1000 f 20EXT0609/20EXT06010

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier


Bundesamt für Gesundheit
Prä- und postexpositionelle Tollwutprophylaxe beim Menschen

Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze 1
Impressum 2
Einleitung 4
Epidemiologie 4
Weltweit 4
Europa 4
Schweiz 4
Tollwutfreie Gebiete 5
Übertragung 5
Impfstoffe und Immunglobuline 5
Tabelle 1: In der Schweiz zugelassene Tollwut-Impfstoffe und -Immunglobuline 5
Präexpositionelle Impfung 6
Tabelle 2: Präexpositionelle Tollwutimpfung: Indikationen, Durchführung und Erfolgskontrollen 6
Impfschema 7
Impfschutz 7
Auffrischimpfungen und Serokontrollen 7
Kontraindikationen und Vorsichtsmassnahmen 7
Unerwünschte Impferscheinungen 7
Postexpositionelle Prophylaxe 7
1. Risikobeurteilung 7
Abbildung 1: Risikoevaluation und Vorgehen bei Tollwutexposition (Grade II–III nach WHO). Einzelheiten im Text. 8

Juli 2004
2. Indikationen für eine PEP 9
3. Durchführung der PEP 9
Tabelle 3: Standard-Schema für die postexpositionelle, aktive Impfung gegen Tollwut 10
Abbildung 2: Postexpositionelles Impfschema 11
Kontraindikationen und Vorsichtsmassnahmen 10
Vorgehen bei Tollwutverdacht 11
Klinik 11
Labordiagnostik 11

und Empfehlungen
Umgebungsmassnahmen 12
Anhang Adressen 12
Literatur 12
Richtlinien

Häufig verwendete Abkürzungen


Ig Immunglobuline i.m. intramuskulär
PEP Postexpositionelle Prophylaxe (gegen Tollwut) KG Körpergewicht
RFFIT Rapid Fluorescent Focus Inhibition Test Mt Monat

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Einleitung aber die Empfänglichkeit der Arten ist weit auf über 50 000/Jahr [1]. Alle Al-
unterschiedlich [1, 4]. Reservoirtiere (er- tersgruppen sind gefährdet, am meis-
halten innerhalb ihrer Art die Tollwut ten Kinder [1]. Die Zahl der prophylakti-
Die veränderte Tollwutsituation in der aufrecht) sind terrestrische Karnivoren schen postexpositionellen Behandlun-
Schweiz und den umliegenden Län- und Fledermäuse (Chiroptera). Zu den gen beläuft sich weltweit auf mehr als
dern und neue Empfehlungen der Reservoir-Karnivoren zählen in den 10 Millionen/Jahr [1].
Weltgesundheitsorganisation (WHO) meisten tropischen und subtropischen
[1] machen eine Revision der Empfeh- Ländern in erster Linie der Hund, in
lungen zur Tollwutprophylaxe (ehem. Europa der Rotfuchs (Vulpes vulpes), in Europa
Supplementum X) von 1994 nötig. Die den Polargebieten der arktische Fuchs
vorliegende Auflage ersetzt diese (Alopex lagopus), in Nordamerika der Wichtige Reservoirtiere sind Füchse
Empfehlungen und ergänzt die Emp- Waschbär (Procyon lotor), das Stinktier und Fledermäuse. In den Nachbarlän-
fehlungen von Ende 2004 zu Impfun- (Mephitis mephitis) und der Koyote (Ca- dern der Schweiz ist die Tollwut bei
gen für Auslandreisen (ehem. Supple- nis latrans), und in Afrika Schakale (Ca- terrestrischen Wildtieren entweder
mentum VI) und zur passiven Immuni- nis aureus und andere Spezies) [1, 3, 4]. vollständig verschwunden, oder die
sierung (ehem. Supplementum V) so- Fledermäuse unterhalten einen von der Inzidenz ist sehr gering. In Osteuropa
wie das Kapitel Tollwut (von 2000) in terrestrischen Tollwut weitgehend un- ist Tollwut enzootisch. In Europa sind
den Richtlinien zur Bekämpfung über- abhängigen enzootischen Zyklus: in 1977–2000 insgesamt 281 mensch-
tragbarer Krankheiten des Bundesam- Europa mit EBLV1und EBLV2, in Nord- liche Tollwutfälle gemeldet worden:
tes für Gesundheit (BAG). und Südamerika mit einer Variante des 30 importierte (15 aus Afrika, 12 aus
Ziel dieser Empfehlungen ist es, die klassischen Tollwutvirus und in Austra- Indien, 1 aus Mexiko und 2 mit unbe-
praktizierenden Ärztinnen und Ärzte3 lien mit ABLV [1, 4]. Die Reservoirtiere kannter Herkunft) und 251 lokalüber-
über das Vorgehen bei der präexposi- können Tollwut auf viele andere Wild- tragene (112 in Russland, 52 in Rumä-
tionellen und postexpositionellen Pro- und Haus-Säugetiere übertragen. Der nien, 40 in der Türkei und 47 in 14
phylaxe der Tollwut (Rabies) zu infor- Hund ist allerdings das einzige Haustier, andern Ländern) [3].
mieren. Die Empfehlungen basieren das zum enzootischen Vorkommen bei-
auf neuen Forschungsergebnissen, tragen kann. Laut Statistik der Weltge-
neuen Publikationen und den Meinun- sundheitsorganisation (WHO) [5] wurde Schweiz
gen von Experten in der Schweiz. Ab- weltweit bei folgenden Säugetieren
weichungen von den Empfehlungen in Tollwut nachgewiesen (25 530 Meldun- Die enzootische Lage ist dynamisch
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den Fachinformationen der Impfstoff- gen): Hunde (32%), Füchse (16%), Wie- und wird durch die Tollwut bei Land-
Hersteller sind möglich. derkäuer (14%), Waschbären (13%), Säugetieren und Fledermäusen in den
Tollwut wird durch neurotrope RNA-Vi- Stinktiere (10%), Katzen (5%), Fleder- Nachbarländern beeinflusst. Nach jahr-
ren der Gattung Lyssavirus (Familie mäuse (5%), Pferdeartige (1%), andere zehntelangen Massnahmen ist es seit
Rhabdoviridae) verursacht. Es werden (4%). 1996 gelungen, die Schweiz von Toll-
zurzeit sieben Genotypen unterschie- Grundsätzlich können alle infizierten wut bei ortsansässigen, terrestrischen
den: das klassische Tollwutvirus Tiere Tollwut auf den Menschen über- Säugetieren frei zu halten [6]. Dieser
(Genotyp 1), die europäischen Fleder- tragen. In Industrieländern, in denen Zustand bringt nicht nur Vorteile, er
maus-Tollwutviren (European Bat Lys- die Tollwut mit der Impfung von Hun- birgt auch ein Risiko: Tiere, insbeson-
savirus 1 und 2 [EBLV1 und EBLV2], den und Wildtieren kontrolliert wird, dere Hunde, aber auch Katzen, die aus
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Genotypen 5 und 6), das Australische sind Katzen und andere Haustiere, Gebieten mit enzootischer Tollwut ein-
Fledermaus-Tollwutvirus (Australian wildlebende Karnivoren und Fleder- geführt werden, sind eine Gefahr für
Bat Lyssavirus [ABLV], Genotyp 7) [2, mäuse die wichtigsten möglichen das Wiederauftreten der Tollwut. Dies
3], und drei seltene Genotypen (Lagos Überträgertiere [1, 6]. In Ländern ohne zeigen neuere Importfälle mit zum Teil
Richtlinien

bat virus oder Genotyp 2, Mokola virus wirksame Kontrollprogramme sind weitreichenden Folgen für Mensch und
oder Genotyp 3 und Duvenhage virus dies der Hund und die Katze [1, 7, 8]. Tier [11–14]. Mit Fällen von Fledermaus-
oder Genotyp 4). Von allen Genotypen In Nepal betrug die Häufigkeit der Tollwut ist jederzeit zu rechnen [15].
ausser Genotyp 2 sind Tollwutfälle Tollwut-Exposition bei Touristen und In der Schweiz sind 1977 die bis anhin
beim Menschen beschrieben. Toll- Langzeit-Aufenthaltern um 2–6/1000 letzten drei Tollwut-Todesfälle bei Men-
wutviren werden durch Trockenheit, Personen-Jahre [9]. Hundebisse und schen registriert worden. Ein Tierarzt
Sonnenlicht und bestimmte Desin- Affenbisse waren die häufigsten Ex- erkrankte 174 Tage nach der Untersu-
fektionsmittel rasch inaktiviert [1]. positionsarten [9]. In Thailand erlitten chung einer Kuh, bei der er sich die
gut 1% der Reisenden Hundebisse; Hand verletzte [16]. Ein Mann erkrankte
bei Langzeitaufenthaltern betrug die- 157 Tage nach dem Biss durch eine
ses Risiko jährlich knapp 2% [10]. Laut Hauskatze [17]. Ein 33-jähriger Hunde-
Statistik der WHO [5] veranlassten züchter starb 64 Tage nach Biss durch
Epidemiologie weltweit folgende Tiere PEP (896 256 einen Polarhund aus seiner Schlitten-
Meldungen): Hunde (93%), Katzen hundeherde, welcher bei einem Flucht-
(4%), andere Haustiere (1,4%), Fleder- versuch angesteckt worden war [18].
Weltweit mäuse (0,5%), Nagetiere (0,3%),
Füchse (0,2%), andere Wildtiere
4 Tollwut ist eine Zoonose, die in etwa (0,6%). 3
Der Lesbarkeit halber wird in der Folge jeweils
100 Ländern enzootisch vorkommt [1]. Die WHO schätzt die Zahl der nur eine Geschlechtsform erwähnt; gemeint
Alle Säugetierarten sind ansteckbar, menschlichen Tollwut-Todesfälle welt- sind stets beide Geschlechter.
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aber dokumentiert [23–25]. Weitere durch Milch wurde bisher nie beobach-
Tollwutfreie Gebiete Formen unbemerkter Übertragung tet [38].
sind zum Teil nur mangelhaft belegt:
Als tollwutfrei gelten nach WHO und die massive Inhalation von virushalti-
Office International des Epizooties gen Aerosolen in Höhlen, die von
Impfstoffe und
(OIE) Gebiete, in denen bei wirksamer Zehntausenden von Fledermäusen be- Immunglobuline
Importkontrolle und Überwachung wohnt sind (keine derartigen Kolonien
während 2 Jahren kein Fall von lokal er- in der Schweiz) [26, 27], die akziden-
worbener, bestätigter Tollwut weder telle Inokulation beim Umgang mit ver- In der Schweiz sind zurzeit (3. Quartal
beim Mensch noch bei Tieren erfasst storbenen Tieren [28, 29], die Übertra- 2004) zwei Tollwut-Impfstoffe und ein
worden ist [19]. Die Definition umfasst gung durch Arbeiten im Labor [30, 31] Tollwut-Immunglobulin (Ig) zugelassen
gemäss WHO die Tollwut bei terrestri- und bei der Intensivpflege von Tollwut- (Tabelle 1).
schen Säugetieren und Fledermäusen; patienten [32–34]. Die Impfstoffe zur aktiven Immunisie-
Gegenden mit Fledermaus-Tollwut Auch bei Fledermäusen erfolgt die rung enthalten inaktivierte, in Zellen
sind demnach gemäss WHO nicht toll- Übertragung der Tollwut auf den Men- kultivierte, lyophilisierte Tollwutviren
wutfrei. Angaben zur aktuellen Lage schen durch Biss, obwohl die kleinen [1]. Impfstoffe aus Zellkultur sind äqui-
finden sich bei den Quellen im An- Zähnchen keine Biss- oder Blutspuren valent bezüglich Immunogenität und
hang. hinterlassen müssen [35]. Ein Biss, können sich in einer Impfserie gegen-
häufig schmerzlos, wird daher leicht seitig ersetzen [40]. Die Injektion soll
falsch eingeschätzt und als geringfügig immer i.m. in den Deltoideus erfolgen,
Übertragung abgetan. Jeder noch so geringe, wahr- bei Kleinkindern in den anterolateralen
genommene Biss durch eine Fleder- Oberschenkel. Der Glutäus ist als Injek-
Sie kann apperzept (wahrgenommene maus hat als Exposition zu gelten. Bei tionsort wegen verminderter Immuno-
und erinnerliche Episode) oder inap- der Stiftung zum Schutz der Fleder- genität ungeeignet [41]. Eine Einzel-
perzept (unbemerkt) stattfinden. Am mäuse gingen in 12 Monaten (10/02– dosis (in der Schweiz 1,0 ml) entspricht
häufigsten ist die Übertragung durch 9/03) 463 telefonische Anfragen ein, in einer biologischen Aktivität von ≥2,5
perkutane Biss- oder Kratzverletzung 88% der Fälle, weil Tiere aufgefunden IE/ ml [1]. Ein alternativer Weg ist die in-
durch ein infiziertes Säugetier [1]. Auch wurden: draussen, in einer Scheiter- tradermale Injektion [42]. Für die Rou-
durch direkten oder selten indirekten beige, von einer Katze gebracht oder in tine wird dieser Weg nicht empfohlen,
Kontakt mit virushaltigem biologi- einem Raum. weil die Verabreichung schwierig ist,

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schem Material (Speichel, Nervenge- Speichel, Speicheldrüsen, Gehirn und keine geeignete Packungsform vorliegt
webe, Zellkulturüberstände aus Virus- Cornea von Tier und Mensch sind kurz [1], Chloroquin und andere Malariamit-
produktion), das auf Schleimhaut oder vor oder ab Ende der Inkubationszeit tel sowie Langzeit-Behandlung mit
auf frisch lädierte Haut gelangt, ist infektiös. Eine Virämie ist kaum je Prednisolon den Erfolg der intraderma-
Übertragung möglich [1]. nachweisbar [36], weshalb Blut nicht len Impfung beeinträchtigen können
Im Speichel ist das Tollwutvirus meist als infektiös gilt. Tollwutvirus-Nuklein- [43–45] und der Langzeit-Erfolg nicht
mit dem Beginn der Symptome nach- säure kann aus dem Urin von Patien- gesichert ist [43]. Etwa 3 Wochen nach
weisbar, gelegentlich schon gegen ten mit Tollwut amplifiziert werden der dritten Dosis erzielte die intrader-
Ende der Inkubationszeit (infektiöse [37], trotzdem gilt auch Urin nicht als male Impfung bei 144 Reisenden in
Zeitspanne). Bei Hund und Katze dau- infektiös. Kein Risiko der Übertragung Australien eine Serokonversion von

und Empfehlungen
ert die präsymptomale Ausscheidung besteht bei Kontakt der intakten Haut 98% und mittlere Antikörpertiter von
in aller Regel <10 Tage [8, 20–22]. mit infektiösem Material, wenn die 7 IE/ml [43].
Übertragung durch Transplantation vi- Haut anschliessend gründlich gewa- Zu Lagerung und Haltbarkeit sind die
rushaltiger Cornea ist extrem selten, schen wird. Auch eine Übertragung Vorschriften der Hersteller zu beach-
Richtlinien

Tabelle 1
In der Schweiz zugelassene Tollwut-Impfstoffe und -Immunglobuline [39]a
Indikation Produkt Wirkstoff, Herstellung Hilfsstoffeb
Aktive Impfung (prä- und Tollwut-Impfstoff Inaktivierte Viren Neomycin (Spur),
postexpositionell) Mérieux®c Zucht auf diploiden Phenolrot (Spur),
(Pro Vaccine AG) Humanzellen (HDC) Humanalbumin
Rabipur® Inaktivierte Viren Polygeline
(Berna Biotech AG) Zucht auf Hühnerfibroblasten Neomycin (Spur),
Chlortetracyclin (Spur),
Amphotericin B (Spur),
Hühnereiweiss (Spur)
Passive Immunisierung Berirab® Tollwut Ig 150 IE /ml Glycin
(post-expositionell) (ZLB Behring AG) Kälte-Äthanolfraktionierung
a

b
Stand 3. Quartal 2004 5
vgl. Fachinformationen
c
bis 2005 (Herbst?) nicht im Handel
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Prä- und postexpositionelle Tollwutprophylaxe beim Menschen

ten. Wegen der Gefahr, die Kühlkette schen und zu desinfizieren (Seife und – Laborpersonal in Labors mit Toll-
zu unterbrechen, wird davon abgera- Desinfektionsmittel mitnehmen!), und wut-Diagnostik (mässiges Risiko;
ten, Impfstoffe im Reisegepäck ins es ist so schnell wie möglich ein Arzt Serologie, Histologie, Pathologie),
Ausland mitzunehmen. Im Ausland zur Auffrischimpfung aufzusuchen Forschungslabors oder Impfstoff-
werden zum Teil andere Produkte als in (Impfausweis mitnehmen!). Produktionslabors (hohes Risiko).
der Schweiz verwendet. Speziell ge- Die präexpositionelle Impfung ist eine In Gebieten mit terrestrischer Toll-
warnt werden muss vor Nervenge- Indikationsimpfung (Tabelle 2). Für die wut ist die präexpositionelle Impfung
webs-Impfstoffen, die in vielen tropi- Indikation ist zwischen Gebieten ohne zusätzlich folgenden Gruppen empfoh-
schen und subtropischen Ländern ge- und mit terrestrischer Tollwut zu un- len:
bräuchlich, aber weder bezüglich Wirk- terscheiden. – Berufliche Tierkontakte, zusätzlich
samkeit noch Sicherheit In Gebieten ohne terrestrische Toll- zu den oben genannten Berufsgrup-
(neuroparalytische Erscheinungen) ak- wut (ungeachtet der Tollwut bei Fle- pen: Wildhüter, Tier-Präparatoren,
zeptabel sind [8, 44]. In manchen tropi- dermäusen) ist die präexpositionelle Waldarbeiter, Förster, Jäger,
schen und subtropischen Gebieten ist Impfung folgenden Personengruppen Schlachthofpersonal. Für Landwirte
der Nachschub mit humanen oder empfohlen: und Personen, die Gross- oder Klein-
equinen Tollwut-Ig nicht gewährleistet, – Tierärzte inkl. Studenten, tierärztli- vieh hobbymässig halten, ist die prä-
wie tragisch endende Fälle zeigen [46]. che Praxisassistenten, Tierpfleger, expositionelle Impfung in der Regel
Tierhändler und Tierseuchenpolizis- nicht empfohlen. Hingegen ist die
ten, die Umgang mit Import-Säuge- postexpositionelle Prophylaxe bei
tieren oder Tieren unbekannter Her- «Tollwut im Stall» wichtig [48].
kunft haben. – Medizinisches Personal, das in Ge-
Präexpositionelle – Fledermaus-Forscher, -Schützer und bieten mit Hundetollwut Patienten
Impfung -Liebhaber, ferner Personen, die be- mit Tollwutverdacht oder bestätigter
ruflich oder in der Freizeit mehr als Tollwut betreut (Intensivpflegesta-
einmal jährlich mit Fledermäusen tionen, neurologische Spitalabteilun-
Die präexpositionelle Tollwutimpfung körperlichen Kontakt haben. Für Be- gen) [25, 33, 34, 49].
schützt vor Tollwut nach inapperzepter wohner von Häusern, in denen Fle- – Reisende [8, 10, 50–53] wie folgt:
Exposition und vereinfacht die postex- dermäuse Unterschlupf finden, ist – bei hohem Individualrisiko (unabhän-
positionellen Massnahmen. Dennoch die präexpositionelle Impfung we- gig von der Dauer des Aufenthalts
sollten sich auch präexpositionell gen des äusserst geringen Risikos im Enzootiegebiet), z.B. Rucksack-
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Geimpfte des Tollwutrisikos bewusst nicht erforderlich. Die Anwohner touristen und Abenteuerreisende in
sein. Nach einer Exposition ist die sollten sich hingegen über Tollwut- entlegenen Gebieten, Velofahrer,
Wunde umgehend gründlich zu wa- Risiken informieren können (Inter- Motorradfahrer und Forscher, die
net- Adressen in Anhang). Höhlen mit grossen Fledermausko-

Tabelle 2
Präexpositionelle Tollwutimpfung: Indikationen, Durchführung und Erfolgskontrollen, nach [1, 8, 47]
Betroffene Personen Risiko und Exposition Impfungen und Nachkontrollen
Personal in Forschungs- Hoch, oft inapperzept Primovakzinationa plus Booster nach 12 Mt.
und Empfehlungen

und Produktions-Laboratorien (Aerosol) Serokontrollen 2 Wochen nach der 3. und 4. Impfdosisb,


danach alle 6 Mt. Booster bei tiefem Titerc
Personal in Tollwutdiagnostik- Mässig, apperzept (Biss, Primovakzinationa plus Booster nach 12 Mt.
Richtlinien

Laboratorien, Wildhüter, Tierpfleger, Verletzung) oder Serokontrollen 2 Wochen nach der 3. und 4. Impf-
… e in enzootischen Gebieten inapperzept dosis, danach alle 2 Jahre. Booster bei tiefem Titerc
Tierärzte, Fledermausliebhaber, Gering, meist apperzept Primovakzinationa plus Booster nach 12 Mt.
… e in Gebieten ohne terrestrische Tollwut selten inapperzept Dann Booster alle 2–5 Jahre, oder (falls machbar) Sero-
(Fledermaus) kontrollen alle 2–10 Jahre und Booster bei tiefem Titerc
Reisen und längere Aufenthalte Gering, meist apperzept, selten Primovakzinationa plus Booster nach 12 Mt.
in enzootischen Gebieten inapperzept (Fledermaus) (oder später)d
Übrige Bevölkerung Minim Keine

a
Impfschema: 3 Dosen i.m. an den Tagen 0, 7 und 28 (oder 21).
b
Weitere Impfdosen und Serokontrollen alle 1–2 Wochen, solange bis der Grenztiter überschritten wird.
c
«Hohe» Titer können von Labor zu Labor variieren. Hingegen sind «tiefe» Titer im Tollwut-Serumneutralisationstest (Rapid Fluorescent Focus Inhibition
Test, RFFIT) standardisiert: der Grenztiter ist 0,5 IE /ml.
d
Die Primovakzination vermittelt einen Grundschutz, welcher bei einem tollwutverdächtigen Kontakt möglichst schnell durch zwei weitere Impfdosen an
den Tagen 0 und 3 nach Exposition mit hochwertigen Impfstoffen aufgefrischt werden muss. Auf weitere Booster alle 2–5 Jahre wird in der Reisemedizin
aus Gründen der Verhältnismässigkeit verzichtet, doch können solche im Individualfall wie bei anderen Gruppen durchgeführt werden. Titerbestimmungen
erfolgen ebenfalls nur in Ausnahmefällen. Reisende sind darüber zu informieren, dass der Zugang zu hochwertigen Impfstoffen und Ig nicht überall gesi-
chert ist. Als hochwertig gelten Impfstoffe aus Zucht auf humanen diploiden Zellen (HDC),Vogelzellen (purified and concentrated duck embryo rabies vac-
cine, purified chick embryo cell rabies vaccine) und Affenzellen (adsorbed rhesus diploid cell rabies vaccine, purified vero cell rabies vaccine). Als hochwer-
6 tig gelten Tollwut-Ig humaner Herkunft und gereinigte, mit Pepsin angedaute Tollwut-Ig vom Pferd. Diese Produkte sind teilweise nur in grösseren Städten
verfügbar.
e
Siehe Text
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Prä- und postexpositionelle Tollwutprophylaxe beim Menschen

lonien besuchen; Primovakzination [47]. Neutralisie- ist eine Serokontrolle angezeigt [8]. Bei
– bei Aufenthalten von >4 Wochen in rende Antikörper erscheinen erstmals niedrigem Titer sind im Rhythmus von
Gebieten mit Hundetollwut z.B. an den Tagen 7–10. Nach vier Dosen 14 Tagen Impfungen und Serokontrol-
Südasien, Lateinamerika, Afrika (Grundimmunisierung plus Booste- len angezeigt, solange bis der Grenzti-
(http://www.bag.admin.ch/infekt/rei rung) sind Antikörper während 2–10 ter von 0,5 IE/ml im RFFIT überschrit-
se/d/index.htm); Jahren nach-weisbar [1, 8, 47]. Für die- ten ist.
– generell bei Langzeitaufenthalten sen jahrelangen Schutz ist die 4. Dosis Unerwünschte
(Dauer >3 Monate) in Enzootiege- unerlässlich. Als schützend gelten Titer Impferscheinungen
bieten. Neben Reisenden betrifft >0,5 IE/ml im Tollwut-Serumneutralisa-
dies vor allem Mitarbeiter von Orga- tionstest (Rapid Fluorescent Focus In- Nach Impfstoffen aus Zellkultur be-
nisationen der Entwicklungszusam- hibition Test, RFFIT) [47]. Die präexpo- richten 5–70% der Geimpften über
menarbeit und deren Kinder. sitionelle Impfung schützt zuverlässig, Schmerz, Rötung, Schwellung oder
Die Besprechung des Tollwutrisikos aber nicht vollständig und nicht lebens- Pruritus am Injektionsort, 5–40% über
ist Teil der Reiseberatung. Für die Be- lang vor Tollwut. Ein adäquat geimpfter allgemeine Beschwerden wie Kopf-
ratung wichtig, jedoch für die Indika- Laborant mit dokumentiertem protekti- weh, Nausea, Schwindel oder Glieder-
tion nicht ausschlaggebend, ist die vem Antikörper-Titer etwa 5 Monate schmerzen, und 1–4% haben Fieber
Verfügbarkeit hochwertiger Produkte vor Erkrankungsbeginn ist nach massi- (>37°C) [1, 8, 40, 55–57]. Es gibt gele-
vor Ort (Impfstoffe, Immunglobuline). ver unbemerkter Aerosolexposition im gentlich Immunkomplexartige Reak-
Die Primovakzination vermittelt einen Labor an Tollwut erkrankt; er hat über- tionen 3–13 Tage nach Auffrischimp-
Grundschutz, welcher bei einem toll- lebt, allerdings mit Spätfolgen [30]. fung [58]. Diese sind möglicherweise
wutverdächtigen Kontakt möglichst auf durch ß-Propiolacton verändertes
schnell durch zwei weitere Impfdosen humanes Serumalbumin zurückzufüh-
an den Tagen 0 und 3 nach Exposition Auffrischimpfungen ren (ß-Propiolacton wird zur Inaktivie-
mit hochwertigen Impfstoffen aufge- und Serokontrollen rung von Tollwutviren aus Kultur auf
frischt werden muss. humanen, diploiden Zellen verwendet)
Auf weitere Booster alle 2–5 Jahre Im Idealfall (wenn das Referenzlabor [54, 56]. Auch equine Produkte kön-
wird in der Reisemedizin aus Gründen den Grenztiter adaptieren kann) er- nen serumkrankheitsähnliche Reaktio-
der Verhältnismässigkeit verzichtet, laubt die Höhe der Antikörper-Titer nen auslösen [59]. Ausserordentlich
doch können solche im Individualfall 14 Tage nach der 4. Impfdosis eine selten (<1:1 Million) wurde über Fälle
wie bei anderen Gruppen durch- Vorhersage über den Impfschutz in vonpostvakzinalem Guillain-Barré-Syn-

Juli 2004
geführt werden. Titerbestimmungen den zukünftigen 10 Jahren [47]. Im drom berichtet [60].
erfolgen ebenfalls nur in Ausnahmefäl- Übrigen richtet sich die Kadenz der
len. Reisende sind darüber zu infor- Boosterungen oder Serokontrollen
mieren, dass der Zugang zu hochwer- nach dem Risiko (Tabelle 2). Booste-
tigen Impfstoffen und Ig nicht überall rungen oder Serokontrollen sind in der
gesichert ist. Als hochwertig gelten Regel alle 2–5 Jahre angezeigt [1, 47].
Postexpositionelle
Impfstoffe aus Zucht auf humanen di- Prophylaxe (PEP)
ploiden Zellen (HDC), Vogelzellen (pu-
rified and concentrated duck embryo Kontraindikationen und Vorsichts-
rabies vaccine, purified chick embryo massnahmen 1. Risikobeurteilung (Abbildung 1)

und Empfehlungen
cell rabies vaccine) oder Affenzellen
(adsorbed rhesus diploid cell rabies Zu produktespezifischen Angaben sind Für eine aktive und passive Immunisie-
vaccine, purified vero cell rabies vac- die Packungsbeilagen der Hersteller zu rung ist es nie zu spät, auch wenn die
cine). Als hochwertig gelten Tollwut-Ig konsultieren. Kontraindikationen für Exposition Tage, Wochen, oder gar
Richtlinien

humaner Herkunft und gereinigte, mit die präexpositionelle Impfung sind Monate zurück liegt (zur Inkubations-
Pepsin angedaute Tollwut-Ig vom schwere allergische Reaktionen (z.B. zeit siehe unten), solange beim Patien-
Pferd. Diese Produkte sind teilweise Anaphylaxie) auf einen Impfstoffbe- ten keine Symptome der Tollwut vor-
nur in grösseren Städten verfügbar. standteil oder nach einer früheren Imp- liegen. Das Vorgehen im Einzelfall rich-
fung. Bei Unverträglichkeit auf eine tet sich nach der Bewertung des Risi-
Komponente oder ein Produkt soll kos aufgrund der Angaben, die der
Impfschema wenn möglich auf ein anderes Produkt Patient oder seine Angehörigen ma-
ausgewichen werden [1]. Bei Allergie chen. Einzelheiten zu folgenden vier
Die präexpositionelle Tollwutimpfung auf Geflügel-Eiweiss sind Impfstoffe Punkten erleichtern die Risikoevalua-
besteht aus vier intramuskulären Do- auf der Basis diploider Humanzellen tion [61, 62]:
sen: drei zur Primovakzination an den anzuwenden. Für die präexpositionelle
Tagen 0, 7 und 28 (oder 21) und einer Impfung in der Schwangerschaft sind 1.1 Geographie
vierten Dosis zur Boosterung nach 12 Nutzen und Risiken individuell abzu- Von Bedeutung ist die enzootische Si-
Monaten [1]. wägen. Kortikosteroide und andere tuation. Ist das Gebiet frei von terres-
immunsuppressive Medikamente kön- trischer Tollwut? Kommt Hundetoll-
nen den Impferfolg beeinträchtigen, wut vor?
Impfschutz Malariamittel insbesondere denjeni-
gen nach intradermaler Applikation [45, 7
Nahezu 100% aller präexpositionell 54]. Besteht bei immunsupprimierten
Geimpften serokonvertieren nach der Personen Zweifel über den Impferfolg,
Bundesamt für Gesundheit
Prä- und postexpositionelle Tollwutprophylaxe beim Menschen

1.2 Quelle nen. Liegt beim Tier eine neurologische


Ausschlaggebend ist die Wahrschein- Erkrankung oder eine kürzlich einge-
lichkeit einer Exposition mit einer Toll- Hunde oder Katzen tretene Verhaltensänderung vor? Ist
wutviren enthaltenden Quelle (tollwü- Tollwut kommt in Betracht bei Hun- das Tier entwichen?
tiges Tier, kontaminiertes Material) den oder Katzen in oder aus
oder ob eine solche sicher ausge- Gegenden mit terrestrischer Toll- Andere terrestrische Säugetiere
schlossen werden kann: wut, besonders herrenlosen und un- Die Fuchstollwut wird lokal von Tier
Fledermäuse geimpften Tieren und erfordert eine zu Tier übertragen. Innerhalb von
Fledermaus-Tollwut kommt weltweit genaue Abklärung. Wichtige Fragen Fuchspopulationen beträgt die Aus-
in Betracht. Inapperzepte Bissverlet- sind: War das Tier in den letzten 12 breitungsgeschwindigkeit der Toll-
zungen sind vor allem im Schlaf in Monaten in einem Gebiet mit terres- wut 20 bis 40 Kilometer pro Jahr.
geschlossenen Räumen oder bei trischer Tollwut? Stammt es aus Weitere terrestrische Säugetiere
Personen anzunehmen, die nicht im- einem Gebiet mit terrestrischer Toll- können betroffen sein (Marder,
stande sind, verlässliche Angaben wut? Ist es geimpft? Liegen die Dachs usw.). Solange die Schweiz
zur Exposition zu machen, etwa Impfdokumente vor? War die Expo- frei von terrestrischer Tollwut ist,
kleine Kinder oder behinderte Perso- sition provoziert oder unprovoziert? kann davon ausgegangen werden,

Abbildung 1
Risikoevaluation und Vorgehen bei Tollwutexposition (Grade II-III nach WHO). Einzelheiten im Text
Juli 2004
und Empfehlungen
Richtlinien

8
Bundesamt für Gesundheit
Prä- und postexpositionelle Tollwutprophylaxe beim Menschen

dass Expositionen durch terrestri- heit ist der nächst höhere Grad anzu- Folgende Situationen sind zu unter-
sche Wildtiere in den zentralen Lan- nehmen. scheiden:
desteilen kein Tollwutrisiko beinhal- a) auf das exponierende Tier kann
ten. In den grenznahen Landesteilen 1.4 Exponierte Person nicht zurückgegriffen werden oder
soll sich der behandelnde Arzt je- Wichtige Fragen sind: Wann hat die eine zuverlässige Beobachtung ist
doch vergewissern, dass ein Band Exposition stattgefunden? Ist die ex- nicht sicherzustellen: immer PEP.
von 50 km Tiefe zum Nachbarland ponierte Person gegen Tollwut b) das exponierende Tier ist krank
tollwutfrei ist (http://www.who-ra- geimpft? Liegen Impfdokumente und oder hat sich in den letzten 12 Mo-
bies-bulletin.org). Dieser Sicher- serologische Untersuchungsergeb- naten in einem Gebiet mit terres-
heitsabstand ist damit begründet, nisse vor? Welches sind die bisher trischer Tollwut aufgehalten: im-
dass der Aktionsradius frei lebender durchgeführten Massnahmen? mer PEP. Das Tier ist umgehend
Tiere begrenzt ist und Krankheits- Die Risikobeurteilung ändert sich mit von einem Tierarzt zu untersuchen
überwachung eine Ausdehnung der dem Stand der Erkenntnisse, etwa und während mindestens 10 Tagen
Tollwut aus noch bestehenden wenn neue Laborresultate eintreffen zuverlässig zu beobachten mit ab-
Endemiegebieten im Ausland mit oder ein gesund erscheinendes Tier schliessender Kontrolle beim Tier-
einer Verzögerung von Monaten er- krank wird. Auch die epidemiologische arzt. Falls sich während den 10 Ta-
fassen wird. Im Zweifelsfall ist die Lage ändert sich; deshalb sind dazu gen nach Exposition ein klinischer
Tollwutzentrale zu kontaktieren. Ob- aktuelle Informationen einzuholen Tollwutverdacht ergibt, muss das
wohl nicht völlig ausgeschlossen, ist (Adressen im Anhang). Tier eingeschläfert werden und la-
es sehr unwahrscheinlich, dass ein bordia-gnostisch auf Tollwut unter-
durch den Menschen aus Endemie- sucht werden. Tollwutverdächtige
gebieten importiertes tollwutinfizier- 2. Indikationen für eine PEP Tiere müssen in jeden Fall sofort
tes Wildtier ausgesetzt wird oder dem Kantonstierarzt gemeldet wer-
dass Wildtiere von einem ausge- Grundsätzlich gilt die Verhältnismäs- den, und tote Tiere sind umgehend
setzten importierten und infizierten sigkeit, das heisst, der Aufwand für durch die Tollwutzentrale untersu-
Haustier (Hund, Katze) infiziert wer- eine PEP sollte durch das Risiko ge- chen zu lassen.
den. Dass Fledermäuse in Europa rechtfertigt sein. Postexpositionelle c) das Tier ist gesund und…
Tollwut auf Land-Säugetiere übertra- Wundbehandlung ist nach jeder Ver- – es besteht der begründete Ver-
gen, die dann ihrerseits Menschen letzung durch ein potenziell Tollwutvi- dacht, dass sich das Tier in den let-
infizieren, ist als ein bislang nicht be- rus übertragendes Tier angezeigt. Die zen 12 Monaten in einem Gebiet

Juli 2004
obachtetes Restrisiko anzusehen. aktive, postexpositionelle Impfung mit terrestrischer Tollwut aufge-
und, bei Personen ohne vollständige halten hat: PEP. Tier von einem Tier-
Patienten oder Materialien präexpositionelle Impfung, eine arzt untersuchen lassen und 10 Tage
Wichtige Fragen sind: Wird eine In- gleichzeitige, passive Immunisierung lang zuverlässig beobachten mit ab-
fektion der Quelle vermutet oder ist sind angezeigt, wenn eine Exposition schliessender Kontrolle beim Tier-
sie laborbestätigt? (z.B. Nervenge- der arzt. Wenn das Tier gesund bleibt,
webe von einem tollwutverdächti- Grade II oder III nach WHO stattgefun- Abbruch der Behandlung;
gen oder tollwütigen Tier, Arbeit mit den hat (Abbildung 1): – ein Aufenthalt in den letzten 12 Mo-
virushaltigen Materialien). Handelt – durch ein terrestrisches Säugetier naten in einem Gebiet mit terres-
es sich bei der Exposition um die In- in oder aus einem enzootischen trischer Tollwut ist unwahrschein-

und Empfehlungen
halation eines (konzentrierten) Aero- Gebiet (zu Ausnahmen betreffend lich, kann aber nicht ausgeschlos-
sols, den Kontakt von Speichel mit Hunde und Katzen siehe unten); sen werden: Tier 10 Tage lang beob-
Mukosa oder um eine akzidentelle, – durch eine Fledermaus: alle auch achten mit abschliessender
perkutane Verletzung? noch so geringfügigen, wahrgenom- Kontrolle beim Tierarzt. Wenn das
Richtlinien

menen Bisse [63], ferner bei inap- Tier erkrankt: PEP;


1.3 Expositionsgrad perzepten Begegnungen im Innern – das Tier hat sich in den letzten 12
Die WHO unterscheidet drei Grade von Gebäuden: wenn Personen aus Monaten nicht in einem Gebiet mit
der Exposition [1]: dem Schlaf erwachen und eine (le- terrestrischer Tollwut aufgehalten:
bende, kranke oder tote) Fleder- ausser Wundbehandlung und gege-
I Berühren oder Füttern von Tieren, maus vorfinden; benenfalls Tetanusprophylaxe keine
Lecken der intakten Haut, – durch Patienten, bei denen Tollwut- weiteren Massnahmen. Dies gilt
II Oberflächliche Hautläsionen ohne verdacht besteht oder bei denen auch bei schweren Hundebiss-Ver-
Blutung, Lecken von lädierter Haut, Tollwut laborbestätigt ist, letzungen an Kopf und Hals und bei
III Perkutane Biss- oder Kratzwunden, – durch virushaltige Materialien in kleinen Kindern.
Speichelauftrag auf Schleimhäute Labors,
beim Lecken. – durch direkten oder indirekten Kon-
takt (offene Wunden, Schleimhäute) 3. Durchführung der PEP
Bei zuverlässiger Anamnese gilt Grad I mit lebenden attenuierten Impf-
nicht als Exposition. Bei Kindern kann viren aus Impfstoffkapseln von Kö- PEP umfasst Wundbehandlung, post-
die Anamnese schwierig sein. Zudem dern. expositionelle aktive Immunisierung
besteht bei kleinen Kindern die Mög- und gegebenenfalls simultane passive
lichkeit, dass Speichel tierischer Her- Bei Hunden und Katzen ist wegen Immunisierung mit Tollwut-Ig [1, 8]. 9
kunft mit den Händen in den Mund der vorhersehbaren Virus-Ausschei- Ohne PEP beträgt das Tollwutrisiko
oder in die Augen gelangt. Bei Unklar- dung eine Sonderregelung möglich. nach Biss durch ein tollwütiges Tier 5–
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Prä- und postexpositionelle Tollwutprophylaxe beim Menschen

80%, nach Kratzverletzungen 0,1–1 % Kinder und Erwachsene gleich. Eine tionellen Impfdosis [1].
[64]. Aus ethischen Gründen ist es Verdoppelung der ersten Dosis (je 1 Keine Tollwut-Ig benötigen [1, 8]:
nicht möglich, die Wirksamkeit und Einzeldosis in den rechten und linken – vollständig Geimpfte (≥3 Dosen),
Verträglichkeit der postexpositionellen Deltoidmuskel am Tag 0) (Schema 2-1- – wenn der Beginn der aktiven Imp-
Impfung und der passiven Immunisie- 1-1-1) kann angezeigt sein, wenn Toll- fung >1 Woche zurückliegt,
rung in randomisierten Doppelblind- wut-Ig vor der aktiven Impfung gege- – Personen mit dokumentiertem Anti-
studien zu prüfen. Millionenfache An- ben wurden, bei Immunschwäche, bei körper-Titer >0,5 IE/ml.
wendung hat jedoch gezeigt, dass schweren Wunden am Kopf, wenn die Wenn nicht unmittelbar verfügbar, kön-
PEP, wenn rasch und richtig durchge- Exposition >48 Stunden zurück liegt nen Tollwut-Ig bis zum Tag 7 nach
führt, sicher und äusserst wirksam ist, oder wenn Tollwut-Ig nicht verfügbar Impfbeginn verabreicht werden, da-
und die Versagerquote lediglich 1/Mil- sind [41]. Bei beiden Schemata ist eine nach
lion PEP beträgt [1]. Fast alle Versager Serokontrolle am Tag 21 angezeigt. besteht das Risiko, dass die passive
sind auf schwere Verletzungen am Das Impfschema muss auch bei genü- Immunisierung den Erfolg der aktiven
Kopf oder Unterlassungen (keine gendem Titer immer zu Ende geführt Immunisierung beeinträchtigt [8, 66].
Wundbehandlung, keine Ig) zurückzu- werden. Wurde mit der Impfung im Die empfohlene Dosis ist für humane
führen [1, 46]. Ausland begonnen, mit einem Pro- Tollwut-Ig einmalig 20 IE/kg KG [8]. Für
dukt, dessen Wirksamkeit nicht be- equine, im Ausland angewendete Pro-
3.1 Wundbehandlung kannt ist, wird mit Schema 1-1-1-1-1 dukte (zurzeit in der Schweiz nicht ver-
Sie besteht darin, alle Verletzungen so- wie bei Ungeimpften geimpft. Bei un- fügbar) ist die Dosis 40 IE/kg KG. Wenn
fort und gründlich mit Wasser und genügendem Titer wird wöchentlich anatomisch möglich, wird das ganze
Seife auszuwaschen, auch Wundta- getestet und solange geimpft, bis ein Volumen in, um und unter die Verlet-
schen. Anschliessend ist mit Desin- Titer im RFFIT den Wert von 0,5 IE/ml zung infiltriert. Bei Verletzung des Fin-
fektionsmittel gründlich zu spülen. erreicht. Wegen der Gefahr der Inter- gers ist die Fingerbasis zu infiltrieren.
Empfohlen ist Jod-Povidon-Lösung [8] ferenz zwischen aktiver und passiver Reicht das Volumen für die Versorgung
(in der Schweiz u.a. als Betadine®, Immunisierung wird von einem ver- grosser Wunden nicht aus, wird mit
Braunol®, Destrobac®, Intersept® oder kürzten Impfschema (2-1-1: Doppel- NaCl verdünnt [66, 67]. Verbleibendes
Jodoplex® erhältlich). Tierexperimente dosis am Tag 0, Einzeldosis an den Volumen wird i.m. verabreicht, in den
haben gezeigt, dass Wundbehandlung Tagen 7 und 21) abgeraten [41, 59, 65]. zur Impfung kontralateralen Deltoid
das Tollwutrisiko markant reduziert [8]. Vollständig präexpositionell Geimpfte oder in den Oberschenkel, nicht aber
Tiefe Wunden sind chirurgisch zu ver- (≥ 3 Dosen eines Produkts aus Zellkul- intraglutäal [8]. Bei Exposition der
Juli 2004

sorgen, aber nach Möglichkeit nicht zu tur) oder Personen mit adäquaten An- Schleimhaut oder ohne sichtbare
nähen. Zur Tetanusprophylaxe siehe tikörper-Titern (>0,5 IE/ml im RFFIT Wunde ist das ganze Volumenanalog
Empfehlungen im Impfplan (ehem. nach der letzten Impfung) benötigen i.m. zu verabreichen. Tollwut-Ig vermit-
Supplementum VIII) sowie zur passi- lediglich eine postexpositionelle Auf- teln einen raschen, aber kurzlebigen
ven Immunisierung (ehem. Supple- frischimpfung mit 2 Dosen an den Schutz, der die Zeit bis zur aktiven Se-
mentum V). Tagen 0 und 3 (2 Dosen erzielen hö- rokonversion überbrückt. Die Halb-
here Titer als 1 Dosis [40]). Eine Sero- wertszeit der Tollwut-Ig beträgt 3 Wo-
3.2 Aktive, postexpositionelle kontrolle am Tag 14 ist angezeigt. chen [68].
Impfung
(Tabelle 3 und Abbildung 2). Un- 3.3 Passive Immunisierung
und Empfehlungen

geimpfte und unvollständig Geimpfte mit Tollwut-Ig. Kontraindikationen und Vorsichts-


(<3 Dosen, keine Impfdokumente) be- Ungeimpfte und Teilgeimpfte benöti- massnahmen
nötigen eine komplette postexpositio- gen mit der aktiven Impfung umge-
nelle Serie. Sie besteht aus 5 Dosen hend auch eine passive Immunisie- Es gibt keine Kontraindikationen gegen
Richtlinien

an den Tagen 0, 3, 7, 14 und 30 rung mit Tollwut-Ig, in der Regel postexpositionelle Tollwut-Immunisie-
(Schema 1-1-1-1-1). Die Dosis ist für gleichzeitig mit der ersten postexposi- rung [1]. Auch in der Schwangerschaft

Tabelle 3
Standard-Schema für die postexpositionelle, aktive Impfung gegen Tollwut
Anwendung Impfschema Weitere Massnahme
Vollständig 2 x 1 Dosis i.m. an den Serokontrolle am Tag 14, allenfalls weitere Impfungen und
geimpfta Tagen 0 und 3 Serokontrollen 1x /Woche, bis Titer 0,5 IE /ml übersteigt.
Ungeimpft/ 5 x 1 Dosis i.m. an den Serokontrolle an Tag 21, allenfalls weitere Impfungen und
teilgeimpftb Tagen 0, 3, 7, 14 und 30 Serokontrollen 1x /Woche, bis Titer 0,5 IE /ml übersteigt;
Die 5. Dosis am Tag 30 ist in jedem Fall angezeigt.
Immer simultan humane Tollwut-Ig am Tag 0: 1x 20 IE /kg KGc,
möglichst um die Wunde, restliche Menge im kontralateralen
Deltoid oder anterolateralen Oberschenkel i.m.
a
Präexpositionelle (≥3 Dosen) oder postexpositionelle (5 Dosen) Impfung mit einem in der Schweiz zugelassenen oder äquivalenten Impfstoff, oder
Impfung mit jeglichem Tollwut-Impfstoff, wenn postvakzinal adäquate Antikörpertiter dokumentiert sind.
10 b
<3 Dosen.
c
Equine Ig: 40 IE/kg KG.
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Prä- und postexpositionelle Tollwutprophylaxe beim Menschen

Abbildung 2
Postexpositionelles Impfschema für 1) ungeimpfte/unvollständig geimpfte und
2) präexpositionell vollständig geimpfte Personen

Juli 2004
ist postexpositionelle Immunisierung im Extremfall Jahre [44, 72]. Die Toll- weis einer inkubierenden Infektion [1].
möglich [69]. Zur Behandlung einer sel- wut ist durch ein langes, stummes In- Eine Serokonversion kann erst bei
tenen Anaphylaxie oder schweren al- tervall zwischen Exposition und fortgeschrittener Klinik festgestellt
lergischen Reaktion nach früherer Imp- Krankheitsbeginn und durch kurze, werden. Eine einzelne Labor-Untersu-
fung sollten Adrenalin und ein Beat- progrediente Krankheit charakteri- chung ist bei tollwutverdächtiger Kli-
mungsbeutel verfügbar sein. Erste siert, die praktisch immer tödlich en- nik ungenügend; es sind mindestens
Hilfe und Wiederbelebung werden det. Ab- zwei zu verschiedenen Zeitpunkten
nach den Empfehlungen des Swiss gesehen von Parästhesien an der entnommene Proben zu testen [4,

und Empfehlungen
Resuscitation Council geleistet [70]. Bissstelle ist das Prodromalstadium 64]. Der zeitliche Abstand der Proben
Der initiale Adrenalinbolus (wenn unspezifisch. Erste Zeichen einer En- ist nicht definiert, empfohlen sind 3–7
möglich durch eine Leitung mit Infu- zephalitis («enzephalitische Tollwut») Tage. Mögliche Proben sind Speichel
sionslösung) beträgt für Erwachsene sind Verstimmung, Lethargie und Er- (für RT-PCR: Sensitivität 30%, oder
Richtlinien

50–100 µg i.v., für Kinder 10 µg/kg KG regbarkeit (einschliesslich Hydropho- für Virusisolation in Zellkultur: Sensiti-
i.v. [71]. bie, Aerophobie), später folgen Kon- vität 30–60%), Ganzhaut-Stanzbiop-
Zu Umgebungsmassnahmen siehe vulsionen. Erste Zeichen einer «para- sien vom Haaransatz des Nackens (für
den entsprechenden Abschnitt unter lytischen Tollwut» sind Lähmungen. Antigennachweis mit direkter Immun-
Tollwutverdacht. Bei jeder akuten, progredienten, neu- fluoreszenz und Virusisolation: Sensi-
rologischen Erkrankung ist möglichst tivität 60–80%), Serum (für Antikör-
früh an Tollwut zu denken [4, 64], ins- pernachweis, Sensitivität 30–60%)
besondere auch, um die Exposition und Liquor (für Antikörpernachweis
des Pflegepersonals und der Angehö- und
Vorgehen bei rigen zu reduzieren. Eine wichtige Dif- Virusisolation: Sensitivität 20–40%)[4,
Tollwutverdacht ferentialdiagnose der Tollwut ist das 74]. Haut- und Speichelproben kön-
Guillain-Barré-Syndrom (GBS) [64]. nen bereits ab Tag 4–5 nach Krank-
Zum Management von Tollwut-Patien- heitsbeginn positiv reagieren [44, 74,]
Klinik ten wird auf die Arbeit von Jackson et kurz darauf (ab Tag 5–8) können Anti-
al. [73] verwiesen. körper im Serum und noch später (ab
Tollwutviren wandern, wenn in peri- Tag 9–16) im Liquor nachweisbar wer-
pheren Nerven angelangt, mit einer den [44, 64, 74]. Das Kompetenzzen-
Geschwindigkeit von 10–100 mm/Tag Labordiagnostik trum für die Tollwutdiagnostik ist die 11
zum Gehirn [64, 75]. Die Inkubations- Schweizerische Tollwutzentrale (An-
zeit dauert üblicherweise 20–60 Tage, Es gibt bislang keine Tests zum Nach- hang). Sie empfiehlt als Standard die
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Untersuchung von Speichel- und Ser- prädiktiven Wert von nahezu 100% arzt (innert 24 Stunden). Auch für die
umproben und wenn möglich einer [4]. Suche nach exponierten Personen hat
Haut-oder Hirnbiopsie. der behandelnde Arzt den Kantonsarzt
Die postmortale Diagnostik stützt sich zu informieren. Zusammen mit dem
auf die Untersuchung des Hirn- Umgebungsmassnahmen Kantonstierarzt und dem BAG koordi-
stamms mittels direktem Fluoreszenz- niert dieser die Suche nach betroffe-
Antikörpertest (DFA) [4]. Dazu braucht Für Tollwutverdacht beim Menschen nen Personen und Tieren im In- und
es frisches, unfixiertes Hirngewebe besteht eine Meldepflicht für den dia- Ausland. Suchaktionen nach Exponier-
[4]. Der DFA-Test hat einen negativen gnostizierenden Arzt an den Kantons- ten können aufwändig sein. Die Zahl

der Kontaktnahmen liegt im Durch-


schnitt bei 50 pro Patient, mit Extrem-
werten bis zu 290 pro Patient, wenn
die Verdachtsdiagnose spät gestellt Rabies Bulletin für Europa Tel. 044 254 26 80, Fax 044 254 26 81
wird [25, 49, 74]. Im Spital ist der Pa- http://www.who-rabies-bulletin.org E-Mail: fledermaus@zoo.ch
tient zu isolieren, sobald der Verdacht http://www.fledermausschutz.ch
auf Tollwut besteht. Das exponierte Tollwut in der Schweiz
Personal ist frühzeitig zu informieren http://www.cx.unibe.ch/ivv/Swiss_Ra- Centre de coordination ouest pour
und zu registrieren [34]. Aktive und bies_Center/swiss_rabies_center.html l’étude et la protection des chauves-
passive Immunisierung des Betreu- Tollwutempfehlungen für Reisende souris
ungspersonals ist angezeigt, wenn die http://www.safetravel.ch Case postale 6434, CH-1211 Genève
Diagnose Tollwut laborgesichert ist. 6, Suisse
Labordiagnostik Tél. +41 22 418 63 47,
Schweizerische Tollwutzentrale, Fax +41 22 418 63 01
Länggassstrasse 122, 3012 Bern, e-mail:
Anhang: Adressen www.cx.unibe.ch/ivv/Swiss_Rabies_ chauves-souris.mhng@ville-ge.ch
Center/swiss_rabies_center.html www.ville-ge.ch/musinfo/mhng/cco
Juli 2004

Tel. 031 631 23 78, Fax 031 631 25 34.


Aktuelle epidemiologische Lage Fledermäuse Produkte
Weltgesundheitsorganisation (WHO) Stiftung Fledermausschutz, c/o Zoo Berna Biotech AG, Rehhagstrasse 79,
über Rabies Zürich, Zürichbergstrasse 221, CH-3018 Bern und Auberg 6,
www.who.int/emc/diseases/zoo/ 8044 Zürich CH-4051 Basel
rabies.html oder Tel. 061 270 80 20, Fax 061 270 80 21
http://www.who.int/GlobalAtlas/home
.asp
und Empfehlungen

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Richtlinien

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