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Kurs Ekklesiologie Datum: 29.01.

2024 Thema: Kirche/ Staat


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Die Rechtsstellung der Kirche in Deutschland

A: Verschiedene Modelle des Verhältnisses Staat – Kirche

Für die rechtliche Stellung der Kirche im Staat sind in der heutigen Welt verschiedene Modelle
verwirklicht:
➢ Eine strikte Trennung von Kirche und Staat ist z.B. in Frankreich vorhanden. Die Kirche hat hier
keinerlei bevorzugten Einfluss auf das öffentliche Leben. Der Staat pflegt eine weltanschauliche
Neutralität (laizistischer Staat).
➢ Eine staatskirchliche Verfassung, wie sie etwa Großbritannien verwirklicht, wo die Königin bzw. der
König zugleich Oberhaupt der Anglikanischen Kirche ist, gibt dieser Kirche einen Vorrang vor allen
anderen religiösen und weltanschaulichen Gemeinschaften.
➢ Das in Deutschland verwirklichte Modell ist auf eine Kooperation selbstständiger Partner in
konstruktiver Zusammenarbeit angelegt. Kirche und Staat bilden beide souveräne Gemeinschaften, die
,,in der Wurzel getrennt" sind, d.h. sie unterscheiden sich in ihrem Wesen und Auftrag. Während die
Kirche in erster Linie eine Glaubensgemeinschaft ist, stellt der Staat eine politische Gemeinschaft dar,
in der die Menschen das Wohlergehen für sich und für die Gesamtheit in Frieden nach innen und außen
zu verwirklichen suchen. Die Überschneidung von Kirche und Staat ergibt sich zum einen Modelle des
Verhältnisses von Kirche und Staat dadurch, dass die Mitglieder der Kirche zugleich Bürgerinnen und
Bürger des Staates sind. Zum anderen haben Staat und Kirche teilweise gleiche Ziele, z. B. im
karitativen Bereich der Sozialarbeit und der Krankenfürsorge sowie im Bereich von Bildung und
Erziehung.

B: Das Verhältnis Staat – Kirche in der Bundesrepublik Deutschland im Einzelnen

Demnach gelten in der Bundesrepublik Deutschland auf der einen Seite die
Prinzipien der Religionsfreiheit, der religiösen Neutralität des Staates und das
Verbot des Staatskirchentums. Dennoch räumt die Verfassung den Religions-
gemeinschaften das freie Selbstbestimmungsrecht in ihren eigenen Angelegen-
heiten ein und gesteht den Kirchen (sowie der israelitischen
Religionsgemeinschaft) die Stellung von Körperschaften des öffentlichen
Rechts zu (d.h. die Kirchen und ihre Gliedgemeinschaften sind befähigt, wie
natürliche Personen Träger von Rechten und Pflichten zu sein).
Die Sonderstellung der Kirche zeigt sich in ihrem Hoheitsrecht für die eigenen
Belange sowie in ihrem Öffentlichkeitsauftrag in folgenden Bereichen:
 Im Bereich des Schulwesens findet sich der Religionsunterricht als ,,ordentliches Lehrfach" (GG Art. 7,
Abs. 3); inhaltlich wird er von der Kirche selbst beaufsichtigt. Die Kirche tritt außerdem als Trägerin von
freien Schulen auf.
 An den staatlichen Universitäten existieren theologische Fakultäten, die den anderen Fakultäten rechtlich
gleichgestellt sind.
 Die Kirche unterhält Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Sozialstationen, Kindergärten, Helme und
andere sozial-karitative Einrichtungen, die staatlich bezuschusst werden.
 In besonderen öffentlichen Einrichtungen stellt die kirchliche Seelsorge einen festen Bestandteil dar:
Gefängnisseelsorge; Militärseelsorge; Krankenhausseelsorge.
 Die Kirche entsendet Mitglieder in die Aufsichtsgremien öffentlich-rechtlicher Einrichtungen, z.B.
Rundfunkräte.
 Der Sonntag und ein Großteil der kirchlichen Feiertage sind als Tage der Arbeitsruhe gesetzlich
geschützt.
 Die Kirche erhebt für ihre Mitglieder eine Kirchensteuer, die von den staatlichen Finanzämtern - gegen
Bezahlung durch die Kirche - erhoben wird. Sie ist als Sonderausgabe steuerlich absetzbar. Ihre Höhe ist
an die Höhe der Lohn- und Einkommensteuer gekoppelt und beträgt je nach Bundesland 8 % oder 9 % der
festgesetzten Lohn- oder Einkommensteuer (z.B. in Baden-Württemberg 8 %).
Arbeitsauftrag:
Erläutere das Verhältnis von Staat und Kirche in Deutschland.

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