Sie sind auf Seite 1von 28

Merkblatt

2023 | Ausgabe Schweiz| Nr. 1145

Pflanzenschutz im Biogemüsebau
Krankheits- und Schädlingsregulierung im Freilandanbau
Pflanzenschutz im Biogemüsebau beginnt lange, Eine anspruchsvolle Aufgabe
bevor die Kultur auf dem Feld steht. Der optimierte
Einsatz der zur Verfügung stehenden vorbeugen- Grosse Vielfalt an Kulturen
den Massnahmen soll den Einsatz von Pflanzen-
schutzmitteln möglichst überflüssig machen. Denn und Produktionsformen
kann sich eine Krankheit oder ein Schädling in der
Kultur etablieren, stehen in vielen Fällen nur mäs- Biogemüse ist ein Sammelbegriff für eine Viel-
sig wirksame oder zum Teil nützlingsschädigende zahl von Kulturen und Lebensmitteln. Die Vielfalt
Pflanzenschutzmittel zur Verfügung. reicht von Klassikern wie Karotten und Zucchini
Das Merkblatt zeigt die Möglichkeiten zur vor- über Tiefkühlerbsen und Pelati in Büchsen bis hin
beugenden Regulierung der wichtigsten Krank- zu ausgefallenen Gewächsen wie Hirschhornwege-
heiten und Schädlinge im Freilandanbau von Bio- rich oder Mönchsbart. Die Diversität an Kulturen,
gemüse auf und gibt Anwendungsempfehlungen Pflanzenfamilien und Sorten im Gemüsebau ist
für direkte Massnahmen nach dem Befall. Für drei enorm. Typische Marktfahrer haben häufig mehr
typische Freilandkulturen werden konkrete Regu- als 20 verschiedene Gemüse aus eigener Produktion
lierungsmassnahmen vorgestellt. im Angebot. Über eine ganze Saison gesehen kön-
nen auf Gemüsebaubetrieben mehr als 50 Kulturen
zusammenkommen – Sorten, Farben und Formen
Inhalt noch nicht eingerechnet.
Eine anspruchsvolle Aufgabe 2 So breit die Gemüsepalette ist, so unterschied-
Prinzipien des Biogemüsebaus 4 lich sind auch die Anbauformen, Betriebsstrukturen
Ökologische Aufwertung und Vernetzung und Vermarktungsmöglichkeiten im Gemüsebau.
der Landschaft 6 Ackerbaubetriebe mit einzelnen grossflächigen
Vorbeugende Kulturmassnahmen 7 Feldgemüsekulturen, Frischgemüseprofis mit ge-
Gezielte Nützlingsförderung 11 staffeltem Anbau oder hochspezialisierte Gewächs-
Biocontrol 12 hausbetriebe gehören ebenso zum Schweizer Ge-
Direkter Pflanzenschutz: physikalische Methoden, müsebau wie Marktfahrerbetriebe oder solidarische
Pheromone und Pestizide 13 Landwirtschaftsprojekte mit dutzenden Kulturen
Applikationstechnik 18 auf kleiner Fläche.
Krankheits- und Schädlingsregulierung
bei Karotten 19
Krankheits- und Schädlingsregulierung
bei Kohlarten 22
Krankheits- und Schädlingsregulierung
bei Zwiebeln 25

2 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Vielfältige Herausforderungen Die grosse Vielfalt an Kulturen und die kleinen An-
bauflächen machen die Entwicklung von Pflanzen-
Die grosse Diversität an Gemüsekulturen bringt schutzlösungen für die Forschung sehr aufwändig
auch viele Herausforderungen im Pflanzenschutz und für Anbieter von Betriebsmitteln nur wenig
mit sich. Denn die verschiedenen Kulturen gehö- attraktiv. Dies hat zur Folge, dass das Angebot
ren ganz unterschiedlichen Pflanzenfamilien mit an Pflanzenschutzmitteln für den Biogemüsebau
zum Teil artspezifischen Krankheiten und Schäd- im Vergleich zum konventionellen Anbau gering
lingen an. ist. Zudem kommen wesentliche Einschränkungen
Die individuellen Anfälligkeiten der Gemüse- durch die Richtlinien hinzu. Dazu gehören in erster
arten erfordern ausgeklügelte Fruchtfolgen, um Linie der Ausschluss von Herbiziden, mineralischen
die Vermehrungszyklen der Pathogene gezielt zu Stickstoffdüngern und chemisch-syntethischen Pes-
unterbrechen. Nicht selten werden auf Gemüse- tiziden. Weitere Einschränkungen betreffen etwa
beeten jedoch zwei oder drei Kurzkulturen wie die Sortenwahl und Züchtungstechniken (z. B. das
Salat oder Spinat pro Saison angebaut, was die Verbot von Sorten aus Zellfusionszüchtung), das
Fruchtfolgeplanung noch komplexer macht. Solche Heizen der Gewächshäuser oder die Vorgabe zu
Kurzkulturen stehen im Kontrast zu mehrjährigen bodengebundener Produktion. Dabei sind die Qua-
Gemüsekulturen wie Spargel oder Rhabarber, bei litätsansprüche auf dem Markt ähnlich hoch wie für
denen Krankheitserreger und Schädlinge von einer konventionelles Gemüse.
Saison auf die nächste überspringen können. An-
dere Voraussetzungen und Regulierungsmöglich-
keiten bietet der Anbau in Gewächshäusern, wo
unter anderem mit der Klimasteuerung und dem
Einsatz von Nützlingen wichtige Stellschrauben
zur Gesund­erhaltung der Pflanzen zur Verfügung
­stehen.

Die vielfältigen Herausforderungen im Biogemüsebau erfordern eine ausgeklügelte und ganzheitliche Pflanzenschutzstrategie, beginnend bei
der Sortenwahl und der Saatgutbehandlung bis hin zur Verpackung oder Lagerung der Endprodukte.

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 3


Prinzipien des Biogemüsebaus
Schliessen der Stoffkreisläufe Abständen eine intensive Bearbeitung des Bodens.
Bodenaufbauende Kulturen in der Fruchtfolge
Die biologische Landwirtschaft arbeitet in natürli- wie Kleegras, tiefwurzelnde Gründüngungen und
chen, lebendigen Systemen und Kreisläufen. Dem Körnerleguminosen geben dem Boden Erholungs-
Prinzip geschlossener Stoffkreisläufe versuchen die pausen, durchwurzeln den Unterboden, steigern
Biolandwirt*innen nahe zu kommen, indem sie die die Verfügbarkeit von Nährstoffen wie Stickstoff
Abhängigkeit von Düngern und Pflanzenschutzmit- und fördern eine gute Struktur und die biologische
teln soweit wie möglich minimieren. Sie tun dies Aktivität des Bodens.
zum Beispiel durch die effiziente Rezyklierung der Weite Fruchtfolgen mit weniger intensiven Kul-
Nährstoffe im Betriebskreislauf und dem Anbau turen wie Getreide helfen, die Entwicklung boden-
von Leguminosen. bürtiger Krankheiten zu minimieren.
Im Pflanzenschutz steht die optimale Anwen- Eine möglichst permanente Bodenbedeckung
dung vorbeugender Massnahmen zur Förderung senkt das Erosionsrisiko, schützt den Boden vor
gesunder und robuster Pflanzen und zur Reduktion Austrocknung und Nährstoffauswaschung und
des Risikos eines Befalls mit Schadorganismen im unterstützt den Aufbau von Humus. Nährstoffde-
Vordergrund. fizite lassen sich mit geeigneten Düngern decken.

Erhalten der natürlichen Fördern einer hohen Biodiversität


Bodenfruchtbarkeit und Vielfältige, naturnahe Lebensräume in oder neben
-gesundheit den Gemüsekulturen können einen wichtigen Bei-
trag zu einer effizienten und natürlichen Schäd-
Das Erhalten einer hohen natürlichen Bodenfrucht- lingsregulierung im Biogemüsebau leisten, denn
barkeit und -gesundheit erfordert eine umsichtige sie fördern natürliche Gegenspieler von Pflanzen-
Bewirtschaftung des Bodens mit einer weiten, hu- schädlingen. Vor allem bei Kulturen mit einer lan-
muserhaltenden, standortgerechten Fruchtfolge gen Standdauer wie Kohl oder Karotten können ein-
sowie einer schonenden Bodenbearbeitung. gesäte Streifen mit ausgewählten Blütenpflanzen,
Die kurze Vegetationszeit der meisten Gemü- sogenannte Blühstreifen, die Nützlingspopulatio-
sekulturen und die hohen Anforderungen an die nen deutlich vergrössern und zu einer weitgehend
Unkrautregulierung erfordern in regelmässigen natürlichen Schädlingsregulierung beitragen.

Abbildung 1: Grundsätze des biologischen Gemüsebaus

Gesundheit Ökologie
Herbizidverzicht

Biologischer Pflanzenschutz Biodiversitätsförderung


Den ideellen Rahmen für den
biologischen Landbau und dessen
Weiterentwicklung bilden die Schonende Verarbeitung Geschlossene Stoffkreisläufe
vier Prinzi­pien der IFOAM, der
Interna­tionalen Vereinigung der bio­ Soziale Verantwortung Natürliche Bodenfruchtbarkeit
logischen Landbaubewegungen.
Die konkreten Anforderungen für
die landwirtschaftliche Produktion,
die Verarbeitung und den Handel Fairer Handel Artgerechte Nutztierhaltung
sind in den staatlichen und privat­
rechtlichen Bioregelwerken definiert.
Die für den Gemüsebau vorrangigen
Sparsame Ressourcennutzung
Grundsätze sind in der Abbildung
fett hervorgehoben. Gerechtigkeit Sorgfalt

4 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Unter- oder Einsaaten mit Kleegras in Kulturen
wie Kürbis, Kohl oder Tomaten tragen in unkraut-
toleranten Wachstumsphasen der Kulturen zu einer
höheren Biodiversität bei, da sie Nahrung und Un-
terschlupf für Nützlinge bieten.
Die Förderung der oberirdischen biologischen
Vielfalt von Pflanzen und Insekten, der Anbau von
Gründüngungen und die Zufuhr organischer Dün-
gemittel fördern die biologische Vielfalt im Boden.
Eine vielfältige Bodenflora trägt zu einem biolo-
gisch aktiven Boden mit einer intensiven Nährstoff-
mobilisierung und einer guten Wasserversorgung Ein biologisch aktiver Boden mit einer vielfältigen Bodenfauna fördert robuste,
der Kulturen bei. ausgewogen ernährte Pflanzen.

Verzicht auf Herbizide Effiziente Vorbeugung


Der Biolandbau verzichtet grundsätzlich auf den Die konsequente Anwendung vorbeugender Pflan-
Einsatz von Herbiziden. Herbizide zerstören die zenschutzmassnahmen soll die Ausbreitung von
Ackerbegleitflora und damit die Nahrungsgrund- Schaderregern minimieren, die Widerstandsfähig-
lage für Nützlinge, Vogelarten und andere Wild- keit der Pflanzen steigern und das Befallsrisiko re-
tiere und können so gravierende Auswirkungen auf duzieren (siehe Abbildung 2). Im Idealfall können
das ökologische Gleichgewicht haben. Anstelle von die vorbeugenden Massnahmen den Einsatz von
Herbiziden werden die Unkräuter im Biogemüse- Pflanzenschutzmitteln überflüssig machen.
bau mit unkrautregulierenden Fruchtfolgen, stand- Kann sich eine Krankheit oder ein Schädling in
ortgerechten Sorten, Untersaaten, Mulchmaterialien einer Gemüsekultur dennoch etablieren, stehen im
und ausgeklügelten Maschinen und Methoden wie Biolandbau in vielen Fällen nur mässig wirksame
dem «falschen Saatbett» reguliert (siehe dazu z. B. Pflanzenschutzmittel zur Verfügung. Da auch ei-
FiBL-Praxistipp «Reduzieren des Unkrautdrucks nige biokonforme Pflanzenschutzmittel Nützlinge
mit der falschen Saatbettbereitung», shop.fibl.org, schädigen können, legen Biolandwirt*innen gros-
Nr. 4934). sen Wert auf eine optimale Anwendung der vor-
beugenden Massnahmen. Der Pflanzenschutz im
Biogemüsebau beginnt also, lange bevor die Kultur
auf dem Feld steht.

Abbildung 2: Die agrarökologische Pflanzenschutzpyramide

Pestizide, Pheromone und


physikalische Methoden Direkte
Pflanzenschutz-
Biocontrol: Einsatz von Bakterien, Viren, massnahmen
Parzelle
Nützlingen u.a.

Funktionelle Biodiversität: Nützlingsförderung, Die Pflanzenschutzstrategie im Biolandbau baut auf vor-


kulturspezifische Nützlingsstreifen, Beipflanzen beugenden Massnahmen auf, die das natürliche Regulie-
rungspotenzial des Systems steigern. Erst bei (drohendem)
Indirekte Befall kommen Massnahmen zum Einsatz, die direkt
Standort- und Sortenwahl, Kulturmassnahmen Pflanzenschutz- gegen spezifische Erreger wirken. Die Anwendung dieser
massnahmen Strategie erfordert regelmässige Kontrollen der Kulturen
Betrieb und gute Kenntnisse der Biologie der Krankheiten, Schäd-
Naturschutz und Nachhaltigkeit: Extensivierung, Aufwertung linge und Nützlinge sowie der spezifischen Wirksamkeit
und Vernetzung der Landschaft der einzelnen Massnahmen und deren Nebenwirkungen.

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 5


Ökologische Aufwertung und Vernetzung der Landschaft
Massenvermehrungen von Schädlingen treten ver-
mehrt dort auf, wo natürliche Gegenspieler in zu
geringer Anzahl vorhanden sind oder gänzlich
fehlen. Ein Netzwerk naturnaher Lebensräume
wie Hecken und Buntbrachen, also mehrjährigen,
mit einheimischen Wildkräutern angesäten Flächen
und extensiv gepflegte Säume fördern eine breite
Vielfalt an Nützlingen in direkter Kulturnähe.

Nachhaltige Förderung von Nützlingen


Zur Förderung von Nutzinsekten sind vor allem
nektarhaltige Pflanzen als Nahrungsgrundlage für
die Nützlinge von Bedeutung. Naturnahe Lebens- Eine Kohlweissling-Brackwespe Cotesia glomerata bei der Parasi-
räume in Kulturnähe bieten Nützlingen Nahrung tierung von Kohlweisslinglarven. Die aus den Eiern sich entwickeln-
den Larven der Brackwespe entwickeln sich auf Kosten des Schäd-
und Unterschlupf, auch vor und nach einer Gemü-
lings. Die adulten Brackwespen hingegen sind auf leicht zugäng-
sekultur. Durch die räumliche Nähe zu den Kultu- lichen Nektar und Honigtau angewiesen. Für die Überwinterung
ren gewährleisten sie, dass die Nutzinsekten früh brauchen diese effizienten natürlichen Gegenspieler Sträucher und
und schnell auf die Entwicklung von Schädlingspo- Gehölze sowie mehrjährige Brachen und Säume in einer Distanz
von maximal 200 m von der Kultur.
pulationen reagieren und so im Idealfall eine starke
Ausbreitung der Schädlinge verhindern können.

Potenzielle Risiken minimieren zu vermeiden. Gründüngungsmischungen, wel-


Gewisse Pflanzen können auch als Zwischenwirte che Kreuzblütler wie Rübsen oder Senf enthalten,
von Gemüseschädlingen und -krankheiten dienen. können die Kohlhernie auf Kohlkulturen übertra-
Deshalb ist beim Anlegen von Hecken, Brachen gen und Schädlingen wie der Weissen Fliege als
oder Gründüngungen die Auswahl der Pflanzen- Überwinterungsquartier dienen. Aus naturnahen
arten wichtig. Schwarzpappeln als Zwischenwirte Flächen können zudem Schnecken, Mäuse oder die
der Salatwurzellaus sind beispielsweise möglichst Möhrenfliege einwandern.

Je mehr naturnahe Lebensräume wie Blühstreifen, Buntbrachen, extensiv genutzte Böschungen und Feldsäume einerseits sowie Gehölze wie
Niederhecken und Kleinstrukturen wie Holz- und Steinhaufen ein Netzwerk um und zwischen den Gemüsefeldern bilden, desto mehr kann der
Gemüsebau von der Entwicklung der natürlichen Biodiversität profitieren.

6 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Vorbeugende Kulturmassnahmen
Alle vorbeugenden Massnahmen, welche die Ent-
wicklung gesunder und robuster Pflanzen mit ei- Box 1: Wichtige Resistenzen und
ner raschen Entwicklung fördern, das Befallsrisiko Toleranzen bei Freilandgemüse
durch Schadorganismen reduzieren oder sogar ver- • Bremia-Resistenzen (Bl 16–37) bei Lactuca-
meiden, tragen zum Kulturerfolg bei. Dabei geht es Salatarten
sowohl um die Kombination verschiedener Mass- • Wurzellaus-Toleranzen und Blattlaus-
nahmen zur Stärkung der Resilienz des gesamten Resistenzen bei Salaten
Anbausystems als auch um den gezielten Einsatz • Alternaria-Toleranzen bei Karotten
einzelner Massnahmen gegen spezifische Schädlin- • Virus-Toleranzen bei Zucchetti und anderen
ge und Krankheiten. Beides erfordert Wissen zur Kürbisgewächsen
Biologie der Schadorganismen, zu den Anfälligkei- • Kohlhernie-Toleranzen bei Kohlarten
ten der Kulturen und den Zusammenhängen sowie
eine intensive Beobachtung und Erfahrung.
Saatgut
Gemäss der EU-Verordnung darf im Biolandbau
Gesunder Boden – grundsätzlich nur Saatgut aus biologischer Ver-
mehrung (Biosaatgut) verwendet werden. Diese
gesunde ­Pflanzen Anforderung muss auch von den privaten Label-
organisationen eingehalten werden.
Vorbeugender Pflanzenschutz beginnt mit einem Da die Versorgung des Saatgutmarktes mit
gesunden Boden. Humusreiche und biologisch ak- Biosaatgut für den professionellen Anbau zum
tive Böden wirken grundsätzlich krankheitshem- Teil noch ungenügend ist, können die Labelinha-
mend und tragen zu einem ausgewogenen Pflan- ber Ausnahmen gewähren. Dabei geht es darum,
zenwachstum und widerstandsfähigen Pflanzen bei. neben dem Sortenangebot aus Biovermehrung die
Sie bilden damit die Grundlage für eine gesunde Verwendung praxisbewährter Sorten aus konven-
Entwicklung der Kulturpflanzen. tioneller Vermehrung zu ermöglichen.
Mehrere Länder in Europa nutzen die Daten-
bank OrganicXseeds (www.organicxseeds.com) als
Sortenwahl und Saatgut Informationsquelle für die Verfügbarkeit von Bio-
saatgut und den Verfügbarkeitsnachweis. Für die
Sortenwahl Verwendung von konventionellem Saatgut gelten
Die Verwendung resistenter oder toleranter und länderspezifische Regeln.
an den Standort angepasster Sorten ist eine ent-
scheidende Massnahme zur Minimierung des
Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Nebst spezifischen
Resistenzen und Toleranzen (siehe Box 1) und an-
deren Eigenschaften, die auch im konventionellen
Landbau eine wichtige Rolle spielen, sollten Sorten
für den Biolandbau folgende Merkmale aufweisen:
• Resistenzen gegen boden- und samenbürtige
Krankheiten (in konventionellen Züchtungs-
programmen wegen chemisch-synthetischen
Beizmitteln nicht berücksichtigt)
• Rasche Jugendentwicklung
• Hohes Vermögen zur Unkrautunterdrückung
• Gute Standfestigkeit bei grösserer Wuchshöhe
• Hohe Nährstoffeffizienz durch grosses Wurzel-
system und die Förderung von Symbiosen mit
Bodenorganismen
• Gute Standorteignung (Temperaturansprüche, Ein Befall mit Alternaria lässt sich durch die Verwendung resistenter Sorten verhindern.
Tageslänge, Kulturdauer) Die Wahl resistenter Sorten ist eine wirksame und kostenneutrale Pflanzenschutz­
massnahme.
• Qualitätsmerkmale (z. B. guter Geschmack)

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 7


Box 2: Darf Biosaatgut behandelt sein?
Gebeiztes, mit chemisch-synthetischen Pflanzen­ Fruchtfolge
schutzmitteln behandeltes Saatgut ist im Mit einer gut durchdachten und sinnvollen Frucht-
­Bioanbau nicht zugelassen. Erlaubt ist jedoch folge lassen sich viele Pflanzenschutzprobleme, vor
die Behandlung mit Heisswasser, Wasserdampf allem bodenbürtige Krankheiten und Schädlinge
oder Essig. wie die Kohlhernie, Nematoden, Welkekrankhei-
ten, Sklerotinia und Fusarien minimieren. Aber
auch Schädlinge, die im Boden oder in Kulturnähe
Standortwahl überwintern wie Erdflöhe, Kohlfliegen oder Dreh-
herzmücken lassen sich durch genügend lange
An ihrem natürlichen und bevorzugten Standort Anbaupausen zwischen anfälligen Kulturen und
sind Pflanzen am widerstandsfähigsten. Für eine räumlichem Abstand zur Vorkultur reduzieren. Bei-
Kultur günstige Klima- und Bodenverhältnisse för- spiele geeigneter Fruchtfolgen sind in Abbildung 3
dern eine gute Wurzel- und Blattentwicklung und dargestellt.
ein rasches Wachstum.
Worauf achten bei der Gestaltung
Worauf achten bei der Standortwahl? der Fruchtfolge?
• Regionale und lokale klimatische Verhältnisse • Geregelten, mindestens 4-jährigen Frucht­
wie Jahresmitteltemperatur, Niederschlags­ wechsel einhalten.
menge und Spät-/Frühfrostgefahr beachten. • Minimale Zwischenkulturzeiten zwischen
• Das Mikroklima einer Parzelle berücksichtigen. den einzelnen Pflanzenfamilien und Anfällig-
Feuchte Lagen wie Mulden oder Waldränder keitsgruppen beachten.
meiden. Sonnige, windoffene Standorte bevor- • Zeitliche und räumliche Distanz zwischen
zugen. Vorjahres-, Früh- und Spätkulturen gleicher
• Auf den Anbau einer Kultur verzichten, wenn Pflanzenfamilien und Anfälligkeitsgruppen
in einer Region ein hoher Befallsdruck eines einhalten.
­bedeutenden Schadorganismus herrscht. • Den Nährstoffbedarf der Kulturen bei
• Die Bodenart bei der Kulturwahl berücksich­ der Fruchtfolgeplanung berücksichtigen
tigen. Schwere Böden und Staunässe meiden ­(Stark­zehrer nach Leguminosen und vor
und den pH-Wert beachten. Schwach­zehrern).

Abbildung 3: Fruchtfolgebeispiele für einen erfolgreichen Gemüsebau

4 Jahr 1
Jahr
Karotten 8 1 Kleegras Kleegras 7 1 Kohl
Abfrierende
Gründüngung 7
Ja

r4
h
r1

Jah

Salat 2 Lauch Getreide 6 2 Erbsen


6
(2 Sätze)
4-jährige 4-jährige
Fruchtfolge Fruchtfolge
Jahr 2
Jahr 3

Grünschnitt- 5 3 Grünschnitt- Zwiebeln 5 3 Kartoffeln


roggen roggen
Ja
hr
3
r2 4
4 J ah Abfrierende Gründüngung
Kohl

Kulturen mit einem hohen Nährstoffbedarf werden am Anfang der Fruchtfolge im Anschluss an eine bodenaufbauende
Gründüngung (grün) aus Kleegras, Grünschnittroggen oder Erbsen platziert. Kulturen mit einem geringeren Nährstoffbedarf folgen
danach, wobei auch hier ­anstelle von Winterbrachen bodendeckende und nährstoffsammelnde Gründüngungen empfohlen werden.

8 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Saat- und Pflanzzeitpunkt Wie eine gute Durchlüftung sicherstellen?
• Weite Pflanzenabstände wählen (3 Reihen pro
Je länger eine Kultur im Feld steht, desto grösser ist Beet bei Zwiebeln, 9 Pflanzen pro m2 bei Salat-
das Risiko eines Schädlings- oder Krankheitsbefalls. arten, 75 cm Abstand bei Karotten).
Deshalb sollten für eine möglichst kurze Kulturzeit • Die Pflanzreihen in Windrichtung ausrichten.
der Gemüsearten geeignete Kulturbedingungen ge- • Für eine bessere Durchlüftung den Unkraut­
wählt werden. besatz geringhalten.

Worauf achten bei der Kulturplanung?


• Nur in ausreichend erwärmten Boden säen und Box 3: Vorteile des Anbaus auf Dämmen
pflanzen. • Bessere Durchlüftung des Bestandes
• Pflanzen statt säen: Das Auspflanzen von • Höhere Widerstandskraft der Pflanzen
­Jungpflanzen verkürzt unter günstigen Bedin­ gegen Wurzelkrankheiten
gungen die Standdauer im Feld wesentlich. • Rasches Abtrocknen hoch gepflanzter Setzlinge
Die Anzucht der fragilen Jungpflanzen erfolgt
unter geschützten Bedingungen.
• Perioden mit einem hohen Befalls­risiko durch Bewässerung
Schädlinge ausweichen.
• Durch Früh- und Spätanbau einem hohen Eine optimierte Bewässerung fördert die Nährstoff-
Befallsdruck durch die Möhrenfliege und den versorgung der Pflanzen und minimiert das Infek-
Möhrenblattfloh im Sommer ausweichen. tionsrisiko durch Krankheiten.
• Bei hoher Befallsgefahr durch die Drehherz­
mücke im Sommer eine Anbaupause für Worauf achten bei der Bewässerung?
­Brokkoli einlegen. • Eine ausreichende, aber nicht übermassige Was-
serversorgung der Keimlinge und Jungpflanzen
fördert einen raschen Feldaufgang der Saaten
Kultursystem und und ein zügiges Anwachsen der Jungpflanzen.
• Durch Bewässern am Morgen trocknen die
Pflanzenabstände Pflanzen und der Boden rasch ab, was den Pilz-
und Schneckenbefall reduziert.
Ein optimiertes Anbausystem gewährleistet günsti- • Tropfbewässerungssysteme bringen vor allem
ge Wachstumsbedingungen im Wurzel- und Blatt- bei pilzanfälligen Kulturen Vorteile, da die
bereich. Es beugt damit Fäulnissen im Boden vor Blätter trocken bleiben.
und fördert ein rasches Abtrocknen der Blätter. • Regelmässige Bewässerung stört die Entwick-
lung von Thrips, Wurzel- und Blattlaus.

Auf Mulchfolie gepflanzte Salatpflanzen trocknen rascher ab Der Anbau auf Dämmen mit grossen Reihenabständen verbessert die Durchlüftung
und werden dadurch weniger von Mehltau befallen. im Bestand und reduziert dadurch Pilzinfektionen (z. B. durch Blattalternaria).

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 9


Kurze, 15-minütige Bewässerungsimpulse können die Entwicklung Gut verrotteter Kompost ist nicht nur ein guter P/K-Grunddünger,
von Schädlingen stören. sondern reichert den Boden auch mit Humus an.

Bodenpflege und Düngung Wie eine gute Hygiene sicherstellen?


• Die Verschleppung von Krankheiten und
Eine gute Bodenfruchtbarkeit ist eine wichtige Vo- Schädlingen durch Geräte aus verseuchten
raussetzung für kräftige und robuste Pflanzen. Ein ­Parzellen verhindern. Dazu die Geräte nach
ausgewogenes und ausreichendes Nährstoffange- ­Gebrauch auf dem Feld grob reinigen und auf
bot ermöglicht ein kulturgerechtes Wachstum und dem Waschplatz abspritzen. Erntemesser regel-
steigert die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen. mässig in 70 %-igem Alkohol desinfizieren.
Der starke Humusabbau als Folge der inten- • Hygienisches Arbeiten ist insbesondere in der
siven Bodenbearbeitung im Gemüsebau erfordert Jungpflanzenanzucht wichtig, um die Ausbrei-
humusaufbauende Massnahmen. Komposte liefern tung von Krankheiten und Schädlingen über
stabile Humusstoffe, die langsam abgebaut wer- Setzlinge ins Feld zu vermeiden. Die Anzucht-
den und den Boden langfristig wieder aufbauen. gebinde für Jungpflanzen nach Gebrauch mit
Komposte können zudem bodenbürtige Krankhei- heissem Wasser und Druck reinigen.
ten hemmen und die Bodengesundheit im Allge- • Jungpflanzen mit einem geringen Schädlings-
meinen steigern. Der Stickstoff aus dem Kompost befall vor dem Auspflanzen behandeln. Dies
kommt langfristig über die Bodenverbesserung zur reduziert den Arbeitsaufwand im Feld und er-
­Wirkung. fordert weniger Pflanzenschutzmittel als bei der
Eingearbeitete Ernterückstände und Gründün- Behandlung eines ganzen Feldes.
gungen mineralisieren im aktiven Boden rasch und • Rüstabfälle nicht zurück auf die Felder bringen,
liefern wertvollen Stickstoff und andere Nährstoffe. sondern an Tiere verfüttern oder Kompost- und
Biogasanlagen zuführen. Beim Kompostieren
Worauf achten bei der Düngung? durch regelmässiges Umsetzen der Kompost-
• Ein hohes Stickstoffangebot fördert das Wachs- mieten sicherstellen, dass die Pflanzenkrankhei-
tum, aber auch die Anfälligkeit auf Krankheiten ten abgetötet werden.
wie Botrytis (Grauschimmel) und Schädlinge • Erntereste auf dem Feld rasch zerkleinern und
wie Blattläuse oder die Drehherzmücke. einarbeiten, um den Entwicklungszyklus von
• Zur Erhaltung des Humusgehaltes im Boden Schädlingen wie der Weissen Fliege zu unter-
sind mindestens 20 % Kleegras, Gründüngun- brechen.
gen oder Rotationsbrachen (mehrjährige, ein- • Spätverunkrautung vermeiden und insbeson­
gesäte Bracheflächen) in der Fruchtfolge nötig. dere Unkräuter, die als Zwischenwirte für
Krankheiten und Schädlinge dienen, frühzeitig
eliminieren.
Feld- und Betriebshygiene • Der Anbau von Gründüngungen verhindert die
Vermehrung von Unkraut und reduziert die
Die konsequente Anwendung von Hygienemass- Verbreitung von Krankheiten und Schädlingen
nahmen auf dem Feld und auf dem Betrieb kann auf Pflanzenresten.
entscheidend dazu beitragen, die Entwicklungszyk­
len von Schaderregern zu unterbrechen oder deren
massenhafte Ausbreitung einzudämmen.

10 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Gezielte Nützlingsförderung
Viele Nützlinge haben einen begrenzten Bewe- Abbildung 4: Förderung der Nützlinge in zwei Schritten
gungsradius. Deshalb kann die gezielte Nützlings-
förderung (funktionelle Biodiversität) in oder am 1
Rand der Kultur sinnvoll sein. Kulturspezifische,
eingesäte Streifen mit ausgewählten Blütenpflan-
zen in unmittelbarer Nähe der Kultur und Begleit-
pflanzen wie Kornblumen in der Kultur locken
Nützlinge im Frühling aus ihren Winterquartieren
wie Hecken, Brachen oder Säumen in die Gemüse-
kulturen. Die ausgewählten Nektarpflanzen ziehen
spezifische Nützlinge an und fördern diese, ohne Der Blühstreifen (rechts) lockt die Nützlinge mit einem frühen und reichen Nektar­angebot
gleichzeitig die Schädlinge zu begünstigen. So kön- aus den naturnahen Winterquartieren (mehrjährige Buntbrachen, Säume, etc.) an.
nen sich Nützlinge wie Parasitoide bereits früh in
der Kultur etablieren und eine starke Population
aufbauen. Dies erhöht die Wirksamkeit der biolo- 2
gischen Schädlingsregulierung deutlich, vor allem
gegen kleine, wenig mobile Arten. Da in den Ge-
müsekulturen wiederholt ganzflächige Eingriffe
erfolgen, braucht es für eine hohe Wirksamkeit der
Nützlinge sowohl Massnahmen in als auch ausser-
halb der Anbaufläche.

Wie Nützlinge fördern? Nach dem Pflanzen des Kohls liefert der Blühstreifen den Nützlingen kontinuierlich
Innerhalb der Anbaufläche Nahrung und Unterschlupf. Zwischen die Kohlpflanzen gesetzte Kornblumen dienen als
Tritt­steine und fördern die Parasitierung der Schädlinge. Im Herbst suchen die Nützlinge
• Einsaat einjähriger Nützlingsblühstreifen mit
die mehrjährigen Lebensräume für die Überwinterung auf.
ausgewählten Nektarpflanzen (z. B. 3 m breiter
Kohlblühstreifen mit 40 % Futterwicke, 11 %
Echtem Buchweizen, 4 % Kornblumen und
0,1 % Klatschmohn) entlang von Kohlfeldern.
Dieser Blühstreifen fördert spezifisch Blattlaus-
und Raupen-Parasitoide. Zur Steigerung der
Effizienz der Nützlinge können zusätzlich Korn-
blumen zwischen die Kohlpflanzen gepflanzt
werden (siehe Abbildung 4).
• Einbau überwinternder Zwischenfrüchte,
Gründüngungen oder Rotationsbrachen in die
Fruchtfolge. Diese fördern durch einen weit-
gehend ungestörten, krautreichen, überwintern-
den Pflanzenbestand das Nahrungsangebot und
den Unterschlupf der Nützlinge.

Ausserhalb der Anbaufläche


• Extensiv bewirtschaftete Krautstreifen, Bunt-
brachen, Hecken, Steinhaufen, Nistkästen
und Sitzstangen fördern die Entwicklung von Die Pflanzenarten der Blühstreifenmischung produzieren ausserhalb der Blüte Nektar
nützlichen Insekten- und Vogelarten, die in die (Wicke, Kornblume) oder bieten Nützlingen gut erreichbaren Nektar in der Blüte an
(Buchweizen).
Kulturflächen einwandern.
• Befahrbare Gras-/Grünstreifen bieten verschie-
denen Nützlingen eine Ausweichmöglichkeit
und Unterschlupf zur Überwinterung.

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 11


Biocontrol
Das Ausbringen von ausgewählten lebenden Orga- Bakterien
nismen zur gezielten Schädlingsregulierung kann
vor allem im gedeckten Anbau sehr effektiv sein. Für den biologischen Gemüsebau sind einige Bak-
Grundsätzlich werden vier Arten von Biocontrol- terienpräparate zugelassen. Das bekannteste Präpa-
Organismen unterschieden: Nützlinge (Parasitoide rat beruht auf verschiedenen Stämmen von Bacillus
und Räuber), Viren, Bakterien und Pilze. ­thuringiensis (Bt). Bt-Präparate wirken sehr gut und
selektiv gegen verschiedene Schadinsekten und
sind nützlingsschonend.
Nützlinge
In Gewächshäusern Box 4: Eigenschaften der Bt-Präparate
Die Freilassung von Nützlingen in Gewächshäusern • Bt ist ein Frassgift, welches den Verdauungs-
ist aufgrund der effizienten und rückstandsfreien trakt der Insektenlarven zerstört. Für gleich­
Methode verbreitet. Beispiele sind: warme Lebewesen ist es ungefährlich.
• Raubmilben (Amblyseius ssp.) gegen Spinn­ • Bt ist am wirksamsten gegen Raupen im 1. und
milben oder Thrips 2. Larvenstadium und bei Tagestemperaturen
• Schlupf-/Erzwespen (Encarsia formosa, etc.) zwischen 15 und 20 °C.
oder Raubwanzen (Macrolophus caliginosus) • Bt ist empfindlich auf UV-Strahlung und feucht-
gegen Weisse Fliegen warme Witterung. Das Ausbringen der Bt-
• Gallmücken (Aphidoletes) gegen verschiedene Präparate mit Düsensystemen, welche die
Blattläuse Unterseite der Blätter besprühen (sogenannte
• Hummeln (Bombus) als Bestäuber in Gewächs- Droplegs) verbessert die Wirkung der Präpara-
hauskulturen te, da der Spritzbelag besser vor Abwaschen
und UV-Strahlung geschützt ist.
Im Freiland
Im Freiland ist das Ausbringen von Nützlingen nur
bedingt effektiv, denn das Risiko der Abwanderung
der Nützlinge ist hoch. Deshalb sind nur wenige Mikrobielle Präparate
Nützlinge im Freiland zugelassen:
• Schlupfwespen (Trichogamma) gegen Mikrobielle Präparate bestehen aus ausgewählten
Maiszünsler Stämmen einzelner Bakterien- oder Pilzarten oder
• Laufenten gegen Schnecken sind Mischungen derselben. Bakterien und Pilze
können durch ihre Stoffwechselausscheidungen
Gesundheit, Hormonhaushalt und Wachstum der
Pilze Pflanzen beeinflussen und fördern. So können zum
Beispiel bestimmte Pilzarten wie etwa Mykorrhiza-
Pilze lassen sich im Gemüsebau sowohl zur Schäd- Pilze durch ihr feines und langes Hyphennetzwerk
lings- als auch zur Krankheitsregulierung einsetzen. tieferliegende und stärker fixierte Bodennährstoffe
So können zweimal pro Jahr ausgebrachte Beau­ erreichen, freisetzen und der Pflanze zur Verfügung
veria-Pilze die Mai- und Junikäfer regulieren. stellen.
Zusätzlich konkurrieren Mikroorganismen
auch mit Schadpilzen oder parasitieren Schädlinge
Viren und reduzieren damit ihre Dichte im Boden oder
auf Pflanzenwurzeln.
Granuloseviren werden bisher noch wenig ein-
gesetzt. Sie wirken jedoch hoch spezifisch und oft
nur gegen eine Schädlingsart. Sie sind empfindlich
gegen UV-Strahlung und werden leicht durch Be-
wässerung oder Regen abgewaschen.
Baculovirus-Präparate wie «Tutavir» regulieren
effektiv die Tomatenminiermotte (Tuta absoluta) im
Tomatenanbau.

12 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Direkter Pflanzenschutz:
physikalische Methoden,
Pheromone und Pestizide

Physikalische Methoden
Kulturschutznetze und Vliese
Kulturschutznetze und Vliese sind im Biogemü-
sebau ein beliebtes Hilfsmittel, um verschiedene
Schadinsekten von Kulturen fernzuhalten und Kul-
turen vor Wildverbiss zu schützen. Netze kommen
hauptsächlich bei Kohlgewächsen und im Anbau
von Rettich, Radies, Karotten, Lauch sowie bei der
Jungpflanzenanzucht von Bohnen zum Einsatz. Im
Frühjahr und Herbst werden häufig Vliese anstelle
von Netzen verwendet, da sie mehr Wärme spei-
chern und somit einen früheren Anbau ermöglichen. Kulturschutznetze können Kulturen wirksam gegen verschiedene Schädlinge schützen.
Für eine optimale Wirkung müssen sie am Rand gut geschlossen und beschwert werden,
damit keine Schädlinge unter die Netze gelangen können.
Vorteile
• Wirksamer Schutz gegen zum Teil schwierig
zu kontrollierende Schädlinge
• Positive Auswirkungen auf die Bodenstruktur
und den Wasser- und Temperaturhaushalt Box 5: Worauf achten
des Bodens, indem die Netze die Verdunstung beim Einsatz von Kulturschutznetzen?
­reduzieren und höhere Temperaturen unter • Saaten schon vor dem Feldaufgang der
dem Netz ermöglichen, was die Wachstums­ ­Kulturen und gepflanzte Kulturen sofort nach
bedingungen für die Pflanzen verbessert. dem Pflanzen mit Netzen bedecken.
• Schutz der Kulturen vor Verschmutzung bei • Nur Jungpflanzen ins Feld auspflanzen, die
Starkregen und Verringerung von Schäden frei von Schadorganismen wie Blattläusen und
durch Hagel Weissen Fliegen sind.
• Netze am Rand gut im Boden verankern und
Nachteile lückenlos schliessen, damit keine Schädlinge
• Relativ hohe Kosten bei grossflächigem Einsatz von aussen eindringen können.
• Zusätzlicher Arbeitsaufwand bei der Kultur- • Kulturmassnahmen, die das Entfernen der
pflege (z. B. für die Unkrautregulierung) für das Netze erfordern, nach Möglichkeit dann
Entfernen und wieder Auflegen der Netze durchführen, wenn der Schädling wenig aktiv
• Förderung von Pilzkrankheiten gegen Kultur- ist (Tageszeit bzw. Wetter). Danach die Netze
ende (vor allem unter feinen Netzen), da die sofort wieder auflegen.
Kulturen unter dem Netz schlechter abtrocknen. • Durch eine geeignete Fruchtfolge das Über-
Ein frühzeitiges Entfernen der Netze kann dies wintern von Schädlingen wie Thrips, Erdfloh,
verhindern. Möhrenfliege oder Bohnenfliege im Boden
• Risiko von Druckschäden an den Blättern auf verhindern. Im Boden vorhandene Schädlinge
empfindlichen Kulturen wie Salat bei starkem vermehren sich unter dem Netz stark.
Wind und Regen • Für die jeweilige Kultur und gegen den bzw.
• Gefahr von Hitzestau bei heisser Witterung die gewünschten Schädlinge geeignetes Netz
verwenden: Leichte Netze (<20 g/m2) eignen
sich vor allem für feine Kulturen wie Salat
gegen Blattläuse oder für Radies gegen Kohl-
fliegen. Schwerere Netze (>20 g/m2) eignen
sich für robustere Kulturen wie Kohlarten und
Karotten.

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 13


Tabelle 1: Kulturschutznetze und ihre Einsatzbereiche

Maschen- Beispiele Wirksam gegen Gewicht Lebensdauer


weite (g/m2) (Jahre)
< 0,1 mm Vlies Alle Schadinsekten 17–22 1
< 0,9 mm Filbio Thripse, Blattläuse, Erdflöhe, 17–31 2–4
Biocontrol Net 0.9 Weisse Fliege, Kohldrehherzmücke 65 6–8
Rantai S 70 5
<1,4 mm Rantai K Möhrenfliege, Kohlfliege, 56 5–7
Biocontrol Net 1.3 Bohnenfliege, Lauchmotte, 56 6–8
Kohltriebrüssler, Kohleule,
Kohlweissling, Kohlmotte
> 2 mm Feine Vogelschutznetze Vögel, Kaninchen 40 6–8

Pheromonfallen, Klebefallen Klebefallen


Klebefallen werden nahe über den Kulturen mon-
und Abwehrmittel tiert. Orange Klebefallen dienen der Überwachung
der Möhrenfliege (Psila rosae) und des Möhrenblatt-
Da die meisten ausgewachsenen Insekten fliegen, flohs (Trioza apicalis), blaue Klebefallen zur Kon­
kann deren Aktivität mit Fallen überwacht oder trolle des Einflugs von Thripsen (Thrips tabaci) aus
in Einzelfällen auch reguliert werden (z. B. Weisse abreifendem Getreide in Lauch.
Fliegen). Abwehrmittel (Repellents) dienen dazu,
Schädlinge von Kulturen fernzuhalten.
Die Anzahl der gefangenen Insekten gibt Auf- Wichtig zu wissen
schluss über deren Flugzeit und die Flugintensität. Vor allem gelbe Klebefallen können auch
Regelmässig kontrollierte Fallen ermöglichen den Schlupfwespen und andere Nützlinge anlocken
gezielten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (z. B. und fangen!
gegen die Kohldrehherzgallmücke oder die Möh-
renfliege), die Überprüfung der Wirksamkeit einer
Bekämpfungsmassnahme oder die Anpassung der Repellents
Nützlingsstrategie (z. B. bei Thrips). Diese Stoffe wehren Schädlinge durch Geruch ab.
Der Insektenflug lässt sich mithilfe von Klebefallen
Pheromonfallen überwachen, um die abwehrenden Geruchsstoffe
Pheromonfallen enthalten artspezifische Sexual- möglichst effizient einzusetzen. Zwiebelöl (z. B.
lockstoffe, sogenannte Pheromone, mit welchen «Psila Protect») wirkt abstossend gegen Möhren-
die Weibchen ihre Paarungspartner anlocken. Sind fliegen. Die Fliegen werden nicht geschädigt, aber
die Pheromone bei Klebefallen positioniert, bleiben der Zwiebelgeruch hält sie davon ab, die Möhren
die angelockten männlichen Insekten daran kleben. anzufliegen.
Pheromonfallen kommen im Freiland in Kohl-
gewächsen zur Überwachung der Kohldrehherz- Verwirrungstechnik
gallmücke (Contarinia nasturtii) und der Kohlscha- Die Verwirrungstechnik kommt nur im Gewächs-
be (Plutella xylostella) in Lauch zur Kontrolle der haus zum Einsatz, z. B. gegen die Tomatenminier-
Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella) oder gegen motte (Tuta absoluta). Dabei werden mit zahlreichen
die Gammaeule (Autographa gamma) oder die Saat- Dispensern grossen Mengen Sexuallockstoff freige-
eule (Agrotis segetum) in verschiedenen Kulturen setzt. Die von den Weibchen natürlich abgegebe-
zum Einsatz. Die Fallen müssen bei Verschmutzung ne Pheromonmenge wird dabei um ein Vielfaches
bzw. in vorgegebenen Abständen ersetzt werden. übertroffen, wodurch die Männchen nicht mehr in
der Lage sind, ein Weibchen zielgerichtet aufzu-
spüren.

14 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Mischkulturen
Durch den gleichzeitigen Anbau von ausgewählten
Kulturen auf demselben Feld oder Beet kann der
Befall gewisser Schädlinge reduziert werden. Zum
Beispiel reduziert ein Mischanbau von Stangenselle-
rie und Lauch den Thripsbefall im Lauch. Diese Ge-
müsearten können gleichzeitig angepflanzt und zur
gleichen Zeit mechanisch mit einem Klemmband­
roder geerntet werden. Dies ermöglicht eine effi-
ziente Schädlingsregulierung ohne Mehraufwand.

Biologische Pflanzenschutzmittel
Biologische Pflanzenschutzmittel gegen Krankheiten wirken nur protektiv, das heisst sie
Die Förderung der natürlichen Regulierungsme- müssen vor einer Infektion als Schutzbelag angebracht werden. Deshalb braucht es als
Ergänzung zu vorbeugenden Pflanzenschutzmassnahmen wie Fruchtfolge, Sortenwahl
chanismen und der konsequente Verzicht auf che-
und Feldhygie­ne auch regelmässige Beobachtungen der Kulturen, um entscheidende
misch-synthetisch und gentechnisch hergestellte Behandlungszeitpunkte nicht zu verpassen.
Pflanzenschutzmittel sind zwei wichtige Prinzipien
des biologischen Pflanzenschutzes. Da nur natür-
liche Substanzen als biologische Pflanzenschutz- Feldkontrollen, um den optimalen Behandlungs-
mittel zugelassen sind (siehe Tabellen 2 und 3), zeitpunkt zu ermitteln und die Wirkung der Be-
gelangen keine naturfremden Substanzen in den handlungen zu überprüfen.
Naturkreislauf. Die meisten Bioinsektizide mit einer hohen
Biologische Pflanzenschutzmittel wirken als Wirksamkeit wirken relativ unspezifisch und töten
Kontakt- oder Frassgift. Sie haben keine systemi- daher auch nützliche Insekten. Unspezifische Bioin-
sche Wirkung, das heisst, sie dringen nicht in die sektizide sollten deshalb nur zum Einsatz kommen,
behandelte Pflanze ein und bauen sich rasch ab. wenn selektive Mittel keine Aussicht auf Erfolg ha-
Dies erklärt ihre in der Regel geringere Wirkung ben. Eine Ausnahme bilden gewisse Bt-Präparate.
im Vergleich zu chemisch-synthetischen Mitteln. Besonders bei Pflanzenarten mit einer dicken
Der Wirkungserfolg der meisten biologischen Wachsschicht wie Zwiebeln kann der Zusatz eines
Pflanzenschutzmittel ist stark von der Witterung Haftmittels wie Pinienöl die Wirkung verbessern.
und dem Entwicklungsstadium der Schadorga- Viele formulierte Produkte beinhalten schon Netz-
nismen abhängig. Dies erfordert regelmässige und Haftmittel.

Tabelle 2: Wichtigste, im Biogemüsebau in der Schweiz zugelassene Fungizide

Typen Wirkstoffe Anwendungsgebiete, Bemerkungen


(«Handelsprodukte»)
Mineralische Schwefel Echter Mehltau an Kürbisgewächsen, Tomaten und Karotten
Produkte
Kupfer Krautfäule, Septoria, Alternaria, Cercospora, Ramularia;
Teilwirkung gegen Falschen Mehltau; Bakteriosen

Kalium-Bicarbonat Echter Mehltau an Tomaten, Paprika, Aubergine, Gurke, Melone,


(«Armicarb») Zucchetti, Kohlarten, Erbsen mit Hülsen, Knollen- und Stangen­
sellerie, Wurzelpetersilie, Pastinake, Kürbisgewächse

Pflanzliche Fenchelöl Echter Mehltau an Tomaten und Kürbisgewächsen; Vorsicht


Produkte («Fenicur») gefährlich, gewässergefährdend, ätzend; Wartefrist: 3 Tage

Quelle: FiBL-Betriebsmittelliste 2023 für den biologischen Landbau in der Schweiz, siehe aktuelle Ausgabe unter shop.fibl.org, Nr. 1032

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 15


Tabelle 3: Wichtigste, im Biogemüsebau in der Schweiz zugelassene Insektizide

Typen Wirkstoffe Anwendungsgebiete Nütz- Bemerkungen


(«Handels- lings-

Weisse Fliegen
produkte») schädi-

Fliegenlarven
Minierfliegen
Spinnmilben
gung
Blattläuse

Blattkäfer
Raupen
Thripse
Pflanzliche Pyrethrin × × × × ×  • Zumischung von 0,2–1% Rapsöl verbes-
Produkte sert die Wirkung. Pflanzenverträglichkeit
dieser Mischung testen (v. a. bei hohem
Rapsölanteil).
Azadirachtin × × × ×  • Einsatz gegen Larven meistens am
(Neem) wirksamsten. Wirkung tritt langsam ein.
• Häufig Anwendung als Blockbehandlung
(2–3-mal in 14 Tagen) notwendig.
• Bei Blattläusen kann die Wirksamkeit je
nach Art unterschiedlich sein.
Kali-Fettsäuren × ×  • Oft mehrere Behandlungen notwendig
• Behandlung idealerweise am Abend
durchführen, da der Spritzbelag mindes-
tens 15 Minuten halten muss.
Mikrobielle Spinosad × × × × ×  • Nicht in blühenden Kulturen. Behandlung
Produkte (z. B. «Audienz») frühmorgens oder spätabends und vor
(Pilzextrakt) oder nach dem Bienenflug durchführen.
• Wirkt auch gegen Nachtfalter.
Mikro- Bt var. israeliensis ×  • Wirksam gegen die Larven von
organismen (z. B. «Solbac») Trauermücken
(Bakterien- Bt var. kurstaki ×  • Beste Wirkung gegen junge Raupen
präparate) (z. B. «Dipel») • Wegen hoher UV-Empfindlichkeit am
Abend oder bei bedecktem Himmel
applizieren.
Bt var. aizawai ×  • Beste Wirkung gegen junge Raupen
• Wegen hoher UV-Empfindlichkeit am
Abend oder bei bedecktem Himmel
applizieren.
Bt var. tenebrionis ×  • Gegen Kartoffelkäfer an Kartoffeln und
Aubergine

 = keine Nützlingsschädigung; ˜˜˜˜ = starke Nützlingsschädigung


Quelle: FiBL-Betriebsmittelliste 2023 für den biologischen Landbau in der Schweiz, siehe aktuelle Ausgabe unter shop.fibl.org, Nr. 1032

16 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Pflanzenstärkungsmittel
Pflanzenstärkungsmittel dienen dazu, die Wider-
standsfähigkeit von Pflanzen zu erhöhen. Im Ge-
gensatz zu Pflanzenschutzmitteln haben sie keine
direkte Schutzwirkung gegen Krankheiten und
Schädlinge. Andernfalls müssen sie als Pflanzen-
schutzmittel bewilligt werden.
Vorbeugend angewandte Stärkungsmittel
können den Befall durch Schadorganismen hin­
auszögern oder reduzieren. Es wird vermutet,
dass gewisse Pflanzenstärkungsmittel die Pflanzen
unterstützen, Abwehrreaktionen gegen Schador- Diese Brokkolipflanze wird von einem Belag von fein gemahlenem,
ganismen auszulösen (Resistenzinduktion). Bei in Wasser aufgeschlämmtem Gesteinsmehl gegen Erdflöhe
geschützt. Um die Haftung des Gesteinsmehls auf den mit einer
einem starken Befallsdruck ist die Wirkung von
Wachsschicht bedeckten Kohlgewächsen zu verbessern, wird
Pflanzenstärkungsmitteln bisher meist ungenü- dem Gesteinsmehl ein Haftmittel beigegeben.
gend. Deshalb werden sie oft in Kombination mit
biologischen Pflanzenschutzmitteln oder Düngern
angewendet. Grundsätzlich besteht noch grosser Algenextrakte
Forschungsbedarf zu Pflanzenstärkungsmitteln. Flüssige oder pulverförmige Extrakte aus Makro-
Pflanzenstärkungsmittel können aus verschie- sowie Mikroalgen, die als Biostimulanzien gegen
denen Bausteinen bestehen. Dazu gehören: Krankheiten und abiotische Faktoren eingesetzt
• Anorganische Substanzen (z. B. Gesteinsmehle) werden.
• Organische Substanzen wie Pflanzen- und
Algenextrakte, Komposttee Eigenschaften
• Mikroorganismen wie Mykorrhiza-Pilze, • Extrakte aus Braun- und Grünalgen sind im
Bakterien Gegensatz zu den kalkhaltigen Rotalgen relativ
reich an organischen Stoffen und Mineralien
Die Zulassung von Pflanzenstärkungsmitteln ist in wie Kalium und Spurenelementen.
der EU und in diversen Ländern sowie in Label- • Steigerung der Widerstandskraft der Pflanzen
richtlinien unterschiedlich geregelt. Deshalb muss gegenüber verschiedenen Krankheiten durch
vor dem Einsatz unbedingt geklärt werden, welche düngende, wachstumsfördernde Wirkung bei
Mittel für welche Anwendung zugelassen sind. der Applikation auf die Blätter
Anwendung
Gesteinsmehle • Wiederholte Applikationen als Pflegemittel
Feinst vermahlene Urgesteinsmehle, Kalkgesteine während der Kulturzeit und der Jungpflanzen-
und Komponenten, die reich an Kalzium, Magne- anzucht vor allem bei Spinat und Zwiebeln
sium, Spurenelementen, Silizium und mineralisch
gebundenem CO₂ sind. Pflanzenbrühen und -jauchen
Pflanzen wie Schachtelhalm oder Brennnessel wer-
Eigenschaften den mit Wasser zu Brühen oder Jauchen aufbereitet.
• Als Stäubemittel auf die Blätter ausgebracht
bewirken sie bei den Pflanzen die Bildung Eigenschaften
verdickter Zellwände, was das Eindringen von • Schachtelhalm hat wegen des hohen Silizium-
Pilzhyphen erschweren kann. gehalts eine beschränkte Wirkung gegen Pilz-
• Unter feuchten Bedingungen haben sie eine krankheiten.
leicht frasshemmende Wirkung gegen Insekten. • Brennnesseljauchen unterstützen dank des rela-
Anwendung tiv hohen Gehalts an Nährstoffen und Pflanzen-
• Gegen Krautfäule in Kartoffeln und Tomaten hormonen das Wachstum und die Entwicklung
sowie gegen Falschen Mehltau in Zwiebeln. Bei der Pflanzen.
Tomaten besteht das Risiko von Rückständen Anwendung
auf den Früchten. • Mit organischen Düngern wie Hornmehl an-
• Bei Blattgemüsen ist auf die Anwendung von gereicherte Brennnesseljauche wird stark ver-
Gesteinsmehl generell zu verzichten. dünnt über die Blätter ausgebracht.

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 17


Applikationstechnik
Die im Biolandbau verwendeten Biofungizide und • Für die Bestimmung des optimalen Behand-
Bioinsektizide wirken meist nur, wenn sie in direk­ lungszeitpunktes von Folgebehandlungen von
ten Kontakt mit dem Pilz oder dem Schädling treten Bioinsektiziden und -akariziden die Abbau-
oder von den Schädlingen gefressen werden. Dies geschwindigkeit der Mittel, den Befallsdruck
stellt besonders hohe Anforderungen an die Ap- durch die Schädlinge und deren Entwicklungs-
plikationstechnik. Eine optimale Applikation der zeit berücksichtigen.
Mittel steigert nicht nur den Behandlungserfolg, • Mittel richtig dosieren. Eine zu hohe Dosierung
sondern minimiert auch nachteilige Auswirkungen kann zu Rückständen auf dem Erntegut führen
auf Nichtzielorganismen, schont die Umwelt und und verursacht höhere Kosten. Eine zu niedrig
reduziert die Behandlungskosten. gewählte Dosierung hingegen bringt nicht den
Nebst einer optimierten Applikationstechnik gewünschten Behandlungserfolg.
und wirksamen Pflanzenschutzmitteln ist auch der • Eine gute, gleichmässige und ausreichend lange
Zeitpunkt der Behandlungen für den Regulierungs- Benetzung möglichst der ganzen Pflanzen, ein-
erfolg entscheidend. Für einen optimalen Behand- schliesslich der Blattunterseiten, sicherstellen,
lungserfolg gilt es somit, mehrere grundlegende da die biologischen Wirkstoffe Kontakt- oder
Aspekte zu berücksichtigen: Frasswirkstoffe sind.
• Die bisher bewilligten Mittel gegen Pilz- und • Feldspritzen und Düsen nach Gebrauch fachge-
Bakterienkrankheiten wirken meistens nur, recht reinigen, regelmässig warten und korrekt
wenn sie vorbeugend (protektiv) vor einem Be- einstellen.
fall appliziert werden. Diese Mittel deshalb vor-
beugend auf gesunde Pflanzenteile ausbringen.
• Das Infektionsrisiko für Pilz- und Bakterien- Applikation von Pflanzenschutzmitteln
krankheiten ist während und nach Niederschlä- in dichten Gemüsebeständen
gen höher, wenn die Blätter nass sind. Deshalb • Moderne und gut ausgestattete herkömmliche
Biofungizide und -bakterizide bei Befallsrisiko Feldspritzen sowie solche mit Luftunterstützung
und in Abhängigkeit vom Neuzuwachs der liefern bei fachgerechter Bedienung gute
Blätter vor Niederschlägen applizieren und Be- Spritzergebnisse.
handlungen nach Niederschlägen von mehr als • Auch bei luftunterstützten Spritzen mindestens
20–25 mm erneuern, da der Pflanzenschutzmit- 600 Liter Spritzwasser pro Hektar einsetzen.
telbelag dann grösstenteils abgewaschen ist. • Für die Bewegung der Blätter durch den Sprit-
• Insektizide und Akarizide möglichst nur beim zenstrahl einen genügend hohen Druck von
Überschreiten der schädlingsspezifischen 7–10 bar einstellen.
Schadenschwelle anwenden. • Feine Düsen gewährleisten grundsätzlich einen
besseren Spritzbelag. Bei höherem Druck drif-
tet jedoch mehr Spritzmittel ab. Gröbere Düsen
oder Injektordüsen reduzieren die Abdrift.
• Doppelflachstrahldüsen durchdringen den
Bestand besser als Einfachdüsen. Deshalb sind
sie Einfachdüsen vorzuziehen. Mit Doppel­
düsenträgern (z. B. «TwinSpray Cap») lassen
sich auch Injektordüsen verwenden.
• Bei Einfachdüsen für den Spritzbalken einen
schrägen Anstellwinkel wählen und den Be-
stand eventuell von beiden Seiten behandeln.
• Ein tief eingestellter Spritzbalken wirkt tiefer in
den Bestand. Bei grossem Düsenabstand zur
Kultur lassen sich meist nur die oberen Pflan-
zenteile bespritzen.
• Unterblattspritzbeine, sogenannte Drop­legs,
verbessern die Anlagerung des Spritzbelags
Droplegs bringen die Spritzbrühe an die Blattunterseiten, wo sich an die Blattunterseite wesentlich.
einige Schädlinge wie Blattläuse gerne aufhalten.

18 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Krankheits- und Schädlingsregulierung bei Karotten
Vorbeugende Kulturmassnahmen Saatgut
• Befallsfreies Saatgut verwenden.
Fruchtfolge • Vom Saatgutanbieter Desinfektion mit Warm-
• Zwischen der Kultivierung von Karotten und wasser oder gespanntem Dampf verlangen.
anderen Doldenblütlern (z. B. Knollenfenchel • Wenn eigenes Saatgut gewonnen wird, Desin-
oder Petersilie), mindestens 4 Jahre Anbaupause fektion mit Essig prüfen.
einhalten. Damit lässt sich das Risiko von Möh-
renfliegen und spezifischen Krankheiten wie Saatzeitpunkt
Wurzelfäulen (Alternaria, Pseudocercospoidium) • Bei Befallsgefahr durch die Möhrenfliege, den
und Blattkrankheiten reduzieren. Saatzeitpunkt der Karotten so wählen, dass sie
• Bei erhöhter Befallsgefahr durch Drahtwürmer, 3–4 Wochen nach dem Hauptflug der letz-
Nematoden oder Chalarafäule Kleegras und ten Generation geerntet werden können. Die
Leguminosen als direkte Vorfrüchte vermeiden. Maden der Möhrenfliegen fressen in den ersten
Getreide hingegen ist eine gute Vorfrucht. Als 4 Wochen nach der Eiablage an den Seitenwur-
Zwischenfrucht keine Leguminosen wählen. zeln und verursachen noch keine Schäden an
den Karotten.
Standort-/Parzellenwahl
• Ein Abstand von mindestens 300 m zu Vor- Anbausystem
jahresparzellen vermindert den Einflug der • Dammanbau mit einem Dammabstand von
Möhrenfliegen. mindestens 60 cm verbessert die Gesundheit
• Da sich Möhrenfliegen in Hecken oder Mais- der Karotten und erleichtert deren Ernte.
feldern paaren, direkte Nachbarschaft zu diesen • Regelmässiges Hacken stört laut Praxisbeobach-
Kulturen vermeiden. tungen die Möhrenfliege.
• Windoffene Lagen ohne Herbstnebel reduzieren • Karotten beim letzten Hackdurchgang gut an-
ebenfalls die Gefahr von Möhrenfliegen sowie häufeln, damit die Karottenschultern vor der
Alternaria-Blattflecken. sogenannten Blattalternaria, einer Pilzerkran-
• Kein Anbau in Parzellen mit Staunässe kung und Mäusen geschützt sind.
• Bei schweren Böden frühe Ernte planen, da eine • Kulturschutznetze reduzieren die Befallsgefahr
Ernte im Spätherbst erschwert sein kann. durch Möhrenfliegen oder den Möhrenblatt-
• Parzellen spätestens im Vorjahr auf Wurzelgall- floh, erhöhen aber das Risiko für Befall durch
nematoden untersuchen lassen oder potenzielle Blattalternaria.
Wirtspflanzen wie Kreuzblütler und Korb- • Selbst wenn die Netze frühzeitig entfernt wer-
blütler nach Wurzelgallen absuchen. Wenn zu den, sind die Blätter unter dem Netz schwä-
viele Nematoden vorhanden sind, diese gezielt cher, was die maschinelle Ernte erschwert. Bei
mit Getreideanbau, Schwarzbrache oder einer starkem Befallsdruck durch Möhrenfliegen oder
Gründüngung mit Grasarten wie Sudangras/ Möhrenblattflöhe ist die Abdeckung mit Netzen
Sorghum oder Sandhafer reduzieren. trotzdem sinnvoll. Sobald der Flug der Schäd-
linge beendet ist, die Netze entfernen.
Sorten
• Sorten mit robustem Blattwerk und einer hohen Ernte
Resistenz gegen Blatt- und Wurzelkrankheiten • Nicht zu nass ernten, um die Gefahr von
wie Wurzelalternaria und «Wasserflecken» Wurzel­fäulen zu reduzieren.
wählen. • Nicht zu trocken ernten, um Schürfspuren zu
• Sorten mit kurzer Entwicklungszeit um vermeiden.
120 Tage, aber genügend guter Lagerfähigkeit • Lagerkarotten bei tiefen Temperaturen ernten.
wählen. Diese werden nur von 1 statt 2 Genera- • Etwas Erde in den Grosskisten (Erntekisten)
tionen der Möhrenfliege befallen. verbessert die Lagerfähigkeit.
• Nur gesunde Karotten einlagern.
• Das Erntegut rasch auf Lagertemperatur von
0–2 °C herunterkühlen.

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 19


Regulierung der wichtigsten Krankheiten der Karotten

Blattflecken Echter Mehltau Wurzelfäulen Wurzelalternaria,


Alternaria und Cercospora Erysiphaceae Chalara, Sclerotinia, Fusarium,
Pseudocercosporidium

Wie erkennen? Wie erkennen? Wie erkennen?


• Braune bis schwarze Blattflecken • Weisser Pilzrasen auf der • Meist schwarze Fäulen im Lager
• Alternaria beginnt am Blattrand, Blattoberseite durch Wurzelalternaria, Chalara
eher an älteren Blättern. oder weitere Erreger
• Cercospora beginnt im Blattinne- Wichtig zu wissen • Typisch weisser Myzelrasen bei
ren an jüngeren Blättern und mit • Pilzerkrankung Sclerotinia-Befall
Augenflecken auf Stängeln. • Verbreitung bei trockener,
heisser Witterung Wichtig zu wissen
Wichtig zu wissen • Tritt häufig in unbewässerten • Bei Wurzelalternaria und Sclero­
• Übertragung durch Pflanzen­ Karotten auf. tinia geht die Infektion der Rüben
reste, Wildpflanzen und Saatgut • Bei mässigem Befall oft kein vom Saatgut oder vom Laub aus.
• Für Infektionen sind eine hohe grosser Schaden, kann aber als • Fusarium befällt zunächst den
Luftfeuchtigkeit oder nasse Blätter Eintrittspforte für andere Krank- Laubansatz.
während einigen Stunden nötig. heiten dienen. • Die Infektion mit Pseudocercospo­
• Starker Befall erschwert die Ernte ridium geht vom Boden aus.
und befällt den Rübenkopf. Wie vorbeugen?
• Robuste Sorten wählen Wie vorbeugen?
Wie vorbeugen? (grosse Sortenunterschiede!). • Staunässe vermeiden.
• Tolerante Sorten wählen, Saatgut • Bei wiederholtem Befall redu- • Anbau auf Dämmen bevorzugen.
desinfizieren. zierte Bestandesdichte wählen, • Nicht bei nassen oder zu trock-
• Erntereste rasch zerkleinern und um ein rasches Abtrocknen der nen Bedingungen ernten.
einarbeiten. Bestände zu fördern. • Verletzungen bei der Ernte
• Anbaupause von 4–5 Jahren • Bei trockener Witterung regel- vermeiden.
zwischen Doldenblütlern mässig kurzzeitig beregnen. • Nur gesunde Karotten ohne Laub
• Für eine gute Durchlüftung des einlagern (Laub kann zu Fäulen
Bestandes windoffene Lagen Wie direkt bekämpfen? führen).
wählen, Reihen oder Dämme • Häufig keine direkte Bekämpfung • Eingelagerte Karotten rasch auf
in Hauptwindrichtung anlegen, notwendig 0–2 °C herunterkühlen.
Reihenabstand >60 cm wählen. • Bei frühem Befall Behandlung • Lagertemperatur konstant halten,
• Früh- und Spätkulturen räumlich mit Schwefel oder Bicarbonat in um Kondenswasserbildung zu
trennen. Spätkultur gegen Wind- Form von Backpulver vermeiden.
richtung anpflanzen.
Wie direkt bekämpfen?
Wie direkt bekämpfen? • Keine direkte Bekämpfung mög-
• Bei hohem Befallsdruck lich, ausser Mikroorganismen wie
vorbeugend Kupfer spritzen. «Contans» gegen Sclerotina

20 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Regulierung der wichtigsten Schädlinge der Karotten

Möhrenfliege Drahtwürmer Wurzelgallennematoden


Psila rosae Agriotes spp. Meloidogyne spp.

Wie erkennen? Wie erkennen? Wie erkennen?


• Frassgänge im unteren Teil • Frassgänge in den Karotten • Nesterweise reduziertes
der Karotte Pflanzenwachstum
• Junge Pflanzen sterben ab. Wichtig zu wissen • «Beinige» und verkürzte Karotten
• Larve des Schnellkäfers • Gallen an den Wurzeln
Wichtig zu wissen • Entwicklungsdauer: 3–5 Jahre
• 3 Generationen pro Jahr in (je nach Art) Wichtig zu wissen
Mitteleuropa • Die Eiablage im Frühjahr erfolgt • Wirtspflanzen: fast alle Gemüse-
• Bevorzugt mildes, feuchtes Klima. bevorzugt in den bewachsenen arten, manche Ackerkulturen und
• Junge, weisse, beinlose Maden Boden von Naturwiesen, Klee- verschiedene Unkräuter
fressen zuerst an den Seiten­ gras oder Getreide sowie in stark • Gräser werden nicht befallen.
wurzeln der Karotten. verunkrautete Parzellen. • Bei konsequenter Einhaltung
• Neubesiedlung von Flächen der empfohlenen Anbaupausen
Wie vorbeugen? durch Adulte nur innerhalb von selten Schäden
• Mindestens 300 m Abstand wenigen hundert Metern (Befall • Tritt vor allem auf leichten Böden
zu früheren Kultursätzen und in Nachbarparzellen beachten!) mit geringem Humusgehalt, bei
Anbauflächen des Vorjahres • Drahtwürmer wandern bei starker Verunkrautung und hohen
• Anbau auf windoffenen Flächen Trockenheit und/oder hohen Bodentemperaturen auf.
• Nicht direkt angrenzend an Bodentemperaturen in tiefere
Hecken oder Maisfelder säen. Bodenschichten. Wie vorbeugen?
• Insektenflug mit orangen • Flächen regelmässig auf Nema-
Klebefallen überwachen. Wie vorbeugen? toden untersuchen. Unkräuter auf
• Bis spätestens 4 Wochen nach • Karotten mit 3–4 Jahren Abstand Gallen unter­suchen.
dem Hauptflug ernten. zu Kleegras am Schluss der • Befallene Karottenteile mit
Fruchtfolge anbauen. Gallen nicht auf die Felder
Wie direkt bekämpfen? • Boden im Frühling (März/April) zurückführen.
• Regelmässig hacken und anhäu- und Spätsommer (August/Sept.) • Auf befallenen Flächen vor
feln (stört Madenentwicklung). mit Scheiben­egge, Hackgerät, Karotten unkrautfreies Getreide
• Kulturen mit Netzen mit Mulchgerät oder Fräse bearbei- und Sudangras als Zwischen-
Maschenweite 1,4 mm decken. ten (bei Problemen jährlich). frucht anbauen.
• Dispenser mit Zwiebelöl haben
eine Teilwirkung. Wie direkt bekämpfen? Wie direkt bekämpfen?
• Erntereste zerkleinern und • Antagonistische Pilze wie • Keine Bekämpfung möglich
oberflächig einarbeiten. Metarhizium brunneum können • Bei starkem Befall Sanierungs-
• Sortierabgang verfüttern oder den Befall reduzieren. plan mit der Beratung aus­
kompostieren. arbeiten.

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 21


Krankheits- und Schädlingsregulierung bei Kohlarten
Vorbeugende Kulturmassnahmen • Bei Anzucht in Beeten diese jährlich wechseln,
um kohlherniefreien Boden zu gewährleisten.
Fruchtfolge
• In Fruchtfolgen mit Kohlarten keine Grün- Funktionelle Biodiversität
düngungen mit Kreuzblütlern wie Senf oder • Zur gezielten Förderung von Blattlaus- und
Ölrettich einsetzen. Raupenparasitoiden 3 m breite, einjährige
• Keine verwandten Ackerkulturen wie Raps Nützlingsblühstreifen mit 40 % Futterwicke,
anbauen. 11 % Echtem Buchweizen, 4 % Kornblumen und
• Botanisch verwandte Unkräuter wie 0,1 % Klatschmohn säen.
Hirtentäschel konsequent eliminieren. • Zur Steigerung der Nützlingseffizienz zusätz-
lich Kornblumen direkt in die Kohlkulturen
Parzellenwahl pflanzen.
• Mehrere hundert Meter Abstand zu anderen
Kreuzblütlern wie Raps, Senf oder Gründün- Anbau
gungen einhalten. • Befallsfreie Kulturen direkt nach dem Pflanzen
• Boden aufkalken, wenn der pH unter 7 liegt. mit Kulturschutznetzen decken (bietet guten
Schutz gegen mehrere Schädlinge).
Sorten • Sobald der Flug der Hauptschädlinge beendet
• Sorten mit Resistenz gegen Adernschwärze, ist, die Netze entfernen.
Kohlhernie und Fusarium sowie Toleranz • Arbeiten an der Kultur möglichst ausserhalb
gegen Alternaria wählen. der Flugzeiten der Schädlinge durchführen
(z. B. Kohlfliegen fliegen morgens und abends,
Saatgut Erdflöhe sind bei Sonne aktiv).
• Befallfreies Saatgut wählen.
• Desinfektion mit Warmwasser oder gespanntem Ernte
Dampf durch den Saatgutanbieter verlangen. • Viele Krankheiten und Schädlinge wie Adern-
• Als Alternative oder bei Verwendung von schwärze, Alternaria oder die Kohlfliege
eigenem Saatgut mit Essig desinfizieren. können auf dem Strunk überwintern. Deshalb
nach der Ernte die Erntereste (v. a. die Strünke)
Jungpflanzenproduktion zerkleinern und oberirdisch einarbeiten, damit
• In der Regel bessere Gesundheit der Jungpflan- diese rasch verrotten.
zen bei Anzucht in Trayplatten als bei Anzucht
im Beet

Nützlingsblühstreifen haben sich in Kombination mit anderen vorbeugenden Kulturmassnahmen als wirksame Strategie zur Regulierung von
Kohlschädlingen erwiesen.

22 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Regulierung der wichtigsten Krankheiten der Kohlarten

Adernschwärze Blattflecken Kohlhernie


Xanthomonas campestris Alternaria brassicae, Plasmodiophora brassicae
A. brassicicola

Wie erkennen? Wie erkennen? Wie erkennen?


• Gelbe, häufig dreieckige, von • Ringförmige, braun-graue • Gehemmtes Pflanzenwachstum
Blattadern begrenzte Flecken Flecken, vor allem auf älteren • Welken von Pflanzen bei Hitze
• Blattadern verfärben sich Blättern • An den Wurzeln entwickeln sich
schwarz. Hernien (Wucherungen).
Wichtig zu wissen
Wichtig zu wissen • Pilzkrankheit Wichtig zu wissen
• Bakterielle Krankheit • Wird über das Saatgut und • Bodenbürtiger Schleimpilz;
• Wird über Saatgut übertragen. befallene Erntereste übertragen. kann mehr als 10 Jahre im Boden
• Verbreitet sich im Feld über • Für eine Infektion ist Blattnässe überdauern.
Wassertropfen, Erntereste und notwendig. • Tritt vor allem in sauren Böden
Maschinen. mit pH <7 auf.
• Tritt oft schon in der Jung­ Wie vorbeugen? • Befällt in erster Linie Kreuz­blütler.
pflanzenanzucht auf. • Befallsfreies Saatgut verwenden. • Ab 15 °C Bodentemperatur aktiv
• Feucht-warme Witterung erhöht • Wenn nötig das Saatgut mit • Kann durch Maschinen und be-
das Infektionsrisiko. Warmwasser behandeln. fallene Jungpflanzen verschleppt
• Sorten mit hoher Toleranz werden.
Wie vorbeugen? wählen. • Staunässe fördert den Befall.
• Befallsfreies Saatgut verwenden. • Zurückhaltend mit Stickstoff
• Wenn nötig das Saatgut mit düngen. Wie vorbeugen?
Warmwasser behandeln. • Für eine gute Durchlüftung der • Boden auf pH >7 kalken.
• Resistente Sorten wählen. Bestände sorgen (Pflanzdichte • Regelmässig chitinhaltige
• Trayplatten verwenden, die nur reduzieren). N-Dünger einsetzen.
von unten bewässert werden. • Bei feuchten Bedingungen • Resistente Sorten verwenden.
• Anbaupause von 3–4 Jahren Kulturschutz­netze nach dem Flug • Kompostgaben, Anbau auf Däm-
zwischen Kreuzblütlern von Schädlingen entfernen, um men und mehrmaliges Anhäufeln
einhalten. das Abtrocknen des Bestandes vermindern die Befallsintensität.
• Felder erst ab Mittag befahren zu fördern. • Befallene Stellen zuletzt
und bewässern, wenn die • Trockene Kulturführung. Bewässe- bearbeiten und Geräte mit dem
Pflanzenbestände trocken sind. rung mit Tropf­schläuchen statt mit Hochdruckreiniger reinigen.
• Pflanzenreste nach der Ernte zer- Sprinklern.
kleinern und rasch einarbeiten. Wie direkt bekämpfen?
Wie direkt bekämpfen? • Keine Bekämpfung möglich
Wie direkt bekämpfen? • Kupfer hat eine Teilwirkung • Nach starkem Befall Anbau­
• Kupfer hat eine geringe Wirkung. (Netzmittel zusetzen). pause von mindestens 7 Jahren
für Kreuzblütler einhalten.

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 23


Regulierung der wichtigsten Schädlinge der Kohlarten

Kohlerdflöhe Kohlweissling Mehlige Kohlblattlaus


Phyllotreta spp. Grosser Pieris brassicae Brevicoryne brassicae
Kleiner Pieris rapae

Wie erkennen? Wie erkennen? Wie erkennen?


• Masseneinflug von Käfern bei • Weisse, tagaktive Falter mit • Verkrüppelte Pflanzen
schönem Wetter Anfang Sommer schwarzer Zeichnung • Mehlig bepuderte Blattläuse
• Zahlreiche Käfer auf den Blättern • Gelbe Eier/Eigelege, grüne oder
• Kleine Löcher in den Blättern behaarte schwarze Raupe mit Wichtig zu wissen
gelben Längstreifen • Überwintert als Winterei auf
Wichtig zu wissen • Lochfrass auf der ganzen Pflanze Ernteresten. Einflug ab Mai/Juni.
• Die Käfer überwintern im Boden oder Kahlfrass der Aussenblätter Warndiensthinweise beachten.
in der Nähe von Kreuzblütlern • Erhöhte Befallsgefahr bei warm­
(Unkräuter, Gründüngungen, Kul- Wichtig zu wissen em und trockenem Wetter nach
turen); daher keine Kreuzblütler • Überwintern als Puppen im der Pflanzung
als Vorkultur anbauen. Boden oder an Ernterückständen. • Regulierung durch natürliche
• Vor allem frisch gepflanzte • Befall auch bei geregelter Frucht- Nützlinge möglich
Kulturen bei trockener, warmer folge durch Falterzuflug möglich
Witterung sind gefährdet. • Natürliche Regulierung durch Wie vorbeugen?
Erz- und Brackwespen • Jungpflanzen bei Anzucht im Frei-
Wie vorbeugen? en mit Netz decken (<1,4 mm).
• Pflanzbett nicht zu fein herrichten. Wie vorbeugen? • Nur blattlausfreie Jungpflanzen
• Gut entwickelte Jungpflanzen • Bodenbearbeitung im frühen setzen.
pflanzen anstelle von Saat. Frühjahr dezimiert die Puppen. • Blühstreifen zur Nützlingsförde-
• Nach dem Pflanzen für rasches • Parasitierende Schlupfwespen mit rung säen.
Wachstum der Jungpflanzen Nützlingsblühstreifen fördern. • Rasches Wachstum der Pflanzen
sorgen (gut anwässern, düngen). • Oder: Kultur vor der ersten Eiab- fördern (Nährstoffversorgung
• Kultur sofort nach dem Pflanzen lage mit Netz (<2 mm) decken. (v. a. Kalium), Bewässerung).
mit Netz (<0,8 mm) schützen • Ab Flugbeginn wöchentliche • Erntereste rasch einarbeiten.
(Risiko von Hitzestau). Kontrolle (Schadschwelle:
• Regelmässig hacken und bewäs- 10–20 kleine oder 1–4 grosse Wie direkt bekämpfen?
sern (hemmt Vermehrung). Raupen pro 10 Pflanzen). • Vor dem Einrollen der Blätter
• Erntereste rasch einarbeiten. Kaliseife (mässig nützlingsscho-
Wie direkt bekämpfen? nend) oder Pyrethrin + Sesamöl
• Steinmehl stäuben oder mit Netz- Wie direkt bekämpfen? (nützlingsschädigend) mit Spritz-
mittel auf Terpenölbasis spritzen. • Bei Überschreiten der Schad- beinen und seitwärts gerichteten
• Wiederholt mit Spinosad behan- schwelle BT-Präparat spritzen Düsen spritzen.
deln (wenig nützlingsschonend (nützlingsschonend).
und teuer).

24 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Krankheits- und Schädlingsregulierung bei Zwiebeln
Vorbeugende Kulturmassnahmen
Klima
• Die Zwiebel liebt warmes Sommerwetter und
viel Licht in der Hauptwachstumszeit. Leichter
Frost im Keimlingsstadium schadet kaum. Eine
frühe Saat ist somit möglich.
• Gebiete mit weniger als 800 mm Jahresnieder-
schlag sind für den Zwiebelanbau besonders
geeignet.

Standort-/Parzellenwahl
• Ideal sind mittelschwere, humus- und nähr-
stoffreiche Böden mit gutem Wasserhaltever­
mögen und guter Drainage
• Windoffene Lagen (keine Muldenlagen) mit Betriebe, die für den Anbau auf Dämmen (z. B. Karotten, Kartoffeln) eingerichtet sind,
Morgensonne bevorzugen (deutlich geringerer können Zwiebeln auf Dämmen in Doppelreihen mit 75 cm Dammabstand anbauen.
Krankheitsdruck).
• Unkrautarme Parzellen wählen (v. a. wichtig
bei Direktsaat wegen der geringen Konkurrenz-
kraft der Zwiebeln gegenüber Unkräutern). Saatzeitpunkt
• Optimaler Boden-pH-Wert: 6,5 –7,2 • Für eine höhere Konkurrenzfähigkeit gegen-
• Für frühe Direktsaat einen Boden wählen, über Unkräutern den Anbau über Setzzwiebeln
der im Frühjahr rasch abtrocknet. und Jungpflanzen statt Direktsaat prüfen.

Fruchtfolge Anbau
• Anbaupause von mindestens 4 Jahren zu • Vor der Saat Unkrautkur durchführen (nach
Zwiebeln, Lauch und Schnittlauch der Grundbodenbearbeitung 2 Wochen mit der
• Anbaupause von mindestens 2 Jahren zu Saatbettbereitung zuwarten).
Fenchel, Karotten, Randen und Sellerie • Eine Stickstoffdüngung ist nur in leichten,
• Bei Problemen mit Krankheiten und Nemato- nährstoff­armen Böden oder bei früher Ernte für
den grössere Zeitabstände wählen. den Frischkonsum erforderlich. Ein zu hohes
• Frühe und späte Sommerzwiebeln sowie oder spätes Stickstoffangebot verzögert die Ab-
Winterzwiebeln nicht in unmittelbarer Nähe reife und fördert die Unkräuter.
zueinander anbauen (Übertragung des Falschen • Eine gute Phosphorversorgung (Gülle- oder
Mehltaus!). Stallmistgabe zur Vorkultur) wirkt sich positiv
auf das Wachstum der Zwiebeln aus.
Sortenwahl • Eine ausreichende Kalium-Versorgung ermög-
• Sorten mit guter Lagerfähigkeit, Schalenfestig- licht eine gute Lagerfähigkeit und Ausreifung.
keit und schnellem Wachstum wählen. • Beregnung kann Falschen Mehltau fördern,
• Im Frühjahrsanbau frühe Rijnsburger-Typen jedoch auch zur Regulierung des Zwiebelthrips
oder Amerikaner mit einer raschen Ertrags­ genutzt werden.
bildung verwenden.
• Für späte Saaten frühe Rijnsburger-Typen Ernte
verwenden. • Zwiebeln ab August bei warmer und trockener
Witterung roden (erleichtert die Ernte und ver-
Saatgut bessert die Lagerfähigkeit des Ernteguts).
• Zertifiziertes, nach Möglichkeit warmwasser­ • Zwiebeln während 3–10 Tagen (nicht länger, da
behandeltes Saatgut verwenden. sonst Gefahr von Lagerfäulen) im Feld vor-
• Das Angebot an biologisch vermehrten Sorten trocknen. Vor Regen (>5 mm) die Zwiebeln
ist auf www.organicxseeds.com einsehbar. unbedingt bergen.
• Die Zwiebeln im Lager nachtrocknen.

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 25


Regulierung der wichtigsten Krankheiten der Zwiebeln

Falscher Mehltau Zwiebelhalsfäule Zwiebelbasalfäule


Peronospora destructor Botrytis allii Fusarium oxysporum f. sp. cepae

Wie erkennen? Wie erkennen? Wie erkennen?


• Helle, ovale Flecken an den • Fäulnis am Lager, beginnend am • Gelbe Blattspitzen
Röhren, später mit grau-violettem Zwiebelhals • Weisser Pilzbelag am Zwiebel-
Belag (Sporangien) überzogen boden
Wichtig zu wissen • Fäulnis am Lager, beginnend am
Wichtig zu wissen • Befällt auch Schalotten und Zwiebelboden
• Übertragung an überwinternden Knoblauch.
Zwiebeln, Steckzwiebeln und • Übertragung über Saat- und Wichtig zu wissen
Pflanzenresten Pflanzgut • Erstinfektion im Feld häufig über
• Infektion nur nach Nächten mit • Befall am Zwiebelhals bei Steckzwiebeln und Saatgut
hoher Luftfeuchtigkeit (>90 %) feuchter Witterung vor der Ernte • Dauersporen können mehrere
und Morgentau/-regen möglich • Sekundärbefall am Lager durch Jahre im Boden überdauern.
• Stärkste Entwicklung bei Tempe- Schwächeparasiten (z. B. Grau- • Ausbreitung bei >15 °C
raturen zwischen 13–20 °C fäule und Bakterienfäule)
Wie vorbeugen?
Wie vorbeugen? Wie vorbeugen? • Bei Säzwiebeln resistente Sorten
• Sommerzwiebeln nicht in der • Sorten mit feinem Zwiebelhals wählen.
Nähe von Winterzwiebeln, Saat- bevorzugen. • Steckzwiebeln vor dem Pflanzen
oder gepflanzte Zwiebeln nicht • Gesundes, mit Warmwasser auf Befall kontrollieren. Zweifel-
neben Steckzwiebeln anbauen. behan­deltes Saat- und Pflanzgut hafte Partien zurückweisen.
• Geeignete resistente oder verwenden. • Jungpflanzen vor dem Pflanzen
tolerante Sorten wählen. • Mindestens 100–200 m zu mit Mikroorganismen angiessen
• Anbau frühreifer Sorten über Winterzwiebel-Feldern einhalten. (z.B. Trichoderma harzianum).
Jungpflanzen prüfen. • Für gute Durchlüftung weite Saat- • Schonend ernten und einlagern.
• Saat/Pflanzung mit <60 Pflan- bzw. Pflanzabstände verwenden. • Rasches Einziehen und Abtrock-
zen/m2 in 3 Reihen prüfen. • Schonend ernten und mindestens nen fördern.
• Unkrautbewuchs minimieren. 10 cm langes Laub dran lassen.
• Frühmorgens kurz bewässern. • Zwiebeln erst roden, wenn ⅓ des Wie direkt bekämpfen?
• Steinmehl kann den Befall ver- Laubes am Boden liegt. • Befallene Zwiebeln bei der Ernte
zögern. • Zwiebeln bei Sonne 7–10 Tage aussortieren und entsorgen.
auf dem Feld trocknen lassen. • Problematische Partien rasch
Wie direkt bekämpfen? • Zwiebeln am Lager von unten vermarkten.
• Befallene Pflanzen der Winter­ mit trockener Luft (max. 30 °C) • Kühl lagern (0–1 °C, 70–75 %
kultur vor der Frühjahrssaat/ nachtrocknen, bis die obersten rel. Luftfeuchte).
-pflanzung vernichten. Knollen einen trockenen Stiel­ • Wasserkondensation am Lager
• Bisher kein Mittel bekannt ansatz aufweisen. vermeiden.

26 Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL


Regulierung der wichtigsten Schädlinge der Zwiebeln

Zwiebelthrips Lauchminierfliege Zwiebelfliege


Thrips tabaci Napomyza gymnostoma Delia antiqua

Wie erkennen? Wie erkennen? Wie erkennen?


• Silbrigweisse Flecken auf den • Perlenkettenartige, silbrige • Fliegen: 6–7 mm lang, ähnlich
Blättern (Saugtätigkeit der Thrip- Einstichstellen auf den Blättern Stubenfliegen, mit roten Augen
se), oft mit schwarzen Kotflecken • Biegen und später Aufplatzen • Larven: kopf- und beinlos, bis
• Thripse: hellgelb bis braun; befallener Blätter und Schäfte 1 cm lang
Larven heller und ohne Flügel; • Ähnlich (aber kaum Schaden): • Puppen: rotbraun, 6 mm lang,
v. a. in den Pflanzenherzen und Lauchminierfliege, Zwiebelrüssel- im Boden zu finden
den Blattscheiden sitzend käfer und Zwiebelminierfliege • 1. Generation (Mai/Juni): Gelb-
verfärbung und nesterweises
Wichtig zu wissen Wichtig zu wissen Absterben von Pflanzen infolge
• Überwintert als Adulte auf • 1. Generation: März/Mitte Mai, Larvenfrass an den Wurzeln. Die
Winterkulturen oder im Boden. 2. Generation: ab Ende August Larven wandern von Pflanze zu
• Bei Verzicht auf Insektizide • Fliege bei >13 °C am Tag aktiv Pflanze.
natürliche Regulierung durch • 2. Generation (Juli/August):
Raubthripse, Florfliegen, Schweb- Wie vorbeugen? Madenfrass in der Zwiebel
fliegenlarven, Raubmilben und • Ernteresten von Zwiebeln, Lauch
Pilze möglich und Schnittlauch nach der Ernte Wichtig zu wissen
• In trockenen, warmen Sommern rasch mulchen und einarbeiten. • Überwintert als Puppe im Boden
starke Entwicklung möglich; • Abstand zwischen Zwiebeln, • Befällt vor allem junge Pflanzen
besonders gefährdet sind Bund- Lauch und Schnittlauch einhalten. • Sekundärschäden durch Pilze in
zwiebeln und Winterzwiebeln. • Winterzwiebeln während der den Frassgängen
Flugzeiten mit Kulturschutznetz • Wirtschaftliche Schadenschwelle:
Wie vorbeugen? (<0,8 mm) oder Vlies decken. 5 % befallene Pflanzen
• Boden tief pflügen. • Sommerzwiebeln erst Anfang
• Im Sommer bis Ende September Mai stecken oder pflanzen. Wie vorbeugen?
wöchentlich auf Befall kontrollie- • Flugüberwachung mit blauen
ren (v. a. bei Hitze und Sturm). Wie direkt bekämpfen? Leimtafeln
• Kulturschutznetz nur zum Hacken • Pflanzen ab Löwenzahnblüte
Wie direkt bekämpfen? an windigen, kühlen Tagen oder gemäss Warndienst mit Kul-
• Am Tag in kurzen Zeitintervallen (<13 °C) entfernen. turschutznetz (<2 mm) decken.
bewässern. • Rüstabfälle kompostieren. • Natürliche Feinde mit Blühstrei-
• Junge Kulturen am Abend mit • Bei ersten Schäden Behandlung fen fördern.
Spinosad (0,4 l/ha) und mit viel mit Spinosad möglich • Anbaupause einhalten.
Wasser (600–1000 l/ha • In Winterzwiebeln im Herbst mit
behandeln. NeemAzal/TS behandeln Wie direkt bekämpfen?
(Zulassung beachten). • Nicht möglich

Pflanzenschutz im Biogemüsebau | 2023 | FiBL 27


Weiterführende Information Impressum
Betriebsmittelliste FiBL Herausgeber
Im biologischen Landbau zugelassene Pflanzenschutzmittel. FiBL. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL
Ausgabe Schweiz. Jährlich aktualisiert. Verfügbar als kostenloser Ackerstrasse 113, Postfach 219, CH-5070 Frick
Download oder kostenpflichtige Druckversion auf shop.fibl.org. Tel. +41 (0)62 865 72 72
Art. Nr. 1032. info.suisse@fibl.org, www.fibl.org
Pflanzenschutzempfehlungen für den Biogemüsebau Autor*innen: Anja Vieweger (FiBL), Samuel Hauenstein (FiBL),
Detaillierte Informationen zu vorbeugenden und direkten Pflanzen- Martin Koller (Innoplattform Bio)
schutzmassnahmen in einzelnen Kulturen und Kulturgruppen.
Mitarbeit: Thomas Bernet, Patricia Schwitter, Lukas Pfiffner,
FiBL. Ausgabe Schweiz. Zweijährlich aktualisiert. Verfügbar als kosten-
Paul van den Berge (alle FiBL)
loser Download oder kostenpflichtige Druckversion auf shop.fibl.org.
Art. Nr. 1284. Redaktion: Gilles Weidmann, Sophie Thanner (beide FiBL)
Schädlingsregulierung im Biokopfkohl­anbau. Nützlinge fördern, Gestaltung: Brigitta Maurer (FiBL)
Pflanzenschutzmittel reduzieren
Fotos: Thomas Alföldi (FiBL): Seite 3, 8, 9 (1), 10 (1); Claudia Daniel
FiBL. 2017. Ausgabe Schweiz. Verfügbar als kostenloser Download
(FiBL): S. 27 (3, 4); Hansueli Dierauer (FiBL): S. 8; Andreas Fritzsche-
oder kostenpflichtige Druckversion auf shop.fibl.org. Art. Nr. 2500.
Martin (Naturland): S. 13; Maya Frommelt (Bio Suisse): S. 28; Jacques
Biologischer Anbau von Zwiebeln Fuchs (FiBL): S. 10 (2); Hansueli Höpli (Agroscope): S. 27 (2); Flavia
Bio Austria, Bioland, FiBL, KÖN. Verfügbar als kostenloser Download Müller (Bio Suisse): S. 8; Martin Koller (FiBL): S. 4, 6 (2), 7, 8, 18,
auf shop.fibl.org. Art. Nr. 1436. 20 (3), 21 (2, 3), 23 (1), 24 (5), 26; Peter Kunz (Getreidezüchtung
Kunz): S. 8; Martin Lichtenhahn (FiBL): S. 20 (1), 21 (1), 24 (2), 25;
Biokulturen vor Schnecken schützen
Henryk Luka (FiBL): S. 2, 6 (1), 22; Marion Nitsch: S. 11; Rasbak, Wiki-
FiBL. Verfügbar als kostenloser Download auf shop.fibl.org.
pedia: S. 23 (3); Florian Rau (Ökoring Niedersachsen): S. 27 (5, 6);
Art. Nr. 1004.
Armelle Rochat (FiBL): S. 20 (2); Jacob Rüegg (Agroscope): S. 27 (1);
Biologischer Pflanzenschutz im Garten Patricia Schwitter (FiBL): S. 17; René Schulte (Bio Suisse): S. 5; René
Otto Schmid, Silvia Henggeler. Ulmer Eugen Verlag. 2012. Total (Agroscope): S. 24 (3); Anja Vieweger (FiBL): Seite 1, 8, 9 (2),
ISBN 978-3-8001-7631-1. 15, 23 (2), 24 (1, 4)
Pflanzenschutz im Gemüsebau DOI: 10.5281/zenodo.7707765
Gerd Crüger. Ulmer Eugen Verlag. 2002.
FiBL Artikelnummer: 1145
ISBN 978-3-8001-3191-4.
Das Merkblatt steht auf shop.fibl.org kostenlos zum Download zur
Pflanzenschutz im Integrierten Gemüsebau
Verfgügung.
Schwarz et al. Verlag Edition LMZ. 1990.
ISBN 3-906679-09-8. Alle Angaben in diesem Merkblatt basieren auf bestem Wissen und der
Erfahrung der Autor*innen. Trotz grösster Sorgfalt sind Unrichtigkeiten
und Anwendungsfehler nicht auszuschliessen. Daher können die Au-
tor*innen und der Herausgeber keinerlei Haftung für etwa vorhandene
inhaltliche Unrichtigkeiten, sowie für Schäden aus der Befolgung der
Empfehlungen übernehmen.
2. Auflage, 2023 © FiBL

Das könnte Ihnen auch gefallen