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Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen


Band 33/34, S. 177 – 195, 2008

Schutz und Erhalt pflanzengenetischer Vielfalt:


In situ- und Ex situ-Maßnahmen
Herbert Hurka, Nikolai Friesen, Peter Borgmann und Barbara Neuffer

Kurzfassung: Die ökologische, ökonomische und kulturelle Bedeutung von Wildpflanzenarten und deren
Potential an genetischen Ressourcen werden immer offensichtlicher. Aber unsere Biosphäre verändert
sich zunehmend drastischer, wodurch die natürliche Artenvielfalt stark bedroht ist. Die „Convention on
Biological Diversity“ (CBD) hat sich ein Aufhalten des Biodiversitätsverlustes zum Ziel gesetzt. In situ-
Maßnahmen wird dabei eine hohe Priorität zugesprochen, aber Ex situ-Maßnahmen werden immer drin-
gender und dies insbesondere hinsichtlich des Erhalts genetischer Variabilität auf Populationsebene.
Botanische Gärten sind durch ihre traditionell großen Sammlungen und Ausstellungen als Standardinsti-
tutionen für eine Ex situ-Erhaltung prädestiniert. Aber der Wert und die Bedeutung dieser Sammlungen
für den Erhalt der natürlichen genetischen Variabilität bleibt de facto beschränkt. Wir plädieren daher mit
Nachdruck für Saatgutgenbanken für Wildpflanzen. Diese Vorgehensweise wird in mehreren Ländern
bereits herangezogen - in Deutschland aber nicht. Saatgutgenbanken sind die einfachste und preisgün-
stigste Ex situ-Strategie zum Erhalt der pflanzengenetischen Vielfalt. Saatgutgenbanken für Wildpflanzen
haben das Ziel, natürliche pflanzengenetische Ressourcen zu schützen und zu erhalten. In Kombination
mit In situ-Maßnahmen haben sie große Bedeutung für den Naturschutz, z.B. im Rahmen von Wiederbe-
siedlungsmaßnahmen.
Summary: The world is facing a dramatic change of the biosphere. Habitat loss, climate change, pollution,
and biological invasions are regarded as greatest threat for biodiversity. To stop the current loss of biodi-
versity is a matter of worldwide concern, and is the goal of the Convention on Biological Diversity (CBD,
1992). Priority is given to in situ measures against species decline, however should be supported by ex situ
conservation, and in the light of the ever increasing loss of biodiversity, ex situ measures are becoming
more and more urgent, especially when protecting genetic variation at the population level. There is
growing awareness of the ecological, economic and cultural significance of wild plant species and their
potential as genetic resources. Botanic gardens are the standard institutions for ex situ conservation. With
their huge collections on display botanical gardens are the most effective multipliers for increasing public
awareness of the value of biodiversity and conservation needs. However, there are limitations which reduce
the value of the collections of the botanical gardens for conservation of genetic variability. We therefore
strongly argue for seed gene banks of wild plants, a strategy which has been already adopted in several
countries but not in Germany. Seed gene banks are the easiest and least expensive way for preserving
plant genetic variability. The aim of seed gene banks for indigenous wild plants are protection and con-
servation of natural plant genetic resources and promoting integrated ex situ and in situ conservation
efforts e.g. for reintroduction strategies.
Keywords: in situ conservation, ex situ conservation, wild crop relatives (CWR), seed gene bank,
plant genetic resources, conservation strategies.
Autoren:
Herbert Hurka, Nikolai Friesen, Peter Borgmann, Botanischer Garten der Universität Osnabrück, Albrechtstr.
29. 49076 Osnabrück; E-Mail: hurka@biologie.uni-osnabrueck.de
Barbara Neuffer, Spezielle Botanik, Universität Osnabrück, Barbarastr.11, 49076 Osnabrück, E-Mail: neuffer@
biologie.uni-osnabrueck.de

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H. Hurka et al. Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 33/34 2008

1 Einleitung nehmend größere Bedeutung zu. Im Natur-


Die Begriffe „Biodiversität“ und „Nachhaltig- schutz und zur Erhaltung pflanzengene-
keit“ sind heute Schlüsselbegriffe – aber auch tischer Ressourcen wird daher heute ein in-
Modeworte - in Wissenschaft und Politik. Der tegrativer Ansatz verfolgt, der In situ- und Ex
derzeitige Umbau der Biosphäre ist mit einem situ-Maßnahmen beinhaltet (GSPC 2002; BM-
erheblichen Schwund der unverzichtbaren VEL 2002; Guerrant et al. 2004; Nationale
aber begrenzten Ressource Biodiversität ver- Strategie zur Biologischen Vielfalt 2007).
bunden. Hohe Aussterberaten und die Zer- Ziel des vorliegenden Aufsatzes ist es, ins-
störung ganzer Ökosysteme gefährden die besondere die Rolle der Botanischen Gärten
Funktionsfähigkeit der Biosphäre. Als größte und von Saatgut-Genbanken für Schutz und
Bedrohung für die Artenvielfalt in den näch- Erhalt der pflanzlichen Diversität aufzuzei-
sten 100 Jahren gelten Habitatsverände- gen.
rungen durch Landnutzung, gefolgt vom
Klimawandel (zu letzterem Walther 2008). 2 Hauptteil
Stickstoffüberdüngung und invasive Arten 2.1 In situ- und Ex situ-Maßnahmen
sind weitere Hauptfaktoren für den Verlust Nach Schätzungen der FAO sind im Laufe des
der biologischen Vielfalt (Stuart Chapin et al. letzten Jahrhunderts weltweit etwa 75% der
2000). Maßnahmen zur Erhaltung der Biodi- genetischen Variabilität der Kulturpflanzen
versität sind angesichts der fortschreitenden verloren gegangen, und auch der Verlust der
Zerstörung unserer Umwelt unumgänglich Wildarten ist erschreckend. Zwar sind verläss-
und Diskussionen hierüber von besonders liche Schätzungen über die Geschwindigkeit,
hoher Aktualität. Niemand wird widerspre- mit der die biologische Vielfalt auf unserem
chen, dass Biodiversität in ihrer Gesamtheit Planeten abnimmt, nicht möglich, aber es
in situ, durch den Schutz von Habitaten und herrscht Übereinstimmung, dass die Ausster-
Ökosystemen, erhalten werden sollte. Daher berate heute Hunderte, wenn nicht gar Tau-
genießen In situ – Maßnahmen im Natur- sende Mal höher liegt als die natürliche Aus-
schutz höchste Priorität. Das ist auch die Bot- sterberate der letzen 600 Millionen Jahre. Der
schaft der Biodiversitätskonvention (Überein- derzeitige Artenverlust geht mit einer Ge-
kommen über die biologische Vielfalt – Con- schwindigkeit vor sich, wie sie in der Erdge-
vention on Biological Diversity, CBD 1992). schichte bisher ohne Beispiel war (Gerhardt-
Dort heißt es in Artikel 9, dass Ex situ -Maß- Dircksen & Hurka 2005).
nahmen in erster Linie zur Ergänzung der In Zum Schutz und Erhalt der biologischen
situ-Maßnahmen zu ergreifen sind. Der Vielfalt und ihrer genetischen Ressourcen
Schwerpunkt wird eindeutig auf In situ-Maß- dienen Ex situ- und In situ-Maßnahmen. In
nahmen gelegt. Wie realistisch ist dieses Sze- situ-Erhaltung wird in der CBD (1992) defi-
nario aber? Umweltbedingungen und das niert als„die Erhaltung von Ökosystemen und
politische Umfeld für einen erfolgreichen In natürlichen Lebensräumen sowie die Bewah-
situ-Schutz haben sich in den letzten Jahren rung und Wiederherstellung lebensfähiger
rapide verschlechtert. Den Verlust der Arten- Populationen von Arten in ihrer natürlichen
vielfalt aufzuhalten, wird extrem schwierig Umgebung und – im Falle domestizierter
sein. Der traditionelle Ansatz, einfach Schutz- oder gezüchteter Arten – in der Umgebung,
gebiete auszuweisen, reicht nicht mehr aus. in der sie ihre besonderen Eigenschaften ent-
Dynamischere Strategien müssen entwickelt wickelt haben“. Unter Ex situ-Erhaltung wird
werden und mit angemessenen Ex situ-Er- die „Erhaltung von Bestandteilen der biolo-
haltungsmaßnahmen kombiniert werden. gischen Vielfalt außerhalb ihrer natürlichen
Den Ex situ-Maßnahmen kommt daher zu- Lebensräume“ verstanden (CBD 1992). In

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Schutz und Erhalt pflanzengenetischer Vielfalt: In situ- und Ex situ-Maßnahmen

Tab.  1 sind verschiedene Ex situ- und In situ- Habitaten und Ökosystemen. Funktionen
Maßnahmen aufgeführt. und Nutzungspotentiale der Biodiversität
In Bezug auf Pflanzen ist die Kultivierung sind angesichts des fortscheitenden Verlustes
in Botanischen Gärten eine klassische und von Arten und ihren Lebensräumen sowie
sicherlich einer der ältesten Ex situ-Strategien des gegenwärtigen globalen Wandels („glo-
überhaupt. Für den Ex situ-Erhalt der pflan- bal change“) zu einer zentralen Frage weit
zengenetischen Vielfalt sind Saatgut-Gen- über die Biologie hinaus geworden. Der Ver-
banken wohl die wichtigste Ex situ-Erhal- lust der biologischen Vielfalt stellt eine ernste
tungsmaßnahme. Unter dem Stichwort „DNA Bedrohung für die menschliche Entwicklung
banking“ ziehen neuerdings auch DNA-Gen- dar, wobei der Verlust genetisch unterschied-
banken Aufmerksamkeit auf sich, haben aber liche Populationen innerhalb einzelner Arten
eine andere Zielsetzung (s. Gemeinholzer ein ebenso wichtiges Problem darstellt wie
2008). das Aussterben der ganzen Art.
Die natürliche Artenvielfalt enthält gene-
2.2 Biodiversität und pflanzengenetische tische Ressourcen, die ökologische, wirt-
Ressourcen schaftliche und kulturelle Bedeutung haben.
Die biologische Vielfalt oder Biodiversität Die CBD definiert genetische Ressourcen als
weist verschiedene Ebenen auf. Im ein- „genetisches Material von tatsächlichem oder
fachsten Falle wird Biodiversität durch die potentiellen Wert“. Genetisches Material wird
Anzahl der Arten auf einer ausgewiesenen definiert als „jedes Material pflanzlichen, tie-
Fläche oder in einem bestimmten Areal be- rischen, mikrobiellen oder sonstigen Ur-
schrieben. Zur Biodiversität zählen aber auch sprungs, das funktionale Erbeinheiten ent-
die Vielfalt der Habitate, die Vielfalt der Öko- hält“ (CBD 1992, Artikel 2). Pflanzengene-
systeme und die Komplexität ökologischer tische Ressourcen (PGR) werden von der FAO
Wechselwirkungen. Entsprechend den Defi- definiert als Pflanzen oder Teile von Pflanzen,
nitionen im „Übereinkommen über die Bio- die generativ oder vegetativ vermehrt wer-
logische Vielfalt“ (CBD 1992) umfasst Biodi- den können und einen tatsächlichen oder
versität die Gesamtheit der Gene, der Orga- potentiellen ökonomischen und/oder sozi-
nismen und der Arten sowie die Vielfalt in alen Wert besitzen (FAO 1994). Der „Wert“ ist
den Populationen, Lebensgemeinschaften, hierbei vom Standpunkt des Menschen aus

Tab. 1: Erhaltungsmaßnahmen für Pflanzenarten und pflanzengenetische Ressourcen (mo-


difiziert nach Hawkes et al. 2000).
Maßnahmen Methoden Erläuterung
Saatgutgenbanken Lagerung unter tiefen Temperaturen
in vitro sterile Gewebekulturen
Freiland-Genbank gezielter Anbau in einem Ersatzbiotop
ex situ Erhaltung
Botanische Gärten/Arboreten Kultivierung in Gärten
DNA-Genbank/Pollenlagerung/ Aufbewahrung unter optimalen
Kryokonservierung Bedingungen

Erhaltung der Lebensräume/Manage-


Naturreservate/ ment natürlicher Populationen inner-
Genetisches Reservat halb langfristig ausgewiesener Schutz-
in situ Erhaltung
gebiete
on farm Kultivierung, Kultivierung von alten Landsorten
Feldkollektionen unter traditioneller Anbaumethode

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definiert. Bei Pflanzen mit genetischen Res- zen); Zierpflanzen (Blumen, Ziersträucher,
sourcen handelt es sich also um solche Pflan- Zierbäume); Forstpflanzen; Wildpflanzen. Die
zen, die dem Menschen in irgendeiner Form Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernäh-
von Nutzen sind (ökologisch, ökonomisch rung (BLE) unterscheidet (neben weiteren
oder kulturell), also um Pflanzen, die in der Hauptkategorien) zwischen Landwirtschaft-
Vergangenheit oder heute genutzt werden lichen Kulturpflanzen, Gartenbaulichen Kul-
oder potentiell nutzbar sind. Gemäß dem turpflanzen und Forstpflanzen, während die
„Nationalen Fachprogramm zur Erhaltung Sortimentseinteilung an der Genbank des IPK
und nachhaltigen Nutzung pflanzengene- Gatersleben wieder einer etwas anderen Sy-
tischer Ressourcen“ (BMVEL 2002) erschließt stematik folgt (s. u.).
sich die ökonomische Bedeutung aus einem
realen und einem potentiellen ökonomischen 2.3 Nutzung von pflanzengenetischen
Wert. Der reale Wert lässt sich aus dem Bei- Ressourcen
trag zur Wertschöpfung in der Landwirtschaft Die rechtlichen Rahmenbedingungen zur
selbst als auch in Züchtung, Verarbeitung und Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer
Handel abschätzen. Auch Gesichtspunkte wie Ressourcen werden auf nationaler, europä-
Umweltschutz, Wasserhaushalt und Erho- ischer und internationaler Ebene durch eine
lungswert sind dabei zu berücksichtigen. Der Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen
potentielle ökonomische Wert von PGR er- geregelt. Bis 1992 gab es keine solche Rege-
gibt sich aus ihrem möglichen Beitrag für die lungen. In der Sichtweise der FAO und der
zukünftige Anpassung an veränderte Markt-, meisten Genbanken wurden die PGR als Welt-
Produktions- und Umweltbedingungen, z.B. kulturerbe betrachtet, welches treuhände-
Erschließung neuer Resistenzquellen oder risch verwaltet wird (Graner 2005). Gene-
Inhaltsstoffe. „Die Erhaltung von PGR ist tische Ressourcen waren somit weitgehend
schließlich auch aus ethischer Sicht aufgrund frei verfügbar. Mit der Ratifizierung der CBD
ihrer Funktion als nachhaltige Lebensgrund- hat sich der Status genetischer Ressourcen
lage für derzeitige und zukünftige Generati- entscheidend geändert. Dies wird bereits in
onen geboten“ heißt es abschließend im den drei Hauptzielen der CBD ersichtlich: die
„Nationalen Fachprogramm“ zur Bedeutung Erhaltung der biologischen Vielfalt; die nach-
pflanzengenetischer Ressourcen. Der Biodi- haltige Nutzung der Bestandteile der biolo-
versität kommt damit auch ein Eigenwert zu. gischen Vielfalt; und die gerechte Aufteilung
Die Betonung dieses Aspektes ist zwar weni- der Vorteile. In der Präambel der aus der CBD
ger populär, hat aber in der Präambel der hervorgegangenen Agenda 21 (1992) wer-
Biodiversitäts-Konvention (CBD 1992) erfreu- den ausdrücklich die souveränen Rechte der
licherweise Erwähnung gefunden. Auch in Staaten hinsichtlich ihrer genetischen Res-
der Systematics Agenda 2000 (1994) werden sourcen angeführt und jedem Staat das ver-
ausdrücklich ebenfalls die ethischen Werte bindliche Recht zugesprochen, gesetzliche
der Artenvielfalt aufgeführt. Regelungen zum Zugang zu den genetischen
Pflanzengenetische Ressourcen kann man Ressourcen innerhalb seines Hoheitsgebiets
entsprechend ihrer Verwendung in verschie- zu erlassen. Der Zugang zu genetischem Ma-
dene Kategorien einteilen, z.B. nach Keller et terial auf bilateraler Ebene muss in beidersei-
al. (2002) in Agrikulturpflanzen (Ernährung, tigem Einverständnis erfolgen (Artikel 15 der
Futter, nachwachsende Rohstoffe); Wiesen- Agenda 21). Im Einklang mit der CBD und der
und Weidepflanzen; Gemüse; Früchte (Bäume Agenda 21 hat die FAO Conference 2001 den
und Sträucher); Spezielle Pflanzen (Medizin- Vertrag „The International Treaty on Plant Ge-
pflanzen, Gewürze, Aroma- und Färbepflan- netic Resources for Food and Agriculture“

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Schutz und Erhalt pflanzengenetischer Vielfalt: In situ- und Ex situ-Maßnahmen

(ITPGR) verabschiedet (FAO 2001), der 2004 des Ackerbaues an eine bedeutende Rolle
rechtsverbindlich wurde. Der Anhang zum gespielt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich
ITPGR beinhaltet ein „Standard Material die Pflanzenzüchtung zu einer wissenschaft-
Transfer Agreement“ (Materialübertragungs- lichen Disziplin, und verbunden damit war
vereinbarung). Hierbei handelt es sich um das Interesse an der genetischen Vielfalt als
einen privatrechtlichen Vertrag, welcher in- Quelle hochwertiger Kulturpflanzen. Somit
nerhalb des multilateralen Systems des ITPGR gewannen auch die CWR ganz gezielt einen
den Zugang zu genetischen Ressourcen und hohen Stellenwert. Der russische Genetiker
die Aufteilung der sich aus deren Nutzung N. I. Vavilov hat in den 1920er Jahren Sam-
ergebenden Vorteile festlegt. Der Wortlaut melexpeditionen in wichtige „Genzentren“
der jeweiligen Verträge für die Abgabe von der Erde organisiert. Heute weiß man zwar,
Material aus den verschiedenen Genbanken dass es die „Genzentren“ im Sinne Vavilovs
kann unterschiedlich sein (http: //www.gen- nicht gibt (s. hierzu z.B. Brücher 1969; Harlan
res.de/). Diese Entwicklungen haben gegen- 1971 und 1995). Dies ist aber für Vavilovs
über den bis 1992 praktizierten Verfahrens- Leistungen und den Erfolg seiner Arbeiten
weisen weitgehende Folgen für die Abgabe ohne Bedeutung. Vavilov hat umfangreiche
von PGR durch die Genbanken aber auch für Sammlungen von CWR geschaffen und für
das Sammeln von Material vom Wildstandort. Züchtungsprogramme genutzt. Er war einer
Auch für die Botanischen Gärten ergeben der ersten, der die Notwendigkeit des Er-
sich hieraus erhebliche rechtliche Konse- haltes der genetischen Variabilität von Kul-
quenzen. Die meisten Botanischen Gärten turpflanzen und ihrer verwandten Wildarten
Deutschlands haben sich einer einheitlichen als pflanzengenetische Ressourcen erkann-
Vereinbarung zur Weitergabe von lebendem te.
Pflanzenmaterial und Saatgut angeschlossen Von den ca. 3200 wildwachsenden Blüten-
(Wortlaut ebenfalls unter voriger Internet- pflanzen in Deutschland werden bereits jetzt
Adresse). etwa 1000 als genetische Ressourcen gewer-
tet (BMVEL 2002). Wildarten verfügen über
2.4 Wildarten und Crop Wild Relatives noch unbekannte ökologische, wirtschaft-
(CWR) liche und kulturelle Bedeutung. Viele Arten
Genetische Ressourcen sind in wildlebenden können in Zukunft z.B. Nahrungsmittel und
und in domestizierten oder gezüchteten Ar- Arzneistoffe liefern sowie neue, für das Über-
ten zu finden, wobei domestizierte Arten in leben des Menschen wichtige Rohstoffe. In
der CBD (1992) definiert werden als „Arten, Wildpflanzen können Resistenzgene gegen
deren Evolutionsprozesse der Mensch beein- Schädlinge und Krankheiten erhalten blei-
flusst hat, um sie seinen Bedürfnissen anzu- ben, deren Vielfalt durch Züchtung häufig
passen“. Mit dem fortschreitenden Verlust der verloren gehen. Der natürliche Genpool an
Artenvielfalt und der innerartlichen gene- Resistenzgenen ist für die Auffrischung des
tischen Variabilität gehen auch genetische verarmten Reservoirs der Kulturpflanzen un-
Ressourcen verloren. Insbesondere die mit abdingbar. Variabilität in Populationen ist
den Kultur- und Nutzpflanzen verwandten auch allein deshalb notwendigerweise zu
Wildarten (crop wild relatives, CWR) sind eine erhalten, damit die Populationen auf sich
wichtige Quelle für pflanzengenetische Res- ändernde Klimabedingungen reagieren kön-
sourcen. Ihr Genpool wird seit Jahrtausenden nen, was ja gerade heutzutage besonders
von der Menschheit genutzt, und spontane wichtig ist. Weitere Zielgene von hohem
Kreuzungen zwischen Kulturpflanze und ih- züchterischen Interesse sind Toleranzgene für
ren verwandten Wildarten haben von Beginn Stressfaktoren wie Temperatur, Wasser, Salz

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und Schwermetalle und Gene für quantita- pflanze und zur selben Art gehörige infras-
tive Eigenschaften von hohem züchterischen pezifische Taxa, z.B. Varietäten. Taxongruppe
Interesse wie Blühbeginn oder Pflanzenhö- 2: Mitglieder derselben Serie oder Section
he. innerhalb der Gattung der betreffenden Kul-
Der Begriff „verwandte Wildart“ einer Kul- turpflanze. Taxongruppe 3: Mitglieder dersel-
turpflanze erscheint sehr eingängig. Doch ben Untergattung, zu der die Kulturpflanze
wie weit soll man den Begriff „verwandte gehört. Taxongruppe 4: Mitglieder derselben
Wildart“ fassen, was genau soll man unter Gattung, zu der die Kulturpflanze gehört. Ta-
„crop wild relative“ (CWR) verstehen? Im Rah- xongruppe 5: Gattungen derselben Tribus
men des „European Crop Wild Relative Diver- innerhalb einer Familie, zu der die Kultur-
sity Assessment and Conservation Forum“ pflanze gehört. (Nicht alle Familien sind aber
(www.pgrforum.org) wurde folgende Defini- taxonomisch untergliedert; Anmerkung der
tion vorgeschlagen (Maxted et al. 2006, S. Autoren). Die Taxongruppe 5 wird wahr-
2680): „A crop wild relative is a wild taxon that scheinlich nur entfernt Verwandte der betref-
has an indirect use derived from its relatively fenden Kulturpflanze aufweisen. Maxted et
close genetic relationship to a crop; this rela- al. (2006) zeigen, dass da, wo genügend ge-
tionship is defined in terms of the CWR be- netische Daten vorliegen, das Taxongruppen-
longing to gene pools 1 or 2, or taxon groups Konzept gut mit dem Genpool-Konzept
1 to 4 of the crop“. Hierbei wird bei dem Hin- korreliert, und gehen daher von einem Vor-
weis auf “gene pools” auf das Gene Pool Con- hersagewert des Taxongruppen-Konzeptes
cept von Harlan & de Wet (1971) zurückge- für die Kreuzbarkeit mit der Kulturpflanze
griffen. Dieses fußt auf der Kreuzbarkeit zwi- aus.
schen Kulturpflanze und ihren nicht dome- Wendet man die Definition von Maxted et
stizierten Verwandten. Harlan & de Wet (1971) al. (2006) auf die Euro-Mediterrane Flora an
unterscheiden drei Genpool – Kategorien. (Pflanzen der Gruppen GP-1 und GP-2 sowie
Der Primäre Genpool (GP-1) umfasst sowohl Taxongruppen 1 bis 4), dann sind mehr als
die kultivierten als auch die Wild- und Un- Dreiviertel der Pflanzen in Europa und dem
krautformen einer Kulturpflanze. Alle Taxa Mittelmeerraum (ca. 24.000 von 30.000) als
sind untereinander ohne Schwierigkeiten voll aktuelle oder potentielle pflanzengenetische
kreuzbar. Der Sekundäre Genpool (GP-2) be- Ressourcen einzustufen und sollten daher im
trifft die weniger nahe verwandten Taxa („Co- Focus von Schutzprogrammen stehen. Die
enospecies“). Ein Gentransfer von diesem Definition von Maxted et al. (2006) für Crop
Formenkreis zur Kulturpflanze ist mit Hilfe Wild Relatives, CWR, ist aber nicht unumstrit-
konventioneller Züchtungsmethoden mög- ten. Auf nationaler (deutscher) Ebene wird
lich, wenn auch schwierig. Gentransfer vom derzeit ein anderer Kriterienkatalog für die
Tertiären Genpool (GP-3) zur Kulturpflanze ist Einstufung als CWR erarbeitet.
mit den klassischen Züchtungsmethoden
nicht möglich sondern erfordert komplizierte 2.5 Botanische Gärten
Methoden wie„embryo rescue“, Protoplasma- Kultivierung in Botanischen Gärten ist die
verschmelzung (somatic fusion) oder Gen- älteste aller Ex situ-Maßnahmen, liegen doch
technik. Da oft keine Erkenntnisse über die Wurzeln der Botanischen Gärten in den
Kreuzbarkeit vorliegen, schlagen Maxted et mittelalterlichen Klöstergärten und reichen
al. (2006) vor, in solchen Fällen die existie- bis zur Antike zurück. In Europa wurden die
renden taxonomischen Einteilungen heran- ersten Botanischen Gärten im 16. Jahrhun-
zuziehen. Folgende taxonomische Gruppen dert in Italien gegründet. Im 19. Jahrhundert
werden gebildet. Taxongruppe 1: Die Kultur- entstanden viele Botanische Gärten in den

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ehemaligen europäischen Kolonien. In Man schätzt, dass insgesamt 80.000 –


Deutschland gibt es heute ca. 100 Botanische 100.000 höhere Pflanzenarten weltweit in
Gärten, etwa die Hälfte davon sind Universi- Botanischen Gärten kultiviert werden (Hey-
tätsgärten. Weltweit sind ungefähr 1.800 wood & Watson 1995). Das sind annähernd
Botanische Gärten registriert. Deren geogra- ein Drittel aller ca. 270.000 beschriebenen
phische Verbreitung ist unausgewogen. Al- höheren Pflanzen. Allein die Royal Botanic
lein 60 % der Botanischen Gärten befinden Gardens at Kew, London, beherbergen mit
sich in Europa, den Ländern der ehemaligen 34.000 Arten mehr Arten als die meisten Län-
Sowjetunion und in Nordamerika, während der in ihrer jeweiligen Flora aufzuweisen ha-
Afrika und Südamerika nur sehr wenige Bo- ben. In der Globalen Strategie zur Erhaltung
tanische Gärten aufweisen. Die geogra- der Pflanzen (GSPC 2002) werden 34.000 hö-
phische Verteilung der Gärten deckt sich here Pflanzenarten weltweit als vom Ausster-
auch nicht mit der globalen Verteilung der ben bedroht angegeben. Diese Schätzung
pflanzlichen Biodiversität. Allein in den Bota- fußt aber noch nicht auf den IUCN Kriterien
nischen Gärten und Arboreten Europas und von 2001 (s. unten). Wirklich verlässliche
Nordamerikas werden ungefähr 75 % aller Schätzungen über den derzeitigen Verlust
weltweit in Botanischen Gärten gehaltenen der globalen biologischen Vielfalt sind aber
Pflanzen kultiviert. Die Botanischen Gärten aus vielerlei Gründen nicht möglich. Einer der
in den temperierten Zonen der Nordhalbku- Gründe ist die Tatsache, dass die Zahl der Ar-
gel weisen mehr Arten auf als die entspre- ten auf unserem Planeten noch nicht einmal
chende natürliche Pflanzenvielfalt. In den auf eine Zehnerpotenz genau bekannt ist. Als
Tropen und auf der Südhalbkugel ist es genau verlässlichstes Datenmaterial gelten heute
umgekehrt (Abb. 1). die IUCN Red Lists. Die IUCN hat 2001 einen

frühere Sowjetunion

Nordamerika Europa

Japan

China
Südasien

Karibik
Mexiko und Tropisches Afrika
Mittelamerika (mit Madagaskar)

Südostasien

100.000
90.000
80.000
70.000
60.000
Südafrika
50.000 500 Australien und
40.000 400 Südamerika Neuseeland
30.000 300
20.000 200
10.000 100
0 0
Pflanzen Gärten

Abb.1: Weltweite Verteilung von Pflanzenarten und Botanischen Gärten (modifiziert nach
Botanic Gardens Conservation Strategy 1989).

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ausführlichen Kriterienkatalog definiert, um von den beiden umfangreichsten Familien


die Objektivität bei der Ermittlung von Ge- der Angiospermen die Orchidaceae mit ca.
fährdungskategorien zu erhöhen und ver- 19.000 Arten zu mehr als 25 % vertreten, da-
gleichbare Bewertungen zu ermöglichen. gegen die Asteraceen mit ihren etwa 23.000
Dieses System ist auf unterschiedlichste Taxa Arten mit weniger als 10% der Artenvielfalt.
anwendbar (aber nur auf makroskopische Die Formenmannigfaltigkeit in den Bota-
Organismen; die größte Vielfalt weisen aber nischen Gärten darf aber nicht mit dem Er-
die Mikroorganismen auf!). Die neueste IUCN halt von genetischer Diversität gleichgesetzt
Red List von 2007 stuft ca. drei Prozent aller werden. Für die Erhaltung der genetischen
höheren Pflanzen als bedroht ein, genau Vielfalt innerhalb der Arten haben die Le-
8.447 von 297.326 taxonomisch akzeptierten bendsammlungen der Botanischen Gärten
und zugrunde gelegten Arten. Hiervon konn- meist nur eingeschränkte Bedeutung, da sie
ten aber nur 12.043 Arten entsprechend den stark von genetischer Verarmung und von
IUCN Kriterien evaluiert werden, d.h. gerade genetischen Drifteffekten betroffen sind.
einmal vier Prozent der Gesamtartenzahl. Gründe hierfür sind: (1) In einem Bota-
Bezogen auf die evaluierten Arten beträgt nischen Garten sind die meisten Arten nur
der Bedrohungsgrad fast 70 %. Wie dem auch mit wenigen, manchmal sogar nur mit einem
sei, Einigkeit herrscht, dass ungefähr ein Drit- Individuum pro Taxon vertreten. (2) Die Ak-
tel der bedrohten oder gefährdeten Arten in zessionen sind oft nicht dokumentiert, d.h.
Botanischen Gärten kultiviert werden. Sie man kann ihre ursprüngliche Herkunft und
zeugen von einem bemerkenswerten Poten- das nachfolgende Schicksal nicht rekonstru-
tial der Botanischen Gärten für Artenschutz- ieren. Allerdings nehmen viele Botanische
belange (Rauer et al. 2000). Diese beeindru- Gärten neuerdings nur noch dokumentierte
ckenden Zahlen bedürfen aber einer näheren Akzessionen in ihre Sammlungen auf. (3)
Betrachtung. Die Sammlungen in den Bota- Lebendsammlungen werden seit Generati-
nischen Gärten spiegeln weder die natürliche onen in Botanischen Gärten vermehrt; In-
pflanzliche Vielfalt proportional wider noch züchtung, Bastardierung und klonale Struk-
die innerartliche genetische Vielfalt. Pflanzen turen sind verbreitete Phänomene. Weiter-
der temperierten nördlichen Vegetationszo- hin besteht die Gefahr einer unbeabsich-
nen sind überproportional vertreten, was tigten und unbewussten Selektion (positive
angesichts der geographischen Verteilung Massenauslese) auf z.B. Blütenschauapparat,
der Botanischen Gärten nicht verwundert Wuchsformen, Blühzeitpunkte. (4) Die Aus-
(Abb. 1). Einige taxonomische Gruppen und tauschsysteme zwischen den Botanischen
Lebensformen sind gut repräsentiert, andere Gärten führen zusätzlich zur genetischen
schlecht oder kaum (Barthlott et al. 1999; Verarmung der Sammlungen; so werden z.B.
Klingenstein et al. 2002; WCMC 1992). Gut die Bildung und Verbreitung von Klonen
vertreten sind Orchideen, Bromelien, Sukku- gefördert. (5) Der starke finanzielle Druck auf
lenten, Epiphyten, Zwiebel- und Knollen- die Botanischen Gärten erlaubt es meist
pflanzen, Insektivoren, Wasserpflanzen sowie nicht, sich um schwierig zu kultivierende
Bäume der temperierten Klimazonen, letzte- Sammlungen zu kümmern. (6) Ein ernst-
re mit mehr als 90 % aller Arten. Dagegen sind haftes Problem stellt der Mangel an erfah-
Bäume aus tropischen Regionen noch nicht renen und gut ausgebildeten Taxonomen
einmal zu 10 % in den Sammlungen der Bo- dar gekoppelt mit der Tatsache, dass in vie-
tanischen Gärten zu finden. Eine auffallende len Botanischen Gärten die wenigen, wenn
Unausgewogenheit ist bei den taxono- überhaupt vorhandenen Wissenschaftler-
mischen Gruppen zu verzeichnen: Z.B. sind stellen fachfremd besetzt werden oder das

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Schutz und Erhalt pflanzengenetischer Vielfalt: In situ- und Ex situ-Maßnahmen

Primat nicht mehr auf die originäre syste- Namen „Bioversity International“, kurz „Bio-
matisch-botanische Aufgabenstellung ge- versity“.
legt wird. Ziel der Kulturpflanzengenbanken ist es,
Dennoch stellen die Sammlungen der Bo- genetische Ressourcen für Züchtungspro-
tanischen Gärten in ihrer Gesamtheit welt- gramme zur Verfügung zu stellen. Dies be-
weit die größte Ex situ-Demonstration der deutet zum einen, dass möglichst viele der
globalen pflanzlichen Vielfalt dar. In dieser geschätzten 7000 Kulturpflanzenarten (Ham-
Funktion haben sie unschätzbare Bedeutung mer 1998; Zier- und Forstpflanzen sind in
für Forschung und Lehre und Bildungspro- dieser Schätzung nicht enthalten) erfasst und
gramme aller Art und zeugen vom Potential erhalten werden müssen. Es muss aber auch
der Botanischen Gärten für den Arten- und deren intraspezifischer genetischer Diversität
Naturschutz. Die Botanischen Gärten haben ausreichend Rechnung getragen werden. Da
allein in den EU-Ländern jährlich über 20 dies aufgrund begrenzter finanzieller und
Millionen Besucher und sind somit wichtige technischer Ressourcen nicht für jede Kul-
Multiplikatoren der öffentlichen Bewusst- turart gleichermaßen geschehen kann, kon-
seinsschärfung für den Verlust der Biodiver- zentrieren sich die Ex situ-Erhaltungsaktivi-
sität. Sie appellieren auch an die ästhetischen täten in erster Linie auf wirtschaftlich wich-
und ethischen Werte der pflanzlichen Vielfalt tige Arten. Weltweit werden ca. 6 Millionen
(Hurka et al. 2005). Muster in über 1.000 Sammlungen im we-
sentlichen als Samenproben erhalten (FAO
2.6 Saatgut-Genbanken für 1996), wobei aufgrund von Redundanz der
Kulturpflanzen effektive Bestand sich jedoch auf nur etwa 2
Saatgut- Genbanken entstanden Anfang des Millionen Muster belaufen dürfte. Über ein
20. Jahrhunderts im Bereich der Kulturpflan- Drittel des Gesamtbestandes entfallen auf
zen und ihrer verwandten Wildformen. Nach Weizen, Reis, Gerste, Mais und Bohnen. Ein
dem 2. Weltkrieg wuchs im Zuge der Inten- weiteres knappes Drittel stellen 25 weitere
sivierung der Landwirtschaft weltweit die Fruchtarten, so dass die Aktivitäten der Kul-
Aufmerksamkeit für pflanzengenetische Res- turpflanzengenbanken sich im wesentlichen
sourcen, und internationale Organisationen an der landwirtschaftlichen Bedeutung der
beschäftigten sich mit der Problematik. Ne- Kulturpflanzen orientieren. Etwa ein Drittel
ben der Food and Agricultural Organization aller PGR weltweit lagert in europäischen
of the United Nations (FAO) befasste sich Genbanken und Ex situ-Sammlungen. In
auch die Europäische Gesellschaft für Züch- Deutschland befinden sich ca. 200.000 Mu-
tungsforschung (EUCARPIA) schon frühzeitig ster in den Genbanken der Bundesanstalt für
mit dem Thema der Erhaltung der gene- Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ,
tischen Ressourcen. Anfang der 1970er Jahre jetzt Julius Kühn-Institut – Bundesforschungs-
wurde die FAO gebeten, ein internationales institut für Kulturpflanzen, JKI) und des IPK
Programm für genetische Ressourcen zu eta- Gatersleben sowie in verschiedenen Spezial-
blieren. Es wurde das International Board for sammlungen. Die Genbank für Kulturpflan-
Plant Genetic Resources gegründet, dessen zen am IPK Gatersleben wurde vor über 60
Nachfolgeorganisation seit 1994 das Interna- Jahren gegründet (Hammer & Gäde 1993)
tional Plant Genetic Resources Institute (IP- und zählt heute mit über 2.800 Arten aus
GRI) mit Sitz in Rom ist. Es hatte maßgeb- mehr als 700 Gattungen weltweit zu den
lichen Anteil am Aufbau von Genbanken für komplexesten Ex situ-Genbanken. Seit 2003
Kulturpflanzen in heute über 100 Staaten. trägt sie als bundeszentrale Genbank die na-
Seit Dezember 2006 operiert IPGRI unter dem tionale Verantwortung für die Ex situ-Konser-

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vierung landwirtschaftlicher und gärtne- 1987 und 1990; Falk & Holsinger 1991; Guer-
rischer Kulturpflanzen. Der Gesamtbestand rant et al. 2004). Auch in Australien gibt es ein
umfasst gegenwärtig ca. 148.000 Akzessi- Netzwerk zum Artenerhalt, in das Saatgut-
onen und ist in Sortimente untergliedert: Genbanken als Ex situ-Maßnahme integriert
Gräser und Getreide; Leguminosen; Gemüse; sind (Touchell et al. 1997). In der Europä-
Öl- und Faserpflanzen; Arznei- und Gewürz- ischen Union hat sich im Rahmen des EU 6th
pflanzen; Futterpflanzen; Kartoffeln. Weizen Research Framework Programme ein Gen-
und Gerste stellen mit zusammen ca. 50.000 bank-Netzwerk (European Native Seed Con-
Akzessionen die größten Sortimente der Kul- servation Network, ENSCONET) gebildet,
turpflanzengenbank Gatersleben dar (Graner koordiniert von den Royal Botanic Gardens
2005). Kew, London. In dieses Netzwerk sind 24 Or-
ganisationen aus 17 Staaten (EU Mitglieds-
2.7 Saatgut-Genbanken für Wildpflanzen staaten bzw. mit der EU assoziierte Länder)
Noch heute ist in Deutschland der Fokus von eingebunden. Ziel der ENSCONET-Mitglieder
Genbanken auf Kulturpflanzen ausgerichtet ist die nachhaltige Langzeitlagerung von Sa-
(BMVEL 2002). Ihr Beitrag zur Erhaltung der men der Europäischen Wildpflanzenpopula-
natürlichen Artenvielfalt und deren gene- tionen. In den Genbanken soll mit Hilfe re-
tischer Vielfalt ist beschränkt. Erst in den präsentativer Proben die genetische Vielfalt
1980er und 1990er Jahren wurden Gen- der heimischen Arten gesichert werden.
banken auch für Wildpflanzen ernsthaft dis- Oberste Priorität haben dabei seltene und
kutiert. Das derzeit wohl bekannteste Projekt gefährdete Arten. Diese Samenproben die-
ist das Millenium Seed Bank Projekt des Royal nen zum einen für Forschungszwecke, zum
Botanical Garden Kew, London. Es sollen 10 % anderen können aus den Samen Pflanzen zur
der weltweiten Pflanzendiversität durch Tief- Wiederaussiedlung, zur Unterstützung
kühllagerung von Saatgut konserviert wer- schwacher Populationen oder zur Wiederher-
den, und zwar vorwiegend von Saatgut aus stellung von Habitaten gezogen werden (vgl.
den tropisch-subtropischen Trockenzonen Bernhardt 2008).
der Erde und aller in Großbritannien hei- Länderspezifische und regionale Initiativen
mischer höherer Pflanzenarten. Hierfür wur- zum Schutz und Erhalt der genetischen Viel-
den 100 Millionen Euro aus einem „Milleni- falt von Wildpflanzen gibt es in verschiedenen
um-Fund“ zur Verfügung gestellt. Weitere Ländern. In Spanien wurde bereits 1966 an
entsprechende Projekte laufen in Nordame- der Universidad Politécnica de Madrid von
rika seit nunmehr fast 20 Jahren. Koordiniert Prof. César Gómez-Campo die weltweit wohl
vom Missouri Botanical Garden hat sich in erste Saatgut-Genbank für Wildpflanzen ge-
den U.S.A. unter dem Namen„Center for Plant gründet. Hierauf aufbauend hat sich in Spa-
Conservation“ (CPC) ein Netzwerk-Programm nien ein Genbanknetzwerk für Wildarten
Botanischer Gärten und Arboreten etabliert entwickelt, in dem derzeit neun Botanische
(Thibodeau & Falk 1987). Sie beteiligen sich Gärten zusammenarbeiten (REDBAG). Davon
am Aufbau einer Ex situ-Lebendsammlung sind wir in Deutschland leider immer noch
bedrohter Arten, der National Collection of weit entfernt, obwohl eine der engagiertesten
Endangered Plants of the United States of und prominentesten Persönlichkeiten in
America. Parallel wird eine Saatgut-Genbank Deutschland, Frau Prof. Dr. h.c. Loki Schmidt,
aufgebaut, die vom National Germplasm Sy- bereits 1981 die Einrichtung von Saatgut-
stem of the US Department of Agriculture, Genbanken für heimische Wildpflanzen an-
USDA, am National Seed Storage Laboratory geregt hat (Stiftung zum Schutze Gefährdeter
in Ft. Collins, Colorado, unterhalten wird (Falk Pflanzen 1981).

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Schutz und Erhalt pflanzengenetischer Vielfalt: In situ- und Ex situ-Maßnahmen

In Deutschland ist keine Genbank offiziell kung mit geeigneten Genotypen aus der
für die einheimischen Wildpflanzenarten zu- Genbank; und (3) Erhalt und Bereitstellung
ständig. Am Botanischen Garten der Univer- von Material für Forschungszwecke und
sität Osnabrück wurde aber im Jahre 2003 Züchtungsprogramme.
nach intensiver Überzeugungsarbeit und
langjähriger Suche nach Geldgebern die„Loki 2.8 Probleme bei Genbank-Erhaltungs-
Schmidt – Genbank für Wildpflanzen“ als ein maßnahmen und Qualitätsstandards
Pilotprojekt etabliert. Unter Beachtung der Natürlich haben Saatgut-Genbanken ihre
rechtlichen Bestimmungen und internatio- Grenzen und müssen, wenn sie erfolgreich
naler Standards für Saatgut-Genbanken wird sein wollen, bestimmte Qualitätskriterien
Saatgut aus natürlichen Populationen von beachten. Ein immer wieder vorgebrachtes
Wildpflanzen tiefkühlgelagert. Wir konzen- Argument gegen Genbank-Erhaltungsmaß-
trieren uns zunächst auf Nordwest Deutsch- nahmen ist das „Einfrieren der Evolution“, d.h.
land und speziell auf die Küstenregionen (vgl. das Ex situ-Genmaterial kann nicht auf Ver-
Borgmann et al. 2008). Übergeordnetes Ziel änderungen der In situ-Umwelt reagieren.
unserer Initiativen ist der Aufbau eines de- Natürlich ist das richtig, und dennoch halten
zentralen Netzwerkes regionaler Genbanken wir dieses Argument für vordergründig. Denn
für Wildpflanzen in Deutschland (Hurka 2000; erstens können von derselben Population
Hurka et al. 2004). Botanische Gärten erschei- vom selben Habitat in beliebigen Zeitabstän-
nen für diese Aufgaben prädestiniert, da sie den Diasporen gesammelt und eingelagert
über die fachliche Kompetenz für Phytodi- werden. Man könnte mit diesen chronolo-
versität verfügen und bereits große Samm- gischen Momentaufnahmen sogar eventu-
lungen unterhalten. elle evolutionäre Veränderungen in ihrem
Die wichtigsten Ziele von Saatgut-Gen- Ablauf verfolgen und hätte Veränderungs-
banken für Wildpflanzen sind dabei Ex situ- phasen konserviert. Der vermeintliche Nach-
Maßnahmen im Rahmen eines integrierten teil kann also leicht zu einem Vorteil werden.
Naturschutzes sowie Schutz und Erhalt der Zweitens könnte sich die Umwelt auch so
pflanzengenetischen Ressourcen unserer zum Nachteil der In situ-Population gestalten,
Wildpflanzen. Dabei muss der genetischen dass diese ausstirbt. So sind z.B. in Deutsch-
Vielfalt auf Populationsebene Rechnung ge- land laut Bundesamt für Naturschutz 5 bis
tragen werden. Auch für den Artenschutz 30 Prozent aller Tier und Pflanzenarten allein
insbesondere bedrohter Arten werden Saat- durch die Erderwärmung bedroht (REGIE-
gut-Genbanken immer wichtiger (Falk et al. RUNGonline – Mehr Schutz für Natur und
1996).
Entsprechend muss die Tab. 2: Qualitätsstandards für Saatgut-Genbanken.
Programmstellung folgende
Aspekte berücksichtigen: Strukturierung einer Genbank abhängig von Zielen und Ressourcen:
Dokumentation des Materials
(1) Erfassen und Dokumen- Erfassen der genetischen Variabilität
tieren der genetischen Viel- Populationsgröße
falt auf Populations- und Gefährdungsgrad
Artebene; (2) Bereitstellung Fortpflanzungssysteme
von Material für Wiederaus- Molekulare Marker (selektionsneutral)
Quantitative Merkmale (adaptiv)
bringungsprogramme ein- Stichprobenentnahme, Sammelanleitungen (ENSCONET, CPC)
schließlich der Stabilisie- Saatgutlagerung (orthodoxe, recalcitrante Samen)
rung gefährdeter natürlicher Datenverwaltung, Bioinformatik
Populationen durch Verstär- Zentral oder dezentral

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H. Hurka et al. Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 33/34 2008

Artenvielfalt vom 18.12.2006). Das Saatgut werden, sind die entsprechenden Parameter
der Pflanzen aber ist in der Genbank konser- in Tab.2 zu berücksichtigen. Es ist bei Natur-
viert. Wird durch menschliche Eingriffe oder schutz-orientierten Populationsbiologen fast
Umweltkatastrophen das In situ-Habitat und schon ein Axiom, dass man, um erfolgreiche
damit die In situ-Population vernichtet, ist Erhaltungsstrategien ergreifen zu können,
eine Ex situ-Sammlung unter Umständen Ausmaß und Organisation der genetischen
eine Versicherung gegen das Aussterben. Wo Variabilität des zu schützenden Taxons ken-
also liegt das Problem? Ein weiteres Argu- nen muss. Die Frage ist, wie und mit welchen
ment ist der Verlust der genetischen Variabi- Methoden die genetische Variabilität in den
lität durch Drifteffekte in der Genbank. Auch Populationen (und auch in den Stichproben)
das ist nichts Neues, betrifft jegliche Samm- geschätzt werden soll. Sehr verbreitet ist heu-
lungen und hängt von der Stichprobennah- te der Einsatz molekularer Marker, und sie
me und der Saatgutlagerung ab (s.u.). Im sind unverzichtbar, wenn es um die Popula-
übrigen sind genetische Drifteffekte auch im tionsgeschichte und biogeographische Mu-
In situ-Habitat zu erwarten. Wenn eine Art ster geht. Auch können mit ihrer Hilfe die
auf einen kleinen Restbestand reduziert oder Populationsstruktur und das Genflussgesche-
ihr Habitat stark fragmentiert wird, nimmt die hen analysiert werden. Aber was sagen mo-
genetische Vielfalt der Populationen meist lekulare Marker über die Adaptation der Po-
stark ab und Drifteffekte können sich auswir- pulation an ihre Umwelt aus? Häufig werden
ken, während die Wahrscheinlichkeit des molekular basierte Schätzwerte von gene-
völligen Aussterbens deutlich zunimmt. tischer Variabilität als stellvertretend für die
Schließlich wird argumentiert, dass sich wäh- genetische Variation der phänotypischen
rend der Ex situ-Haltung Mutationen akku- (quantitativen) Merkmale angesehen. Letz-
mulieren können. Das ist aber nach derzei- tere sind für die Anpassung einer Population
tigem Kenntnisstand zu vernachlässigen an ihre jeweilige Umwelt entscheidend, da
(Schoen & Brown 2001). die Darwinsche Selektion primär auf den Phä-
Inhalt und Strukturierung einer Genbank notyp wirkt, während molekulare Marker
hängen von den Zielen und auch von den häufig selektionsneutral sind. Es hat sich ge-
personellen und finanziellen Ressourcen ab. zeigt, dass die mit den üblichen molekularen
Unabhängig davon sind aber Standards Markern erfasste genetische Variabilität nur
einzuhalten, wobei die Qualitätsanforde- sehr begrenzt mit der Variabilität der quanti-
rungen sich sowohl mit den Weiterentwick- tativen Merkmale korreliert, ihr Vorhersage-
lungen auf dem Gebiet der Technik als auch wert für das Evolutionspotential bzw. die
der Wissenschaft ändern können und ent- Adaptationsfähigkeit einer Population also
sprechend angepasst werden müssen. Wich- begrenzt ist (Reed & Frankham 2001). Da die
tige Gesichtspunkte sind in Tab. 2 aufge- meisten quantitativen Merkmale zudem von
führt. mehreren Genen beeinflusst werden, ist es
Auf einige Punkte sei kurz eingegangen. fraglich, inwieweit sich genetische Driftef-
Generell sollten die geographischen Herkünf- fekte auf die Ausprägung quantitativer Merk-
te der Akzessionen durch GPS dokumentiert male auswirken. In der Tat konnten in meh-
sein, ältere Akzessionen sollten nachträglich reren Studien keine Unterschiede in der Va-
georeferiert werden. Die Strategie der Stich- riabilität quantitativer Merkmale zwischen
probenentnahme hängt vom Ziel der Gen- großen und kleinen Populationen festgestellt
bank und auch vom zur Verfügung stehen- werden ( Husband & Campbell 2004; Vitt &
den Lagerraum ab. Soll die genetische Diver- Havens 2004).
sität auf Populationsebene repräsentiert Die Qualität einer Ex-situ-Sammlung hängt

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Schutz und Erhalt pflanzengenetischer Vielfalt: In situ- und Ex situ-Maßnahmen

entscheidend von der Stichprobennahme ab. auf den genannten Wert zu, ohne ihre Viabi-
1991 hat das Center for Plant Conservation lität zu verlieren. „Recalcitrante Samen“ tole-
Anleitungen für das Sammeln von Saatgut rieren eine derartige Trocknung nicht. Sie
veröffentlicht, die große Beachtung fanden verlieren ihre Lebensfähigkeit, wenn der Was-
(CPC 1991). Diesen Anleitungen liegen u.a. sergehalt unter 9 – 10 % sinkt oder noch frü-
auch populationsgenetische Überlegungen her. Es gibt aber sämtliche Übergangsformen.
zugrunde (Brown & Briggs 1991). Nach der Für jeden in eine Genbank auf Langzeit ein-
Veröffentlichung der CPC Sammelanlei- gelagerten Samen muss vorher der „Typ“ be-
tungen von 1991 haben Brown & Marshall kannt sein. Zum Glück kann man davon aus-
(1995) neben den theoretischen auch prak- gehen, dass in unseren temperierten Klima-
tische Gesichtspunkte stärker berücksichtigt. zonen (wie auch in den Trockenzonen der
Zentrale Themen sind dabei die Stichproben- Tropen und Subtropen) die meisten Pflanzen
größe, die Zahl der zu beprobenden Popula- orthodoxe Samen haben. In den feuchten
tionen und deren Größe. Das Center for Plant Tropen dagegen herrschen die recalcitranten
Conservation hat unter Berücksichtigung Samen vor. Das Center for Plant Conservation
dieser sowie weiterer Aspekte überarbeitete hat Anleitungen für Saatgutlagerung heraus-
Sammelanleitungen herausgegeben (CPC gegeben (CPC 2004b), in denen international
2004a). Auch das Europäische Genbank-Netz- allgemein akzeptierte Genbank-Standards
werk ( European Native Seed Conservation (FAO/IPGRI 1994) zugrunde gelegt werden.
Network, ENSCONET) erarbeitet derzeit An- Es gibt aber neuere Entwicklungen. Für or-
leitungen zum Sammeln von Wildpflanzen thodoxe Samen hat die Gruppe um Gómez-
(deutsche Kurzfassung des ENSCONET Seed Campo von der Technischen Universität Ma-
Collecting Manual: Botanischer Garten und drid gezeigt, dass für Langzeitlagerung die
Botanisches Museum Berlin, 2007). Wie be- „Ultra-Trocknung“ der Samen über Silicagel
reits erwähnt, hängt die Strukturierung einer (Entwässerung bis auf 1 – 3 % Wassergehalt)
Genbank und damit auch die Sammelstrate- ein signifikanter Faktor ist und wichtiger als
gie entscheidend von Ziel und Schwerpunkt- die Lagerung bei tiefen Temperaturen sein
setzung der Genbank ab, so dass die CPC und kann (Gómez-Campo 2006a und 2007). Bras-
ENSCONET Sammelanleitungen, die primär sicaceen-Samen keimten unter diesen Lager-
auf gefährdete Arten und Wiederausbrin- bedingungen mit hohen Keimungsraten
gungsprogramme abzielen, nicht a priori die noch nach fast 40 Jahren (Pérez-García et al.
ultima ratio sein müssen. Sind diese Schwer- 2007), Werte, die bisher keine der etablierten
punkte nicht oder nicht im alleinigen Focus, Genbanken für ihr Langzeit-gelagertes Saat-
mögen andere Sammelstrategien praktikab- gut aufzuweisen hat. Wichtig ist bei der Trock-
ler und zielorientierter sein. nung über Silicagel, dass bei Einlagerung in
Ein besonderes Problem stellen die opti- die Genbank die Aufbewahrungsbehälter für
malen Bedingungen für Langzeitlagerung die Samen absolut undurchlässig für Feuch-
von Saatgut dar. Untersuchungen über Saat- tigkeit sind. Diese Anforderung erfüllen nur
gutlagerung sind zahlreich, was sich aus der wenige der gebräuchlichen Behälter (Gómez-
Bedeutung optimaler Lagerbedingungen für Campo 2006b). Die Botanischen Gärten in-
Kulturpflanzen-Genbanken ergibt. Tiefkühl- nerhalb des oben bereits erwähnten Gen-
lagerung (z.B. bei –18°C) und geringer Was- banknetzwerkes für Wildpflanzen in Spanien
sergehalt der Samen (4 – 7 % des Trockenge- haben die Methode der Ultra-Trocknung
wichtes) gelten als die günstigsten Bedin- übernommen. Die Kulturpflanzengenbanken
gungen, dies aber nur für sog. „orthodoxe aber auch ENSCONET tun sich noch schwer
Samen“. Nur diese lassen eine Entwässerung damit.

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H. Hurka et al. Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 33/34 2008

2.9 Erhaltungskulturen angesichts der Realität mehr als utopisch.


In der Globalen Strategie zur Erhaltung der Das weitere Teilziel, 10 % der gefährdeten
Pflanzen (GSPC 2002) werden insgesamt 16 Pflanzen in Restaurationsprogramme einzu-
Handlungsziele genannt, um das langfristige beziehen, ist gänzlich ein Wunschdenken.
Ziel zu erreichen, den derzeitigen und anhal- Abgesehen von der Frage nach der „Gefähr-
tenden Verlust an pflanzlicher Vielfalt zu dung“ spiegelt sich hier ein ziemlich von der
stoppen. Die zeitliche Vorgabe zur Erfüllung Realität losgelöster und unangebrachter Op-
der Handlungsziele ist das Jahr 2010. Sollte timismus (wenn nicht gar Nichtwissen) wider
dies gelingen, dann wäre das ein immenser (vgl. auch die Schätzung in der GSPC, dass
Fortschritt, und man sollte alles daran setzen, derzeit ungefähr 2 % aller gefährdeter Arten
die GSPC konkret umzusetzen. Leider ist die in Wiederansiedlungs- und Wiederherstel-
GSPC aber über weite Passagen sehr voll- lungsprogramme einbezogen sind). Wieder-
mundig (wahrscheinlich ist sie deswegen bei ansiedlungsprogramme sind ausgesprochen
vielen Akteuren aus Politik und Behörden so schwierig. Der Erfolg hängt oft entscheidend
beliebt), und man kann bedauerlicherweise von der Qualität der betreffenden Ex situ-
bereits jetzt - im Jahre 2008 - erkennen, dass Quelle ab, und selbst wenn die Ex situ-
die konkreten Umsetzungen der Handlungs- Sammlung als optimal erscheint, ist ein Er-
ziele weitgehend Makulatur sein werden. Als folg keineswegs gesichert. Wiederansiedlung
weltweites Handlungsziel 8 wird aufgeführt, bedeutet die abrupte Besiedlung eines (neu-
dass 60 % der gefährdeten Pflanzenarten in en) In situ-Habitates. Dabei können man-
zugänglichen Ex situ-Sammlungen enthal- gelnde Adaptation an das neue Habitat und
ten sein sollen, vorzugsweise im Herkunfts- die Reaktionen der ausgebrachten Indivi-
land, und 10 % davon sollen in Wiederansied- duen gegenüber der neuen Umwelt zu Pro-
lungs- und Wiederherstellungsprogramme blemen werden. Genügend Beispiele aus der
einbezogen sein. Und das bis zum Jahre Praxis zeugen von den Schwierigkeiten, Fehl-
2010! In der GSPC wird davon ausgegangen, schlägen aber auch von Erfolgen (z.B. Hus-
dass derzeit über 10.000 bedrohte Arten in band & Campbell 2004).
Sammlungen (Botanische Gärten, Gen- Zwischen den Botanischen Gärten in
banken) erhalten werden, was, so meint man, Deutschland wird zur Zeit eine Initiative dis-
ungefähr 30 % aller bekannten gefährdeten kutiert, die Intentionen der GSPC bezüglich
Arten entspricht (s. auch oben). Eine ent- des Handlungszieles 8 (60 % der gefährdeten
scheidende Frage hierbei ist, was man unter Pflanzenarten in Ex situ-Sammlungen) durch
„gefährdeten Pflanzenarten“ zu verstehen Erhaltungskulturen umzusetzen. Was aber
hat. Soll man die Kriterien der IUCN Red Lists sind Erhaltungskulturen? Es hat sich eine
(s.oben) zugrunde legen? Wenn man die Arbeitsgemeinschaft „Erhaltungskulturen“
IUCN Daten extrapoliert, sind mehr als die gebildet, die eine Erhaltungskultur wie folgt
Hälfte aller Pflanzen weltweit gefährdet. definiert (mit dem Vorbehalt der Vorläufig-
Oder soll man in Deutschland z.B. die Roten keit): „Eine Erhaltungskultur ist eine Popula-
Listen der einzelnen Bundesländer heranzie- tion (mindestens ein lebendes Individuum,
hen? Danach gelten etwa ein Drittel aller in der Regel aber mehrere) eines heimischen
Pflanzenarten in Deutschland als gefährdet. Pflanzentaxons regionaler Wildherkunft in
Mit anderen Worten, es gibt keinen Bezugs- einem Garten mit dem Ziel, sein (regionales
punkt, um einen Erfolg zu messen. Selbst oder globales) Aussterben zu verhindern.“
wenn man dies außer Acht lässt, ist das for- (Burkart & von den Driesch 2006). Zunächst
mulierte Ziel, 30 % (oder noch mehr) aller soll eine Prioritätenliste der „bedürftigen
Pflanzenarten bis 2010 ex situ zu erhalten, heimischen Taxa“ erstellt werden, die sich an

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Schutz und Erhalt pflanzengenetischer Vielfalt: In situ- und Ex situ-Maßnahmen

den Roten Listen orientieren soll und areal- sich mit Erhaltungskulturen zur Bewahrung
kundliche Gesichtspunkte berücksichtigt der natürlichen genetischen Vielfalt nicht
(z.B. endemisch in Deutschland oder nicht). überfordern. Selbst bei Beschränkung auf ein
Zwischen den Gärten wird zur Zeit bespro- bis zwei Taxa pro Garten sind für die meisten
chen, welcher Garten welche Taxa (es ist Gärten die erforderlichen räumlichen, finan-
nicht klar, ob immer Arten oder auch inner- ziellen und personellen Kapazitäten nicht
artliche Einheiten gemeint sind) in Erhal- gegeben. Steht die Ex situ-Erhaltung pflan-
tungskultur nimmt. Ein wichtiger Punkt ist zengenetischer Vielfalt im Focus, sind Saat-
das Konzept für die jeweiligen Erhaltungs- gut-Genbanken die weitaus bessere Alterna-
kulturen. Drei Qualitätsstufen sind vorgese- tive (vgl. hierzu auch CPC 2004c). Erhaltungs-
hen, die sich kurz wie folgt beschreiben las- kulturen und Genbanken können sich aber
sen: Als Stufe 1 (Standard, Basisstufe) wird sinnvoll ergänzen, wofür es gute Beispiele
die Erhaltung eines Taxons gesehen; eine gibt (Cochrane 2004). Das wäre ganz im
dokumentierte heimische Wildherkunft soll Sinne der „Global Mission“ der Botanischen
im Botanischen Garten unter Sicherung ihrer Gärten (BGCI 2000), deren wesentliche Ele-
Identität ex situ erhalten werden. Ob es sich mente Conservation (Natur- und Arten-
hierbei angesichts obiger Definition, in der schutz), Research (Forschung) und Education
bereits ein Individuum die Kriterien einer (Bildung und Schärfung des öffentliche Be-
Erhaltungskultur erfüllt, tatsächlich um „Er- wusstseins) sind.
haltungskulturen“ im eigentlichen Sinne
handeln kann, sei dahin gestellt. Kultur und 3 Schlussbemerkungen
Demonstration gefährdeter Arten in Bota-
nischen Gärten sind für die Öffentlichkeits- Zum Schutz und Erhalt der pflanzengene-
arbeit im Rahmen von Natur- und Arten- tischen Vielfalt sind Ex situ-Maßnahmen
schutzprogrammen sehr wichtig. Dieser unumgänglich. Wie für die Kulturpflanzen
„Standard“ der sog. Qualitätsstufe 1 ist im sollten explizit auch Saatgut-Genbanken für
Prinzip nichts Neues. Viele Botanische Gär- Wildpflanzen eingerichtet werden sofern sie
ten, so auch der Osnabrücker Botanische orthodoxe Samen aufweisen, was in unseren
Garten, haben solche Abteilungen, in denen Klimazonen weitgehend der Fall ist (s.o.). Die
sie gefährdete heimische Pflanzen demons- Vorteile von Genbanken für den Erhalt der
trieren. Ihr Wert steht außer Zweifel. Quali- genetischen Biodiversität gegenüber allen
tätsstufen 2 und 3 beinhalten die „generative anderen Ex situ-Maßnahmen sind offen-
Fortpflanzung/Vermehrung“ und in unter- sichtlich. (i) Pro Akzession/Population kön-
schiedlicher Intensität den Erhalt der natür- nen beliebig große Stichproben auf Einzel-
lichen genetischen Variabilität. Das ist insge- pflanzenbasis erhoben werden, wobei die
samt ein sehr ambitioniertes und vielleicht durch sexuelle Fortpflanzungssysteme er-
auch illusorisches Vorhaben. Unter Berück- zeugte Nachkommenschaft pro Mutter-
sichtigung der bereits diskutierten Probleme pflanze als separates Geschwistersaatgut zur
der Kultivierungen in Botanischen Gärten Verfügung steht. (ii) Die Samen können
allgemein sowie der Probleme bei Ex situ- platzsparend gelagert werden. (iii) Samen
Sammlungen zum Schutz und Erhalt pflan- sind für eine Langzeitlagerung prädesti-
zengenetischer Vielfalt inklusive der Stich- niert, da sie die natürlichen Ausbreitungs-
probenproblematik und der Wiederausbrin- und sexuellen Fortpflanzungseinheiten sind
gungsprogramme im besonderen muss man und sich durch mehr oder weniger lange
ernsthaft überlegen, ob Botanische Gärten Ruhephasen auszeichnen. (iv) Durch geeig-

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H. Hurka et al. Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 33/34 2008

nete Lagerbedingungen kann das natürliche Literatur


Ruhestadium verlängert werden, ohne dass Agenda 21 (1992): Konferenz der Vereinten Na-
der Same seine Lebensfähigkeit verliert. (v) tionen für Umwelt und Entwicklung im Juni
Eine Langzeitlagerung reduziert die Not- 1992 in Rio de Janeiro. Dokumente. Deutsche
wendigkeit von Vermehrungszyklen zur Er- Übersetzung. Informationsschrift des Bundes­
haltung der Viabilität erheblich. Das ist ko- umweltministeriums, Bonn.
stengünstig und minimiert die mit jedem Barthlott, W., Rauer, G., Ibisch, P.L., von den
Driesch, M. & Lobin, W., Hrsg. (1999): Botanische
Vermehrungszyklus latente Gefahr von Gärten und Biodiversität. Bundesamt für Na-
Drifteffekten und ungewollter Selektion turschutz, BfN, Hrsg. Landwirtschaftsverlag,
während der Ex situ-Erhaltung. (vi) Insge- Münster.
samt sind Saatgut-Genbanken platzsparend, Bernhardt, K.-G. (2008): Beitrag in diesem Heft
relativ kostengünstig und langfristig. Warum BGCI (2000): International Agenda for Botanic
sonst gibt es Saatgut-Genbanken für Kultur- Gardens in Conservation. Botanic Gardens
pflanzen? Noch immer aber herrscht im Na- Conservation International, Richmond, U.K.
BMVEL (2002): Nationales Fachprogramm zur
tur- und Artenschutz Skepsis gegenüber Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen
Genbanken für Wildpflanzen. Vielleicht be- landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-
ruht dies auf einem Missverständnis, denn turpflanzen. Bundesministerium für Verbrau-
Genbanken für Wildpflanzen sollen und kön- cherschutz, Ernährung und Landwirtschaft,
nen auch gar nicht In situ-Erhaltungsmaß- Bonn.
nahmen ersetzen. Die wichtigsten Ziele von Borgmann, P., Neuffer, B., Hurka, H. & Friesen, N.
Saatgut-Genbanken für Wildpflanzen sind (2008): Beitrag in diesem Heft.
Botanic Gardens Conservation Strategy (1989).
im Rahmen eines integrierten Naturschutzes IUCN Botanic Gardens Conservation Secre-
sowie zu Schutz und Erhalt der pflanzenge- tariat, Richmond, U.K., WWF and IUCN, Gland,
netischen Ressourcen unserer Wildpflanzen Schweiz.
zu sehen. Wir plädieren zum wiederholten Brown, A.H.D. & Briggs, J.D. (1991): Sampling stra-
Male für den Aufbau eines dezentralen Netz- tegies for genetic variation in ex situ collections
werkes regionaler Genbanken für die Wild- of endangered plant species. In: Falk, D.A. &
pflanzen in Deutschland. Die Botanischen Holsinger, K.E., Hrsg.: Genetics and conservati-
on of rare plants. Pp. 99 – 122. Oxford Univ.
Gärten in Zusammenarbeit mit Naturschutz- Press, New York.
organisationen sind mit ihrer Kompetenz Brown, A.H.D. & Marshall, D.L. (1995): A basic sam-
und ihren bereits vorhandenen Samm- pling strategy: theory and practice. In: Guarino,
lungen hierfür prädestiniert. Die Flächenver- V., Ramanatha Rao, V. & Reid, R., Hrsg.: Collect-
teilung der Botanischen Gärten deckt die ing plant diversity: Technical guidelines. Pp 75
einzelnen Naturräume in Deutschland gut – 92. CAB International, Wallingford, U.K.
ab, so dass ein entsprechend ausgelegtes Brücher, H. (1969): Gibt es Genzentren? Naturwis-
senschaften 56, 77 – 84.
regionales Netzwerk die geographische und Burkart, M. & von den Driesch, M. (2006): Global
ökologische Bandbreite der genetischen denken, regional handeln: Schutz der hei-
Variabilität der Wildarten gut erfassen kann. mischen Wildpflanzen in botanischen Gärten.
Wir erkennen keine ernsthaften Argumente Der Palmengarten 70/2, 146 – 157.
gegen Saatgut-Genbanken für Wildpflanzen CBD, Convention on Biological Diversity (1992).
auch in Deutschland. Es ist eher ein vielsei- United Nations Conference on Environment
tiges und vielschichtiges „In situ“ Behar- and Development, Rio de Janeiro 1992. Secre-
tariat of the Convention on Biological Diver-
rungsvermögen, das es zu überwinden gilt. sity, Montreal. (Deutsche Übersetzung 1992:
Geschieht dies nicht, verspielt der Natur- Übereinkommen über die biologische Vielfalt.
schutz eine Chance und verliert den inter- BMU, Bundesministerium für Umwelt, Natur-
nationalen Anschluß. schutz und Reaktorsicherheit. Bonn).

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Schutz und Erhalt pflanzengenetischer Vielfalt: In situ- und Ex situ-Maßnahmen

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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

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Zeitschrift/Journal: Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen

Jahr/Year: 2008

Band/Volume: 33-34

Autor(en)/Author(s): Hurka Herbert, Friesen Nikolai W., Borgmann Peter, Neuffer


Barbara

Artikel/Article: Schutz und Erhalt pflanzengenetischer Vielfalt: In situ- und Ex situ-


Maßnahmen 177-195

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