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Hervorhebungen:

- Dass Jesus nie geboten hat, diesen Tag zu halten, fand leider keinerlei Beachtung.
- Die Festzeit des Gesetzes wurde offiziell geändert und damit die Voraussetzung zur
Verfolgung all jener geschaffen, die den Sonntag nicht so halten würden, wie die
Kirche es vorschrieb.
- Papst Gregor der Große geht kurz darauf so weit, Sabbathalter sogar als Vorboten
des Antichristen zu bezeichnen.

Vom Sabbat zum Sonntag


(René Gehring)

Die Apostel versammelten sich wie Jesus (Lukas 4,16) noch zuverlässig am Sabbat
(Apostelgeschichte 17,2). Das Sabbatgebot sollte ja auch in der Zeit des „neuen“ Bundes
noch gelten (Jesaja 56,1-6; Hesekiel 11,19-20). Aber schon sehr bald dem Tod der Apostel
kam es zum dem Glaubensabfall, den Paulus schon prophezeit hatte und von dem er sagte,
dass er bereits langsam beginne (2. Thessalonicher 2,3-4.7). Tatsächlich sehen wir sehr
bald nach seinem Tod die ersten deutlichen Anzeichen für die Abkehr von Gottes Gesetz,
besonders was den Sabbat betrifft.

107-110: Ignatius von Antiochia, An die Magnesier 9:

Nach dem Halten des Sabbats soll jeder Freund Christi den Tag des Herrn
[=Sonntag] als Festtag halten, den Auferstehungstag, den König und Obersten aller
Tage.

Ignatius war seiner Zeit voraus. Andere frühchristliche Kirchenmänner brauchten länger, um
sich derart zugunsten der Verlegung der Heiligkeit des Sabbats auf den Sonntag zu äußern.
Die Begründung, die schon Ignatius lieferte, wurde beibehalten (Sonntag als
Auferstehungstag). Dass Jesus nie geboten hat, diesen Tag zu halten, fand leider keinerlei
Beachtung.

Es kam dann noch die Idee hinzu, dass der erste Tag ja der Tag der Erschaffung des Lichts
ist (1. Mose 1,3) und damit besonderer Ehre Wert sei – eine Anpassung an die römische
Feier des Sonnentages (=Sonntag).

147-161: Justin der Märtyrer (Rom), Apologie 67:

Doch Sonntag ist der Tag, an dem wir alle unsere allgemeine Versammlung halten,
weil es der erste Tag ist, an dem Gott die Welt erschuf, nachdem er eine
Veränderung in der Finsternis und der Materie bewirkte; und Jesus Christus, unser
Erlöser, stand an diesem Tag von den Toten auf.

263-339: Eusebius von Cäsarea (Rom), Kommentar zu Psalm 91:

Das Wort [=Jesus] hat durch den Neuen Bund die Feier des Sabbats auf das
aufgehende Licht gelegt. Er hat uns ein Vorbild der wahren Ruhe in dem erlösenden
Tag des Herrn [=Sonntag] gegeben, dem ersten Tag des Lichts … An diesem Tag
des Lichts, dem ersten Tag und wahren Tag der Sonne, wenn wir uns nach der
Spanne von sechs Tagen versammeln, feiern wir die heiligen und geistlichen
Sabbate … Alle Dinge, die vorgeschrieben waren für den Sabbat, haben wir auf den
Herrentag gelegt, der mehr Autorität besitzt und höher geachtet und ersten Ranges
ist, und ehrenvoller als der jüdische Sabbat. Tatsächlich ist es an diesem Tag der
Schöpfung der Welt, dass Gott sagte: „Es werde Licht; und es wurde Licht.“ Es ist
ebenfalls an diesem Tag, dass die Sonne der Gerechtigkeit aufgegangen ist für
unsere Seelen.

Der Sonntag als Tag der Auferstehung Christi, der biblisch mit der Herrlichkeit der Sonne
beschrieben wird (Matthäus 17,2; Offenbarung 1,16), andererseits geehrter Tag des
Sonnengottes Sol Invictus, stellte eine leicht annehmbare Alternative zum biblischen Sabbat
dar, insbesondere für Heidenchristen.

321: Kaiser Konstantin der Große, Codex Justinianus, Buch 3, Titel 12,3:

Am ehrwürdigen Tag der Sonne sollen die Beamten und Einwohner der Städte
ruhen, und alle Werkstätten sollen geschlossen bleiben. Auf dem Lande jedoch
können Personen, die in der Landwirtschaft arbeiten, uneingeschränkt und mit
gesetzlicher Erlaubnis ihre Arbeiten verrichten.

Dies ist das erste staatlich verordnete Sonntagsgesetz. Man beachte aber, dass es nur
einen kleinen Teil der Bevölkerung betraf. Die Bauern im Römischen Reich (ca. 90% der
Bevölkerung) waren davon ausgenommen.

Dass es dennoch bis ins 5. Jahrhundert viele treue christliche Sabbathalter gab, belegt
folgende Aussage aus eben jener Zeit:

5. Jh. Sokrates Scholasticus, Kirchengeschichte 5,22:


Denn obgleich fast alle Kirchen in der ganzen Welt die heiligen Mysterien am Sabbat
jeder Woche zelebrieren, haben doch die Christen von Alexandria und Rom aufgrund
irgendeiner alten Tradition aufgehört dies zu tun.

Das änderte sich mit dem 3. Konzil von Orléans, auf dem nun die gesamte Bevölkerung
unter Strafandrohung zur Sonntagsfeier gezwungen wurde:

538: Römisch-Katholische Kirche, 3. Konzil von Orléans, Kanon 28:

Wir haben beschlossen, dass am Tag des Herrn [Sonntag] alles zu tun gestattet ist,
was auch zuvor zu tun gestattet war. Doch hinsichtlich landwirtschaftlicher Arbeit, d.
h. pflügen, Weinstöcke bearbeiten, ernten, mähen, dreschen, Dornen oder Hecken
schneiden, urteilen wir, dass es besser sei, sich davon zu enthalten, damit die
Menschen eher imstande sind, in die Kirchen zu gehen und Zeit für Gebete zu
haben. Wenn jemand gefunden wird, der die oben verbotenen Dinge tut, soll er
bestraft werden, nicht wie es die zivilen Behörden vorsehen, sondern wie es die
kirchlichen Mächte entscheiden mögen.

Damit hatte sich die Prophezeiung aus Daniel 7,25 erfüllt: Die Festzeit des Gesetzes wurde
offiziell geändert und damit die Voraussetzung zur Verfolgung all jener geschaffen, die den
Sonntag nicht so halten würden, wie die Kirche es vorschrieb. Erstmals wurde dies von der
Kirche selbst durchgeführt und währte dreieinhalb Zeiten lang (von 538 bis 1798), wie im
selben Bibelvers vorausgesagt.

Papst Gregor der Große geht kurz darauf so weit, Sabbathalter sogar als Vorboten des
Antichristen zu bezeichnen:

603: Papst Gregor I. der Große, Brief 13,3:

Es ist mir zu Ohren gekommen, dass gewisse verdrehte Geister bei euch
verwerfliche, dem heiligen Glauben widersprechende Dinge ausgestreut haben, so
dass sie verbieten, am Sabbat etwas zu arbeiten. Könnte ich diese anders denn als
Herolde des Antichrists bezeichnen?

Diese Haltung blieb weitgehend bestehen bis zur Entmachtung des Papstes im Jahre 1798,
womit auch die Glaubensverfolgungen durch die römisch-katholische Kirche endeten.

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