Sie sind auf Seite 1von 27

IN CAPUT NOSTRUM OMNES SOLI SUMUS

Portfolio
zum Proseminar Kommunikation und Interaktion (2023 WS):
„Systemtheoretisch-konstruktivistische Perspektiven“
unter der Leitung von:
Prof. MMMag. Walter Swoboda

im Rahmen der
Allgemeinen Bildungswissenschaftlichen Grundlagen
ABGPM 4: Voraussetzungen, Verläufe und Folgen des Unterrichts
SPL-49 Lehrer:innenbildung
Universität Wien

21. DEZEMBER 2023


FRANZ J. CECH
MatNr. 09871211
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Inhalt

Einleitung ................................................................................................................................................. 2
Sociological Storytelling (Film „Wall-E“) .................................................................................................. 2
Analyse „Lady Million“............................................................................................................................. 3
Forumsbeitrag „Konstruktivismus und Lehre“ ........................................................................................ 7
Einführung in die Systemtheorie ............................................................................................................. 8
Soziale Systeme ..................................................................................................................................... 10
Reflexion ................................................................................................................................................ 12
Anhang .................................................................................................................................................. 14
Mitschrift zur ersten Einheit .............................................................................................................. 14
Mitschrift zur Einheit am 16.10.2023 ................................................................................................ 15
Mitschrift zur Einheit am 30.10.2023 ................................................................................................ 17
Mitschrift zur Einheit am 06.11.2023 ................................................................................................ 18
Mitschrift zur Einheit am 13.11.2023 ................................................................................................ 18
Mitschrift zur Einheit am 20.11.2023 ................................................................................................ 20
Mitschrift zur Einheit am 04.12.2023 ................................................................................................ 22
Mitschrift zur letzten Einheit ............................................................................................................. 23
Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 26

1
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Einleitung
Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und musste, trotz mehrmaligen Ersuchens unseres
Seminarleiters, ihn nicht zu zitieren, als Leittext dieses Portfolios die Latinisierung eines seiner
Aussagen vornehmen. „In unserem Kopf sind wir alle allein“ (MMMag. W. Swoboda, am 13.11.2023).
Er selbst bezeichnete diese Aussage als wichtigste Aussage des Seminars, weshalb ich die
Voranstellung dieser Worte in jeder Hinsicht für gerechtfertigt erachte. Umrahmt wird das Zitat von
einer gespiegelten Freistellung eines Voluts aus dem Tal der Seepferdchen der quasi-fraktalen
Grenzlinie des Apfelmännchens aus der Mandelbrotmenge (Wikipaedia, 2004). Dies spiegelt dem
Verfasser den autopoietischen Charakter des Seminars wider, da es sich als soziales System
herausstellte, welches sich von seiner Umwelt unterscheidend und bezeichnend selbstkonstituierend
kommunizieren ließ…

Der abschließenden Reflexion gehen die Arbeitsaufträge der Seminareinheiten voran, und werden im
Anhang auf Empfehlung der Seminarleitung die skizzenhaften Mitschriften nachgestellt.

Mit diesem Portfolio soll ein Einblick in die Wirkungen und Nebenwirkungen der Impulse aus dem
Seminar gewährt sein, welche den Verfasser, zu manch geistigen Kraftakten genötigt, zu vielen
neuartigen Fragestellungen und Perspektivenwechsel bringen konnten, deren er auf bisher sonstigen
Wegen bislang noch keinen Zugang gefunden hatte.

Franz J. Cech, am 27.12.2023

Sociological Storytelling (Film „Wall-E“)

Arbeitsauftrag 1: Film Walle Fragen:


1) Sehen Sie sich das folgende Youtube-Video zum Thema „Sociological Storytelling“ an:
https://www.youtube.com/watch?v=Z1-vPQKwXbY (Sie können hierzu bei Bedarf im Video-
Fenster auch die Untertitel aktivieren).
2) Beantworten Sie die folgenden Fragen, laden Sie sie im entsprechenden Ordner auf Moodle hoch.

a)
Welche zwei verschiedenen Arten der Erklärung menschlichen Verhaltens werden in dem Video
aufgezeigt?
Konformismus und Nonkonformismus.
Wodurch unterscheiden sich diese?
Das Entscheidungsniveau befindet sich bezüglich gesellschaftlicher Konventionen auf unterschiedlich
motivationalen Orientierungsebenen. (Detlef Urhahne, 2019, S. 325f)
Welche Erklärungsvariante ist Ihrer Meinung nach in unserem Kulturkreis dominant?
Konformismus.
Was ist laut Videoautor das Besondere an der Erzählstruktur des Films „Wall-E“?
Es existiert kein klassischer Bösewicht i.S.v. Disney oder Hollywood, wodurch eine individualistische
Weltsicht vermieden wird, in der Probleme und Konflikte auf Einzelverhalten zurückführbar wären.
Stattdessen wird eine soziologische Weltsicht dargestellt, indem eine Institution den Antagonisten
repräsentiert, welcher die empfindungsunfähige, einwandfrei funktionierende und keine
unabhängigen Entscheidungen treffende KI „Otto“ verkörpert.

b)
Welche Rückschlüsse können aus einer soziologischen Analyse des Brettspiels „Monopoly“ gezogen
werden?
Die individualistische Sichtweise, dass Menschen tun was sie sind, welche in diesem Spiel

2
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

bestimmend ist, führt zur einzigen Erklärung, dass Menschen habgierig sind, da Habgier eine
Teilnahmebedingung an diesem Spiel ist.

c)
Welche gesellschaftlichen Funktionen erfüllen soziale Normen im Allgemeinen?
Erhaltung der Strukturen und Funktionen des sozialen Systems.
Anders formuliert: Wieso zeichnet sich jede uns bekannte Form menschlichen Zusammenlebens durch
„Pfade des geringsten Widerstands aus“?
Durch unsere seit Jahrtausenden anhaltende Konditionierung auf gesellschaftliche Normen, ist unser
Verhalten im Umgang mit Konflikten auf ihr Vermeiden und Beenden zu Gunsten des
Zusammenlebens ausgerichtet. Jede Gefährdung des Zusammenlebens gefährdet laut
individualistischer Sicht auch die eigene Existenz, womit die Belohnungszentren im Gehirn erst dann
aktiviert werden und dadurch ein Kohärenzgefühl erzeugt wird, sobald Konflikte beseitigt worden
sind. Da sich diese Gefühle auf kognitive Prozesse massiv auswirken, und Gedanken der
vorherrschende Faktor für unsere Entscheidungsfindungen sind, werden die Pfade des geringsten
Widerstandes, da sie begehbar gepflastert und bewährt sind, vorzugsweise beschritten.
Unbegehbares Terrain im menschlichen Zusammenleben zu „begehen“ ist daher auf kognitiv
beruhenden Entscheidungen nicht möglich. Es erfordert wesentlich anders strukturierte und
funktionierende mentale Prozesse und Fähigkeiten, sowie man das erklimmen einer Steilwand mit
Steigeisen und Kletterseilen oder das Hinabtauchen in den Mariannengraben nicht als „Begehung“
bezeichnen würde.
Wie stellen soziale Einheiten sicher, dass ihre Normen auch eingehalten werden?
Durch Sanktionen/Benachteiligungen und Förderungen/Privilegien.

Analyse „Lady Million“


Analyse des Werbespots für Lady Million von Paco Rabanne

Die Normen und Werte unserer Gesellschaft prägen Medien und Werbung, die indes nicht nur „Trägermedien“
sind, insofern sie Normen und Werte abbilden, sondern selbst zu deren Bildung und in geringerem Maße zu
deren Wandel beitragen.

Davon ausgehend soll im Folgenden der Werbespot für den Damenduft Lady Million von Paco Rabanne auf
darin (in Form von Motiven und Symbolen) zum Ausdruck kommende Normen und Werte analysiert und mit
dem Werbespot für den Herrenduft1 Million desselben Herstellers verglichen werden.

Beschreibung des Werbespots

Am Beginn des 31-sekündigen Werbespots, der bis auf wenige Einstellungen in Schwarz-Weiß gehalten ist, wird
eine junge, vermutlich blonde Frau mit symmetrischen Gesichtszügen und vollem Haar im Blitzlichtgewitter
gezeigt. Diese Aufnahme wird von einem Voice-over („Oh my God“) – im weiteren Verlauf von „Do it again“
gefolgt – begleitet.

In einer zweiten Einstellung sehen wir die Protagonistin in einem eleganten, glitzernden Kleid. Sie kommt auf
uns zu und schnipst dabei mit den Fingern, woraufhin ein weißer Oldtimer erscheint. Die vierte Einstellung ist
eine Großaufnahme des Gesichts der Protagonistin, auf dem sich nun ein Lächeln abzeichnet.

3
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

In der folgenden Einstellung schnipst die Protagonistin erneut mit den Fingern, wobei sie ein funkelndes
Armband trägt. In weiterer Folge erscheinen links und rechts dutzende Autos desselben Typs. In den weiteren
Einstellungen trommelt die Protagonistin zunächst mit den Fingern auf ihre Wange und stampft anschließend
mit dem Fuß auf, woraufhin viele, vor allem hochhackige Schuhe erscheinen.

In der zehnten Einstellung wird die Protagonistin in einem Glitzertop gezeigt. Nachdem sie mit den Fingern
beider Hände geschnipst hat, erscheinen im Hintergrund um sie herum Männer in Anzügen.

In der zwölften Einstellung steht der Protagonistin, die den Betrachter:innen nun den Rücken zuwendet, ein
elegant gekleideter Mann gegenüber, der sie, die Arme halb ausgestreckt, die Handflächen nach oben gerichtet
und den Kopf gesenkt, von unten anblickt, bevor er nach einem weiteren Schnipsen verschwindet.

In der folgenden Einstellung sehen wir die Protagonistin auf einem übergroßen Diamanten liegend und neben
ihr den Schriftzug „Lady“ in kursiver Schrift. Daraufhin wird zum ersten Mal der goldene Flakon, der die Form
eines Diamanten hat, gezeigt, wobei die Protagonistin diesen hinter ihrem Rücken (versteckt) hält. Zugleich
handelt es sich bei dieser Einstellung um die erste in Farbe.

Gleich darauf gehen die Werbemacher:innen wieder zu Schwarz-Weiß über: Dutzende Pressefotografen lichten
die Protagonistin ab, die sich in einer weiteren Einstellung in einer Halbtotale im kleinen Schwarzen auf einem
Catwalk in Pose wirft, ohne dabei von Publikum umgeben zu sein. Sie wendet sich zunächst ab und richtet den
Blick anschließend zum rechten Bildrand, bevor sie zum wiederholten Male mit den Fingern schnipst.

In der folgenden Einstellung erscheinen ein Spielautomat und auf ihm nach- und nebeneinander drei rote
Herzen, bevor wir in weiteren Einstellungen zunächst den Protagonisten aus dem Werbespot für den
Herrenduft 1 Million, anschließend ihn und die – nun lächelnde – Protagonistin aus „unserem“ Werbespot
sehen. Der Protagonist schnipst mit den Fingern, woraufhin in seiner Hand eine Schmuckschatulle mit einem
Diamantring darin erscheint. Die folgende Einstellung ist ein Detail der Lippen der Protagonistin, die in weiterer
Folge hinter ihrem Rücken mit den Fingern schnipst.

In der vorletzten Einstellung werden das Gesicht der Protagonistin und der Hinterkopf des Protagonisten in
Großaufnahme gezeigt: Sie lächelt, während ihre Hand zugleich auf seiner Schulter ruht – der Ring an ihrem
Finger ist dabei unübersehbar. Beim Übergang von der vorletzten Einstellung zur letzten wird einen Augenblick
lang ein schwarzer Bildschirm eingeblendet. Zuletzt wird noch einmal der goldene Flakon gezeigt, der erneut
von einem Voice-over („Lady Million: the new feminine fragrance by Paco Rabanne“) begleitet wird.

Deutung

Indem die Protagonistin in den ersten Einstellungen auf die Betrachter:innen zukommt, wird sie nahbar. Dieser
Eindruck wird durch spätere Einstellungen noch verstärkt, in denen die Protagonistin sich den Betrachter:innen
zuwendet und ihnen zuzwinkert. Durch eine Kameraführung, die den Blick der Betrachter:innen über die
Schulter der Protagonistin lenkt, nehmen diese deren Blickwinkel ein.

4
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Der Oldtimer in der dritten bzw. die Oldtimer in der sechsten Einstellung stehen für Eleganz und Exklusivität,
Klasse und Wohlstand, die Schuhe in der neunten Einstellung für Luxus einerseits, Sinnlichkeit und Weiblichkeit
andererseits, zumal dieser Einstellung eine vorangeht, in der die Protagonistin mit sinnlichem Blick
verführerisch mit den Fingern auf ihre Wange trommelt. Die Männer in der elften Einstellung können als
Sinnbild für Begehren und Begehrtwerden gedeutet werden. Oldtimer, Schuhe und Männer werden dabei durch
ein wiederkehrendes Motiv – jenes der Vermehrung – zu einem Narrativ verwoben: Die Protagonistin ist in der
Lage, Oldtimer, Schuhe und Männer sowie deren Symbolkraft durch ein einfaches Schnipsen mit den Fingern zu
vermehren.

Statt mit den Fingern zu schnipsen stampft die Protagonistin in einer weiteren Einstellung überschwänglich mit
dem Fuß auf. Durch diesen Ausdruck jugendlicher Unbeschwertheit wird es der jungen Zielgruppe weiter
erleichtert, sich mit der Protagonistin zu identifizieren.

Dass diese einen ihrer Verehrer durch Schnipsen verschwinden lässt, deutet darauf hin, dass es sich bei ihr um
einen Menschen handelt, der trotz seiner Jugend selbstbestimmt handelt. Obwohl das selbstbestimmte
Handeln der Protagonistin begrüßenswert ist, sei darauf hingewiesen, dass sie sich dabei, wie im weiteren
Verlauf des Werbespots ersichtlich wird, doch nur innerhalb eines vorgegebenen Rahmens – eigentliches Ziel
bleibt der Verlobungs- bzw. Ehering – bewegt.

Die Einstellung, die die Protagonistin auf einem Diamanten liegend zeigt, erinnert an Plakate für Filme aus der
„James Bond“-Reihe, insbesondere an jenes für den Film „James Bond 007 – Diamantenfieber”. Durch den
Wechsel von Schwarz-Weiß zu Farbe wird das Produkt hervorgehoben. Indem der Flakon gleich einem zu
bewahrenden Geheimnis hinter dem Rücken gehalten wird, entsteht in den Köpfen der Zielgruppe ein Bild von
dem Produkt als Geheimwaffe.

Durch das Blitzlichtgewitter der Paparazzi wiederum wird die Protagonistin in den Augen der Zielgruppe zu
einem gefeierten Star; das Produkt, so die wenig subtile Botschaft, hat sie offenbar von einem Niemand zu
einem Jemand werden lassen.

In einer weiteren Einstellung, die die Protagonistin in einem kleinen Schwarzen auf einem Catwalk ohne
Publikum zeigt, werden zwei Motive zusammengeführt: das kleine Schwarze steht für zeitlose Eleganz, der
Catwalk für Glanz und Glamour. Dass die Protagonistin in der Einstellung nicht von Publikum umgeben ist, ist
vielleicht Ausdruck dafür, dass sie nicht vom wertenden Wohlwollen eines Publikums abhängig ist, sondern es
ihr freisteht, zu tun und zu lassen, was sie will. Mit Gestik und Mimik lädt die Protagonistin die Betrachter:innen
ein, ihr zu folgen und wie sie ein Leben frei von allen Zwängen zu führen – den Weg in ein solches Leben bahnt
vermeintlich das Produkt, das mit dem Spot beworben wird.

Das Motiv der Liebe wird in den weiteren Einstellungen von einem Rand- zu einem Kernthema des Werbespots:
Drei rote (!) Herzen auf einem Spielautomat werden zum Symbol für das Liebesglück der Protagonistin und
ihres Liebsten, der sich als der Protagonist aus dem Werbespot für 1 Million herausstellt. Der Diamantring

5
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

macht das (Liebes-) Glück vollkommen: Durch das Produkt hat die Protagonistin nicht nur ihre große Liebe
gefunden, sondern diese auch dazu gebracht, sich in sie zu verlieben und ihr einen Antrag zu machen.

Gemeinsamkeiten mit und Unterschiede zu dem Werbespot für 1 Million

Gemeinsam haben die beiden Werbespots insbesondere

− die Farbgebung, Schwarz-Weiß einerseits und Gold andererseits, und deren mutmaßliche Funktion –
Farbe ist in den Werbespots dem Produkt vorbehalten, sodass die Einstellung, in der das Produkt erstmalig
zu sehen ist, sich von den vorangegangenen und nachfolgenden wirkungsvoll abhebt;

− das Leitmotiv des Schnipsens, mit dem die Protagonist:innen sich wie durch Zauberei selbst ihre
Wünsche – unter anderem danach, begehrt zu werden – erfüllen;

− Symbole wie das Automobil und insbesondere den Oldtimer, der für Eleganz, Stil und Wohlstand,
sowie das Glücksspiel, das für jugendlichen Übermut und Leichtsinn steht;

− den dramaturgischen Spannungsbogen, der mit der Produktpräsentation in den letzten Einstellungen
seinen Höhepunkt erreicht;

− Rollenbilder, die in den Köpfen der Zielgruppe ein Bild von dem Produkt prägen sollen, das dieses mit
Begehren und insbesondere Begehrtwerden gleichsetzt.

Obwohl für beide Werbespots eigentlich derselbe Track gewählt wurde, unterscheiden die Soundtracks sich
doch hinsichtlich der Häufigkeit der Voice-overs, die im Werbespot für Lady Million überwiegen. In diesem
bewirkt das Schnipsen im Verborgenen, dass der Diamant größer wird, wohingegen es in dem Werbespot für 1
Million die weibliche Gegenfigur des Protagonisten dazu bewegt, die Hüllen fallen zu lassen.

Noch eindrucksvoller ist der Unterschied in der Beziehung zwischen den Geschlechtern: Im Werbespot für Lady
Million teilt sich die Protagonistin in mindestens sechs Einstellungen das Bild mit dem Protagonisten bzw. einer
sonstigen männlichen Gegenfigur. Im Gegensatz dazu ist die Rolle der Frau im Werbespot für 1 Million eher eine
untergeordnete. Frauen werden dementsprechend über ihre Beziehung zu Männern definiert – das Passiv
wurde hier ganz bewusst gewählt –, Männer hingegen können (und dürfen) im wörtlichen wie im übertragenen
Sinne für sich allein stehen.

Nicht zuletzt unterscheiden sich die beiden Werbespots in Qualität und Quantität der Symbolik: Während in
beiden das Fahrzeugmodell Stil und Wohlstand und das Glücksspiel in weiterem Sinne die Jugend
versinnbildlicht, wird das Automobil in dem Werbespot für Lady Million nicht wie in jenem für 1 Million von
vorne, sondern von der Seite gezeigt; hinzu kommt, dass es heller als sein Gegenstück im Werbespot für den
entsprechenden Herrenduft ist (Qualität). Das Glücksspiel wiederum hat im Werbespot für 1 Million eine
tragendere Rolle, zumal die Werbemacher:innen sich dieses Symbols darin häufiger bedienen (Qualität und
Quantität).

6
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Ein Motiv aus dem Werbespot für 1 Million, das sich in jenem für Lady Million wiederholt, ist jenes des Goldes,
das dabei zugleich als Symbol für etwas Wertvolles steht (die Flakons der beiden Düfte sind dementsprechend
golden). Das übergeordnete Motiv des Goldes wird jedoch in den Werbespots auf unterschiedliche
untergeordnete Motive übertragen: Während im Werbespot für Lady Million der Diamant und mit ihm Glanz
und Glamour (z. B. in Form der Kleidung der Protagonistin) für das Gold einstehen, tun dies im Werbespot für 1
Million Goldbarren und Geldscheine. Der Diamant hat dabei eine – vermutlich ganz bewusst gewählte –
Konnotation, die Goldbarren und Geldscheine nicht haben und die sich nicht nur nahtlos in das Narrativ des
Werbespots für Lady Million einfügt, sondern dieses überdies noch nährt: jene des Steins, der auf Verlobungs-
und Eheringen prangt.

Fazit

Durch die Bildgestaltung und die Kameraführung wird die Protagonistin in dem Werbespot für den Damenduft
Lady Million zu einer Identifikationsfigur, durch die wiederkehrenden Motive und die entsprechenden
Sinnbilder zu einem Ideal erhoben. Dabei vermitteln uns die Werbetreibenden durch den Werbespot
erfolgreich dessen Kernbotschaft, wonach die Identifikationsfigur erst durch das Produkt zu dem Ideal, d. h.
zum best self ihrer selbst, wird.

Der Werbespot für Lady Million hat dabei im Sinne des Branding viel mit jenem für 1 Million gemein.
Interessanter als die Gemeinsamkeiten sind jedoch die Unterschiede zwischen den beiden Werbespots, die
zugleich als Unterschiede zwischen den Geschlechtern und insbesondere den mit ihnen verbundenen
Rollenbildern begriffen werden können: Das Glück der Protagonistin ist erst vollkommen, als der Mann für das
Leben in ihr Leben tritt. So selbstbestimmt ihr Handeln scheint, so sehr bewegt sich die Protagonistin dabei
innerhalb eines vorgegebenen Rahmens; während das Endziel des Protagonisten ein hedonistisches Leben,
nicht zuletzt in seiner Beziehung zum weiblichen Geschlecht, ist, ist es für die Protagonistin das Eheleben.

Der Werbespot für den Damenduft Lady Million ist bei alledem nicht nur das Produkt einer Gesellschaft mit
überkommenen Rollenbildern, sondern trägt, bewusst oder unbewusst, auch dazu bei, diese zu reproduzieren.

Forumsbeitrag „Konstruktivismus und Lehre“


a) Welche Kernaussagen des Textes sprechen Sie in Bezug auf den Lehrberuf und auf
dessen Ziele an? Weshalb?
Mich hat die Aussage, dass Wörter nicht die Realität sondern konstruierte Konzepte zum Ausdruck
bringen sehr angesprochen. Glasersfelds Ausführung zu diesem grundlegenden
Unterscheidungsbewusstsein für alle Lehrenden spenden meinen Frustrationen am Bildungssystem
Trost. Der Jahrtausende währende Irrglaube, dass wir die Realität, wie sie v.a. unabhängig von uns
existiert, durch Gedanken, Worte, Theorien oder kurzum durch etwas, das wir selbst erschaffen
können, auch nur annähernd wiederum durch Gedanken, Worte, Theorien reproduzierbar vermitteln
können, führt im Grunde zu Streitbarkeit und Machtkonflikt, worauf sich schlussendlich unser
Gesellschaftsgebaren auf bedauernswerte Weise konditioniert hat.
Ich habe mich auf meinem nunmehr dritten Bildungsweg für den Lehrendenberuf entschieden, weil
7
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

mir v.a. durch die Ereignisse der letzten Jahre aufgefallen ist, wie schlimm diese Konditionierung zum
Leid v.a. junger Menschen beiträgt. Beim Lesen des Textes von Glasersfeld konnte ich einsehen, wie
anmaßend die Haltung von Lehrenden ist, wenn sie SuS Konzepte als Konventionen beibringen. Wenn
Konzepte nicht verstanden, sondern nur wie Konventionen auswendig gelernt werden, dann sind
Betrug, Machtspiele, Korruption, etc. in unserer Gesellschaft die notwendige Konsequenz. Diese eine
exemplarische Unterscheidung von verschiedenen Lehr- und Lerntätigkeiten ließ mich vermuten, dass
so, wie es einer anderen Art von kognitiver Verarbeitung zwischen Konventionen und Konzepten
bedarf, es möglicherweise weitere Arten von Verstehen gibt, welche, ohne ins Metaphysische oder
Religiöse abzudriften, durch Erziehung erschwert bis verunmöglicht werden kann.

b) Haben Sie im Zuge Ihrer eigenen Schullaufbahn Erfahrungen gemacht, die den
Kritikpunkten Glasersfelds entsprechen? Wenn ja, welche?
Zur Zeit kann ich mich an keine konkrete Erfahrung erinnern. Ich würde mich auch nicht gerne
erinnern wollen.

c) Wie können die hier formulierten Aussagen auf den Unterricht in einem Ihrer Fächer
umgelegt werden? Anders formuliert: Auf welche Weise kann der praktische
Unterricht Ihres Faches von konstruktivistischen Prinzipien profitieren?
Glasersfelds Aussagen können eins zu eins auf mein Fach Physik umgelegt. Gerade das Beispiel mit
den Kugelbahnen brilliert für eine konstruktivistische Herangehensweise, wenn es um Newton'sche
Mechanik geht. Mein Zweitfach Musik ist für konstruktivistische Methoden schier ausgelegt, da die
vorgegebenen Handlungsfelder in Musik (Rezeption, Produktion, Reproduktion, Transformation,...)
hauptsächlich auf konstruktivistischer Grundlage konzipiert sind. Der praktische Unterricht kann
durch vermehrtes Interesse, Begeisterung, Offenheit, Respekt und Verantwortung gegenüber den
wahrnehmbaren Phänomene unserer Realität durch konstruktivistische Prinzipien weder profitieren
noch Schaden nehmen. Er böte zunehmend eine authentische Wahrnehmung von Realität, ein
Potential des zeitlosen Seins von Unbefangenheit.

Einführung in die Systemtheorie


Meine Reaktion auf die Ermutigung, mich auf meine Art und Weise mit dem Text (M. Berghaus
„Luhmann leicht gemacht“ Kap. 1-4) kritisch auseinanderzusetzen und mir eine Perspektive sowie eine
Fragestellung nach meinem Interesse zu wählen:

Ich fühle mich mehr als ermutigt mich kritisch mit dem vorliegenden Text auseinanderzusetzen. Die
Wahl einer Perspektive stellt für mich eine Herausforderung dar. Es liegt mir fern eine Perspektive zu
wählen. Mir stellen sich keine Wahlmöglichkeiten dar. Wenn ich in ein Eisgeschäft gehe, dann habe
ich mind. 20 Eissorten, die Entscheidung zwischen Tüten, Bechern oder Boxen, dann die vielen
Sortenkombinationen etc zur Auswahl. Bei der hier vorliegenden Beschreibung der Systemtheorie
Luhmanns stellen sich für mich keine Wahlmöglichkeiten von Standpunkten dar. Diese Theorie ist
derart ausgearbeitet, dass sie mir als sehr gut nachvollziehbar und einleuchtend erscheint. Gerne
hätte ich Niklas Luhmann persönlich in so mancher Vorlesung zugehört, und ihm die eine oder andere
Frage gestellt.

Aber vorerst möchte ich herausstellen, dass es für mich beim Lesen des Textes einen Moment des
Aufatmens gab, nämlich an der Stelle wo es hieß, dass ein soziales System nicht aus Menschen
besteht. Dies bestärkte meine Erfahrung dessen, dass soziale Systeme mich als Mensch nicht
beinhalten, sondern höchstens gebrauchen (Diederich, 1993, S. 10). Wenn Interaktionen kleine
Subsysteme im großen Sozialsystem darstellen, dann sind es doch eher diese kleinen Interaktionen, in
8
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

denen ich mich als Mensch noch am ehesten in das System einbezogen fühle. Doch diese
Interaktionen als kleine Bestandteile des Großen Systems entlarven sich dann schlussendlich als
dessen Handlanger zur Bewerkstelligung seiner ihn konstituierenden Operationen. So fühle ich mich
als Mensch dann schlussendlich missbraucht, sobald ich mir meiner Rolle als Beteiligter einer solchen
Operation bewusst werde.

Eine willkommene Zutat in der Rezeptur von Luhmanns Systemtheorie ist für mich der Begriff
„Autopoiesis“, welchen ich schon in meiner Jugendzeit kennenlernen durfte. Damals hatte ich einen
Freund, der sich fanatisch mit Physik und Mathematik beschäftigte. Er hatte sich auf seiner Atari-
Spielekonsole ein Terminal soweit zurechtgelegt, dass er sich eine Graphik der Mandelbrotmenge
durch eine eigene Programmierung ausrechnen und ausplotten konnte, was in etwa 2 Tage in
Anspruch genommen hatte. Durch ihn hatte ich zum ersten Mal vom Prinzip der in sich
wiederkehrenden selbstaufbauenden Muster gehört und warum nach diesem Prinzip die Küste
Norwegens eine der längsten der Welt sei etc… - auch wenn diese Muster allerhand skurile,
phantastische oder auch unscharf betrachtet einfache Erscheinungen hervorbringt – wenn man
genauer an die Grenzflächen heranzoomt, ergibt sich immer dasselbe Grundmuster. Mein Freund war
ein Aussenseiter, aber er konnte mir damals einen faszinierenden Einblick in die Rezeption und
Reproduktion bzw. Konstruktion unserer Umwelt vermitteln.

Faszinierend stellt sich mir Luhmanns Schlussfolgerung dar, dass sich soziale Systeme durch
Kommunikation und Beobachtung der Differenz von sich und ihrer Umwelt autopoietisch selbst
hervorbringen. Dies lässt ein großes Interesse daran keimen, was genau Luhmann als Kommunikation
bezeichnet. Aber darüber wird wahrscheinlich in kommenden Kapiteln des Buches eine
Auseinandersetzung stattfinden. Wohingegen die Beobachtungsfunktion des Systems schon in den
vorliegenden Kapiteln recht ausführlich als das Treffen von Unterscheidungen zwischen Umwelt und
System und eine entsprechende Bezeichnung dessen konstatuiert wird. Hierbei fokussiert sich meine
Aufmerksamkeit auf das Problem des blinden Flecks, der bei der Selbstbeobachtung nicht zu
vermeiden ist, da der Beobachter als System teil des Beobachteten ist, weshalb die Beobachtung der
Grenzlinie zwischen sich selbst und seiner Umwelt niemals abgeschlossen und immer sich selbst
beinhaltend einer faktisch nicht definierbaren Unschärfe oder weiter gefasst einer willkürlichen
Faktenfremdheit unterliegen wird müssen. Dieser Effekt ist, soweit ich den vorliegenden Text
verstanden habe, dem „Re-Entry“ zu verdanken, welcher einerseits als notwendige Bedingung einer
autopoietische Vorgangsweise dem System immaniert, aber andererseits diesen „blinden Fleck“ in
Kauf nehmen muss. An dieser Stelle erschließen sich mir unzählige Erklärungszugänge zu vielen
problematisch empfundenen sozialen Phänomenen. Es sind zB solche, welche unsere derzeitige
Gesellschaft in der Argumentation ihrer Legitimationsansprüche in grundlegende
Widersprüchlichkeiten verfallen lässt. Aber auch Erklärungen, für die Bereitschaft von Mehrheiten
sich jederzeit bereitwillig durch eine offensichtliche Minderheit zu allem möglichen Mitläufertum
verführen zu lassen, drängen sich durch die systemtheoretische Darstellung förmlich auf.
Interessanterweise sind laut dieser Theorie nicht die Menschen an den großen Miseren unserer
gesellschaftlichen Probleme schuld, denn Menschen sind nicht Teil dieses Systems etc…

In dieser Art ergibt sich für mich ein dynamischer Standpunkt, auf welchem ich assimilierend und
akkommodierend die einzelnen Aspekte der Darstellung von M. Berghaus über die Systemtheorie
Luhmanns betrachte. Wenn mir etwas in diesen 4 Kapiteln als erweiterungsversprechend ins Auge
sticht, dann ist es die Vereinnahmung des Beobachtungsbegriffs. Da wir uns meiner Ansicht nach
über die Grenzen der sensorischen Wahrnehmung hinweg, und erst recht schon längst nicht mehr im
visuellen Bereich bzgl. Beobachtungen bewegen, sondern eher psychische Operationen/Reaktionen
den Großteil von Beobachtungsinhalten beeinflussen, welche dann die sozialen Systeme
„erkommunizieren“, bleibt eine für mich spannende Frage offen, nämlich wie das psychische System
9
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

mit Wahrnehmungen umgeht und wie psychische Wahrnehmung im Gegensatz zu rein sensorischen
strukturiert sind und funktionieren. Sind psychische Einflüsse auf Entscheidungen zur Grenzziehungen
zwischen System und Umwelt in Anbetracht der Möglichkeit, dass psychische Systeme keine
sensorischen Unterscheidungen zwischen System und Umwelt treffen können, überhaupt zulässig? Es
steht nämlich für mich außer Frage, dass jede kommunizierte Beobachtung einer Grenzziehung
gravierende Folgen für das System und seine Umwelt mit sich bringt. Andererseits können
Grenzziehungen nach einem bestimmten Muster oder einer Funktion, wie es zB. bei der
Mandelbrotmenge der Fall ist, betrachtungswürdige Formen hervorbringen, welche sich auch in der
Natur, also in biologischen Systemen wiederfinden lassen, wonach sie einem gewissen Realitätsanteil
der Umwelt entsprechen würden. Die Schlüssigkeit in Luhmanns Systemtheorie liegt m.A. in der
zwanghaften Unschärfe bzw. der Legitimisierung oder vielmehr Institutionalisierung der Willkür,
welcher, vermutlich in den nächsten Kapiteln über Kommunikation, näher auf den Zahn gefühlt
werden wird.

Ich nehme mir, durch Prof. Luhmann inspiriert, sehr interessante Denkansätze mit. V.a. meine
zukünftige Zeit im sozialen System Schule wird sich mit dieser Sichtweise unter hilfreichen
Blickwinkeln betrachten und nachvollziehen lassen. Fragen hätte ich dem Gelehrten hinsichtlich des
blinden Fleckes noch gerne weitere gestellt, zB „Was sind die Grenzen der Grenzen?“, „Gibt sich ein
soziales System der illusionären Hoffnung hin, vollkommen durchgehende Grenzen zwischen sich und
der Umwelt schaffen zu können, um an der Sisyphus-Arbeit der Grenzziehungskommunikation
unendlich lange weiter motiviert zu bleiben?“. Aber durch die heutigen Möglichkeiten an Luhmanns
Schriften und an entsprechende Sekundärliteratur zu gelangen, sind meinen Antwortsfindungen
keine mir derzeit ersichtlichen Grenzen gesetzt, wodurch ich mich glücklich schätzen kann, weiteren
Auffassungen unserer mir rätselhaften Gesellschaftoperationen nachzugehen.

Soziale Systeme
Meine Reaktion auf die Ermutigung, mich auf meine Art und Weise mit dem Text (M. Berghaus
„Luhmann leicht gemacht“ Kap. 5 - 6) kritisch auseinanderzusetzen und mir eine Perspektive sowie
eine Fragestellung nach meinem Interesse zu wählen:

Wie bei der Erarbeitung der Kapitel 1 – 4 vermutet, wurden einige Fragestellungen in der weiteren
Lektüre eingehend behandelt. V.a. Luhmanns Sichtweise über den Zusammenhang zwischen Psyche
bzw. Bewusstsein und dem sozialen System wurde mir zugänglich gemacht. Demnach operieren diese
beiden Systeme zwar völlig eigenständig, sind aber voneinander insofern abhängig, als dass das
Bewusstsein eine Voraussetzung und nicht Bestandteil des sozialen Systems ist, da es quasi die
Unmittelbare Sphäre um das soziale System bildet und so als Vermittler zwischen ihm und der
Umwelt fungiert. Im Gegenzug stellt das soziale System für das Bewusstsein die Möglichkeit der
Wahrnehmung anderer Bewusstseinswesen über die Kommunikation dar, da nicht die Bewusstseine
sondern das soziale System kommuniziert.

Es hat sich auch die Frage des scheinbaren Widerspruchs zwischen der konstituierenden
Beobachtungskommunikation der Grenzziehungen und Bezeichnungen zwischen sozialen Systemen
und ihrer Umwelt vermehrt aufklären können, da sich herausstellte, dass nicht die Psyche über
derartige Unterscheidungen kommuniziert, sondern das soziale System selbst diese Kommunikation
durchführt. Beim verfassen dieser Zeilen wird mir gerade deutlich, dass die unmittelbare Grenze
eines sozialen Systems demnach immer nur zu Bewusstseinssystemen besteht, da das Bewusstsein
wie ein Filter die restliche Umwelt vor dem soziale System abschirmt und wie eine Sphäre das soziale
System überzieht.

10
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Eine unfassbare Inspiration war für mich die Erkenntnis, dass bei der Darstellung der kleinsten
Informationseinheit als Synthese der drei Selektionen, v.a. das geglückte Verstehen und Befürworten
Egos von Alters Information und Mitteilung, eher ein negatives Auswirken auf das soziale System hat,
da es das Potenzial für Anschlusskommunikationen vermindert. Demnach bedeutet ein absolutes
Einvernehmen von Alter und Ego ein Erliegen der Kommunikation und somit ein Stagnieren des
sozialen Systems. Erst wenn es wieder Bedarf für Kommunikation von Unstimmigkeiten gibt, erwächst
das soziale System durch die notwendige Kommunikation. Vor diesem Hintergrund lässt sich die
Aussage „Verstehen ist also praktisch immer ein Mißverstehen ohne Verstehen des Miß“ derartig
nachvollziehen, dass es v.a. dann zu einem starken sozialen System mit viel Kommunikation und
Interaktion kommt, wenn man sich derartig mißversteht, dass die möglichen und offensichtlichen
Mißverständnisse als nicht verstanden Anschlusskommunikationen ermöglichen. Dies obliegt der
Entscheidung des Egos in der dritten Selektion, wo es die Einschätzung der ersten und zweiten
Selektion des Alters über seine Informations- und Mitteilungsauswahlsintention vornimmt.

Dass die Kontingenz, aus der Alter zweimal eine Selektion trifft, durch Sinn und Sprache begrenzt
wird, war für mich eine weiterer Anlass, um über die Abhängigkeit und die Autonomie von Psyche
und Gesellschaft nachzudenken. Denn Luhmann bezeichnet diese gegenseitige Abhängigkeit trotz
getrennter Operationen als Interpenetration beider Systemarten, durch welche sich die Abläufe in
den Systemen geräusch- und reibungslos koordinieren ließen. Sprache ist lt. Luhmanns Systemtheorie
eines der Medien, welches die durch die Kontingenz bestehende Unwahrscheinlichkeit von
zustandekommender Kommunikation verringert. Dies kommt zwar erst im 8. Kapitel des Buches zur
Sprache. Aber ich konnte nicht umhin, mir dieses Buch über u:search herunterzuladen, um etwas
mehr über diese Gedanken zu erfahren. Da ich mich jedoch erst bis zur Hälfte des Buches
durchgelesen habe, kann ich derzeit nur eigene Gedanken formulieren, welche mich bezüglich
Sprache und Sinn zu einer Unterscheidung veranlassen, da ich den Ursprung der Sprache durch ihren
medialen Charakter zur Kommunikationsbegünstigung im sozialen System verorte, während der Sinn
eher dem Bewusstsein und der Wahrnehmung zu entspringen scheint. Der Sinn scheint ebenso auch
jedem menschlichen Bewusstsein immanent zu sein, während die Sprache eher einer
gesellschaftlichen Normierung gleichkommt. Wenn nun Sinn und Sprache die elementarsten
Kommunikationseinheiten erheblich beeinflussen, indem sie die Kontingenz begrenzen und somit die
Selektionen in einen Rahmen zwingen, dann ist für mich die Einflussnahme der psychischen Systeme
auf das soziale System enorm. Während soziale Systeme einzig psychische Systeme als Umwelt
haben, haben psychische Systeme andere Systeme neben sozialen Systemen als Umwelt. Dadurch
ergibt sich für mich eine Art Monopolstellung der psychischen Systeme für soziale Systeme insofern,
dass soziale Systeme in totaler Abhängigkeit von psychischen Systemen existieren, da ihre
konstituierenden Operationen aus Kommunikation bestehen, welche von psychischen Systemen
abhängt. Im Gegensatz dazu haben psychische Systeme anscheinend die freie Wahlmöglichkeit, ob sie
die Kommunikation der sozialen Systeme zulassen oder nicht. An dieser Stelle stehe ich nun mit
meinen Betrachtungen und muss das Abhängigkeitsverhältnis der beiden Systemarten derzeit als
unsymmetrisch bewerten.

Im vorliegenden Text wird v.a. die Systemtheorie hinführend zur Darstellung von sozialen Systemen
vorgestellt. Dies erklärt sich aus der Abstammung der Verfasserin M. Berghaus und erst recht N.
Luhmanns selbst aus dem Forschungsgebiet der Sozialwissenschaft. Allerdings bezeichnet Luhmann
die Systemtheorie als „Supertheorie“, welche in verschiedenen Fachrichtungen eigene Systemtypen
mit einer je eigenen konsituierenden Operationsweise zum Objekt machen kann. Hierzu möchte ich
zusammenfassend ausdrücken, dass ich gerade bei sozialen Systemen, welche vollends von
Bewusstseinssystemen abhängen, es als unumgänglich empfinde, Bewusstseinssysteme und ihre
konstituierende Operation zu beleuchten. Es würde mich extrem fesseln, wenn Luhmann genauso wie

11
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

er zB die Quantisierung der Kommunikation durch kleinste Kommunikationseinheiten erforscht hat,


eine Quantisierung des Denkens vornehmen würde. Es wäre sehr aussichtsreich, sich über
Strukturen, Funktionen, Auswirkungen etc. solcherart Operationen im Klaren zu werden, da m.A. ein
ungeheuerlich großer Anteil an menschlichen und natürlichen Energieresourcen nicht nur auf
Kommunikation als soziale Operation, sondern auch Gedanken als psychische Operation investiert
wird. Für mich wirft diese Investition große Fragen nach dem Sinn auf, da wir - zumindest wie
Luhmann es eben im Falle von Kommunikation deutlich gemacht hat - die Probleme, mit welchen wir
konfrontiert sind, durch Kommunikation nicht lösen werden, weil Kommunikation gerade aus
Mißverstehen heraus erwächst und eher jede Art Einigungsstreben und „gutes Verstehen“ vermeidet.

Auf diese Weise ergeben sich mir vielfältige Denkarten, welche sich beim Lesen und Denken der
systemtheoretischen Darstellung aufdrängen. Es bleibt mir einzig eine Selektion aus diesem Konzept
vorzunehmen, welche mich in meiner weiteren Historie begleiten soll. Einen Gegenstand aus
Luhmanns Schatzkiste wird wohl niemand entbehren wollen, der dessen Kostbarkeit und Schönheit
einmal erkannt hat, nämlich Luhmanns Orientierung an unvoreingenommener und von allem Beiwerk
freigelegter Bezeichnung und Unterscheidung von Fakten. Dies im Bewusstsein behaltend kann
Konformismus und Normativismus verstehend begegnet, und dabei die vielen energieraubenden
Debatten über Gut und Böse umgangen werden.

Reflexion
Wenn ich einen allgemeinen Bestand von Eindrücken des gesamten Seminaraufwandes beschreiben
müsste, dann wäre dies eine Formulierung der Bestätigung des eigenen Interesses am Phänomen der
Kommunikation.

Schon als ich die Beschreibung des Seminars im Vorlesungsverzeichnis sah, hoffte ich auf neue
Zugänge um geeignete, persönliche Einstellungen diesem Phänomen gegenüber einnehmen werden
zu können.

Diese Hoffnung wurde durch den Gipfelsturm der Einführung und der weitestgehenden Vertiefung in
die Systemtheorie Luhmanns, ausgehend vom Basislager des radikalen Konstruktivismus Glasersfelds,
nicht enttäuscht. Auch scheint mir die Expeditionsplanung wohl überlegt zu haben, dass es bis zu
diesem Basislager eine weite, wochenlange Strecke an Gebirgsvorland zu bewältigen gilt, welche,
wenn achtsam und tempogerecht beschritten, keine:n der Gruppe zurücklassen wird müssen, sodass
wir uns gemeinsam schlussendlich am Gipfel tanzend und jubelnd einfinden würden. Auch gab es
kritische Entscheidungsmomente, zB als es anscheinend durch Höhenluftveränderungen zu
körperlichen Ermüdungserscheinung bei manchen Teilnehmern kam, da sich durch Kopfschmerzen
und Aufmerksamkeitsdefizit erkennbar Symptomatiken der Höhenkrankheit ankündigen ließen (siehe
Anhang/Mitschrift der Einheit vom 13.11.2023)… Nichtsdestotrotz sieht sich der Verfasser nun im
Rückflug und kurz vor der Heimkehr dieses Abenteuers, während er sich der Reiseeindrücke dieser
gemeinsam verbrachten Zeit erinnert und dabei sein Reisetagebuch überfliegt.

Interessanterweise fiel der Ausspruch „In unserem Kopf sind wir alle allein“ (siehe Deckblatt) genau
wenige Minuten vor der besagten kritischen Situation des Kopfwehs und des Sauerstoffmangels. Aus
der Rekonstruktion der Mitschrift erinnere ich mich, dass es zudem unmittelbar eine Demonstration
eines Beweisversuchs zur Antithese von Telepathiehypothesen gab, bei welcher die Zahl 37 durch drei
Seminarteilnehmer erraten worden war. Diese Situation hatte etwas Illuionistisches an sich, was
schon beinahe einer Zaubertrickdarbietung ähnelte. Ich bewerte die vorgenommenen Selektionen
von Alter und Ego i.S. Luhmanns für diese stattgefundene Kommunikationseinheit als abgeschlossen,
da sie für mich sehr viel anschlusskommunkatives Potenzial bereithält. Gerade das Thema „Allein
sein“ ist ein psychisch hochsensibler Trigger. Die Kommunikation dessen schürt in jedem sozialen
12
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

System über seine Grenzen hinaus tief hinter den psychischen Systemgrenzen unvorstellbares
Wahrnehmungspotenzial. Falls Ego in bestimmter Richtung dieser Mitteilung selektiert, könnte er
sogar auf die Frage nach dem Tod stoßen. Ich stelle mir bezüglich unseres Alleinseins-in-unserem-
Kopf die Frage, warum es uns überhaupt interessiert, ob psychische Systeme wechselwirken können,
ohne den Umweg eines sozialen Systems nehmen zu müssen. Es steht außer Frage, dass es
Unmengen an Resourcen sparen würde, wenn dies der Fall wäre. Deshalb lässt sich aus evolutionärer
Sicht vermuten, dass, wenn eine solche Wechselwirkung möglich ist, sie auch durchgehend
stattfindet, da die Evolution keine Energieverschwendung zulassen kann. Wenn dies allerdings nicht
der Fall ist, und für das Wechselwirken psychischer Systeme nur der Weg über das soziale System
beschritten werden kann, dann wäre auch dies nicht änder- bzw. beeinflussbar. Für mich stellt sich
nach meinem aktuellen Erkenntnisstand die Lage der interpsychischen Wechselwirkung als nicht
durch sozialsystematische Operationen widerlegbar dar. Eine Bereichsgrenze zwischen zwei
Bewusstseinssystemen immaniert eine Wechselwirkung zwischen diesen Systemen, und sei es nur die
Wirkung, dass sie voneinander getrennt sind. Man könnte nun schlussfolgern, dass zwischen zwei
psychischen Systemen immer ein soziales System als Grenzbereich die beiden psychischen Systeme
voneinander trennt, wobei beachtet werden muss, dass der soziale Systembereich nie an ein nicht
psychisches System treffen kann, da eine solche Grenze vom sozialen System nicht selbst
erkommuniziert werden kann, weil es hierfür den Wahrnehmungsfilter psychischer Systeme benötigt.
Somit besteht die Möglichkeit für psychische Systeme einen Grenzpunkt zu haben, an dem quasi
einem Vierländereck gleichend das soziale, das eigene psychische, ein fremdpsychisches und ein
System einer anderen Systemart zusammentreffen. Als geografische Analogie könnte man die
Meerenge von Gibraltar heranziehen, wo der europäische Kontinent das Mittelmehr vom Atlantik
trennt, wobei es keine exakte Trennung der Meere gibt, da zwischen Gibraltar und Afrika keine
Landverbindung existiert, und dadurch die beiden Meere miteinander verbunden und
wechselwirkend sind.

Deshalb empfinde ich das Bild der Fokussierung auf die Grenzen der Mandelbrotmenge (siehe
Deckblatt) so anschaulich, da die Kommunikation sich anscheinend immer zwischen die
Bereichsgrenzen der psychischen Systeme drängt, und zwar weitestgehendst bis zum beschriebenen
Vierländereck, wobei bei näherer Fokussierung die Trennung zwischen Europa und Afrika um ein
Unendlichstel gerade nicht überwunden werden kann, sodass immer eine klare Verbindung zwischen
Mittelmeer und Atlantik bestehen bleibt. In der Realität soll durch die dort herrschenden
Wechselwirkungsbedingungen beider Meere eine unglaubliche Arten- und Lebensvielfalt vorzufinden
sein und durch den nautischen Engpass der Personen- und Güterverkehr eine große Aktivitätsdichte
aufweisen.

Für mich ergibt sich nun ein Bild von psychischen Systemen, welche entweder durch eine
geschlossene Grenze an ein soziales System isoliert sind, indem dieses soziale System sie von anderen
psychischen Systemen trennt, nämlich dadurch dass dieses psychische System hinter der sozialen
Systemgrenze von ausschließlich anderen psychischen Systemen eingekreist wird, oder einen Teil der
Grenze des psychischen Systems stellt eine Systemgrenze zu einer anderen Systemart dar, wie zB
einem biologischen System. In letzterem Fall findet an einem unendlich kleinen Punkt eine direkte
Wechselwirkung zwischen zwei psychischen, einem sozialen und einem andersartigen System statt.
Das andersartige System ist niemals in direkter Wechelwirkung mit dem sozialen System, wobei es
selbst ungeahnte Bereichsgrenzenvielfältigkeiten mit womöglich unzähligen Systemarten unterhält.
Dies ist nicht kommunizierbar und für das soziale System nicht faktisch greifbar. Aber für das
Bewusstsein ist es die wirklich erforschenswerte Umwelt, soferne es einmal eine Grenze zu dieser
wahrgenommen hat. Das Bewusstsein, welches ausschließlich von Bewussteinssystemen umringt und
dadurch nur soziale Systeme als Grenzen wahrnimmt, wird einer erkenntnistheoretischen Mitteilung

13
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

über ein oben beschriebenes Vierländereck lediglich durch Mißverständnis in der dritten Selektion als
Ego der Grenzfläche des sozialen Systems bereitwillig Raum geben etc…

Dies sehe ich als absoluten Handlungs- und Entwicklungsbedarf für mich als angehende Lehrkraft an,
um anderen psychischen Systemen die Grenzen der sozialen Systeme wahrnehmbar werden zu
lassen. Gerade die Fächer Musik und Physik bieten mir ein ausgesprochen freies Spielfeld, um
Schülerinnen und Schüler in die Möglichkeit, aus unserer sozialen Isolierungskonditionierung zu
entwachsen, eintauchen lassen zu können.

Ein letzter erwähnenswert schwerwiegender Aspekt, welcher für mein weiteres Vorgehen als
werdende Lehrkraft von Bedeutung ist, ergibt sich aus den Erscheinungsformen des Seminars an sich.
Durch die Art des Vortrags und der Herangehensweise an Inhalte des Seminars, durch das
Kennenlernen meiner Kolleginnen und Kollegen in den Kleingruppen, und auch in den vielen
Begegnungen und Interaktionen rund um die Einheiten und in den Pausen, wurde mir die Tragkraft
wiederkehrend vor Augen geführt, wie entscheidend es im Vortrag, bei Gesprächen, Erzählungen und
Diskussionen zum Vollzug einer Luhmann’schen Kommunikationeinheit ist, eine entsprechende „[…]
Gefühlsreaktion und das entsprechende Werterlebnis […]“ (Diederich, 1993, S. 7) in den Zuhörern zu
aktivieren. Auch wenn dies eher in den Bereich der Rhetorik angesiedelt ist, so bewerte ich einen
mitreißenden Vortrag als Bereicherung zum Lohn meiner investierten Aufmerksamkeit, da ich mich
ganzheitlich als Person und Teil der Gruppengemeinschaft in das Inhaltsgeschehen eingebunden
miterleben kann. So wünsche ich meinen zukünftigen Schülerinnen und Schülern unter meinem
Einfluss als Lehrender eine ebenso gemeinsam inspirierte Zeit des Nachvollziehens und Teilens
relevanter Inhalte wie ich sie in diesem Seminar miterleben durfte.

Anhang
Mitschrift zur ersten Einheit
Borderlinetest – Aufstehen und Schreien – Vertrauen oder Normstrategie?

Norm - Konditionierung

------------------------------------------------------

Wall-e

böses weil böse menschen böses tun

insttutionen in der WElt

das raumschiff die KI HAL9000 (Otto) ist nicht wirklich klassisch böse

immer teil eines größeren ganzen sein

wege des geringsten widerstandes

the forest and the trees (Monopoly), allen g johnson

Gieriges Verhalten durch Monopoly

-----------------------

Normen: Erwartungen + Wert

14
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Sanktionen beschützen soziale Struktur

unsere Kultur = jeder ist ein starkes Individuum (ich bin frei)

in anderen Kulturen (fernöstlich) eher sozial orientiert -> egoistisch = schlecht

Norbert Elias - Interdependenzketten - Gesellschaft kann schnell zusammenbrechen

Gesellschaft = das größte aller sozialen Systeme (Luman) -> Weltgesellschaft (mit unterschiedlichen
Kulturräumen)

viele Subsysteme (zB Bildungssystem, Wirtschaftssystem, Politik...)

Subsubsystem Univie

Subsubsubsystem = diese LV mit eigenen Normen/Regeln -> Einfluss auf unser Verh. (Verh = anders
als in anderen LVs, anderen Subsystemen...

Individuum <-> Gesellschaft

zB beim Militär hat Individuum nicht viel Wert -> soz. Norm/Regel ist sehr mächtig

je gravierender ein Normverstoß desto stärker die Sanktion (zB Deserteur)

Ein Plan stirbt spätestens beim ersten Feindkontakt

--------------------------------------------

optionaler Arbeitsauftrag:

Bedanken beim Kassierer für die tolle Arbeit...

-------------------------------------------------

obligator. Arbeitsauftrag auf Moodle!!!

------------------------------------------------

Mitschrift zur Einheit am 16.10.2023


2. Einheit 16.10.2023 -> was kann man als LK tun, um Jugendlichen zu helfen mit gesellschaftlichen
Normen (Werten) und Erwartungen zurechtzukommen.

Welche Modelle für soziale Strukturen gibt es?

Uns interessiert das Modell, welches auf Verhalten fokussiert

Wichtig ist "Erwartung" - im soz. Kontext -> was erwarten wir von unseren Mitmenschen?

zB Unterricht basiert auf Erwartungen: Aufmerksamkeit, Lernstoff, Benotung

oder Straßenverkehr: ich erwarte, dass stehengeblieben wird wenn es rot ist

wir leben im Bereich der Erwartungserwartung... ich erwarte, dass jemand anderer etwas erwartet
(Problem: wir können nicht wissen, was jemand anderes erwartet, wir können nicht Gedanken
15
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

lesen...)

LK muss erwarten dass SuS von ihr etwas erwartet

Erw. 1. Ordnung: LK erwartet dass SuS sitzen

Erw. 2. Ordnung: LK erwartet dass SuS aufmerksam sind

Erw. und Norm hängt stark zusammen -> Normen in unserer Gesellschaft sind Erwartungen

Werte -> Ziele, Orientierung != persönlich -> weil Werte massiv von Gesellschaft vorgegeben wird
(Geld verdienen, Mülltrennen) -> spezifisch zB männl. Werte (stark sein, für die Familie wirtschaftl
verantwortlich sein, stark sein -> nicht weinen...) zB frauen (Fürsorglichkeit, Kinder bekommen,
Aussehen...)

Beispiel Website "Fit Inn" Damenbereich,

Geschichte vom eigenen Übergewicht Swobodas und Fitnessstudio wegen Rückenschmerzen, immer
unglücklicher geworden, öfters im Spiegel geschaut, immer mehr Druck/Effizienz/Kalorienzählen...
"Ja, es macht Sinn"- wenn es um Gesundheit und Körperlichkeit geht, macht die Gesellschaft großen
Druck... bisher unüblicher Gedanke, was andere von einem Denken (ich hebe nur 20kg, die anderen
vielmehr...)

10kg auf den Fuß gefallen und niemand hat es bemerkt -> die Angst dass andere schauen ist
unbegründet, man geht wegen seinerselbst hin

woher kommen Gedanken über sich selbst? Es gibt das eine Idealbild von der Gesellschaft.

Jugendliche v.a. Mädchen leiden sehr stark unter dem Druck, es gibt nur wenige, die ihnen sagen,
dass es niemand was angeht, wie sie auszusehen haben...

Gesellschaftliches Krankheitssymptom, wenn es kaum jemand gibt, der sagt, dass er sich gut fühlt
wie er ist...

Wir (LKe) sind Multiplikatoren von Körperkult.

Es gibt verschiedene Vulnerabilitäten, manche sind verletzlicher als andere...

V.a. Jugendlicher sind vulnerabel, wegen den Peers und Mitläufertum

Unsensibilitäten im U: In Modeschule: "Du deine Arme sind sehr dick , du solltest langärmlich
tragen", oder Sportunterricht: "Du bist eh so dick, dir schadet Bewegung nicht"

Mobbing: alles andere als Kleinigkeit, hat starke Folgen,... eigene Erfahrung wegen Dicksein gemobbt,
da haben sogar LKe gesagt: "He so geht man nicht miteinander um..." das war sehr hilfreich, wenn
LKe was gesagt haben...

super Diskussionsgrdlg: worüber will ich als LK reden, worüber nicht, wo bekomm ich Probleme
(Eltern)

nicht davor zurückschrecken, psychologische Hilfe in Anspr zu nehmen...

16
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Spanisch Wahlpflichtfach: Die Lehrerin hat angesehen, dass Liebeskummer da war, sie hat sich in der
Bibliothek Zeit genommen und einfach zugehört...,

weniger sensibles Bsp., Fotografieren, Kind philippinischer Abstammung soll Schild hochhalten
"HILFE".... LK meinte das ist ein Hilfeschrei... wollte Psychologen einschalten (war schwierig die LK
über Scherz aufzuklären...)

Welche Schritte sollte ich nicht mehr setzen? Wo endet meine Kompetenz?

Schwierig zu sehen bei Streitenden: wer ist Opfer und wer Täter, weil oft ein zirkulärer Prozess... ->
schwierig Streitereien Schlichten...

Mitschrift zur Einheit am 30.10.2023


Einheit 30.10.2023

WH:

Erwartungen, Normen, Werte

Werte != persönlich => auch durch Gesellschaft vorgegeben

Woher kommen Werte: Primärsozialisation = Eltern, Schulsozialisation

durch Werbung, Medien im Allgemeinen haben sehr massiven Einfluss

Warum gibts Werbung? um zu verkaufen

effektive Werbungen sprechen viele Leute an -> Zielgruppenfokussierung

Parfum ist Luxusgut (Deodorant -Alltagsbeigeschmack) -> Versprechen = Attraktivität

Qualitative Forschung: Interpretationsprozess, wir untersuchen einen Text = Video, wir schauen von
Einstellung zu Einstellung schauen, was da drinnen steckt, was die Intention dahinter ist => es steckt
Menschenbild und Wertegefühl dahinter

Parfumwerbung 1Million

dünner junger Mann, Hemd offener Kragen, Spiel!!!: Würfel, Roulette, Tasche voll Gelscheine (Bad
Boy), Glitzergürtel, teures Auto (old money, stilsicher), Fotografie-Blitzlicht, old/new/quick money,
dann Farben Feuerwerk (vorher in Schwarzweiß) -> sofort kommt das Produkt zum Vorschein, dann
Paparazzi (Kontiguität), dann Fingerschnippsen und Frau dreht sich um (erregter Blick), schnippsen
hinterm Rücken (Parfum soll magisch Frau ausziehen lassen, versteckt, sie soll sich nicht erklären
können wie ihr passiert), sie lässt die Hüllen fallen (weil er geschnippst hat -> er schafft wirklich alles
mit seinen Schnippsern), küssen LUst (rote Lippen), letzter Blick (bedrohlich, bestimmend,
zielstrebig), Ende

Frau ist weiteres Luxusobjekt, sie soll ihn verehren, sie reagiert = immer nur passiv, einziges aktives
ist ihre Umarmung oder das Umdrehen zu ihm

gleiches Prinzip mit der Partnerwerbung:

Youtube: Lady Million die erste die Dame mit dem schön funkelnden Ring
17
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Kleidung, Gesichtsausdruck, Symbole, Preisgestaltung, Musik, Kameraeisntellung (Perspektive,


Farbe/Schwarzweiß),

Mitschrift zur Einheit am 06.11.2023


Einheit 6.11.2023

Analyse Lady Million

Konstruktivismus, solipszismus

Härte des Tisches ist nur ein Konstrukt unseres Gehirn und != der Tisch

3 Beispiele unterschiedlicher/nicht vorhandener Wahrnehmung:

schwarz-blau oder weiß-Gold

yanny oder Laurel

Dalmatiner

alles ist Produkt unserer Informationsverarbeitung

Prosopagnosie: Gesichtsblindheit, man sieht leere Fläche in einem anderen Gesicht bzw. nur
Einzelteile, die sie nicht zu einem integrieren können

Wenn wir das Gesicht eines anderen Menschen sehen, ist das kein passiver Vorgang, wir sind
evolutionär so eingestellt, dass wir uns anhand der Gesichtszüge erkennen können. Hunde haben
sich schon solange am Menschen mitentwickelt dass sie die Mimik nachmachen können - Katzen
können das nicht

das Gehirn errechnet ständig das Gesicht der anderen Menschen, das geht besser bei Menschen des
eigenen Kulturkreises

Farbenblindheit, ist mein rot das gleiche rot wie von anderen Menschen, es gibt rot-grün und blau-
gelb Farbenblindheit, solche Menschen können ihr Leben lang nicht wissen, dass sie Farbenblind
sind, wenn sie nicht durch eine Kommunikationsunstimmigkeit draufkommen

auch sehen wir nicht außerhalb des sichtbaren Lichtspektrums oder hören ober/unterhalb der
Hörschwellen

Kindertuscheln vlt sowie Grillenzirpen, deshalb mglw hört ältere Lehrerin keine Grillen mehr, weil sie
Tuscheln der SuS immer ausgeblendet hat

Grundlage des Konstruktivismus, alles was wir wahrnehmen ist nur Produkt unseres Gehirns, und nie
direkt wahrnehmung der Welt wie sie ist... Fledermäuse sehen mit den Ohren

Mitschrift zur Einheit am 13.11.2023


Einheit 13.11.2023

Descartes, 2 Wochen des Zweifelns, dann "ich denke also bin ich", was ist wenn ich die realität nur
träume? wenn mich jemand träumt? ich muss existieren, wenn ich zweifle muss es jemand geben,
der zweifelt, also existiere ich
18
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Existentialismus, Sartre, Haidecker, wir sind uns unserer Sterblichkeit bewusst

Kant: Das Ding an sich werden wir nie zu Gesicht bekommmen, wir nehmen einen Tisch nur über
unseren organischen Apparat war, wir sind zu 99,9% blind, wir kennen keine Alternativen zu unserer
Wahrnehmung, wir glauben dass alles vollständig wahrgenommen wird, weil wir keine Alternativen
kennen, wir nehmen viel nicht wahr was wir indirekt über Geräte wahrnehmen (Geigerzähler)

Wie sieht die Welt aus, wenn nicht ich sie betrachte? -> wahnsinnig spannende Vorstellung

Konstruktivismus: wir konstruieren unsere Realität

Wie können wir dann kommunizieren? Jeder macht sich seine eigene Konstruktion über den
Anderen,

Die meisten glauben, Sender-Empfänger-Modell -> Informationsbegriff

Wenn zwei Computer 0en und 1en hin und herschicken, ist das Kommunikation?

um Info auszutauschen, muss man Code verstehen, Syntax, jeder versteht etwas anderes unter
demselben Wort... Es ist nicht so einfach wie bei PCs, Kommunikation kann so nicht laufen, und auch
Unterricht funktioniert so nicht.

Bsp: Wenn Swoboda sagt, er hat einen Apfel gesehen, hat man das Gefühl ihn verstanden zu haben -
> abgeschlossener Kommunikationsprozess, aber wir wissen nicht wie dieser Apfel ausgeschaut hat...

wichtigster Satz des Seminars: "In unserem Kopf sind wir alle alleine.(Isoliert)" -> zentraler Gedanke
des Konstruktivismus.

-> Es gibt keine Telepathie

man kann dran glauben, aber wenn man mit Telepathie unterrichten will, hat man schon verloren

Leib-Seele-Problem, wie hängen Leib und Seele zusammen

Platon: wenn wir sterben, fliegt die Seele ins Ideenreich

Wie lernen Kinder Sprache? Muttter zeigt auf Apfel und sagt "Apfel", bei 50. WH verbindet Kind den
Begriff mit dem Apfel

Wer ist gerechtigkeitsliebend? jeder versteht was anderes unter Gerechtigkeit, Freiheit (in Ö-> auf
den Berg gehen, in USA -> Waffen tragen)

Swoboda hat große Angst, dass SuS ihn nicht so verstehen, wie er es gerne hätte, dass er uns verfehlt

wir unterrichten, damit wir das Denken unserer SuS zum Positiven verändern, Positiv ist von LK
definiert...

--------------------------------------------------------Pause

Wir können keine Informationen übertragen! Was machen LK dann?

aus Systemtheorie: Wir irritieren uns gegenseitig. Irritation bedeutet einfach nur ein System
anstoßen. ZB LK sagt "Freiheit" und stößt damit 25 psychische Systeme (SuS) an... -<Information = ein
19
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Unterschied, der einen Unterschied macht

Empfehlung: Wir sollen uns als LKe als professionelle Irritatoren betrachten

Hattie-Studie: zentralster Faktor von Lernerfolg = Vorwissen

Nicolas Luman: "Autopoiesis", sobald man es vor Professoren sagt -> man ist King... Theorie basiert
auf Erkenntnis dass wir als Menschen abgeschlossen Systeme sind....

Wir müssen versuchen als LKe versuchen indirekt das Wissen der SuS (Tests, Prüfungen,
Hausübungen,...) aber bester Weg: SuS sollen selber erklären und sich selbst einschätzen

Autopoiesis - "selbst" "macht", etwas macht sich selbst -> Gegenteil Allopoiesis (zB Motor ist ein
allopoietischs System)

Wir biolog. Wesen sind autopoietische Systeme, wir brauchen Initialzündung aber dann entfalten wir
uns selbst, nicht nur unser Körper, sondern unsere Psyche auch, Gedanke wird an Gedanke gereiht,
Gefühle an Gefühle -> nur indirekte Einflussnahme von anderen Peronen möglich... deshalb
Anschlussfähigkeit! Kinder abholen, wo sie stehen!

die große kunst der Lehre ist für Anschlussfähigkeit zu sorgen, wie macht man das? die Realität im
Schulalltag ist, dass das die wenigsten mitkommen

Swoboda ist in der ersten Klasse schon nicht mitgekommen bis zur 8. Klasse, Lehrplan steht im
Nacken

Lernen (auch lt Konstruktivismus) ist Baustein auf Baustein

Diskussionsgruppen: Was waren die pädagogischen Highlights der bisherigen Ausbildung?

Maggie:

Geschichtelehrer der Unterstufe, Overheadfolien (seit anfang seiner LKKarriere nicht verändert)
abschreiben, hätte eine Aufnahme sein können, für alle gleich, nicht abgeholt persönlich,

Benker:

Einziger Lehrer (Geschichte) der immer genau beim Läuten den Unterricht begonnen hat (weder gut
noch schlecht, aber bemerkenswert)...

Ein Lehrer hat nur auf Mitarbeit benotet. Die immer aufgezeigt haben, haben automatisch einen
einser bekommen, wer zu wenig aufgezeigt hat, wurde geprüft... nur Burschen haben aufgezeigt,
viele wollten nicht aufzeigen -> Lehrer hat aber auf Anschlussfähigkeit geschaut (Absatz wiederholt
lesen), geschaut dass es verstanden wird, ist nicht mit Stoff durchgekommen

Kommunikation: viel leichter wenn Klarheit (Ordnung) und Leidenschaft, ohne


Kommunikationsfähigkeit, als Kommunikationsfähigkeit ohne Klarheit/Leidenschaft

Mitschrift zur Einheit am 20.11.2023


Einheit 20.11.

Kritik - etimologisch "prüfen" zB Kants "Kritik an der Vernunft" ist Prüfung/Untersuchung der
20
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Vernunft, aber Wittgenstein -> wie man das Wort verwendet -> deshalb ist Kritik ein eher negatives
Wort -> eher "Feedback" verwenden...

Hilflosigkeit bei Kritik im Studium, weil negative Folgen zu erwarten sind

Kritisieren/Feedback geben muss auch gekonnt (gelernt) sein, man muss aufpassen wie man
etwaskritisiert

Kunst des Feedback gebens, emotional akzeptabel und inhaltlich abdeckend sodass man
Rückschlüsse und Verbesserungen machen kann, damit etwas Positives resultiert

"vorige Geschichtelehrerin war besser" und "bester Mann" sind gleichermaßen wenig hilfreich,
obwohl unterschiedliche emotionale Valenz

fundamental wichtig, nach Feedback zu suchen

Selbstwert kann verletzt werden

zum Unterrichten sollte man einen soliden Selbstwert haben

Wenn LK Fehler eingesteht wirkt sich das negativ aus? -> eher nein, weil mehr Respekt herrscht,
andererseits können das SuS auch ausnützen

wenn zuviel Fehler passieren -> steht Kompetenz in Frage -> man kann schlecht was von anderen
verlangen zu lernen, wenn man es selber nicht kann

wir sind das Werkzeug, über welches wir die Welt wahrnehmen -> Selbstrefelxion als Mittel sich
selber besser kennenzulernen

Fehlerkultur (wird noch ausführlicher behandelt)

soziale Normen sollten auf LK genauso gelten wie auf SuS

Leben und leben lassen, auch SuS Fehler machen lassen

bei Prüfungen und Tests darf man aber keine Fehler machen -> Paradoxien in unserer
Bildungslandschaft... ---- Fehlerkultur-Fortsetzung folgt....

performativer Widerspruch (das Vorleben, was man beibringen möchte)

offenes Feedback an Swoboda...

der Kipppunkt der vorigen Einheit vor der Pause, selffulfilling Profecy, Auferksamkeit sank um 80%

-------------------------------------------------------Pause

zu Spätkommen heißt eine Minute Aufmerksamkeitsentzug

Anforderungniveaus, Swoboda glaubt wir sind unterfordert, er wird auf den Zahn fühlen auf die Tube
drücken, auf die Gefahr dass andere auf der Strecke bleiben

3 konzentrische Kreise, 2. Kreis proximales Lernen = anschlussfähiges Wissen, 3. Kreis ist nicht
anschlussfähig -> LK soll Kunst lernen immer im 2. Kreis zu bleiben
21
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Kritik an Lagersfeld (Hausaufgabe): Lehramtsstudium ist zu theoretisch philosophisch

Diskrepanz: Lehramtsstudium nicht Fisch nicht Fleisch (Berufsausbildung oder Akademiker), viel zu
wenig Praxis, zuviel Theorie und Philosophie, Uniniveau und Schulniveau,

warum wird einem nicht gesagt, dass man SuS "den Umfang des Kreises ausrechnen" beibringen wird
müssen -> Praxisferne oder die Angst auf die Folgefrage "warum müssen wir dann das hochkomplexe
lernen"

Problematik der Quereinsteiger, Lehramtsabsolventen sind sehr emotional (Interviews mussten


abgebrochen werden) -> gleiches Gehalt obwohl schwieriges Studium gemacht...

ECTS unfair und nicht transparent

Scheinheiligkeit der Pädagogen wenn sie einerseits über den NIchtsnutz des Studiums schimpfen und
andererseits über die unausgebildeten Quereinsteiger schimpfen...

Erklärung von Swoboda: Eigentlich findet man doch recht wichtig was man im Lehramtsstudium lernt
oder aber man gönnt es dem anderen nicht, dass er nicht soviel leiden musste

Swoboda will unser Interesse maximieren und nicht unseren Workflow... mehr Lehrstoff führt nicht
zu mehr Wissen

ist Philosophie wirklich nicht in der Praxis anwendbar? oder wird sie nur falsch vermittelt?

wie sollte das Verhältnis zwischen Theorie und Praxis auf der Uni ausschauen?

Mitschrift zur Einheit am 04.12.2023


Einheit 04.12.2023

Luhmann verwendet Begriffe anders als gewöhnlich, zB Wahrnehmen != Beobachten (sondern


=Differenzieren und Bezeichnen)

Gibt es Gut und Böse? Gibt es Wahrnheit oder ist es ein menschliches Konstrukt?

lt. Luhmann ist Einteilung in Gut oder Schlecht ein konstruktivistische Vorgag ist...

Kirche im Dorf lassen - soziale Systeme lassen Konzepte in psychische Systeme hinein fließen?
Sigmund Freud - Ich - Über Ich - Es

Erich Fromm "Haben oder Sein" - Marxist, Gesellschaft ist krank, was geht auf Tinder ab, Menschen
werden wie Güter behandelt...

lt. Luhmann "Moral ist gefährlich", Moral liegt in der Unterscheidung von Gut und Böse, wir setzen
Gut und Böse in die Welt, wenn wir beobachten... moralische Debatten sind extrem
emotionalisierend (Gender, Flüchtlinge, Kriege,...) Ukrainekrieg ist ziemlich klar, aber Israel-Gaza ist
nicht mehr so einfach zu beurteilen... George Bush formte Begriff "Axis of Evil", Beispiel aus
Swobodas Leben: katholische Privatschule, Spitzname "linke Zecke" vielleicht wegen langen Haaren,
Ruf bis zur Matura, aber im Soziologiestudium "der Bürgerliche", scheinbar bin ich das, was andere
aus mir machen -> kann sein dass es überhaupt nichts mit jemanden zu tun hat, wie Gesellschaft
beurteilt, aber es hat große Konsequenzen
22
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

damit irgendwas passieren kann, müssen wir beobachten und Unterscheidungen treffen...

Kassiererin - Vater sagt zur Tochter "So, und jetzt weißt du warum du brav studieren solltest..."

was würde passieren wenn Gesellschaft aufhört -Y wir könnten nicht mehr kommunizieren, es gibt
keinen Menschen ohne Gesellschaft...

Vorurteile aufgrund von Gewand, Name, welche Partei man wählt...

Bias (wenn ein Merkmal andere Merkmale überstrahlt) und Heuristiken (schnelle Klassifizierung,
damit man schnellere Entscheidungen treffen kann)

System und Umwelt: Grenze ist nicht so einfach, wenn Swoboda das System ist, dann sind nicht wir
seine Umwelt... "Das System ist die Differenz aus ihm und der Umwelt." --- Wir als aussenstehende
Personen können wahrnehmen dass Swoboda in seiner eigenen Welt lebt...

System besteht nur aus Grenzen

Re-entry: zentraler Begriff der Systemtheorie, zB Psyche bringt ein Konzept hervor, das auf Psyche
verweist, wir denken darüber nach, dass wir über etwas nachdenken...

Nicht gefragt von mir: Blinder Fleck

--------------------------------------------------------------------Pause (Hartmut Roser, über Zeitwahrnehmung)---


----------------------------------------------------------------------------

Kleingruppen: welche sozialen Situationen aus der Schulzeit sind in Erinnerung

negative Erfahrungen: Mobbing im Hort, wegen Fehlstunden (außerschulisch Engagiert)


Schwierigkeiten abzuschließen - LK haben ihre Fächer sehr wichtig genommen - immer das was man
unterrichtet ist "Allgemeinbildung"

Mitschrift zur letzten Einheit


Einheit 11.12.2023

Wenn Menschen nicht teil der Gesellschaft sind, wo beginne und wo ende ich (als Indivduum)

man hat hohes Ausmaß an Freiheit in der Gesellschaft, weil wir als Individuen machen können was
wir wollen... zB wenn Swoboda befiehlt "Stehen Sie auf!", können wir uns weigern, letztendliche
Entscheidung liegt bei uns, wir sind aber sehr geneigt den Normen und Konventionen zu folgen, nur
bleibt es uns überlassen... wir verlieren nicht den Status als Individuum... Luhmann schreibt auch
irgendwo: es gibt auch direkte kausale Einflüsse auf uns, aber diese Einflüsse sind meistens System
zerstörend

generell wenn man schaut wie Medizin heilt, dann ist es meistens dass man die Selbstheilungskräfte
aktiviert, wenn man impft, dann versucht man, dass der Körper die Irritation zur Selbstheilung nutzt

Einwand von Fr. Mittermeier: Psychopharmaka, zB Neurotransmitter Serotonin in untersch. Regionen


des Gehirns, Körper hat wieder was zur Verfügung was er selbst nicht zur Verfügung hat, Serotonin
wirkt auf Organismus, dass es den Zellstoffwechsel beeinflusst, nach 6 Monaten kann das System
eine neue neuronale Homöostase entwickelt haben
23
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Das systemtheoretische Gesellschaftsmodell ist viel komplexer als nur "Sender-Empfänger":

Ich muss selektieren, was relevant ist zu sagen, das läuft ständig im Unbewussten mit, also
entscheide ich was adäquat ist, was gemacht werden muss, das ist alles abhängig von der Situation -
wer die Zuhörer sind - die Geräusche die Swoboda ausspuckt wandern zu unseren Ohren und wir
müssen uns einen Sinn daraus machen.

Wenn ich unten vor der Tür stehe und um Feuer frage, bekomme ich von irgendwem Feuer, wenn ich
das an der Supermarktkassa frage, mit den selben Wortlauten, macht das dort keinen Sinn

Wenn man im Nachtclub ist, und man tanzt jemanden an, dann passt das, aber in der U-Bahn würden
die Angetanzten Angst bekommen, weil es in der U-Bahn nicht passend bis absurd ist

wenn einem auffällt, dass irgendwas nicht passt, oder der Gedanke, dass man irgendetwas in einer
Situation nie tun würde, dann deutet das auf die gesellschaftl. Normen

man kann ehrlich sein nicht kommunizieren, also wenn man sagt, dass man ehrlich ist, würde
niemand einem aufgrund dessen mehr glauben... zB bei einem Interview in der ZIB, dann ist immer
die Vermutung da, dass es unwahr oder zumindestens beschönigt ist, was die Person erzählt...

eine letzte Sache: die Kommunikation kommuniziert, Swoboda hat sich lange schwer getan mt der
Vorstellung, dass es ein soziales System außerhalb von einem selbst besteht, man weiß nichtmal
woraus das soziale System besteht - beim psychischen System ist es einfach, wir spüren es, aber bei
sozialen Systeme -> wir spüren sie nicht und sie sind unabhängig von uns, Beispiele:

Chefin hält langweilige Rede in einem Meeting, irgendwann steige ich aus, und denke nicht mehr mit
-> dem sozialen System ist es wurscht, es macht weiter

wir haben gelernt, dass soz. Systeme Normen und Werte schafft, zB der LV-Leiter steht vorne und
redet usw... Swoboda kann diese Regeln nicht umstossen oder abändern... wenn man das ändern
wollen würde, dann müsste man sehr viele Schritte und Beschlüsse machen, und dann würden sich
die Regeln irgendwann ändern...

man kann auch nicht in den Supermarkt gehen und sagen: "ich will das Rinderfaschierte, aber ich will
nicht dafür bezahlen, weil ich gegen Kapitalismus bin..."

Es besteht sogar die Möglichkeit, dass es niemanden gibt, der das soziale System gut findet, und
trotzdem würde das soz. System weitergehen wie bisher

dh soz. Systeme sind in sehr hohem Maße unabhängig vom Denken des einzelnen Individuum, und
soz. Systeme sind extrem stabil, in den meisten Fällen tradieren wir Normen, von denen wir gar nicht
wissen dass es sie gbt -> zB Homosexualität, Frauenrechte -> es kann vieleviele Jahrzehnte und
Jahrhunderte dauern...

Einwand Studentin: "System = organisierte Komplexität" ist schwierig zu verstehen...

Antwort Swoboda: die art und weise wie wir kommunizieren ist sehr komplex, es können viele
unterschiedliche Dinge passieren, aber nur ein winziger Ausschnitt von den Dingen die möglich sind

Macht ist für Luhmann eine soziale Zuschreibung, zB diese LV - da gibt es eine Hierarchie, aber die

24
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Macht ist in einem begrenztem Rahmen

Frage nach Ursprung der Macht -> nach sesshaft werden der Menschen, wurden die Berufe immer
selektiver, man brauchte Ordnung, früher war es eine religiöse Angelegenheit warum es mächtigere
Menschen gibt...

ein weiteres gute Buch ist "Niklas Luhmans Theorie sozialer Systeme" von …. siehe ufind

und "Einführung in die Systemtheorie" von Luhmann selbst

und sein erstes Hauptwerk "Soziale Systeme", und bisschen einfacher "Ökologische Kommunikation"
(als erstes Lesen von seinen Büchern) und "Die Gesellschaft der Gesellschaft" und "Das
Erziehungssystem der Gesellschaft"

---------------------------------in der Pause: Was ist der Mensch? Was wäre eine andere Art
Kommunikation? Keine Selektion, gleiche Gedanken... -> Star Trek die Borg-----------------------

Reden wir über uns als LK - Kleingruppen: Was sind positve/negative Erlebnisse im bisherigen LK-
sein? Ich im Schul-/Klassenkontext... was hoffe ich?

für Reflexion: Konnte Swoboda inspirieren? Gab es was für die Zukunft als LK mitzunehmen? Was hat
das Seminar gebracht?

25
Franz J. Cech Portfolie: PS Kommunikation und Interaktion Universität Wien WS 2023

Literaturverzeichnis
Detlef Urhahne, F. F. (2019). Psychologie für den Lehrberuf. Berlin, Heidelberg: Springer.

Diederich, J. (29. April 1993). Was lernt man, wenn man nicht lernt? Humboldt-Universität Berlin,
Deutschland.

Wikipaedia. (2004). Von https://de.wikipedia.org/wiki/Mandelbrot-Menge 27.12.2023 abgerufen

26

Das könnte Ihnen auch gefallen