Sie sind auf Seite 1von 5

Uchi-Mata

Uchi-Mata ist wohl die königlichste und effektivste aller Wurftechniken, wenn sie richtig
ausgeführt wird. Einer der prominentesten und erfolgreichsten Judoka, der diese Technik par
excellence beherrschte, ist der mehrfache WM Sieger (1999, 2001, 2003) und Olympia
Goldmedaillengewinner (2000) Kosei Inue. Allgemein unterscheidet man Uchi-Mata in zwei
Grundformen. Zum einen Ashi-Uchi-Mata, bei dem Tori (Auslage Rechts) Ukes inneren linken
Oberschenkel angreift. Zum anderen Koshi-Uchi-Mata, bei dem Tori (ebenfalls bei rechter
Auslage) Ukes rechten inneren Oberschenkel angreift. Grundsätzlich versteht man unter Ushi-
Mata Techniken folgender Art.
Uchi-Mata: Tori wirft Uke, indem er ihn genau nach vorne oder schräg nach rechts (bzw. links)
vorne aus dem Gleichgewicht bringt, sein rechtes (bzw. linkes) Bein zwischen beide Beine
Ukes bringt und mit seiner hinteren Hüfte Ukes inneren Schenkel von der Innenseite her nach
oben fegt.

Tori greift (von seinem eigenem Standort gesehen) das


- nähere Bein von Uke an (Ashi Uchi Mata)
- das entfernte Bein von der Innenseite des Oberschenkels an (Koshi Uchi Mata)
- das entfernte Bein von Vorderseite des Unterschenkels = Schienbein an (Hane Goshi)
- das entfernte Bein von Außenseite = Ausheben über das eigene Bein (Harai Goshi)
Der Unterschied zwischen Ashi Uchi Mata und Koshi Uchi Mata gibt es in der Gokyo (und
deshalb auch den Prüfungsordnungen DJV bzw DDK) nicht, sondern erst in den
Prüfungsordnungen DJB 1994 bzw 2005.

Hitoshi Sugai berichtet in seinem Buch "Uchi-mata" von der "Te Koku Shobu Kai"-Schule (Eine
der älteren Ju-Jitsu Schulen der Houki Ryu, wenn ich das richtig wiedergebe), die drei Formen
des Uchi matas unterscheidet:
"1. Ko-uchimata: in a right-handed technique, tori's leg attacks the lower part of Uke's inner
thigh (nage-no-kata style).
2. tori's leg attacks the middle of uke's thigh
3. Taka-Uchimata: tori's leg attacks uke high on uke's inner thigh - effectivly reaping up the
middle."
Dazu sagt er:
"This contrasts with a more modern analysis which sees the three main attacking areas as
1. The classic uchimata, where, in a right-handed technique, tori's attacking leg contacts the
middle of uke's left inner thigh
2. The 'hip' uchimata, where tori's hip does the main 'uprooting' work, the leg sweeping up the
middle as an added effect.
3. The attack on uke's right inner thigh, a little akin to hanegoshi"
1. Das klassische Uchimata, bei dem in einer rechtshändigen Technik Toris Angriffsbein die
Mitte von Ukes linkem Innenschenkel berührt
2. Die „Hüft“-Uchimata, bei der Toris Hüfte die Hauptarbeit beim „Entwurzeln“ leistet und das
Bein als zusätzlichen Effekt in der Mitte nach oben schwingt.
3. Der Angriff auf Ukes rechten inneren Oberschenkel, ein wenig vergleichbar mit Hanegoshi.

Neue Wege in der Judo Methodik


Ein Beitrag von Ralf Lippmann, Ausbilder des DJB

In den letzten Jahren haben wir versucht im Zusammenhang mit der neuen
Ausbildungs- und Prüfungsordnung des DJB neue methodische Wege zu finden, die
das Erlernen bestimmter grundlegender Techniken im Judo vereinfachen sollen. Vor
diesem Hintergrund haben wir u.a. in Zusammenarbeit mit dem Institut für
angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig erfolgreiche
Wettkampftechniken auf höchster internationaler Ebene untersucht und ausgewertet.

Die Frage war: Wann und warum funktionieren Judo – Wurftechniken auf hohem
Niveau trotz maximalstem Widerstand des Gegners?

Untersucht wurden diese Techniken unter folgenden Gesichtspunkten:

• immer wiederkehrende günstige Ausgangssituationen,


• Fassart und Fassartstrategien und
• Kontaktpunkte

Das bisherige Ergebnis ist bereits so aussagekräftig, dass wir zu folgendem Schluss
kommen:

“Wenn eine Judo Wurftechnik gegen Widerstand auf höchster Wettkampfebene


funktioniert, muss sie so einfachen biomechanischen Gesetzmäßigkeiten
unterliegen, dass wir diese Gesetzmäßigkeiten auch auf die Methodik des
Techniktrainings, - ja sogar der Anfänger – Methodik übertragen können.”

Fast alle systematisch erarbeiteten Wurftechniken sind erfolgreich, wenn die


Eindrehwege kurz sind, eine Fassartüberlegenheit hergestellt wurde und die
Kontaktpunkte eine gute Kraftübertragung ermöglichen.

• Unter kurzen Eindrehwegen verstehen wir zum Beispiel die Reduzierung von
180° auf 90° bei Eindrehtechniken aus gegengleicher Auslage.
• Mit Fassartüberlegenheit ist gemeint, dass Tori mindestens eine Hand mehr
am Gegner platziert hat, als Uke.
• Unter günstigen Kontaktpunkten verstehen wir z.B.: Aufrechten Seite – Bauch
– Kontakt, Bauch – Bauch – Kontakt, Rücken – Bauch – Kontakt etc.

Wir möchten am folgende Praxisbeispiel einen dieser methodischen Wege vorstellen:

Vom Tsuri-goshi in Schrittstellung zum eingesprungenem Koshi-uchi-


mata

Als konditionelle und koordinative Vorübung werden in der Standwaage mit


aufgedrehtem Oberkörper aus sicherem Stand halbtiefe Kniebeugen durchgeführt.
Dadurch verbessert sich die das Gleichgewichtsgefühl und die Kraft im Standbein.

Aus gegengleicher Auslage (rechts gegen links) wird mit einem Nachstellschritt und
90° Drehung in Uchi-komi Form Seite – Bauch – Kontakt hergestellt. Dabei senkt
sich die Hüfte durch Schrittstellung ab.
Als nächstes wird aus derselben Ausgangssituation Tsuri-goshi rechts geworfen.
Dabei hat Tori mit der rechten Hand auf Ukes Rücken gegriffen und hat mit dem
Zugarm Ukes Ärmelende eng gefasst. Durch starken Zug am Ärmel, schnelles
Absenken in Schrittstellung zur Seite – Bauch – Kontakt und kurzem Ausheben wird
Uke geworfen.

Im letzten Schritt wird jetzt zum Koshi-uchi-mata nur noch das Schwungbein
gehoben und geworfen.
Als zusätzliche Variante wird aus gleichseitiger Auslage und Fassart zunächst die
günstige Ausgangssituation und 2:1 Fassartüberlegenheit hergestellt, um dann
wiederum mit eingesprungenem Koshi-uchi-mata zu werfen.

Text: Ralf Lippmann


Fotos: Thomas Muschke

Das könnte Ihnen auch gefallen