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Wichtige Wing Chun

Begriffe – einfach erklärt


01/05/2017 By Martin Grünstäudl 6 Kommentare

Wenn man eine Kampfkunst trainiert, dann sollte man auch


eine Ahnung von den Begriffen haben, die man in der
jeweiligen Kampfkunst benutzt.

Falls du Wing Chun machst, dann findest du daher in


diesem Artikel alle wichtigen Begriffe, die du brauchst, um
den Durchblick zu haben (Allerdings gibt es natürlich
keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wie der Titel bereits
aussagt, handelt es sich hier um die wichtigsten Wing
Chun Begriffe – nicht um alle, die es gibt.)

Der Dreiteilung des Wing-Chun-Unterrichts entsprechend,


gehe ich zuerst auf wichtige Begriffe was Formen, Chi Sao
und Lat Sao betrifft, ein.

Dann folgen wichtige Wing Chun Begriffe was Techniken betrifft, gefolgt von Begriffen
in punkto Schrittarbeit.

Zum Schluss gehe ich noch auf einige weitere Begriffe ein, die im Wing Chun eine
Rolle spielen wie zum Beispiel Kraftsätze oder was die einzelnen Graduierungen
bedeuten.

Vorweg aber noch ein paar Worte zur Dreiteilung des Wing Chun Unterrichts:

Der typische Wing Chun Unterricht sieht so aus, dass man Formen, Chi Sao und Lat
Sao trainiert (weitere Infos zu diesen Dingen folgen weiter unten). Man trainiert aber
nicht unbedingt alle drei Sachen in einer Unterrichtseinheit. Doch über mehrere
Trainingseinheiten gesehen wird in der Regel auf jeden dieser drei Aspekte
eingegangen.

Dabei liefern die Formen sozusagen die Grundlagen um sich richtig bewegen zu
können. Im Chi Sao wird versucht die Bewegungen und Techniken aus den Formen mit
Partner umzusetzen – und zwar aus bestehendem Armkontakt heraus.

Im Lat Sao schließlich wird trainiert, dies in einem simulierten Kampf beziehungsweise
in abgesprochenen Kampfanwendungen umzusetzen – ohne vorherigen Armkontakt.
Das Lat Sao ist also im Grunde das eigentliche Ziel im Wing Chun. Die Formen und
das Chi Sao sind nur notwendige Zwischenschritte auf dem Weg dorthin.

1. Formen im Wing Chun


1.1. Formentraining

Formen nehmen einen nicht unwesentlichen Teil des Trainings ein im Wing Chun.
Dabei gibt es vier waffenlose Soloformen (Siu Nim Tao, Cham Kiu, Biu Tze und
Holzpuppe) sowie zwei Waffenformen (Langstock und Doppelmesser)

Viele Wing Chun Verbände trainieren zudem noch so genannte Chi Sao Sektionen, die
häufig als Partnerformen bezeichnet werden, da sie ebenfalls einen fixen
Bewegungsablauf haben.

Doch wieso trainiert man überhaupt Formen? Immerhin kann man die einzelnen
Bewegungen sowieso nicht 1 zu 1 in einem realen Kampf einsetzen.

Die Antwort ist, dass Formen allgemeine Kampffähigkeiten entwickeln, und zwar:

Konzentration und Achtsamkeit


Beweglichkeit
Gleichgewicht und Stabilität
Schlagkraft
Koordination
Kampfgeist

Was Formen nicht wirklich trainieren, sind taktile Reaktionsfähigkeiten. Soloformen


trainieren diese gar nicht und Partnerformen nur zum Teil. Doch dafür gibt es im Wing
Chun ohnehin das Chi Sao (siehe unter 2.1.).

1.2. Siu Nim Tao („Kleine Idee Form“)

Siu Nim Tao heißt übersetzt so viel wie „die kleine Idee“. Sie ist die erste Form, die man
im Wing Chun lernt. Meist ist sie überhaupt das erste, was man trainiert, wenn man an
einem Probetraining teilnimmt.

Wie der Name schon sagt, vermittelt sie einem eine erste kleine Idee davon, was
einem im Wing Chun erwartet.

Dabei fußt die Siu Nim Tao auf einem stabilen Stand – dem IRAS (siehe unter
5.1.) Man konzentriert sich bei der Ausführung der Siu Nim Tao also nur auf den
Oberkörper und die Armbewegung. Es gibt keine Schritte, Wendungen oder gar Tritte
in der Siu Nim Tao.
1.3. Cham Kiu („Suchende Arme Form“ bzw. „Brücken-Arme“)

Die Cham Kiu ist die zweite Form im Wing Chun. Diese enthält im Unterschied zur Siu
Nim Tao nun auch Schritte und Wendungen und wird deshalb auch erst nach der Siu
Nim Tao gelernt.

Der Begriff Cham Kiu bedeutet, dass der Übende nach einer Brücke zwischen sich und
dem Gegner suchen soll um Kontakt aufzunehmen und um damit seine Chi Sao
Kenntnisse einsetzen zu können.

1.4. Biu Tze („Stoßende Finger Form“)

Die Biu Tze wird in der Regel nach der Siu Nim Tao und der
Cham Kiu als drittes gelernt und besteht in erster Linie aus
einer Reihe gefährlicher Angriffstechniken.

Somit ist das Motto der Biu Tze vor allem: „Angriff ist die
beste Verteidigung“.

Konnte man sich in der Cham Kiu das erste Mal auch mit dem
Unterkörper bewegen, so geht das in der Biu Tze noch ein
ganzes Stück weiter. Nun ist es auch erlaubt, mit dem
Oberkörper zur Seite zu pendeln, sowie sich nach vor und
zurück zu beugen.
Training der Biu
1.5. Muk Yan Chong (Holzpuppenform)
Tze
Die Muk Yan Chong ist die vierte (und somit auch letzte)
waffenlose Form im Wing Chun und wird an einer Holzpuppe trainiert (auf chinesisch
Chong).

Die Holzpuppenform, die uns von Großmeister Yip Man überliefert wurde, besteht aus
116 Bewegungsfolgen, wobei 16 davon Tritte sind (jeweils acht Tritte auf jedem Bein).

Zum Vergleich: In der Siu Nim Tao und auch in der Biu Tze kommt kein einziger Tritt
vor.

1.6. Luk Dim Boon Kwan (Langstockform)

Das Training mit dem Langstock ist eine von nur zwei traditionellen Waffentrainings im
Wing Chun (neben den Doppelmessern).

Die Idee hinter dem Waffentraining im Wing Chun ist, dass der Langstock eine lange
und stumpfe Waffe ist. Die Doppelmesser hingegen sind kurz und spitz. Der Langstock
wiederum ist eine einzelne Waffe, während die Doppelmesser zwei Waffen sind, die
man gleichzeitig führt. Somit hat man mit nur zwei Waffengattungen theoretisch alles
abgedeckt.
Dabei profitiert man vom Waffentraining aber auch in punkto allgemeiner
Kampffähigkeiten. So wird zum Beispiel die Kraftentwicklung aus dem Körper enorm
durch das Langstocktraining geschult.

1.7. Bart Cham Dao („Die 8 Wege der Doppelmesser“)

Die Bart Cham Dao nehmen eine gewisse Sonderstellung ein im Wing Chun. Denn sie
verstoßen als einzige gegen den dreiteiligen Trainingsaufbau bestehend aus Form, Chi
Sao und Anwendung.

Der mittlere Teil – sprich das Chi Sao – fällt beim Doppelmessertraining nämlich
komplett weg. Für das Fühlen bleibt aufgrund der Kürze der Messer keine Zeit.

Die Doppelmesserform besteht übrigens aus acht Sätzen (daher der Name „Die 8
Wege der Doppelmesser“). Diese acht Sätze werden dann mittels Kampfanwendungen
umgesetzt.

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2. Wing Chun Chi Sao


2.1. Chi Sao (Klebende Hände)
Wenn es um Chi Sao geht, dann wird oft behauptet, dass es die wahre Seele des Wing
Chun sei. Und dementsprechend wird auch ein großer Teil des Trainings darauf
verwendet.

Somit ist das Chi Sao auch etwas, dass Wing Chun von vielen anderen Kampfkünsten
unterscheidet. Vor allem als Fortgeschrittener beschäftigt man sich sogar
hauptsächlich damit.

Im Chi Sao lernt man vor allem, dem Druck seines Trainingspartners zu folgen und
ausweichen zu können falls nötig. Der Vorteil ist, dass solche taktilen Informationen
weniger anfällig für Finten sind als optische. Zudem ist man bei entsprechendem
Training auch in der Lage, viel schneller darauf zu reagieren.

2.2. Dan Chi / Chi Dan Sao (Einarmiges Chi Sao)

Der Schüler beginnt mit seinem taktilen Reaktionstraining in der Regel mit dem Dan
Chi (oder auch Chi Dan Sao genannt).

Dabei handelt es sich um eine spezielle Form des Chi-Sao-Trainings für Anfänger, bei
der man sich jeweils nur auf eine Hand konzentrieren muss statt auf alle beide.

Dies ist natürlich um einiges leichter und damit perfekt geeignet für den Anfänger, da es
somit nicht auch noch erforderlich ist, beide Hände miteinander zu koordinieren.

2.3. Poon Sao (rollende Hände)

Das Poon Sao ist die Vorstufe zum Chi Sao.

Auch wenn es dabei eigentlich vier Kombinationsmöglichkeiten gäbe, wird es in der


Regel so geübt, dass die linke Hand einen Fook Sao macht und die rechte Hand
reagiert mit einem Bong Sao auf den Fook-Sao-Druck des Trainingspartners (was es
mit den Begriffen Fook Sao und Bong Sao auf sich hat, kannst du unter Punkt 4
„Techniken im Wing Chun“ nachlesen).

2.4. Chi Gerk

Chi Gerk ist dasselbe wie Chi Sao. Allerdings trainiert man dabei nicht die taktilen
Reflexe seiner Unterarme, sondern seiner Beine.

Unsere Anatomie bedingt es allerdings, dass wir immer nur ein Bein alleine trainieren
können, da wir ja auf dem anderen stehen müssen.

2.5. Chi Kwan (Klebender Stock)

Auch mit dem Langstock ist ein Fühltraining möglich. Dort nennt man es Chi Kwan und
nicht die Hände der Trainingspartner berühren einander, sondern die beiden
Langstöcke.
2.6. Chi Sao Sektionen

Wo genau man Chi Sao Sektionen einordnet, ist


nicht ganz klar. Im Grunde hätte ich sie nämlich
auch bei den Formen anführen können. Denn wie
ich oben bereits kurz erwähnt habe, sind Chi Sao
Sektionen im Grunde nichts anderes als
Partnerformen. Da man damit in gewissem Maße
aber auch seine taktilen Reflexe trainieren kann,
habe ich diesen Begriff hier eingeordnet.

Chi Sao Sektionen sind eine Erfindung des Wing


Chi Sao Training
Tsun Großmeisters Leung Ting. Es handelt sich
bei den Chi Sao Sektionen um fixe Abläufe, die zwei Trainierende unter ständigem
Armkontakt ausführen.

Sektionen sind vor allem ein prima Mittel, um wirklich das ganze Spektrum an
Techniken trainieren zu können. Somit sind Sektionen vor allem eine wertvolle
Erinnerungsstütze für den Lehrer, damit dieser keine wichtige Technik zu unterrichten
vergisst.

Und aus diesem Grund ist es auch gar nicht nötig, dass sich Schüler diese Abläufe
merken (außer sie wollen später selbst unterrichten). Viel wichtiger ist es, dass sie die
Fähigkeiten umsetzen können, die ihnen die Sektionen lehren. Das Merken der Abläufe
an sich bringt keinen Mehrwert – einzig das Anwenden-können.

2.7. Taktiles Reaktionstraining

In einem Kampf geht alles sehr schnell. Da ist es gut, wenn man im Training gute
Reflexe aufgebaut hat, um blitzschnell reagieren zu können.

Neben optischen Reflexen spielen dabei auch taktile Reflexe eine zentrale Rolle. Dabei
geht es um das Erspüren von Druckrichtungen des Gegners, wenn man mit seinen
Armen bereits Kontakt aufgenommen hat.

Viele sind der Ansicht, dass taktiles Reagieren dem Optischen sogar überlegen ist, da
es schneller ist und weniger anfällig für Finten und Täuschungsmanöver.

Gelegenheiten für taktiles Reaktionstraining gibt es genug. Unter anderem eignen sich
hierzu Dan Chi, Chi Sao und auch Trapping.

3. Wing Chun Lat Sao


3.1. Lat Sao („Freikampf“)
Lat Sao bedeutet so viel wie Freikampf. Und dies bedeutet im Wing Chun vor allem
zweierlei:

Zum einen bedeutet es, dass alles an Angriffen möglich ist. Die Kämpfer sind also
vollkommen frei in der Auswahl der Angriffe.

Zum anderen bedeutet es aber auch, dass zu Beginn noch kein Arm- oder Beinkontakt
besteht, sondern erst noch herzustellen ist.

3.2. Pak Sao Zyklus

Der Pak Sao Zyklus (oft auch Lat Sao Zyklus genannt) ist eine Methode im Wing Chun,
um den Freikampf strukturiert und möglichst ohne Verletzungsgefahr trainieren zu
können.

Dabei werden vor allem bestimmte Techniken außerhalb der Schlagdistanz geübt,
damit sich niemand verletzt.

Trainiert werden dadurch vor allem optische Reflexe, aber auch taktile Reflexe.

3.3. Kampfanwendungen

Mithilfe von Kampfanwendungen zeigt man dem Schüler, wie man einzelne Techniken
der Formen, des Chi Sao bzw. auch des Pak Sao Zyklus in der Realität umsetzen
kann.

Dabei greift einen der Trainingspartner auf eine bestimmte Art und Weise an und man
reagiert wiederum auf eine vorher festgelegte Art und Weise.

3.4. Nuk Sao (Freikampfübung)

Beim Nuk Sao versuchen beide Trainingspartner in einer Art


Drill bestimmte Abwehr- und Angriffsbewegungen umzusetzen.

Dabei dreht sich diese Art des Trainings immer im Kreis und
es werden so genannte Gleichzeitigkeiten in einem Fluss
trainiert (um genau zu sein Tan Sao, Gaun Sao und Tok Sao in
Verbindung mit Fauststoß sowie Wendung bzw. Schritt).

3.5. Gleichzeitigkeiten

Von Gleichzeitigkeiten im Wing Chun spricht man allgemein


dann, wenn Abwehr und Angriff gleichzeitig stattfinden.
Gleichzeitigkeiten
Speziell wird dabei trainiert, Abwehrbewegungen wie zum
Beispiel Tan Sao mit Fauststoß und Wendung zu koordinieren.
3.6. Optisches Reaktionstraining

Um seine Chi Sao Fähigkeiten einsetzen zu können, muss es zuerst einmal gelingen,
überhaupt Kontakt mit den gegnerischen Armen aufzunehmen.

Was bringt es schlussendlich, wenn man die besten Chi Sao Kenntnisse auf der Welt
hat, aber seine optischen Reflexe nicht geschult hat und eine auf die Schnauze
bekommt, bevor man diese hätte einsetzen können.

Leider fristet das optische Reaktionstraining aus eigener Erfahrung eher ein
Schattendasein im Wing Chun. Zu unrecht wie ich meine. Es ist genauso wichtig wie
das taktile Reaktionstraining und sollte daher fleißig geübt werden.

4. Techniken im Wing Chun


Ist in weiterer Folge die Rede von einem Fook-, Bong- oder Tan-Sao, dann ist damit
immer eine Hand- bzw. Armtechnik gemeint. Manchmal liest man auch nicht …-Sao,
sondern …-Sau. Es bedeutet aber jeweils dasselbe.

Ist hingegen die Rede von Chi-, Tan- oder Bong-Gerk, dann ist damit immer eine
Beintechnik gemeint.

4.1. Biu Tze Sao / Biu Sao (Stoßende Finger Technik)

Die Biu Tze Sao Bewegung trainiert man – wie wohl nicht schwer zu erraten ist – vor
allem in der Biu Tze Form.

Dabei handelt es sich grob gesagt um einen Fingerstich, der sowohl zur Abwehr als
auch zum Angriff eingesetzt werden kann.

Angreifen kann man mit der Biu Tze Sao Bewegung sowohl mit den Fingern als auch
mit der Handkante. Ziele sind vor allem der Hals und die Augen des Gegners.

4.2. Bong Sao (Schwingenarm)

Der Bong Sao ist neben dem Fook Sao die wichtigste Technik im Dan Chi bzw. im Chi
Sao. Dort wird immer dann ein Bong Sao ausgeführt, wenn der Trainingspartner mit
einem Fook Sao in die Mitte drückt.

Daneben ist der Bong Sao in allen waffenlosen Soloformen und auch in den
Partnerformen präsent. Was den Bong Sao zu einer der wichtigsten Techniken im Wing
Chun macht.
Vor allem wird der Bong Sao aber benutzt, um gegnerische
Angriffe abzuwehren bzw. abzuleiten.

4.3. Chang Sao (Spatenhand)

Die Chang Sao Bewegung kommt vor allem in der Biu Tze vor,
wird aber auch bereits in der Siu Nim Tao geübt.

Es handelt sich dabei um einen seitlichen Handflächenstoß zum


Hals- bzw. Kopfbereich.

4.4. Ding Jarn (Ellbogenstoß)


Bong Sao und
Der Ding Jarn ist ein Ellbogenstoß, der zur Seite geht. Er kommt Fauststoß
bereits in der Siu Nim Tao zum ersten Mal vor – und zwar im
vierten Satz bevor man den Fak Sao ausführt.

4.5. Fak Sao

Der Fak Sao ist ein Handkantenschlag zur Seite und wird zum ersten Mal bereits in der
Siu Nim Tao ausgeführt – genauer gesagt im vierten Satz der Siu Nim Tao.

Man findet den Fak Sao aber genauso auch in allen anderen waffenlosen Wing Chun
Formen.

4.6. Fook Sao (Brückenarm)

Der Fook Sao ist vor allem im Dan Chi und im Chi Sao wichtig. Hierbei simuliert der
Fook Sao einen Fauststoß auf den der Trainingspartner mit Bong Sao reagiert.

Daneben wird der Fook Sao vor allem zur Kontrolle und zum Kontaktsuchen (also für
eine Überbrückung – daher der Name Brückenarm) der gegnerischen Arme verwendet.

Zudem kann der Fook Sao auch zum Ableiten / zur Abwehr eines Angriffs genutzt
werden.

4.7. Gaun Sao (Abwehr gegen tiefen Angriff)

Der Gaun Sao ist eine ganz wichtige Abwehrbewegung im Wing Chun und kommt das
erste Mal bereits im allerersten Satz der Siu Nim Tao vor.

Auch wenn der Gaun Sao eine reine Abwehrtechnik ist, kann er sehr schmerzhaft sein
und sogar zu Verletzungen beim Gegner führen.

4.8. Gum Sao


Der Gum Sao ist vor allem eine Abwehrbewegung und kann sowohl mit den Fingern
nach vor wie auch zur Seite ausgeführt werden.

Allerdings gibt es für den Gum Sao auch weitere Einsatzmöglichkeiten je nach
Situation. Zum Beispiel als Angriffstechnik gegen Ringer-/Grapplingattacken und um
die Arme des Gegners vorübergehend zu fesseln.

4.9. Huen Got Sao

Die Huen Got Sao Bewegung findet man in der Biu Tze. Es handelt sich um eine Art
schneidende Bewegung mittels Einhaken.

Der Huen Got Sao kann zum Beispiel als Abwehrbewegung eingesetzt werden, wenn
der Gegner mit seiner Hand die Innenseite meines Unterarms berührt und von da einen
geraden (nicht diagonalen) Angriff macht.

4.10. Huen Sao (Zirkelhand)

Es gibt wohl keine Bewegung im Wing Chun, die in den Formen öfter vorkommt als der
Huen Sao.

Denn neben der Einsatzmöglichkeit im Kampf – von außen nach innen bzw. von oben
nach unten zu wechseln und umgekehrt – ist das Ausführen des Huen Sao ein prima
Training zur Kräftigung des Handgelenks.

4.11. Ju Cheung (seitlicher Handflächenstoß)

Der Ju Cheung ist ähnlich dem Chang Sao – nur, dass der Ju Cheung nicht zum Hals,
sondern zu den Rippen ausgeführt wird.

Das erste Mal trainiert wird der Ju Cheung bereits in der Siu Nim Tao – genauer gesagt
im sechsten Satz.

4.12. Jum Sao

Der Jum Sao ist vor allem eine Abwehrtechnik, die gegen gerade Fauststöße
eingesetzt wird, die unterhalb der Brusthöhe ausgeführt werden (wobei man damit eher
diagonal ausgeführte Fauststöße abwehrt).

Die Bewegung kann nachgebend weich oder auch stabil ausgeführt werden. Bei
stabiler Ausführung des Jum Sao handelt es sich dabei um eine Art Keil, welcher den
gegnerischen Angriff zur Seite ableitet. Viele sagen dann auch, dass es sich dabei im
Prinzip um einen verhinderten Fauststoß handelt. Wäre der Weg nämlich frei gewesen,
wäre ein Fauststoß daraus geworden.

4.13. Jut Sao (Schockhand)


Jut Sao heißt übersetzt Schockhand – und genauso wird diese Bewegung auch
ausgeführt. Mit einer kurzen Bewegung wird die Hand runtergebracht – und zwar
maximal soweit, bis die eigenen Unterarme parallel sind zum Boden.

Dabei handelt es sich vor allem um eine Art Abwehrbewegung gegen einen
Faustangriff.

4.14. Kau Sao (Zirkelarm)

Der Kau Sao ist im Prinzip nichts weiter als ein Huen Sao, der mittels Drehung der
Hüfte zustande kommt.

4.15. Kuen (Faust)

Der Ausdruck „Kuen“ bedeutet übersetzt so viel wie „Faust“.

4.16. Kuen-To (Boxform)

Die Kuen-To ist eine Art Boxform im Wing Chun.

Dabei werden in einer bestimmten Reihenfolge vertikale Fauststöße trainiert – und


zwar sowohl auf Hals-/Kopfhöhe als auch zum Bauch.

4.17. Kwai Jarn

Der Kwai Jarn ist ein Ellbogenangriff aus der Biu Tze und wird in einem 45°-Winkel von
oben nach unten ausgeführt.

Diese Angriffstechnik eignet sich unter anderem wunderbar dazu um zum Beispiel
einen blockenden Arm aus dem Weg zu räumen.

4.18. Kwun Sao (Rotierende Arme)

Kwun Sao (oder auch Kwan Sao) ist eine Rotation mit den Armen und kommt bereits
im ersten Satz der Siu Nim Tao vor (wie auch in allen anderen waffenlosen Formen).

Vor allem eignet sich diese Technik dazu, um einer Fesselung seiner Arme zu
entkommen.

4.19. Lan Sao (Riegelarme)

Der Lan Sao wird vor allem in der Cham Kiu trainiert (aber auch schon im vierten Satz
der Siu Nim Tao).

Der Lan Sao ist vor allem eine Angriffstechnik (als Ellbogenangriff), kann aber genauso
der Abwehr dienen – zum Beispiel gegen Grapplingangriffe.
4.20. Lap Sao

Der Lap Sao wird vor allem eingesetzt, um die Balance des Gegners zu zerstören – ihn
also massiv aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Grob gesagt handelt es sich beim Lap Sao um einen schnellen kurzen Zug. Er wird in
der Regel immer zeitgleich mit einem Angriff mit der anderen Hand eingesetzt.

4.21. Lau Sao (Schöpfender Arm)

Der Lau Sao wird zum ersten Mal im sechsten Satz der Siu Nim Tao trainiert und lässt
sich übersetzen mit „Schöpfender Arm“.

Es kann sich dabei sowohl um eine hebende und immobilisierende Bewegung als auch
um einen Block handeln.

4.22. Lin Wan Kuen (Kettenfauststöße)

Wenn Wing Chun für irgendetwas bekannt ist,


dann für Kettenfauststöße.

Dabei handelt es sich um eine schnelle Abfolge


von geraden Fauststößen, die abwechselnd mit
beiden Armen durchgeführt werden.

Richtig ausgeführt, überfordert man mit Wing Chun


Kettenfauststößen fast jeden Gegner. Denn auch Kettenfauststöße
wenn man den ersten Fauststoß abwehrt, der
nächste folgt bereits einen Bruchteil einer
Sekunde später.

Übrigens habe ich auch ein Video veröffentlicht, in dem ich Schritt für Schritt vorzeige,
wie du Kettenfauststöße trainieren kannst:

Kettenfauststöße – eine Schritt-für-Schritt Trainingsanleitung

4.23. Mang Geng Sao (Nackenzugtechnik)

Dieser Begriff bezeichnet die Einstiegsbewegung in die Holzpuppenform. Es handelt


sich dabei um eine Nackenzugtechnik.

4.24. Man Sao (Suchende Hand = vordere Hand)

Die Begriffe Wu Sao und Man Sao werden oft verwechselt. Beide werden für die
klassische Vorkampfposition eingesetzt.
Dabei ist die Man Sao jene Hand, die sich weiter vorne befindet. Übersetzt heißt sie so
viel wie „Suchende Hand“, da sie Kontakt mit den gegnerischen Armen sucht.

4.25. Muk Yan Chong Fa (Holzpuppentechniken)

Wir haben bereits unter 1.5. geklärt, dass man mit „Muk Yan Chong“ die
Holzpuppenform meint. Fügt man noch das kurze Wort „Fa“ hinzu, dann spricht man
gemeinhin von den einzelnen Holzpuppentechniken, die in der Form vorkommen.

4.26. Pak Sao (Handflächenabwehr)

Der Pak Sao ist eine Abwehrbewegung und wird mit der Handinnenfläche ausgeführt.

Ausgeführt wird der Pak Sao sowohl zur Seite als auch nach vor. Man kann damit
einen Angriff mit einem stabilen Pak Sao blocken und damit seinen Kontrahenten aus
dem Gleichgewicht bringen.

Oder man gibt mittels Pak Sao weich nach und leitet den gegnerischen Angriff bloß ab,
ohne ihn zu blocken.

4.27. Pie Jarn

Der Pie Jarn bezeichnet einen Ellbogenangriff aus der Biu Tze und eignet sich sowohl
zur Abwehr als auch zum Angriff.

Wie bei allen Techniken aus der Biu Tze ist es damit sogar möglich, gleichzeitig
abzuwehren und anzugreifen.

Der Pie Jarn ist eine Bewegung, die kreisförmig von außen nach innen und parallel
zum Boden ausgeführt wird – und zwar bis man mit dem Ellenbogen seine Zentrallinie
erreicht hat. Die Außenfläche der Hand wird dabei mittig am Brustkorb angelegt.

4.28. Shat Geng Sao / Saat Geng Sao (Kehlkopfschlag)

Der Shat Geng Sao ist ebenfalls eine Technik aus der Biu Tze und ist ein
Kehlkopfschlag mit der Handkante.

4.29. Tan Sao (Handfläche-oben-Hand)

Der Tan Sao ist eine Technik, die häufig vorkommt im Wing Chun – und zwar bereits in
den Formen wie der Siu Nim Tao.

Der Tan Sao dient dabei vor allem der Abwehr von Angriffen und wird auf zwei Arten
durchgeführt:
Einerseits dient er der Vorwärtsverteidigung, wo der Tan Sao nach vor geschleudert
wird um einen Angriff bereits im Ansatz zu stoppen. Andererseits wird der Tan Sao
auch weich nachgebend verwendet.

4.30. Tok Sao

Der Tok Sao ist eine hebende Bewegung, wobei die Handfläche nach oben zeigt. Er
wird vor allem zur Immobilisierung des Gegners eingesetzt.

Der Tok Sao kommt bereits in der Siu Nim Tao das erste Mal vor (und zwar im vierten
und im sechsten Satz). Zudem kommt er einige Male in der Holzpuppenform vor.

4.31. Tut Sao (Befreiende Arme)

Der Tut Sao ist eine abstreifende Bewegung mit der Handfläche.

Zum ersten Mal wird der Tut Sao im achten Satz der Siu Nim Tao trainiert.

4.32. Wu Sao (Schützende Hand = hintere Hand)

In der Wu Sao Man Sao Grundposition ist die Wu Sao die hintere Hand. Man nennt sie
auch die schützende Hand. Sie ist quasi die letzte Verteidigungslinie um uns vor einem
Angriff zu schützen.

4.33. Yat Chi Kuen (Vertikale Faust)

Auch wenn es im Wing Chun auch Fauststoßtechniken gibt, wo man die Faust
horizontal zum Boden hält (wie zum Beispiel den Haken) – bekannt ist Wing Chun vor
allem für die vertikale Faust, auf chinesisch Yat Chi Kuen.

5. Schrittarbeit im Wing Chun


5.1. IRAS / Yi-Dji-Kim- Yeung-Ma-Stand

IRAS steht für „Internally Rotated Adduction Stance“ und ist der Basisstand im Wing
Chun. Bereits VOR der Ausführung der Siu Nim Tao ist es erforderlich, dass der
Übende zuerst mal den IRAS korrekt einnimmt.

Und auch WÄHREND der Ausführung der Siu Nim Tao gilt es den IRAS
aufrechtzuerhalten.

Hier erhältst du übrigens eine Schritt-für-Schritt Trainingsanleitung zum IRAS.


5.2. Wendung

Die Wendung ist sehr sehr wichtig im Wing Chun, denn sie
dient dazu, gegnerischen Angriffen ausweichen zu können
ohne das Gleichgewicht zu verlieren.

Dabei geht es bei der Wendung nicht so sehr um eine aktive


Drehung des Oberkörpers. Vielmehr geht es dabei um eine
Verlagerung des Gleichgewichts von einer Seite auf die
andere, damit ein Angriff ins Leere geht.

Dabei passen wir uns dem Gegner an – das heißt wir wenden
uns nur so weit wie nötig.
Der IRAS im Wing
Chun
5.3. Drehung

Die Drehung geht weiter als die Wendung. Man spricht von einer Drehung in der Regel
erst, wenn man sich mindestens 90° (und bis zu 180°) gedreht hat.

Eine Drehung kann wie die Wendung passiv durch kluges Nachgeben entstehen. Oder
man macht eine Drehung im Rahmen eines Angriffes (wie zum Beispiel einem
Ellbogenangriff mit Drehung wie es unter anderem in der Cham Kiu geübt wird).

5.4. Kampfstand

Wenn man vom Kampfstand im Wing Chun spricht, dann denken die meisten auf jenen
Stand, wo man auf einer Linie mit den Füßen steht und das gesamte Körpergewicht auf
den hinteren Fuß ist. (Die genaue Ausführung dieses Standes habe ich hier erklärt.)

Doch in Wahrheit gibt es im waffenlosen Wing Chun noch einen zweiten Kampfstand
mit einer eher gleichmäßigen Gewichtsverteilung und etwa schulterbreitem Stand (Wie
er übrigens auch in der Bart Cham Dao – also den Doppelmessern – eingesetzt wird.
Was den Langstock betrifft gibt es noch einen weiteren Kampfstand.)

5.5. Verfolgungsschritt / Vorwärtsschritt

Der Verfolgungsschritt wird vor allem dann eingesetzt, wenn man schon sehr nahe am
Gegner steht und selbst angreift – zum Beispiel mittels Kettenfauststößen.

Mithilfe dieses Schrittes (plus dem Einsatz von Fauststößen) kann man aggressiv
vorgehen und dadurch den Gegner massiv in Bedrängnis bringen.

Dazu habe ich bereits ein Video veröffentlicht: Der Wing Chun Verfolgungsschritt mit
Kettenfauststößen

5.6. Kreuzschritt
Beim Kreuzschritt überkreuzen sich die Füße kurz. Man
kann damit zur Seite und schräg nach vor gehen.

Verwendet wird der Kreuzschritt vor allem beim Kampf


gegen mehrere, da diese Art des Bewegens hier schneller
ist als gewöhnliche Schritte.

5.7. Zirkelschritt

Der Zirkelschritt wird eingesetzt, um geschützt angreifen zu


können. Er verhindert vor allem, dass der Gegner unsere
Beine fegen kann.
Verfolgungsschritt
Deshalb zieht man beim Zirkelschritt zuerst das Bein, das mit
nach vor geht, eng an das Standbein heran. Von da geht
man mit einem Vorwärtsschritt nach vor.
Kettenfauststößen

5.8. Kwun Ma (Langstockstand)

Der Langstockstand unterscheidet sich von den waffenlosen Kampfständen vor allem
dahingehend, dass es ein weiterer Stand ist.

5.9. Jik-Chang-Gök (Vorwärtstritt)

Der Begriff Jik-Chang-Gök bezeichnet den Vorwärtstritt im Wing Chun.

Bei dieser Form von Tritt wird das Knie über Hüfthöhe angehoben und der Fuß dann
komplett ausgestreckt, wobei die Ferse auftrifft und nicht der Fußballen.

Zum ersten mal wird diese Technik in der Cham Kiu trainiert.

5.10. Wang-Chang-Gök (Seitwärtstritt)

Der Wang-Chang-Gök ist ein Tritt zur Seite. Streng nach Form befindet sich
der Innenfuß parallel zum Boden – sprich die Zehen zeigen komplett zur Seite.

Anwendungsmäßig wird der Seitwärtstritt aber oft ähnlich dem Vorwärtstritt ausgeführt.

Der Wang-Chang-Gök kommt zum ersten Mal in der Cham Kiu vor.

5.11. Che-Chang-Gök (gedrehter Tritt)

Der Che-Chang-Gök ist ein gedrehter Tritt nach hinten – man dreht sich dabei also
quasi 180° um einen Gegner zu treten, der hinter einem steht.

Trainiert wird auch dieser Tritt das erste Mal in der Cham Kiu.
6. Weitere Wing Chun Begriffe
6.1. Chong (Holzpuppe)

Der Begriff Chong bedeutet Holzpuppe und ist im Wing Chun ein sehr wichtiges
Trainingswerkzeug.

Das Training an der Holzpuppe muss dabei nicht nur aus dem Trainieren der Muk Jan
Chong – also der Holzpuppenform bestehen. Es lassen sich darauf auch einzelne
Techniken prima trainieren. Dadurch eignet sich die Holzpuppe auch durchaus bereits
für den Anfänger.

6.2. Schülergrade

Als Anfänger lernt man zuallererst die Schülergradprogramme. In der Regel gibt
es zwölf davon.

Sie bestehen vor allem aus dem Erlernen der ersten und zweiten Form, sowie aus Dan
Chi bzw. Chi Sao und Anwendung all dieser Dinge im Lat Sao.

In manchen Verbänden beschäftigt man sich auch etwas mit Selbstverteidigung – zum
Beispiel was den Ritualkampf bzw. den Überfall oder auch Messerbedrohungen betrifft.

Nicht in den Schülerprogrammen enthalten sind in der Regel Biu Tze und Holzpuppe
sowie die Waffenprogramme.

6.3. Technikergrade

In den meisten Wing Chun Stilrichtungen kommen nach den 12 Schülergraden die vier
Technikergrade.

Hier lernt man traditionell weitere waffenlose Inhalte, speziell was Biu Tze, Holzpuppe
und Chi Sao Sektionen betrifft.

6.4. Praktikergrade / Meistergrade

Vom fünften bis zum achten Grad darf man sich Meister nennen. Mit dem fünften Grad
ist man allerdings nur Meister des waffenlosen Wing Chun.

Auch wenn es nunmehr üblich ist, dass man sich mit Langstock und Doppelmessern
schon früher beschäftigt, so sind diese erst auf den 6. Grad prüfungsrelevant.
Mit Erlangen des achten Grades hat man in den meisten Verbänden das eigentliche
Wing Chun Programm abgeschlossen. Der neunte Grad (und damit der erste
Großmeistergrad) wird einem nur noch verliehen. (Zumindest war es traditionell so.
Meines Wissens gibt es zum Beispiel in der EWTO nunmehr auch eine Prüfung zum
neunten Grad.)

6.5. Großmeistergrade

Theoretisch gibt es auch bei den Großmeistergraden wie schon bei den Techniker- und
Meistergraden vier Stufen.

In der Praxis sind es allerdings nur zwei, nämlich der neunte und der zehnte Grad:

9. Grad MOA (Man of Arrival)


10. Grad MOC (Master of Comprehension)

Der höchste theoretisch erreichbare Titel ist dann noch der 11. Grad. Der 12. Grad
allerdings ist nur ein Ideal und damit nicht wirklich erreichbar. Ein Träger des 11.
Grades kann diesen Titel posthum verliehen bekommen.

6.6. Höhere Grade

Nicht alle Wing Chun Verbände unterscheiden zwischen Techniker-, Praktiker- und
Großmeistergraden.

In der EWTO zum Beispiel spricht man jetzt vielmehr einheitlich von Höheren Graden
(im Unterschied zu den Schülergraden).

6.7. Kampfprinzipien

Die Kampfprinzipien sagen aus, wie man im Wing Chun prinzipiell vorgeht. Alles in
allem gibt es vier davon:

1. Ist der Weg frei, stoss vor!


2. Ist der Weg nicht frei, bleib kleben!
3. Ist die Kraft des Gegners zu groß, gib nach!
4. Zieht sich der Gegner zurück, dann folge!

Recht gut erklärt sind diese Dinge in dem Buch „Vom Zweikampf“ des Wing Tsun
Großmeisters Keith R. Kernspecht.

6.8. Kraftsätze

Die Kraftsätze sagen etwas darüber aus, wie man mit seiner eigenen und der Kraft des
Gegners verfahren soll. Auch hier gibt es vier davon:
1. Mache dich frei von deiner eigenen Kraft!
2. Mache dich frei von der Kraft des Gegners!
3. Verwende die Kraft des Gegners gegen ihn selbst!
4. Füge zur gegnerischen Kraft deine eigene hinzu!

6.9. Familienverhältnisse im Wing Chun

Je nach Eintritt in den Wing Chun Verband bzw. je nach Lehrer-Schüler-Verhältnis gibt
es folgende „Familienbezeichnungen“. (Früher gab es keine Graduierungen. Deshalb
wurde es auch als Familiensystem bezeichnet und es gab je nach Schülergeneration
unterschiedliche Anreden siehe nachfolgend.)

To-Dai: Anhänger, Schüler


Si-Hing: älterer Wing Chun Bruder
Si-Je: ältere Wing Chun Schwester
Si-Dai: jüngerer Bruder
Si-Mui: jüngere Schwester
Si-Fu: „väterlicher Lehrer“ – dein persönlicher Lehrer
Si-Pak: älterer Bruder vom Si-Fu
Si-Suk: jüngerer Bruder vom Si-Fu
Si-Gung: der Wing Chun Großvater
Si-Jo: der Wing Chun Urgroßvater (der Si-Fu vom Si-Gung)

6.10. Inneres Wing Chun

Das innere Wing Chun hat vor allem Großmeister Kernspecht bekanntgemacht.
Insofern sollte man daher vielleicht die Schreibweise Wing Tsun benutzen.

Jedenfalls liegt beim inneren Wing Chun der Fokus auf einen selbst. Man geht von
innen nach außen und Techniken sind nebensächlich. Doch was inneres Wing Chun
genau ist, kannst du hier nachlesen.

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