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Manchmal gibt es Antworten auf Fragen, die niemand gestellt hat.

Beim geplanten
Selbstbestimmungsgesetz etwa gibt es wohl ungeklärte “Sachfragen”, die den ursprünglichen
Zeitplan verzögen. In einem Interview mit der Wochenzeitung “Die Zeit” hat Bundesjustizminister
Marco Buschmann nun erklärt, warum das Vorhaben länger dauert. Seine Antwort wirft jedoch
weitere Fragen auf, unter anderem, warum sich der Justizminister mit völlig absurden "Sorgen"
beschäftigt.

Buschmann sagte, dass etwa die Betreiberin einer Frauensauna “auch künftig” festlegen können soll,
dass sie den Zutritt an “die äußere Erscheinung eines Menschen” knüpft. Sie solle nicht mit einer
Klage nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) rechnen.

Sind das wirklich die Fragen, über die sich die Ministerien seit Monaten austauschen? Es kann nicht
sein, dass man mit einem Gesetz, in dem – das sagt der Justizminister selbst – lediglich das
Verhältnis zwischen Staat und Bürger*in geregelt wird, Hintertüren für Diskriminierung einbauen
will, die vom Bundesverfassungsgericht längst kassiert worden ist: So ist es laut BVerfG eben nicht
zulässig, die Änderung des Geschlechtseintrags an körperliche Voraussetzungen, wie Operationen zu
knüpfen. Warum sollte es weniger diskriminierend sein, den Zugang zu einer Sauna daran fest zu
machen?

Eigentlich sollte Marco Buschmann als Justizminister wissen, dass man bei Gesetzen wie beim AGG
nicht mit Ausnahmen arbeiten kann, weil das ganze Gesetz ad absurdum geführt würde, frei nach
dem Motto “Alle sind gleich an Rechten, außer...”. So funktioniert das nicht.

Kämen solche Regelungen, gibt es zwei Alternativen, eine empörender als die andere: Entweder es
wird ein Schlupfloch für Diskriminierungen jeder Art geöffnet und wir können uns darauf einstellen,
dass es bald Saunen geben wird, die dicke, dünne, behaarte, rasierte oder schwarze Frauen
ausschließen, weil die Betreiber*innen das eben nicht wollen. Oder Diskriminierung exklusiv nur für
trans Personen – speziell auf sie zugeschnitten. Das wäre eine zynische Verschärfung bestehenden
Leids. Als wollte man trans Personen zurufen: Natürlich kannst du deinen Personenstand einfach
ändern, dafür hast du es danach noch schwerer als jetzt schon.

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