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Kurzpapier Nr.

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Informationspflichten bei Dritt- und Direkterhebung
Dieses Kurzpapier der unabhängigen Datenschutzbehörden des Bundes und der Länder (Datenschutzkonferenz –
DSK) dient als erste Orientierung insbesondere für den nicht-öffentlichen Bereich, wie nach Auffassung der DSK
die Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) im praktischen Vollzug angewendet werden sollte. Diese Auffas-
sung steht unter dem Vorbehalt einer zukünftigen - möglicherweise abweichenden - Auslegung des Europäischen
Datenschutzausschusses.

Bedeutung der Informationspflichten Mitzuteilen sind nach Abs. 1:


• Name (ggf. Firmenname gem. § 17 Abs. 1
Die Informationspflichten bilden die Basis für die
HGB oder Vereinsname gem. § 57 BGB) und
Ausübung der Betroffenenrechte (insbesondere der
Kontaktdaten des Verantwortlichen sowie
Art. 15 ff. DS-GVO). Nur wenn die betroffene Person
ggf. dessen Vertreter
weiß, dass personenbezogene Daten über sie verar-
• Kontaktdaten des ggf. vorhandenen Daten-
beitet werden, kann sie diese Rechte auch ausüben.
schutzbeauftragten
Die Informationspflichten gemäß der DS-GVO gehen
• Zwecke, für die die personenbezogenen Da-
daher weit über die bisherige Rechtslage hinaus und
ten verarbeitet werden sollen und zusätz-
müssen beachtet werden, sofern keine Ausnahme-
lich die Rechtsgrundlage, auf der die Verar-
vorschriften greifen.
beitung fußt
Die DS-GVO regelt die Informationsverpflichtungen • das berechtigte Interesse, insofern die Da-
des Verantwortlichen gegenüber der betroffenen tenerhebung auf einem berechtigten Inte-
Person in Abhängigkeit davon, ob personenbezoge- resse des Verantwortlichen oder eines Drit-
ne Daten bei der betroffenen Person (Direkterhe- ten beruht (Art. 6 Abs. 1 lit. f DS-GVO)
bung, Art. 13 DS-GVO) oder bei Dritten (Dritterhe- • Empfänger oder Kategorien von Empfän-
bung, Art. 14 DS-GVO) erhoben werden. Zu beach- gern der personenbezogenen Daten (vgl.
ten ist, dass aus dieser Unterscheidung nicht pau- Art. 4 Nr. 9 DS-GVO)
schal abzuleiten ist, wer für die Information ver- • Absicht des Verantwortlichen, die perso-
antwortlich ist. Auch der Verantwortliche, der die nenbezogenen Daten an ein Drittland oder
Daten direkt bei der betroffenen Person erhoben eine internationale Organisation zu über-
hat, kann über Art. 13 DS-GVO hinaus zur Mitteilung mitteln und zugleich Information, ob ein
nach Art. 14 Abs. 3 lit. c DS-GVO verpflichtet sein, Angemessenheitsbeschluss der Kommission
wenn er die Daten gegenüber einem anderen Emp- vorhanden ist oder nicht (bei Fehlen eines
fänger offenbaren möchte. solchen Beschlusses ist auf geeignete oder
angemessene Garantien zu verweisen und
Informationspflichten bei Direkterhebung die Möglichkeit, wie eine Kopie von ihnen
zu erhalten ist, oder wo sie verfügbar sind)
Bei der Informationspflicht im Falle der Direkterhe-
bung wird zwischen den Informationen unterschie- Zusätzlich sind nach Abs. 2 Informationen über
den, die der betroffenen Person mitzuteilen sind • die geplante Speicherdauer oder, falls dies
(Art. 13 Abs. 1 DGS-GVO) und solchen, die zur Ver- nicht möglich ist, die Kriterien für die Fest-
fügung zu stellen sind, um eine faire und transpa- legung der Speicherdauer,
rente Verarbeitung der personenbezogenen Daten • die Betroffenenrechte (Auskunfts-, Lö-
zu gewährleisten (Art. 13 Abs. 2 DS-GVO). schungs-, Einschränkungs- und Wider-
Informationspflichten bei Dritt- und Direkterhebung Stand: 16.01.2018 Seite 1
spruchsrechte sowie das Recht auf Daten- die Verarbeitung führen kann. Nur dann kann er
übertragbarkeit), eine bewusste Entscheidung darüber treffen, ob er
• das Recht zum jederzeitigen Widerruf einer ergänzend von seinem Auskunftsrecht nach Art. 15
Einwilligung und die Tatsache, dass die DS-GVO Gebrauch machen sollte.
Rechtmäßigkeit der Verarbeitung auf
Grundlage der Einwilligung bis zum Wider- Bei der Dritterhebung ist zudem nach Art. 14 Abs. 2
ruf unberührt bleibt, lit. f DS-GVO die Datenquelle anzugeben und, ob es
• das Beschwerderecht bei einer Aufsichts- sich dabei um eine öffentlich zugängliche Quelle
behörde, handelt. Stammen die Daten aus mehreren Quellen
• ggf. die gesetzliche oder vertragliche Ver- und kann die Herkunft nicht mehr eindeutig festge-
pflichtung des Verantwortlichen, personen- stellt werden, muss dennoch eine allgemeine In-
bezogene Daten Dritten bereitzustellen und formation gegeben werden.
die möglichen Folgen der Nichtbereitstel-
lung der personenbezogenen Daten und Bei der Dritterhebung ist weiterhin zu beachten,
• im Falle einer automatisierten Entschei- dass Angaben über die berechtigten Interessen des
dungsfindung (einschließlich Profiling) aus- Verantwortlichen oder eines Dritten (Art. 6 Abs. 1
sagekräftige Informationen über die ver- lit. f DS-GVO) nicht – wie bei der Direkterhebung –
wendete Logik, die Tragweite und ange- unter Abs. 1 fallen, sondern im Rahmen der zusätz-
strebten Auswirkungen einer derartigen lichen Informationen nach Abs. 2 zur Verfügung
Verarbeitung gestellt werden müssen (Art. 14 Abs. 2 lit. b DS-
GVO).
zur Verfügung zu stellen.

Zweckänderung und Übermittlung


Informationspflichten bei Dritterhebung
Die Informationspflichten im Falle einer Zweckän-
Auch im Falle einer Dritterhebung unterscheidet die
derung gelten sowohl für die Direkterhebung als
DS-GVO zwischen mitzuteilenden Informationen
auch für die Dritterhebung. Neben der Information
(Art. 14 Abs. 1 DS-GVO) und zusätzlichen Informati-
über die geänderte Zweckbestimmung sind alle
onen, die zur Gewährung einer fairen und transpa-
Informationspflichten gemäß Art. 13 Abs. 2 DS-GVO
renten Verarbeitung zur Verfügung zu stellen sind
(Direkterhebung) oder gemäß Art. 14 Abs. 2 DS-
(Art. 14 Abs. 2 DS-GVO).
GVO (Dritterhebung) erneut zu erfüllen.

Art und Inhalt der mitzuteilenden bzw. der zur Ver-


Die Übermittlung an einen Dritten ist häufig eine
fügung zu stellenden Informationen entsprechen in
Zweckänderung, so dass schon aus diesem Grund
wesentlichen Teilen denjenigen, die auch im Falle
vor der Übermittlung die betroffene Person ent-
einer Direkterhebung mitgeteilt werden müssen.
sprechend zu informieren ist. Darüber hinaus stellt
Art. 14 Abs. 3 lit. c DS-GVO klar, dass bei der Offen-
Allerdings hat die betroffene Person im Gegensatz
legung an einen neuen Empfänger (einschließlich
zur Direkterhebung nicht an der Datenerhebung
Auftragsverarbeitern, vgl. Art. 4 Nr. 9 DS-GVO) in-
mitgewirkt und somit auch keine Kenntnis darüber,
formiert werden muss, soweit dieser nicht von der
welche personenbezogene Daten erhoben wurden.
bereits nach Artikel 13 Abs. 1 lit. e DS-GVO erteilten
Daher ist der Verantwortliche nach Art. 14 Abs. 1
Information über Empfänger oder Empfängerkate-
lit. d DS-GVO verpflichtet, die Kategorien der verar-
gorien umfasst ist.
beiteten personenbezogenen Daten mitzuteilen.
Diese Information muss so konkret sein, dass für
den Betroffenen erkennbar wird, zu welchen Folgen

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Zeitpunkt der Erfüllung der Informationspflich- Es bestehen jedoch Zweifel, ob die in den §§ 32 und
ten 33 BDSG-neu vorgesehenen Beschränkungen der
Informationspflichten nach Art. 23 DS-GVO zulässig
Bei der Direkterhebung müssen die Informationen
sind. Jedenfalls sind diese Regelungen grundsätzlich
zum Zeitpunkt der Erhebung der Daten mitgeteilt
eng und im Sinne einer größtmöglichen Transparenz
bzw. zur Verfügung gestellt werden.
auszulegen. Ob und in welchem Umfang eine in den
§§ 32 und 33 BDSG-neu vorgesehene Beschränkung
Im Falle der Dritterhebung ist der Verantwortliche
der Informationspflichten aufgrund des Anwen-
verpflichtet, die Informationen nachträglich inner-
dungsvorrangs der DS-GVO tatsächlich angewendet
halb einer angemessenen Frist nach Erlangung der
werden kann, bleibt einer Entscheidung im jeweili-
Daten mitzuteilen (Art. 14 Abs. 3 DS-GVO). Diese
gen konkreten Einzelfall vorbehalten.
Frist bestimmt sich nach den spezifischen Umstän-
den, darf aber einen Monat nicht überschreiten. Die
Form der Informationspflicht
Monatsfrist ist eine Maximaldauer und sollte nicht
pauschal angesetzt werden. Werden die personen- Gemäß Art. 12 Abs. 1 DS-GVO sind die Informatio-
bezogenen Daten zur Kommunikation mit der be- nen in präziser, transparenter, verständlicher und
troffenen Person verwendet, sind die Informationen leicht zugänglicher Form sowie in klarer und einfa-
spätestens zum Zeitpunkt der ersten Kontaktauf- cher Sprache zu übermitteln. Die Informationen
nahme mitzuteilen. Falls die Offenlegung an einen sind schriftlich oder in anderer Form (ggf. elektro-
anderen Empfänger beabsichtigt ist, müssen die nisch) zur Verfügung zu stellen. Wird aber auf eine
Informationen spätestens zum Zeitpunkt der ersten elektronisch verfügbare Information Bezug genom-
Offenlegung erteilt werden. men, dann muss diese leicht auffindbar sein. Hier-
bei können auch Bildsymbole hilfreich sein.
Ausnahmen
Die leicht zugängliche Form bedeutet auch, dass die
Die Informationspflichten nach den Art. 13 und 14
Informationen in der konkreten Situation verfügbar
DS-GVO bestehen nicht, wenn und soweit die be-
sein müssen. Sollen die Daten also von einer anwe-
troffene Person bereits über die Informationen
senden Person erhoben werden, darf die Person in
verfügt. Im Falle der Dritterhebung bestehen dar-
der Regel nicht auf Informationen im Internet ver-
über hinaus keine Informationspflichten, wenn die
wiesen werden. Dies gilt gleichermaßen für eine
Informationserteilung sich z. B. als unmöglich er-
schriftliche Korrespondenz auf dem Papierweg.
weist oder einen unverhältnismäßigen Aufwand
erfordern würde, die Daten einem Berufsgeheimnis
Nachweise der Informationspflichten
unterliegen oder die Erlangung durch Rechtsvor-
schrift ausdrücklich geregelt ist. Der Verantwortliche hat im Hinblick auf das Trans-
parenzgebot stets den Nachweis einer ordnungs-
Außerdem sind in den §§ 32 und 33 des neuen Bun- gemäßen Erledigung der Informationspflichten zu
desdatenschutzgesetzes (BDSG-neu) weitere Aus- erbringen (Art. 5 Abs. 1 lit. a und Abs. 2 DS-GVO).
nahmen von den Informationspflichten normiert.
Die Informationspflicht nach Art. 13 DS-GVO soll Folgen eines Verstoßes
beispielsweise gem. § 32 Abs. 1 Nr. 4 BDSG-neu
Der Verstoß gegen die Informationspflichten kann
nicht bestehen, wenn die Geltendmachung, Aus-
nach Art. 83 Abs. 5 lit. b DS-GVO mit einer Geldbuße
übung oder Verteidigung rechtlicher Ansprüche
bestraft werden.
beeinträchtigt würde und die Interessen des Ver-
antwortlichen an der Nichterteilung der Information
die Interessen der betroffenen Person überwiegen.

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Empfehlung
Es ist für Verantwortliche im eigenen Interesse rat-
sam, rechtzeitig die nach Art. 25 DS-GVO erforderli-
chen technischen und organisatorischen Maßnah-
men für eine zügige und korrekte Erfüllung der In-
formationspflichten zu treffen.

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Anmerkung zur Nutzung dieses Kurzpapiers:

Dieses Kurzpapier darf – ohne Rückfrage bei einer


Aufsichtsbehörde – kommerziell und nicht kommer-
ziell genutzt, insbesondere vervielfältigt, ausge-
druckt, präsentiert, verändert, bearbeitet sowie an
Dritte übermittelt oder auch mit eigenen Daten und
Daten Anderer zusammengeführt und zu selbstän-
digen neuen Datensätzen verbunden werden, wenn
der folgende Quellenvermerk angebracht wird:
„Konferenz der unabhängigen Datenschutzbehör-
den des Bundes und der Länder (Datenschutzkonfe-
renz). Datenlizenz Deutschland – Namensnennung –
Version 2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0).

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