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Kurzpapier Nr.

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Auskunftsrecht der betroffenen Person, Art. 15 DS-GVO
Dieses Kurzpapier der unabhängigen Datenschutzbehörden des Bundes und der Länder (Datenschutzkonferenz –
DSK) dient als erste Orientierung insbesondere für den nicht-öffentlichen Bereich, wie nach Auffassung der DSK
die Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) im praktischen Vollzug angewendet werden sollte. Diese Auffas-
sung steht unter dem Vorbehalt einer zukünftigen - möglicherweise abweichenden - Auslegung des Europäischen
Datenschutzausschusses.

Auskunftsrecht als zentrales Recht zur • Verarbeitungszwecke,


Schaffung von Transparenz • Kategorien personenbezogener Daten, die
Wie schon nach der bisherigen Rechtslage haben verarbeitet werden (mit Gruppenbezeich-
betroffene Personen das Recht mit formlosem An- nungen wie Gesundheitsdaten, Bonitätsdaten
trag und ohne Begründung von einem Verantwortli- usw.),
chen Auskunft über dort gespeicherte personenbe- • Empfänger bzw. Kategorien von Empfängern,
zogene Daten zu verlangen. Die Auskünfte können die diese Daten bereits erhalten haben oder
es beispielsweise erleichtern, gezielt weitere Rech- künftig noch erhalten werden,
te, wie auf Berichtigung, Löschung oder Einschrän- • geplante Speicherdauer falls möglich, andern-
kung der Verarbeitung („Sperrung“), geltend zu falls die Kriterien für die Festlegung der Spei-
machen. cherdauer,
• Rechte auf Berichtigung, Löschung oder Ein-
schränkung der Verarbeitung,
Umfang des Auskunftsrechts
• Widerspruchsrecht gegen diese Verarbeitung
Nach Art. 15 Abs. 1 DS-GVO steht der betroffenen nach Art. 21 DS-GVO,
Person ein abgestuftes Auskunftsrecht zu. • Beschwerderecht für die betroffene Person
bei der Aufsichtsbehörde,
Zum einen kann die betroffene Person von dem • Herkunft der Daten, soweit diese nicht bei
Verantwortlichen eine Bestätigung darüber verlan- der betroffenen Person selbst erhoben wur-
gen, ob dort sie betreffende personenbezogene den, und
Daten verarbeitet werden. Auch eine Negativaus- • das Bestehen einer automatisierten Ent-
kunft ist erforderlich, wenn der Verantwortliche scheidungsfindung einschließlich Profiling mit
entweder keine Daten zu dieser Person verarbeitet aussagekräftigen Informationen über die da-
oder personenbezogene Daten unumkehrbar ano- bei involvierte Logik sowie die Tragweite und
nymisiert hat. die angestrebten Auswirkungen solcher Ver-
fahren.
Zum anderen kann die betroffene Person ganz kon-
kret Auskunft darüber verlangen, welche personen- Im Falle der Datenübermittlung in Drittländer ist
bezogenen Daten vom Verantwortlichen verarbeitet über die insoweit gegebenen Garantien gemäß Art.
werden (z. B. Name, Vorname, Anschrift, Geburts- 46 DS-GVO zu informieren (z. B. vereinbarte Stan-
datum, Beruf, medizinische Befunde). dard-Datenschutzklauseln, verbindliche interne
Datenschutzvorschriften, d. h. BCR). Keine Drittlän-
Weiterhin sind bei der Datenauskunft vom Verant- der sind die EU-Mitgliedsstaaten und die Vertrags-
wortlichen nach Art. 15 Abs. 1 DS-GVO vor allem staaten des EWR.
noch folgende Informationen mitzuteilen:
Auskunftsrecht Stand: 17.12.2018 Seite 1
Form der Auskunftserteilung Identitätsprüfung
Die Auskunftserteilung an die betroffene Person Es muss sichergestellt werden, dass die zu beaus-
kann nach Art. 12 Abs. 1 Sätze 2 und 3 DS-GVO je kunftenden Daten nicht unbefugten Dritten zur
nach Sachverhalt schriftlich, elektronisch oder – auf Verfügung gestellt werden. Hierauf ist auch insbe-
Wunsch der betroffenen Person – mündlich erfol- sondere bei mündlicher oder elektronischer Aus-
gen. Der Verantwortliche stellt eine Kopie der Da- kunftserteilung zu achten. Hat der Verantwortliche
ten zur Verfügung (Art. 15 Abs. 3 Satz 1 DS-GVO). begründete Zweifel an der Identität eines Antrag-
Stellt die betroffene Person ihren Auskunftsantrag stellers auf Datenauskunft, so kann er nach Art. 12
elektronisch, ist die Auskunft nach Art. 15 Abs. 3 Abs. 6 DS-GVO zusätzliche Informationen zur Bestä-
Satz 2 DS-GVO in einem gängigen elektronischen tigung der Identität nachfordern (z. B. eine Post-
Format zur Verfügung zu stellen (z. B. im PDF- adresse bei elektronischem Auskunftsantrag).
Format). Als datenschutzfreundlichste Gestaltung
wird in Erwägungsgrund (ErwGr.) 63 Satz 4 ein vom Grenzen des Auskunftsrechts
Verantwortlichen eingerichteter Fernzugriff der
Bei einer großen Menge von gespeicherten Infor-
betroffenen Person auf ihre eigenen Daten be-
mationen über die betroffene Person kann der Ver-
zeichnet. Alle Kommunikationswege müssen ange-
antwortliche verlangen, dass präzisiert wird, auf
messene Sicherheitsanforderungen erfüllen.
welche Informationen oder Verarbeitungsvorgänge
sich das Auskunftsersuchen konkret bezieht (ErwGr.
Frist für die Auskunftserteilung
63 Satz 7). Das kann z. B. bei Banken oder Versiche-
Auskunftserteilungen müssen gemäß Art. 12 Abs. 3 rungen mit umfangreichen Vertragsbeziehungen zu
DS-GVO unverzüglich erfolgen, spätestens aber der betroffenen Person der Fall sein.
innerhalb eines Monats; nur in begründeten Aus-
nahmefällen kann die Monatsfrist überschritten Offenkundig unbegründete oder exzessive Anträge
werden, worüber die betroffene Person zu infor- einer betroffenen Person können zur Ablehnung
mieren ist (Art. 12 Abs. 3 Satz 3 DS-GVO). Der Ver- oder zu einer Kostenerstattungspflicht führen (Art.
antwortliche muss (vorbereitend) geeignete organi- 12 Abs. 5 S. 2 DS-GVO). Die betroffene Person muss
satorische Maßnahmen treffen, damit die betroffe- jedoch (und zwar kostenfrei) ihr Recht in angemes-
ne Person eine beantragte Auskunft zeitnah und in senen Abständen wahrnehmen können, um sich der
verständlicher Form erhalten kann (Art. 12 Abs. 1 Verarbeitung bewusst zu sein und deren Rechtmä-
Satz 1 und Art. 5 Abs. 2 DS-GVO). ßigkeit überprüfen zu können (ErwGr. 63). Eine Ab-
lehnung oder Kostenerstattung kommt daher nur in
Kosten der Auskunftserteilung Ausnahmefällen in Betracht. Der Verantwortliche
trägt die Beweislast für das Vorliegen eines unbe-
Die Auskunftserteilung an die betroffene Person
gründeten oder exzessiven Antrags (Art. 12 Abs. 5
(z. B. als Kopie) muss durch den Verantwortlichen
Satz 3 DS-GVO). Er muss der betroffenen Person in
regelmäßig unentgeltlich erfolgen, Art. 12 Abs. 5
der Regel die Gründe für die Verweigerung der Aus-
Satz 1 DS-GVO. Für weitere Kopien kann er ein an-
kunft mitteilen und sie über Rechtsschutzmöglich-
gemessenes Entgelt fordern. Außerdem kann bei
keiten informieren (Art. 12 Abs. 4 DS-GVO).
offenkundig unbegründeten oder exzessiven Anträ-
gen ein angemessenes Entgelt für die Auskunft ver-
Das BDSG-neu enthält in § 34 noch weitere Eingren-
langt werden (Art. 12 Abs. 5 Satz 2, ErwGr. 63).
zungen des Auskunftsrechts, insbesondere für
Archivdaten und Protokollierungsdaten.

Auskunftsrecht Stand: 17.12.2018 Seite 2


Ob und wenn ja wie weit die Regelungen des BDSG- **************************************
neu zur Einschränkung der Betroffenenrechte Anmerkung zur Nutzung dieses Kurzpapiers:
wegen des bestehenden Anwendungsvorrangs der
DS-GVO angewendet werden können, bleibt eine Dieses Kurzpapier darf – ohne Rückfrage bei einer
Entscheidung im jeweiligen konkreten Einzelfall Aufsichtsbehörde – kommerziell und nicht kommer-
vorbehalten. ziell genutzt, insbesondere vervielfältigt, ausge-
druckt, präsentiert, verändert, bearbeitet sowie an
Beachtung Rechte Dritter Dritte übermittelt oder auch mit eigenen Daten und
Daten Anderer zusammengeführt und zu selbstän-
Die Auskunftserteilung an die betroffene Person
digen neuen Datensätzen verbunden werden, wenn
darf nach Art. 15 Abs. 4 DS-GVO sowie ErwGr. 63
der folgende Quellenvermerk angebracht wird:
Satz 5 die Rechte des Verantwortlichen oder ande-
„Konferenz der unabhängigen Datenschutzbehör-
rer Personen nicht beeinträchtigen, was bei Ge-
den des Bundes und der Länder (Datenschutzkonfe-
schäftsgeheimnissen oder bei Daten mit Bezug auch
renz). Datenlizenz Deutschland – Namensnennung –
auf andere Personen der Fall sein kann. Dies darf im
Version 2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0).
Ergebnis aber nicht dazu führen, dass jegliche Aus-
kunft verweigert wird.

Rechtfolgen bei Verstoß


Unterlassene oder nicht vollständige Auskunftser-
teilungen an betroffene Personen sind nach Art. 83
Abs. 5 lit. b DS-GVO mit einer hohen Geldbuße be-
droht.

Empfehlung
Es ist für Verantwortliche ratsam, rechtzeitig im
eigenen Interesse organisatorische Vorkehrungen
für zügige und korrekte Auskunftserteilungen zu
treffen.

Auskunftsrecht Stand: 17.12.2018 Seite 3

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