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bildung bildung

Mathematik
r Erklärungen r Aufgaben r Lösungen r Formeln
inkl. Übungs-CD-ROM

Die fünf Bände dieser Mathematikreihe sind für den Unterricht an höheren tech-
nischen und gewerblichen Lehranstalten erstellt. Besonderes Augenmerk wird auf die
Kompetenzorientierung gelegt. Die Bücher bieten eine optimale Vorbereitung auf die
standardisierte Reife- und Diplomprüfung.

Bei sämtlichen vollständig durchgerechneten Beispielen und bei allen Übungsaufgaben


werden die vier Handlungskompetenzen berücksichtigt:
A Modellieren und Transferieren
B Operieren und Technologieeinsatz
C Interpretieren und Dokumentieren
D Argumentieren und Kommunizieren

Mathematik fischer
tinhof
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inkl. Übungs-CD-ROM
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ISBN 978-3-99033-554-3
SBNr. 180.224
Mathematik II HTL

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II
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HTL
Zeichenerklärung

Zeichen Sprechweise Erläuterung, Beispiele Zeichen Sprechweise Erläuterung, Beispiele


¬ nicht ¬ P Negation der Aussage P || (Absolut-)Betrag von, absolut |a| absolut a, |–5| = |5| = 5
n
⇒ impliziert P ⇒ Q P impliziert Q
aus . . . folgt . . . aus P folgt Q, Wenn P dann Q
∑ Summe ∑ ai = a1 + a2 + . . . + an
i=1

⇔ äquivalent P ⇔ Q P äquivalent Q G, D, L Grund-, Definitions- und Lösungsmenge (x + 2) · (x – 3) = 0, L = {–2, 3}


genau dann P genau dann, wenn Q [a; b] abgeschlossenes Intervall [a; b] = {x ∈ ℝ | a Ö x Ö b}
∧ und P ∧ Q sowohl P als auch Q ]a; b], [a; b[ halboffenes Intervall ]a; b] = {x ∈ ℝ | a < x Ö b}
∨ oder P ∨ Q entweder P oder Q oder beides ]a; b[ offenes Intervall ]a; b[ = {x ∈ ℝ | a < x < b}
– __
{. . .} Menge mit den Elementen A = {a, b, c} √ (Quadrat-)Wurzel aus (von) √a (Quadrat-)Wurzel aus a
3
_ 3
__
Menge A mit den Elementen a, b und c √ Kubik-, dritte Wurzel aus (von) √8 = 2, weil 23 = 8
_ ___
∈ a ∈ A, 2 ∈ ℕ
n 5
ist Element aus (von) √ n-te Wurzel aus (von) √32 = 2, weil 25 = 32
_› ___›
∉ ist nicht Element aus (von) d ∉ A, –3 ∉ ℕ a Vektor a AB = B – A
{x ∈ M | P(x)} Menge aller Elemente x aus M für die gilt: {x ∈ M | x < 3}
P von x ist wahr {x ∈ ℕ | x < 3} = {0, 1, 2} Funktionen
{}, ∅ leere Menge enthält kein Element f: D → W D Definitionsmenge, W Wertemenge
x ↦ y = f(x) x zugeordnet y, y ist Funktion von x
= ist gleich bei Mengen: A = B, A ≠ C
≠ ist nicht gleich, ist ungleich bei Zahlen: 2 = __4 , 3 ≠ 5
2 f = {(x|y) | y = f(x)} Funktion in Mengenschreibweise
⊆ ist Teilmenge A ⊆ B, ℕ ⊆ ℤ f–1: x ↦ y = f–1(x) Umkehrfunktion zu f: x ↦ y = f(x) mit y = f(x) ⇔ x = f–1(y)
A ist Teilmenge von B
sin (x) Sinus von x
∩ Durchschnitt(smenge) A ∩ B, ℕ ∩ ℤ = ℕ cos (x) Kosinus von x
Durchschnitt(smenge) von A und B tan (x) Tangens von x
∪ Vereinigung(smenge) A ∪ B, ℚ ∪ i = ℝ arcsin (x) Arkussinus von x
Vereinigung(smenge) von A und B arccos (x) Arkuskosinus von x
\ ohne A \ B, ℤ \ ℕ = ℤ– arctan (x) Arkustangens von x
Differenzmenge A ohne B
loga (x) Logarithmus von x zur Basis a
∁GA Komplementärmenge zu A ∁GA = G \ A lg (x) = log10 (x) Logarithmus von x zur Basis 10
Komplementärmenge zu A in Bezug auf G ln (x) = loge (x) Logarithmus von x zur Basis e
× kreuz A × B, ℝ × ℝ = ℝ2 lb (x) = log2 (x) Logarithmus von x zur Basis 2
e eulersche Zahl, e = 2,718 281 828 . . .
Produktmenge von A und B π Kreiszahl Pi, π = 3,141 592 653 . . .
(a|b); (a, b) geordnetes Paar a, b (3|–2) ≠ (–2|3)
> ist größer a > b, 3 > 2 Folgende Piktogramme haben wir für die verschiedenen Bereiche gewählt:

< ist kleiner a < b, –4 < –3


Zum Nachdenken, Übungsaufgaben
Ä ist größer oder gleich aÄb
Ö ist kleiner oder gleich aÖb
ℕ Menge der natürlichen Zahlen ℕ = {0, 1, 2, 3, . . .} Für Wissenswertes, Tipps

ℤ Menge der ganzen Zahlen ℤ = {. . ., –2, –1, 0, 1, 2, . . .}


ℤ +
Menge der positiven ganzen Zahlen ℤ+ = {1, 2, 3, . . .} Für besonders wichtige Hinweise

ℤ– Menge der negativen ganzen Zahlen ℤ– = {. . ., –3, –2, –1}


Für Diskussionsaufgaben
ℤ+0 Menge der positiven ganzen Zahlen ℤ+0 = {0, 1, 2, 3, . . .}
einschließlich 0
ℚ Menge der rationalen Zahlen ℚ+, ℚ–, ℚ+0 wie bei ℤ Für Verknüpfungen zu einem anderen Gegenstand oder einem anderen Kapitel

Menge der irrationalen Zahlen unendliche nichtperiodische Dezimalzahlen


ℝ Menge der reellen Zahlen ℝ+, ℝ–, ℝ+0 wie bei ℤ Zum Buch gehört eine CD-ROM, auf der eine Vielzahl an vielseitigen Übungen und zusätzlichen
ℂ Menge der komplexen Zahlen komplexe Zahl z = a + b · i, i = –1
2 Informationen zu den einzelnen Kapiteln zu finden sind. Anhand dieser Übungen soll der Stoff
aus dem Buch vertieft und gefestigt werden.
VERLAG
bildung

Mathematik peter fischer


friedrich tinhof
r Erklärungen lóránt tordai
r Aufgaben johannes wagenleitner
r Lösungen wolfgang fischer
r Formeln

inkl. Übungs-CD-ROM

II
HTL
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

3. SEMESTER 4. SEMESTER
1 Potenzfunktionen 7 6 Trigonometrie des allgemeinen Dreiecks 159
1.1 Wiederholung Potenzen und Wurzeln 8 6.1 Der Sinussatz 159
1.2 Potenzfunktionen mit ganzzahligen 6.2 Der Kosinussatz 162
Exponenten 11 6.3 Vermessungsaufgaben 163
1.3 Potenzfunktionen mit rationalen Exponenten,
Wurzelfunktionen 16
1.4 Wurzelgleichungen 17
7 Vektoren 168

7.1 Wiederholung der Grundbegriffe 168


2 Quadratische Funktionen und 7.2 Normalvektor 171
Gleichungen 21 7.3 Skalarprodukt 173
7.4 Geraden im ℝ2 179
2.1 Quadratische Funktionen 23 7.5 Vektoren im ℝ3 185
2.2 Quadratische Funktionen im Alltag 28 7.6 Vektorprodukt 188
2.3 Quadratische Gleichungen 34 7.7 Geraden und Ebenen im ℝ3 195
2.4 Satz von Vieta 45
2.5 Polynomfunktionen 47

8 Komplexe Zahlen 210

3 Trigonometrische Funktionen 55 8.1 Imaginäre Einheit i 211


8.2 Darstellungsformen von komplexen Zahlen 212
3.1 Winkelfunktionen als reelle Funktionen 56 8.3 Rechnen mit komplexen Zahlen 216
3.2 Die Arkusfunktionen 75 8.4 Gleichungen mit komplexen Lösungen 220
3.3 Überlagerung von trigonometrischen 8.5 Komplexe Darstellung von
Funktionen 82 Sinusschwingungen 221
3.4 Goniometrische Beziehungen 89
3.5 Goniometrische Gleichungen 96

9 Datenbeschreibung 224

4 Exponentialfunktionen 104 9.1 Grundbegriffe 226


9.2 Häufigkeitsverteilungen 230
4.1 Darstellung und Eigenschaften der 9.3 Mittelwerte 236
Exponentialfunktion 106
9.4 Streuungsmaße 243
4.2 Die eulersche Zahl 111
9.5 Quartile und Boxplot 249
4.3 Spezialfälle von Exponentialgleichungen 113

10 Parameterdarstellung von Funktionen 256


5 Logarithmus- und Exponential-
funktionen 118

5.1 Logarithmus und Logarithmusfunktion 119


Lösungen 271
5.2 Wachstum und Zerfall 133

Quellennachweis 338
Stichwortverzeichnis 340

Anhang: Formelsammlung

4
Potenzfunktionen

1 Potenzfunktionen

Potenzfunktionen
Verdoppelung des
Die Babylonier konnten bereits die dritte Wurzel aus einer Zahl ziehen. In der abend- Würfelvolumens:
ländischen Antike gab es den Begriff der irrationalen Zahl nicht. Wenn irrationale
Zahlen auftauchten, wurden sie durch rationale Näherungen ersetzt.
Allerdings verlangte das delische Problem, eines der berühmtesten Probleme der x
a
griechischen Mathematik, das Auffinden einer dritten Wurzel. Nach einer Sage soll
a x
das Orakel des Apollon in Delos als Mittel zur Beendigung einer in Griechenland a x
herrschenden Pest geraten haben, das Volumen des würfelförmigen Altars des
V1 = a3 V2 = 2 · V1
Apollon zu verdoppeln.
3 __
Daher war die dritte Wurzel aus zwei zu konstruieren:
x3 = 2, also x = √ 2 . x3 = 2 · a3
Seitenkante x = ?

Mengenlehre
Meine Ziele

Nach Bearbeitung dieses Kapitels kann ich


r die Rechenregeln für Potenzen erklären und anwenden,
r die Eigenschaften von Potenzfunktionen beschreiben,
r gerade und ungerade Funktionen unterscheiden,
r Parabeln und Hyperbeln als Graphen von Potenzfunktionen definieren,

Zahlenmengen
r Wurzelgleichungen lösen,
r die gegenseitigen Abhängigkeiten bei Potenzen mit rationalen Exponenten
interpretieren und erklären.

Worum geht’s hier?

Grundlagen der Algebra


Jeder Körper emittiert und absorbiert elektromagnetische Strahlung. Die Netto-
strahlungsleistung eines Körpers, der die Temperatur T hat und sich in einer Umgebung
mit der Temperatur T0 befindet, ist
P = ε ⋅ σ ⋅ A ⋅ ( T4 − T04).
P Nettostrahlungsleistung in W
Dies ist die Aussage des Stefan-Boltzmann-Gesetzes.
ε Emissionsgrad ε ∈ [0; 1]
r Betrachtet man die Nettostrahlungsleistung P als Funktion der Oberfläche A, so
σ Stefan-Boltzmann-Konstante
handelt es sich um eine lineare Funktion P(A) = ε ⋅ σ ⋅ A ⋅ ( T4 − T04). W
mit σ = 5,67 ⋅ 10−8 _____
r Wird jedoch die Nettostrahlungsleistung P als Funktion der absoluten Temperatur T m2 · K4
gesehen, so erhält man eine Potenzfunktion (verschobene Parabel 4-ten Grades) A Oberfläche in m2
P(T) = ε ⋅ σ ⋅ A ⋅ ( T4 − T04 ). In der grafischen Darstellung am Beispiel eines menschli- T Temperatur des Körpers in K
chen Körpers wird diese unterschiedliche Sichtweise deutlicher. T0 Temperatur der Umgebung Lineare Gleichungen
in K und Ungleichungen

0° C (Celsius) = 273,15 K (Kelvin)

Wegen der besseren


grafischen Darstellung wurde im
P(A) = ε ⋅ σ ⋅ A ⋅ (T4 − T04) P(T) = ε ⋅ σ ⋅ A ⋅ (T4 − T04) zweiten Fall ein Temperaturinter-
A ∈ [0; 2,8] A = 1 m2 vall von 76 K angenommen.
T = 306 K T ∈ [293; 369]
Funktionen

Beim lebenden, menschlichen


W Körper sind die Temperaturunter-
Für beide Abbildungen ist ε = 0,95, σ = 5,67 ⋅ 10−8 ______ und T0 = 293 K.
m2 · K4 schiede sehr viel kleiner.

7
Potenzfunktionen

1.1 Wiederholung Potenzen und Wurzeln


Im ersten Jahrgang haben Sie folgende Definitionen und Rechenregeln für Potenzen und
Wurzeln kennengelernt.

Definition: Potenzen
an Potenz an = a · a · ... · a (n gleiche Faktoren) für a ∈ ℝ und n ∈ ℕ \ {0}
a Basis, Grundzahl an heißt n-te Potenz von a
n Exponent, Hochzahl
a0 = 1 für a ∈ ℝ \ {0}
1
a−n = __ für a ∈ ℝ \ {0} und n ∈ ℕ
an __
1
__ n
an = √ a für a ∈ ℝ+0 und n ∈ ℕ \ {0}

Häufig treten Potenzen mit gleicher Basis oder gleichen Exponenten auf.

Rechenregeln für Potenzen


am ⋅ an = am + n am = am − n
__ (a ⋅ b)n = an ⋅ bn
an
___
n m n
(am) = am ⋅ n für a ∈ ℝ \ {0}, b ∈ ℝ und m, n ∈ ℚ
__
a n = √ am

Beispiel 1.1: Rechnen mit Potenzen und Wurzeln B

Vereinfachen Sie die folgenden Potenzen und Wurzeln so weit wie möglich.
(a2 ⋅ b ⋅ d2)
1 2
Rechenschritte müssen __

nicht genau in dieser Reihenfolge a) x2 ⋅ x7 b) _________


____
d
____ __
d) (√ c ⋅ d)
ausgeführt werden und können 3 3 6
c) √ x2 ⋅ y ⋅ √ x3 ⋅ y
von geübten Schülern auch
übersprungen werden. Schreiben
___
___
Sie unter eine Wurzel.
__ __ ____
f) √ √ a
3 3
e) √ √ 37 g) x ⋅ y2 ⋅ √ 2 ⋅ x2

Lösung:
a) x2 ⋅ x7 = x9

(a2 ⋅ b ⋅ d2)
1
__ 2

b) _________ a4 ⋅ b2 ⋅ d = a4 ⋅ b2
= _______
d d
____ ____ 2
__ 1
__ 3
__ 1
__ 4
__ 2
__ 9
__ 3
__ 13
__ 5
__ _____
3 6
c) √ x2 ⋅ y ⋅ √ x3 ⋅ y = x ⋅ y3 ⋅ x2 ⋅ y2 = x6 ⋅ y6 ⋅ x6 ⋅ y6 = x 6 ⋅ y6 = √ x13 ⋅ y5
3

d) ( √ c ⋅ d) = (c3 ⋅ d) = c3 ⋅ d6 = c2 ⋅ d6
__ 6 1
__ 6 6
__
__
__ __ __
__ 3
m n m·n n m
√ √a = √a = √ √a ___
___ 2⋅2
___ 4
___
e) √ √ 37 = √ 37 = √ 37
____ __ __
Faktoren zwischen f) √√a =
3 2⋅3
√a = √a
6

Schachtelwurzeln sind zuerst un- ____ __________ _______


3 3 3
ter die innere Wurzel zu bringen. g) x ⋅ y2 ⋅ √ 2 ⋅ x2 = √ 2 ⋅ x3 ⋅ x2 ⋅ y6 = √ 2 ⋅ x5 ⋅ y6

Vorsicht ist bei Summen und Differenzen von Potenzen mit unterschiedlichen Exponenten
geboten. Oft hilft Faktorisieren.
2 ⋅ (a2 + 1)
am + am + n = am · (1 + an) a4 + a2 = a_________
r _____ a2 + 1
= _____
a3 a3 a
a · (a2 – 1) _______________
a3 – a = _________ a · (a – 1) · (a + 1)
r _____ = = a · (a – 1)
a+1 a+1 a+1
__ __ __ __ __
√ a · (1 – a) __
√ a – √ a = __________
r ________
3
√ a – a · √ a = __________ = –√ a
a–1 a–1 a–1

8
Wiederholung Potenzen und Wurzeln

Physikalische Anwendungen

Potenzfunktionen
Beispiel 1.2: Kinetische Energie einer Masse A B D

Der Zusammenhang zwischen der kinetischen Energie E und der Masse m eines
Körpers, der sich mit der Geschwindigkeit v bewegt, ist gegeben durch E = _____m ⋅ v2 .
2
a) Formen Sie die Formel nach der Variablen v um.
b) Erklären Sie, wie sich die Geschwindigkeit verändern muss, damit sich die kinetische
Energie verdoppelt.
c) Erklären Sie, wie sich die Geschwindigkeit verändert hat, wenn sich die kinetische
Energie auf das n-fache erhöht hat.

Lösung:

Mengenlehre
____
2⋅E
a) v1, 2 = ± √ ____
m
_____ __ ____
2 ⋅ 2 ⋅ E = √ 2 ⋅ ____
b) v1 = √ ______
m √ 2m⋅ E 1, 41 ⋅ v,
d. h., die Geschwindigkeit muss ca. mit dem Faktor 1,41, also um ca. 41 % erhöht
werden.
______ __ ____ __
2 ⋅ n ⋅ E = √ n ⋅ ____
c) v2 = √ ______
m √ 2m⋅ E = √ n ⋅ v, __
d. h., die Geschwindigkeit muss sich mit dem Faktor √ n erhöht haben.

Zahlenmengen
Beispiel 1.3: Drittes keplersches Gesetz B D Zum dritten keplerschen Gesetz:
Planet 2
Johannes Kepler hat bewiesen, dass sich die Quadrate der Umlaufzeiten T1 und T2
zweier Planeten wie die dritten Potenzen ihrer großen Halbachsen a1 und a2
verhalten: (__
T2 )
2
= (__
a2 )
T a 3
1 1

a2 a1
a) Formen Sie die Formel nach der Variablen T1 um. Sonne Planet 1
b) Zeigen Sie: Ein Planet, dessen Halbachse k mal so groß ist wie jene eines anderen
3

Grundlagen der Algebra


__
Planeten, hat eine Umlaufzeit, die k2 mal so groß ist wie jene des anderen Planeten.
c) Zeigen Sie diese Regel anhand der Planeten Neptun und Erde.

Entfernung
Lösung: Umlauf-
3
__ Sonne,
a) T1 = T2 ⋅ (__
a)
1 a 2 zeit in
Planeten große
2 (Erd-)
3
__ Halbachse
b) T1 = T2 ⋅ (____
a2 ) = T2 ⋅ k mit a1 = k · a2
k ⋅ a2 2 3
__ Jahren
2 in 106 km
4 496 Merkur 57,9 0,241
c) Verhältnis der Halbachsen von Neptun und Erde: _____
149, 6
30
3
__ Venus 108,2 0,615
Umlaufzeit von Neptun: T1 = 1 ⋅ 30 164,3 2 Lineare Gleichungen
Erde 149,6 1 und Ungleichungen
Die Umlaufzeit beträgt ca. 164,3 Jahre.
Mars 227,9 1,881
Jupiter 778,3 11,86
Saturn 1 427 29,46
Übungsaufgaben
Uranus 2 870 84,01
1.001 Stellen Sie als Potenz dar. Neptun 4 496 164,78
5
__ 3
__ 6
__ ___
A 3
a) √ 5 2 b) √ 22 c) √ a5
___
d) √x − y
__ _____


a 4
f) √ a8 ⋅ b8 x15
√ __b ___
5
e) g)
y15
Funktionen

1.002 Stellen Sie als Potenz mit rationalem Exponenten dar.


__ __ __
A 5 n 5
a) √ a b) √ b c) √ a4
__ ______
3
3 1 1__
d) √ __
c e) ___
5
√ a7
f) √ a2 + b2

9
Potenzfunktionen

1.003 Vereinfachen Sie. 1


__

b) (x3)
B 1
__ 1
__ 1
__ 2 1
__ 1
__
a) x3 ⋅ x2 c) x3 : x2

d) (x 2)
2
− __1 − __21 − __21
e) x ⋅ x2 f) x : x2
1.004 Stellen Sie mithilfe des Wurzelzeichens dar.
A 2
__ 7
__ 9
__ 1
__
a) a3 b) b8 c) c2 d) (a + b)2
− __41 − __43 2
__ n+1
_____
e) ((x + y)) f) x g) (2 ⋅ a − 3 ⋅ b)n h) (u + v)n + 2
3 binomische Formeln: 1.005 Berechnen
__ und vereinfachen Sie.
__ __ __ 2 __ __
2
(a + b)2 = a2 + 2 · a · b + b2
B
a) (√ a + √ b ) b) (√ 8 + √ 6 ) c) (2 ⋅ √ 2 − √ 3 )2
__ __ 2 __ __ 3
d) (3 ⋅ √ x − 2 ⋅ √ y ) e) (√ a − √ b )
3 3
(a – b)2 = a2 – 2 · a · b + b2
(a – b) · (a + b) = a2 – b2
1.006 Vereinfachen
___
Sie. ____ ____
B 5 8 ___ ____
___ ___ ___
__
3
√______ √_____________ d) √ √ √ 2
3

Der Faktor a wird unter die Wurzel


a) √ a10 b) √_________
√ 212 c) √ 16
_____ 3 3 _________ 4 6____________
gebracht:
__ n _____
e) √√ x4 ⋅ y2 f) √ √ a9 ⋅ b18 ⋅ c27 g) √ √2 ⋅ a ⋅ b
12 6 48
n
a · √ b = √ an · b 1.007 Die Aufprallgeschwindigkeit v (in m/s) eines aus ______
der Höhe h (in m) fallen
A B
C D
gelassenen Gegenstands ist gegeben durch v = √ 2 ⋅g⋅h
(Erdbeschleunigung g 9,81 m/s2).
a) Erklären Sie, um wie viel Prozent sich die Aufprallgeschwindigkeit ver-
ändert, wenn die Höhe verdoppelt wird.
b) Berechnen Sie, um das Wievielfache die Höhe verändert werden muss,
um die Aufprallgeschwindigkeit zu verdoppeln.
c) Stellen Sie die Formel nach der Variablen h um.
1.008 Die Schwingungsdauer T (in s) eines Fadenpendels
__ mit der Länge l (in m) ist
A B
C D näherungsweise gegeben durch T = 2 ⋅ π ⋅ __gl .

a) Erklären Sie, um wie viel Prozent sich die Schwingungsdauer verändert,
Die Schwingungsdauer eines Faden-
pendels hängt näherungsweise von wenn die Länge des Pendels verdreifacht wird.
der Länge, nicht aber von der Masse b) Berechnen Sie, um das Wievielfache die Länge des Pendels verändert
des Pendels ab. werden muss, um die Schwingungsdauer zu verdreifachen.
c) Stellen Sie die Formel nach der Variablen l um. _______

Hat z. B. eine Partei bei einer


1.009 Für eine Stichprobe vom Umfang n gilt: e = 1,96 ⋅ ________
A B
n √ p ⋅ (1 − p)
C D
p Stichprobenanteil in Prozent
Meinungsumfrage vom Umfang e Schwankungsbreite in Prozent
n = 400 einen Stichproben- n Umfang der Stichprobe
anteil p = 0,3 = 30 %, so beträgt a) Erklären Sie, um wie viel Prozent sich die Schwankungsbreite e verändert,
die Schwankungsbreite
__________ wenn der Stichprobenumfang n verdoppelt wird.
0, 3 ⋅ (1 − 0,3)

e = 1,96 ⋅ ___________ 4,5 %
400
b) Berechnen Sie, um das Wievielfache der Stichprobenumfang n verändert
werden muss, um die Schwankungsbreite e zu halbieren.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit c) Stellen Sie die Formel nach der Variablen n um.
wird die Partei bei der Wahl einen
Stimmenanteil von 30 % ± 4,5 % 1.010 Vereinfachen Sie. Schreiben Sie das Ergebnis mit positivem Exponenten.
erhalten. Der Stimmenanteil
B
48 ⋅ x3 6⋅y 7 14 ⋅ x ⋅ y 3 3
a) _____ b) ________
−3
c) ________
__
wird somit zwischen 25,5 % und 12 ⋅ x
7 12 ⋅ x
2 ⋅y 3
7 ⋅ √x ⋅ y−4
34,5 % liegen. __ 1
__
1
__ 2
__
√a ⋅ b 3 − 2 ⋅ a3)3 ⋅ b−7
(___________ 5 ⋅ x3 ⋅ y3
d) _______ e) __ f) − ___________
__ __
b6 ⋅ (a2)3 √ b3 ⋅ (−4 ⋅ a)2
7
10 ⋅ √ y ⋅ 2 ⋅ √ x
_____
1.011 a) Überprüfen Sie die Behauptung √ a2 ⋅ b2 = a ⋅ b mit den Zahlen
B D
a = 3 und b = 4.
Argumentieren Sie mithilfe der Potenzrechenregeln.
_____
b) Überprüfen Sie die Behauptung √ a2 + b2 = a + b mit den Zahlen a = 3
und b = 4.
Argumentieren Sie mithilfe der binomischen Formel.

10
Quadratische Funktionen

Definition: Scheitelpunktform der quadratischen Funktion


r Die Darstellung y = a · (x – xS)2 + yS heißt Scheitelpunktform der quadratischen
Funktion.
r Der Punkt S(xS|yS) heißt Scheitelpunkt oder Scheitel.

Scheitel einer allgemeinen quadratischen Funktion


Den Scheitel des Graphen einer allgemeinen quadratischen Funktion mit
y = a · x2 + b · x + c erhält man mit S(– ____
b
2·a
_________
4·a | )
4 · a · c – b2 .

Quadratische Funktionen
und Gleichungen
Begründung:
Durch einen Koeffizientenvergleich können die Scheitelkoordinaten für die allgemeine
quadratische Funktion ermittelt werden:
a · (x – xS)2 + yS = a · x2 + b · x + c
a · x – 2 · a · xS · x + a · xS + yS = a · x2 + b · x + c
2 2
b
Koeffizienten des linearen Glieds: –2 · a · xS = b ⇔ xS = – ____
2·a
2b + y = c ⇔ y = _________
4·a·c–b 2
Konstanten: a · ____
2 S S 4·a
Bei der quadratischen Ergän-
4·a
zung wird die binomische Formel
Somit erhält man für den Scheitel: S(– ____
b
2·a
_________
4·a |
4 · a · c – b2
) angewendet:
x2 + 2 · a · x + a2 = (x + a)2
Die allgemeine quadratische Funktion y = a · x2 + b · x + c lässt sich durch quadratisches x2 – 2 · a · x + a2 = (x – a)2
Ergänzen in die Scheitelpunktform bringen.

Beispiel 2.6: Scheitelpunktform mit quadratischem Ergänzen B C

Ermitteln Sie die Scheitelpunktform. Bestimmen Sie den Scheitelpunkt sowie die
Koeffizienten und ermitteln Sie den Schnittpunkt mit der y-Achse.
Stellen Sie die Funktion mit ihrem Scheitel grafisch dar.
a) y = x2 – 6 · x + 5
Zu Beispiel 2.6 a)
b) y = x2 + 5 · x + 5
c) y = 2 · x2 – 3 · x + 1

Lösung:
a) Koeffizienten: a = 1, b = –6, c = 5
Der Ausdruck x2 – 6 · x kann nach der binomischen Formel mit der Zahl 9 zu einem
„vollständigen Quadrat“ ergänzt werden:
y = x2 – 2 · 3 · x + 9 – 9 + 5
y= (x – 3)2 –4
Scheitel: S(3|–4)
oder: S(– ____ | ) ( 2·1 | ) = S(3|–4)
b 4 · a · c – b2 = S – ____
_________ 4 · 1 · 5 – (–6)2
–6 ___________
2·a 4·a 4·1
Zu Beispiel 2.6 b)
Schnittpunkt mit der y-Achse: Y(0|c) = Y(0|5)

b) Koeffizienten: a = 1, b = 5, c = 5
y = x2 + 2 · __52 · x + __
25 – __
4
25 + 5
4

(x + __2 )
y= 5 2 – __54

Scheitel: S(– __52 | – __54 )

oder: S(– ____


b
2·a |
_________
4·a ) ( 2·1
4 · a · c – b2 = S – ____
5
|
_________
4·1 ) ( 2 – 4)
4 · 1 · 5 – 52 = S – __
5
|
5
__

Schnittpunkt mit der y-Achse: Y(0|c) = Y(0|5)

25
Quadratische Funktionen und Gleichungen

Zu Beispiel 2.6 c) Beispiel 2.6: Scheitelpunktform mit quadratischem Ergänzen B C

c) Koeffizienten: a = 2, b = –3, c = 1
y = 2 · (x2 – __32 · x) + 1

y = 2 · (x2 – 2 · __34 · x + __
16 16 )
9 – __
9 +1

y = 2 · (x – __34 ) – __1
2
8
Scheitel: S(__34 – __1 )
|
8

oder: S(– ____ | ) ( | ) = S( 4 – 8 )


|
b 4 · a · c – b2 = S – ____
_________ 4 · 2 · 1 – (–3)2
–3 ___________ 3
__ 1
__
2·a 4 · a 2·2 4·2
Schnittpunkt mit der y-Achse: Y(0|c) = Y(0|1)

Eine quadratische Funktion mit der Gleichung y = a · x2 + b · x + c ist durch die drei Koef-
fizienten a, b und c eindeutig bestimmt. Diese lassen sich ermitteln, wenn beispielsweise
drei Punkte des Graphen gegeben sind.

Zu Beispiel 2.7:
Beispiel 2.7: Parabel durch drei Punkte A B

Ermitteln Sie die Funktionsgleichung der quadratischen Funktion, deren Graph durch
die Punkte A(1|5), B(2|6,5) und C(3|7) verläuft.
Zeichnen Sie den Graphen der Funktion.

Lösung:
Setzen Sie die Koordinaten der drei Punkte in die Funktionsgleichung y = a · x2 + b · x + c
ein. Sie erhalten ein lineares Gleichungssystem mit den drei Koeffizienten a, b und c.
A(1|5): 5 = a · 12 + b · 1 + c a+ b+c=5
B(2|6,5): 6,5 = a · 22 + b · 2 + c 4 · a + 2 · b + c = 6,5
C(3|7): 7 = a · 32 + b · 3 + c 9·a+3·b+c=7

Mit GeoGebra kann das Glei- Lösung des Gleichungssystems: a = –0,5, b = 3 und c = 2,5
chungssystem mit dem CAS-Be-
Funktionsgleichung: y = –0,5 · x2 + 3 · x + 2,5
fehl Löse gelöst werden:

Eine quadratische Funktion ist eindeutig bestimmt, wenn der Scheitel S(xS|yS) und ein
weiterer Punkt gegeben sind.

Zu Beispiel 2.8: Beispiel 2.8: Parabel durch Punkt und Scheitel A B

Ermitteln Sie die Scheitelpunktform der quadratischen Funktion, deren Graph durch
den Punkt A(1|2) verläuft und den Scheitel S(5|4) hat.

Lösung:
1. Schritt: Setzen Sie die Koordinaten des Scheitels S in die Scheitelpunktform
y = a · (x – xS)2 + yS ein.
y = a · (x – 5)2 + 4
2. Schritt: Setzen Sie die Koordinaten des Punktes A in die Scheitelpunktform ein.
2 = a · (1 – 5)2 + 4 | – 4
–2 = 16 · a
a = – __1
8
Scheitelpunktform: y = – __1 · (x – 5)2 + 4
8

26
Trigonometrische Funktionen

3 Trigonometrische Funktionen
Die ersten Überlegungen zu trigonometrischen Funktionen findet man bei den
Ägyptern im Papyrus Rhind. Die Trigonometrie wurde aber von den Griechen
grundlegend untersucht und studiert. Frühe Studien zur Dreiecksvermessung
stammen von Aristarchos (310 bis 230 v. Chr.).
Die Bezeichnungen sin, cos und tan für Sinus, Kosinus und Tangens stammen
im Wesentlichen vom Schweizer Mathematiker Leonhard Euler (1707 bis 1783),
der auch als Erster die Werte der Kreisfunktionen als Zahlen definierte und die Leonhard Euler,
trigonometrischen Funktionen auf beliebige Winkel verallgemeinerte. 1707 bis 1783,
Schweizer Mathematiker

Meine Ziele

Nach Bearbeitung dieses Kapitels kann ich


r trigonometrische Funktionen anhand des Einheitskreises erklären und die
Parameter der allgemeinen Sinusfunktion interpretieren,
r erklären, wie die Graphen der Funktionen y = sin (x) und y = cos (x) auseinander

Trigonometrische Funktionen
hervorgehen,
r die Definitions- und Wertemenge von trigonometrischen Funktionen bestim-
men,
r die Graphen von trigonometrischen Funktionen ermitteln,
r die Umkehrfunktionen von trigonometrischen Funktionen berechnen,
r begründen, wie Funktionen und Umkehrfunktionen auseinander grafisch zu
ermitteln sind,
r Zeigerdiagramme anfertigen und interpretieren,
r Überlagerungen von Schwingungen ermitteln,
r typische Aufgabenstellungen mit trigonometrischen Beziehungen formulieren,
r Summensätze für die trigonometrischen Funktion sin, cos und tan
argumentieren,
r goniometrische Gleichungen lösen.
y

Worum geht’s hier?


F
1. Wird eine Masse m an einer Feder – wie in der Randspalte gezeigt – befestigt, so führt m F F
0 Fy
die Masse nach Auslenken aus der Nulllage bzw. Gleichgewichtslage eine Schwingung m
Nulllage Fy
aus. Die Auslenkung y aus der Gleichgewichtslage hängt von der Zeit ab und kann m·g
m
mithilfe von trigonometrischen Funktionen beschrieben werden. m·g
m·g
2. Wenn Sie das Ladegerät Ihres Notebooks an das öffentliche Spannungsnetz anschlie-
ßen, wird das Ladegerät mit einer Wechselspannung versorgt. Die zeitabhängige Die Skizze zeigt ein Federpendel samt
wirkenden Kräften oberhalb, in und
Netzspannung kann ebenfalls durch trigonometrische Funktionen beschrieben werden.
unterhalb der Gleichgewichtslage. Die
resultierende Kraft Fy ist stets der Aus-
3. Beim Bestimmen des Frequenzverhältnisses von zwei unbekannten Wechsel- lenkung y aus der Gleichgewichtslage
spannungen werden die beiden Wechselspannungen an den x- und y-Eingang eines entgegengesetzt gerichtet.
Oszillographen gelegt. Die sich ergebende Figur ist eine Lissajousfigur. Sie wird durch Die Gleichgewichtslage wird – wie
die senkrechte Überlagerung von trigonometrischen Funktionen beschrieben. in der Skizze – auch als Nulllage
bezeichnet.
4. Beim schiefen Wurf vom Boden mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 unter dem Winkel
α ist die Reichweite xR = 2 · v02 · sin (α) · cos (α) · __g1 , wenn der Luftwiderstand nicht
berücksichtigt wird.
Begründen Sie mithilfe einer trigonometrischen Beziehung für welchen Abwurfwinkel
α die Reichweite am größten ist.

55
Trigonometrische Funktionen

3.1 Winkelfunktionen als reelle Funktionen


180° 57,296°
1 rad = ____ Definitions- und Wertemenge von Funktionen sind meistens Teilmengen der reellen
π
1 rad (1 Radiant) ist derjenige Zahlen.
Winkel, bei dem der zugehörige Es empfiehlt sich, trigonometrische Funktionen in Abhängigkeit von einem Winkel im
Bogen eines Kreissektors mit dem Bogenmaß (und nicht im Gradmaß) zu studieren.
Radius ident ist. Ein Winkel im Bogenmaß ist als Verhältnis von Bogen(länge) zu Radius dimensionslos.
Damit kann man die Sinus-, Kosinus- und Tangensfunktion als reelle Funktionen defi-
Bogenmaß x:
α·π nieren.
x = __br = ____
180° r Bei geometrischen Berechnungen verwendet man im Allgemeinen das Gradmaß.
b= r · π
______·α 1 Grad ist der 90te Teil eines rechten Winkels.
180°
x ist die Maßzahl der Länge des r Bei der Untersuchung und der Darstellung von Winkelfunktionen wird im Allgemeinen
zum Winkel a gehörenden Bogens das Bogenmaß verwendet. Die Bogenlänge eines Einheitskreises (der Radius ist eine
am Einheitskreis. Längeneinheit) ist 2 · π.

Beide Winkelmaße sind gleichwertig, wie Längen in Meter oder in Fuß angegeben wer-
r b den können.
x
Der Einheitskreis wurde bereits wiederholt äußerst hilfreich eingesetzt. Auch die Graphen
der Winkelfunktionen können am Einheitskreis ermittelt werden.
1 Im ersten Jahrgang haben Sie die Definitionsgleichungen
r Gegenkathete von α
GK von α ,
sin (α) = _______________
Hypotenuse
= ________
H
Ankathete von α = _______
cos (α) = ____________ AK von α und
Der Radius des Einheits- Hypotenuse H
kreises ist definitionsgemäß eine GK von α angewendet. Für H = 1 folgt (in Kurzform)
tan (α) = _______
AK von α
Längeneinheit. Tangentenabschnitt
GK = _______________.
sin (α) = GK, cos (α) = AK und tan (α) = ___
y AK 1
1

1 1
3.1.1 Die Sinusfunktion
tan (α)
sin(α)
α Definition: Sinusfunktion
–1 0 cos(α) 1x
Die Sinusfunktion ordnet jeder reellen Zahl x den Wert sin (x) zu.

Die Sinusfunktion sin mit y = sin (x) ist auf ganz ℝ definiert und hat definitionsgemäß
–1 x=1 die Wertemenge [–1; 1].
π ist am Einheitskreis in der Randspalte färbig markiert.
Ein Bogen von __
Am Einheitskreis können zu einem 2
1
Winkel α die tan (α)
zugehörigen Winkelfunk-
sin(α) Wegen φ = __br = __b1 = b ist das auch gleichzeitig der Winkel φ in Radiant; φ = __π2 rad = 90°.
α
tionswerte sin (α), cos α(α) und tan (α)
cos (α) werden.
abgelesen 1 Weil die Gegenkathete für 90° mit der Hypotenuse identisch ist,
ist sin (90°) = sin (__π2 rad) = 1.

Der Graph der Sinusfunktion


y
y
1
y = sin (x)
1 1
90°
–π π x 0 –π –π –π –π π 3·π
—— 2·π x
2 643 2 180° 2 360°
–1
Das Bogenmaß für 90° ist _π2 .
Ein Bogen von π__3 ist am Einheitskreis färbig markiert. Wegen φ = __br = __b1 = b ist das auch
gleichzeitig der Winkel φ in Radiant; φ = __π3 rad = 60°. __ __
Daher ist der Funktionswert der Sinusfunktion an dieser Stelle 2 , sin ( 3 ) = 2 0,87.
√3
___ π
__ √3
___

Strichliert eingezeichnet
__
sind auch die Funktionswerte für x = __4π rad = 45° und für __6π rad = 30°.
Es gilt sin (__π4 ) = ___
√2
2
0,71 und sin (__π6 ) = __21 .

56
Winkelfunktionen als reelle Funktionen

Das charakteristische Merkmal der trigonometrischen Funktionen ist ihre Periodizität. periodos: griechisch für „das
Herumgehen”
Definition: Periodische Funktion
Eine Funktion f heißt periodisch mit der Periode oder Periodenlänge p, wenn für alle Periodische Vorgänge wie-
x ∈ D und x + p ∈ D derholen sich in gleichen Zeitab-
f(x + p) = f(x) gilt. ständen in gleicher Weise.
Die Sinusfunktion hat die
Aus dem Graph kann man charakteristische Eigenschaften der Sinusfunktion ablesen. Periode 2 · π:
sin (x + 2 · π) = sin (x)

Eigenschaften der Sinusfunktion y = sin (x) Allgemein:


r Die Sinusfunktion ist eine periodische Funktion. sin (x + k · 2 · π) = sin (x)
Die Periode beträgt 2 · π, also 360°. k∈ℤ
r Die Sinusfunktion schneidet die x-Achse bei: . . ., –2 · π, –π, 0, π, 2 · π, . . .
r D = ℝ, W = [–1, 1]
r Der Graph ist punktsymmetrisch zu (0|0).
r Die Sinusfunktion ist eine ungerade Funktion, d. h., sin (–x) = – sin (x).
Die Gleichung φ = ω · t + φ0
gibt den Phasenwinkel φ bei einer
Drehbewegung mit konstanter

Trigonometrische Funktionen
Winkelgeschwindigkeit ω und
einem Anfangswinkel φ0 (Null-
phasenwinkel) an.

Die Periodizität der Sinusfunktion f mit f(x) = sin (x) mit der Periode 2 · π bedeutet, dass
y ω y in LE
P
der Sinuswert unverändert bleibt, wenn man zum Argument x ein ganzzahliges Vielfaches r
φ x t in s
von 2 · π addiert oder von diesem subtrahiert. M

Bisher wurde die Sinusfunktion in ihrer einfachsten Form f(x) = sin (x) dargestellt.
In der Praxis treten Sinusfunktionen (Schwingungen) mit verschiedensten Auslenkungen, Eine Sinusschwingung als Projektion
Perioden und Verschiebungen auf. einer zur Zeit t = 0 s im Punkt (r|0)
Eine allgemeine Schwingungsgleichung (um die Gleichgewichtslage) ist startenden gleichförmigen Kreisbe-
f(x) = r · sin (ω · x + φ). wegung

Handelt es sich um eine zeitabhängige Schwingung, so schreibt man f(t) = r · sin (ω · t + φ0). y in cm
Dabei ist |r| die Amplitude (maximale Auslenkung), ω die Winkelgeschwindigkeit und 2 y
φ0 der Nullphasenwinkel, also der Phasenwinkel zur Zeit t = 0. Solche Schwingungen
heißen harmonisch. 1

Der Zusammenhang zwischen Winkelgeschwindigkeit (Kreisfrequenz) ω, Frequenz f und


2 ⋅ π.
Periodendauer p ist ω = 2 · π · f = ___ 0 t in ZE
p 2 4 6 8

–1
Definition: Harmonische Schwingung – allgemeine Sinusfunktion
Die Sinusfunktion f mit f(x) = r · sin (ω · x + φ) –2

r ist auf ganz ℝ definiert,


Die Funktion y mit
r hat den Wertebereich [–r; r] und
y(t) = 2 · sin (_____
6)
π · cm
2 · π · t + __
2 · π.
r die Periode p = ____ 4
ω p π hat eine Periodendauer von 4 Zeit-
r Die unendlich vielen Nullstellen haben jeweils den Abstand ∆x = __ = _.
φ 2 ω einheiten (ZE), eine Amplitude von
r Eine Nullstelle ist bei x0 = − _
ω . 2 cm und einen Nullphasenwinkel
π Radiant.
von __
6
Sie untersuchen nun den Einfluss der Parameter r, ω und φ auf den Graph der Funktion
y = r · sin (ω · x + φ).

Zuerst setzen Sie den Nullphasenwinkel φ = 0 und die Winkelgeschwindigkeit ω = 1.

57
Trigonometrische Funktionen

Beispiel 3.1: Amplitude r der Sinusfunktion f mit f(x) = r · sin (x) B C

Die Amplitude bzw. Schwin- Gegeben sind die drei Sinusfunktionen f1, f2 und f3 mit
gungsweite ist die maximale f1(x) = sin (x),
Auslenkung einer periodischen f2(x) = 3 · sin (x) und
Funktion.
f3(x) = –1,5 · sin (x).
a) Stellen Sie die drei Funktionen in einem rechtwinkligen Koordinatensystem im
Intervall [–π; 2 · π] grafisch dar.
b) Interpretieren Sie den Einfluss des Parameters r auf den Graph.

Lösung:
Zu Beispiel 3.1 a) a) siehe Randspalte
b) Der Graph der Funktion f2 geht aus dem Graphen der Funktion f1 durch eine
Streckung um den Faktor 3 in positiver y-Richtung hervor.
Dabei bleiben die Nullstellen unverändert.
Der Graph der Funktion f3 geht aus dem Graphen der Funktion f1 durch eine
Streckung um den Faktor 1,5 in negativer y-Richtung hervor.
Man kann diesen Prozess auch in zwei Schritte zerlegen. Beispielsweise:
1. Streckung um den Faktor 1,5 in positiver y-Richtung und 2. Spiegelung an der
x-Achse.
Die Funktionen besitzen unter-
schiedliche Amplituden aber gleiche
Perioden. Nun ist die Amplitude r = 1 und der Nullphasenwinkel φ = 0.

Beispiel 3.2: Kreisfrequenz ω der Sinusfunktion f mit f(x) = sin (ω · x) B C

a) Stellen Sie die drei Funktionen f1 bis f3 mit


f1(x) = sin (x),
f2(x) = sin (3 · x) und
f3(x) = sin (__2x )
in einem kartesischen Koordinatensystem im Intervall [–1; 7] grafisch dar.
b) Interpretieren Sie die drei Graphen.
Diskutieren Sie insbesondere den Einfluss der Kreisfrequenz auf die Gestalt.

Lösung:
Zu Beispiel 3.2 a) a) siehe Randspalte
b) r Der Graph der Funktion f2 macht im Intervall [0; 2 · π] drei volle Schwingungen,
während
r der Graph der Funktion f3 in diesem Intervall nur eine halbe Schwingung ausführt.

Das meint der Begriff Frequenz:


r Die Funktion f2 schwingt dreimal so oft wie die Ausgangsfunktion f1, während
Die Funktionen besitzen unterschied-
liche Perioden aber gleiche Amplitu- r die Funktion f3 nur halb so viele Schwingungen ausführt wie die Ausgangs-
den. funktion f1.
Eine andere Sichtweise geht erneut über Streckung und Stauchung, wie Sie es bei
der Amplitude beobachtet haben: Die Frequenz ω hat eine Streckung (für ω < 1)
bzw. eine Stauchung (für ω > 1) des Graphen der zugehörigen (Ausgangs)Funktion
in x-Richtung zur Folge.

Nun variieren Sie die Amplitude r und die Winkelgeschwindigkeit ω.


Der Nullphasenwinkel φ bleibt vorerst 0.

58
Die eulersche Zahl

Beispiel 4.10: Vergleich von Potenzfunktion und Exponentialfunktion B

Vergleichen Sie die Potenzfunktion y = x2 mit der Exponentialfunktion y = 2x.


Stellen Sie beide Funktionen grafisch dar.

Lösung:
Potenzfunktion x ↦ y = xa: Exponentialfunktion x ↦ y = ax: Bei der Potenzfunktion
unabhängige Variable x in der Basis, unabhängige Variable x im Exponenten, y = xa steht die Variable x in der
Formvariable a im Exponenten Formvariable a in der Basis Basis.
x ↦ y = x2: quadratische Funktion x ↦ y = 2x: Exponentialfunktion Bei der Exponentialfunktion y = ax
y y y y steht die Variable x im Exponen-
9 9 8 8 ten.
8 8 7 7
y = x2y = x2 y = 2yx = 2x
7 7 6 6
6 6
5 5
5 5
4 4
4 4
3 3
3 3
2 2 2 2
1 1 1 1

–3 –2–3–1–2 0 –1 10 2 1 3 2 x3 x –3 –2–3–1–2 0 –1 10 2 1 3 2 x3 x
–1 –1 –1 –1

4.2 Die eulersche Zahl


Eine besondere Bedeutung hat die eulersche Zahl e als Basis für Exponentialfunktionen.
Die Zahl e ist genauso wie π eine irrationale Zahl und ist in der höheren Mathematik und
in den Naturwissenschaften besonders wichtig.

Das folgende Beispiel macht die Berechnung der eulerschen Zahl nicht nur anschauli-
cher, sondern es beschreibt auch die Geschichte der Entdeckung der eulerschen Zahl.

Exponentialfunktionen
Ihre ersten Stellen wurden vom Schweizer Mathematiker Jakob Bernoulli bei der Unter-
suchung der Zinseszinsrechnung (bis zur Tagesverzinsung) gefunden.

Leonhard Euler, 1707 bis 1783,


Beispiel 4.11: Eulersche Zahl A B schweizer Mathematiker
a) Erstellen Sie für den Term (1 + __ m ) eine Wertetabelle für
m
1

m ∈ {2, 4, 12, 360, 1 000, 1 000 000, 100 000 000}.


b) Zeichnen Sie mithilfe der Wertetabelle den Graphen der Funktion f mit
f(x) = (1 + __1x ) für x ∈ ]0; 100].
x

Lösung:

(1 + __
m)
a) m 1 m
Zu Beispiel 4.11 b)
y
2 2,25 3
4 2,441 406 250 e
x

12 2,613 035 290


(
y = 1 + –x1 )
2
360 2,714 516 025
1 000 2,716 923 932
1 000 000 2,718 280 469 1

100 000 000 2,718 281 815


Für sehr große m nähert sich der Wert des Terms (1 + __
m ) der eulerschen Zahl e an.
1 m

b) siehe Randspalte 0 x
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

111
Exponentialfunktionen

Beispiel 4.12: Exponentialfunktionen A B D

a) Erstellen Sie eine Wertetabelle und zeichnen Sie den Graph der Funktion mit der
Gleichung y = ex für x ∈ ℤ und |x| ⩽ 3.
b) Vergleichen Sie den gezeichneten Graphen mit den Graphen von y = 2x und y = 3x.
c) Beschreiben Sie, wie Sie aus dem Graphen einer Exponentialfunktion die Basis a
ermitteln können.

Zu Beispiel 4.12 a) Lösung:


y
y = ex y = 2x a) x –3 –2 –1 0 1 2 3
10
9 y = 2x 0,125 0,25 0,5 1 2 4 8
y = 3x
8 y = ex 0,05 0,14 0,37 1 2,72 7,39 20,1
7
y= 3x 0,037 0,11 0,33 1 3 9 27
6
5 b) Man erkennt: y = ex liegt zwischen y = 2x und y = 3x, da 2 < e < 3.
4 Alle drei gezeichneten Funktionen haben einen gemeinsamen Schnittpunkt in (0|1).
3e Zur Unterscheidung der drei gezeichneten Funktionen lesen Sie jeweils den Funkti-
2
onswert an der Stelle 1 ab.
1
c) Allgemein gibt der Funktionswert f(1) die Basis a einer Exponentialfunktion mit
–4 –3 –2 –1 0 1 2 3 4 x y = ax an. Begründung: f(1) = a1 = a
–1

Bei der folgenden Funktion tritt die Variable x im Exponenten quadratisch auf.

In der Statistik und Wahr- Beispiel 4.13: Glockenkurve B


scheinlichkeitsrechnung ist die a) Berechnen Sie die Wertetabelle für x ∈ ℤ und |x| ⩽ 3 auf 3 Nachkommastellen genau.
Glockenkurve von großer
Bedeutung. b) Zeichnen Sie den Graphen der Funktion.

Zu Beispiel 4.13 b) Lösung:


y
2 a) x –3 –2 –1 0 1 2 3
1 y 0,011 0,135 0,607 1,000 0,607 0,135 0,011
b) siehe Randspalte
–3 –2 –1 0 1 2 3 x
Eine Glockenkurve
Die nachfolgende Funktion K enthält eine steigende und eine fallende Exponentialfunk-
tion, die sich nur durch das Vorzeichen des Exponenten unterscheiden.

Beispiel 4.14: Kettenlinie B

Durch die Funktion K mit


K(x) = (–1) · (e2 + e 2) + 10
x
__ – __x

ist eine so genannte Kettenlinie definiert.


Zeichnen Sie den Graphen der Funktion K mit Technologie.

Lösung:

Das Tor zum Westen in St. Louis hat


die Form einer Kettenlinie.

112
Ziele erreicht?

Z 5.3 Kreuzen Sie jene Gleichung an, die zu der Exponentialgleichung


B D
52 · x – 1 = 253 · x + 2 äquivalent ist.
Begründen Sie Ihre Entscheidung, indem Sie die zur Umformung der ur-
sprünglichen Gleichung nötigen Rechenschritte dokumentieren.
2·x–1=3·x+2
2·x–1=6·x+4
2 · x – 1 = 1,5 · x + 1
Z 5.4 Begründen Sie, welche der gegebenen Gleichungen keine Lösung hat.
B D
Lösen Sie die beiden anderen Gleichungen für x ∈ ℝ.
a) 16x = 2x · 8
b) 105 · x – 2 = 3 · 72 · x + 3
c) 2x + 3 = –9
Z 5.5 Berechnen Sie die Unbekannte x ohne technologische Hilfsmittel und
A B
D
begründen Sie ihr Ergebnis mithilfe der passenden Exponential- oder
Potenzgleichung.
a) log2 (2x) = 6
b) logx (81) = 2
c) log10 (__1 ) = 1
__ x
d) ln (√e ) = x
Z 5.6 Kreuzen Sie die richtige Gleichung an. Begründen Sie, warum die anderen
A B
C D
Gleichungen falsch sind und stellen Sie diese richtig.
1 · lg (x) – __
__ 1 · lg (z) = lg ( ______
1 · lg (y) – __
2 2 2 √x – y – z )
2 · lg (x) – 3 · lg (y) + lg (z) – 1 = lg (_____
10 · y3 )
x2 · z

lg (x + 2) = lg (20 · x)
Z 5.7 Die Stärke von Erdbeben wird anhand des Ausschlags Amax eines Seismo-
B
C D
graphen gemessen. Die dabei ermittelte Magnitude M wird meist nach der
Richterskala angegeben. Es gilt der Zusammenhang:

( )
Amax
M = log10 ____
A0
Amax maximaler Ausschlag des Seismographen in µm
A0 Ausschlag eines Bebens der Magnitude M = 0 in µm
a) In einem amerikansichen Schulbuch findet sich für den Zusammenhang
der Magnitude M eines Erdbebens und dessen verursachten Ausschlags Seismograph
am Seismographen die Formel
ln (A ) – ln (A )
M = ___________
max 0
ln 10

Exponentialfunktionen
Zeigen Sie durch entsprechende Umformung, dass diese Formel zur im Logarithmus- und
deutschsprachigen Raum verwendeten, oben angeführten Formel äquiva-
lent ist.
b) Argumentieren Sie, wie sich der maximale Ausschlag Amax am Seismo-
graphen verändert, wenn nach einem Beben der Stärke M ein Nachbeben
der Stärke M – 2 folgt.
Z 5.8 Begründen Sie, welches Modell (linear oder exponentiell) jeweils zum ange-
A D
gebenen Sachverhalt passt und erstellen Sie eine passende
Funktionsgleichung.
a) Im Jahr 2015 betrug der Preis einer Ware € 145,00. Seither steigt der Preis
jährlich um 0,5 %.
b) Martin erhielt zu seinem 5. Geburtstag von seinen Großeltern € 50,00. In
den folgenden Jahren ist der Wert des Geburtstagsgeschenks jedes Jahr
um € 10,00 erhöht worden.
c) Die Anzahl der Tiere einer Walpopulation hat sich alle 5 Jahre halbiert.
Ursprünglich wurden 500 Tiere gezählt.

157
Logarithmus- und Exponentialfunktionen

Z 5.9 Von ursprünglich 300 mg eines radioaktiven Isotops sind nach 8 Tagen noch
A B
200 mg in der Probe enthalten.
a) Berechnen Sie die prozentuelle Abnahme der Stoffmenge pro Tag.
b) Erstellen Sie eine passende Funktionsgleichung in der Form
y(t) = c · e · t.
c) Berechnen Sie die vorhandene Stoffmenge nach 16 Tagen.
d) Erklären Sie den Begriff Halbwertszeit und berechnen Sie die Halbwerts-
zeit des vorliegenden radioaktiven Zerfalls.
Z 5.10 Beim Reaktorunfall in Tschernobyl 1984 wurde unter anderem der radioaktive
D
Stoff Cs-137 freigesetzt. Dieser Stoff hat eine Halbwertszeit von ca. 30 Jahren.
Anton behauptet: „Da der Unfall 1984 passiert ist, müsste nach 60 Jahren,
also 2044 kein Cs-137 in der Umgebung von Tschernobyl mehr existieren.“
Erklären Sie, welchen Fehler Anton in seiner Behauptung macht.
Z 5.11 Ein exponentieller Vorgang wird durch die Funktion f mit f(t) = 125 · 2,35t
C D
beschrieben.
Interpretieren Sie die Bedeutung der Zahl 125 für die Funktion f.
Erklären Sie, ob f ein exponentielles Wachstum oder eine exponentielle Ab-
nahme beschreibt und lesen Sie aus der Gleichung ab, um wie viel Prozent
sich der Funktionswert bei der Erhöhung von t um eine Einheit verändert.
100
Z 5.12 Eine Pilzkultur wächst näherungsweise gemäß A(t) = _________ .
Zu Aufgabe Z 5.12: B 1 + 3 · e–k · t
C D t Zeit in Stunden
A(t) die nach t Stunden bedeckte Fläche in mm2
a) Wählen Sie aus der Grafik in der Randspalte den zu diesem Gesetz
passenden Graphen. Begründen Sie Ihre Entscheidung.
b) Begründen Sie anhand des Verlaufs des Graphen, welches Wachstums-
modell vorliegt.
c) 3 Stunden nach Versuchsbeginn nimmt die Pilzkultur eine Fläche von
50 mm2 ein. Helene möchte mithilfe dieser Information die Unbekann-
te k in der angegebenen Wachstumsformel bestimmen.
Sie rechnet:
100
50 = _________
–3 · k
1+3·e
50 = 1 + 3 · e–3 · k
___
100
– __1 = 3 · e–3 · k
2
– __1 = e–3 · k
6
( )
ln – __1 = –3 · k
6

3 ( )
k = – __1 · ln – __1 = ERROR
6
Erklären Sie, welchen Fehler Helene gemacht hat und stellen Sie die
Rechnung richtig.
Begründen Sie, warum Helenes Taschenrechner eine Fehlermeldung
ausgibt.
d) Berechnen Sie, welche Fläche die Pilzkultur nach 10 Stunden einnimmt,
wenn k = 0,3663 beträgt.
Z 5.13 Der Graph in der Randspalte beschreibt den Zusammenhang zwischen der
Zu Aufgabe Z 5.13: A B
C D
Temperatur T einer Flüssigkeit in Grad Celsius (°C) in Abhängigkeit von der
Zeit t in Minuten (min).
a) Erstellen Sie eine passende exponentielle beschränkte Abnahme-
funktion T mit T(t) = S + a · e–λ · t.
Lesen Sie die dazu benötigten Informationen aus dem Graphen ab.
b) Die Temperatur der Flüssigkeit kann die ihrer Umgebung nicht unter-
schreiten.
Zeigen Sie, dass die in a) erstellte Funktion dieser Tatsache gerecht wird.
Hinweis: Zeigen Sie, dass beispielsweise die Gleichung T(t) = 10
keine Lösung besitzt.

158
Der Sinussatz

6 Trigonometrie des allgemeinen Dreiecks


Im Kapitel 3 Trigonometrische Funktionen haben Sie gelernt, dass die Griechen
ausführliche Studien zur Dreiecksvermessung durchgeführt haben. Ein namhafter
Vertreter dieser griechischen Gelehrten ist Aristarchos (310 bis 230 v. Chr.).
Historisch betrachtet war und ist die Trigonometrie in der Astronomie, Geodäsie
(Erdvermessung), Navigation, Optik und im Maschinenbau unverzichtbar.
Die Winkelfunktionen sin, cos und tan – die Bezeichnungen stammen im We-
sentlichen von Leonhard Euler (1707 bis 1783) – sind im rechtwinkeligen Dreieck
definiert. Aber auch für das allgemeine Dreieck lassen sich Gesetzmäßigkeiten mit
den Winkelfunktionen beweisen.

Meine Ziele

Nach Bearbeitung dieses Kapitels kann ich


r den Sinus- und Kosinussatz anwenden und interpretieren,
r den Lehrsatz des Pythagoras als Sonderfall des Kosinussatzes begründen,
GK von α als Sonderfall des Sinussatzes
r die Definitionsgleichung sin (α) = _______
HY
argumentieren,
r Vermessungsaufgaben lösen.

Worum geht’s hier?

Mit einem Theodoliten, der in einer bestimmten Höhe über einem ebenen Gelände po-
sitioniert ist, werden zwei in einer Ebene liegende Punkte A und B anvisiert. Die beiden
Punkte und der Beobachtungspunkt liegen in einer Vertikalebene. Überlegen Sie, wie die
Entfernung der beiden Punkte berechnet werden kann.

Mit dem Sinus- und dem Kosinussatz kann man jedes beliebige Dreieck berechnen, ohne
es in zwei rechtwinkelige zu zerlegen.

Ein Theodolit

6.1 Der Sinussatz


Sinussatz
Jedes allgemeine Dreieck
Die Seiten eines Dreiecks verhalten sich wie die Sinuswerte ihrer gegenüberliegenden kann durch eine Höhe in zwei
Winkel. rechtwinkelige Dreiecke unterteilt
a = _____
_____ b = ____c werden.
sin (α) sin (β) sin (γ)
b
hc
Begründung: α
c
Man berechnet die Höhe hc des allgemeinen Dreiecks über die beiden enthaltenen
rechtwinkeligen Dreiecke. Skizze zur Herleitung des Sinussatzes
mithilfe der Höhe hc
hc = b · sin (α) hc = a · sin (β)
allgemeinen Dreiecks

a = _____
Gleichsetzen liefert: b · sin (α) = a · sin (β), also _____ b .
Trigonometrie des

sin (α) sin (β)


Bei allen folgenden Beispie-
len werden stets
a) die gegebenen Größen färbig
eingezeichnet und
b) die einzelnen Rechenschritte
durchnummeriert 1., 2., …
159
Trigonometrie des allgemeinen Dreiecks

Der Konstruktionsweg zu Bei- Beispiel 6.1: Dreiecksberechnung mit dem Sinussatz A B


spiel 6.1: Von einem Dreieck kennt man c = 50 mm, α = 72° und β = 49°.
1. Seite c einzeichnen. C
2. Winkel α einzeichnen liefert γ
eine Halbgerade, auf der die
Seite b liegt.
b a
3. Winkel β liefert eine zweite
Halbgerade, auf der die Seite a
liegt.
4. Der Schnittpunkt dieser beiden α β
A c B
Halbgeraden ist der Punkt C
und liefert damit die beiden a) Berechnen Sie die beiden anderen Seiten a und b, den Winkel γ und den Flächen-
Seiten a und b. inhalt A.
b) Überprüfen Sie die Ergebnisse an einer Zeichnung.

Lösung:
a) Da der Sinussatz Seiten mit ihren gegenüberliegenden Winkeln verknüpft, braucht
man zuerst den Winkel γ.
1. γ = 180° – α – β = 59°
2. Berechnung von a mit dem Sinussatz: a = _____
_____ c
sin (α) sin (γ)
c · sin (α) 50 · sin (72°)
a = _______
sin (γ)
= __________
sin (59°)
W 55,5
Das mit GeoGebra konstruierte Drei-
eck samt Flächeninhalt a W 55,5 mm
3. Berechnung von b mit dem Sinussatz: b = _____
_____ c
sin (β) sin (γ)
c · sin (β) 50 · sin (49°)
b = _______
sin (γ)
= __________
sin (59°)
W 44

b W 44 mm
4. Flächeninhalt:
b · c · sin (α) 44 · 50 · sin (72°)
A = __________
2
W _____________
2
W 1 046,7
A W 1 047 mm2
b) siehe Randspalte

Beispiel 6.2: Regelmäßiges Achteck – Umfang mit dem Sinussatz A B

Zu Beispiel 6.2: Gegeben ist ein regelmäßiges Achteck, das einem Kreis mit dem Radius 10 cm ein-
geschrieben ist.
Ermitteln Sie den Umfang des Achtecks.

Lösung:
r
°

Das Achteck lässt sich in 8 gleichschenkelige Dreiecke zerlegen, deren Zentri-


45

360° = 45° ist.


winkel ____
a 67,5° 8
1. Winkel β: 180° – 45° = 67,5°
β = ________
2
a
2. a mit Sinussatz: _______ 10
= ________
45° sin (45°) sin (67,5°)

r
a W 7,654 cm

ha
3. u = 8 · a W 61,23 cm

a Zeichnet man die Höhe ha in einem der gleichschenkeligen Dreiecke ein, kommt man
2 β ohne Sinussatz aus:
Das gleichschenkelige Dreieck des a
__
a
sin 22,5° = __2r = ___
regelmäßigen Achtecks wird durch die 2·r
eingezeichnete Höhe in zwei kon-
a = 2 · r · sin (22,5°) W 7,654
gruente rechtwinkelige Dreiecke mit
einem Winkel von 22,5° zerteilt. a W 7,654 cm

160
Normalvektor

7.2 Normalvektor
Für technische Anwendungen ist es von besonderem Interesse, ob Vektoren auf einander
FT S

Vektoren
normal stehen, wie man zu einem vorgegebenen Vektor seine Normalvektoren bzw. zwei
aufeinander normal stehende Zerlegungsvektoren erhält.
FN φ FG
Beispiel 7.2: Normalvektoren B C
⟶ φ
Stellen Sie den Ortsvektor a⃗ = OA = (3) in einem kartesischen Koordinatensystem
4 Die im Schwerpunkt S angreifende
grafisch dar und kippen Sie den Vektor (mithilfe von Zirkel und Geodreieck)
Gewichtskraft FG⃗ wird in eine Tangen-
a) um 90° nach links und tial- und eine Normalkraft zerlegt. Die
b) um 90° nach rechts. beiden Teilkräfte stehen aufeinander
normal.
c) Lesen Sie die Komponenten der beiden gekippten Vektoren ab und dokumentieren
Sie Ihre Beobachtungen.
d) Ermitteln Sie den Skalar, mit dem der nach links gekippte Vektor aus dem nach
rechts gekippten Vektor erzeugt werden kann.

Lösung:

Der um 90° nach links ge-


kippte Vektor wird mit dem Index l
für links(gekippt) und der um 90°
nach rechts gekippte Vektor wird
mit dem Index r für rechts(ge-
kippt) versehen.
Wird ein Vektor a⃗ um 90° nach
links bzw. rechts gekippt, so erhält
man al⃗ bzw. ar⃗ .
a) al⃗ = (− 4)
3
b) ar = ( 4 )

−3
c) Man erhält einen Normalvektor des Vektors a,⃗ indem man die beiden Komponenten
von a⃗ vertauscht und eine davon mit –1 multipliziert.
Beim linksgekippten Vektor ist die erste Komponente des Vektors a⃗ mit –1 multipli-
ziert; beim rechtsgekippten Vektor ist die zweite Komponente mit –1 multipliziert.
d) Es gilt: al⃗ = − 1 · ar⃗ = –ar⃗
Der nach rechts gekippte Vektor ar⃗ muss mit –1 multipliziert werden, um den nach
links gekippten Vektor al⃗ zu erhalten.

Normalvektoren im ℝ2

( y)
ax
Ein Vektor a⃗ = a ≠ 0⃗ besitzt im ℝ2 genau zwei Normalvektoren.
Der Vektor − a⃗ ist der Ge-
Diese werden mit al⃗ bzw. ar⃗ bezeichnet und ergeben sich durch Kippen von a⃗ um 90° genvektor zu a⃗ und umgekehrt.
nach links bzw. durch Drehung um 90° im Uhrzeigersinn. Daher ist der Gegenvektor des

( ax )
− ay Gegenvektors der ursprüngliche
Es gilt: al⃗ =
Vektor.

(− ax)
ay − ( − a)⃗ = a⃗
ar⃗ =

Der eine Normalvektor ist der Gegenvektor des anderen und umgekehrt: a⃗ = − a⃗
l r

171
Vektoren

Zu Beispiel 7.3: Beispiel 7.3: Rechteck B D

Von einem Rechteck ABCD mit dem Seitenverhältnis a : b = 2 : 1 kennt man die
Eckpunkte A(–2| –1) und B(4|1).
a) Ermitteln Sie grafisch und rechnerisch die fehlenden Eckpunkte.
b) Begründen Sie, warum die Lösung nicht eindeutig ist.

Lösung:
a) Der Seitenvektor a⃗ wird um 90° nach links gekippt, halbiert und anschließend zu
den beiden Punkten B und A addiert (von B und A aus aufgetragen).

a⃗ = AB = B − A = (4) − (− 2) = (6)
1 −1 2
b = · al = · ( ) = ( )
⃗ 1
__ ⃗ 1
__ − 2 − 1
2 2 6 3
C = B + b = ( ) + ( ) = (3)
⃗ 4 − 1
1 3 4
D = A + b⃗ = ( ) + ( ) = (− 3)
− 2 − 1
−1 3 2
Der Seitenvektor a⃗ wird um 90° nach rechts gekippt und halbiert.

2 r 2 (− 6) (− 3)
1· 2 = 1
1 · a⃗ = __
b⃗ = __

C = B + b⃗ = (4) + ( 1 ) = ( 5 )
1 −3 −2
D = A + b⃗ = ( ) + ( ) = (− 1)
− 2 1
−1 −3 −4
b) Der Seitenvektor a⃗ kann einmal nach links und einmal nach rechts gekippt wer-
den.
Dadurch ergibt sich ein Rechteck mit Eckpunktbeschriftung gegen den Uhrzeiger-
sinn und eines mit Eckpunktbeschriftung im Uhrzeigersinn.

Übungsaufgaben

7.006 Ein Quadrat besitzt die Eckpunkte A(–1|–3) und C(4|3).


B D ⟶
a) Ermitteln Sie den Diagonalvektor AC.

b) Begründen Sie, welche Komponenten der Vektor BD besitzt.
c) Das Quadrat ist gegen den Uhrzeigersinn beschriftet.
Berechnen Sie die Eckpunkte B und D.
d) Bestimmen Sie den Umfang.
e) Ermitteln Sie den Flächeninhalt des Quadrats.
Zu Übungsaufgabe 7.008: 7.007 Das Rechteck ABCD mit A(2|1) und B(8|1) besitzt das Seitenverhältnis
B
a : b = 3 : 2. Berechnen Sie die fehlenden Eckpunkte.
7.008 In der Abbildung in der Randspalte ist eine Kraft F⃗ mit | F⃗ | = 0,5 kN eingetra-
B
C D
gen.
a) Bestimmen Sie jene Kräfte, die normal zu F⃗ sind und denselben Betrag
wie F⃗ besitzen.
b) Begründen Sie, warum es zwei Lösungen für die Teilaufgabe a) gibt.
c) Berechnen Sie die Vektorsumme Ihrer Lösungen aus a).
Interpretieren Sie Ihr Ergebnis.
7.009 Von einem Dreieck ABC kennt man die Eckpunkte A(1|0), B(6|2) und C(4|6).
B
a) Berechnen Sie die Seitenvektoren.
Zu Übungsaufgabe 7.009:
b) Bestimmen Sie Richtungsvektoren der Trägergerade der Höhen des Drei-
Jede der Höhen eines Dreiecks
ecks.
ist eine Strecke und liegt auf der
c) Stellen Sie das Dreieck und die Höhe hc grafisch dar.
zugehörigen Trägergeraden.

172
Vektoren im ℝ3

7.5 Vektoren im ℝ3
Bei vielen Anwendungen muss eine dritte Raumdimension berücksichtigt werden.

Vektoren
In der Technik ist es üblich, i. A. ein rechtshändiges dreidimensionales rechtwinkeliges
Koordinatensystem zu verwenden. Dabei wird die x-Achse (erste Achse) durch den Dau-
men, die y-Achse (zweite Achse) durch den Zeigefinger und die z-Achse (dritte Achse)
durch den Mittelfinger der rechten Hand repräsentiert.
Während die x- und y-Achse die Ebene in vier Quadranten teilen, wird der Raum durch
die drei Koordinatenachsen in acht Oktanten unterteilt.

II

III
I
y

IV
V

VII
Die vier Quadranten eines ebenen
VIII
kartesischen Koordinatensystems

Alle Formeln für zweidimensionale Vektoren, die im Band I und in diesem Band bisher an-
gegeben wurden, sind sinngemäß für drei- und höherdimensionale Vektoren anwendbar.

Beispielsweise entspricht der Betragsformel


_____
|a⃗| = (ax) = √ ax2 + a2y für zweidimensionale Vektoren die Formel
a
| |
y

| |
ax

(a ) √
_______
|a⃗| = ay = a2 + a2 + a2 für dreidimensionale Vektoren.
x y z
z

r Im ℝ2 entspricht der Betrag der Länge der Diagonale eines Rechtecks mit den Seiten
ax und ay.
r Im ℝ3 stellt man sich die Raumdiagonale eines Quaders mit den Seiten ax, ay und az
vor.

Definition: Dreidimensionale Vektoren

⎜⎟ ⎜ ⎟
⎛bx ⎞ ax ⎛bx − ax ⎞

(a )
⟶ a ⟶
r AB = B − A = by − y = by − ay ist der dreidimensionale Vektor AB mit dem
⎝b ⎠ z
z ⎝b − a ⎠ z z
Anfangspunkt A und dem Endpunkt B.
r Der Betrag (die Länge) eines dreidimensionalen Vektors a⃗ ist az

| |
ax

(a )
________ a
|a|⃗ = ay = √ a2x + a2y + a2z .
z
1 · a⃗ ist der Einheitsvektor des Vektor a⃗ mit a⃗ ≠ 0⃗. ay
r Der Vektor a0⃗ = ___
|a|⃗ ax

r Ein Vektor vom Koordinatenursprung O(0|0|0) zu einem Punkt A heißt Die drei Komponenten ax, ay und az

Ortsvektor OA. eines dreidimensionalen Vektors a.⃗

185
Vektoren

r Vektoren werden komponentenweise addiert bzw. subtrahiert sowie mit einer


reellen Zahl c (einem Skalar) multipliziert.

⎜⎟ ⎜ ⎟
ax ⎛bx ⎞ ⎛ax ± bx ⎞ ax c · ax

(a ) (a ) (c · a )
⃗a ± b⃗ = ay ± by = ay ± by sowie c · a⃗ = c · ay = c · ay
z ⎝b ⎠ ⎝ a ± b ⎠
z z z
z z

r Das Skalarprodukt a⃗ · b⃗ der dreidimensionalen Vektoren a⃗ und b⃗, die den


Winkel φ einschließen, ist

⎜⎟
ax ⎛bx ⎞

(a )
a⃗ · b⃗ = ay · by = ax · bx + ay · by + az · bz = | a⃗ | · | b⃗ | · cos (φ).
z ⎝b ⎠z

Beispiel 7.15: Massenpunkt im ℝ3 B D

Ein Massenpunkt hat die Koordinaten (3 cm | 4 cm | 5 cm).


a) Berechnen Sie den Abstand des Massenpunkts vom Koordinatenursprung.
Zu Beispiel 7.15:
b) Begründen Sie, in welchem Oktant der Massenpunkt positioniert ist.
c) Stellen Sie den Massenpunkt und den zugehörigen Ortsvektor in einem rechtwin-
keligen Koordinatensystem dar.

Lösung:
a) Der Abstand ist gleich dem Betrag des Ortsvektors.

(5)
| |3 ________ ___ __
| a⃗ | = 4 = √ 32 + 42 + 52 = √ 50 = 5 · √ 2
__
Der Abstand beträgt 5 · √ 2 cm.
b) Der Massenpunkt befindet sich im 1. Oktant, weil alle 3 Komponenten des Orts-
vektors bzw. alle drei Koordinaten des Punktes positiv sind.
c) siehe Randspalte

Bereits im ℝ2 haben zueinander normale Vektoren eine besondere Rolle gespielt.


Wie im ℝ2 gilt auch im ℝ3, dass aus a⃗ ist normal zu b⃗ folgt, dass a⃗ · b⃗ = 0.
Beweis: a⃗ · b⃗ = | a⃗ | · | b⃗ | · cos (90°) = 0

Zueinander normale Vektoren werden auch als orthogonal bezeichnet.

Übungsaufgaben

7.053 Zwei Punkte A(–1|1|2) und B(2|–3|–4) sind gegeben.


B D
a) Begründen Sie, in welchem Oktant die beiden Punkte positioniert sind.

b) Berechnen Sie den Vektor AB.
c) Ermitteln Sie den zugehörigen Einheitsvektor.
7.054 Drei Punkte A(1|–1|2), B(2|3|–4) und C(5|6|4) sind gegeben.
B D
a) Begründen Sie, in welchem Oktant die drei Punkte positioniert sind.
⟶ ⟶
b) Berechnen Sie die Vektoren AB und AC.
c) Ermitteln Sie die zugehörigen Einheitsvektoren.
d) Bestimmen Sie den Winkel zwischen den beiden Vektoren.
e) Begründen Sie, warum der Winkel zwischen zwei Vektoren und der Win-
kel zwischen den beiden zugehörigen Einheitsvektoren identisch ist.
f) Stellen Sie die beiden Vektoren mit Technologieunterstützung grafisch
dar.

186
Übungsaufgaben

7.055 Von einem Parallelogramm ABCD sind die Punkte A(2|–1|1), B(6|–3|2) und
B C
C(5|4|–1) gegeben.
a) Berechnen Sie den fehlenden Eckpunkt.

Vektoren
b) Ermitteln Sie den Umfang des Parallelogramms.
c) Bestimmen Sie den Diagonalschnittpunkt des Parallelogramms.
d) Bestimmen Sie die Winkel des Parallelogramms.
e) Interpretieren Sie die Summe der Innenwinkel des Parallelogramms.
7.056 Von einem Parallelogramm ABCD sind die Punkte A(2|–1|1), B(6|–3|2) und
A B
C(5|4|–1) gegeben.
a) Berechnen Sie die Seitenvektoren.
b) Stellen Sie die Seitenvektoren als Linearkombination der Basisvektoren
1 0 0
(0) (0) ( )
0 , 1 und 0 dar.
1
⟶ ⟶ ⟶ Kann ein Vektor c⃗ durch
7.057 In einem Quader ABCDEFGH sind die Vektoren AB = a,⃗ AD = b⃗, AE = c⃗ eine Summe von vorgegebenen

A B
D
und EMAC = e⃗ gegeben. MAC ist dabei der Mittelpunkt der Strecke AC. Vektoren, die lediglich gestreckt
a) Fertigen Sie eine ausreichend beschriftete 3D-Skizze an. oder gestaucht werden, dargestellt
⟶⟶⟶ ⎯→ werden, liegt eine Linearkombina-
b) Stellen Sie die Vektoren DC, AC, AG und A MAC als Linearkombination der
⃗ ⃗ ⃗ ⃗
Vektoren a, b, c und e dar. tion vor.
c⃗ = k · a⃗ + l · b⃗
(5) (3) (5)
3 –1 –3
7.058 Die Vektoren a⃗ = 4 , b⃗ = 2 und c⃗ = –4 sind gegeben. Der Vektor c⃗ ist eine Linearkombi-
nation von a⃗ und b⃗.
B C

a) Berechnen Sie das Skalarprodukt von a⃗ und b⃗, a⃗ und c⃗ sowie b⃗ und c.⃗ d⃗ = k · a⃗ + l · b⃗ + m · c⃗
b) Interpretieren Sie Ihr Ergebnis.
Der Vektor d⃗ ist eine Linearkombi-
7.059 Die beiden Vektoren sind jeweils zueinander orthogonal. nation von a,⃗ b⃗ und c.⃗
B
Berechnen Sie die fehlende Koordinate.

(3)
ax −1
(5)
a) a = 4 , b⃗ = 2

Zwei Vektoren sind zueinan-
der orthogonal, wenn sie normal

(5)
−1

( )
3
b) a⃗ = 4 , b⃗ = by aufeinander stehen.
3

(1)
−3 −1
(a )
c) a⃗ = 4 , b⃗ = − 2
z
7.060 Die beiden Vektoren sind jeweils zueinander orthogonal.
B D
Berechnen Sie die fehlende Koordinate.
Begründen Sie Ihre Lösungen.
ax −1

(5) ( )
⃗ ⃗
a) a = 0 , b = by
3

(0)
−1 3
(a )
b) a⃗ = ay , b⃗ = 1
z
7.061 Die Gerade g ist durch die Punkte A(–3|–1|0) und B(2|–1|2) festgelegt.
B
a) Berechnen Sie den Abstand des Punktes P(1|4|3) von der Gerade g.
b) Kontrollieren Sie Ihre Berechnung grafisch mit Technologieunterstützung.

187
Vektoren

7.6 Vektorprodukt
Bisher haben Sie das Skalarprodukt zweier Vektoren angewendet. Für praktische Anwen-
dungen wie den Flächeninhalt, den Normalvektor einer Ebene in Parameterform oder
den Drehmomentvektor ist das Vektorprodukt von großer Bedeutung.

Definition: Vektorprodukt
Das Vektorprodukt a⃗ × b⃗ der beiden Vektoren a⃗ und b⃗ ist ein Vektor,
Das Vektorprodukt wird r der normal auf a⃗ und b⃗ ist,
auch als Kreuzprodukt bezeichnet.
r dessen Betrag | a⃗ × b⃗ | gleich der Maßzahl des Flächeninhalts des von den beiden
Daher liest man auch
„Vektor a kreuz Vektor b“ für a⃗ × b⃗. Vektoren a⃗ und b⃗ aufgespannten Parallelogramms ist und
r der mit den Vektoren a⃗ und b⃗ ein rechtshändiges Vektorsystem bildet.

Dabei legt a⃗ die erste Richtung (Daumen), b die zweite Richtung (Zeigefinger)
und a⃗ × b⃗ die dritte Richtung (Mittelfinger) fest.

Eine grafische Darstellung hilft, die umfangreiche Definition zu verstehen.


B

F
a×b

I
b
|a × b|
φ
a
Zur Veranschaulichung des Vektor- Aus der Definition folgt unmittelbar die Formel zur Berechnung des Betrags des
produkts als rechtshändiges Vektor- Vektorprodukts.
system.
Vektorprodukt und Betrag
Der Betrag des Vektorprodukts a⃗ × b⃗ der beiden Vektoren a⃗ und b⃗ ist
| a⃗ × b⃗ | = | a⃗ | · | b⃗ | · sin (φ).
Dabei ist φ der Winkel zwischen den beiden Vektoren a⃗ und b⃗.

Interessant ist, wie sich die Komponenten des Vektorprodukts ergeben.


Man kann zeigen, dass folgende Formel gilt.

Vektorprodukt
In der Elektrondynamik Das Vektorprodukt a⃗ × b⃗ der beiden Vektoren a⃗ und b⃗ ist

⎜⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟
lernen Sie das Kraftgesetz von ax ⎛bx ⎞ ⎛ ay · bz − az · by ⎞ ⎛ay · bz − az · by ⎞

(a )
Lorentz für einen stromdurchflos-
a⃗ × b⃗ = ay × by = − (ax · bz − az · bx) = az · bx − ax · bz
senen Leiter in einem Magnetfeld
kennen. F⃗ Ist proportional zum z ⎝ bz⎠ ⎝ ax · by − ay · bx ⎠ ⎝ ax · by − ay · bx⎠
Vektorprodukt von I ⃗ und B⃗.
F⃗ ∼ I ⃗ × B⃗ r Man erkennt, dass in der x-Komponente des Vektorprodukts keine x-Komponenten
von a⃗ und b⃗ auftreten.
r Ebenso enthält die y-Komponente des Vektorprodukts keine y-Komponenten der beiden
zu kreuzenden Vektoren.
r Auch in der z-Komponente des Vektorprodukts treten keine z-Komponenten von a⃗
und b⃗ auf.

188
Imaginäre Einheit i

8.1 Imaginäre Einheit i


Um die Gleichung x2 = –1 lösen zu können, muss eine Zahl definiert werden, deren
Quadrat –1 ist. Weil diese Zahl nur in der Vorstellung existiert, wird sie imaginäre Einheit
genannt.

Definition: Imaginäre Einheit i2 = −1


i mit i2 = –1 heißt imaginäre Einheit. Imagination heißt Vorstellung.

Die quadratische Gleichung x2 + 1 = 0 hat wegen (±i)2 = i2 = –1 die beiden Lösungen


x1 = −i und x2 = +i und damit die Lösungsmenge L = {−i; +i}. ___
In der Elektrotechnik wird
Vermeiden Sie die häufig falsch verwendete Schreibweise i = √ –1 , da die Anwendung

Komplexe Zahlen
statt i auch j für die imaginäre
der Wurzelregeln zu Widersprüchen führt.
__ ________ ___ ___ Einheit verwendet, da es sonst zu
1 = √ 1 = √ (–1) · (–1) = √ –1 · √ –1 = i2 = −1 Verwechslungen mit der Strom-
Sie erhalten die falsche Aussage 1 = −1. stärke kommen kann.

Mithilfe der imaginären Einheit i können komplexe (= zusammengesetzte) Zahlen


definiert werden, die einen Real- und einen Imaginärteil enthalten.

Definition: Komplexe Zahl


z=a+b·i heißt komplexe Zahl a, b ∈ ℝ z = a + b · i oder z = a + b · j
a = Re(z) heißt Realteil von z
b = Im(z) heißt Imaginärteil von z
ℂ = {a + b · i | a, b ∈ ℝ} heißt Menge der komplexen Zahlen. ℂ = {a + b · i | a, b ∈ ℝ} ist die
Menge der komplexen Zahlen und
es gilt ℝ ℂ.
In der Menge der komplexen Zahlen ℂ ist jede quadratische Gleichung lösbar.
Potenzen der imaginären Einheit i:
i2 = −1
Beispiel 8.1: Quadratische Gleichungen in ℂ B
i3 = −i
x2
a) Bestimmen Sie die Lösungsmenge der Gleichung + 4 = 0 für die Grundmenge i4 = 1
G = ℂ. i5 = i
b) Lösen Sie die Gleichung x2 – 2 · x + 2 = 0 in ℂ mittels Ergänzen auf ein voll- i6 = −1 = i2
ständiges Quadrat. usw.

Lösung:
a) x2 + 4 = 0 _
x2 = –4 = 4 · i2 | ±√
x1, 2 = ± 2 · i
L = {–2 · i; + 2 · i}
b) x2 – 2 · x + 2 =0
2
x –2·x+1+1=0
(x – 1)2 +1=0 _
(x – 1)2 = – 1 = i2 | ±√
x1, 2 – 1 = ±i |+1
x1, 2 =1±i
x1 = 1 + i
x2 = 1 – i
L = {1 + i; 1 – i}

Bei den Lösungen der beiden quadratischen Gleichungen x2 + 4 = 0 und x2 – 2 · x + 2 = 0


fällt auf, dass sich diese jeweils nur im Vorzeichen des Imaginärteils unterscheiden.

Definition: Konjugiert komplexe Zahl


z̅ = a − b · i heißt die zu z = a + b · i konjugiert komplexe Zahl.

211
Komplexe Zahlen

Übungsaufgaben

8.001 Begründen Sie, welche der folgenden komplexen Zahlen zueinander


D
konjugiert komplex sind.
a – b · i ist die zu a + b · i z1 = 3 + 2 · i z2 = −1 + i z3 = 1 + i z4 = −3 − 2 · i
konjugiert komplexe Zahl. z5 = −3 + 2 · i z6 = 1 − i z7 = 3 − 2 · i z8 = −1 − i
8.002 Bestimmen Sie jeweils den Realteil und den Imaginärteil der komplexen
B
Zahl.
a) 3 + 2 · i b) 7 – 4 · i c) –15 – 1,5 · i
d) 13 · i + 12 – 2 · i e) 12 + 8 – 4 · i f) 12 + 5 + i
8.003 Bestimmen Sie durch Ankreuzen, in welchen Zahlenmengen die Zahl jeweils
D
enthalten ist.
ℕ ℤ ℚ ℝ ℂ
4·i
3+2·i
π
___
√ –2
12
__
3
1
__
3
i2

8.004 Bestimmen Sie die Lösungsmengen folgender Gleichungen für G = ℂ.


B
a) x2 + 9 = 0 c) x2 – 6 · x + 10 = 10
2
b) x – 4 · x + 5 = 0 d) x2 – x + 4,25 = 0

8.2 Darstellungsformen von komplexen Zahlen


Weil komplexe Zahlen aus einem Real- und einem Imaginärteil zusammengesetzt sind,
können sie nicht wie reelle Zahlen auf einer Zahlengerade dargestellt werden. Daher
werden auch mehrere Darstellungsformen verwendet.

8.2.1 Die Komponentenform

Definition: Komponentenform
z = a + b · i heißt Komponentenform einer komplexen Zahl.
imaginäre Achse
Im(z) Komplexe Zahlen können auch als geordnete Paare interpretiert werden.
(a|b) = a + b · i
b
z = a + b · i = (a|b)
Das Zahlenpaar (a|0) bedeutet die reelle Zahl a: (a|0) = a
Die reelle Einheit 1 lautet: (1|0) = 1
Die imaginäre Einheit i lautet: (0|1) = i
1
Damit können komplexe Zahlen als Punkte oder Vektoren in einem Koordinatensystem,
reelle Achse der komplexen oder gaußschen Zahlenebene, dargestellt werden:
1 a Re(z)
Auf der Abszissenachse wird der Realteil Re(z) abgetragen (reelle Achse),
z = a + b · i mit a = 2, b = 3 auf der Ordinatenachse wird der Imaginärteil lm(z) abgetragen (imaginäre Achse).

212
Quartile und Boxplot

9.026 Das Personalbüro eines Unternehmens ermittelt für 200 Beschäftigte die
A B
Verteilung der Betriebszugehörigkeit in Jahren:
Betriebszugehörigkeit in Jahren Zahl der Angestellten
[0; 4[ 29
[4; 8[ 78
[8; 12[ 67
[12; 16[ 16
[16; 20] 10
Berechnen Sie die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit und deren
Standardabweichung.

9.5 Quartile und Boxplot


Mithilfe der Quartile werden die durch den Median entstandenen Datenhälften nochmals
unterteilt.

Beispiel 9.22: Median und Quartile B

Datenbeschreibung
In einem Wohnblock wurde die Anzahl der in den 20 Haushalten lebenden Personen
erhoben. Man erhält folgende geordnete Datenreihe:
1, 1, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 3, 3, 3, 3, 3, 4, 4, 4, 5, 6, 6, 7
a) Unterteilen Sie die Datenreihe in vier gleich große Teile.
b) Berechnen Sie den Median Q1 der unteren Hälfte, den Median Q2 der gesamten
Datenreihe und den Median Q3 der oberen Datenreihe.

Lösung:
a) untere Hälfte obere Hälfte
1, 1, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 3, 3, 3, 3, 3, 4, 4, 4, 5, 6, 6, 7 n = 20
1. Viertel 2. Viertel 3. Viertel 4. Viertel

Q1 Q2 Q3
Median
2+2 =2
b) Q1 = ____ 3+3 =3
Q2 = ____ 4+4 =4
Q3 = ____
2 2 2

Definition: Quartile Quartile: lateinisch für Viertelwerte


r Das untere (erste) Quartil Q1 einer Datenreihe ist ein Wert mit der Eigenschaft, dass
mindestens 25 % der Daten kleiner oder gleich und zugleich mindestens 75 % der
Daten größer oder gleich diesem Wert sind.
r Das mittlere (zweite) Quartil Q2 ist der Median.
r Das obere (dritte) Quartil Q3 ist ein Wert mit der Eigenschaft, dass mindestens 75 %
der Daten kleiner oder gleich und zugleich mindestens 25 % der Daten größer oder
gleich diesem Wert sind.

Eigenschaften der Quartile


Die drei Quartile teilen die geordnete Datenreihe in vier gleich große Teile.

Der (Inter)quartilabstand QA ist die Differenz aus oberem und unterem Quartil Q3 – Q1. Quartilabstand QA:
Er ist gegenüber Ausreißern unempfindlich. Das Intervall [Q1; Q3] gibt den Bereich an, QA = Q3 – Q1
in dem die mittleren 50 % der Werte der Datenreihe liegen.
Wenn Sie jetzt zu den drei Quartilen noch den kleinsten Wert xmin und den größten Wert
xmax einer Datenreihe hinzugeben, kommen Sie zur Fünf-Punkte-Zusammenfassung
einer Häufigkeitsverteilung.

249
Datenbeschreibung

Die Fünf-Punkte-Zusammenfassung (nach John W. Tukey) einer Datenreihe besteht aus


5 Maßzahlen:

Boxplot-Diagramm (Kastenschaubild)
Median 1. Minimalwert xmin
Q1 Q2 Q3 Whiskers 2. unteres Quartil Q1
3. Median, mittleres Quartil Q2
4. oberes Quartil Q3
John Wilder Tukey, Xmin Box Xmax 5. Maximalwert xmax
1915 bis 2000,
US-amerikanischer Statistiker 0 1 2 3 4 5 6 7 8
x

whiskers: englisch für die Schnurr- Ein Boxplot-Diagramm ist eine grafische Veranschaulichung der Fünf-Punkte-Zusam-
haare einer Katze menfassung einer Datenreihe:
r Die Box erstreckt sich über das aus dem unteren und oberen Quartil gebildeten Intervall
[Q1; Q3].
r Der Median, also das zweite Quartil Q2, wird in der Box durch einen lotrechten Strich
markiert.
r Zwei waagrechte Linien (Whiskers) außerhalb der Box gehen bis zum Minimal- bzw.
Maximalwert.

Beispiel 9.23: Boxplot-Diagramm B

Gegeben ist die Datenreihe: 2, 3, 3, 4, 4, 5, 6, 7, 8, 8


a) Ermitteln Sie die Werte der Fünf-Punkte-Zusammenfassung.
b) Zeichnen Sie damit das Boxplot-Diagramm für die gegebene Datenreihe.
Ein Boxplot-Diagramm wird bei der
„Analyse einer Variablen” zur Verfü-
gung gestellt. Lösung:
b) Boxplot-Diagramm
a) xmin = 2 (Minimalwert)
Q1 Q2 (Median) Q3
Q1 = 3 (Median der unteren Hälfte)
Q2 = 4,5 (Median)
Xmin Xmax
Q3 = 7 (Median der oberen Hälfte)
Das mit GeoGebra unter „Analyse xmax = 8 (Maximalwert) 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
einer Variablen” erstellte Boxplot-Dia- x
QA = Q3 – Q1 = 7 – 3 = 4
gramm

Beispiel 9.24: Testergebnisse C

Bei einem Test kann man zwischen 0 und 10 Punkten erreichen.


Die folgenden Boxplot-Diagramme zeigen die Ergebnisse von drei Jahrgängen.

C
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Interpretieren Sie die Ergebnisse hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten.


Lesen Sie dazu die Kennzahlen Median, Quartile und den Quartilsabstand ab.
Lösung:
r In allen drei Jahrgängen liegt die Punktezahl zwischen 0 und 10 Punkten.
r In allen drei Jahrgängen beträgt das dritte Quartil Q3 8 (Punkte).
r Die Jahrgänge A und B haben den gleichen Median 6.
r Die Jahrgänge A und C haben das gleiche 1. Quartil Q1 von 4 Punkten.
r In den Jahrgängen A und C haben 50 Prozent aller Testpersonen eine
Punkteanzahl, die zwischen 4 und 8 Punkten liegt.

250
Quartile und Boxplot

Beachten Sie, dass für Datenreihen mit kleinem Umfang die berechneten Quartilswerte
manchmal nicht mit den Quartilswerten laut Definition übereinstimmen.
Quartile werden von Technologien unterschiedlich berechnet.

Grafikfähige Taschenrechner und Geogebra berechnen die Quartile als Mediane der
unteren und oberen Datenhälften, wobei der Median keiner der beiden Hälften angehört.

Beispiel 9.25: Körpergrößen C

Das folgende Boxplot-Diagramm zeigt die Körpergrößen von 400 Maturanten.

Formulieren Sie fünf Aussagen über die Körpergrößen der 400 Maturanten.

Lösung:
Aus dem Diagramm kann man u. a. entnehmen, dass
r ca. 50 % der Maturanten höchstens 177 cm groß sind.
r jeder Maturant mindestens 153 cm groß ist.

Datenbeschreibung
r von den 400 Maturanten ca. 100 Maturanten mindestens 181 cm groß sind.
r von den 400 Maturanten ca. 300 Maturanten mindestens 168 cm groß sind.
r ca. 200 Maturanten zwischen 168 cm und 181 cm groß sind.

Beispiel 9.26: Haushaltsgröße mit GeoGebra B

In einem Wohnblock mit 20 Haushalten ergeben sich für die Anzahl der in den Haus-
halten lebenden Personen folgende Werte:
2, 3, 5, 4, 6, 2, 2, 6, 2, 2, 2, 3, 1, 3, 3, 4, 3, 1, 7, 4
a) Ermitteln Sie mit GeoGebra
r das arithmetische Mittel,
r die Standardabweichung und
r die Werte der Fünf-Punkte-Zusammenfassung.
b) Stellen Sie die Daten grafisch durch ein Boxplot dar.

Lösung:
a) Geben Sie die Daten in einer Tabelle ein (Menü Ansicht > Tabelle).
Markieren Sie die Daten mit der Maus und wählen Sie „Analyse einer Variablen“.
Bestätigen Sie „Analyse“.
Wählen Sie „Statistik anzeigen“.
Sie erhalten alle gewünschten Kennzahlen:

Beachten Sie:
Das arithmetische Mittel wird mit
„Mittelwert“ bezeichnet.
Die n-gewichtete Standardabwei-
b) Für die grafische Darstellung wählen Sie im Pulldown-Menü „Boxplot“. chung wird mit σ bezeichnet.

251
Datenbeschreibung

Übungsaufgaben

9.027 Anna hat 27 CDs mit klassischer Musik. Andreas besitzt 3, Anton 7, Alice
B C
freut sich über 9 Klassik-CDs, Antonia hat ebenfalls 7, Arabella besitzt 9,
Anja 10 und Astrid 12.
a) Ermitteln Sie Modus, Median und arithmetisches Mittel.
b) Interpretieren Sie den Unterschied zwischen arithmetischem Mittel und
Median.
c) Ermitteln Sie die Werte der Fünf-Punkte-Zusammenfassung und stellen
Sie die Daten in einem Boxplot-Diagramm dar.
9.028 Die Anzahl der Angestellten in 10 Betrieben ist im nachstehenden Box-
C
plot-Diagramm dargestellt.

a) Lesen Sie die Werte der Fünf-Punkte-Zusammenfassung ab.


b) Interpretieren Sie das Boxplot-Diagramm hinsichtlich der Größe der
Betriebe.
9.029 Gegeben ist die Datenreihe:
B C
12, 10, 15, 10, 11, 12, 13, 17, 12, 12, 14, 12, 12, 16
a) Ermitteln Sie die Werte der Fünf-Punkte-Zusammenfassung.
b) Zeichnen Sie damit das Boxplot-Diagramm.
c) Interpretieren Sie das Boxplot-Diagramm.
9.030 Die Anzahl der Angestellten in 10 Betrieben ist:
B
5, 6, 7, 11, 15, 19, 20, 21, 24, 75
a) Ermitteln Sie Modus, Median und arithmetisches Mittel.
b) Ermitteln Sie die Werte der Fünf-Punkte-Zusammenfassung.
c) Erstellen Sie ein Boxplot-Diagramm.
Zu Übungsaufgabe 9.031: 9.031 Im Diagramm in der Randspalte ist ein Boxplot dargestellt:
B
C D a) Lesen Sie aus dem Boxplot-Diagramm Minimum, Maximum, Spann-
weite, Median und Quartile ab.
b) Erklären Sie den Begriff des Quartilabstands.
Berechnen Sie den Quartilabstand.
1 2 3 4 5 6 7 8
9.032 Die folgende Urliste gibt die erreichten Punkte der 24 Schüler einer Klasse
B
C D
bei einer Mathematikschularbeit an:
10 25 30 48 42 37 22 39
0 5 18 35 35 26 29 31
33 35 27 25 10 48 41 13
a) Berechnen Sie die durchschnittliche Punktezahl.
b) Ermitteln Sie die Werte der Fünf-Punkte-Zusammenfassung, zeichnen Sie
das Boxplot-Diagramm für die Punktezahl und interpretieren Sie es.
c) Folgender Notenschlüssel ist für die Schularbeit vorgegeben:
0 bis 24 Punkte: Nicht genügend
25 bis 31 Punkte: Genügend
32 bis 37 Punkte: Befriedigend
38 bis 44 Punkte: Gut
45 bis 48 Punkte: Sehr gut
r Zeichnen Sie die Notenstatistik als Diagramm.
r Ermitteln Sie die Durchschnittsnote der Klasse.
r Erklären Sie, welcher Mittelwert sinnvoll ist.

252
Parameterdarstellung von Funktionen

Beispiel 10.5: Gespitzte Zykloide A B D

Ein Kreis mit Radius r = 2 cm rollt mit konstanter Geschwindigkeit auf der
positiven x-Achse ab. Bezeichnungen bei
a) Bestimmen Sie die Koordinaten x(t) und y(t) für einen Punkt P auf dem Radumfang, Zykloiden
wenn für t = 0 der Punkt P im Koordinatenursprung liegt. r Radius des Rades bzw. des
b) Ermitteln Sie die Parameterdarstellung der Zykloide. (gedachten) Kreises
c) Stellen Sie die Bahn des Punktes P mit Technologieunterstützung grafisch für t aus a Abstand des Punktes P vom
[0; 4 · π] dar. Mittelpunkt des rollenden
d) Begründen Sie, wie das Intervall gewählt werden muss, um 3 Zyklen darstellen zu Rades (bzw. Kreises)
können.

Lösung:
a) x(t) = 2 · (t – sin (t)) · cm und
y(t) = 2 · (1 – cos (t)) · cm

{2 · (1 − cos (t))
2 · (t − sin (t))
b) f : t ↦

c)
GeoGebra stellt den Befehl
Kurve[ <Ausdruck>, <Ausdruck>,
<Parameter>, <Startwert>,
<Endwert> ] zur Verfügung.
d) Das Intervall kann z. B. [0; 6 · π] sein, weil das Rad für jedes Intervall [t; t + 2 · π] eine
Abrollbewegung ausführt.

Zykloide
Rollt ein Rad mit Radius r mit konstanter Geschwindigkeit auf einer waagrechten
Gerade ab, so beschreibt ein Punkt P(x|y) = P(x(t)|y(t)), der sich im Abstand a vom
Radmittelpunkt befindet eine Zykloide.
Die Parameterdarstellung der Zykloide ist
x(t) = r · t – a · sin (t) und

Parameterdarstellung
y(t) = r – a · cos (t).

von Funktionen
Sie erkennen, dass die y-Koordinate der Zykloide im Intervall [r – a; r + a] liegt. Der Punkt P befindet sich im Abstand
Für a ⩽ r liegt eine Funktion vor. a < r vom Radmittelpunkt.
Für a > r eine Relation.

Befindet sich der Punkt P nicht auf dem Radumfang, so werden zwei Fälle unterschieden.
a ist der Abstand von P zum Radmittelpunkt.
Für a < r liegt eine (in x-Richtung) gestreckte Zykloide vor.

Beispiel 10.6: Gestreckte Zykloide A B

Ein Vollkreis mit Radius r = 3 cm rollt mit konstanter Geschwindigkeit auf der positiven
x-Achse ab. Ein Punkt P im Kreisinneren, der 2 cm vom Kreismittelpunkt entfernt ist,
befindet sich für t = 0 Sekunden auf der y-Achse.
a) Bestimmen Sie die Koordinaten x(t) und y(t) für den Punkt P.
b) Stellen Sie die Bahn des Punktes P mit Technologieunterstützung grafisch für t aus
[0; 4 · π] dar.
Der Punkt P befindet sich im Abstand
Lösung: a > r vom Radmittelpunkt.
a) x(t) = (3 · t – 2 · sin (t)) · cm und
y(t) = (3 – 2 · cos (t)) · cm Bei Zykloiden unterscheidet
b) man
r gespitzte (a = r),
r gestreckte (a < r) und
r verschlungene (a > r).
261
Parameterdarstellung von Funktionen

Für a > r spricht man von einer verschlungenen Zykloide.

Beispiel 10.7: Verschlungene Zykloide A B

Ein Kreis mit Radius r = 1 cm rollt mit konstanter Geschwindigkeit auf der positiven
x-Achse ab. Ein Punkt P, der 2 cm vom Kreismittelpunkt entfernt ist und starr mit dem
Kreismittelpunkt verbunden ist, befindet sich für t = 0 Sekunden auf der y-Achse.
a) Bestimmen Sie die Koordinaten x(t) und y(t) für den Punkt P.
b) Stellen Sie die Bahn des Punktes P mit Technologieunterstützung grafisch für t aus
[0; 4 · π] dar.

Lösung:
a) x(t) = (t – 2 · sin (t)) · cm und
y(t) = (1 – 2 · cos (t)) · cm
b)

Beachten Sie den Unter-


schied zwischen einer Funktion,
die jedem x genau ein y zuordnet Relationen – wie bei den verschlungenen Zykloiden – erhält man auch, wenn ein Kreis
und einer Relation, bei der eine auf bzw. in einem weiteren Kreis abrollt.
Beziehung zwischen zwei Größen Diese Bewegungen ergeben sich beispielsweise beim Abrollen von Zahnrädern.
besteht.
y Epizykloide
r2
Rollt ein Kreis mit Radius r2 mit konstanter Geschwindigkeit auf einem ruhenden
a Kreis mit Radius r1 ab, so beschreibt ein Punkt P(x(t)|y(t)), der sich im Abstand a
t
vom rollenden Kreismittelpunkt befindet eine Epizykloide.
r1
φ x Die Parameterdarstellung der Epizykloide ist

r1 · t) − a · cos ( r1 · t) und
x(t) = (r1 + r2) · cos (__
r2 r1 + r2
_____

r1 · t) − a · sin ( r1 · t)
y(t) = (r1 + r2) · sin (__
r2 r1 + r2
_____
Der rote Kreis rollt auf dem ruhenden wenn der Mittelpunkt des ruhenden Kreises mit dem Koordinatenursprung
grünen Kreis ab.
zusammenfällt.

Beispiel 10.8: Epizykloide mit ganzzahligem Radienverhältnis A B C


Auch bei Epizykloiden
Ein Kreis mit Radius r2 = 2 cm rollt mit konstanter Geschwindigkeit auf einem ruhenden
unterscheidet man
Kreis mit Radius r1 = 4 cm ab.
r gespitzte (a = r2),
r gestreckte (a < r2) und Der Mittelpunkt des ruhenden Kreises liegt im Koordinatenursprung.
r verschlungene (a > r2) a) Bestimmen Sie die Koordinaten x(t) und y(t) für einen Punkt P auf dem Radumfang
Epizykloiden. des rollenden Kreises, wenn für t = 0 der Punkt P auf der positiven x-Achse liegt.
b) Stellen Sie die Bahn des Punktes P mit Technologieunterstützung grafisch für t aus
[0; 4 · π] dar.
c) Interpretieren Sie die Bahnkurve.

Lösung:
a) x(t) = (6 · cos (__2t ) − 2 · cos (___
2 ))
3 · t · cm und

y(t) = (6 · sin ( 2 ) − 2 · sin ( 2 t )) · cm


t
__ 3 ·
___

262

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