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Skriptum für das

autodidaktische Studium

MATHEMATIK

VON DER BMS AN DIE FACHHOCHSCHULE


-
EIN MATHEMATISCHER BRÜCKENSCHLAG

Bruchterme
Die Operationen 3. Stufe
Gleichungen
Termumformungen
Funktionen

Autor: Alexis Cartier


1. Auflage, 2016
Dieses Skript wurde verfasst mit
LATEX 2ε und GeoGebra

c Alexis Cartier 2016


1

VORWORT

Dieses Skript richtet sich vor allem an Studierende, welche die kaufmännische Berufsmaturität
erlangt und sich für ein Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft oder für den Passerellen-
Lehrgang eingeschrieben haben.
Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen deutlich, dass das Fach Mathematik an der FH vielen Stu-
dierenden Schwierigkeiten bereitet. Die Ursachen hierfür mögen vielschichtig sein. Ein Grund kann
sein, dass während der BM schlechte Leistungen im Fach Mathematik problemlos mit Klausuren
in anderen, weniger aufwendigen Fächern, kompensiert werden können. Oft erkennen Schülerinnen
und Schüler während ihrer Berufsmaturitätsausbildung nicht, wie wichtig die Mathematik für prak-
tisch alle weiterführenden Studien ist. Daher wird diesem Fach von den Schülerinnen und Schülern
während der BM regelmässig zu wenig Bedeutung beigemessen, was zu Schwierigkeiten während
des Studiums führen kann.
Dieses Dokument soll eine Unterstützung bei der seriösen Vorbereitung auf das Fachhochschul-
Studium bieten. Eine solche lohnt sich zweifelsohne, gilt es doch mindestens zwei Modul-Prüfungen
in Mathematik zu bestehen, um überhaupt weiter studieren zu können.
Auch die Fachhochschule bietet gute Vorbereitungsmöglichkeiten für die Mathematik-Vorlesungen
an, sogenannte Learning-Circles. Dort werden die für das Studium notwendigen Grundlagen auf-
gearbeitet und geübt.
Die Auswahl der in diesem Skript behandelten Themen erfolgte nach Absprache mit einem Dozen-
ten der Berner Fachhochschule Dep. Wirtschaft. Seine Beobachtungen während den Vorlesungen
und den Übungsstunden wie auch bei den Korrekturen von Prüfungen sind die, dass bei vielen
Studierenden das mathematische Grundhandwerk fehlt und mathematische Routinen zu wenig
verinnerlicht sind. Verständlicherweise wird es schwierig, ein mathematisches Gebäude aufzubau-
en, wenn das Fundamentum nicht vollständig und solide steht.
Eigentlich wird während der BM an diesem Fundamentum intensiv gearbeitet, viel geübt und alle
relevanten Themen besprochen. Aufgrund der knappen Ausbildungszeit geschieht dies unter einem
gewissen Zeitdruck. Dies veranlasst viele Schülerinnen und Schüler, sich zu wenig mit der Materie
auseinander zu setzen. Es ist auch durchaus nachvollziehbar, dass man nicht immer gleich gewillt
ist, einem Druck standzuhalten und Aufwand in einem Fach zu betreiben, in dem man keinen
direkten Sinn sieht. Doch spätestens jetzt gilt es zu erkennen, dass überall ein gewisser Druck be-
steht, sei es in der Arbeitswelt oder im Studium und dass Mathematik nicht nur etwas Sinnvolles
sondern auch etwas Schönes ist. Denn je mehr man in diesem Fach lernt, desto mehr erschliessen
sich Zusammenhänge und das mathematische Gebäude wächst weiter. Die Mathematik hat einen
wesentlichen Beitrag zum Fortschritt in der Technik geleistet und somit zu dem, was uns heute in
der modernen Gesellschaft zur Verfügung steht.
Das vorliegende Lehrmittel1 ist so aufgebaut, dass zu den gewählten Themen die Theorien aufge-
führt und mit ein paar eigenen Gedanken ergänzt werden. Bei diesen Gedanken stütze ich mich auf
meine langjährige Erfahrung im Unterricht an der BM und dem Gymnasium einerseits, anderer-
seits versuche ich, mich in die Gedankenwelt der Schülerinnen und Schüler zu versetzen. Mein Ziel
ist, die mathematischen Themen so verständlich und nachvollziehbar wie möglich zu formulieren.
Anschliessende Beispielaufgaben mit Lösungsweg sollen helfen, das Verstandene zu üben und zu
routinieren. Die aufgeführten Lösungswege sind Vorschläge, es führen viele Wege nach Rom. Es ist
wichtig, dass beim Lösen der Aufgaben eigene Strategien entwickelt und selbst gefundene Ansät-
1
Der gesamte Inhalt des Skripts entstammt meiner Feder, daher ist kein Quellenverzeichnis aufgeführt.
2

ze weiter verfolgt werden. Nur so können individuelle Fähigkeiten gefestigt werden. Mit weiteren
Übungen kann die Routine gefördert werden.
Die Übungen in den verschiedenen Themen sind bewusst abstrakt gehalten, auf angewandte Aufga-
ben wurde absichtlich verzichtet. Denn hier geht es primär darum, das mathematische ’Handwerk’
zu festigen. Die Anwendungen werden im Studium eingehend thematisiert.
Nun gilt es, das Skript sorgfältig durch zu arbeiten und sich den mathematischen Brückenschlag
zu erarbeiten. Dies ist der Grundstein für ein erfolgreiches Studium.

Für Verbesserungsvorschläge, Anregungen und Korrekturen bin ich immer dankbar:

alexis.cartier@wksbern.ch

Riggisberg, im Sommer 2016 Alexis Cartier


Inhaltsverzeichnis 3

Inhaltsverzeichnis
Bruchterme 5

1 Bruchterme 5
1.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.2 Analyse: Der Bruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.3 Erweitern von Brüchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.4 Kürzen von Brüchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.5 Die vier Grundoperationen an Bruchtermen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.5.1 Addition und Subtraktion von Bruchtermen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.5.2 Multiplikation und Division mit Bruchtermen . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.6 Aufgaben zum Kapitel 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Die Operationen 3. Stufe 14

2 Die Operationen 3. Stufe 14


2.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2.2 Das Potenzieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2.2.1 Multiplikation von Potenzen mit gleichen Basen . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2.2.2 Division von Potenzen mit gleichen Basen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2.2.3 Potenzieren von Potenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.2.4 Multiplikation und Division von Potenzen mit verschiedenen Basen . . . . . 16
2.2.5 Aufgaben zum Kapitel 2.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.3 Das Radizieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.3.1 Der allgemeine Wurzelbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.3.2 Radizieren von Wurzeltermen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.3.3 Multiplikation und Division von Wurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.3.4 Wurzeln von Potenzen mit negativen Exponenten . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.3.5 Aufgaben zum Kapitel 2.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.4 Das Exponentieren und Logarithmieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.4.1 Logarithmensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.4.2 Der Wert des Logarithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.4.3 Die Logarithmengesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.4.4 Aufgaben zum Kapitel 2.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Gleichungen 26

3 Gleichungen 26
3.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
3.2 Die Definitionsmenge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
3.3 Lösungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3.3.1 Die linearen Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3.3.2 Lineare Gleichungen mit Parametern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
3.3.3 Die quadratischen Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
3.3.4 Die biquadratischen Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
3.3.5 Gleichungen mit Quadratwurzeltermen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
3.3.6 Polynomgleichungen höheren Grades . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
3.3.7 Gleichungen mit Bruchtermen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
3.3.8 Exponentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
3.3.9 Logarithmusgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Inhaltsverzeichnis 4

3.3.10 Aufgaben zum Kapitel 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

Termumformungen 45

4 Termumformungen 45
4.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
4.2 Definition des Begriffs Term . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
4.3 Umformungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
4.4 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Funktionen 49

5 Funktionen (von einer Variablen) 49


5.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
5.2 Der Funktionsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
5.2.1 Eine bildhafte Annäherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
5.2.2 Die mathematische Definition und Notation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
5.2.3 Die Funktionsvariablen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
5.2.4 Darstellung von Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
5.3 Funktionstypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
5.4 Die ganzrationalen Funktionen 1. Grades . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
5.4.1 Die graphische Darstellung der ganzrationalen Funktionen 1. Grades . . . . . 53
5.4.2 Übung: Von der Funktionsgleichung zur graphischen Darstellung . . . . . . . 54
5.4.3 Von zwei gegebenen Punkten zur Funktionsgleichung . . . . . . . . . . . . . 59
5.4.4 Von der Graphik zur Funktionsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
5.4.5 Der Schnittpunkt zweier Geraden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
5.4.6 Die gegenseitige Lage zweier Geraden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
5.4.7 Übungen zum Kapitel 5.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
5.5 Die quadratischen Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
5.5.1 Die Normalparabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
5.5.2 Die gestreckte Parabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
5.5.3 Die verschobene Parabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
5.5.4 Von der allgemeinen Form zur Scheitelform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
5.5.5 Die Nullstellen der quadratischen Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
5.5.6 Übungen zum Kapitel 5.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

Appendix 81

A Zahlenmengen 81

B Symbole 82

C Die Eulersche Zahl 83


Bruchterme 5

1 Bruchterme
1.1 Einleitung
Als Schüler/in hat man immer Freude, wenn eine gelöste Mathematik-Aufgabe ’aufgeht’, das heisst,
wenn die Lösung ein ganzzahliges Resultat ergibt. Man geht dann davon aus, dass die Aufgabe
richtig gelöst ist.
Die Aufgaben in den Büchern der Schulmathematik sind so konstruiert, dass sie mehrheitlich aufge-
hen. Dies suggeriert jedoch ein falsches Bild der Mathematik. Denn Mathematik geht grundsätzlich
nicht auf! Es gibt unendlich viele reelle Zahlen und somit unendlich viele Aufgaben, die im oben
erwähnten Sinne nicht aufgehen.
Um sich in der Welt der ’nicht aufgehenden’ Mathematik zurecht zu finden, sind weitere Hilfsmittel
erforderlich: Zum Beispiel die Operationen 3. Stufe, mit welchen auch irrationale Werte dargestellt
werden können.
Eine Eigenschaft ist besonders wichtig, und ihr wird leider je länger je weniger Beachtung ge-
schenkt:
Das Bruch - Denken
Oder mathematisch ausgedrückt: Rationales Denken. Unser Alltag ist nicht ganzzahlig. Wir be-
gegnen immerfort rationalen Werten (Geld, physikalische Grössen, ...) und delegieren den Umgang
damit zusehends an technische Hilfsmittel. Dabei wäre das ’Bruch - Denken’ ein geistiges Jogging
der besonders effektiven Art!

1.2 Analyse: Der Bruch


Bei der Addition, Subtraktion und Multiplikation von ganzen Zahlen können keine Brüche ent-
stehen. Doch bei der Division ganzer Zahlen entstehen immer dann Brüche, wenn der Dividend
kleiner ist als der Divisor. Im umgekehrten Fall, wenn der Dividend grösser ist als der Divisor,
entstehen dann Brüche, wenn der Divisor kein Teiler des Dividenden ist.
Beispiele:

3 6
3 ÷ |{z}
4 = 6÷5= 5
8÷4=2
|{z} 4
Dividend Divisor |{z}
Quotient

Die gewöhnlichen Brüche werden jedoch nicht als Division sondern mit Hilfe des Bruchstrichs
dargestellt:
a a heisst Zähler: Er zählt die Anzahl Bruchteile
a ∈ Z, b ∈ N \ {0}
b b ist der Nenner: Er nennt die Grösse der Bruchteile
Jede Zahl, die sich in dieser Form darstellen lässt, heisst rationale Zahl und ist ein Element der
Menge Q.
Die Tatsache, dass ein Bruch eine Division impliziert, ist wichtig, doch noch lange nicht alles. Ein
Bruch nennt Bruchteile in einer gewissen Anzahl. Um sich mehr darunter vorstellen und damit
umgehen (operieren) zu können, ist die Betrachtung des Ganzen von entscheidender Bedeutung.
Diese Vorstellung hilft bei Fragen wie:
Wieviel ist 31 von 41 ? Oder: Was gibt 15 dividert durch 2? etc.
Die Dezimalbrüche bieten auch eine Möglichkeit, um rationale Werte auszudrücken. Da jedoch die
mathematischen Operationen mit den gewöhnlichen Brüchen weitaus anspruchsvoller und für das
’Bruch-Denken’ förderlicher sind, wird hier nicht näher auf die Dezimalbrüche eingegangen.
Bruchterme 6

Ein Kreis bietet eine ideale Möglichkeit, sich ein Ganzes vorzustellen. Er
bildet eine geschlossene Einheit und lässt sich anschaulich in verschie-
dene, gleich grosse Teile zerlegen. Dabei ist es unerheblich, wie gross der
Kreis ist; Er stellt ein bildhaftes Ganzes dar.

1 1 2 1 1
Die Darstellung zeigt: 4
+ 4
= 4
= 2 4
+ 14 + 1
2
=1
1
4 1 1 3
1 Sie zeigt auch: 4
+ 2
= 4
2
1 Ohne die bildhafte Darstellung wäre diese Rechnung so direkt nicht mög-
4
lich, da sich Bruchteile unterschiedlicher Grösse nicht zusammenfassen
lassen.
1
1
Aus diesem Bild lässt sich weiter ablesen:
8
1 4 1 1 1 2 1 4 3 6
8
4
÷2= 8
⇒ 4
= 8 2
= 8 4
= 8
1 Auch solche Operationen sind daraus ersichtlich:
4
3 1 5 1 1 3 1 7
4
− 8
= 8 4
+ 8
= 8
1− 8
= 8

Die Darstellungen verdeutlichen aber noch mehr als die bisher gemachten Aussagen:

- Je grösser der Nenner eines Bruchs, desto kleiner ist der Bruchteil

- Gleich grosse Bruchteile lassen sich rechnerisch ohne weiteres zusammenfassen, ungleich grosse
nicht

- Ein Bruch lässt sich durch verschiedene, andere Brüche ausdrücken

Die Analyse des Bruches würde sich beliebig fortsetzen lassen. Bis dahin soll aufgezeigt sein,
dass das Bruch-Denken vielschichtig ist und eine gewisse Vorstellungskraft erfordert. Es kann
hilfreich sein, wenn man beim Bruchrechnen versucht, sich das Ganze und die Bruchteile bildhaft
vorzustellen.
Weitere wichtige Fragen zu den Aspekten des Bruch-Denkens:

- Weshalb lassen sich nur gleich grosse Bruchteile zusammenzählen?

- Weshalb wird das Resultat der Division einer Zahl und einer anderen Zahl, welche zwischen 0
und 1 liegt, grösser als die ursprüngliche Zahl (z.B. 2 ÷ 21 = 4)?

- Weshalb entspricht der Ausdruck ’ 13 von 14 ’ einer Multiplikation?

- Wie lassen sich teilbare Grössen (z.B. 2 Schokoladentafeln) auf mehrere andere Grössen (z.B. 5
Personen) gleichmässig verteilen?

- Weshalb ist der Wert eines Bruchs proportional zum Zähler, aber indirekt proportional zum
Nenner?

- Wie wird ein Bruch verändert, wenn zum Zähler und zum Nenner derselbe Wert addiert wird?

Es lohnt sich, sich im Zusammenhang mit dem Bruchrechnen auch solche Gedanken zu machen.
Sie helfen, ein vertieftes Verständnis für diese wichtige mathematische Ausdrucksweise zu erhalten.
Da es hier primär darum geht, den Umgang mit Bruchtermen für das Hochschul-Studium zu üben,
wird in den nächsten Abschnitten vor allem auf die Technik des Bruchrechnens eingegangen.
Bruchterme 7

Sollen Bruchteile unterschiedlicher Grösse addiert oder subtrahiert werden, müssen sie einander
angeglichen werden. Das heisst, sie werden so in gleichwertige Brüche umgewandelt, dass sie alle
denselben Nenner besitzen. Dieses Vorgehen wird als das Erweitern bezeichnet.
Brüche lassen sich unter Umständen vereinfachen, das heisst, sie lassen sich in gleichwertige Brüche
mit kleinerem Zähler und Nenner umwandeln. Es ist stets anzustreben, mit möglichst einfachen
Bruchtermen weiter zu rechnen, weil dies die Arbeit vereinfacht. Das Vorgehen, mit welchem Brü-
che derart vereinfacht werden können, ist das Kürzen.
Durch das Vorkommen von Buchstaben wird ein Bruchterm abstrakt und eine Vorstellung wie
oben beschrieben verunmöglicht. Daher ist ein sicherer Umgang mit den Grundoperationen unum-
gänglich.

1.3 Erweitern von Brüchen


Ein Bruchterm wird erweitert, indem sein Zähler und sein Nenner mit demselben
Faktor (Term) multipliziert werden.

Da der Erweiterungsfaktor gesamthaft betrachtet ein Bruchterm mit gleichem Zähler und Nenner
ist, hat dieser den Wert 1, womit der Wert des erweiterten Bruchterms unverändert bleibt.
Beispiele:
3 5 15 x z xz (a + b) (a − b) a2 − b 2
· = · = · =
4 5 20 y z yz (a − b) (a − b) (a − b)2

1.4 Kürzen von Brüchen


Ein Bruchterm wird gekürzt, indem sein Zähler und sein Nenner durch denselben
Term dividiert werden.

Auch das Kürzen darf den Wert des Bruchs nicht verändern. Am folgenden Beispiel wird das
Vorgehen genauer betrachtet:
36 36 ÷ 12 3
= =
48 48 ÷ 12 4
Da sowohl der Zähler wie auch der Nenner durch 12 dividiert werden, entspricht dies einer Division
mit 1, was den Wert des ursprünglichen Bruchs nicht verändert.
Erfahrungsgemäss bereitet das Kürzen von Brüchen Schwierigkeiten. Nicht das Vorgehen an sich,
sondern mehr die Frage danach, wann gekürzt werden darf und wann nicht. Der Fehler, der meist
begangen wird, ist derjenige, dass aus Summen gekürzt wird. Am folgenden Zahlenbeispiel wird
aufgezeigt, weshalb ein Kürzen aus Summen nicht korrekt ist.
15 15 ÷ 5 3
= = richtig
20 20 ÷ 5 4
15 10 + 5 ÷ 5 10 + 1 11
= = = falsch
20 15 + 5 ÷ 5 15 + 1 16
Im mathematischen Schulalltag wird das Kürzen kaum als Division wie oben dargestellt. Da werden
die Terme, welche weggekürzt werden sollen, aus dem Bruchterm gestrichen. Das ist nicht falsch,
unter der Bedingung, dass Faktoren gestrichen werden und nicht Summanden. Auch wenn im
zweiten Beispiel, wo aufgrund der Operationsstufen im Zähler wie im Nenner je der Summand 1
entsteht, die beiden Summanden 5 gestrichen würden, wäre der neue Bruch nicht mehr gleichwertig
zum Ursprünglichen:
15 10+ 6 5 10 3 15 3· 6 5 3
= = 6= korrekt ist: = =
20 15+ 6 5 15 4 20 4· 6 5 4
Bruchterme 8

Zusammengefasst:
Ein Bruchterm kann dann gekürzt werden, wenn sein Zähler und sein Nenner
vollständige Produkte sind. Ist dies gegeben, kann im Zähler und im Nenner
durch gleiche Faktoren dividiert werden, was in Kurzform durch streichen der
gemeinsamen Faktoren dargestellt werden kann.
Beispiele:
4xy − 12x2 4x(y − 3x) 6 4 6 x(y − 3x) y − 3x
(i) = = =
16x 16x 46 x
16 4
Kommentar: In diesem ersten Beispiel ist der Nenner des Bruchterms ein vollständiges Produkt mit den
Faktoren 16 und x. Der Zähler jedoch ist eine Summe, bestehend aus den Summanden 4xy und −12x2 .
Es kann noch nicht gekürzt werden. Beim zweiten Term ist auch der Zähler ein vollständiges Produkt. Die
Faktoren sind 4, x und die Klammer. Nun können aus dem Zähler und aus dem Nenner gemeinsame Faktoren
gekürzt werden, wobei die Zahlen getrennt von den Buchstabentermen ’verarbeitet’ werden.

a2 − b 2 (a − b)(a + b) (a − b)
(a+b)

(ii) = = =a−b
a+b a+b a+
  b
Kommentar: Hier sind zu Beginn sowohl der Zähler wie auch der Nenner reine Summenterme, also kann
nicht gekürzt werden. Da sich der Zähler gemäss der 3. binomischen Formel in das Produkt von zwei Klam-
mertermen zerlegen lässt und der Summenterm des Nenners exakt einem der Zählerfaktoren entspricht, kann
jetzt gekürzt werden.

cx − cy − dx + dy 6 cx− 6 cy− 6 dx+ 6 dy


(iii) = =x−y−x+y =0
c−d 6 c− 6 d
Falsch!!! Die gemeinsamen c und d im Zähler und im Nenner des Bruchterms verleiten gerne zu einem
’Streichkonzert’. Doch Zähler und Nenner sind reine Summenterme. Dieses Beispiel verdeutlicht auch, wie
wichtig es ist, die Technik des Faktorisierens zu beherrschen. Die korrekte Lösung sieht wie folgt aus:
cx − cy − dx + dy c(x − y) − d(x − y) (c − d)(x − y)  (c−d)(x

− y)
= = = =x−y
c−d c−d c−d c−
d

1.5 Die vier Grundoperationen an Bruchtermen


1.5.1 Addition und Subtraktion von Bruchtermen
Damit Bruchterme addiert und subtrahiert werden können, muss die Bedingung erfüllt sein, dass
sie gleiche Nenner haben, also gleichnamig sind. Um dies zu erreichen, werden die Bruchterme
auf das kleinste gemeinsame Vielfache (kgV) aller vorkommenden Nenner erweitert.
a c a d c b ad + bc a c a d c b ad − bc
+ = · + · = − = · − · =
b d b d d b bd b d b d d b bd
Beispiele:
5p p 5p 2 p 10p p 10p − p 9p
(i) − = · − = − = =
4q 8q 4q 2 8q 8q 8q 8q 8q
3 4 3 3y 4 4x 9y 16x 9y + 16x
(ii) + = · + · = + =
4x 3y 4x 3y 3y 4x 12xy 12xy 12xy
x+y x−y x+y x+y x−y x−y (x + y)2 − (x − y)2
(iii) − = · − · =
x−y x+y x−y x+y x+y x−y (x + y)(x − y)
Oft ist auch eine Zerlegung eines Bruchterms gefragt, bei welcher diese Regel in Gegenrichtung
angewendet wird:
Bruchterme 9

a+b−c a b c
= + −
m m m m
Hier wird jeder Summand des Zählers durch den vollständigen Nennerterm dividiert.
Beispiele:
3x + 6y − z 3x 6y z 2y z
(i) = + − =1+ −
3x 3x 3x 3x x 3x
a + b − (a + b)2 a b (a + b)2
(ii) = + −
a+b a+b a+b a+b
Bei diesem Beispiel wurde nach oben beschriebener Vorgehensweise zerlegt und das Ergebnis
ist auch korrekt. Doch in Anbetracht des Ziels, die Bruchterme immer weitmöglichst zu
vereinfachen, wäre folgende Zerlegung angebracht:
a + b − (a + b)2 a + b (a + b)2
= − = 1 − (a + b)
a+b a+b a+b

1.5.2 Multiplikation und Division mit Bruchtermen


Die Operationen 2. Stufe mit Bruchtermen sind weniger anspruchsvoll als die Strichoperationen,
da die Bruchterme nicht gleichnamig gemacht werden müssen.
Bei der Multiplikation zweier Bruchterme besteht die Lösung aus dem Produkt der beiden Zähler
und dem Produkt der beiden Nenner:
a x ax
· =
b y by

Bei der Division zweier Bruchterme wird der Erste mit dem Reziprokwert2 des Zweiten multi-
pliziert.
a x a y ay
÷ = · =
b y b x bx
Beispiele:
2 u p 2pu
(i) · · =
3 v q 3qv
a−b a+b (a − b)(a + b) a2 − b 2
(ii) · = =
3a + 2b 2a − b (3a + 2b)(2a − b) (3a + 2b)(2a − b)
2x − 4y x − 2y 2x − 4y 3x + 3y 2(x − 2y) · 3(x + y) 2(x−2y)
 · 3(x
 +y)
 
(iii) ÷ = · = =    = 6
x+y 3x + 3y x+y x − 2y (x + y)(x − 2y) (x− 2y)
(x+ y)


1.6 Aufgaben zum Kapitel 1


Um die folgenden Aufgaben effizient und erfolgreich lösen zu können, seien an dieser Stelle noch
einmal ein paar Grundregeln im Umgang mit Bruchtermen erwähnt:
- Bevor in einem Bruchterm gekürzt werden kann, sind der Zähler und der Nenner vollständig in
Faktoren zu zerlegen.

- Ein Bruchterm kann dann nicht mehr weiter gekürzt werden, wenn sein Zähler und sein Nenner
durch den grössten gemeinsamen Teiler (ggT) dividiert worden sind.
2
Kehrwert, welcher durch Vertauschen von Zähler und Nenner entsteht
Bruchterme 10

- Beim Erweitern von Bruchtermen ist darauf zu achten, dass auf das kleinste gemeinsame Vielfache
(kgV) aller Nenner erweitert wird. Auf ein grösseres gemeinsames Vielfaches zu erweitern ist nicht
falsch, doch es verkompliziert die Aufgabe unnötig.

- Werden an Bruchtermen mathematische Operationen durchgeführt, ist es sinnvoll, die Brüche


vorgängig zu kürzen, wenn es möglich ist.

Bei den Aufgaben (a) - (k) sind die Bruchterme durch kürzen weitmöglichst zu vereinfachen:

Aufgabe Lösungsweg

12pq + 16qr − 24pqr 12pq + 16qr − 24pqr 4q(3p + 4r − 6pr) 3p + 4r − 6pr


(a) = =
8pqr 8pqr 8pqr 2pr
2 2
x − 7x − 8 x − 7x − 8 (x − 8)(x + 1)
(b) = =x−8
x+1 x+1 x+1
mp − mq + np − nq mp − mq + np − nq m(p − q) + n(p − q)
(c) =
2p − 2q 2p − 2q 2(p − q)
(m + n)(p − q) m+n
= =
2(p − q) 2
x2 + xy − 6y 2 2
x + xy − 6y 2
(x + 3y)(x − 2y) x − 2y
(d) = = = =
4x2 + 12xy 2
4x + 12xy 4x(x + 3y) 4x
y 2 − x2 2
y −x 2
2 2
(e) 2x 2x = − x − y ÷ x − y = − (x − y)(x + y) · 2y
x−y x−y 2x 2y 2x x−y
2y 2y
y(x + y)
=−
x
(a − b)2 + 4ab 2
(a − b) + 4ab a2 − 2ab + b2 + 4ab a2 + 2ab + b2
(f) = =
a+b a+b a+b a+b
(a + b)2
= =a+b
a+b
a2 − 13a + 42 a2 − 13a + 42 (a − 7)(a − 6) a−6
(g) = =−
14 − 2a 14 − 2a −2(a − 7) 2
144a3 − 60a2 c − 156a2 + 65ac 3 2
144a − 60a c − 156a + 65ac 2
(h)
12abc + 12ac2 − 5bc2 − 5c3 12abc + 12ac2 − 5bc2 − 5c3
12a2 (12a − 13) − 5ac(12a − 13) a(12a − 5c)(12a − 13)
= 2
=
12ac(b + c) − 5c (b + c) c(12a − 5c)(b + c)
a(12a − 13)
=
c(b + c)
x3 + 3x2 + 3x + 1 x + 3x2 + 3x + 1
3
(x + 1)3 (x + 1)2
(i) = =
x2 − x − 2 x2 − x − 2 (x − 2)(x + 1) x−2
x4 − 2x2 + 1 4
x − 2x + 1 2 2
(x − 1)(x − 1)2
(x − 1)(x + 1)
(k) = =
x3 − x x3 − x x(x2 − 1) x
Bruchterme 11

Bei den nachfolgenden Aufgaben sind die Operationen mit den Bruchtermen durchzuführen und
das Resultat zu vereinfachen.
Aufgabe Lösungsweg
m−n 5m m−n 5m m−n 5m 5
(l) · · = · =
3m 2m − 2n 3m 2m − 2n 3m 2(m − n) 6
4a + 20ab + 25b2 2a + 5b
2 2 2
4a + 20ab + 25b 2a + 5b (2a + 5b)2 a−b
(m) : : = ·
a2 − b 2 a−b 2
a −b 2 a−b (a − b)(a + b) 2a + 5b
2a + 5b
=
a+b
5x2 − 5y 2 5x − 5y 2
2
5(x − y)(x + y) 1
(n) : (5x − 5y) : (5x − 5y) = ·
a a a 5(x − y)
x+y
=
a
x y x y x(x − y) + y(x + y) x2 − xy + xy + y 2
(o) + + = =
x+y x−y x+y x−y (x − y)(x + y) (x − y)(x + y)
2 2
x +y
= 2
x − y2
6x + 11 2x + 5 6x + 11 2x + 5 6x + 11 2x + 5
(p) − 2 −3 − 2 −3= − −3
2x + 4 x + 2x 2x + 4 x + 2x 2(x + 2) x(x + 2)
x(6x + 11) 2(2x + 5) 3 · 2x(x + 2)
= − −
2x(x + 2) 2x(x + 2) 2x(x + 2)
2 2
6x + 11x − 4x − 10 − 6x − 12x −5x − 10
= =
2x(x + 2) 2x(x + 2)
−5(x + 2) 5
= =−
2x(x + 2) 2x
Kommentar: In der Aufgabe (p) ist gut ersichtlich, wie wichtig es ist, vor dem Erweitern in den Nennertermen
auszuklammern, sofern sie aus Summen bestehen und ein Faktorisieren überhaupt möglich ist. Dadurch wird es
einfacher, das kleinste gemeinsame Vielfache aller Nenner zu bestimmen.

6x2 + 5 3x 6x2 + 5 3x 6x2 + 5 3x


(q) 2
+ 2
+ = +
36x − 16x 8 − 18x 36x − 16x 8 − 18x 2x(18x − 8) 8 − 18x
2
6x + 5 3x 6x2 + 5 2x · 3x
= − = −
2x(18x − 8) 18x − 8 2x(18x − 8) 2x(18x − 8)
6x2 + 5 − 6x2 5
=
2x(18x − 8) 2x(18x − 8)
Kommentar: In der Aufgabe (q) spielt ein weiterer algebraischer Kniff eine wichtige Rolle: Nach dem Ausklammern
in den Nennertermen ergeben sich die Summen 18x − 8 und 8 − 18x. Die Vertauschbarkeit ist bei der Subtraktion
nicht gegeben, daher sind die Terme nicht gleichwertig. Durch Ausklammern von (−1) können sie jedoch einander
angeglichen werden: 18x − 8 = −(8 − 18x). Aus diesem Grund hat in der zweiten Zeile vor dem zweiten Bruchterm
das Vorzeichen gewechselt.
Bruchterme 12

16u2 − 9b2 16u2 − 9b2


24(b + u) 24(b + u) 16u2 − 9b2 36(u + b)
(r) = ·
4u − 3b 4u − 3b 24(b + u) 4u − 3b
36(u + b) 36(u + b)
(4u − 3b)(4u + 3b) 36(u + b) 3(4u + 3b)
= · =
24(b + u) 4u − 3b 2
1 1 1 − x2
2
−1 − 1 1 − x2 x
(s) x x2 = x
2
= ·
1 1 x−1 x 2 x−1
1− 1−
x x x
(1 − x)(1 + x) x −(x − 1)(1 + x) x x+1
2
· = 2
· =−
x x−1 x x−1 x
Kommentar: In der Aufgabe (r) besteht der Doppelbruch im Zähler und im Nenner aus je einem einzigen Bruch.
Deshalb kann der Doppelbruch direkt als Division bzw. als Multiplikation des Zählerbruchs mit dem Reziprokwert
des Nennerbruchs umgeschrieben werden.
In der Aufgabe (s) bestehen der Zähler und Nenner des Doppelbruchs aus Summen von Brüchen. Diese müssen, vor
dem Auflösen des Doppelbruchs, zuerst zu je einem Bruch zusammengefasst werden.

Aufgabe Lösungsweg
r s r s r s r−s
(t) + + = − = =1
r−s s−r r−s s−r r−s r−s r−s
x2 − y 2 a+b x2 − y 2 a+b (x − y)(x + y) a+b x−y
(u) · · = · =
2a + 2b 3x + 3y 2a + 2b 3x + 3y 2(a + b) 3(x + y) 6
a2 − 2ab + b2 a − b 2 2
a − 2ab + b a − b 2
(a − b) a + b
(v) : : = · =a−b
a+b a+b a+b a+b a+b a−b
x−y x−y x−y 1 1
(w) : (ax − ay) : (ax − ay) = · = 2
2ac 2ac 2ac a(x − y) 2a c

Selbsttest: Im Anschluss an diese umfangreiche Übungsphase zum Umgang mit Bruchtermen


folgen ein paar Aufgaben, zu welchen nur die Lösung angegeben ist. Den Lösungsweg gilt es zu
finden - Der Weg ist das Ziel!

Aufgabe Lösung
7n 4n 9n
(1) −
5p − 1 2 − 10p 5p − 1
9x2 − 9y 2 a+b 3(x − y)
(2) ·
2a + 2b 3x + 3y 2
c − d2
2
c+d
(3) ÷ 2(c − d)
2c + d 4c + 2d
a+c a+c a+c
(4) 2
+ 2 −
a − ac c − ac ac
a−b a+b 2(a2 + b2 )
(5) +
a+b a−b (a + b)(a − b)
Bruchterme 13

Aufgabe Lösung

n2 + 7n
m mn
(6)
3n + 21 3
m2
2m − 11 4m + 15 7m2 + 6m + 37
(7) − +1 −
3m − 5 m+7 (3m − 5)(m + 7)
7n 3n 14n − 3np
(8) 2 +
5p − p 2 − 10p 2p(5p − 1)
a c
− ad − bc
(9) b d
ac bd − ac
1−
bd
2
m − 19m + 90
(10) m2 m − 10
m−9
m2

Gute Websites für weitere Übungen:


http://www.mathe-trainer.de/Klasse8/Termumformungen/Bruchterme/Block1/Aufgaben.htm
http://www.klassenarbeiten.net/klassenarbeiten/uebungen/klasse8/mathematik/
bruchterme/rechnen.shtml
Die Operationen 3. Stufe 14

2 Die Operationen 3. Stufe


2.1 Einleitung
Den mathematischen Operationen wurden verschiedenen Stufen zugeordnet, um die Priorität deren
Ausführung festzulegen. So werden beispielsweise die Punktoperationen (Operationen 2. Stufe,
Multiplikation und Division) vor den Strichoperationen (Operationen 1. Stufe, Addition und
Subtraktion) durchgeführt.
Die Punkt- und Strichoperationen werden als die vier mathematischen Grundoperationen
bezeichnet.
Sinngemäss werden die Operationen 3. Stufe also vor den vier Grundoperationen durchgeführt.

In der folgenden Übersicht sind die mathematischen Operationen aller Stufen dargestellt:

Stufe Operation
1 Addition
Subtraktion
2 Multiplikation
Division
3 Potenzieren
Radizieren
Exponentieren
Logarithmieren
4 Klammeroperationen

Die Klammeroperationen geniessen also oberste Priorität. Was das bedeuten kann, veranschau-
licht folgendes Beispiel:

1. −32 = −9
Bei dieser Operation wird aufgrund der Prioritäten zuerst die Zahl 3 mit 2 potenziert (3.
Stufe), anschliessend das Ergebnis mit −1 multipliziert (2. Stufe).

2. (−3)2 = 9
Hier wird als Potenzbasis (−3) verwendet (4. Stufe), welche mit 2 potenziert (3. Stufe) wird.

Der korrekte Umgang mit den Operationsstufen ist nicht kompliziert, führt jedoch bei Nichtbe-
achtung zu vermeidbaren Fehlern, beispielsweise beim Vereinfachen von Bruchtermen oder beim
Auflösen von Gleichungen.
Im Folgenden werden die Operationen 3. Stufe genauer betrachtet, ihre Gesetze erläutert und mit
Beispielen ergänzt. In unten stehender Darstellung ist zu erkennen, welche Operation in welchem
Fall (als Umkehroperation) zu verwenden ist. In Anlehnung an die häufigste Schreibweise in der
mathematischen Literatur, wird auch hier für die Darstellung der Unbekannten bei Gleichungen
der Term x verwendet.

Gleichung Operation der Variablen Lösung durch Umkehroperation


3

x = 64 Potenzieren x = 3 64 Radizieren
4x = 64 Exponentieren x = log4 (64) Logarithmieren
Die Operationen 3. Stufe 15

2.2 Das Potenzieren


Eine Zahl bzw. einen Term in eine Potenz zu erheben bedeutet, diese Zahl bzw. diesen Term mit
sich selbst zu multiplizieren. Der Grad der Potenz gibt an, wie oft die Zahl/der Term mit sich
selbst multipliziert wird.

a a · ... · a} = an
| · a · {z a : Basis n : Exponent an : Potenz n-ten Grades a ∈ R, n ∈ N
n F aktoren

Spezialfälle:
Definition Bemerkungen
a1 = a Der Exponent 1 bedeutet die Gleichwertigkeit. Er wird aus Gründen
der Übersichtlichkeit weggelassen.
a0 = 1 (a 6= 0) Ein Ausdruck mit Exponent 0 lässt sich nicht vernünftig rechnen.
Per Definition wurde festgelegt, dass eine Potenz mit Exponent 0 den
Wert 1 hat.
1n = 1 Bei der Basis 1 bleibt der Wert der Potenz 1, bei allen reellen Exponenten.
0n = 0 (n > 0) Weshalb gilt hier die Zusatzbedingung n > 0?
Potenzen stellen also eine abgekürzte Schreibweise für Multiplikationen mit immer gleichen Fak-
toren dar. Diese Schreibweise macht die Darstellung wesentlich übersichtlicher, als wenn diese
Multiplikationen ausgeschrieben würden. Mit Hilfe der Potenzgesetze lassen sich Potenzterme
vereinfachen und zusammenfassen. Zudem erlauben die Gesetze ein Rechnen mit den Potenzen,
ohne dass dieselben vorher in die vollständigen Multiplikationsterme zerlegt werden müssen.

2.2.1 Multiplikation von Potenzen mit gleichen Basen


am · an = am+n

Potenzen mit gleichen Basen werden so multipliziert, dass die Basis übernommen und die Expo-
nenten addiert werden.
Beispiele:
a3 · a4 = a7 b · b2 = b3 m0.5 · m0.2 · m0.3 = m
x0 · x · xp = xp+1 z 4 · z −3 · z −1 = 1 x3 · y 4 = x3 y 4

2.2.2 Division von Potenzen mit gleichen Basen


am
= am−n a 6= 0
an

Potenzen mit gleichen Basen werden dividiert, indem die Basis übernommen und vom Exponent
der Zählerpotenz der Exponent der Nennerpotenz subtrahiert wird.
Mit Hilfe dieses Gesetzes lässt sich auch der Umgang mit negativen Exponenten herleiten:

−n 0−n a0 1
a =a = n = n
a a
Für Potenzen mit negativen Exponenten gilt:

1
a−n =
an
Die Operationen 3. Stufe 16

Damit lässt sich nun die Frage beantworten, welche bei den oben erwähnten Spezialfällen gestellt
ist. Wäre beispielsweise bei einer Potenz die Basis 0 und der Exponent −3, so würde dies auf
folgende Rechnung führen:
1 1
0−3 = = Eine Division durch Null ist nicht definiert!
03 0
Ausserdem darf bei einer Potenz mit Basis 0 der Exponent auch nicht Null sein, denn der Term 00
ist ein mathematisch nicht definierbarer Ausdruck.
Beispiele:
a4 b 1 x4
=a = b1−2 = b−1 = = x0 = 1
a3 b 2 b x 4

a5 · b2 · a−2 · b a3 · b 3 1
4 2
= 3 4
= a0 · b−1 =
a·b ·a a ·b b

2.2.3 Potenzieren von Potenzen


(an )m = an·m

Beim Potenzieren von Potenzen wird die Basis übernommen und die Exponenten multipliziert.
Dies gilt auch für den Fall, dass eine Potenz mehrfach potenziert wird.
Beispiele:
3   2 3 2
x2 = x6 24 = 224 (−z)3 = z6
2 3 3
−z 3 = z6 (−z)2 = z6 (−z 2 ) = −z 6

Beim ersten Beispiel könnte die Lösung auch über das erste Gesetz erfolgen:
3
x2 = x2 · x2 · x2 = x2+2+2 = x6
Beachtenswert beim vierten und sechsten Beispiel ist, dass die Anordnung der Exponenten einen
Einfluss auf das Vorzeichen der Lösung haben kann:
3 2
wird die Basis −z 3 in einer geraden Anzahl mit sich selbst multipliziert, was

Beim Term −z
3
zu einem positiven Vorzeichen führt. Im Beispiel (−z 2 ) sind die Multiplikationsschritte ungerader
Anzahl: (−z 2 ) · (−z 2 ) · (−z 2 ) = −z 6

2.2.4 Multiplikation und Division von Potenzen mit verschiedenen Basen


Gemäss den oben stehenden Gesetzen können Potenzen mit verschiedenen Basen weder durch
Multiplikation noch durch Division zusammengefasst werden. Es sei denn, ihre Exponenten sind
gleich:
an  a  n
an · bn = (a · b)n = , b 6= 0
bn b
Beispiele:
5
125

3 3 3 3 4 4 4 12
x · y · z = (xyz) (−a) · (b) = (−ab) = = 35
45 4
Die Operationen 3. Stufe 17

2.2.5 Aufgaben zum Kapitel 2.2


Es folgen ein paar Aufgaben, mit welchen die Anwendung der Potenzgesetze routiniert werden soll.
Sinnvollerweise wird der in der rechten Spalte aufgeführte Lösungsweg zunächst zugedeckt und erst
nach dem Lösen der Aufgaben für die Korrektur verwendet.
Aufgabe Lösungsweg

(a) a3 · b4 · c−2 · b · a2 · c3 a3 · b4 · c−2 · b · a2 · c3 = a3+2 · b4+1 · c−2+3 = a5 b5 c = (ab)5 c


x
(b) x−3 · y −4 · x4 · y 3 x−3 · y −4 · x4 · y 3 = x−3+4 · y −4+3 = x · y −1 =
y
25 · p2 · q 4 25 · p2 · q 4 4q
(c) = 25−3 · p2−4 · q 4−3 = 22 · p−2 · q = 2
23 · p4 · q 3 3 4
2 ·p ·q 3 p
3 3
(a2 · b4 · c−3 ) (a2 · b4 · c−3 ) a6 · b12 · c−9 4 6 −5 a4 b 6
(d) = = a · b · c =
(a · b3 · c2 )2 (a · b3 · c2 )2 a2 · b 6 · c 4 c5
r4 s2 rs r4 s2 rs
(e) −2 · 3 · = r6 s2 · rs−2 = r7 s0 = r7
r s r−2 s3
3  −1 2 −2 3  −1 2 −2
x · y · z −2
3
x · y 3 · z −2 x3 · y 9 · z −6 x2 · z −4
 
x ·z x ·z
(f) −3
÷ ÷ = ÷ −2 −8
y ·z y · z4 y −3 · z y · z4 y −9 · z 3 y ·z
3 9 −6 −2 −8 3 7 −14
x ·y ·z y ·z x ·y ·z
= −9 3
· 2 −4 = 2 −9 −1 = x · y 16 · z −13
y ·z x ·z x ·y ·z
16
xy
= 13
z
−2 −2  −2 5 −2
b−2 · c5 b · c−1
 −2 5
b · c−1 b−1 · c5

b ·c b ·c
(g) −2 −1 ÷ −1 5 ÷ = −2 −1 ·
b ·c b ·c b−2 · c−1 b−1 · c5 b ·c b · c−1
 −3 10 −2
b ·c −2 b4
= b−2 · c12 = b4 · c−24 = 24

= −1 −2
b ·c c
(h) 2 · 23 · 2n · 2−2 3 n
2·2 ·2 ·2 =2 −2 1+3−2 n
·2 =2 ·2 =22 n n+2

b
3a · 27b 3a · 27b 3a · (33 ) 3a · 33b
(i) = = = 3a+3b−2c
9c 9c (32 )c 32c
Für das vertiefte Verständnis lohnt sich auch mal der
Versuch, die Gesetze in Gegenrichtung anzuwenden
(s. Aufg. k)
x z
42x · 43z (42 ) · (43 )
(k) 42x−y+3z 42x−y+3z = 42x · 4−y · 43z = =
4y 4y
16x · 64z
=
4y

Gute Websites für weitere Übungen:

http://www.freiereferate.de/mathematik/potenzgesetze
http://matheguru.com/uebungen/aufgaben/potenzgesetze.html
http://www.ohg.monheim.de/Joomla/klasse-9/344-potenzgesetze.html
Die Operationen 3. Stufe 18

2.3 Das Radizieren


Das Radizieren3 ist die Umkehroperation des Potenzierens. Wird beispielsweise ein Term mit 2
potenziert, so erhält man den Ausgangswert, indem die zweite Wurzel gezogen wird. Wird ein
Term mit 3 potenziert, so ist die Rückrechnung die 3. Wurzel.

xn = a ⇒ x = n a n ∈ N, a ∈ R+ 0

Dabei ist a der Radikand und n der Wurzelexponent. Letzterer muss eine natürliche Zahl sein
und der Radikand kann nicht negativ sein. Die Wurzel aus einer negativen Zahl ist im Raum der
reellen Zahlen nicht definiert.
Beispiele:

3

5

4
8=2 x5 = x 0=0
√ p √
6
4
−16 = n. def. 3
y6 = y2 z 18 = z 3

In den beiden letzten Beispielen fällt auf, dass der Exponent im Resultat gleich dem Quotienten
aus dem Exponenten der Potenz unter der Wurzel und dem Wurzelexponent ist. Dass dieser Zu-
sammenhang besteht, lässt sich einfach mit dem Potenzgesetz über das potenzieren von Potenzen
erklären. Eine andere Möglichkeit bietet der allgemeine Wurzelbegriff.

2.3.1 Der allgemeine Wurzelbegriff


√ m
n
am = a n a ∈ R +
0 m, n ∈ N n 6= 0

Er stellt die Äquivalenz4 zwischen den Potenzen und den Wurzeln dar. Eine Wurzel ist also eine
Potenz mit gebrochenem Exponenten. Damit lässt sich jede Potenz als Wurzelterm schreiben und
umgekehrt.
Ist n = 2 spricht man auch von der Quadratwurzel und der Wurzelexponent wird nicht geschrie-
ben. Im Fall von n = 3 wird der Term als Kubikwurzel bezeichnet. Dies rührt daher, dass bei
Flächen- und Raumkonstruktionen oft Terme der 2. und 3. Wurzel verwendet werden.
Für Wurzelterme mit den Exponenten n = 4, 5, ... gibt es keine spezielle Bezeichnungen mehr. Man
spricht dann von der 4. Wurzel, 5. Wurzel,...etc.
Gibt es die 1. Wurzel? √ 1
Nach oben formuliertem Gesetz wäre die erste Wurzel aus a, also 1 a gleichwertig zur Potenz a 1
was dasselbe ist wie a, also die Identität.
Die erste Wurzel ist mathematisch existent, doch sie wird nie verwendet.
Ein paar Zahlenbeispiele zur Quadrat- und Kubikwurzel:
√ √ √ √ √ √ √ √
1=1 4=2 9=3 16 = 4 25 = 5 36 = 6 49 = 7 64 = 8

3
√ √ √ √ √ √ √
1 = 1 3 8 = 2 3 27 = 3 3 64 = 4 3 125 = 5 3 216 = 6 3
343 = 7 3
512 = 8

Analog zu den Potenzgesetzen gibt es auch die Wurzelgesetze. Aus Gründen der Übersichtlichkeit
werden jedoch Wurzelterme oft zunächst als Potenzterme geschrieben, danach mit Hilfe der Po-
tenzgesetze vereinfacht und anschliessend wieder als Wurzelterm geschrieben.
Dennoch sind die Wurzelgesetze auf der nächsten Seite kurz aufgeführt und mit Beispielen ergänzt.

3
lat. radix: Wurzel
4
lat. aequivalentia: Gleichwertigkeit
Die Operationen 3. Stufe 19

2.3.2 Radizieren von Wurzeltermen


So wie man Potenzen potenzieren kann, ist es auch möglich, aus Wurzeltermen die Wurzel zu
ziehen:

n √ √
q
m
a = n·m a a ∈ R+0 m, n ∈ N

Beispiele:
rq
3 √ √ √ √ √ √
q q
6 3 3 9
64 = 64 = 2 z9 = z9 = z x= 8x

2.3.3 Multiplikation und Division von Wurzeln


Wurzelterme welche multipliziert oder dividiert werden können anschliessend zusammengefasst
werden, wenn sie denselben Exponenten haben.

√ √ √

r
n n
n
a a
n
a· b= a·b √n
= n b 6= 0
b b

Beispiele:


r

3

3

3 √ √ √ √ √ 4
x9 4 x
9
4
2· 4= 8=2 x · 3 y · 3 z = x 3 yz √
4
= 5
= x4 = x
x 5 x

2.3.4 Wurzeln von Potenzen mit negativen Exponenten


Die Wurzel aus einer Potenz mit negativem Exponenten entspricht einem Bruchterm mit dem
Wurzelterm im Nenner (vgl. 2.2.2).

n 1
a−m = √
n
am

Beispiele:
√ 1 1 1 √
3 1 1 √ b2 b2
4−2 = √ = √ = x−3 = √
3
= b2 · b−4 = √ = 2 = 1
42 16 4 x3 x b4 b

Bei den nachfolgenden Aufgaben (mit Lösungsweg) werden beim Lösungsgang die Potenzgesetze
stärker gewichtet als die Wurzelgesetze. Das heisst, dass Wurzelterme in Potenzen umgewandelt
(vgl. 2.3.1) und mit Hilfe der Potenzgesetze weitmöglichst vereinfacht werden. Das Resultat wird
dann wieder als Wurzelterm geschrieben.
Dieses Vorgehen hat sich in der Praxis bewährt, weil die Potenzdarstellung wesentlich übersichtli-
cher und somit weniger fehleranfällig ist.
Die Äquivalenz zwischen Potenzen und Wurzeln bedeutet nicht automatisch, dass es unerheb-
lich ist, ob ein Term in Wurzel- oder Potenzform dasteht. Werden solche Terme beispielsweise
im Zusammenhang mit Gleichungen oder Funktionen verwendet, ist es für die Definitionsmenge
wesentlich, ob es sich um Wurzeln oder gleichwertige Potenzen handelt.
Die Operationen 3. Stufe 20

2.3.5 Aufgaben zum Kapitel 2.3


Bei den folgenden Übungen geht es darum, die Terme weitmöglichst zu vereinfachen und das Re-
sultat in Wurzelform anzugeben. Bei verschachtelten Wurzeltermen gilt: Von innen nach aussen
auflösen.
Aufgabe Lösungsweg
√3

3

3

3

3

3 2 5 8 15 √
3
(a) x2 · x5 · x8 x2 · x5 · x8 = x 3 · x 3 · x 3 = x 3 = x5 = x15
p
3 1 2
p 1 1 p
3 1 2
p 1 1  1 2 1  1 1 1
3 2
(b) a3 · b3 · a2 · b4 a3 · b3 · a2 · b4 = a3 · b3 · a2 · b4
1 2 1 1 13 25 26 25 √
72
= a 9 · b 9 · a 4 · b 8 = a 36 · b 72 = a 72 · b 72 = a26 b25
√ √ √ √ 2 2 12 20 32
5
b2 ·
3
b2
5 2
b · b2
3
b5 · b3 b 30 · b 30 b 30 17 √
30
(c) √ √ = 1 = 15 = 15 = b 30 = b17
b b b2 b 30 b 30
√ √ √ √ √
q q q q q q
3 1 1 1 1 1
3 3
(d) y· 3
y y· 3
y = y2 · y3 = y6 · y6 = y3 = 3 y
s √ s √ s
1 1 5
s
x3 · y
3 3
x 3· y 3
3 x · y
2 x·y 6 5
−3 x 6
6 x
5
(e) √ √ = 1 = 1 2 = x 6 · y 6 =
3 =
x · y2 x · y2 x 2 · y2 x6 · y 3 y6 y3
p p p p 3 1
(a + b)3 3
(a + b)−1 (a + b)3 3
(a + b)−1 (a + b) 2 · (a + b)− 3
(f) p · p p · p = 3 2
5
(a + b)−3 4
(a + b)2 5
(a + b)−3 4
(a + b)2 (a + b)− 5 · (a + b) 4
7 35
(a + b) 6 (a + b) 30 38 p
15
= 2 = 3 = (a + b)
30 = (a + b)19
(a + b)− 20 (a + b)− 30

Unter die Wurzel ziehen und vereinfachen:


√ √ p √ p
(g) p · 4 q p · 4 q = 4 p4 · 4 q = 4 p4 q
√ √ √3
√ √
3
(h) a · b2 · 3 a · b a · b 2 · 3 a · b = a3 · b 6 · 3 a · b = a4 b 7
√ √ √ √ √ r r
4· 3·x 4 · 3x 16 · 3x 48x 48x 16
(i) √ √ = √ √ = √ = 2
=
x· 3 x· 3 x2 · 3 3x2 3x x

Weitmöglichst radizieren und vereinfachen:


√ √ √ √ √
(k) 72 72 = 36 · 2 = 6 2
p p p p √
3
p √ p p
(l) 3 p7 · q 5 · r3 3
p7 · q 5 · r 3 = 3 p7 · 3 q 5 · r 3 = 3 p6 · 3 p · 3 q 3 · 3 q 2 · r
√ p
= p2 qr 3 p 3 q 2

Müssen Bruchterme mit Wurzeln addiert oder subtrahiert (gleichnamig) werden, ist es oft sinnvoll,
die Nenner rational, also wurzelfrei, zu machen. Dies geschieht durch erweitern: Zähler und Nenner
des Bruchterms werden mit demjenigen Term multipliziert, welcher den Nenner wurzelfrei werden
lässt.
Die Operationen 3. Stufe 21

Beispiele:
√ √
a a a b a b
√ √ =√ ·√ =
b b b b b
√ √
z z z x+y z x+y
√ √ =√ ·√ =
x+y x+y x+y x+y x+y
√ √ √ √ √ √ √ √
p p p q+ r p( q + r)
√ √ √ √ =√ √ ·√ √ =
q− r q− r q− r q+ r q−r
√ √ √ √ √ √ √ √ √ √ √ √
Ergänzung zum 3. Bsp. ( q − r)( q + r) = q · q + q · r − r · q − r · r
p √ √ √
(Nenner): q 2 + qr − rq − r2 = q − r

Bei den folgenden Aufgaben sind die Nenner der Bruchterme in wurzelfreier Form anzugeben.

Aufgabe Lösungsweg
√ √ √ √ √ √
6+ 3 6+ 3 6+ 3 5 5(6 + 3)
(m) √ √ = √ ·√ =
5 5 5 5 5
√ √ √ √ √ √ √ √ √
x− y x− y x− y x− y x − 2 xy + y
(n) √ √ √ √ =√ √ ·√ √ =
x+ y x+ y x+ y x− y x−y
√ √
a−b a−b a−b a−b (a − b) a − b √
(o) √ √ =√ ·√ = = a−b
a−b a−b a−b a−b a−b
√ √ √ √ √ √
c+d c+d c+d cd cd c + d
(p) √ √ = √ ·√ =
c·d c·d cd cd cd

Gute Websites für weitere Übungen:

http://www.mathestunde.com/wurzeln-multiplizieren-berechnen
http://www.mathe-trainer.de/Klasse9/Quadratwurzelterme/Aufgabensammlung.htm
http://de.bettermarks.com/mathe-portal/mathebuch/rationalmachen-des-nenners.html
Die Operationen 3. Stufe 22

2.4 Das Exponentieren und Logarithmieren


Ist bei einer Potenz der Exponent unbekannt (variabel), so lässt sich nicht direkt ein konkretes Re-
sultat berechnen. Diese Operation 3. Stufe wird als das Exponentieren bezeichnet und findet insbe-
sondere bei Gleichungen (→Exponentialgleichungen) und bei Funktionen (→Exponentialfunktionen)
Anwendung. Der Umgang mit solchen Termen richtet sich jedoch vollständig nach den Potenzge-
setzen.
Die Umkehroperation des Exponentierens ist das Logarithmieren. Es ist die Operation 3. Stufe,
welche es möglich macht, einen Term nach einer Variablen im Exponenten einer Potenz aufzulösen.
Mit folgender Äquivalenz lässt sich die Beziehung zwischen den beiden Operationen darstellen:

ax = b ⇔ x = loga (b) a, b ∈ R+ a 6= 1 x ∈ R

Ersetzt man in der Gleichung ax = b die Variable x durch den Lösungsterm mit dem Logarithmus,
so ergibt dies:

aloga (b) = b
Diese Aussage stellt in einer sehr schönen Weise dar, wie die eine Operation die Umkehroperation
der anderen ist. Analog sieht dies bei den Potenzen und Wurzeln so aus:

n
an = a
Auf das Exponentieren wird in den Kapiteln Gleichungen (Kap. 3) und Funktionen (Kap. 5) noch
näher eingegangen. Da es verschiedene Logarithmensysteme gibt und das Logarithmieren nach
eigenen Gesetzen abläuft, wird in diesem Kapitel der Logarithmus genauer betrachtet.

2.4.1 Logarithmensysteme
Zunächst wird der Logarithmusterm näher betrachtet und mit den Begriffen zu seinen einzelnen
Elementen versehen:
loga (b) a: Basis b: Numerus

Ausgesprochen wird der Term wie folgt: Der Logarithmus von b zur Basis a.
Er drückt aus, womit a potenziert werden muss um b zu erhalten (s. oben). Der Logarithmus ist
also ein gesuchter Exponent.
Alle Logarithmen mit derselben Basis bilden ein Logarithmensystem. Für ein paar ausgewählte
Basen gibt es spezielle Bezeichnungen für das Logarithmensystem und eine abgekürzte Schreibwei-
se:
(i) Basis 10: Die dekadischen Logarithmen lg(b) = log10 (b)

(ii) Basis e: Die natürlichen Logarithmen ln(b) = loge (b) (e: Euler-Konstante5 )

(iii) Basis 2: Die binären Logarithmen lb(b) = log2 (b)


Der Basiswechselsatz ermöglicht es, einen Logarithmus vom einen System in einen Logarithmus
eines anderen Systems umzurechnen. Anders formuliert: Damit lässt sich ein Logarithmus mit
beliebiger Basis in einen Logarithmusterm mit Logarithmen anderer Basis umrechnen.

lg(b) ln(b)
Basiswechselsatz: loga (b) = bzw. loga (b) =
lg(a) ln(a)

5
s. Appendix B
Die Operationen 3. Stufe 23

Im soeben dargestellten Basiswechselgesetz sind die Umrechnungen in das System der Zehner-
bzw. der natürlichen Logarithmen bewusst gewählt worden, obwohl das Gesetz eine Umrechnung in
irgend ein System erlaubt. Der Grund hierfür liegt darin, dass in den handelsüblichen Taschenrech-
nern die Prozeduren für die Zehnerlogarithmen (Taste: LOG) und für die natürlichen Logarithmen
(Taste: LN) abgespeichert sind. Damit lassen sich die Werte der Logarithmen dieser Systeme mit
Hilfe des Taschenrechners ermitteln. Die ersten beiden Beispiele sollen zeigen, dass es für den Wert
des Logarithmusterms unerheblich ist, welche Basis gewählt wird.
Beispiele:
lg(21)
(a) log3 (21) log3 (21) = ≈ 2.77124375
lg(3)
ln(21)
(b) log3 (21) log3 (21) = ≈ 2.77124375
ln(3)
lg(100 000)
(c) log10 (100 000) log10 (100 000) = =4
lg(10)

Doch was bedeuten diese erhaltenen Werte genau? Die Antwort darauf ist Hauptgegenstand des
folgenden Kapitels.

2.4.2 Der Wert des Logarithmus


Der Term loga (b) drückt denjenigen Wert aus, mit welchem a potenziert werden muss um auf den
Wert von b zu kommen. Der Term steht auch für den gesuchten Exponenten der Gleichung ax = b.
Die Lösungsverfahren für solche Exponentialgleichungen werden im Kapitel 3 näher besprochen.
Im oben stehenden Beispiel (c) hat die Berechnung mit der Basiswechselformel ergeben, dass der
Wert des Logarithmus von 10’000 zur Basis 10 gleich 4 ist:

log10 (100 000) = 4

Das ist natürlich korrekt, denn die Basis 10 muss mit 4 potenziert werden, um den Wert 10’000
zu ergeben: 104 = 100 000
Diese grundlegende Überlegung steckt hinter dem Wert des Logarithmus: Man sucht den Exponen-
ten, mit welchem die Basis des Logarithmus potenziert werden muss, um den Wert des Numerus
zu erhalten.
Durch diese Überlegungen lassen sich auch ein paar Spezialfälle (unabhängig von der Logarith-
menbasis) erkennen:

loga (a) = 1 denn a1 = a

loga (1) = 0 denn a0 = 1

loga (0) = n.def. denn @x ∈ R so dass ax = 0 mit a ∈ R+

Weitere Erkenntnisse:
Der Wert des Numerus eines Logarithmus ist stets positiv, denn, unabhängig davon, womit die
(positive) Basis potenziert wird, bleibt das Ergebnis positiv.
Der Zehnerlogarithmus von Zehnerpotenzen mit ganzzahligen Exponenten ist stets eine ganze Zahl.
Die Operationen 3. Stufe 24

2.4.3 Die Logarithmengesetze


Ob beim Vereinfachen von Logarithmustermen oder beim Lösen von Exponentialgleichungen: Die
Logarithmengesetze sind dabei unerlässlich und sie gelten für alle Logarithmensysteme.
I loga (x · y) = loga (x) + loga (y)
 
II loga xy = loga (x) − loga (y)

IIIloga (xn ) = n · loga (x)


IV loga x1 = − loga (x)


Die Logarithmengesetze werden für das Zerlegen von Logarithmentermen von links nach rechts
angewendet, für das Zusammenfassen von Logarithmentermen in der Gegenrichtung.
Beim IV. Gesetz würde sich der Term loga x1 auch in der Form loga (1) − loga (x) zerlegen lassen


(II. Gesetz). Doch da der Logarithmus von 1 den Wert 0 hat (s. Kapitel 2.4.2) kann der Term
loga (1) weggelassen werden.
Beispiele (Zerlegungen):

loga (b · c · d) = loga (b) + loga (c) + loga (d)

loga x·y

z
= loga (x) + loga (y) − loga (z)
√ 4 3 √ 
x · y 3 1
loga z2
= loga (x 4 ) + loga (y 2 ) − loga (z 2 )= 43 loga (x) + 12 loga (y) − 2 loga (z)

Beispiele (Zusammenfassen):
 
x3 ·x2
loga (x3 ) − loga (x) + loga (x2 ) = loga x
= loga (x4 )
 
x3 y 4
3 loga (x) + 4 loga (y) − 5 loga (z) = loga (x3 ) + loga (y 4 ) − loga (z 5 ) = loga z5

Eine sehr schöne Anwendung findet das III. Gesetz bei folgender Aufgabenstellung: Welche der
beiden Zahlen ist grösser: 6500 oder 5600 ?
Jeder normale Taschenrechner versagt hier. So grosse Zahlen übersteigen deren Kapazität bei
weitem. Trotzdem lässt sich die Frage beantworten, indem die beiden Zahlen logarithmiert und
gemäss dem III. Gesetz zerlegt werden:

lg(6500 ) = 500 · lg(6) ≈ 389.075625 lg(5600 ) = 600 · lg(5) ≈ 419.382003

Um den Taschenrechner verwenden zu können, wurde der Zehnerlogarithmus gewählt. Somit lassen
sich die Ergebnisse folgendermassen interpretieren und die Zahlen anders darstellen:
lg(6500 ) ≈ 389.075625 ⇒ 10389.075625 ≈ 6500 Diese Zahl hat 390 Stellen.
lg(5600 ) ≈ 419.382003 ⇒ 10419.382003 ≈ 5600 Diese Zahl hat 420 Stellen.

⇒ 5600 > 6500


Auf der Tatsache, dass mit Hilfe des Logarithmus sehr grosse Zahlen in eine vorstellbare Darstellung
transponiert werden können, beruht die Verwendung der sogenannt logarithmischen Skala.
(Kurze Einleitung dazu: https://www.youtube.com/watch?v=PyIaVNwY4vE)
Die Operationen 3. Stufe 25

2.4.4 Aufgaben zum Kapitel 2.4


Bei den Aufgaben (a) - (k) ist der Wert der Logarithmen ohne Anwendung des Basiswechselsatzes
und des Taschenrechners zu ermitteln. Vielmehr ist die Überlegung gefragt, mit welcher Zahl die
Basis potenziert werden muss, um den Wert des Numerus zu erhalten.

Aufgabe Lösungsweg

(a) log5 (25) log5 (25) = 2 denn 52 = 25

(b) lg(1) lg(1) = log10 (1) = 0 denn 100 = 1

(c) log2 (16) log2 (16) = 4 denn 24 = 16

(d) log2 ( 21 ) log2 ( 12 ) = −1 denn 2−1 = 1


2

(e) lg(100) lg(100) = 2 denn 102 = 100


√ √ 1 1 √
(f) log3 ( 3) log3 ( 3) = 2
denn 3 2 = 3

(g) lg(0.1) lg(0.1) = −1 denn 10−1 = 0.1

(h) log2 (128) log2 (128) = 7 denn 27 = 128



5
√ 3 √
log4 ( 43 ) = 35
5 5
(i) log4 ( 43 ) denn 4 5 = 43

(k) ln(e) ln(e) = loge (e) = 1 denn e1 = e

Bei den Aufgaben (l) - (n) sind die Logarithmusterme weitmöglichst zu zerlegen. Die Basis ist bei
dieser Aufgabe nicht relevant und wird aus Gründen der Einfachheit weggelassen.
 √ √   √ √ 
x4 · 3 y 2 · z x4 · 3 y 2 · z 2 1
(l) log 4·a
log 4·a
= log(x4 ) + log(y 3 ) + log(z 2 ) − log(4) − log(a)

= 4 log(x) + 23 log(y) + 21 log(z) − log(4) − log(a)


   
1 1
(m) log x·y
log x·y = log(1) − log(xy) = − log(x) − log(y)
 5  5
a2 a2
(n) log c−3
log c−3
= 5(log(a2 ) − log(c−3 )) = 10 log(a) + 15 log(c)

Bei den Aufgaben (o) - (q) ist jeweilen zu einem einzigen Logarithmusterm zusammenzufassen.
 
1
(o) − log(x) − log(y) − log(x) − log(y) = log xy

(p) log(2) − 2 log(x) − 2 log(a) log(2) − 2 log(x) − 2 log(a) = log(2) − log(x2 ) − log(a2 )

= log a22x2


1
(q) 2
log(a) − 34 log(a) + log(a) 1
2
log(a) − 34 log(a) + log(a) = 34 log(a)
Logarithmen, die in Basis und Numerus übereinstimmen
können addiert und subtrahiert werden.
Gute Website für weitere Übungen:
http://www.mathe-trainer.de/Klasse10/Exponentialfunktion/Block5/Aufgaben.htm
Gleichungen 26

3 Gleichungen
3.1 Einleitung
Gleichungen sind mathematische Aussageformen, bei welchen algebraische Ausdrücke einander
- durch ein Gleichheitszeichen getrennt - gegenüber gestellt werden. In diesen Ausdrücken kommt
eine (oder mehrere) Unbekannte vor, die eine zentrale Rolle spielt. Denn das Lösen einer Glei-
chung besteht darin, für die Unbekannte (Lösungsvariable) den Wert zu finden, welcher für sie
eingesetzt, zu einer wahren Aussage führt.
Je nach Form der Gleichung und verwendeten Operationen sind für die Lösungsvariable nicht alle
reellen Einsetzungen möglich, sondern es gelten Einschränkungen. Diese Einschränkungen werden
mit der sogenannten Definitionsmenge für die Gleichung ausgedrückt.
Die in einer Gleichung vorhandenen Terme (sinnvolle mathematische Ausdrücke mit Konstanten,
Variablen und Operationszeichen) bestimmen auch ihre Bezeichnung. In unten stehender Liste sind
die auf unserer Stufe meist verwendeten Gleichungstypen aufgeführt.

ax + b = 0 a, b ∈ R, x ∈ R Lineare Gleichung
a
+b=c a, b, c ∈ R, x ∈ R \ {0} Bruchgleichung
x
ax2 + bx + c = 0 a, b, c ∈ R, a 6= 0, x ∈ R Quadratische Gleichung

ax4 + bx2 + c = 0 a, b, c ∈ R, a 6= 0, x ∈ R Biquadratische Gleichung

an xn + an−1 xn−1 + · · · + a1 x + a0 = 0 a, x ∈ R, n ∈ N Polynomgleichung n-ten Grades

ax = b a ∈ R+ , a 6= 1, b ∈ R, x ∈ R Exponentialgleichung

loga (x) = b a ∈ R+ , a 6= 1, b ∈ R, x ∈ R+ Logarithmusgleichung


√n
x = b n ∈ N, b ∈ R+ 0 , x ∈ R0
+
Wurzelgleichung

Gleichungen lösen bedeutet also, nach der Unbekannten aufzulösen. Für diese Lösungsvariable wird
üblicherweise der Buchstabe x verwendet.
Unabhängig vom Gleichungstyp beruht das Vorgehen zum Lösen von Gleichungen auf den Äqui-
valenzumformungen: Die Gleichung wird schrittweise soweit in gleichwertige Aussageformen
umgeformt, bis die Lösung für die Unbekannte offensichtlich ist. Allerdings ist es nicht immer
notwendig, so weit zu gehen. Für die quadratischen Gleichungen beispielsweise existiert eine Lö-
sungsformel. Dort ist es ausreichend, die Gleichung in die Grundform zu bringen, aus welcher die
Parameterwerte für die Formel abgelesen werden können.
Bei Exponential-, Logarithmus- und Wurzelgleichungen wird so weit vereinfacht, dass auf jeder
Seite der Gleichung noch höchstens ein Operationsterm 3. Stufe vorhanden ist. Danach kann die
Umkehroperation ausgeführt werden, um nach x aufzulösen.
Für die Äquivalenzumformungen können alle Operationen der 1. - 3. Stufe verwendet werden.
Wichtig ist: Jeder Schritt ist stets auf beiden Seiten des Gleichheitszeichens durchzuführen. Das
ist die Grundbedingung für die Werterhaltung der Gleichung.
In den folgenden Unterkapiteln werden die Lösungsverfahren für die oben erwähnten Gleichungs-
typen genauer betrachtet. Doch zunächst wird der Begriff der Definitionsmenge geklärt.
Gleichungen 27

3.2 Die Definitionsmenge


Will man eine algebraische Gleichung lösen, muss vorher klar sein, welcher Zahlen man sich be-
dienen kann oder, anders ausgedrückt, welche Zahlen für die Lösungsvariable eingesetzt werden
dürfen. Wenn nichts spezielles vermerkt ist, gilt grundsätzlich: M = R
Die zur Verfügung stehende Menge der Zahlen heisst Grundmenge und wird mit M bezeichnet.
Die Menge der reellen Zahlen (R) beinhaltet alle rationalen und irrationalen Zahlen.
Nun kann es vorkommen, dass für bestimmte Zahlen aus der Grundmenge in die Lösungsvariable
eingesetzt, Terme einer Gleichung nicht definiert sind. Solche Definitionsprobleme ergeben sich
häufig bei folgenden Situationen:

- Division durch Null (bei Bruchgleichungen)

- negativer Wurzelradikand oder nicht natürlicher Wurzelexponent

- negative Basis oder Numerus beim Logarithmus (beide dürfen auch nicht Null sein)

Zahlen (oder Terme), welche auf solche Definitionsprobleme führen, müssen aus der Grundmenge
ausgeschlossen werden. Die verbleibende kleinere Menge der zur Verfügung stehenden Zahlen wird
als Definitionsmenge (D) bezeichnet.

Die Definitionsmenge ist die Teilmenge der Grundmenge, deren Zahlen für die Lösungsvariable
eingesetzt werden können, ohne dass ein Definitionsproblem entsteht.

Ist die Gleichung gelöst, werden die erhaltenen Werte für die Lösungsvariable mit der Definitions-
menge abgeglichen. Ist keine Übereinstimmung mit den ausgeschlossenen Zahlen gegeben, können
die Lösungen in der Lösungsmenge (L) angegeben werden.
Beispiele zur Darstellung der Definitionsmenge: M=R
3x 2
(i) + =0 D = R \ {0; 4}
4−x x
(ii) log4 (x + 1) = log4 (x − 2) D = {x ∈ R|x > 2}
√ √
(iii) x2 − 4 − 5 = x D = {x ∈ R|x > 2}

Im Beispiel (i) müssen die beiden Zahlen 0 und 4 aus der Grundmenge ausgeschlossen werden.
3·4
Würden diese Zahlen anstelle der Lösungsvariable gesetzt, würden die Aussagen 4−4 + 24 = 0 bzw.
3·0
4−0
+ 20 = 0 entstehen. In beiden Fällen eine Division durch Null, was nicht definiert ist.
Beispiel (ii): Der Numerus des Logarithmus muss positiv sein. Der Term log4 (x + 1) ist definiert für
alle x > −1. Der zweite Logarithmusterm ist definiert für alle x > 2. Dies sind zwei verschiedene
Definitionsbedingungen. In solchen Fällen wird der maximale Definitionsbereich für die ganze Glei-
chung angegeben. Mit ’maximaler Definitionsbereich’ wird ausgedrückt, dass alle Teilbedingungen
gleichzeitig erfüllt sein müssen.
Beim Beispiel (iii) sind es die Wurzelterme, welche
√ für Einschränkungen sorgen: Der Radikand
muss
√ grösser oder gleich Null sein. Der Ausdruck x ist somit definiert für alle x > 0. Beim Term
x2 − 4 kommen für die x-Werte die Bereiche x 6 −2 und x > 2 in Frage. Damit besteht die
maximale Definitionsmenge für diese Gleichung aus allen reellen Zahlen, für welche gilt: x > 2.
Grundsatz: Unabhängig vom Typ der gelösten Gleichung ist stets die Definitionsmenge anzuge-
ben, um keine falschen Lösungen in der Lösungsmenge zu notieren.
Gleichungen 28

3.3 Lösungsverfahren
3.3.1 Die linearen Gleichungen
Die linearen Gleichungen können in den meisten Fällen nach folgendem Ablaufschema erfolgreich
gelöst werden:

Lineare Gleichung

Allfällige Klammerterme unter Beachtung der Vorzeichenregeln auflösen

Auf beiden Seiten der Gleichung zusammenfassen was möglich ist

Alle Terme, welche die Lösungsvariable (x) nicht enthalten, mittels Addition und Subtraktion
auf der rechten Seite des Gleichheitszeichens zusammenfassen

Alle Terme mit x durch Addition und Subtraktion auf der linken Seite des Gleichheitszeichens
zusammenfassen

Ist die Lösungsvariable an mehrere, nicht zusammenfassbare Terme gebunden, ist x auszu-
klammern

Durch den Koeffizienten von x dividieren

Definitions- und Lösungsmenge angeben

Beispiel: Gesucht ist die Lösungsmenge der folgenden Gleichung: M = R

15 − 6x − (2x + 1) = −4x + 4 − (x − 1)

15 − 6x − 2x − 1 = −4x + 4 − x + 1

14 − 8x = −5x + 5 | −14

−8x = −5x − 9 | +5x

−3x = −9 | ÷(−3)

x=3

D = R L = {3}

Anmerkungen:

- Der drittletzte Schritt des oben stehenden Schemas ist bei diesem Beispiel nicht zur Anwendung
gekommen. Der Grund liegt darin, dass alle Summanden, welche x enthielten, zu einem einzigen
Term zusammengefasst werden konnten.

- Die vertikalen Pfeile zwischen den einzelnen Lösungsschritten werden selbstverständlich nicht
eingezeichnet. Diese dienten im Beispiel lediglich als Bezug zum Ablaufschema.

- Rechts neben den vertikalen Linien sind die Äquivalenzumformungen angegeben.


Gleichungen 29

3.3.2 Lineare Gleichungen mit Parametern


Es kann vorkommen, dass bei Gleichungen neben der Lösungsvariable noch andere Variable vor-
kommen, die sogenannten Parameter (sie werden auch Formvariable genannt). Diese haben eine
andere Funktion als die Lösungsvariable. Üblicherweise wird die Gleichung nicht nach den Parame-
tern aufgelöst, sondern sie stehen für beliebige Zahlenwerte, welche an ihre Stelle gesetzt werden
können.
Dies kann zu Sonderfällen (keine Lösung, unendlich viele Lösungen) führen, welche in Form von
Fallunterscheidungen bei der Formulierung der Lösungsmenge angegeben werden.

Beispiel: Gesucht ist die Lösungsmenge der folgenden Gleichung: M = R a, b ∈ R (Parameter)

4x − (x − ax) = 3x + b Klammern auflösen


4x − x + ax = 3x + b zusammenfassen
3x + ax = 3x + b −3x
ax = b ÷a
x = ab
Um die Sonderfälle angeben zu können, ist es zweckmässig, die zweitletzte Zeile der Umformungen
zu betrachten: ax = b
Der Sonderfall ’keine Lösung’ entsteht dann, wenn a = 0 und b 6= 0 → 0x = b
Es gibt keinen reellen Wert, welcher mit Null multipliziert einen Wert ungleich Null ergibt.
Der Sonderfall ’unendlich viele Lösungen’ ergibt sich, wenn a = 0 und b = 0: → 0x = 0
Jede reelle Zahl multipliziert mit Null ergibt Null.
Damit lässt sich die Lösung für die Gleichung mit der Unterscheidung von drei Fällen folgender-
massen angeben:
D=R

(i) L = { ab } wenn a 6= 0

(ii) L = { } wenn a = 0 und b 6= 0

(iii) L = R wenn a = 0 und b = 0

Bei den folgenden Aufgaben sind die Gleichungen unter Berücksichtigung der Sonderfälle zu lösen.

Aufgabe Lösungsweg

(a) bx = 6 + 2x bx = 6 + 2x | −2x
bx + 2x = 6 | x ausklammern
x(b + 2) = 6
6
D=R L = { } wenn b = −2 L = { b+2 } wenn b 6= −2
(b) cx − 4 = c − 4x cx − 4 = c − 4x | +4
cx = c − 4x + 4 | +4x
cx + 4x = c + 4 | x ausklammern
x(c + 4)=c+4
D=R L = R wenn c = −4 L = {1} wenn c 6= −4

Gute Website für weitere Übungen:


https://www.mathenachhilfe.ch/lernhilfen/algebra/aufgaben/algebra_aufgaben.php
Gleichungen 30

3.3.3 Die quadratischen Gleichungen


Die Grundform der quadratischen Gleichung besteht aus einem quadratischen und einem linearen
Glied und einer Konstante:

ax2 + bx + c = 0 D = R a, b, c ∈ R

Hat der Koeffizient a den Wert 1, so spricht man von der Normalform der quadratischen Glei-
chung.
Zum Lösen von quadratischen Gleichungen gibt es im wesentlichen zwei Grundstrategien:

- Ausgehend von der Grundform können die Werte der Koeffizienten a und b und der Konstante c
abgelesen und in die Lösungsformel eingesetzt werden.

- Ist die Gleichung in der Normalform gegeben, können die Lösungen oft durch Faktorisieren
ermittelt werden.

Die Lösungsformel für quadratische Gleichungen kann relativ einfach hergeleitet werden. Die
Grundform der quadratischen Gleichung wird schrittweise nach der Variablen x aufgelöst:
ax2 + bx + c = 0 | −c
ax2 + bx = −c | ÷a
x2 + ab x = − ac | quadr. Ergänzung
b 2 b2 c b 2
(x + 2a
) − 4a 2 = −a | + 4a 2

b 2 b2 c
(x + 2a ) = 4a 2 − a | Brüche rechts zusammenfassen
b 2 2 −4ac
(x + 2a ) = b 4a 2 | Quadratwurzel

b ± b2 −4ac b
x + 2a = | − 2a
√2a
2 −4ac
x = − 2a ± b 2a
b


−b ± b2 − 4ac
x1,2 =
2a

Beispiel (Grundform): 11x2 + 12x + 1 = 0 M = R


Die Gleichung befindet sich in der Grundform. Damit gilt für die Koeffizienten: a = 11, b = 12
und die Konstante c hat den Wert 1. Eingesetzt in die Formel ergibt dies:
√ √
−12± 122 −4·11·1 −12± 100 −12±10 −12+10 1 −12−10
x1,2 = 2·11
= 22
= 22
⇒ x1 = 22
= − 11 x2 = 22
= −1
1
D=R L= {−1; − 11 }
Beispiel (Normalform): x2 − 16x + 63 = 0 M = R
Natürlich könnten hier die Koeffizientenwerte a = 1 und b = −16 und für die Konstante c = 63
in die Formel eingesetzt werden, das würde auch zur richtigen Lösung führen. Da der Gleichungs-
term vollständig in Faktoren zerlegt werden kann und schliesslich jeder der Faktoren den Wert 0
annhemen muss, ist dieser Lösungsweg kürzer und auch sicherer (Rechnungsfehler):
x2 − 16x + 63 = 0 (x − 9)(x − 7) = 0 ⇒ x1 = 9 x2 = 7 D = R L = {7; 9}
Es sollte stets versucht werden, den einfachsten Lösungsweg zu finden. Die Formel ist lange nicht
immer der einfachste Weg, wie die folgenden Fälle zeigen.
Gleichungen 31

(a) Die reinquadratischen Gleichungen


Reinquadratische Gleichungen haben die Form ax2 + c = 0, das heisst, das lineare Glied fehlt.
Die Lösung wird durch Auflösen nach x2 und anschliessendem Wurzel ziehen ermittelt:

ax2 + c = 0 ax2 = −c x2 = − ac ⇒ x1,2 = ± − ac (− ac > 0)


p

(b) Die gemischtquadratischen Gleichungen (mit c = 0)


Wenn bei gemischtquadratischen Gleichungen das konstante Glied fehlt, so ist ihre Form:
ax2 + bx = 0. Durch Ausklammern von x wird erreicht, dass die Lösungen ablesbar sind: Die
Eine ist stets 0, da für den Faktor x vor der Klammer Null eingesetzt die Gleichung erfüllt.
Die zweite Lösung kann dann gefunden werden, indem der Klammerterm Null gesetzt wird:

ax2 + bx = 0 x(ax + b) = 0 ⇒ x1 = 0 ax + b = 0 ⇒ x2 = − ab

(c) Die gemischtquadratischen Gleichungen (mit c 6= 0)


Sofern sich der Gleichungsterm vollständig faktorisieren lässt, können die Lösungen gefunden
werden, indem die Klammerterme Null gesetzt werden. Ist ein Faktorisieren nicht möglich, ist
die Formel zu verwenden:

−b ± b2 − 4ac
x1,2 =
2a

Der Radikand des Wurzelterms (b2 − 4ac) wird als Diskriminante (D) bezeichnet und kann
Auskunft über die Anzahl Lösungen einer quadratischen Gleichung geben. Dabei werden fol-
gende Fälle unterschieden:

(i) D < 0: Keine Lösung, da die Wurzel aus einer negativen Zahl in R nicht definiert ist.
b
(ii) D = 0: Eine Lösung: x = −
2a
(iii) D > 0: Zwei Lösungen gemäss Formel

Es folgen ein paar Übungen bei denen es darum geht, den einfachsten Lösungsweg zu wählen,
d.h. möglichst ohne die Lösungsformel zum Ziel zu kommen. Wo die oben erwähnten Möglich-
keiten nicht umsetzbar sind, ist die Formel zu verwenden.

Aufgabe Lösungsweg

(a) 3x2 − 147 = 0 3x2 − 147 = 0 | +147


3x2 = 147 | ÷3

x2 = 49 |±
x1,2 = ±7
D = R L = {−7; 7}
(b) 2x2 + 10x − 12 = 0 2x2 + 10x − 12 = 0 | ÷2
x2 + 5x − 6 = 0 | Faktorzerlegung
(x − 1)(x + 6) = 0 | Die Linearfaktoren Null setzen
x1 = −6; x2 = 1
D = R L = {−6; 1}
Gleichungen 32

Aufgabe Lösungsweg

(c) (2x + 3)2 − (x + 1)2 = (x − 1)2 (2x + 3)2 − (x + 1)2 = (x − 1)2 | Klammern auflösen
4x2 + 12x + 9 − x2 − 2x − 1 = x2 − 2x + 1
3x2 + 10x + 8 = x2 − 2x + 1 | In die Grundform bringen
2x2 + 12x +√ 7 = 0 √ √
122 −4·2·7 −12± 144−56 −12± 88
x1,2 = −12±
√ √ 2·2
=
√ 4 √
= 4
= −12± 4 4· 22 = −12±2 4√
22
= −3 ± 22
2
D = R L = {−3 ± 222 }

Kommentar: Bei der Aufgabe (c) musste die Lösungsformel verwendet werden. Der dabei entstandene Wurzelwert
ist nicht ganzzahlig. In solchen Fällen ist trotzdem eine exakte Lösung gefragt, d.h. die Wurzeln sind weitmöglichst
zu vereinfachen (s. Kap. 2.3.5) und stehen zu lassen.

25
(d) x2 + 5x + 4
=0 x2 + 5x + 25 4
=0 | Faktorzerlegung
(x + 52 )2 = 0 | Klammerterm Null setzen
x1,2 = − 52 (Doppellösung)
D = R L = {− 52 }
(e) 2x2 − 6x = 0 2x2 − 6x = 0 | ÷2
x2 − 3x = 0 | x ausklammern
x(x − 3) = 0 | Faktoren Null setzen
x1 = 0; x2 = 3
D = R L = {0; 3}
(f) 6x − x2 = 9 6x − x2 = 9 | -9
−x2 + 6x − 9 = 0 | ·(−1)
x2 − 6x + 9 = 0 | Faktorzerlegung
(x − 3)2 = 0 | Klammerterm Null setzen
x1,2 = 3
D = R L = {3}
Kommentar: Bei den Aufgaben (d) und (f) haben sich sogenannte Doppellösungen ergeben. Der Begriff der Doppel-
lösung ist insbesondere analytisch interessant: Werden bei quadratischen Funktionen die Nullstellen (Schnittpunkte
mit der x-Achse) berechnet, wird der Funktionsterm Null gesetzt, was auf eine quadratische Gleichung führt. Er-
geben sich bei deren Lösung Doppellösungen, bedeutet dies, dass der Funktionsgraph die x-Achse an diesen Stellen
berührt und nicht schneidet.

(g) (x + 3)2 = 25 (x + 3)2 = 25 | Klammer auflösen


x2 + 6x + 9 = 25 | −25
x2 + 6x − 16 = 0 | Faktorzerlegung
(x + 8)(x − 2) = 0 | Klammerterme Null setzen
x1 = −8; x2 = 2
D = R L = {−8; 2}
√ √ √ √
(h) (x − 4 − 2)(x − 4 + 2) = 0 (x − 4 − √2)(x − 4 + √2) = 0 | Klammerterme Null setzen
x1 = 4 + 2; x2 =√4 − 2
D = R L = {4 ± 2}
Gleichungen 33

3.3.4 Die biquadratischen Gleichungen


Bei den biquadratischen Gleichungen sind die Lösungsvariablen Potenzen des zweiten und vierten
Grades. Ihre Grundform lautet:

ax4 + bx2 + c = 0 D = R a, b, c ∈ R

Eine Polynomgleichung n-ten Grades kann maximal n Lösungen haben. Im Fall der quadratischen
Gleichungen (Polynomgleichung 2. Grades) sind es deren zwei. Bei den biquadratischen Gleichun-
gen sind also maximal vier Lösungen möglich. Um sie zu ermitteln gibt es im wesentlichen zwei
Möglichkeiten:

- Faktorisieren und die Klammerterme Null setzen (analog zu den quadratischen Gleichungen).

- Die Lösungsvariable durch eine geeignete Substitutionsvariable ersetzen und so auf eine quadra-
tische Gleichung reduzieren.
Das Substitutionsprinzip kommt auch in anderen mathematischen Bereichen zur Anwendung wo
es hilfreich ist, einen Ausgangsterm in eine einfachere Standardform zu überführen. Von da her
ist es ein wichtiges algebraisches Werkzeug.

Beispiel (Faktorisieren): x4 − 13x2 + 36 = 0 M = R

x4 − 13x2 + 36 = 0 | Faktorzerlegung
(x2 − 4)(x2 − 9) = 0 | Faktorzerlegung
(x + 2)(x − 2)(x + 3)(x − 3) = 0 | Klammerterme Null setzen
x1,2 = ±2 x3,4 = ±3
D = R L = {±2; ±3}

Beispiel (Substitution): 3x4 − 10x2 + 3 = 0 M = R


vernünftig möglich. Also wird an Stelle von x2 die Variable z gesetzt.
Hier ist ein Faktorisieren nicht √
2
Damit gilt: z = x ⇒ x1,2 = ± z (Rückrechnung)
Die Substitutionsvariable ermöglicht es, die biquadratische auf eine quadratische Gleichung zu
reduzieren, für deren Lösung konkrete Verfahren existieren (s. Kapitel 3.3.3). Damit lautet die
Aufgabe neu: 3z 2 − 10z + 3 = 0
3z 2 − 10z √+ 3 = 0 √
| Lösungsformel
2 −4·3·3 10± 64
z1,2 = 10± 102·3
= 6
⇒ z1 = 3 z2 = 13 | Lösungen für x berechnen
√ q √
x1,2 = ± 3 x3,4 = ± 13 = ± 33
√ √
D = R L = {± 3; ± 33 }

Aufgabe Lösungsweg
5 2 1 5 2 1
x4 − 16
x + 64
=0 x4 − 16
x + 64 =0 | Substitution: z = x2
5 1
z2 − 16
z + 64 =0 | Lösungsformel
5
√ 5 1 5
√ 9 5 3
± ( )2 −4· 64 ± ± 16
z1,2 = 16 16
2
= 16
2
256
= 16
2 √
1 1
z1 = 4 q z2 = 16 q | x1,2 = ± z
x1,2 = ± 14 = ± 12 x3,4 = ± 16
1
= ± 14
D = R L = {± 14 ; ± 21 }
Gleichungen 34

3.3.5 Gleichungen mit Quadratwurzeltermen


Bei diesen Gleichungen werden die Wurzelterme mittels Quadrieren aufgelöst. Da jede Seite der
Gleichung als Ganzes ins Quadrat erhoben wird, ist es sinnvoll, vorgängig die Wurzelterme zu
isolieren. Das bedeutet folgendes:

- Kommt in der Gleichung ein Wurzelterm vor, ist er allein auf einer Seite und der Rest auf der
anderen Seite des Gleichheitszeichens zu belassen.

- Bei mehreren Wurzeltermen sind diese auf beiden Seiten gleichmässig zu verteilen.

Des weiteren sind bei diesem Typ Gleichung noch folgende Aspekte beachtenswert:

- Durch das Quadrieren wird der Grad der Gleichung erhöht, was als Gewinnumformung bezeichnet
wird. Das hat zur Folge, dass Lösungen entstehen können, welche die Ausgangsgleichung nicht
erfüllen. Daher ist die Probe unerlässlich, d.h. die erhaltenen Lösungen sind in der ursprünglichen
Aufgabe durch Einsetzen zu kontrollieren.

- Bei Wurzeltermen darf der Radikand nicht negativ sein. Diese Einschränkung ist mit der Defini-
tionsmenge in jedem Fall anzugeben und bei der Angabe der Lösungsmenge zu berücksichtigen.

- Durch das Quadrieren entsteht ein neuer Gleichungstyp, welcher, je nach Form, ein anderes
Lösungsverfahren erfordert.

Beispiele: M=R
√ √
(a) 3x − 7 − x + 3 = 0 | Wurzelterme isolieren
√ √
3x − 7 = x + 3 | ( )2
3x − 7 = x + 3 | Nach x auflösen (lineare Gl.)
2x = 10 |÷2
x=5 | Kontrolle
√ √
3·5−7− 5+3=0
√ √
8− 8=0 3
D = {x ∈ R|x > 73 } L = {5} | maximale Definitionsmenge

(b) x − 2x + 7 = 4 | Wurzelterm isolieren

x − 4 = 2x + 7 | ( )2
x2 − 8x + 16 = 2x + 7 | Grundform (quadratische Gl.)
x2 − 10x + 9 = 0 | Faktorzerlegung
(x − 1)(x − 9) = 0 | Klammerterme Null setzen
x1 = 1 x2 = 9 | Kontrolle

1− 2·1+7=4 1−3=4 f

9− 2·9+7=4 9−5=4 3
D = {x ∈ R|x > − 27 } L = {9}
Gleichungen 35

3.3.6 Polynomgleichungen höheren Grades


Eine Polynomgleichung n-ten Grades hat folgende Grundform:

an xn + an−1 xn−1 + an−2 xn−2 + · · · + a1 x + a0 = 0 D = R, a ∈ R, n ∈ N

Für n > 5 entstehen Gleichungen, für welche keine Lösungsformeln existieren. Es lassen sich im
wesentlichen zwei Lösungsverfahren für solche Gleichungen beschreiben:

- Existiert in einer Polynomgleichung höheren Grades mindestens eine ganzzahlige Lösung, lässt
sich der dazugehörige Linearfaktor mittels Polynomdivision6 abspalten. Damit wird der Grad
der Gleichung um 1 reduziert, was das Auffinden weiterer Lösungen vereinfachen kann.

- Hat eine Polynomgleichung höheren Grades keine ganzzahlige Lösung, muss sie in den meisten
Fällen analytisch gelöst werden, d.h. der Gleichungsterm wird als Funktion betrachtet, deren
Nullstellen mit Hilfe von Näherungsverfahren berechnet werden können.

Im Folgenden wird lediglich auf das erstbeschriebene Verfahren eingegangen, da die Näherungs-
verfahren erst im Verlauf der Hochschulausbildung thematisiert werden.

Um die Polynomgleichung an xn + an−1 xn−1 + an−2 xn−2 + · · · + a1 x + a0 = 0 zu lösen, wird zunächst


durch Probieren eine erste ganzzahlige Lösung (x0 ) gesucht. Existiert eine solche Lösung, dann ist
sie ein Teiler des konstanten Glieds (a0 ) der Gleichung.
Im nächsten Schritt wird das Gleichungspolynom durch den zur gefundenen Lösung gehörenden
Linearfaktor (x − x0 ) dividiert:

(an xn + an−1 xn−1 + an−2 xn−2 + · · · + a1 x + a0 ) ÷ (x − x0 )

Das neue Gleichungspolynom hat nun den Grad n − 1. Ist der Grad der ’neuen’ Gleichung immer
noch höher als 2, wird eine weitere ganzzahlige Lösung gesucht und der nächste Linearfaktor
abgespalten. Sobald die Gleichung quadratisch ist, können die restlichen Lösungen über die Formel
gefunden werden.
Beispiel: M=R
x3 + 4x2 + x − 6 = 0 | Erste Lösung suchen (Teiler von 6)
x0 = 1 denn: 13 + 4 · 12 + 1 − 6 = 0 3 |÷(x − 1)
(x3 + 4x2 + x − 6) ÷ (x − 1) = x2 + 5x + 6
−(x3 − x2 )
5x2 + x − 6
−(5x2 − 5x)
6x − 6
−(6x − 6)
x2 + 5x + 6 = 0 | neue Gleichung
(x + 2)(x + 3) = 0 | Faktorisieren
x1 = −2; x2 = −3 D = R L = {−3; −2; 1}
Durch die gefundenen Lösungen kann die ursprüngliche Gleichung auch so dargestellt werden:

(x + 3)(x + 2)(x − 1) = 0

6
Musikalische Kurzrepetition zur Polynomdivision: https://www.youtube.com/watch?v=K8K4_gowb4E
Gleichungen 36

Aufgabe Lösungsweg

(a) x4 +x3 −9x2 −4x+20 = 0 x4 + x3 − 9x2 − 4x + 20 = 0 | 1. Lösung: x0 = 2


(x4 + x3 − 9x2 − 4x + 20) ÷ (x − 2) | Polynomdivision
= x3 + 3x2 − 3x − 10
→ x3 + 3x2 − 3x − 10 = 0 | 1. reduzierte Gleichung
| 2. Lösung: x1 = −2
(x3 + 3x2 − 3x − 10) ÷ (x + 2) | Polynomdivision
= x2 + x − 5
→ x2 + x − 5 = 0 | 2. reduzierte Gleichung
√ √
−1± 1−4·(−5) 21
x2,3 = 2
= − 21 ± 2
| Lösungsformel

21
D = R L = {±2; − 12 ± 2
}

(b) x3 − 2x2 − 3x = 0 x3 − 2x2 − 3x = 0 | 1. Lösung: x0 = 0


x(x2 − 2x − 3) = 0 | x ausklammern
→ x2 − 2x − 3 = 0 | 1. reduzierte Gleichung
(x − 3)(x + 1) = 0 | Faktorzerlegung
x1 = 3; x2 = −1 | Klammerterme Null setzen
D = R L = {−1; 0; 3}

(c) x5 − x3 + x2 − 1 = 0 x5 − x3 + x 2 − 1 = 0 | 1. Lösung: x0 = −1
(x5 − x3 + x2 − 1) ÷ (x + 1) | Polynomdivision
4 3
=x −x +x−1
→ x4 − x3 + x − 1 = 0 | 1. reduzierte Gleichung
| 2. Lösung: x1 = 1
(x4 − x3 + x − 1) ÷ (x − 1) | Polynomdivision
= x3 + 1
→ x3 + 1 = 0 | 2. reduzierte Gleichung
| 3. Lösung: x2 = −1
(x3 + 1) ÷ (x + 1) | Polynomdivision
= x2 − x + 1
→ x2 − x + 1 = 0 | 3. reduzierte Gleichung

1± 1−4
x3,4 = 2
D < 0 (keine L.) | Lösungsformel
D = R L = {−1; 1} | (−1 ist Doppellösung)
Gleichungen 37

3.3.7 Gleichungen mit Bruchtermen


Bei diesem Gleichungstyp ist einer der ersten Lösungsschritte die Umformung in die bruchfreie
Form. Zu diesem Zweck wird die Gleichung mit dem kleinsten gemeinsamen Vielfachen aller Nen-
nerterme (Hauptnenner) multipliziert. Daher lohnt es sich, die Nennerterme vorgängig weitmög-
lichst zu faktorisieren, damit das Auffinden des kgV einfacher wird.
Beachtenswert ist auch die Definitionsmenge: Da ein Bruch eine Division impliziert, dürfen die
Nennerterme nicht den Wert Null annehmen.
Beispiele: M=R
4 1 3
(a) + = | ·4x (Hauptnenner)
x 2 4x
4 1 3
· 4x + · 4x = · 4x | Kürzen
x 2 4x
16 + 2x = 3 | Lineare Gleichung
2x = −13 ⇒ x = −6 21
D = R \ {0} L = {−6 12 }
3 2 1
(b) − = | Nenner faktorisieren
x2 −1 x−1 x+1
3 2 1
− = | ·(x − 1)(x + 1) (Hauptnenner)
(x − 1)(x + 1) x − 1 x+1
3 − 2(x + 1) = x − 1 | Klammer auflösen
3 − 2x − 2 = x − 1 | Lineare Gleichung
2
−3x = −2 ⇒ x = 3

D = R \ {±1} L = { 32 }
In den beiden Beispielen sind nach dem Umformen ins Bruchfreie lineare Gleichungen entstanden.
Das muss nicht immer so sein; Abhängig von den Operationen in den Zählertermen können Glei-
chungen verschiedenen Typs entstehen.
Im nächsten Beispiel, welches sehr ähnlich zur Aufgabe (b) ist, entsteht eine quadratische Glei-
chung.
Beispiel: M=R
3 2x x
(c) − = | Nenner faktorisieren
x2 −1 x−1 x+1
3 2x x
− = | ·(x − 1)(x + 1) (Hauptnenner)
(x − 1)(x + 1) x − 1 x+1
3 − 2x(x + 1) = x(x − 1) | Klammern auflösen
2 2
3 − 2x − 2x = x − x | Quadratische Gleichung
−3x2 − x + 3 = 0 | ·(−1)
3x2 + x − 3 = 0 | Grundform
√ √
−1± 1−4·3·(−3) −1± 37
x1,2 = 2·3
= 6
| Lösungsformel
D = R \ {±1} L = {− 6 ± 37
1
6
}
Gleichungen 38

3.3.8 Exponentialgleichungen
Eine Exponentialgleichung hat die Grundform: ax = b D = R, a, b ∈ R+
Um nach der Variablen, welche sich im Exponenten befindet, aufzulösen, wird die Umkehroperation
des Exponentierens benötigt: Der Logarithmus.
ax = b | logarithmieren
lg(ax ) = lg(b) | III. Log.-Gesetz
x · lg(a) = lg(b) | ÷ lg(a)
lg(b)
x=
lg(a)
Da die Gleichungen nicht immer in der Grundform angegeben werden, sind die nachstehenden
Erweiterungen (Ablaufschema) hilfreich:

- Auf beiden Seiten der Gleichung die exponentierten Terme weitmöglichst zusammenfassen. Idea-
lerweise bleibt auf jeder Seite maximal je ein Exponentialterm.

- Kann nicht soweit zusammengefasst werden, ist zu beachten, dass die beiden Seiten der Gleichung
Produkte oder Quotienten sind und keine Summen (da der Logarithmus aus Summen nicht zerlegt
werden kann).

- Die Gleichung logarithmieren und die Exponenten (die Lösungsvariable enthaltend) als Faktoren
vor die Logarithmen schreiben. Gegebenenfalls die Logarithmenterme zerlegen (→ Logarithmen-
gesetze, s. Kapitel 2.4.3).

- Durch Äquivalenzumformungen die Lösungsvariable schrittweise isolieren.

- Definitionsmenge und Lösungsmenge notieren.

Beispiele: M=R
(a) 36 · 3x = 15x | ÷3x
15x 15 x

36 = 5x | 3x
= 3
= 5x | lg
lg(36) = lg(5x ) | III. Log.-Gesetz
lg(36) = x · lg(5) | ÷ lg(5)
lg(36)
x= lg(5)
 lg(36)
D=R L= lg(5)

Die Lösung dieses Beispiels ist irrational. Dass beim Logarithmieren solche Werte entstehen, ist
üblich. Die Aufgabe müsste speziell konstruiert sein, damit Logarithmenwerte rational sind. Es
verhält sich hier wie bei den quadratischen Gleichungen (s. Kapitel 3.3.3), wonach die exakten
Lösungen anzugeben sind (im vorangegangenen Beispiel wäre die numerische Lösung ≈ 2.227).
In den Schulbüchern werden oft solche konstruierten Aufgaben verwendet. Da lohnt es sich immer,
mit Hilfe der Potenzgesetze soweit wie möglich umzuformen und zusammenzufassen. Oftmals lässt
sich dann bei solchen Gleichungen die Lösung auch ohne Logarithmus finden: Steht auf jeder Seite
je eine Potenz mit gleicher Basis, so können die Exponenten gleichgesetzt werden.
Das nächste Beispiel soll diesen Sachverhalt klären.
Gleichungen 39

(b) 256 · 4x+2 = 128 · 8x | Zweierpotenzen


x+2 x
28 · (22 ) = 27 · (23 ) | Potenzgesetze
28 · 22x+4 = 27 · 23x | zusammenfassen
22x+12 = 23x+7 | Folgerung
⇒ 2x + 12 = 3x + 7 | Lineare Gleichung
x=5
D = R L = {5}

Ist die Basis einer Exponentialgleichung die Euler-Zahl (e), so ist es sinnvoll, die Gleichung mit
dem ln (Logarithmus naturalis, s. Kapitel 2.4.1) zu logarithmieren, da der Wert von ln(e) gleich 1
ist. Das vereinfacht den Lösungsweg.
(c) ex+3 = 10 | ln
ln(ex+3 ) = ln(10) | III. Log.-Gesetz
(x + 3) · ln(e) = ln(10) | ln(e) = 1
x + 3 = ln(10) ⇒ x = ln(10) − 3
D = R L = {ln(10) − 3}

Im folgenden Beispiel (d) lässt sich, im Gegensatz zu den vorangegangenen Aufgaben, kaum etwas
zusammenfassen. Das ergibt einen aufwendigeren Lösungsweg, welcher sich aber vom Prinzip her
von den vorherigen Aufgaben nicht unterscheidet.
5x
(d) 2x−2 · 3x+1 = | lg
6x−1
5x
x−2 x+1

lg(2 · 3 ) = lg 6x−1
| Log.-Gesetze (I. und II.)
lg(2x−2 ) + lg(3x+1 ) = lg(5x ) − lg(6x−1 ) | III. Log.-Gesetz
(x − 2) lg(2) + (x + 1) lg(3) = x lg(5) − (x − 1) lg(6) | ausmultiplizieren
x lg(2) − 2 lg(2) + x lg(3) + lg(3) = x lg(5) − x lg(6) + lg(6) | sortieren
x lg(2) + x lg(3) − x lg(5) + x lg(6) = lg(6) + 2 lg(2) − lg(3) | x ausklammern

x lg(2) + lg(3) − lg(5) + lg(6) = lg(6) + 2 lg(2) − lg(3) | ÷( )
lg(6) + 2 lg(2) − lg(3)
x=
lg(2) + lg(3) − lg(5) + lg(6)
lg(6)+2 lg(2)−lg(3)
D = R L = { lg(2)+lg(3)−lg(5)+lg(6) }
Gleichungen 40

3.3.9 Logarithmusgleichungen
Befindet sich die Lösungsvariable in der Basis oder im Numerus eines Logarithmus, so spricht man
von Logarithmusgleichungen. Die Umkehroperation, welche zur Lösung führt, ist das Exponentie-
ren. Dies basiert auf der in Kapitel 2.4 betrachteten Aussage:
aloga (b) = b
Wörtlich lässt sich diese Aussage beispielsweise so interpretieren: Wird eine Potenzbasis mit einem
Logarithmus derselben Basis exponentiert, so ergibt dies den Wert des Numerus des Logarithmus.
Auf die Gleichungen angewendet bedeutet dies, dass beide Seiten dann exponentiert werden, wenn
es darum geht, die Logarithmusterme aufzulösen. Daher ist es wichtig, vorgängig auf beiden Seiten
der Gleichung zu jeweilen einem einzigen Logarithmusterm zusammenzufassen.
Beispiele: M=R
(a) lg(x) = 2 | Exp. zur Basis 10 (lg(x) = log10 (x))
10lg(x) = 102
x = 100
D = R+ L = {100}

(b) ln(x) + ln(3) = 7 | I. Log.-Gesetz


ln(3x) = 7 | Exp. zur Basis e (ln(x) = loge (x))
eln(3x) = e7
3x = e7
x = 13 e7
D = R+ L = { 31 e7 }
√ √
(c) log3 x − 2 + log3 (4) = log3 x + 13 | I. Log.-Gesetz
√ √
log3 (4 · x − 2) = log3 x + 13 | Exp. zur Basis 3
√ √
4 · x − 2 = x + 13 | ( )2
16(x − 2) = x + 13 | Lineare Gleichung
16x − 32 = x + 13
15x = 45
x=3
D = {x ∈ R|x > 2} L = { 3}

- Damit eine Logarithmusgleichung in der oben beschriebenen Weise gelöst werden kann, muss die
Voraussetzung, dass alle Logarithmenbasen gleich sind, erfüllt sein. Gleichungen mit Logarithmen
unterschiedlicher Basis sind wesentlich schwieriger zu lösen und Thema der Hochschulmathema-
tik.
- Bei den Beispielen (a) und (b) waren keine Logarithmenbasen angegeben. Hier gilt es, das System
zu erkennen (s. Kapitel 2.4.1).
- Der Schritt des Exponentierens muss nicht zwingend notiert werden. In den Beispielen (a) und
(b) ist er notiert, bei (c) nicht.
Gleichungen 41

3.3.10 Aufgaben zum Kapitel 3


Bei den folgenden Aufgaben (M = R) sind die Definitions- und Lösungsmengen (exakte Lösun-
gen) anzugeben. Idealerweise wird vorgängig der Gleichungstyp erkannt und eine Lösungsstrategie
gewählt.
In den Lösungswegen sind die Äquivalenzumformungen nicht mehr explizit angegeben. Sie sind
jedoch aufgrund der Lösungsschritte stets nachvollziehbar.
Aufgabe Lösungsweg

(a) x3 + x2 − 5x + 3 = 0 x3 + x2 − 5x + 3 = 0 ⇒ x0 = 1
(x3 + x2 − 5x + 3) ÷ (x − 1) = x2 + 2x − 3
x2 + 2x − 3 = 0
(x − 1)(x + 3) = 0 ⇒ x1 = 1; x2 = −3
D = R L = {−3; 1} (1 ist Doppellösung)
5
(b) 4x − (x − 1) = 3
− (2x + 3) 4x − (x − 1) = 53 − (2x + 3)
4x − x + 1 = 35 − 2x − 3
3x + 1 = −2x − 43
5x = − 37 ⇒ x = − 15 7
7
D = R L = {− 15 }
√ √ √ √
(c) 4 − x+2= x−1+2 4 − √x + 2 = √x − 1 + 2
2 = x − 1 +p x + 2
4 = x − 1 +p2 (x − 1)(x + 2) + x + 2
3 − 2x = 2 (x − 1)(x + 2)
9 − 12x + 4x2 = 4(x − 1)(x + 2)
9 − 12x + 4x2 = 4x2 + 4x − 8
1
−16x = −17 ⇒ x = 1 16
q q
Test: 4 − 1716
+ 2 = 17
16
−1+2 3
17
D = {x ∈ R|x > 1} L = { 16 }
(d) 12 · 4x = 3 · 2x 12 · 4x = 3 · 2x
12 2x
3
= 4x
1 x

4= 2
lg(4)
lg(4) = x · lg( 12 ) ⇒ x = lg( 12 )
= −2
D = R L = {−2}
(e) x4 + 2x2 − 24 = 0 x4 + 2x2 − 24 = 0
(x2 − 4)(x2 + 6) = 0
(x − 2)(x + 2)(x2 + 6) = 0
x1 = −2, x2 = 2
D = R L = {±2}

5 3

ln x3 = 35
5
(f) ln x3 = 5
3
ln(x 5 ) = 35
3 3
5
ln(x) = 5

ln(x) = 1 ⇒ x = e
D = R+ L = {e}
Gleichungen 42

Aufgabe Lösungsweg

(g) x2 − 12x + 16 = 0 x2 − 12x + 16 = 0


√ √
12± (−12)2 −4·16 12± 80
x1,2 = 2
= 2
√ √ √
x1,2 = 6 ± 2 5 ( 80 = 4 5)

D = R L = {6 ± 2 5}
2x − 2 x+2 2x − 2 x+2
(h) = =
3x + 6 2x − 4 3x + 6 2x − 4
2x − 2 x+2
=
3(x + 2) 2(x − 2)
2(x − 2)(2x − 2) = 3(x + 2)2
4x2 − 12x + 8 = 3x2 + 12x + 12
x2 − 24x − 4 = 0
√ √
24± (−24)2 −4·(−4) 14± 592
x1,2 = 2
= 2

x1,2 = 7 ± 2 37 √
D = R \ {±2} L = {7 ± 2 37}
(i) log4 (x)−log4 (x−5) = 2−log4 ( 12 ) log4 (x) − log4 (x − 5) = 2 − log4 ( 12 )
log4 (x) + log4 ( 21 ) − log4 (x − 5) = 2
 1 
2
x
log4 =2
x−5
1
2
x
= 16
x−5
1
2
x = 16x − 80
5
15.5x = 80 ⇒ x = 5 31
5
D = {x ∈ R|x > 5} L = {5 31 }
(k) 32x+3 · 9x−1 = 1 32x+3 · 9x−1 = 1
32x+3 · (32 )x−1 = 1
32x+3 · 32x−2 = 1
34x+1 = 30 ⇒ 4x + 1 = 0 ⇒ x = − 14
D = R L = {− 14 }

Es folgen zum Abschluss ein paar Aufgaben, bei welchen lediglich die Lösung angegeben ist. Den
Lösungsweg zu finden kommt dem Selbsttest zu diesem Kapitel gleich. Gesucht sind die Lösungs-
mengen der folgenden Gleichungen, wobei stets auch die Definitionsmenge anzugeben ist.
Zudem sind irrationale Werte exakt anzugeben, das heisst, allfällige Wurzel- oder Logarithmenter-
me sind vereinfacht stehen zu lassen und nicht auszurechnen.
Gleichungen 43

Aufgaben (M = R) Lösungen
(1) 4x2 + 5x − 6 = 0 D = R L = {−2; 43 }
1 1
(2) 360x2 − x − 0.25 = 0 D = R L = {− 40 ; 36 }

(3) −x2 + 2x + 1 = 0 D = R L = {1 ± 2}
(4) 5x2 + 8x = 4 D = R L = {−2; 52 }
(5) 77x2 + 11x − 66 = 0 D = R L = {−1; 76 }
√ √ √
(6) x2 − 8 3x + 36 = 0 D = R L = {2 3; 6 3}
x2 x 1
(7) − + =0 D = R L = { 56 ; 10
3
}
25 √6 9 √ √ −1+√3
(8) (1 + 3)x2 + x + (1 − 3) = 0 D = R L = {1 − 3; 2 }
(9) x3 + 19 = (x + 4)3 D = R L = {− 52 ; − 23 }
 2  2  2
x−5 x−2 x−1
(10) + = D = R L = {−4; 2}
 6 2 3 2
x+3 x+3
(11) − 10 · + 25 = 0 D = R L = {7}
2 2
(x + 1)2
(12) − 3(x + 1) + 8 = 0 D = R L = {3; 7}
4
(13) x2 + 3x = ax + 2a + x D = R L = {−2; a}
(14) (px + 3)(px − 4) = px(9 − px) D = R L = {− p1 ; p6 }
x 4 1
(15) − = D = R \ {±2} L = {6}
2x − 4 x + 2 x−2
x+1 x−2 x+3
(16) 2 + 2 = 2 D = R \ {0; ±1} L = {3}
x −x x +x x −1
4 2
x+ 3 3
+ x 15
(17) 4 + 2 = D = R \ {0; 34 } L = { 15
4
; 4}
x− 3 3
x 4
2x2 − 3 3 − 2x2 2x2 − 3 √
6
(18) + + =0 D = R \ {−9; −7; −1} L = {−13; −5; ± 2
}
x+1 x+9 x+7

(19) x4 − 3ax2 − 4a2 = 0 D = R L = {±2 a}
√ √
(20) 5x8 − 21.8x4 + 7.2 = 0 D = R L = {± 2; ± 515 }
(21) x6 + 61x3 − 8000 = 0 D = R L = {−5; 4}
(22) x4 − 2(a2 + 4)x2 + (a2 − 4)2 = 0 D = R L = {a ± 2; −a ± 2}

(23) (2 + x + 5)2 = 2x − 7 D = {x ∈ R|x > −5} L = {44}
√ √ √ √
(24) 2x + 1 + x = 4x + 3 − x D = {x ∈ R|x > 0} L = { 71 }
√ 1
(25) x + 4 − √ = 2.1 D = {x ∈ R|x > −4} L = {2.25}
√ x+4
x+ x √
(26) =x− x D = {x ∈ R|x > 0} L = {0; 9}
2
−2 lg(7)
(27) 2x = 7x−2 D = R L = { lg(2)−lg(7) }
(28) lg(9x + 5) − lg(x) = 1 D = R+
L = {5}

 √ 2 
lg(2)+ (lg(2))2 −4·lg(5)·(− lg(3))
(29) 5x = 3 · 2 x
D=R L= 2 lg(5)
Gleichungen 44

Aufgaben (M = R) Lösungen
√ √ √
(30) ln x + 1 + 3 ln x − 1 = 2 + ln x2 − 1 D = {x ∈ R|x > 1} L = {e2 + 1}
lg( 25 )
(31) 5x−1 + 6x = 6x+1 − 5x D = R L = { lg( 65 ) }
6 √
(32) ex = 1 + e−x D = R L = {ln 1+2 5 }
(33) 4x + 4 = 5 · 2x D = R L = {0; 2}
√ √
(34) x3 − 2x2 − 2x + 4 = 0 D = R L = {− 2; 2; 2}
(35) 4x3 − 16x2 + 17x − 5 = 0 D = R L = {0.5; 1; 2.5}
(36) x3 + 3x2 + 7x + 10 = 0 D = R L = {−2}
(37) x3 + x2 − 9x − 9 = 0 D = R L = {−3; −1; 3}
(38) x − 2 − (2x + 3) = 4(x + 6) − 12 D = R L = {−3.4}
(39) 2(x + 3) − (3x + 2) = x + 6 D = R L = {−3}
4(x + 2) 5(x + 4) 6(x − 2) 4
(40) − = D = R L = {− 13 }
3 4 6

Gute Websites für weitere Übungen:


http://www.mathe-trainer.de/index.html
https://www.schulminator.com/mathematik/aufgaben/quadratische-gleichungen-uebungen-und
-aufgaben-mit-loesungen
http://www.klassenarbeiten.de/klassenarbeiten/klasse9/mathematik/
klassenarbeit240_quadratischegleichungen.htm
http://de.bettermarks.com/mathe-portal/mathebuch/loesen-von-exponentialgleichungen.html
Termumformungen 45

4 Termumformungen
4.1 Einleitung
In diesem Kapitel wird ein algebraisches Grundwerkzeug betrachtet. Der Umgang mit Formeln
bildet dabei den Schwerpunkt.
Termumformungen sind unausweichliche Hilfsmittel in allen mathematischen Teilgebieten. Sei es
beim Lösen von Gleichungen, beim Vereinfachen von Bruchtermen, beim Umformen von Funkti-
onstermen oder beim Auflösen von Formeln nach verschiedenen Variablen, Termumformungen sind
in der Mathematik allgegenwärtig. Ein sicherer und effizienter Umgang damit ist unabdingbar für
ein erfolgreiches Lösen von Aufgaben.

4.2 Definition des Begriffs Term


’Nimm eine unbekannte Zahl, addiere 3 und potenziere die Summe mit 4. Subtrahiere vom Ergeb-
nis das Fünffache der unbekannten Zahl.’
Diese in Worten beschriebene Anweisung lässt sich durch einen mathematischen Term folgender-
massen ausdrücken:

(x + 3)4 − 5x

’Berechne den Wert der oben beschriebenen Anweisung für den Fall, dass die unbekannte Zahl 2
ist.’

(2 + 3)4 − 5 · 2 = 615

Die vorangegangenen Beispiele führen zu folgender Definition für den Begriff Term:

- Der Begriff Term bezeichnet einen sinnvollen mathematischen Ausdruck, der Zahlen, Variablen,
Symbole (für mathematische Verknüpfungen) und Klammern enthalten kann.

- Ein Term ist eine Anweisung zur Berechnung einer Zahl aus gewissen anderen, als gegeben
betrachteten (aber vorerst unbestimmt gehaltenen) Zahlen, den Variablen.

4.3 Umformungen
Mathematische Umformungen unterliegen stets der Äquivalenzpflicht, das heisst, dass ein neuer,
durch Umformung entstandener Term, gleichwertig zum ursprünglichen Term sein muss.
Als solche Termumformungen werden im wesentlichen die folgenden mathematischen Schritte (wel-
che streng nach den algebraischen Gesetzen wie KG, AG, DG7 sowie den Vorzeichenregeln erfolgen)
bezeichnet:

- Zusammenfassen von Termen

- Zerlegen (→ausmultiplizieren) von Termen

- Faktorisieren (→ausklammern)

- Vereinfachen von Bruchtermen durch Kürzen

- Erweitern von Bruchtermen

- Zusammenfassen von Bruchtermen


7
Kommutativgesetz, Assoziativgesetz, Distributivgesetz
Termumformungen 46

- Zusammenfassen von Potenzen gemäss Potenzgesetzen

- Klammern setzen oder Klammern auflösen

- Anwendung von Formeln (→ Binomische Formeln)

- Formeln nach allen enthaltenen Variablen umformen

Die meisten dieser Umformungsschritte sind in den vorangegangenen Kapiteln immer wieder vor-
gekommen. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Strukturerkennung der Terme:
Worum handelt es sich? Sind Brüche vorhanden? Hat es Potenzen? Klammern (verschachtelt)?
Je nach Struktur der Terme werden andere Werkzeuge zur Umformung benötigt.
Wie bereits in der Einleitung festgehalten, wird in diesem Abschnitt v.a. auf den Umgang mit
Formeln fokussiert. In der Mathematik der Fachhochschule ist die Fähigkeit, Formeln korrekt um-
zuformen von zentraler Bedeutung. In den folgenden Beispielen sollen diese Sachverhalte geklärt
werden.

4.4 Beispiele
1. Die Formel aus der Finanzmathematik für die Berechnung eines Kapitalendwerts lautet

Kn = K0 · q n ,

wobei K0 den Anfangswert, q den Zinssatz und n die Anzahl Jahre der Verzinsung bedeuten.
Die Formel ist nach allen drei Variablen aufzulösen.
Nach K0 : Kn = K0 · q n | ÷q n
Kn
K0 =
qn
Nach q: Kn = K0 · q n | ÷K0
Kn √
qn = | n

rK0
Kn
q= n
K0
Nach n: Kn = K0 · q n | ÷K0
Kn
qn = | log
K0  
Kn
lg (q n ) = lg | Log.-Gesetz (III)
K0 

Kn
n · lg (q) = lg | ÷ lg(q)
  K0
Kn
lg K0
n=
lg(q)

Wenn bei der Auflösung nach K0 lediglich die Division mit q n nötig war, so hat die drit-
te Umformung (nach n) einiges mehr abverlangt. Dies soll verdeutlichen, was obenstehend
mit der Erkenntnis der Termstruktur gemeint ist. Auf das Beispiel bezogen heisst dies: Da
die Variable n im Exponenten steht, ist für die Umformung nach n der Logarithmus zu
verwenden,...etc.
Termumformungen 47

Der Schlussterm der dritten Umformung lässt sich gemäss II. Logarithmusgesetz (s. Kapitel
2.4.3) noch folgendermassen umformen:
 
Kn
lg K0 lg(Kn ) − lg(K0 )
n= =
lg(q) lg(q)

Je nach weiterer Anwendung ist die eine oder die andere Umformung praktischer. Dies liegt
stets im Ermessen des Anwenders.

2. Ebenfalls aus dem Gebiet der Finanzmathematik existiert die Formel zur Berechnung des
Kapitalendwerts bei Bezahlung von vorschüssigen Jahresrenten:

qn − 1
Kn = R · q ·
q−1

Dabei bezeichnet R die Rente, q der Zinssatz und n die Anzahl Jahre. Die Formel ist nach n
aufzulösen.
qn − 1
Kn = R · q · |÷R
q−1
n
Kn q −1
=q· |÷q
R q−1
n
Kn q −1
= | ·(q − 1)
R·q q−1
Kn (q − 1)
= qn − 1 | +1
R·q
Kn (q − 1)
+ 1 = qn | zu einem Bruchterm zusammenfassen
R·q
Kn (q − 1) + R · q
= qn | lg
R·q
 
Kn (q − 1) + R · q
lg = n·lg(q) | ÷ lg(q)
R·q
 
Kn (q − 1) + R · q
lg
R·q
=n
lg(q)
3. Die Kosten K für die Beseitigung von p% der Verunreinigungen in einem See seien gegeben
12p
durch die Formel K = . Wie lautet die Formel für den Prozentsatz p?
100 − p
12p
K= | ·(100 − p)
100 − p
K(100 − p) = 12p | ausmultiplizieren
100K − pK = 12p | sortieren
100K = 12p + pK | ausklammern
100K = p(12 + K) | ÷(12 + k)
100K
=p
12 + K
Termumformungen 48

1 1 1
4. Die Gleichung + = ist nach x aufzulösen:
x y z
1 1 1
+ = | ·xyz (bruchfrei)
x y z
yz + xz = xy | sortieren
yz = xy − xz | x ausklammern
yz = x(y − z) | ÷(y − z)
yz
=x
y−z
√3
b·x
5. Die Gleichung a · x = 1 ist nach x aufzulösen:
(a · x) 6

3
b·x
a·x= 1 | Wurzel/Klammer auflösen
(a · x) 6
1 1
b3 · x3 1 1
a·x= 1 1 | ·a 6 · x 6
a6 · x6
7 7 1 1 7 1
a · x = b3 · x3
6 6 | ÷a 6 | ÷x 3
1
5 b3 6
x =
6
7 | ( )5
a 6
2
b5
x= 7 | als Wurzelterm schreiben
a5
r
5 b2
x=
a7
6. Die Gleichung by − y = ay + c ist nach y aufzulösen:
by − y = ay + c | sortieren
by − y − ay = c | y ausklammern
y(b − 1 − a) = c | ÷(b − 1 − a)
c
y=
b−1−a

Gute Websites für weitere Übungen:


http://www.mathe-trainer.de/Klasse8/Termumformungen/Aufgabensammlung.htm
https://moodle.zhaw.ch/mod/resource/view.php?id=107342
http://www.matheretter.de/grundlagen/terme-und-gleichungen
Funktionen 49

5 Funktionen (von einer Variablen)


5.1 Einleitung
Die Funktionen bilden einen Schwerpunkt in der klassischen Mathematik. Deren Analysis wird in
der Infinitesimalrechnung (Differential- und Integralrechnung) behandelt, ein Thema welches zum
Maturitätsstoff gehört und im Studium weiter verfolgt wird.
Dieser überaus wichtige Zweig der Mathematik hat es in verschiedensten wissenschaftlichen Ge-
bieten ermöglicht, mit Modellen zu arbeiten, Analysen und daraus resultierende Prognosen zu
erstellen und weiterführende Erkenntnisse in den entsprechenden Theorien zu gewinnen.
Die ANALYSIS ist eine Schöpfung der Neuzeit. Die grössten Verdienste gebühren dabei dem deut-
schen Mathematiker und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716) und dem engli-
schen Physiker und Mathematiker Sir Isaac Newton (1643 - 1727). Beide haben gleichzeitig und
unabhängig voneinander grundlegende und entscheidende Ergebnisse bei der Entwicklung dieses
Wissenschaftszweiges erzielt. Die Mathematik hat dadurch ein ganz neues Gesicht erhalten. Ihre
theoretische Leistungsfähigkeit und ihre praktischen Anwendungsmöglichkeiten wurden ausseror-
dentlich vergrössert. Der gewaltige Aufschwung von Naturwissenschaft und Technik wäre ohne
Infinitesimalrechnung nicht möglich gewesen.
Bei der stets wachsenden Bedeutung, welche mathematische Denk- und Verfahrensweisen in den
letzten Jahrzehnten auf weiten Gebieten des Lebens gewonnen haben, gehören gerade auch die
charakteristischen Methoden der Analysis zu den besonders geeigneten, ja unentbehrlichen Hilfs-
mitteln bei der Lösung zahlreicher Probleme. Darüber hinaus haben diese Methoden ganz neue
Wege aufgezeigt, um mathematische Erkenntnisse zu gewinnen und Fragen zu beantworten, die
früher nicht bewältigt werden konnten.
Es ist daher verständlich, dass die Funktionen im Mathematikunterricht der Mittel- und Hoch-
schulen eine bedeutende Rolle spielen.

5.2 Der Funktionsbegriff


5.2.1 Eine bildhafte Annäherung
Ein Musiker spielt auf seiner elektrischen Gitarre (Input). Von der Gitarre führt ein Kabel in ein
Effektgerät (Funktion), mit welchem er die gespielten Töne auf Knopfdruck verzerren kann. Vom
Effektgerät führt ein weiteres Kabel zu einem Verstärker (Output), welcher die gespielten Töne in
einer eingestellten Lautstärke wiedergibt. Das Effektgerät hat die Aufgabe, den Gitarrenklang auf
eine bestimmte Weise zu verändern. Dabei hat die Prozedur eine eindeutige Richtung: Der Ton
wird auf der Gitarre gespielt, durch das Effektgerät wird er elektronisch verzerrt und so schallt es
aus dem Verstärker. Die umgekehrte Richtung dieser Prozedur ist nicht möglich.
Was schliesslich aus dem Verstärker erklingt ist abhängig davon, was der Musiker auf seiner Gi-
tarre spielt. Der Gitarrenspieler wiederum ist unabhängig und kann spielen was er will. Zwischen
diesen beiden Grössen (gespielte Töne und Klang aus dem Verstärker) besteht also eine gerichtete
Abhängigkeit. Zwischen ihnen befindet sich noch das Effektgerät, welches die Aufgabe hat, die
gespielten Töne in einer vordefinierten Weise (Funktionstyp) zu verändern.
Die Gitarre hat 6 Saiten und eine beschränkte Anzahl Bünde. Damit gibt es für den Musiker auch
eine beschränkte Anzahl Möglichkeiten (Definitionsbereich) für die Töne, die er spielen kann. Auf-
grund dieser Einschränkung werden aus dem Verstärker ebenfalls nicht unendlich viel verschiedene
Töne (Wertebereich) zu hören sein.
Ein anderes Effektgerät (z.B Tremolo, Echo,...) würde am Grundprinzip dieses Beispiels nichts
ändern: Der Musiker spielt seine Akkorde und aus dem Verstärker ertönt die Musik. Doch wie die
Musik ertönt, genau darauf hätte ein anderes Effektgerät seinen Einfluss.
Funktionen 50

5.2.2 Die mathematische Definition und Notation


Eine Funktion besteht aus einer eindeutigen Zuordnungsvorschrift. Es kann solche Vorschriften
auch für andere mathematische Objekte als Zahlen geben. Ganz allgemein benötigt man für eine
Funktion zwei Mengen (die wir hier A und B nennen).
Eine Funktion f (auch Abbildung genannt) von der Menge A in die Menge B ist eine Vorschrift,
die jedem Element von A in eindeutiger Weise ein Element der Menge B zuordnet.
Dieser Sachverhalt wird als f : A 7→ B geschrieben.
Die Zuordnungsvorschrift beschreibt, wie die Funktion auf die Elemente der Menge A wirkt.
Die Ausgabe, also die Elemente der Menge B hängen von den Elementen der Menge A ab und
nicht umgekehrt.
Für die Funktionennotation existieren verschiedene Schreibweisen, welche zwar alle dasselbe aus-
drücken, sich jedoch in ihren Aussagemöglichkeiten unterscheiden.
Um die verschiedenen Darstellungsarten zu erläutern, sei als Beispiel die Funktion betrachtet,
welche jeder Zahl aus der Menge der reellen Zahlen deren Quadratzahl zuordnet:

f : x 7→ x2 Df = R

Die Funktion mit dem Namen f ist die Vorschrift, welche jedem x ∈ Df , also jeder reellen Zahl
(x) eindeutig deren Quadratzahl (x2 ) zuordnet. Dabei bildet die Menge der reellen Zahlen den
sogenannten Definitionsbereich der Funktion f . Man sagt auch: f ist auf R definiert.
Durch das Quadrieren werden alle Funktionswerte positiv. Die Menge aller durch diese Zuordnungs-
vorschrift entstehenden Funktionswerte wird als der Wertebereich der Funktion f bezeichnet. In
diesem Beispiel heisst dies: Wf = R+
0
Je nach Fachliteratur werden verschiedene Symbole verwendet um funktionale Zusammenhänge
auszudrücken. Um die Funktion des oben stehenden Beispiels darzustellen, wird oft auch folgende
Schreibweise verwendet:

y = x2 D=R

Diese Notation ist dann sinnvoll, wenn zwei Größen x und y betrachtet werden, und wenn der
Wert von y immer (und in eindeutiger Weise) vom Wert von x abhängt.
Die am häufigsten verwendete Schreibweise ist die sogenannte ’f von x’ - Notation:

f (x) = x2 Df = R

Bei dieser Darstellung sind alle relevanten Informationen zur Funktion ablesbar: Die Funktion mit
dem Namen f ordnet jedem x aus der Menge der reellen Zahlen eindeutig einen Wert gemäss der
Vorschrift x2 zu.
Dieselben Informationen liefert auch die zuoberst dargestellte Schreibweise. Doch weil die Zu-
ordnungsvorschrift in Form einer Funktionsgleichung geeigneter ist um analytische Berechnungen
durchzuführen, hat sich die ’f von x’ - Schreibweise durchgesetzt.
Mit dieser Schreibweise lässt sich auch einfach darstellen, welche Funktionswerte berechnet werden.
In Bezug zu oben stehendem Beispiel bedeutet dies:
z.B. x = −2 : f (−2) = (−2)2 = 4
x=0 f (0) = 0
√ √
x= 5 f ( 5) = 5 etc.
Funktionen 51

5.2.3 Die Funktionsvariablen


Die Charakterisierung der Funktionsvariablen begünstigt ein vertieftes Verständnis des funktiona-
len Zusammenhangs zwischen den beiden betrachteten Grössen.

(i) Die Variable x:

- unabhängige Variable
- die für sie eingesetzten Werte stammen aus der Definitionsmenge Df der Funktion
- Funktionsstelle (auch Funktionsargument genannt)
- Abszissenwert8

(ii) Die Variable f (x):

- abhängige Variable
- die durch die Funktionsvorschrift entstehenden Werte bilden die Wertemenge Wf der Funk-
tion
- Funktionswert
- Ordinatenwert

5.2.4 Darstellung von Funktionen


Es sind im wesentlichen drei Darstellungsarten von Funktionen geläufig: Die Wertetabelle, die
Funktionsgleichung und die graphische Darstellung.

- Bei der Wertetabelle werden einer Auswahl von x-Werten die damit berechneten f (x)-Werte
gegenübergestellt. Die Wertetabelle gibt grob Auskunft über den Verlauf der Funktionswerte
dieser Auswahl. Gerade im Zusammenhang mit statistischen Funktionen ist die tabellarische
Darstellung weit verbreitet.
Im Zusammenhang mit dem Beispiel aus Kapitel 5.2.2 könnte eine Wertetabelle so aussehen:

x -3 -2 -1 0 1 2 3 4
f (x) 9 4 1 0 1 4 9 16

- Die Funktionsgleichung gibt keine konkreten Funktionswerte an. Sie ist die Vorschrift, mit
welcher die Funktionswerte berechnet werden können.
Damit ist sie eine sehr genaue Lösung einer funktionalen Aufgabe, denn sie ermöglicht es, alle
möglichen Funktionswerte zu berechnen.
Es ist üblich, bei der Angabe der Funktionsgleichung auch den Bereich, auf welchem die Funktion
definiert ist, anzugeben. Auf das Beispiel aus Kapitel 5.2.2 bezogen bedeutet dies:

f (x) = x2 Df = R

- Die Zahlenpaare (x/f (x)) einer Funktion entsprechen Bildpunkten in einer zweidimensionalen
Ebene, welche durch zwei Koordinatenachsen aufgespannt wird. Werden diese Punkte eingezeich-
net und verbunden, so entsteht die visuelle Darstellung der Funktion. Gerade für die Analyse
der Funktion ist diese Darstellungsart von grosser Bedeutung.

8
Die Begriffe ’Abszissenwert’ und ’Ordinatenwert’ beziehen sich auf die graphische Darstellung von Funktionen,
da das zweidimensionale Koordinatensystem aus einer Abszissenachse (x-Achse) und einer Ordinatenachse (f (x)-
Achse) besteht.
Funktionen 52

5.3 Funktionstypen
Je nach Form der Zuordnungsvorschrift und der darin enthaltenen mathematischen Operationen
erhält eine Funktion ihre eigene Typenbezeichnung.
In unten stehender Tabelle sind die auf höherer Mittelstufe behandelten Funktionstypen aufgelistet.

Funktionstyp Funktionsgleichung Spezifikationen, Df


Lineare Funktion f (x) = mx + q m 6= 0 Df = R
Quadratische Funktion f (x) = ax2 + bx + c a 6= 0 Df = R
Potenzfunktion f (x) = xn n ∈ Z, n 6= 0 Df = R

Wurzelfunktionen f (x) = n xm m, n ∈ N, n > 2 Df = R+
0

Ganzrationale Funktion f (x) = an xn + an−1 xn−1 + · · · + a1 x + a0 n ∈ N Df = R


an xn + an−1 xn−1 + · · · + a1 x + a0
Rationale Funktionen f (x) = m, n ∈ N und Nenner-
bm xm + bm−1 xm−1 + · · · + b1 x + b0
polynom nicht Null
Exponentialfunktion f (x) = ax a > 0, a 6= 1 Df = R
Logarithmusfunktion f (x) = loga (x) a > 0, a 6= 1 Df = R+
Die Liste enthält die für das Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft relevanten Funktions-
typen. Auf höherer Mittelstufe werden je nach Maturitätstypus auch noch die trigonometrischen
Funktionen behandelt. Aus Gründen der Vollständigkeit seien sie nachfolgend auch aufgeführt.
Funktionstyp Funktionsgleichung Spezifikationen, Df
Sinusfunktion f (x) = sin(x) Df = R
Cosinusfunktion f (x) = cos(x) Df = R
Tangensfunktion f (x) = tan(x) Df = R \ { π2 + k · π, k ∈ Z}
Cotangensfunktion f (x) = cot(x) Df = R \ {k · π, k ∈ Z}

Es gibt noch etliche weitere Funktionstypen, welche in bestimmten Fächern des vertieften Hoch-
schulstudiums von Bedeutung sind. Im Sinne einer gezielten Vorbereitung auf die Fachhochschule
für Wirtschaft wird in diesem Skript auf die linearen und quadratischen Funktionen näher einge-
gangen.

5.4 Die ganzrationalen Funktionen 1. Grades


Die ganzrationalen Funktionen 1. Grades (auch die linearen Funktionen genannt) umfassen alle
Funktionen, welche jedem x ∈ Df eindeutig einen Funktionswert nach der Vorschrift mx + q
zuordnet.

f (x) = mx + q Df = R

Die graphische Darstellung dieser Funktionen ergibt immer eine Gerade, deren Lage im Koordi-
natensystem vom Parameterwert m und dem Wert der Konstante q abhängt. Dieser Sachverhalt
wird im Folgenden genauer erklärt.
Funktionen 53

5.4.1 Die graphische Darstellung der ganzrationalen Funktionen 1. Grades


f (x) = mx + q Df = R

Der in der Funktionsgleichung enthaltene Parameterwert m drückt die Steigung der Geraden aus.
Im Gegensatz zu einer Kurve hat eine Gerade eine konstante Steigung, das heisst, die Steigung ist
an jeder Funktionsstelle gleich.
Graphisch lässt sich die Steigung mit Hilfe eines an die Gerade gelegten Steigungsdreiecks darstel-
len. Dieses rechtwinklige Steigungsdreieck visualisiert die Veränderung des Höhenabschnitts für
jede horizontale Veränderung. Von da her lautet die Berechnung der Steigung folgendermas-
sen:
4f (x) f (x2 ) − f (x1 )
m= =
4x x2 − x1
Der erstgenannte Bruchterm, der sogenannte Differenzenquotient, drückt formal genau das aus,
was oben in Worten beschrieben ist. Im zweiten Bruchterm wird ersichtlich, wie der Differenzen-
quotient berechnet wird, ausgehend von zwei auf der Geraden liegenden Punkten P1 (x1 /f (x1 ))
und P2 (x2 /f (x2 )).
Beispiel:
Gesucht ist die Funktionsgleichung derjenigen Geraden, welche durch die Punkte P1 (−4/ − 4) und
P2 (4/2) verläuft.
Zunächst wird der Wert des Steigungskoeffizienten berechnet:
2 − (−4) 3
m= =
4 − (−4) 4
Dieser Wert drückt aus, dass von einem beliebigen Punkt aus auf der Geraden um 4 Einheiten
in positiver x-Richtung und um 3 Einheiten in positiver f (x)-Richtung verschoben ein nächster
Punkt der Geraden liegt. Jeder Quotient mit dem Wert 43 gibt die Steigung dieser Geraden an,
9
also z.B. auch 12 , −6
−8
, etc.
Um die Funktionsgleichung dieser Geraden zu vervollständigen, bedarf es noch der Berechnung
des Werts von q, dem sogenannten Ordinatenabschnitt. Diese Bezeichnung rührt daher, dass
die Gerade die f (x)-Achse genau an der Stelle schneidet, welche durch den Wert von q angegeben
wird. Dies lässt sich einfach nachvollziehen, da auf der f (x)-Achse der x-Wert 0 ist und in die
Funktionsgleichung (f (x) = mx + q) eingesetzt ergibt: f (0) = q
Um den Wert der Konstanten q zu ermitteln, wird zunächst der bereits berechnete Wert für die
Steigung in die Funktionsgleichung eingesetzt:
f (x) = 43 x + q
Da die Punkte P1 und P2 auf dieser Geraden liegen, können die Koordinaten von einem der beiden
Punkte in die Funktionsgleichung eingesetzt werden, was nach einer kleinen Umformung auf den
Wert des Ordinatenabschnitts q führt:
Einsetzen von: P1 (−4/ − 4): −4 = 34 · (−4) + q ⇒ q = −1
P2 (4/2): 2 = 34 · (4) + q ⇒ q = −1
Es ist also hinreichend, den Wert des Ordinatenabschnitts mit Hilfe von einem der gegebenen
Punkte zu berechnen.
Damit lautet die vollständige Funktionsgleichung der Funktion 1. Grades, deren Graph durch die
Punkte P1 (−4/ − 4) und P2 (4/2) verläuft wie folgt:
f (x) = 43 x − 1, Df = R
Funktionen 54

Die graphische Darstellung dieser Funktion ergibt folgendes Bild:

3
P2 (4/2)
2

1
∆f (x) = 3
−6 −5 −4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
−1
∆x = 4
−2

−3
P1 (−4/ − 4)
−4

−5
f
−6

−7

Hier auch eingezeichnet ist ein vom Ordinatenschnittpunkt aus eingetragenes Steigungsdreieck.
Ausgehend von der Funktionsgleichung lassen sich die Graphen der linearen Funktionen also fol-
gendermassen zeichnen:

- Ordinatenschnittpunkt einzeichnen.

- Von da aus den Wert von 4x in positiver x-Richtung abtragen, anschliessend den Wert von
4f (x) in positiver (bzw. negativer) f (x)-Richtung (je nach Vorzeichen des Differenzenquotien-
ten) abtragen, was zu einem zweiten Punkt auf der Geraden führt.

- Die Gerade durch den Ordinatenschnittpunkt und den zweiten Punkt zeichnen.

5.4.2 Übung: Von der Funktionsgleichung zur graphischen Darstellung


Die angegebenen Funktionen sind unter Berücksichtigung des Steigungskoeffizienten und des Or-
dinatenschnittpunkts graphisch darzustellen.

1. f (x) = 2x − 3 Df = R

2. f (x) = − 12 x + 3 Df = R

3. f (x) = 23 x Df = R

4. f (x) = 1.5 Df = R

5. f (x) = − 53 x + 1 Df = R

6. f (x) = x Df = R

7. f (x) = −x Df = R
Funktionen 55

Lösungen

1. Ordinatenschnittpunkt (0/ − 3), Steigung m = 2 (= 12 )

4.
f (x)
3.

2.

1.
x

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.

f −5.

2. Ordinatenschnittpunkt (0/3), Steigung m = − 12

6.
f (x)
5.
f

4.

3.

2.

1.
x

−3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.


−1.

−2.

−3.
Funktionen 56

2
3. Ordinatenschnittpunkt (0/0), Steigung m = 3
(→ Proportionalität)

6.
f (x)
5.

4.

3.

2.

1.
x

−3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.


−1.

−2.
f

−3.

4. Ordinatenschnittpunkt (0/1.5), Steigung m = 0 (→ konstante Funktion)

6.
f (x)
5.

4.

3.

2.
f
1.
x

−3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.


−1.

−2.

−3.
Funktionen 57

5. Ordinatenschnittpunkt (0/1), Steigung m = − 35

f f (x)
4.

3.

2.

1.
x

−4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.

6. Ordinatenschnittpunkt (0/0), Steigung m = 1

f (x)
4.

3.

2.

1.
x

−4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.
f
Funktionen 58

7. Ordinatenschnittpunkt (0/0), Steigung m = −1

f f (x)
4.

3.

2.

1.
x

−4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.

Kommentar zu den Lösungen

1. Zuerst wird der Ordinatenschnittpunkt (0/ − 3) eingezeichnet, anschliessend wird durch die
Vektoren die Steigung 2 abgetragen: 1 Einheit in positive x-Richtung, 2 Einheiten in positive
f (x)-Richtung. So wird ein zweiter Punkt auf der Geraden erhalten und damit die eindeutige
Lage des Graphen.

2. Diese Gerade hat eine negative Steigung. Dies bedeutet, dass vom Ordinatenschnittpunkt
(0/3) aus 1 Einheit in negativer f (x)-Richtung und 2 Einheiten in positiver x-Richtung
abgetragen werden, um den zweiten Punkt auf der Geraden zu erhalten.

3. Bei dieser Funktion ist q = 0, damit verläuft die Gerade durch den Koordinatenursprung.
Die x- und die f (x)-Werte verhalten sich für alle Bildpunkte des Graphen proportional, das
heisst, wird beispielsweise der x-Wert verdoppelt, so verdoppelt sich auch der f (x)-Wert.

4. Bei dieser Funktionsgleichung fehlt die unabhängige Variable, was gleichbedeutend mit der
Tatsache ist, dass der Steigungskoeffizient den Wert 0 hat. Der Graph einer solchen Funktion
ist eine Waagrechte, die verdeutlicht, dass an jeder Stelle x ∈ Df der Funktionswert konstant
ist.

5. Analog zu Übung (2) mit negativer Steigung; Der zweite Punkt der Geraden wird so ermittelt,
dass vom Ordinatenschnittpunkt aus 3 Einheiten in positiver x-Richtung und 5 Einheiten in
negativer f (x)-Richtung abgetragen werden.

6. Hat der Steigungskoeffizient den Wert 1, ergibt dies graphisch die Winkelhalbierende des
Koordinatensystems. In dieser Lösung sind mehrere Steigungsdreiecke eingezeichnet um zu
verdeutlichen, dass das Verhältnis von 4f (x) zu 4x entscheidend ist und es somit unendlich
viele Steigungsdreiecke für eine Gerade gibt.

7. Analog zu Übung (6) mit negativer Steigung.


Funktionen 59

5.4.3 Von zwei gegebenen Punkten zur Funktionsgleichung


Bei vielen Problemstellungen wird der lineare Zusammenhang zweier Grössen mit irgendwelchen
Daten angegeben. Damit lassen sich Zahlenpaare bilden, welche alle graphisch Bildpunkte einer
Geraden sind und die graphische Darstellung der linearen Funktion am einfachsten gestalten: Zwei
solche Zahlenpaare (Punkte) reichen aus, um die eindeutige Lage der Geraden im Koordinatensys-
tem festzulegen.
Um solche Funktionen weiterführend analysieren zu können, wird jedoch die Funktionsgleichung
benötigt. Deshalb ist das Ermitteln der Funktionsgleichung aus zwei gegebenen Punkten ein wich-
tiger Prozess im Umgang mit den linearen Funktionen.
Dieser Prozess besteht im wesentlichen aus drei Schritten:

- Den Wert des Steigungskoeffizienten (s. Kapitel 5.4.1) berechnen.

- Den erhaltenen Wert in die Funktionsgleichung einsetzen.

- Eines der Zahlenpaare in die Funktionsgleichung einsetzen um den Wert der Konstanten q zu
berechnen.

Beispiel: Gesucht ist die Funktionsgleichung der linearen Funktion, deren Graph durch die Punkte
P1 (−2/3) und P2 (6/ − 2) verläuft.
Lösung:
−2−3 −5
- m= 6−(−2)
= 8

- f (x) = − 58 x + q

- 3 = − 58 · (−2) + q 3= 5
4
+ q ⇒ q = 1 34

Damit lautet die gesuchte Funktionsgleichung: f (x) = − 58 x + 1 43

Übung: Von zwei gegebenen Punkten zur Funktionsgleichung


Gesucht ist die Funktionsgleichung der linearen Funktion, deren Graph durch die Punkte P1 (x1 /f (x1 ))
und P2 (x2 /f (x2 )) verläuft.
Aufgabe Lösungsweg
(1) P1 (4/5) P2 (1/0) m = 0−5
1−4
= 53 f (x) = 35 x + q
0 = 35 · 1 + q ⇒ q = − 53 f (x) = 53 x − 35
(2) P1 (2/2) P2 (−1/ − 1) m = −1−2
−1−2
=1 f (x) = x + q
2=2+q ⇒q =0 f (x) = x
(3) P1 (0/0) P2 (3/4) m = 4−0
3−0
= 43 f (x) = 34 x + q
0 = 34 · 0 + q ⇒ q = 0 f (x) = 43 x
(4) P1 (2/5) P2 (6/5) m = 5−5
6−2
=0 f (x) = 0x + q (q = f (x))
5=0·2+q ⇒q =5 f (x) = 5
(5) P1 (1/3) P2 (2/1) 1−3
m = 2−1 = −2
1
f (x) = −2x + q
3 = −2 · 1 + q ⇒ q = 5 f (x) = −2x + 5
Funktionen 60

Ergänzend ist an dieser Stelle noch zu bemerken, dass in der Fachliteratur auch von der soge-
nannten ’Zwei-Punkte-Formel’ und der ’Punkt-Steigungs-Form’ geschrieben wird. Das sind Terme,
mit welchen aus zwei gegebenen Punkten die Funktionsgleichung rechnerisch ermittelt werden
kann. Diese Formen sind Kombinationen der drei Schritte, welche oben stehend behandelt worden
sind und stellen keine rechnerische Erleichterung dar. Der Vollständigkeit halber sei hier die Zwei-
Punkte-Formel aufgeführt, mit welcher aus den gegebenen Punkten P1 (x1 /f (x1 )) und P2 (x2 /f (x2 ))
die lineare Funktionsgleichung errechnet werden kann:
f (x2 ) − f (x1 )
f (x) = · (x − x1 ) + f (x1 )
x2 − x1

5.4.4 Von der Graphik zur Funktionsgleichung


Ist eine graphische Darstellung so zu interpretieren, dass die Funktionsgleichung des Graphen
ermittelt werden soll, so gibt es bei den linearen Funktionen zwei wesentliche Möglichkeiten:

- Zwei Punkte mit ganzzahligen Koordinaten ablesen und anschliessend verfahren gemäss Kapitel
5.4.3.

- Den Wert des Ordninatenabschnitts ablesen, ein Steigungsdreieck einzeichnen und daraus den
Steigungskoeffizienten bestimmen.

Beide Varianten seien an folgendem Beispiel dargestellt:


f (x)
4.

f
3.

2.
P1
1.
x

−3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.


−1.
P2
−2.

−3.

−4.

−2−1 −3
- P1 (0/1) und P2 (5/ − 2): m = 5−0
= 5
f (x) = − 35 x + q 1 = − 35 · 0 + q ⇒ q = 1
f (x) = − 53 x + 1

- Ordinatenabschnitt q = 1 ablesbar; Steigungsdreieck: 3 Einheiten in negativer f (x)-Richtung


und 5 Einheiten in positiver x-Richtung ⇒ m = − 53
f (x) = − 35 x + 1
Funktionen 61

5.4.5 Der Schnittpunkt zweier Geraden


Befinden sich die Graphen zweier linearen Funktionen mit unterschiedlichen Steigungen in demsel-
ben Koordinatensystem, so schneiden sie sich in einem Punkt. An der Stelle dieses Schnittpunkts
besitzen beide Funktionen denselben Wert. Demzufolge müssen, um die Koordinaten des Schnitt-
punkts berechnen zu können, die Funktionsterme einander gleichgesetzt werden.
Das folgende Beispiel soll diesen Sachverhalt klären: Gesucht sind die Koordinaten des Schnitt-
punkts der Graphen der Funktionen fg (x) = 34 x − 2 und fh (x) = 2x + 2.
Die graphische Darstellung der beiden Funktionen ergibt folgendes Bild:

f (x)
4.

2.
x

−12. −10. −8. −6. −4. −2. 0 2. 4. 6. 8. 10. 12.


−2.

−4.

−6.

−8.

S −10.

−12.

fg fh
−14.

Aus der Graphik lassen sich die Koordinaten des Schnittpunkts (S) ablesen: x = −6, f (−6) = −10.
Doch dies ist eine exakte Computergraphik. Im Schulalltag werden Graphiken oft von Hand erstellt,
womit verständlicherweise eine gewisse Ungenauigkeit einher geht. Deshalb müssen die Koordinaten
des Schnittpunkts berechnet werden können. Ein Ablesen bei nicht ganzzahligen Koordinaten ist
nicht mehr möglich. Ausserdem werden bei der Analysis der Funktionen oft ausgezeichnete Punkte
berechnet, bevor die graphische Darstellung vorhanden ist.
Um die Koordinaten des Schnittpunkts der beiden Geraden fg und fh berechnen zu können, werden
die Funktionsterme einander gleich gesetzt:

2x + 2 = 43 x − 2 2
3
x = −4 ⇒ x = −6

Die Funktionsstelle des Schnittpunkts beider Graphen ist also −6. Um den Funktionswert an
dieser Stelle zu berechnen ist es hinreichend, den x-Wert in eine der beiden Funktionsgleichungen
einzusetzen:

fh (−6) = 2 · (−6) + 2 = −10

Damit ist der Schnittpunkt der beiden Geraden eindeutig identifiziert: S(−6/ − 10).
Funktionen 62

5.4.6 Die gegenseitige Lage zweier Geraden


Für die gegenseitige Lage der Geraden mit den Gleichungen fg (x) = mg ·x+qg und fh (x) = mh ·x+qh
lassen sich folgende Fälle unterscheiden:

(i) mg 6= mh : Die Geraden haben unterschiedliche Steigungen und schneiden sich somit in einem
Punkt.

(ii) mg = mh ∧ qg 6= qh : Die Geraden haben dieselbe Steigung jedoch unterschiedliche Ordinaten-


abschnitte: Sie verlaufen parallel.

(iii) mg = mh ∧ qg = qh : Die Geraden haben dieselbe Steigung und denselben Ordinatenabschnitt:


Sie sind identisch.

(iv) mg · mh = −1: Beträgt das Produkt der Steigungskoeffizienten der beiden Funktionen −1, so
schneiden sich die Geraden orthogonal, also rechtwinklig.

Unten stehend sind in derselben Reihenfolge vier Beispiele zur Illustration der oben beschriebenen
Fälle dargestellt.

(i) fg (x) = − 34 x + 2 und fh (x) = 3x − 1:

fg
f (x)
4.

3.

2.
S
1.
x

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.
fh

Wie lauten die Koordinaten des Schnittpunkts (S) der beiden Geraden?
Lösung: 3x − 1 = − 34 x + 2 3.75x = 3 ⇒ x = 12
15
f ( 12
15
)=3· 12
15
−1= 21
15
⇒ S( 12 / 21 )
15 15
Funktionen 63

(ii) fg (x) = − 65 x + 5
2
und fh (x) = − 15
18
x − 12 :

fg
f (x)
4.
fh

3.

2.

1.
x

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.

(iii) fg (x) = 31 x − 1.5 und fh (x) = 62 x − 32 :

f (x)
4.

3.

2.

1.

x
−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.
−1.
fg = fh
−2.

−3.

−4.
Funktionen 64

(iv) fg (x) = 31 x − 3 und fh (x) = −3x + 4:

fh
f (x)
4.

3.

2.

1.

x
−4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.
−1.

−2.

−3.

−4.
fg
Funktionen 65

5.4.7 Übungen zum Kapitel 5.4


1. Gegeben ist die ganzrationale Funktion 1. Grades mit der Gleichung f (x) = 14 x−3 Df = R.
Liegen die Punkte A und B auf dieser Geraden?

(a) A(−1/2)
(b) B(4/ − 2)

Lösung:
1
(a) 2 6= 4
· (−1) − 3 ⇒ Der Punkt A liegt nicht auf der Geraden der Funktion f .
1
(b) −2 = 4
· 4 − 3 ⇒ Der Punkt B liegt auf der Geraden der Funktion f .

2. Die Funkionen mit den folgenden Gleichungen sind alle in einem Koordinatensystem gra-
phisch darzustellen:
1
(a) fa (x) = 2x − 2
Df = R
(b) fb (x) = − 45 x + 3 Df = R
(c) fc (x) = 1 Df = R

Lösung:

fb

4.

3.

2.

fc 1.

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.
fa

3. Wie lauten die Koordinaten des Schnittpunkts der Geraden der Funktionen fb und fc aus
Aufgabe 2?
Lösung: 1 = − 45 x + 3 − 2 = − 54 x ⇒ x = 2.5 S(2.5/1)

4. Gesucht ist die Funktionsgleichung der linearen Funktion, deren Gerade durch die Punkte
P (−2/ 21 ) und Q(2.5/ − 1) verläuft.
−1− 21 − 23
Lösung: m = 2.5−(−2)
= 9 = − 13 f (x) = − 13 x + q 1
2
= − 31 · (−2) + q ⇒ q = − 16
2

f (x) = − 13 x − 1
6
Funktionen 66

5. Gegeben ist die graphische Darstellung der Funktionen fg und fh . Gesucht sind die Gleichun-
gen der Funktionen sowie die exakten Koordinaten des Schnittpunkts der beiden Geraden.

f (x)
4.
fh
fg
3.

2.

1.
x

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.

Lösung:

- Funktionsgleichung der Funktion fg : Zwei auf der Geraden liegende Punkte mit ganzzah-
ligen Koordinaten suchen: P1 (−4/0) und P2 (3/3).
3−0 3
m= 3−(−4)
= 7
fg (x) = 37 x + q 0= 3
7
· (−4) + q ⇒ q = 12
7
fg (x) = 73 x + 12
7
- Funktionsgleichung der Funktion fh : Der Ordinatenabschnitt ist ablesbar: q = 2. Von da
aus 3 Einheiten in negativer f (x)-Richtung und 5 Einheiten in positiver x-Richtung (bis
zum nächsten Punkt mit ganzzahligen Koordinaten) ergibt die Steigung: m = − 53
⇒ fh (x) = − 35 x + 2
- Koordinaten des Schnittpunkts: Funktionsterme gleichsetzen.
− 35 x + 2 = 37 x + 12
7
− 36
35
x = − 27 ⇒ x = 18 5

5 3 5
fh ( 18 )= − 5 · 18 +2 = 1 56 ⇒ S( 185
/1 56 )

6. In den folgenden Aufgaben sind die Funktionsgleichungen von zwei Geraden gegeben, deren
gegenseitige Lage zu untersuchen ist. Die Aussagen sind zu begründen und die Geraden
jeweils in einem Koordinatensystem darzustellen.

(a) fg (x) = − 23 x + 1.5 fh (x) = − 96 x + 3


2
Dfg = Dfh = R
(b) fg (x) = −2 fh (x) = 3 Dfg = Dfh = R
(c) fg (x) = 52 x − 3 fh (x) = −x − 3 Dfg = Dfh = R
(d) fg (x) = 13 x − 2 fh (x) = 93 x + 3
2
Dfg = Dfh = R
(e) fg (x) = − 23 x + 1.5 fh (x) = − 96 x + 3
2
Dfg = Dfh = R
(f) fg (x) = − 45 x + 1.5 fh (x) = 1.25x − 3
2
Dfg = Dfh = R
Funktionen 67

Lösungen:

(a) fg (x) = − 32 x + 1.5 fh (x) = − 96 x + 3


2
Dfg = Dfh = R
Der Wert des Steigungskoeffizienten und des Ordinatenabschnitts ist bei beiden Funk-
tionen gleich: Die Geraden sind identisch.

f (x)
4.

3.

2.
fg = fh
1.
x

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.

(b) fg (x) = −2 fh (x) = 3 Dfg = Dfh = R


Beide Geraden haben die Steigung Null jedoch unterschiedliche Ordinatenabschnitte.
Sie verlaufen waagrecht und zueinander parallel.

f (x)
4.
fh
3.

2.

1.
x

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.
fg
−2.

−3.

−4.
Funktionen 68

(c) fg (x) = 25 x − 3 fh (x) = −x − 3 Dfg = Dfh = R


Beide Geraden schneiden sich im Ordinatenschnittpunkt S(0/ − 3), weil in beiden Glei-
chungen der Wert von q bei −3 liegt und die Steigungskoeffizienten unterschiedlich sind.

f (x)
4.

3.
fg
2.
fh
1.
x

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.
S(0/ − 3)
−3.

−4.

(d) fg (x) = 13 x − 2 fh (x) = 93 x + 3


2
Dfg = Dfh = R
1
Hier gilt: mg = mh = 3
∧ qg 6= qh : Die Geraden verlaufen parallel zueinander.

f (x)
4.

3.

2.
fh
1.
x

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.
fg
−2.

−3.

−4.
Funktionen 69

(e) fg (x) = − 32 x + 1.5 fh (x) = − 96 x + 3


2
Dfg = Dfh = R
Die Geraden sind identisch, denn es gilt: mg = mh = − 23 ∧ qg = qh = 3
2

f (x)
4.

3.

2.
fg = fh
1.
x

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.

(f) fg (x) = − 45 x + 1.5 fh (x) = 1.25x − 3


2
Dfg = Dfh = R
Das Produkt der Steigungskoeffizienten der beiden Geraden beträgt:
mg · mh = − 54 · 1.25 = −1
Das bedeutet, dass sich die beiden Geraden unter einem rechten Winkel schneiden.

f (x)
4.

fg 3.
fh
2.

1.
x

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.
Funktionen 70

7. Gegeben sind die Gleichungen der Geraden fg (x) = 43 x − 1 und fh (x) = mh · x + qh . Wie
müssen die Werte für mh und qh gewählt werden, damit die beiden Geraden sich im Punkt
S(2.4/?) orthogonal schneiden? Ebenfalls ist die fehlende Koordinate des Schnittpunkts zu
bestimmen, anschliessend sind die beiden Funktionen graphisch darzustellen.
Lösung:
- Da der Schnittpunkt auch auf der Geraden der Funktion fg liegt, lässt sich die fehlende
Koordinate mit Hilfe ihrer Funktionsgleichung berechnen:
fg (2.4) = 43 · 2.4 − 1 = 0.8 ⇒ S(2.4/0.8)
- Orthogonalitätskriterium: 43 · mh = −1 ⇒ mh = − 43 fh (x) = − 43 x + qh
Mit Hilfe des Schnittpunkts lässt sich nun der Wert von qh berechnen: 0.8 = − 34 · 2.4 + qh
⇒ qh = 4
Damit lautet die Gesuchte Funktionsgleichung: fh (x) = − 43 x + 4
- Graphische Darstellung:

f (x)
4.
fh
3.

2.

1. S(2.4/0.8)
x

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

fg −2.

−3.

−4.

8. Gesucht ist die Gleichung der linearen Funktion f , deren Graph parallel zur Geraden mit der
Gleichung g(x) = 38 x − 2 und durch den Punkt P (6/6) verläuft.
Lösung:
- Parallelitätskriterium: Gleiche Steigung ⇒ f (x) = 83 x + q
3
- Mit Hilfe des Punktes P kann der Wert von q ermittelt werden: 6 = 8
· 6 + q ⇒ q = 3 34
Die gesuchte Funktionsgleichung lautet: f (x) = 83 x + 3 34

Gute Websites für weitere Übungen:


http://www.mathe-trainer.de/Klasse8/Lineare_Funktionen/Aufgabensammlung.htm
http://www.aufgabenfuchs.de/mathematik/funktion/funktion.shtml
http://freetutor.de/lineare-funktionen-aufgaben
https://www.schlaukopf.de/gymnasium/klasse8/mathematik/linearefunktionen.htm
Funktionen 71

5.5 Die quadratischen Funktionen


Die mathematische Operation, welche an der unabhängigen Variable durchgeführt wird, bestimmt
den Typ der Funktion. Wird nun die unabhängige Variable ins Quadrat erhoben, so entsteht eine
quadratische Funktion. Die allgemeine Form der quadratischen Funktion lässt sich mit folgender
Gleichung darstellen:

f (x) = ax2 + bx + c a, b, c ∈ R, Df = R

In den folgenden Abschnitten werden die quadratischen Funktionen analysiert. Es wird betrachtet,
wie die Parameterwerte a, b und der Wert der Konstanten c einen Einfluss haben auf die graphische
Darstellung, welche Auswirkungen die Verschiebung des Grundtyps auf die Funktionsgleichung hat
und wie die graphische Darstellung aufgrund der Interpretation der Zuordnungsvorschrift ausge-
führt werden kann. Zudem werden ein paar neue Begriffe eingeführt, welche im Zusammenhang
mit der Analysis von Funktionen wichtig sind.

5.5.1 Die Normalparabel


Die einfachste quadratische Funktion ist die Zuordnungsvorschrift, welche jedem x ∈ Df seinen
quadrierten Wert zuordnet: f : x 7→ x2
Eine Wertetabelle veranschaulicht, wie die Funktionswerte sich unter diesen Bedingungen verhal-
ten:
x ... −4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4 ...
f (x) ... 16 9 4 1 0 1 4 9 16 ...
Auf den ersten Blick ist erkennbar, dass die Funktionswerte nicht mehr linear zunehmen. An der
Stelle 0 ist offenbar der tiefste Wert (Scheitelpunkt S(0/0)), für immer kleiner gewählte x-Werte
nehmen die Funktionswerte zu, ebenso für immer grössere x-Werte. Die Zunahme der Funkti-
onswerte verläuft symmetrisch zum Nullwert. Daraus lässt sich ebenfalls interpretieren, dass die
graphische Darstellung keinesfalls mehr eine Gerade ergeben kann.

7.

6.

5.

4.

3.
f (x) = x2
2.

1.

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

Die Normalparabel (obenstehend abgebildet) ist der Graph des Grundtyps der quadratischen Funk-
tionen. Allgemein werden die Graphen von quadratischen Funktionen als Parabeln bezeichnet.
Funktionen 72

5.5.2 Die gestreckte Parabel


Der Streckungsfaktor a in der Funktionsgleichung f (x) = a · x2 , Df = R bewirkt eine Streckung
bzw. Stauchung der Parabel. Ist der Faktor a = 1, sohandelt es sich beim Graphen um die Nor-
malparabel.
Folgende Eigenschaften der Parabel lassen sich über diesen Faktor angeben:
a > 1: Die Parabel ist im Vergleich zur Normalparabel gestaucht.
0 < a < 1: Die Parabel ist im Vergleich zur Normalparabel gestreckt.
a < 0: Die Parabel ist nach unten geöffnet.

6.
f (x) = x2
5.
4.
3.
2.
f (x) = 13 x2
1.

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


Faktor a = 13 : Streckung der Parabel

6.
f (x) = x 2 f (x) = 3x2
5.
4.
3.
2.
1.

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


Faktor a = 3: Stauchung der Parabel

6.
2
f (x) = x 5.
4.
3.
2.
1.

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.
f (x) = −2x2
−2.
−3.

Faktor a = −2: Parabel gestaucht und nach unten geöffnet


Funktionen 73

Der Faktor a ist jedoch nicht zu verwechseln mit dem geometrischen Streckungsfaktor k. Der geo-
metrische Streckungsfaktor gibt an, in welchem Verhältnis die Bildstrecke sich zur Originalstrecke
bei einer zentrischen Streckung verhält. Die folgende Graphik soll diesen Sachverhalt klären.

f (x) = x2 8.

7.

6.

5.
B
4.

3.
f (x) = 15 x2
2.
C |SB| = 5 · |SC|
1.

−6. −5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.


S
−1.

−2.

Auf dem Bild ist die zentrische Streckung (Streckungszentrum: Scheitelpunkt S) der Normalparabel
mit einer Referenzgeraden zu sehen. Werden nun alle Punkte der Normalparabel nach demselben
Prinzip abgebildet, wie der Punkt C auf Punkt B abgebildet worden ist, so entsteht eine neue
Parabel. Die dabei entstehende Parabel ist der Graph der Funktion f (x) = 51 x2 .
Gut erkennbar ist dabei, dass die Bildstrecke SB fünf Koordinatenhäuschen diagonal durchläuft,
während die Strecke SC aus einer solchen Diagonalen besteht. Damit ist klar, dass das Verhältnis
von der Bildstrecke zur Originalstrecke mit 5 : 1 anzugeben ist, was dem geometrischen Streckungs-
faktor k = 5 entspricht.
Da die Gleichung der Bildparabel f (x) = 51 x2 lautet, ist auch der Zusammenhang zwischen dem
Streckungsfaktor a und dem geometrischen Streckungsfaktor k erkennbar:
1
a= k

5.5.3 Die verschobene Parabel


Abgesehen vom Streckungsfaktor lässt sich die Funktionsgleichung der quadratischen Grundfunk-
tion noch weiter modifizieren:

f (x) = (x − s1 )2 + s2 Df = R, s1 , s2 ∈ R

Die Werte der Parameter s1 und s2 entsprechen den Koordinaten des neuen Scheitelpunkts, was
gleichbedeutend ist mit der Tatsache, dass eine solche Veränderung der Funktionsgleichung einer
Verschiebung der Parabel gleichkommt. In den folgenden Graphiken wird dieser Sachverhalt anhand
von verschiedenen Beispielen dargestellt.
Funktionen 74

f (x) = x2
7.

6.

5.

4.

3.

2.

1.

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


2
f (x) = (x + 2) −1. f (x) = (x − 3)2

Die Normalparabel hat ihren Scheitelpunkt im Koordinatenursprung. Wird die Funktionsgleichung


mit einer additiven Konstanten im Argument verändert, bewirkt dies eine horizontale Positions-
änderung des Scheitelpunkts und somit eine Verschiebung der Parabel in positiver oder negativer
x-Richtung:
f (x) = (x + 2)2 : Verschiebung in negativer x-Richtung, Scheitelpunkt S(−2/0)
f (x) = (x − 3)2 : Verschiebung in positiver x-Richtung, Scheitelpunkt S(3/0)

f (x) = x2 + 4
7.

6.

5.

4.
f (x) = x2
3.

2.

1.

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.
2
f (x) = x − 2
−3.

Die additive Konstante nach dem x2 in der Funktionsgleichung bewirkt eine vertikale Verschiebung
der Parabel.
Funktionen 75

f (x) = x2 + 4: Verschiebung in positiver f (x)-Richtung, Scheitelpunkt S(0/4)


f (x) = x2 − 2: Verschiebung in negativer f (x)-Richtung, Scheitelpunkt S(0/ − 2)
Nun lassen sich die unter Kapitel 5.5.2 und 5.5.3 besprochenen Eigenschaften kombinieren. Dies
führt zur so genannten Scheitelform der quadratischen Funktion:
f (x) = a · (x − s1 )2 + ss Df = R
Aus dieser Funktionsvorschrift lässt sich direkt ablesen, wie der Graph dieser Funktion aus der
Normalparabel hervorgeht:
Die Normalparabel wird mit dem geometrischen Streckungsfaktor k = a1 gestreckt und anschlies-
send um den Wert von s1 in x-Richtung und um den Wert von s2 in f (x)-Richtung verschoben.
Die Koordinaten des neuen Scheitelpunkts lauten: S(s1 /s2 )
Diese an den quadratischen Funktionen betrachteten Eigenschaften gelten für alle reellwertigen
Grundfunktionen. Diese Erkenntnisse sind für die Analysis von Funktionen sehr wichtig. Leider
existiert nur für die quadratischen Funktionen eine Formel, mit welcher aus der allgemeinen Form
der Funktionsgleichung die graphisch direkt interpretierbare Form ermittelt werden kann.

5.5.4 Von der allgemeinen Form zur Scheitelform


Die Funktionsgleichung der quadratischen Funktion in der allgemeinen Form lautet:
f (x) = ax2 + bx + c Df = R
Die Umwandlung in die Scheitelform kann durch folgende Vorschrift erreicht werden:
b 2 b2 −4ac
f (x) = a · (x + 2a
) − 4a
Df = R
Somit lauten die Koordinaten des Scheitelpunkts der quadratischen Funktion:
 2

S − 2ab
/ − b −4ac
4a

Beispiel:
Gegeben ist die Funktionsgleichung der quadratischen Funktion mit f (x) = 41 x2 + x − 3 Df = R.
Es ist zu beschreiben, wie der Graph dieser Funktion aus der Normalparabel hervorgeht und die
Koordinaten des Scheitelpunkts sind anzugeben.
12 −4· 1 ·(−3)
Scheitelform: f (x) = 14 (x + 2·11 )2 − 4
4· 41
⇒ f (x) = 14 (x + 2)2 − 4
4
Das bedeutet, dass die Normalparabel mit dem geometrischen Streckungsfaktor k = 4 gestreckt
wird und der Scheitelpunkt neu S(−2/ − 4) lautet, d.h. die Parabel wird um 2 Einheiten nach links
und um 4 Einheiten nach unten verschoben.

5.
f (x) = x2
4.
3.
2.
1.

−6. −5. −4. −3. −2. −1.


−1. 0 1. 2. 3. 4. 5.
−2.
−3.
S
−4. f (x) = 41 x2 + x − 3
−5.
Funktionen 76

5.5.5 Die Nullstellen der quadratischen Funktion


Als Nullstelle einer Funktion wird die Stelle bezeichnet, an welcher der Graph der Funktion die
x-Achse schneidet bzw. berührt. Da jeder Punkt auf der Abszissenachse die Eigenschaft hat, dass
seine f (x)-Koordinate den Wert 0 besitzt, gilt für die Berechnung der Nullstellen: f (x) = 0
Beispiel: Gesucht sind die Nullstellen der Funktion f (x) = 2x2 + x − 6 Df = R.
Die graphische Darstellung dieser Funktion ergibt folgendes Bild:
f

2.

1.

−5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


−1.

−2.

−3.

−4.

−5.

−6.

Um die Nullstellen rechnerisch zu ermitteln, ist nun die Gleichung 0 = 2x2 + x − 6 zu lösen:
√ √
−1± 12 −4·2·(−6) −1± 49
x1,2 = 2·2
= 4
⇒ x1 = 32 x2 = −2

Ein Blick auf die Graphik bestätigt das erhaltene Resultat, wonach der Graph der Funktion die
x-Achse an den Stellen x1 = 32 und x2 = −2 schneidet.
Wenn der Graph einer Funktion die x-Achse berührt, so wird diese Berührungsstelle auch als
Nullstelle bezeichnet. Wie es dazu kommen kann, soll das folgende Beispiel zeigen:
Gesucht sind die Nullstellen der Funktion f (x) = −x2 + 5x − 6.25 Df = R. Die graphische
Darstellung der Funktion ergibt folgendes Bild:
4.

3.

2.

1.

−4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.


−1.

−2.

−3.

−4.

−5. f
Funktionen 77

Darauf ist zu erkennen, wie die nach unten geöffnete Parabel die x-Achse an der Stelle x = 2.5
berührt. Bei der Berechnung der Nullstelle ergibt sich folgende Besonderheit:
√ √
2 −5± 52 −4·(−1)·(−6.25) −5± 0
0 = −x + 5x − 6.25 x1,2 = 2·(−1)
= −2
= 2.5

Da der Wert der Diskriminante Null ist, resultiert für die quadratische Gleichung zur Berechnung
der Nullstellen lediglich eine Lösung. In diesem Fall wird die Lösung als doppelte Nullstelle be-
zeichnet, was graphisch auf einen Berührungspunkt führt.
Die doppelte Nullstelle lässt sich auch schön erkennen, wenn der Funktionsterm in Faktoren zerlegt
wird:

f (x) = −x2 + 5x − 6.25


f (x) = −(x2 − 5x + 6.25)
f (x) = − (x − 52 )(x − 52 )
 

f (x) = −(x − 52 )2

Um die Nullstellen zu berechnen, ist die Gleichung 0 = −(x − 52 )(x − 52 ) zu lösen, was bei beiden
Linearfaktoren auf die Lösung x = 2.5 führt, womit die doppelte Nullstelle wieder gegeben ist.
In der Umgebung der Nullstelle werden die Funktionswerte durch das Quadrieren des Linearfaktors
beidseitig positiv bzw. negativ (je nach Öffnungsrichtung der Parabel), was bewirkt, dass die
Parabel an dieser Stelle die x-Achse lediglich berührt und nicht schneidet.
Funktionen 78

5.5.6 Übungen zum Kapitel 5.5


1. Die Parabeln der Funktionen f1 (x) = x2 + 3 und f2 (x) = −x2 + 4, Df1 = Df2 = R,
sind in einem geeigneten Koordinatensystem zu skizzieren und die exakten Koordinaten der
Schnittpunkte beider Kurven zu berechnen.
Lösung:

- f1 (x) = x2 + 3: Der Graph dieser Funktion ist kongruent zur Normalparabel, der Scheitel-
punkt ist S(0/3); Die Normalparabel wird also um 3 Einheiten in positiver f (x)-Richtung
verschoben.
- f2 (x) = −x2 +4: Der Graph dieser Funktion ist ebenfalls kongruent zur Normalparabel; Sie
wird an der x-Achse gespiegelt und um 4 Einheiten in positiver f (x)-Richtung verschoben.
Scheitelpunkt: S(0/4)
f1 9.
8.
7.
6.
5.
4.
3.
2.
1.

−6. −5. −4. −3. −2. −1. 0 1. 2. 3. 4. 5. 6.


f2 −1.
q
2 2 2 2 1 1
- Schnittpunkte: x + 3 = −x + 4 → 2x = 1 x = ⇒ x1,2 = ± 2 2
q q q q
1 1
f1 ( 2 ) = f1 (− 2 ) = 3.5 S1 ( 2 /3.5) S2 (− 12 /3.5)
1

2. Bei dieser Aufgabe ist in Worten zu beschreiben, wie die Graphen der unten stehenden
Funktionen aus der Normalparabel hervorgehen.

(a) f (x) = (x − 1)2 + 2 Df = R


(b) f (x) = (x + 3)2 − 1 Df = R
(c) f (x) = −(x − 4)2 − 2 Df = R

Lösung:

(a) Die Normalparabel wurde um eine Einheit nach rechts und um zwei Einheiten nach
oben verschoben. (S(1/2))
(b) Die Normalparabel wurde um drei Einheiten nach links und um eine Einheit nach unten
verschoben. (S(−3/ − 1))
(c) Die Normalparabel wurde an der x-Achse gespiegelt, um vier Einheiten nach rechts und
um zwei Einheiten nach unten verschoben. (S(4/ − 2))
Funktionen 79

3. Bei den folgenden Parabeln sind die Koordinaten der Nullstellen und des Scheitelpunktes zu
berechnen.

(a) f (x) = x2 + 2x − 3
(b) f (x) = −x2 − 8x
(c) f (x) = x2 − 6x + 11

Lösung:

(a) Nullstellen: 0 = x2 + 2x − 3 0 = (x + 3)(x − 1) ⇒ x1 = −3; x2 = 1


Scheitelform: f (x) = (x + 1)2 − 4 ⇒ S(−1/ − 4)
(b) Nullstellen: 0 = −x2 − 8x 0 = −x(x + 8) ⇒ x1 = −8; x2 = 0
Scheitelform: f (x) = −(x + 4)2 + 16 ⇒ S(−4/16)

2 6± (−6)2 −4·11
(c) Nullstellen: 0 = x − 6x + 11 x1,2 = 2
⇒L={}
Keine Nullstellen, weil die Diskriminante negativ ist und die Gleichung somit keine
reellen Lösungen besitzt.
Scheitelform: f (x) = (x − 3)2 + 2 ⇒ S(3/2)

4. Für die Funktion f (x) = ax2 + bx + c Df = R sind die Werte für a, b und c so zu bestimmen,
dass die Punkte A(0/3), B(2/ − 3) und C(−2/13) auf dem Graphen der Funktion liegen.
Lösung:
Jeder Punkt der Ebene weist eine x- und eine f (x)-Koordinate auf, welche die Lage des
Punktes angibt. Liegt der Punkt auf dem Graphen einer Funktion, so geben die Koordinaten
auch an, wie gross der f (x)-Wert an der Stelle x ist. Die führt zum Lösungsansatz für die
Aufgabe, wonach jeder Punkt mit seinem x- und f (x)-Wert in die Gleichung eingesetzt
werden kann, was auf ein Gleichungssystem mit drei Variablen führt:

A(0/3) : 3 = a · 02 + b · 0 + c (1)
B(2/ − 3) : −3 = a · 22 + b · 2 + c (2)
C(−2/13) : 13 = a · (−2)2 + b · (−2) + c (3)

Aus der Gleichung (1) folgt, dass c = 3. Eingesetzt in die Gleichungen (2) und (3) ergibt dies
folgendes, vereinfachtes Gleichungssystem mit 2 Variablen:

−6 = 4a + 2b (4)
10 = 4a − 2b (5)

Durch Addition der beiden Gleichungen wird erreicht, dass die Variable b entfällt und es
resultiert: 8a = 4 ⇒ a = 21 .
Wird der Wert von a in der Gleichung (4) eingesetzt, führt dies auf die Lösung für den Wert
von b: −6 = 4 · 12 + 2b ⇒ b = −4
Damit lautet die gesuchte Funktionsgleichung: f (x) = 21 x2 − 4x + 3
Funktionen 80

5. Gegeben sind die Gleichungen einer Parabel und einer Geraden durch die Zuordnungsvor-
schriften f (x) = x2 − x − 2 Df = R und g(x) = 3x − 6 Dg = R. In welchen Punkten
schneiden sich die beiden Funktionsgraphen? Die Situation ist in einem Koordinatensystem
darzustellen.
Lösung: Zunächst werden die beiden Funktionen analysiert.
- Die Parabel mit f (x) = x2 − x − 2 Df = R ist zur Normalparabel kongruent und nach
oben geöffnet.
- Ihre Scheitelform lautet: f (x) = (x− 21 )2 −2 14 und hat damit den Scheitelpunkt S( 12 /−2 14 ).
- Nullstellen: f (x) = 0 0 = x2 − x − 2 0 = (x − 2)(x + 1) ⇒ x1 = −1 x2 = 2
- Die Gerade mit g(x) = 3x−6 Dg = R hat die Steigung 3 und schneidet die Ordinatenachse
bei −6.
- Um den Schnittpunkt beider Graphen zu berechnen, werden ihre Funktionsterme gleichge-
setzt:
x2 − x − 2 = 3x − 6 → x2 − 4x + 4 = 0 (x − 2)2 = 0 ⇒ x1,2 = 2
Die Gleichung zur Bestimmung der Schnittpunkte führt auf eine Doppellösung. Die Er-
kenntnisse aus dem Kapitel 5.5.5 lassen nun den Schluss zu, dass sich die beiden Graphen
an dieser Stelle berühren und nicht schneiden. Der Funktionswert beider Funktionen an
dieser Stelle lässt sich einfach mit der Geradengleichung berechnen: g(2) = 3 · 2 − 6 = 0.
Damit ist der Punkt P (2/0) der Berührungspunkt beider Funktionsgraphen.
f
10.

8.

6.

4.

2.

−8. −6. −4. −2. 0 2. 4. 6. 8. 10. 12.

−2.

−4.

−6.
g

Gute Websites für weitere Übungen:


http://www.mathe-trainer.de/Klasse9/Quadratische_Funktionen/Aufgabensammlung.htm
http://www.brinkmann-du.de/mathe/aufgabenportal/p2_quad_fkt_011/p2_quad_fkt_011.htm
Appendix 81

Appendix

A Zahlenmengen
N N = {0; 1; 2; ...} Menge der natürlichen Zahlen
Z Z = {... − 2; −1; 0; 1; 2; ...} Menge der ganzen Zahlen
Z+ Z+ = {1; 2; 3; ...} Menge der positiven ganzen Zahlen
Z+
0 Z+
0 = {0; 1; 2; 3; ...} Menge der positiven ganzen Zahlen inkl. Null
Z− Z− = {... − 3; −2; −1} Menge der negativen ganzen Zahlen
Z−
0 Z−
0 = {... − 3; −2; −1; 0} Menge der negativen ganzen Zahlen inkl. Null
Q Q = {x|x = ab , a ∈ Z, b ∈ N \ {0}} Menge der rationalen Zahlen
I I = {x ist ein Bruch ∧ x ∈
/ Q} Menge der irrationalen Zahlen (alle Zahlen,
die nicht als gewöhnlicher Bruch dargestellt
werden können)
R R=Q∪I Menge der reellen Zahlen
Je nach Fachliteratur sind spezielle Zahlenmengen mit eigenen Buchstaben definiert. Sie gehören
allerdings nicht in den offiziellen Katalog der mathematischen Begriffe.
P P = {2; 3; 5; 7; 11; 13; 17; ...} Menge der Primzahlen
U U = {... − 3; −1; 1; 3; ...} Menge der ungeraden Zahlen
U+ U+ = {1; 3; 5; ...} Menge der positiven ungeraden Zahlen
G G = {... − 4; −2; 0; 2; 4; ...} Menge der geraden Zahlen inkl. Null
G− G− = {... − 6; −4; −2} Menge der negativen geraden Zahlen
Appendix 82

B Symbole
Symbol Beispiel Begriff
∈ 5∈Q Element von

/ π∈
/Q nicht Element von
⇒ x+2=2⇒x=0 Folgerung
⇔ 43 ⇔ 4 · 4 · 4 Äquivalenz
> ln(4) > lg(4) grösser als

< 9 < 3.1 kleiner als
> x>5 grösser oder gleich
6 06x<2 kleiner oder gleich
6= −42 6= 16 ungleich
∧ x ∈ Z+ ∧ x < 2 ⇒ L = {1} logisches ’und’
∨ x∈Z∨x<2⇒L=Z logisches ’oder’
| {x ∈ N|x < 7} mit der Eigenschaft von
\ R\I=Q Differenzmenge
∩ N∩Z=N Schnittmenge
∪ Q∪I=R Vereinigungsmenge
7→ x 7→ f (x) wird abgebildet auf
Appendix 83

C Die Eulersche Zahl


Die natürlichen Logarithmen werden in der höheren Mathematik fast ausschliesslich benutzt. Ihre
Basis ist durch den folgenden Grenzwert gegeben:
 n
1
e = lim 1 +
n→∞ n
 n
9 1
Gelesen: Der Limes des Terms 1 + für n gegen Unendlich ist gleich e.
n
Dies bedeutet, wenn man für n immer grösser werdende Werte einsetzt, so strebt der Wert dieses
Terms immer mehr gegen einen bestimmten Wert; Je näher der Wert von n an die Unendlichkeit
gelangt, umso mehr nähert sich der Wert des Terms an die Zahl e. Im theoretischen Grenzfall der
Unendlichkeit hat der Term exakt den Wert e.
Diese auch als transzendent bezeichnete Zahl hat ungefähr den Wert: e = 2.7182818... und ihre
Potenz ex bildet die Exponentialfunktion, die zum Beschreiben aller Vorgänge geeignet ist, deren
Abnahme bzw. Zunahme ihrem jeweiligen Betrag entspricht, d.h. die Veränderungen sind stets
proportional zum Funktionswert.
Solche Zerfalls- und Wachstumserscheinungen sind beispielsweise der radioaktive Zerfall oder das
Waldwachstum wie auch das Wachstum der Bevölkerungszahlen.
Laut überlieferten Schriften aus dem 18. Jahrhundert soll der Schweizer Mathematiker Leonard
Euler der Erste gewesen sein, der diese Zahl als Logarithmenbasis eingeführt hat. Daher wird die
Bezeichnung der Zahl mit dem Buchstaben e vermutet.

9
lat. Limes: Grenze

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