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C. Weindorf
27. Juni 2021
Inhaltsverzeichnis
1 Kreis und Kugel 3
1.1 Kreissektoren, Bogenlänge und Bogenmaß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.1.1 Die Bogenlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.1.2 Das Bogenmaß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.2 Kreisteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.3 Oberflächen- und Rauminhalt der Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
4 Wahrscheinlichkeitsrechnung 21
4.1 Wiederholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
4.1.1 Kombinatorik (Zählprinzip) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
4.1.2 Zufallsexperiment und Ergebnismenge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
4.1.3 Das Laplace-Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
4.1.4 Baumdiagramm und Pfadregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
4.2 „Drei-mal-mindestens“-Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
4.3 Die bedingte Wahrscheinlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
4.3.1 Vierfeldertafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
4.3.2 Rechnen mit bedingten Wahrscheinlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . 27
5 Ganzrationale Funktionen 28
5.1 Potenzfunktionen mit natürlichen Exponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
5.2 Polynome und Polynomdivision . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
5.3 Gleichungen höheren Grades . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
5.4 Zerlegung von Polynomen in Linearfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
5.5 Vielfachheit von Nullstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
7 Grenzwerte 36
7.1 Grundlegende Grenzwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
7.2 Grenzwerte von ganzrationalen Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
U = 2πr
A = πr2
Die Bogenlänge b ist immer ein Anteil des gesamten Kreisumfangs, dessen Größe sich
aus dem Quotienten 360
α
◦ ergibt. Den Wert der Bogenlänge können wir wie folgt berechnen:
α πrα
b= 2πr · =
|360 180◦
|{z} ◦
Kreisumfang {z }
Anteil am Kreis
πrα
b= |:r
180◦
b πα
=
r 180◦
Zu jedem Winkelmaß α gehört also ein bestimmtes Verhältnis rb und umgekehrt. Den Zusammen-
hang liefert die obige Formel. Aus diesem Grund kann man die Größe eines Winkels einerseits
in Grad, und andererseits durch das Verhältnis rb angeben.
Dieses neue Winkelmaß hat keine Einheit und wird das Bogenmaß [engl.: radian] genannt.
Um deutlich zu machen, in welchem Maß man den Winkel gerade angibt, kann man αdeg
oder αrad schreiben (degree bzw. radian). Es gilt:
b παdeg
αrad = =
r 180◦
Für αdeg = 180◦ ergibt sich für das Bogenmaß αrad = π. Wegen der Proportionalität von
αdeg und αrad kann man mithilfe des Dreisatzes ganz einfach umrechnen:
180◦ =π
ˆ
360 =2π
◦
ˆ etc.
b = rαrad
b) α = 23 π, r = 10 cm
⇒ b = 23 π · 10 cm = 15π cm ≈ 47 cm
1.2 Kreisteile
Ebenso wie die Bogenlänge einen Anteil des Kreisumfangs darstellt (siehe 1.1.1), stellt
der Flächeninhalt eines Kreissektors einen Anteil der Kreisfläche dar. Es gilt:
α
A= 2
r π ·
|360
|{z} ◦
Kreisfläche {z }
Anteil am Kreis
α 1.1.1 b
Unter Verwendung von = folgt:
360◦ 2πr
b 1
A = r2 π · = rb
2πr 2
(Plausibilitäts-Check: Für einen ganzen Kreis ist b = 2πr und daher A = 12 r·2πr = r2 π X)
• α = 30◦ , r = 15 cm
30◦
⇒ A = r2 π · α
= (15 cm)2 π · = 58,9 cm2
360◦
360◦
• α = 1,5π (Bogenmaß!), r = 9 dm
⇒ A = 21 rb = 12 r · rα = 21 r2 α = 12 (9 dm)2 · 1,5π = 191 dm2
1.3 Oberflächen- und Rauminhalt der Kugel
Eine Kugel ist die Menge aller Punkte im dreidimensionalen Raum, die vom Mittelpunkt
M denselben Abstand r haben.
Der Oberflächen- und Rauminhalt einer Kugel mit Radiuslänge r beträgt
O = 4πr2
4π 3
V = r .
3
1. Oft ist nicht die Radiuslänge, sondern der Oberflächen- oder der Rauminhalt der Kugel
gegeben. Die Radiuslänge erhält man dann durch Auflösen der obigen Gleichungen nach r:
√ 4π 3 3 √
O = 4πr2 | : (4π); V = r |· ; 3
s s3 4π
3 3V
O
r= r=
4π 4π
2. Eine Hohlkugel (Kugelschale) besteht aus einer Vollkugel mit Außenradius ra , aus der
eine kleinere Kugel mit Radius ri ausgeschnitten wurde. Das Volumen einer Hohlkugel
ergibt sich aus der Differenz der Volumina beider Kugeln:
4π 3 4π 3 4π 3
VHohlkugel = Va − Vi = r − r = (r − ri3 )
3 a 3 i 3 a
Kugelschale/Hohlkugel
ri
ra
Wandstärke = ra − ri
Die Wandstärke der Hohlkugel ergibt sich aus der Differenz aus Außen- und Innenradius.
3. Bei verschiedenen Körpern aus demselben Material ist der Quotient aus Masse und Vo-
lumen stets gleich. Dieser Quotient ist also stoffabhängig und wird die Dichte % („rho“)
genannt.
m kg g
%= [%] = 1 3
=1 3
V m cm
[Physikalischer Hintergrund: Die Dichte eines Stoffs hängt davon ab, wie eng die Atome in
diesem Material gepackt sind (vgl. Gas/Festkörper) und wie groß die Masse seiner Atome
ist.]
2 Die Trigonometrischen Funktionen
2.1 Sinus, Kosinus und Tangens am Einheitskreis M10-spezWinkel
Die Zahlenwerte des Sinus, Kosinus und des Tangens lassen sich für beliebige Winkel am soge-
nannten Einheitskreis mit r = 1 LE (Längeneinheit) und Mittelpunkt M (0|0) veranschauli-
chen.
Im eingezeichneten rechtwinkligen Dreieck gilt:
y
y x
sin ϕ = und cos ϕ =
1 1 LE 1 LE
P(x|y) Die Zahlenwerte der Strecken x und y entspre-
1 LE
ϕ
y = sin ϕ chen daher genau dem Sinus- bzw. Kosinus-Wert
x = cos ϕ x des Winkels ϕ:
−1 1
y = sin ϕ (LE) und x = cos ϕ (LE)
−1
Die Pfeile deuten an, dass für Winkel 0◦ < ϕ <
0◦ <ϕ< 90◦ 90◦ sowohl der Sinus als auch der Kosinus posi-
tiv sind.
y y y
1 1 1
1 LE
sin ϕ
ϕ cos ϕ ϕ ϕ cos ϕ
−1
cos ϕ
1 x −1 1 x −1 sin ϕ 1 x
sin ϕ 1 LE
1 LE
−1 −1 −1
90◦ < ϕ < 180◦ 180◦ < ϕ < 270◦ 270◦ < ϕ < 360◦
Das Vorzeichen des Sinus oder Kosinus kann man daran ablesen, ob der zugehörige Pfeil in
die positive oder negative Richtung zeigt.
Tragen Sie für die Intervalle jeweils das richtige Vorzeichen und für die Grenzen die konkreten
Zahlenwerte des Sinus und des Kosinus ein.
Winkelbereich sin ϕ cos ϕ
ϕ = 0◦
0◦ < ϕ < 90◦
ϕ = 90◦
90◦ < ϕ < 180◦
ϕ = 180◦
180◦ < ϕ < 270◦
ϕ = 270◦
270◦ < ϕ < 360◦
Auch den Tangens kann man am Einheitskreis ablesen:
y
Q Die Gerade durch den Ursprung und Q hat die
1 Steigung
y = tan ϕ
sin ϕ ∆y sin ϕ y
m= = =
ϕ ∆x cos ϕ 1 LE
−1
cos ϕ
1 x
Folglich gilt für die Länge der Strecke y:
−1 sin ϕ
y= (LE) = tan ϕ (LE)
0◦ < ϕ < 90◦ cos ϕ
Aufgabe:
Bestimmen Sie mithilfe des Einheitskreises jeweils einen Näherungswert für den Sinus, den
Kosinus und den Tangens für die Winkel ϕ ∈ {50◦ , 130◦ , 200◦ , 300◦ }. Achten Sie dabei auf die
Vorzeichen!
y y
1 1
−1 1 x −1 1 x
−1 −1
sin(50◦ ) ≈ sin(130◦ ) ≈
cos(50◦ ) ≈ cos(130◦ ) ≈
tan(50◦ ) ≈ tan(130◦ ) ≈
y y
1 1
−1 1 x −1 1 x
−1 −1
sin(200◦ ) ≈ sin(300◦ ) ≈
cos(200◦ ) ≈ cos(300◦ ) ≈
tan(200◦ ) ≈ tan(300◦ ) ≈
2.2 Die Sinus- und die Kosinusfunktion
Die Sinusfunktion ordnet jedem Winkel seinen Sinuswert zu: x 7→ sin(x)
y
1
−2π − 3π −π − π2 π
2
π 3π 2π x
2 2
−1
Periode p = 2π
• In die Sinusfunktion darf man alle reellen Zahlen einsetzen. Die y-Werte, die man hierdurch
erhält, liegen alle im Intervall [−1; 1].
Definitionsmenge: D=R
Wertemenge: W = [−1; 1]
• Die Sinusfunktion ist periodisch, d.h. ab einem gewissen x-Wert wiederholen sich die
Funktionswerte (vgl. mehrfache Umrundung am Einheitskreis). Der kürzeste Abstand, ab
dem sich die Funktionswerte wiederholen, heißt die Periode p. Die gewöhnliche Sinus-
funktion hat die Periode p = 2π.
Addiert man zu einem beliebigen Winkel x ein ganzzahliges Vielfaches der Periode, dann
erhält man denselben Sinuswert:
• Die gewöhnliche Sinusfunktion hat unendlich viele Nullstellen bei allen ganzzahligen
Vielfachen von π.
−2π − 3π −π − π2 π
2
π 3π 2π x
2 2
−1
3π π π 3π π
cos(x) = 0 ⇔ x ∈ ...; − ; − ; ; ; ... = (2k + 1) | k ∈ Z
2 2 2 2 2
2.3 Verschiebung, Stauchung und Streckung von Funktionen
Verschiebung in y-Richtung
Wenn man zu jedem Funktionswert einen gewissen Wert addiert oder sub-
y
trahiert (z.B. +1), verschiebt sich der Graph um genau diesen Wert nach
oben oder nach unten. 4
x -2 -1 0 1 2 2
f (x) = x2 4 1 0 1 4
x
f ∗ (x) = f (x) + 1 5 2 1 2 5
−2 2
dann wird der Graph um den Faktor a in y-Richtung gestreckt oder ge-
staucht. 6
x -2 -1 0 1 2 4
f (x) = x2 4 1 0 1 4 2
f ∗ (x) = 2f (x) 8 2 0 2 8
−2 2 x
Verschiebung in x-Richtung
Sei die Funktion f ∗ gegenüber f um eine Längeneinheit nach rechts verschoben. Dann hat f ∗
an der Stelle x = 1 denselben Funktionswert wie die Funktion f an der Stelle x = 0. Ebenso ist
f ∗ (2) = f (1), f ∗ (3) = f (2) usw. Die Wertetabellen von f ∗ und f haben identische Werte, sind
aber um eine Einheit gegeneinander verschoben!
Wenn wir den Funktionswert von f ∗ an der Stelle x wissen möchten, dann müssen wir f an der
Stelle x − 1 auswerten: f ∗ (x) = f (x − 1).
y
4
x -2 -1 0 1 2
f (x) = x2 4 1 0 1 4 2
f ∗ (x) = f (x − 1) = (x − 1)2 9 4 1 0 1
−2 2 x
x -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6
f (x) = x2 36 25 16 9 4 1 0 1 4 9 16 25 36
2
f ∗ (x) = f ( 12 x) = 1
2
x 9 6,25 4 2,25 1 0,25 0 0,25 1 2,25 4 6,25 9
Zusammenfassung
• Verschiebung in y-Richtung um d:
Addiere d zum ursprünglichen Funktionsterm.
f ∗ (x) = f (x) + d
• Verschiebung in x-Richtung um c:
Ersetze jedes x im ursprünglichen Funktionsterm durch (x − c).
f ∗ (x) = f (x − c)
• Beachte:
Wenn mehrere Transformationen nacheinander ausgeführt werden, dann bestimmt
die Reihenfolge das Ergebnis!
Streckung + Verschiebung 6= Verschiebung + Streckung
Aufgabe
Die Normalparabel f : x 7→ x2 soll nacheinander
3. um −1 in y-Richtung verschoben,
a) Führen Sie die Streckungen und Verschiebungen rechnerisch durch. Notieren Sie nach
jedem Schritt den zugehörigen Funktionsterm.
c) Erörtern Sie, ob sich das Endergebnis ändert, wenn man die Transformationen 1. bis 4. in
umgekehrter Reihenfolge durchführt.
d) Führen Sie die Transformationen 1. bis 4. rechnerisch für die folgenden Funktionen durch.
(i) g : x 7→ 5x − 3x2 + 1 (ii) h : x 7→ sin(x)
2.4 Transformationen der Sinusfunktion
Zur Beschreibung von Sinusfunktionen eignen sich zwei Kennzahlen:
1. Die Amplitude A:
• Maximaler Ausschlag der Funktion.
• Für die gewöhnliche Sinus- und Kosinusfunktion gilt A = 1.
• Wichtig: A ist nicht der größte y-Wert, sondern der maximale Abstand zum „Null-
niveau“ der Schwingung.
2. Die Periode p:
• Abstand in x-Richtung, ab dem sich die Funktionswerte wiederholen.
• Für die gewöhnliche Sinus- und Kosinusfunktion gilt p = 2π.
Gf ∗
f ∗ (x) = f (x) + d = sin x + d A
x
− π2 π
2
π 3π
2
2π
• Amplitude und Periode unverändert: A = 1, p = 2π Gf
p
−2
Gf
Periode unverändert. Gf ∗
−2
Gf
Amplitude unverändert.
−2
Aufgaben zu 2.4
1. Beschreiben Sie jeweils, welche Transformationen (nacheinander) durchgeführt wurden
und geben Sie an, wie sich die Amplitude und die Periode verändern. Geben Sie auch an,
welche der Funktionen Nullstellen besitzen.
a) sin(x + 5) b) sin(3x) c) cos x + 6
d) −4 sin x e) 0,5 sin(x + 6) f) 2 sin x + 3
g) 3 sin( x2 ) h) 5 sin(x − 3) − 1,5 i) 2,5 sin[3(x + 1)] − 4
2. Gegeben sind Paare von Transformationen T1 und T2 . Diese sind hier in Kurzform notiert:
„Sy um 4 “ bedeutet „Streckung bzw. Stauchung in y-Richtung um den Faktor 4 “.
a) T1 : Sy um 5; b) T1 : Vy um 3; c) T1 : Sx um 7;
T2 : Vy um 2 T2 : Vx um -2 T2 : Vy um -6
d) T1 : Sx um 4; e) T1 : Sy um 0,5; f) T1 : Sx um 13 ;
T2 : Sy um 2 T2 : Vx um 1 T2 : Vx um -3
i) Wenden Sie die Transformationen T1 und T2 in dieser und der umgekehrten Reihen-
folge auf die Sinusfunktion an und vergleichen Sie die Ergebnisse.
ii) Halten Sie tabellarisch fest, welche Arten von Transformationen miteinander ver-
tauscht werden können, ohne das Ergebnis zu verändern.
iii) Fassen Sie Ihre Erkenntnis in einem kurzen Merksatz zusammen.
2.5 Spiegeln von Funktionen
Man kann Funktionen entweder an der x-Achse, der y-Achse oder dem Ursprung spiegeln. Eine
Spiegelungen ist nichts anderes als eine Streckung um den Faktor (−1). Deshalb gilt:
Wenn der Graph einer Funktion bei einer Spiegelung auf sich selbst abgebildet wird, dann
spricht man von einer symmetrischen Funktion. Die Funktionsterme von symmetri-
schen Funktionen haben folgende Eigenschaften:
Bemerkungen:
cos(−x) = cos(x)
sin(−x) = − sin(x)
• Die einzige zur x-Achse symmetrische Funktion ist ist die x-Achse selbst (f (x) = 0),
denn bei einer Funktion darf zu jedem x-Wert höchstens ein y-Wert gehören.
Aufgaben
1. Spiegeln Sie die Funktionen rechnerisch an den Koordinatenachsen und dem Ursprung.
a) a(x) = 5x2 − 3 c) c(x) = x2 cos(x)
3
b) b(x) = 53x − x d) d(x) = 2x−x
x
2. Skizzieren Sie die Graphen der Funktionen und spiegeln Sie diese graphisch an den Ko-
ordinatenachsen und dem Ursprung. Geben Sie an, welche Symmetrieeigenschaft jeweils
vorliegt und weisen Sie diese rechnerisch nach.
a) a(x) = 0,5x c) c(x) = 2 sin(x)
b) b(x) = x2 + 1 d) d(x) = x1
3. Zeigen Sie rechnerisch, dass die Funktion f (x) = x · sin(x) achsensymmetrisch zur y-Achse
und die Funktion g(x) = x · cos(x) punktsymmetrisch zum Ursprung ist.
2.7 Die allgemeine Sinusfunktion
D=R
Wertemenge
f : x 7→ sin(x) hat die Wertemenge W = [−1; 1]. Der Parameter a streckt den Graphen in y-
Richtung, wodurch die erreichbaren y-Werte nun zwischen −|a| und |a| liegen können. Verschiebt
man den Graphen jetzt noch um d in y-Richtung, dann liegen die erreichbaren y-Werte zwischen
−|a| + d und |a| + d. Die Wertemenge der allgemeinen Sinusfunktion ist daher
h i
W = − |a| + d; |a| + d
Die Parameter b und c strecken bzw. verschieben nur in x-Richtung und haben daher keinen
Einfluss auf die Wertemenge.
Nullstellen
Die Nullstellen der Funktion f : x 7→ sin(x) liegen bei x = kπ mit k ∈ Z. Folglich hat die
allgemeine Sinusfunktion für d = 0 genau dort Nullstellen, wo das Argument des Sinus (das,
was in der Sinus-Klammer steht) kπ ergibt:
kπ
a sin[b(x − c)] = 0 ⇔ b(x − c) = kπ ⇔ x= +c
b
Falls d 6= 0 verschieben sich die Nullstellen wieder. Ist die Verschiebung in y-Richtung größer
als die Amplitude, dann gibt es überhaupt keine Nullstellen mehr.
2.8 Zeichnen von allgemeinen Sinus- und Kosinusfunktionen
Das Allgemeine Verfahren wird erklärt an einer Sinus- und einer Kosinusfunktion:
f : x 7→ −2,5 sin[2(x − π4 )] + 1
g : x 7→ −2,5 cos[2(x − π4 )] + 1
y
y0 + A
• Da im Beispiel a < 0 ist, werden die Graphen zusätz- 3
lich am Nullniveau gespiegelt.
2
• Zeichne die Graphen innerhalb des Rahmens und führe 1 y0
im Außenbereich fort.
x
− π2 π
2
π 3π
2
2π
−1
y0 − A
−2
π
4
π
4
+π
3 Exponentielles Wachstum und Logarithmen
3.1 Gegenüberstellung: Exponentielles und lineares Wachstum
Erhöht man x um 1, dann wird zum ak- Erhöht man x um 1, dann wird der aktu-
tuellen Bestand eine feste Konstante m elle Bestand mit dem Wachstums- oder
hinzu addiert. Zerfallsfaktor a > 0 multipliziert.
Die Zunahme ist unabhängig vom aktuel- Die Zunahme ist umso größer, je größer
len Bestand. der aktuelle Bestand ist.
• Falls m > 0 liegt Wachstum vor. • Falls a > 1 liegt Wachstum vor.
• Falls m < 0 liegt Zerfall vor. • Falls 0 < a < 1 liegt Zerfall vor.
x −1 0 1 2 x −1 0 1 2
y −1 1 3 5 y 0,5 1 2 4
y f (x) = y f (x) =
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
−2 −1 1 2 x −2 −1 1 2x
y = f (x) = t + m · x y = f (x) = b · ax
Beispiele:
Eine 4cm hohe Pflanze wächst pro Monat um Herr Huber hat 12 000 e auf dem Sparbuch.
1,5cm. Pro Jahr bekommt er 3% Zinsen.
a) Stellen Sie die Wachstumsfunktion auf. a) Stellen Sie die Wachstumsfunktion auf.
b) Berechnen Sie die Höhe der Pflanze b) Berechnen Sie den Kontostand nach 5
nach zwei Jahren. Jahren.
c) Berechnen Sie, nach welcher Zeit die c) Berechnen Sie, nach welcher Zeit Herr
Pflanze eine Höhe von 8cm erreicht hat. Huber 15 000 e auf dem Konto hat.
3.2 Die Exponentialfunktion
Definition: Exponentialfunktion
y
Unter einer Exponentialfunktion versteht man eine 16
Funktion der Form
14
f : x 7→ ax
mit a ∈ R \ {1}.
+
12
Eigenschaften:
10
• Df = R und Wf = R+
8
• Wegen f (0) = a0 = 1 verläuft Gf durch (0|1).
Beispiele
x
1. Den Graphen der Funktion g(x) = a1 erhält man durch Spiegelung der Exponential-
funktion f (x) = ax an der y-Achse, denn
1
x x
f (−x) = a−x = a−1 = = g(x)
a
2. Die Funktion g(x) = b · ax ergibt sich durch Streckung um den Faktor b in y-Richtung.
Der Graph verläuft jetzt nicht mehr durch (0|1), sondern durch (0|b).
3. Die Funktion g(x) = ax+1 ist eine um 1 Einheit nach links verschobene Exponentialfunk-
tion. Aus den Potenzgesetzen folgt:
ax+1 = ax · a1 = a · ax
,→ Die Verschiebung um 1 nach links und die Streckung um den Faktor a in y-Richtung
haben auf die Exponentialfunktion denselben Effekt.
3.3 Exponentialgleichung und Logarithmus
Bei einer Exponentialgleichung steht die gesuchte Variable im Exponenten. Die einfachste
Exponentialgleichung hat für a ∈ R+ \ {1} und b ∈ R+ die Form
ax = b.
Der Logarithmus von b zur Basis a (kurz: loga b) ist das Symbol für die Lösung dieser
Gleichung.
ax = b | loga ()
⇔ x = loga b
aloga x = x
loga (ax ) = x
Besondere Logarithmen:
Aufgabe
Bei der Altersbestimmung des Turiner Grabtuchs ver-
wendete man die Radiokarbon-Methode. Dazu wurde eine
Probe entnommen und chemisch untersucht.
Wenn der Stoff heute hergestellt worden wäre, dann müs-
ste die Probe 1 g des radioaktiven Kohlenstoffisotops C14
enthalten. Der Messwert ergab jedoch, dass die Probe nur
0,85 g enthält. C14 hat eine Halbwertszeit von 5370 Jah-
ren.
Berechnen Sie das Alter des Turiner Grabtuchs. Kann es tatsächlich zur Abdeckung des Leich-
nams Jesu verwendet worden sein?
3.4 Die Logarithmusgesetze
Die Logarithmusgesetze lauten:
Produktregel:
(1)
loga (x · y) = loga aloga (x) · aloga (y)
PG
= loga aloga (x)+loga (y)
(2)
= loga (x) + loga (y)
Quotientenregel:
(1)
loga x
y
= loga aloga (x) : aloga (y)
PG
= loga aloga (x)−loga (y)
(2)
= loga (x) − loga (y)
Potenzregel:
(1) y
loga (xy )) = loga aloga (x)
PG
= loga ay·loga (x)
(2)
= y · loga (x)
3.5 Die Substitutionsmethode
Manche Gleichungen lassen sich lösen, indem man einen in der Gleichung vorkommenden Term
durch eine neue Variable u ersetzt (substituiert).
Beispiel:
x4 − 5x2 − 36 = 0
Durch die besondere Struktur obiger Gleichung ist es sinnvoll, den Ausdruck x2 durch eine
neue Variable u zu substituieren. Hierdurch wird die Gleichung vierten Grades in x auf eine
quadratische Gleichung in u zurückgeführt:
x4 − 5x2 − 36 = 0
2
x2 − 5x2 − 36 = 0
u2 − 5u − 36 = 0
Diese quadratische Gleichung hat die Lösungen u1 = 9 und u2 = −4, wie man mit der Mitter-
nachtsformel oder dem Satz von Vieta leicht herausfindet.
Diese Ergebnisse muss man nun resubstituieren:
u1 = 9 u2 = −4
x2 = 9 x2 = −4 E
x1/2 = ±3
22x − 17 · 2x + 16 = 0
(2x )2 − 17 · 2x + 16 = 0
⇒ u2 − 17u + 16 = 0 mit 2x = u
Mitternachtsformel/Vieta ⇒ u1 = 1; u2 = 16
2x = u
⇒ x = log2 u
x1 = log2 u1 = log2 1 = 0 x2 = log2 u2 = log2 16 = 4
L = {0; 4}
4 Wahrscheinlichkeitsrechnung
4.1 Wiederholung
Definition: Fakultät
Die Fakultät einer natürlichen Zahl n wird mit n! abgekürzt und steht für das Produkt
aller natürlicher Zahlen von 1 bis n.
Geht das Produkt nicht bis 1 hinab, sondern bricht schon vorher ab, so kann man dies
ebenfalls mithilfe von Fakultäten notieren. Z.B.:
10 · 9 · 8 · 7 · 6 · 5 · ... · 1 10!
10 · 9 · 8 · 7 = =
6 · 5 · ... · 1 6!
Definition: Mengenoperationen
Die Vereinigung zweier Mengen A ∪ B umfasst alle Elemente, die nur in A, nur in B
oder in beiden Mengen enthalten sind („A oder B“, nicht exklusiv).
Die Schnittmenge A ∩ B enthält alle Elemente, die sowohl in A, als auch in B
enthalten sind („A und B“).
Das Komplement einer Menge A wird mit A bezeichnet (lies „A quer“). A enthält alle
Elemente, die nicht in A sind.
Die Mächtigkeit einer Menge A wird mit |A| abgekürzt und steht für die Anzahl ihrer
Elemente.
Das Zählprinzip
• Wenn aus den Mengen M1 , M2 , M3 , ... jeweils ein Element gezogen wird, dann
gibt es dafür |M1 | · |M2 | · |M3 | · ... Möglichkeiten.
Bsp.: 3 Hosen, 5 Pullis, 2 Mützen ⇒ 3 · 5 · 2 = 30 Outfits
Die Menge aller möglichen Ergebnisse eines Zufallsexperiments heißt die Ergebnis-
menge Ω. Bsp:
Jede Teilmenge der Ergebnismenge bezeichnet man als Ereignis (E ⊆ Ω). Bsp:
Das Gegenereignis E ist das Komplement der Menge E, also E = Ω \ E. Die Wahr-
scheinlichkeiten von E und E addieren sich zu 1. Folglich gilt:
P (E) = 1 − P (E)
Die Pfadregeln
1. Die Wahrscheinlichkeiten entlang eines Pfades werden miteinander multipli-
ziert.
2. Sind mehrere Pfade für ein Ereignis günstig, dann werden deren Wahrscheinlich-
keiten miteinander addiert.
Bei diesem Aufgabentyp gibt es immer vier Größen, die wichtig sind:
• Die Trefferwahrscheinlichkeit p.
• Eine obere oder untere Schranke für die Wahrscheinlichkeit P eines Ereignisses.
Um die ersten beiden Größen im Blick zu haben, wird die Wahrscheinlichkeit von E mit
Ppn (E) notiert, z.B. P0,1
20
(„mindestens ein Treffer“).
Die Aufgabenstellung besteht immer aus drei Satzbausteinen, welche meistens, aber nicht immer
in obiger Reihenfolge vorliegen. Aus dem Text muss herausgelesen werden, welche Größe gesucht
ist und welche Werte die anderen beiden haben. Analysieren wir die Beispielaufgabe:
1. Zeile: Hier wird die gesuchte Größe benannt. In diesem Fall die Anzahl der Versuche n.
Auch die Trefferwahrscheinlichkeit ist hier versteckt: Es wird gewürfelt, also p = 61 .
Schlüsselworte: „wie oft“, „wie groß/klein“.
2. Zeile: Hier steht eine Bedingung (Schranke) für die Wahrscheinlichkeit eines (noch nicht
benannten) Ereignisses.
Schlüsselworte: „um...“,„damit...“, „so dass...“
3. Zeile: Jetzt wird endlich das Ereignis benannt, dessen Wahrscheinlichkeit innerhalb der
Schranke liegen soll.
Es kann entweder die Anzahl der Versuche n oder die Trefferwahrscheinlichkeit p gesucht sein.
Die Lösungsverfahren unterscheiden sich jedoch erst am Ende beim Auflösen der Ungleichung.
5
n
P 1n („mindestens eine 3“) = 1 − P 1n („keine 3“) = 1 −
6 6 6
3. Bedingung für P 1n (E) formulieren und nach n auflösen:
6
17 ≤ n
4. Antwort: Wenn man mindestens 17 mal würfelt, dann wird man mit 95%-iger Wahrschein-
lichkeit mindestens eine 3 erhalten.
4. Antwort: Wenn die Trefferwahrscheinlichkeit mindestens 15% beträgt, dann trifft man von
10 Schüssen mit 80%-iger Wahrscheinlichkeit mindestens ein mal.
4.3 Die bedingte Wahrscheinlichkeit
Beispielshalber betrachten wir folgendes Experiment: Auf einer Party wird eine zufällig ausge-
wählte Person gefragt, ob sie eine Handtasche dabei hat (H). Auf den ersten Blick wird klar,
dass die Antwort mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit „ja“ lauten wird, wenn die befragte
Person weiblich ist (W ). Das Baumdiagramm dieses Zufallsexperiments könnte z.B. so aussehen:
Start
0,4 0,6
W W
0,65 0,35 0,01 0,99
H H H H
0,26 0,14 0,006 0,594
Die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses W : „Die befragte Person ist weiblich.“ kann man direkt
aus dem Baumdiagramm ablesen: P (W ) = 0,4
Das Ereignis W ∩ H : „Die befragte Person ist weiblich und hat eine Handtasche dabei.“ wird
durch den Pfad ganz links im Baumdiagramm beschrieben. Die Wahrscheinlichkeit beträgt
Die Wahrscheinlichkeit von H : „Die befragte Person trägt eine Handtasche.“ lässt sich nicht
unmittelbar ablesen. Da zwei Pfade für dieses Ereignis günstig sind, muss man deren Wahr-
scheinlichkeiten gemäß der Pfadregeln addieren:
Aber welche Bedeutung haben die Wahrscheinlichkeiten 0,65, 0,35, 0,01 und 0,99?
0,65 ist die Wahrscheinlichkeit, dass die befragte Person eine Handtasche dabei hat, unter der
Voraussetzung, dass die Person weiblich ist. Es handelt sich hierbei um die bedingte
Wahrscheinlichkeit PW (H).
A A A A
B |A ∩ B| |A ∩ B| |B| B P (A ∩ B) P (A ∩ B) P (B)
B |A ∩ B| |A ∩ B| |B| B P (A ∩ B) P (A ∩ B) P (B)
• Die Summer zweier nebeneinander liegender Randfelder ergibt immer die Anzahl
der untersuchten Personen (|Ω|) bzw. 100% = 1.
In 4.3 haben wir gesehen, dass man aus den Daten des Baumdiagramms die Wahrscheinlichkei-
ten der Schnittmengen berechnen kann: P (A ∩ B) = P (A) · PA (B) (erste Pfadregel).
Ebenso kann man aus den Daten der Vierfeldertafel die bedingten Wahrscheinlichkeiten be-
rechnen. Falls die relativen Häufigkeiten gegeben sind, müssen wir nur ein Mittelfeld durch ein
passendes Randfeld dividieren und erhalten eine bedingte Wahrscheinlichkeit:
P (A ∩ B)
PA (B) =
P (A)
Falls die absoluten Häufigkeiten gegeben sind muss man genauso vorgehen. Es gilt
|A∩B|
P (A ∩ B) |Ω| |A ∩ B| |Ω| |A ∩ B|
PA (B) = = = · =
P (A) |A|
|Ω|
|Ω| |A| |A|
• P (A ∩ B) gibt den Anteil aller Personen an, die sowohl die Eigenschaft A als auch die
Eigenschaft B aufweisen. Also P (A ∩ B) = |A∩B|
|Ω|
• Bei PA (B) bezieht man sich nicht auf alle Personen, sondern nur auf diejenigen, die bereits
die Eigenschaft A aufweisen, also PA (B) = |A∩B|
|A|
.
4.3.2 Rechnen mit bedingten Wahrscheinlichkeiten
Im Einführungsbeispiel (4.3) galt folgendes: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein beliebig ausge-
wählter weiblicher Partygast eine Handtasche dabei hat, ist 0,65, also PW (H) = 0,65.
Wir wählen nun einen beliebigen Partygast mit Handtasche aus. Mit welcher Wahrscheinlichkeit
ist der gewählte Gast dann weiblich? Gesucht ist die Wahrscheinlichkeit PH (W ). Im Vergleich
zum bekannten Wert PW (H) sind die Bedingung und das Ereignis hier vertauscht.
Zunächst können wir mit der Definition der bedingten Wahrscheinlichkeit ansetzen:
P (W ∩ H)
PH (W ) =
P (H)
Dann machen wir uns zu nutze, dass wir die Wahrscheinlichkeit der Schnittmenge H ∩ W auch
über die bekannte Wahrscheinlichkeit PW (H) ausdrücken können:
P (H ∩ W ) = P (W ∩ H) = P (W ) · PW (H)
Setzt man nun die zweite in die erste Gleichung ein, so erhält man einen Ausdruck für PH (W ):
P (W ∩ H) P (W ) · PW (H)
PH (W ) = =
P (H) P (H)
P (B)
PA (B) = · PB (A)
P (A)
Die Umkehrungen PA (B) und PB (A) sind also nur dann gleich, wenn P (A) = P (B) gilt.
Nun sehen wir uns an, welcher Zusammenhang zwischen PB (A) und PB (A) besteht. Bei Be-
trachtung des Baumdiagramms in 4.3 erkennt man, dass beide Wahrscheinlichkeiten vom Kno-
tenpunkt B ausgehen. Es können auch keine weiteren Äste von dort ausgehen, da A und A
komplementär sind: Alle Ergebnisse, die nicht für A günstig sind, sind automatisch für A gün-
stig. Es gibt nichts, was weder für A, noch für A günstig wäre.
Die Summe beider Wahrscheinlichkeiten muss daher gleich eins sein.
Im Baumdiagramm gehen die beiden Wahrscheinlichkeiten PB (A) und PB (A) vom Kno-
tenpunkt B aus. Sie sind komplementär und ihre Summe ist gleich 1.
PB (A) + PB (A) = 1
Für die Wahrscheinlichkeiten PB (A) und PB (A) gilt dieser Zusammenhang nicht! Im Baum-
diagramm erkennt man, dass die beiden Wahrscheinlichkeiten nichts miteinander zu tun haben.
Sie gehen insbesondere nicht von demselben Knoten aus.
Hiermit kann man die erste Regel der Vierfeldertafel beweisen:
h i
P (A ∩ B) + P (A ∩ B) = P (A) · PA (B) + P (A) · PA (B) = P (A) · PA (B) + PA (B) = P (A)
| {z }
1
5 Ganzrationale Funktionen
5.1 Potenzfunktionen mit natürlichen Exponenten
f : f (x) = a · xn mit Df = R
Potenzfunktion n-ten Grades. Für n = 1 ergibt sich eine Lineare Funktion und für n = 2
eine Parabel.
• Wegen f (0) = 0 und f (1) = a verläuft Gf durch den Ursprung und den Punkt (1 | a).
• Je größer n ist, desto abgeplatteter ist Gf in der Nähe des Ursprungs und desto steiler ist
Gf für betragsmäßig große x.
gerade n ungerade n
y y
4 4
x2 x1
3 3
x4 x3
2 2
x6 x5
1 1
−4 −3 −2 −1 1 2 x −4 −3 −2 −1 1 2 x
−1 −1
−2 −2
−3 −3
−4 −4
5.2 Polynome und Polynomdivision
i=0
Polynome kann man schriftlich Dividieren. Dabei geht man genau so vor wie bei der Division
natürlicher Zahlen. Wenn die Division zweier Polynome aufgeht, dann ist das Ergebnis wieder
ein Polynom. Wenn Sie nicht aufgeht, dann kommt ein Polynom plus ein Restterm heraus.
Beispiele:
• Brich ab, wenn der Grad des Rests kleiner als der Grad des Divisors ist.
Man kann jede Gleichung so umstellen, dass auf einer Seite Null steht. Wenn man es jetzt noch
schafft, die andere Seite zu faktorisieren, dann kann man die Lösungen direkt ablesen, denn:
Beispiele:
a) Geben Sie die Nullstellen von f (x) = 3x(x + 1)(x2 − 4) an.
Da der Term dankenswerter Weise bereits faktorisiert ist, können wir obige Regel anwen-
den. Der erste Faktor 3x hat die Nullstelle 0. Der zweite Faktor (x + 1) hat die Nullstelle
−1. Der dritte Faktor hat zwei Nullstellen, nämlich ±2. Die Nullstellen von f (x) sind
daher {−2; −1; 0; 2}.
b) Geben Sie eine Gleichung vierten Grades mit der Lösungsmenge L = {±3} an.
Die Gleichung (x − 3)(x + 3) = 0 hat die gewünschten Lösungen. Allerdings ist sie nicht
vom Grad 4, da (x − 3)(x + 3) = x2 − 9 nur vom Grad 2 ist. Wir müssen daher noch einen
weiteren Faktor vom Grad 2 hinzufügen. Dieser zusätzliche Faktor darf aber keine weitere
Nullstelle haben, da diese sonst auch noch zur Lösungsmenge hinzukäme. Ein Faktor vom
Grad zwei ohne Nullstelle ist zum Beispiel (x2 + 1). Eine möglich Antwort wäre daher
(x − 3)(x + 3)(x2 + 1) = 0.
Bemerkung: Es wäre auch möglich, die weiteren Faktoren so zu wählen, dass sie ebenfalls
nur die Nullstellen ±3 haben. Die Lösungsmenge würde sich hierdurch nicht verändern.
Z.B.
Definition: Linearfaktor
Ein Linearfaktor ist ein Faktor, in dem die Variable nur linear vorkommt. Ein Linearfaktor
ist also ein Polynom vom Grad 1, z.B. (x − 1), (3x − 2), (4 − x).
p(x) = (x − x0 ) · r(x)
Der Grad des Restpolynoms ist immer um eins kleiner als der Grad von p(x). Man erhält
r(x), indem man p(x) durch (x − x0 ) dividiert:
r(x) = p(x) : (x − x0 )
Das Ziel ist es, das Polynom so weit zu zerlegen, dass nur noch Linearfaktoren und solche
Faktoren vorkommen, die nicht weiter zerlegt werden können, weil sie keine Nullstellen besitzen.
Den Grad eines Polynoms kann man auch in der (vollständig) faktorisierten Form able-
sen. Der Grad des Polynoms ist die Summe der Gradzahlen aller auftretenden Faktoren.
Wenn einzelne Faktoren mehrfach auftreten, dann müssen die entsprechenden Potenzen
berücksichtigt werden. [Im Beispiel: Grad(f ) = 1 + 1 · 3 + 2 = 6]
Ein Polynom vom Grad n kann deswegen höchstens n Linearfaktoren enthalten und
höchstens n Nullstellen besitzen.
Beispiel:
Gesucht ist die vollständig faktorisierte Form und alle Nullstellen des Polynoms
p hat eine Nullstelle bei x0 = −1. Dies prüft man leicht nach, denn
Aufgrund dieser Tatsache wissen wir, dass wir p(x) als Produkt schreiben können und einer der
Faktoren ist (x − x0 ) = (x + 1). Den zweiten Faktor kennen wir noch nicht. Daher nennen wir
ihn r(x).
p(x) = (x + 1) · r(x)
Bisher wissen wir nur, dass r(x) den Grad 3 − 1 = 2 haben muss. Dieser Faktor enthält aber
alle weiteren Nullstellen von p(x). Deshalb müssen wir ihn genauer untersuchen. Aus obigem
Zusammenhang folgt, dass wir r(x) aus der Umkehraufgabe bekommen:
p(x) = (x + 1) · r(x) | : (x + 1)
⇒ r(x) = p(x) : (x + 1)
Mithilfe der Polynomdivision kann man diesen Quotienten berechnen (nicht vorgeführt):
Der zweite Faktor (x2 −25) ist kein Linearfaktor, lässt sich aber mithilfe der dritten binomischen
Formel in solche zerlegen: (x2 − 25) = (x + 5)(x − 5). Die vollständig faktorisierte Form von
p(x) lautet somit
Aus dieser Form können wir die Nullstellen direkt ablesen: x1 = −1, x2 = −5, x3 = 5. Hiervon
kann man sich durch Einsetzen der Zahlen in den ursprünglichen Term p(x) leicht überzeugen.
Die Vielfachheit einer Nullstelle hat großen Einfluss auf den Verlauf des Graphen in der Umge-
bung der Nullstelle:
Satz: Graphische Bedeutung der Vielfachheit einer Nullstelle
Umso größer die Vielfachheit einer Nullstelle ist, desto mehr schmiegt sich der Graph in
der Umgebung der Nullstelle an die x-Achse an.
Wenn die Vielfachheit der Nullstelle gerade ist, dann berührt der Graph die x-Achse. f (x)
wechselt dabei nicht das Vorzeichen.
Wenn die Vielfachheit der Nullstelle ungerade ist, dann schneidet der Graph die x-Achse.
f (x) wechselt somit das Vorzeichen von Minus nach Plus oder umgekehrt.
k gerade: k ungerade:
Nullstelle ohne Vorzeichenwechsel Nullstelle mit Vorzeichenwechsel
Gf berührt die x-Achse Gf schneidet die x-Achse
y y
4 4
(x − 2)1
3 3
(x − 2)3
2 2
(x − 2)5
1 1
f (x) > 0 f (x) > 0 f (x) > 0
−1 1 2 3 4 5 x −1 1 2 3 4 5 x
kein Vorzeichenwechsel
−1 −1
(x − 2)2 Vorzeichenwechsel
f (x) < 0
−2 −2
(x − 2) 4
−3 −3
(x − 2)6
−4 −4
Beispiel:
Das Polynom f (x) = 0,02x2 (x − 4)3 (x + 2) ist vom Grad 2 + 3 + 1 = 6. Es hat
• eine einfache Nullstelle mit Vorzeichenwechsel bei x1 = −2
• eine doppelte Nullstelle ohne Vorzeichenwechsel bei x2 = 0
• eine dreifache Nullstelle mit Vorzeichenwechsel bei x3 = 4
y
2 doppelte NSt.
ohne VZW
1 −→−
−5 −4 −3 −2 −1 1 2 3 4 5 6 7 x
1
−x x
−4 −3 −2 −1 1 2 3 4x
−1
f (−x) = f (x)
−2
1 f (−x) = −f (x)
x
−4 −3−x−2 −1 1 2 3 4x
−1
f (x)
Verfahren: Ermitteln der Symmetrieeigenschaft einer Funktion
Um zu prüfen, ob eine gegebene Funktion achsensymmetrisch zur y-Achse, punktsymme-
trisch zum Ursprung oder keines von beidem ist, gehe wie folgt vor:
Bemerkung: Durch dieses Verfahren wird nicht geprüft, ob eine Symmetrie zu einer
anderen Geraden oder einem anderen Punkt vorliegt. Deshalb ist der unnötig erscheinende
Zusatz „zur y-Achse“ bzw. „zum Ursprung“ vor allem im Fall c) wichtig!
Beispiele:
a) f (x) = 3x4 − x2 + 1
f (−x) = 3(−x)4 − (−x)2 + 1 = 3x4 − x2 + 1 = f (x)
⇒ Gf ist achsensymmetrisch zur y-Achse.
b) f (x) = (x − 1)2 (x + 1)
f (x)
f (−x) = (−x − 1)2 (−x + 1) = [−(x + 1)]2 [−(x − 1)] = −(x + 1)2 (x − 1) 6=
−f (x)
⇒ Gf ist weder achsensymmetrisch zur y-Achse noch punktsymmetrisch zum Ursprung.
lim f (x)
x→∞
„Limes x gegen unendlich von f (x)“
2. Ermittle die Grenzwerte der auftretenden Terme und multipliziere den Grenzwert
der Klammer mit dem Grenzwert der ausgeklammerten Potenz.
→0 →0 →0
z}|{ z}|{ z}|{
5 1 3
lim f (x) = x→∞
lim |{z}
x5 3
−2 + 5
+ 4
= −∞
x→∞
→∞ |
x {z
x x }
→−2
→0 →0 →0
z}|{ z}|{ z}|{
5 1 3
lim f (x) = x→∞
lim |{z}
x5 3
−2 + 5 + 4 = +∞
x→−∞
→−∞ |
x {z
x x }
→−2
Die Klammer wird dabei immer gegen eine positive oder negative reelle Zahl streben
und die Potenz vor der Klammer entweder gegen +∞ oder gegen −∞. Die möglichen
Ergebnisse von limx→±∞ f (x) beschränken sich somit auf +∞ oder −∞.
Anhand der Beispiele wird folgendes klar: Wenn die ganzrationale Funktion vom Grad n ist,
also f (x) = an xn + an−1 xn−1 + ... + a2 x2 + a1 x + a0 , dann klammern wir xn aus. In der Klammer
stehen folglich eine Konstante (an ) und lauter Quotienten mit einer Potenz von x im Nenner.
an−1 a2 a1 a0
f (x) = x n
an + + ... + n−2 + n−1 + n
x x x x
Die Konstante in der Klammer ist immer der Vorfaktor vor der höchsten Potenz in f (x), also
an . Die Quotienten streben für betragsmäßig große x gegen Null, weshalb die gesamte Klammer
immer gegen an strebt. Das Verhalten im Unendlichen hängt somit nur vom Vorzeichen von an
und davon ab, ob n gerade oder ungerade ist:
Im Fall x → ∞ strebt die Potenz vor der Klammer immer gegen plus unendlich. Das Gesam-
tergebnis ist daher +∞ oder −∞, je nach Vorzeichen von an . Gleiches gilt für gerade n und
x → −∞.
Nur im Fall x → −∞ bei ungeradem n muss man aufpassen, denn dann strebt xn gegen minus
unendlich. Das Gesamtergebnis hat somit das umgekehrte Vorzeichen von an . Dieser Fall ist in
der letzten Zeile folgender Tabelle zu finden.
an > 0 an < 0
limx→∞ f (x) = ∞ limx→∞ f (x) = −∞
n gerade Vorzeichen von an
limx→−∞ f (x) = ∞ limx→−∞ f (x) = −∞
ausschlaggebend
limx→∞ f (x) = ∞ limx→∞ f (x) = −∞
n ungerade
limx→−∞ f (x) = −∞ limx→−∞ f (x) = ∞ umgekehrtes VZ von an
f (x) = p(x)
q(x)
mit Polynomen p(x) und q(x) und Grad q ≥ 1
Bemerkung: Eine gebrochen rationale Funktion muss nicht immer in der Form p(x) q(x)
vorliegen.
Beispielsweise ist die Funktion g : x 7→ x+1− x−4 ebenfalls gebrochen rational. Durch Erweitern
2x−3
Df = {x ∈ R | p(x) = 0} ∩ Df
= {x ∈ R | p(x) = 0} \ {x ∈ R | q(x) = 0}
= „Nullstellen des Zählers ohne die Nullstellen des Nenners“
5 2x − 3
f (x) = x + 1 + −
x x−4
(x + 1)(x − 4)x 5(x − 4) (2x − 3)x
= + − Klammernsetzung beachten!
x(x − 4) x(x − 4) x(x − 4)
(x + 1)(x − 4)x + 5(x − 4) − (2x − 3)x
=
x(x − 4)
x3 − 5x2 + 4x − 20
= NSt. x = 5 des Zählers erraten und PD
x(x − 4)
(x − 5)(x2 + 4)
=
x(x − 4)
x2 + 6x + 8 (x + 2)(x + 4) x+2
f (x) = = =
3x2 + 12x 3x(x + 4) 3x
In diesem Fall ist x = −4 trotzdem eine Definitionslücke, da man für diese den ursprünglichen,
ungekürzten Term betrachten muss. x = −4 ist folglich keine Nullstelle, obwohl der Zähler dort
Null ergeben würde. Weil man in den gekürzten Term ohne Probleme x = −4 einsetzen könnte,
nennt man die Definitionslücke hebbar. Die Lücke wird „behoben“, indem man f an der Stelle
x = −4 den Wert 3·(−4)
−4+2
= 16 zuordnet.
Zu beachten ist jedoch, dass die gemeinsame Nullstelle im Zähler und Nenner jeweils unter-
schiedliche Vielfachheiten haben kann – das heißt, dass der entsprechende Linearfaktor un-
terschiedlich oft bzw. in unterschiedlicher Potenz vorkommt. Falls die Vielfachheit im Nenner
größer ist, bleibt der Faktor auch nach dem Kürzen im Nenner erhalten. In diesem Fall ist die
entsprechende Definitionslücke nicht hebbar.
1. Klammere die höchste vorkommende Potenz von x im Zahler und im Nenner aus.
2 − 3x2 x3 ( x23 − x3 )
f (x) = =
x3 + 1 x3 (1 + x13 )
2. Kürze die ausgeklammerte Potenz und ermittle die Grenzwerte der auftretenden
Terme. Bilde anschließend den Quotienten.
→0 →0
z}|{ z}|{
− x3 0 2
lim f (x) = x→∞
lim = =0 x3
x→∞ 1 + x3
1
1
|{z}
→0
In diesem Beispiel ist limx→−∞ f (x) ebenfalls Null, weil die einzelnen Quotienten auch für
x → −∞ gegen Null streben. Man hätte also gleich limx→±∞ f (x) = 0 schreiben können.
Im Allgemeinen können sich aber unterschiedliche Werte für x → ±∞ ergeben, sodass
man beide Fälle separat prüfen muss.
4 Gf
1 g
−6 −5 −4 −3 −2 −1 1 2 3 4 5 6 x
−1
−2
−3
−4
4
Gf
3
2 g
−6 −5 −4 −3 −2 −1 1 2 3 4 5 6 x
−1
−2
−3
−4
Der Funktionsterm einer gebrochen rationalen Funktion mit schräger Asymptote lässt
sich immer als Summe eines linearen Terms (Gerade) und eines gebrochen rationalen
Terms darstellen, wobei der gebrochen rationale Term für betragsmäßig große x gegen
Null strebt. Beispiel:
2
f (x) = 0,5x + 1 +
| {z } x+1
schräge Asymptote | {z }
Abstand zur Asymptote
→0 für x→±∞
Oft ist der Funktionsterm nicht in obiger Form gegeben, sondern als Quotient f (x) = p(x)
q(x)
. In
diesem Fall muss man die Polynomdivision ausführen, um die Gleichung der schrägen Asymptote
zu erhalten.
Die Gleichung der schrägen Asymptote ermittelt man mithilfe der Polynomdivision.
Beispiel:
2x2 + x − 3
f (x) =
x−2
= (2x2 + x − 3) : (x − 2)
PD 9
= 2x −3 −
| {z } x−2
Asymptote
| {z }
→0
p(x)
f (x) =
q(x)
• Definitionsmenge
• Nullstellen
• Senkrechte Asymptoten
Parallelen zur y-Achse (x =konst.) bei den (nicht hebbaren) Definitionslücken.
• Waagerechte Asymptote (Z ≤ N )
Parallele zur x-Achse, an die sich Gf im Unendlichen annähert. Die Lage ergibt sich
aus dem Grenzwert: Wenn limx→∞ f (x) = a < ∞, dann ist die Asymptote y = a.
• Schräge Asymptote (Z = N + 1)
f strebt betragsmäßig gegen unendlich und verhält sich dabei annähernd wie eine
Gerade. Ermittlung der Asymptote durch Polynomdivision;
2x2 + x − 3 PD 9
f (x) = = 2x − 3 −
x−2 | {z } x−2
schräge Asymptote | {z }
Abstand zur Asymptote
→0 für x→±∞