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Mathematik 2

Realgymnasium Meran

Version vom 2. September 2022


Inhaltsverzeichnis

I. Angaben 5
1. Lineare Gleichungssysteme 7
1.1. Lineare Gleichung mit zwei Variablen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.2. Beispiele und Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.3. Graphisches Lösungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.4. Rechnerische Lösungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1.5. Textaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
1.6. 3x3 Gleichungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.7. Übungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

2. Die reellen Zahlen 33


2.1. Die irrationalen Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
2.2. Darstellung einer irrationalen Zahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
2.3. Rechnen mit Wurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
2.4. Wiederholung - Übungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.5. Wurzelgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
2.6. Die n-te Wurzel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
2.7. Rechnen mit Potenzen - Wiederholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
2.8. Rechnen mit (höheren) Wurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

3. Die quadratische Gleichung 55


3.1. Einfache quadratische Gleichungen (Sonderfälle) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
3.2. Die allgemeine quadratische Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
3.3. Satz von Vieta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
3.4. Biquadratische Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
3.5. Quadratische Gleichungen mit Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
3.6. Quadratische Ungleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
3.7. Wurzelgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

4. Die quadratische Funktion 73


4.1. Definition und Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
4.2. Die Nullstellen der quadratischen Funktion - die quadratische Gleichung . . . . . . . . . . . . 77
4.3. Der Scheitel der Parabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
4.4. Schnittpunkte von Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
4.5. Die quadratische Interpolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
4.6. Extremwertaufgaben mit Parabeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
4.7. Parameteraufgaben mit Parabeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

5. Geometrie 2 91
5.1. Der Kreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
5.2. Ähnlichkeit und Strahlensätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
5.3. Aufgaben zur Ähnlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
5.4. Satzgruppe des Pythagoras . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
5.5. Ähnlichkeit am Kreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
5.6. Regelmäßige Vielecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

6. Beschreibende Statistik 115


6.1. Allgemeines zur beschreibenden Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
6.2. Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
6.3. Häufigkeiten und ihre Darstellungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
Inhaltsverzeichnis

6.4. Graphische Darstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123


6.5. Statistische Maßzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

7. Wahrscheinlichkeitsrechnung 135
7.1. Zufallsexperimente, Ergebnis, Ergebnismenge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
7.2. Der Begriff der Wahrscheinlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138

8. Stereometrie 149
8.1. Gerade Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
8.2. Schiefe Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
8.3. Spitze Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
8.4. Stumpfe Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
8.5. Polyeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
8.6. Drehkörper - Rotationskörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
8.7. Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
8.8. Übungen - einige Maturaaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172

II. Lösungen 173


9. Lösungen zu linearen Gleichungssystemen 175

10.Lösungen zu den reellen Zahlen 183

11.Lösungen zur quadratischen Gleichung 193

12.Lösungen zur quadratischen Funktion 201

13.Lösungen zu Geometrie 2 211

14.Lösungen zur Beschreibenden Statistik 229

15.Lösungen zur Wahrscheinlichkeitsrechnung 233

16.Lösungen zur Stereometrie 237

4
Teil I.

Angaben
1. Lineare Gleichungssysteme

1.1. Lineare Gleichung mit zwei Variablen

Beispiel 1. Eine Rechteck mit den Seitenlängen x und y hat den Umfang u = 60 cm. Was kann man über
die Seitenlängen aussagen?

Für den Umfang gilt:


u = 2x + 2y
Löst man diese Gleichung nach y auf, erhält man:

2x + 2y = 60
x + y = 30
y = 30 − x

f
30
Jeder Wert zwischen 0 und 30 kann hier für
(5, 25)
x eingesetzt werden. Wir erhalten also keine 25 b

eindeutige Lösung, sondern immer nur Zahlen- (10, 20)


b
paare. Ist zB x = 10, dann muss automatisch 20
y = 20 sein. Man schreibt dieses Zahlenpaar (15, 15)
15 b
auch so an: (17, 13)
b
(10,20)
10
Man kann die Gleichung y = 30 − x auch als (25,5)
5 b
Funktion betrachten und grafisch darstellen.
Alle Punkte (Zahlenpaare), die auf dem Gra-
0
phen liegen, sind mögliche Lösungen der Glei- −10 −5 0 5 10 15 20 25 30 35
chung. −5

Definition 1. Eine Gleichung der Form ax + by = c bzw. y = − ab x + c


b mit den Konstanten a,b,c und den
Variablen x,y nennt man lineare Gleichung mit zwei Variablen.

1.2. Beispiele und Definition

Beispiel 2. Wir erweitern das vorige Beispiel (ein Rechteck hat einen Umfang von u = 60 cm) um eine
weitere Information: Eine Rechtecktseite ist um 4 cm kürzer als die andere. Wie lang sind die Seiten?

Wenn x die längere und y die kürzere Seite ist, dann gelten folgende Gleichungen:
y = −x + 30
y =x−4
1. Lineare Gleichungssysteme

Wir betrachten eine Auswahl der Zahlenpaare, die Lösungen der beiden Gleichungen sein können:

x 5 10 17 20 29
1. Gleichung: y = −x + 30
y 25 20 13 10 1

x 10 14 17 20 25
2. Gleichung: y =x−4
y 6 10 13 16 21

Beide Gleichungen haben unendlich viele Lösungen. Das Zahlenpaar (17,13) erfüllt als einziges beiden
Lösungen. Dies ist also unsere gesuchte Lösung. Man schreibt

L = {(17,13)} oder x = 17 und y = 13

f g
30

25

20

Zeichnet man die Graphen der beiden Glei- 15


chungen (bzw. Funktionen), entspricht die b (17, 13)
Lösung dem Schnittpunkt der beiden Gera- 10
den:
5

0
−10 −5 0 5 10 15 20 25 30 35
−5

Beispiel 3. 1. Biggi und Toni besuchen einen Eissalon und erhalten folgende Rechnung; Biggi bezahlt
5,80 e für ein Eis und zwei Cola. Toni hingegen bezahlt für zwei Eis und eine Cola 5,00 e. Wie viel
kostet ein Eis und wie viel eine Cola?

(
1e + 2c = 5,80
2e + 1c = 5
(Lösung:a = 1,40, b = 2,20.)

2. Für eine ausgewogene Ernährung braucht ein Mensch unter anderem täglich eine gewisse Anzahl an
Ballaststoffen und Vitamin C.
Man kann diesen Bedarf beispielsweise durch
Ballaststoffe Vitamin C
Karotten und Äpfel decken. Die exakten An-
1 g Karotten 0,03g 0,0714mg
gaben sind in der Tabelle zusammengestellt.
1 g Äpfel 0,023g 0,10 mg
Wie viele Karotten und wie viele Äpfel sind
tägl. Bedarf 25g 75mg
nötig, um den täglichen Bedarf zu decken?

8
1.3. Graphisches Lösungsverfahren

Definition 2. Unter einem linearen Gleichungssystem verstehen wir eine Aufgabe, in welcher 2 oder
mehrere lineare Gleichungen gleichzeitig erfüllt sein sollen.

Ein lineares Gleichungssystem mit 2 Gleichungen und 2 Unbekannten (hier: x und y) hat folgende Form:

(
a1 x + b1 y = c1
a2 x + b2 y = c2

Bemerkung. 1. Lineare Gleichungssysteme müssen nicht aus 2 Gleichungen mit 2 Unbekannten beste-
hen; wir werden auch Fälle von 3 Gleichungen in 3 Unbekannten kennenlernen. Ein Bauingenieur muss
sich z.B. bei statischen Berechnungen mit Gleichungssystemen mit über 100 Unbekannten herumschla-
gen, welche dann aber mit dem Computer gelöst werden.

2. Im Folgenden geht es um die Frage, wie man die Lösungen eines Gleichungssystems erhalten kann.

Aufgabe 1. 1. Frau Strebi bezahlt für 3 kg Äpfel und 5 kg Birnen 8,50 e. Ihre Nachbarin kauft beim
gleichen Händler 4 kg Äpfel und 2 kg Birnen für 5,50 e.

(a) Erstelle das Gleichungssystem

(b) Welches der folgenden beiden Zahlenpaare ist eine Lösung des Gleichungssystems?

i. (2|2,2)

ii. (0,75|1,25)

2. Ermittle die Lösung(en) der folgenden, besonders einfachen Gleichungssysteme:


 
x = 2 x+y = 7
a) b)
y = 3 2x = 8

1.3. Graphisches Lösungsverfahren

Haben wir jetzt ein lineares Gleichungssystem, welches aus 2 Gleichungen in 2 Unbekannten besteht, gegeben,
so können wir die zwei Gleichungen als Funktionen auffassen und erhalten im Koordinatensystem die Bilder
von 2 Geraden.

Die Lösungsmenge des Gleichungssystems besteht nun aus diesen Zahlenpaaren, welche die erste und gleich-
zeitig auch die zweite Gleichung erfüllen, also die Zahlenpaare, welche auf beiden Geraden gleichzeitig lie-
gen.

Geometrisch sind nun 3 Fälle zu unterscheiden:

9
1. Lineare Gleichungssysteme

4 −2x + y = 4 4 4
3x + y = −2
3 3 3

b
S 2 2 2
x+y =2 4x + 2y = 2
1 1 1 2x + y = 1
x + y = −1

−3 −2 −1 0 1 2 3 −3 −2 −1 0 1 2 3 −3 −2 −1 0 1 2 3

Merke. Falls das Gleichungssystem eindeutig lösbar ist, erhalten wir die Lösung als Schnittpunkt der 2
Geraden!


4x + 3y = 17
Beispiel 4. Normalfall“: Löse das Gleichungssystem graphisch.
” −6x + 8y = 12

Beispiel 5. Graphische Lösung des Kneipenbeispieles:

Aus dem ersten Bild folgt die erste Gleichung:

I : x + 2 · y = 12

wobei x der Preis für ein Bier und y der Preis


für eine Tüte Erdnüsse ist.

Aus dem zweiten Bild folgt die zweite Glei-


chung:
II : 6 · x + 7 · y = 52,5

Um den Wert von x und y zu bestimmen formen wir beide linearen Gleichungen zu linearen Funktionen
um.
12 x 1
I: x + 2 · y = 12 −→ y = − −→ y = − · x + 6
2 2 2
52,5 6 · x 6
II : 6 · x + 7 · y = 52,5 −→ y = − −→ y = − · x + 7,5
7 7 7
Nun zeichnen wir die beiden Funktionen in ein Koordinatensystem und bestimmen den Schnittpunkt. Der
Schnittpunkt erfüllt beide Gleichungen und entspricht somit der gesuchten Lösung.

10
1.3. Graphisches Lösungsverfahren

y
Steigungsdreieck für: I : y = − 12 · x + 6
8 3,5
Daraus folgen der y-Achsenabschnitt
7
d=6
2
6 -3
und der Steigungsfaktor: -1
5
−1
k= 4 S(4,2; 3,9)
2
Das bedeutet vom Punkt (0; 6) muss man 2 3
nach rechts und −1 nach unten gehen.
2
Steigungsdreieck für: II : y = − 67 x + 7,5 1
Daraus folgen der y-Achsenabschnitt
0
x
d = 7,5 −1 0 1 2 3 4 5 6 7
−1

und der Steigungsfaktor:


6 −3
k=− =
7 3,5

Das bedeutet vom Punkt (0; 7,5) muss man 3,5 nach rechts und −3 nach unten gehen.

Der Schnittpunkt befindet sich bei S(4,2; 3,9).

1.3.1. Lösungsfälle eines linearen 2 × 2 Gleichungssystems

Wir betrachten folgende drei 2 × 2 Gleichungssysteme:

10
(a) 8
6
2x − y = 2 4
x+y =4 2 b (2, 2)

0
Die beiden Geraden schneiden einander, dh es gibt eine −8 −6 −4 −2
−2 0 2 4 6 8 10 12
eindeutige Lösung: L = {(2,2)} −4
−6

11
1. Lineare Gleichungssysteme

(b) 10
8
2x − y = 2 6
4
1
x− y =0 2
2 0
−8 −6 −4 −2
−2 0 2 4 6 8 10 12
Die beiden Geraden sind parallel, haben also keinen Punkt
gemeinsam, daher gibt es keine Lösung: L = {} −4
−6

(c) 10
8
2x − y = 2 6
1 4
x− y =1
2 2
0
Die beiden Geraden fallen zusammen (sie sind identisch), −8 −6 −4 −2
−2 0 2 4 6 8 10 12
sie haben unendlich viele Schnittpunkte und es gibt daher −4
unendlich viele Lösungen. −6

Merke. Eine lineares 2 × 2 Gleichungssystem hat entweder

• genau eine Lösung oder

• keine Lösung oder

• unendlich viele Lösungen.

Aufgabe 2. 1. Löse die folgenden Gleichungssysteme auf graphischem Wege. Mache jedes Mal die Probe:
 
3x + y = −2 2x − 6y = −3
a) b)
x + 2y = 3 3x + 4y = 15

2. Bei den wenigsten Systemen wird es möglich sein, die Lösung auf graphischem Wege exakt zu erhalten,
weil die gesuchten Zahlen in der Regel weder ganz noch einfache Brüche sind. Das folgende System ist
von der erwähnten Art. Bestimme die Lösung graphisch so genau wie möglich und mache die Probe:


2x + 3y = 6
−x + 2y = 2

3. Die Lösung des Systems x = 3 und y = 2 kann zwar unmittelbar abgelesen werden. Trotzdem ist es
von Interesse, diese Lösung graphisch als Schnittpunkt zweier Geraden zu interpretieren. Zeichne diese
Geraden.

4. Ob ein Gleichungssystem mit zwei Gleichungen und zwei Variablen genau eine Lösung hat, kann man
ganz einfach anhand der Steigungen der den Gleichungen entsprechenden Geraden nachprüfen: Die
Steigungen müssen . . . sein.

1.4. Rechnerische Lösungsverfahren

Die Schwächen der graphischen Lösungsmethode liegen auf der Hand: nur selten erhalten wir eine exakte
Lösung, meistens handelt es sich um Näherungswerte. Um die Lösungen exakt zu bestimmen, benötigen wir
also andere Methoden:

12
1.4. Rechnerische Lösungsverfahren

1. Das Gleichsetzungsverfahren 3. Das Additionsverfahren

2. Das Einsetzungsverfahren 4. Das Determinantenverfahren

1.4.1. Das Gleichsetzungsverfahren

Beispiel 6. Beim Gleichsetzungsverfahren drückt man in beiden Gleichungen die selbe Variable aus und
setzt diese gleich:

3x − 2y = 5 (I)
2x + 5y = 16 (II)

5 + 2y
x= (I)
3
16 − 5y
x= (II)
2

x=x
5 + 2y 16 − 5y
⇒ =
3 2
10 + 4y = 48 − 15y
19y = 38
y=2

Setzen wir y = 2 entweder in (I) oder (II) ein, erhalten wir x:


5+2·2
x=
3
x=3

Wieder ist die Lösungsmenge L = {(3,2)}

Beispiel 7. Veranschaulichung an Hand eines Beispiels:

Merke. Gleichsetzungsverfahren

1. Löse beide Gleichungen nach derselben Variablen auf.

13
1. Lineare Gleichungssysteme

2. Setze die anderen Seiten gleich (daher der Name!) und löse diese Gleichung.

3. (a) Wenn du ein Ergebnis für eine Unbekannte erhältst, setze es in eine der beiden ersten Gleichungen
ein und bestimme somit den fehlenden Wert.

(b) Erhältst du einen Widerspruch, also eine Gleichung der Art a = b, so gibt es keine Lösung: L = {}

Erhältst du eine Gleichung der Art a = a, so erhältst du unendlich viele Lösungen, genau alle
Zahlenpaare, welche eine der beiden Gleichungen erfüllen.

4. Wenn du ein Lösungspaar erhältst, so mache die Probe, indem du in beide Gleichungen deine errech-
neten Werte einsetzt.

Aufgabe 3. Löse die folg. Systeme nach dem Gleichsetzungsverfahren. Mache jedes Mal die Probe. Den-
ke wieder einmal daran: Bei Umformungen jeglicher Art, speziell auch beim Lösen von Gleichungen und
Gleichungssystemen: Sauber und übersichtlich darstellen. Dies wird sich immer wieder lohnen.
 
y = 3x − 17 y = −2x + 3
1. 3.
y = 2x − 10 y = −2x + 2
 
5x + 7y = 11 15y − 3x = 33
2. 4.
x − 6y = −20 5y − x = 11

1.4.2. Das Einsetzungsverfahren

Beispiel 8. Beim Einsetzungsverfahren löst man eine der beiden Gleichungen nach einer Variable auf und
setzt den erhaltenen Term für diese Variable in der anderen Gleichung ein:

3x − 2y = 5 (I)
2x + 5y = 16 (II)

Wir lösen zB (II) nach x auf:


5
x=8− y (?)
2
Diesen Term setzen wir nun statt x in (I) ein und lösen die Gleichung nach y:
 
5
3 · 8 − y − 2y = 5
2
15
24 − y − 2y = 5 |·2
2
48 − 15y − 4y = 10
−19y = −38
y=2

Wir setzen y = 2 in (?) ein und erhalten damit x:


5
x=8− ·2=3
2
Damit ist L = {(3,2)}.

14
1.4. Rechnerische Lösungsverfahren

Beispiel 9. Veranschaulichung an Hand eines Beispiels:

Sind die 2 Gleichungen nicht so bequem (wie in Beispiel 6) nach einer Variablen aufgelöst, so hilft folgendes
Vorgehen oft weiter:

Merke. Einsetzungsverfahren

1. Löse eine der beiden Gleichungen nach einer Variablen auf und setze den erhaltenen Term in die
andere Gleichung ein.

2. Löse die so entstandene Gleichung.

(a) Wenn du ein Ergebnis für eine Unbekannte erhältst, setze es in eine der beiden ersten Gleichungen
ein und bestimme somit den fehlenden Wert.

(b) Erhältst du einen Widerspruch, also eine Gleichung der Art a = b, so gibt es keine Lösung: L = {}

(c) Erhältst du eine Gleichung der Art a = a, so erhältst du unendlich viele Lösungen, genau alle
Zahlenpaare, welche eine der beiden Gleichungen erfüllen.

3. Wenn du ein Lösungspaar erhältst, so mache die Probe, indem du in beide Gleichungen deine errech-
neten Werte einsetzt.

Aufgabe 4. Löse die folg. Systeme nach dem Einsetzungsverfahren.


 
3x − 4y = 7 2u + 3v = 7
1. 4. 1
x + 2y = 19 v = 2u +1
 
12x + 2y = 5 4x − 7y = −3
2. 5.
11x + y = 12 x+2 = 0

3x1 + 7x2 = 15
3.
6x1 − 5x2 = −27

Aufgabe 5. http://www.bildungsserver.at/nlk/5kl1/stat10.pdf

15
1. Lineare Gleichungssysteme

1.4.3. Das Additionsverfahren

Hat das Gleichungssystem nicht schon eine besondere Form, die für das Gleichsetzungs- bzw. Einsetzungs-
verfahren geeignet ist, so bietet sich das Additionsverfahren an. Es ist im ersten Moment vielleicht die
komplizierteste Methode, doch nach einiger Übung sehr effizient und vor allem auch bei größeren Glei-
chungssystemen (mehrere Gleichungen und mehrere Unbekannte) den anderen Möglichkeiten überlegen.

Beispiel 10. Beim Additionsverfahren multipliziert man eine oder beide Gleichungen so mit einer Zahl,
dass nach dem Addieren der beiden Gleichungen eine der beiden Variablen wegfällt. Wir werden hier y
eliminieren:

3x − 2y = 5 |·5
2x + 5y = 16 |·2
15x − 10y = 25 +
4x + 10y = 32 +
19x + 0 = 57
x = 3

x = 3 setzt man nun entweder in die erste oder zweite Gleichung ein und erhält dadurch y:

3 · 3 − 2y = 5 ⇒ y=2

Daraus folgt: L = {(3,2)}

Beispiel 11. Veranschaulichung an Hand eines Beispiels:

Merke. 1. Multipliziere die erste oder (und) zweite Gleichung mit einer Zahl, so dass bei einer der zwei
Variablen die Koeffizienten jeweils die Gegenzahlen sind (z.B. 5x in der 1. Gleichung und −5x in der
2.)

2. Addiere die linken und die rechten Seiten beider Gleichungen, so fällt eine Variable weg und du erhältst
eine Gleichung mit einer Unbekannten, die du wieder lösen kannst.

3. Setze den so erhaltenen Wert in eine der beiden Ausgangsgleichungen ein und errechne dadurch den
Wert der zweiten Unbekannten.

4. Mache die Probe.

16
1.4. Rechnerische Lösungsverfahren

Aufgabe 6. 1. Löse die folgenden Systeme mit der Additionsmethode:


 
3x + 7y = 9 10x + 8y = 9
a) b)
 5x − 4y = 2  7x + 5y = −20
4x − 25y = 15 26x + 33y = −11
c) d)
2x + 15y = 3 39x + 55y = −19

x − 2y = 4
2. Für das Gleichungssystem erhält man
4x + 3y = 9

(a) graphisch die Näherungslösung . . . .

(b) mit dem Einsetzungsverfahren die exakte Lösung . . .

(c) mit dem Additionsverfahren . . .

(d) Vergleiche die Resultate!

1.4.4. Das Determinantenverfahren

Bei den 3 behandelten Lösungsverfahren kommt es darauf an, aus dem System von zwei linearen Gleichungen
mit zwei Variablen eine lineare Gleichung mit einer Variablen zu bilden. Eine der beiden Variablen muss also
entfernt (eliminiert) werden.

Hingegen das Determinantenverfahren stellt eine Lösungsmethode dar, die uns Antwort auf zwei zu stellende
Fragen gibt:

1. Ist das Gleichungssystem lösbar?

2. Wenn ja, wie heißt die Lösung?

Zunächst einige neue Begriffe:

Definition 3. Unter der Koeffizientenmatrix (oder kurz Matrix) eines linearen Gleichungssystems

a11 x1 + a12 x2 = b1
a21 x1 + a22 x2 = b2

versteht man die Tabelle der Koeffizienten (in runden Klammern):


 
a11 a12
a21 a22

Beispiel 12. Bestimme die Koeffizientenmatrix:

3x − 2y = 5
−7x + 8y = −1

17
1. Lineare Gleichungssysteme

Lösung:  
3 −2
−7 8

Definition 4. Unter der Determinante (det) einer 2 × 2 Matrix


 
a11 a12
M=
a21 a22

versteht man die Zahl D = a11 · a22 − a12 · a21 .

Merke. Zur Berechnung der Determinante einer 2 × 2 Matrix merke man sich: Produkt der Elemente der
Hauptdiagonalen minus Produkt der Elemente der Nebendiagonalen.

Man schreibt:


a a12
det(M ) = 11 = a11 · a22 − a12 · a21
a21 a22

 
3 −2
Beispiel 13. Berechne die Determinante von .
1 −4

Lösung: det(M )=3 · (−4) − (−2) · 1 = −12 + 2 = −10

Aufgabe 7. 1. Berechne die folgenden Determi- 2. Vereinfache so weit als möglich:


nanten:
(a)
(a)

2c

3d
2 8
4c
5d
9 10

(b) (b)

a+b a − b

−3 6

−9 7 a − 2b a + 2b

Satz 1. Ein lineares Gleichungssystem ist genau dann eindeutig lösbar, wenn die Determinante der Koeffi-
zientenmatrix nicht Null ist:

a11 x1 + a12 x2 = b1 a a12
lösbar ⇔ 11 = a11 · a22 − a12 · a21 6= 0
a21 x1 + a22 x2 = b2 a21 a22

18
1.4. Rechnerische Lösungsverfahren

Aufgabe 8. 1. Ist das Gleichungssystem 2. Ein Gleichungssystem habe die Koeffizienten-


matrix  

3x − 2y = 9 1 1
M= .
6x − 4y = 17 a b
Welche Bedingung muss erfüllt sein, damit das
lösbar? Gleichungssystem lösbar ist?

 
a11 a12
Definition 5. Ersetzt man die erste bzw. zweite Spalte einer Koeffizientenmatrix M = durch
a21 a22
 
b1 a11 x1 + a12 x2 = b1
die Spalte des Gleichungssystems , so erhält man die Matrizen:
b2 a21 x1 + a22 x2 = b2
   
b1 a12 a11 b1
b2 a22 a21 b2

Mit D1 bzw. D2 werden nun die Determinanten dieser 2 Matrizen bezeichnet, also:

b a12 a11 b1
D1 = 1 D2 =
b2 a22 a21 b2

Satz 2. Cramersche Regel

Vorausgesetzt dass das lineare Gleichungssystem genau eine Lösung (x1 |x2 ) hat, kann diese wie folgt berechnet
werden:
D1 D2
x1 = x2 =
D D

Aufgabe 9. Beweise die Cramersche Regel für 2 × 2 Matrizen.

Beispiel 14. 
2x1 − x2 = 5
−x1 + 4x2 = 1

Aufgabe 10. Bestimme die Lösungsmenge der folg.


Gleichungssysteme mit Hilfe der Cramerschen Regel:
2. 
1. 3y = 6
5x − 4y = 8

13x − 7y = 2
5x + 3y = 4

Aufgabe 11. Leer oder unendlich“? Wie erkennt man, ob die Lösungsmenge leer oder unendlich ist ?

19
1. Lineare Gleichungssysteme

1. Löse die folgenden Gleichungssysteme mit Hilfe der Cramer’schen Regel:

(a) (
−x + y = 1
−2x + 2y = 2 (c)
(
−x + y = 1
(b) ( −x − y = 2
−x + y = 1
−x + y = 2

2. Hier ein Arbeitsblatt dazu (Übungen mit Lösungen): http://www.bildungsserver.at/nlk/5kl1/


stat10.pdf

Zusammenfassung - welches Verfahren ist das Beste?

Aufgabe 12. Gegeben ist folgendes lineares Gleichungssystem:


(
7 − 6x = y + 1
3y + 6x = 12

1. Ermittle die Lösungsmenge mit den verschiedenen Verfahren die du kennst.

2. Welches Verfahren erscheint dir für die Lösung des obigen Gleichungssystems am günstigsten? Be-
gründe.

Merke. Alle Lösungsverfahren führen zur gleichen Lösung - oft braucht man aber unterschiedlich lang.

Gleichsetzungsverfahren Wenn in beiden Gleichungen auf einer Seite dieselbe Variable steht; z.B.:


y = x − 6

y = 2,5x + 12

x − 6 = 2,5x + 12

Einsetzungsverfahren Wenn die eine Gleichung nach einer Variablen aufgelöst ist, die andere nicht; z.B.:

20
1.4. Rechnerische Lösungsverfahren


x = 2y + 5

3x − 1,5y = 12

3 · (2y + 5) − 1,5y = 12

Additionsverfahren Wenn in zwei Gleichungen die Zahlen vor einer Variablen bis auf das Vorzeichen
übereinstimmen; z.B.:


5x−3,5y = −8

2x+3,5y = 1

5x + 2x = −8 + 1

1.4.5. Lösbarkeit von linearen Gleichungssystemen

Beispiel 15.

Zeichne die zu den beiden Gleichungssystemen zugehörigen Geraden. Kannst du jetzt eine Lösungsmenge
angeben?

Wir betrachten die Gleichungssysteme (b) und (c) aus Kap. 1 von Seite 12:

(b) (c)

2x − y = 2
I) I) 2x − y = 2
1 1
II) x − y = 0
2 II) x − y = 1
2

Wir lösen (b) mit dem Einsetzungsverfahren: (II): y = 2x


Dies in (I) eingesetzt:
2x − 2x = 2
0=2
Dies ist eine falsche Aussage, daher gibt es keine Lösung. (Wie wir aus Kap. 1 auf Seite 12 wissen, sind
die beiden entsprechenden Geraden parallel.)

Wir lösen nun (c) mit dem Gauß’schen Eliminationsverfahren:

2x − y = 2
1
x − 2y = 1 | · (−2)
2x − y = 2
−2x + y = −2
0 = 0

21
1. Lineare Gleichungssysteme

Dies ist eine wahre Aussage, daher gibt es unendlich viele Lösungen. (Wie wir wissen, sind die beiden
entsprechenden Geraden identisch.)

Wir können die Arten der Schlusszeile, die beim Lösen eines Gleichungssystems entsteht, und deren Bedeu-
tung in einer Übersicht darstellen:

Beispiel allgemein Bedeutung


x=5 x bzw. y haben einen Wert eindeutige Lösung
0=2 falsche Aussage keine Lösung
0=0 wahre Aussage unendlich viele Lösungen

1.4.5.1. Nichlineare Gleichungssysteme

Beispiel 16. Betrachten wir das folgende (nicht-lineare) Gleichungssystem:


2 1
− =0 (I)
x y
4 7
+ =3 (II)
x y

Obwohl das Gleichungssystem kein lineares Gleichungssystem ist, läßt es sich durch einen Trick“ in ein

lineares umwandeln. Wir setzen a = x1 , b = y1 und erhalten:

2a − b = 0 (I)
4a + 7b = 3 (II)

Löst man dieses neue Gleichungssystem (auf eine beliebige Art) erhält man:
1
a=
6
1
b=
3
Nun ist aber a = 1
x und b = y1 , daher gilt: x = 6 und y = 3 bzw. L = {(6,3)}.

Aufgabe 13. Löse die folgenden Aufgaben mit Hilfe der Substitution.

1. 3.
3 4 1 2 7
 
 + = −1
  + =
x y 3x − 2 4y + 3 30

3 4 −5 3 3
 − =7
 
 − =
x y 2 − 3x 4y + 3 10

2. 4.
14 1 3 5
 
 − =0  + =4
2x + 8 3 − y 4−x 4+y
 
4 2 4 20 8

 + = 18
7

 + =−
4+x 3−y x − 4 3y + 12 3

22
1.5. Textaufgaben

1.5. Textaufgaben

Die Textaufgaben aus dem Kapitel Gleichungen“ können erweitert bzw. auch (statt mit nur einer) mit

zwei Unbekannten betrachtet werden. So z.B. folgende Mischungsaufgabe:

Beispiel 17. Wie viel 20-%igen und 45-%igen Alkohol muss man mischen, um 500 ml 35-%igen Alkohol zu
bekommen?

Lösung:
Wir betrachten folgende Übersicht:

Mischung Prozent Menge absolute Menge Alkohol


20·x
20-%ig 20 x 100
45·y
45-%ig 45 y 100
35·500
35-%ig 35 500 100

Es ergeben sich folgende zwei Gleichungen:

x + y = 500 (I)
20 · x 45 · y 35 · 500
+ = (II)
100 100 100

Wir vereinfachen die Gleichung (II) etwas und lösen das Gleichungssystem:

x + y = 500 (I)
20x + 45y = 17500 (II)

x + y = 500 (I)
4x + 9y = 3500 (II)

...
Die Lösung ergibt x = 200 und y = 300, d.h. man benötigt 200 ml 20-%igen Alkohol und 300 ml 35-%igen
Alkohol.

Wie geht man bei Textaufgaben vor?

Merke. 1. Variablen definieren.


z. B. x: Anzahl von Menschen; y: Anzahl von Hunden

2. Gleichungen aufstellen.
I. . . . II : . . .

3. Berechnung der Variablen.


x = ... y = ...

23
1. Lineare Gleichungssysteme

4. Antwortsatz schreiben.

Beispiel 18. Frau Schmidt legt bei einer Bank 2 Geldbeträge zu 3% bzw. 4% an und erhält dafür nach
einem Jahr 600 e Zinsen. Bei einer anderen Bank hätte sie bei 2% bzw. 5% 10 e mehr bekommen. Welche
Kapitalien hat sie angelegt?

1. Variablen definieren :

x: 1. Geldbetrag,
y: 2. Geldbetrag

2. Gleichungen aufstellen
3 4 2 5
I. x+ y = 600 II. x+ y = 610
100 100 100 100

3. Variablen ausrechnen z.B. mit dem Gleichsetzungsverfahren (man könnte jeweils nach y umformen und
dann gleichsetzen:

3 4 2 5
x+ y = 600 x+ y = 610
100 100 100 100
4 3 5 2
y=− x + 600 y=− x + 610
100 100 100 100
3 2
y = − x + 15000 y = − x + 12200
4 5
3 2
− x + 15000 = − x + 12200
4 5
7
15000 = x + 12200
20
7
2800 = x
20
x = 8000

Einsetzen von x in eine Gleichung, um y zu berechnen:

3
y = − · 8000 + 15000 = −6000 + 15000 = 9000
4

L = {(8000; 9000)}

4. Antwortsatz schreiben Frau Schmidt hat 8000 e und 9000 e angelegt.

Aufgabe 14. 1. Bauer Franz hält auf seinem Hof nur Schweine und Hühner, insgesamt 100 Tiere. Ir-
gendwann hat er festgestellt, dass diese insgesamt 268 Beine haben. Wie viele Schweine und wie viele
Hühner hat Franz?

24
1.5. Textaufgaben

2. Geben sie mir drei Kilo Äpfel und vier Kilo Birnen“, sagt Susi und legt 26 e auf den Ladentisch,

genau den richtigen Betrag. Als der Ladenbesitzer das Obst einpacken will, ruft Susi: Geben sie mir

doch lieber 4 Kilo Äpfel und 3 Kilo Birnen.“ Dann bekommst du 0,90 e zurück“, sagt daraufhin der

Ladenbesitzer. Was kostet das Obst?

3. Der noch sehr rüstige Vater sagt zu seinem Sohn: In elf Jahren bin ich genau doppelt so alt wie du

vor elf Jahren warst.“ Darauf antwortet der Sohn: Aber vor elf Jahren warst du nur 78 mal so alt wie

ich in elf Jahren sein werde.“ Wie alt sind die beiden?

4. Ein Textilgeschäft bezieht 200 Hemden und 250 Pullover, die laut Rechnung zusammen 24.500 e kosten.
Die Hemden werden mit 20%, die Pullover mit 40% Aufschlag verkauft. Dabei werden insgesamt
31.900 e eingenommen. Wie teuer waren ein Hemd bzw. ein Pullover im Einkauf?

5. Vergrößert man die Länge eines Rechtecks um 2cm und verkleinert die Breite um 1cm, dann bleibt der
Flächeninhalt unverändert. Verkleinert man die Länge um 1cm und vergrößert man die Breite um 2cm,
dann nimmt der Flächeninhalt um 12cm2 zu. Berechne die Länge und die Breite des Rechtecks.

6. Eulers Aufgabe

Aus dem Buch Vollständige Anleitung zur Algebra“ von Leonhard Euler (1707-1783):

Zwei Personen sind 29 Rubel schuldig; nun hat zwar jeder Geld, doch nicht so viel, dass er diese

gemeinschaftliche Schuld allein bezahlen könnte; drum sagt der Erste zum anderen: Gibst du mir zwei
Drittel deines Geldes, so kann ich die Schuld sogleich allein bezahlen. Der andere antwortet dagegen:
Gibst du mir drei Viertel deines Geldes, so kann ich die Schuld allein bezahlen.“

Wie viel Geld hat jeder?

7. Dreiecke mit verschlüsselten Maßangaben

Acht Dreiecke verraten so viel von ihren Maßen, dass man sie konstruieren kann. Allerdings haben sie
ihre Angaben ein wenig verschlüsselt. - Berechne die Maße und konstruiere dann die Dreiecke.

Übrigens: Eins der Dreiecke hat sich wohl geirrt. Mit seinen Maßen ist beim besten Willen kein Dreieck
zu konstruieren. Welches Dreieck ist es?

Dreieck 1: Die Seite c ist 8cm lang. a und b sind zusammen 10cm lang, b ist 3cm größer als a.

Dreieck 2: Die Höhe hc und die Seite a liegen aufeinander und sind 4cm lang. Die vierfache Länge
von b ist gleich der siebenfachen Länge von a.

Dreieck 3: Es gilt: a < b < c. Je zwei Seiten unterscheiden sich jeweils um 3cm oder um 6cm. a ist
halb so groß wie c.

Dreieck 4: Der Umfang beträgt 20cm. c ist 4cm länger als b. Die dreifache Länge von b ist um 2cm
länger als die doppelte Länge von c.

Dreieck 5: Die Winkel α und β sind gleich groß. Die doppelte Länge von a ist die dreifache Länge von
c. Der Umfang des Dreiecks beträgt 1cm.

Dreieck 6: a und b sind zusammen 21cm lang. Die Länge von b beträgt 75% der Länge von a. c2 ist
um 1 größer als das Vierfache von a.

Dreieck 7: Der Umfang des Dreiecks beträgt 12cm. Die Länge von c beträgt 80% der Länge von b. a
und b zusammen sind doppelt so lang wie c.

25
1. Lineare Gleichungssysteme

Aufgabe 15. • http://nibis.ni.schule.de/~lbs-gym/klasse9pdf/GleichungssystemeTextaufgaben.


pdf

• http://www.mathe-trainer.de/Klasse8/Gleichungssysteme/Aufgabensammlung.htm

• Hier findest du Textaufgaben mit Lösungen zum Ausdrucken als Klapptext zum Falten:

http://ne.lo-net2.de/selbstlernmaterial/m/s1al/lgs/lgs_ve_kt21.pdf

1.6. 3x3 Gleichungssysteme

Abschließend gehen wir noch kurz auf lineare Gleichungssysteme mit 3 Gleichungen und 3 Unbekannten ein.
Alle rechnerischen Verfahren bleiben auch hier gültig. Von Vorteil sind dabei saubere Heftführung, ein guter
Überblick und natürlich Rechensicherheit.

Das Vorgehen zur Lösung eines 3 × 3 Gleichungssystems ist grundsätzlich gleich zu einem 2 × 2 Gleichungs-
system. Die dabei am häufigsten eingesetzte Methode (neben Computeralgorithmen) ist das Additionsver-
fahren.

(I) 4x + 5y − z = 11
Beispiel 19. (II) 2x + 3y + 2z = 14
(III) x − y + 3z = 8

Wir gehen dabei so vor:

1. Wir nehmen zwei Gleichungen und multiplizieren eine oder beide so mit einer Zahl, dass bei Addition
der beiden Gleichungen eine Variable wegfällt.

(I) 4x + 5y − z = 11 —·2
(II) 2x + 3y + 2z = 14
(I) 8x + 10y − 2z = 22
(II) 2x + 3y + 2z = 14
(?) 10x + 13y = 36

2. Wir nehmen zwei andere Gleichungen und wiederholen Punkt 1 (allerdings eliminieren wir die selbe
Variable!)

(I) 4x + 5y − z = 11 —·3
(III) x − y + 3z = 8
(I) 12x + 15y − 3z = 33
(III) x − y + 3z = 8
(??) 13x + 14y = 41

3. Wir bekommen dadurch ein 2 × 2 Gleichungssystem, das wir wie gewohnt lösen.

(?) 10x + 13y = 36 —·(−14)


(??) 13x + 14y = 41 —·13
(?) −140x − 182y = −504
(??) 169x + 182y = 533
29x = 29 —: 29
x = 1

26
1.6. 3x3 Gleichungssysteme

Setzen wir x = 1 in (?) ein, erhalten wir y:

10 + 13y = 36
y=2

Und setzen wir x = 1 und y = 2 in (III) ein, erhalten wir z:

1 − 2 + 3z = 8
z=3

Die Lösungsmenge dieses Gleichungssystems lautet: L = {(1,2,3)}

Satz 3. Lineare 3 × 3 Gleichungssysteme haben entweder

• genau eine Lösung

• keine Lösung oder

• unendlich viele Lösungen

Interpretiert man 3 × 3 Gleichungssysteme grafisch, entspricht jede Gleichung einer Ebene im Raum. So
kann es die folgenden Lösungsfälle geben (die dritte Möglichkeit sind drei identische Ebenen - also unendlich
viele Lösungen):

Genau eine Lösung (Punkt):

Keine Lösung:

Das zeichnerische Verfahren ist daher nicht mehr geeignet, man müsste auf einem Papier (2-Dimensionen)
in einem drei-dimensionalen-Koordinatensystem den Schnittpunkt von 3 Ebenen ermitteln.

27
1. Lineare Gleichungssysteme

Aufgabe 16. 1. Bestimme die Lösungsmenge: 3. Bestimme die Lösungsmenge:



x y
 4 + 7 = 32

x z
 7 + 9 = 16
x + y + z = 9 y z

9 + 4 = 32

x + 2y + 4z = 15

x + 3y + 9z = 23

4. Bestimme die Lösungsmenge:

5x − 6y + 4z = 27

2. Bestimme die Lösungsmenge: −10x + 3y + 2z = −69

15x + 9y + 10z = 210


x + y + z = 36

2x − 6z = 0
5. Wie lang sind die Seiten eines Dreiecks, wenn

2y − 4z = 0

die Summen von jeweils 2 Seiten 22cm, 23cm
und 25cm betragen?

1.6.1. Determinatenverfahren:

Satz 4. Regel von Sarrus

Die Determinante einer 3 × 3-Matrix

 
a11 a12 a13
M =  a21 a22 a23 
a31 a32 a33

kann durch die folgende Formel errechnet werden:

det(M ) = a11 a22 a33 + a12 a23 a31 + a13 a21 a32
−a13 a22 a31 − a11 a23 a32 − a12 a21 a33

1.6.1.1. Merkregel: Regel von Sarrus

a11 a12 a13 a11 a12


a21 a22 a23 a21 a22
a31 a32 a33 a31 a32

Beispiel 20. Berechne:


1
0 −1

det(M ) = 2 1 1

1 −3 2

Lösung: det(M ) = 12

28
1.6. 3x3 Gleichungssysteme

Aufgabe 17. 1. Sind die folgenden Gleichungs-


systeme lösbar?
2. Warum ist das folgende Gleichungssystem nicht
(a)  eindeutig lösbar?
 x1 + x2 + x3 = 3 
x1 − x2 + x3 = 1  2x1 + 2x3 = 1

x1 + x3 = 2 x1 − x2 = 0
−x1 + x2 = 1

(b) 
 −3x1 + 2x2 − x3 = 8
4x2 − 6x3 = 16
−x1 + x2 − x3 = 5

Demnach können jetzt Gleichungssysteme mit 3 Gleichungen und 3 Unbekannten sehr einfach gelöst werden:
Man berechne sich die Determinanten D, D1 , D2 und D3 mit Hilfe der Regel von Sarrus und wende dann
die Cramer’sche Regel an. Dazu folgendes Beispiel.

Beispiel 21. 
 5x + 11y − 21z = 0
7x − 2y − 7z = 5
3x − 8y + 14z = 12

Lösung: L = {(2,1,1)}

Aufgabe 18. 1. Formuliere die Cramersche Regel für ein 3x3 Gleichungssystem.

2. Beweise die Cramersche Regel für ein 3x3 Gleichungssystem (schwer!)

Aufgabe 19. 1. Berechne die Lösungsmenge der lösbaren Gleichungssysteme aus Aufgabe 17 mit der
Cramerschen Regel“.

2. Bevor du das folgende Gleichungssystem löst, solltest du die Gleichungen vereinfachen und dadurch
das GS auf Normalform bringen.
2(2x2 −1)
 x
 21 + 5 − x43 = 4
7x2 4(x1 −1)
 6 + 3 − x23 = 25
6
x1 + x2 + x3 = 1

3. Oberstrebi soll drei Zahlen ermitteln. Er erhält als Hinweise die drei Summen aus jeweils zwei dieser
drei Zahlen. Die Summen lauten 9, 20 und 21. Wie heißen die drei gesuchten Zahlen?

4. Die Seilbahn Meran2000 verlangt für Berg-und Talfahrt zusammen 12 e, für die Bergfahrt allein 9 e,
und für die Talfahrt allein 6 e. An einem schönen Sommertag (schulfrei!) fuhren im ganzen 680 Personen
hinauf und 520 hinab. Dabei gingen 7.860 e ein. Wie viele Tickets jeder Art sind gelöst worden?

29
1. Lineare Gleichungssysteme

5. Mathematik - Olympiade Biennium

Ad una gara matematica partecipano 1200 candidati. Il 40% di essi riceve una medaglia (d’oro,
d’argento o di bronzo). Il numero di medaglie di bronzo é triplo di quello di medaglie d’oro; il nu-
mero di medaglie d’argento é doppio di quello di medaglie d’oro. Quante sono le medaglie d’argento?

(A) 120, (B) 144, (C) 160, (D) 180, (E) nessuna delle precedenti.

Aufgabe 20. Hier geht es um das Geburtsdatum von wichtigen Persönlichkeiten und ... erfinde eine Aufgabe
zu deinem Geburtsdatum: http://raschweb.de/emg/Mathe_Kl_8/M8-LGS-historische-Personen.pdf

1.7. Übungen

Aufgabe 21. 1. Denk dir selbst ein lineares Gleichungssystem mit zwei Variablen aus, das die
Lösungsmenge L = {−2; 5} hat und sich besonders gut

(a) mit dem Einsetzungsverfahren

(b) mit dem Additionsverfahren

lösen lässt.

2. Gleichungssysteme aufstellen;

Bilde aus den vorgegebenen Gleichungen jeweils zwei Gleichungssysteme mit einer Lösung, mit keiner
Lösung und unendlich vielen Lösungen.

3. Der neueste Kinostreifen ist ein voller Erfolg für den Kinobesitzer, welcher 444 e für die ausverkaufte
Abendvorstellung kassierte. Wie viele Erwachsene und wie viele Jugendliche sahen den Film, wenn
Erwachsene 6 e und Jugendliche 5 e bezahlen und insgesamt 80 Personen im Kino Platz finden?

4. In einer Buchhandlung werden 2 Sorten Taschenbücher im Sonderangebot verkauft. Lisi kauft 4 Bücher
von der 1. Sorte und bringt 3 Bücher der 2. Sorte als Umtausch zurück (bekommt den entsprechenden
Betrag!). Sie bezahlt an der Kasse 2 e. Peter kauft 2 Bücher der 1. und 2 Bücher der 2. Sorte und
bezahlt an der Kasse 4,50 e. Was kostet je ein Buch von jeder Sorte?

5. Wie lautet die lineare Funktion, deren Graph durch die Punkte P=(4; −2) und Q=(−2; −5) verläuft?

5x + 2y = 16
6. Bestimme die Lösung des Gleichungssystems
16x + 7y = 10

30
1.7. Übungen

(a) graphisch

(b) rechnerisch.

7. Gib zur Gleichung x + 2y = −8 eine 2. Gleichung an, so dass das System

(a) keine Lösung hat.

(b) unendlich viele Lösungen hat.

8. Die Summe zweier Zahlen beträgt 15, ihre Differenz −1. Erstelle ein lineares Gleichungssystem und
löse es mit einer Methode deiner Wahl.

9. Untersuche mit Hilfe des Determinantenverfahrens für welche a das Gleichungssystem genau eine
Lösung hat?

x − ay = 4; 2x + 4y = 0

10. Wie berechnet man die Determinante einer 3x3 Matrix?

11. Mathematik Olimpiade 2003 - Biennium:

Un gelataio prepara 20 kg di gelato e lo rivende nel corso della giornata in coni piccoli da 1,20 e di
due palline e coni grandi da 1,60 e di tre palline. Da ogni kg di gelato ha ricavato 12 palline; alla fine
della giornata, ha incassato in totale 137,60 e. Quanti coni grandi ha venduto?

(A) 17 (B) 24 (C) 32 (D) 43 (E) 50.

Aufgabe 22. 1. Gegeben ist das Gleichungssystem mit den Gleichungen:



 3·a−b−c=0
a+4·b+2·c=4
2·b+c=1

Man kennt die folgenden Determinanten: D = −1, D2 = 5, D3 = −11. Bestimme die Lösungsmenge.

2. Löse das Gleichungssystem mit dem Additionsverfahren:



15 · x − 14 · y = 245
25 · x + 58 · y = −405

3. Löse das Gleichungssystem graphisch:



15 · x − 14 · y = 245
25 · x + 58 · y = −405

4. Bestimme die Lösungsmenge des Gleichungssystems!

33 − 22y
(I) =2
8x + 1
2 3
(II) =
4x − 0,6 3,5y + 0,15

5. Mammi holt immer frische Brötchen und Weggelen beim Biobäcker um die Ecke. Sie sind zwar etwas
teuer, aber schmecken wirklich super! Am Mittwoch bezahlte sie für 7 Semmel und 4 Weggelen 9,30

31
1. Lineare Gleichungssysteme

Euro. Am Donnerstag für 5 Semmel und 5 Weggen 9,00 Euro. Wie viel bezahlt sie am Freitag für 3
Semmel und 1 Weggen?

Aufgabe 23. weitere Übungen: members.chello.at/gut.jutta.gerhard/kurs/glsyst.pdf

Aufgabe 24. Maturaaufgaben zum Thema finden sich in der OneNote-Aufgabensammlung: 2. Klasse Seite
Lineare Gleichungssysteme“

32
2. Die reellen Zahlen

2.1. Die irrationalen Zahlen

Aufgabe 25. Folgende kleine Unterrichtseinheit sollte einen guten Überblick zur Thematik bieten:

• Irrationale Zahlen und Beweis: Wurzel 2 ist irrational: https://www.youtube.com/watch?v=


evE13aFbJho

Übungsblatt dazu https://www.matheretter.de/aufgaben/irrational-reell/1

• Rechnen mit Wurzeln: https://www.youtube.com/watch?v=G5enyw6KBRs

Übungsblatt dazu https://www.matheretter.de/aufgaben/wurzeln/1

Definition 6. . Die√Quadratwurzel einer positiven Zahl a ist diejenige positive Zahl, deren Quadrat gleich
a ist. Bezeichnung: a

√ 2
a =a

Aufgabe 26. 1. Wiederholung

(a) Wofür stehen die Symbole N, Z, und Q?

(b) Was sind periodische Dezimalzahlen?

(c) Wie können endliche, wie periodische Dezimalzahlen als Bruch dargestellt werden?

2. Moodle - Übungen Wurzelziehen ohne Taschenrechner

3. Berechne (ohne Taschenrechner):


√ p √ q
(a) 49 (d) 7+ 81 (h) 6+ 1
4

(e) 64 √
q (i) 2,25
1
(b) 16 q
4
(f)
p
9 (j) 0,1
q q
50 32
(c) 72 (g) 18

4. Warum muss a positiv sein?


2. Die reellen Zahlen

5. Wenn jeder positiven Zahl ihre Wurzel zugeordnet wird, dann handelt es sich ja wieder um eine Funk-
tion. Nenne Definitions- und Wertemenge dieser Funktion und zeichne ihren Graphen.


Beispiel 22. Die Zahl 2:

1. Gegeben ist ein Quadrat mit der Seitenlänge 1. Wie lang ist eine Diagonale?

2. Was verbirgt sich nun hinter 2? Wie sieht die Zahl aus? Wie kann man sie hinschreiben? Kann man
sie hinschreiben???

3. Versuche 2 möglichst gut mit einem Bruch auszudrücken. Wer schafft es auf möglichst viele Stellen
genau?

4. Der Taschenrechner: Vielleicht hilft uns der Taschenrechner? Berechne die 2 mit Hilfe des Taschen-
rechners, notiere das Ergebnis und mache die Probe. Was stellst du fest?


Satz 5. 2 kann nicht als Bruch dargestellt werden, also handelt es sich nicht um eine rationale Zahl, kurz:

2 ∈ ...

Beweis. Beispiel
√ eines indirekten Beweises.
Annahme: 2 ist rational, dann gibt es einen vollständig
gekürzten Bruch, so dass gilt
√ a
2= mit a,b ∈ N
b
√ 2
Aus der Annahme ab = 2 folgt ab2 = 2 und daraus a2 = 2b2 .
Daraus folgt, dass a2 eine gerade natürliche Zahl ist und daraus
folgt wiederum, dass a eine gerade natürliche Zahl ist, da nur die
Quadrate von geraden ganzen Zahlen geradzahlig sind.
Wir können dann a in der Form a = 2r mit r ∈ N darstellen.
Setzen wir den Wert a = 2r für a in die Gleichung a2 = 2b2 ein,
so ergibt sich

(2r)2 = 2b2 ⇒ 4r2 = 2b2 ⇒ 2r2 = b2

Demnach ist auch b geradzahlig. Somit haben a und b mindestens


den gemeinsamen Teiler 2 im Widerspruch
√ zu unserer Annahme.
Die Annahme ist daher falsch. 2 ist also nicht rational.

Beispiel 23. Eine musikalische Erklärung dieses Sachverhaltes findet Ihr im Internet von ”Dr Fuchs”:
http://www.youtube.com/watch?v=tPfnEByx9r0

Auch die Zahl π ist irrational, der Song ist vielleicht cool“, aber mathematisch geht die Argumentation weit

über den Stoff der 2. Klasse hinaus, aber vielleicht hört doch jemand mal rein:

https://www.youtube.com/watch?v=VbxjBGTcJ9c

34
2.1. Die irrationalen Zahlen


Folgerung. Man kann 2 nicht als endliche Dezimalzahl hin-
schreiben, lediglich näherungsweise:
1. mit Hilfe eines Taschenrechners (... Stellen): ...
2. Gedicht von Aigner: Daneben findest du ein Gedicht von
Prof. Alexander Aigner. Damit kann die Quadratwurzel von
2 auf 42 Stellen genau angegeben werden:
Jedes Wort hat eine Buchstabenzahl, die die Ziffer an der
entsprechenden Dezimalstele angibt. Ist die Buchstabenan-
zahl größer als 9, musst du solange 10 abziehen, bis ei-
ne Zahl kleiner als 10 herauskommt. (Sonderzeichen nicht
mitzählen). Vor dem Komma steht eine 1, da O“ ein Buch-

stabe ist. Nach dem Komma folge eine 4, da kann“ aus 4

Buchstaben besteht.
3. Computer (Millionen von Stellen) (z.B. mit Wolfram Al-
pha).

Satz 6. Alle natürlichen Zahlen, die keine Quadratzahlen (z.B. 1, 4, 9, 16, 25, ...) sind, haben keine rationale
Quadratwurzel.

Definition 7. • Eine irrationale Zahl ist eine unendliche, nicht periodische Dezimalzahl.

• Eine reelle Zahl ist eine endliche oder unendliche, periodische oder nicht periodische Dezimalzahl.

• Die Menge alle reellen Zahlen wird mit R bezeichnet.

Aufgabe 27. 1. Berechne (ohne Taschenrechner):


√ q
(a) 49 (c) 50
72

q
1
p √
(b) 16 (d) 7 + 81

2. Stelle fest, ob folgende Zahlen rational oder irrational sind und kreuze an!

Zahl rational irrational


a) 5,121212 . . .  
b) 5,121221222122221 . . .  
c) 5,121  
d) 0,343344333444 . . .  
e) 0,343344333444  

3. Welche der folgenden Aussagen ist richtig? Kreuze an!

a) Jede natürliche Zahl ist eine reelle Zahl. 


b) Jede natürliche Zahl ist eine irrationale Zahl. 
c) Jede rationale Zahl ist eine irrationale Zahl. 
d) Jede ganze Zahl ist eine rationale Zahl. 
e) Jede ganze Zahl ist eine reelle Zahl. 
f) Jede rationale Zahl ist eine reelle Zahl. 
g) Jede natürliche Zahl ist eine rationale Zahl. 
h) Jede reelle Zahl ist eine irrationale Zahl. 
i) Jede reelle Zahl ist eine rationale Zahl. 

35
2. Die reellen Zahlen

4. Zeichne ein aussagekräftiges Mengendiagramm für N, Z, Q, R und gib jeweils ein Zahlenbeispiel an.

5. Beweise, dass 8 irrational ist.

6. Warum funktioniert der Beweis für 4 nicht?

7. In jedem Intervall [a, b] mit a, b ∈ R gibt es unendlich viele irrationale Zahlen!

Was hältst du von dieser Aussage?

8. Die irrationalen Zahlen historisch betrachtet: Seit wann etwa sind irrationale Zahlen anerkannt? Wer
leistete dabei Beachtliches? Wie gingen die antiken Griechen (Pythagoras und andere) mit diesem
Phänomen um? Recherchiere dazu im Internet.

9. Gehe auf die Seite http://www.mathe-online.at/tests/zahlen/zahlenmengen.html und führe den Mul-


tiple Choice Test mit Mehrfachantworten zum Thema Zahlenmengen durch.

Beispiel 24. Auch die Zahl π ist irrational - hier einige Übungen zu einer der berühmtesten Zahlen in der
Mathematik:

1. Es gibt ihr zu Ehren den Club der Freunde der Zahl π und einen jährlichen π-Tag. Wie wird man
Mitglied beim Club? Wann ist der π-Tag

2. Schau dir die folgenden Aufgaben an – speziell Aufgabe 4: http://www.spasslernen.de/geometrie/


geo139.htm

3. Eingeschriebene und umgeschriebene Vielecke führen uns zur Zahl π - arbeite die folgenden Seiten
konzentriert durch: http://www.matheprisma.uni-wuppertal.de/Module/PI/index.htm

4. Recherchiere im Internet zur Zahl PI(Berechnungsmöglichkeiten, Darstellungsformen, Anwendungen,


Nutzen heutiger Berechnungen, Interessantes usw.) und erstelle eine Mindmap dazu.

Aufgabe 28. Exkurs: Din-Norm Papierformate

1. In der Ebene: Aufgabe 5 unter https://mathematik.bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/


mathematik.bildung-rp.de/Sinus_und_Sinus-Transfer/2.11_Quawu-Irrationalitaet.pdf

2. Im Raum: https://www.spektrum.de/raetsel/din-quader/1579960

36
2.2. Darstellung einer irrationalen Zahl

2.2. Darstellung einer irrationalen Zahl

2.2.1. Näherungsverfahren für irrationale Zahlen

2.2.2. Irrationale Zahlen konstruieren:


Beispiel 25. 1. n kann mit Hilfe des Satzes des Pythagoras konstruiert werden:


Wie kann man n mit n ∈ N konstruieren? Die Antwort gibt die
nebenstehende Grafik und der Satz
√ des Pythagoras. Der Haken
dieser Konstruktion: Es muss die n − 1 schon konstruiert sein.
Man spricht dabei von rekursiv.

2. Auch mit Hilfe des Höhensatzes h2 = p · c kann die Wurzel aus h veranschaulicht werden:

Sucht man zu einem gegebenen Rechteck mit der Fläche F und der Breite 1 ein flächengleiches Quadrat,
so kann diese Aufgabe konstruktiv mit Hilfe des Höhensatzes gelöst werden. Dabei ergibt sich für die
Seitenlänge h des Quadrates: √
h= A

n = 10
b

b
I

2
h = 3.16 Quadrat = 10
V ieleck2

H
0 b

−2 0 2 4 6 8 10 12 14
Rechteck = 10

−2


Aufgabe 29. Gesucht ist eine Näherung für 6.

1. Konstruiere eine Näherungslösung mit der Spiralidee“ (Satz des Pythagoras) (Beispiel Nr. 1) auf

einem Blatt (ohne Computer und Software)

2. Konstruiere eine Näherungslösung mit Hilfe der Idee mit dem Höhensatz (Beispiel Nr. 2) indem du mit
Geogebra obige Zeichnung so konstruierst, dass du mit einem Schieberegler beginnst und für n < 50
mit n ∈ N deine Konstruktion funktionieren würde.

37
2. Die reellen Zahlen

2.2.3. Irrationale Zahlen näherungsweise berechnen:

2.2.3.1. Intervallschachtelung

Aufgabe 30. Daniel Jung erklärt das Prinzip der Intervallschachtelung“ in seinem Video: https://www.

youtube.com/watch?v=Pcnb-IkkrXM.

Das Intervallschachtelungsprinzip bildet in der Numerischen Mathematik die Grundlage für einige
Lösungsverfahren.

Das Prinzip ist einfach: Man fängt mit einem Intervall an und nimmt“ sich aus diesem Intervall ein Intervall,

das komplett in dem vorherigen Intervall drin liegt, und nimmt“ sich dort wieder ein Intervall raus und so

weiter. Die Intervalle sind ineinander verschachtelt. Durch die unendliche Hintereinanderausführung zieht
sich das Intervall immer mehr zusammen bis es nur noch ein einziger Punkt ist. Eine Strategie könnte sein,
das Intervall fortlaufend zu halbieren, dann spricht man vom sog. Intervallhalbierungsverfahren.

Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass es recht einfach, der Nachteil, dass es sehr aufwendig ist!

Definition 8. Die (unendlich vielen) Intervalle bilden eine Intervallschachtelung, wenn gilt:

1. Jedes Intervall ist im vorangehenden enthalten.

2. Die Intervalllängen nehmen ab und werden beliebig klein.

Folgerung. Die Intervallschachtelung bestimmt auf der Zahlengeraden genau einen Punkt.


Aufgabe 31. Führe das Intervallhalbierungsverfahren für 20 durch. Gesucht ist eine auf 5 Dezimalstellen
genaue Lösung.

1. (ohne Computer:) Erstelle eine übersichtliche Tabelle auf einem Blatt und führe 3 Schritte/Zeilen aus.

2. (mit Computer:) Bist du in der Lage hierfür eine Tabellenkalkulation und die Wenn-Funktion passend
einzusetzen?

2.2.3.2. Das Heron-Verfahren


Mit diesem Verfahren kann jeder Ausdruck n (mit n ∈ N) auf beliebig viele Dezimalstellen genau angegeben
werden.

38
2.2. Darstellung einer irrationalen Zahl

Schon um 500 vor Christus wussten die Griechen, wie man Wurzeln berechnet. Heron von Alexandria hat
dies im 1. Jahrhundert nach Christus niedergeschrieben und Isaac Newton (1643-1727) hat dieses Verfahren
verallgemeinert. Die Idee ist genauso genial wie einfach.

Geometrische Idee und Veranschaulichung:

Daniel Jung erklärt die Vorgehensweise so: https://www.youtube.com/watch?v=-wEJzyHB5us.

Satz 7. Nach Wahl eines geeigneten Startwertes x0 liefert die wiederholte Berechnung (Iteratio - lat.: wie-
derholen) nach der Vorschrift

 
1 a
xn+1 = xn + (a = 0; n ∈ N)
2 xn

eine Folge von immer genaueren Näherungswerten für A ≈ xn+1 .

Beweis. 1. Es wird eine beliebige Seitenlänge x0 des Rechtecks gewählt.

A
2. Für die andere Seitenlänge folgt aus x0 · y0 = A: y0 = x0 .

3. Um ein Rechteck zu erhalten, welches dem Quadrat angenähert ist, bildet man aus den beiden Sei-
tenlängen das arithmetische Mittel:
1
xneu = (x + y)
2

A
4. Für y2 folgt dann: y2 = x2

5. Diese Schritte 3 und 4 werden nun beliebig oft wiederholt. Die Folge der dabei errechneten Recht-
eckslängen nähert sich immer mehr der gesuchten Quadratseitenlänge.

6. So ergibt sich  
1 1 A
xn+1 = (xn + yn ) = xn +
2 2 xn

39
2. Die reellen Zahlen

Aufgabe 32. 3 Übungen finden sich auf Moodle oder:



1. Berechne mit dem Heron-Verfahren einen auf 7 Stellen genauen Näherungswert für n Wähle für n
eine Zahl (keine Quadratzahl) deiner Wahl und:

(a) (ohne Computer:) Nur mit dem Taschenrechner und einer Tabelle auf einem Blatt

(b) (mit Computer:) Verwende Geogebra (vgl. obige Abbildung):

i. Verwende die Tabellenansicht und führe die Berechnungen mit Hilfe von Formeln durch

ii. Erstelle jeweils die 4 Eckpunkte für die ersten 6 Rechtecke

iii. Zeichne diese Rechtecke: markiere die Punkte zeilenweise und erzeuge über die rechte Maustas-
te jeweils Punkte und

iv. aus den Punkten im Algebrafenster ein Vieleck aus der Liste.

2. Erkläre die Idee des Heron-Verfahren und erkläre nochmals eigenständig die Herleitung dieser Formel.

Aufgabe 33. Für Profis

1. Höhere Wurzeln

(a) Bestimme 3 16 auf 100 Stellen genau. Schreibe die letzten 10 Stellen auf. Benutze dabei die
Iterationsformel  
1 a
xn+1 = 2xn + 2
3 xn

von Heron zur näherungsweisen Berechnung der a.
3

(b) Welche Zahl kann man möglicherweise mit folgender Iterationsvorschrift von Heron bestimmen?
 
1 35
xn+1 = 3xn + 3
4 xn


(c) Verfolge den Gedanken von Heron. Gib eine Iterationsvorschrift für die 11
a an.

(d) Gib eine Iterationsvorschrift für die m
a (m ∈ N) an.

2. Taschenrechner sind präzise und machen nie Fehler. So möchte man meinen.

(a) Dann versuche mal 10-mal die Quadratwurzel rq aus 10 zu ziehen und anschließend 10-mal das
p √
Ergebnis zu quadrieren, es müsste gelten: ( ... 10)2 )2 )2 )...)2 = 10. Was stellst du fest?

(b) Versuche nun ein CAS zu benutzen, was stellst du fest?

(c) Wie schauts mit einer Tabellenkalkulation aus?

Das Problem ist, dass die Stellenanzeige eines jeden elektronischen Gerätes begrenzt ist, die Zahlen
aber oft unendliche Dezimalzahlen sind. In der Praxis merkt man davon meistens nicht. Auf den Seiten
129 bis 132 sind im Buch Mathematik für Sonntagmorgen“ einige interessante Episoden aufgelistet,

wo diese Rundung doch zu Problemen führte: Raketen, Wetter, Wirtschaft, ... - in unserer Bibliothek.

40
2.3. Rechnen mit Wurzeln

2.2.4. Exakte Berechnung

So wie es einen Divisionsalgorithmus“ (Rechenverfahren) zum Divi-



dieren von zwei Zahlen gibt, so gibt es auch ein Rechenverfahren zum
Ziehen der Quadratwurzel? Hast du es vielleicht gelernt? Informiere
dich im Internet (z.B. http://tinohempel.de/mathe.htm) darüber -
erlerne dieses Verfahren (zum Spaß - denn zeitgemäß ist natürlich
das Arbeiten mit dem Taschenrechner).

2.3. Rechnen mit Wurzeln

Beispiel 26. Einstieg: https://www.youtube.com/watch?v=G5enyw6KBRs

Übungen: https://www.matheretter.de/aufgaben/wurzeln/1


Generell lässt man Wurzeln innerhalb einer Rechnung fast immer stehen, d.h. man ersetzt z.B. 2 nicht √
durch einen Näherungswert der unendlichen Dezimalzahl 1,414213 . .√ . , sondern betrachtet das Symbol 2
als Abkürzung
√ derselben. Wir dürfen also
√ von der (irrationalen) Zahl 2 sprechen. Durch die Multiplikation

von 2 mit 6 entsteht so z.B. die Zahl 6 2. Durch anschließende Addition von 7 ergibt sich√die Zahl 7+6 2.
Erst als Endergebnis kann man (muss aber nicht) die ungefähre Dezimalzahl anführen: 7+6 2 ≈ 15,48528

Aufgabe 34. Moodle Lektion: Herleitung der Wurzelgesetze aus den Potenzgesetzen.

Satz 8. Wurzelgesetze Für alle a, b ∈ R+


0 gilt:


1. Definitionsmenge von a: a ∈ R+
0

√ √ 2
2. a2 = ( a) = a falls a = 0 ist!

3. Addieren und Subtrahieren: (nur gleiche Wurzeln!):


√ √ √
m · a ± n · a = (m ± n) a

4. Multiplizieren und Dividieren (b 6= 0):


√ √ √

r
a a
a·b= a· b = √
b b

5. Teilweise die Wurzel ziehen: √ √


a2 · b = a · b

41
2. Die reellen Zahlen

6. Nenner rational machen (keine Wurzel im Nenner):

√ √
a a· b a· b
√ =√ √ =
b b· b b

2.3.1. Summen (Differenzen) von Wurzeln

√ √ √ √ √ √
a) 4√ 2 + √2 = (4 + 1) 2 = b) −3
√ 5√ + 2 5 = (...........) 5 = ...........
Aufgabe 35.
c) 7 − 5 7 = ........ d) 7 − 6 = ...........

2.3.2. Das Produkt zweier Wurzeln

√ √ √ √ √
Aufgabe 36. a) 2· 3= 2 · 3 = ....... b) 2· 8 = ......

Die Wurzel aus einem Produkt kann somit √ faktorweise


√ √gezogen werden; dies ist einsichtig, wenn man den
obigen Satz von rechts nach links“ liest: a · b = a · b.

Aufgabe 37. .

√ √ √ √ √ √ √
a) √200 = 2 · 100 = 10 2 b) 6400 = 64 · 100 = .......
c) 81 · 104 = .....

2.3.2.1. Achtung!

Größte Vorsicht ist bei folgenden Beispielen geboten:

√ √ √ √ √
Beispiel
√ √ Es √
27. ist 16 + 9 = 25 = 5, nicht aber 16 + 9 = 16 + 9 = 4 + 3 = 7. Folglich ist
16 + 9 6= 16 + 9.
√ √ √ √ √
Ebenso
√ √ − 36√
ist 100 = 64 = 8 nicht aber 100 − 36 = 100 − 36 = 10 − 6 = 4. Damit gilt auch hier
100 − 36 6= 100 − 36.

Merke. Der obige Satz gilt nicht für Summe und Differenz d.h.
√ √ √
a ± b 6= a ± b !!!

Aufgabe 38. Vereinfache die folgenden Terme:


√ √ √ √ √ √ √
a) 3· 7= b) 18 · 8 = c) p2√· 3 · √ 6 =
√ √ √ √
d) 64 + 36 = e) 64 · 9 = f) 36 − 4 =

42
2.3. Rechnen mit Wurzeln

2.3.3. Der Quotient zweier Wurzeln

Aufgabe 39. Vereinfache:


√ q √ q √
a) √27 = 27
= 9 = ... b) 6 + 14 = .... c) √24 = ....
3 3 40
√ q q √ √
7 7 √3 · √10 =
d) 0,0002 = .... e) 3 · 12 = .... f) 5 18
....

2.3.4. Potenzen von Wurzeln

Aufgabe 40. Auch Potenzen von Wurzeln stellen kein allzu großes Problem dar:

1. Quadrate von Wurzeln:


√ 2 √ √ √ 2
a) 2 = 2· 2 = ...... b) 7,1 = .......

2. Höhere Potenzen:
√ 3 √ √ √ √ 4
a) 13 = 13 · 13 · 13 = ....... b) 7 = .......

Aufgabe 41. Berechne:


√ 2 √
1. 1,5 = 3. (− 5)2 =
q 4 √
2
2. 7 = 4. (− 3)3 =

2.3.5. Das teilweise Wurzelziehen

√ √ √
Die Multiplikationsregel a·b= a· b erlaubt in gewissen Fällen das sogenannte teilweise Ziehen“ einer

Wurzel.

Aufgabe 42. .

√ √ √ √ √ √
a) 18 = 9·2= 9· 2 = ........ b) 700 = .... c) 0,07 = ....

√ √
Merke. a2 b = a b !!

Aufgabe 43.
√ √ √ √ √ √ √ √
5 12 + 27 − 48 − 75 = 5 4 · 3 + 9 · 3 − 16 · 3 − 25 · 3 = .......

43
2. Die reellen Zahlen

√ √
Merke. − a2 b = −a b !!

2.3.5.1. Umkehrung:

Genauso kann man, wenn man die beiden obigen Merksätze von rechts nach links liest, einen Faktor vor der
Wurzel in diese hineinziehen“.

Aufgabe 44. Bringe alles unter eine Wurzel:


q q
a) 2 72 = .... b) −3x 2
x = ....

Aufgabe 45. Versuche teilweise die Wurzel zu ziehen und umzuformen:


√ q 2
1. − 45 = 4. c2 + 2c =
√ √ √
2. 4 12(2 3 + 6) = p
5. x2 y + x2 z =
q
3a2
√ √ √ √ √ √
3. 4 = 6. 8 + 12 + 18 + 48 − 72 − 108 =

2.4. Wiederholung - Übungen

Aufgabe 46. Der gesamte Aufgabenblock steht in Moodle in der Kategorie Wurzeln-4 Wiederholungen -
verschiedene Aufgaben zur Verfügung.

1. Gibt es für jede reelle Zahl eine Darstellung a


b mit a, b ∈ Z? Wenn ja, warum; wenn nein, gib ein
Gegenbeispiel an!

2. Warum ist es notwendig, den Zahlenbereich auf die reellen Zahlen zu erweitern? Gib ein Beispiel an!

3. Wie bringe ich einen beliebigen Faktor unter die Wurzel? Gib ein Beispiel an!

4. Richtig oder falsch?


√ √
(a) − 25 = −5 (d) (− 7)2 = −7
√ √
(b) 36 = 6 (e) (− 7)2 = 7

(c) − 36 = −6

5. Wo ist der Fehler?

44
2.4. Wiederholung - Übungen

√ q √ q√ √
1− 2= (1 −2)2 = ( 2 − 1)2 = 2 − 1
√ √
1− 2 = 2−1

2 = 2 2

1 = 2
1 = 2

6. Berechne:
√ √ √ √ √
(a) 32 · 50 (f) 72 · 3· 6
√ √
(b) 3a2 b3 · 24bc2 √
3 √

5+5 3
(g) 15
√ √
(c) 75 : 27
√ 2 5
q
10
q
21

3x y (h) 7 · 15 · 18
(d) √ 3
xy

√ √ √ √ q q √
(e) (3 5 − 5 3) 15 (i) √33 · 3
· 14
· 33
10 7 4

7. Bringe den wurzelfreien Faktor unter die Wurzel und vereinfache:


q q
(a) 7 57 (d) −x2 x13
q
1

22 (e) x2
(b) 8 128 x

√ 2
(c) x x3 (f) √z
3z 2

8. Vereinfache durch teilweises Wurzelziehen:


√ √
(a) 27 (e) 16x + 32y
q
169ab4 c2 √ √ √ √
(b) 32 (f) 3 48 − 5 75 − 2 12 + 7 27
q √
48 (g) 3r2 − 2r4 s
(c) 27

√ √ √ √ √ √ √ √ √ √
(d) 20 + 45 − 80 − 5 (h) 12 98+4 8−10 50−14 72+8 32+6 8


9. Bestimme mit dem Heron-Verfahren den Wert von 7 auf 6 Dezimalen genau.Wähle dazu als Startwert
x = 1.

10. Untersuche, ob x rational ist! Schreibe zu jeder Antwort eine kurze, aber logisch einwandfreie Be-
gründung! Falls x rational ist, ist x als vollständig gekürzter Bruch darzustellen!

(a) x = 2,314113111411113111114.......

(b) x = −0,0545454.......

(c) x = 0,12636363.......

45
2. Die reellen Zahlen

(d) x2 = 21

(e) x2 = −4

11. Berechne mit der Halbierungsmethode eine Intervallschachtelung für 11!
Starte mit dem Intervall I0 (Intervalllänge 1), das natürliche Zahlen als Grenzen hat und brich ab,
wenn die Intervalllänge kleiner als 0,1 ist!
Wie oft muss halbiert werden, wenn als Abbruchbedingung die Intervalllänge 0,00001 steht?

12. Welche der folgenden Intervalle bilden nicht den Beginn einer Intervallschachtelung, wenn man sinn-
gemäß fortsetzt? Begründe kurz.

(a) [4; 5], [4,8; 5], [4,89; 5], [4,899; 5], . . .

(b) [7; 8], [7,7; 7,8], [7,77; 7,78], [7,777; 7,778] . . .

(c) [ 32 ; 1], [ 52 ; 12 ], [ 72 ; 13 ], [ 29 ; 14 ], [ 11
2 1
; 5] . . .

13. Bestimme die Definitionsmenge von:



(a) c+4

(b) −c2
p
(c) (−c)2

(d) c3

14. Sind die folgenden Aussagen wahr oder falsch? Gib gegebenenfalls an, was zusätzlich vorausgesetzt
werden muss, damit die Aussagen wahr werden.
√ √
(a) Ist 0 < x < y, so ist x< y

(b) Es gilt stets x < x.
√ 2 √
(c) −x = x2

15. Bestimme die Definitionsmenge des folgenden Terms:


s
−2
x · (x − 4)

16. Vereinfache und radiziere soweit wie möglich:



(a) 16x2 + 56x + 49
p√
(b) 81c2

(c) 0,00000175
q q  q
1 6
(d) a3 · bc : abc4

√ √ √ √
(e) 3 75 + 147 − 4 27 − 3

46
2.4. Wiederholung - Übungen

17. Radiziere und vereinfache so weit wie möglich und achte dabei, dass a < 0 sein soll:
√ p
4a2 − a2 − 4a + 4

18. Vereinfache: √ √ √ √
275 + 343 − 112 − 99

19. Radiziere und vereinfache soweit wie möglich:


s
27a3 + 81a2 b
3 , a,b > 0
(a + 3b)

20. Vereinfache soweit wie möglich:


s
4a2 · (x − 3) p 2
· (x − 9) · a2 ; x < −3
(x + 3)

21. Radiziere so weit wie möglich und bestimme jeweils zusätzlich die Bedingungen an die Variablen, damit
der Term definiert ist:
p
(a) (−4)2 x14 y 27 z 7

(b) a 4 b3 − a 4 b2

22. Radiziere (d.h. ziehe die Wurzel):

p
4x2 + 64 − 32x

23. Gib an, für welche Werte der Variablen die folgenden Wurzelterme definiert sind und radiziere dann
so weit wie möglich:
q q
x5 y 2 (a2 +2)·b3
(a) z 4 (b) c2 −8c+16

24. Stelle rationale Nenner her und vereinfache soweit wie möglich:

(a) √240 (b) √ 9 √2
180 98+ 72


3+2 3
25. Mache den Nenner rational und vereinfache soweit wie möglich: √
3− 3

Aufgabe 47. Maturaaufgaben zum Thema finden sich in der OneNote-Aufgabensammlung: 2. Klasse Seite
Reelle Zahlen - Rechnen mit Wurzeln“

47
2. Die reellen Zahlen

2.5. Wurzelgleichungen

Definition 9. Tritt in einer Gleichung die Unbekannte mindestens einmal unter einer Wurzel auf, so nennt
man sie Wurzelgleichung. Dabei beschränken wir uns hier auf Quadratwurzeln.

Merke. 1. Gleichung potenzieren!

Eine Wurzelgleichung löst man durch Potenzieren (eine Quadratwurzelgleichung durch Quadrieren).

Dabei soll die Gleichung so umgeformt werden, dass die Wurzel isoliert (also alleine) auf einer Seite der
Gleichung steht. Anschließend die beiden Seiten der Gleichung mit dem Wurzelexponenten potenzieren.
Falls nötig, wiederholt man dieses Verfahren, bis alle Wurzeln eliminiert sind.

2. Probe Pflicht!

Das Potenzieren einer Gleichung ist KEINE Äquivalenzumformung, folglich kann sich die gesuchte
Lösungsmenge ändern. Ein solcher Rechenschritt kann nämlich aus einer falschen Aussage wie 2 = −2
eine wahre Aussage (22 = (−2)2 ) machen. Daher können beim Potenzieren Scheinlösungen“ hinzu-

kommen, die keine Lösungen der ursprünglichen Gleichung sind. Die Probe ist daher unverzichtbar!

Aufgabe 48. Bestimme jeweils die Definitions- und die Lösungsmenge:


√ √ √
1. x=1 7. x−4− x + 11 + 3 = 0
√ √ √
2. x + 7 = −4 8. 8 − 2x = 1 + 5−x

3. x − 1 + 10 = 12 √ √
9. x − 10 + x + 10 = 10
√ √
4. x + 30 = 6 x − 5
10. (Auf die Definitionsmenge wird hier verzichtet
√ √ p √ √
5. 2 x + 1 = x + 13 - sehr schwierig!) 2x − 7x + 4 = 3x + 2
√ √ √ √
6. x= x+8−2 11. x−5· x+3=x

Aufgabe 49. Folgende Wurzelgleichungen führen auf eine quadratische bzw. biquadratische Gleichung wel-
che gelöst werden muss:

48
2.6. Die n-te Wurzel

√ √ √ √ √
1. x− 2x + 1 = −1 11. 3x2 + 21 + x2 + 3 = 2 x2 + 18
√ √ √ √ √
2. 3x − 5 − 2x − 5 = 1 12. x−4= x−9− x−1
√ √ √ √ √ √
3. 3x + 1 + x−4= 4x + 5 13. 3 − 4x + 1 + 9x = 4 + 5x
√ √ √ √
4. 2x + 2 = 2 + 3x + 15 14. 2x + 8 − x+5=7

x2 − 16 √ 7 √ √
5. √ + x+3= √ 15. x + 3a2 − 5a = x − 5a2
x−3 x−3
√ √ √
√ √ 16. x−2= 4x + 1 − x+3
6. 2x − 3 − x+2=1
√ √ √ √ √
7. x2 + 16 − 6x + 7 = 3 − x 17. 3x − 6 + 2x + 4 = 2 x

√ √ √ √ √ √
8. 3x + 1 + x−4= 4x + 5 18. x+2+ x−3= 3x + 4
√ √ √ √ √ √
9. 4x − 11 − 21 − 4x = 2 x − 4 19. 2 3x + 1 + 3 5x − 4 = 4 6x + 1
√ √ √ √ √
10. 4x − 3 − 13 − 4x = 2 x − 2 20. 9x2 + b2 − 3x = b2 − 6x

2.6. Die n-te Wurzel

2.7. Rechnen mit Potenzen - Wiederholung

Definition 10. Unter der Potenz an versteht man das Produkt von n gleichen Faktoren a:

an = |a · a · a{z· · · · · a} (a ∈ R, n ∈ N \ {0})
n mal

Dabei heißen a Basis oder Grundzahl, n Exponent oder Hochzahl und an die n-te Potenz von a. Man
definiert: a1 = a.

49
2. Die reellen Zahlen

Beim Rechnen mit Potenzen gelten die folgenden Regeln:

Satz 9 (Potenzgesetze). :

Grundgesetze : Für alle a,b ∈ R \ {0} und n,m ∈ Z gilt:

am
1. am · an = am+n bzw. = am−n
ann
a n
2. (a · b)n = an · bn bzw. n
= ab
m n m·n
b
3. (a ) = a

Sonderfälle :

1. 0n = 0 (mit n 6= 0) und 1n = 1
2. (−a)2n = a2n und (−a)2n+1
= −a2n+1
(−1)2n = +1 und (−1) 2n+1
= −1
3. Für alle a ∈ R \ {0} und n ∈ N gilt:
1
a0 = 1 und a−n = an

Aufgabe 50. 1. Berechne möglichst kurz und ohne Taschenrechner:

(a) 0,25−3 =

(b) 03 + 30 + 52 + 2−5 =

(c) 0,1253 · 85 =

2. Findest du a und n (mit a 6= n), für die an = na gilt?

3. Die folgenden Sätze sind mit den Variablen a, b, m und n (a, b ∈ R \ {0}, m, n ∈ N) zu schreiben:

(a) Eine Potenz mit Basis a und negativem Exponenten −m ist eine andere Schreibweise für den
reziproken Wert der Potenz mit positivem Exponenten: ...

(b) Faktoren, die mit negativen Exponenten im Zähler (Nenner) auftreten, können mit entsprechenden
positiven Exponenten in den Nenner (Zähler) gebracht werden: ...

(c) Die nullte Potenz jeder (von 0 verschiedenen) Zahl hat den Wert 1: ... .

(d) Potenzen mit gleicher Basis a werden multipliziert, indem man die Exponenten addiert: ...

(e) Ein Bruch wird potenziert, indem man Zähler und Nenner potenziert: ...

4. Bei den folgenden Aufgaben sind die Ausdrücke zu vereinfachen und in den Ergebnissen sollen nur
positive Exponenten stehen:

(a) 3a−3 4−1 b5−s


(d) (g)
x bs
(b) 4x−4 y 3
7a−b 16x3 y 3 −4 3
(e) (h) ·2 y
(c) 2−2 (x + y)−3 b−a x−1

(f) b5−s bs x−3 y 0 z 2


(i)
x4 y −3 z −2

50
2.7. Rechnen mit Potenzen - Wiederholung

5. Die folgenden Terme sind als Produkt darzustellen:

a5 xy x3 a+b
(a) b−2
(b) yx (c) 4a−b
(d) a−b

6. Sind die folgenden Aufgaben richtig? Korrigiere falls notwendig!

a.) b.)

7. Die Zahlen 9
999, 999 , 999 , (99 )9 , 9(9 )
sind der Größe nach zu ordnen. Dabei sollen keine technischen Hilfsmittel (Taschenrechner, Computer,
...) verwendet werden. Wo dies möglich ist, soll auch abgeschätzt weden, wieviele Ziffern nötig wären,
wenn man die Zahl vollständig niederschreiben wollte.

8. Vereinfache so weit wie möglich!


−2 −1 a+b
(a) − 32 · − 49 (e) a−1 +b−1

−3
(f) (a2 − b2 )4 (a + b)−4

2a2 6 −2

(b) 3 · 5a3
 −2  −1 3 
2·5−3 9·4−5
 2
3 x
−4 
16·3−1 x−2
2 (g) 8(x−1)−1 : 3·4 5
(x−1)2 · 53 (x+1)−2
(c) 4a : −a −2

 −1  −1  −1 3


−2  4 −3  2  x−2 +y −2 x−2 −y −2 x4 −y 4

3x2 7y 5 3−2 (h) x−2 y −2 + x−2 y −2 + 2y 2
(d) 5y · x−2 : (xy)5 · 73

 −1 
((a2 −b2 )−1 )5

p−q p2 −q 2
(i) (a+b)−1 · (a−b)5 · (p+q)−1 : (a + b)−4

 2  −2 −3 
3x3 (a2 +2ab+b2 ) 8ax (x+y)(a−b) 81(b(x2 −y 2 ))−3
(j) 4a(x−y)−2 : 9b−1 (a2 −b2 )0 · 32a(a2 −b2 )4

Aufgabe 51. Und noch ein paar Übungen:

1. Vereinfache:
1
(a) 4 · 2−4 · (22 )3 (d) 2x (2−1 + 2x ) (g) (x−2 − 3x)(x−2 + 3x)

(b) (ex + e−x )2 (e) (x4 + x−2 )(x3 − x−3 ) (h) (2−x + 2x )(2−x − 2x )

(c) (ex − e−x + 5) · ex (f) (a2 − a−2 )2 (i) (6xn+1 + 2xn−2 )x−n

51
2. Die reellen Zahlen

2. Vereinfache:

1 3 (e) a4 · a−6 − 3a3 · a−5 + a2 e3x+1


(a) a2 · (a2 )−2 + 3a ·

a
(i) e−x+2

1 2 2 3 1 3
 
1
· (32 )2 + 1
· 33 · (f) + 2 2
 1
+ 3(e−x )2 −

(b) 18 2 3 x x (j) e2x ex

3 −1 −23 −2·4
(c) (x2 · x−3 )−2 + (g) (k) e−x · e−x+2 · e2x−3

x2 2·23

(1−x)2
(d) a5 · a−2 + 4a2 · a (h) x−1 (l) 4t2 · t−3 − t · t−2

3. Berechne:

3 −3 3
(e) −(32 )−1

(a) 5
(c) 5−2

3−2
−1
(d) (−32 )−1 (f) (−3)2

(b) 5

4. Ordne ohne Verwendung des Taschenrechners der Größe nach:

0,253 5−3 5−4 3−3

5. Welche der Potenzen


1 an ak
(a2 )n a · an an−1 an−1 · an+1 (−a2 )n a0
an ak an
stimmen überein mit
1
a2n an+1 an−k a−n 1
a1−n

a −n

6. Gegeben ist der Term b .

(a) Schreibe den Term ohne Bruchstrich.

(b) Für welche a, b und n ist der Term definiert?

Aufgabe 52. Weitere Übungen findest du hier: http://www.kantisargans.ch/lehrerweb/thomas.


grischott/uebungen/aa/potenzen(II).pdf

2.8. Rechnen mit (höheren) Wurzeln

Bei der Gleichung an = b handelt es sich um eine Potenzrechnung.

• Sind √
aber b und n gegeben und a gesucht, so spricht man von einer Wurzelrechnung, man schreibt:
a = n b.

• Sind hingegen a und b gegeben und n gesucht, handelt es sich um eine Rechnung mit Logarithmen
(vgl. ?? ab Seite ??): n = loga b.

52
2.8. Rechnen mit (höheren) Wurzeln

Definition 11. Die n-te Wurzel aus b = 0 ist diejenige Zahl a = 0, deren n-te Potenz den Wert b ergibt,
wobei gelten soll: a ∈ R, n ∈ N \ {0}.


an = b
n
⇐⇒ a= b

Merke. •√2-te Wurzeln


√ kommen sehr häufig vor, deshalb hat es sich eingebürgert die 2 wegzulassen, es
ist also: b = 2 b.

• Zweite Wurzeln nennt man auch Quadratwurzeln (sie ergeben die Länge einer Quadratseite mit der
Fläche b), dritte Wurzeln nennt man auch Kubikwurzeln (sie ergeben die Kantenlänge eines Würfels
(cubus) mit dem Volumen b).

• Auf Grund der Definition der n-ten Wurzel kann man wegen der Forderung, dass b = 0 sein soll,
keine Wurzeln aus negativen Zahlen ziehen. Auch der Wurzelwert darf nicht negativ sein. Diese beiden
Forderungen sind notwendig, um die Wurzelrechnung zu einer eindeutigen Rechenart zu machen.

Aufgabe 53. 1. Berechne (ohne Taschenrechner) die 2., 3., 4., 6. und 12. Wurzel aus der Zahl 4096.

2. Vereinfache die folgenden Sonderfälle (n ∈ N \ {0}):



n

n

(a) 1= (b) 0 = item 1
a=

Satz 10. Potenzieren und Radizieren mit dem gleichen Exponenten heben sich gegenseitig auf:
√ √
( m a)m = m am = a

Definition 12 (Potenzen mit gebrochenen Exponenten).


m √
a n = n am für m,n ∈ N, n 6= 0, a ∈ R+ ∪ {0}

Aus den Potenzgesetzen können mit dieser Definition folgende Wurzelgesetze hergeleitet werden:

Satz 11. Für alle a,b = 0 und n, m, k ∈ N \ {0} gilt:

1. Wurzeln lassen sich nur dann addieren bzw. subtrahieren, wenn sie sowohl in ihrem Radikanden als
auch in ihren Wurzelexponenten übereinstimmen:
√ √ √ √ √
n

n
n
a+ n
a=2· n
a aber: n
a± b 6= a±b
√ √ √ √
n a
n n n a
p
2. n
a· b= a·b √
n
b
= b

√ √
3. ( n a)m = n am

53
2. Die reellen Zahlen


n·k

4. ak·m = n
am
p √
n m m
p√ √
5. a= n
a= m·n
a

Aufgabe 54. 1. Beweise alle oben angeführten Wurzelgesetze, indem du die Aussagen auf die Potenzge-
setze zurückführst.

2. Zeige die Gültigkeit der Aussage:


r r
a a
n
a+ n
=an n
a −1 a −1

3. Vereinfache so weit wie möglich:


p √ √ √
(a) 5 · 3
5x5 y 3 z 6 (e) ( 3 4 − 3 500) · 3 2

x2
r r
16 3 2
(b) · 3
(f) 5
16 · √
3
2 x5 33
q

r
(c) (x − y) · 3 x2 +xy+y 2
3 3 x3 + 1
x2 −2xy+y 2 (g) x3 −1·
x6 − 1
√ √ √
(d) 4 3 3 + 5 3 24 − 2 3 81 q p
1
(h) ab 3 (ab)2 · p
6
(ab)5

4. Vereinfache so weit wie möglich:


s p
30
(x2 − 1)6 (d) 3
8x3 − 12x2 y + 6xy 2 − y 3
(a)
(x − 1)5 p
3
√ p
3
√ 3
√ √ (e) 3−2 2+ 3+2 2
3 5
x2 x3 x2
(b) √ √ 4
x 15 x 4 x
q  q
1 2
q
7 1 1 1 √ ab

(f) b − a · 14
b + a · 7
a2 −b2

q p
(c) 4 0,25 0,25 0,25

5. Vereinfache so weit wie möglich:


s v !12
2 s 2 u
5 1 1 5 1 1 u
5 xy
(a) − 3 · + 3 · t
y3 x3
p
x y 5
x6 − y 6
 s  s 
−2 4
−4
x−1
 r
 q 3 (x + 1) x+1
(b)  9 (x−1)
5 15
(x+1)2 ·  : : 45
 x+1 (x − 1)7  (x − 1)2

54
3. Die quadratische Gleichung

Sucht man die Nullstellen einer Funktion, so setzt man in der Funktionsgleichung y gleich Null und löst die
entsprechende Gleichung. Bei einer quadratischen Funktion (Thema im nächsten Kapitel) ergibt sich dabei
die sogenannte quadratische Gleichung.

Beispiel 28. 1. Versuche zunächst alle (!) Lösungen der folgenden quadratischen Gleichungen zu finden:

(a) 7x2 − 700 = 0 (d) x2 + 4 = 4x

(b) 3x2 = 75 (e) 7x + 12 = x2

(c) −16x + 8x2 = 0 (f) x2 + 16 = 0

2. Unter welchen Bedingungen sind die folgenden Gleichungen lösbar?

(a) x2 = a (b) ax2 + c = 0

Definition 13. Eine quadratische Gleichung hat die allgemeine Form

ax2 + bx + c = 0 (a, b, c ∈ R, a 6= 0)

Dabei heißt ax2 quadratisches Glied, bx lineares Glied und c Absolutglied (oder auch konstantes Glied) der
Gleichung.

Die Gleichung ist in Normalform, wenn das quadratische Glied den Koeffizienten 1 hat:

x2 + px + q = 0 (p,q ∈ R)

Aus der allgemeinen Form lässt sich äquivalent die Normalform gewinnen, indem durch a 6= 0 dividiert wird.

Beispiel 29. Gegebene Gleichung: x2 + 16x + 50 = 5x2 + 4x + 10

• Allgemeine Form (alle Terme auf die rechte Seite geben): 0 = 4x2 − 12x − 40

• Normalform: x2 − 3x − 10 = 0

Aufgabe 55. 1. (a) Bestimme bei allen Gleichungen die Koeffizienten a, b und c aus der Gleichung
ax2 + bx + c = 0.

(b) Welche der folgenden Gleichungen haben Normalform?


3. Die quadratische Gleichung

2. 7x2 − 700 = 0 5. x2 − 4x + 4 = 0

3. 3x2 = 75 6. x2 − 7x − 12 = 0

4. 8x2 − 16x = 0 7. x2 + 16 = 0

8. Stelle folgende Gleichungen auf allgemeine Form und Normalform um:

(a) 3x2 − 5x + 7 = 8x2 + x − 4

(b) 4x2 − x + 4 = 21 x2 + 5x − 9

(c) x = x−3

(d) 2x = 5−x

3.1. Einfache quadratische Gleichungen (Sonderfälle)

Die reinquadratische Gleichung (ohne lineares Glied): ax2 + c = 0

q
• Für c < 0 (a > 0) gibt es zwei Lösungen: x1 = −c
a und 4
q
x2 = − −c a 2
• Für c = 0 gibt es eine Lösung: x = 0 0
−4 −2 0 2 4
• Für c > 0 (a > 0) gibt es keine Lösung: L = {}
−2
• Geometrische Interpretation: die Funktion y = ax2 + c hat
keine, eine oder zwei Nullstellen. −4

2x2 − 18 = 0 | + 18 | : 2

Beispiel 30. x2 = 9 |
x1,2 = ±3 also L = {±3}

Aufgabe 56. Löse folgende Gleichungen:

1 2
1. 3x2 − 27 = 0 2. 5x2 + 20 = 0 3. 2x −5=0

56
3.2. Die allgemeine quadratische Gleichung

Quadratische Gleichung ohne konstantes Glied: ax2 + bx = 0

• Diese Gleichung kann immer faktorisiert werden: x(ax + b) = 0 4


• Ein Produkt ist immer dann 0, wenn einer der beiden Faktoren
2
0 ist!
• Daher: x1 = 0 und x2 = − ab 0
−4 −2 0 2 4
• Geometrische Interpretation: Die Funktion ax2 +bx = x(ax+b) −2
hat immer zwei Nullstellen, von denen eine der Koordinatenur-
sprung ist. −4

2x2 − 5x = 0
x(2x − 5) = 0
Beispiel 31.
x1 = 0
x2 = 52 also L = {0, 25 }

Aufgabe 57. Löse folgende Gleichungen:

1 2
1. 3x2 − 18x = 0 2. 5x2 + 7x = 0 3. 3x − 7x = 0

3.2. Die allgemeine quadratische Gleichung

Aufgabe 58. Einstiegsaufgabe

1. Bestimme die Lösungsmenge der Gleichungen x2 + 6x + 9 = 0 und x2 − 6x + 9 = 4.

2. Bist du in der Lage die Gleichung x2 + 4x − 45 = 0 auf die Form (x + a)2 = c zu bringen und so die
Lösungsmenge zu bestimmen?

Die allgemeine quadratische Gleichung ax2 + bx + c = 0 kann mit Hilfe der quadratischen Ergänzung auf eine
allgemeingültige und sehr wichtige Lösungsformel gebracht werden. Ein Beispiel soll dies zeigen, gleichzeitig
wird daneben die allgemeine Lösungsformel hergeleitet:

57
3. Die quadratische Gleichung

Beispiel : allgemein : Rechenschritte :


2x2 + x − 6 = 0 ax2 + bx + c = 0 |−c
2 2
2x + x = 6 ax + bx = −c |a herausheben
2(x2 + x2 ) = 6 a(x2 + ab x) = −c |quadratische Erg.
x 1 1 b b2 b2
2(x2 + 2 + 16 − 16 ) = 6 a(x2 + ax + 4a2 − 4a2 ) = −c |faktorisieren
b2
2((x + 41 )2 − 1
16 ) = 6 a((x + b 2
2a ) − 4a2 ) = −c |ausmultiplizieren
2
b2
2(x + 41 )2 − 1
8 = 6 a(x + b 2
2a ) − b
4a = −c |+ 4a
b2
2(x + 14 )2 = 1
8 +6 a(x + b 2
2a ) = 4a −c |gemeinsamer Nenner
2
b −4ac
2(x + 14 )2 = 1+48
8 a(x + b 2
2a ) = 4a |:a
2
b −4ac √
(x + 41 )2 = 49
16 (x + b 2
2a ) = 4a2 |

2 −4ac
x+ 1
4 = ± 74 x+ b
2a = ± b 2a |− b
2a

−1±7 −b± b2 −4ac
x1,2 = 4 x1,2 = 2a |∆ = b2 − 4ac

6 3 −b+ ∆
x1 = 4 = 2 x1 = 2a

−8 −b− ∆
x2 = 4 = −2 x2 = 2a

Satz 12. Die allgemeine quadratische Gleichung der Form ax2 + bx + c = 0 kann mit Hilfe der Formel

−b ± b2 − 4ac
x1,2 =
2a
gelöst werden. Dabei wird der Ausdruck unter der Wurzel Diskriminante (lat. discriminare = unterschei-
den) genannt und mit dem griechischen Buchstaben Delta (∆ = b2 − 4ac) bezeichnet. Die Diskriminante
gibt an, ob die Gleichung zwei Lösungen (∆ > 0), genau eine Lösung (∆ = 0), oder keine Lösung (∆ < 0)
besitzt.

Beispiel 32. 1. Gelöst werden soll die Gleichung 2x2 − 10x + 12 = 0

∆ = 100 √− 4 · 2 · 12 = 100 − 96 = 4 > 0


x1 = 10+4√4 = 10+2 4 =3
x2 = 10−4 4 = 10−2 4 =2 also L = {2,3}

2. Gelöst werden soll die Gleichung x2 + 8x + 16 = 0

∆ = 64 −√4 · 16 = 0
x = −8±2 0 = −8 2 = −4 also L = {−4}

3. Gelöst werden soll die Gleichung −3x2 + 5x − 11 = 0

∆ = 25 − 4 · (−3) · (−11) = 25 − 132 = −107 < 0 also L = {}

Beispiel 33. Der goldene Schnitt1 Im Geometrieteil finden sich einige Aufgaben zu diesem Thema. Hier
berechnen wir mal diese besondere und berühmte Zahl(en) unter 2 Bedingungen:

58
3.3. Satz von Vieta

• Wo teilt man die Strecke, wenn die Gesamtstrecke die Länge


1 hat.

• Wie lange ist die Gesamtstrecke, wenn die längere Teilstre-


cke die Länge 1 hat.

Aufgabe 59. Übung: Quadratische Gleichungen

81
1. x2 − 169 =0 6. x2 + 4x − 45 = 0 11. − 41 x2 + 400 = 0

1 2 1 3
2. 5x2 + 22x + 8 = 0 7. 2x − 20 x − 100 =0 12. − 65 x2 + 7x − 10 = 0

1 2 33
3. 5x − 405 = 0 8. x2 + 2x − 16 =0 13. x2 + 61 x − 1
6 =0

1
4. −81x2 − 72x = 16 9. x2 − 9 =0 14. −x2 − 92 x − 324
81 =0

5. −3x2 + 4x − 14 = 0 10. 49x2 − 21x + 2 = 0 15. 7x2 + 14x + 7 = 0

3.3. Satz von Vieta

Aufgabe 60. Hier eine Erklärung von Daniel Jung zum Satz von Vieta:

https://www.youtube.com/watch?v=lyjpA11mX5k

bzw. von den Simple-Maths: https://www.youtube.com/watch?v=Qn0XVZoPGtA

und eine weitere Erklärung:

http://www.mathebibel.de/satz-von-vieta

und Übungen mit Lösungen:

http://www.mathe-trainer.de/Klasse9/Quadratische_Gleichungen/Block6/Aufgaben.htm

59
3. Die quadratische Gleichung

Satz 13. Der Satz von Vieta (oder auch Wurzelsatz von Vieta - nach dem latinisierten Namen von François
Viète) macht eine Aussage über den Zusammenhang der Koeffizienten p und q der quadratischen Gleichung

x2 + px + q = 0 ax2 + bx + c = 0

und deren Lösungen (Wurzeln) x1 und x2 . Er besagt:

1. p = −(x1 + x2 ) b
1. a = −(x1 + x2 )
2. q = x1 · x2 c
2. a = x1 · x2
3. (x − x1 )(x − x2 ) = x2 + px + q 3. a(x − x1 )(x − x2 ) = ax2 + bx + c

Anwendungen Für den Satz gibt es drei wichtige Anwendungen:

1. Es lassen sich damit quadratische Gleichungen zu vorgegebenen Lösungen konstruieren. Beispielsweise


lautet eine quadratische Gleichung zu den Lösungen 2 und 3: x2 − 5x + 6 = 0

2. Es lassen sich Gleichungssysteme der Form


x+y =a
x·y =b
lösen. Z.B. sind die Lösungen x und y des Systems x + y = 5, x · y = 6 die Lösungen der zugehörigen
quadratischen Gleichung z 2 − 5z + 6 = 0. Nach der Lösungsformel ergibt sich x = 2, y = 3 oder x = 3,
y = 2.

3. Der Satz kann helfen die Lösungen bei gegebenen Koeffizienten zu bestimmen (Probiermethode): Ist
die quadratische Gleichung x2 − 7x + 10 = 0 gegeben, dann muss für die Nullstellen x1 , x2 gelten:
−(x1 + x2 ) = −7
x1 · x2 = 10
Wenn wir zunächst nach ganzzahligen Nullstellen suchen, müssen die Nullstellen Teiler der 10 sein, die
zu 7 aufaddiert werden können. Mit etwas Probieren findet man die Nullstellen 2 und 5, da 2+5=7
und 2 · 5 = 10.

Aufgabe 61. 1. Gegeben ist die Gleichung x2 − 7x + 10 = 0. Finde die Lösungen mit Hilfe des Satzes
von Vieta.

2. Bekannt sind die beiden Lösungen einer quadratischen Gleichung (L = {−3,2}). Welche quadratische
Gleichung liefert genau diese Lösungen?

3. Von der Gleichung x2 − 24x − 81 = 0 kennt man eine Lösung x1 = 27. Die andere Lösung ist zu
bestimmen.

4. Finde die Lösungen der quadratischen Gleichung 3x2 + 3x − 18 = 0 mit Hilfe des Satzes von Vieta!

5. An der Tafel stand die quadratische Gleichung:

5x2 − ♠x + 56 = 0.

Leider wurde der Koeffizient von x von einem Schüler verwischt. Es ist aber bekannt, dass sich die
beiden Lösungen dieser Gleichung um 1,2 unterscheiden.
Berechne die Lösungen dieser Gleichung und den fehlenden Koeffizienten!

60
3.4. Biquadratische Gleichungen

6. Bestimme m so, dass in der quadratischen Gleichung

3 x2 + 6 x − m = 0

die eine Lösung die andere um 4 übertrifft!

3.4. Biquadratische Gleichungen

Gleichungen vierten und höheren Grades lassen sich nicht allgemein lösen, sondern nur in Spezialfällen.
Kommen in einer Gleichung vierten Grades nur gerade Exponenten von x vor, so nennt man diese eine
biquadratische Gleichung.

Die Vorsilbe bi“ bedeutet doppelt“ oder zweifach“. Biquadratisch heißt also doppelt quadratisch. Das
” ” ”
Doppelte bezieht sich hier auf die höchste Potenz der Unbekannten, in der die Variable auftritt. Bei quadra-
tischenGleichungen ist das 2 (z. B. x ), bei biquadratischen Gleichungen 4 (z. B. x4 ).
2

Aufgabe 62. Anleitung per Video:

• https://www.youtube.com/watch?v=f1dT3Fqd6DE

• http://www.frustfrei-lernen.de/mathematik/biquadratische-gleichungen-video.html

Definition 14. Eine Gleichung 4. Grades der Form

ax4 + bx2 + c = 0 (a 6= 0)

heißt biquadratische Gleichung.

Biquadratische Gleichungen werden durch die Substitution (beispielsweise x2 = z bzw. x4 = z 2 ) gelöst. Die
dabei entstandenen Lösungen z1 , z2 werden rücksubstituiert“, damit erhält man x2 = z1 bzw. x2 = z2 .

Damit sind maximal vier Lösungen möglich.

Beispiel 34. Löse die Gleichung x4 − 11x2 + 18 = 0.

1. Substitution: z = x2 und erhalten eine quadratische Gleichung in z: z 2 − 11z + 18 = 0.

Mit der Lösungsformel erhalten wir: z1 = 9 und z2 = 2.

2. Rücksubstitution:

• x2 = z1 = 9 liefert die Lösungen x1 = 3 und x2 = −3.


√ √
• x2 = z2 = 2 liefert die Lösungen x3 = 2 und x4 = − 2
√ √
3. Lösungsmenge: L = {−3; − 2; 2; 3}

61
3. Die quadratische Gleichung

Aufgabe 63. Grundaufgaben: Bestimme jeweils die Lösungsmenge:

1. x4 − 3x2 − 4 = 0 2. x4 − 13x2 + 36 = 0 3. 2x4 − 8x2 − 24 = 0

Aufgabe 64. Weite Übungen: Bestimme jeweils die Lösungsmenge:

1 99
1. x4 − 34x2 + 225 = 0 6. 4x4 − 17x2 + 4 = 0 11. x3 − x = 10 x

2. x4 + 1,75x2 = 9 7. x4 = 3x2 √ q
129654 11907
12. 216·x2 − 4 = x2 −

1
972
3. 4x4 − 5x2 − 9 = 0 8. x4 = x2 − 25

4
13. x4 − 1235,744 = 4x2
4 2 2 2
4. x + 1 = 100,01x 9. 300+x (x −102,25) = 75
14. 35,8x · (x3 − 2,045x) +
14(2x2 −7) 225x x2 x2 +1
5. x = x2 −1 10. x2 −1 = 2 35,25996 = 4,071

Aufgabe 65. Weitere Übungen mit Lösungen: http://www.arndt-bruenner.de/mathe/pdf/


biquadratischegleichungen1.pdf

3.5. Quadratische Gleichungen mit Parameter

Beispiel 35. 1. Berechne die Diskriminante

a2 2
x − 4x = x2 − ax + 1
2
Warum hat die Gleichung immer 2 Lösungen für a 6= 2?

Lösung: ∆ = 3a2 − 8a + 12. Die Diskriminante ist nie Null, immer positiv und deshalb gibt es immer
2 Lösungen.

2. Bestimme die Lösungen in Abhängigkeit von a:

−ax2 + 2a2 x + 3a3 = 0

Lösung: Für a = 0 ist die Gleichung immer wahr, deshalb kann für x jede beliebige Zahl eingesetzt
werden, somit hat die Gleichung dann unendlich viele Lösungen. Für a 6= 0 ergeben sich immer 2
Lösungen, nämlich x1 = −a und x2 = 3a.

Kommen in einer Gleichung neben der Lösungsvariablen (meistens x) noch weitere Buchstaben hinzu, so
sind stehen diese zusätzlichen Variable (sog. Parameter) auch wieder für Zahlen. Die Gleichung soll dann
in Abhängigkeit dieser Parameter gelöst werden. Die Lösungen sind dann nicht Zahlen, sondern Terme, die
erst dann zu Zahlen werden, wenn für jeden Parameter etwas eingesetzt wird.

62
3.5. Quadratische Gleichungen mit Parameter

Beispiel 36. Bestimme die Lösungmenge bzw. die Lösungsterme:

1. 3x2 − (2a − 3b)x − 2ab = 0 Lösung: L = {−b; 2a


3 }

2. x2 − 2kx + k 2 = 1 Lösung: L = {k − 1; k + 1}
c
3. x2 + dx − c = x Lösung: L = {−d; dc }
d
a
4. abx + x = a2 + b Lösung: L = { ab ; a1 }

Erklärungen und Lösungen finden sich unter http://www.youtube.com/watch?v=edZXLd0HNXk.

Aufgabe 66. 1. Löse die quadratische Gleichung ax2 + 4x + 4 = 2x + 3 in Abhängigkeit vom Parameter
a.

2. Löse die quadratische Gleichung x2 + mx − 3 = 4 in Abhängigkeit vom Parameter m.

3. Löse die quadratische Gleichung 2x2 + 5x + t = 3x2 + 3x − t in Abhängigkeit vom Parameter t.

4. Löse die quadratische Gleichung 4x2 + c2 = −mx in Abhängigkeit von den Parametern c > 0 und m.

5. Löse die quadratische Gleichung (m + 1)x2 + x + m + 1 = 0 in Abhängigkeit vom Parameter m > 0.

6. Löse die quadratische Gleichung tx2 + tx + t = 0 in Abhängigkeit vom Parameter t.

7. Löse die quadratische Gleichung 4t2 x2 + 4tx + 1 = 0 in Abhängigkeit vom Parameter t 6= 0.

8. Löse die quadratische Gleichung x2 + 2bx + 9 = 0 in Abhängigkeit vom Parameter b.

9. Löse die quadratische Gleichung (a + 1)x2 + ax + a = 0 in Abhängigkeit vom Parameter a 6= −1.

10. Löse die quadratische Gleichung 3x2 + 2x + 1 = (m + 1)x + 4 in Abhängigkeit vom Parameter m.

Beispiel 37. 1. Für welches b hat die Gleichung x2 + 4bx + 1 = 0 nur eine Lösung?

Eine quadratische Gleichung hat genau dann eine Lösung, wenn die Diskiminante b2 − 4ac gleich Null
ist, dies ergibt hier die Gleichung: (4b)2 − 4 = 0 mit den Lösungen b = ± 21 . Also hat die Gleichung für
b1 = − 12 und b2 = 12 genau eine Lösung.

Die Lösung selbst findet man, indem man nun im Lösungsterm für b = ± 21 einsetzt. Es ergibt sich für
b = 12 x1 = −1 und für b = 12 x2 = 1.

2. Berechne diejenigen Werte von k, für welche die gegebene Gleichung genau eine Lösung besitzt! Be-
rechne dann jeweils die Lösung der Gleichung für die bestimmten Werte.

x(3x + 4k) = 15 + 10kx + 18k

3. Welchen Wert muss die Variable a annehmen, damit die Gleichung zwei (eine) Lösungen besitzt! Gib
die Lösungen an!

63
3. Die quadratische Gleichung

3a2 x2 + 4ax + 1 = 0

Aufgabe 67. Moodle: d) quadratische Gleichung mit Parameter

1. Für welches a 6= 0 hat die quadratische Gleichung (a + 1)x2 + ax + a = 0 genau eine Lösung, wie lautet
sie?

2. Für welches m hat die quadratische Gleichung 3x2 + 2x + 1 = (m + 1)x + 4 genau eine Lösung?

Aufgabe 68. Weitere Übungen:

1. Nr. 8 und Nr. 10 http://www.brinkmann-du.de/mathe/aufgabenportal/p0_quad_gl_02/p0_quad_


gl_02.htm

2. Nr. 4, 5, 6, 9, 10 http://www.brinkmann-du.de/mathe/aufgabenportal/p0_quad_gl_03/p0_quad_
gl_03.htm

3. Nr. 1 http://www.brinkmann-du.de/mathe/aufgabenportal/p0_quad_gl_09/p0_quad_gl_09.htm

3.5.1. Weitere Übungen

Aufgabe 69. 1. (9 + x)(7 − x) + (9 − x)(7 + x) = 76

2. (x + 9)2 = 2(x + 7)2 − 17

4x − 3 1 − 3x
3. + =0
x−2 x−1

x2 − 6 x−2 x−2
4. +2= +
(1 − x)(x − 3) x−1 x−3

5 1 2 1
5. − = 2 −
6 x+2 x −4 x−2

6. (x − 3)(x − 5) = (x − 2)(x − 1) + (x − 3)2 − 16

7. (2x + 3)2 = (x − 1)(x − 2) + 25

(3x + 1)(2x − 3) x2 + 3 x2 + x − 2
8. + =
21 7 3

9. (x + 1)(x + 2) − (x + 1)(x + 3) + (x + 2)(x + 3) = 2

7(x − 5)
  
9 11
10. +x−2= x− x−
8 2 4
√ √
x2 − 1 x2 + 1 2(2 − x + 2)
11. √ −√ = √
2−1 2+1 2+1

64
3.5. Quadratische Gleichungen mit Parameter

7x2 + 5 (x − 1)2 2x2 − 4x (x − 2)2


12. − = −
12 2 3 3

7(x − 1)(x − 7) 2x2 − 19x + 17 (1 − x)(15x − 53)


13. − =
6 3 14

(x + 1)(5x − 3) 3x − 2x2 8x
14. + = +1
4 3 3

x2 − 1 x−2
15. x2 + =
3 2
x+1 x+3
16. + = −2
x−1 x−3

x−5 x2 − 5x
17. (1 − x)2 + 2 − 3x = − x2 −
3 3
4 − 9x 6x + 16 2 − 10x
18. + 2
−1=
4x + 6 9 − 4x 6x − 9

19. (x − 8)2 − 9x2 + 12x = 2(x − 1)2 + 4

20. 2x2 − ax = bx

x + a 2a − x 5
21. − =1+
x−a x+a 4

a+1 x2 + x
22. x=
a−1 x−1

23. (x + a)2 + 2ax = a2

24. (a + x)(b − x) + (a − x)(b + x) = 0

x+a x−a 2(a2 + 1)


25. + =
x−a x+a (1 + a)(1 − a)

3.5.2. Vermischte Aufgaben

Aufgabe 70. 1. Löse mit quadratischer Ergänzung und mache die Probe:

3x2 − 10x + 3 = 0

2. Löse mit der Lösungsformel:

(a) 5x2 + 6x − 8 = 0

(b) − 61 y 2 = − 23 y + 1
2

3. Bestimme die Lösungsmenge! Die Ergebnisse sind mit rationalem Nenner anzugeben!
√ √
10z = 2 5 + 5z 2

65
3. Die quadratische Gleichung

4. Bestimme die Lösungsmenge:


   2
8 5
(1 − 2x) · 4 − x = 2 − x
9 3

5. Gib die Definitionsmenge an und bestimme die Lösungsmenge:


x + 21 16x
+ = 3x + 2; G = Q
x−3 6 − 2x

6. Bestimme die Lösungen der Gleichung

3x + 1 7x + 2 8x2 − 3x + 2
+ =
4x − 6 6x + 9 4x2 − 9

7. Löse folgende Gleichung mit Hilfe quadratischer Ergänzung, wobei der Parameter a von Null verschie-
den sei:
1
a · x2 + 2x − = 0
a

8. Löse folgende Gleichung über G = R:

3b · (x − 2a) − 2a · (3b − x) = x2 − 6ab ; a,b sind Formvariablen

9. Für welche a ∈ R besitzt die Gleichung ax2 − x − 0,25 = 0 genau eine Lösung? Gib diese Lösungen an!

10. Für welche Parameterwerte t ∈ R besitzt die Gleichung x(3x+4t) = 15+10tx+18t genau eine Lösung?
Wie lautet jeweils diese Lösung?

11. Bestimme Definitions- und Lösungsmenge folgender Gleichung über der Grundmenge R:
2 1 3
+ = 2
2x − 3 1 + x 2x − x − 3

12. Bestimme alle Lösungen der Gleichung

x5 + 3x3 − 40x = 0

13. Löse folgende Gleichungen:

1 4
(a) 3x − 35 x2 = 12

(b) (x + 1)4 − 3(x + 1)2 − 4 = 0

14. Löse folgende Gleichung über G = R:


 2  
1 1 7
3 · x2 − + 6 · x2 − − = 0
3 3 3

66
3.5. Quadratische Gleichungen mit Parameter

15. Bestimme Definitions- und Lösungsmenge! (Vergiss die Probe nicht!)


√ √
2x + 8 − 5 + x = 1

16. Gegeben ist die Wurzelgleichung


√ 6 √
− 2−x+ √ − 4−x=0 .
4−x

(a) Löse die Gleichung über G = R!

(b) Führe eine ausführliche Probe durch!

17. Gegeben sind die folgenden Wurzelgleichungen

• Bestimme die Definitionsmenge

• Löse die Gleichung über G = R!

• Führe eine ausführliche Probe durch!



(a) x+1+x=5
√ √
(b) − 2 − x + √6 − 4−x=0 .
4−x

√ √ √
(c) 13x + 12 = 2 x − 3 + 3 x
√ √ √ √
(d) 4x − 9 + 6x − 7 = 5x − 3 + 5x − 13

18. Löse durch Ausklammern:


2x3 − 32x = 0

19. Bestimme Definitions- und Lösungsmenge folgender Gleichung


(Grundmenge ist R):
x2 1 x
2
+ =
x −x−6 x−3 2(x + 2)

Aufgabe 71. 1. Bestimme die Lösungsmenge mit Hilfe der quadratischen Ergänzung!

x2 − x − 56 = 0

2. Löse die folgenden Gleichungen ohne Lösungsformel!

(a) 121x2 + 25 = 0

8
(b) 0,08x2 = 25

(c) 2x2 = 19

x
(d) x2 − 3 =0

67
3. Die quadratische Gleichung

(e) x2 − 8x + 16 = 0

(f) x2 − 15 x + 1
100 =0

3. Wie muss man a wählen, damit die Gleichung genau eine Lösung hat?

x2 − x − a = 0

4. Wie lautet die Gleichung mit der Lösungsmenge L = {14, 81 }?


x1
5. Wie lautet die Gleichung, deren Lösungen folgende Bedingungen erfüllen? x1 + x2 = 2 und x2 = −2

6. Löse folgende Bruchgleichung!

x2 5 3x2 − 13 + 4x
− 2 =
x+1 x −1 3x − 3

3.6. Quadratische Ungleichungen

Eine einfache Möglichkeit eine quadratische Ungleichung zu lösen ist die graphische Methode. Dazu betrach-
tet man den Term als Funktionsterm einer Parabel (siehe Kapitel quadratische Funktionen).

Merke. 1. Alle Glieder auf eine Seite geben und zusammenfassen

2. Man bestimme die Lösungen der zugehörigen Gleichung (wenn sie welche hat) (also die Nullstellen der
Funktion).

3. Skizziere die Parabel (Skizze reicht!).

4. Lösungsmenge der Ungleichung ablesen und angeben: Überlege für welche Bereiche die Funktionswerte
oberhalb, bzw. unterhalb der x-Achse liegen.

Beispiel 38. x2 + 2x > 143 (x1 = −13, x2 = 11)

Aufgabe 72. Quadratische Ungleichungen hier oder auf Moodle:

68
3.6. Quadratische Ungleichungen

1. x2 − 3x − 4 < 0 x2 − 1
10. 5x2 − 11 < (2x − 1)2 − + 11
4
2. 2x2 + 5x − 3 > 0
11. (3x − 2)2 + 3 < 5x − (2x − 1)2
2
3. x − 10x + 25 > 0
x2 + 4x 9x + 36
4. 3x2 − 5x + 9 > 0 12. > − 35
6 2
5. 25 − x2 5 0
13. 2(x − 1) − (x + 3)2 + 4x − 6 < 0
6. x(3 − x) > 0
x−1 1 x2 − 5x + 6
7. (2x + 5)(x − 1) < 0 14. + <
5 3 6

8. (x − 1)(x + 2) > 0 (x + 3)2 7(x − 6) (2x − 20)(x − 12)


15. − 5 −
2 5 2 3
x 7x x
9. x(x − 3) + > (2x − 5)2 +
2 3 2

Definitionsmenge

Als Anwendung der quadratischen Ungleichung wird hier noch kurz auf den bereits bekannten Begriff der
Definitionsmenge eingegangen; Wiederholung und Ausbau zum Konzept Definitionsmengen:

Beispiel 39. Welche Voraussetzung müssen jeweils erfüllt sein?

1. Term

2. Term

1
3.
Term
1
4. √
Term

1 √
5. √ − Term2
Term1

Merke. Brüche Eine Division durch Null ist nicht definiert - bei Brüchen sind also die Zahlen auszuschlie-
ßen, welche im Nenner Null ergeben würden. Die Rechnung führt auf Gleichungen.

Wurzeln Wurzeln sind nicht für negative Zahlen definiert, diese Zahlen sind also von der Definitionsmenge
auszuschließen. Die Rechnung führt auf Ungleichungen.

Beispiel 40. 1. 1
x+5 D = R \ {−5}

2. 2
x2 −x−2 D = R \ {−1; 2}

3. 2x − 3 D = [1,5; +∞[

69
3. Die quadratische Gleichung


4. x2 − 3x + 2 D =] − ∞; 1] ∪ [2; ∞[
√ √ √
5. x2 + 1 − x2 − 1 = x+9 D = [−9; −1] ∪ [1; +∞[

Dieses Beispiel ist schon komplizierter. Hier ist es vielleicht sinnvoll mit Hilfe einer Software sich Lösung
zu veranschaulichen:
√ √ √
(a) Geogebra: zeichnet man sich in Geogebra die Funktion f (x) = x2 + 1 − x2 − 1 − x + 9, so
hat diese die gleiche Definitionsmenge wie die obige Gleichungen. Man erkennt nun sehr gut, dass
die Definitionsmenge genau dem Bereich entspricht, so y-Werte gezeichnet sind:

0
−9 −8 −7 −6 −5 −4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
−1

−2

−3

−4

(b) Wolframalpha: gibt man den Term in Wolframalpha aus, so erhält man sofort die Domain“:

2x+3

Aufgabe 73. 1. x2 −x 10. −4 + 2x

2. 1 11. x2
x2 +2x+1

5 12. x2 + 12
3. x2 +1

3
13. x2 − 9
4. 2x2 +x √
14. x2 − 81
3x
5. 4x2 +12x+9 √
15. 4x2 + 8x + 4
1 1
6. x2 +3x+2 = x2 −x √
16. x2 + 5x + 6
7. 2
= 1 √ √ √
2x−1 x−1 17. x+5− x−7= x−4

8. 3
+ 4
− 2
= 3 √ √ √
x2 −4 x3 x2 +2 x2 +4x+4 18. x+3− −x − 4 = −4 + x
√ √ √ √
9. x+3 19. x2 − 4 + x−3= x+3

3.7. Wurzelgleichungen

Wurzelgleichungen haben wir schon im vorhergehenden Kapitel kennengelernt. Diese Art von Gleichungen
führt manchmal auch auf eine quadratische Gleichung. Hier einige Beispiele.

70
3.7. Wurzelgleichungen

√ √ √
Beispiel 41. 1. x+5− x−7= x−4
√ √ √
2. x+3− −x − 4 = −4 + x
√ √ √
3. x2 − 4 + x−3= x+3
√ √ √
4. x2 + 1 − x2 − 1 = x+9

Aufgabe 74. Weitere Übungen zum Thema findet sich unter:

• tex2-2te-quadratischefunktion-materialien-wurzelgleichungen.pdf

oder direkt zum Download:

• http://www.mathematik.net/wurzelgleichungen/uebungen/uebung-wurzelgleich.pdf

Beispielsweise die Aufgaben 4a bis 4q (ohne 4h) mit ausführlichen Lösungen.

71
3. Die quadratische Gleichung

72
4. Die quadratische Funktion

4.1. Definition und Eigenschaften

Aufgabe 75. Kannst du dich noch an die lineare Funktion erinnern?

1. Funktionsgleichung? Art des Graphen?

2. Einfluss von k? Name und Bedeutung?

3. Einfluss von d? Name und Bedeutung?

4. Berechnung der Funktionsgleichung bei 2 gegebenen Punkten?

(a) Rechenweg mit Formel?

(b) Rechenweg mit Hilfe eines Gleichungssystems?

Definition 15. Eine quadratische Funktion (auch ganzrationale Funktion 2. Grades oder Polynomfunk-
tion 2. Grades genannt) hat die allgemeine Form

f (x) = ax2 + bx + c (mit a 6= 0)

Den Graphen nennt man Parabel. Der höchste bzw. tiefste Punkt heißt Scheitelpunkt.

Aufgabe 76. 1. Ohne Computer: nimm ein Blatt, schreibe deinen Namen rauf, erstelle eine Wertetabelle
für die Funktion f (x) = x2 . Berechne dir Punkte für x ∈ [−4; 4] und zeichne den Funktionsgraphen
sauber ein.

2. Mit Computer: starte Geogebra und gib in der Eingabezeile: f (x) = x2 ein. Kontrolliere deinen Gra-
phen.

3. Mit Computer: wähle im selben Arbeitsblatt einen Schieberegler, nenne ihn c, wähle c ∈ [−5; 5] mit
der Schrittweite 0,1 und zeichne anschließend den Graphen f2 (x) = x2 + c. Was stellst du fest? Wie
verhält sich der Graph von f2 im Vergleich zu f ? Formuliere schriftlich auf dem Blatt!

4. Mit Computer: Setze den Schieberegler c auf 0. Erstelle einen neuen Schieberegler für a ∈ [−5; 5] mit
der Schrittweite 0,1 und zeichne den Graphen f3 (x) = ax2 + c. Was stellst du fest? Wie verhält sich
der Graph von f3 im Vergleich zu f ? Formuliere schriftlich auf dem Blatt!

5. Öffne die Datei https://www.geogebra.org/m/jTXgXKFc

(a) Spiele“ etwas mit den Schiebereglern. Ratschlag: Setze a = 1, b = 0 und c = 0 und ändere jeweils

nur einen der Werte.

(b) Du siehst rechts den Schnittpunkt mit der y-Achse. Wie erkennt man diesen aus der Gleichung?
4. Die quadratische Funktion

(c) Du siehst rechts die Schnittpunkte mit der x-Achse (also die Nullstellen). Wie berechnet man
diese aus der Gleichung? Mit und ohne Taschenrechner? Rechne für 2-3 Beispiele nach!

Aufgabe 77. Arbeite dieses Geogebra-Buch aufmerksam durch, viel Erfolg: https://www.geogebra.org/
m/sr89ww6b

Definition 16. Eine quadratische Funktion (auch ganzrationale Funktion 2. Grades oder Polynomfunk-
tion 2. Grades genannt) hat die allgemeine Form

f (x) = ax2 + bx + c (mit a 6= 0)

oder die Scheitelpunktsform


f (x) = a(x − xs )2 + ys (mit a 6= 0)
Den Graphen nennt man Parabel. Der höchste bzw. tiefste Punkt heißt Scheitelpunkt.

Aufgabe 78. Öffne die Seite https://www.geogebra.org/m/pjpA2P8v. Spiele“ etwas mit den Schiebe-

reglern. Ratschlag: Setze a = 1, b = 0 und c = 0 und ändere jeweils nur einen der Werte.

1. Was bewirkt der Parameter a? Formuliere in Worten.

2. Was bewirkt der Parameter −xs (in der Datei b genannt)? Formuliere in Worten.

3. Was bewirkt der Parameter ys (in der Datei c genannt)? Formuliere in Worten.

4. In Moodle findet sich eine Lektion zum Thema: Quadratische Funktion in Scheitelpunktform“.

5. Übe die Werte von xs und ys auf der Seite https://www.geogebra.org/m/Jt38HXyM. Schaffst du diese
Art von Aufgaben?

6. Schaffst du vielleicht schon einige Euro bei Mathemillionär http://thorsten-vogelsang.de/ zu ge-


winnen?

Allgemein ist y = (x − xs )2 + ys die Gleichung der Normalparabel mit dem Scheitel S(xs |ys ).

Satz 14 (Scheitelpunktform der Parabel). Ist eine Parabelgleichung in der Form y = a · (x − xs )2 + ys


( Scheitelform“ der Parabelgleichung) gegeben, so können wir unmittelbar die Scheitelkoordinaten ablesen:

S(xs |ys ). Der Faktor a gibt uns weiterhin an, ob die Parabel nach oben oder unten und wie sie im Vergleich
zur Normalparabel geöffnet ist.

Beispiel 42. y = 12 (x + 3)2 − 2

74
4.1. Definition und Eigenschaften

Überlegungen: S(−3| − 2), Der Faktor 12 gibt an, dass die Parabel nach oben und im Vergleich zur Nor-
malparabel weiter geöffnet ist. Lösen wir im Funktionsterm des obigen Beispieles die Klammer auf und
fassen zusammen, so erhalten wir: y = 12 x2 + 3x + 25 Aus der erhaltenen Gleichung können wir nicht mehr
unmittelbar die Scheitelkoordinaten ablesen.

Wie kommt man nun von der allgemeinen Form der Parabelgleichung zur Scheitelform? Antwort: Mit Hilfe
der quadratischen Ergänzung!

Aufgabe 79. Bringe folgende Funktionen auf die Scheitelform und gib anschließend die Scheitelkoordinaten
an!

1. y = x2 − 8x + 18 2. y = −3x2 − 18x − 10

Aufgabe 80. Übung: Allgemeine Form → Scheitelpunktsform.

Wandle durch quadratisches Ergänzen den Funktionsterm aus der allgemeinen Form in die Scheitelpunkts-
form um.

1. y = x2 − 2x − 5 9. y = 0,01x2 + 1,5x

2. y = x2 − 3x + 1 10. y = −0,4x2 − 0,6x + 2


3. y = 2x2 + x + 3 1 2
11. y = − 18 x + 89 x + 2
4. y = −x2 + 3x + 2
12. y = −0,2x2 − 0,4x − 1,2
2 1
5. y = −4x + 2x + 2
13. y = x2 − x + 0,25
6. y = −3x2 + 2

7. y = 21 x2 + 4x 14. y = −2x2 − 12x − 18

8. y = −1,25x2 + 2x + 1,05 15. y = − 31 x2 + 16 x − 1


3

4.1.1. Eigenschaften der quadratischen Funktion - Scheitelpunktform

• Die Standardparabel“ oder Normalparabel“: y = x2


” ”

75
4. Die quadratische Funktion

– Einfachste Parabel (mit a = 1, b = c = 0 bzw. xs = ys = 0)


8
x 0 1 −1 2 −2 3 −3 ...
– Wertetabelle:
y 0 1 1 4 4 9 9 ... 6
– Definitionsmenge D = R 4 x2

– Wertemenge W = R+
0 2
– der Graph ist achsensymmetrisch bezüglich der y-Achse
– Scheitelpunkt der Parabel: S(0|0) −4 −2 0 2 4

• Der Parameter a: y = ax2

10
– Die Parabel ist 5x2
8
∗ nach oben geöffnet, falls a > 0 ist
∗ nach unten geöffnet, falls a < 0 ist. 6

– Sie entsteht, indem man die Normalparabel in Richtung der y-Achse 4


∗ streckt, falls |a| > 1 ist (wird also steiler als die Normalparabel)
2
∗ staucht, falls |a| < 1 ist (wird also flacher als die Normalparabel) 1 2
4x
∗ und sie, falls a < 0, anschließend noch an der x−Achse spiegelt. 0
−4 −2 0 2 4
– Der Graph ist achsensymmetrisch bezüglich der y-Achse −2
– Scheitelpunkt der Parabel: S(0|0) − 13 x2
−4

• Verschiebung in y−Richtung: y = ax2 + ys

8
−x2 + 7
– Der Parameter ys bewirkt eine Verschiebung in Richtung der y−Achse 6
um ys Einheiten
4
∗ nach oben, falls ys > 0
∗ nach unten, falls ys < 0 2

– Parameter a wie oben 0


−4 −2 0 2 4
– Scheitelpunkt der Parabel: S(0|ys ) −2
x2 − 3
−4

• Verschiebung in x−Richtung: y = a(x − xs )2

– Der Parameter xs bewirkt eine Verschiebung in Richtung der 4


x−Achse um xs Einheiten
2
∗ nach rechts, falls xs > 0 2
−(x + 3) (x − 2)2
∗ nach links, falls xs < 0 0
−6 −4 −2 0 2 4
– Parameter a wie oben −2
– Scheitelpunkt der Parabel: S(xs |0) −4

76
4.2. Die Nullstellen der quadratischen Funktion - die quadratische Gleichung

• Die Scheitelpunktsform: y = a(x − xs )2 + ys

– Parameter a wie oben −(x + 4)2 + 3 4

– Die Parameter xS und yS bewirken (wie oben) ge- 2


meinsam eine Verschiebung in horizontale (links-
rechts) und vertikale Richtung (oben-unten) 0
−8 −6 −4 −2 0 2 4 6
– Scheitelpunkt der Parabel S(xS |yS ) −2
(x − 2)2 − 3
−4

• Die allgemeine Form: y = ax2 + bx + c

– ax2 nennt man quadratisches Glied, bx lineares Glied


und c konstantes Glied 6

– Bringt man die quadratische Funktion y = ax2 +bx+c 4


durch quadratische Ergänzung auf die Scheitelpunkts- −x2 − 8x − 13
form y = a(x − xs )2 + ys , so ergeben sich die Koordi- 2
naten des Scheitelpunkts:
0
b2
 
b −8 −6 −4 −2 0 2 4 6
S − |c −
2a 4a −2

Die Parameter a,b und c beeinflussen also gemeinsam −4 x2 − 4x + 1


beide Verschiebungsmöglichkeiten.

4.2. Die Nullstellen der quadratischen Funktion - die quadratische Gleichung

Sucht man die Nullstellen einer Funktion, so setzt man in der Funktionsgleichung y gleich Null und löst die
entsprechende Gleichung. Bei einer quadratischen Funktion ergibt sich dabei die sogenannte quadratische
Gleichung. Wir wissen bereits:

Satz 15. Eine quadratische Gleichung ax2 + bx + c = 0 löst man mit Hilfe der folgenden Formel:


−b ± b2 − 4ac
x1,2 = (4.1)
2a

der Wert unter der Wurzel D = b2 − 4ac heißt Diskriminante und gibt an, ob die Gleichung zwei Lösungen
(D > 0), genau eine Lösung (D = 0), oder keine Lösung (D < 0) besitzt.

Beweis. Die Formel kann mit Hilfe der quadratischen Ergänzung bewiesen werden ...

77
4. Die quadratische Funktion

4.3. Der Scheitel der Parabel

Jede Parabel hat einen größten bzw. kleinen Wert, diesen nennt man Scheitel.

Satz 16 (Berechnung des Scheitels). Bringt man die quadratische Funktion y = ax2 + bx + c durch qua-
dratische Ergänzung auf die Scheitelpunktsform y = a(x − xs )2 + ys , so ergeben sich die Koordinaten des
Scheitels
b 4ac − b2
 
S − |
2a 4a

Die x-Koordinate des Scheitels berechnet man also


b
xs = −
2a
die y-Koordinate am einfachsten durch Einsetzen.

Der Graph entsteht also aus dem Graphen der Parabel y = ax2 durch eine Horizontal- (um xs -Einheiten)
und eine Vertikalverschiebung (um ys -Einheiten).

Beweis. Die Formel kann auf zwei Arten bewiesen werden:

1. Mit Hilfe der quadratischen Ergänzung.

2. Das arithmetische Mittel der Nullstellen ...

Die Formel als Ohrwurm“ von Fuchs lautet so: https://www.youtube.com/watch?v=jsbVtNa5-hg


Aufgabe 81. Grundaufgaben:

Bestimme jeweils die Nullstelle(n) (falls es welche gibt), den Scheitelpunkt und den y-Achsenabschnitt der
folgenden quadratischen Funktionen:

1. y = 2x2 − 6x − 8 3. y = − 12 x2 + 4x − 10

2. y = −x2 + 5x 4. y = 13 x2 + 2x + 3

Aufgabe 82. 1. Gegeben ist die Funktion f : y = x2 + x − 3,75.

(a) Bestimme die maximale Definitions- und Wertemenge der Funktion.

(b) Gib die Koordinaten des Scheitelpunktes S(s1 |s2 ) an.

(c) Bestimme rechnerisch die Nullstellen der Funktion f .

(d) Zeichne den Graphen der Funktion.

78
4.3. Der Scheitel der Parabel

2. Gegeben ist die Funktion f (x) = −1,5x2 + 9x − 12.


Bestimme die Koordinaten des Scheitels sowie die Bereiche auf der x-Achse, in denen die Funktion
steigt bzw. fällt.

3. Gegeben ist die Funktion p : y = −0,5x2 + x + 1,5.

(a) Zeige, dass der Punkt S(1|2) Scheitel der zu p gehörenden Parabel ist.

(b) Bestimme die Symmetrieachse, Wertemenge und die Schnittpunkte des Graphen mit den Koor-
dinatenachsen.

(c) Zeichne den Graphen der Funktion im Intervall [−3; 5] ohne Verwendung einer Wertetabelle.

4. Bestimme die Scheitelpunktsform folgender Funktionen und gib jeweils die Koordinaten des Scheitels
an:

(a) x 7→ 3x2 − 6x − 3

(b) x 7→ 2x2 + 4x − 3

Aufgabe 83. Übungen im Internet:

1. Puzzlespiele:

(a) http://johnny.ch/math/puzzle/lin_funkt_.php

(b) http://johnny.ch/math/puzzle/quad_funkt2.php

(c) http://www.mathe-online.at/tests/fun1/erkennen.html

2. Besuche die Seite http://de.wikipedia.org/wiki/Quadratische_Funktion und lies die Abschnitte


1.1 bis 1.5 konzentriert durch - was ist neu? Notiere dir das Wesentliche!

Funktionsvorschrift aus dem Graphen erkennen Mit Hilfe der Scheitelpunktform kann man relativ einfach
vom gezeichneten Funktionsgraphen auf die eigentliche Funktionsvorschrift (=Funktionsgleichung) kommen.
Dazu muss nur noch das a bestimmt werden:

Dazu muss man wissen, wie die Öffnung der Parabel y = a · (x − xs )2 + ys aus der Graphik abgelesen werden
kann. Ähnlich wie bei der linearen Funktion kann man vom Scheitel eine Einheit nach rechts und dann zum
y-Wert der Parabel gehen. Die folgende Graphik veranschaulicht die Werte für a = 1, a = 3 und a = − 21 .

79
4. Die quadratische Funktion

6
g(x) = x
f2 (x) = 3(x − 2) + 3
5

4
f3 (x) = (x − 2) + 3
3
f (x) = − 12 (x − 2) + 3

− − −

Aufgabe 84. Arbeite in Kleingruppen: einer zeichnet eine Parabel mit einer Software, versteckt die Glei-
chung und die anderen der Gruppe finden die Gleichung - viel Erfolg - beginnt zunächst mit ganzzahligen
Werten, vielleicht mit a = 1 zunächst und steigert dann selbst den Schwierigkeitsgrad. - Viel Erfolg!

4.4. Schnittpunkte von Funktionen

Sucht man die Schnittpunkte von zwei Funktionsgraphen f1 und f2 , so muss man

1. die Funktionen gleichsetzen f1 (x) = f2 (x) und

2. die so entstandene Gleichung lösen.

Schneidet man nun eine quadratische Funktion mit einer linearen, oder mit einer weiteren quadratischen, so
entsteht immer eine quadratische Gleichung, welche keine, eine oder zwei Lösungen haben kann. Entsprechend
gibt es keinen Schnittpunkt, einen sog. Berührungspunkt oder zwei Schnittpunkte.

kein Schnittpunkt, Gerade ist ei- ein Berührungspunkt, Gerade ist zwei Schnittpunkte, Gerade ist
ne Passante eine Tangente eine Sekante

1. Berechne die Schnittpunkte einer Geraden mit einer Parabel.

80
4.4. Schnittpunkte von Funktionen

2. Berechne die Schnittpunkte zweier Parabeln.

3. Berechne einen Parameter, so dass es keine, bzw. genau einen, bzw. zwei Schnittpunkte gibt.

Beispiel 43. Berechne die Schnittpunkte der Geraden y = −6x + 7 mit der Parabel y = x2 − 4x + 7.

−6x + 7 = x2 − 4x + 7
0 = x2 + 2x
0 = x(x + 2)
x1 = 0 ⇒ y1 = 7 also: S1 = (0|7)
x2 = −2 ⇒ y1 = 19 also: S2 = (−2|19)

Aufgabe 85. Übungen Grundaufgaben: Bestimme jeweils die Schnittpunkte!

1. Berechne die Schnittpunkte einer Geraden mit einer Parabel.


( (
y = x2 − 5x + 7 y = − 12 x2 + 5x − 7
(a) (b)
y = 2x − 5 y = 3x − 5

2. Berechne die Schnittpunkte zweier Parabeln.


(
y = −4x2 − 4x + 46
y = 5x2 + 5x − 62

2
Aufgabe 86. 1. Gegeben sind die Parabel p : y = x4 + 2x − 3 und die Gerade g : y = x2 + 1
Untersuche rechnerisch, ob sich die beiden Funktionen schneiden und gib gegebenenfalls die Koordina-
ten gemeinsamer Punkte an.

2. Gegeben sind die Parabeln p1 : y = 0,5x2 + x + 1,5 und p2 : y = −x2 + 4x


Untersuche rechnerisch, ob sich die Parabeln schneiden. Gib gegebenenfalls die Koordinaten gemein-
samer Punkte an.

3. Gegeben ist die quadratische Funktion y = − 32 x2 − 3x + 13


8 mit der Definitionsmenge D = [−6; 0].

(a) Zeichne den Graphen nach Berechnung der Scheitelkoordinaten sowie der Randpunkte sauber in
ein Koordinatensystem ein!

(b) Gib die Wertemenge W an!

(c) Die Gerade mit der Gleichung y = 73 schneidet den Funktionsgraphen in zwei verschiedenen
Punkten P und Q. Trage P und Q in die Zeichnung ein und berechne ihre Koordinaten!

81
4. Die quadratische Funktion

4.5. Die quadratische Interpolation

Sind zwei Punkte gegeben und eine Gerade (also eine lineare Funktion y = kx + d) gesucht, welche durch
diese beiden Punkte verläuft, so führt die Aufgabe auf ein lineares Gleichungssystem mit zwei Unbekannten.
Man nennt diese Aufgabe auch lineare Interpolation.

Bei einer quadratischen Interpolation sucht man nun eine quadratische Funktion, also Werte für a,b
und c, so dass der Graph durch 3 gegebene Punkte verläuft. Die Vorgehensweise ist dabei wieder dieselbe:
Man muss dabei die drei Punkte in diese Gleichung einsetzen und ein lineares Gleichungssystem mit drei
Gleichungen und drei Unbekannten lösen.

Beispiel 44. Gegeben sind die Punkte A = (0|1), B = (2| − 2) und C = (10|6). Gesucht ist die Funktions-
vorschrift der Parable durch diese drei Punkte.

Die Punkte A,B,C werden in die allgemeine Funktionsglei- 7


chung y = ax2 +bx+c eingesetzt. Das dadurch entstehende C
6 b

Gleichungssystem ist anschließend zu lösen.


5
I) 1 = 0·a+0·b+c⇒c=1
4
II) −2 = 4 · a + 2 · b + c ⇒ −3 = 4a + 2b
III) 6 = 100 · a + 10 · b + c ⇒ 5 = 100a + 10b 3
bzw. 1 = 20a + 2b 2
A
III)-II) 4 = 16a ⇒ a = 14 1 b

in II) −3 = 1 + 2b ⇒ b = −2 0
Damit ergibt sich die folgende Funktionsgleichung: −3 −2 −1
−1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
B
−2 b

1
y = x2 − 2x + 1 −3
4
−4

Vorsicht Technik:

Will oder muss man öfters solche Aufgaben rechnen, so ist das Lösen von Gleichungssystemen doch oft recht
mühsam und fehleranfällig. Hier einige zeitgemäße Möglichkeiten - bitte ausprobieren:

Taschenrechner: Taschenrechner können oft 2x2 Gleichungsysteme und 3x3 Gleichungssysteme lösen. Für
das Modell Sharp W506 über die Tasten Mode-6-X

Internet: Beispielsweise in www.wolframalpha.com können die Gleichungen getrennt mit Beistrichen einfach
eingegeben werden.

Handy-App: Handyapps wie Photomath können Gleichungsyssteme erkennen und diese lösen.

Geogebra: Noch praktischer: Sind die Punkte A, B und C in Geogebra eingegeben, so kann mit dem Befehl:
Trendpoly[A,B,C,2] die quadratische Funktion berechnet werden.

Wichtig: trotz der ganzen Technik gehört es dazu, dass man diese Art von Rechnung auch traditionell auf
Papier ohne technische Hilfsmittel beherrscht. Arbeitet dabei sauber und ordentlich, sonst verliert man rasch
den Überblick und macht leicht Fehler.

82
4.5. Die quadratische Interpolation

Aufgabe 87. 1. Gegeben sind die Punkte A(−3| − 2), B(0|4), C(−1| − 2). Bestimme die Gleichung der
Parabel, welche durch A,B,C verläuft.

2. Gesucht ist die Gleichung derjenigen Parabel, welche durch die Punkte A(2|0), B(3|1), C(5| − 3)
verläuft!

3. Bestimme die Gleichung derjenigen Parabel, welche durch die 3 Punkte P (−1|2), Q(3|−22), R(−7|−7)
gegeben ist.

Manchmal sind nicht 3 Punkte gegeben, sondern der Scheitel und ein weiterer Punkt. So gewinnt man aus
dem Scheitel 2 Gleichungen, aus dem weiteren Punkt eine Gleichung. Schließlich benötigt man immer genau
so viele Gleichungen wie Unbekannte gesucht sind.

Beispiel 45. Welche quadratische Funktion läuft durch den Punkt (2; −9) und hat den Scheitel im Punkt
(6; −25)?

Lösungsweg 1: mit Hilfe eines lineare Gleichungssystems: Zwei Gleichungen erhält man durch Einsetzen,
b
die dritte Gleichung durch xs = − 2a . So hat man wieder ein Gleichungssystem mit 3 Gleichungen und
3 Unbekannten.

Lösungsweg 2 (schneller): mit Hilfe der Scheitelpunktform: Kennt man die Scheitelpunktform einer qua-
dratischen Funktion y = a(x − xs )2 + ys , so kann der Punkt P ud der Scheitelpunkt S direkt eingesetzt
werden und so sofort a errechnet werden. Anschließend bringt man die Scheitelpunktform auf die
allgemeine Form, fertig:

Aufgabe 88. 1. Von einer Parabel ist der Scheitel S(2|3) gegeben sowie der Punkt (7| − 1) Wie lautet
die Funktionsgleichung?

2. Der Graph einer Funktion y = ax2 + bx + c hat den Scheitel S(10| − 1) und geht durch den Punkt
P (9|2). Bestimme a, b und c.

3. Der Graph der Funktion y = ax2 + bx + c berührt die x−Achse im Punkt P (7|0) und geht durch den
Punkt Q(2| − 75). Bestimme a, b und c und gib diese Funktion an!

Modellierung von quadratischen Funktionen

Aufgabe 89. 1. Eine Unterführung ist gefährlich ...

(a) Findest du eine passende Funktionsgleichung für den Parabelbogen, wenn die Straßenbreite 5m
beträgt?

(b) Kann ein Camper mit der Breite 2,3m und der Höhe 4m durchfahren?

83
4. Die quadratische Funktion

2. Weitere Modellierungsaufgaben zu den quadratischen Funktionen finden sich als Moodle-Aufgabe (mit
Zufallszahlen).

Tipps:

• In Geogebra können Bilddateien eingefügt werden, so dass man anschaulich schön die Parabel
über das Bild legen kann.

• Anstatt immer wieder die Gleichungssysteme zu berechnen, kann man sich in Geogebra mit dem
Befehl Trendpoly[A,B,C,2] die Gleichung der quadratischen Funktion aus den 3 Punkten A, B
und C direkt berechnen lassen.

4.6. Extremwertaufgaben mit Parabeln

Mit Extremwertaufgaben beschäftigen wir uns eigentlich erst in der 5. Klasse (Differentialrechnung). Es geht
im Allgemeinen darum, einen kleinsten oder größten Funktionswert (in einem bestimmten Bereich) zu finden.
Bei Parabeln führt diese Aufgabe auf die Berechnung des Scheitels. Dabei ist die x-Koordinate des Scheitels
die Extremstelle und die y-Koordinate des Scheitels der Extremwert.

Beispiel 46.

Aus der abgebildeten Platte (alle Maße in mm) soll in der angedeuteten Weise ein Rechteck ausgeschnitten
werden (rechte obere Ecke auf der abgeschrägten Seite).

40

x
b
G
60
y
20

80
1. Konstruiere dieses Viereck mit Geogebra.
2. Setze einen Gleiter auf die schräge Kante und kon-
struiere das gestrichelte Rechteck.

3. Lass dir die Rechtecksfläche ausrechnen (wenn die Sei-


ten x und y heißen, dann schreibe in die Eingabe
84 (ganz unten) einfach x · y).
4.6. Extremwertaufgaben mit Parabeln

Lösung: Maximalwert A = 2500mm2 bei x = 50mm.

Beispiel 47. Olympiastadion von Berlin:

Links sieht man eine Innenansicht vom Berliner Olympiastadion. Wie


muss die Laufbahn (Gesamtlänge 400m) auf die zwei Geraden und zwei
Kurven aufgeteilt werden, damit innen eine möglichst große Fläche zum
Fußball spielen bleibt?
Lösung: Wird die Geradenlänge mit x, die Kurvenlänge mit y und die
Spielfeldbreite mit z bezeichnet, so erhält man die Zielfunktion für die
zu maximierende Fläche A = x · z = max!

Da A als Funktion von zwei Variablen dasteht, müssen die Variablen untereinander durch die Nebenbedin-
gungen reduziert werden. Ob man die Fläche als Funktion von x,y oder z ausdrückt, ist ganz egal. Wir
probieren es hier mit der Variablen x. Es gibt in diesem Fall zwei Nebenbedingungen, die x,y und z mitein-
ander verbindet. Diese sind einmal (Gesamtlänge gleich 400)

2x + 2y = 400

und (z ist der Durchmesser der Kurvenbahn y)

z · π = 2y.
400−2x
Setzt man die zweite Nebenbedingung in die erste ein (2x + z · π = 400), stellt sie um (z = π ), erhält
man durch Einsetzen die quadratische Zielfunktion nur mehr in Abhängigkeit von x:
400 − 2x 2 400
A(x) = x · = − x2 + x
π π π

−b
Der Extremwert ist nun der Scheitel dieser Funktion, aus der Formel xs = 2a ergibt sich xs = 100

Das heißt also, wenn die Längen und Kurven der Bahn jeweils 100m lang sind, erhält man innen eine
maximale Fläche. Diese ist (z = 200m π = 63,662m) gleich Amax = 6366,2m2 . Ob diese Zahlen wohl Zufall
sind? Es lässt sich vermuten, dass zumindest vor dem ersten Stadionbau genau diese Berechnung durchgeführt
wurde, denn alle Olympiastadien haben innen diese Ausmaße!

Aufgabe 90. 1. Hat die Funktion y = −0,8x2 + 0,2x + 4 einen größten oder kleinsten Funktionswert?
Begründung! Bestimme diesen Wert und gib an, für welchen x-Wert sie ihn annimmt. In welchem
Bereich (der x-Werte) steigt, in welchem fällt der Graph der Funktion?

2. Bilde ein Produkt, dessen erster Faktor um 2 größer als x und dessen zweiter Faktor um 3 kleiner als
x ist. Für welche Zahl x ist der Wert dieses Produkts am kleinsten?

3. Der Hiaslbauer will mit einem 6m Maschendraht an einer Wand einen rechteckigen Auslauf für seine
Kaninchen abgrenzen. Bestimme die Abmessungen, für die der Auslauf möglichst groß wird.

4. Auf der Promenade soll ein Open-air-Konzert stattfinden. Die Organisatoren überlegen, welchen Ein-
trittspreis sie nehmen wollen. Im Vorjahr sind bei einem Eintrittspreis von 5 e 200 Besucher gekommen.
Eine Umfrage unter Schülern hat ergeben, dass eine Preisermäßigung von 0,50 e (bzw. 1,00 e, 1,50 e
usw.) die Zuschauerzahl um 40 (80, 120,...) ansteigen lassen würde. Bei einer Preiserhöhung würde die
Zuschauerzahl entsprechend sinken. Die Kosten für das Konzert (Gage, Bühne, usw.) betragen 800 e.
Bei welchem Eintrittspreis kann der Gewinn maximiert werden?

5. Welche Zahl zwischen 0 und 1 unterscheidet sich von seinem Quadrat am meisten?

85
4. Die quadratische Funktion

6. Welcher Punkt auf der Geraden y = 2x − 1 hat vom Punkt P (3/3) den kleinsten Abstand?

7. Zeige: Von allen Rechtecken mit Umfang 8 cm hat das Quadrat mit Seitenlänge 2 cm den größten
Flächeninhalt.

8. Ein Quadrat ABCD hat die Seitenlänge 4 cm.

Trägt man von der Ecke C auf beiden anliegenden Seiten


jeweils x cm ab, so erhält man die Punkte P und Q.
Für welchen x-Wert hat das Dreieck APQ den größten
Flächeninhalt?
Wie groß ist dieser?

Aufgabe 91. (Beispiele aus der Physik)

1. Eine Tomate wird geworfen. Ihre Flugbahn kann man durch die Gleichung
y = −0,02x2 + 0,6x
beschreiben, wenn der Luftwiderstand vernachlässigt wird. Wie weit und wie hoch fliegt die Tomate,
wenn x die Weite und y die Höhe in Metern bedeutet?

2. Der Bremsweg eines Fahrzeuges ist abhängig von der Geschwindigkeit und vom Zustand der Fahrbahn.

(a) Auf trockener Straße werden für einen kleinen Pkw gemessen:

x Geschwindigkeit in km/h 30 40 50
y Bremsweg in m 4,5 8 12,5

Der Zusammenhang lässt sich in einer Formel y = ax2 darstellen. Wie groß ist a?

(b) Im Schneematsch gelten für den Bremsweg y die Fausregeln y = 0,01x2 (für PKW) und y =
0,015x2 (für LKW). Zeichne beide Graphen in geeignetem Maßstab in ein Koordinatensystem.

(c) Wie lang wäre der Bremsweg für beide Fahrzeuge bei 180 km
h auf einer verschneiten Straße?

(d) Wie schnell dürfen Lkw und Pkw auf verschneiter Straße fahren, wenn der Bremsweg höchstens
10m lang sein soll?

(e) Wenn man während der Fahrt plötzlich bremsen muss, weil ein Hindernis auftaucht, so kommt für
den Bremsweg noch der Weg dazu, den das Fahrzeug während der Schrecksekunde“ zurücklegt.

Man rechnet im Mittel, dass der Fahrer nach 0,3s die Situation begriffen und den Fuß auf der
Bremse hat. In dieser Zeit legt das Fahrzeug den Weg 0,3x zurück. Stelle nun die neue Formel für
den Bremsweg für einen Pkw auf trockener und verschneiter Straße auf:

3. Im 16. Jahrhundert untersuchte Galileo Galilei (1564-1642) die Bewegung eines fallenden Gegenstandes.
Er fand heraus, dass alle Körper aus gleicher Höhe in gleicher Zeit herunterfallen, wenn man den
Luftwiderstand vernachlässigt. Der Weg s (in Metern) und die Fallzeit t (in Sekunden) hängen über
die Erdbeschleunigung g zusammen, die etwa 9,81 sm2 beträgt. Dabei gilt: s = 21 g · t2 .

1
Heute weiß man, dass auf dem Mond nur etwa 5 der Erdbeschleunigung herrschen; daher fallen die
Gegenstände dort viel langsamer herunter.

86
4.6. Extremwertaufgaben mit Parabeln

(a) Zeichne die Graphen für die Funktionen Fallzeit t −→ Weg s für die Erde und für den Mond
zusammen in ein Koordinatensystem. Vergleich die beiden Kurven.

(b) Von einem Felsen auf der Erde bzw. auf dem Mond wird ein Stein heruntergeworfen. Er braucht
4 Sekunden auf der Erde und 12 Sekunden auf dem Mond. Wie hoch sind die Felsen?

(c) Vom Eiffelturm wird aus 180m Höhe ein Stein heruntergeworfen. Wie lange braucht er, bis er auf
den Erdboden fällt? Wie lange würde er auf dem Mond brauchen?

Aufgabe 92. Extremwertaufgaben lösen durch Probieren mit dem PC.

Führen Extremwertaufgaben auf nicht quadratische Funktionen, so lösen wir diese eigentlich erst in der 5.ten
Klasse rechnerisch - wir können aber jetzt schon mit Hilfe einer Dynamischen Software (z.B. Geogebra) durch
Probieren die Lösung finden - viel Erfolg dabei!

• Moodle - Extremwerte mit Geogebra (unter Geometrie 1. Klasse)

• oder unter: http://nibis.ni.schule.de/~lbs-gym/klasse9pdf/Extremwert.pdf

• oder eben hier:

1. In einen Kreis mit Radius 2 um den Koordinatenursprung (0|0) soll ein Trapez mit möglichst großer
Fläche einbeschrieben werden. Zwei Punkte des Trapezes liegen auf der x-Achse.

Konstruiere, setze diesmal einen Gleiter auf den Kreis (und spiegle ihn z.B. an der y- Achse) und
versuche das flächengrößte Trapez zu finden. Auf welchen Wert kommst du diesmal?

2. Von einem quadratischen Stück Pappe mit der Seitenlänge 30 cm werden an den Ecken vier Quadrate
mit der Seitenlänge x abgeschnitten. Die entstehenden Rechtecke werden entlang der gestrichelten
Linien gefaltet, so dass eine quaderförmige Schachtel entsteht.

x
x

(a) Wie groß ist das maximale Volumen der Schachtel?


(b) Wie groß ist der entsprechende x-Wert?

(c) Bestimme die Definitionsmenge für x (Wie klein, bzw. groß


darf x sein?)!

3. Zwei Kanäle mit den Breiten a und b stoßen rechtwinklig zusammen. Wir suchen die maximale Länge
L, die ein Baumstamm haben kann, damit er gerade noch um die Ecke gebracht werden kann. Wir
rechnen mit einem idealisierten Stamm der Dicke null.

4. Dein Zimmer ist 2,6m hoch. Wie hoch darf ein Kleiderschrank der 60cm tief und 60cm breit ist sein,
damit du ihn im Zimmer aufstellen kannst? Konstruiere und rechne nach. - Veranschauliche das Auf-

stellen“ des Kleiderschranks mit Geogebra.

5. In einem Kreis (mit Radius 1) wird ein gleichschenkliges Dreieck eingeschrieben.

87
4. Die quadratische Funktion

(a) Für welchen Basiswinkel α ergibt sich die größte Fläche? Welches Dreieck entsteht dabei?

(b) Wann entsteht die kleinste Fläche?

(c) Wann hat das Dreieck den kleinsten Umfang?

(d) Wann hat es den größten Umfang?

4.7. Parameteraufgaben mit Parabeln

Beispiel 48. (Lösungen im Lösungsteil)

1. Berechne den Parameter k, so dass es keine, bzw. genau einen, bzw. zwei Schnittpunkte gibt.
(
y = kx2 − 4x + 7
y = 2x − 4

2. Gesucht ist die Gleichung einer quadratischen Funktion, von deren Graph die beiden Schnittpunkte
mit der x−Achse bekannt sind: x1 = −1, x2 = 2.

(a) Es gibt unendlich viele quadratischen Funktionen mit dieser Eigenschaft. Nenne 3 verschiedene
Beispiele.

(b) Wo liegen die Scheitelpunkte all dieser Funktionen?

(c) Wie lautet die allgemeine Funktionsgleichung?

Aufgabe 93. Ein Teil des Aufgabenblocks steht in Moodle in der Kategorie ”Quadratische Funktionen - i)
Parameteraufgabenßur Verfügung. Verwende bei Bedarf eine Software wie Geogebra zur Veranschaulichung
und zum Verständnis. Schieberegler für den Parameter können ratsam sein.

1. Berechne den Parameter k, so dass es keine, bzw. genau einen, bzw. zwei Schnittpunkte gibt.
(
y = x2 − 4x + 7
(a)
y = kx − 3
(
y = x2 − kx + 7
(b)
y = 3x − 1

2. Gegeben ist die Funktion y = − 12 x2 + 4x − 5 und die Geradenschar y = kx + 3. Für welche Werte von
k ist die Gerade Tangente an die Parabel?

3. Gegeben sind die Parabel p : y = x2 − 3x + c und die Gerade g : y = −3x


2 + 15
Der Parameter c ist so zu bestimmen, dass die quadratische Funktion an der Stelle x = −2 von der
gegebenen Geraden geschnitten wird. Berechne zusätzlich den zweiten Schnittpunkt.

88
4.7. Parameteraufgaben mit Parabeln

4. Die Funktionsgleichung einer quadratischen Funktion lautet y = 31 x2 − 2x + 1. Für welche Werte von
t(t ∈ R) ist die Gerade y = x+t Tangente an die Parabel? Berechne die Koordinaten des Berührpunktes
B und kontrolliere zeichnerisch indem du die Parabel und die Gerade sauber einzeichnest.

5. Gegeben ist die Parabelschar p(a) mit der Gleichung y = (x − 2a)2 − a2 + 3 mit a ∈ R.

(a) Berechne die Ortskurve aller Scheitelpunkte (auf welchem Funktionsgraphen finden sich alle Schei-
telpunkte?)

[ Ergebnis: y = − 41 x2 + 3 ]

(b) Wie viele Parabeln enthält die Schar p(a), welche die x-Achse berühren? Begründe.

6. Die Funktionsgleichung einer quadratischen Funktion lautet


y = x2 + 5x + 4,75. Durch die Gleichung y = −2x + t (t ∈ R) ist eine Schar paralleler Geraden gegeben.
Für welche Werte von t schneidet eine Schargerade die Parabel in genau 2 verschiedenen Punkten?

7. Gegeben ist die Parabelschar Pk : y = (x + k)2 + k + 2 (k ∈ R).

(a) Welche gemeinsamen Eigenschaften haben alle Parabeln dieser Schar?

(b) Wo liegen alle Scheitelpunkte dieser Parabelschar?

(c) Bestimme k so, dass die Parabel y = −x2 + 6x − 6 eine Scharparabel berührt!

(d) Berechne die Berührpunkte und fertige in einem Koordinatensystem eine saubere Zeichnung an
(Längeneinheit 1 cm)!

8. (Geogebra) Von den Kanonieren Napoleons wird berichtet, dass sie mit ihren Geschützen zwar sehr
weit schießen, aber nur schlecht treffen konnten. Sie hatten eine falsche Vorstellung von der Bahn, auf
der die Kugel fliegt. Die Flugbahn einer Kanonenkugel wird mit der Gleichung

1 + a2 2
y = ax − x
10
mit a > 0 angegeben.

(a) Untersuche die Flugbahnen für verschiedene Werte von a - Beschreibe deine Beobachtungen.

(b) Wie weit kann die Kugel im günstigsten Fall fliegen? Wie groß ist dann der Winkel?

(c) Finde die Gleichung für eine Flugbahn, mit der ein 3 Einheiten entferntes Ziel getroffen wird.
Gibt es mehrere Lösungen? Schaffst du es die Aufgabe rechnerisch zu lösen?

9. Gegeben ist die reelle Funktionenschar: fa : x 7→ ax2 − 4x + 2 , x ∈ R und a ∈ R \ {0}.

(a) Geben Sie die Form der Graphen von fa in Anhängigkeit von a an. Beschreiben Sie die Gemein-
samkeiten und Unterschiede der Graphen.

(b) Bestimmen Sie den Scheitelpunkt von fa in Abhängigkeit von a.

(c) Berechnen Sie die Nullstellen von fa in Anhängigkeit von a. Für welche Werte von a gibt es zwei
verschiedene Nullstellen, genau eine Nullstelle oder keine Nullstelle?

(d) Zeigen Sie, dass kein Graph der Funktion fa durch den Nullpunkt verläuft.

(e) Setzen Sie a = 2 und bestimmen Sie unter Verwendung der Ergebnisse von oben die Nullstellen
und den Scheitel von f2 .

89
4. Die quadratische Funktion

(f) Bestimmen Sie den Bereich, für den die Funktionswerte von f2 den Wert 8 nicht übersteigen.

10. Für welche Werte von a ∈ R haben folgende reellen Parabelscharen keine Nullstellen: fa : x 7→ ...

(a) ax2 + 2x + 1 (e) −x2 + ax − a

(b) −x2 + x + a − 1 (f) 3x2 − ax − a − 1

(c) 2x2 + ax + 2 (g) −2x2 − (a + 1)x + a − 5

(d) ax2 − ax + 2a (h) ax2 − ax + a − 3

11. Gegeben ist die Parabelschar ft : x 7→ (t2 − 1)x2 + (2 − 2t2 )x + 2t, (t ∈ R \ {?1; 1}). Bestimme die
Koordinaten des Scheitelpunktes in Abhängigkeit von t.

12. Gegeben ist die reelle Parabelschar fk : x 7→ − 41 x2 − kx + k − 2; (k ∈ R).

(a) Bestimmen Sie die Koordinaten des Scheitelpunktes in Abhängigkeit von k.

(b) Bestimmen Sie die Anzahl und die Koordinaten der Schnittpunkte mit der x-Achse in
Abhängigkeit von k.

(c) Zeichnen Sie die Parabeln für k ∈ {−3; −1; 0; 1; 2}.

13. Gegeben sei die reelle Scharfunktion ft : x 7→ 2x2 + tx + 2; (t ∈ R).

(a) Berechnen Sie die Nullstellen von ft in Abhängigkeit von t.

(b) Für welche t ∈ R besitzt ft genau eine Nullstelle?

(c) Bestimmen Sie t so, dass P (1; 2) auf dem Graphen liegt.

(d) Bestimmen Sie die Schnittpunkte von Gf2 und dem Graphen der Funktion h : x 7→ 0,5x + 1,5.

(e) Gegeben sei jetzt die reelle Funktion g mit g(x) = −3x + r; r ∈ R. Ermitteln Sie rechnerisch, für
welches r Gf5 und Gg genau einen gemeinsamen Punkt besitzen und geben Sie die Koordinaten
dieses Punktes an. (Ergebnis: r = −6) Zeichne Gf5 und Gg für r = −6 in ein kartesisches
Koordinatensystem ein.

Aufgabe 94. Maturaaufgaben zum Thema finden sich in der OneNote-Aufgabensammlung: 2. Klasse Seite
Quadratische Fnktionen und Gleichungen“

90
5. Geometrie 2

5.1. Der Kreis

Definition 17. Der Kreis:

Ein Kreis ist definiert als Menge (geometrischer Ort) aller


Punkte, deren Abstand von einem vorgegebenen Punkt M d
r
(Mittelpunkt) gleich einer festen positiven reellen Zahl r
(Radius) ist. M

Satz 17. Ein Kreis mit Radius r hat den Umfang

U = 2rπ

und die Fläche


A = r2 π

Beweis. Die formalen Beweise dieser beiden Formeln erfolgen mit Hilfe der Infinitesimalrechnung (5. Klasse)

Merke. Eigenschaften

• Alle Kreise sind zueinander ähnlich, das heißt, durch die Angabe einer einzigen Größe (zum Beispiel
des Durchmessers) ist ein Kreis – bis auf Kongruenz – eindeutig bestimmt.

• Der Kreis ist eine Figur von maximaler Symmetrie. Jeder Durchmesser ist eine Symmetrieachse.

• Der Kreis ist unter allen geschlossenen Kurven gleicher Länge diejenige mit dem größten Flächeninhalt.

Aufgabe 95. Recherchiere im Internet: Was versteht man umgangssprachlich, was mathematisch unter der
Quadratur des Kreises“?

5.1.1. Kreis und Kreisteile

Definition 18.
5. Geometrie 2

Satz 18. Der Kreisbogen mit Radius r und Mittelpunktswinkel α hat die Länge
r·π·α
b=
180◦

Beweis.
b α U ·α 2r · π · α r·π·α
= ◦
⇒b= ◦
= ◦
=
U 360 360 360 180◦

Satz 19. Ein Kreisausschnitt mit Radius r und Mittelpunktswinkel α hat den Flächeninhalt

r2 · π · α b·r
A= =
360◦ 2

Beweis.
A α r2 π · α r·r·π·α b·r
= ◦
⇒A= = =
2
r π 360 360◦ 2 · 180◦ 2

Satz 20. Ein Kreisabschnitt mit Sehne s, Höhe h, Radius r und Mittelpunktswinkel β hat den Flächeninhalt

r2 π · β s · (r − h)
A= ◦

360 2

Beweis. In der Formel wird einfach von der Fläche des Kreisausschnitts die Fläche des gleichschenkligen
Dreiecks abgezogen, welches von der Sehne s und den beiden Radien gebildet wird.

Aufgabe 96. 1. Um die Erde wird am Äquator ein Seil gespannt, das 1 Meter länger ist als der
Äquatorumfang (40.074,156km). Könnte eine Maus durch den entstehenden Spalt schlüpfen, wenn
der Abstand Seil-Erde überall gleich sein soll? Schätze zuerst den Wert ohne zu rechnen!

2. Es seien A und B zwei Punkte auf einem Kreis mit Radius r.

(a) Wie berechnet man die Länge eines Kreisbogens von A nach B, wenn α der Winkel <
) AM B ist?

(b) Wie berechnet man die Fläche des entsprechenden Kreissektors M AB?

92
5.1. Der Kreis

3. Wie weit sind die Galapagosinseln (90◦ westliche Länge) und die Amazonasmündung (50◦ westliche
Länge) voneinander entfernt? (Beide Punkte liegen genau auf dem Äquator).

4. (a) Einem Kreis mit Radius r wird ein Quadrat und ein Sechseck so umschrieben, dass der Kreis
jeweils Inkreis ist. Berechne UQuadrat und USechseck . Was stellst du fest?

Zusatz: Schau dir diese Geogebra-Datei an: worum geht es hier?


https://bit.ly/2zSh0B1

(b) Die 3 Objekte werden nun dem Kreis eingeschrieben, so dass dieser der Umkreis wird. Berechne
wieder jeweils den Umfang.

(c) Welche Abschätzung für den Kreisumfang (und somit für die Zahl π) geben?

(d) Archimedes hat mit dieser Methode versucht einen möglichst genauen Wert für die Zahl π zu
bestimmen. Den Umfang welcher n-Ecke hat er dabei berechnet und auf welche Genauigkeit hat
er sich der Zahl π genähert?

5. Zeichne einen Durchmesser AB und einen dazugehörigen Kreis. Zeichne nun zwei weitere (gleich große)
Kreise so, dass ihre Mittelpunkte auf dem Durchmesser AB liegen und die Summe der Durchmesser
genau AB ergibt. In welchem Verhältnis steht nun der große Kreis zu einem der kleinen Kreise?

6. Wie berechnet man den Umfang und die Fläche eines Kreisringes mit den Radien r1 und r2 (r1 > r2 )?

Aufgabe 97. Für Schnelle:

1. Die Möndchen des Hippokrates“ sind seit Jahrtausenden bekannt. Kannst du die entsprechenden

Flächen berechnen? Behauptung: Die Möndchen des Hippokrates sind zusammen flächeninhaltsgleich
mit dem rechtwinkligen Dreieck sind. Kannst du das beweisen?

2. Recherchiere im Internet was es mit den Sicheln des Archimedes“ auf sich hat. Viel Erfolg!

5.1.2. Kreis und Geraden

Definition 19. Eine Gerade kann einen Kreis schneiden, berühren oder an ihm vorbei gehen (ital. passare“):

Alle Geraden können bezüglich eines Kreises unterschie-
den werden in Sekanten, Tangenten und Passanten
– je nachdem, ob sie mit dem Kreis zwei Punkte, einen
oder gar keinen Punkt gemeinsam haben. Die Kreistan-
gente trifft den Kreis also in genau einem Punkt. Sie
steht dort senkrecht auf dem zu diesem Punkt gehörenden
Berührungsradius.

93
5. Geometrie 2

Aufgabe 98. 1. Wie konstruiert man eine Tangente in einem Kreispunkt P . Welcher wesentliche Zu-
sammenhang wird dabei verwendet?

2. Wie konstruiert man die Tangenten, wenn P außerhalb liegt?

3. Gegeben sind zwei ungleich große Kreise (die sich nicht schneiden und nicht ineinander liegen). Wie
konstruiert man die zwei Tangenten an die Kreise (z.B. die Kette eines Fahrrades)?

5.1.3. Winkel bei Kreisen

Definition 20.

Ein Winkel α über einem Bogen bzw. einer Sehne, dessen Scheitel auf α
der Kreislinie liegt, heißt Umfangswinkel.
M
Ein Winkel β über einem Bogen bzw. einer Sehne, dessen Scheitel im
Mittelpunkt liegt, heißt Mittelpunktswinkel. β

Ein Winkel ε, der von einer Sehne und der durch einen ihrer Randpunkte
gehenden Tangente gebildet wird, heißt Sehnentangentenwinkel. ε

Die folgenden Sätze stellen die obigen Winkel in Beziehung zueinander:

Satz 21. 1. Jeder Umfangswinkel ist halb so groß wie der Mittelpunktswinkel über dem selben Bogen.

2. Alle Umfangswinkel über dem selben Bogen sind gleich groß.

3. Ein Sehnentangentenwinkel an einem Kreisbogen ist gleich groß wie der Umfangswinkel über demselben
Bogen.

Beweis. 2. folgt direkt aus 1., wobei 1. ebenso wie 3. über die Winkelsumme im Dreieck bewiesen werden
kann (Übung)

5.1.4. Kreissätze

Satz 22. Kreissätze

• Die Mittelsenkrechte einer Sehne geht durch den Mittelpunkt des Kreises und halbiert den zu der Sehne
gehörigen Mittelpunktswinkel. Es gilt auch die Umkehrung.

94
5.1. Der Kreis

• Gleich lange Sehnen eines Kreises haben den gleichen Abstand vom Mittelpunkt. Es gilt auch die
Umkehrung.

• Der Berührungsradius steht senkrecht auf der Tangente.

• Die von einem Punkt außerhalb an einen Kreis gelegten Tangentenstrecken sind gleich.

• Die Verbindungslinie des Kreismittelpunktes mit dem Schnittpunkt der zwei Tangenten halbiert den
Tangentenwinkel und den Winkel zwischen den zugehörigen Berührungsradien.

• Die Verbindungslinie beider Berührungspunkte steht auf der Verbindungslinie des Kreismittelpunktes
mit dem Tangentenschnittpunkt senkrecht.

• Die Mittelpunkte aller Kreise, die sich in einem festen Punkt berühren, liegen auf der Geraden durch
Mittelpunkt und Berührpunkt.

• Die Mittelpunkte aller Kreise, die zwei sich schneidende Geraden berühren, liegen auf den Winkelhal-
bierenden.

• Der Umfangswinkel ist halb so groß wie der zugehörige Mittelpunktswinkel. Umfangswinkel über dem-
selben Bogen sind gleich. Der Umfangswinkel im Halbkreis ist ein rechter Winkel (Thalessatz)

• Jeder Sehnentangentenwinkel ist gleich dem Umfangswinkel über dem Bogen, der zwischen den Schen-
keln beider Winkel liegt.

• In jedem Sehnenviereck beträgt die Summe zweier Gegenwinkel 180◦ . Es gilt auch die Umkehrung.

• Im Tangentenviereck sind die Summen der Gegenseiten gleich. Es gilt auch die Umkehrung.

• Nur gleichschenklige Trapeze und Drachen können einen In- und Umkreis haben. Jedes Quadrat hat
einen In- und Umkreis.

5.1.5. Geometrie und Algebra am Kreis

Aufgabe 99. 1. Drei sich von außen berührende Kreise vom Radius r schließen miteinander ein
Flächenstück ein. Berechnen Sie dessen Umfang und Inhalt!

2. Die Fläche F1 ist gleich groß, wie die Summe von F2 und F3 . Kannst du diese Behauptung rechnerisch
bestätigen?

Aufgabe 100. Übungen für Freaks“ (und die es werden wollen)


95
5. Geometrie 2

1. Berechne den Flächeninhalt der markierten Fi-


gur.

4. Weise nach, dass die Summe der beiden gekenn-


zeichneten Sicheln den gleichen Flächeninhalt
wie das gefüllte Dreieck haben.

2. Weise nach, dass die Sichel des Archimedes“



und der Kreis flächengleich sind.

5. Berechne den Flächeninhalt der markierten Fi-


gur:

3. Berechne den Flächeninhalt der markierten Fi-


gur.

5.2. Ähnlichkeit und Strahlensätze

5.2.1. Die Zentrische Streckung

Aufgabe 101. Einführung der zentrischen Streckung:

• Einführung in die zentrische Streckung:

http://www.andiraez.ch/schule/DossierZentrischeStreckung.pdf

• Online-Übungen Kl.9“:

http://sps.ikg.rt.bw.schule.de/websites/mf/Li9/default.aspx

Definition 21. Eine zentrische Streckung ist eine Abbildung mit einem Fixpunkt Z und einer Zahl

96
5.2. Ähnlichkeit und Strahlensätze

k 6= 0, bei der für jeden Punkt P und seinen Bildpunkt P 0 gilt:

ZP 0 k
ZP 0 = k · ZP bzw. =
ZP 1

Aufgabe 102. Gib die Konstruktionsvorschrift und die Eigenschaften der zentrischen Streckung an!

5.2.2. Ähnlichkeit

Aufgabe 103. Einstieg zur Ähnlichkeit:

• https://www.geogebra.org/m/RZ9d8pCZ

• Ein Geogebra-Buch zum Thema: https://www.geogebra.org/m/f955gQMA

Mit Ähnlichkeit hat man es immer zu tun, wenn von


einer Zeichnung (von einem Plan, einer Fotografie, ...)
eine Vergrößerung oder eine Verkleinerung hergestellt
wird.
Ähnliche Figuren sehen bis auf die Größe gleich aus. Sie
haben gleiche Winkel und gleiche Streckenverhältnisse.

Definition 22. Dreiecke (bzw. ebene Figuren, die aus Dreiecken zusammengesetzt sind) heißen ähnlich,
wenn sie in entsprechenden Winkeln überein stimmen. Für ähnliche Figuren verwendet man das Zeichen ∼.

Satz 23 (Ähnlichkeitssätze).

• Zwei Dreiecke sind zueinander ähnlich, wenn sie in zwei (und somit in drei) Winkeln übereinstimmen.
(WWW-Satz)

• Zwei Dreiecke sind zueinander ähnlich, wenn sie in allen Verhältnissen entsprechender Seiten
übereinstimmen. (SSS-Satz)

• Zwei Dreiecke sind zueinander ähnlich, wenn sie in einem Winkel und im Verhältnis der anliegenden
Seiten übereinstimmen. (SWS-Satz)

• Zwei Dreiecke sind zueinander ähnlich, wenn sie im Verhältnis zweier Seiten und im Winkel
übereinstimmen, welcher der größeren Seite gegebnüber liegt. (SsW-Satz)

Sind zwei Dreiecke ∆ABC und ∆A0 B 0 C 0 so gilt für die dazugehörigen Seiten:

97
5. Geometrie 2

a a0 a a0 b b0
= 0 = 0 = 0
b b c c c c

Aufgabe 104. 1. Sind ähnliche Figuren immer kongruent? Sind kongruente Figuren immer ähnlich?

2. Gegeben ist das rechtwinklige Dreieck ABC mit γ = 90◦ . Der Höhenfußpunkt von hc sei F . Erkennst
du ähnliche Dreiecke?

3. Sind zwei gleichschenklige, zwei gleichseitige Dreicke, zwei Quadrate, zwei Rechtecke, zwei Kreise immer
ähnlich?

4. Konstruiere zwei ähnliche Dreiecke mit der Eigenschaft

• a : c = 3 : 4 und γ = 60◦

• a : c = 3 : 4 und α = 60◦

5. Ein Dreieck hat die Seiten a = 5 cm, b = 6 cm und c = 7 cm.

(a) Konstruiere ein dazu ähnliches Dreieck,

(b) Konstruiere ein dazu ähnliches Dreieck, dessen Umfang um 9 cm kleiner ist.

6. Konstruiere ein dazu ähnliches Dreieck, dessen Umfang um 9 cm kleiner ist.

5.2.3. Strahlensätze

Die Anwendung des obigen Satzes führt auf den wichtigen Strahlensatz:

Satz 24. Gegeben sind zwei Geraden mit dem Schnittpunkt S. Die Geraden werden von zwei weiteren
parallelen Geraden geschnitten. Dann gilt:

1. Strahlensatz: Das Verhältnis der Längen von zwei Ab-


schnitten auf einem Strahl ist gleich dem Verhältnis der
Längen der zwei entsprechenden Abschnitte auf dem zweiten
Strahl, kurz:

SA1 SB1
=
SA2 SB2

2. Strahlensatz: Das Verhältnis der Längen von zwei Abschnitten (ausgehend von S) auf einem Strahl ist
gleich dem Verhältnis der Längen der zwei entsprechenden Abschnitte auf den parallelen Geraden, kurz:

SA1 A1 B 1
=
SA2 A2 B 2

Beweis. Da 4SA1 B1 ∼ 4SA2 B2 ist, verhalten sich entsprechende Seiten gleich.

98
5.3. Aufgaben zur Ähnlichkeit

5.3. Aufgaben zur Ähnlichkeit

5.3.1. Einfache Aufgaben mit Skizzen

Aufgabe 105. (Einzelne Aufgaben dieses Aufgabenblocks sind in Moodle enthalten)

1. Eine 3 m hohe Messlatte wirft einen 2,5 m langen Schatten. Wie weit ist ein 66 m hoher Turm von der
Messlatte entfernt, dessen Schatten am selben Ort wie der Schatten der Messlatte endet?

2. Eine 2 m lange Holzlatte wirft einen 3 m langen Schatten, eine Fahnenstange wirft einen 24 m langen
Schatten. Wie hoch ist die Fahnenstange?

3. Wie hoch ist der Turm? Beachte, dass die Entfernung Boden -
Auge auch berücksichtigt werden muss!

4. Zum Abschätzen der Höhe von Bäumen verwendet der Förster


das sogenannte Försterdreieck“, das ist ein gleichschenklig-

rechtwinkliges Holzdreick. Dabei nähert er sich dem Baum so
weit, dass er die Spitze des Baumes entlang der Hypotenuse des
Försterdreiecks sehen kann. Wie hoch ist der Baum, wenn der
Förster vom Baum 26 m entfernt ist?

5. In einer 2,4 m hohen Giebelfassade soll ein 1,6 m langes Scha-


lungsbrett erneuert werden. Wie weit ist dieses vom Dachstuhlen-
de einzusetzen?

6. In einem Schrägregal soll ein Regalbrett in 50 cm Höhe eingesetzt


werden. An welcher Stelle des schrägen Teiles muss das Regalbrett
befestigt werden? Löse die Aufgabe mit Hilfe ähnlicher Dreiecke!
(Maße in cm!)

99
5. Geometrie 2

7. Bestimme mit Hilfe ähnlicher Dreiecke die Entfernung zwischen


den zwei Punkten A und B!

8. Berechne die Flussbreite, wenn man folgende Streckenlängen


kennt: a = 108,4m; a1 = 72,8m; b1 = 49,6m!

9. In einem unwegsamen Gelände ist ein Punkt S nicht erreichbar.


Es war jedoch möglich, folgende Strecken zu messen: a = 21m, b =
27m, c = 36m. Wie weit ist der Punkt S von R entfernt?

10. Ein 28 cm hoher Stab, der 5 m vor einer Projektionswand aufgestellt ist, wird vor einer 70 cm entfernten
Lichtquelle beleuchtet. Wie groß ist das Schattenbild des Stabes?

11. Zwei Straßen s1 und s2 sollen angeblich parallel sein. Überprüfe die Behauptung!

12. Um die Länge eines Sees zu bestimmen, werden die Längen ZB = 96m, BD = 58m und AB = 66,
gemessen. Welche Länge hat der See?

100
5.3. Aufgaben zur Ähnlichkeit

5.3.2. Ähnliche Flächen

Aus den Ähnlichkeitssätzen (vgl. Seite 214) folgt:

Satz 25 (Folgerung für Flächen). Die Flächen von ähnlichen Dreiecken (z.B. A1 und A2 ) verhalten sich
wie entsprechende Seiten (z.B. a1 und a2 ) zum Quadrat.

A1 a2
= 12
A2 a2

Entsprechendes gilt auch für die Höhen h1 und h2 der Dreiecke:

A1 h2
= 12
A2 h2

Aufgabe 106. 1. Die Seitenlängen a und a0 zweier gleichseitiger Dreiecke verhalten sich wie 2 : 3. In
welchem Verhältnis stehen die Flächeninhalte beider Dreiecke?

2. Berechne von zwei ähnlichen Dreiecken die fehlenden Stücke: A = 12,3cm2 ; A0 = 16cm2 ; a = 5,6cm;
b0 = 5cm; c = 7,1cm.

3. Berechne von zwei ähnlichen Dreiecken die fehlenden Stücke : A = 0,205dm2 ; hc = 4,4cm; h0c = 5cm;
U 0 = 24,9cm; a = 0,72dm A0 ,U, a0 =?

4. In einem Dreieck ABC mit der Seite c = 8 schneidet eine 6cm lange zu c parallele Gerade ein Trapez
von 16cm2 Fläche ab. Wie groß ist die Dreiecksfläche von ABC? Rechne mit Brüchen!

5. Berechne für ein Trapez mit a = 6, c = 4, F = 15 die Fläche des Dreiecks, das von den verlängerten
Schenkeln und der kürzeren Grundseite gebildet wird.

6. Das Dreieck mit a = 8, b = 6, c = 10 ist durch eine Parallele zu c so zu teilen, dass die Fläche des
abgeschnittenen Dreiecks zu der des Trapezes sich wie 5 : 4 verhält! Wie lang ist diese zu c parallele
Strecke?

7. Ein Dreieck wird durch eine Mittelparallele (Die Mittelparallele entsteht durch die Verbindung zwei-
er Mittelpunkte zweier Seiten) in ein Dreieck und ein Viereck zerlegt. Wie verhalten sich deren
Flächeninhalte? Begründe!

8. Gegeben sind die Punkte A(0| − 3), B(6| − 6) und C(3|3), sowie P (8|5), Q(10|4) und R(9|7).
Entscheide durch Rechnung, ob die Dreiecke ABC und PQR zueinander ähnlich sind.

101
5. Geometrie 2

(Achtung: Hier ist keine Zeichnung verlangt!)

Im gleichseitigen Dreieck ABC mit der Sei-


tenlänge b wird vom Höhenfußpunkt F aus das
Lot auf die Seite [AC] gefällt (s. Skizze).
(a) Gib alle ähnlichen Dreiecke an, die in ne-
9. benstehender Figur auftreten (mit kurz-
er Begründung)!
(b) Berechne allgemein, jeweils ausgedrückt
durch die Seitenlänge b, die Stre-
ckenlängen AP , CP und h = CF !

In einem Rechteck ABCD werden von zwei ge-


genüberliegenden Ecken die Lote auf eine Dia-
10. gonale gefällt. Berechne die Längen x = EF
und y = BF , wenn für die Seitenlängen a = 24
und b = 7 gilt.

11. In einem Dreieck ABC ist a = 78mm; b = 111mm; c = 143mm. Wie lang sind die Seiten eines ähnlichen
Dreiecks A0 B 0 C 0 , in dem die größte Seite um 138mm kleiner ist als die Summe der Längen der beiden
anderen Seiten?

12. In dem größeren von zwei ähnlichen Dreiecken sind die Seiten 10cm, 14cm und 18cm länger als die
entsprechenden Seiten des kleineren Dreiecks. Die beiden entsprechenden Höhen ha und h0a verhalten
sich wie 5 : 3. Berechne die Seitenlängen der beiden Dreiecke.

13. Die Flächeninhalte zweier ähnlicher Vierecke verhalten sich wie 64:25, ihre Umfänge unterscheiden sich
um 12cm. Berechne die Umfänge der beiden Vierecke.

Das Rechteck ABCD hat die Seitenlängen


AB = 6 cm und BC = 7 cm, ferner ist BE =
4 cm. EF GH ist ein Rechteck.
(a) Begründe, daß die vier eingezeichneten
14.
Teildreiecke ähnlich sind.
(b) Berechne die Längen der Abschnitte, in
welche die Seiten [CD] und [DA] durch
die Punkte F und G zerlegt werden.

15. ABCD ist ein Trapez mit a = (AB) parallel zu c = (CD), a und c haben den Abstand d. S ist der
Schnittpunkt der Geraden (AD) und (BC). Berechne die Fläche des Dreiecks DCS mit den Variablen
a, d, c!

5.3.3. Eingeschriebene Objekte

Aufgabe 107. 1. Wie groß ist der Schenkel s eines gleichschenkligen Dreiecks (c = 8cm), dem ein
Rechteck(a = 6cm und b = 3cm ) eingeschrieben wird? (Längere Seite liegt auf c.)

102
5.3. Aufgaben zur Ähnlichkeit

2. Wie groß ist die Seite eines Quadrats, das einem Dreieck mit der Grundlinie g und der Höhe h einbe-
schrieben ist? (Tipp: Skizze und Strahlensätze)

3. Dem Inkreis eines Quadrates mit der Seitenlänge a = 4m wird ein Quadrat eingeschrieben. In welchem
Verhältnis stehen die Seiten beider Quadrate? Wie groß ist der Flächeninhalt des eingeschriebenen
Quadrates?

4. Einem Dreieck mit den Seiten a = 4cm, b = 3cm und c = 6cm wird eine Raute eingeschrieben, die mit
zwei Seiten auf b bzw. auf c liegt. Man berechne die Seitenlänge der Raute.

5.3.4. Geometrische Beweise mit Hilfe der Ähnlichkeit

Aufgabe 108. 1. Beweise mittels ähnlicher Dreiecke: hb : hc = c : b

2. Ergänze und beweise die Formeln:

(a) Umkreisradius eines Dreiecks Der Mittelpunkt M des einem Dreieck ABC umschriebenen Kreises
ist der Schnittpunkt der drei Mittelsenkrechten. Zeichnet man den Durchmesser durch C ein und
verbindet G mit B, so entsteht ein rechtwinkliges Dreieck. Dieses Dreieck ist ähnlich dem Dreieck
AHCweil ...

(Tipp: Umfangswinkel (vgl. Def. 20 auf Seite 94) über CB anschauen)

Daraus folgt das folgende Streckenverhältnis (Seiten des Dreiecks, Höhe und Radius verwenden)
: ersetzt man die Höhe durch 2F
c erhält man

abc
R=
4F

(b) Inkreisradius eines Dreiecks

Der Mittelpunkt M des einem Dreieck ABC eingeschriebenen Kreises ist der Schnittpunkt der drei
Winkelhalbierenden. Zeichnet man in ein Dreieck die Winkelhalbierenden bis zum Mittelpunkt I
ein so wird das Dreieck in drei Teildreiecke zerlegt, deren Höhen gerade der Inkreisradius r ist.
Somit ergibt sich die Fläche des Dreiecks ABC F = 12 r(a + b + c) also ist

2F
r=
a+b+c

3. Ein Viereck ABCD ist gegeben durch AB = 17; BC = 28; CD = 63; AD = 52; AC = 25; berechne
die Fläche des Vierecks, den Inkreisradius und den Umkreisradius im Dreieck ACD.

103
5. Geometrie 2

5.3.5. Weitere Übungen

Aufgabe 109. 1. Berechne Umfang und Fläche eines gleichseitigen Dreiecks aus dem Umkreisradius
r!

2. Wie hoch müsste ein Leuchtturm sein, wenn man seine Spitze aus 25 km Entfernung sehen soll? (Erde
r = 6370km)

3. In einem Trapez ist a = 10cm, b = 5cm, c = 4cm, h = 4cm. Berechne die Längen der Diagonalen! (a
ist die Grundlinie, c die Parallele dazu, b ein Schenkel, h die Höhe auf a).

4. Im Trapez ABCD mit den Seiten AB = 13,5cm; BC = 9cm; CD = 4,5cm; AD = 7cm schneiden sich
die Verlängerungen von BC und AD in E.

(a) Wie lang sind CE und DE?

(b) Durch C wird die Parallele zu AD gezogen; sie schneide AB in F und die Diagonale BD in G. In
welchem Verhältnis wird CF durch G geteilt?

5. Die Seiten eines Dreiecks ABC sind a = 36cm; b = 63cm; c = 81cm. Wie lang sind die Seiten eines
ähnlichen Dreiecks vom Umfang 140 ? Berechne auch die Fläche!

6. Von einem Dreieck sind a = 3cm, b = 5cm, c = 6cm gegeben. Man berechne den Flächeninhalt jenes
dazu ähnlichen Dreiecks, das den Umfang 42cm hat.

7. In einem Trapez ist a = 8,2cm, c = 3,7cmd = 5,3cm und h = 4cm. Berechne die Diagonalen und die
Fläche!

8. Die Summe der Flächeninhalte zweier Quadrate beträgt 6480mm2 . Wie groß ist die Summe ihrer
Umfänge, wenn die Seite des ersten Quadrates doppelt so groß ist wie die des zweiten Quadrates?

9. Von dem Dreieck mit a = 7, b = 4, c = 7 entsteht durch eine Parallele zu c ein ähnliches Dreieck, so
dass die Fläche des kleinen Dreiecks zu dem des Trapezes sich wie 9 : 25 verhält! Bestimme in welchem
Abstand zu c die Parallele zu ziehen ist.

10. In einem Dreieck ABC, dessen Fläche F = 84cm2 beträgt, ist die Seite a um 7 kleiner als die Seite b;
die Seite c ist 21cm.

(a) Wie groß sind die Höhen des Dreiecks?

(b) Wie groß sind Seiten?

abc
(c) Wie groß ist der Umkreisradius R, wenn dieser mit Hilfe der Formel R = 4F berechnet werden
kann?

11. Durch Parallelen zu c ist ein Dreieck in 5 flächengleiche Teile zu zerlegen. Berechne die Abstände!

5.4. Satzgruppe des Pythagoras

Satz 26. [Satzgruppe des Pythagoras] Im rechtwinkligen Dreieck mit den Bezeichnungen wie in der Zeichnung
gelten die folgenden Beziehungen:

104
5.4. Satzgruppe des Pythagoras

C
1. Satz des Pythagoras

a2 + b2 = c2

b 2. Kathetensätze
a
h
a2 = p · c bzw. b2 = q · c

q p β 3. Höhensatz
α
A c H B h2 = p · q

Beweis. Zur Satzgruppe bzw. zum Satz des Pythagoras selbst gibt es mehrere hundert verschiedene Beweise.
Einer davon wird in der nächsten Aufgabe mit Hilfe von Ähnlichkeit gezeigt.

Merke. Kathetensatz und Höhensatz


können als Flächenformeln aufgefasst
werden. Beweist man die beiden Ka-
thetensätze, so ergibt sich automatisch
der Beweis für den Satz des Pythago-
ras.

Aufgabe 110. (Dieser Aufgabenblock ist großteils in Moodle enthalten)

1. Beweise die Satzgruppe des Pythagoras mit Hilfe der Ähnlichkeit.

2. Berechne jeweils die fehlenden Größen:

a b c h p q A
a) 3 4
b) 5 13
c 6 4,8
d) 4 3,2
e) 70 66,216
f) 18 720
g) 99 990
h) 32,612 69,753

3. Wie weit kann man von einem h = 45 m hohen Leuchtturm aus sehen? (Radius Erde= 6370 km)

4. Ein 10 m hoher Baum am Ufer eines Baches ist umgeknickt und ragt jetzt genau über den 4 m breiten
Bach. In welcher Höhe ist der Baum umgeknickt?

105
5. Geometrie 2

5. Wie lang muss ein 1,6 m breites Auto mindestens sein, damit es in eine Parklücke eingeparkt werden
kann, die 20 cm länger als das Auto ist?

6. Wie hoch darf ein 60 cm breiter Schrank höchstens sein, damit er in einem 2,4 m hohen Zimmer
aufgestellt werden kann (Hinweis: der Schrank wird zuerst am Boden zusammengebaut und dann
aufgestellt)?

Eine Schnur ist symmetrisch um einen Stab gewickelt. Sie windet


7. sich genau viermal um ihn. Der Umfang des Stabes ist 4 cm, die
Länge 12 cm. Wie lang ist die Schnur.

8. Berechne den Abstand zweier paralleler Sehnen der Länge 8 cm in einem Kreis mit Radius 5 cm.

9. Leite eine Formel für die Höhe und die Fläche des gleichseitigen Dreiecks mit Seite a her!

Aufgabe 111. Arbeite mit einer Dynamischen Geometriesoftware:

In einem Koordinatensystem wird auf der x-Achse links vom Ursprung die Länge 1 und rechts vom Ursprung
die Länge x abgetragen. Um diese beiden Punkten (−1; 0) und (x; 0) wird ein Kreisbogen geschlagen; der
obere Schnittpunkt dieses Kreises mit der y-Achse wird über der Seite x aufgetragen - dieser Punkt heißt
F . Ändere nun den Wert für x ab und stelle den Spurmodus von F ein.

1. Welche (Spur-)Kurve ensteht? Kennst du ihre Gleichung?

2. Kannst du diese (Funktions-)Gleichung mit Hilfe des Höhensatzes erklären?

5.5. Ähnlichkeit am Kreis

Satz 27 (Sehnensatz). Schneiden sich zwei Sehnen A1 B1 und A2 B2 im Schnittpunkt S, so sind die Produkte
der Sehnenabschnitte gleich, d.h:
|SA1 | · |SB1 | = |SA2 | · |SB2 |

Beweis. Der Beweis erfolgt über die Ähnlichkeit: B2

B1
α1 = α2 (weil Umfangswinkel über B1 B2 )
⇒ ∆SA1 B2 ∼ ∆SA2 B1 γ S γ
|SA1 | |SB2 |
⇒ = α1 α2
|SA2 | |SB1 |
⇒ Behauptung A1 A2

106
5.5. Ähnlichkeit am Kreis

Satz 28 (Sekantensatz). Schneiden sich zwei Sekanten außerhalb eines A1


Kreises im Punkt S, so sind die Produkte der Sekantenabschnitte gleich,
d.h: A2
|SA1 | · |SB1 | = |SA2 | · |SB2 | B1

Beweis. Der Beweis erfolgt wie oben über die Ähnlichkeit der Dreiecke
∆SA1 B2 und ∆SA2 B1 .
B2

Satz 29 (Tangentensatz). Beim Schnitt einer Sekante mit einer Tangente ist das Produkt der Sekantenab-
schnitte gleich dem Quadrat des Tangentenabschnitts, d.h:

|SA1 | · |SB1 | = |SA|2

Beweis. Der Beweis erfolgt wieder über die Ähnlichkeit: B1


β
α = β (weil Sehnentangentenwinkel)
⇒ ∆B1 SA ∼ ∆ASA1
|SA1 | |SA|
⇒ = A1
|SA| |SB1 |
α
⇒ Behauptung A
S

Aufgabe 112. (Dieser Aufgabenblock ist zum Teil in Moodle enthalten)

1. In einem Kreis mit Radius 5 cm schneidet ein Durchmesser aus einer 6,5 cm langen Sehne eine Teil-
strecke von 2 cm ab. Welche Teilstrecken entstehen auf dem Durchmesser?

2. Zwei Sehnen eines Kreises schneiden sich so, dass die Abschnitte der einen Sehne 4 cm und 9 cm messen,
während die andere Sehne halbiert wird. Wie lang ist die zweite Sehne?

3. Eine 4 cm lange Kreissehne wird über einen Endpunkt hinaus um 3 cm verlängert. Vom neuen Endpunkt
wird eine Sekante an den Kreis gezogen, welche diesen erstmals in 4 cm Entfernung trifft. Wie lang ist
die Sehne, welche der Kreis aus dieser Sekante ausschneidet?

4. Verwandle ein Rechteck mit den Seitenlängen a = 5 cm und b = 3 cm in ein inhaltsgleiches Rechteck,
dessen eine Seite 6 cm lang ist,

(a) mit Hilfe des Sehnensatzes

(b) mit Hilfe des Sekantensatzes!

5. Ein Berg erhebt sich 1200 m aus dem Flachland. Wie weit kann man von seiner Spitze ins Land blicken?
Berechne mit dem Tangentensatz. (RErde = 6370 km)

6. Zeige dass der Höhensatz ein Spezialfall des Sehnensatzes ist.

7. Zeige dass der Kathetensatz ein Spezialfall des Tangentensatzes ist.

107
5. Geometrie 2

8. An einen Kreis mit Radius r = 4,8 cm sind von einem Punkt P , der 10,3 cm vom Mittelpunkt entfernt
ist, die Tangenten gelegt. Berechne die Länge der Sehne zwischen den Berührungspunkten.

9. Berechne im Kreis mit Radius r = 8 cm den Abstand einer Sehne der Länge s = 4 cm vom Mittel-
punkt

10. Im Endpunkt A eines Kreisdurchmessers AB = 2r ist eine Tangente an den Kreis gezogen. Vom End-
punkt B aus wird eine Sekante so gezogen, dass die von ihr abgeschnittenen Sehne halb so lang ist wie
das Teilstück zwischen Kreis und Tangente. Wie lang sind jeweils die Sehne s und die Tangentenstrecke
t? Rechne mit genauen Werten!

11. Die Sehne eines Kreises hat den Mittelpunktsabstand 9cm und ist um 39cm größer als der Radius.
Wie lang ist die Sehne?

12. Durch einen Punkt P im Abstand d vom Mittelpunkt eines Kreises mit dem Radius r soll eine Sehne s so
gelegt werden, dass sich ihre Abschnitte wie 9 zu 4 verhalten. Wie lang ist die Sehne? (In Abhängigkeit
von d und r!)

13. Zwei Höhen eines Dreiecks schneiden sich im Punkt S. Zeige: Die von der Ecke und S begrenzten
Abschnitte der Höhe verhalten sich umgekehrt wie die Abschnitte zwischen S und der Seite.

14. Bei 2 von einem Punkt außerhalb eines Kreises gezogenen Sekanten hat die erste Sekante den äußeren
Abschnitt 30, die zweite den äußeren Abschnitt 25; die zur zweiten Sekante zugehörige Sehne ist 74 mal
so groß wie die zur ersten Sekante zugehörige Sehne. Wie lang sind die Sehnen?

15. Um einen Kreis ist durch den einen Endpunkt eines Durchmessers die Tangente gelegt und durch den
anderen eine Sekante so gezogen, dass die zugehörige Sehne 7 cm und der zwischen Kreis und Tangente
liegende Abschnitt 9 cm beträgt. Berechne den Tangentenabschnitt t und den Radius r des Kreises!

16. Ein Punkt P hat vom Umfang eines Kreises (r = 13.6cm) die Entfernung 15.3 cm.

(a) Wie lang sind die von P aus an den Kreis gezogenen Tangentenstrecken?

(b) Wie lang ist die Berührungssehne s?

(c) Wie groß ist der Flächeninhalt des von der Berührungssehne und den Tangentenstrecken gebilde-
ten Dreiecks?

5.6. Regelmäßige Vielecke

Definition 23. Ein Vieleck heißt regelmäßig, wenn alle seine


Seiten und Winkel gleich groß sind. In der Zeichnung rechts heißt γn γn
2 2
αn Mittelpunktswinkel und γn Innenwinkel.

Satz 30. Im regelmäßigen Vieleck gilt: αn


γn
360◦ n−2 M
αn = , γn = · 180◦ r
n n

Beweis. n · γn = n · 180◦ − 360◦ = (n − 2) · 180◦


Folgerung. Die Innenwinkelsumme im regelmäßigen Vieleck be-
trägt (n − 2) · 180◦ .

108
5.6. Regelmäßige Vielecke

Satz 31. Ist sn die Seite eines regelmäßigen n−Ecks in einem Kreis mit
A s2n Radius r und s2n die Seite des 2n−Ecks im selben Kreis, so gilt:
S p
sn s22n = 2r2 − r 4r2 − s2n

r
Beweis. Verwendet werden zunächst der Kathetensatz und anschließend
der Satz des Pythagoras:
M
s22n = |AB| · |AS| = 2r · (r − |SM |) =
r ! r
 s 2
n s2
= 2r · r − r − 2 = 2r − 2r r2 − n =
2
2 4
p
= 2r2 − r 4r2 − s2n
B

Folgerung. Mit der obigen Formel können beispielsweise aus der Seitenlänge eines Quadrats die Sei-
tenlängen des entsprechenden regelmäßigen 8−ecks, 16−Ecks, 32−Ecks usw. berechnet werden.

Aufgabe 113. 1. Zeige, dass die Formel für Innenwinkelsumme (n − 2) · 180◦ eines n−Ecks nicht nur für
regelmäßige Vielecke gilt, sondern auch für nicht regelmäßige.

2. Berechne jeweils den Mittelpunktswinkel, den Innenwinkel und die Seitenlänge für die Folge von re-
gelmäßigen Vielecken, die in einem Kreis mit Radius r = 10 cm eingeschrieben sind:

(a) Quadrat, Achteck, 16−Eck, 32−Eck

(b) Dreieck, Sechseck, 12−Eck, 24−Eck

3. Berechne den Radius des Umkreises eines regelmäßigen Sechsecks mit einer Schlüsselweite (= Abstand
zweier gegenüberliegender Seiten) von 6 cm.

4. Das Vierkantholz (siehe Abbildung) soll rund gedrechselt werden. Zunächst wird ein Achtkant herge-
stellt, wobei als Näherung zwei Fünftel einer Seite als Achteckseite genommen werden.

(a) Berechne die Länge der schrägen Achteckseite. 2


a 5a

(b) Berechne den Fehler, um den jede der beiden Seiten von der
theoretischen Länge des Achtecks abweicht.

2
5a

5.6.1. Stetige Teilung (Goldener Schnitt), Fünfecke und Zehnecke

Der Goldene Schnitt

Definition 24. Eine Strecke der Länge a heißt stetig geteilt oder nach dem Goldenen Schnitt geteilt, wenn
die Länge x des größeren Abschnitts die mittlere Proportionale von a und dem kleineren Abschnitt a − x

109
5. Geometrie 2

ist, d.h:
a x
a : x = x : (a − x) bzw. =
x a−x

Satz 32. Durch folgende Konstruktion kann der Goldene Schnitt konstruiert werden (siehe Zeichnung):

a
1. Senkrechte auf AB mit |AB| = a in B mit Länge 2 → Punkt M

a
2. Kreis um M mit Radius 2 → Punkt C

3. Kreis um A mit Radius |AC| = x → Punkt E

Beweis. Wegen des Satzes von Pythagoras gilt:


 a 2  a 2
a2 + = x+
D 2 2
a2 a2
a2 + = x2 + ax +
4 4
M a2 − ax = x2
a · (a − x) = x·x
C a
2 a:x = x : (a − x)
x

Berechnung von x:
A E B
x a−x Aus a2 − ax = x2 folgt x2 + ax − a2 = 0, daher:
√ √ √
a −a ± a2 + 4a2 −a ± 5a ± 5−1
x1,2 = = = a
2 2 2

Die positive und somit einzig mögliche Lösung für x ist demnach:

5−1
x= a ≈ 0,618a
2


5−1
Aufgabe 114. 1. Berechne den Kehrwert der Zahl 2 . Was fällt auf? Wie kann aus dem größeren
Abschnitt x die Länge a gewonnen werden?

2. Zeige mit Hilfe des Tangentensatzes, dass in der obigen Zeichnung die Strecke AD vom Punkt C im
goldenen Schnitt geteilt wird.

Folgerung (aus der obigen Aufgabe). Wird eine Strecke a um den größeren Abschnitt x des Goldenen
Schnitts verlängert, so ist a der größere Abschnitt und x der kleinere Abschnitt der nach dem Goldenen
Schnitt geteilten Strecke a + x.

√ √
Merke. Die beiden zum Goldenen Schnitt gehörenden Zahlen sind 5−1 2 ≈ 0,618 und 5+12 ≈ 1,618. In der
allgemeinen Literatur wird mit dem Goldenen Schnitt meist die größere der beiden Zahlen bezeichnet. Dafür
wird der griechische Großbuchstabe Φ ( Phi“) verwendet:


5+1
Φ= ≈ 1,6180339886543633
2

110
5.6. Regelmäßige Vielecke

Aufgabe 115. 1. Die Differenz der Abschnitte einer nach dem Goldenen Schnitt geteilten Strecke der
Länge a ist 18 cm. Berechne a.

2. Ein Rechteck wirkt dann besonders angenehm, wenn seine


Seitenlängen das Verhältnis des goldenen Schnitts besitzen
(also (a + b) : a = a : b). Das Verhältnis lässt sich mit x
der abgebildeten Konstruktion überprüfen. Dabei muss die b
Länge x gleich der längeren Seite des Rechtecks sein (also
a = x). Begründe diese Eigenschaft.
a b

3. Zeichne eine Strecke AB der Länge 6 cm. Konstruiere den Punkt C der die Strecke stetig teilt. Kon-
struiere weiters auf der Verlängerung von AB über den Punkt B hinaus den Punkt D, so dass B die
Strecke AD stetig teilt.

4. Beweise: Haben bei einem Rechteck die Seitenlängen das Verhältnis des Goldenen Schnitts, erhält man
durch Abschneiden eines Quadrats mit der Seitenlänge der kleineren Rechteckseite eine neues Rechteck,
das zum ursprünglichen ähnlich ist.

a b
5. Ein Rechteck mit den Seiten a und b (a > b) hat eine besonders ansprechende Form, wenn b = a−b

gilt (Goldenes Rechteck). Bei einem solchen Rechteck ist b = a2 ( 5 − 1).

(a) Die Abbildung zeigt, wie man die kürzere Seite b eines
a
goldenen Rechtecks konstruieren kann, wenn die längere 2
b
Seite a gegeben ist. Begründe die Konstruktion.
(b) Konstruiere für a = 5cm.
a


6. Bei den üblichen
√ DIN-Formaten (z.B. DIN A4) verhalten sich die Seiten wie 2 : 1 (d.h. die längere
Seite ist 2 mal so lang wie die kürzere). Konstruiere ein Rechteck mit DIN-Format,
√ dessen kürzere
(längere) Seite 5cm lang ist. Warum verwendet man das Seitenverhältnis 2 : 1 und nicht einfachere
Verhältnisse wie z.B. 2:1 oder 3:2?

(Tipp: Hier eine sehr gute Erklärung zum Din-Format: https://www.youtube.com/watch?v=


J2ECK9a4SC4.)

Aufgabe 116. [Für Profis]


√ r
5+1 √
q p
1. Zeige, dass = 1+ 1+ 1 + 1 + ...
2

5+1 1
2. Zeige, dass =1+
2 1
1+ 1
1+
..
1+ .

111
5. Geometrie 2

5.6.2. Das Zehn- und Fünfeck

Bestimmungsdreieck vom Zehneck

M Satz 33. Die Zehneckseite ist der größere Abschnitt des nach
dem Goldenen Schnitt geteilten Umkreisradius, also:
36◦ √
5−1
s10 = r
2
s10

r Beweis. In der Zeichnung ist ∆ABM das Bestimmungsdrei-


eck des Zehnecks (Mittelpunktswinkel 36◦ ). Man erkennt leicht,
108◦ C dass die Dreiecke ∆ABM , ∆BAC und ∆ACM alle gleich-
72◦ schenklig sind und zudem ∆ABM ∼ ∆BAC. Aus dieser
s10 Ähnlichkeit folgt
r − s10
36◦ r : s10 = s10 : (r − s10 )
36◦ s10 72◦
A B und somit die Behauptung, dass s10 der größere Teil des im
Goldenen Schnitt geteilten Radius ist.

Aufgabe 117. Berechne den Radius des Umkreises eines Zehnecks mit Seitenlänge s10 = 3,5 cm.

Konstruktion Fünf- und Zehneck

A
Satz 34. Durch folgende Konstruktion können die Fünf- und
Zehneckseite konstruiert werden (siehe Zeichnung):
s5
1. halbiere den Radius r → Punkt B
r
2. Kreis um B mit Radius |AB| → Punkt C und s10 = D
|CM |
3. Kreis um A mit Radius |AC| → Punkt D und s5 = |AD| C M B
r
s10 2

Beweis. siehe folgende Aufgaben


Folgerung. Fünf- und Zehneckseite hängen über den Satz
des Pythagoras wie folgt zusammen:

s25 = r2 + s210


5−1
Aufgabe 118. 1. Zeige, dass in der obigen Konstruktion s10 = |CM | = 2 r ist.

2. Konstruiere Fünf- und Zehneck in einem Kreis mit Radius r = 4cm.

112
5.6. Regelmäßige Vielecke

r
√ √ 2
5−1 5−1
p
Aufgabe 119. (Für Profis) Zeige, dass man s10 = 2 r auch durch s5 = r2 + s210 = r2 + 2 r
über die Rekursionsformel aus Satz 31 erhält!

Das Pentagramm

Der fünfzackige Stern der Diagonalen des Fünfecks


heißt Pentagramm und wurde im Mittelalter auch
Drudenfuß“ genannt. Alle Diagonalen teilen sich

gegenseitig im Goldenen Schnitt.
Das Pentagramm mit seinem Goldenen Schnitt
und damit dem Zahlenverhältnis für Schönheit
wurde zur Grundlage vieler Kirchenbauten. Es gilt
als geometrisches Zeichen für die fünfte Wissen-
schaft der heiligen Geometrie und ist damit ein
Sinnbild der Vernunft, des Maßes und des Wahr-
heit suchenden Geistes. Seine fünf Spitzen wei-
sen auf die Tugenden der Klugheit, der Gerech-
tigkeit, der Stärke, der Mäßigkeit und des Flei-
ßes hin. In mittelalterlicher und nachmittelalterli-
cher Zeit galten Pentagramme als Zaubercharak-
tere und Abwehrzeichen gegen Dämonen und Dru-
den und wurden von der katholischen Kirche be-
nutzt.a
a Quelle: Wikipedia

Aufgabe 120. 1. Bestimme alle Winkel im Pentagramm (in der Zeichnung oben). Was fällt auf?

2. Wie viele Rauten sind in der obigen Zeichnung vorhanden, wie viele Bestimmungsdreieck des Zehn-
ecks?

Aufgabe 121. 1. Ein n-Eck ist ein Vieleck mit n Ecken. Für n = 3 erhält man ein Dreieck mit der
Winkelsumme 180◦ , für n = 4 ein Viereck mit der Winkelsumme 360◦ . Wie groß ist allgemein die
Winkelsumme in einem n-Eck und warum?

2. Unter den Vielecken sind vor allem die sog. regelmäßigen Vielecke interessant. Ein Vieleck nennt man
regelmäßig, wenn alle Seiten gleich lang sind. Welches regelmäßige Vieleck lässt sich nur mit Zirkel und
Lineal konstruieren (bis n 5 10) (Tipp: Konstruktionstipps, Anleitungen und Antwort auf diese Frage
gibt’s mit Sicherheit im Internet)?

3. Wie groß sind die Winkel in einem regelmäßigen Achteck?

4. Es sei a die Seitenlänge eines regelmäßigen Sechsecks. Wie groß ist seine Fläche?

5. (a) Konstruiere mit Geogebra ein regelmäßiges Fünfeck, wobei die Länge der Seite als Schieberegler“

veränderbar sein soll.

(b) Zeichne zwei Diagonalen und ihren Schnittpunkt ein.

(c) Lass dir in zwei Textfeldern zwei Verhältnisse berechnen: (a) Länge der Diagonalen zur längeren
Teilstrecke. (b) Längere Teilstrecke zur kürzeren Teilstrecke der Diagonalen. Was stellst du fest?

113
5. Geometrie 2

(d) Im regelmäßigen Fünfeck schneiden sich die Diagonalen im Goldenen Schnitt“? Was bedeutet

das? (→ Internet!)

(e) Finde noch weitere interessante Eigenschaften zum Goldenen Schnitt“.


Aufgabe 122. Maturaaufgaben zum Thema finden sich in der OneNote-Aufgabensammlung: 2. Klasse Seite
Geometrie“

114
6. Beschreibende Statistik

Stochastik kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Kunst des Mutmaßens“. Heute teilt man

die Stochastik in Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung ein.

In der Statistik will man Aussagen über eine Grundgesamtheit machen; da selten die gesamte Grundge-
samtheit befragt, untersucht, beobachtet, ... werden kann, muss man sich auf eine Auswahl, eine Stichprobe
beschränken. Diese Stichprobe gibt zwar eine gewisse, aber keine vollständige und sichere Auskunft über
die Grundgesamtheit. Voraussagen bzw. Entscheidungen müssen sich jedoch stets an der Grundgesamtheit
orientieren. Ein wesentliches Problem der Statistik besteht also darin, von einer Stichprobe auf die Grund-
gesamtheit zu schließen. Mit diesem Problem beschäftigt sich die Beurteilende Statistik; sie benutzt
dabei als entscheidendes Hilfsmittel die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Bei der beurteilenden Statistik
werden also Stichproben untersucht und Schlüsse auf die Grundgesamtheit gezogen. Im Unterschied zur
Beurteilenden Statistik fällt das Planen und Durchführen statistischer Erhebungen sowie die zweckmäßige
Aufbereitung der dabei gewonnenen Daten in das Gebiet der Beschreibenden Statistik. Daten werden
also erfasst und anschließend durch Tabellen (vgl. Kapitel 6.3 ab Seite 121), Graphiken (Kapitel 6.4 ab Seite
123) und Kennzahlen (Kapitel 6.5 ab Seite 127) übersichtlich beschrieben.

Abbildung 6.1.: Einteilung der Stochastik

Die Wahrscheinlichkeitsrechnung entstand im 17. Jahrhundert aus dem Bestreben, bei Glücksspielen Ge-
setzmäßigkeiten für Zufallsereignisse zu finden und so Gewinn bringende Spieltechniken zu entwickeln; es
sollten damit günstige Ausgänge eines Zufallsexperimentes vorhergesagt werden.

Aufgabe 123. Es wird mit zwei Würfeln geworfen und die Augensumme addiert. Auf welche Augensumme
sollte man setzen?

Die Mathematiker Fermat und Pascal behandelten zunächst Ein-


zelprobleme, erst Bernoulli und Laplace erreichten im 18. und 19.
Jahrhundert eine weitgehende Systematisierung. Im Vergleich zu
anderen Teilgebieten der Mathematik, wie etwa Geometrie, han-
delt es sich also hier um eine relativ junge Wissenschaft.
Piere de Fermat, 1601-1665, franz. Mathematiker
Blaise Pascal, 1623-1662, franz. Philosoph und Mathematiker
Jakob Bernoulli, 1655-1705, schweizer Mathematiker
Simon de Laplace, 1749-1827, französischer Mathematiker und
Astronom
Fermat - Pascal - Laplace - Ber-
noulli (von l.o. nach r.u.)
6. Beschreibende Statistik

6.1. Allgemeines zur beschreibenden Statistik

Aufgabe 124. In Meran finden Gemeinderatswahlen statt. Dabei gewinnt die Partei LPM“ des Spit-

zenkandidaten Korruptikus mit 28% der Stimmen. An Korruptikus selbst gehen 51% der Stimmen. Am
nächsten Tag steht in der parteiabhängigen (!) Tageszeitung: Korruptikus hat die absolute Mehrheit von

51% - Danke!“.

Was ist von dieser Aussage zu halten, wenn in Meran 26.000 Bürger wahlberechtigt sind und die Wahlbetei-
ligung bei 70% lag?

Vielleicht kennt jemand das geflügelte Wort:

Trau keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast!“.


Die damit formulierte Skepsis gegenüber der Statistik hängt vermutlich mit der typischen Arbeitswei-
se dieser Wissenschaft zusammen: Wenn Politiker, Behörden oder Manager wissen möchten, wieviel die
Arbeitnehmer verdienen, wie viele Kinder die Familien haben, wie lange die Studenten studieren, welche
Waschmittel die Haushalte bevorzugen usw., so ist es in der Regel unmöglich oder zu kostspielig, die ganze
sie interessierende Grundgesamtheit zu befragen (sog. Vollerhebung), sondern man ist angewiesen auf die
Aussagen einer (genügend großen) Auswahl (sog. Stichprobe). Ohne statistische Erhebungen über Verkehrs-
aufkommen, Wirtschaftsentwicklungen, Schülerzahlen usw. ist heute eine notwendige Planung für die nähere
oder fernere Zukunft nicht mehr denkbar.

6.1.0.1. Wie man mit Statistik lügt

Missbräuche der Statistik sind so zahlreich, dass es sogar ganze Bücher darüber gibt. Ihre Ursachen reichen
von Dummheit und Naivität über zwielichtiges geschicktes Manövrieren an den Grenzen der Legalität“ bis

hin zu glattem Betrug. Man denke nur an Werbung und Politik; aber selbst in der Wissenschaft muss man
auf der Hut sein. Zu den Quellen, die die sprichwörtliche Verdrehbarkeit“ der Statistik ermöglichen, gehören

die folgenden:

• Unkenntnis der statistischen Methoden und ihrer vernünftigen Anwendung.

• Zahlen sind nicht immer exakt. Im Gegensatz zu Zahlen in der Reinen Mathematik ist eine Zahl in
der Angewandten Statistik stets etwas Verschwommenes, mit einem zufälligen Fehler behaftet; und
wenn die Größenordung dieses Fehlers (z.B. durch Angabe eines Standardfehlers“ oder Angabe der

geltenden Ziffern) nicht klar aus dem Kontext hervorgeht, so ist die Zahl wertlos, da sie alles bedeuten
kann.

• Viele Zahlen und Diagramme bedeuten bei genauem Hinsehen etwas ganz anderes, als suggeriert wird;
oder es lässt sich überhaupt nicht eruieren, was sie eigentlich bedeuten (Reklame, Politik, Polemiken,
...).

Aufgabe 125. Finde selbst ein Beispiel zu dieser Aussage!

• Oft wird wichtige Zusatzinformation (versehentlich oder absichtlich) unterschlagen.

• Es ist oft erstaunlich schwer zu beurteilen, auf welche Populationen sich ein Ergebnis verallgemei-
nern lässt. Das gilt insbesondere auch für zeitliche Extrapolation (Prognosen, z.B. Wirtschafts- oder
Bevölkerungsprognosen).

116
6.1. Allgemeines zur beschreibenden Statistik

Einige Standardfragen an zweifelhafte Statistiken sind:

• Na und, was soll’s?

• Was für eine Absicht steckt dahinter?

• Was fehlt? Was wurde vergessen oder verschwiegen?

• Woher weiß man das?

• Was besagt das wirklich?

Also, es ist Vorsicht geboten!

Im Idealfall erstreckt sich eine statistische Erhebung auf sämtliche Individuen (Merkmalsträger) der Grund-
gesamtheit. Jedes Individuum wird hierbei auf ein bestimmtes Merkmal untersucht. Oft ist es z.B. aus Zeit-
oder Kostengründen jedoch nicht möglich, manchmal zur Erlangung der gewünschten Information auch gar
nicht nötig, alle Individuen der Grundgesamtheit zu befragen. Man begnügt sich mit einer Auswahl, einer
sog. Stichprobe. Allgemein bekannt ist dieses Vorgehen bei Meinungsumfragen; eine zufällig ausgewählte
Anzahl von Personen wird dabei nach ihrer Meinung befragt.

6.1.1. Erhebung von Daten

Für viele Fragestellungen kann man auf Daten zurückgreifen, die bereits für andere Untersuchungen erhoben
und in statistischen Jahrbüchern, amtlichen Statistiken usw. festgehalten sind. Man spricht in diesem Fall
von sekundärstatistischen Erhebungen.

Stehen aber für die eigene Untersuchung solche Daten nicht zur Verfügung, müssen sie in einer
primärstatistischen Erhebung selbst erhoben werden.

Einige Probleme bei der Datenerhebung:

• Probleme entstehen bei der Auswahl der Befragten, der Formulierung der Fragen, beim Aufbau des
Fragebogens usw.

• Die Frage nach dem Geschlecht erscheint unproblematisch, bei der Frage nach dem Alter kann es bereits
Schwierigkeiten geben. Auch ist es nicht jedermanns Sache, bekanntzugeben, dass man täglich sechs
Stunden vor dem Fernsehapparat sitzt, häufiger die Werbung als die Nachrichten und man am liebsten
Kindersendungen sieht.

• Bei einer geringen Zahl an Befragten ist die Anonymität nicht gewährleistet. Aus den Angaben über
Alter und Geschlecht wird man oft auf eine bestimmte Person schließen können.

Statistische Aussagen sind bestenfalls so gut wie die Daten, auf die sie sich beziehen.

Es stimmt nicht, dass ...

• ... man mit Statistik alles beweisen kann. (In einem engeren Sinn kann man sogar behaupten, dass sich
Hypothesen nur statistisch widerlegen, niemals aber beweisen lassen.) Allerdings lässt sich bekanntlich
Statistik leicht und stark zu ,,Lügen“ verschiedenster Art missbrauchen.

• ... die Befragung von 1000 Menschen aus einer Million genauso dumm und nichts sagend ist wie die
von einem Menschen aus 1000. Sie ist etwa so informativ wie die Befragung von 500 aus 1000, oder
von 1001 aus einer unendlichen Grundgesamtheit.

117
6. Beschreibende Statistik

• ... jemand mit den Füßen im Eis und dem Kopf im Feuer sich im statistischen Mittel wohl fühlt. Die
Streuung ist meist genauso wichtig wie das Mittel (vgl. ab Seite ).

6.1.2. Wozu Statistik lernen?

Grundkenntnisse der Statistik ermöglichen es ...

• ... kleine statistische Anwendungsprobleme mit den eigenen Daten (angefangen bei der Facharbeit
selber zu lösen; ...)

• bei größeren Problemen sinnvoll mit dem beratenden Statistiker zusammenzuarbeiten;

• ... die Statistik in anderen wissenschaftlichen Arbeiten oder auch nur in Zeitschriften (wenigstens in
den Grundzügen) zu verstehen;

• ... die vielen Missbräuche und Fehler leichter zu durchschauen und selbständig zu beurteilen.

Die Statistik trainiert das Abstraktionsvermögen, erweitert die Allgemeinbildung und bereitet dem einen
oder anderen sogar Freude über neue Fähigkeiten und Erkenntnisse.

Buchempfehlungen aus der Bibliothek

In unserer Bibliothek findest du zahlreiche interessante, unterhaltsame und gleichzeitig aber auch lehrreiche
Lektüre zu diesem Thema - wer zuerst kommt malt bekanntlich zuerst ...

B Denkste, Populäre Irrtumer, beliebte Denkfehler, moderne Zahlenmythen Walter Krämer

B So lügt man mit Statistik Walter Krämer

B Das Einmaleins der Skepsis Gigerenzer

B Mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit - Logisches Denken und Zufall Dubben, Hans-
Hermann - Beck-Bornholdt, Hans-Peter

B Der Hund, der Eier legt Erkennen von Fehlinformation durch Querdenken Hans-Peter; Dubben, Hans-
Hermann

B Der Schein der Weisen. Irrtümer und Fehlurteile im täglichen Denken. Hans-Peter Beck-Bornholdt,
Hans-Hermann Dubben

B Die Welt als Roulette Denken in Erwartungen Basieux, Pierre

B Es war 1 mal . . . Die verborgene mathematische Logik des Alltäglichen Paulos, John A.

B Das Universum in der Teetasse Von der alltäglichen Magie der Mathematik Cole, K. C.

B Das Ziegenproblem Denken in Wahrscheinlichkeiten Gero von Randow

6.2. Grundbegriffe

Beispiel 49. Mögliches Miniprojekt“: Mathematik und Gesundheit. Arbeitsheft unter:



2te/beschreibendestatistik/materialien/MatheWeltGesundheit.pdf

118
6.2. Grundbegriffe

6.2.1. Merkmale und Merkmalsausprägungen

Bei einer statistischen Erhebung wird an den Merkmalsträgern (Individuen) das interessierende Merkmal
in bestimmten Merkmalsausprägungen beobachtet. Durch die Erhebung soll festgestellt werden, wie die
verschiedenen Ausprägungen des Merkmals in der Grundgesamtheit der Merkmalsträger verteilt sind.

Definition 25. Die einer statistischen Erhebung zugrundeliegende Menge von Merkmalsausprägungen wird
mit S, ihre k Elemente werden mit a1 , . . . , ak bezeichnet. Es ist also: S = {a1 , a2 , . . . , ak }.

6.2.2. Arten von Merkmalen

Man unterscheidet nun zwischen qualitativen, - und quantitativen Merkmalsausprägungen.

Abbildung 6.2.: Übersicht über die Merkmalsarten

• Die qualitativen Merkmale sind die Merkmalsausprägungen mit nur Beschreibungen, sind also nicht
messbar. Qualitative Merkmale erlauben keinen direkten Größenvergleich; sie erlauben nur einen Ver-
gleich der Art gleich oder ungleich (z.B. Beruf, Religionszugehörigkeit, Farbe, . . . ).

• Quantitative Merkmale sind immer angeordnet und die Abstände zwischen den Merkmals-
ausprägungen sind mathematisch interpretierbar. Eine Ausprägung nennt man quantitativ, wenn sie
nur durch Zahlen darstellbar ist (z.B. Körpergröße, Taillenweite, Einwohnerzahl, Monatseinkommen,
Fettgehalt von Milch, . . . ). Quantitative Merkmale werden noch eingeteilt in

– stetige Merkmalsausprägungen, wenn sie jeden beliebigen Wert (also auch jede Dezimalzahl) in
einem bestimmten Intervall aus R annehmen können, die Körpergröße, das Körpergewicht, das
Einkommen sind Beispiele für stetige Daten.

– diskrete Merkmalsausprägungen, wenn nur bestimmte Werte möglich sind. So ist die Anzahl der
Kinder in einer Familie ein Beispiel für diskrete Daten.

Im Allgemeinen gilt, dass Messungen zu stetigen Daten, Aufzählungen hingegen zu diskreten Daten
führen.

Aufgabe 126. 1. Ergänze:

Merkmalsträger Merkmal Merkmalsausprägungen


Personen Familienstand ...
Geburtsmonat ...
Körpergröße ...
Versuchstiere Schmerzreaktion ...
Fertigprodukte Qualität ...
Würfelwürfe Augenzahl ...
Münzwürfe Seite ...

119
6. Beschreibende Statistik

2. Die Abbildung ist aus der Tageszeitung Dolomiten entnommen. Versuche die folgenden Aufgaben zu
lösen:

(a) Bestimme, ob er sich um eine Stichprobe handelt und gib gegebenenfalls den Stichprobenumfang
an.

(b) Bestimme den Merkmalsträger, das Merkmal, die Merkmalsausprägungen und die Art des Merk-
mals!

(c) Diese Grafik enthält einen wesentlichen Fehler! Welchen?

3. Gib die Anzahl k und die Menge von Merkmalsausprägungen an bei einer Befragung nach:

der Staatsangehörigkeit, der Anzahl leiblicher Kinder, der Schulbildung, dem Körpergewicht.

4. Ein Bienenzüchter untersucht, ob seine Bienen von der Milbenkrankheit befallen sind. Welche Menge
von Merkmalsausprägungen legt er zugrunde?

5. Merkmalsträger seien Wohnhäuser. Gib verschiedene Merkmale an, die man an diesen Merkmalsträgern
untersuchen kann.

6. Werden die Fehlstunden im ersten Semester aller Schüler der 5. Klassen einer Schule untersucht, so
sind die Merkmalsträger ...., das Merkmal ....., die Merkmalsausprägung ....

7. Gib bei der folgenden Tabelle an, welche Art der Merkmalsausprägung vorliegt, bei quantitativen
Merkmalen ist weiters anzugeben, ob es sich um diskrete oder stetige Merkmalsausprägungen handelt.

Merkmalsträger Merkmal Merkmalsausprägungen Art


a)Schüler im Wisslyz Körpergröße
b)Schüler im Wisslyz Geschlecht
c)Schüler im Wisslyz Körpergewicht
d)Angestellte beim Land Familienstand

8. Welche der folgenden Merkmale sind qualitativ, welche quantitativ? Größe eines Bauplatzes; Schultyp;
Staatsangehörigkeit; Dicke eines Leitungsdrahtes; Geschwindigkeit; Gangart bei einem PKW.

9. Prüfe, ob die folgenden quantitativen Merkmale diskret oder stetig sind: Pulsschläge je Minute; Ben-
zinverbrauch je 100 km; Zigarettenverbrauch je Tag; Lautstärke.

120
6.3. Häufigkeiten und ihre Darstellungsmöglichkeiten

6.3. Häufigkeiten und ihre Darstellungsmöglichkeiten

6.3.1. Ur- und Strichlisten

Bei der Durchführung einer statistischen Erhebung (Stichprobe) werden zunächst alle Ergebnisse (Daten)
in einer sogenannten Urliste notiert oder als Urliste gesammelt, bevor sie weiter aufbereitet werden. Dabei
heißen die einzelnen Beobachtungswerte der Urliste Stichprobenwerte (oder: Daten) und werden mit
x1 , x2 , . . . , xn bezeichnet. (Warum genau n?)

Um einen schnellen Überblick über die Stichprobenwerte zu erhalten, verwendet man häufig Strichlisten.
Dabei wird jeder Stichprobenwert xi genau einer Merkmalsausprägung aj zugeordnet. Strichlisten sind schon
viel übersichtlicher als eine Urliste.

Aufgabe 127. 1. Anlässlich einer Schulstatistik“ wurde in einer Klasse das Alter der Schüler festge-

stellt. Von den 20 Schülern wurden folgende Zahlen genannt:

18 19 17 18 18 17 19 18 18 21
18 19 19 18 17 19 18 18 19 18

Gib alle xi (i = 1 . . . n) und alle aj (j = 1 . . . k) für obige Urliste an.

2. Welche Werte können sich im Allgemeinen wiederholen, ai oder xi ? Begründe!

3. Erfinde eine Urliste für eine Klassensprecherwahl, bei der vier Schüler kandidiert haben und 15
Schüler gewählt haben. Bestimme die Anzahl k der Merkmalsausprägungen, die einzelnen Merkmals-
ausprägungen aj , den Stichprobenumfang n und erstelle eine Strichliste.

6.3.2. Absolute und relative Häufigkeit

Definition 26. Kommt eine Merkmalsausprägung ai in einer Urliste ni mal vor, so nennt man ni die
absolute Häufigkeit von ai in der Urliste. Eine Tabelle, die jeder Merkmalsausprägung ihre Häufigkeit
zuordnet, heisst Häufigkeitstabelle.

Dividiert man die absoluten Häufigkeiten ni durch den Gesamtumfang n so ergeben sich die relativen
Häufigkeiten hi . Also:
ni
hi (ai ) =
n
Die relative Häufigkeit hi einer Merkmalsausprägung ai stellt also das Verhältnis der absoluten Häufigkeit
ni zum Gesamtumfang n einer Stichprobe dar.

Die relativen Häufigkeiten können entweder als Bruch, Dezimalzahl oder in Prozent angegeben werden.

Bemerkung. • Die Summe der absoluten Häufigkeiten ni ergibt immer den Gesamtumfang der Stich-
probe, also:
Xk
n= ni = n1 + n2 + · · · + nk
i=1

• Die Summe der relativen Häufigkeiten ist immer 1, also:


k
X
1= hi = h1 + h2 + · · · + hk
i=1

121
6. Beschreibende Statistik

• Die relativen Häufigkeiten werden auch oft in Prozenten angegeben. So gilt beispielsweise hi = 0,25 =
25 90
100 = 25% oder hi = 0,9 = 100 = 90%.

Die bisherigen Überlegungen galten sowohl für qualitative als auch für quantitative Merkmalsarten. Ob in ei-
ner Urliste verschiedene Augenfarben (qual.), verschiedene Körpergrößen (stetiges quant.) oder verschiedene
Stockwerkszahlen (diskretes quant.) vorkommen, kann immer eine Strichliste angelegt und die entsprechen-
den Häufigkeiten berechnet werden.

Die folgenden Überlegungen gelten jetzt nur mehr für quantitative Arten: und zwar interessiert den Sta-
tistiker neben den Häufigkeiten der einzelnen Merkmalsausprägungen hin und wieder auch die sog. Sum-
menhäufigkeit; dabei werden die (quantitativen) Merkmalsausprägungen aufsteigend sortiert angegeben
und ihre Häufigkeiten summiert.

Aufgabe 128. 1. Alle hi liegen zwischen 0 und 1! Warum?

2. Deine Klasse soll auf ihre Augenfarbe hin untersucht werden. Erstelle dazu eine Strichliste und eine
Häufigkeitstabelle, die die absoluten und relativen Häufigkeiten angibt.

3. Bei 20 Familien soll die absolute Häufigkeit des Merkmales Anzahl der Kinder“ aus der gegebenen

Urliste festgestellt werden: 1,5,4,0,1,2,1,1,1,3,1,0,1,2,1,3,1,2,1,2;
Erstelle eine Tabelle mit den absoluten, relativen und mit den Summenhäufigkeiten.

4. Die Tabelle zeigt, mit welchen absoluten Häufigkeiten die einzelnen Augenfarben beim Werfen eines
Würfels auftraten. Ermittle die relativen Häufigkeiten.

ai 1 2 3 4 5 6
ni 32 27 19 35 24 23
hi

Welche relativen Häufigkeiten würden sich beim Würfeln mit einem (idealen) Würfel ergeben, wenn
dies unendlich“ oft durchgeführt wird?

5. Betrachte nur den Text dieser bestimmten Aufgabe. Stelle fest, mit welcher relativen Häufigkeit darin
jeder der Vokale a, e, i, o und u vorkommt.

6. Gib die folgenden relativen Häufigkeiten in Prozent bzw. dezimal an:


0,2 0,05 15% 0,001 4,7% 55% 0,99.

7. Eine Wetterstation registrierte im letzten Jahr an 74 Tagen Regen und an 23 Tagen Schnee. Be-
rechne die relativen Häufigkeiten für Regen und für Schnee. Mit welcher relativen Häufigkeit trat ein
Schönwettertag“ auf?

8. Nach der Untersuchung von 2325 Rindern wird die relative Häufigkeit der an Rinderwahn erkrankten
Tiere mit 0,04 angegeben. Wie viele der untersuchten Tiere waren von der Krankheit befallen?

9. Um zu untersuchen, ob die Wirkung eines bestimmten Giftes vom Geschlecht abhängt, wurde 20
Mäusen mit folgendem Ergebnis das Gift verabreicht:

Tier Wir- kung Geschl. Tier Wir- kung Geschl.


Nr. ja nein Nr. ja nein
1 x m 11 x w
2 x m 12 x m
3 x w 13 x m
4 x m 14 x w
5 x w 15 x m
6 x w 16 x w
7 x m 17 x w
8 x m 18 x w
122 9 x w 19 x m
10 x w 20 x w
6.4. Graphische Darstellungen

(a) Bei wieviel Prozent der männlichen (weiblichen) Tiere wirkt das Gift?

(b) Wieviel Prozent der Tiere, bei denen das Gift wirkt, sind männlich (sind weiblich)?

10. Bei der letzten Abschlussprüfung hat die Kommission die 40 Kandidaten wie folgt bewertet: 2 Schüler
100 Punkte, 8 Schüler zwischen 90 und 99 Punkten, 15 Schüler zwischen 80 und 89 Punkten, 10 Schüler
zwischen 70 und 79 Punkten, 4 Schüler zwischen 60 und 69 Punkten und 1 Schüler unter 60 Punkte.

Erstelle eine Tabelle mit der absoluten und relativen Häufigkeit und den absoluten und relativen
Summenhäufigkeiten. Beantworte dann mit Hilfe dieser Tabelle folg. Fragen:

(a) Wieviele bzw. wieviel Prozent der Schüler haben die Abschlussprüfung bestanden?

(b) Wieviele bzw. wieviel Prozent der Schüler haben gut (80 und mehr Punkte), wieviele haben sehr
gut (90 und mehr Punkte) abgeschlossen?

6.3.2.1. Klassenbildungen

Wenn in der Urliste sehr viele verschiedene Stichprobenwerte vorkommen (wie etwa bei stetigen Merkmals-
ausprägungen) so entsteht die Notwendigkeit, dass diese zusammengefasst werden.

Definition 27. Wenn in der Urliste verschiedene Merkmalsausprägungen zu neuen Ausprägungen k1 , . . . , km


zusammengefasst werden, so spricht man von einer Klassenbildung oder Klassierung der Stichproben-
werte.

Bemerkung. • Eine Klassierung ist normalerweise bei quantitativen Merkmalen sinnvoll!

• Wieviele Klassen sollen gebildet werden? Zum einen sollen die Daten überschaubarer werden, also sollte
die Anzahl der Klassen nicht zu groß sein. Da jedoch durch die Klassierung Informationen verloren
gehen, sollte die Klassenzahl m auch nicht zu klein sein.

Als Tipp kann gelten: Wähle für die Klassenanzahl das größtmögliche m, für das gilt:
2m < n (Klassenanzahl m, Stichprobenumfang n)

• Eine andere Frage ist die Klassenbreite b. In der Regel wird die Klassenbreite b konstant gewählt, dann
gilt
xM ax − xM in
b=
m

Aufgabe 129. In einem Land sind insgesamt 89.578 Personen gestorben; der jüngste Todesfall war ein
Neugeborenes, der älteste Todesfall wurde 105 Jahre alt. Überlege dir eine deiner Meinung nach sinnvolle
Klassenanzahl und eine mögliche Klassenbreite. Wie heißt dann dein erstes und dein letztes Intervall?

6.4. Graphische Darstellungen

Wurde eine statistische Erhebung durchgeführt, Fragebögen bzw. Beobachtungen angestellt, ausgewertet und
in einer Liste mit den entsprechenden Häufigkeiten erfasst, so liegt es nahe, die Ergebnisse so aussagekräftig
wie möglich zu präsentieren. Nicht umsonst heißt es:

123
6. Beschreibende Statistik

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Die Wahl des Diagrammtyps muss aber gut überlegt sein. Sei also sehr kritisch und wählerisch!

Stabdiagramme (oft auch Balkendiagramme und Hi-


stogramme) verwenden Stäbe in einem rechtwinkligen
Koordinatensystem, wobei eine Achse als Skala für die
Häufigkeiten dient. Auf der anderen Achse, meistens auf
der waagrechten Achse, werden die Merkmalsausprägungen
1.
notiert. Bei qualitativen Merkmalen ist die Einteilung auf
der Achse willkürlich. Aus optischen Gründen sollten aber
die Abstände zwischen den Merkmalsausprägungen gleich
gewählt werden. Die Stablänge gibt die absolute bzw. rela-
tive Häufigkeit der Merkmalsausprägungen an.

Liniendiagramm: kann nur bei quan-


titativen Merkmalen verwendet werden.
Die einzelnen Punkte werden nur aus
2. Gründen der Deutlichkeit durch Stre-
cken verbunden, Zwischenwerte sind
nicht sinnvoll. Ganz oft werden sog.
Zeitreihen graphisch dargestellt.

Kreisdiagramm: wird im allgemeinen


bei qualitativen Merkmalen verwendet.
Die Flächeninhalte von Kreissektoren
sind den Häufigkeiten der entsprechen-
den Merkmalsausprägungen direkt pro-
3.
portional. Kreisdiagramme eignen sich
nur, wenn nicht zu viele“ Merkmals-

ausprägungen vorkommen (was nicht
zu viel“ heißt, muss in jedem konkre-

ten Fall entschieden werden).

Aufgabe 130. 1. Qualitatives Merkmal:

In Europa haben 2/5 aller Menschen Blutgruppe A, ebenfalls 2/5 haben Blutgruppe 0, 15/100 Blut-
gruppe B und 5/100 Blutgruppe AB. Veranschauliche diese relativen Häufigkeiten der Blutgruppe mit
Hilfe der verschiedenen Diagrammtypen entweder mit Hilfe des PC’s oder von Hand.

2. Quantitatives Merkmal:

Untersuche die Körpergröße deiner Klasse, erstelle eine Häufigkeitstabelle mit absoluten, relativen und
auch Summenhäufigkeiten und zeichne ein Histogramm und eine Summenkurve!

3. Bei einem Sportfest wurden beim Hochsprung folgende Leistungen erzielt:

Sprunghöhe (in cm) 80-100 100-110 110-115 115-130 130-160


Anzahl der Schüler 20 35 45 45 15

Veranschauliche diese Tabelle graphisch.

4. Eine Lokalzeitung möchte in einem Bericht über die soziale Struktur ihres Bezirks u.a. das Ergebnis
einer statistischen Erhebung mitteilen, wonach 40% der Beschäftigten Arbeiter, 25% Angestellte, 15%
Beamte und 20% Selbstständige sind.

Wie könnte ein passendes Diagramm aussehen, welches dem Artikel beigefügt werden kann?

124
6.4. Graphische Darstellungen

6.4.1. Was sind Boxplots?

Aus Wikipedia:

Der Boxplot (auch Box-Whisker-Plot oder deutsch Kastengrafik) ist ein Diagramm, das zur grafischen Dar-
stellung der Verteilung eines quantitativen Merkmals verwendet wird. Dabei ist es günstig die Urliste nach
der Größe zu sortieren. Ein Boxplot soll schnell einen Eindruck darüber vermitteln, in welchem Bereich die
Daten liegen und wie sie sich über diesen Bereich verteilen. Deshalb werden alle Werte der sogenannten Fünf-
Punkte-Zusammenfassung, also der Median, die zwei Quartile und die beiden Extremwerte, dargestellt.

Mit Hilfe der folgenden Übungen soll dies nun verständlich gemacht werden:

Aufgabe 131. 1. Boxplots kennen lernen: https://www.geogebra.org/m/n59E5Dtm

2. Boxplots zeichnen (Spielchen): https://www.geogebra.org/m/FysUaDQE

3. Boxplots zeichnen mit Geogebra: Nimm 1-2 Beispiele aus den obigen Übungen und versuche nun selbst
dieses Diagramm zu zeichnen. Du sollst es dabei auf einem Blatt händisch“ versuchen und auch mit

Hilfe von Geogebra es dir zeichnen lassen:

(a) Tabelle Daten eingeben

(b) Rechte Maustaste - Liste von Punkten erzeugen

(c) Eingabefeld Befehl Boxplot kennen lernen

Übungen

Aufgabe 132. 1. (Tabellenkalkulation) Öffne die Datei Verkaufserloese.xls“, überlege dir eine passen-

de Klassenbildung, erstelle eine Häufigkeitstabelle mit absoluten, relativen, prozentuellen und Sum-
menhäufigkeiten.

Zur Arbeitserleichterung: Informiere dich über die Funktion HÄUFIGKEIT(Daten; Klassen) und ver-
wende diese zur Erstellung der Häufigkeitstabelle.

2. Übungen - Diagrammmanipulation

(a) Krach im Gemeinderat: Opposition: Es ist ein Skandal, die Besucherzahlen im Strandbad explo-

dieren und die Stadtregierung weigert sich nach wie vor, finanzielle Mittel für den Ausbau des

125
6. Beschreibende Statistik

Strandbades bereit zu stellen!“ Stadtregierung: Die Entwicklung der Besucherzahlen im Strand-



bad ist uns wohl bekannt, wir können daraus aber keinen Zuwachs erkennen, der eine Erweiterung
des Strandbades rechtfertigen würde.“ Entnimm der folgenden Tabelle die Besucherzahlen der
letzten Jahre und zeichne mit einem Tabellenkalkulationsprogramm ein Liniendiagramm, das
die Argumentation der Opposition und ein zweites Liniendiagramm, das die Argumentation der
Stadtregierung bestmöglich unterstützt.

Jahr 1985 1990 1995 2000 2002 2004


Besucher 749.852 776.862 804.642 875.918 889.945 935.803

(b) Kirchenaustritte in einer österreichischen Stadt: Im Jahre 1995 wurde ein neuer Bischof ernannt.
Dieser meint, dass er den langjährigen Anstieg der Kirchenaustritte stoppen konnte, es in seiner
Amtszeit zunehmend weniger Kirchenaustritte gegeben habe und beruft sich dabei auf die linke
Abbildung.

Sein Vorgänger hingegen macht sich große Sorgen, da seiner Meinung nach die Kirchenaustritte
unter seinem Nachfolger schon nach kurzer Zeit massiv gestiegen seien. Er beruft sich dabei auf
die rechte Abbildung.

Hier die Daten, auf die zurückgegriffen wurde:

Erstelle für diese Daten mit Hilfe von einem Tabellenkalkulationsprogramm ein Liniendiagramm.
Was meinst du dazu?

(c) Auch das folgende Diagramm ist sehr CDU“-freundlich gestaltet. Warum? Erstelle eine objekti-

vere Übersicht des Datenmaterials!

126
6.5. Statistische Maßzahlen

6.5. Statistische Maßzahlen

Bisher haben wir statistische Erhebungen (die Häufigkeitsverteilungen) durch eine graphische Darstellung
beschrieben. Oft, insbesondere wenn verschiedene Häufigkeitsverteilungen gleichzeitig betrachtet bzw. ver-
glichen werden sollen, ist man daran interessiert, eine Häufigkeitsverteilung durch möglichst wenige Angaben
zu charakterisieren. Diese Zahlen nennt man statistische Kennzahlen“ oder Maßzahlen“. Wir behandeln
” ”
die folgenden:

Lagemaße
Median Modus Arithmetisches Mittel Geometrisches Mittel
Streuungsmaße
Spannweite Mittlere lineare Abweichung Varianz Standardabweichung

Diese Maßzahlen können eine Häufigkeitsverteilung besonders anschaulich darstellen. In knapper Form kenn-
zeichnen sie die Struktur einer Verteilung, streichen Besonderheiten hervor und erlauben Vergleiche mit an-
deren Verteilungen. Jedes Maß erhellt andere Eigenschaften einer Verteilung. Es kommt ganz auf den Zweck
einer Untersuchung an, welche Kennziffern berechnet werden sollten und auf die Art der Verteilung, welche
Kennziffern überhaupt berechnet werden können.

6.5.1. Lagemaße

Definition 28. Können die Daten einer Stichprobe der Größe nach geordnet werden, so versteht man unter
dem Median oder Zentralwert den Wert in der Mitte“, man wählt also den Wert, so dass gleich viele Werte

größer wie kleiner als dieser Wert sind. Handelt es sich um eine gerade Anzahl von Stichprobenwerten, so
ergibt sich der Median aus dem Durchschnitt (arithmetische Mittel) der beiden Zentralwerte.

Definition 29. Unter dem Modus versteht man den häufigsten Wert einer Verteilung.

127
6. Beschreibende Statistik

6.5.1.1. Mittelwerte

Der Zweck der Mittelwerte ist es, die Verteilung durch einen einzigen ziffernmäßigen Ausdruck zu kenn-
zeichnen. Es gibt nun eine ganz Reihe von Mittelwerten - nicht alle eignen sich immer! Du kannst dich im
Internet darüber informieren, welche Mittelwerte wann zielführend und sinnvoll sind. Hier würde es den
Rahmen sprengen.

Definition 30. Das arithmetische Mittel (Durchschnitt) von x1 , . . . , xk ist die Zahl

Pk
x1 + x2 + · · · + xk i=1 xi
x̄ = =
k k

Kommen unter den Stichprobenwerten x1 , . . . , xk die Merkmalsausprägungen ai mit den absoluten


Häufigkeiten ni vor, so ist:
Pk
a1 · n1 + a2 · n2 + · · · + ak · nk i=1 ai · ni
x̄ = =
n n
Den Wert x̄ nennt man dann gewogenes arithmetisches Mittel.

Liegen die Stichprobenwerte klassiert vor, so tritt bei der Berechnung von x̄ an die Stelle von ai die Klas-
senmitte mi und von ni die Klassenhäufigkeit.

Definition 31. Unter dem geometrischen Mittel versteht man



xg = k x1 · x2 · x3 · · · · · xn

Dieses geometrische Mittel eignet sich u.a. bei Wachstumsraten.

Das geometrische Mittel wird verwendet, wenn der Durchschnitt von positiven oder negativen Wachstums-
raten berechnet werden soll. z.B. Umsatzsteigerungen in Prozentwerten

Der Wachstumsfaktor wird dabei aus 1+Prozentsatz bestimmt (siehe Beispiel).

Beispiel 50. Der Umsatz der CHEMIE AG hat sich in den letzten 2 Jahren stark verändert. Vor zwei
Jahren: +71,3%, Vorjahr -2,7%, Heuer -1,5%.

Berechne den Mittelwert der Umsatzentwicklung! (welcher Mittelwert ist hier aussagekräftig?) Auf welchen
Wert steigt der Gesamtumsatz?

Lösung: geom. Mittel xg = 3
1.713 · 0.973 · 0.985 ≈ 1,17969 ∼
= +18%.

Beim arith. Mittel würde 22.36% herauskommen. Dieser Wert ist falsch. Vergleiche, indem du direkt die
Umsatzzahlen ausrechnest.

Definition 32. Unter dem harmonischen Mittel versteht man


n
x
e= 1 1 1
x1 + x2 + ··· + xn

128
6.5. Statistische Maßzahlen

Das harmonische Mittel eignet sich u.a. bei Geschwindigkeiten.

Aufgabe 133. Berechne alle Lagemaße

• von Hand

• mit einem Tabellenkalkulationsprogramm (Statistische Funktionen suchen!)

1. Die Monatseinkommen von 7 Personen einer Reisegruppe sind:

15.300; 23.000; 12.500; 18.700; 82.000; 28.300; 19.500

(a) Berechne das arithmetische Mittel und den Median.

(b) Welcher der beiden Werte charakterisiert die Einkommenssituation dieser 7 Personen besser?

2. Berechne alle Lagemaße

• von Hand

• mit einem Tabellenkalkulationsprogramm (Statistische Funktionen suchen!)

Urliste von 11 Größenangaben (in cm):

150 160 145 173 181 166 149 188 175 179 154

Alter (in Jahren) 17 18 19 20 21 22 23


3.
Absolute Häufigkeit 8 24 36 29 18 12 10

4. Der durchschnittliche Tagesverbrauch an Flaschenbier beträgt bei 60% der Befragten 0 Fl., bei 20% 1
Fl., bei 12% 2 Fl., bei 8% 3 Fl.

5. Berechne alle Lagemaße

• von Hand

• mit einem Tabellenkalkulationsprogramm (Statistische Funktionen suchen!)

Urliste von 11 Größenangaben (in cm):

150 160 145 173 181 166 149 188 175 179 154

6. Die Längen von 40 Lorbeerblättern sind wie folgt gegeben:


138 164 150 132 144 125 149 157 146 158
140 147 136 148 152 144 168 126 138 176
Bestimme das arithmetische Mit-
163 119 154 165 146 173 142 147 135 153
140 135 161 145 135 142 150 156 145 128
tel, den Modalwert und den Median.

7. Es gibt noch weitere Mittelwerte. Welche findest du, wie berechnet man sie (mache ein kleines Beispiel),
und wann eignen sie sich?

129
6. Beschreibende Statistik

6.5.2. Streuungsmaße

Zur Kennzeichnung einer Reihe von beobachteten Werten werden nicht nur die verschiedenen Mittelwerte
herangezogen, sondern es müssen auch Aussagen über die Streuung der einzelnen Werte um einen Mittelwert
getroffen werden. Dazu zwei Beispiele:

Beispiel 51. 1. Berechnung der Endnote der Schüler: Vom Schüler A scheinen im Notenregister die
Noten 7, 3 und 8 auf, von Schüler B die Noten 4, 5 und 9. Schüler C hingegen hat die Noten 6, 6/7
und 5/6 und Schüler D ist der Konstante“ mit den Noten 6, 6 und 6. Welche Endnote verdienen sich

die vier?

2. Die zwei Hobbybogenschützen Triffmich’ünd Schiesslos“ treffen sich und schiessen jeweils 4 Bögen
” ”
ab. Während Herr Triffmich viermal genau ins Schwarze trifft, schiesst Herr Schiesslos einmal 5cm zu
tief, dann 5cm zu hoch, dann 5cm zu weit links und 8cm zu weit rechts. Er behauptet, eigentlich ein
gleich guter Schütze zu sein, denn im Schnitt“ hat er ja auch viermal ins Schwarze getroffen?!

Diese Beispiele zeigen, dass ein Lagemaß, wie etwa der Mittelwert, eine Häufigkeitsverteilung nur sehr grob
beschreibt.

Es erscheint daher wünschenswert, eine weitere statistische Maß-


zahl einzuführen, welche die Abweichungen der Stichprobenwerte
vom Lagemaß, die sogenannte Variabilität der Stichprobenwer-
te, misst“. Insbesondere wenn mehrere Verteilungen miteinander

vergleichen, kann es vorkommen, dass diese in ihren Mittelwerten
übereinstimmen. Dennoch können sich die x-Werte in den einzel-
nen Verteilungen ganz unterschiedlich stark um den Mittelwert
scharen. (vgl. Abbildung rechts)

Definition 33. Ein erstes Streuungsmaß’ı̈st die sogenannte Spannweite u. Sie ergibt sich aus der Differenz

zwischen dem grössten und dem kleinsten Wert der vorkommenden Werte:

u = xmax − xmin

Der Vorteil der Spannweite ist die einfache Berechnung. Jedoch ist sie nicht sehr aussagekräftig. Aussage-
kräftiger ist die Untersuchung der einzelnen Abweichungen vom Mittelwert: Man geht also vom Durchschnitt
aus und überlegt sich, wie weit diese Daten vom Durchschnitt x̄ entfernt sind, also bildet man die Differenz:
xi − x̄.

Werden diese Differenzen negativ, so macht die Summe wenig Sinn (alle Abweichungen vom Mittelwert
ergeben immer Null! - vgl. Abb. rechts). Es gibt mathematisch mehrere Möglichkeiten, negative Zahlen
positiv zu machen:

• man nimmt den Betrag, dies führt auf Def. 34

• man quadriert die Werte, dies führt auf Def. 35 und Def. 36

130
6.5. Statistische Maßzahlen

Definition 34. Die mittlere lineare Abweichung e ergibt sich aus der Summe der Beträge der einzelnen
Abweichungen vom Mittelwert

|x1 − x̄| + |x2 − x̄| + |x3 − x̄| + · · · + |xn − x̄|


e=
n

Definition 35. Gegeben sind Stichprobenwerte x1 , . . . , xn mit dem Mittelwert x̄. Unter der Varianz (oder
Streuung) σ 2 von x1 , . . . , xn versteht man die Zahl
n
1 1X
σ2 = [(x1 − x̄)2 + (x2 − x̄)2 + · · · + (xn − x̄)2 ] = (xi − x̄)2
n n i=1

Die Varianz wird oft auch als mittlere quadratische Abweichung bezeichnet.

Definition 36. Wird aus der Varianz die Quadratwurzel gezogen, so ergibt sich die sogenannte Standard-
abweichung σ:

r
1
σ = Varianz = [(x1 − x̄)2 + (x2 − x̄)2 + · · · + (xn − x̄)2 ]
n

Aufgabe 134. 1. Gegeben ist die folgende Urliste: Gewicht von Hühnereiern (in g):

64 61 67 74 65 77 72 58 60 64 64 66 70 63 65

Berechne alle Streuungsmaße.

2. In einem Sportverein sind 15% der Aktiven 15 Jahre, 45% 16 Jahre, 20% 17 Jahre, 15% 18 Jahre und
5% 19 Jahre alt. Berechne x̄, σ 2 und σ.

3. Berechne Varianz und Standardabweichung der folgenden Daten:

3 3 1 2 2 4 5 2 2 4 6 4 5 3 1 5 1 4
6 1 4 3 6 5 2 2 6 6 3 2 2 5 3 5 2 3
5 6 2 3 6 3 4 1 6 2 6 2 4 2

4. Versuche die folgende Graphik zu verstehen. Finde den Fehler in der rechten Graphik und interpretiere
grundsätzlich die verschiedenen Verteilungen. Verwende dazu den Fachbegriff Schiefe (links- oder
rechtsseitige) einer Häufigkeitsverteilung.

131
6. Beschreibende Statistik

5. Computerraum Berechne alle jetzt bekannten Kennzahlen der Verkaufserloese.xls“. Verwende dabei

möglichst die entsprechenden statistischen Funktionen, welche in jedem guten Tabellenkalkulationspro-
gramm zur Verfügung stehen!

6. Kennwerte

Bilde zwei unterschiedliche Ranglisten, bei denen alle Kennwerte (Spannweite, Mittelwert, Zentralwert,
unteres und oberes Quantil) gleich groß sind. Was kannst du aus dem Beispiel folgern?

7. Zentralwerte

Der Zentralwert teilt eine Rangliste in zwei Hälften, die untere und obere Hälfte. Das untere Quantil
bzw. das obere Quantil ist im Allgemeinen jedoch nicht der Zentralwert der unteren bzw. oberen
Hälfte. Zeige dies an einem Beispiel.

Der Zentralwert ist auch der Zentralwert der zentralen Hälfte. Zeige dies mithilfe von Beispielen. Du
musst vier Fälle unterscheiden.

8. Wahr oder falsch?

Überprüfe ob die beiden folgenden Aussagen gelten:

(a) Wird zu allen Ausfallwerten einer statistischen Erhebung eine feste Zahl z addiert, so ändern sich
die Spannweite und die mittlere Abweichung nicht, der Mittelwert hingegen wird um z größer.

(b) Werden alle Ausfallwerte einer statistischen Erhebung mit z > 0 multipliziert, so werden Spann-
weite, Mittelwert und mittlere Abweichung z-mal so groß.

6.5.3. Exkurs: Statistik und Wirtschaft

Der Preisindex Ein Preisindex ist eine statistische Kennzahl, das eine Aussage über die Höhe der Inflation,
bzw. Deflation in einem volkswirtschaftlichen Bereich machen soll. Dazu wird ermittelt, wie sich die
Preise der Güter eines für diesen Wirtschaftsbereich repräsentativen Warenkorbes im Durchschnitt
über die Zeit geändert haben.
Beispiel 52. Angenommen letztes Jahr kaufte der Konsument pro Woche 2 Kilo Brot und ein halbes
Kilo Butter, das Brot zu 4 e und die Butter zu 10 e das Kilogramm. Ein Jahr später kostet das
gleiche Brot 5 e und die Butter 20 e je Kilogramm. Wie könnte man die Preissteigerung in % für den
Konsumenten angeben?

Lösung: Im 1.Jahr kauft er für 13 e ein, im 2.Jahr die gleichen Waren für 20 e, also
20
= 1,538 = 153.8%
13
8 5
Vergleiche: das Brot stieg um 25%, die Butter um 100%, Brot macht 13 und die Butter 13 der Kosten

132
6.5. Statistische Maßzahlen

8 5
aus, also 13 von 25% + 13 von 100% =53.8%

Der Anstieg der Gesamtausgaben stimmt immer mit dem sog. gewogenen arithmetischen Mittel
der einzelnen Preissteigerungen überein. Bei der Erhebung des Preisindexes ist auch die Auswahl des
Warenkorbes wesentlich!

Wachstumsraten Als Wachstumsrate bezeichnet man die durchschnittliche relative Zunahme einer Größe
pro Zeiteinheit. Dabei wird ein exponentieller Vorgang (Stoff 3. Klasse) angenommen.
Beispiel 53. Angenommen ein Unternehmen erzielt in drei Jahren folgende Umsätze in Tausend:
100 e, 101 e, 101 e. Welche ganz unterschiedlichen Aussagen können gemacht werden?

• Umsatz um 2.97% gestiegen

• Umsatz um 4% gestiegen

• Umsatzwachstum um 197% fast explodiert!

Lösung:

• wahr: von 101 auf 104: 3


101 = 2.97%

• wahr: von 100 auf 104: 4


100 = 4%

• wahr: Wachstum der Wachstumsraten 2.97%−1


1% = 1.97 = 197%

Annualisierte Wachstumsraten (Inflation) (d. h. der Zeitraum wird auf ein Jahr umgerechnet!) Wachs-
tumsraten sind nur vergleichbar, wenn die Zeiteinheit dieselbe ist.
Beispiel 54. Land A die Preise steigen um 10% im Monat Land B die Preise steigen um 30% im
Quartal Wo ist die Inflation größer?

Lösung: Rechne beide Raten in Prozent pro Jahr um: Monatswachstum von 10Preisniveau nach 1
Monat : 100 + 10% = 100 · 1.1 = 110.
Preisniveau nach 2 Monat : 110 + 10% = 100 · 1.12 = 121.
Preisniveau nach 3 Monat : 121 + 10% = 100 · 1.13 = 133,1. . . . Preisniveau nach 12 Monaten . . . D. h.
bei einer monatlichen Inflation von 10% steigen die Preise in einem Jahr um 100 · 1,112 = 313.84 und
damit eine Preissteigerung von 214,84%!!!

Die allgemeine Formel zum Umrechnen einer Monatsrate in eine Jahresrate ist

rj = (1 + rm )12 − 1

Übungen

Aufgabe 135. 1. Nenne zwei mögliche unterschiedliche Fälle der Manipulation von Diagrammen - be-
schreibe und skizziere jeweils ein Beispiel.

2. Unter welcher Voraussetzung ist die Varianz gleich der Standardabweichung, wann ist die Varianz sogar
kleiner?

3. Nenne zwei unterschiedliche Zahlen mit dem arithmetischen Mittel x = 150 und der Standardabwei-
chung σ = 24.

133
6. Beschreibende Statistik

4. (a) Ergänze die Tabelle richtig:

(b) Nimm eine Einteilung in zwei Klassen vor und erstelle nun die Häufigkeitstabelle.

5. In 11 neuen Streichholzschachteln wird die Anzahl der Streichhölzer bestimmt: 39 Streichhölzer sind
in 4 Schachteln, 40 in 5 und 42 in 2 Schachteln.

(a) Bestimme Median m, Modalwert d und Spannweite u.

(b) Berechne das arithmetische Mittel x.

(c) Berechne die mittlere lineare Abweichung e.

(d) Berechne die Standardabweichung σ

Aufgabe 136. weitere Übungen unter 2te/beschreibendestatistik/beschreibendestatistik8uebungen-utf8.tex

134
7. Wahrscheinlichkeitsrechnung

7.1. Zufallsexperimente, Ergebnis, Ergebnismenge

Wahrscheinlichkeit hat immer mit Ungewissheit zu tun. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung soll vorhandene
Unsicherheit kalkulierbar machen. Es sollen einerseits Prognosen über den Ausgang zukünftiger Ereignisse
gemacht werden, und andererseits soll bei eingetretenen Ereignissen beurteilt werden, wie gewöhnlich oder
ungewöhnlich ihr Eintreten ist. Der Begriff Wahrscheinlichkeit“, wie er im täglichen Leben und in wissen-

schaftlichen Arbeiten gebraucht wird, ist an sehr unterschiedliche Vorstellungen und Deutungen gebunden.
Auch in der Quantentheorie spielt der Zufall eine große Rolle.

Einstieg: Die Wichtigkeit der Materie soll das folgende kurze Video zum Thema Vorsorgemedizin liefern:
https://www.youtube.com/watch?v=FSf3b3isY6g

• Was ist Zufall? Was ist ein Zufallsexperiment? https://www.youtube.com/watch?v=mxlNtjlKw30&


list=PLjaA00udJtOrtTxnZaAORZBOUM5Tbyhwo

• Begriffserklärungen Ergebnis, Ergebnismenge: https://www.youtube.com/watch?v=ssoO6nAhcQU&


list=PLLTAHuUj-zHhB8UnwPOJzUVHV6_AJ9tz3&index=5

Definition 37. Die Situationen, über deren Ausgang Aussagen gemacht werden sollen, müssen zunächst
genau beschrieben werden. Solche Situationen nennt man Zufallsexperimente.

Der Ausgang des Zufallsexperiments ist eindeutig eines von gewissen, vorher festgelegten Ergebnissen.
Welches Ergebnis eintritt, ist nicht vorhersehbar; die Frage ist aber, wie wahrscheinlich ein bestimmtes
Ergebnis eintritt.

Die möglichen Ergebnisse eines Zufallsexperiments werden mit dem kleinen griechischen Buchstaben ω (Ome-
ga) abgekürzt und zu einer Menge, der

Ergebnismenge Ω = {ω|ω ist ein mögliches Ergebnis des Zufallsexperiments}

zusammengefasst. Ist Ω endlich, so kann man schreiben: Ω = {ω1 , ω2 , ..., ωn }

Welches Ergebnis bei einem konkreten Versuch an einem konkreten Zufallsgerät (Würfel, Roulette, Quan-
tenexperiment ...) eintritt, kann man nicht mit Sicherheit sagen – dies hängt vom Zufall ab. Was man mit
Sicherheit beschreiben kann, ist aber die Ergebnismenge:

Aufgabe 137. Bestimme jeweils die Ergebnismenge:

1. Ein Würfel wird geworfen.

2. Eine Münze wird geworfen.

3. Geschlecht eines Neugeborenen.


7. Wahrscheinlichkeitsrechnung

4. Körpergröße eines Neugeborenen.

5. Am nächsten Sonntag spielt Juve-Inter. Totocalciotipp?

6. Es wird die Anzahl lebend geborener Kinder für eine zufällig herausgegriffene Frau notiert.

7. Würfelspiel bei 1 ist’s vorbei“: Wir würfeln so lange und summieren die Zahlen bis eine 1 erscheint.

Mit der Festlegung der Ergebnismenge ist das Interesse am Experiment nicht zwangsläufig vollständig fest-
gelegt. Beim Betrachten von Zufallsexperimenten interessiert man sich dafür, ob ein bestimmtes Ereignis
eintritt.

Definition 38. Ein Ereignis E ist eine Teilmenge der Ergebnismenge:

E = {ω1 , ω2 , ..., ωi } ⊂ Ω (0 5 i 5 n)

Aufgabe 138. Wir würfeln. Ergänze:

1. E1 = gerade Zahl würfeln = {2,4,6}

2. E2 = eine Zahl > 4 würfeln = {...

3. E3 = die Zahl 6 würfeln = {...

4. E4 = eine Zahl > 7 würfeln = {...

5. E5 = eine Zahl < 7 würfeln = {...

Definition 39. Ein Ereignis E ist also eine Teilmenge der Ergebnismenge Ω. Alle möglichen Ereignisse, also
alle möglichen Teilmengen einer Menge nennt man Potenzmenge und bezeichnet sie mit P(Ω), es ist also
E eine Teilmenge von Ω und ein Element von P(Ω), kurz:

E⊂Ω und E ∈ P(Ω)

Nicht vergessen: Die leere Menge ist Teilmenge jeder Menge!

Definition 40. Die Anzahl der Elemente einer Menge M beziffert ihre Mächtigkeit und man schreibt
dafür |M |.

Aufgabe 139. 1. Münzwurf: |Ω| = ..., Würfelexperiment |Ω| = ..., ital. Zahlenlotto |Ω| = ..., Roulette
|Ω| = ....

2. Bestimme die Mächtigkeit der Potenzmengen der folgenden Mengen: M1 = {a}, M2 = {a,b}, M3 =
{a,b,c}, M4 = {a,b,c,d},

136
7.1. Zufallsexperimente, Ergebnis, Ergebnismenge

3. Bestimme P(Ω) beim Münz- und beim Würfelexperiment.

Die folgende Aufzählung fasst die eingeführten Begriffe und einige intuitiv verständliche Begriffe für diskrete
Zufallsexperimente (also mit endlicher Ergebnismenge Ω) zusammen:

Definition 41. Experiment: Vorgang, der unter wohldefinierten Anfangsbedingungen beliebig oft wieder-
holbar ist (z.B. Werfen einer Münze, Werfen eines Würfels, Ziehen einer Karte aus einem Kartenspiel,
Ziehen einer Kugel aus einer Urne).

Ergebnis ω: Ausgang eines Experiments (z.B.: Beim Werfen einer Münze kann Zahl oder Wappen erscheinen.
Beim Werfen eines Würfels können die Augenzahlen 1, 2, 3, 4, 5 oder 6 erscheinen).

Ergebnismenge Ω: Gesamtheit aller möglichen Ergebnisse eines Experiments (z.B. Werfen eines Würfels
Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6}; Werfen zweier Münzen: Ω = {ZZ, ZK, KZ, KK}).

Ereignis E : Jede Teilmenge der Ergebnismenge, also E ⊂ Ω. (z.B. Beim Werfen zweier Münzen sollen
verschiedene Seiten der Münzen geworfen werden: E = {ZK, KZ}).

Potenzmenge P(Ω) : alle Ereignisse zusammen, also die Menge aller Teilmengen von Ω (z.B. Beim Werfen
einer Münze: P(Ω) = { , {Z}, {K}, {Z, K}}

Elementarereignis: Jede einelementige Teilmenge der Ergebnismenge (z.B. Beim Werfen eines Würfels sind
E1 = {1}, E2 = {2}, E3 = {3}, E4 = {4}, E5 = {5}, E6 = {6}).

Sicheres Ereignis: Es tritt immer ein: E = Ω (z.B. Beim Werfen eines Würfels wird sicher eine Ziffer < 7
erscheinen).

Unmögliches Ereignis: Es tritt nie ein: E = { } = (z.B. Beim Werfen eines Würfels die Augenzahl 7 zu
werfen ist unmöglich).

Gegenereignis E: Ereignisse, welche in Bezug auf die Ergebnismenge komplementär sind, heißen Gegener-
eignisse.
E = Ω \ E, E ∪ E = Ω, E ∩ E = {}
(z.B. Beim Werfen zweier Münzen zwei gleiche Seiten zu werfen ist das Gegenereignis dazu, dass
verschiedene Seiten geworfen werden: E = {ZZ, W W }, E = {ZW,W Z}).

Und-Ereignis zweier Ereignisse E1 und E2 : Durchschnitt E1 ∩ E2

Oder-Ereignis zweier Ereignisse E1 oder E2 : Vereinigung E1 ∪ E2

Aufgabe 140. Moodle Kategorie: Grundbegriffe Zufallsexperiment-Ergebnismenge-Ereignisse

Aufgabe 141. Weitere Übungen:

1. Würfeln mit einem normalen Würfel - ergänze:

137
7. Wahrscheinlichkeitsrechnung

Es sei Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6}, also P(Ω) = { , {1}, {2}, ..., {1, 2}, ..., {1,2, ..., 6}}

(a) E1 : Die Zahl ist durch 3 teilbar.“, E1 = {....



(b) E2 : Die Zahl ist eine Quadratzahl.“, E2 = {....

(c) E3 : Die Zahl ist eine Primzahl.“, E3 = {....

(d) E4 : Die 6 wird gewürfelt.“, E4 = {....

(e) E5 : Es fällt eine (natürliche)Zahl größer oder gleich 1 und kleiner oder gleich 6“., E5 = {....

(f) E6 ∩ E7 = , nenne ein Beispiel für E6 und E7 .

(g) Gegenereignis von E1 : ....

(h) Und-Ereignis: von E1 und E3 :

(i) Oder-Ereignis von E1 und E3 :

2. Würfeln mit zwei normalen Würfeln

Das Zufallsexperiment besteht nun aus dem Werfen zweier normaler Spielwürfel. Im Folgenden sind
drei verschiedene Möglichkeiten beschrieben, eine Ergebnismenge Ω zu definieren:

• Ω1 : Schaue auf die möglichen Zahlenpaare der oben liegenden Flächen“, dabei sollen die Würfel

nicht unterscheidbar sein.
Bestimme |Ω1 |

• Ω2 : Schaue auf die möglichen Zahlenpaare der oben liegenden Flächen“, dabei sollen die Würfel

unterscheidbar sein, z.B. erster Würfel rot“, zweiter Würfel blau“.
” ”
• Ω3 : Schaue auf die Summe der Zahlen der oben liegenden Flächen“.

Bestimme jeweils die Mächtigkeit Ωi für (i = 1, 2, 3).

7.2. Der Begriff der Wahrscheinlichkeit

7.2.1. Laplace-Wahrscheinlichkeiten

Beispiel 55. Als Einführung in die Thematik kann dieses Geogebra-Buch https://tinyurl.com/ya2ux5df
dienen.

138
7.2. Der Begriff der Wahrscheinlichkeit

Beispiel 56. • Würfeln mit einem Spielwürfel


Veranschaulichung: https://bit.ly/2BZc3Ia. Was folgert man
daraus?

• Werfen einer Münze


• Chance einer Kugel beim Lotto 1 aus 90 gezogen zu werden

Bei diesen Beispielen sind die möglichen Ergebnisse aus Symmetrie-


gründen gleich wahrscheinlich. Der französische Mathematiker und
Physiker Pierre Simon Laplace 1 (1749-1827) nutzte diese Idee um
Regeln für die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten für bestimmte
Zufallsexperimente aufzustellen: Pierre Simon Laplace
1749-1827

Beispiel 57.
Definition 42. Ein Zufallsexperiment heißt Laplace-
Experiment, wenn allen Ergebnissen dieselbe Wahrschein-
lichkeit zugeordnet ist.
Liegt ein Laplace-Experiment vor, dann wird die Wahr-
scheinlichkeit2 P (E) für das Ereignis E definiert durch:

|E|
P (E) :=
|Ω|
Anzahl der Elemente von E
=
Anzahl der Elemente von Ω
günstige Fälle“
= ”
mögliche Fälle“

Wichtig: gleich wahrscheinliche Ergebnisse!

Erklärung zur Laplacewahrscheinlichkeit: https://www.youtube.com/watch?v=XxO-Isqrx2I

Aufgabe 142. Beurteile die Wahrscheinlichkeiten in obiger Graphik!

Nach Definition der Laplace-Wahrscheinlichkeiten ergeben sich die folgenden Eigenschaften, die einerseits
einfach aber gleichzeitig für die gesamte Wahrscheinlichkeitsrechnung sehr wichtig sind:

Satz 35. 1. ... 5 P (E) 5 ... für alle E j Ω

(Die Wahrscheinlichkeit kann man als Bruch oder als Prozentzahl angeben werden)

1 Laplace war Professor für Mathematik an der École Polytechnique in Paris. Er war auch kurze Zeit Innenminister unter
Napoleon. Die Hauptleistungen von Laplace lagen auf dem Gebiet der mathematischen Physik und Himmelsmechanik.
Seine 1812 veröffentlichte Théorie Analytique des Probabilités fasste das stochastische Wissen seiner Zeit zusammen und
baute die Wahrscheinlichkeitstheorie maßgeblich aus.
2 Der Buchstabe P für Wahrscheinlichkeit kommt von dessen lateinischer Übersetzung probabilitas; im Englischen wurde dies

zu probability.

139
7. Wahrscheinlichkeitsrechnung

2. P (Ω) = ..., P ( ) = ...

3. P (E) = 1 − P (E) für alle E j Ω

4. P (E1 ∪ E2 ) = P (E1 ) + P (E2 ) für alle E1 , E2 j Ω gilt nur, falls E1 ∩ E2 = .

5. P (E1 ∪ E2 ) = P (E1 ) + P (E2 ) − P (E1 ∩ E2 ) für alle E1 , E2 j Ω

6. Speziell gilt: X
P (E) = P ({ω}) falls Ei ∩ Ej =
ω∈E

7.
X n
X
P (Ω) = P ({ω}) = P ({ωi }) = ...
ω∈Ω i=1

Beispiel 58. Ein schönes interessantes Beispiel zu obiger Formel ist die Monte-Carlo-Methode, mit deren
Hilfe man einen Näherungswert für π4 (und somit für π) berechnen kann. Hier ein Applet zur Erklärung.

https://bit.ly/2B4gAat

Idee: kannst du ebenso ein Programm dazu schreiben oder mit einer Tabellenkalkulation das Experiment
selbst durchführen?

Aufgabe 143. 1. Welche der folgenden Experimente sind Laplace-Experimente?

(a) Das Drehen des Glücksrades (mit ungleich großen Trefferfeldern)

(b) Das Setzen einer Figur auf ein beliebiges Feld eines Schachbretts.

(c) Zu einem zufällig gewählten Zeitpunkt wird die Anzeige einer Verkehrsampel betrachtet.

2. Wir nehmen die 33 Salzburgerkarten (Wattkarten mit Welli als kleinstes Schell) und betrachten die
Ereignisse: E1 = Ein König wird gezogen“, E2 = Die gezogene Karte ist ein Herz.“ und E3 = Die
” ” ”
gezogene Karte ist ein Laub.“.

(a) Bestimme P (E2 ), P (E3 ), P (E2 ∩ E3 ), P (E2 ∪ E3 )!

(b) Bestimme P (E1 ), P (E1 ∩ E2 ), P (E1 ∪ E2 ), P (E2 \ E1 ), P (E1 \ E2 )

3. Wir werfen einen Würfel und definieren folgende Ereignisse für die Augenzahl x:

A: x ist eine Primzahl, B: x ist eine Quadratzahl, C: x ist größer als 4. D: x ist höchstens 3. E: x ist
eine Zweierpotenz.

140
7.2. Der Begriff der Wahrscheinlichkeit

(a) Stelle die Ereignisse in aufzählender Form dar und bestimme jeweils die Mächtigkeit.

(b) Bestimme die Wahrscheinlichkeiten der Ereignisse: A ∩ B, A ∪ C, B ∪ E, C ∪ D, B ∩ E, D ∩ E.

4. Welche Wahrscheinlichkeiten P (Xi ) sind für die einzelnen Sektoren eines Glücksrades zu erwarten,
wenn die Sektoren die Mittelpunktswinkel 60◦ (blau), 90◦ (gelb), 45◦ (rot), 90◦ (grün) und 75◦ (weiß)
haben?

5. In einer Lostrommel befinden sich 150 Nieten, 25 Kleingewinnlose, 17 Lose für mittlere Gewinne und
ein Los für den Hauptgewinn. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit E für einen Gewinn? Berechne P (E)
und die Wahrscheinlichkeit für den Hauptgewinn.

6. Roulette

Beim Roulette wird eine Kugel in eine drehbare Schale (Roulet-


te=Rädchen) geworfen, die sich eine Weile dreht. Nach dem Still-
stand der Scheibe bleibt die Kugel in einem der nummerierten
Fächer 0 bis 36 liegen. Der Spielplan sieht folgende Ereignisse,
Rückzahlungen und Gewinne vor.

Ereignis Name Erklärung WKT Man erhält: Gewinn


E11 Rouge oder Noir rot oder schwarz
E12 Pair oder Impair gerade oder ungerade
E13 Manque oder Passe 1 bis 18 oder 19 bis 36
E21 Kolonne linke, mittlere oder rechte Spalte
E22 Dutzend 1 bis 12, 13 bis 24, 25 bis 36
E3 Transversale simple zwei Querreihen, 6 Felder
E4 Carré Viererblock
E5 Transversale pleine Querreihe, 3 Felder
E6 á Cheval zwei benachbarte Zahlen
E7 Plein eine Zahl

141
7. Wahrscheinlichkeitsrechnung

Bei den Ereignissen mit einfacher Gewinnchance bleibt der gesetzte Chip liegen, wenn die 0 fällt, in
den anderen Fällen verfällt der Einsatz, sofern die 0 nicht mitgesetzt wurde.

(a) Bestimme die Ergebnismenge Ω

(b) Es gilt: Anzahl der für das Ereignis günstigen Ergebnisse mal Rückzahlungsfaktor ist gleich 36.
Fülle damit die restlichen Spalten der Tabelle aus.

(c) Berechne die Wahrscheinlichkeit für die Ereignisse E11 und E7 .

(d) Wieso kann ein Casinobesitzer“ ruhig schlafen?


7. Ist das Ranking der Pokerblätter nach ihrer Wahrscheinlichkeit geordnet?

Aufgabe 144. Moodle Kapitel Wahrscheinlichkeit - Kategorie: Laplaceexperimente

Problem: Obwohl dieser Modell-Ansatz, Wahrscheinlichkeiten zu berechnen, für viele Anwendungen sehr
nützlich ist, stellt er doch aus mathematischer Sicht keine Definition für den Begriff Wahrscheinlichkeit
dar, denn es ist unklar, wie man in Situationen vorzugehen hat, bei denen nicht alle Ergebnisse gleich
wahrscheinlich sind. Dieses Modell versagt beispielsweise in den folgenden zwei Situationen:

Aufgabe 145. 1. Würfelquader

Würfelt man mit diesem Quader so ist gleich klar, dass alle Elementa-
rereignisse nicht mehr gleich wahrscheinlich eintreten. Wie könnte man
die Wahrscheinlichkeit angeben? Mache Vorschläge!

2. Würfeln mit zwei Würfeln.: Berechne die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis E = Die Summe der

beiden Würfelzahlen ist 10“. Was stellst du fest?

3. Siedler von Catan:

Hier siehst du ein Spielfeld von Siedler von Catan“.



(a) Warum sind die Zahlenfelder unterschiedlich groß?

(b) Warum sind einige rot gefärbt?

142
7.2. Der Begriff der Wahrscheinlichkeit

7.2.2. Empirisches Gesetz der großen Zahlen

Aufgabe 146. Die relativen Häufigkeiten beim Münzwurf“. Was passiert bei wachsender Anzahl der

Münzwürfe?

1. Beschreibe was in dem Diagramm dargestellt ist. Was ist auf der horizontalen, was auf der vertikalen
Achse aufgetragen?

2. Welche gemeinsamen Eigenschaften haben die vier Wiederholungen des 100-fachen Münzwurfes?

3. Führe mit einem geeigneten Zufallszahlengenerator 1000 Münzwürfe selbst durch und veranschauliche
die Entwicklung der relativen Häufigkeiten in einem Diagramm wie in der Abbildung. Vergleiche deine
Diagramme bei Wiederholungen der Münzwurfserie. Was bleibt gleich, was ändert sich?

Aufgabe 147. Hier eine schöne Veranschaulichung für das Experiment: Augensumme mit 2 Würfeln“:

https://www.geogebra.org/m/uxubfwtn. Jetzt bist du dran und arbeite dabei mit mit einer Tabellenkal-
kulation:

1. Öffne die Datei “Augensumme.xlsx“ und schaue dir die Funktionen in den Formeln an. Nun erstellst
du selbst eine Datei für die folgende Simulation: Augensumme von 3 Würfeln - Wahrscheinlichkeits-
verteilung der Ereignisse ”3”bis ”18”.

(a) bei 100 würfen.

(b) bei 1000 Würfen

(c) bei 10.000 Würfen

2. Öffne die Datei “Reissnagel.xlsx“. Ordne jeder Anzahl der Würfe die Wahrscheinlichkeit für das Ereig-
nis “Nagel zeigt nach oben“ zu. Erstelle aus diesen Zahlenpaaren ein x/y-Diagramm. Formuliere das
Ergebnis in Worten und damit das “Gesetz der großen Zahlen“.

Wir haben gesehen, dass der Begriff des Laplace-Experiments zum Definieren von Wahrscheinlichkeit nicht
ausreicht. Eine andere Idee könnte sein, ein Zufallsexperiment einfach sehr oft“ zu wiederholen (entweder

direkt oder über eine geeignete Computersimulation) und die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines
Ereignisses E, also P (E) über die relative Häufigkeit du definieren.

Bei manchen Zufallsversuchen ist zunächst keine (theoretische) Wahrscheinlichkeit bekannt, wie z.B.
beim Werfen eines unregelmäßigen Würfels. Stabilisieren sich für große Versuchsumfänge n die relativen

143
7. Wahrscheinlichkeitsrechnung

Häufigkeiten h um denselben Zahlenwert p, so ordnet man dem betreffenden Ergebnis ω als Wahrscheinlich-
keit den Wert p zu. Die Wahrscheinlichkeit p kann man nur aus den relativen Häufigkeiten schätzen.

Definition 43. Stabilisieren sich für große Stichprobenumfänge m die relativen Häufigkeiten h, mit denen
die möglichen Ergebnisse E eintreten, um denselben Zahlenwert p, so ordnet man dem betreffenden Ergebnis
die Wahrscheinlichkeit p zu:

hm (E) ≈ p =⇒ P (E) = p

Die relativen Häufigkeiten haben analoge Eigenschaften wie die Laplace-Wahrscheinlichkeit (vgl. Satz 35):

Satz 36. 1. ... 5 hm (E) 5 ... für alle E j Ω

2. hm (Ω) = ..., hm ( ) = ...

3. hm (E) = .......... für alle E j Ω

4. hm (E1 ∪ E2 ) = .......... für alle E1 , E2 j Ω mit E1 ∩ E2 = .

5. hm (E1 ∪ E2 ) = .......... für alle E1 , E2 j Ω

6. Speziell gilt:
X X n
X
hm (E) = .......... und hm (Ω) = hm ({ω}) = hm ({ωi }) = ...
ω∈E ω∈Ω i=1

Wenn man die relativen Häufigkeiten hm (E) für eine Versuchsreihe in einem Koordinatensystem als Punkte
(m|hm (E)) graphisch darstellt, so scheint sich stets mit wachsender Versuchszahl m die relative Häufigkeit
zu stabilisieren.

Beispiel 59. Hier wurde eine Münze bis zu 10-mal, bis zu 100-mal, bis zu 1000-mal geworfen und danach
jeweils die relative Häufigkeit für das Ereignis E =Kopf gezählt. (Ein Punkt ergibt sich also durch x = i und
y = hi (E) mit i = 1..10, bzw. 100, bzw. 1000)

Dieses Beispiel zeigt eine deutliche Stabilisierung der relativen Häufigkeiten bei einer langen Versuchsreihe.
Zwar kann man bei jedem wiederholbaren Zufallsexperiment diese Stabilisierung beobachten, jedoch lässt
sich dies nicht im mathematischen Sinne mit Hilfe des Grenzwertbegriffs zeigen. Wir merken uns lediglich:

144
7.2. Der Begriff der Wahrscheinlichkeit

Satz 37 (Empirisches Gesetz der großen Zahlen). Mit wachsender Versuchszahl stabilisiert sich die relative
Häufigkeit eines beobachteten Ereignisses:

P (E) ≈ lim hm (E)


m→∞

Wenn P (E) = limm→∞ hm (E) gelten würde, dann hätte man eine Definition für Wahrscheinlichkeit. Je-
doch müsste es dann für jedes beliebige ε ein nε geben, so dass alle weiteren Werte schön brav“ näher

beim Grenzwert liegen müssten. Das kann jedoch nicht garantiert werden. Es wird klarerweise zunehmend
unwahrscheinlicher, dass |hm (E) − g| > ε für große“ m gilt, aber sicher sein kann man sich nie.

Aufgabe 148. 1. Was glaubt du, ist es wahrscheinlicher, beim 10-fachen Münzwurf mindestens 6-mal
Wappen“ oder beim 100-fachen Münzwurf mindestens 60-mal Wappen“ zu werfen?
” ”
2. Dass viele Lernende die Aussage des empirischen Gesetzes zwar aufsagen können, aber nicht unbedingt
inhaltlich verstanden haben, zeigt die folgende Untersuchung: Einer großen Anzahl von Lernenden aus
Schulen und Hochschulen wurde die folgende Frage gestellt: Was halten Sie für wahrscheinlicher?: (1)

Mindestens 7 von 10 Neugeborenen in einem Krankenhaus sind Mädchen. (2) Mindestens 70 von 100
Neugeborenen in einem Krankenhaus sind Mädchen. “

Es gab die drei Antwortmöglichkeiten:


A) (1) ist wahrscheinlicher B) (2) ist wahrscheinlicher C) (1) und (2) sind gleich wahrscheinlich.

Ergebnis der Umfrage: 14% für A), 16% für B) und 70% für C.

Wofür entscheidest du dich?

3. Eine Lehrerin probiert einen Multiple-Choice-Test von 25 Fragen aus, bei denen man jeweils nur zwi-
schen zwei Antworten wählen kann, von denen eine richtig ist. Man hat den Test bestanden, wenn
mindestens 60%, d.h. 15 Antworten, richtig gelöst sind. Um die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, dass
jemand durch Raten besteht, wählt die Lehrerin einen Test von 50 Fragen, lässt die Bestehensgrenze
aber bei 60% (jetzt 30 Fragen). Ihre Schülerinnen und Schüler meinen, dass sich dadurch nichts ändert,
denn man muss zwar mindestens 15 Fragen mehr richtig beantworten, darf aber auch 20 Fragen falsch
beantworten. Das gleiche sich aus. Was meinst du?

7.2.3. Wahrscheinlichkeit nach Kolmogorov

Erst im 20. Jh. wurde der Wahrscheinlichkeitsbegriff von der Praxis los-
gelöst vom russischen Mathematiker Alexander Kolmogorov (1903-1987)
in seinem Werk Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung“ (1933)

definiert. Dabei kann er sich auf die folgenden 3 Axiome3
beschränken und leitet daraus weitere Eigenschaften ab. Diese decken
sich dann perfekt mit den Laplace-Eigenschaften (vgl. Satz 35) und den
relativen Häufigkeiten (vgl. Satz 36).

3 Die
Axiome gelten den Spielregeln beim Schachspiel, ein Axiom beschreibt wie der Turm fahren darf, es wird aber keine
Aussage darüber gemacht, was ein Turm ist, wie er aussieht, ...

145
7. Wahrscheinlichkeitsrechnung

Definition 44. Axiomensystem von Kolmogorov (im endlichen Fall)

Ein Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, P ) ist ein Paar bestehend aus einer nicht leeren endlichen Menge

Ω = {ω1 , . . . ,ωn }

und einer Funktion


P : P(Ω) → [0,1]
mit den Eigenschaften:

I P (E) = 0 für alle Teilmengen E ⊂ Ω

II P (Ω) = 1

III P (E1 ∪ E2 ) = P (E1 ) + P (E2 ) für alle Teilmengen E1 , E2 mit E1 ∩ E2 = .

Ω heißt Ergebnismenge, P(Ω) Ereignismenge, P Wahrscheinlichkeitsverteilung oder Wahrschein-


lichkeitsfunktion und P (E) Wahrscheinlichkeit des Ereignisses E.

Merke. Mit dieser Wahrscheinlichkeitsfunktion wird jedem Element von P(Ω), also jedem Ereignis E eine
reelle Zahl zwischen 0 und 1 zugeordnet. Man schreibt wie eben bei Funktionen üblich: P (E).

Aus den drei Axiomen von Kolmogorov lassen sich weitere bekannte Eigenschaften der bisherigen Wahr-
scheinlichkeitsansätze herleiten:

Satz 38 (Eigenschaften einer Wahrscheinlichkeitsverteilung). (Ω, P ) sei ein endlicher Wahrscheinlichkeits-


raum, dann gilt:

1. P ( ) = 0

2. P (E) 5 1 für jede Teilmenge E

3. P (E) = 1 − P (E) für jede Teilmenge E

4. P (E1 ∪ E2 ) = P (E1 ) + P (E2 ) − P (E1 ∩ E2 ) für alle Teilmengen E1 , E2

5. Speziell gilt:
X X n
X
P (E) = P ({ω}) und P (Ω) = P ({ω}) = P ({ωi }) = 1
ω∈E ω∈Ω i=1

Beweis. (Hier wird darauf verzichtet; nachzulesen beispielsweise auf Seite 154 Elementare Stochastik“ in

unserer Bibliothek)

146
7.2. Der Begriff der Wahrscheinlichkeit

Ausblick Ist Ω abzählbar oder sogar überabzählbar unendlich, dann muss man die Kolmogorov-Axiome
anpassen. Ereignisse werden zu Intervallen I = [a,b] und Wahrscheinlichkeiten werden durch das Maß
Flächeninhalt“ gewonnen. Die (integrierbare und nicht negative) Funktion f heißt Dichtefunktion der Wahr-
” R∞ Rb
scheinlichkeit. So ist dann P (Ω) = −∞ f (x)dx = 1 und P (E) = a f (x)dx.

147
7. Wahrscheinlichkeitsrechnung

148
8. Stereometrie

Während sich die Planimetrie mit ebenen Strecken und Figuren beschäftigt, erhöhen wir nun die Dimension
auf 3 und beschäftigen uns mit Körpern.

Definition 45. Ein Körper ist eine Teilmenge des Raumes. Unter dem Volumen des Körpers versteht
man seinen Platzbedarf, es ist also ein Maß für den vom Körper ausgefüllten Raumteil. Die gesamte Begren-
zungsfläche nennt man Oberfläche.

Die Lehre von der Berechnung von Längen und Winkeln an Körpern sowie der Oberfläche und des Volumens
nennt man Stereometrie (Körperlehre).

Die meisten Körper haben eine willkürliche Gestalt (z.B. formt ein 4-jähriges Kind etwas“ mit Ton), diese

nennt man unregelmäßige Körper. Allgemeingültige Formeln gibt es nicht. Wir beschäftigen uns mit Körpern
mit einfacher, regelmäßiger Gestalt und unterscheiden:

gerade Körper schiefe Körper spitze Körper

stumpfe Körper Rotationskörper ⇒ Sonderfall Kugel

8.1. Gerade Körper

Definition 46. Ein gerader Körper entsteht dadurch, dass die Grundfläche senkrecht (gerade) in den
Raum geführt wird.

Die Seitenflächen eines geraden Körpers stehen senkrecht (normal) auf der Grundfläche und alle Querschnitte
zur Grundfläche sind deckungsgleich (kongruent). Demnach ist auch die Deckfläche gleich der Grundfläche.
8. Stereometrie

8.1.1. Prismen

Definition 47. Ist die Grundfläche eines geraden Körpers ein Dreieck (Viereck), so bezeichnet man den
Körper als dreiseitiges (vierseitiges) Prisma.

Ist die Grundfläche eines geraden Körpers ein Rechteck, so nennt man diesen Körper (dieses Prisma) auch
Quader.

Gerade Körper mit kreisrunden Grund- und Deckflächen heißen hingegen Zylinder.

Beispiel 60. Prismen ist der Oberbegriff für verschiedene Körper: Würfel (Quader), Quader, vierseitiges
Prisma, dreiseitiges Prisma, Zylinder

8.1.1.1. Würfel

Definition 48. Ein Würfel ist ein vierseitiges Prisma mit gleich langen Seiten a.

Satz 39. Für Würfel gilt:

Länge/Breite/Höhe a Grundfläche G=

Flächendiagonale d= Mantelfläche M=

Körperdiagonale dK = Oberfläche O=

Volumen V =

Würfel und Würfelnetz

150
8.1. Gerade Körper

dK
a a G
d
a
a a

8.1.1.2. Quader

Die Flächen eines Quaders sind Rechtecke. Je zwei, die einander gegenüberliegenden Flächen sind deckungs-
gleich.

Satz 40. Für Quader gilt:

Länge a Grund- u. Deckfläche G=

Breite b Mantelfläche M=

Höhe c Oberfläche O=

Flächendiagonale 1 d1 = Volumen V =

Flächendiagonale 2 d2 = Körperdiagonale dK =

Flächendiagonale 3 d3 =

Quader und Quadernetz

c
a
d1

dK d3
d2 b G
c
b
a a

Aufgabe 149. 1. ein bisschen Theorie ...

151
8. Stereometrie

(a) Wodurch unterscheidet sich ein Quader von einem Würfel?

(b) Kann man einen Würfel als vierseitiges Prisma bezeichnen?

(c) Welcher Körper stellt eine Zigarettenschachtel dar?

(d) Kann bei einem dreiseitigen Prisma die Grundfläche ein stumpfwinkliges Dreieck sein?

(e) Wie lautet die (gemeinsame) Oberflächenformel für alle Prismen?

(f) Wie die (gemeinsame) Volumenformel für alle Prismen?

2. Wie lang ist die Körperdiagonale eines Würfels mit der Seitenlänge 7,5cm?

3. Ein Hohlkörper von der Gestalt eines quadratischen Prismas hat die Innenmaße a = 5cm und h = 8cm.
Wie viel Liter Flüssigkeit kann dieser Hohlkörper aufnehmen?

4. Die Summe der drei Kanten eines Quaders, die sich wie 4 : 2 : 1 verhalten, ist 84cm. Welchen
Rauminhalt und welche Oberfläche hat der Quader und wie lang ist die Kante x des volumenglei-
chen Würfels?

5. An einem Quader mit quadratischer Grundfläche hat ein durch eine Grundkante gelegter Diagonal-
schnitt den Umfang u = 98cm und den Flächeninhalt F = 600cm2 .

Wie groß sind:

(a) die Kanten?

(b) die Körperdiagonale d?

(c) das Volumen V und die Oberfläche O des Quaders?

Tipp: Berechne zunächst die Seitenlängen des Diagonalschnitts.

6. Gegeben ist ein Würfel mit der Kantenlänge 12cm. Es entstehen Quader, wenn man eine Kante um x
cm verkürzt und gleichzeitig eine andere Kante um xcm verlängert.

(a) Stelle das Volumen der entstehenden


Quader in Abhängigkeit von x dar.
(b) Stelle die Oberfläche der Quader in
Abhängigkeit von x dar.
(c) Man kann sofort das größte Volumen
und die größte Oberfläche der entstehen-
den Quader bestimmen. Wie groß ist in
beiden Fällen der x-Wert?
152
8.1. Gerade Körper

7. Die Grundfläche
√ eines geraden Prismas (Quader) ABCDEF GH ist ein Quadrat mit der Diagona-
lenlänge 6 2cm. Die Höhe beträgt 8cm. Verlängert man die Diagonale AC von A und C aus um
jeweils xcm und verkürzt man gleichzeitig die Diagonalen BD von B und D aus um jeweils 21 xcm, so
erhält man neue Prismen in Abhängigkeit von x. Die Prismenhöhe bleibt stets unverändert.

(a) Gib eine Gleichung für das Volumen V (x) der Prismen in Abhängigkeit von x an. Welches geo-
metrisch sinnvolle Intervall kann der Wert für x annehmen?

(b) Für welches x erhält man das Volumen von 320cm3 ?

(c) Berechne den Wert für x, für den man das maximale Volumen erhält und gib den Wert für V
an.

(d) Gib eine Gleichung für die Oberfläche der Prismen O(x) in Abhängigkeit von x an.

8. Ein Quader ABCDEF GH hat die Seitenlängen [AB] = 12cm, [BC] = 8cm und die Höhe [AE] = 10cm.
Verkürzt man die Grundkanten [AB] und [DC] jeweils von A bzw. D aus um xcm und verlängert
gleichzeitig die Grundkanten [AD] bzw. [BC] über D und C hinaus um 2xcm, so erhält man neue
Quader

(a) Gib die Oberfläche O(x) der Quader in Abhängigkeit von x an. In welchem Intervall kann sich x
bewegen?

(b) Für welchen x-Wert erhält man Quader mit einem Oberflächeninhalt von 700cm2 .

(c) Berechne das Volumen V (x) der Quader in Abhängigkeit von x.

(d) Bestimme die x-Werte für die man Quader mit V = 1000cm3 erhält.

(e) Ermittle das größte Volumen und den zugehörigen x-Wert.

(f) Gib eine Gleichung für die Raumdiagonale [BH] in Abhängigkeit von x an.

(g) Durch die Raumdiagonale [BH], die Grundflächendiagonale [BD] und die Seitenkante [DH] wer-
den Dreiecke festgelegt. Stelle die Flächeninhalte A(x) der Dreiecke in Abhängigkeit von x dar.

9. Übungen zu Prismen:

[Dreiseitiges Prisma] Ein dreiseitiges Prisma habe die Seiten des Grundflächendreiecks a, b und c und
die Höhe beträgt h.

(a) Zeichne das Prisma als Schrägbild und das entsprechende Netz und bezeichne jeweils.

153
8. Stereometrie

(b) Berechne die Oberfläche und das Volumen

[Regelmäßiges sechseitiges Prisma] Gleiche Aufgabe wie oben. Die Seiten des regelmäßigen Sechsecks
seien a, die Höhe wieder h.

[Quaderförmige Säule] Eine quaderförmige Säule mit quadratischem Querschnitt hat eine Oberfläche
von 4m2 . Berechne das Volumen der Säule in Abhängigkeit der Höhe h.

An einem Würfel mit Kantenlänge a sitzen eine Spinne und eine


Fliege. Die Spinne sitzt an der Ecke vorne - unten - links, die Fliege
10.
an der Ecke hinten - oben - rechts. Wie kommt die Spinne auf dem
kürzesten Weg zur Fliege?

Interessanter Ausblick: http://www.geometry.at/materialien/adi/mrv/25/rvaaspfl.pdf

Aufgabe 150. 1. Für fast Profis“: Ein Würfel wird so in zwei Quader zerlegt, dass die Körperdiagonale

des einen Quaders 16% länger ist als die Körperdiagonale des anderen.

Berechne das Verhältnis der Quadervolumen V(klein):V(groß).

2. Für Profis“: Ein würfelförmiges Gefäss mit der Kantenlänge a (Innenmaß) ist bis auf die Höhe h mit

Wasser gefüllt. Ein Stab der Länge l (l > h) mit einer quadratischen Querschnittsfläche der Seitenlänge
b wird senkrecht soweit eingetaucht, bis das untere Ende des Stabes vom Gefäßboden den Abstand
c hat. Berechne die Eintauchtiefe des Stabes. (Achtung: zu berücksichtigen ist, dass der Wasserpegel
beim Eintauchen des Stabes steigt.)

8.1.2. Zylinder

Erhöht man die Eckenanzahl eines n-Ecks, so ähnelt es immer mehr einem Kreis . Entsprechend wird aus
dem Prisma ein Zylinder.

Satz 41. Für Zylinder gilt:

Radius r Grund- bzw. Deckfläche G=

Höhe h Mantelfläche M=

Volumen V = Oberfläche O=

Zylinder und Zylindernetz

154
8.2. Schiefe Körper

h h M

G r

G r

Aufgabe 151. 1. Wie hoch muss ein Zylinder mit Grundkreisradius 5 und Volumen 100 sein?

2. Die Oberfläche eines Zylinders beträgt 250cm2 . Wie groß ist der Radius der Grundfläche, wenn die
Höhe 10cm beträgt?

3. Ein Hohlzylinder aus 3mm dickem Aluminiumblech mit dem Innendurchmesser 10cm soll 1 Liter
Flüssigkeit aufnehmen. Wie hoch muss der Zylinder (innen) sein, wenn oberhalb des Eichstrichs noch
2cm als Rand vorgesehen ist?

4. Wie schwer ist das errechnete Gefäß (ohne Henkel), wenn für Aluminium die Dichte ρ = 2,56kg/dm3
angenommen wird?

8.2. Schiefe Körper

Beispiel 61. Einstieg: http://vimeo.com/3853962

Wie berechnet man das Volumen eines schiefen Körpers? Darüber gibt das Cavalierische Prinzip die not-
wendige Information:

Satz 42. des Cavalieri (1591-1647)

155
8. Stereometrie

Zwei Körper haben

• die gleiche Grundfläche und

• sind die parallelen Schnittflächen in jeder beliebigen aber gleichen Höhe gleich,

dann haben die Körper die gleichen Volumina.

Beweis. Ein allgemeiner Beweis ist schwierig und nur mit Hilfe der Integralrechnung (5.te Klasse) möglich.
Aber für einen Quader ist es recht einfach, denn alle Schnittflächen parallel zur Grundfläche sind flächengleich
zur Grundfläche; wir können jetzt unendlich viele“ kleine Quader mit Höhe ∆x summieren, es gilt dabei

n · ∆x = h:

V = lim V1 + V2 + ...Vn
n→∞
n
X
= lim G · ∆x
n→∞
i=1
= lim G · ∆x + G · ∆x + · · · + G · ∆x
n→∞ | {z }
n Summanden
= lim G(n · ∆x) = G · h
n→∞

Aufgabe 152. Matura 2008 1. Session F1 Analysieren Sie folgende Aussage: Wenn zwei Körper das

gleiche Volumen besitzen, dann entstehen, wenn man sie mit parallelen Ebenen schneidet, jeweils gleich
große Schnittflächen.“ Geben Sie an, ob die Aussage wahr oder falsch ist und begründen Sie die Antwort
ausführlich.

Satz 43. Für die Berechnung von Prismen, gleichgültig ob sie gerade oder schief sind, gilt:

V = O=

8.3. Spitze Körper

Definition 49. Gegeben ist ein n-Eck in der Ebene und ein Punkt S im Abstand h von der Ebene. Verbindet
man alle Ecken mit dem Punkt S, der Spitze, so entsteht eine Pyramide.

8.3.1. Gerade quadratische Pyramide

1
Satz 44. Der Rauminhalt einer Pyramide ist 3 des Rauminhaltes eines geraden Prismas mit gleicher Grund-
fläche und gleicher Höhe:
G·h
V =
3

156
8.3. Spitze Körper

Beweis. :

Zeichnet man in einem Würfel von


einem Eckpunkt ausgehend die a
drei Flächendiagonalen und die a
Körperdiagonale, so zerlegt man da- a
a
mit den Würfel in drei Pyramiden mit
der Grundfläche a2 und der Höhe a.
Diese Pyramiden sind schief, können
a a a
aber - nach dem Satz des Cavalieri - einer
gerden Pyramide mit gleicher Grund- a
a
fläche und gleicher Höhe gleichgesetzt
a a
werde. Das Volumen dieser Pyramiden
ist demnach 13 des Volumens des Würfels. a

Satz 45. Für die gerade quadratische Pyramide gilt:

Grundkante a Grundfläche G=

Höhe h Seitenfläche S=

Höhe der Seitenfläche hs = Mantelfläche M=

Seitenkante s= Oberfläche O=

Winkel Grundfl./Seitenfl. α= Winkel Grundfl./Seitenkante β=

Volumen V =

Pyramide und Pyramidennetz

h S
hs hs

G α
β a
a
a G

Aufgabe 153. Gegeben ist jetzt keine quadratische Pyramide, sondern eine rechteckige Pyramide. Dazu
seien a und b die Längen des Grundrechtecks. Wie ändern sich nun die Formeln des obigen Satzes ab?

157
8. Stereometrie

Aufgabe 154. 1. Berechne Volumen und Oberfläche einer dreiseitigen Pyramide, bei der alle Kanten
gleich lang sind, d.h. a = 5 cm.

2. Die Cheopspyramide ist heute etwa 139 m hoch und hat eine Seitenlänge von 225 m. Wie groß ist
ihr Volumen in m3 ? Wie groß ist ihr Gewicht, wenn die durchschnittliche Dichte der verwendeten
Steinblöcke ca. 2,758 t/m3 beträgt, und etwa 80.000 m3 Hohlräume im Inneren der Pyramide vorhanden
sind?

3. Die Oberfläche einer geraden quadratischen Pyramide beträgt 72 cm2 , ihre Höhe ist ebenso groß wie
die Diagonale der Grundfläche. Welches Volumen hat die Pyramide?

4. .

Auf allen Flächen eines Würfels mit der Kantenlänge a sitzen Pyramiden, bei
denen alle Kanten gleich lang sind. Berechnen Sie Volumen und Oberfläche des
Gesamtkörpers.

Aufgabe 155. Aufgaben zur Pyramide (diese bzw. ähnliche Übungen dieses Aufgabenblocks finden sich auf
Moodle als Parameteraufgaben)

1. Die Grundkante a einer regelmäßigen vierseitigen Pyramide ist 2cm lang, der Inhalt ihrer Mantelfläche
M beträgt 12 cm2 . Berechne die Oberfläche, die Länge der Seitenkante s und die Höhe h.

2. Die Grundfläche ABCD einer vierseitigen Pyramide ABCDS ist eine Raute mit den Diagona-
lenlängen AC = 16cm und BD = 12cm. Der Diagonalenschnittpunkt F der Raute ist gleichzeitig
der Höhenfußpunkt der Pyramide. Die Länge der Seitenkante AS beträgt 17cm.

(a) Berechne die Pyramidenhöhe und alle Kanten

(b) Punkt H sei der Fußpunkt der Höhe von S auf die Kante BC im Seitendreieck BCS. Berechne
SH.

(c) Berechne die Oberfläche.

3. Die Grundfläche einer geraden Pyramide ist ein regelmäßiges Sechseck mit der Seitenlänge a, die Höhe
der Pyramide beträgt 2a. Berechne die Oberfläche und das Volumen in Abhängigkeit von a.

4. Die Kante eines Würfels ist 8cm lang. Diesem Würfel ist eine Pyramide so einbeschrieben, dass
ihre Spitze mit dem Mittelpunkt der oberen Würfelfläche zusammenfällt. Die Mittelpunkte der
Würfelgrundkanten sind die Ecken der Pyramidengrundfläche. Berechne Oberfläche und Volumen der
Pyramide.

158
8.3. Spitze Körper

5. Bei einer regelmäßigen vierseitigen Pyramide mit der Grundkante a = 5cm sind die Seitenflächen unter
α = 64◦ geneigt.

6. Berechne den Rauminhalt und die Oberfläche der Pyramide.

8.3.2. Gerader Kegel

Definition 50. Gegeben ist ein Kreis mit Mittelpunkt O und Radius r in der Ebene und ein Punkt S im
Raum im Abstand h von der Ebene.

s
Verbindet man alle Kreispunkte mit dem Punkt S, so h
ensteht ein Kegel. Man nennt die Summe der (un-
endlich vielen) Verbindungsstrecken Mantelfläche
und S Spitze des Kegels. O
r

Schiefer Kegel

Definition 51. Entspricht die Strecke OS der Höhe h so nennt man den Kegel gerade.

Satz 46. Für den geraden Kreiskegel gilt:

Grundkreisradius r Grundfläche G=

Höhe h Mantelfläche M=

Seitenlinie des Mantels s= Oberfläche O=

Winkel Grundfl./Seitenkante α= Volumen V =

Kegel und Kegelnetz

159
8. Stereometrie

S S
s

s M
h

G r
O
r O

Aufgabe 156. 1. Der Mantel eines Kegels mit dem Grundkreisradius r = 2 cm ergibt ausgerollt einen
Viertelkreis. Berechnen Sie Oberfläche und Volumen des Kegels!

2. Ein Kegel und ein Zylinder haben gleiche Grundfläche, gleiche Höhe und gleiche Mantelfläche. Berech-
nen Sie den Mittelpunktswinkel (Bogenmaß und Gradmaß!) des Kreissektors, der beim Abrollen des
Kegelmantels entsteht!

3. Bei einem Kegel mit dem Grundkreisradius r = 6 cm ist die Oberfläche 1,8 mal so groß wie die
Mantelfläche.

(a) Bestätigen Sie durch Rechnung, dass die Mantellinie s dieses Kegels eine Länge von 7,5 cm besitzt.

(b) Berechnen Sie den Mittelpunktswinkel α, der sich bei der Abwicklung dieses Kegelmantels ergibt.

4. (Mathe-Olympiade 2010) Ein Kegel hat ein Volumen von 1m3 . Man schneidet ihn parallel zur Grund-
fläche in einer Entfernung von einem Viertel der Höhe von der Spitze aus gemessen ab. Man erhält so
einen neuen Kegel. Wie groß ist dessen Volumen?
1 3 3 3 27 3 48 3 63 3
(A) m (B) m (C) m (D) m (E) m
64 64 64 64 64

8.4. Stumpfe Körper

Definition 52. Trennt man den oberen Teil einer Pyramide oder eines Kegels ab, so nennt man den
Restkörper Pyramiden- bzw. Kegelstumpf. Dabei soll die Trennung so erfolgen, dass die entstehende
Deckfläche parallel zur Grundfläche ist.

8.4.1. Pyramidenstumpf

Satz 47. Für den geraden Pyramidenstumpf (mit quadratischer Grundfläche) gilt:

Seite der Grundfläche a Grundfläche G1 =

160
8.4. Stumpfe Körper

Seite der Deckfläche b Deckfläche G2 =

Höhe des Stumpfes h Mantelfläche M=

Höhe der Seitenfläche hs = Oberfläche O=



V = h3 G1 + G1 · G2 + G2

Volumen
h 2 2
3 a + ab + b

Pyramidenstumpf und Netz des Pyramidenstumpfes

G2 b
b
b G2

h hs hs

G1 a

a
G1 a

Aufgabe 157. Beweise die Formel für das Volumen des Pyramidenstumpfes mit der Grundfläche G1 Deck-
fläche G2 und Höhe h.

Beweis. Idee:
Der Beweis für das Volumen ist nicht ganz einfach; folgender Hinweis
und die Skizze sollten hilfreich sein. Dazu sei x die Höhe der kleinen ab-
geschnittenen Pyramide. Dann erhalten wir aus dem Strahlensatz eine
Gleichung, die kann nach x umgeformt werden. Die Differenz der Volu-
mina der Pyramiden (groß minus klein) und die Bedingung x ergeben
dann die gewünschte Formel.

8.4.2. Kegelstumpf

Satz 48. Für den geraden Kegelstumpf gilt:

Radius der Grundfläche r1 Grundfläche G1 =

Radius der Deckfläche r2 Deckfläche G2 =

Höhe des Stumpfes h Mantelfläche M=

Seitenlinie s= Oberfläche O=

161
8. Stereometrie

Volumen V =

Kegelstumpf und Netz des Kegelstumpfes

G2
r2

G2 r2 M

h s
r1
G1 r1
G1

Beweis. Idee: der Beweis für das Volumen ist dem des Pyramidenstumpfes sehr ähnlich. Wieder benötigt
man den Strahlensatz.

Aufgabe 158. Moodle-Aufgabenblock

8.5. Polyeder

Aufgabe 159. 1. Suche im Internet nach Bildern zu Polyedern. Halte mal nach tollen Sternen oder
anderen coolen Objekten Ausschau. Dabei kann es mathematisch recht schnell kompliziert werden.
Schau dir mal Eigenschaften von solchen Objekten an, hier brauchst du noch nichts zu rechnen :-).
Was benötigt man beispielsweise beim Nähen von einem klassischem“ Fußball?

2. Beantworte die folgenden Fragen schriftlich:

(a) Wie ist ein Polyeder definiert?

(b) Nenne 3 Beispiele von Polyedern, die wir noch nicht behandelt haben.

(c) Was versteht man unter den Platonischen Körpern?

(d) Wie heißen sie? Wieviele gibt es?

(e) Woher stammen die Namen dieser Körper?

162
8.6. Drehkörper - Rotationskörper

(f) Findest du einen Zusammenhang (Formel) zwischen der Anzahl der Ecken E, der Anzahl der
Flächen F und der Anzahl der Kanten K, welcher bei allen Platonischen Körpern gilt? Wie heißt
diese Formel?

(g) Was versteht man unter den Archimedischen Körpern?

(h) Ist ein Fußball ein Polyeder? Kann man ihn basteln? Wie?

(i) Was fasziniert dich in diesem Zusammenhang?

3. Bastle mindestens einen Platonischen Körper (farbiger Karton wünschenswert) - je komplexer, umso
mehr Punkte wert.

4. Gegeben ist ein Oktaeder mit der Seitenlänge a. Berechne Volumen und Oberfläche und den Winkel
M ES mit M (Mittelpunkt), E (eine der 4 Ecken), S (eine der 2 Spitzen).

5. Gegeben ist ein reguläres Tetraeder mit der Kantenlänge a. Berechne den Radius der Umkugel und
der Inkugel.

Aufgabe 160. Die 5 platonische Körper sind jeweils Volumensgleich mit einer Kugel mit Radius r. Bist
du in der Lage die Formeln für die Seitenlängen in der folgenden Veranschaulichung zu überprüfen? https:
//www.geogebra.org/m/TEHEN8nt

Aufgabe 161. Mit Zahnstocher und Erbsen können Körper gebastelt werden. Möglichkeiten und Ideen
finden sich hier:

3te/stereometrie/materialien/StereometriemitErbsenundZahnstocher001

Aufgabe 162. Online Test Moodle

Aufgabe 163. Maturaaufgaben zum Thema finden sich in der OneNote-Aufgabensammlung

8.6. Drehkörper - Rotationskörper

Rotationskörper entstehen durch Rotation einer Fläche um eine Achse. So ist auch ein Zylinder (Drehung
eines Rechtecks) und ein Kegel (Drehung eines Dreiecks) ein Rotationskörper.

Beispiel 62. Dreht man hingegen eine Parabel, eine Ellipse, eine Hyperbel, einen Halbkreis, einen Kreis,
so entstehen ein Paraboloid, ein Ellipsoid, ein Hyperboloid, eine Kugel, ein Torus.

(1. Zeile Ellipsoid, Paraboloid / 2. Zeile Hyperboloid, Torus, zwei weitere kompliziertere Körper)

163
8. Stereometrie

Aufgabe 164. Stereometrie mit Mupad

Platonische Körper und mehr: Bekannte Körper aus der Stereometrie können in Mupad gezeichnet
werden. Hier ein Beispiel:

Iso:=plot::Icosahedron(Center=[0,0,0], Radius=1):
plot(Iso)

Die platonischen Körper schön aneinandergereiht? Hier bitte:

plot(plot::Hexahedron (Radius = 1.5, Center = [0, 0, 0]),


plot::Tetrahedron (Radius = 1.5, Center = [4, 0, 0]),
plot::Octahedron (Radius = 2.0, Center = [8, 0, 0]),
plot::Icosahedron (Radius = 2.5, Center = [13, 0, 0]),
plot::Dodecahedron(Radius = 3.0, Center = [19, 0, 0]),
Axes = Frame);

(Siehe Mupad-Hilfe Suche: Tetraeder)

Rotationskörper: Mupad-Hilfe - der Befehl heißt:


XRotate bzw. ZRotate
Beispiel:
plot(plot::ZRotate((x^2),x=-1..1))
Oder vielleicht doch lieber animiert? Viel Spaß beim
Probieren!!!
plot(plot::ZRotate(x^2,x=-1..1,AngleRange=-a.
.a,a=0..PI))

Weiterführender Links:

(ab Seite 71)

http://math-www.upb.de/~acrowley/MuPAD/img/band-4.pdf

So, jetzt darfst du selbst einen Rotationskörper entwerfen - was fällt dir ein? Viel Spaß!

164
8.7. Kugel

8.7. Kugel

Definition 53. Eine Kugel entsteht durch Drehung eines Halb-


kreises um den Durchmesser.

Satz 49. Für die Kugel mit Radius r gilt:

Oberfläche O = 4r2 π Volumen V = 34 r3 π

Beweis. .

1. zu zeigen: Volumen V = 43 r3 π

Es gibt mehrere mögliche Beweismethoden. Hier gehen wir wie Archimedes (287 v.Chr. - 212 v. Chr.)
vor - ein verblüffender und genialer Beweis:

Einem Zylinder der Höhe r und Grundradius r wird ein Kreiskegel eingeschrieben und herausgeschnit-
ten. Wir zeigen jetzt mit Hilfe des Satzes von Cavallieri, dass dieser Restkörper“ das gleiche Volumen

hat wie eine Halbkugel mit gleichen Radius r. Anschließend kann das Volumen des Restkörpers und
somit auch das Volumen der Halbkugel (und damit schließlich das Volumen der Kugel) sehr einfach
als Differenz von Volumen des Zylinders und Volumen des Kegels berechnet werden.

Veranschaulichung: 3te/stereometrie/materialien/kugelvolumen.ggb

Zunächst muss bewiesen werden, dass für jedes 0 < h < r die Fläche des Kreisringes und die Fläche
des entsprechenden Kreises (vgl. Abb.) gleich groß ist. Es muss also versucht werden, sowohl Kreisring
als auch Kreis durch die Variablen r und h auszudrücken:

Fläche Kreisring Fläche Kreis

VHalbkugel = VRestkoerper = VZylinder − VKegel =

daraus folgt: VKugel = 43 r3 π

2. zu zeigen: Oberfläche O = 4r2 π

165
8. Stereometrie

Idee: die Kugel wird in (unendlich viele) kleine Pyramiden zerlegt, de-
ren Spitzen sich im Kugelmittelpunkt vereinen. Die Seitenkanten dieser
kleinen Pyramiden wären dann alle gleich dem Kugelradius r. Würde
man die Grundflächen so winzig klein annehmen, dass sie punktförmig
die ganze Kugeloberfläche bedecken, so kann man die Höhen h der Py-
ramiden den Seitenkanten r gleichsetzen: h = r. Dann ergibt sich das
Volumen der Kugel aus der Summe der ganzen einzelnen Pyramiden
(die Summe aller Grundflächen ergibt dann die Kugeloberfläche):

VKugel = V1 + V2 + . . .
4 3 A1 · r A2 · r
r π = + + ...
3 3 3
4 3 r
r π = · (A1 + A2 + . . . )
3 3
4 3 r
r π = ·O
3 3
4r2 π = O

Aufgabe 165. Aufgaben auf Maturaniveau:

1. In welchem Verhältnis stehen die Volumen von Zylinder, Kugel und Kegel mit gleichem Durchmesser
und gleicher Höhe?

2. Es sei r der Radius des kleineren Kreises. Die Figur rotiert um die eingezeichnete Achse.

Wie verhalten sich


(a) die Oberflächen
(b) die Rauminhalte

der drei Rotationskörper?

3. Berechne die Mantelfläche des geraden Kreiskegels, der einer gegebenen


√ Kugel mit Radius r umschrie-
ben wird und dessen Spitze von der Kugeloberfläche die Entfernung r 2 hat.

4. Gegeben sei eine Kugel mit Mittelpunkt O und Radius r. Bestimmen Sie:

(a) das Volumen des geraden Kreiskegels k, der der Kugel umbeschrieben ist in Abhängigkeit der
Höhe x.

(b) den geraden Kreiskegel k 0 , der der Kugel einbeschrieben ist in Abhängigkeit der Höhe x.

(c) ...

2
5. Zeigen Sie, dass das Volumen einer Kugel gleich 3 des Volumens des umgeschriebenen Zylinders ist!

166
8.7. Kugel

Aufgabe 166. Maturaaufgaben zum Thema finden sich auch in der OneNote-Aufgabensammlung: Seite
Stereometrie - Stichwort Kugel“

8.7.1. Kugelteile

Kugel Kugelabschnitt Kugelschicht Kugelausschnitt


(Kugelsegment) (Kugelsektor)

Definition 54. Wird eine Kugel von

• einer Ebene geschnitten, so nennt man

– den Mantel des Kugelteils Kugelkappe (oder Kalotte)

– das Volumen Kugelabschnitt (oder Kugelsegment)

• zwei Ebenen geschnitten, so nennt man

– den Mantel Kugelzone

– das Volumen Kugelschicht

Ein Kugelausschnitt (bzw. Kugelsektor) wird hingegen von einem Kugelabschnitt und dem dazugehörigen
Kegel, dessen Spitze im Kugelmittelpunkt liegt, gebildet.

Satz 50. Für die Kugelteile einer Kugel mit Radius r gilt:

Kugelkappe (Kugelkalotte oder Haube): M = 2πrh = π(R2 + h2 )

πh2
Kugelabschnitt (Kugelsegment): V = 3 (3r − h) =
π 2 2
6 (3R + h )h

Kugelzone: M = 2πrh

πh
3R12 + 3R22 + h2

Kugelschicht: V = 6

Kugelausschnitt (Kugelsektor): V = 32 πr2 h

Beweis. Beweis: Kugelkappe: M = 2rπh

167
8. Stereometrie

Tipp: Mit einer einfachen Verhältnisrechnung zur gesamten Kugeloberfläche ist die Formel herleitbar.

M h Oh
O = 2r ergibt M = 2r = 4r2 πh/(2r) = 2rπh

πh2
Beweis: Volumen Kugelabschnitt V = 3 (3r − h)

Die Beweisidee ist die selbe wie beim Beweis des Kugelvolumens - diesmal ergibt sich der Restkörper
aus der Differenz zwischen Zylinder und Kegelstumpf.

Nach dem Prinzip des Cavalieri haben die dunkel vervorgehobenen Körper das gleiche Volumen. Dies
wurde schon gezeigt, so reicht es das Volumen des Restkörpers zu berechnen, welches aus der Differenz
eines Zylinders (mit Grundkreisradius r und Höhe h) und eines Kegelstumpfs (mit den Grundkreisra-
dien r und (r − s) und Höhe h) entsteht. Die Variable s muss mit Hilfe des Strahlensatzes (wieder -
vgl. Beweis Kugelvolumen) durch einen Ausdruck mit h und r ersetzt werden:

V = VZylinder − VKegelstumpf
1
= r2 πh − πh((r − h)2 + (r − h)r + r2 )
3
= ...
1
= π(rh2 − h3 )
3

Beweis Kugelzone: M = 2rπh

Tipp: Die Kugelzone kann als Differenz von zwei Kugelkappen hergeleitet werden.

Es sei h1 die Höhe der kleinen Kugelkappe und h+h1 die Höhe der großen. Dann gilt für die Kugelzone:
M = MKugelkappe groß − MKugelkappe klein = 2πr(h + h1 ) − 2πrh1 = 2πrh.

Beweis: Volumen Kugelschicht: Das komplizierteste Problem ist wohl, das Volumen einer Kugelschicht
herzuleiten. Die Höhe h dieser und der Radius r der Kugel reichen nicht aus, um das Volumen eindeutig
zu bestimmen. Also braucht man die beiden Radien a und b der Grundkreise. Zunächst fasst man alles
zusammen, was man ’hat’. Allgemein gilt ja

(y − x)(y 2 + xy + x2 ) = y 3 − x3 sowie (x2 − y 2 ) = (y − x)(y + x)

168
8.7. Kugel

Es ist offensichtlich, dass h = t − s gilt. Außerdem gilt, weil die Dreiecke ABC und ABD bei C bzw.
D einen rechten Winkel habe, der Höhensatz:

Nun ist das Volumen die Differenz von zwei Kugelabschnitten, deren Höhen t bzw. s sind:

Beweis: Volumen Kugelausschnitt (Kugelsektor) V = 23 πr2 h

169
8. Stereometrie

Wie aus der Abbildung ersichtlich, besteht ein Kugelausschnitt aus einem Kegel (mit dem Grund-
kreisradius u und der Höhe r − h) und einem Kugelabschnitt (mit der Höhe h und dem Kugelradius
r). Demnach ergibt sich das Volumen aus der Summe dieser beiden Körper. Man beachte, dass die
Variable u nicht in der Formel vorkommt und deshalb durch die Variablen r und h (diesmal mit Hilfe
des pythagoräischen Lehrsatzes) ersetzt werden muss.

h
VKugelausschnitt = VKegel + VKugelabschnitt u
r−h
πu2 (r − h) πh2 r
= + (3r − h)
3 3
= ...
π
= (2r2 h)
3

8.7.1.1. Übungen Kugelteile

(Lehrerhinweis: Aufgabenblock steht zum Teil als Moodle-Parameter-Aufgaben zur Verfügung!)

Aufgabe 167. 1. Eine Kugel mit der Oberfläche O wird von einer Ebene im Abstand a vom Kugelmit-
telpunkt geschnitten. Berechne die Fläche F des Schnittkreises!

2. Einer Kugel
√ vom Radius r ist eine regelmäßige vierseitige Pyramide, dessen Seitenkante sich zur Grund-
seite wie 5 : 2 verhält, umschrieben.

(a) Wie groß sind Volumen und Oberfläche der Pyramide?

(b) Eine Schnittebene durch die Berührungspunkte der Kugel mit den Seitenflächen der Pyramide
zerlegt die Kugel in 2 Teile. Wie verhalten sich deren Rauminhalte und Oberflächen?

3. Eine Kugel ist durch eine Ebene in zwei Segmente zerlegt, deren Hauben sich wie 5 : 11 verhalten. Wie
groß sind die beiden Segmente, wenn die Differenz ihrer Höhen 6 beträgt?

4. Von einer Kugel mit dem Radius 30cm soll ein Stück so abgeschnitten werden, dass die Haube (Kalotte)
dieses Abschnitts 1,5mal so groß ist wie der Schnittkreis.

(a) Berechne das Volumen dieses Kugelsegments!

(b) Wie verhalten sich die Flächen der beiden Kugelhauben H1 und H2 , in die die Kugel durch die
Ebene des Schnittkreises zerlegt wird?

5. Eine Kugel wird durch die Ebene eines Schnittkreises, dessen Fläche F = 800π ist, in zwei Hauben
zerlegt, deren Flächen sich wie 1 : 2 verhalten.

(a) Wie groß ist der Kugelradius?

(b) In welchem Verhältnis stehen die Rauminhalte der so entstandenen beiden Kugelsegmente?

6. Zwei gleich große Kugeln (Radius r) mit den Mittelpunktsabständen 2a (< 2r) durchdringen einander.
Wie groß ist das Volumen des den beiden Kugeln gemeinsamen Körpers? Nach allgemeiner Lösung
spezielle Lösung für r = 7 und 2a = 10!

170
8.7. Kugel

7. An einem Kugelsektor (Kugelradius r) verhält sich seine Haubenfläche zum zugehörigen Kegelmantel
wie 2 : 3.

In welchem Verhältnis steht das Volumen bzw. die Oberfläche des Kugelsegmentes zum Volumen bzw.
zur Oberfläche des Kegels?

8. In welchem Abstand x vom Mittelpunkt einer Kugel mit dem Radius r muss eine Ebene gelegt werden,
damit die Haube des kleineren Abschnittes gleich dem Mantel des zum entsprechenden Kugelsektor
gehörigen Kegels ist?

9. Eine Halbkugel vom Radius r = 6 wird in halber Höhe durch eine Ebene parallel zur Grundkreisfläche
geschnitten. Berechne die Rauminhalte und Oberflächen beider Teile.

10. Bei einer Kugel ist die Oberfläche einer 12cm hohen, von zwei gleichgroßen Kreisen begrenzte Schicht
220,5πcm2 .

(a) Wie groß ist das Volumen der Kugelschicht?

(b) In welchem Verhältnis steht eine der beiden Kugelhauben zur Kugelzone?

(c) Zeige, dass die beiden Hauben und die Zone zusammen die Kugeloberfläche bilden!

11. Rotiert ein Kreis, ein ihm umbeschreibendes Quadrat und ein dem Kreis umbeschriebenes gleichseitiges
Dreieck, dessen Höhe parallel zu einer Quadratseite ist, um diese Höhe, so entstehen Drehkörper. In
welchem Verhältnis stehen deren Oberflächen und Rauminhalte?

12. Der Mantel eines geraden Drehzylinders, dessen Radius % der n-te Teil seiner Höhe h ist, ist halb so
groß wie die Oberfläche einer Kugel mit dem gegebenen Radius r.

(a) Wie groß ist die Höhe des Zylinders?

(b) Wie verhalten sich die Rauminhalte beider Körper?

13. Ein gleichseitiger Kegel und eine Kugel haben gleich große Oberflächen. Wie verhalten sich die Raum-
inhalte beider Körper?

14. Einer Kugel vom Radius r = 6cm ist ein gerader Drehkegel vom Radius % = 3 3 einbeschrieben.

(a) In welchem Verhältnis stehen die Rauminhalte beider Körper?

(b) Wie groß ist das Volumen des ausgehöhlten Kugelrestes?

15. Von einer Kugel (Radius r) werden durch zwei parallele Ebenenen zwei gleichgroße Segmente mit je
dem Radius 35 r abgeschnitten. Auf die beiden Schnittkreise werden zwei gerade Drehzylinder von je
der Höhe r gesetzt. Welches Volumen und welche Oberfläche hat der Gesamtkörper?

Aufgabe 168. Übung Computerraum:

Öffne die Seite http://www.cybernautenshop.de/virtuelle_schule/lehrinhalte_index2.html und ge-


he zum den abgebildeten Kapiteln. Gute Arbeit!

171
8. Stereometrie

8.8. Übungen - einige Maturaaufgaben

Aufgabe 169. Maturaaufgaben zum Thema finden sich in der OneNote-Aufgabensammlung

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