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Die Assimilierung der deutschsprachigen Bevölkerung

Darunter versteht man den Versuch, die deutschsprachige Bevölkerung Südtirols umzuerziehen
und zu „italianisieren“. Diesbezügliche Maßnahmen waren:

• Auflösung der deutschen und Einführung einer rein italienischen Schule. Wollten die
deutschen Lehrkräfte weiter unterrichten, mussten sie um eine Lehrbefähigung ansuchen,
die nur bei ausreichenden Italienischkenntnissen vergeben wurde. In der Folge wurden
viele Lehrpersonen entlassen.

• Das Gebot des ausschließlichen Gebrauchs der italienischen Sprache im öffentlichen Leben
(Ämter, Gericht, Geschäftsbezeichnungen, Grabinschriften, usw.).

Gerichtsgebäude in Bozen

• Übersetzung der Südtiroler Orts- und Familiennamen

• Entfernung von deutschen Kulturdenkmälern (Walther-Denkmal, Laurin-Brunnen, usw.) und


Errichtung von faschistischen Denkmälern (Siegesdenkmal, Ossarien an den Staatsgrenzen,
Alpini-Denkmal in Bruneck („Kapuziner Wastl“) und architektonischen Werken (Gebäude
der Freiheitsstraße, Gerichtsgebäude).

Josef Noldin

Der Widerstand der Südtiroler war vorwiegend passiver Natur. Kanonikus Michael Gamper
organisierte Geheimschulen (nach den Verstecken der im alten Rom verfolgten Christen als
Katakombenschulen bezeichnet), in denen Deutschunterricht erteilt wurde. Die Lehrerinnen
wurden zunächst in Südtirol in Gruppen, die als Nähkurse o. Ä. getarnt waren, ausgebildet. Später
war die Abhaltung dieser Kurse nur noch im Ausland möglich. Auf diese Weise wurden rund 200
Lehrerinnen ausgebildet. Diese tarnten sich oft als Bäuerinnen und unterrichteten die
"Schulklassen" nach Schulschluss auf Bauernhöfen, in Schuppen oder Gaststätten. Wurde eine
Katakombenschule entdeckt, mussten Lehrer und Eltern mit drakonischen Geldstrafen,
Freiheitsentzug oder Verbannung rechnen. So wurde der Salurner Geheimschullehrer Josef Noldin
1927 zu fünf Jahren Verbannung auf die Insel Lipari verurteilt, wo er schwer erkrankte. Er wurde
zwar 1928 begnadigt, starb aber kurz darauf an den Folgen seiner Krankheit. Ab 1935 geriet die
Geheimschule durch das Wirken des „Völkischen Kampfringes“ trotz des Widerstandes von
Kanonikus Gamper zusehends unter nationalsozialistischen Einfluss. So wurden z. B. überwiegend
Lehrbücher aus Deutschland mit der entsprechenden nationalsozialistischen Ideologie verwendet.
Die Majorisierung der Bevölkerung durch Zuwanderung aus Italien

Die Anfang der 20er-Jahre in Südtirol ansässigen Italiener waren größtenteils nach 1919
eingewanderte Beamte, Militärs und Bahnangestellte, die oft wegen ihrer antifaschistischen
Gesinnung nach Südtirol strafversetzt wurden. Die ablehnende Haltung der deutschsprachigen
Bevölkerung führte sie aber in eine zunehmende Abhängigkeit vom Regime. Im September 1933
wurde Giuseppe Mastromattei Präfekt von Bozen. Mit dem von ihm vorangetriebenen Bau der
Industriezone in Bozen begann die Intensivierung der Zuwanderung aus Italien. Ca. 50 Hektar
Obstwiesen wurden Mitte der 30er-Jahre im Süden von Bozen gegen geringes Entgelt enteignet. Es
folgte die Umwidmung in Baugrund und die Ansiedlung von Industrien. In diesen neuen
Unternehmen entstanden tausende von Arbeitsplätzen, die durch Zuwanderer aus anderen
Provinzen besetzt wurden. Parallel dazu wurden für die Arbeiter und deren Familien die neuen
Wohnviertel „Rione Littorio“ und „Rione Dux“ (heute als Europaviertel und Don Bosco bekannt)
erbaut. Hatte Bozen 1921 etwa 30.000 Einwohner, so stieg diese Zahl bis 1939 auf fast 60.000,
wobei die Italiener zur Mehrheit wurden.

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