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Poste Italiane s.p.a.

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Spedizione in Abbonamento Postale-D.L.353/2003
(conv.in L.27/02/2004 n°46)art. 1, comma2, NE Bolzano
Tassa Pagata/Taxe Percue I.R.
ISSN 2531-4874

9 772531 487407

Mitteilungsblatt der Schützen der Alpenregion


44. Jahrgang • erscheint zweimonatlich • N° 3 | Juni 2020 • Bozen · Innsbruck · Kronmetz · Kochel am See

Verrückt nach
Süden!
Der Süden hat seit jeher eine
besondere Anziehungskraft. Für
viele. Manche sind verrückt danach.
Wenn man aber im Süden wohnt –
und dieser Süden zu einem fremden
Staat gehört, dann ist das anders.
Dann hat man bald genug davon.
Und die letzten drei Monate dürften
selbst den letzten Zweiflern die
Augen geöffnet haben. Denn da
hat sich die wahre Qualität unseres
Gastgeberlandes gezeigt. Die
schärfsten Restriktionen, das größte
Chaos und die meisten Opfer. Kaum
jemand in Südtirol sagt mehr: „Uns
geht's ja gut bei Italien“. Die meisten
möchten nur mehr eines sehen: die
Grenze - verrückt nach Süden.

...meint euer Landeskommandant


Jürgen Wirth Anderlan

Bundesstandarte des BTSK, das älteste Feldzeichen von Tirol aus der Zeit von 1500
Foto: Dr. Heinz Wieser

NOT BEWEGT:
Schützen
beliefern
Bund der Tiroler Schützenkom-
3
Altersheime
panien vor 70 Jahren gegründet
von Heinz Wieser

Seit Jahrhunderten sorgten die Tiroler selbst für ihre Landesverteidigung. Vor 70 Jahren wurde
NOT SCHWEISST der Bund der Tiroler Schützenkompanien aus der Taufe gehoben. Bei dieser Neugründung
ZUSAMMEN: waren das Bekenntnis zu Gott und der freiwillige Einsatz für die Heimat auf geistigen, mi-
Der Appell des litärischen, zivilen und wirtschaftlichen Ebenen in Tirol durch landfremde Ideologien und
Schriftleiters
8
Kriegsnöte nicht auszulöschen. Männer mit bürgerlichem Verantwortungsbewusstsein suchten
landauf, landab immer mehr die Gemeinschaft der Schützen auf, weil sie die Ziele und Wert-
vorstellungen des Tiroler Schützenwesens anzusprechen vermochten. Jahr für Jahr entstanden
neue Schützenkompanien. All diese Wiedergründungen führten am 2. April 1950 zur Errich-
NOT MACHT
tung eines alle Kompanien in Nord- und Osttirol umfassenden Verbandes. Am 20. April gab
ERFINDERISCH: sich dann dieser Verband den Namen „Bund der Tiroler Schützenkompanien“. Die Schützen
Das Wörgler sind eine einmalige Organisation. Es gibt nämlich nirgendwo eine Verteidigungsorganisation
Freigeld dieser Art, die so lange besteht. Schon im Jahre 1323 beschlossen die Tiroler Landstände, jeden
12 Tiroler im wehrpflichtigen Alter für die Landesverteidigung einzusetzen. 1416 schloss Herzog
Friedl mit der leeren Tasche den Adel von der Landesverteidigung aus, und 1511 kam es zum
N° 3 | Juni 2020

2 Aus den LANDESTEILEN …

Landlibell. Heute sind die Schützen eine überaus wertvolle gesell- den Schützenbrauch, insbesondere durch die Frage des Schieß-
schaftliche Organisation, die neben der traditionellen Bedeutung wesens und tragen die Trachten der Talschaften des Landes auch
und ihrem grundsatztreuen Integrationscharakter zwischen Alters-, als öffentliches Bekenntnis ihrer freiwillig gewählten Grundsätze.
Berufs- und Meinungsgruppen auch neue Aufgabenstellungen Durch den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union sind die
übernehmen und voll in der Zeit stehen. Aufgabe der Schützen Landesteile des historischen Tirol näher zusammengerückt. Vor 45
ist es deshalb auch, aus der Geschichte lernend die Zukunft zu Jahren haben sich in Innsbruck Vereinigungen und Bünde gleicher
gestalten, indem sie sich jenseits aller Parteipolitik den zukünftigen Zielsetzungen und Anschauungen am 13. April 1975 gefunden und
Problemen stellen und zwar in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Alpenregion der Schützen zusammengeschlossen. Am 17.
in der dörflichen Gemeinschaft. Schwerpunkte sind weiters die September 1995 vereinigten sich am Eduard-Wallnöfer-Platz vor
christliche Erziehung, die intakte Familie, die Erhaltung unserer dem Neuen Landhaus in Innsbruck die drei Schützenbunde Tirols
Kultur und die Pflege des Brauchtums sowie die Bewahrung un- zum „Gesamttiroler Schützenbund - Europaregion Tirol“. Damit
serer Landschaft, die Vertiefung der gesellschaftlichen und wirt- wurde dokumentiert, dass nicht das Rad der Geschichte zurückge-
schaftlichen Beziehungen mit den abgetrennten Landesteilen in der dreht, sondern die Heimat gemeinsam gestaltet werden soll. n
europäischen Region sowie der Dienst am Nächsten. Die Schützen
verstehen sich als positive Kraft unseres Landes und wollen auch
in Zukunft zu brisanten Themen, die Grundzüge der Schützen Richtigstellung „Landesfeier beim Sandwirt“
betreffen, Stellung beziehen. So haben sie sich zur Beibehaltung In der letzten Ausgabe der TSZ wurde auf der Titelseite (1)
der Sonn- und Feiertage mehrmals zu Wort gemeldet. Sie beken- irrtümlich die Überschrift für den Bericht über die Andreas-
nen sich zur Freiheit und Würde des Menschen, sie bewahren Hofer-Landesfeier mit St. Martin angegeben. Richtig sollte es
heißen: Landesfeier beim Sandwirt in St. Leonhard. Wir bitten um
entsprechende Berücksichtigung. Die Schriftleitung n
Innsbruck
von Heinz Wieser

Tirol zu Kriegsende vor 75 Jahren


Das Jahr 1945 ist eines der großen Schick-
salsjahre in der Geschichte Tirols. Die Über-
macht der Alliierten hat den endgültigen
Untergang des Nationalsozialismus und das
Ende des Krieges gebracht, der mit Hundert-
tausenden von Toten an den Fronten und in
den zerbombten Städten und mit ungeheu-
ren Zerstörungen bezahlt werden musste.
Offiziell ging der Zweite Weltkrieg am 8. Mai
1945 zu Ende. Bereits am 27. April 1945 ver-
öffentlichte die provisorische Staatsregierung
unter Führung von Dr. Karl Renner die Un-
abhängigkeitserklärung. Der Bombenkrieg
hatte das Land verwüstet, und allein in Inns-
bruck waren 60 % des Gebäudebestandes
zerstört. Trotz aller Hindernisse wurde der
Wiederaufbau des Landes sofort in Angriff Mehr als 155.000 Südtiroler, praktisch die gesamte erwachsene Bevölkerung, bekräftigten
genommen. Mit Bedauern sah die Tiroler durch ihre Unterschrift ihren Willen zur Wiedervereinigung des zerrissenen Landes.
Bevölkerung im Juli 1945 die Amerikaner Landeshauptmann Karl Gruber (Mitte) und Bundeskanzler Leopold Figl (rechts) nehmen in
abziehen und den Einzug französischer Innsbruck die Unterschriften entgegen.
Truppen, nachdem unser Land der mit Vor-
arlberg gebildeten französischen Besatzungs- auch die früheren politischen Parteien be- gemacht, trotzdem wurden die Osttiroler
zone zugeteilt worden war. Aber schon bald rücksichtigt wurden. Der von den Amerika- Abgeordneten, die kurzfristig ihr Mandat in
erwies sich der französische Hochkommissar nern als Landeshauptmann eingesetzte Chef Klagenfurt ausgeübt hatten, bald wieder in
General Béthouart als wahrer Freund Tirols, des Tiroler Widerstandes, Dr. Karl Gruber, den Tiroler Landtag einberufen. Schließlich
der auf die Befindlichkeiten der Bevölkerung berief für den 10. Juli 1945 die „Provisorische erfolgte am 26. September 1947 die Rück-
verständnisvoll Rücksicht nahm und die Landesversammlung“ zu ihrer ersten Sitzung gliederung Osttirols nach Verhandlungen
Besatzungsmacht – ganz im Gegensatz zum ein. Mit einer einstimmig angenommenen zwischen dem britischen und dem franzö-
Osten – stets im Hintergrund hielt. Die Ent- Erklärung der Tiroler Volkspartei, der Sozi- sischen Hochkommissar, bei denen Tirol
nazifizierung vollzog sich in Tirol in gleicher aldemokratischen Partei, der Kommunisti- vom damaligen Landesrat DDr. Alois Lugger
Weise wie in den anderen Bundesländern. schen Partei und der Widerstandsbewegung vertreten wurde.
Das politische Leben knüpfte Anfang Mai stellte die Landesversammlung die politische Beschäftigte sich der Tiroler Landtag im ers-
1945 an den „organisierten Widerstand ge- Position des Landes klar. Ein Sonderproblem ten Nachkriegsjahrzehnt fast ausschließlich
gen den Nationalsozialismus“ an. Bereits vor stellten der Bezirk Lienz und seine Vertre- mit wirtschaftlichen Problemen, so gab es
dem Einmarsch der Amerikaner hatte sich tung im Landtag dar. Die Angliederung doch ein hochpolitisches Thema, das in den
ein Exekutivausschuss der Widerstandsbewe- Osttirols an Kärnten in der nationalsozialisti- ersten beiden Jahren 1945 und 1946 immer
gung gebildet, bei dessen Zusammensetzung schen Ära wurde zunächst nicht rückgängig wieder behandelt wurde, nämlich Südtirol.
Hilfsbereitschaft in Krisenzeiten

Aus den LANDESTEILEN … 3


Behandlung der Südtiroler durch die Italie-
ner darauf hinwies, dass „Nachbarvölker sich
das Leben verbittern und vergällen, sich aber
auch viel geben könnten“. Diese schon sehr
früh von Gamper ausgesprochene Vision der
Versöhnung konnte erst Jahrzehnte danach
mit dem Autonomiestatut verwirklicht wer-
den. Die Bedeutung des Staatsvertrages vor
65 Jahren am 15. Mai 1955 schließlich wurde
im Tiroler Landtag nicht nur darin gesehen,
dass nun Österreich und damit Tirol frei,
souverän und ein vollwertiges Mitglied der
Völkergemeinschaft wurde, sondern auch
in der mit dem Staatsvertrag in Verbindung
stehenden Neutralität. Der Präsident des
Schwere Bombenschäden in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck Fotos: Land Tirol Tiroler Landtages, Johann Obermoser, sah
in dieser eine Erleichterung für ein „gutes
Naturgemäß waren die Südtiroldebatten bis der Beratung der Grenzen Italiens die Frage Einvernehmen mit allen unseren Nachbarn,
zum Gruber-Degasperi-Abkommen sehr gerecht zu entscheiden und den seinerzeiti- und für uns in Tirol gilt dies im Besonderen“.
häufig, glaubte man doch zuversichtlich, gen Fehler wieder gutzumachen. Dieser Ap- Österreich und damit Tirol wurden nicht nur
da nun auch Italien zu den Verlierern des pell verhallte wie viele andere österreichische endgültig frei, sondern gewannen auch stark
Krieges gehörte, dass die Unrechtsgrenze von Initiativen ungehört. Im Friedensvertrag mit an Identität; ja man kann mit Fug und Recht
1919 beseitigt werden würde. Im Landtag Rom wurde Südtirol erneut Italien zugespro- behaupten, dass dieses historische Ereignis
wurde daran erinnert, dass dieser niemals die chen. Der einzige Erfolg war das Gruber- wesentlich zur Ausbildung einer „österrei-
Zerreißung Tirols anerkannt habe und der Degasperi-Abkommen, das eine spätere chischen Nation“ beitrug. n
Anspruch Tirols auf Südtirol im Einklang Internationalisierung des Südtirolproblems
mit allen natürlichen, historischen, kulturel- zuließ und schließlich, aber erst nach Jahr-
len und geographischen Voraussetzungen zehnten, Südtirol eine tragfähige Autonomie
stehe. Besonders der Zweite Weltkrieg habe ermöglichte. Nach dem Gruber-Degasperi-
gezeigt, dass die strategischen Argumente Abkommen von 1946 gab es ein Jahrzehnt
Italiens für die Brennergrenze von 1919 im lang keine ausführliche Südtiroldebatte im
Zeitalter des Luft- und Bombenkrieges hin- Landtag mehr. Erst am 20. Februar 1956 fand
fällig geworden seien. Am 1. Februar 1946 wieder eine Gedenksitzung statt, in der Lan-
appellierte der Landtag an die Alliierten, bei desrat Dr. Hans Gamper mit Bezug auf die

Bozen
von Richard Andergassen

Schützen beliefern Sozialeinrichtungen mit Desinfektionsmittel


Am Karfreitag, den 10. April 2020 haben 17 Schützen alle 78 die Ostergeschenke des Bischofs für die Alten- und Seniorenheime
Sozialeinrichtungen in Südtirol mit Desinfektionsmittel und Biozid mitgeliefert. Sammelstelle war das Zivilschutzzentrum in Bozen. Von
(Chlorwasser) beliefert. Hergestellt wurde das Desinfektionsmittel dort aus wurden alle Landesteile beliefert. „Die Frauen und Männer
von der Firma Roner in Tramin. Insgesamt wurden 3.640 des Südtiroler Schützenbundes werden weiterhin an vorderster
Liter Desinfektionsmittel und 1.160 Liter Biozid an alle Front mithelfen, zum Schutz einer Generation, der wir so vieles
Sozialeinrichtungen zugestellt. Bei dieser Gelegenheit wurden auch verdanken“, so Landeskommandant Jürgen Wirth Anderlan. n

Foto: © Südtiroler Schützenbund


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4 Aus den LANDESTEILEN …


Innsbruck
von Heinz Wieser

Innsbruck wurde vor 600 Jahren Residenzstadt


Zwar durfte sich Innsbruck schon unter den
Görzern mancher Förderung erfreuen, auch
wurde die Stadt zum Schauplatz glänzender
Hoffeste, letztlich aber nahm Innsbruck
bis zum Ende des 14. Jahrhunderts im
Vergleich mit den übrigen Tiroler Städten
keine bevorzugte oder hervorragende Stel-
lung ein. Dies änderte sich erst, nachdem
Tirol 1363 in den Verband der habsburgi-
schen Erblande trat. Ab diesem Zeitpunkt
wurde Tirol nicht mehr nur als Nord-Süd-
orientiertes Passland des Italienhandels
und der Romzüge der deutschen Könige
betrachtet, sondern fungierte nun auch als
wichtiges Bindeglied zwischen den öster-
reichischen Ländern im Osten und den
althabsburgischen Besitzungen im Wes-
ten, denen gerade in der 2. Hälfte des 14. Am 28. Februar 1420 kaufte Herzog Friedl mit der leeren Tasche in der Innsbrucker Altstadt
Jahrhunderts weitere Territorien, wie z.B. zwei Bürgerhäuser an der Ecke zur Pfarrgasse (Kaiser Maximilian errichtete dort das Gol-
die Stadt Freiburg i. Br. (1368) hinzugefügt dene Dachl) und ließ sie zu seiner neuen Residenz, genannt „Neuer Hof“, adaptieren. Damit
wurden. Unter diesen geänderten Voraus- wurde er zum eigentlichen Begründer der habsburgischen Residenz in Innsbruck.
setzungen lag die alte Residenz auf Schloss
Tirol bei Meran auf die Dauer zu sehr chischen Verbindungslinie von Wien über „Ofenloch“ dar. Spätestens seit der Fertig-
abseits der Hauptverbindungslinien von die Steiermark, Kärnten, das Drau- bzw. stellung des „Neuen Hofes“ hat sich Fried-
Wien in die Schweiz, ins Elsass und in den Pustertal und den Brenner weiter nach rich vorwiegend in Innsbruck aufgehalten.
Breisgau und wurde daher nach und nach Westen geradezu konkurrenzlos als Verwal- Die überwiegende Zahl der nach 1420 von
als Hauptresidenz aufgegeben. Innsbruck tungsmittelpunkt nicht nur Tirols, sondern ihm ausgestellten Urkunden ist deshalb
hingegen bot sich in dieser Situation durch auch der Lande vor dem Arlberg an. Für in Innsbruck datiert. Ebenso lässt das die
seine günstige Lage sowohl am Wasserweg Herzog Friedrich IV., der durch mehre- Jahre 1427 bis 1437 umfassende Tagebuch
Inn-Donau, als auch an der innerösterrei- re Zukäufe den Hofgarten zu erweitern des Brixner Fürstbischofs Ulrich Putsch
fortfuhr, lagen zwei Häuser am Ostrand klar erkennen, dass sich in Innsbruck schon
der Altstadt zu weit abseits, weshalb er am während dieser Jahre das farbige Leben
28. Februar 1420 zwei Bürgerhäuser am einer Residenzstadt bzw. eines weitgehend
Stadtplatz bzw. an der Ecke zur Pfarrgasse sesshaft gewordenen Hofes entwickelt hat.
ankaufen und sie zu seiner neuen Residenz, Es ist interessant, dass die zahlreichen
genannt „Neuer Hof “, adaptieren ließ. wegen Burgund im Zeitraum von 1430 bis
Damit wurde Friedrich zum eigentlichen 1439 vom französischen König Karl VII.
Begründer der habsburgischen Residenz an Herzog Friedrich abgesandten Boten
in Innsbruck. Die Sesshaftwerdung des ohne Ausnahme in Innsbruck empfangen
landesfürstlichen Hofes in Innsbruck hatte wurden und dass sämtliche mit ihnen
selbstverständlich auch die Ansiedlung der gepflogenen Verhandlungen in Innsbruck
zentralen Verwaltungsbehörden hierher stattfanden. Dass Friedrichs Sohn, Herzog
und den Zuzug des Landadels, der Be- Sigmund, in Innsbruck geboren und am
amtenschaft sowie kultureller und wirt- 28. Oktober 1427 hier getauft wurde, dass
schaftlicher Kräfte wie Handwerker etc. 1432 Friedrichs zweite Gemahlin Anna von
zur Folge. Kurzum, Innsbruck wurde nun Braunschweig höchstwahrscheinlich und er
die Residenzstadt und Verwaltungsmet- selbst 1439 in Innsbruck verstorben sind,
ropole Tirols mit allem, was dazu gehörte. Friedrich sogar nachweisbar in seiner Resi-
Die beiden zum „Neuen Hof “ adaptier- denz am Stadtplatz, mag in Zusammenhang
ten Bürgerhäuser am Stadtplatz stellten mit der Residenzwerdung Innsbrucks eben-
übrigens den Ausgangspunkt für das durch falls interessant erscheinen. Heute erinnern
spätere Zukäufe erheblich erweiterte heu- in Innsbruck nur noch das von ihm gestifte-
tige Goldene-Dachl-Gebäude im Geviert te Votivbild mit seinem Porträt in der
zwischen der Herzog-Friedrich-Straße und Wiltener Basilika und die nach diesem Bild
der Badgasse sowie zwischen der Pfarrgas- gestaltete Bronzestatue in der Hofkirche an
Das von Herzog Friedl mit der leeren Tasche se und dem ehemaligen Durchgang zum diesen sehr populären Landesfürsten. n
gestiftete Votivbild mit dessen Porträt in
der Wiltener Basilika in Innsbruck
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Aus den LANDESTEILEN … 5


Bozen
von Lukas Wegscheider

Husten. Wir haben ein Problem


Nun hat es uns also getroffen. Das kleine
hinterlistige COVID-19-Dingsbums. Or-
dentlich, mit Fieber, Atemnot und Husten,
eben. Seit einer gefühlten Ewigkeit stehen
wir nun still. Beziehungsweise: drehen uns
im Kreis. Das soziale Leben, Betreuung
der Kleinsten, die Bildung, die Wirtschaft,
Tourismus sowieso, das für unser Südtirol
so wichtige Vereinsleben. Alles ist herunter-
gefahren worden, alles eingeschläfert. Auch
die Schützenzeitung ist dieses Mal stark
abgemagert. Klar, die einzelnen Kompa-
nien haben zur Zeit ihre Tätigkeiten total
zurückschrauben müssen.
Da hatte der LK-Stellvertreter Renato des
Dorides den Schwung und die Schaffens-
freude seines Vorgängers Mjr. Günther
Mairhofer so begeistert auf- und mitgenom-
men und die ersten Ausgaben so spannend
(mit)gestaltet – und nun das. Fürwahr, dies
ist nur ein keines, eher internes Problem-
chen, betrachtet man die Lage in unserem
Land, in „unserem“ ach-so-tollen Staat
Italien. Das gute COVID-19 hat somit
nicht nur unser Vereinsleben ramponiert, ten Italien ja eigentlich nichts zu tun hat. effekt, erwischen sollte? Sind uns da die
sondern auch gleich den Mythos der welt- Abkehr also, vom Vino und Cappuccino nordischen Länder tatsächlich wieder mal
besten Autonomie des ganzen Universums. und Mandolinofeeling. Kein Italoflair Welten voraus? Werden die am Ende recht
Der italienische Zentralismus hält uns mit mehr zwischen den mediterranen Bergen. behalten!? In solch einer Situation die
seinen Tentakeln eng umschlungen. Ohne „Eigenständigkeit!“, das frische Schlagwort. richtige Entscheidung treffen, ist also alles
Bittgang, ohne Kniefall in Rom bockt in Aha. Der mächtige HDS seinerseits grantelt andere als ein leichtes Unterfangen. „Mut
unserer italienischen Provinz scheinbar jede auch, will bereits am 4. Mai seine Mitglieder beweisen“ hätte da auch bedeuten können,
Klospülung. die Handelstätigkeiten wieder aufnehmen die eingeschlagenen Vorsichtsmaßnahmen
„Nein, wir Südtiroler ändern ohne Staat lassen und sich somit dem italienischen weiter zu befolgen. Wer weiß. Wie geschrie-
weder die Verfassung noch das 118er- Diktat partout nicht beugen. Selbst der ben, es ist alles andere als einfach, nun das
Dekret, noch ein paar andere Dinge, die sonst so zurückhaltende Chefredakteur der Richtige zu tun. Wir werden es, wie so oft,
uns aktuell das schnelle Krisenmanagement Wirtschaftszeitung Christian Pfeifer twittert erst zu einem späteren Zeitpunkt erfahren.
extrem erschweren.“ So Landeshauptmann öffentlich seine just entdeckte Sympathie „Hint’n noch reitet die Urschl...“ Nochmals:
Kompatscher. Der einem momentan leidtun für die Selbstbestimmung, sollte das mit der Der Landeshauptmann ist ob seiner Ent-
kann. Und mit diesen Zeilen seine ganze Zentralisierung so weitergehen. Kompat- scheidungsfindung nicht zu beneiden.
Hilflosigkeit und die Schwäche unserer schers Antwort? Ein erstes Zähnezeigen „Wir müssten nämlich ganz einfach zuerst
Autonomie offengelegt hat. Dieser Text Richtung Rom. Man möchte das eigene selbst ein Staat sein. Den entsprechenden
wurde gerade verfasst, als Premierminister Schicksal in die eigene Hand nehmen. Krieg zu führen (mit den Schützen?) und
und Influencer Conte seinen schwammigen Volltotalautonomie. Oder, zumindest, ein ihn zu gewinnen, geht sich derzeit leider
Möchtegern-Marshall-Plan für die Erho- bissl von dem. zeitlich nicht aus. Es geht also weder ums
lung und Auferstehung der Nation ausge- Wie vom Chefredakteur der Dolo feurig Wollen, noch um Mut oder Entscheidungs-
strahlt hat. Und hierzulande der Druck auf gefordert: Das Land braucht nun einen kraft. Ich bin nicht Bundeskanzler oder
den LH enorm gestiegen ist. Die Tageszei- mutigen Landeshauptmann. So etwas in Ministerpräsident. Deshalb sind bei uns
tung „Dolomiten“ pustet den guten Mann die Richtung Luis Durnwalder!? Nun gut, immer mindestens drei bis vier Schritte
ja seit eh und je genüsslich vor sich her. der ist seit einiger Zeit in Pension. Leider. mehr nötig, um zu einem halbwegs ähnli-
Aber jetzt kommt fröstelnder Wind auch Also, müssten so was jetzt andere richten. chen Ergebnis zu kommen wie ein Staat.“
aus allen anderen möglichen und unmög- Mutige eben. Wobei, in solchen Fällen der Ein weiteres Zitat, welches die Ohnmacht
lichen Richtungen. Der große HGV fordert Begriff „Mut“ in alle möglichen Richtungen unserer politischen Leitung offenbart. Und
endlich eine eigenständigere Gangart. ausgedehnt werden kann. Und interpretiert die drei Wörter in Klammern, die unserer
Nicht nur das. Da das Robert Koch Institut werden kann. Fast so, wie die schwindeligen Gemeinschaft gegenüber dann wirklich al-
Italien zum Risikoland erklärt hat und von Ankündigungen des Premiers Giuseppe les andere als gerecht sind. Ist das die Wert-
einem Aufenthalt dort dringend abgeraten Conte, eben. Was, wenn sich nun diese schätzung, die uns entgegengebracht wird?
hat, kommt auf einmal die Erleuchtung Lockerungen als zu verfrüht erweisen – und Eine etwas eigenartige Interpretation vom
auf, dass Südtirol mit eben diesem infizier- uns nun eine zweite Welle, ein Bumerang- aktuellen, omnipräsenten, hochstilisierten
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6 Aus den LANDESTEILEN …

„#wirhaltenzusammen“?? Das ist keine feine Ironie, kein lustiger über 155 Prozent des Bruttoinlandprodukts emporschnellen. Von
Witz über einer Vereinigung mit über 5000 Mitmenschen. Das ist Schuldenabbau, an dem sich auch unser Südtirol emsig beteiligen
Häme. Punkt. Wir haben da also verstanden, was zu verstehen ist. darf, kann also keine Rede sein. Im Hochsteuerland Italien könnte
Wir tragen unsere Gewehre, mit denen nicht „scharf “ geschossen der Steuerdruck nochmals erhöht werden. Vielleicht könnte eine
werden kann, um unsere geistige Wehrhaftigkeit zu unterstreichen. 2437. Amnestie auch wieder etwas Schwarzgeld für den guten
Noch nie wurden diese von uns auf andere Personen gerichtet. Zweck loseisen. Auf jeden Fall fordert Rom aber mal sicherheits-
Soweit sollten auch Außenstehende Bescheid wissen. Und sollte sich halber etwas Solidarität von der „bösen Europäischen Union‘“. Will
irgendeine Möglichkeit bieten, nach 100 Jahren Pleiten, Pech und aber von der „netten Europäischen Union“ die gemeinschaftlich
Pannen diesem Staat den Rücken zu kehren, werden wir es auch garantierten „Corona-Bonds“. Bei gleichzeitiger Ablehnung von
tun. Aber ohne Gewalt. Ohne Krieg! Dass so was sogar ohne Waffen 37 Milliarden Euro Soforthilfe aus dem Stabilitätsfonds für das in
möglich ist, haben andere uns bereits vorgemacht. Jedenfalls, wäh- Grund und Boden gesparte ineffiziente Gesundheitswesen.
rend dieser Ausrutscher gerade herumverschickt wurde, sind ausge- Da man sich angesichts der dramatischen Situation aber auch gar
rechnet Schützen im Rahmen der Möglichkeiten zur Tat geschritten. nichts entgegen lassen will, kommt der übliche Streit zwischen
Im Überetsch wurde beim Reinigen eines Altersheimes tatkräftig Rechts und Links noch dazu. Der Mojito-Schreier Salvini, immer
geholfen. Ohne Gewehre und ohne sich lange aufzuspielen. Nur so noch beseelt vom genickbrechenden Austritt aus der Europäischen
viel zu unserer Auffassung von Solidarität und Nachbarschaftshilfe. Union, hat die Regierung während der Coronavirus-Krise perma-
Derweil ist der Streit mit dem INAIL entbrannt, um die von Südti- nent attackiert. Schnelle Lösungen, für komplexe Probleme. Wir
rol importierten Masken. Wobei nicht die eigentliche Qualität, oder kennen das. Da seiner eigenen Lega-Regionalregierung in Mai-
eben Nichtqualität der Schutzausrüstung beanstandet wurde, son- land unter Attilio Fontana aber in den Altersheimen ein mittleres
dern man sich daran gestoßen hat, dass die dazugehörigen Unter- Massensterben unterlaufen ist, ist es folglich auch um diesen Herrn
lagen nicht korrekt ins Italienische übersetzt wurden. Mamma mia. wieder ruhig geworden. Und wie immer, das Beste zum Schluss:
Und weil wir gerade so munter dabei sind, kam es in unserem Land All die milliardenschweren Hilfeleistungen müssen früher oder
auch zu wiederholten Beanstandungen gegenüber den Gesetzeshü- später zurückgezahlt werden. Dann werden wir auch sehen, was das
tern. Im Übereifer und anhand chronologisch mangelnder Sprach- famose Finanzabkommen wert ist. Denn dessen Punkt 14 besagt,
kenntnisse kam es zu verschiedenen gesalzenen Missverständnissen dass der Staat den Beitrag des Landes, immerhin ~480.000.000
mit der Bevölkerung. Höhepunkt der ganzen Parade auch die Posi- € jährlich, im Falle außerordentlicher finanzieller Erfordernisse
tionierung von Soldaten in Tarnanzügen und Maschinenpistolen in eigenmächtig um bis zu 10% anheben kann. Punkt 18 ist auch nicht
der Landeshauptstadt. Passend auch, dass der LH den Regierungs- schlecht: Zum Zwecke der Einhaltung der EU-Finanzkriterien kann
kommissär bitten musste, dass dieser die stationierten Heeres- der Beitrag noch einmal um zusätzliche 10% angehoben werden.
einheiten über die vorherrschenden, lokalen Verhaltensregeln Houston, wir werden ein Problem bekommen. Zusätzlich kann der
bedeutschen bzw. aufklären musste. Soviel zum Stichwort Landes- Staat für außerordentliche Ausgaben in Bereichen, für die das Land
polizei. Eines ist auf jeden Fall klar: sich auf diesen Staat verlassen? nicht zuständig ist, zeitlich beschränkt neue Abgaben einführen
Nein. Denn der wurstelt weiter. Das Virus hat da zwar die neueste oder Hebesätze anheben; wobei die daraus ergebenden Mehrein-
Wirtschaftskrise ausgelöst, aber die italienische Politik hat in den nahmen ausschließlich an den Staat gehen. Na Mahlzeit. Vielleicht
letzten Jahrzehnten auch ohne Corona kein Wachstum zustande sollten wir doch, alle zusammen, nicht nur Zähne zeigen, sondern
gebracht. Der Grund der Misere liegt im eigentlichen Staatsversa- so langsam mal die Farbstifte zurechtlegen und anfangen, uns einen
gen: der bürokratische Dschungel. Gerade in Krisen ist die Vielfalt Plan B auszumalen. Nur so, man weiß ja nie... Hoffentlich hat sich
bürokratischer Geistesblitze in Italien auf einem besonders hohen zu dem Moment, an dem die Tiroler Schützenzeitung herausge-
Niveau. Gerade Krisen befördern alle möglichen Rattenfänger ans bracht wird, diese schlimme Lage gebessert. Hoffentlich besinnt
Tageslicht. Die Mafia hat momentan Hochkonjunktur. man sich verstärkt, unsere Sanität nicht weiter „kaputtzuschälen“.
Italien steht eine tiefe Rezession bevor, es droht ein Rückschlag des Hoffentlich schaffen wir es wirklich #zusammenzuhalten. Auch,
Bruttoinlandprodukts um 10 bis 12 Prozent. Gleichzeitig muss der dass wir auf einen möglichen nächsten, weiteren Virusüberfall dann
Staat Überbrückungshilfen an Unternehmen und Sozialhilfen an besser vorbereitet dastehen. Siehe Bayern, siehe Österreich. n
Krisenopfer stemmen. Die Staatsverschuldung dürfte damit auf

Bozen von Richard Andergassen

55. Ordentliche
Bundesversammlung des SSB
Aufgrund der anhaltenden Corona-Krise konnte die 55. Ordent-
liche Bundesversammlung des Südtiroler Schützenbundes, die für
den 2. Mai 2020 geplant war, leider nicht stattfinden. Die Bun-
desleitung hat aber dennoch, so wie vom Statut vorgesehen, einen
ausführlichen Tätigkeitsbericht (54 Seiten) erstellt. Dieser steht nun
zum Lesen auf der Homepage des SSB bereit und wird allen Mit-
gliedskompanien per Email zugestellt. Sollte es im Herbst möglich
sein, die Bundesversammlung nachzuholen, wird dies den Haupt-
leuten rechtzeitig mitgeteilt. n
Vorbildlicher Einsatz der Schützen

Aus den LANDESTEILEN … 7


Bozen
von Jürgen Wirth Anderlan

Wir Schützen kämpfen bereits an vorderster Front


Vor kurzem kam es zu einem politischen Schlagabtausch zwischen
LH Arno Kompatscher und dem Wirtschaftssprecher des Team
K Josef Unterholzner. Letzterer kritisierte das Krisenmanagement
von Arno Kompatscher. LH Kompatscher ging anschließend, so zu
lesen auf einem Online-Blog, zum Gegenangriff über. Dass der LH
uns Schützen in diesem Zwist ins Spiel bringt und uns dabei ins Lä-
cherliche ziehen möchte, hat uns überrascht. Kompatscher meinte
wörtlich: „Wir müssten nämlich ganz einfach zuerst selber ein Staat
sein. Den entsprechenden Krieg zu führen (mit den Schützen?) und
ihn zu gewinnen, geht sich derzeit leider zeitlich nicht aus.“ Herr
Kompatscher weiß genau, dass wir Schützen uns bereits auf dem
Schlachtfeld befinden, nicht gegen Italien, sondern gegen das Virus.
Schützen und Marketenderinnen sind seit Tagen ehrenamtlich im
Einsatz und gehen dorthin, wo es am notwendigsten ist. Für uns ist Wochen fest. „Die Frauen und Männer des Südtiroler Schützenbun-
das eine Selbstverständlichkeit. „Wir lassen uns vom Landeshaupt- des werden weiterhin an vorderster Front mitkämpfen, zum Schutz
mann sicher nicht instrumentalisieren. Wir nehmen seine Aussa- einer Generation, der wir so vieles verdanken. Ganz egal, ob es ein
gen aber zur Kenntnis und wissen nun zumindest, was er von uns Landeshauptmann zu schätzen weiß oder nicht“, so LKdt. Wirth
hält“, stellt LKdt. Jürgen Wirth Anderlan in einer Aussendung vor Anderlan abschließend. n

Innsbruck von Thomas Saurer

Beflaggung zum Landesfeiertag


Der Bund der Tiroler Schützenkompanien rief am 19. März den Josefitag in Erinnerung
und unterstützte damit die Aktion des Südtiroler Schützenbundes #zommholtn!

Der heilige Josef ist neben dem heiligen seine Fürsprache und um seinen Schutz für
Georg Landespatron von Tirol. St. Josef unser Land Tirol zu bitten. Als ein äußeres
zählt grundsätzlich zu den Hochfesten der Zeichen dafür und für das Zusammenhalten
katholischen Kirche und wird alljährlich am in unserem Land Tirol wurde an den
19. März begangen. Am Josefitag wird des offiziellen Gebäuden des Landes am 19.
Schutzpatrons der Arbeiter, vorrangig der März 2020 die Landesfahne gehisst. In
Zimmerleute, der Ehepaare, der Familien, Kooperation und Abstimmung der Tiroler
der Kinder und der Jungfräulichkeit Schützen mit dem Land Tirol wurden am
gedacht. Die Tiroler Schützen nahmen den Alten Landhaus und an den Amtsgebäuden Zahlreiche Schützen und
heurigen Josefitag zum Anlass – in Bezug in Innsbruck – in Würdigung unseres Marketenderinnen folgten diesem Aufruf
auf die Auswirkungen der Coronavirus- Landespatrons – die Landesfahnen und beflaggten auch ihre Häuser in den
Pandemie – den hl. Josef besonders um aufgezogen. n Tälern, Regionen und Dörfern unseres
Landes.

ALOIS KOTHGASSER – Mein Leben in Stationen


In Zusammenarbeit mit Martin Kolozs. 152 Seiten, 27 sw. und 13 farb. Abb. | 13,5 x 20,5 cm, gebunden mit SU |
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2020 | ISBN 978-3-7022-3837-7 | 19,95 Euro

Lebenserinnerungen und ein Glaubenszeugnis


Vom Ordensmann und Erzieher zum Erzbischof
In einer kinderreichen Familie in St. Stefan im Rosental/Steiermark aufgewachsen und gefördert von einem
Kaplan, wurde Alois Kothgasser ermutigt, Priester zu werden. Durch gute Erfahrungen mit der Pädagogik
Don Boscos zog es ihn zur salesianischen Familie hin. 1958 legte er die Ewigen Gelübde in diesem Orden ab.
Theologie studierte er in Turin, der Heimatstadt Don Boscos, 1964 empfing er dort die Priesterweihe.

Die Autoren
Alois Kothgasser, geb. 1937 in der Steiermark, Mitglied der Salesianer Don Boscos, Studien in Turin und
Rom, ab 1981 Professor für Dogmatik an der Salesianerhochschule in Benediktbeuern, von 1997 bis 2002
Bischof der Diözese Innsbruck, anschließend bis zur Emeritierung 2013 Erzbischof von Salzburg. Kothgas-
ser lebt in Baumkirchen (Tirol) bei den Don-Bosco-Schwestern.

Martin Kolozs, geb. 1978, Philosoph und Schriftsteller, lebt und arbeitet in Wien und Innsbruck, hat meh-
rere Biografien und Romane verfasst. Bei Tyrolia ist 2019 „Über Mut. Gedanken und Reflexionen“ erschienen.
Der staatlich verordnete
Bürokratismus lässt besonders auch N° 3 | Juni 2020

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in Coronazeiten grüßen. Da ist

Aus den LANDESTEILEN … #zommholtn gefragt

Meran
von Renato des Dorides

Not verbindet Landesteile im gemeinsamen Vaterland


Wir haben Römer, Franzosen, Faschismus und Nationalsozialismus überstanden,
wir haben hart für das Überleben unseres Volkes gekämpft und so manche Krise
bewältigt, wir werden auch die Corona-Viren aus Asien überleben.

Not, Angst und Einschränkungen geben aus Österreich angefordert. In den ersten
uns Anlass zu besorgtem Nachdenken. Im kritischen Tagen der sich explosionsartig
traurigen Alltag einer sich rasch ausgebrei- ausbreitenden Epidemie in unserem Lande
teten weltweiten Pandemie, mit unzähligen wurde spontan, rasch und unbürokratisch
Opfern, sind Staaten und Völker in nachbar- gehandelt. Beruhigend, dass die in Eile
schaftlicher Zusammenarbeit näher gerückt. besorgten Schutzmasken ihren Zweck zur
Unser Vaterland Österreich hat uns im Vorsorge und zum Schutz trotzdem noch
südlichen Tiroler Landesteil nie im Stich ge- rechtzeitig zu einem zufriedenstellenden
lassen – und das Land Tirol hat unbürokra- Einsatz im Sanitätswesen kamen (z.B. beim
tisch länderübergreifend Hilfe geleistet, wo Sanitätspersonal in COVID-Stationen und
immer es nötig war. Eine Welle der Hilfsbe- in Altersheimen). Danke an alle, die am Ein-
reitschaft unter Tirolern in den verschiede- satz und an der Beschaffung beteiligt waren
nen Landesteilen hat in der Not ein näheres und nicht bürokratische Hemmschwellen
Zusammenrücken gefördert. „Ein herzliches abgewartet haben. „Raffl“, unser Freund in
Vergelt’s Gott nach Nord- und Osttirol“ der TSZ, meint zu Recht, dass der übertrie- Wappenmädchen aus dem Urbar der Veste
schickt Landeshauptmann Arno Kompat- bene Bürokratismus im Lande keine sponta- Rheinfelden (Quelle: Österr. Haus-, Hof- und
scher: „Die Europaregion Tirol-Südtirol- ne Hilfe in zukünftigen Notsituationen mehr Staatsarchiv)
Trentino hat einmal mehr gezeigt, dass sie zulässt, weil der staatlich verordnete Büro-
nicht nur eine Schönwetter-Gemeinschaft kratismus auch bei nötigen Blitzaktionen verpflichtet sind. Wir wollen hoffen, dass
ist.“ Euregio besteht beispielhaft eine weitere stets Vorrang hat. Problemfälle schwer infi- diese Ausrüstungen auch in Südtirol ankom-
Feuerprobe mit grenzüberschreitenden zierter Coronavirus-Patienten im südlichen men – und nicht wieder LKWs gestohlen,
Hilfsmaßnahmen zwischen Nord, Süd und Tirol werden fallweise auch in Ost- und von Rom gestoppt und konfisziert werden“,
Ost. In einer spontanen Sofortmaßnahme Nordtirol behandelt. Aushilfsweise werden so Jürgen Wirth Anderlan, LKdt. des Südti-
wurden gewaltige Ladungen mit Schutzmas- in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck roler Schützenbundes in einer Stellungnah-
ken und Schutzanzügen aus China für Tirol Corona-Testergebnisse für Südtirol aus- me. Nordtirols LH Günther Platter lobte die
von der österreichischen AUA übernommen gewertet. Die Zusammenarbeit unter den gute Zusammenarbeit zwischen den beiden
und im Land rasch organisierte LKW- Sanitätsbetrieben zwischen Bozen und Inns- Landesteilen in einer Pressekonferenz. Wir
Ladungen zum Schutz vor Übergriffen bis bruck ist vorbildhafter denn je. Margarethe sind nicht nur Nachbarn in zwangsweise
zum Brenner von Österreichs Exekutive Schrammbück, Ministerin für Wirtschaft in getrennten Landesteilen – wir sind ein Volk
eskortiert. 300.000 Masken „verleiht“ an- Wien, setzt sich erfolgreich persönlich beim – verbunden in einem historisch geprägten
schließend Südtirol an Nordtirol, während Regierungskommissariat in Bozen dafür ein, Tiroler Land, und auch keine noch so große
dieses noch auf die nächste Lieferung wartet. dass der Export von Südtiroler Waren nach Pandemie mit sich fast täglich erneuernden
15.000 Schutzanzüge werden leihweise von Österreich wieder dringend aufgenommen bürokratischen Sicherheitsvorschriften kann
Nordtirol dem Südtiroler Nachbarn zur wird. Nachrichten, die uns alle in einer Zeit uns Tiroler zum Abstandhalten oder zum
Verfügung gestellt. Nordtirol nimmt Südti- der Not aufhorchen lassen und absolute erneuten Getrenntsein zwingen. Auch der
roler Corona-Patienten auf und hilft weiter Zustimmung finden. Kürzlich machte ein südliche Teil unseres Landes stand zu jeder
mit Masken und Schutzanzügen aus. Eine ORF-Reporter beim Interview mit Öster- Zeit, wenn es nötig war, in Notlagen hilfsbe-
im Anschluss geübte Kritik und entfachte reichs Kanzler Kurz über miteingebundene reit zu unseren Landsleuten im Norden. Bei
Polemik über erste aus China erfolgte Liefe- Hilfsleistungen gegenüber dem südlichen größeren Naturkatastrophen, bei Über-
rungen mit Schutzmasken, die – wie sich im Tirol eine Bemerkung, die nochmals Anlass schwemmungen und Murenabgängen im
Nachhinein herausstellte –, zum Gebrauch zum Nachdenken gab: „Können wir Südtirol nördlichen Tirol war immer auch spontane
in Intensivstationen der Krankenhäuser un- als unser 10. Bundesland bezeichnen?“ Kurz Hilfe aus dem südlichen Tirol zur Stelle.
geeignet und nicht konform mit geltenden verstand es geschickt, dem Hinweis auszu- Rettungskräfte, Feuerwehr, Zivilschutz und
Vorschriften in Italien sind, ist befremdend. weichen. Kurz wörtlich: „Es ist unser aller Tiroler Schützen praktizieren vorbildhaft
Ebenso das Einschalten der Staatsanwalt- Interesse, dass wir die dringend benötigte Nähe und Einigkeit. Spendenaktionen liefen
schaft in Bozen mit Androhung einer Geld- Ausrüstung schnellstmöglich für Tirol, als jeweils spontan und erfolgreich für in Not
strafe wegen Nichterfüllung einer Konformi- derzeit meist betroffenes Bundesland, zur geratene Landsleute aller Tiroler Landes-
tät nach staatlichen Vorschriften. Durch die Verfügung haben. Und wir lassen auch Süd- teile an. Danke dem Vaterland Österreich
Sperrung gelieferter Schutzmasken entsteht tirol bei dieser logistischen Herausforderung für seine Hilfe, danke der Heimat Tirol für
ein gewaltiger Engpass in den Sanitätsbetrie- nicht im Stich.“ „Eine große Geste unseres ihre Verbundenheit und Nähe in kritischen
ben und es werden erneut Hilfslieferungen Vaterlands, dem wir zu unendlichem Dank Situationen. n
„Ich will nicht Gnade, sondern Recht“,
Josef Noldin, Sein Leben, seine Zeit, sein

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Tagebuch auf Lipari, Athesia, Bozen
Aus den LANDESTEILEN …
Salurn von Mag. phil. Andreas Raffeiner

Nachruf zum 90. Todestag von Josef Noldin

„Ich will nicht Gnade, sondern Recht!“ Im Dezember 2019 jähr- dunkelhaarige Mann mit dem charakteristischen Oberlippenbart
te sich zum 90. Mal der Tod von Josef Noldin. Er wurde 1888 in und den wachen Augen ein Dorn im Auge.
Salurn, dem südlichsten Ort Deutschtirols geboren. Er wurde nur Organisation der Privatschule. Doch es kam anders. Gewalt ging
41 Jahre alt. Auch wenn sein Leben nur kurz war, war es reich an vor Recht. Die Faschisten kommen an die Macht, zuerst marschie-
Freude, Leid, Glück und Schmerz. Nach der Matura am Franzis- ren sie nach Bozen, dann nach Rom. Der deutschsprachigen Min-
kanergymnasium und dem Einjährigenfreiwilligenjahr widmete er derheit scheint die letzte Stunde zu schlagen. Die deutsche Schule
sich an der Innsbrucker Universität dem Studium der Rechte. wird verboten. Noldin bleibt nicht still und organisiert in seinem
Erster Weltkrieg, Kriegsgefangenschaft. Nach dem mit Auszeich- Hause den Privatunterricht für Salurner Mädchen und Burschen.
nung beendeten Studium und den Staatsprüfungen vertiefte er bei Denn das Gesetz verbot noch nicht die Privatschule. Dann der
Rechtsanwalt Ossana in Mezzolombardo seine Italienischkenntnisse, Schlag: Die deutsche Privatschule wird verboten, während sie in
ehe der junge Salurner Anwalt bedingt durch den Beginn des Ersten Rest-Italien erlaubt ist. Noldin versteht das nicht. Niemand kann
Weltkrieges Haus und Hof verlassen musste und an die Ostfront das verstehen.
nach Galizien geschickt wurde. Eine Verletzung brachte ihn ins Noldin vor Gericht und in Verbannung. Im Jänner 1925 steht
Lazarett nach Trient, doch kaum genesen, geriet er in russische Ge- Noldin vor den Richtern in Trient. Er wird zu fünf Tagen Haft und
fangenschaft. Bis 1920 verbrachte er sein irdisches Dasein fernab der einer Geldstrafe von 500 Lire verurteilt. Außerdem muss der Salur-
Heimat, vor allem in Pestschanka und zuletzt in Wladiwostok am ner die Prozesskosten tragen. Seitdem steht er unter Beobachtung.
Japanischen Meer. Die Nachricht, dass die Siegermächte Tirol geteilt Als im Herbst des Folgejahres das Verbannungsgesetz amtlich wird,
hatten, erreicht ihn. Italienische Offiziere kommen, um die Südtiro- wird der Rechtsanwalt im Januar 1927 für fünf Jahre auf die Fieber-
ler heimzubringen. Eine Unterschrift, die bezeugt, dass sie sich als insel Lipari in den sogenannten Confino (Verbannung) geschickt.
Italiener fühlen, reicht, um endlich nach Hause zu kommen. Noldin Ein Gnadengesuch lehnt er mit den Worten „Ich will nicht Gnade,
verweigert die Unterschrift, doch am Ende darf er auch heim. sondern Recht!“ ab.
Neue Herren im Land. In Südtirol steht die Zeit fast still. Endlich Sein Vermächtnis bleibt. Nach zwei Jahren darf er heim. In der
kommt Noldin nach Hause. Ein neues Zeitalter hat begonnen, Zwischenzeit ist er aus der Advokatenliste gestrichen worden, die
Salurn und Südtirol gehören von nun an dem italienischen Staat Ausübung seines Berufes wird ihm verwehrt. Ein Kuraufenthalt im
an. Noldin weiß, was zu tun ist. Zuerst beendet er seine Konzipien- böhmischen Karlsbad wird ihm nicht gewährt, die Ausreise verbo-
tenzeit, um dann als Anwalt für seine Landsleute da zu sein. Bald ten. Körperlich ist der Salurner gebrochen. Fast genau ein Jahr nach
fällt der Salurner auf, indem er zu seinen Unterlandlern spricht: seiner Rückkehr in die Heimat schließt er in Bozen für immer die
„Das Land nördlich von Salurn ist deutsches Land. Hände weg vom Augen. Sein Vermächtnis aber bleibt. n
Unterland!“ Den noch nicht faschistischen Machthabern ist der

Pfui
Unser Raffl meint:
Übertrieben verordneter Bürokratismus vom römischen Staat ist Und unser Land steht − wie so oft – mutlos und treu ergeben zu
unser größter Bremsklotz bei spontanen Hilfseinsätzen gutgemein- zentralstaatlichen Verordnungen. Es lebe unsere viel gepriesene
ter Aktivitäten in äußersten Notlagen. Besserwisserei, Polemik, „beste Autonomie der Welt“. „Pfui“…
Kritik und staatliche Bevormundung tragen ihr Restliches dazu. meint euer Raffl
N° 3 | Juni 2020

10 Aus den LANDESTEILEN …


Meran
von Mag. phil. Andreas Raffeiner

Die Meraner Hilfspost


Blicken wir kurz auf die Nachkriegswirren vor 100 Jahren. Nach dem unglücklichen Ausgang des Ersten Weltkriegs besetzten
die Italiener kampflos Tirol südlich des Brenners. Als am 4. November 1918 gegen Mitternacht italienische Soldaten in Meran
eingerückt waren, herrschte überall Bestürzung: Geschäfte, Banken und Gaststätten blieben geschlossen; jeglicher Bahn- und
Postbetrieb, selbst mit Bozen, geriet ins Stocken.

Postalische Verbindung mit dem Vinschgau stockt: Die


postalische Verbindung mit Bozen wurde rasch wiederhergestellt,
nicht aber jene mit dem Vinschgau. Die Meraner Zeitung vom
19.11.1918 berichtet: „Nach Vinschgau
verkehrt wieder keine Post. Wir wissen
also nicht, wie wir unseren Abnehmern
dort die so sehnlichst erwartete ‚Mer.
Zeitung‘ senden können. […] Wir
übergeben die Beantwortung dieser
Frage der Öffentlichkeit. Vielleicht
lassen sich Wege finden, den
begreiflichen Wunsch der Bevölkerung
auch von Amts wegen zu erfüllen.
Wir senden unser Blatt täglich ab,
doch scheint es eben mangels an
Beförderungsmöglichkeit liegen zu
bleiben.“ Fragment von Meran nach Latsch Foto: philaseiten.de

Unterbindung des Postverkehrs Die Poststücke mussten auch mit Staatspostmarken freigemacht
stößt auf Unmut: Die Unterbindung werden, doch bald gingen den Verlegern die Zeitungsmarken
des Postverkehrs rief steigende Sorge, aus. Die italienischen Freimarken zu 2 Centesimi waren nicht
besonders in der Wirtschaft Merans und in ausreichender Zahl eingetroffen. Daher finden wir auch
im Vinschgau, hervor. In der Meraner Zeitungsschleifen nur mit Gremialmarken unter Barverrechnung
Magistratssitzung vom 14.11.1918 gelangte des Staatsportos. Die Einführung eigener Wertzeichen seitens
eine Eingabe von kaufmännischer Seite der Körperschaft für die festgesetzten Portosätze (2 Heller für
zur Verlegung, in der die Stadtgemeinde Drucksachen, 5 Heller für Postkarten, 10 Heller für Briefe)
oder das Handelsgremium zur Beseitigung erwies sich als erforderlich, um die damit versehenen Poststücke
dieses Zustandes durch den Aufbau eines den italienischen Dienststellen gegenüber zu legitimieren. Die
Aushilfspostdienstes aufgefordert wurden. Postämter waren zu jener Zeit neben dem bisherigen Postpersonal
In diesem Ansuchen wurde unter anderem ja bereits mit italienischen Aufsichtsorganen besetzt. Der alleinige
die Einführung von „Kontrollmarken“ Aufdruck des Gremialsiegels hätte keine Begutachtung über Zahl
als Merkmal für die betreffenden und Art der Poststücke ermöglicht; auch wäre das Öffnen der
Beförderungen (zur Bekämpfung von nach Ortschaften zusammengeschnürten Zeitungspakete und
Briefschmuggel) beantragt. Die Idee fiel auf das einzelne Entwerten jeder Schleife, ja auch schon das bloße
fruchtbaren Boden. Auf Verlangen einiger Kontrollieren derselben, eine zeitraubende Arbeit gewesen,
Ausschussmitglieder nahm ein Kollegium indes die Beklebung mit Gremialmarken gleichzeitig mit den
mit dem Gremialvorstand, Herrn F.W. Zeitungsmarken seitens der Verleger ohne viel Zeitverlust bewältigt
Ellmenreich sen. an der Spitze, die Sache werden konnte.
in die Hand und legte bereits einige Tage
später, nachdem die Stadtgemeinde auf Gremialmarken in der Gremialkanzlei erhältlich: Für die
den Vorschlag nicht weiter eingegangen Briefbotschaften waren diese Marken daher bequem, da jedermann
Meraner war, dem zuständigen italienischen mittels der in der Gremialkanzlei während der Amtsstunden
Hilfspostausgabe zu 2, 5
Befehlskommando ein Gesuch vor. erhältlichen Gremialmarken seine Poststücke zu beliebiger
und 10 Heller (1. Auflage)
(Foto: Josef Rohrer/
Zeit auch außerhalb der Amtsstunden in die dort angebrachten
Wikipedia) Zivilgouverneur sagt Hilfe zu: Mit Briefkasten legen konnte. Bereits am 25.11.1918 ging die erste
löblicher Geschwindigkeit erfolgte die Zeitungspost in den Vinschgau. Es wurden auch die vielen, im
Erledigung. Schon am nächsten Vormittag stellte Zivilgouverneur Meraner Postamt aus der letzten Zeit lagernden und von dort
Gilli den bejahenden Bescheid mit. So wurden die Poststücke mit wegen der Postsperre nicht weiterbeförderten Zeitungen abgeholt,
einem verlässlichen Boten mit der Vinschger Bahn nach dem 15 markiert und mitbefördert.
Kilometer von Meran entfernten Naturns, später nach dem noch
näheren, an der Forster Trambahn gelegenen Postamt Algund Post in den Vinschgau wieder möglich: Doch blicken wir in die
gebracht und diesem zur weiteren Amtshandlung übergeben. Meraner Zeitung vom 27.11.1918, 2: „Gremial-Hilfspost nach
N° 3 | Juni 2020

Aus den LANDESTEILEN … 11


Vinschgau. Das Kgl. Italienische Kommando hat dem hiesigen Philatelisten meinen, dass diese bloß mit den Gremial-Ausgaben
Gremium bis auf weiteres gestattet, Geschäftskorrespondenzen der ersten Ausgabe frankiert gewesen sei, weil die Marken der
sowie die hiesigen Zeitungen in den Vinschgau zu befördern. zweiten Ausgabe (Wappenmarken) noch nicht fertig gewesen
Derartige Korrespondenzen sind in der Gremialkanzlei abzugeben, sein sollen. Danach fertigte Herr Pleticha eine zweite Emission
und es wird zur Deckung der Unkosten ein Aufschlag von 5-10 an, die im Format etwas größer war und im Mittelpunkt das
Heller in Gremialmarken erhoben. Die Briefe sind außerdem wie mit der Mauerkrone versehene Meraner Stadtwappen zeigte (=
gewöhnlich zu frankieren, da die Zustellung durch die dortigen Wappenmarken). Die Umschrift lautete „Hilfs-Post 1918/Grem. d.
Postämter erfolgt.“ Was den Gebrauch der Gremial-Briefpost Kfmschft/2 Heller/des Kurbez. Meran“. Die Nennwerte betrugen
seitens des Publikums (auch Privatbriefe wurden angenommen), 2 Heller (grün), 5 Heller (blau) und 10 Heller (rot). Diese zweite
Ausgabe wurde nach Meinung des Autors auch nach ästhetisch-
künstlerischen Gesichtspunkten gestaltet. Die zweite Auflage
variierte je nach Nominalwert zwischen 2.500 und 3.500 Stück,
einschließlich aller bekannten Farbvarianten. Erfahrungsgemäß
hoffte man, dass sich die Nutzung der Wertstufen für Postkarten
und Briefe verbessern würde, doch eine neue Anweisung seitens des

Brief vom 30.11.1918 von Algund nach Naturns


Foto: Josef Rohrer/Wikipedia

betrifft, so war man über die sehr geringe Inanspruchnahme


überrascht, nachdem man einem dringenden Wunsche
entgegengekommen zu sein glaubte. Kaum einige hundert Briefe
und Karten (einschließlich „philatelistischer“) wurden in der sehr
kurzen Zeit des Bestehens (kaum acht Tage) aufgegeben.

Interessante Fakten zu den Hilfspostausgaben: Doch was ist noch


über die Meraner Hilfspostmarken in Erfahrung zu bringen? Herr Meraner Hilfspostausgabe zu 10 Heller (2. Auflage)
Pleticha, ein Drucker in Meran, begann nach der Bewilligung des
Begehrens der Meraner Kaufmannschaft schnell mit dem Druck der römischen Postministeriums durchkreuzte sämtliche Ideen.
Marken zu 2 Heller, die ja für den Versand der Zeitungen benötigt Die Ära der Meraner Hilfspostmarken geht zu Ende: Um den
wurden. Die Auflage betrug laut Senfs Illustriertem Briefmarken- 6.12.1918 herum erhielten die Postmeister die Verordnung, die
Journal „nahe 4.000“, in einer handschriftlichen Berichtigung Post erst nach Bozen zur Kontrolle zu schicken; zugleich war auch
annähernd 5.000 Stück. Die Marke wurde ganz einfach hergestellt. der staatliche Postbetrieb nach Vinschgau wieder aufgenommen
Im Feld sieht man die Wertziffer 2, unten die Jahreszahl 1918, worden. Nicht so jedoch für die Zeitungen. Da diese sowieso
oben den Schriftzug „Hilfspost“, rechts den Schriftzug „des bereits einer scharfen Vorzensur unterzogen wurden, hätte die
Handelsgrem.“, links „d. Kurbez. Meran“. Also kann man dieses überflüssige, erneute Zensur in Bozen eine Hinausschiebung von
etwas eigenwillige Postwertzeichen als ein reines Zweckerzeugnis drei bis fünf Tagen bedeutet. Die Verleger zogen es daher vor,
betrachten, das in Schwarz auf einem rot-gummierten Papier die Zeitungen nach Vinschgau einstweilig noch zum Teil mit der
gedruckt wurde. Gremialpost befördern zu lassen. Am 14. Dezember, also wenige
Tage später, brachte die Meraner Zeitung die Meldung, dass von
Verleger kleben Marken auf Zeitungsschleifen: Da die erste jetzt ab die Blätter von Meran aus direkt nach Vinschgau versendet
Zeitungspost am 25.11.1918 nach dem Vinschgau abging, kamen werden könnten, wo die Gremial-Hilfspost keineswegs mehr nötig
die Marken in die Hände der Herausgeber des Burggräflers und der war und aufgelöst wurde. Demzufolge endete der Gebrauch der
Meraner Zeitung. Sie klebten die Hilfspostmarken zusammen mit Hilfspostmarken spätestens am 14.12.1918. Interessant ist auch
den staatlichen Marken auf die Schleifen, die mit der vorgedruckten der Fakt, dass diese Marken im deutschen Michel-Katalog unter
Anschrift des Beziehers versehen waren, und diese dann nachfol- den österreichischen Lokalausgaben nach dem Ersten Weltkrieg
gend auf die einzelnen Zeitungen. aufscheinen, der italienische Sassone-Katalog sie hingegen unter
den italienischen Ausgaben (emissioni locali) listet. Dem Anschein
Zweite Auflage wird gedruckt: Später druckte Herr Pleticha nach sind die kleinen Werte, die bei Auktionen beachtliche Preise
annähernd 400 Marken zu 5 Heller in Grün und genauso viele zu erzielen, ein Synonym für den Zank zwischen Österreich und
10 Heller in Dunkelblau für die Karten und die Briefe, die aber Italien, wenn es um Südtirol geht. Doch die Politik hat in der
kaum Anklang fanden. Am 28.11.1918 ging die erste Briefpost ab. Philatelie nichts zu suchen. n
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12 Aus den LANDESTEILEN …


Bozen von Mag. phil. Andreas Raffeiner

(Wirtschaftliche) Not macht erfinderisch – Das Wörgler Freigeld


Die Nordtiroler Gemeinde Wörgl startete in den 1930er Jahren mit einer lokal begrenzten, umlaufgesicherten Zweitwährung
ein Freigeldexperiment, das weltweit für Aufsehen sorgte.

Mehr noch: Diese Initiative dient noch heute Vorbereitung des Experiments: Die um 16% zurückging, stieg sie im restlichen
als Vorbild für viele Geld- und Tauschiniti- Wörgler Freiwirtschaftsgruppe bereitete das Österreich um gut 19% an. Die Errungen-
ativen. Wörgl zählte 1932 4.200 Einwohner. Experiment vor; der Gemeinderat beschloss schaft des Wörgler Experiments sorgte
Rund ein Zehntel war arbeitslos. Die drei die Regelung. So entstand ein erstes Bau- international für Aufsehen und Interesse.
Jahre zuvor ausgelöste Weltwirtschaftskrise programm; Arbeiter wurden mit Freigeld Schon bald wollten beinahe 200 Gemeinden
erfasste Österreich und Tirol. Die Situation bezahlt. Die Geschäfte tilgten ihre gemeind- dem Tiroler Beispiel folgen. Sie verlangten
lichen Steuerschulden, beglichen Gebühren vom Parlament, die gesetzlichen Rahmen
und bezahlten ihre Zulieferer. Am Monats- zu schaffen. Doch Österreich stand vor dem
ende wollte niemand die Scheine haben und Bürgerkrieg und der Diktatur; das Hohe
die Stempelgebühr entrichten. Das Geld Haus war ausgeschaltet.
stand für bauliche Maßnahmen, aber auch Jähes Ende des Wörgler Laufgelds: Im
für Einrichtungen für den Fremdenverkehr September 1933 wurde auf Verlangen der
zur Verfügung. Nationalbank der sprudelnde Geldhahn mit-
Wörgler Laufgeld im Umlauf: Diese tels Gerichtsbeschluss in Wörgl abgedreht.
Arbeitswertscheine konnten für den Zah- Unterguggenberger, der wenige Tage später
lungsverkehr außerhalb Wörgls in Schilling zurücktreten musste, starb im Dezember
gewechselt werden; dabei wurde eine Gebühr 1936 im Alter von nur 52 Jahren. Ökonomen
von 2% erhoben. Um den Export zu erlau- und Journalisten konnten sich dessen unge-
ben, gab die lokale Bank aus der Deckung achtet vom Ergebnis dieses Versuchs über-
Darlehen zu einem Zinssatz von 6% an die zeugen. Gar einige sahen darin einen Ausweg
Kaufleute, die auswärts Güter erwerben von Kommunismus und Kapitalismus. Das
sollten. Die erzielten Erlöse wurden zweck- Wörgler Freigeld kann als Paradebeispiel auf
gebunden für die Armenfürsorge verwendet. lokaler Ebene angesehen werden, wenn es
Dazu zählte gewissermaßen der Notstands- darum ging, das Geld zum Zirkulieren und
Bürgermeister Michael Unterguggenberger
küchenbetrieb. Besonders interessant ist der in hoffnungsloser Rezession die heimische
Fall, dass das Wörgler Laufgeld zehnmal Wirtschaft in Schwung zu bekommen. n
war aussichtslos, als Bürgermeister Michael rascher im Umlauf war als der Schilling. Das
Unterguggenberger dem Gemeinderat eine lediglich lokal erlaubte Geldmittel sorgte
Idee vorschlug. Man wollte ein Straßen- und für Kaufkraftbindung und Wertschöpfung.
Infrastrukturbauprogramm durchsetzen, Ar- Während die Arbeitslosenrate in Wörgl
beiter beschäftigen, und, um alles begleichen
zu können, Freigeld gemäß der Freiwirt-
schaftslehre von Silvio Gesell ausgeben. Die-
ses Geld wurde mit einer mo-
natlichen Notabgabe von 1%
des Nominalwerts versehen,
um den Umlauf anzukurbeln.
Um das Banknotenausgabe-
monopol der Nationalbank zu
erfüllen, würde Wörgl den Ge-
genwert der Arbeitswertscheine
in Schilling bei der Raiffeisen-
kasse in Verwahrung geben.
Die Arbeitswertscheine waren
Geldgutscheine, gedruckt im
Wert von 1, 5 und 10 Schilling,
wobei sie durch das Anbringen
von Stempelmarken ihren Wert
beibehielten.

1-Schilling-Schein mit am rechten Rand sichtbaren Klebemarken


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Aus den LANDESTEILEN … 13


Linz von Werner Neubauer

Der Künstler Eduard Thöni (Thöny): Aufbruch in die Moderne –


Kämpfer für die Tiroler Einheit
Ein Tiroler, der seinem Land immer treu geblieben ist, obwohl er bereits in jungen Jahren nach München übersiedelte, ist in
Tirol beinahe in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, wie ich meine. Eduard Thöni hat einerseits durch sein umfangreiches,
künstlerisches Schaffen Vorbildcharakter bis zu Paul Flora entwickelt, andererseits durch sein aufrechtes Eintreten für seine
Heimat Tirol eine Haltung an den Tag gelegt, die uns allen heute noch Auftrag sein muss.

treffsicher „auf den Punkt“. Im „Simplicissi-


mus“ konnte er seine gesellschaftskritischen
Betrachtungsweisen in gekonnter Form zu
Papier bringen. Sein Eintreten für die Tiro-
ler Einheit ist beinahe vergessen, es sollte
auf diesem Weg einem vertrauten Kreis der
Schützen in Erinnerung gerufen werden.

Privates Glück – I. Weltkrieg


Als Albert Langen 1896 die Wochenschrift
„Simplicissimus“ gründete, holt er Thöni in
sein Team. Durch seine genialen Kari-
katuren wurden europaweit Medien und
Persönlichkeiten auf Thöni aufmerksam.
Er pendelte fortan zwischen München
und Berlin und gestaltete in der Folge
auch Titelblätter für Editionen von Frank
Wedekind und Guy de Maupassant. Er
brachte die Welt der Offiziere, der Aris-
Jugendzeit den „Obstgarten in Schlanders“. Immer auf tokraten, des Großbürgertums und der
Runggadgasse 4, Brixen. Ein Steinwurf der Suche nach neuen Herausforderungen, Korpsstudenten – der Halbwelt-Damen, der
vom berühmten Dom entfernt, erblickte brach er 1892 überraschend zu einer Eng- Ganoven und der kleinen Leute in ihrem
hier am 9. Februar 1866 der später im landtournee auf. Er agierte als Plakatmaler typischen Erscheinungsbild in seiner ihm
Ausland zu erheblichem Ruhm gelangte und Bildberichterstatter mit der berühmten eigenen meisterlichen Art mit Bleistift,
Maler, Zeichner und Karikaturist Eduard Truppe von „Buffalo Bill“, dem Amerikaner Feder, Tusche, Pinsel, Kohle und dem
Thöni das Licht der Welt. Heute ziert nicht William Cody, der auf diese Art und Weise Spritzsieb zu Papier. Aus Anlass der Heirat
einmal eine Hinweistafel dieses großartigen den „Wilden Westen“ nach Europa brachte. mit Marie Wiesmüller stellte ihm das Dorf
Tirolers österreichischer, italienischer und War Eduard Thöni mit dem Wunsch, Histo- St. Valentin auf der Haide 1912 den dafür
letztlich deutscher Staatsbürgerschaft die rien- und Genremaler zu werden, zu seiner erforderlichen Heimatschein aus. Drei Jahre
Fassade seiner Geburtsstätte. Eine Schan- Ausbildung sogar zu Édouard Detaille nach später – Italien hatte im Mai 1915 Wien die
de für Brixens Politiker. Eduard Thöni, Paris gepilgert, so hatte die „Sittenmalerei“ Kriegserklärung überreicht – rückte Thöny
Sohn eines Südtiroler Holzschnitzers und als Tafelmalerei am Fin de Siècle letztlich blitzschnell mit Stift und Tusche aus. Er
Bildhauers, dessen Familie ursprünglich aus ausgedient. Die Darstellung des Menschen zeichnete eine Reminiszenz an Defreggers
dem Vinschgau stammte, war ein allseits in seiner historisch bedingten, ethnischen mehrmals gemaltes Bild über die Heimkehr
anerkannter österreichisch-bayerischer und milieugeprägten Gestalt und physio- der siegreichen Tiroler 1809; doch diesmal,
Genre- und Historienmaler sowie Vertreter gnomischen Erscheinung wurde nun das in Bozen, marschierte der Landsturm an die
der Münchner Schule. Franz von Defregger, zentrale Anliegen seines künstlerischen Front.
engster Freund seines Vaters, begleitete Schaffens. Weil Thönys Zeichnungen in
Eduard zuerst als Taufpate und prägte ihn ihrer chronistischen Genauigkeit und Kampf um die Einheit Tirols
später auch als sein Lehrer. entlarvenden Objektliebe eine Gesellschaft Letztlich brachte das Friedensdiktat von
abbildeten, die zum großen Teil der Leser- St. Germain vom 10. September 1919 die
Ausbildung und schaft des „Simplicissimus“, einer Münch- Familie Thöni um ihre Heimatrechte. Die
künstlerisches Schaffen ner politisch-satirischen Wochenschrift Heimatgemeinde St. Valentin wurde von
Als er am 26. Oktober 1883 in die Aka- entsprach, hatten sie wesentlichen Anteil an einem Tag auf den anderen zum italieni-
demie der bildenden Künste in München der großen Popularität der Zeitschrift. Thö- schen Staatsgebiet, die ganze Familie wurde
eintrat, konnte er noch nicht ahnen, dass ni ist bis heute unter den Tiroler Zeichnern, mit der italienischen Staatsbürgerschaft
später auch der Osttiroler Albin Egger und aber ganz besonders unter den Karikaturis- zwangsbeglückt. Wie unglücklich Thöny
der Meraner Maler Leo Putz seine engs- ten, ein Leuchtturm der bildenden Kunst. über seinen italienischen Reisepass (1924)
ten Studienkollegen werden sollten. Nach Die Karikatur bringt eine Situation, eine sein musste, zeigt, dass er sich kurze Zeit
einem Studienaufenthalt in Paris malte er Idee, ein Zeitphänomen oder Lebensgefühl später um die bayrische Staatsbürgerschaft
N° 3 | Juni 2020

14 Aus den LANDESTEILEN …

bemühte, die ihm auch bereits im Jahr 1926


verliehen wurde. Tiroler blieb Thöny aber
sein Leben lang. Berühmt der Spruch im
Simplicissimus: „Woasch, Sepp, sell hon i mi-
ar schon ollm gedenkt, dass mar an Brock’n
vom Walsch’n zuchakriag’n. Dass mar ober
ganz Italien derzua kriag’n, sell hon i miar
nia gedenkt! In den folgenden Jahrzehnten
wurde das weitere Schicksal Südtirols für
Thöni ein Herzensanliegen, das er auch
zeichnerisch festhielt. So zeichnete er nach
dem „Bozner Blutsonntag“ vom 24. April
1921, bei dem der Lehrer Franz Innerhofer
erschossen wurde, die bildliche Nacher-
zählung „Fascisten in Bozen“ ergreifender,
als jedes Pressefoto dies vermocht hätte.
1923, als schon der faschistische Würgegriff
schmerzte, fand sich im „Simplicissimus“
eine Bäuerin mit kleinem Buben, die von
einem Carabinieri von einem Wegkreuz holt“ werden könnte. Es reichte aber nicht sen bis auf die Grundmauern ab. Zahllose
weggerissen werden: „Sie haben in deut- – es folgte das traurige Kapitel der Option. Zeichnungen, Gemälde und Dokumente
scher Sprache gebetet.“ Thönis Einsatz um Nach dem Zusammenbruch des Dritten gingen in den Flammen verloren. 1945 ge-
die Wiederherstellung der Landeseinheit Reichs und des italienischen Faschismus riet sein ältester Sohn als Offizier in sowje-
Tirols war unglaublich. Nicht eine Ausgabe machte Thöni in der Vorprüfung für ein tische Kriegsgefangenschaft. Eduard Thöny
der Wochenschrift ohne Südtirol-Bezug. Entnazifizierungsverfahren glaubhaft, nie erlebte seine Rückkehr nicht mehr. n
In den Jahren 1934 bis 1939 forderte Thöni Parteimitglied gewesen zu sein, nieman-
darin mehrfach sogar eine Volksabstim- den denunziert und sich nicht bereichert
mung in Südtirol, revolutionär und mutig, zu haben. Es wurde deshalb auch nie ein
bedenkt man die politische Situation. Bis Hauptverfahren gegen ihn eröffnet.
zum Juni bzw. Oktober 1939 konnten Schwere Schicksalsschläge ereilten den
tausende in München lebende Südtiroler Künstler in seinen letzten Lebensjahren. Im
Intellektuelle, Freiberufler, Unternehmer, Mai 1941 kam sein jüngster Sohn als Flie-
Künstler die Hoffnung hegen, dass ihre Hei- gerleutnant im Kriegseinsatz um. Im März
mat mit deutscher Unterstützung „heimge- 1944 brannte das Wohnhaus in Holzhau-

TIROL. Eine Landesvermessung in 111 Begriffen


Dominik Prantl, Illustriert von Christian Opperer
86 Seiten, 34 zweifarbige Illustrationen | 13 x 18 cm, Steifbroschur mit handaufgelegten
Pappen |
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2020 | ISBN 978-3-7022-3848-3 | 14,95 Euro

Was Sie schon immer über Tirol wissen wollten


Launige Landeskunde für Einheimische, Zugereiste und Gäste
Humoriges Glossar über das weltweit schönste Bundesland Österreichs, treffsicher do-
kumentiert durch zahlreiche augenzwinkernde Illustrationen. Dieses Buch beschreibt
von Andreas Hofer über die Kurzohrmaus bis zum Großglockner nicht nur die größten
Tiroler, sondern auch jene, die sich dafürhalten (–>Liftkaiser, –>Bond, James). Es würdigt
schon allein aus Quotengründen etliche Frauen der spätestens bei Ötzi beginnenden
Landesgeschichte wie Maultasch, Mölk und Frau Hitt und blickt nicht nur hinter, son-
dern auch vor die Kulissen von Brenner, Nordkette und Ischgl. „Was Sie schon immer
über Tirol wissen wollten“ birgt allerdings die Gefahr von Risiken und Nebenwirkun-
gen wie Schmunzel-Attacken und erhellenden Aha-Erlebnissen, es nimmt vor allem
aber sich selbst nicht allzu ernst. Ein Geschenk für alle, die Tirol kennen und trotzdem
lieben.
N° 3 | Juni 2020

Königsdorf
von Hans Baur

Der „stille“ Patronatstag 2020

Weihbischof Wolfgang Bischof, Bundesfahne und Kompaniefahne Königsdorf begleitet von LH Martin Haberfellner,
der Verfasser des Gebetes. Gauhptm. Stephan Schmid sowie Hptm. Georg Mayer beim Gebet am 3. Mai 2020
in der Kirche St. Laurentius in Königsdorf. Foto: Hans Lippert

Aufgrund gesetzlicher Vorgaben durfte der Gebet zum Patronatstag der Schützen wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Patronatstag des Bundes der Bayerischen Barmherziger Gott! Und führe uns nicht in Versuchung,
Gebirgsschützen-Kompanien in Königsdorf Du hast uns Gebirgsschützen Maria zur sondern erlöse uns von dem Bösen.
nicht als zentrales Treffen stattfinden. Das Fürsprecherin gegeben. Wir verehren sie als Denn dein ist das Reich und die Kraft
setzt aber nicht das 400 Jahre alte Patronat unsere Patronin und als Schutzfrau unseres und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
der Gottesmutter über Bayern außer Kraft, Landes Bayern. Amen.
das die Gebirgsschützen jährlich an diesem Auf ihre Fürsprache bitten wir Dich in diesen
Patronatstag begehen. Tagen der Corona-Pandemie: Sei uns nahe Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
LH Martin Haberfellner hatte deshalb in unseren Ängsten und Sorgen, gib uns Zu- der Herr ist mit dir.
angeregt, dass die einzelnen Kompanien versicht, wenn wir uns einsam fühlen. Stehe Du bist gebenedeit unter den Frauen,
den Patronatstag „im Stillen“ begehen – den Kranken und Sterbenden bei. Lass uns und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes,
im Stillen, aber nicht im Verborgenen! verbunden bleiben mit unseren Schützenka- Jesus.
Dieser Anregung sind die Kompanien meraden und Marketenderinnen. Gib uns Heilige Maria, Mutter Gottes,
gefolgt und haben das Patronat Patrona den Geist der Hoffnung. Lass uns erkennen, bitte für uns Sünder,
Bavariae auf ihre Weise in ihrem Heimatort was heute wichtig ist und zählt. Wir vertrau- jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
begangen. en auf Deine Treue zu uns Menschen.
Als Zelebrant des Festgottesdienstes in Schütze uns! Guter Gott, auf die Fürsprache unserer
Königsdorf war Weihbischof Wolfgang Patronin, der allerseeligsten Jungfrau und
Bischof vorgesehen. Auf Bitten des Landes- Vater unser im Himmel, Gottesmutter Maria, segne unseren Bund
hauptmanns verfasste der Weihbischof ein geheiligt werde dein Name. der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompa-
Gebet, das zur Grundlage des Gedenkens Dein Reich komme. nien und unsere Gebirgsschützen.
vor Ort wurde. Dieses Gebet wurde am 3. Dein Wille geschehe, Im Namen des Vaters, des Sohnes und des
Mai von den Kompanien, zwar räumlich ge- wie im Himmel so auf Erden. Heiligen Geistes. Amen n
trennt voneinander, aber im Geiste vereint Unser tägliches Brot gib uns heute.
gesprochen. Und vergib uns unsere Schuld,
Berichte aus Bayern N° 3 | Juni 2020

16
Am Patronatstag im Gebet vereint
N° 3 | Juni 2020 Berichte aus Bayern

17
München
von Hans Baur

Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Ministerpräsident


Dr. Markus Söder
Am 29.04.2020 überreichte LH Martin Haberfellner in der Baye- begeben. – Aber nichts ist alternativlos, (wenn das auch manchmal in
rischen Staatskanzlei in München dem Bayerischen Ministerprä- der Politik behauptet wird.)
sidenten die Ernennungsurkunde und den Schützenhut. Damit
wurde Dr. Markus Söder zum Ehrenmitglied des Bundes der Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien. Der Landeshauptmann Sie haben sich in Zeiten der Krise entscheidungsmutig und hand-
begleitete die Übergabe mit folgenden Worten: lungsfähig gezeigt und damit verteidigungsbereit wie ein Gebirgs-
schütz. Somit gibt es auch ohne großen Patronatstag keinen besseren
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Zeitpunkt, Ihnen die von der Versammlung der Gauhauptleute be-
wir Gebirgsschützen können in diesem denkwürdigen Jahr 2020 schlossene Ernennung zum Ehrenmitglied des Bundes der Bayerischen
unseren Patronatstag nicht in der herkömmlichen Weise feiern. Das Gebirgsschützen-Kompanien formell zu eröffnen. Als äußeres Zeichen
ist bisher noch nicht vorgekommen. Wir haben uns also gefragt: Wie Ihrer Würde erhalten Sie einen Schützenhut.
können wir das Fest unserer Landespatronin in alternativer Weise
begehen? Ich meine, wir haben einen gangbaren Weg gefunden. Er möge Sie behüten und stets begleiten als Symbol der Verbun-
denheit, aber auch als Symbol bayerischen Eigensinns, als Symbol
Wir haben Sie als unseren Ministerpräsidenten und unseren weltli- bayerischer Standfestigkeit, als Symbol bayerischer Beständigkeit
chen Schutzherrn über unsere Absichten informiert. Daraus hat sich verbunden mit der Fähigkeit, Krisen zu meistern und durchzustehen.
unser heutiges Treffen ergeben. Durchstehen können wir.

Unsere Landespatronin, die Patrona Bavariae, ist während des Ein bayerischer Kabarettist hat einmal die rhetorische Frage gestellt,
30-jährigen Krieges als Bild auf unsere Fahnen gekommen. Es waren wie alt sind die Alpen? Antwort: So alt wie die Bayerischen Gebirgs-
Zeiten höchster Gefahren, die sich ergeben haben aus dem europa- schützen. Ich glaub ja nicht, dass diese Bemerkung Ausdruck des
weiten Konflikt zwischen katholischen und protestantischen Staaten Respekts sein sollte. Aber ein Wesensmerkmal der Gebirgsschützen
einerseits und der Pest, die 1623 allein in München ein Drittel der hat er damit getroffen. Über die Jahrhunderte waren Gebirgsschützen
Stadtbevölkerung das Leben gekostet hat. immer da, wenn man sie gebraucht hat. Wir sind auch heute da und
wir werden in Zukunft da sein.
Krieg und die Pest-Pandemie haben gewaltige Opfer gefordert. – Die
Gebirgsschützen haben sich aber unter dem Zeichen der Maria de Söder dankte für die große Ehre die ihm zuteil wurde. Er lobte die
Victoria / der Maria vom Siege gesammelt und auf dem Platz, auf Gebirgsschützen als geistige Schutzeinheit Bayerns: „Ihr sorgt für
den sie gestellt worden sind, behauptet – damals im 17. Jahrhundert, Zusammenhalt“. Er sicherte zu, standfest zu bleiben und auch in
aber auch danach im 18. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert und im 20. der Krise seinen Amtseid zu erfüllen: „Die Regierung muss Bayern
Jahrhundert. Darum gibt es uns nach 400 Jahren immer noch. schützen, und das werde sie auch weiterhin tun. Ein Bayern ohne
Gebirgsschützen ist unvorstellbar und es ist schade, dass der Patro-
Wir hatten die Absicht, Ihnen beim abgesagten Patronatstag in natstag nicht so gefeiert werden kann wie gewohnt, zumal dieser
Königsdorf mit der Ernennung zum Ehrenmitglied für Ihr Bekenntnis eigentlich fast schon ein bayerischer Festtag ist. An keinem anderen
zu uns Gebirgsschützen, für die Übernahme des Ehrenamts als unser Tag wird bayerische Kultur, bayerische Geschichte und bayerische
weltlicher Schutzherr, für Ihren Zuspruch und Ihre Unterstützung zu Lebensart so gut symbolisiert und dargestellt. Ich danke, dass ihr
danken. Das geht jetzt nicht, weil Sie mit den von Ihnen getroffenen gekommen seid und danke für eure großartige Arbeit. Bayern war
Maßnahmen dafür gesorgt haben, dass der Patronatstag nicht so, wie und ist stolz auf euch!“
geplant, stattfindet. Damit haben Sie sich selbst aller unserer protokol- Söder gab auch ein Bekenntnis ab, in Bayern bleiben zu wollen: „Ich
larischen Möglichkeiten, die wir Gebirgsschützen aufgeboten hätten, möchte keinesfalls die bayerischen Gebirgsschützen gegen preußi-
sche Grenadiere tauschen.“ n
Berichte aus Bayern N° 3 | Juni 2020

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Waakirchen Murnau am Staffelsee

Wir gratulieren …
Herbert Gottfried Probst †
Leonhard
Frankenhauser †
Fichtner – 80
Am 29. März 2020 verstarb in Murnau am
Staffelsee Gottfried Probst im 53. Lebens-
Am 6. Mai 2020 verstarb der ehemalige jahr, Er gehörte 1987 zu den Männern, die
„Guat beinand“ feierte der Ehrenhaupt- Bundestagsabgeordnete Herbert Franken- die Gebirgsschützenkompanie Murnau
mann der GSK Beuerberg-Herrnhausen hauser im Alter von 74 Jahren. Bei seinem wiedergegründet haben. 1992 wurde er zum
Leonhard Fichtner Ende Februar seinen 80. Requiem in der Michaelskirche in München Kompaniefähnrich gewählt und gleichzeitig
Geburtstag. Der Jubilar war 1953 Grün- verabschiedeten sich LH Haberfellner und zum Halboffizier befördert. Er bekleidete
dungsmitglied des Trommlerzugs Beuer- sein Stellvertreter Baur sowie seine Kompa- dieses Amt gewissenhaft bis zum Januar
berg und bekleidete 33 Jahre lang das Amt nie Waakirchen, bei der er seit 2003 aktives 2004, dem Monat, in dem er nach einem
des Tambourmajors. 1989 wurde er zum Mitglied war. Die Kompanie verliert einen schicksalhaften Holzarbeitsunfall dieses
Oberleutnant der Kompanie gewählt und er guten Kameraden und offenen Menschen, Amt aufgeben musste. Trotz der folgen-
übernahm 1997 das Amt des Hauptmanns. dem die Nähe zu seinen Kameraden immer den gesundheitlichen Einschränkungen
Als er aus Altersgründen für dieses Amt wichtig war. Die von ihm organisierte nahm Gottfried weiter an den Kompanie-
nicht mehr kandidierte, wurde er 2009 zum mehrtägige Reise mit über hundert Schüt- ausrückungen und Aktivitäten Anteil, so
Ehrenhauptmann ernannt. Einer seiner zen zu Bundespräsident Joachim Gauck auch beim letztjährigen Bataillonsfest. Die
großen Verdienste war die sehr erfolgreiche nach Berlin war einer der Höhepunkte der Mitglieder der Gebirgsschützenkompanie
Ausrichtung des Patronatstages in Beuer- Kompanie. Frankenhauser war Träger ho- Murnau trauern um eine große Persönlich-
berg im Jahr 2002. Bis zum heutigen Tag ist her Auszeichnungen wie dem Bayerischen keit und um einen äußerst beliebten Ka-
der „Hartl“ ein Vorzeigegebirgsschütze (67 Verdienstorden und dem Bundesverdienst- meraden, der trotz der immer wiederkeh-
Jahre aktiv). Die drei Kompanievorstände kreuz. Seine Waakirchner Kameraden und renden gesundheitlichen Rückschläge nie
sowie der Loisachgauhauptmann Stephan die Gebirgsschützen werden ihm stets ein klagte und nie die Hoffnung auf Besserung
Schmid überbrachten ihre Glückwünsche. n ehrendes Gedenken bewahren. n aufgab. n

Königsdorf

Dank des Königsdorfer Hauptmanns


Liebe Schützenkameraden, einmal bestätigt, dass der Zusammenhalt
unter den Bayerischen Gebirgsschützen in
ich möchte mich im Namen der Gebirgs- schwierigen Zeiten einzigartig ist. Noch-
schützen-Kompanie Königsdorf ganz mal Vergelt's Gott für die Unterstützung
herzlich für eure Solidarität bei der Absage und hoffentlich ein gesundes Wiedersehen
unseres Patronatstages bedanken. Mit dem beim nächsten Patronatstag 2021 in unserer
Kauf unserer Festzeichen und den großzü- Nachbargemeinde Beuerberg.
gigen Spenden durch euch wird es uns hof-
fentlich gelingen, den finanziellen Schaden Mit Schützengruß
in Grenzen zu halten. Hier hat sich wieder Hauptmann Georg Mayer
N° 3 | Juni 2020

Aus den BEZIRKEN & BATAILLONEN 19


Goldrain
von Arno Rainer

Warum Corona Südtirol langfristig deutlich schwerer treffen


wird als Nord- und Osttirol.
Das Corona-Virus macht nicht vor Staatsgrenzen halt, aber nicht alle Staaten sind gleich gut darauf vorbereitet. Die
betroffenen Staaten haben andere Möglichkeiten und reagieren verschieden auf die Pandemie. Die Zugehörigkeit Südtirols
zu Italien bedeutet schlechtere Vorbereitung, mangelhafte Reaktionsmöglichkeiten und höhere Folgekosten. Südtirol sollte
Konsequenzen daraus ziehen.

Es ist sicher ein unglücklicher Zufall, dass gerade in Italien sehr früh se seit dem 2. Weltkrieg zu bewältigen. Und nach der Corona-Krise
zahlreiche Infektionen mit dem Covid-19-Virus zu verzeichnen wird es wieder so sein, dass sich Italien das nötige Geld auch in Südti-
waren. Leider wurden in Italien auch einige entscheidende Fehler rol holt. Da wird die Südtirol-Autonomie auch diesmal nichts helfen.
gemacht. So blieb die Erkrankung lange unentdeckt, obwohl die In Österreich und Deutschland hatte man die Pandemie von Anfang
Situation in China längst bekannt war. Italien hat den Ernst der an deutlich besser im Griff.
Lage unterschätzt. Durch die Entscheidung, Infizierte mit leichteren Das ist kein Zufall, sondern die Folge einer guten Verwaltung. Das
Krankheitsverläufen in Altersheimen unterzu- Gesundheitswesen war von Grund auf besser
bringen, hat sich die Erkrankung gerade in der aufgestellt, Maßnahmen wurden von Beginn
Hochrisikogruppe sehr schnell ausgebreitet. an konsequent ergriffen und umgesetzt.
Geradezu katastrophale Folgen hatte aber der Obwohl Österreich die Bewegungsfreiheit
Umstand, dass in Italien das Gesundheitswesen seiner Bürger später eingeschränkt hat, hat es
schon seit Jahren unterfinanziert ist und am die Quarantänemaßnahmen früher gelockert.
Boden liegt. Österreich hat pro Einwohner Auch war die Lähmung der Wirtschaft nie so
fast doppelt so viele Intensivbetten wie Italien; stark wie in Südtirol. Es mag sein, dass auch
Deutschland hat fast dreimal so viele. Italien nördlich des Brenners nicht alles optimal
hat auch deutlich weniger Pflegepersonal pro gelaufen ist. Aber trotz des Infektionsherdes
Einwohner. Dadurch war das italienische Ge- Ischgl kann das Bundesland Tirol deutlich bes-
sundheitswesen sehr schnell an seiner Belas- sere Pandemie-Zahlen vorweisen als Südtirol.
tungsgrenze. Und dank geringerer Staatsverschuldung und
Wäre es auf dem Niveau Österreichs oder stärkerer Wirtschaft, kann man sich in Ös-
Deutschlands gewesen, wäre den Italienern terreich auch eine stärkere Unterstützung für
sehr viel Leid erspart geblieben. Das Südtiroler Menschen und Wirtschaft leisten. Ein Virus
Gesundheitswesen steht seit geraumer Zeit macht nicht vor Staatsgrenzen halt. Es macht
in der Kritik. Bis vor nicht allzu langer Zeit aber einen Unterschied, in welchem Staat man
wurde noch über eine mögliche Schließung der sich befindet, wenn es darum geht, wie gut das
Kleinkrankenhäuser in Schlanders, Sterzing Gesundheitswesen auf eine derartige Situation
und Innichen diskutiert. Rom hatte entsprechende Vorgaben gemacht vorbereitet ist. Und es macht einen Unterschied, wie man mit der
und Südtirol war drauf und dran, diese auch umzusetzen. Nur dem Situation umgeht, wenn sie einmal da ist. Und zu guter Letzt macht
massiven Druck der Südtiroler Bevölkerung ist es zu verdanken, dass es auch einen Unterschied, welche langfristigen Folgen aus dieser
das Schlimmste verhindert wurde. Südtirol war deutlich schlechter Pandemie erwachsen. Italien hat es seit Jahrzehnten versäumt, seine
auf die Pandemie vorbereitet als andere deutschsprachige Gebiete. So Staatsfinanzen zu sanieren.
war beispielsweise zum Beginn der Pandemie die Anzahl der Inten- Entsprechend schlecht war es auf diese Pandemie vorbereitet, entspre-
sivbetten auch in Südtirol nur auf italienischem Niveau. Zum Glück chend mangelhaft sind die Reaktionsmöglichkeiten und entsprechend
haben sich Deutschland und Österreich dazu bereit erklärt, Südtiroler schwer wird es an den Folgen zu leiden haben. Und Südtirol wird
Patienten in ihren Intensivstationen zu behandeln, denn in Südtirol mitleiden müssen. Italien hatte bereits vor der Krise mehr Staats-
war man bereits am Limit. schulden als Deutschland und Österreich zusammen. Die italienische
Die sonst so hoch gelobte Autonomie hat einmal mehr gezeigt, dass Wirtschaft liegt am Boden und der italienische Schuldenberg wächst
sie im entscheidenden Moment nicht viel Wert ist. Weder hat sie im ins Unermessliche. Die Schulden von heute sind die Steuern von mor-
Vorfeld erlaubt, das Gesundheitswesen angemessen auszustatten, gen, und die Bevölkerung wird sie zahlen müssen, auch in Südtirol.
noch hat sie es ermöglicht, die wirtschaftlichen Folgen von Anfang Südtirol sollte daraus seine Lehren ziehen. Die Zugehörigkeit zu Ita-
an möglichst klein zu halten. Es ist mehr als lobenswert, dass Südtirol lien wird Südtirol auch in der derzeitigen Krise wieder zum Nachteil
die Höhe und Dauer des staatlichen Lohnausgleichs aus eigenen werden und in seiner zukünftigen Entwicklung behindern.
Landesmitteln aufstockt. Dass es dafür aber erst Rom um Erlaubnis Es gibt für Südtirol viele Gründe für wenig Vertrauen in den Staat
bitten musste, zeigt hingegen, wie beschränkt die viel gepriesene Italien; Wohlstand und Gesundheit sind nur zwei davon, aber zwei
Autonomie in Wirklichkeit ist. Die Zugehörigkeit zu Italien war schon überaus wichtige. Fürs Erste muss Südtirol bestehende Kompetenzen
immer eine große Belastung für Südtirol. So musste das Land in Folge verteidigen, verloren gegangene Zuständigkeiten zurückholen und
der Finanzkrise 2008/9 im sog. Mailänder Abkommen auf Milliarden mit Nachdruck einen Ausbau der Autonomie einfordern. Auf lange
Euro verzichten, die ihm eigentlich zugestanden hätten. Seither muss Sicht aber sollte sich Südtirol endlich ernsthaft Gedanken darüber
es sich zudem jährlich mit hunderten Millionen Euro an der Tilgung machen, wie es seine Zukunft ohne Italien gestalten kann, zum Wohle
der stetig wachsenden italienischen Staatsschulden beteiligen. Dieses seiner Einwohner, ganz egal, welcher Sprachgruppe sie angehören. n
Geld fehlt Südtirol jetzt, wo es darum geht, die größte Wirtschaftskri-
N° 3 | Juni 2020

20 Aus den BEZIRKEN & BATAILLONEN


Innsbruck
von Hans Gregoritsch

Schützenfrauen nähen
Mundmasken
Die MPreis-Zentrale in Völs hat alle Vereine gebeten, sich bei der
Aktion „Kampf gegen das Coronavirus“ zu beteiligen. Spontan
haben sich einige Schützenfrauen bereiterklärt, bei der Masken-
Nähaktion mitzumachen. Diese wurden vom Bataillonskomman-
danten Mjr. Helmuth Paolazzi in der MPreis-Filiale Pradl in der
Pradlerstraße an die Geschäftsführerin Daniela Stiebllehner überge-
ben. Mit einer Spende unterstützen sie 100%ig die Jungschützen des
Bataillons. Die bunten Masken bringen Farbe ins Leben in nicht so
bunten Zeiten wie jetzt. Ein herzliches Dankeschön an alle! n
Foto Hans Gregoritsch

Kufstein
von Hans Schneider

Mjr. Hermann Egger 40 Jahren Kommandant des Baon Kufstein

Bataillonskommandant Hermann Egger vor 40 Jahren und Heute noch immer mit voller Energie an vorderster Front.

Als im Jahre 1980 der damalige Bataillonskommandant Mjr. Lud- 2011 aus Anlass „500 Jahre Landlibell“ das erste Treffen der Kompa-
wig Peintner erklärte, dass er für eine weitere Funktionsperiode nien des Viertels Unterland in Kufstein organisiert. Mjr. Egger scheut
nicht mehr zur Verfügung stehen würde, kristallisierte sich bei den sich aber auch nicht, Stellung zu beziehen, wenn etwas nach seiner
Beratungen des Bataillonsausschusses der junge Oberleutnant der SK Ansicht in die falsche Richtung läuft. So hat er vehement gegen die
Wörgl, Hermann Egger, als Kandidat für die Funktion des Bataillons- Aufstellung des Schildes „Grüß Göttin“ an der Autobahn bei Kufstein
kommandanten heraus. Beim Bataillonsjahrtag am 16. März 1980 im Stellung bezogen. Neben seiner Funktion als Bataillonskommandant
Gasthaus Staffler in Kufstein wurde er dann mit 36 von 40 Stimmen war Mjr. Egger auch sechs Jahre Kommandant des Viertels Unterland
zum neuen Kommandanten des Bataillons Kufstein gewählt. Seine und von 1993 bis 1996 Landeskommandant-Stellvertreter. Für seine
Feuertaufe als neuer Kommandant erlebte er im Sommer 1980 beim jahrzehntelange Tätigkeit für das Tiroler Schützenwesen und das
Gründungsfest der SK Brixlegg. In seiner nunmehr 40-jährigen Gemeinwohl in Tirol wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen verlie-
Kommandantschaft entwickelte sich das Bataillon von damals 16 hen. So erhielt er 2002 vom damaligen LH Dr. Wendelin Weingartner
Kompanien mit 744 Schützen und 46 Marketenderinnen auf heute das Verdienstkreuz des Landes Tirol. Durch den Bund der Tiroler
23 Kompanien mit 1.300 Schützen, 76 Marketenderinnen und 74 Schützenkompanien wurde er 1997 mit der Goldenen Verdienstme-
Jungschützen. Mjr. Egger war wesentlich an der Neugründung von daille ausgezeichnet und vom Bataillon Kufstein erhielt er 1995 das
sieben Kompanien im gesamten Bataillon beteiligt (1983: Angath/ Goldene Bataillonsverdienstkreuz. Bereits bei der letzten Neuwahl im
Angerberg/Maria Stein; 1984: Bad Häring; 1987: Kundl; 1988: Rad- Jahre 2019 hat Mjr. Egger angekündigt, dass die laufende Periode für
feld; 1990: Ebbs; 2008: Langkampfen und 2018: Söll) Außerdem war ihn die letzte als Bataillonskommandant darstellt und dass er bei der
er Initiator für die Anschaffung einer neuen Bataillonsfahne, die im nächsten Neuwahl 2022 das Amt in jüngere Hände legen wird. Das
Jahre 1984 im Beisein von Landeshauptmann ÖR Eduard Wallnöfer Bataillon Kufstein bedankt sich bei seinem Kommandanten für die
im Rahmen der 25-Jahrfeier des Bataillons Kufstein geweiht wurde. jahrzehntelange Tätigkeit und die unzähligen Stunden, die er für das
Besonders stolz war er, dass dabei seine Gattin Rosi als Fahnenpatin Tiroler Schützenwesen aufgebracht hat, und gratuliert ihm zu seinem
auftreten konnte. Weiters hat er das Bataillon bei zwei Landesfest- besonderen Jubiläum. n
umzügen (1984 und 2009) in Innsbruck kommandiert und im Jahre
… eine fragliche „Weltbeste Autonomie“

Aus den BEZIRKEN & BATAILLONEN 21


St. Pankraz
von Hannes Holzner

Feuerschrift „jatz reichts“


Der Schützenbezirk Burggrafenamt Passeier hat sich am Sams-
tagabend, dem 2. Mai 2020 an der Aktion des SSB beteiligt und
auf dem Marlinger Berg eine Feuerschrift entzündet, welche die
Unabhängigkeitsforderung vom italienischen Staat zum Ausdruck
bringen sollte. Dabei hat der Bezirk nicht – wie in anderen Orten
Südtirols – den Schriftzug „Los von Rom“ gewählt, sondern die
Worte „jatz reichts“, um damit auch an den Geist des Unabhängig-
keitstages in Meran im Jahr 2013 anzuknüpfen, wo viele Südtiroler
für die Freiheit und Unabhängigkeit aller Völker in einem Europa
der Regionen eingetreten sind.
Gerade die Einschränkungen der bürgerlichen Grundrechte in Be-
zug auf die Eindämmung der Coronavirus-Pandemie hat deutlich
gemacht, dass die „weltbeste“ Autonomie für Südtirols Bürger kei-
nen Schutz bietet. Und die auf die Pandemie noch folgende schwere in der Vergangenheit oft festgestellt, werden Bürokratie und Lobbys
Wirtschaftskrise wird nicht durch die Bestimmungen des Südtiroler sogar die wenig vorhandenen finanziellen Hilfen in die „richtigen
Autonomiestatutes abgeschwächt oder vom Land ferngehalten wer- Kanäle“ leiten, sodass die Bevölkerung auch dieses Mal in ihrer Not
den können, weil von nun an alles dem nationalitalienischen Inte- alleingelassen werden wird. Jetzt reicht es! Was muss noch alles
resse untergeordnet wird. Die Regierung in Rom hat ja auch schon passieren, dass Südtirols Regierende erkennen, dass das politische
verlauten lassen, dass sie das Südtiroler Landesgesetz zum Hochfah- System Italiens nicht gut für die Italiener selbst, aber noch weniger
ren der hiesigen Wirtschaft anfechten wird. Der 2.400 Milliarden für die Lebensweise der Südtiroler geeignet ist. Um als Tiroler Volk
Euro verschuldete italienische Staat wird kaum in der Lage sein, in der angestammten Heimat in Freiheit, Frieden und Wohlstand
effiziente finanzielle Hilfspakete für alle zu schnüren, auch weil alle leben zu können, benötigt Südtirol endlich seine eigenen und nicht
anderen europäischen Staaten mit der Stabilisierung ihrer eigenen anfechtbaren Gesetze für Sanität, Fürsorge, Wirtschaft, Kultur, Bil-
Finanzhaushalte zu tun haben werden. Wie bei Krisensituationen dung, Sicherheit, Sport bzw. Freizeit und somit die Landeshoheit. n

Volders
von Herbert Rettl

Schützen des Bezirkes Hall tagten und bestätigten Vorstand


Die Schützen des Bezirkes Hall konnten bei der Generalversamm-
lung auf ein sehr aktives Jahr zurückblicken und bestätigten bei den
Wahlen den Vorstand. Jedes Jahr am Sonntag nach dem Aschermitt-
woch hält der Schützenbezirk Hall seine Generalversammlung ab.
Diesmal wurde die Versammlung von der SK Volders ausgerichtet.
Nach der Meldung an Bürgermeister Maximilian Harb und LKdt.
Fritz Tiefenthaler sowie dem Abschreiten der Formationen erfolgte
der Marsch unter Begleitung der Senseler Musikkapelle Volders zur
heiligen Messe, die von Mag. Alois Juen gehalten wurde. Bei der
Generalversammlung wurde ein Überblick über das vergangene Jahr
und die nächsten geplanten Aktivitäten vorgestellt. Als Ehrengäste
konnte Bundesgeschäftsführer Mjr. Kurt Mayr den Bezirkskuraten
Pater Damian, Bürgermeister Maximilian Harb, Ehrenmajor Florian
Fischler und Oberschützenmeister Arno Gufler von der Schützengil-
de Hall begrüßen. Von Seiten des BTSK waren als Ehrengäste neben Marsch mit Bezirkskommandant und Bundesgeschäftsführer
dem Landeskommandanten Mjr. Tiefenthaler auch sein Stellvertreter Mjr. Kurt Mayr
Mjr. Christian Meischl, Adjutant Mjr. Thomas Saurer und der Vier-
telkommandant Mjr. Andreas Raass anwesend. Für die einladende ten wird. Der erste Preis wurde an die Speckbacher SK Thaur und die
SK Volders ging Hauptmann Peter Rathgeber im Rahmen seiner Speckbacher Schützenkette an Michaela Mair von der SK Wattens-
Begrüßung auf die Geschichte der Senseler Schützen ein. Mjr. Kurt Wattenberg übergeben. Die Neuwahl, die alle drei Jahre auf dem Pro-
Mayr konnte in seinem Jahresbericht auf zahlreiche Aktivitäten im gramm steht, wurde von Viertel-Kdt. Mjr. Andreas Raass geleitet. Der
Schützenbezirk verweisen. Als ein wichtiges Vorhaben des Schützen- Wahlvorschlag wurde angenommen und die Mitglieder der Bezirks-
bezirkes wird nächstes Jahr, anlässlich 70 Jahre Schützenbezirk, die leitung einzeln in ihre Funktionen gewählt. Als Bezirkskommandant
Ausrichtung eines großen Schützenfestes in Hall sein, wozu die Vor- wurde Mjr. Kurt Mayr von der SK Absam und als sein Stellvertreter
bereitungen schon im Gange sind. Durch die Leistungen beim jährlich Hptm. Florian Kiechl von der SK Rinn bestätigt. Insgesamt setzt sich
stattfindenden Schützenschnurschießen konnte unter Beweis gestellt der Ausschuss aus elf Mitgliedern zusammen. Mit einem kräftigen
werden, dass das Schießen bei den Schützen des Bezirkes hochgehal- „Schützen Heil“ wurde die Generalversammlung beendet. n
N° 3 | Juni 2020

22 Wir gratulieren …
Untermais Ried im Oberinntal

Josef Fieg (Raut Sepp) – 70 Hauptmann Josef Patscheider – 70


Josef Fieg wurde am 6. April 70 Jahre alt. Die SK Blasius Trogmann Der Hauptmann der SK Ried feierte am 16. April 2020 seinen 70.
Untermais wünscht ihm zu diesem Anlass mit folgendem Gedicht Geburtstag! Dazu wünschten ihm die Schützen und Marketende-
alles Gute! rinnen von ganzem Herzen alles Liebe und viel Gesundheit: „Wir
sind sehr stolz darauf, einen so einen tollen Hauptmann zu haben!
In Moas und af Freiberg tuat mans schun bekunden: Dankeschön für alles!“ n
An Geburtstog gibs, und sel an runden.
In dor Freizeit geasch du gern wondern,
von uan Gipfl zu an ondorn.
Es isch bestimmt a net ibortrieben:
Deine Gäst beim Rauthof tian es lieben.
A schneidige Frau hosch du a im Diandlgwond,
sou wia sichs holt a gheart, im Tirolerlond.
Lieber Sepp, zu dein 70er sollsch hoachlebn,
weil den tuats trotz Coronavirus a lei uanmol geben!
Geburtstog hot man net olle Tog,
gfeiort werd desholb mit Familie, kuane Frog!
Bleib sou, wia du bisch,
olm luschtig, fröhlich und frisch! n

Amras

Ehrenhauptmann Josef Haidegger – 75


Am 2. März 2020 feierte EHptm. Josef
Haidegger die Vollendung seines 75.
Lebensjahres. Eine Abordnung seiner SK
Amras, der er so viele Jahre als Hauptmann
vorgestanden ist, besuchte ihn in Aldrans,
um die Glückwünsche aller Kameraden zu
überbringen.
Hptm. Alexander Stampfer dankte dem
Jubilar für seine Verdienste und seine
Ratschläge, welche er, aus seinem reichen
Erfahrungsschatz, auf Nachfrage gerne
gibt. Vorwiegend seiner Initiative ist es zu
verdanken, dass schon seit Jahrzehnten
zwischen den Amraser Vereinen eine
Einigkeit besteht, welche anderswo selten zu bereits zum 22. Mal stattgefunden hat. als Bundeskassier und mehrere Jahre als
finden ist. Unter anderem wurde dadurch Auch dem BTSK hat Haidegger seine Bundesgeschäftsführer tätig, was ihm nach
der Anstoß zum Amraser Dorffest gegeben, Arbeitskraft, seine Erfahrung und sein seinem Ausscheiden mit der Ernennung
welches, in zweijährigem Intervall, 2019 Organisationstalent geschenkt. Er war dort zum Ehrenmajor gedankt wurde. n
N° 3 | Juni 2020

Wir gratulieren … 23
Fieberbrunn St. Pankraz

Ehrenleutnant bekannten Weinlieferanten und seine Johann Lanthaler – 80


Johann Gollner – 80 Aufgabe als Groß- und Urgroßvater bei
Kräften und bei guter Laune. Bei seinen Die SK St. Pankraz gratuliert ihrem Kame-
Am 28. März 2020 vollendete Kameraden und Freunden ist er nach wie raden Johann Lanthaler zum 80. Geburtstag
Gründungsmitglied Johann Gollner vor als Erzähler von Geschichten und und wünscht ihm noch alles Gute, viel
seinen 80. Geburtstag. Hansei trat bereits Geschichte sehr gefragt und beliebt. n Glück und Gesundheit. Schützen Heil! n
am 28. Juni 1958 der Christian-Blattl-
Schützenkompanie bei und wurde 1961
unter Gründungshauptmann Stefan
Foidl zum Kassier gewählt. Dieses Amt
hatte er mit Unterbrechung bis zur
Jahreshauptversammlung im Februar
1979 inne. Im Jahre 1970 wurde er vom
Unterjäger zum Leutnant und nach dem
Ausscheiden aus dem aktiven Dienst
2003 zum Ehrenleutnant gewählt. Für
seine gelebte Kameradschaft, für seine
Erfahrungen und sein Organisationstalent,
das er jederzeit in seine Kompanie
eingebracht hat, wurde ihm neben der
Andreas-Hofer-Medaille für 60 Jahre Treue
zum Tiroler Schützenwesen die Silberne
Verdienstmedaille des BTSK zuerkannt.
Heute hält ihn seine Tätigkeit als weitum

Mölten Grinzens

Ehrenleutnant Franz Höller – 85 Albert Brecher – 100


Am 8. März 2020 feierte Franz Höller seinen 85. Geburtstag. Aus „Albert lebt das Schützenwesen wie es sein sollte: verlässlich,
diesem Anlass schoss die SK Mölten um 6 Uhr früh unter der Füh- kameradschaftlich und hilfsbereit.“ Besser als der Grinziger
rung von Andreas Franzelin mehrere Böllerschüsse ab. Hptm. And- Schützenhauptmann Helmut Brandner kann man das Wirken des
reas Franzelin hatte die Kanone der SK Terlan mit zum Zufidöllhof mittlerweile ältesten Mitgliedes, dem auch die Ehrenmitgliedschaft
gebracht. Eine starke Abordnung der SK Mölten überbrachte Franz verliehen wurde, nicht beschreiben. Aus beruflichen Gründen war
die Glückwünsche. Auch der Hauptmann der SK Andrian, Han- er mit 53 Jahren ein „spätberufener Schütze“, der in den folgenden
nes Unterkofler war gekommen, um zu gratulieren. Anschließend Jahrzehnten aber stets als Pionier in vorderster Front stand. In die-
wurde in der Bauernstube des Zufidöllhofs ausgiebig auf Franz ser Funktion kennen wohl nicht nur die „Sonnenburger“ Schützen
angestoßen. Hptm. Roland Unterkofler überreichte im Namen der des Bataillons Sonnenburg, sondern viele andere weit über die
SK Mölten ein handgemaltes Bild, auf dem Franz Höller in Tracht Dorfgrenzen hinaus den Jubilar. Joppe und Hut wurden auch bei
zu sehen ist. n größter Hitze niemals abgelegt. n
N° 3 | Juni 2020

24 Aus den KOMPANIEN …


Amras
von Werner Erhart

Schützenerfolge beim Amraser


Schülerschitag und den
Dorfmeisterschaften
Am 29. Februar 2020 führte der Ski Club Ergebnisse. Bei der Einzelwertung bei der
Amras, so wie jedes Jahr, den Amraser Dorfmeisterschaft kam Hptm. Alexander
Schülerschitag und die Dorfmeisterschaften Stampfer in der AK II auf den 1. Rang.
am Patscherkofel als Riesentorlauf durch. Bei der Mannschaftswertung erreichte die
Die Veranstaltung wurde im Gedenken an Mannschaft Schützen 1 mit Maximilian,
den Ehren-Obmann des SCA Ernst Ull- Valentina und Alexander Stampfer, nach
mann und den Ehren-Hauptmann der SK den SCA-Masters den 2. Rang, Schützen 2
Amras, Herbert Schuh organisiert. erreichten den 5. und Schützen 3 den 10.
Die Amraser Schützen waren mit zehn Rang.
Läuferinnen und Läufern vertreten. Amraser Schülermeisterin 2020 und zu-
Beim Schülerschitag erzielten unsere Jung- gleich SCA Vereinsmeisterin wurde unsere
marketenderinnen und Jungschützen nach Valentina Stampfer, Amraser Schülermeis-
Altersklassen durchwegs hervorragende ter 2020 unser Maximilian Stampfer. n

Amras
von Werner Erhart

Brennende Leidenschaft
Der Oberleutnant der SK Amras Toni Steixner und seine Frau Mo-
nika, der im vorigen Jahr die Margarethenmedaille des BTSK verlie-
hen wurde, leisten nicht nur Außerordentliches für die Schützen; sie
sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Gemeinwesens, ohne das
der legendäre Zusammenhalt der Amraser nicht denkbar wäre.
Vor einigen Jahren hat Toni Steixner mit seiner Frau den Stall des
angestammten Bauernhofes zum Vorzeigerestaurant „Die Brenne-
rei“ umgebaut, welches nun zur lokalen Spitzengastronomie zählt.
Vor vier Jahren haben die beiden die Schnapssommelierprüfung
gemacht und beschäftigen sich seither erfolgreich mit der Herstel-
lung von Edelbränden. Die Schaubrennerei in ihrem Restaurant ist
sehenswert. Schon von Anfang an mischten sie in der einschlägigen
Szene mit und brachten viele Auszeichnungen nach Hause.
Heuer gingen sie bei der DESTILLATA, der internationalen Edel-
brandmeisterschaft mit 100 Brennern aus neun Nationen als haus-
hohe Sieger hervor. Mit „Brennende Leidenschaft“ titelte die Tiroler
Tageszeitung ihren Bericht über das Ereignis. Diese haben Toni und
Moni Steixner, denn sie haben in ihrem Metier noch viel vor.
Die Amraser Schützen freuen sich über diesen großen Erfolg und
gratulieren dazu. n

Karneid
von Walter Falser

Benefiz-Glühweinstandl in Karneid
Anlässlich der traditionellen Sebastianifeier der SK Karneid am
19. Jänner konnte Hptm. Walter Falser dem Vertreter der Vinzenz-
gemeinschaft von Karneid, Pater Sepp Hollweck, einen Scheck in
Höhe von € 1.500 überreichen. Dieses Geld konnte am 14. und
15. Dezember 2019 beim Benefiz-Glühweinstandl gesammelt
werden und wird nun einer bedürftigen Familie in der Gemeinde
zugeführt. Ein aufrichtiges Vergelt’s Gott hierfür allen Karneidern,
welche an dieser Veranstaltung teilgenommen haben! n
N° 3 | Juni 2020

Aus den KOMPANIEN … 25


Latzfons
von Sepp Kaser

Andreas-Hofer-Gedenkfeier und Buchvorstellung in Latzfons


Die SK Latzfons ist auch in der Zeit des
Faschismus ausgerückt. Der Hptm. hat
immer auch einen Säbel getragen. Sie hat
sich nie aufgelöst und hat somit eine lange
Geschichte. Dies war der Anlass, ein Buch
herauszugeben. Dazu konnten Ehrenmit-
glied Sepp Kaser und Historiker Oswald
Mederle gewonnen werden. Mederle konnte
in seinen Recherchen die Pläne für den
Bau einer Festungsanlage vor Klausen mit
Einbeziehung des Säbener Berges sowie
über den Schießstand in Latzfons berichten.
Sepp Kaser legte Wert darauf, dass über
die Schützengeschichte hinaus auch andere
Themen, wie Erlebnisberichte aus der Zeit
des Faschismus, der Option, des Zweiten
Weltkriegs, aber auch die Nachkriegsge-
schichte festgehalten werden. Interviews
mit älteren Schützen und Berichte über V.l. LK Enzo Cestari, LH Arno Kompatscher, Bürgermeisterin Maria Gasser Fink,
all die Tätigkeiten der Kompanie und die Hptm. Martin Pfattner, Oswald Mederle und EMjr. Sepp Kaser
Kontakte im deutschen Sprachraum sind
zu finden. Das Buch beinhaltet an die Musikkapelle eine Reihe von Ehrengästen Wohlstand das Materielle, die Leistung in
335 Seiten und über 500 Fotos. Es kann begrüßen. LH Arno Kompatscher hob in den Vordergrund rücke. „Traditionen geben
jeder Kompanie empfohlen werden. Der seiner Gedenkansprache Werte wie Freiheit, Halt und Wurzeln.“ Im Anschluss an die
Buchvorstellung voraus ging die Andreas- Tradition und Heimatliebe hervor. „Wir Buchvorstellung wurden den Jungschützen
Hofer-Gedenkfeier am Gefallenendenkmal laufen Gefahr, sie zu verlieren“, meinte die Leitungsabzeichen verliehen. n
vor der Pfarrkirche. Nach dem Gottesdienst Kompatscher. Nicht weil andere uns ihre
konnte Hptm. Martin Pfattner neben der Kultur aufdrücken wollen, sondern weil im

Pill
von Dominik Sommer

Jubiläum in Pill

Die SK Pill gratuliert ganz herzlich den Geehrten für 25 Jahre (nicht im Bild). Ein ganz besonderer Glückwunsch geht an unseren
Treue in der SK Pill: Thomas Steinlechner, Christoph Steinlech- Ehrenfähnrich Alfred Steinlechner sen., der den Jahreskranz für
ner, Johannes Schwemberger und Christoph Häusler und für 40 75 Jahre Treue in der Kompanie verliehen bekommen hat. Lieber
Jahre Treue in der SK Pill: Hans Häusler, Martin Häusler, Norbert Alfred, wir wünschen dir von ganzem Herzen noch viele gesunde
Geisler, Michael Kreidl, Johann Angerer und Michael Wegscheider Jahre in der SK Pill. n
N° 3 | Juni 2020

26 Aus den KOMPANIEN …


Mieders
von Franziska Jenewein

Zeit zum Feiern

Marketenderinnen der SK Mieders (Anna, Kristina, Franziska, Hptm. Paul Wechner begrüßte am Ball die Ehrengäste
Eva und Lisa) konnten am Ball die Gäste begrüßen und sie mit Bgm. Daniel Stern, Baon-Kdt. Helmut Ranalter und
hausgemachtem Essen bewirten. Bundesmark. Franziska Jenewein.

Zum alljährlichen Schützenball im Jänner in Mieders trafen sich Zahlreiche Gäste des Schützenballs konnten am Dartschießstand
Persönlichkeiten zum Austausch und zum Festhalten von Traditi- um die Gaudi schießen. Den besonderen Abschluss einer gelun-
onen im Tiroler Schützenwesen. Hptm. Paul Wechner konnte am genen und berauschenden Ballnacht war die Brauchtumsgruppe
Ballabend den Bürgermeister Daniel Stern und seinen Gemeinderat Vomp. Sie beeindruckte das Publikum und die zahlreichen Eh-
begrüßen. Unter den Ehrengästen befand sich auch der Schützen- rengäste aus dem Stubai und dem Wipptal mit ihren Tänzen und
kurat Diakon Michael Brugger und Baon-Kdt. Helmut Ranalter. Figuren, um damit den Winter auszutreiben. n

Matrei in Osttirol
von Franziska Jenewein

Wie wird Tradition gelebt und weitergegeben?


Im Dezember wurde Bataillonskomman- Marketenderinnen weitergegeben wird, fiel
dant Klaus Riepler eingeladen vor nam- Klaus Riepler nicht schwer und war ihm
haften Wissenschaftlern einen Vortrag der eine große Freude. Denn mit seinen Blicken
besonderen Art zu halten. Es war ihm eine beobachtete er bereits 36 Jahre lang als Ma-
sehr herzhafte Ehre den Zuhörerinnen jor den Zusammenhalt und die Menschen
und Zuhörern das Thema der Tradition im Tiroler Schützenbund. Vor allem freut
in Schützenkreisen zu vermitteln. Über es ihn dass aus der Familie Steiner genau
Tradition und Brauchtum in Tirol zu spre- diese Tradition über Generationen in einer
chen, und darüber wie es an Schützen und Kompanie gelebt wird. n

Unsere Leser meinen ...


Dorothea Nazionale
Zum Artikel in der „Tiroler Schützenzei- Zitat: „Meine Leidenschaft ist voll und kämpft schlussendlich um einen vergängli-
tung“ in der 2. Ausgabe von April 2020 ganz italienisch… “ fühlt. Unabhängig von chen Preis - die Heimat aber zu verleugnen,
unter dem Titel, „Dorothea Nationale“ mangelndem Geschichtsbewusstsein, orte um die Farben und Hymne jenes Staates zu
habe ich mir meine Gedanken gemacht, die ich hier, nicht nur dies, sondern auch ihren verherrlichen, welche - nochmals - ihre Hei-
ich gerne in einer Zuschrift wiedergeben Arbeitgeber, die italienische Finanzwache mat gegen den Widerstand ihrer ehemals
möchte. Es tut wahrlich in der Seele leid, als Grund ihrer „Leidenschaft“. Das geflü- altösterreichischen Landsleute verteidigt
wenn man lesen muss, dass eine Südtirole- gelte Wort von Walther von der Vogelweide haben, finde ich gelinde gesagt schimpflich.
rin in der wahrscheinlich gefühlten dritten passt aber hier genau: „Wes Brot ich ess, Traurig nur!
Generation ihrer Ahnen, seit der Okkupa- des Lied ich sing.“ Einen Gedanken füge Peter Walch, Prutz
tion ihres Heimatlandes durch Italien sich, ich noch an. Jeder Sportler, jede Sportlerin
N° 3 | Juni 2020

Aus den KOMPANIEN … 27


Fieberbrunn
von Martin Wimmer

Mit sicherem Abstand die Tradition hochhalten


SK Fieberbrunn ist stolz berichten zu können, dass es mit großar-
tiger Hilfe und tatkräftiger Unterstützung seitens der Gemeinde-
führung in diesen schwierigen Zeiten des Frühlings 2020 dennoch
gelungen ist, den traditionellen Maibaum, der dieses Jahr dankens-
werterweise von der Familie Dandler gespendet wurde, am Fieber-
brunner Dorfplatz aufzurichten. Es sei nur nebenbei erwähnt, dass
wir selbstverständlich mit höchster Vorsicht und unter strikter Ein-
haltung aller erforderlichen Schutzmaßnahmen, wie ausreichend
Abstand und mit Schutzausrüstung, mit verminderter Personen-
anzahl etc. den stattlichen Baum mit einer Gesamthöhe von knapp
38 Meter gefällt, danach vorbereitet, sicher transportiert, aufgestellt
und gegen unbefugten Zugriff bis in die Morgenstunden streng
bewacht haben. Das Aufstellen des Maibaumes ist für uns in dieser
unsicheren Zeit der Coronakrise etwas ganz Besonderes. Zum einen
konnten wir eine seit Jahren bestehende Tradition weiterführen,
und zum anderen ist es für uns Schützen sehr wichtig, ein weithin
sichtbares Zeichen zu setzen, Brauchtum und Kultur aktiv zu pfle-
gen, danach zu handeln und zu leben und dafür einzustehen. Und
nicht zuletzt haben wir mit dem Aufstellen des Maibaumes auch
die Voraussetzung dafür geschaffen, dass im kommenden Herbst,
sofern es die allgemeine gesundheitliche Lage sowie die gesetzlichen
Vorschriften erlauben, unser Herbstfest mit Maibaumverlosung und
großer Tombola stattfinden kann. Für die Einheimischen und Gäste
von Fieberbrunn bietet dies hoffentlich eine lang ersehnte Möglich-
keit, eines der kleinen und wenigen regionalen Feste in diesem Jahr
besuchen zu können, denn auch das soziale Miteinander ist in un-
seren Grundwerten tief verwurzelt. Abschließend möchten wir uns
auf diesem Wege bei unserem Bürgermeister und der Marktgemein-
de Fieberbrunn für das große Vertrauen recht herzlich bedanken. n
Ein weithin sichtbares Zeichen – der Fieberbrunner Maibaum 2020
Foto: Martin Wimmer, SK Fieberbrunn

DIE LANDSCHAFTLICHE PFARRE MARIAHILF IN INNSBRUCK – Geschichte – Kunst – Kultur


Reinhard Rampold
96 Seiten, 134 farb. und 7 sw. Abb. | 17 x 24 cm, Klappenbroschur | Tyrolia-Verlag Innsbruck –Wien
2020 |
ISBN 978-3-7022-3852-0 | 8 Euro

Ein barockes Kleinod des Dreißigjährigen Krieges


Der Innsbrucker Kirchenbezirk Mariahilf
Die Pfarre Mariahilf verdankt ihre Entstehung einem Gelöbnis der Tiroler Landstände:
Am 1. Februar 1647 verpflichteten sie sich, in Innsbruck eine Kapelle unter dem Namen und
Bildnis Mariahilf zu errichten, wenn das Land vor den Wirren des Dreißigjährigen Krieges
verschont bliebe. Der Westfälische Friede von 1648 brachte die Vollendung des bereits begon-
nenen Baues. Die ursprüngliche Votivkirche, die jahrzehntelang auch als Universitätskirche
diente, wurde im Zuge der Josefinischen Reformen 1786 mit seelsorglichen Aufgaben betraut.
1853 wurde Mariahilf zu einer selbständigen Pfarre erhoben, die bis heute vom Land Tirol
unterhalten wird. Der Kunsthistoriker Reinhold Rampold berichtet in diesem reich bebilderten
Kirchenführer von den historischen Wurzeln, Stiftungen, der künstlerischen Rezeption und
vom kirchlichen Brauchtum der Mariahilfkirche. Er führt in ihre künstlerische Ausgestaltung
ein und würdigt auch die weiteren Bauten und Einrichtungen dieses besonderen Ensembles.

Der Autor
Dr. Reinhard Rampold, studierte Volkskunde, Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck und ist seit
1987 am Bundesdenkmalamt Innsbruck, Landeskonservatorat für Tirol, tätig.
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28 Unsere JUNGSCHÜTZEN & MARKETENDERINNEN


Bozen
von Kuno Huber

Osteraktion der Jungschützen


Dieses Jahr haben sich die Jungschützen
im ganzen Land aufgrund der derzeiti-
gen Situation etwas Besonderes einfallen
lassen. Für fleißige Helfer und Mitarbeiter
verschiedener sozialer Einrichtungen, wie
Altenheime und Weißes Kreuz, wurden Os-
terkörbe zusammengestellt. Daheim färbten
die Jungschützen die schönsten Ostereier
und auch so manch süße Leckerei, wie
Schokohasen und Osterzopf, wanderte ins
Nest. Zwischen Karfreitag und Karsamstag
wurden die Körbe dann ausgeteilt, worüber
sich die Beschenkten überaus freuten. Die
Jungschützen setzten damit ein Zeichen
des Dankes und der Anerkennung für die
Arbeit, welche die fleißigen Mitarbeiter
tagtäglich in den verschiedensten sozialen
Einrichtungen leisten. Trotz schwieriger Foto: © SSB
Umstände sind sie stets mit viel Einsatz bei
der Sache. In schwierigen Zeiten helfen und schützen auf die Fahne geschrieben und
zusammenstehen, das haben sich die Jung- darauf kann jeder einzelne stolz sein. n

Gschnitz
von Franziska Jenewein

12 Marketenderinnen und 1 Bild


„An alle ihr, macht’s es wie wir. Seid’s gscheid, es liaben Leit. Halt ma zsamm, und bleib’n dahoam. Mia Marketenderinnen im
BTSK sogn enk: „Bleibt’s alle mitnand gsund. Auf dass ma ins bei die Festln und Ausrückungen wieder seg’n.“

Mit diesem gemeinsamen Bild ist es uns


gelungen, die Menschen darauf aufmerk-
sam zu machen, wie wichtig es ist, zusam-
menzuhalten und gemeinsam die Wege zu
gehen. Von zuhause aus und von jeder in
ihrem privaten Wohnraum wurden Bilder
gemacht und zu einem Ganzen zusam-
mengefügt. Mit dieser Botschaft wollten
wir unsere Mitmenschen im Land Tirol
motivieren, aber auch bestärken. Wir schaf-
fen das! Zurzeit bleibt leider unsere Tracht
im Schrank und muss dort eine Zeitlang
verweilen, doch die Zeit kommt wieder, wo
wir uns bei verschiedensten Ausrückungen
und Festen „neu“ begegnen. n

V.l. Franziska Jenewein, Anna-Maria Riml, Christa Holzknecht, Julia Sieberer, Katharina
Goller, Vanessa Pölt, Alina Wolsgger, Silvia Unterer, Anita Madersbacher, Bianca Keiler,
Maria Nachtschatten und Magdalena Kaltenhauser
N° 3 | Juni 2020

Unsere JUNGSCHÜTZEN & MARKETENDERINNEN 29


Gschnitz
von Franziska Jenewein

„Die Post bringt allen was“


Besondere Zeiten brauchen besondere Worte – ein kleiner Gruß von uns, an Schützen und
Marketenderinnen in der Alpenregion.

Zusammen konnten wir Marketenderinnen


ein Grußkartenpaket graphisch gestalten,
welche die Marketenderinnen und alle Inter-
essierten mit herzlichen Botschaften versehen
haben. Die Grußkarten wurden an Familien,
Verwandte und Freunde per Post versen-
det oder persönlich zugestellt. „Es war uns
möglich, viele Menschen in dieser schwie-
rigen Zeit per Post zu erreichen und ihnen
damit ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, so
Bundesmarketenderin Franziska Jenewein.
Es wurden 500 Postkarten produziert, und
innerhalb von wenigen Tagen waren bereits
350 Stück versandt. Somit war eine Nachbe-
stellung des Auftrags klar. n
#Tirolischstark – Die Grußpostkarten erreichten vor und zu Ostern
zahlreiche Marketenderinnen und Schützen in der Alpenregion.

Ainet
von Silvia Unterer

#GEMEINSAMsindwirSTARK,
#zommholten und
#AufDICHkommtesAN
„Nur Mut – sehen wir die Krise als Chance und blicken nach vorne!“
– unter diesem Motto hat die Viertelmarketenderin Osttirol, Silvia
Unterer, ein besonderes Zeichen kreieren lassen.
Zusammen mit der „Stickerei Hirschmann“ in Hopfgarten im Brixen-
tal (www.hirschmann-tirol.at) hat sich die Viertelmarketenderin für
Schlüsselanhänger (erhältlich unter stickerei@hirschmann-tirol.at)
entschieden. Sie sollen ein Zeichen für unseren starken Zusammen-
halt in Tirol und darüber hinaus sein. „Für alle Marketenderinnen
und Schützen – lasst uns diesen besonderen Anhänger als Mut und Schlüsselanhänger mit persönlichen Botschaften: Er hat immer
Zukunftsblick mit uns tragen“, so Viertelmarketenderin Silvia Unterer. Bestand, hält und man trägt ihn immer bei sich.
Es ist nichts perfekt, doch wir halten zusammen und schaffen das
gemeinsam. n

Grinzens
von Thomas Saurer

Ein „Bestl“
Um den Zusammenhalt der Tiroler Schützen zu demonstrieren,
hat sich die Viertelmarketenderin Tirol-Mitte, Nicole Kapferer,
in Zusammenarbeit mit der Firma HP Edelrost, Inzing, ein
„Bestl“ überlegt. Die Rosette soll Geschlossenheit, Stärke und
Gemeinschaft symbolisieren. n
N° 3 | Juni 2020

30 Unsere JUNGSCHÜTZEN & MARKETENDERINNEN


Mötz
von Anna-Maria Riml

„Du nähst gerne?“


In dieser schweren Zeit ist der Eigen-
schutz, aber auch der Fremdschutz ein sehr
wichtiges Thema. Wir alle wissen, dass es
momentan sehr wichtig ist, einen Mund-
schutz zu tragen. Darum hat sich Batail-
lonsmarketenderin Petersberg Anna-Maria
Riml für eine Aktion entschieden, wo jeder
mitmachen kann. Einen Mehrwegmund-
schutz herzustellen, ist nicht nur eine nette
Freizeitbeschäftigung, sondern auch sehr
umweltfreundlich. Für einen guten Zweck
wurden zahlreiche Mund-Nasen-Schutz-
masken genäht und von Anna-Maria Riml
gegen freiwillige Spenden verteilt. n

Mit dem Erlös unterstützt Anna-Maria Riml ein herzkrankes Mädchen, das dringend Hilfe
benötigt.

Sistrans
von Thomas Saurer

Treffsichere Jungschützen und Jungmarketenderinnen

Die SK Sistrans war heuer Gastgeberin des gut besuchten Nachwuchswettbewerbs. Und dabei gab es wieder hervorragende Leistungen,
einen neuen Schützenkönig und auch ein treffsicheres Siegerteam im Mannschaftsbewerb!

Den traditionellen Auftakt des Schützen- David Jäger aus Sellrain setzte sich in und Luca Steiner die Bestmarke. Auf den
jahres bildet alljährlich das Jungschützen- einem hochkarätigen Bewerb knapp vor weiteren Plätzen landeten die Teams aus
Schießen des Bataillons Sonnenburg. Luca Jordan und Daniel Knapp (beide aus Kematen und aus Aldrans. Bataillonskom-
In Sistrans wurden sowohl die jungen Götzens) durch. Die Jungmarketenderin- mandant-Stv. Hptm. Christian Holzknecht,
Schützen und Marketenderinnen aus Sell- nen verpassten diesmal das Podest nur der Bataillons-Schießbeauftragte Lt. Klaus
rain als auch jene aus Götzens diesem Ruf knapp. Die Götzner schlugen dafür im Bucher, Jungschützenbetreuer im Schützen-
gerecht. Im Vorjahr sorgte Fabian Stöckl Mannschaftsbewerb zu. Die besten vier viertel Tirol-Mitte Lt. Thomas Zangerl und
aus Patsch für eine kleine Überraschung. Schützen und Marketenderinnen kom- Bataillons-Jungschützenbetreuer Lt. Marco
Er musste die Bataillons-Königskette dies- men in die Wertung – und hier setzten Untermarzoner gratulierten stolz allen
mal an seinen Nachfolger überreichen: Luca Jordan, Daniel Knapp, Sara Rauter Teilnehmern. n
N° 3 | Juni 2020

Wir gedenken … 31
Sepp Weifner Ehrenoberleutnant 1984 den Schützen beigetreten Ehrenmitglied
† 24. FEBRUAR 2020 − BOZEN Josef Piegger und übte von 2011 bis 2017 das Franz Simeoni
1977 ist Sepp Weifner mit 33 Amt des 2. Fähnrichs aus. Ab
Jahren der SK Bozen beige- † 14. FEBRUAR 2020  SISTRANS 2017 war er unser 1. Fähnrich. † 6. MAI 2020  NEUMARKT
treten. Er war von 1979 bis Die Sonnenburger SK Sistrans Die Schützenkompanie ist ihm Die Schützenkompanie Mon-
1995 Bezirksfähnrich. Am 28. trauert um ihren Ehrenober- stets am Herzen gelegen, wes- tan trauert um ihr Ehren-
Februar 2020 wurde Sepp zu leutnant Josef Piegger, wel- halb er die vielen Jahre über bei mitglied Franz Simeoni. Der
Grabe getragen. Die Kompanie cher im Alter von 84 Jahren fast allen Ausrückungen mit ehemalige Gemeindesekretär
verabschiedete sich von ihrem verstorben ist. Pepp war mit dabei war. von Montan war maßgeblich
Kameraden mit einer Ehrensal- Leib und Seele Schütze. Als daran beteiligt, dass die Kom-
ve und senkte die Fahne zum Gründungsmitglied war er von panie ein so schönes Schützen-
Abschiedsgruß. Anfang an bei Ausrückungen lokal bekommen hat. Er war
und Aktivitäten immer dabei ein Freund und Verfechter des
und hat die Schützenkompa- Rechtes auf Selbstbestimmung
nie maßgeblich mitgeprägt. eines jeden Individuums, auf
Bei der Gründung im Jahre allen Ebenen und in allen Be-
1956 war er der erste Fähnrich reichen. Zudem hat er sich Zeit
unserer Kompanie, ab 1960 seines Lebens in vorbildhafter
Leutnant und Fahnenbegleiter, Art und Weise für den Schutz
ab 1994 Oberleutnant, und der Heimat und der Landes-
2006 wurde er zum Ehrenober- einheit in Wort und Tat sehr
leutnant ernannt. Auch in den verdient gemacht. Unzählige
letzten Jahren suchte er die identitätsstiftende Initiativen
Kameradschaft der Kompa- zur Verschönerung unserer
nie, und wenn es nur zum Ehrenbaon-Kdt. Heimat entstammen Franz
Ratschen auf der Bank − aber Luis Schönauer Simeonis Ideen und wurden
mit dem Schützenjanker − dank seiner Weitsicht und
EOlt. Josef Bair war. Als Metzgermeister war † 17. NOVEMBER 2019  TIERS Hartnäckigkeit von Vereinen,
† 6. APRIL 2020 − HAIMING er natürlich landauf, landab Kurz vor seinem 101. Ge- Privaten und der öffentlichen
Tief betroffen nehmen die überall bekannt und hat sich burtstag verstarb in Tiers Hand umgesetzt. Ein vorbild-
Haiminger Schützen von sehr für seinen Betrieb und der Ehrenkommandant des hafter Tiroler, dessen Wirken
ihrem Ehrenoberleutnant die Wirtschaft eingesetzt. Ein Bataillons Eggental und Ehren- uns allen Vorbild bleibt.
Josef Bair, Gründungsmitglied Zeichen dieser Arbeit sind die hauptmann der SK Tiers Luis
und 66 Jahre aktives Mitglied, Verdienstmedaille des Landes Schönauer. Er war Gründungs-
welches im Alter von 93 Jahren Tirol und des Wirtschaftsbun- mitglied der SK Bozen und ab
verstorben ist, Abschied. Als des sowie das Ehrenzeichen der 1970 Mitglied der SK Tiers,
Oberleutnant und langjähriges Heimatgemeinde Sistrans. die er von 1979 bis 2001 als
Mitglied des Ausschusses präg- Hauptmann befehligte. 1984
te er die Haiminger Schützen war er Mitbegründer des Baons
und deren Werte, die er mit Eggental und bis 2001 erster
großem Vorbild in der Kompa- Kommandant. Luis Schönauer
nie vorlebte. Josef Bair erhielt wird allen wegen seines großen
für sein Wirken verschiedene Einsatzes für das Schützenwe-
Auszeichnungen, unter ande- sen und aufgrund seiner gestif-
rem wurde ihm die Regiments- teten Fahnen für die SK Tiers
Verdienstmedaille vom Viertel und das Baon in ehrenvoller
Oberland zuerkannt. Erinnerung bleiben.

Fhr. Johann Eder


† 28. DEZEMBER 2019 −
ST. ULRICH AM PILLERSEE
Die SK Pillersee trauert um
ihren Fähnrich Hans Eder, der
im Alter von nur 57 Jahren,
plötzlich und unerwartet,
viel zu früh aus unserer Mitte
genommen wurde. Hans ist
N° 3 | Juni 2020

32 Für langjährige Treue WURDEN GEEHRT ...

10 Jahre Die Durchführbarkeit der nächsten Termine steht


Markus Saurer (Georg Bucher Axams)
aufgrund der aktuellen Situation weiterhin noch
15 Jahre nicht fest. Infos dazu unter www.schuetzen.com
Günther Heidegger (Kaltern), Thomas Kuppelwieser und Lisa bzw. www.tiroler-schuetzen.at
Schwienbacher (St. Walburg)

25 Jahre
Thomas Steinlechner, Christoph Steinlechner, Johannes Schwem-
berger und Christoph Häusler (Pill); Fhr. Georg Hietsch und
Markus Gollner (Inzing)

40 Jahre
Josef Seppi (Kaltern); Hans Häusler, Martin Häusler, Norbert
Geisler, Michael Kreidl, Johann Angerer und Michael Wegscheider
(Pill); Paul Rainer (St. Walburg)

50 Jahre
Johann Vent (Inzing)

55 Jahre
EOlt. Hansjörg Grießer und ELt. Roman Gollner (Inzing)

75 Jahre
EFhr. Alfred Steinlechner sen. (Pill)

Impressum
Anschriften der Schriftleitungen:
Bayern: Hptm. Hans Baur, Schöttlkarstr. 7, D-82499 Wallgau,
Tel. 08825/9219560, Fax 08825/9219561 E-Mail: baur-wallgau@gmx.de
Nord-/Osttirol: Franziska Jenewein, Gschnitz 140, A-6150 Gschnitz,
Tel. 0664/88265867, E-Mail: zeitung@tiroler-schuetzen.at
Süd-Tirol: SSB, Schlernstr. 1, I-39100 Bozen,
Tel. 0471/974078, E-Mail: presse@schuetzen.com
Redaktionsschluss ist der jeweils letzte Tag der Monate Februar, April,
Juni, August, Oktober und Dezember.
In der TSZ abgedruckte Bilder und Texte unterliegen dem Urheber-
recht und dürfen nur mit Zustimmung der Schriftleiter reproduziert
werden.
Die Beiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben.
Eigentümer und Herausgeber:
Bund der Tiroler Schützenkompanien, Brixner Str. 2, Innsbruck, und
Südtiroler Schützenbund, Schlernstr. 1, Bozen
Eingetragen beim Landesgericht Bozen, Nr. 6/77. Verantwortlicher
Schriftleiter im Sinne des Pressegesetzes Hartmuth Staffler. Die Tiroler
Schützenzeitung versteht sich als Mitteilungsblatt des Südtiroler
Schützenbundes, des Welschtiroler Schützenbundes, des Bundes der
Tiroler Schützenkompanien und des Bundes der Bayerischen Gebirgs-
schützenkompanien. Schriftleiter SSB: Mjr. Renato des Dorides; BGSK:
Hptm. Hans Baur; BTSK: Franziska Jenewein, WTSB: Enzo Cestari
Druck: Karodruck, Frangart

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