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Mitteilungsblatt der Schützen der Alpenregion
44. Jahrgang • erscheint zweimonatlich • N° 3 | Juni 2020 • Bozen · Innsbruck · Kron
metz
 · Kochel am See
NOT BEWEGT:
Schützen beliefernAltersheime
NOT SCHWEISSTZUSAMMEN:
Der Appell des Schriftleiters
 Verrückt nach Süden!
Der Süden hat seit jeher eine besondere Anziehungskraft. Für  viele. Manche sind verrückt danach. Wenn man aber im Süden wohnt – und dieser Süden zu einem fremden Staat gehört, dann ist das anders. Dann hat man bald genug davon. Und die letzten drei Monate dürften selbst den letzten Zweiflern die Augen geöffnet haben. Denn da hat sich die wahre Qualität unseres Gastgeberlandes gezeigt. Die schärfsten Restriktionen, das größte Chaos und die meisten Opfer. Kaum  jemand in Südtirol sagt mehr: „Uns geht's ja gut bei Italien“. Die meisten möchten nur mehr eines sehen: die Grenze - verrückt nach Süden....meint euer LandeskommandantJürgen Wirth Anderlan
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NOT MACHTERFINDERISCH:
Das Wörgler Freigeld
Bund der Tiroler Schützenkom-panien vor 70 Jahren gegründet
 von Heinz WieserSeit Jahrhunderten sorgten die Tiroler selbst für ihre Landesverteidigung. Vor 70 Jahren wurde der Bund der Tiroler Schützenkompanien aus der Taufe gehoben. Bei dieser Neugründung waren das Bekenntnis zu Gott und der freiwillige Einsatz für die Heimat auf geistigen, mi-litärischen, zivilen und wirtschaftlichen Ebenen in Tirol durch landfremde Ideologien und Kriegsnöte nicht auszulöschen. Männer mit bürgerlichem Verantwortungsbewusstsein suchten landauf, landab immer mehr die Gemeinschaft der Schützen auf, weil sie die Ziele und Wert- vorstellungen des Tiroler Schützenwesens anzusprechen vermochten. Jahr für Jahr entstanden neue Schützenkompanien. All diese Wiedergründungen führten am 2. April 1950 zur Errich-tung eines alle Kompanien in Nord- und Osttirol umfassenden Verbandes. Am 20. April gab sich dann dieser Verband den Namen „Bund der Tiroler Schützenkompanien“. Die Schützen sind eine einmalige Organisation. Es gibt nämlich nirgendwo eine Verteidigungsorganisation dieser Art, die so lange besteht. Schon im Jahre 1323 beschlossen die Tiroler Landstände, jeden Tiroler im wehrpflichtigen Alter für die Landesverteidigung einzusetzen. 1416 schloss Herzog Friedl mit der leeren Tasche den Adel von der Landesverteidigung aus, und 1511 kam es zum
Bundesstandarte des BTSK, das älteste Feldzeichen von Tirol aus der Zeit von 1500 Foto: Dr. Heinz Wieser 
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Aus den
LANDESTEILEN …
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N° 3 | Juni 2020
Landlibell. Heute sind die Schützen eine überaus wertvolle gesell-schaftliche Organisation, die neben der traditionellen Bedeutung und ihrem grundsatztreuen Integrationscharakter zwischen Alters-, Berufs- und Meinungsgruppen auch neue Aufgabenstellungen übernehmen und voll in der Zeit stehen. Aufgabe der Schützen ist es deshalb auch, aus der Geschichte lernend die Zukunft zu gestalten, indem sie sich jenseits aller Parteipolitik den zukünftigen Problemen stellen und zwar in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der dörflichen Gemeinschaft. Schwerpunkte sind weiters die christliche Erziehung, die intakte Familie, die Erhaltung unserer Kultur und die Pflege des Brauchtums sowie die Bewahrung un-serer Landschaft, die Vertiefung der gesellschaftlichen und wirt-schaftlichen Beziehungen mit den abgetrennten Landesteilen in der europäischen Region sowie der Dienst am Nächsten. Die Schützen  verstehen sich als positive Kraft unseres Landes und wollen auch in Zukunft zu brisanten Themen, die Grundzüge der Schützen betreffen, Stellung beziehen. So haben sie sich zur Beibehaltung der Sonn- und Feiertage mehrmals zu Wort gemeldet. Sie beken-nen sich zur Freiheit und Würde des Menschen, sie bewahren den Schützenbrauch, insbesondere durch die Frage des Schieß-wesens und tragen die Trachten der Talschaften des Landes auch als öffentliches Bekenntnis ihrer freiwillig gewählten Grundsätze. Durch den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union sind die Landesteile des historischen Tirol näher zusammengerückt. Vor 45 Jahren haben sich in Innsbruck Vereinigungen und Bünde gleicher Zielsetzungen und Anschauungen am 13. April 1975 gefunden und in der Alpenregion der Schützen zusammengeschlossen. Am 17. September 1995 vereinigten sich am Eduard-Wallnöfer-Platz vor dem Neuen Landhaus in Innsbruck die drei Schützenbunde Tirols zum „Gesamttiroler Schützenbund - Europaregion Tirol“. Damit wurde dokumentiert, dass nicht das Rad der Geschichte zurückge-dreht, sondern die Heimat gemeinsam gestaltet werden soll.
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Tirol
zu
 Kriegsende
vor
 75 Jahren
Das Jahr 1945 ist eines der großen Schick-salsjahre in der Geschichte Tirols. Die Über-macht der Alliierten hat den endgültigen Untergang des Nationalsozialismus und das Ende des Krieges gebracht, der mit Hundert-tausenden von Toten an den Fronten und in den zerbombten Städten und mit ungeheu-ren Zerstörungen bezahlt werden musste. Offiziell ging der Zweite Weltkrieg am 8. Mai 1945 zu Ende. Bereits am 27. April 1945 ver-öffentlichte die provisorische Staatsregierung unter Führung von Dr. Karl Renner die Un-abhängigkeitserklärung. Der Bombenkrieg hatte das Land verwüstet, und allein in Inns-bruck waren 60 % des Gebäudebestandes zerstört. Trotz aller Hindernisse wurde der Wiederaufbau des Landes sofort in Angriff genommen. Mit Bedauern sah die Tiroler Bevölkerung im Juli 1945 die Amerikaner abziehen und den Einzug französischer Truppen, nachdem unser Land der mit Vor-arlberg gebildeten französischen Besatzungs-zone zugeteilt worden war. Aber schon bald erwies sich der französische Hochkommissar General Béthouart als wahrer Freund Tirols, der auf die Befindlichkeiten der Bevölkerung  verständnisvoll Rücksicht nahm und die Besatzungsmacht – ganz im Gegensatz zum Osten – stets im Hintergrund hielt. Die Ent-nazifizierung vollzog sich in Tirol in gleicher Weise wie in den anderen Bundesländern. Das politische Leben knüpfte Anfang Mai 1945 an den „organisierten Widerstand ge-gen den Nationalsozialismus“ an. Bereits vor dem Einmarsch der Amerikaner hatte sich ein Exekutivausschuss der Widerstandsbewe-gung gebildet, bei dessen Zusammensetzung auch die früheren politischen Parteien be-rücksichtigt wurden. Der von den Amerika-nern als Landeshauptmann eingesetzte Chef des Tiroler Widerstandes, Dr. Karl Gruber, berief für den 10. Juli 1945 die „Provisorische Landesversammlung“ zu ihrer ersten Sitzung ein. Mit einer einstimmig angenommenen Erklärung der Tiroler Volkspartei, der Sozi-aldemokratischen Partei, der Kommunisti-schen Partei und der Widerstandsbewegung stellte die Landesversammlung die politische Position des Landes klar. Ein Sonderproblem stellten der Bezirk Lienz und seine Vertre-tung im Landtag dar. Die Angliederung Osttirols an Kärnten in der nationalsozialisti-schen Ära wurde zunächst nicht rückgängig gemacht, trotzdem wurden die Osttiroler Abgeordneten, die kurzfristig ihr Mandat in Klagenfurt ausgeübt hatten, bald wieder in den Tiroler Landtag einberufen. Schließlich erfolgte am 26. September 1947 die Rück-gliederung Osttirols nach Verhandlungen zwischen dem britischen und dem franzö-sischen Hochkommissar, bei denen Tirol  vom damaligen Landesrat DDr. Alois Lugger  vertreten wurde. Beschäftigte sich der Tiroler Landtag im ers-ten Nachkriegsjahrzehnt fast ausschließlich mit wirtschaftlichen Problemen, so gab es doch ein hochpolitisches Thema, das in den ersten beiden Jahren 1945 und 1946 immer wieder behandelt wurde, nämlich Südtirol.
Innsbruck 
 von Heinz Wieser
Richtigstellung
„Landesfeier beim Sandwirt“
In der letzten Ausgabe der TSZ wurde auf der Titelseite (1) irrtümlich die Überschrift für den Bericht über die Andreas-Hofer-Landesfeier mit St. Martin angegeben. Richtig sollte es heißen: Landesfeier beim Sandwirt in St. Leonhard. Wir bitten um entsprechende Berücksichtigung.
Die Schriftleitung
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Mehr als 155.000 Südtiroler, praktisch die gesamte erwachsene Bevölkerung, bekräftigten durch ihre Unterschrift ihren Willen zur Wiedervereinigung des zerrissenen Landes. Landeshauptmann Karl Gruber (Mitte) und Bundeskanzler Leopold Figl (rechts) nehmen in Innsbruck die Unterschriften entgegen.
 
Aus den
LANDESTEILEN …
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Naturgemäß waren die Südtiroldebatten bis zum Gruber-Degasperi-Abkommen sehr häufig, glaubte man doch zuversichtlich, da nun auch Italien zu den Verlierern des Krieges gehörte, dass die Unrechtsgrenze von 1919 beseitigt werden würde. Im Landtag wurde daran erinnert, dass dieser niemals die Zerreißung Tirols anerkannt habe und der Anspruch Tirols auf Südtirol im Einklang mit allen natürlichen, historischen, kulturel-len und geographischen Voraussetzungen stehe. Besonders der Zweite Weltkrieg habe gezeigt, dass die strategischen Argumente Italiens für die Brennergrenze von 1919 im Zeitalter des Luft- und Bombenkrieges hin-fällig geworden seien. Am 1. Februar 1946 appellierte der Landtag an die Alliierten, bei der Beratung der Grenzen Italiens die Frage gerecht zu entscheiden und den seinerzeiti-gen Fehler wieder gutzumachen. Dieser Ap-pell verhallte wie viele andere österreichische Initiativen ungehört. Im Friedensvertrag mit Rom wurde Südtirol erneut Italien zugespro-chen. Der einzige Erfolg war das Gruber-Degasperi-Abkommen, das eine spätere Internationalisierung des Südtirolproblems zuließ und schließlich, aber erst nach Jahr-zehnten, Südtirol eine tragfähige Autonomie ermöglichte. Nach dem Gruber-Degasperi-Abkommen von 1946 gab es ein Jahrzehnt lang keine ausführliche Südtiroldebatte im Landtag mehr. Erst am 20. Februar 1956 fand wieder eine Gedenksitzung statt, in der Lan-desrat Dr. Hans Gamper mit Bezug auf die Behandlung der Südtiroler durch die Italie-ner darauf hinwies, dass „Nachbarvölker sich das Leben verbittern und vergällen, sich aber auch viel geben könnten“. Diese schon sehr früh von Gamper ausgesprochene Vision der Versöhnung konnte erst Jahrzehnte danach mit dem Autonomiestatut verwirklicht wer-den. Die Bedeutung des Staatsvertrages vor 65 Jahren am 15. Mai 1955 schließlich wurde im Tiroler Landtag nicht nur darin gesehen, dass nun Österreich und damit Tirol frei, souverän und ein vollwertiges Mitglied der Völkergemeinschaft wurde, sondern auch in der mit dem Staatsvertrag in Verbindung stehenden Neutralität. Der Präsident des Tiroler Landtages, Johann Obermoser, sah in dieser eine Erleichterung für ein „gutes Einvernehmen mit allen unseren Nachbarn, und für uns in Tirol gilt dies im Besonderen“. Österreich und damit Tirol wurden nicht nur endgültig frei, sondern gewannen auch stark an Identität; ja man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dieses historische Ereignis wesentlich zur Ausbildung einer „österrei-chischen Nationbeitrug.
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Schützen
beliefern
 Sozialeinrichtungen
mit
 Desinfektionsmittel
Am Karfreitag, den 10. April 2020 haben 17 Schützen alle 78 Sozialeinrichtungen in Südtirol mit Desinfektionsmittel und Biozid (Chlorwasser) beliefert. Hergestellt wurde das Desinfektionsmittel  von der Firma Roner in Tramin. Insgesamt wurden 3.640 Liter Desinfektionsmittel und 1.160 Liter Biozid an alle Sozialeinrichtungen zugestellt. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Ostergeschenke des Bischofs für die Alten- und Seniorenheime mitgeliefert. Sammelstelle war das Zivilschutzzentrum in Bozen. Von dort aus wurden alle Landesteile beliefert. „Die Frauen und Männer des Südtiroler Schützenbundes werden weiterhin an vorderster Front mithelfen, zum Schutz einer Generation, der wir so vieles  verdanken, so Landeskommandant Jürgen Wirth Anderlan.
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Bozen
 von Richard Andergassen
Schwere Bombenschäden in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck Fotos: Land TirolFoto: © Südtiroler Schützenbund
Hilfsbereitschaft in Krisenzeiten

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