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Zusammenfassung Physik LK

Abitur 2022

Malte Graf

Diese Zusammenfassung wurde für das Abitur 2022 in Baden-Württemberg


nach dem Bildungsplan von 2004 erstellt. Grundlage dafür waren
größtenteils Aufschriebe aus dem Unterricht sowie das Kursbuch
Dornbader Physik Gymnasium (G8) 11/12.
Folgende Themen sind nicht Bestandteil dieser Zusammenfassung, da sie
im Abitur ’22 nicht mehr abgefragt werden: Drehimpuls, Treibhauseffekt,
Kernspaltung, Radioaktivität sowie die Aspekte der
Elementarteilchenphysik.

Kant-Gymnasium
Weil am Rhein, Deutschland
Januar 2022
i

Vorwort
Bevor es an das eigentliche Dokument geht, möchte ich hier noch die Gelegenheit nutzen, ein
paar Worte zu verlieren.
Diese Zusammenfassung beinhaltet alles, was in den zwei Jahren Physik-LK durchgenommen
wurde. Sie konnte überhaupt nur deswegen so geschrieben werden, weil ich eine super tolle
Lehrerin hatte, die sich genau auf das konzentriert hat, was für das Abitur relevant war.
Auch außerhalb des Unterrichts war sie stets für uns da und konnte die Stunden für mich (als
einer von den 11 wenigen, die Physik LK hatten) immer interessant und lernreich gestalten.
An dieser Stelle also ein Dankeschön an Frau K. Sie sind mitunter der Grund, warum ich mitt-
lerweile Physik studiere!

Diese Zusammenfassung dient nicht dazu, alle Inhalte maximal zu kürzen, sondern ist in erster
Linie dazu gedacht, alle Sachverhalte möglichst anschaulich darzustellen. Ich habe hier ver-
sucht, an den Stellen weiter zu ergänzen, wo die Konzepte auf den ersten Blick vielleicht etwas
abstrakt erscheinen mögen. Daher ist die Zusammenfassung an einigen Stellen eher ausfürlich
gehalten.
Im Inhaltsverzeichnis sind die Überschriften klickbar, sodass man an der entsprechenden Stelle
im Dokument landet. Das Gleiche gilt zum Beispiel für Querverweise auf andere Abschnitte
oder Gleichungsnummern über Gleichzeichen.
Damit man diese besser erkennt, habe ich sie eingefärbt.

Weil die vielen Themen schnell unübersichtlich werden können, habe ich versucht, die Formeln
und Konzepte in zwei Kateogrien aufzuteilen:

• Definitionen: dort werden neue Begriffe und Sachverhalte eingeführt,

• Resultate: dort werden wichtige Gleichungen und Zwischenergebnisse aber auch Sätze
und andere physikalische Spielregeln festgehalten.

Zwischendurch findet man auch einige Bemerkungen, die hoffentlich beim Verständnis helfen.

Diese Zusammenfassung ist hier zu finden. Sollte es in Zukunft eine überarbeitete Version ge-
ben, werde ich sie dort hochladen.
Bei Fragen oder Vorschlägen schreibt mir gerne: maltegraf@outlook.com.

Ich wünsche allen, die auf diese Zusammenfassung gestoßen sind, gute Vorbereitung auf das
Abitur (und/oder Klausuren) und hoffe natürlich auch, dass sie euch weiterhilft!

Malte
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ii

1 Kinematik 1
1.1 Charakteristische Größen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.3 Wichtige Bewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

2 Dynamik 3
2.1 Charakteristische Größen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2.2 Impuls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2.3 Kräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2.4 Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

3 Elektrisches Feld 5
3.1 Kirchhoff’sche Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
3.2 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
3.3 Das Elektrische Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
3.4 Geladene Teilchen im elektrischen Längsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
3.5 Elektronen im elektrischen Querfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
3.6 Braun’sche Röhre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

4 Magnetfeld 19
4.1 Magnete allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
4.2 Linke-Hand-Regel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
4.3 Die magnetische Flussdichte B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
4.4 Lorentz-Kraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
4.5 Hall-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
4.6 Magnetfeld von langen Spulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
4.7 Elektronen auf einer Kreisbahn: e/m-Bestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
4.8 Wien-Filter (Geschwindigkeitsfilter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
4.9 Massenspektrometer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

5 Induktion 27
5.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
5.2 Induktion durch... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
5.3 Elektrische Wirbelfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
5.4 Der magnetische Fluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
5.5 Induktionsgesetz und Lenz’sche Regel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
5.6 Thomson’scher Ringversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
5.7 Selbstinduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
5.8 Energie des Magnetfeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
5.9 Erzeugung sinusförmiger Wechselspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

ii
INHALTSVERZEICHNIS iii

5.10 Transformator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
5.11 Vergleich: Magnetfeld und elektrisches Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

6 Maxwell’sche Gleichungen 41

7 Schwingungen 43
7.1 Mechanische Schwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
7.2 Elektromagnetische Schwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
7.3 Vergleich: Mechanische und elektromagnetische Schwingungen . . . . . . . . . . 52

8 Wellen 55
8.1 Mechanische Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
8.2 Interferenz von Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
8.3 Huygens-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
8.4 Elektromagnetische Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

9 Licht als elektromagnetische Welle 69


9.1 Interferenz am Doppelspalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
9.2 Interferenz am Mehrfachspalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
9.3 Interferenz am optischen Gitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
9.4 Gitterspektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
9.5 Interferenz am Einzelspalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
9.6 Auswirkungen der endlichen Spaltbreite auf das Interferenzbild . . . . . . . . . . 79
9.7 Polarisation von Licht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
9.8 Das Michelson-Interferometer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

10 Quantenphysik 83
10.1 Fotoeffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
10.2 Plank’sches Wirkungsquantum und Einstein-Gerade . . . . . . . . . . . . . . . . 84
10.3 Welle-Teilchen-Dualismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
10.4 Masse und Impuls von Photonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
10.5 Entstehung von Röntgenstrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
10.6 Bragg-Reflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
10.7 Elektronenbeugung und De-Broglie-Wellenlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
10.8 Mach-Zehnder-Interferometer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
10.9 Quantenobjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

11 Meine LK-Klausuren 97
11.1 Klausur 1: Elektrisches Feld und Kondensator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
11.2 Klausur 2: Elektrisches und magnetisches Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
11.3 Klausur 3: Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
11.4 Klausur 4: Schwingungen und mechanische Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
11.5 Klausur 5: Optik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
11.6 Klausur 6: Quantenphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
11.7 Klausur 7: Quantenphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
Kapitel 1

Kinematik

1.1 Charakteristische Größen

Größe Einheit Formel (gleichförmige Bewegung) Formel (beschleunigte Bewegung)


s m s = vt s(t) = 21 at2 + v0 t + s0
v ms−1 v = ṡ = ds
dt
v(t) = at
a ms−2 - a = v̇ = dv
dt

Tabelle 1.1: Charakteristische Größen der Kinematik.

1.2 Allgemeines
(i) Die Steigung im t-s-Diagramm stellt die Geschwindigkeit v dar.

(ii) Die Fläche unter dem t-v-Diagramm stellt die zurückgelegte Strecke s dar.

(iii) Die Steigung im t-v-Diagramm stellt die Beschleunigung a dar.

1.3 Wichtige Bewegungen


1.3.1 Der freie Fall
Der Körper startet bei einer höhe h0 ohne Anfangsgeschwindigkeit. Die Beschleunigung g ist
immer senkrecht nach unten gerichtet. Damit ergibt sich das Bewegungsgesetz

Resultat 1.1
1
h(t) = h0 − gt2 . (1.1)
2

1
KAPITEL 1. KINEMATIK Malte Graf

1.3.2 Der waagerechte Wurf

Definition 1.1 Beim waagerechten Wurf überlagern sich zwei Bewegungen - eine gleichför-
mige in x-Richtung und eine gleichförmig beschleunigte in y-Richtung.
Der Körper startet in der Höhe h0 . Die Beschleunigung g ist senkrecht nach unten gerichtet.
Der Körper startet mit einer Geschwindigkeit v0,x , die senkrecht zur Beschleunigungsrichtung
steht.

Abbildung 1.1: Geschwindigkeitskomponenten beim waagerechten Wurf.

Die horizontale Bewegung ist gleichförmig: v0,x = const., daher

sx (t) = vx,0 · t. (1.2)

Die vertikale Bewegung (der freie Fall) ist beschleunigt:


1
h(t) = h0 − gt2 . (1.3)
2
Außerdem folgt mit Abbildung 1.1:

vy
tan θ = , (1.4)
vx
b
2
v = vx2 + vy2 ⇐⇒ v = vx2 + vy2 . (1.5)

2
Kapitel 2

Dynamik

2.1 Charakteristische Größen

Größe Einheit Formel Name


p kgms−1 p = mv Impuls.
F N = kgms−2 F = ṗ = mv̇ = ma Kraft
W J = kgm2 s−2 W = F · ∆s Arbeit
Tabelle 2.1: Charakteristische Größen der Dynamik.

2.2 Impuls

Resultat 2.1 Impulserhaltungssatz.


Die Summe aller Impulse in einem abgeschlossenen System bleibt konstant. Es gilt der Impul-
serhaltungssatz:
pt1 + pt2 + ... + ptn = pt = const.

2.3 Kräfte
Es gelten die Newton’schen Axiome:

(i) Wenn die Summe aller auf einen Körper wirkenden Kräfte 0 ist, bleibt die Geschwindigkeit
konstant.

(ii) Kraft und Impuls hängen durch F = ṗ = mv̇ = ma zusammen.

(iii) Zu jeder wirkenden Kraft wirkt eine ihr vom Betrag her gleich große Kraft entgegen:
Ft1 = −Ft2 (”actio=reactio”).

3
KAPITEL 2. DYNAMIK Malte Graf

2.4 Energie

Resultat 2.2 Energieerhaltungssatz.


In einem abgeschlossenen System bleibt die Gesamtenergie konstant.

E1 + E2 + ... + En = E = const.

In der Mechanik existieren folgende Energieformen:

Größe Formel Beschreibung


Ep Ep = mgh Lageenergie, bzw. potentielle Energie für einen Körper im
Gravitationsfeld.
Ekin Ekin = 12 mv 2 Bewegungsenergie, bzw. kinetische Energie für einen bewegten
Körper.
ESpann ESpann = 21 Dx2 Spannenergie, bzw. elastische Energie für Federn. In gewisser
Weise auch potentielle Energie.
Tabelle 2.2: Energieformen in der Mechanik

4
Kapitel 3

Elektrisches Feld

3.1 Kirchhoff’sche Gesetze


3.1.1 Knotenregel

Abbildung 3.1: Knotenregel: In jedem Verzweigungspunkt eines Stromkreises ist die Summe
der hinfließenden Ströme gleich der Summe der abfließenden Ströme.

Resultat 3.1 Damit gilt


Ihin = Iab ⇐⇒ I1 = I2 + I3 + I4 . (3.1)

Bemerkung 3.1 Multipliziert man Gleichung 3.1 mit einem Zeitintervall ∆t, folgt

Q1 = Q2 + Q3 + Q4 . (3.2)

Die Knotenregel beschreibt also die Erhaltung von elektrischer Ladung.

5
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

3.1.2 Maschenregel

Abbildung 3.2: Maschenregel: Verfolgt man einen Stromzweig von einem Pol zum anderen
Pol, so ist die Summe der Teilspannungen gleich der Spannung der anliegenden Quelle.

Resultat 3.2 Damit gilt


U0 = U1 + U2 + ... + Un (3.3)

In Abbildung 3.2:
U = U1 + U2 und U = U1 + U3 + U4 . (3.4)

Bemerkung 3.2 Multipliziert man Gleichung 3.3 mit der Ladung Q, folgt

E0 = E1 + E2 + ... + En . (3.5)

Die Maschenregel beschreibt also die Erhaltung der Energie über den Stromkreis.

3.2 Grundlagen
3.2.1 Ladung

Definition 3.1 Ladungen können positiv oder negativ sein. Elektronen tragen negative Ladun-
gen, Protonen positive Ladungen.
Ladungen sind ganzzahlige Vielfache der Elementarladung e ≈ 1, 6 · 10−19 C.

6
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

3.2.2 Influenz

Definition 3.2 Unter elektrischer Influenz versteht man die räumliche Ladungstrennung unter
Einfluss eines elektrischen Feldes.

Dies ist deshalb möglich, weil die Elektronen in einem leitenden Körper (z.B. einem Metall)
nahezu frei beweglich sind, während die Atomrümpfe fest verankert sind.

Abbildung 3.3: Influenz bei einem ungeladenen Metallkügelchen.

Links. Es befindet sich ein neutral geladenes Metallkügelchen zwischen zwei Ladungsträgern.
Mitte. Die Ladungen innerhalb des Metallkügelchens werden getrennt (Influenz). Das Metall-
kügelchen wird vom Pluspol angezogen.
Rechts. Der Pluspol lädt das Metallkügelchen elektrisch auf (Ladungsübertragung). Weil sich
gleichnamige Ladungen abstoßen, wird die Kugel in Richtung Minuspol bewegt.

3.2.3 Polarisation
Auch auf nicht leitende Körper (Isolatoren) wird durch ein elektri-
sches Feld eine Wirkung ausgeübt.
Die relativ unbeweglichen Ladungen richten sich an ihrer Stelle in
Richtung des Außenfeldes aus und bilden Dipole. Dadurch kann sich
Abbildung 3.4: Pola- ihre Oberfläche elektrisch aufladen.
risation eines Isolators.

3.3 Das Elektrische Feld


3.3.1 Elektrische Feldlinien
• Feldlinien stehen in jedem Punkt senkrecht auf den Leiteroberflächen.

• Feldlinien beginnen auf positiven Ladungsträgern und enden auf negativen.

• Feldlinien durchkreuzen sich nicht gegenseitig.

• Die Richtung der Feldlinien gibt in jedem Punkt die Richtung der Kraft Ftel an, die auf
eine positive Probeladung wirken würde.

• Die Dichte der Feldlinien steht symbolisch für die Stärke E des elektrischen Feldes.

7
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

3.3.2 Faraday’scher Käfig

Definition 3.3 Ein Faraday’scher Käfig ist ein allseitig geschlossener Leiter, dessen Inneres
als Folge von Influenz feldfrei ist.

Im Inneren des Metallrings werden durch Influenz Ladungen getrennt.


Es bildet sich daher ein gleich starkes elektrisches Feld aus, das dem
äußeren Feld entgegengerichtet ist. Beide Felder heben sich im Inneren
des Metallrings auf:
Eta + E
ti = 0.
Abbildung 3.5: Fara-
day-Käfig.

3.3.3 Die elektrische Feldstärke E


In der Umgebung elektrisch geladener Körper existieren elektrische Felder. Diese Felder üben
eine Kraft Ftel auf Ladungen aus, die sich darin befinden. Diese Kraft kann gemessen werden.

Definition 3.4 Die elektrische Feldstärke ist definiert als


Fel
E= . (3.6)
q

t zeigt für q > 0 in dieselbe Richtung wie Ftel , für q < 0 in die
Der elektrische Feldvektor E
entgegengesetzte Richtung.

3.3.4 Messmethode zur Bestimmung der elektrischen Feldstärke E

Ein entladenes Metallkügelchen wird in das homogene Feld ei-


nes Plattenkondensators (hier Richtung nach rechts) gehängt. Da
es elektrisch neutral ist, erfährt es erst einmal keine Auslen-
kung.

Dem Metallkügelchen wird (z.B. durch Berührung mit der linken Kon-
densatorplatte) Ladung zugeführt. Die Auslenkung s wird mit Licht
an die Wand projiziert.
Abbildung 3.6: E-
Bestimmung.

8
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

Die resultierende Zugkraft FtS des Seils kann in zwei Komponenten zerlegt werden:

• eine horizontale Komponente: Die elektrische Feldkraft Ftel

• eine vertikale Komponente: Die Gewichtskraft FtG .

Im großen Dreieck gilt


s
sin θ = . (3.7)
l
Im Kräfte-Dreieck
Fel
tan θ = . (3.8)
FG
Für ausreichend kleine Winkel (θ ≤ 5◦ ) ist:

s Fel s mgs
sin θ = tan θ ⇐⇒ = ⇐⇒ Fel = FG · = ; (3.9)
l FG l l

Resultat 3.3 Und damit für die elektrische Feldstärke:


Fel mgs
E= = . (3.10)
q ql

3.3.5 Das elektrische Potential

Definition 3.5 Das elektrische Potential φ eines Punktes P ist die Spannung von P gegen ein
Bezugsniveau B.

Resultat 3.4 Die Spannung zwischen zwei Punkten P1 und P2 ist die Potentialdifferenz:

U = ∆φ = φP2 − φP1 . (3.11)

Beim elektrischen Feld legt man die negative Platte als Bezugspunkt mit dem Potential φ0 = 0V
fest. Damit besteht zwischen einem beliebigen Punkte und der negativen Platte die Spannung

U = ∆φ = φP − φ0 = φP − 0V = φP .

9
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

Abbildung 3.7: Äquipotentiallinien eines Plattenkondensators.

Definition 3.6 Zu den Feldlinien senkrechte Linien werden Äquipotentiallinien genannt.

Bewegt man eine Ladung senkrecht zu den Feldlinien, also längs der Äquipotentiallinien, so
ändert sich ihre potentielle Energie im elektrischen Feld nicht, damit auch nicht ihr Potential.
Zwischen Punkten, die auf derselben Äquipotentiallinie liegen, besteht keine Spannung, da

U = ∆φ = 0V.

3.3.6 Spannung und Potential beim Plattenkondensator

Definition 3.7 Der Plattenkondensator ist ein Bauteil zum Speichern von elektrischen Ladun-
gen und damit auch elektrischer Energie.
Ist er geladen, so ist eine Platte positiv, die andere negativ geladen. Deshalb entsteht ein ho-
mogenes elektrisches Feld dazwischen.

Spannung tritt dann auf, wenn entgegengesetzte Ladungen unter Energieaufwand getrennt wer-
den. Die dafür aufgewandte Energie steckt dann im elektrischen Feld. Zur besseren Vergleich-
barkeit hier eine Betrachtung von Gravitations- und elektrischem Feld.

(a) elektrisches (b)


Feld. Gravitationsfeld.

Abbildung 3.8: Vergleich: Elektrisches Feld & Gravitationsfeld.

10
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

Die elektrische Spannung ist der Quotient aus der potentiellen Energie Ep und der elektrischen
Ladung q.
Im elektrischen Feld ist (analog zum Gravitationsfeld mit Ep = mgh und m = q):

Ep = qEs. (3.12)

Daher gilt für die Spannung


Ep qEs
U= = = Es. (3.13)
q q

Resultat 3.5 Für die elektrische Feldstärke eines Plattenkondensators mit Plattenabstand d
gilt mit angelegter Spannung U daher
U
E= . (3.14)
d

3.3.7 Kapazität eines Plattenkondensators

Definition 3.8 Die Kapazität C eines Kondensators ist der Quotient aus der Ladung Q auf
den Platten und der angelegten elektrischen Spannung U :
Q C
C= mit der Einheit 1 = 1F Farad.
U V

Damit ist die Kondensatorkapazität die Steigung in einem U-Q-Diagramm.

Resultat 3.6 Die Kapazität eines Kondensators mit der Plattenfläche A und dem Plattenab-
stand d ist:
A
C = ε0 ε r · . (3.15)
d

Resultat 3.7 Die Energie im Feld eines mit der Spannung U geladenen Plattenkondensators
der Kapazität C ist:
1
Eel = CU 2 . (3.16)
2

11
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

3.3.8 Lade- und Entladevorgang des Plattenkondensators


Der Aufladevorgang erfolgt duch Anlegen einer äußeren Stromquelle, der Entladevorgang über
einen elektrischen Widerstand R.

(a) Verlauf der Kondensatorspannung. (b) Verlauf der Stromstärke.

Abbildung 3.9: Zeitlicher Verlauf von Kondensatorspannung und Stromstärke beim Ein- und
Ausschalten des Kondensators.

Ladevorgang.
Beim Ladevorgang nimmt die Spannung zunächst schnell zu und steigt dann immer langsamer.
Das liegt daran, dass das im Kondensator entstehende elektrische Feld dem Ladevorgang ent-
gegenwirkt. Dadurch hemmt es auch die Stromstärke, die sich dann asymptotisch 0 annähert.
Das geschieht solange, bis

UC = U0 mit UC := Kondensatorspannung; U0 := angelegte Spannung.

Dann ist I = 0.

Entladevorgang.
Nach dem Ladevorgang ist die gesamte Energie als Feldenergie gespeichert. Beim Entladen
wird diese wieder frei. Beim Entladevorgang nimmt die Spannung zunächst schnell ab und
sinkt dann immer langsamer. Das liegt daran, dass die Kondensatorspannung, die den Strom
antreibt, abnimmt, je mehr Ladung abgeflossen ist. Wenn die Spannung sinkt, sinkt auch der
Betrag der Stromstärke (vgl. Abb. 3.9 (b)).

12
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

3.3.9 Vergleich: Gravitationsfeld und elektrisches Feld


Zur Veranschaulichung noch einmal die Abbildung aus Abschnitt 3.3.6:

(a) elektrisches Feld. (b) Gravitationsfeld.

Abbildung 3.10: Vergleich: Elektrisches Feld & Gravitationsfeld.

Kriterium Gravitationsfeld Elektrisches Feld


Feldkraft FG = mg Fel = qE
charakteristische Eigenschaft des Probekö- Masse m Ladung q
pers
Abhängigkeit der Feldkraft von der charak- FG ∝ m1 Fel ∝ q
teristischen Eigenschaft
Wirkung der Kräfte nur Anziehung Anziehung & Absto-
ßung
Betrag der Feldstärke g = 1N kg −1 E = 1N C −1
Potentielle Energie Ep = mgh Ep = qEs
Ab-/Zunahme der potentiellen Energie zu: entgegen FG zu: entgegen Fel
ab: in Richtung FG ab: in Richtung Fel
Potential φG = Emp = mgh
m
= gh φel = Eqp = qEs
q
= Es
sich entsprechende Größen FG Fel
m q
g E
h s
Tabelle 3.1: Vergleich: Gravitationsfeld & elektrisches Feld.

1
bedeutet proportional zu...

13
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

3.4 Geladene Teilchen im elektrischen Längsfeld


Ein geladenes Teilchen erfährt im elektrischen Feld die elektrische Feldkraft Ftel , die das Teilchen
beschleunigt.

Abbildung 3.11: Geladene Teilchen, die sich parallel zu den elektrischen Feldlinien bewegen.

Die Summe aller auf das Teilchen wirkenden Kräfte ist gleich der beschleunigenden Kraft:

Fel = ma (3.17)

Für Fel gilt


qUC
Fel = qE = (3.18)
d
Einsetzen in Gleichung 3.17 liefert:
qUC qUC
= ma ⇐⇒ a = . (3.19)
d md
Aus dem Energieerhaltungssatz folgt, dass die elektrische Energie Eel des Feldes in kinetische
Energie Ekin des Teilchens umgewandelt wird:

Eel = Ekin . (3.20)


Für die elektrische Energie bei angelegter Spannung U und Ladung q des Teilchens gilt

Eel = qUC ; (3.21)

Für die kinetische Energie gilt


1
Ekin = mv 2 . (3.22)
2
Einsetzen in Gleichung 3.20 liefert:

Resultat 3.8 c
1 2qUC
qUc = mv 2 ⇐⇒ v = . (3.23)
2 m

14
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

3.5 Elektronen im elektrischen Querfeld

Abbildung 3.12: Elektronen, die sich senkrecht zu einem elektrischen Feld bewegen.

Tritt ein Elektron mit der Ausgangsgeschwindigkeit v0 senkrecht zu den Feldlinien in ein ho-
mogenes elektrisches Feld ein, so wirkt die elektrische Feldkraft Ftel auf das Teilchen.
Diese bewirkt eines Ablenkung des Elektrons gegenüber der ursprünglichen Flugrichtung. Das
Elektron bewegt sich auf einer parabelförmigen Bahn.

Resultat 3.9 Für die horizontale Bewegung gilt:

sx (t) sx (t)
v0,x = ⇐⇒ t = (3.24)
t v0,x

Resultat 3.10 Für die vertikale Bewegung:

1 (3.14) 1 eUc (3.19) eUC sx (t)2


sy (t) = at2 = · · t2 = · 2 (3.25)
2 2 md 2md v0,x

15
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

3.6 Braun’sche Röhre


Eine Braun’sche Röhre besteht aus einem System zum Erzeugen eines Elektronenstrahls, einem
Ablenksystem und einem Leuchtschirm.

Abbildung 3.13: Aufbau einer Braun’sche Röhre.

Aufgrund des glühelektrischen Effekts treten Elektronen aus der Heizwendel aus, an der die
Spannung UH anliegt.

Diese werden dann durch die Anodenspannung UA von der Kathode zur Anode beschleunigt.

Aus dem Energieerhaltungssatz folgt:

Eel = Ekin (3.26)


1
eUA = me v 2 (3.27)
2
c
2eUA
v= . (3.28)
me
b
Die Elektronen gelangen also mit der Geschwindigkeit v0 = 2eU me
A
zur Anode und werden da-
nach in x-Richtung nicht mehr beschleunigt. Stattdessen wirkt auf sie die elektrische Feldkraft
Ftel , die die Elektronen in y-Richtung beschleunigt.
Nachdem die Elektronen aus dem Kondensator (Ablenksystem) austreten, handelt es sich um
eine gleichförmige Bewegung, die sich aus der vektoriellen Addition von v0,x und vy,max zusam-
mensetzt.

Resultat 3.11 Für die horizontale Bewegung gilt:

sx (t) sx (t) (3.19) sx (t)


v0,x = ⇐⇒ t = = b . (3.29)
t v0,x 2eUA
me

16
KAPITEL 3. ELEKTRISCHES FELD Malte Graf

Widmen wir uns der vertikalen Bewegung:


Die Elektronen werden von der elektrischen Feldkraft Ftel in y-Richtung beschleunigt, daher
folgt analog zu Gleichung 3.19 mit q = e und m = me :
eUC
a= (3.30)
me d

Resultat 3.12 Damit folgt für sy (t):


 2
1 2 (3.25) eUC 2 (3.24) eUC
 sx (t)  UC sx (t)2
sy (t) = at = ·t = ·  b  = (3.31)
2 2me d 2me d  2eUA  4UA d
me

17
Kapitel 4

Magnetfeld

4.1 Magnete allgemein

Definition 4.1 Magnete sind Körper, die andere Körper in ihrer Umgebung magnetisch beein-
flussen können (= Kraft ausüben).

Es gibt zwei Arten von Magneten:

• Dauermagnete: bestehen aus ferromagnetischen Stoffen; haben winzige ”Elementarma-


gnete”.

• Elektromagnete: stromdurchflossene Leiter besitzen ein Magnetfeld.

Jeder Magnet besitzt einen Nord- und einen Südpol. Er wird von einem Feld umgeben, das
symbolisch durch Magnetfeldlinien dargestellt werden kann. Diese verlaufen vom Nordpol zum
Südpol.

Definition 4.2 Gleichnamige Polungen stoßen sich ab, ungleichnamige Polungen ziehen sich
an.

4.2 Linke-Hand-Regel
Bei einem stromdurchflossenen Leiter lässt sich die Richtung des Magnetfeldes mithlife der
Linken-Hand-Regel bestimmen.
Der Daumen der linken Hand zeigt in die Richtung des Elektronenflus-
ses (von − nach +). Dann geben die gekrümmten Finger die Richtung
der magnetischen Feldlinien an.
Das so ermittelte Feld besitzt allerdings keinen Nord- oder Südpol,
sondern ist in sich geschlossen. Man spricht auch von magnetischen
Wirbelfeldern.

Abbildung 4.1:
Linke-Hand-Regel

19
KAPITEL 4. MAGNETFELD Malte Graf

4.3 Die magnetische Flussdichte B

Definition 4.3 Die magnetische Flussdichte B


t ist ein Maß für die Stärke eines Magnetfeldes.

Sie kann wie folgt ermittelt werden:

Abbildung 4.2: Bestimmung der magnetischen Flussdichte eines Leiterrahmens der Breite s.

Auf den Leiter wirkt auf jeder Seite im Magnetfeld die Lorentzkraft FtL . Die Kräfte, die nach
links und rechts zeigen, heben sich gegenseitig auf, sodass nur die nach unten zeigende Kraft
übrig bleibt.
Diese wird mit einem Kraftmesser gemessen. Dabei wird...

• ... einmal I verändert, während s konstant bleibt, und...

• ... s verändert, während I konstant bleibt.

Es ist FtL ∝ 1 I und FtL ∝ s, daher FtL ∝ I · s.

Bemerkung 4.1 Sind zwei Größen proportional zueinander, ist ihr Quotient konstant.

Der Quotient aus FL und Is wird als magnetische Flussdichte B bezeichnet.


FL
= const. = B. (4.1)
Is

1
Dieses Zeichen bedeutet proportional zu

20
KAPITEL 4. MAGNETFELD Malte Graf

Die magnetische Flussdichte besitzt die Einheit 1N A−1 m−1 = 1T (Tesla). Umstellen von Glei-
chung 4.1 nach FL liefert einen Ausruck für die Lorentzkraft auf einen Leiter mit n Windungen
der Breite s, der von einem Strom der Stärke I durchflossen wird:

Resultat 4.1
FL = nBIs (4.2)

4.4 Lorentz-Kraft

Definition 4.4 Auf Ladungsträger, die sich senkrecht im Magnetfeld bewegen, wirkt die
Lorentz-Kraft. Sie ist senkrecht zur Bewegungsrichtung und zum Magnetfeld gerichtet.

4.4.1 Drei-Finger-Regel
Mithilfe der Drei-Finger-Regel kann man ihre Richtung für bewegte Ladungsträger ermitteln.

Abbildung 4.3: Drei-Fingerregel: Der Daumen zeigt in die Bewegungsrichtung des Ladungs-
trägers, der Zeigefinger zeigt in die Richtung des Magnetfeldes, der Mittelfinger zeigt in Rich-
tung der Lorentz-Kraft.

Umgekehrt lässt sich die Richtung der Lorentzkraft auf positive Ladungsträger mit der rechten
Hand bestimmen.

4.4.2 Lorentzkraft auf ein Elektron


Man betrachte ein Leiterstück der Länge s, in dem sich N freie Elektronen mit Ladung e
befinden. Im Leiterstück fließt also die bewegliche Ladung

Q = Ne (4.3)

Die Elektronen bewegen sich mit der Driftgeschwindigkeit v mit


∆s ∆s
v= ⇐⇒ ∆t = . (4.4)
∆t v
21
KAPITEL 4. MAGNETFELD Malte Graf

Damit gilt für die Stromstärke

∆Q (4.3) N e (4.4) N ev
I= = = (4.5)
∆t ∆t s
Einsetzen in Gleichung 4.2 liefert:

N ev
FL = BIs = B · · s = N Bev. (4.6)
s

Resultat 4.2 Diese Formel gilt analog für Teilchen beliebiger Ladung q:

FL = N Bqv. (4.7)

4.5 Hall-Effekt
Wird ein stromdurchflossener Leiter senkrecht von einem Magnetfeld durchsetzt, so wirkt auf
die bewegten Elektronen die Lorentzkraft FtL .

Abbildung 4.4: Halleffekt und Hallspannung.

Diese ist in diesem Beispiel nach unten gerichtet und sorgt dafür, dass sich die Elektronen nach
unten bewegen.
In der Folge entsteht an der Unterseite ein Elektronenüberschuss (Punkt B) und an der Ober-
seite ein Elektronenmangel (Punkt A). Zwischen Ober- und Unterseite entsteht eine Potential-
differenz, die als Hallspannung UH messbar ist.
Durch den Elektronenüberschuss bzw. Elektronenmangel entsteht ein elektrisches Feld, wodurch
auf die Elektronen zunehmend die elektrische Feldkraft Ftel wirkt. Das Feld wird gerade so groß,
dass ein Kräftegleichgewicht zwischen FtL und Ftel entsteht. Es gilt:

FL = Fel ⇐⇒ Bev = eE (4.8)


UH UH
Bv = ⇐⇒ B = . (4.9)
h hv
Durch Messung von h, v und UH kann damit die magnetische Flussdichte B bestimmt werden.

22
KAPITEL 4. MAGNETFELD Malte Graf

4.6 Magnetfeld von langen Spulen


Stromdurchflossene Leiter erzeugen Magnetfelder - dazu gehören auch Spulen.
Im Inneren einer langgestreckten Spule (auch schlanke Spule) ist das Magnetfeld homogen, in
einer dicken Spule nicht.

Resultat 4.3 Im Falle von langen Spulen ist die magnetische Flussdichte
n
B = µ0 µr ·· I, (4.10)
l
mit n Windungen, l Länge der Spule, I die Stärke des Stroms, der die Spule durchfließt und
µ0 , µr Konstanten.

4.7 Elektronen auf einer Kreisbahn: e/m-Bestimmung


Aus der Glühkathode treten Elektronen aus, die dann zur Anode hin auf die Geschwindigkeit
v beschleunigt werden. Aus dem Energieerhaltungssatz folgt

Eel = Ekin (4.11)


c
1 2eU
eU = me v 2 ⇐⇒ v = . (4.12)
2 me
Anschließend gelangen sie in ein homogenes, von zwei Helmholtz-Spulen erzeugtes, Magnet-
feld. Auf die Elektronen wirkt die Lorentzkraft FtL , welche nach der Drei-Finger-Regel immer
zum Kreismittelpunkt gerichtet ist.
Da die Lorentzkraft immer senkrecht zur Elektronenbe-
wegung steht, erhalten die Elektronen keine zusätzliche
kinetische Energie; Nur die Richtung der Geschwindig-
keit ändert sich - nicht der Betrag.
Die Lorentzkraft wirkt als Zentripetalkraft FtZ und
zwingt die Elektronen auf eine Kreisbahn.
Daher gilt:

FL = FZ (4.13)
me v 2 me v
Bev = ⇐⇒ r = (4.14)
r Be
e
Umstellen nach m
liefert:

Abbildung 4.5: Kreisbahn der Elek- b


2eU
tronen. e v (4.13) me quadrieren e 2U
= = ⇐⇒ = 2 2. (4.15)
me Br Br me B r
Da die Ladung e des Elektrons bekannt ist, lässt sich die Masse me problemlos ausrechnen.
Man erhält me ≈ 9, 11 · 10−31 kg.

23
KAPITEL 4. MAGNETFELD Malte Graf

4.8 Wien-Filter (Geschwindigkeitsfilter)

Definition 4.5 Der Geschwindigkeitsfilter besteht aus zwei Feldern:

• Einem elektrischen Feld der Stärke E

• Einem Magnetfeld der Flussdichte B.

Abbildung 4.6: Wien-Filter Schema.

Damit ein Teilchen (hier ein Elektron) den Geschwindigkeitsfilter passieren kann, muss sich ein
Kräftegleichgewicht zwischen FtL und Ftel einstellen.

FL = Fel (4.16)
E
Bev = eE ⇐⇒ v = . (4.17)
B
Es gelangen also nur Teilchen mit einer spezifischen Geschwindigkeit v durch den Filter. Alle
anderen Teilchen werden nach oben oder unten abgelenkt. Masse oder Ladung spielen dabei
keine Rolle.

24
KAPITEL 4. MAGNETFELD Malte Graf

4.9 Massenspektrometer

Definition 4.6 Das Massenspektrometer besteht aus einem Geschwindigkeitsfilter mit einem
elektrischen Feld der Stärke E und einem magnetischen Feld der Flussdichte B1 , sowie einem
Massentrenner.
Der Massentrenner besteht aus einem homogenen Magnetfeld der Flussdichte B2 und einer
Fotoplatte.

Abbildung 4.7: Massenspektrometer.

Treten geladene Teilchen in das Magnetfeld B2 ein, werden sie auf einer Kreisbahn abgelenkt.
Analog zu Elektronen auf einer Kreisbahn wirkt auch hier die Lorentzkraft FtL als Zentripetal-
kraft FtZ :

FL = FZ (4.18)
mv 2
B2 qv = (4.19)
r
mv B2 qr
B2 q = ⇐⇒ m = . (4.20)
r v

25
Kapitel 5

Induktion

5.1 Grundlagen

Definition 5.1 Induktion.


Elektrische Spannung wird in einer Leiterschleife induziert, wenn sich die Anzahl der magneti-
schen Feldlinien, die ihre Querschnittsfläche senkrecht durchsetzen, zeitlich ändert (Faraday).

Im Magnetfeld wird ein Leiter mit freien Elektronen senkrecht zu einem Magnetfeld mit ei-
ner Geschwindigkeit v bewegt. Dadurch wirkt auf die Elektronen die Lorentzkraft FtL . Somit
entsteht an einer Seite ein Elektronenüberschuss, an der anderen ein Elektronenmangel. Diese
Potentialdifferenz ist als Induktionsspannung Uind messbar.

Gleichzeitig entsteht auch ein elektrisches Feld, ähnlich wie bei der Hall-Sonde, wodurch auf
die Elektronen im Leiter die elektrische Feldkraft FtL ausgeübt wird, die der Lorentzkraft FtL
entgegengerichtet ist, sodass ein Kräftegleichgewicht entsteht:

Fel = FL (5.1)
eE = nBev (5.2)
Uind
= nBv (5.3)
d

Resultat 5.1 Damit gilt für die Induktionsspannung für eine Leiterschlaufe mit n Windungen:

Uind = nBdv. (5.4)

27
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

5.2 Induktion durch...


5.2.1 ... Änderung der wirksamen Fläche A

(a) . (b) .

Abbildung 5.1: Induktion durch Flächenänderung.

Eine Leiterschleife der Breite a und Höhe b wird in ein homogenes Magnetfeld senkrecht zu
den Feldlinien eingeschoben. Dabei verändert sich die vom Magnetfeld senkrecht durchsetzte
Fläche A zeitlich, wodurch eine Spannung induziert wird.
Für die Induktionsspannung gilt nach Gleichung 5.4:

Uind = nBav, (5.5)


wobei für die Geschwindigkeit v gilt:
db
v= . (5.6)
dt

Resultat 5.2 Einsetzen von Gleichung 5.6 ind 5.5 liefert:


db dA
Uind = nBa · = nB · = nB Ȧ.1 (5.7)
dt dt

Eine andere Möglichkeit, die vom Magnetfeld senkrecht durchsetzte Fläche zu ändern, wäre
eine Rotation der Leiterschleife. Dazu aber mehr in Abschnitt 5.9.

1
Hier bezeichnet Ȧ die zeitliche Änderung der Fläche.

28
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

5.2.2 ... Änderung der magnetischen Flussdichte B


Eine Induktionsspule liege in einer felderzeugenden Spule. Ändert man das Feld der Erzeuger-
spule durch Ändern der Erregerstromstärke I, wird eine Induktionsspannung in der Indukti-
onsspule erzeugt.

Resultat 5.3 Für die Induktionsspannung gilt dann:


dB
Uind = nA · = nAḂ. (5.8)
dt

5.3 Elektrische Wirbelfelder


Man kann das Auftreten einer Induktionsspannung bei einer zeitlichen Änderung des Magnet-
feldes nicht durch die Lorentzkraft erklären, wohl aber durch elektrische Wirbelfelder.

Definition 5.2 Ein sich zeitlich änderndes Magnetfeld (Ḃ) erzeugt ein elektrisches Wirbelfeld.
Die Feldlinien dieses Wirbelfeldes sind kreisförmig und in sich geschlossen.

Abbildung 5.2: Elektrische Wirbelfelder.

Die Richtung des Feldstärkevektors E


t kann mithilfe der Hand bestimmt werden:

Links. Es gilt Ḃ > 0.


Der linke Daumen zeigt in die Richtung von B,
t die gekrümmten Finger geben die Richtung
von E
t an.

Rechts. Es gilt Ḃ < 0.


Der rechte Daumen zeigt in die Richtung von B,
t die gekrümmten Finger geben die Richtung
von E an.
t

29
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

5.4 Der magnetische Fluss

Definition 5.3 Der magnetische Fluss Φ durch eine Fläche A ist das Produkt von magnetischer
Flussdichte B und der vom Magnetfeld senkrecht durchsetzten Fläche A:

Φ = AB (5.9)
mit der Einheit [Φ] = T m2 = V s = W b (Weber).

5.5 Induktionsgesetz und Lenz’sche Regel

Resultat 5.4 Lenz’sche Regel.


Die Polung einer Induktionsspannung ist immer so gerichtet, dass das durch sie hervorgerufene
Magnetfeld seiner Ursache entgegenwirken kann.

Resultat 5.5 Eine Spannung wird induziert, wenn sich der magnetische Fluss eines Leiters
zeitlich ändert:
Uind = −nΦ̇ = −n · (ȦB + AḂ) (5.10)

5.6 Thomson’scher Ringversuch


Die Lenz’sche Regel wird durch den Thomson’schen Ringversuch bestätigt.
in einen bifilar2 aufgehängten Aluminiumring ragt ein Eisenkern, der in einer Spule steckt.

(a) Einschaltvorgang. (b) Ausschaltvorgang.

Abbildung 5.3: Thomson’scher Ringversuch.

2
an zwei Fäden

30
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

Resultat 5.6 Einschaltvorgang.


Schließt man den Spulenstromkreis, so wird der Ring abgestoßen.

Nachdem der Spulenstromkreis geschlossen wird, nimmt die Stromstärke zu und es baut sich
ein Magnetfeld auf (Ḃ > 0). Ein sich zeitlich änderndes Magnetfeld erzeugt ein elektrisches
Wirbelfeld, was durch die elektrische Feldkraft Ftel die Elektronen im Ring bewegt. Es entsteht
also ein Induktionsstrom.
Dieser ist nach Lenz so gerichtet, dass er seiner Ursache entgegenwirken kann. Die Ursache
ist hier das Magnetfeld der Spule. Durch die bewegte Ladung entsteht ein Magnetfeld, welches
dem Spulenmagnetfeld entgegengerichtet ist.
Somit stoßen sich beide Magnetfelder voneinander ab und der Ring bewegt sich nach rechts.
Die Polung der Magnetfelder ist durch N und S angedeutet.

Resultat 5.7 Ausschaltvorgang.


Öffnet man den Spulenstromkreis, so wird der Ring angezogen.

Nachdem der Spulenstromkreis geöffnet wird, nimmt die Stromstärke ab und so auch das Ma-
gnetfeld (Ḃ < 0). Im Ring wird wieder ein Induktionsstrom erzeugt, der durch seine Richtung
seiner Ursache entgegenwirkt - in diesem Fall der Abnahme des Magnetfeldes.
Dadurch entsteht ein Magnetfeld, das so gepolt ist, dass es vom Spulenmagnetfeld angezogen
wird.

31
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

5.7 Selbstinduktion
5.7.1 Versuchsaufbau und Phänomen

Abbildung 5.4: Schaltskizze: Selbstinduktion.

Resultat 5.8 Einschalten. Das Lämpchen 2 leuchtet erst mit Verzögerung gegenüber Lämp-
chen 1
Im Spulenstromkreis steigt die Stromstärke verzögert an.

Schließt man den Schalter, steigt die Stromstärke an und bewirkt den Anstieg des Magnetfeldes
der Spule (Ḃ > 0), was eine Spannung induziert. Diese wirkt nach Lenz ihrer Ursache entgegen
(Anstieg der Stromstärke) und hemmt diesen.

Resultat 5.9 Ausschalten. Das Lämpchen 2 leuchtet nach dem Ausschalten kurz weiter,
während das Lämpchen 1 sofort erlischt
Im Spulenstromkreis fällt die Stromstärke verzögert ab.

Öffnet man den Schalter, fällt die Stromstärke ab. Das bewirkt den Abfall des Magnetfeldes der
Spule (Ḃ < 0), was eine Spannung induziert. Diese wirkt nach Lenz ihrer Ursache entgegen
(Abfall der Stromstärke) und lässt diese somit weiterfließen.

32
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

5.7.2 Formel und Herleitung


Die vom Magnetfeld senkrecht durchsetzte Fläche der Spule bleibt konstant =⇒ Ȧ = 0.
Damit gilt für die Induktionsspannung in der Spule:
n
Uind = −n · Φ̇ = −n · A · Ḃ mit B = µ0 · µr · ·I. (5.11)
l
loooomoooon
const.

Resultat 5.10
n
Uind = − n · A · µ0 · µr · ·I˙ = −L · I.
˙ (5.12)
l
looooooooomooooooooon
L

Definition 5.4 Es handelt sich bei der Induktivität L um eine spulenspezifische Größe, die nur
von der Geometrie der Spule abhängt:

n2
L = µ0 · µr · A · . (5.13)
l
Die Einheit ist [L] = H Henry.

5.7.3 Differentialgleichung des Einschaltvorgangs


Im Stromkreis treten zwei Spannungen (in Reihe geschaltet) auf:
• die von außen angelegte Spannung U0 ,
˙
• die Induktionsspannung der Spule Uind = −L · I.
Diese addieren sich zu jedem Zeitpunkt t zur Gesamtspannung U (t) des Stromkreises:

U (t) = U0 + Uind (t). (5.14)


Für die Gesamtstromstärke I(t) des Stromkreises gilt

U (t) U0 + Uind (t) ˙


U0 − L · I(t)
I(t) = = = (5.15)
R R R

Resultat 5.11 Dies liefert eine Differentialgleichung 1. Ordnung:


U0 R
I˙ = − · I =⇒ I˙ = α − βI.
R on loomo
loomo L on
α β

33
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

Die Lösung der Differentialgleichung erfolgt durch durch Trennung der Variablen:
ż ż
dI 1 1
I˙ = = α − βI ⇐⇒ dI = dt ⇐⇒ dI = dt
dt α − βI α − βI
1
⇐⇒ − ln (α − βI) = t + c
β
⇐⇒ ln (α − βI) = −β (t + c)
⇐⇒ α − βI = e−βt−βc = e−βt · loeomo
−βc
on = γe
−βt

γ
−βt
⇐⇒ −βI = γe −α

Resultat 5.12 Damit folgt als allgemeine Lösung der Differentialgleichung:


1 
I(t) = α − γe−βt . (5.16)
β

Zum Zeitpunkt t = 0 fließt kein Strom ⇐⇒ I(0) = 0.

I(0) = α − γ = 0 ⇐⇒ α = γ (5.17)
Einsetzen von γ = α in Gleichung 5.16, liefert:
1  α 
I(t) = α − αe−βt = 1 − e−βt (5.18)
β β
und mit den Werten für α und β von oben:

Resultat 5.13
U0  R

I(t) = 1 − e− L ·t . (5.19)
R

Um eine Gleichung für die Induktionsspannung Uind (t) zu ermitteln, wird Gleichung 5.14 um-
gestellt:

Uind (t) = U (t) − U0 , (5.20)


wobei U (t) zu jedem Zeitpunkt mit dem Ohm’schen Gesetz berechnet werden kann:

Uind (t) = RI(t). (5.21)

Resultat 5.14
U0  R
 R
Uind (t) = U (t) − U0 = RI(t) − U0 = R · 1 − e− L ·t − U0 = −U0 · e− L ·t (5.22)
R

34
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

5.7.4 Differentialgleichung des Ausschaltvorgangs


Beim Ausschaltvorgang kann die Spule L durch die Induktionsspannung und einen eigenen
Widerstand Rsp ersetzt werden:

Abbildung 5.5: Ausschaltvorgang Spule.

Betrachtet man die in Reihe geschalteten Widerstände R1 und Rsp als Gesamtwiderstand R,
gilt:
˙
RI(t) = Uind = −LI. (5.23)

Resultat 5.15 Dies liefert eine Differentialgleichung 1. Ordnung:


R
I˙ = − · I.
L

Lösung der Differentialgleichung durch Trennung der Variablen:

dI R 1 R
I˙ = = − · I ⇐⇒ dI = − dt
dt L żI żL
1 R
⇐⇒ dI = − dt
I L
R
⇐⇒ ln(I) = − t + c
L

Resultat 5.16 Damit folgt als allgemeine Lösung der Differentialgleichung:


R R
I = e− L ·t+c = γe− L ·t . (5.24)

Zum Zeitpunkt t = 0 ist I(0) = γ.


Dieser Wert muss dem Wert entsprechen, den die Stromstärke nach dem Einschaltvorgang
hatte. Dazu betrachtet man Gleichung 5.19 für t → ∞:
U0  U0
 
−R ·t
lim 1−e L = = γ.
t→∞ R Rsp

35
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

Damit gilt für die Stromstärke beim Ausschaltvorgang:

Resultat 5.17
U0 R
I(t) = ·e− L ·t (5.25)
looRmo
spon

I0

Für die Induktionsspannung gilt nach wie vor:


˙
Uind (t) = −LI(t) (5.26)
mit I bzw. I˙ wie oben.

Resultat 5.18

˙ = L · U0 · R · e− RL ·t = U0 · R · e− RL ·t .
Uind (t) = −LI(t) (5.27)
Rsp L Rsp

5.8 Energie des Magnetfeldes


Herleitung für die Energie des Magnetfeldes unter Betrachtung des Ausschaltvorgangs.
Nachdem der Stromkreis geöffnet wird, geht die im Magnetfeld gespeicherte Energie nicht
einfach verloren, sondern wird am Widerstand abgegeben. Aus der Leistung
dWm
P = (5.28)
dt
kann die abgegebene magnetische Energie Wm berechnet werden:
ż∞
Wm = P dt. (5.29)
0

Für die elektrische Leistung gilt


(U =RI)
P = UI = RI 2 . (5.30)
Somit muss über den elektrischen Strom I integriert werden:
ż∞
Wm = R I 2 dt, (5.31)
0
wobei I die Lösung der Differentialgleichung des Ausschaltvorgangs ist:
ż∞ ∞
L − 2R ·t L 1

2R
Wm = R I02 e− L ·t dt = RI02 − e L = − I02 · [0 − 1] = LI02 . (5.32)
2R 0 2 2
0

36
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

Resultat 5.19 Die Energie des Magnetfeldes ist also


1
Wm = LI02 .
2

5.9 Erzeugung sinusförmiger Wechselspannungen

Definition 5.5 Durch Drehung einer Leiterschlaufe in einem Magnetfeld kommt es zu einer
Änderung der vom Magnetfeld senkrecht durchsetzten Fläche As . Dadurch wird eine sinusför-
mige Induktionsspannung erzeugt ( Generatorprinzip).

Abbildung 5.6: Rotierende Leiterschlaufe.

Für die senkrechte Projektion der Fläche A gilt:

As = A · sin θ = A · sin(ωt + φ) (5.33)

Das Magnetfeld bleibt konstant =⇒ Ḃ = 0.


Damit gilt für die Induktionsspannung:

Resultat 5.20
d(As B) dAs d (A · sin(ωt + φ))
Uind = −n·Φ̇ = −n· = −n·B· = −n·B· = − nAωB
loomoon · cos(ωt+φ).
dt dt dt

(5.34)

37
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

Abbildung 5.7: Verlauf sinusförmige Induktionsspannung und Leiterschlaufenposition.

Bemerkung 5.1 In obenstehender Abbildung ist As (0) = A, weshalb φ = π


2
. Daher ist der
Verlauf der Wechselspannung sinusförmig.

Die Spannung ist jeweils dann maximal, wenn die Än-


derungsrate des magnetischen Flusses Φ maximal ist.
Die Leiterschlaufe steht dann parallel zu den magneti-
schen Feldlinien und der magnetische Fluss ist null!
Es kommt nicht auf ihn an, sondern auf seine Ände-
rungsrate.

Abbildung 5.8: Wechselspannung.

5.10 Transformator

Definition 5.6 Transformatoren bestehen aus zwei gegeneinander isolierten Spulen, die sich
auf einem geschlossenen Eisenkern befinden. Mit ihrer Hilfe kann man die Höhe von Wechsel-
spannungen verändern.

Transformatoren verändern die Spannung von Wechselstrom mit-


hlife von Selbstinduktion. Die Primärspule erzeugt durchgehend
durch Wechselspannung ein sich änderndes Magnetfeld (Ḃ).
Daher ändert sich der magnetische Fluss (Φ̇). Dadurch wird in
der Sekundärspule eine Spannung induziert, die von U1 und dem
Verhältnis von n1 und n2 abhängt. Es gilt:
U1 n1 I2
= = . (5.35)
U2 n2 I1
Abbildung 5.9: Transfor-
38 mator.
KAPITEL 5. INDUKTION Malte Graf

5.11 Vergleich: Magnetfeld und elektrisches Feld

Kriterium Magnetfeld Elektrisches Feld


Ursache Dauermagnete oder stromdurch- Elektrische Ladung
flossener Leiter
Feldlinienbedeutung Bahn, auf der sich ein magneti- Bahn, auf der sich eine unend-
scher Nordpol bewegen würde lich kleine positive Probeladung
bewegen würde
Feldlinienverlauf Aus dem Nordpol heraus Aus dem Pluspol heraus
In den Südpol hinein In den Minuspol hinein
hohe Feldliniendichte Starkes Magnetfeld Starkes elektrisches Feld
paralleler Feldlinien- homogenes Magnetfeld Homogenes elektrisches Feld
verlauf
Vorkommen des ho- Hufeisenmagnet Plattenkondensator
mogenen Feldes
Feldkraft Lorentzkraft FtL auf bewegte La- Elektrische Feldkraft Ftel
dung
Wirkung der Feldkraft Anziehung und Abstoßung Anziehung und Abstoßung
Stärke des Feldes E = Fqel B = FIsL
Tabelle 5.1: Vergleich: Magnetfeld und elektrisches Feld.

39
Kapitel 6

Maxwell’sche Gleichungen

Die Gleichungen beschreiben das Gebiet von Elektrodynamik und Magnetfeldern vollständig.
Zwar sind sie vom Bildungsplan nicht zwingend vorgeschrieben, für Interessierte aber sicher
spannend.

∇ t= ρ
t ·E (6.1)
ε0
Elektrische Feldlinien divergieren voneinander unter Anwesenheit elektrischer Ladungen. Ins-
besondere ist die elektrische Ladung die Quelle des elektrischen Feldes.


t ·B
t=0 (6.2)
Magnetische Feldlinien divergieren nicht, sie sind insbesondere quellenfrei. Es gibt keine ma-
gnetischen Monopole.

t = − ∂B
t
∇t ×E (6.3)
∂t
Änderungen in der magnetischen Flussdichte haben ein elektrisches Wirbelfeld zurfolge. Das
Minuszeichen entstammt der Lenz’schen Regel.

t = µ0 Jt + µ0 ε0 ∂ E
t

t ×B (6.4)
∂t
Elektrische Ströme haben ein magnetisches Wirbelfeld zurfolge.

Durch diese Gleichungen konnte die Existenz von elektromagnetischen Wellen lange vor der
experimentellen Verifizierung bereits vorhergesagt werden.
Für eine Funktion f , die die Gleichung
1 ∂ 2f
∇2 f = · (6.5)
v 2 ∂t2
erfüllt, gilt: f beschreibt eine Welle.
∂2f
Dabei ist ∇2 f die zweite Ableitung nach dem Ort, ∂t2
die zweite Ableitung nach der Zeit und
v die Geschwindigkeit der Welle.

41
KAPITEL 6. MAXWELL’SCHE GLEICHUNGEN Malte Graf

Im freien Raum gilt ρ = 0 (Ladungsdichte) und Jt = 0 (Stromdichte). Damit wird aus obenste-
henden Gleichungen
2t
t = ε0 µ 0 · ∂ E
∇2 E (6.6)
∂t2
2t
t = ε0 µ 0 · ∂ B
∇2 B (6.7)
∂t2
Das bedeutet: Sowohl das elektrische Feld als auch das magnetische Feld ist eine Welle! Aus-
serdem gilt für beide Felder:
1 1
2
= ε0 µ0 =⇒ c0 = ‘ (6.8)
v ε0 µ 0
Das ist die Lichtgeschwindigkeit!

42
Kapitel 7

Schwingungen

7.1 Mechanische Schwingungen


7.1.1 Lineares Kraftgesetz beim Federpendel

Definition 7.1 Beim Federpendel wirkt eine Kraft auf den Schwingkörper, die stets zur Ru-
helage (auch Gleichgewichtslage) gerichtet ist - die Rückstellkraft Ftrück .

Abbildung 7.1: Kräftebetrachtung am Federpendel.

Resultat 7.1 Für die Rückstellkraft gilt das lineare Kraftgesetz

Frück = −Ds, (7.1)

wobei s die Auslenkung aus der Ruhelage ist. D ist die Federkonstante.

Eine mechanische Schwingung, die das lineare Kraftgesetz erfüllt, heißt harmonische Schwin-
gung. Die aufgezeichneten Schwingungen sind dann sinusförmig.

43
KAPITEL 7. SCHWINGUNGEN Malte Graf

7.1.2 Mathematische Beschreibung von harmonischen Schwingun-


gen
7.1.2.1 Charakteristische Größen

Größe Formelzeichen Einheit Bedeutung


Auslenkung s m Abstand des schwingenden Körpers von
Elongation der Gleichgewichtslage
Amplitude ŝ m maximale Auslenkung
Schwingungsdauer T = f1 s Zeit für eine vollständige Schwingung
Periodendauer des Körpers
Frequenz f = T1 1
s
= Hz Anzahl der Schwingungen pro Sekunde
Tabelle 7.1: Größen zur Beschreibung von harmonischen Schwingungen.

7.1.2.2 Zeit-Elongation-Gesetz
Wir suchen eine Funktion, die die Auslenkung s in Abhängigkeit von t angibt.

Abbildung 7.2: Zeit-Elongation-Betrachtung.

Für die Projektion des Zeigers auf die y-Achse gilt

s(t) = r sin θ = ŝ · sin θ. (7.2)

Resultat 7.2 Beim Zeigerdiagramm rotiert der Zeiger mit fester Winkelgeschwindigkeit ω und
es gilt
s(t) = ŝ · sin (ωt + φ) . (7.3)

44
KAPITEL 7. SCHWINGUNGEN Malte Graf

Ableiten nach der Zeit liefert das Zeit-Geschwindigkeits- und Zeit-Beschleunigungs-Gesetz.

Resultat 7.3
ds
v(t) = = ŝω · cos(ωt + φ) = v̂ · cos(ωt + φ). (7.4)
dt

Resultat 7.4
dv
a(t) = = −ŝω 2 · sin(ωt + φ) = −â · sin(ωt + φ). (7.5)
dt

7.1.3 Differentialgleichung der Schwingung - Periodendauer T


Wir suchen eine Gleichung für die Periodendauer T der Schwingung.
Die Rückstellkraft Ftrück = −Ds ist für die Beschleunigung des Körpers in Richtung der Gleich-
gewichtslage verantwortlich, daher:

Frück = ma (7.6)
2
ds
−Ds = m · (7.7)
dt2
−Dŝ · sin (ωt + φ) = −mŝω 2 · sin(ωt + φ) (7.8)
D = mω 2 (7.9)
2π 2
 
D =m· (7.10)
T

Resultat 7.5 Damit erhält man für die Periodendauer T


c
m
T = 2π · (7.11)
D

Für einen zwischen zwei Feder eingespannten Schwingkörper gilt D = D1 + D2 .

45
KAPITEL 7. SCHWINGUNGEN Malte Graf

7.1.4 Flüssigkeitspendel

Definition 7.2 Bei einem Flüssigkeitspendel schwingt eine Wassersäule der Länge L und einer
Gesamtmasse M periodisch hin und her.

Das Wasser muss in zwei Teilen betrachtet werden.


• Das überstehende Wasser der Höhe h und Masse m
• Das gesamte Wasser der Länge L und Masse M
Wenn die Säule schwingt, wirkt die Gewichtskraft des überstehenden Was-
sers als Beschleunigungskraft des gesamten Wassers, allerdings ist sie ihr
entgegengerichtet.

−FG = M a (7.12)
Abbildung 7.3:
−mg = M a. (7.13)
Flüssigkeitspendel.
Die jeweiligen Massen können mithilfe der Dichte ρ des Wassers und dem Volumen ausgedrückt
werden:
m
ρ= ⇐⇒ m = ρV
V
Damit ergibt sich für obenstehende Gleichung:

−ρgVüber = ρaVges (7.14)


−gVüber = aVges (7.15)
Das jeweilige Volumen kann mithilfe der Querschnittsfläche S des Rohres ausgedrückt werden:
Vüber = Sh = 2Sδ
Vges = SL
wobei δ die Amplitude der Schwingung darstellt.

Resultat 7.6 Dies liefert eine Differentialgleichung 2. Ordnung:

d2 δ
−2g · δ = L · . (7.16)
dt2

Diese Gleichung wird von der Funktion


h
s(t) = δ · sin ωt = · sin ωt
2
erfüllt.

46
KAPITEL 7. SCHWINGUNGEN Malte Graf

Einsetzen der Lösungsfunktion liefert:

2g = L · ω 2 (7.17)
2π 2
 
2g = L · . (7.18)
T

Resultat 7.7 Damit erhält man einen Ausdruck für die Periodendauer der Schwingung.
d
L
T = 2π · (7.19)
2g

Bemerkung 7.1 Die Rückstellkraft Ftrück ist durch die Gewichtskraft FtG der überstehenden
Wassersäule gegeben:

Frück = FG = mg = ρgVüber = loomoon · δ = kδ


2ρSg (7.20)
k

und ist proportional zur Auslenkung δ. Die Schwingung ist also harmonisch.

7.1.5 Fadenpendel

Definition 7.3 Bei einem Fadenpendel wird ein Pendelkörper der Masse m an einem Faden
aufgehängt, zur Seite angehoben und sich selbst überlassen.

Die Rückstellkraft Ftrück erhält man durch Zerlegung der Gewichts-


kraft FtG in zwei Komponenten:

• eine zur Pendelbahn tangential gerichtete Komponente Ftrück ,

• eine zur Pendelbahn normal gerichtete Komponente Ft.

Für den Winkel θ gilt im Bogenmaß:


s
θ= . (7.21)
l
Für die Rückstellkraft Ftrück gilt:
s
 
(7.21)
Frück = FG sin θ = mg sin θ = mg sin (7.22)
Abbildung 7.4: Fa- l
denpendel.
47
KAPITEL 7. SCHWINGUNGEN Malte Graf

Falls s ≪ l (θ ≤ 5◦ ), ist s näherungsweise gleich der horizontalen Projektion sh und es gilt


sh s
sin θ = ≈ .
l l
Damit ist die Rückstellkraft für kleine Winkel θ
s mg
F = mg · = ·s. (7.23)
l l on
loomo
D

Dann ist Frück proportional zu s und es gilt das lineare Kraftgesetz Frück = −Ds.
Also ist die Schwingung für θ ≤ 5◦ harmonisch.

Resultat 7.8 Damit lässt sich die Periodendauer T folgendermaßen bestimmen:


c d
c
m (7.23) m l
T = 2π · = 2π · mg = 2π · . (7.24)
D l
g

7.1.6 Energie der Schwingung

Definition 7.4 Der Pendelkörper wird zunächst aus der Gleichgewichtslage ausgelenkt. Dabei
wird dem Körper die Elongationsenergie Ep = 12 Ds2 zugeführt.

Abbildung 7.5: Energie der Schwingung.

Im oberen und unteren Umkehrpunkt besitzt der Körper jeweils die Geschwindigkeit v = 0.
Seine kinetische Energie ist also 0, während die Elongationsenergie maximal ist.
In der Gleichgewichtslage ist die Elongationsenergie 0, während die kinetische Energie maximal
ist.

48
KAPITEL 7. SCHWINGUNGEN Malte Graf

Die beiden Energieformen wandeln sich periodisch ineinander um. Dabei bleibt nach dem Ener-
gieerhaltungssatz die Summe aus Elongations- und Bewegungsenergie - also die Gesamtenergie
der Schwingung - erhalten. Sie ist gleich der zu Beginn zugeführten Elongationsenergie Ep,max .

Resultat 7.9 Bei einer ungedämpften harmonischen Schwingung ist die Summe aus Elonga-
tionsenergie Ep und der kinetischen Energie Ekin konstant.
Damit gilt für die Gesamtenergie der Schwingung:

Eges = Ep + Ekin = const. (7.25)

7.2 Elektromagnetische Schwingungen


7.2.1 Der elektromagnetische Schwingkreis

Definition 7.5 Schwingkreis.


Ein Schwingkreis ist eine Parallelschaltung einer Spule und eines Kondensators. Hier wandeln
sich elektrische und magnetische Energie gegenseitig ineinander um.

7.2.1.1 Aufbau
Es handelt sich um zwei Stromkreise.

• In Schalterstellung 1 (blau) wird der Kondensator C aufgeladen,

• In Schalterstellung 2 (grün) wird der Kondensator C über die Spule L entladen.

(a) Schaltskizze. (b) Aufladen. (c) Entladen.

Abbildung 7.6: Schaltskizze und Schalterstellung des elektromagnetischen Schwingkreises.

Beim Aufladevorgang wird der Kondensator aufgeladen, bis die Spannung UC am Kondensator
der äußeren Spannung U0 entspricht.

49
KAPITEL 7. SCHWINGUNGEN Malte Graf

Schematisch sieht der Prozess so aus:

(a) (b) (c)

(a) Die gesamte elektrische Energie steckt im Feld des Kondensators.


Dort liegt die maximale Spannung UC,max = Û = U0 an:
1
Eges = Eel = C Û 2 . (7.26)
2
(b) Der Kondensator ist vollständig entladen und alle Ladung befindet sich im Stromkreis
Die Stromstärke nimmt also ihren Maximalwert Imax = Iˆ an. Damit wird auch das magnetische
Feld in der Spule maximal. Dort steckt nun die gesamte Energie des Systems:
1
Eges = Emag = LIˆ2 . (7.27)
2
(c) Alle Ladung befindet sich wieder auf dem Kondensator, der nun umgekehrt aufgeladen ist.
Die gesamte magnetische Energie ist in elektrische Energie im Feld übergegangen.

7.2.1.2 Differentialgleichung des elektromagnetischen Schwingkreises

Definition 7.6 Ansatz. Schwingkreis ist eine Parallelschaltung =⇒ An Spule und Konden-
sator liegt zu jedem Zeitpunkt dieselbe Spannung an.

˙ = 1 · Q(t)
Uind (t) = UC (t) ⇐⇒ −LI(t) (7.28)
C
mit I = dQ
dt
= Q̇ =⇒ I˙ = Q̈.

Resultat 7.10 Dies liefert eine Differentialgleichung 2. Ordnung:


1
−LQ̈ = · Q.
C

50
KAPITEL 7. SCHWINGUNGEN Malte Graf

Resultat 7.11 Da es sich um eine Schwingung handelt, ist die allgemeine Lösungsfunktion

Q(t) = Q̂ · sin(ωt + φ) (7.29)

Da zum Zeitpunkt t = 0 die Ladung Q = Q̂ sein soll, muss φ = 0 + k · 2π mit k = 0, 1, 2, ...


Einsetzen liefert: c
1 1
Lω 2 = ⇐⇒ ω = . (7.30)
C LC

Resultat 7.12 Die Periodendauer ist damit



T = 2π · LC. (7.31)

Thomson’sche Schwingungsgleichung.

Mit der Lösungsfunktion erhalten wir ebenfalls Funktionen für I(t) und UC (t):

Resultat 7.13
Q(t) Q̂
UC (t) = = · cos (ωt) = Û · cos (ωt) . (7.32)
C C
I(t) = Q̇(t) = −Q̂ω · sin (ωt) = −Iˆ · sin (ωt) . (7.33)

π
Diese Funktionen werden durch Messungen bestätigt! UC und I sind um φ = 2
phasenverscho-
ben.

Abbildung 7.7: Schwingkreis: Zeitlicher Verlauf. Es handelt sich hier um eine gedämpfte
Schwingung, weshalb die Amplitude mit der Zeit abnimmt.

51
KAPITEL 7. SCHWINGUNGEN Malte Graf

7.3 Vergleich: Mechanische und elektromagnetische Schwin-


gungen
7.3.1 Vergleich der Größen

Kriterium Federpendel Schwingkreis


Schwingungsgröße Elongation s Ladung Q
zeitliche Änderung der Geschwindigkeit v = ṡ Stromstärke I = Q̇
Schwingungsgröße
Systemgrößen Masse m Induktivität L
Federkonstante D Kehrwehrt Kapazität C1
Schwingungs- Ansatz: Frück = ma Ansatz Uind (t) = UC (t)
1
differentialgleichung −Ds(t) = ms̈(t) C
· Q(t) = −LQ̈(t)
Lösung s(t) = ŝ · sin(ωt + φ) Q(t) = Q̂ · cos(ωt + φ)
a ‘
Periodendauer T = 2π · m D
T = 2π · LC
Energien Elongationsenergie: elektrische Energie
Ep = 12 Ds2 Eel = 21 CU 2
kinetische Energie: Magnetische Energie
Ekin = 12 mv 2 Emag = 21 LI 2
Tabelle 7.2: Vergleich: Größen von Schwingungen.

7.3.2 Vergleich der Vorgänge

Abbildung 7.8: Vergleich der Schwingungen.

52
KAPITEL 7. SCHWINGUNGEN Malte Graf

Federschwinger Schwingkreis
(a) Der Körper ist ausgelenkt. Der Kondensator ist aufgeladen.
Die Elongationsenergie ist im Federsystem Die Energie steckt im elektrischen Feld.
gespeichert.
Nach dem Loslassen wird der Körper zur Nach dem Verbinden des Kondensators
Gleichgewichtslage hin beschleunigt. mit der Spule setzt der Strom ein.
Er bleibt wegen seiner Trägheit jedoch Er entlädt den Kondensator wegen der In-
nicht dort stehen. duktivität der Spule jedoch nicht schlag-
artig.
Die Geschwindigkeitsänderung v̇ erfordert Die Stromstärkenänderung I˙ erzeugt an
nach dem Newton’schen Grundgesetz den Enden der Spule eine Induktionsspan-
die Kraft nung
F = mv̇ = ma. Diese wird in jedem Mo- Uind = −LI. ˙ Sie liegt in jedem Moment
ment von der Rückstellkraft Ftrück = −Ds am Kondensator als Spannung UC = Q C
geliefert. an.
Von (a) nach (b) nimmt die Bewegungs- Von (a) nach (b) nimmt die magnetische
energie zu, die Elongationsenergie ent- Energie zu, die elektrische Energie ent-
sprechend ab. sprechend ab.
(b) Schließlich ist die Auslenkung null. Schließlich ist der Kondensator entladen.
Da keine Energie verloren geht, ist in Da keine Energie verloren geht, muss
diesem Augenblick die Elongationsenergie in diesem Augenblick die im elektrischen
vollständig in Bewegungsenergie überge- Feld gespeicherte Energie ganz im Ma-
gangen. gnetfeld stecken.
Der Geschwindigkeitsbetrag des Körpers Der Betrag der Stromstärke hat nun ein
hat nun ein Maximum erreicht. Maximum erreicht.
Die Federn werden jetzt entgegengesetzt Der Kondensator wird jetzt entgegenge-
zu (a) gespannt. setzt zu (a) geladen.
Die zunehmende Rückstellkraft kann die Die entstehende Kondensatorspannung
Bewegungsrichtung des Körpers nicht so- kann den Ladungsstrom nicht sofort um-
fort umkehren. kehren.
der Körper ist träge und bewegt sich des- Die Änderung der Stromstärke induziert
halb, wenn auch mit abnehmender Ge- in der Spule eine Spannung, die die La-
schwindigkeit, in die gleiche Richtung wei- dungen in gleicher Richtung vorantreibt.
ter.
Es gilt wieder: mv̇ = −Ds Es gilt wieder: −LI˙ = Q
C
.
(c) Die Bewegungsenergie ist wieder ganz in Die magnetische Energie ist wieder ganz
Elongationsenergie übergegangen. in elektrische übergegangen.
Tabelle 7.3: Vergleich der Vorgänge beim Federschwinger und Schwingkreis.

Der Vorgang (a)-(c) wiederholt sich nun in umgekehrter Richtung.

53
Kapitel 8

Wellen

8.1 Mechanische Wellen

Definition 8.1 Bei einer mechanischen Welle schwingen Oszillatoren, die nacheinander die
Bewegung ausführen, die ihnen vom Erreger vorgeschrieben wird.

Die Oszillatoren geben ihre Energie jeweils an den nächsten weiter. Jeder Oszillator hinkt dem
vorherigen in der Phase hinterher. Dadurch breitet sich die Welle nicht schlagartig überall aus,
sondern mit der Zeit. Je weiter ein Oszillator vom Erreger entfernt ist, desto später wird er von
der Bewegung erfasst.
Mit der Welle wird Energie transportiert, aber keine Materie.

Definition 8.2 Die Auslenkung eines Oszillators heißt Elongation, die maximale Auslenkung
heißt Amplitude

8.1.1 Begrifflichkeiten
Die Welle breitet sich mit der vom Betrag her kon-
stanten Ausbreitungsgeschwindigkeit t
c aus. Die Mo-
mentangeschwindigkeit der Oszillatoren wird Schnel-
le vt genannt (tv ⊥ t c). Diese ändert sich stän-
dig.

Abbildung 8.1: Welle allgemein. Bei der maximalen Elongation ist die Schnelle null.

55
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

8.1.2 Arten von Wellen

Definition 8.3 Je nachdem, wie Ausbreitungsgeschwindigkeit t c und Schnelle vt (= Schwin-


gungsrichtung) zueinander stehen, unterscheidet man zwischen

• Longitudinalwellen (Längswellen): vt ∥ t
c

• Transversalwellen (Querwellen): vt ⊥ t
c

(a) Longitudinalwelle. (b) Transversalwelle.

Abbildung 8.2: Wellenarten.

8.1.3 Beschreibung mechanischer Wellen

Resultat 8.1 Während der Periodendauer T ist die Phase der Welle um die Wellenlänge λ
weitergewandert. Dies geschieht mit der konstanten Geschwindigkeit
ds λ
c= = = λf. (8.1)
dt T

8.1.3.1 Mathematische Beschreibung


Für das Erregerteilchen ermittelt man mit der Kreisprojektion:

 
s(t) = ŝ · sin ωt = ŝ · sin ·t . (8.2)
T
Ein Teilchen am Ort x (= Abstand zum Erreger) hat zur Zeit t dieselbe Phase und Elongation
wie das Erregerteilchen am Ort x = 0 zu einem früheren Zeitpunkt.

56
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

Es muss also eine Phasenverschiebung hinzukommen:



 
s(x, t) = ŝ · sin
· (t − tx ) . (8.3)
T
Mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit c findet man einen Ausdruck für tx :
ds x λ xT
c= = = ⇐⇒ tx = . (8.4)
dt tx T λ

Resultat 8.2 Einsetzen in Gleichung 8.3 liefert die Wellengleichung für harmonische Wellen:
2π xT t x
     
s(x, t) = ŝ · sin · t− = ŝ · sin 2π · − . (8.5)
T λ T λ

8.1.3.2 Graphische Beschreibung


Die Darstellung mechanischer Wellen kann auch mithilfe von Diagrammen erfolgen. Es gibt
zwei Möglichkeiten, solche Diagramme zu realisieren.

(a) t-s-Diagramm. (b) x-s-Diagramm.

Abbildung 8.3: Graphische Darstellung von harmonischen Wellen.

(a) Zeitlicher Durchblick.


Für einen festen Ort x (x = const.) wird dargestellt, wie sich der betreffende Oszillator in
Abhängigkeit von der Zeit t bewegt.

(b) Räumlicher Durchblick.


Für einen festen Zeitpunkt t (t = const.) wird dargestellt, welche Lage die Gesamtheit der
Oszillaoren
(= Wellenträger, z.B. Seil) hat.

57
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

8.1.4 Reflexion von Wellen

Definition 8.4 Wenn Wellen an feste oder lose Enden stoßen, kommt es zu unterschiedlichen
Reflexionen.

• Ist das Ende lose, kann der letzte Oszillator mitschwingen und die Welle wird ohne Pha-
sensprung (φ = 0) reflektiert: Berg bleibt Berg, Tal bleibt Tal.

• Ist das Ende fest, kann der letzte Oszillator nicht mitschwingen und die Welle wird mit
Phasensprung reflektiert (φ = π): Berg wird Tal, Tal wird Berg.

(a) Reflexion am losen Ende. (b) Reflexion am festen Ende.

Abbildung 8.4: Reflexion am losen und festen Ende.

Zeichnerisch erfolgt die Darstellung so, dass die bis über die Reflexionswand hinaus gezeichnet
wird.

• Bei einem losen Ende wird die Welle durch Achsenspiegelung an der y-Achse konstruiert;

• Bei einem festen Ende wird die Welle durch Punktspiegelung am festen Ende konstruiert.

8.1.5 Stehende Wellen

Definition 8.5 Überlagern sich zwei gegenläufige Wellen der gleichen Amplitude und Frequenz,
so treten auf dem Wellenträger ortsfeste Stellen auf, die nicht schwingen - also ständig in Ruhe
sind. Diese Punkte werden als Schwingungsknoten bezeichnet.
Die Punkte, an denen die Amplitude maximal ist, heißen Schwingungsbäuche.
Dieses Phänomen nennt man stehende Welle.

Der Abstand benachbarter Knoten oder Bäuche beträgt d = λ2 . Zwischen den Knoten schwingen
alle Teilchen in Phase, das heißt: Sie erreichen gleichzeitig ihre maximale Auslenkung oder ihren
Nulldurchgang.

58
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

8.1.5.1 Stehende Wellen auf einem unbegrenzten Wellenträger


Betrachten wir zwei gegenläufige Wellen (blau und orange). Die blaue Welle breitet sich nach
links aus, die orangene Welle nach rechts. Ihre Überlagerung ergibt die resultierende Welle in
rot.

t = 0 Beide Wellen sind phasengleich, ihr


Gangunterschied ist δ = 0. Die resultieren-
de Welle (rot) hat nun ihre maximale Auslen-
kung.
Die Schnellen der Wellen heben sich gegensei-
tig auf, die Schnelle der resultierenden Welle ist
0.

Ekin = 0; Ep = max.
t = T /4 Die Wellen besitzen den Gangunter-
schied δ = λ2 . Die Auslenkung der resultierenden
Welle ist 0.
Die Schnellen der Wellen verstärken sich gegensei-
tig, die Schnelle der resultierenden Welle ist maxi-
mal.
Ekin = max.; Ep = 0.
t = T /2 Die Wellen überlagern sich gleich wie
zum Zeitpunkt t = 0. Der Abstand be-
nachbarter Knoten und Bäuche beträgt d =
λ
2
.
Abbildung 8.5: Stehende Welle auf einem
unbegrenzten Wellenträger t = T Die Wellen überlagern sich gleich wie zum
Zeitpunkt t = T4 . Die resultierende Welle hat die
Auslenkung 0.

59
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

8.1.5.2 Stehende Wellen auf einem beidseitig begrenzten Wellenträger

Definition 8.6 Bei einem an beiden Enden fest eingespannten eindimensionalen Wellenträger
der Länge l kann nur unter ganz bestimmten Frequenzen eine stehende Welle entstehen.
Solche Frequenzen bezeichnet man als Eigenfrequenzen.

Abbildung 8.6: Stehende Welle auf einem Wellenträger mit zwei festen Enden.

Für die Frequenz gilt


c
c = λf ⇐⇒ f = . (8.6)
λ
Da die Länge des Wellenträgers ein Vielfaches der halben Wellenlänge sein muss, ist

λ 2l
l=k· ⇐⇒ λ = . (8.7)
2 k

Resultat 8.3 Einsetzen in Gleichung 8.6 liefert:


c c
fk = 2l =k· , (8.8)
k
2l
mit k = 1, 2, 3, ... Bäuchen.

Ist auf dem Wellenträger nur ein einzelner Schwingungsbauch zu sehen, ist f1 = c
2l
. Diese
Schwingung bezeichnet man als Grundschwingung.
Bei 2 Schwingungsbäuchen wird die Schwingung als 1. Oberschwingung bezeichnet, bei 3 Bäu-
chen als 2. Oberschwingung, usw.

Wird ein zur Eigenschwingung fähiger Wellenträger mit seiner Eigenfrequenz angeregt, so tritt
Resonanz ein: Die Amplitude der stehenden Welle ist größer als die Amplitude der Erregerwelle.

60
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

8.2 Interferenz von Wellen

Definition 8.7 Unter Interferenz versteht man die Überlagerung von Wellen. Dabei werden
die Elongationen der Oszillatoren addiert.

Abbildung 8.7: Interferenz von Wasserwellen.

8.2.1 Konstruktive Interferenz

Resultat 8.4 Erfolgt die Überlagerung von Wellen konstruktiv, so beträgt der Gangunterschied
der Wellen
δk = kλ mit k = 0, 1, 2, ... (8.9)

Dort liegen die Maxima der Bewegung. Ein solches Maximum wäre beispielsweise P in Abbil-
dung 8.7 mit δ = |d1 − d2 | = λ. Die Amplitude der resultierenden Welle ist dort maximal.

61
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

8.2.2 Destruktive Interferenz

Resultat 8.5 Erfolgt die Überlagerung von Wellen hingegen destruktiv, so beträgt der Gang-
unterschied der Wellen
λ
δk = (2k − 1) · mit k = 0, 1, 2, ... (8.10)
2

Dort liegen die Minima der Bewegung. Die Amplitude der resultierenden Welle it dort null.

8.3 Huygens-Prinzip

Definition 8.8 Jeder Punkt einer Wellenfront kann als Ausgangspunkt einer Elementarwelle
aufgefasst werden. Die Elementarwelle besitzt dieselbe Wellenlänge und Ausbreitungsgeschwin-
digkeit wie die ursprüngliche Welle.

Dieses Prinzip gilt für alle Wellenarten. Damit ist eine einfache Erklärung von Beugung, Bre-
chung und Reflexion möglich.

(a) Beugung nach Huygens. (b) Brechung nach Huygens.

(c) Reflexion nach Huygens.

Abbildung 8.8: Wellenphänomene nach Huygens.

62
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

Definition 8.9 Beugung.


Beugung bezeichnet die Ablenkung einer Welle an einem Hindernis - kurz: eine Änderung der
Ausbreitungsrichtung.

So kann sich eine Welle auch in Räume ausbreiten, die auf direktem Wege vom Erreger der
Welle nicht zu erreichen wären.

Definition 8.10 Brechung.


Wenn an der Grenze zweier Medien eine Welle nicht senkrecht auftrifft, ändert sich ihre Aus-
breitungsgeschwindigkeit, wodurch die Wellenfront unter einem Winkel β zum Lot abgelenkt
wird.

Durch das schräge Auftreffen werden die Oszillatoren des zweiten Mediums zeitlich versetzt zu
Schwingungen angeregt. Jeder dieser Oszillatoren ist dann Ausgangspunkt einer neuen Elemen-
tarwelle. Die neuen Elementarwellen überlagern sich zur neuen Wellenfront.
Es gilt außerdem:
sin α c1
= = n (Brechungszahl). (8.11)
sin β c2
Je nachdem, welches Medium optisch dichter ist, wird die Wellenfront unterschiedlich gebro-
chen:

• von optisch dünn nach optisch dicht:


– c1 > c2 =⇒ α > β.
– Die Welle wird zum Lot hin gebrochen.
• von optisch dicht nach optisch dünn:
– c1 < c2 =⇒ α < β.
– Die Welle wird vom Lot weg gebrochen

Definition 8.11 Reflexion.


Trifft eine Welle auf ein Hindernis, wird sie dort zurückgeworfen ( reflektiert).

Dabei werden die Oszillatoren des Hindernisses als Ausgangspunkte neuer Elementarwellen be-
trachtet. Der Radius der neuen Elementarwellen vergrößert sich proportional zur Zeit.
Durch die Überlagerung der einzelnen Elementarwellen bildet sich eine neue Wellenfront. Ein-
fallswinkel und Ausfallswinkel sind gleich. Bei einer Reflesion an einem optisch dichteren Me-
dium erhält die Welle einen Phasensprung von π.

63
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

8.4 Elektromagnetische Wellen


8.4.1 Merkmale
Eine elektromagnetische Welle besteht aus zwei Fel-
dern:

• einem Magnetfeld mit Feldvektor B


t

• einem elektrischen Feld mit Feldvektor E.


t

Beide schwingen sinusförmig und stehen senkrecht so-


wohl zueinander (Bt ⊥ E)
t als auch zur Ausbreitungs-
Abbildung 8.9: Feldvektoren einer
richtung der Welle (B,
t Et⊥tc).
elektromagnetischen Welle

8.4.2 Der Hertz’sche Dipol

Definition 8.12 Zur Erzeugung hochfrequenter elektromagnetischer Schwingungen braucht


man nach der Thomson’schen Schwingungsgleichung eine sehr kleine Eigeninduktivität L und
Kapazität C. Der Hertz’sche Dipol kann solche Schwingungen erzeugen.

8.4.2.1 Ladungs- und Spannungsverteilung beim Hertz’schen Dipol

In der Mitte des Dipols fließen die Elektronen am


schnellsten
Es gilt: I = Iˆ und U = 0.

An den Stab-Enden stauen sich die Ladungen


Es gilt: Q = Q̂ bzw. U = Û und I = 0.

Abbildung 8.10: Ladungs- und


Spannungsverteilung beim Dipol.

64
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

8.4.2.2 Der Hertz’sche Dipol als Sender elektromagnetischer Wellen

Definition 8.13 Wie lässt sich die Wellennatur der gesendeten Strahlung bestätigen?

Abbildung 8.11: Hertz’scher Dipol und stehende Welle.

Der Sendedipol wird auf eine Entfernung von 1-2 m vor eine Metallwand gestellt.
Bewegt man nun einen Empfangsdipol mit Lampe von der Wand weg, leuchtet das Lämpchen
in festen Abständen auf, an bestimmten Stellen leuchtet es nicht.
Hin- und rücklaufende Welle überlagern sich zu einer stehenden Welle.

8.4.2.3 Eigenfrequenz des Dipols

Definition 8.14 Das Lämpchen des Empfangsdipols leuchtet nur bei ganz bestimmten Längen
l des Dipols. Analog zu mechanischen Wellen bilden sich auch auf dem Dipol nur bei ganz
bestimmten Frequenzen (= Eigenfrequenzen) stehende elektromagnetische Wellen aus.

Resultat 8.6 Analog zu stehenden Wellen auf einem beidseitig begrenzten Wellenträger gilt
c
fk = k · mit k = 1, 2, 3, ... (8.12)
2l

65
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

8.4.3 Elektromagnetische Wellen in Materie


Im Vakuum breiten sich elektromagnetische Wellen mit Lichtgeschwindigkeit
1
c0 = ‘ (8.13)
ε0 µ 0
aus (cf. Kapitel 6). In Materie verringert sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit allerdings. Da
die Frequenz f gleich bleibt, nimmt die Wellenlänge λ ab.

Die Geschwindigkeit elektromagnetischer Wellen in Materie ist


1 c0
cmat = ‘ =‘ (8.14)
ε0 εr µ 0 µ r εr µ r

8.4.4 Polarisation von Mikrowellen

Resultat 8.7 Polarisation kann nur bei Transversalwellen erfolgen, nicht mit Longitudinal-
wellen.

Die Metallstäbe werden zu erzwugenen Schwingungen angeregt. Ein Gitterstab stellt nämlich
einen Dipol dar, dessen Eigenfrequenz wegen seiner verhältnismäßig großen Länge wesentlich
kleiner ist als die Frequenz des Wechselfeldes.
Dann gilt: Das E-Feld des Stabes schwingt im Gegentakt zum E-Feld der auftreffenden Welle
(φ = π). Dabei wirken die Stäbe als Sendedipole und strahlen nach allen Seiten eine elektro-
magnetische Welle ab.

(a) kein Empfang hinter dem Gitter. (b) Empfang hinter dem Gitter.

Abbildung 8.12: Polarisation von elektromagnetischen Wellen.

Hinter dem Gitter läuft die von den Stäben abgestrahlte Welle in dieselbe Richtung weiter
wie die Originalwelle, die das Gitter nahezu ungehindert durchläuft. Da die Felder der beiden
Wellen mit der Phasenverschiebung φ = π schwingen, löschen sie sich hinter dem Gitter aus.
Vor dem Gitter hingegen wird die Welle vom Empfänger registriert - so, als sei die ursprüngliche
Welle vom Gitter reflektiert worden (Abbildung 8.12 (a)).

66
KAPITEL 8. WELLEN Malte Graf

Dreht man die Gitterstäbe um 90◦ , so können sie nicht zu Schwingungen angeregt werden
t ⊥ Gitterstab). Es entstehen keine zusätzlichen Wellen und die Originalwelle geht einfach
(E
hindurch.

Abbildung 8.13: Vektorzerlegung des Feldstärkevektors am Metallgitter.

Der Feldstärkevektor E,
t der in einem Punkt P auf dem Gitter auftrifft, wird in zwei Kompo-
nenten zerlegt:

• Eine zum Stab parallele Komponente E


tp

• Eine zum Stab normale Komponente E


tn

Das zeigt: An einem Metallgitter wird nur der Teil des elektrischen Feldes durchgelassen, der
senkrecht zu den Gitterstäben schwingt.
Das Gitter polarisiert die elektromagnetischen Wellen (= ändert ihre Schwingungsrichtung).

67
Kapitel 9

Licht als elektromagnetische Welle

9.1 Interferenz am Doppelspalt

Definition 9.1 Licht wird beim Durchgang durch sehr schmale Spalte eines Doppelspaltes ge-
beugt. Bei kleinem Spaltmittenabstand g entsteht das Muster einer Zwei-Sender-Interferenz.
Dieses Muster wird auf einem Schirm sichtbar gemacht.

Resultat 9.1 Das zeigt: Licht verhält sich wie eine Welle.

Abbildung 9.1: Interferenz am Doppelspalt.

Beide Spalte können nach dem Huygensprinzip als Ausgangspunkte von Elementarwellen be-
trachtet werden, die dann interferieren1 .

1
sie überlagern sich

69
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

Definition 9.2 Voraussetzung für die Interferenz sind koheränte Wellen - Sie haben dieselbe
Wellenlänge λ und Phasenbeziehung φ.

Auf dem Schirm zeigt sich ein typisches Interferenzmuster aus

• hellen Stellen (Maxima) und

• dunklen Stellen (Minima).

Diese sind auf den Gangunterschied δ in den jeweiligen Punkten auf dem Schirm zurückzu-
führen. Die Maxima entstehen infolge konstruktiver Interferenz, die Minima entstehen infolge
destruktiver Interferenz.

9.1.1 Winkelbetrachtung

Definition 9.3 Auf einen Doppelspalt mit Spaltmittenabstand g wird Licht senkrecht auf einen
Doppelspalt gestrahlt. Im Abstand a ist dahinter ein Schirm aufgestellt, auf dem das Interfe-
renzmuster zu beobachten ist.

Abbildung 9.2: Winkelbetrachtung am Doppelspalt.

In der Mitte befindet sich das Maximum 0. Ordnung (Hauptmaximum).


Symmetrisch dazu liegen die Maxima 1,2,... Ordnung. Beim Hauptmaximum interferieren die
Wellenstrahlen mit einem Gangunterschied von δ = 0, weshalb dieses Maximum am hellsten ist.

Wenn a ≫ g, sind die Strahlen, die vom Doppelspalt ausgehen, annähernd parallel, laufen
aber wegen der großen Entfernung dennoch auf dem Schirm zusammen. Es darf annähernd von
einem rechtwinkligen Dreieck ausgegenangen werden.

70
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

(a) Kleines (b) Großes Dreieck.


Dreieck.

Abbildung 9.3: Bedingungen für Maxima und Minima am Doppelspalt.

Werfen wir zunächst den Blick auf das kleine Dreieck. Es gilt:
δk
sin αk = . (9.1)
g

Resultat 9.2 Für Maxima ist δk = kλ, daher



sin αk = mit k = 0, 1, 2, 3, ... (9.2)
g

Resultat 9.3 Für Minima ist δk = (2k − 1) · λ2 , daher

(2k − 1) · λ
sin αk = mit k = 0, 1, 2, 3, ... (9.3)
2g

Bemerkung 9.1 Der Sinus eines Winkels kann maximal 1 groß werden. Daher ist die Anzahl
der auf dem Schirm sichtbaren Maxima in ihrer Ordnung begrenzt:
kλ g
sin αk = ≤ 1 ⇐⇒ k ≤ . (9.4)
g λ
Wir erhalten also keine Maxima, deren Ordnung g
λ
überschreitet.

71
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

Resultat 9.4 Im großen Dreieck gilt


dk
tan αk = . (9.5)
a

Hier bezeichnet a den Schirmabstand und dk den Abstand des Maximums (bzw. Minimums)
k-ter Ordnung vom Maximum 0. Ordnung.

Bemerkung 9.2 Für kleine Winkel αk ≤ 5◦ ist

sin αk ≈ tan αk . (9.6)

Damit kann die Wellenlänge bestimmt werden


kλ dk gdk
= ⇐⇒ λ = mit k = 1, 2, 3, ... (9.7)
g a ak

Resultat 9.5 Für den Abstand d zweier beliebigen benachbarten Maxima folgt aus derselben
Näherung
(k + 1)λa kλa λa
d = dk+1 − dk = − = (9.8)
g g g

Der Abstand benachbarter Maxima (bzw. Minima) ist für kleine Winkel unabhängig von ihrer
Ordnung. Die Maxima und Minima sind äquidistant.

9.2 Interferenz am Mehrfachspalt

Definition 9.4 Interferieren Wellen aus drei oder mehr Spalten miteinander, so ergeben sich
neue Effekte: Es treten sogenannte Nebenmaxima auf.

Definition 9.5 Nebenmaxima.


Maxima, die nicht so intensiv wie die Hauptmaxima sind, aber sich dennoch deutlich von den
Hauptmaxima abgrenzen =⇒ Es gibt Minima zwischen ihnen.

72
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

Für die Anzahl Z der Nebenmaxima bei einem Beugungsobjekt mit


N Spalten gilt:
Z = N − 2 (N ≥ 3) (9.9)
Mit zunehmender Spaltanzahl nimmt die Intensität der Ne-
benmaxima immer weiter ab. Die Hauptmaxima werden mit
zunehmender Spaltanzahl immer enger begrenzt und schär-
fer.
Abbildung 9.4: In-
tensitätsverteilung
Vierfachspalt.
Erklärung. Beträgt der Gangunterschied δk zweier benachbarter
Spalte δ = (2k − 1) · λ2 , so löschen sich diese beiden Wellen aus. Beim Mehrfachspalt brin-
gen allerdings noch die Wellen der anderen Spalte Intensität.

(a) Maximum 0. Ordnung. (b) Minimum 1. (c)


Ordnung. Nebenmaximum.

Abbildung 9.5: Zeigerdiagramm und Nebenmaxima am Fünffachspalt.

Die schwarzen Pfeile stellen die rotierenden Zeiger dar - einen für jeden Spalt. Auf dem Schirm
werden sie aneinandergehängt und der grüne Pfeil ergibt die resultierende Helligkeit durch seine
Länge an.

Bemerkung 9.3 Das erste Minimum, das auf das Maximum k-ter Ordnung folgt, hat den
Gangunterschied
λ
δk = kλ +
N
wobei N die Spaltanzahl ist.

73
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

9.3 Interferenz am optischen Gitter

Definition 9.6 Ein optisches Gitter besteht aus vielen nebeneinander liegenden Spalten, die
den gleichen Spaltmittenabstand g besitzen.

Abbildung 9.6: Optisches Gitter.

Die Maxima sind bei einem optischen Gitter viel heller und schärfer als bei einem Doppelspalt.
Man berechnet die Winkel αk , unter denen sie auftreten, mit den gleichen Formeln wie beim
Doppelspalt.
Mit steigender Gitterkonstante nimmt der Abstand der Maxima zu und sie erscheinen schärfer.
Der Spaltmittenabstand g ist der Kehrwert der Spaltanzahl pro Längeneinheit.

Beispiel. Bei 100 Spalten pro mm ist


1 mm
g= = 1 · 10−5 m = 10µm
100

Durch die höhere Anzahl an Spalten interferieren beim optischen Gitter mehr Strahlen. Dadurch
wird die Gesamtintensität eines jeden Maximums größer.

74
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

9.4 Gitterspektren

Definition 9.7 Eine Lampe sendet weißes Licht aus, das auf dem Schirm ein Interferenzbild
erzeugt. Dabei entsteht für das Maximum jeder Ordnung jeweils ein kontinuierliches Farbspek-
trum, bei dem das Licht in seine einzelnen Wellenlängen aufgefächert wird.

Bemerkung 9.4 Diese Spektren können sich, inbesondere für Maxima höherer Ordnung, über-
lappen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist dies auf Abbildung 9.7 nicht dargestellt.

Abbildung 9.7: Spektralzerlegung am optischen Gitter.

Nach

sin αk = (9.10)
g
ist der Sinus des Ablenkwinkels proportional zur Wellenlänge.
Licht mit einer größeren Wellenlänge wird stärker gebeugt als Licht mit einer kleineren Wel-
lenlänge.

Resultat 9.6 Deshalb wird rotes Licht am stärksten abgelenkt, während blaues/violettes Licht
am wenigsten abgelenkt wird.

Im Hauptmaximum erhält man weißes Licht, weil dort der Gangunterschied δ = 0 beträgt.

75
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

9.5 Interferenz am Einzelspalt


9.5.1 Intensitätsverteilung und Erklärung
Entgegen allen Erwartungen beobachtet man beim Einzelspalt ebenfalls ein Interferenzbild (an-
stelle eines breiten Lichtstreifens auf dem Schirm).
Hier sind die Maxima sehr breit, während die Minima scharf begrenzt sind.
Dies lässt sich mit Abbildung 9.8 erklären. Abgebildet ist ein Einzelspalt der Breite b, im
Abstand von a ist parallel ein Schirm aufgestellt.

Bemerkung 9.5 Am Einzelspalt widmen sich die Berechnungen den Intensitätsminima, da


diese hier schärfer begrenzt sind.

Abbildung 9.8: Wellenstrahlen am Einzelspalt.

Resultat 9.7 Der Einzelspalt ist Ausgangspunkt von unendlich vielen Elementarwellen. Zur
Vereinfachung wurde in Abbildung 9.8 allerdings nur von 100 Elementarwellen ausgegangen.

Werfen wir einen Blick auf die Gegebenheiten beim Minimum 1. Ordnung.
Der auf den Einzelspalt fallende Lichtstrahl wird in zwei Strahlenbündel (I und II) aufgeteilt.
Die Strahlen im Strahlenbündel I besitzen zu ihren entsprechenden Strahlen in II den Gang-
unterschied δ = λ2 . Also hat Strahl 1 gegenüber Strahl 51 den Gangunterschied δ = λ2 (und
auch Strahl 2 mit 52, Strahl 3 mit 53,...).
Somit löschen sich alle Wellenstrahlen in P aus und bilden das Minimum 1. Ordnung.

Definition 9.8 Minimum 1. Ordnung.


Die Randstrahlen besitzen den Gangunterschied δ1 = λ.

76
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

Für das Minimum 2. Ordnung wird der einfallende Lichtstrahl in 4 Strahlenbündel unterteilt.
Auch deren entsprechende Strahlen besitzen jeweils den Gangunterschied δ = λ2 , sodass sich
Strahl 1 und 26 auslöschen (und auch Strahl 2 mit 27, 3 mit 28,...).

Definition 9.9 Minimum 2. Ordnung.


Die Randstrahlen besitzen den Gangunterschied δ2 = 2λ.

Resultat 9.8 Für den Winkel zum n-ten Minimum gilt also:

sin βn = mit n = 1, 2, 3, ... (9.11)
b

Auch hier ist die Ordnung der Minima nach oben hin analog zum Doppelspalt nach oben hin
beschränkt durch
b
n≤ (9.12)
λ

Resultat 9.9 Daraus folgt ebenfalls


nλ ≤ b. (9.13)
Der Gangunterschied kann nicht größer als die Spaltbreite b sein.

77
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

9.5.2 Zeigerdiagramm am Einzelspalt


Hauptmaximum. Alle Zeiger der Wellen sind
parallel. Dieser Fall kann bei keinem anderen
Stahlenbündel mehr eintreten.
Der durch Addition resultierende Pfeil ist maxi-
mal, so auch die Helligkeit.
Abnehmende Helligkeit. Es ergeben sich zu-
nehmend Gangunterschiede, daher ergibt die Zei-
geraddition eine gekrümmte Linie.
Der resultierende Pfeil wird immer kleiner, bis das
1. Minimum erreicht ist.

1. Minimum. Jeweils zwei der Zeiger haben den


Gangunterschied δ = λ2 . Damit löschen sich die
Wellenbündel I und II vollständig aus. Die Rand-
strahlen besitzen den Gangunterschied δ1 = λ.
Der resultierende Pfeil hat die Länge 0.

1. Maximum. Die Wellenstrahlen der Teilbündel


I und II löschen sich aus. Es bleibt ein Teilbündel
III übrig, das noch Helligkeit liefert. Die Rand-
strahlen haben den Gangunterschied δ = 32 λ.

2. Minimum. Es verhält sich so wie beim 1. Mini-


mum. Nun ist der einfallende Strahl allerdings in
Teilbündel I bis IV aufgeteilt. Teilbündel I und
II löschen sich gegenseitig aus, so auch Teilbündel
III und IV . Der Gangunterschied der Randstrah-
len beträgt δ2 = 2λ.

Abbildung 9.9: Zeigerdiagramm am Ein-


zelspalt.

78
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

9.6 Auswirkungen der endlichen Spaltbreite auf das In-


terferenzbild

Definition 9.10 Betrachtet man die Intensitätsverteilung eines Doppelspaltes genauer, so fällt
auf, dass Maxima fehlen.

Abbildung 9.10: Fehlende Maxima.

Dies geschieht immer dann, wenn ein Maximum des Doppelspaltes mit einem Minimum des
Einzelspaltes zusammenfällt. Schließlich kann kein Maximum dort sein, wo die einzelnen Spalte
kein Licht liefern.

Resultat 9.10 Fällt ein Maximum des Doppelspaltes mit einem Minimum des Einzelspaltes
zusammen, gilt:
kλ nλ ng
sin αk = sin βn ⇐⇒ = ⇐⇒ k = . (9.14)
g b b

79
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

9.7 Polarisation von Licht

Definition 9.11 Unter Polarisation versteht man die Ebene, in der eine Größe (hier Licht)
schwingt. Beim Licht ist dies der E-Feld-Vektor.

Natürliches Licht ist nicht polarisiert, der E-Feld-Vektor schwingt in alle Richtungen. Schwingt
er allerdings nur in eine Richtung, heißt das Licht linear polarisiert.
Um Licht zu polarisieren, bietet sich eine Apparatur aus Polarisator und Analysator an.

• Polarisatoren erzeugen aus natürlichem Licht linear polarisiertes Licht.

• Analysatoren können den Polarisationszustand des Lichts untersuchen.

Abbildung 9.11: Polarisation von Licht.

Resultat 9.11 Die Tatsache, dass sich Licht polarisieren lässt, beweist, dass es sich um eine
Querwelle handeln muss. Längswellen lassen sich nämlich nicht polarisieren.

80
KAPITEL 9. LICHT ALS ELEKTROMAGNETISCHE WELLE Malte Graf

9.8 Das Michelson-Interferometer

Definition 9.12 Mit einem Interferometer lassen sich kleinste Längen sehr genau messen.

Abbildung 9.12: Michelson-Interferometer.

Ein Laser sendet koheräntes Licht aus, das an einem Strahlteiler in zwei Lichtbündel aufgeteilt
wird. Diese laufen nach Reflexion an zwei Spiegeln wieder zusammen.
Dabei kommt es zu Interferenz auf dem Schirm. Je nach Gangunterschied δ kommt es dort zu
konstruktiver oder destruktiver Interferenz.

Wird der Spiegel längs der Strahlrichtung um ∆s = λ


2
verschoben, so ändert sich die Gesamt-
länge des Lichtweges um 2∆s = λ.
Hatte man auf dem Schirm ursprünlich konstruktive Interferenz, gehen dann die Maxima über
in Minima und schließlich wieder in Maxima. Schließlich verändert man den Gangunterschied
um 2∆s.
Geht dieser Wechsel k mal vor sich, so hat sich Spiegel 1 um s = 2k∆s = kλ verschoben.

81
Kapitel 10

Quantenphysik

10.1 Fotoeffekt

Definition 10.1 Fotoeffekt.


Licht besitzt die Fähigkeit, Elektronen aus Metall herauszulösen.

Die Metallplatte (Zink) wird negativ aufgeladen, das Elek-


troskop schlägt aus. Nun wird sie mit UV-Licht bestrahlt
und das Elektroskop kehrt in seine Ausgangsstellung zu-
rück.
Wiederholt man den Versuch mit zuvor positiv aufgeladener Plat-
te, bleibt der Ausschlag unverändert.
Das UV-Licht hat Elektronen aus dem Metall herausge-
löst.

Zum Herauslösen der Elektronen benötigt man Energie. Die-


se bringt das UV-Licht auf, nicht aber das sichtbare Licht von
Glühlampen - selbst wenn sie aus kurzem Abstand mit großer
Intensität einwirken.
Abbildung 10.1: Fotoef-
fekt.

Resultat 10.1 Beim Fotoeffekt kommt es nicht auf die Intensi-


tät des Licht an, sondern auf dessen Frequenz.

Dies stellt einen Widerspruch zur klassischen Physik dar. Dort kann die Energie des Licht mit
höherer Intensität erklärt werden, nicht aber mit höheren Frequenzen.

83
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

10.2 Plank’sches Wirkungsquantum und Einstein-Gerade


10.2.1 Fotoeffekt in der Fotozelle
In einer evakuierten Röhre befinden sich 2 Elektroden. Auf die Kathode (rechts) ist eine me-
tallische Schicht (z.B. Caesium) aufgedampft.

(a) Fotoeffekt in der Fotozelle. (b) Fotostrom.

Abbildung 10.2: Fotoeffekt in der Fotozelle.

Wird diese mit Licht geeigneter Frequenz bestrahlt, so werden aus ihr Elektronen herausgelöst,
die durch eine angelegte Spannung („Saugspannung“ ) zur Ringanode (links) gezogen werden.
Mithilfe von Messverstärkern lässt sich ein Fotostrom messen.

Misst man den Fotostrom in Abhängigkeit von der „Saugspannung“ U , ergibt sich der in Ab-
bildung 10.2 dargestellte Verlauf.

• U = 0V : Fotoelektronen verlassen die Kathode auch bei U = 0V mit einer bestimmten


Geschwindigkeit und gelangen zur Anode. Daher misst man dort auch einen Fotostrom.

• U < 0V : Um den Fotostrom auf 0 abzusenken, benötigt man eine Gegenspannung Ug ,


wobei der Minuspol an der Anode anliegt. Dadurch entsteht ein elektrisches Feld, gegen
das die Elektronen anlaufen müssen.
Dies ist bei einer bestimmten Gegenspannung so groß, dass es nicht einmal die schnellsten
Elektronen schaffen, sodass der Fotostrom auf 0 absinkt.

• U > 0: Vom elektrischen Feld der „Saugspannung“U werden mehr und mehr Elektronen
pro Zeiteinheit angezogen, sodass der Fotostrom zunächst ansteigt.
Die Sättigung ist dann erreicht, wenn die U so groß ist, dass alle pro Zeiteinheit heraus-
gelösten Elektronen abgesaugt werden.

84
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

10.2.2 Bestimmung des Wirkungsquantums mit der Gegenfeldme-


thode

Definition 10.2 Bei der Gegenfeldmethode wird ein Zusammenhang zwischen der Frequenz des
Lichts und der maximalen kinetischen Energie Ekin,max der herausgelösten Elektronen gesucht.

Der Gegenfeldmethode liegt folgende Überlegung zugrun-


de:
Werden vom Licht Elektronen herausgelöst, erhalten die-
se einen Teil der Energie des Lichts als kinetische Ener-
gie.
Die Elektronen können durch ein elektrisches Feld abgebremst
werden, bis nicht einmal die schnellsten Elektronen mit Ekin,max
dagegen anlaufen können (dann ist der gemessene Fotostrom
0).
Dann muss die maximale kinetische Energie der Elektronen
Abbildung 10.3: Gegen- gleich der Energie des elektrischen Feldes sein.
feldmethode.
Dort gilt:
Ekin,max = Eel = eUg (10.1)
Variiert man nun die Wellenlänge des verwendeten Lichts, muss man auch die Gegenspannung
verändern. Bei kleinen Wellenlängen ist sie höher, bei größeren Wellenlängen geringer.

Trägt man nun Ekin,max gegen die Frequenz f des verwendeten Lichts in einem Diagramm auf,
ergibt sich folgende lineare Abhängigkeit:

Abbildung 10.4: Bestimmung von h.

Die Energie der Fotoelektronen steigt proportional mit der Frequenz des Lichts - und zwar mit
derselben Steigung für jedes Metall der Fotokathode.

85
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

Resultat 10.2 Als Steigung ermittelt man


∆Ekin,max
h= ≈ 6, 626 · 10−34 Js. (10.2)
∆f
Das Plank’sche Wirkungsquantum h ist eine fundamentale Konstante der Quantenphysik.

10.2.3 Einstein-Gerade
Die grünen Linien in Abbildung 10.4 lassen sich als Geraden der Vorschrift

y on = loomx
loomo moon + loomo
b on
Ekin,max hf EA

interpretieren.

• Der Term hf ist die Energieportion eines Photons, die Licht der Frequenz f an ein
Elektron abgibt.

• EA ist der Teil der Energie, der als Ablöseenergie bzw. Austrittsarbeit aufgebracht werden
muss, um ein Elektron aus dem Metall zu lösen. EA hängt nur vom Metall ab.

• Es existiert eine Grenzfrequenz fgr , unterhalb welcher keine Elektronen herausgelöst wer-
den können. Dann ist hf < EA .

Diese Beobachtungen zeigen:

Resultat 10.3 Die Energie eines Photons ist

Eph = hf. (10.3)

Resultat 10.4 Die schnellsten Elektronen erhalten die Energieportion

Ekin,max = hf − EA (10.4)
als maximale kinetische Energie.

86
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

10.3 Welle-Teilchen-Dualismus

Definition 10.3 Eine Reihe von Erscheinungen des Lichts lassen sich nur mit dem Wellen-
modell, andere nur mit dem Teilchenmodell (Photonen) deuten.
Die Tatsache, dass zur vollständigen Beschreibung des Lichts beide Modelle erforderlich sind,
bezeichnet man als Welle-Teilchen-Dualismus

Definition 10.4 Wellenmodell.


Wellen sind räumlich ausgedehnt. Sie sind durch die periodische räumliche und zeitliche Än-
derung einer physikalischen Größe gekennzeichent. Bei der Überlagerung von Wellen treten
Interferenzerscheinungen auf.

Definition 10.5 Teilchenmodell.


Teilchen befinden sich zu jedem Zeitpunkt an einem bestimmten Ort mit einer bestimmten
Geschwindigkeit. Jedes Teilchen bewegt sich auf einer bestimmten Bahn.

10.4 Masse und Impuls von Photonen


10.4.1 Masse und Ruhemasse von Photonen

Definition 10.6 Grundgedanke: Handelt es sich bei Photonen um Teilchen, müssen sie auch
Teilcheneigenschaften - wie eine Masse und einen Impuls - haben.

Exkurs in die Relativitätstheorie:

Resultat 10.5 Die Masse ist der Energie äquivalent:

E = mc2 . (10.5)

Und in Bezug auf Photonen:


Eph hf hc h
Eph = mph c2 ⇐⇒ mph = = = = . (10.6)
c2 c2 c2 λ cλ
87
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

Photonen haben also eine Masse. Doch haben sie auch eine Ruhemasse?
Nach Einstein ergibt sich für die Masse in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit:

Resultat 10.6
m0
m(v) = b . (10.7)
v2
1− c2

Umstellen nach der Ruhemasse m0 liefert:


c
c2
m0,ph = mph · 1− =0 (10.8)
c2
Also besitzen Photonen keine Ruhemasse.

10.4.2 Impuls von Photonen


Der Impuls ist definiert als
p = mv. (10.9)
Für Photonen gilt also

Resultat 10.7
(10.6) h h
pph = mph c = ·c= . (10.10)
cλ λ

10.5 Entstehung von Röntgenstrahlung


Durch den glühelektrischen Effekt treten aus der Kathode Elek-
tronen aus. Diese werden im E-Feld zwischen Kathode und An-
ode beschleunigt. Treffen sie auf die Anode, werden sie von den
Atomkernen stark abgebremst und setzen dadurch Röntgenstrahlung
frei.

Die entstandene Röntgenstrahlung besitzt eine sehr kleine Wellenlänge.


Um zu überprüfen, ob es sich tatsächlich um eine Welle handelt, reichen
optische Gitter nicht mehr aus.
Stattdessen verwendet man Kristallgitter, um Interferenzerscheinungen
beobachten zu können.
Abbildung 10.5:
Röntgenstrahlung. Bei Röntgenstrahlung tritt bei Streuung an einem Kristallgitter ebenso
Interferenz auf wie bei Licht an einem optischen Gitter. Daher muss es
sich bei Röntgenstrahlung um Wellenstrahlung (mit λ < 1nm) handeln.

88
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

10.6 Bragg-Reflexion

Definition 10.7 Die Bedingung für Interferenzerscheinungen an einem Kristallgitter heißt


Bragg-Reflexion.

Nur, wenn der einfallende Strahl einer elektromagnetischen Welle


unter bestimmten Winkeln θ auf das Gitter trifft, wird dieser
auch reflektiert. In Abbildung 10.6 bezeichnet d den Abstand
der Kristallatome.
Der obere Strahl besitzt nach Austritt aus dem Kristallgitter den
Gangunterschied δ = 2s gegenüber dem unteren Strahl.
Damit tritt konstruktive Interferenz dann ein, wenn

Abbildung 10.6: Bragg- kλ


δ = kλ = 2s ⇐⇒ s = (10.11)
Reflexion. 2

Aufgrund des rechtwinkligen Dreiecks gilt:

s = d sin θk . (10.12)

Und mit Gleichung 10.11:


kλ kλ
= d sin θk ⇐⇒ sin θk = . (10.13)
2 2d

Resultat 10.8 Für alle Winkel θk mit



sin θk = (10.14)
2d
erhält man Interferenzmaxima, für alle anderen Winkel Interferenzminima.

Auf dem Schirm entstehen dann charakteristische Debye-Scherrer-Ringe.

89
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

10.7 Elektronenbeugung und De-Broglie-Wellenlänge

Definition 10.8 Beugung und Interferenz treten auch bei Elektronen auf.

Abbildung 10.7: Elektronenbeugung am Kristallgitter und De-Broglie-Wellenlänge.

Die Elektronen werden durch ein elektrisches Feld beschleunigt und am Graphitkristall gebeugt.
Man erhält ein typisches Interferenzmuster mit Minima und Maxima (in Form von Ringen) auf
dem Schirm. Der Elektronenstrahl muss in der Folge auch Wellencharakter besitzen.

Resultat 10.9 Elektronen (und andere Teilchen) müssen Wellenlängen besitzen.

10.7.1 De-Broglie-Wellenlänge
Aus Gleichung 10.10 folgert man, dass auch Materieteilchen wie Elektronen eine Wellenlänge
besitzen könnten.

Resultat 10.10 Diese heißt De-Broglie-Wellenlänge mit


h
λB = . (10.15)
p

Für die Elektronen aus Abbildung 10.7 gilt konkret:

h h
λB,e = = , (10.16)
p me v
mit v = v0 als Geschwindigkeit nach Verlassen des elektrischen Feldes.

90
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

Die Elektronen werden vom elektrischen Feld beschleunigt. Es gilt mit dem Energieerhaltungs-
satz:
Ekin = Eel (10.17)
c
1 2eUA
me v02 = eUA ⇐⇒ v0 = . (10.18)
2 me

Resultat 10.11 Für λB,e also

h h (10.17) h h
λB,e = = = b =‘ . (10.19)
p me v0 me · 2eUA 2eme UA
me

Mit dieser Formel berechnete Wellenlängen konnten experimentell bestätigt werden!

10.8 Mach-Zehnder-Interferometer

Definition 10.9 Durch einen Strahlteiler wird Licht in A in zwei Teilstrahlen (rot und grün)
aufgeteilt. Diese laufen am Punkt B wieder zusammen.

Abbildung 10.8: Mach-Zehnder-Interferometer

Bei jeder Reflexion an einer Grenzfläche zu einem optisch dichteren Medium erhält die Welle
einen Phasensprung von π.
• Damit erfährt der rote Strahl bis B zwei Phasensprünge (φ = 2π)
• Der grüne Strahl nur einen (φ = π).

91
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

Wird der grüne Strahl am Strahlteiler ST 2 reflektiert, kommt ein weiterer Phasensprung hinzu.
Dann sind beide Strahlen im Detektor D1 phasengleich und interferieren konstruktiv.
Im Detektor D2 kommt allerdings kein weiterer Phasensprung für den grünen Strahl hinzu,
sodass beide Strahlen um ∆φ = π phasenverschoben sind; es kommt also zu destruktiver
Interferenz.

10.9 Quantenobjekte
10.9.1 Stochastisches Verhalten

Resultat 10.12 In der Quantenphysik hat ein Experiment mehrere mögliche Ausgänge, die
vom Zufall bestimmt sind.

Einzelergebnisse können also nicht allgemein vorhergesagt werden. Bei vielen Wiederholungen
ergibt sich allerdings eine statistische Verteilung, die - bis auf wenige stochastische Schwankun-
gen - reproduzierbar ist.

10.9.2 Interferenz mit sich selbst


Man erhält auch dann ein Interferenzmuster, wenn sich immer nur ein einzelnes Quantenobjekt
in der Anordnung befindet.

Resultat 10.13 Das Quantenobjekt interferiert mit sich selbst. Die Interferenz entsteht dann
als Überlagerung aller denkbaren gleichberechtigten Möglichkeiten (für das Eintreten desselben
Versuchsergebnisses).

Die Interferenz kann hier analog zum Zeigerdiagramm beim Einzelspalt mit rotierenden Zeigern
der Wellenfunktion Ψ(x) erklärt werden.

Die Zeiger heißen Ψ−Zeiger (Psi). Ihr Betragsquadrat |Ψ|2 gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit
der sich ein Quantenobjekt auf einer bestimmten Stelle auf dem Schirm befindet.

Bei Maxima ist |Ψ|2 maximal Bei Minima ist |Ψ|2 genau 0

Definition 10.10 Am Doppelspalt interferiert jedes Photon mit sich selbst, dort stehen ihm
zwei mögliche gleichberechtigte Pfade zum Ziel offen - durch jeden Spalt ein Pfad.
Für jeden Spalt rotiert ein Ψ−Zeiger. Er dreht sich auf der Strecke λ genau einmal.

Wie bei Wellen werden beide Zeiger im Zielpunkt auf dem Schirm vektoriell addiert.

92
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

(a) 0. Maximum. (b) 1. Minimum. (c) Dazwischen.

Abbildung 10.9: Wellenfunktion am Doppelspalt.

An der Stelle x0 befindet sich das Maximum 0. Ordnung. Dort besitzen beide Ψ−Zeiger die
Phase φ1 = 0, weshalb der resultierende Ψ−Zeiger seine maximale Länge hat.
Dort landen die Quantenobjekte mit der größten Wahrscheinlichkeit.

Bei xm,1 ist die Phase der Ψ−Zeiger φ2 = π, weshalb der resultierende Ψ−Zeiger die Länge 0
hat.
Dort landen keine Quantenobjekte, da die Auftreffwahrscheinlichkeit 0 ist.

Bei x 2 = 23 xm,1 ist die Phase φ3 = 23 (φ2 − φ1 ) = 23 π, weshalb die Ψ−Zeiger im Winkel von 120◦
3
zueinander phasenverschoben sind. Die Länge des resultierenden Ψ−Zeigers ist nicht maximal,
aber auch nicht 0
Quantenobjekte treffen dort mit geringerer Wahrscheinlichkeit auf als beim 0. Maximum, die
Intensität ist dort geringer aber dennoch nicht 0.

10.9.3 Verhalten beim Messprozess


In der klassischen Physik wird eine zuvor festliegende Eigenschaft eines Systems durch Messung
festgestellt.

Resultat 10.14 In der Quantenphysik wird das System durch Messung dazu gezwungen, sich
für einen der möglichen Messwerte zu entscheiden. Ihm wird also die Messgröße als Eigenschaft
zugeschrieben, die es zuvor nicht besaß.

Messergebnisse sind stets eindeutig, auch wenn sich das Quantenobjekt vor der Messung in
einem Zustand befindet, der unbestimmt bezüglich der gemessenen Größe ist.

93
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

Definition 10.11 Zur Erinnerung: Die Wellenfunktion Ψ(x) beschreibt die Wahrscheinlich-
keit aller Möglichkeiten der Auftrefforte eines Quantenobjekts. Wird dem Quantenobjekt durch
Messung allerdings die Eigenschaft Ort zugeschrieben, kollabiert die Wellenfunktion.

10.9.4 Komplementarität
Führt man z.B. an den Spalten eines Doppelspaltes eine Ortsmessung durch, so bleibt das
Interferenzmuster auf dem Schirm aus; stattdessen erhält man eine Verteilung als Summe aus
beiden Einzelspaltverteilungen.

Resultat 10.15 Ortseigenschaft und Interferenzmuster sind nicht gleichzeitig realisierbar.


Trotz mehrerer denkbarer Möglichkeiten tragen Quantenobjekte nicht zur Interferenz bei, wenn
durch Messung eine Information vorhanden ist, die man eindeutig einer der klassisch denkbaren
Möglichkeiten zuordnen kann.

Im Beispiel des Doppelspaltes sind die klassisch denkbaren Möglichkeiten das Durchqueren
des linken oder rechten Spaltes. Durch Messung erhält man die eindeutige Information, durch
welchen Spalt das Quantenobjekt gewandert ist.
Damit kann man diese Information exakt einer der beiden denkbaren Möglichkeiten zuordnen
und das Quantenobjekt verliert seine Interferenzfähigkeit.

Bemerkung 10.1 Interferenzmuster und Unterscheidbarkeit der klassisch denkbaren Möglich-


keiten schließen sich gegenseitig aus.
Beobachtet man also Interferenz, ist die Welcher-Weg-Frage grundsätzlich nicht beantwortbar.
Ist sie beantwortbar, so gibt es keine Interferenz.

10.9.5 Verschränktheit von Quantenobjekten

Definition 10.12 Die Quantenverschränkung ist das Phänomen, dass zwei räumlich vonein-
ander getrennte Teilchen Informationen über ihre Eigenschaften ohne Zeitverzögerung austau-
schen können (z.B. die Polarisation eines Photons).

94
KAPITEL 10. QUANTENPHYSIK Malte Graf

Abbildung 10.10: Heisenberg’sche Unschärferelation.

10.9.6 Heisenberg’sche Unschärferelation

Definition 10.13 Paare von Eigenschaften, so z.B. Ort und Impuls, können nicht gleichzeitig
beliebig genau gemessen werden. Je genauer man die eine Größe misst, desto ungenauer wird
die Messung der anderen.

Resultat 10.16 Unschärferelation.


Es ist prinzipiell nicht möglich, Bahnen von Quantenobjekten vorherzusagen.

Im rechtwinkligen Dreieck mit dem Winkel β1 zum 1. Minimum gilt:


∆px ∆px ∆px λ
sin β = = h = . (10.20)
py λ
h

Für β1 gilt ebenfalls:


λ λ
sin β1 = = (10.21)
b ∆x
Gleichsetzen von 10.20 und 10.21 liefert:

Resultat 10.17
λ ∆px λ
= ⇐⇒ ∆x · ∆px = h. (10.22)
∆x h
Heisenberg’sche Unschärferelation.

95
Kapitel 11

Meine LK-Klausuren

Um die Zusammenfassung weiter zu vervollständigen, habe ich hier noch meine LK-Klausuren.
Die Lösungen folgen immer im Anschluss an die Klausuren. Zur besseren (Selbst-Einschätzung)
habe ich noch die Punktzahlen ergänzt. Die Bearbeitungszeit der Aufgaben pro Klausur beträgt
maximal 90 Minuten.

11.1 Klausur 1: Elektrisches Feld und Kondensator


11.1.1 Aufgaben
Aufgabe 1 (2 Punkte)
Zeichne in die untenstehende Abbildung das zugehörige Feldlinienbild ein. Zeichne zusätzlich
an zwei beliebigen Punkten den elektrischen Feldstärkevektor ein.

Aufgabe 2 (1 Punkt)
Welche Aussagen sind richtig (ohne Begründung)?
(i) Die Kapazität eines Kondensators hängt nur von seiner Geometrie ab.
(ii) Ladungen können nicht nur getrennt, sondern auch erzeugt werden.
(iii) Mit steigendem Plattenabstand steigt die Kapazität.
(iv) Schiebt man ein Dielektrikum in den Kondensator, so steigt die Spannung.

Aufgabe 3 (2 Punkte)
Ein Wattestück schwebt in einem elektrischen Feld. Es hat die Masse 0, 01 g und die Ladung
−0, 1 nC.
Berechne die Stärke des elektrischen Feldes, so dass das Wattestück schwebt. Gib auch die
Richtung des elektrischen Feldes an und begründe sie.

97
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Aufgabe 4 (2 + 3 + 3 Punkte)
Zwischen den vertikal gestellten Platten eines Kondensators mit Plattenflächen von jeweils
900 cm2 und dem Plattenabstand 4, 00 cm liegt eine Spannung von 2, 00 kV. In der MItte
zwischen den Platten hängt an einem Perlonfaden der Läche 60, 0 cm ein Kügelchen der Masse
0, 510 g.

(a) Berechne die Ladung einer Platte.

Auf das Kügelchen wird eine Ladung q gebracht. Dadurch erfährt es eine Auslenkung von 1, 20
cm in horizontaler Richtung.
(b) Berechne q.
Die Spannungsquelle wird vom Kondensator abgetrennt und danach wird dessen Plattenabstand
verdoppelt.
(c) Wie wirkt sich dies auf die Auslenkung des Kügelchens aus? Wie groß ist jetzt die Span-
nung zwischen den Platten? Begründe deine Antworten.

Aufgabe 5 (1 + 1 + 2 + 2 Punkte)
Auf einem sogenannten Doppelschichtkondensator befindet sich die Aufschrift „5 V; 1 F“.
(a) Berechne die elektrische Ladung, die unter Beachtung der Herstellerangabe in einem sol-
chen Kondensator maximal gespeichert werden kann.
(b) Berechne die elektrische Energie, die diesem Kondensator maximal entnommen werden
kann.
Der Doppelschichtkondensator entlädt sich mit der Zeit selbst. Der Hersteller hat in einem Lang-
zeitexperiment die in untenstehender Abbildung dargestellte Selbstentladekurve aufgenommen.

u nv

C
'
0 -t. 1000 l'tOO
2tO 18CO 2€00

(c) Bestimme mithilfe dieser Abbildung den Zeitpunkt, zu dem sich die anfangs gespeicherte
Ladung halbiert hat.
(d) Bestimme den Zeitpunkt, zu dem sich die anfangs gespeicherte Elektrische Energie des
Kondensators halbiert hat.

98
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Aufgabe 6 (2 Punkte)
V
Im homogenen Feld eines Plattenkondensators herrscht eine Feldstärke von 7, 0 · 104 m . Der
Plattenabstand beträgt 1, 2 cm.
Bestimme das Potential eines Punktes, der 0, 4 cm von der negativen Platte entfernt ist.

99
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.1.2 Lösung
Aufgabe 1
Hier sind folgende Punkte wichtig:

• Die Feldlinien treten aus den positiven Ladungen aus und enden auf den negativen Ladungen.

• Die Feldlinien stehen immer senkrecht zur Oberfläche der Ladungen.

• Die Feldlinien kreuzen sich nie.

• Der Feldstärkevektor zeigt tangential zu den Feldlinien und ist umso länger, je näher man bei
den Ladungen ist.

Aufgabe 2

(i) Ist wahr. (ii)-(iv) sind falsch.

Aufgabe 3
Damit das Stück schwebt, muss ein Kräftegleichgewicht zwischen der Gewichtskraft und der elektri-
schen Feldkraft auf das Wattestück herrschen:

FG = −Fel (11.1)

Man erhält die elektrische Feldstärke mit

Fel 11.1 FG mg 0, 01 · 10−3 kg · 9, 81 N


kg N
E= = − =− = = 981000
q q q 0, 1 nC C
Das Feld muss so gerichtet sein, dass die positive Ladung über dem Teilchen sitzt, damit die elektrische
Feldkraft der Gewichtskraft entgegengerichtet ist.

Aufgabe 4
(a) Für die Kapazität eines Kondensators gilt
A
C = ε0 εr · (11.2)
d
und auch
Q
C= (11.3)
U
Setzt man diese Beziehungen gleich, erhält man:

Q A A·U F 0, 09 m2 · 2000 V
= ε0 εr · ⇐⇒ Q = ε0 εr · = 8, 85 · 10−12 ·1· ≈ 0, 0398 µC
U d d m 0, 04 m

100
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

(b) Skizze: Die auf das Kügelchen wirkende Kraft im Seil kann in die Gewichtskraft und die elek-

trische Feldkraft zerlegt werden. Dann gilt:


Fel
= tan α ⇐⇒ Fel = FG · tan α = mg tan α (11.4)
FG
wobei wir α mit dem großen Dreieck erhalten:
∆x ∆x
 
sin α = ⇐⇒ α = arcsin ≈ 1, 15◦ (11.5)
L L
Für die elektrische Feldstärke, um auf q zu kommen:

U Fel Fel · d mgd · tan α 0, 00051 kg · 9, 81 kg


N
· 0, 04 m · tan(1, 15◦ )
E= = ⇐⇒ q = = = ≈ 2 nC
d q U U 2000 V

(c) Nun ist d′ = 2d und Q′ = Q. Es gilt also für die Kapazität des Kondensators:
A A 1 ! Q′ Q Q Q
C ′ = ε0 ε r · = ε ε
0 r · = C = ′ = ′ ⇐⇒ U ′ = 1 = 2 = 2U (11.6)
d ′ 2d 2 U U 2C
C

also hat sich die Spannung verdoppelt. Damit gilt nun für die Feldstärke:
U′ 2U U
E′ = = = =E (11.7)
d′ 2d d
also bleibt die Feldstärke unverändert (es ist ja auch dieselbe Ladung auf den Platten). Die
Ladung des Kügelchens ist unverändert, q ′ = q, und damit gilt auch

Fel′ = q ′ E ′ = qE = Fel (11.8)

und die Auslenkung des Kügelchens bleibt gleich: ∆x′ = ∆x.

Aufgabe 5
(a) Für einen Kondensator gilt:
Q
C= ⇐⇒ Q = C · U = 5 V · 1 F = 5 C
U

(b) Für die elektrische Energie eines Kondensators gilt:


1
Eel = CU 2 = 12, 5 J
2

101
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

(c) Es gilt dann Q1 = 12 Q0 und nach wie vor C1 = C0 = C und demnach

Q1 1
Q0 1 Q0 1 Q0
C= = 2 = ⇐⇒ U1 = = 2, 5 V
U1 U1 2 U1 2 C
Durch Ablesen erhält man als Zeitpunkt ungefähr t = 750 h.

(d) Es gilt
1 ! 1 1
CU22 = Eel,2 = Eel,0 = CU02 (11.9)
2 2 4
Wir schauen jetzt, welcher Spannung U2 das entspricht, wobei U2 = k · U0 und (0 < k < 1).
Verwenden wir diesen Ansatz in Gleichung 11.9, erhalten wir:

1 2 2 ! 1 2 1 2

U2 = U0 ⇐⇒ (k · U0 ) = k · U0 = U0 ⇐⇒ k = =⇒ k =
2 2 2 2
2 2 2 2
Damit gilt dann für U2 :
2 2
‘ ‘
U2 = · U0 = · 5 V ≈ 3, 54 V
2 2
Durch Ablesen erhält man als Zeitpunkt ungefähr t2 = 340 h.

Aufgabe 6
Die Spannung zwischen den beiden Platten beträgt:
V
U = E · d = 7 · 104 · 0, 12 m = 840 V = φ0
m
Das Potential der negativen Platte ist per Konvention φ = 0 und nimmt dazwischen linear zu. Deswe-
gen erhalten wir das gesuchte Potential über das Verhältnis von d = 0, 4 cm und dem Gesamtabstand
der Platten, d = 1, 2 cm.
0, 4 cm 1 1
φ(d = 0, 4 cm) = φ0 · = φ0 = U = 280 V.
1, 2 cm 3 3

102
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.2 Klausur 2: Elektrisches und magnetisches Feld


11.2.1 Aufgaben
Aufgabe 1 (2 + 2 + 5 + 1 + 1 + 0,5 + 2 + 1,5 Punkte)
In der Abbildung dargestellten Versuchsanordnung befindet sich im Punkt Q eine Elektronen-
quelle. Die Elektronen treten im Punkt R mit einer Geschwindigkeit von v0 = 4, 0 · 107 ms−1
längs der x-Achse in einen „Black-Box-Würfel“ ein. Innerhalb des Würfels können homogene
elektrische und magnetische Felder erzeugt werden, deren Feldlinien in den folgenden Versu-
chen jeweils parallel zu den Kanten des Würfels verlaufen. Der Versuchsaufbau befindet sich
im Vakuum.

(a) (i) Erläutere eine Methode, mit der man einen Elektronenstrahl erzeugen kann.
(ii) Berechne die Spannung, die nötig ist, Elektronen aus der Ruhe auf die Geschwindig-
keit v0 zu beschleunigen.
Die Elektronenbewegung beginnt in Q zum Zeitpunkt t0 = 0 s aus der Ruhe heraus. Für
die Elektronengeschwindigkeit ergibt sich in Abhängigkeit von der Zeit:

t in 10−9 s 0 1 3 5 6 7 10 13 17 18, 5 21 26 30 31
v in 107 ms−1 0 0, 8 2, 4 4 4 4 2, 9 1, 9 0, 5 0 −0, 9 −2, 7 −4 −4

(iii) Zeichne das zugehörige v − t−Diagramm und interpretiere es. Nimm dabei Bezug
auf die Versuchsanordnung.

(b) Nun ist im „Black-Box-Würfel“ nur ein magnetisches Feld. Der Elektronenstrahl soll ge-
radlinig von R nach S verlaufen.

(i) Für welche magnetische Flussdichte B


t ist das möglich?
(ii) Wie wird die Geschwindigkeit der Teilchen beeinflusst? Begründe deine Antwort.

103
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

(c) Nun ist der „Black-Box-Würfel“ weder von einem elektrischen, noch von einem magneti-
schen Feld, durchsetzt. Die Elektronen verlassen ihn geradlinig in S mit der Geschwindig-
keit v0 . Unmittelbar nach S treten sie in ein homogenes Magnetfeld mit der magnetischen
Flussdichte B2 = 1, 5 mT ein.
Die Elektronen durchlaufen das Magnetfeld B2 entlang der gestrichelten Linie.
(i) Wie muss das Magnetfeld B2 orientiert sein, damit die Elektronen entlang der ge-
strichelten Linie verlaufen?
(ii) Berechne den Radius r der Kreisbahn.
(iii) Berechne die Zeit, die die Elektronen für einen viertel Umlauf (vgl. Abbildung)
benötigen.

Aufgabe 2 (4 + 2,5 + 1,5 Punkte)


Die Abbildung rechts zeigt drei dünne parallele Metallplatten mit
je einer kleinen Bohrung im Mittelpunkt. Die Platten bilden zwei
Plattenkondensatoren mit den Plattenabständen d1 = 2, 5 cm bzw.
d2 = 4, 5 cm. Die angelegte Spannung U0 beträgt 500 V.
Die elektrischen Felder zwischen den Platten sind homogen. Die
gesamte Anordnung befindet sich im Vakuum.
Bei A treten Elektronen mit der Geschwindigkeit 1, 2 · 107 ms−1
senkrecht zu den Platten in die Anordnung ein.
(a) Begründe, welches der vier folgenden Diagramme den Zusam-
menhang zwischen der kinetischen Energie des Elektrons und
seiner Flugstrecke s am besten wiedergibt.

(b) Berechne die maximale Geschwindigkeit der Elektronen in der


Anordnung.
(c) Berechne die Beschleunigung der Elektronen bei der Bewe-
gung von A nach B.

104
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.2.2 Lösung
Aufgabe 1
(a) (i) Man erhitzt eine Glühwendel durch Anlegen einer Spannung. Wegen dem glühelektrischen
Effekt treten dann Elektronen aus dem Metall aus. Schaltet man einen Wehnelt-Zylinder
hinter die Glühwendel, werden die Elektronen dort gebündelt (dazu muss dieser negativ
geladen sein). Danach werden sie durch eine Anode beschleunigt.
(ii) Die elektrische Energie eines Elektrons im Feld wird in Bewegungsenergie umgewandelt:
m 2
1 me v02 9, 1 · 10−31 kg · 4, 0 · 107

Ekin,0 = Eel ⇐⇒ me v02 = eU ⇐⇒ U = = s
≈ 4549 V
2 2e 2 · 1, 6 · 10−19 C

(iii) Man erhält folgendes Diagramm:

Interpretation:

– 0 ≤ t < 5 s: Die Elektronen treten aus der Elektronenquelle aus und werden auf v0
beschleunigt.
– 5 ≤ t < 7 s: Die Elektronen befinden sich zwischen der Elektronenquelle und dem „Black-
Box-Würfel“
– 7 ≤ t < 18 s: Die Elektronen befinden sich im Inneren des „Black-Box-Würfels“ und werden
auf 0 ms−1 abgebremst, da der Würfel in S negativ geladen ist.
– 18 ≤ t < 30 s: Die Elektronen werden im Inneren des „Black-Box-Würfels“ in die Gegen-
richtung (also zurück zu R) beschleunigt.
– 30 ≤ t ≤ 31 s: Die Teilchen befinden sich nun wieder zwischen dem „Black-Box-Würfel“
und der Elektronenquelle.

(b) (i) Das ist der Fall für B = 0 oder für B beliebig, solange B
t parallel zur Elektronenbahn
gerichtet ist.
(ii) Die Geschwindigkeit wird nicht beeinflusst, da keine Kräfte auf die Elektronen wirken
(t
v ∥ B).
t

105
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

(c) (i) Nach der Dreifingerregel für die linke Hand (negativ geladene Teilchen) muss das Magnet-
feld B
t2 in die Papierebene hineinzeigen.
(ii) Auf die Elektronen wirkt nun die Lorentz-Kraft, die sie auf eine Kreisbahn zwingt. Daher
wirkt sie als Zentripetalkraft und es gilt:

me v02 me · v0 9, 1 · 10−31 kg · 4 · 107 ms


FL = FZ ⇐⇒ B2 ev0 = ⇐⇒ r = = ≈ 0, 1516 m
r B2 · e 1, 5 mT · 1, 6 · 10−19 C

(iii) In einer Periodendauer T würde das Elektron einen ganzen Kreis mit Radius 2πr zurück-
legen. Die Geschwindigkeit bleibt konstant:
s 2πr 2πr
v = v0 = = ⇐⇒ T = (11.10)
t T v0
Gefragt ist nach einer Viertel Periodendauer:
T πr π · 0, 1516 m
t= = = ≈ 5, 95 ns
4 2v0 2 · 4 · 107 ms

Aufgabe 2
(a) – Es kann sich nicht um Abb. 4a handeln, da die Elektronen zwischen B und C abgebremst
werden und nicht beschleunigt.
– Es kann sich nicht um Abb. 4b handeln, da die Elektronen dort die Anordnung wieder mit
der ursprünglichen Geschwindigkeit v0 verlassen.
– Es kann sich nicht um Abb. 4c handeln, denn für die kinetische Energie in Abhängigkeit
von der zurückgelegten Strecke gilt:
1 1
Wkin (s) = Wkin,0 + Wel (s) = me v02 + eU (s) = me v02 + e · E · s (11.11)
2 2
also müsste die Kurve linear verlaufen, was hier nicht der Fall ist.
– Abbildung 4d beschreibt also den richtigen Verlauf.

(b) Die Elektronen haben in B die maximale Geschwindigkeit. Analog zu Gleichung 11.11 gilt:
1 1
Wkin,B = Wkin,0 + Eel ⇐⇒ me vB
2
= me v02 + eU (11.12)
2 2
Und damit:
d
2eU m 2 · 1, 6 · 10−19 C · 500 V
c  2
vmax = vB = v02 + = 1, 2 · 107 + ≈ 17, 89 · 106 ms−1
me s 9, 1 · 10−31 kg

106
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.3 Klausur 3: Induktion


11.3.1 Aufgaben
Aufgabe 1 (2 + 4 + 1 Punkte)
Im Inneren einer langgestreckten, stromdurchflossenen Spule mit 8000 Windungen pro Meter
befindet sich ein quadratischer Leiterrahmen mit einer Fläche von 25 cm2 und 100 Windungen.
Die magnetischen Feldlinien der Spule verlaufen senkrecht zur Fläche des Leiterrahmens. Die
untenstehende Abbildung zeigt den zeitlichen Verlauf der Stromstärke in der langgestreckten
Spule.

(a) Begründe, warum im Leiterrahmen eine Spannung induziert wird.

(b) Zeichne den zeitlichen Verlauf der induzierten Spannung im Leiterrahmen in ein passendes
Diagramm im Zeitintervall 0 s bis 6 s.

Nun bleibt die Stromstärke in der langgestreckten Spule konstant.

(c) Erläutere eine Möglichkeit, dennoch eine Spannung im Leiterrahmen zu induzieren.

Aufgabe 2 (3 + 1,5 + 1,5 + 3 Punkte)


s ,,
Eine reale Spule verhält sich wie eine ideale Spule mit Induk-
r ... -- I
tivität L und einem in Reihe geschalteten Widestand R1 . Eine
lz
• R,•
1

solche reale Spule ist parallel zum Widerstand R2 geschaltet (s.


+
'I
I
I
I
Abbildung).
Der Widerstand R2 hat den Wert 60 Ω. Die elektrische Energie- - Rz
I
I
I L
r
I
I
I I
quelle liefert eine Gleichspannung von 30 V. Zum Zeitpunkt 0 s
wird der Schalter S geschlossen.
I
- -- t

107
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Bei der Messung der Stromstärke I1 ergeben sich folgende Werte:

t in s 0, 0 2, 0 4, 0 6, 0 8, 0 10, 0 14, 0 18, 0 22, 0


I1 in mA 0 150 262 345 400 433 470 486 495

(a) Zeichne den zeitlichen Verlauf der beiden Stromstärken I1 und I2 in ein gemeinsames
Diagramm.

(b) Erkläre, weshalb die Stromstärke I1 nicht von Anfang an konstant ist.

(c) Ermittle den Wert des Widerstandes R1 der Spule.

(d) Bestimme mithilfe des Diagramms die Induktivität der Spule.

Aufgabe 3 (3 Punkte)
Ein Permanentmagnet und ein nicht-magnetischer Metallzylinder (mit derselben Masse und
Volumen wie der Permanentmagnet) werden zeitgleich durch zwei identische Aluminiumrohre
fallen gelassen.
Der nicht-magnetische Metallzylinder kommt deutlich früher unten an.
Erläutere diesen Sachverhalt. Gehe dabei auch auf die genauen Vorgänge (u.a. Richtung der
Elektronen) im Aluminiumrohr ein.

Aufgabe 4 (3 Punkte)
In der Abbildung unten wird eine Leiterschleife aus einem Magnetfeld der Flussdichte B = 0, 2
mT mit einer Geschwindigkeit von v = 0, 1 ms gezogen. Berechne und skizziere den Verlauf der
Induktionsspannung.
In der Abbildung entspricht ein „Magnetfeldkästchen“ einer Seitenlänge von 0, 5 m.

?-,~lV"\
)( )( X )( X )(
\ I
·X X )( )( )( )(

"
"--.0,5 m
X

X
)(

)(
)(

)(
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..............
. . . . . . . tl"IP';ai;~

lt'
)(

X
)(

.,><

-+ B
V )( )( )( )( X

'
)(
t
.I
'

108
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.3.2 Lösung
Aufgabe 1
˙ Da das Magnetfeld
(a) Die Stromstärke in der Magnetfeld erzeugenden Spule ändert sich zeitlich, I.
der Spule proportional zur Stromstärke ist (B ∝ I), ändert sich dieses ebenfalls mit der Zeit,
Ḃ. Somit ändert sich der magnetische Fluss Φ des Leiterrahmens ebenfalls mit der Zeit, Φ̇, und
es wird eine Spannung im Leiterrahmen induziert:

Uind = −nΦ̇. (11.13)

(b) Nach Gleichung 11.13 gilt mit Φ = AB (und A konstant, also Ȧ = 0):

Uind = −nAḂ (11.14)

Da die Stromstärke in der Abbildung aus der Aufgabe linear zunimmt, ist das auch bei B der
Fall und Ḃ kann über Steigungsdreiecke berechnet werden:
B(t2 ) − B(t1 )
Ḃ = , (11.15)
t2 − t1
wobei
N
B(t) = µ0 µr · · I(t).
L
– B(t = 0 s) = 0
– B(t = 1 s) = 1, 257 · 10−6 A · 1 · 1 m · 1, 0 A = 0, 01 T
Tm 8000

– B(t = 2 s) = 1, 257 · 10−6 Tm


A · 1 · 1 m · 1, 0 A = 0, 01 T = B(t
8000
= 1 s)
– B(t = 6 s) = −1, 257 · 10−6 Tm
A · 1 · 1 m · 1, 0 A = −0, 01 T
8000

Damit können wir nun die Induktionsspannungen in den jeweiligen Bereichen berechnen:
B(t=1 s)−B(t=0 s)
– 0 s ≤ t < 1 s: Uind = −100 · 0, 0025 m2 · 1 s−0 s = −2, 5 mV
B(t=2 s)−B(t=1 s)
– 1 s ≤ t < 2 s: Uind = −100 · 0, 0025 m2 · 2 s−1 s = 0 mV
B(t=6 s)−B(t=2 s)
– 2 s ≤ t ≤ 6 s: Uind = −100 · 0, 0025 m2 · 6 s−2 s = 1, 25 mV

Und wir erhalten somit folgendes Diagramm:

(c) Man könnte den Leiterrahmen im Magnetfeld rotieren lassen. Dann ändert sich die vom Ma-
gnetfeld senkrecht durchsetzte Fläche zeitlich, Ȧ, und damit auch der magnetische Fluss: Φ̇.

109
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Aufgabe 2
(a) Die Stromstärke I2 erhält man mit dem Ohmschen Gesetz:
U0 30 V
I2 = = = 0, 5 A.
R2 60 Ω
Man erhält folgendes Diagramm (Auf dem Papier natürlich die blaue Kurve sauberer zeichnen
als ich hier, aber auf dem iPad ging das nicht so gut...): Die orangene Gerade brauchen wir für

die (d).
(b) Dass I1 nicht von Anfang an konstant ist, hängt mit der Eigeninduktion der Spule zusammen.
Schließt man den Schalter, baut sich in der Spule ein Magnetfeld auf. Dieses ändert sich zeitlich,
Ḃ, was in der Spule selbst eine Induktionsspannung induziert. Diese ist nach Lenz so gepolt,
dass sie ihrer Ursache durch den Stromfluss entgegenwirkt. In diesem Fall ist die Ursache der
Anstieg des Magnetfeldes, bzw. der Anstieg der Stromstärke. Die Induktionsspannung hemmt
somit den Anstieg der Stromstärke I1 im Stromkreis.
(c) Auf dem Diagramm erkennt man, dass beide Stromstärken I1 und I2 denselben Maximalwert
von 0, 5 A besitzen. Weil dieselbe Spannung von U0 = 30 V an beiden Widerständen anliegt,
müssen also auch beide Widerstände gleich groß sein:
R1 = R2 = 60 Ω

(d) Zum Zeipunkt t = 0 ist I1 (t = 0) = 0. Das ist gleichbedeutend damit, dass die Indukti-
onsspannung zu dem Zeitpunkt genau gleich groß (aber negativ) ist wie die äußere Spannung:
Uind (t = 0) = −30 V. Für die Induktionsspannung in der Spule gilt allgemein

˙ ⇐⇒ L = − Uind (t)
Uind (t) = −LI(t) (11.16)
˙
I(t)
˙ ist genau die Steigung im I − t−Diagramm. I(t
I(t) ˙ = 0) ist die Steigung der orangenen Gerade
(Tangente an die blaue Kurve zum Zeitpunkt t = 0) und man erhält:

˙ 0, 3 A − 0 A A
I(0) = = 0, 075 .
4 s−0 s s
Uind (t = 0) −30 V
L=− =− = 400 H
˙
I(t = 0) 0, 075 As

110
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Aufgabe 3
Es handelt sich beim Magnetfeld des Permanentmagneten um ein homogenes Magnetfeld. Fällt der
Magnet durch das Aluminiumrohr, ändert sich das Magnetfeld, das das Rohr durchsetzt. Somit wer-
den im Aluminiumrohr elektrische Wirbelfelder erzeugt. Daher fließt nun ein Induktionsstrom, der
nach Lenz so gerichtet ist, dass er seiner Entstehungsursache entgegenwirkt. In diesem Fall fließen die
Elektronen also so, dass das entstehende magnetische Feld im Aluminiumrohr dem Magnetfeld des
Permanentmagneten entgegengerichtet ist. Diese stoßen sich ab und das Fallen des Magneten wird
verzögert.

Aufgabe 4
Der Rahmen hat zwei verschieden große Teilflächen, deshalb ist dort auch das Ȧ unterschiedlich.

• Fläche 1 mit Breite ∆s1 = 1, 5 m und Höhe h1 = 1, 5 m:

– Zeit, bis die Fläche vollständig aus dem Magnetfeld ausgetreten ist:

∆s1 1, 5 m
∆t1 = = = 15 s
v 0, 1 ms

– Änderungsrate der vom Magnetfeld durchsetzten Fläche für 0 ≤ t ≤ 15 s:

∆A1 −∆s1 · h1 1, 5 m · 1, 5 m m
Ȧ1 = = =− = −0, 15 2
∆t1 ∆t1 15 s s

– Induktionsspannung für 0 ≤ t ≤ 15 s:

m2
!
B konstant
Uind,1 = −nΦ̇1 = −nȦ1 B = −1 · −0, 15 · 0, 2 mT = 3 · 10−5 V.
s

• Fläche 2 mit Breite ∆s2 = 1 m und Höhe h2 = 0, 5 m:

– Zeit, bis die Fläche vollständig aus dem Magnetfeld ausgetreten ist:

∆s2 1m
∆t2 = = = 10 s
v 0, 1 ms

– Änderungsrate der vom Magnetfeld durchsetzten Fläche für 15 ≤ t ≤ 25 s:

∆A2 −∆s2 · h2 1 m · 0, 5 m m
Ȧ2 = = =− = −0, 05 2
∆t2 ∆t2 10 s s

– Induktionsspannung für 15 ≤ t ≤ 25 s:

m2
!
B konstant
Uind,2 = −nΦ̇2 = −nȦ2 B = −1 · −0, 05 · 0, 2 mT = 1 · 10−5 V.
s

• Danach ist die Leiterschleife vollständig aus dem Magnetfeld ausgetreten und die Induktionss-
pannung beträgt 0 für t > 25 s.

111
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Damit erhält man folgendes Diagramm:

112
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.4 Klausur 4: Schwingungen und mechanische Wellen


11.4.1 Aufgaben
Aufgabe 1 (1 + 2 + 2 + 1 + 0,5 + 0,5 Punkte)
An einer Schraubenfeder hängt ein Körper der Masse 200 g. Der Kör-
per wird so weit angehoben, bis die Schraubenfeder gerade entspannt
ist. Jetzt befindet sich das untere Ende des Körpers 60 cm über einer
Tischplatte (siehe Abbildung). Aus dieser Lage wird der Körper zum
Zeipunkt 0 s losgelassen und führt dann eine ungedämpfte, harmoni-
sche Schwingung mit der Periodendauer 0, 8 s durch.

(a) Zeige, dass die Federkonstante einen Wert von 12, 3 Nm−1 hat.

(b) Bestimme den Abstand des Körpers von der Tischplatte, wenn
er sich in der Gleichgewichtslage befindet.

(c) Zeichne ein Zeit-Auslenkungs-Diagramm für 0 s ≤ t ≤ 2, 0 s.

(d) Gib die Länge des Weges an, den der Körper innerhalb der ers-
ten Sekunde zurücklegt.

(e) Gib den Zeitpunkt an, zu dem der Betrag der Geschwindigkeit
des Körpers erstmalig maximal ist.

(f) Gib diesen maximalen Geschwindigkeitsbetrag an.

Aufgabe 2 (1 + 4 + 2 + 3 Punkte)
Am linken Ende eines 10 m langen linearen Wellenträgers erzeugt ein Erreger durch harmonische
Schwingungen eine Welle. Das rechte Ende des Wellenträgers ist lose. Der Erreger schwingt mit
der Frequenz 0, 25 Hz und der Amplitude 5, 0 cm. Zum Zeitpunkt 0 s beginnt der Erreger aus
der Gleichgewichtslage heraus nach oben zu schwingen.
Nach 10 s erreicht die Welle das rechte Ende. Die Dämpfung der Welle wird vernachlässigt.

(a) Bestimme die Ausbreitungsgeschwindigkeit und


die Wellenlänge der Welle.

(b) Zeichne das Momentanbild des Wellenträgers zum


Zeitpunkt 13 s.

(c) Markiere in diesem Momentanbild alle Teile des


Wellenträgers, die zu diesem Zeitpunkt in Ruhe
sind.

Die Abbildung rechts zeigt die Bewegung eines Teil-


chens des Wellenträgers für den Zeitraum 0 s ≤ t ≤ 15 s.

(d) Erkläre, wie die unterschiedlichen Abschnitte des Schaubildes zustande kommen und be-
stimme den Ort dieses Teilchens.

113
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Aufgabe 3 (2 + 1,5 + 2,5 Punkte)


In einem Experiment wird der Zusammenhang zwischen der Verlängerung s eines elastischen
Bandes und der Zugkraft F untersucht. Man erhält folgende Messergebnisse:

F in N 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
s in cm 0 0 0 0, 2 0, 5 1 1, 8 2, 6 3, 4 4, 2 5 5, 5 5, 7 5, 8

(a) Stelle die Messergebnisse in einem geeigneten Diagramm dar.

Am unteren Ende des vertikal aufgehängten Bandes wird ein Körper befestigt, der in der
Gleichgewichtslage eine Verlängerung von 2, 2 cm bewirkt. Das System schwingt nun mit der
Amplitude 1, 0 cm. Von der Masse des Bandes und der Dämpfung wird abgesehen.

(b) Erläutere mithilfe des Diagramms, dass das System unter diesen Bedingungen harmonisch
schwingt.

Dieser Körper wird nun um 2, 0 cm aus der Gleichgewichtslage nach oben angehoben und dann
losgelassen. Man stellt fest, dass sich die Periodendauer verkleinert hat.

(c) Begründe diesen Sachverhalt.

Aufgabe 4 (2 + 2 Punkte)

(a) Leite die Differentialgleichung


1
Q̈(t) = −· Q(t) (11.17)
LC
für die zeitliche Änderung der elektrischen Ladung eines Schwingkreises her.

Die Differentialgleichung für die zeitliche Änderung der Auslenkung eines Federpendels lautet:

m · s̈(t) + D · s(t) = 0. (11.18)

(b) Vergleiche die beiden Differentialgleichungen hinsichtlich ihrer mathematischen Struktur


und gib die sich entsprechenden Größen an.

114
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.4.2 Lösung
Aufgabe 1
(a) Für die Periodendauer eines Federpendels gilt:

4π 2 · m 4π 2 · 0, 2 kg
c
m
T = 2π · ⇐⇒ D = = 2 ≈ 12, 3 Nm−1
D T2 (0, 8 s)

(b) In der Gleichgewichtslage heben sich die Gewichtskraft und die Rückstellkraft auf den Pendel-
körper genau auf:

mg 0, 2 kg · 9, 81 kg
N
FG = −Fr ⇐⇒ mg = −(−Ds) = Ds ⇐⇒ s = = ≈ 0, 16 m.
D 12, 3 Nm−1
Also befindet sich der Körper

h = 0, 6 m − 0, 16 m = 0, 44 m

über der Tischplatte.

(c) Der Körper wird angehoben, bevor er losgelassen wird. Daher ist das Zeit-Auslenkungs-Diagramm
cosinusförmig:

(d) Pro Periode T bewegt sich der Körper einmal hoch und einmal runter, das entspricht der vier-
fachen Amplitude (also dem Vierfachen von ŝ = 0, 16 m). Die gesamte zurückgelegte Strecke
erhält man dann mit
t 1, 0 s 5
stot = 4ŝ · = 4ŝ · = 4ŝ · = 5ŝ = 5 · 0, 16 m = 0, 8 m
T 0, 8 s 4

(e) Die maximale Geschwindigkeit wird jeweils immer in der Gleichgewichtslage erreicht. Im Dia-
gramm aus (c) erkennt man, dass diese nach 0, 2 s erreicht wird.

(f) Es gilt
2π 2π
v̂ = ŝω = ŝ · = 0, 16 m · ≈ 1, 26 ms−1 .
T 0, 8 s

115
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Aufgabe 2
(a) Aus der Aufgabe geht hervor, dass die Welle für die gesamte Seillänge von l = 10 m genau t = 10
s benötigt. Daher ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit
l 10 m
v= = = 1 ms−1
t 10 s
und die Wellenlänge beträgt:
v 1 ms−1
λ= = = 4 m.
f 0, 25 Hz
(b) Die Periodendauer der Welle beträgt
1 1
T = = = 4 s.
f 0, 25 Hz
Drückt man den Zeitpunkt 13 s aus der Aufgabe über diese Periodendauer aus:
1
13 s = 3T + T
4
Da der Erreger zum Zeitpunkt t = 0 nach oben ausschwingt, ist er nach drei vollen Perioden
und einer viertel Periode dann bei der maximalen Auslenkung nach oben und wir können fol-
gendes Diagramm als Vorüberlegung zeichnen (die Amplitude beträgt 5, 0 cm, ich habe das in
der Abbildung vergessen) Da es sich um ein loses Ende handelt, wird die blaue Welle ohne Pha-

sensprung reflektiert (grüne Welle). Dort wo sich die blaue und grüne Welle überlagern, bildet
sich eine stehende Welle mit doppelter Amplitude (also 10, 0 cm). Im Bereich der einlaufenden

Welle sind die Punkte mit maximaler Amplitude in Ruhe, also bei x = 0 m, 2 m, 4 m und 6
m. Im Bereich der stehenden Welle sind alle Punkte in Ruhe, da sie zu diesem Zeitpunkt die
maximale Auslenkung hat.

116
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

(c) – 0 s ≤ t < 7 s: Die Welle hat das Teilchen noch nicht erreicht, demnach oszilliert es in
diesem Zeitraum auch noch nicht.
– 7 s ≤ t < 13 s: Das Teilchen führt für 1, 5 Periodendauern eine Schwingung durch. In diesem
Zeitraum läuft die Welle zum Ende des Wellenträgers und wird dann wieder reflektiert,
bis sie schließlich bei t = 13 s das Teilchen erreicht.
– 13 s ≤ t ≤ 15 s: Die rücklaufende Welle hat nun das Teilchen erreicht. Hinlaufende und
rücklaufende Welle intereferieren und bilden eine stehende Welle. Das Teilchen sitzt genau
an einem Bewegungsknoten der stehenden Welle und oszilliert somit nicht mehr.
Da das Teilchen erst nach t = 7 s zu oszillieren beginnt, befindet es sich

x = v · t = 1 ms−1 · 7 s = 7 m

vom linken Ende des Wellenträgers entfernt.

Aufgabe 3
(a) Man erhält folgendes Diagramm:

(b) In der Ruhelage ist das Band um 2, 2 cm verlängert. Mit einer Amplitude von 1, 0 cm schwingt
es also zwischen 1, 2 cm und 3, 2 cm. In diesem Bereich ist der Verlauf des Graphen annähernd
linear, das bedeutet: Das lineare Kraftgesetz gilt. Das ist aber gerade äquivalent dazu, dass der
Körper eine harmonische Schwingung durchführt.

(c) Die Schwingungsdauer des Pendels berechnet sich mit


c
m
T = 2π · . (11.19)
D
Laut Aufgabenstellung hat sich die Periodendauer verkleinert. Da die Masse unverändert bleibt,
muss also die Federkonstante D größer geworden sein.
Der Körper wurde für die neue Schwingung 2, 0 cm nach oben angehoben. Damit ist die kleinste
Verlängerung des Bandes nur noch 0, 2 cm. Im Diagramm erkennt man deutlich, dass dort das
lineare Kraftgesetz nicht mehr gilt.
In diesem Bereich benötigt man etwa 5 N, um das Band um einen cm auszudehnen - im weiteren

117
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Bereich sind dann aber nur noch etwas über 1 N für jeden weiteren cm nötig. Das bedeutet, das
Band ist in diesem Bereich weicher als davor oder andersherum: bei einer kleineren Ausdehnung
ist das Band härter und damit auch die Federkonstante größer, was die kleinere Schwingungs-
dauer erklärt.

Aufgabe 4
(a) Es handelt sich beim Schwingkreis um eine Parallelschaltung, das bedeutet: An Spule und Kon-
densator liegt zu jedem Zeitpunkt dieselbe Spannung an:

˙ = Q(t)
Uind (t) = UC (t) ⇐⇒ −LI(t) (11.20)
C
˙ = Q̈(t), erhält man die Gleichung:
Verwendet man noch, dass I(t) = Q̇(t), bzw. I(t)
1 1
−LQ̈(t) = · Q(t) =⇐⇒ Q̈(t) = − · Q(t) (11.21)
C LC

(b) Wir betrachten beide Gleichungen:


1
LQ̈(t) + · Q(t) = 0 (11.22)
C
ms̈(t) + D · s(t) = 0 (11.23)

Also stimmen die Gleichungen in ihrer mathematischen Struktur überein.

– L und m entprechen sich, – 1


C und D enstprechen sich.
– Q(t) und s(t) entsprechen sich,

118
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.5 Klausur 5: Optik


11.5.1 Aufgaben
Aufgabe 1 (3 + 2 + 2 + 2 + 2 + 2 + 2 Punkte)
Das Licht eines Laserpointers der Wellenlänge λ = 633 nm fällt senkrecht auf einen Doppelspalt
mit einem Abstand g der beiden Spaltmitten. Parallel zum Doppelspalt befindet sich in einem
Abstand von a = 5, 0 m ein Schirm, auf dem Lichtflecken zu sehen sind. Die Abbildung zeigt die
Lichtflecke in wahrer Größe (benutzt hier einfach die Werte, die ich da hin geschrieben habe).
.-
'
.
- - ... - .. . - -
- --
GfflBe.

Abb.1

(a) Zunächst wird nur der Bereich A betrachtet.


(i) Erkläre, wie das Muster in diesem Bereich entsteht.
(ii) Leite anhand einer Skizze die folgende Näherungsformel für den Abstand ∆d zweier
benachbarter Maxima her:
a
∆d = λ · . (11.24)
g
(iii) Ermittle mithilfe von der Abbildung den Abstand g der beiden Spaltmitten.
(b) Nun werden die Bereiche B1 und B2 betrachtet.
(i) Erkläre, warum in den Bereichen B1 und B2 die Lichtflecke fehlen.
(ii) Berechne anhand von der Abbildung die Breite der Spaltöffnung.
Betrachte jetzt die Bereiche links von B1 und rechts B2 .
(iii) Begründe, warum jeder dritte Lichtfleck ausfällt.
Nun wird einer der beiden Spalte geschlossen.
(iv) Beschreibe, wie sich das Lichtfleckenmuster aus der Abbildung verändert. Fertige
dazu eine geeignete Skizze an.

Aufgabe 2 (3 Punkte)
Auf einen Doppelspalt fällt senkrecht blaues Licht. Das Beugungsbild hinter dem Spalt wird
auf einem ebenen Schirm betrachtet. Der Schirm ist parallel zur Doppelspaltebene. Wird vor
einem der beiden Spalte ein dünnes Glasplättchen gebracht, so verschiebt sich das Maximum
0. Ordnung.
Begründe, warum eine Verschiebung stattfindet und in welche Richtung das Maximum 0. Ord-
nung verschoben wird.

119
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Aufgabe 3 (2 + 3 + 2 + 1 Punkte)
In drei Experimenten wird ein Gitter mit der Gitterkonstanten 200 µm nacheinander mit La-
serlicht senkrecht beleuchtet. Parallel zum GItter befindet sich in einem festen Abstand von
10, 0 m ein Schirm.
Für die drei Experimente können die Wellenlängen des Lasers und die Anzahl der beleuchteten
Spalte unabhängig voneinander variiert werden.
Man erhält die unten dargestellten Helligkeitsverteilungen. In den Experimenten 1 und 3 erkennt
man zwischen zwei Hauptmaxima 5 Nebenmaxima. In Experiment 2 sind keine Nebenmaxima
zu beobachten.

(a) Gib an, wie viele unterschiedliche Wellenlängen in den drei Experimenten verwendet wur-
den und begründe deine Antwort.

(b) Berechne die Wellenlängen der verwendeten Laser.

(c) Vergleiche die Experimente hinsichtlich der Anzahl der beleuchteten Spalte und begründe
deine Antwort.

Mit dem Laser aus Experiment 1 wurden in einem weiteren Experiment nun 3 Spalte ausge-
leuchtet. Das entstehende Beugungsbild wird mit demjenigen aus Experiment 1 verglichen.

(d) Beschreibe zwei Unterschiede der Beugungsbilder.

120
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.5.2 Lösung
Aufgabe 1
(a) (i) Am Doppelspalt wird das Licht gebeugt. Nach Huygens entstehen an den Spalten dann
Elementarwellen, die auf den Schirm zulaufen und dort interferieren. In Abhängigkeit vom
Gangunterschied δ der Wellen entstehen dort helle Stellen (Maxima) und dunkle Stellen
(Minima).
Für Maxima beträgt der Gangunterschied
δk = kλ k = 0, 1, 2, ... (11.25)
Für Minima beträgt der Gangunterschied
λ
δk = (2k − 1) · k = 1, 2, ... (11.26)
2
(ii) Wegen a ≫ g sind die Strahlen, die vom Doppelspalt ausgehen, annähernd parallel und
man geeignete Dreiecke konstruieren: Es gilt:

δk Maxima kλ dk
sin αk = = k = 0, 1, 2, ... tan αk = (11.27)
g g a
Für a ≫ g gilt die Kleinwinkelnäherung, also sin αk ≈ tan αk . Daraus folgt:
kλ dk kλa
sin αk = tan αk ⇐⇒ = ⇐⇒ dk = (11.28)
g a g
und auch
(k + 1)λa
dk+1 = (11.29)
g
Und für den Abstand zweier benachbarter Maxima:
(k + 1)λa kλa a
∆d = dk+1 − dk = − =λ· . (11.30)
g g g
(iii) Aus dem Diagramm erhält man d1 ≈ 0, 7 cm und man erhält den zugehörigen Winkel:
d1 0, 7 cm
   
α1 = arctan = arctan ≈ 0, 08◦
a 5m
Damit erhält man für g:
λ λ 633 nm
sin α1 = ⇐⇒ g = = ≈ 4, 53 · 10−4 m.
g sin α1 sin(0, 08◦ )

121
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

(b) (i) Fällt ein Maximum des Doppelspalt-Interferenzmusters mit einem Minimum des Einzelspalt-
Interferenzmusters zusammen, befindet sich an dieser Stelle ein Minimum. Das ist bei den
Stellen B1 und B2 der Fall. An dieser Stelle fehlt das Maximum, da von den Einzelspalten
kein Licht kommt, das Intensität bringen könnte.
(ii) Für Minima des Einzelspaltes gilt

sin βn = , (11.31)
b
wobei b die Spaltbreite ist und n = 1, 2, 3, .... Weiter gilt
dn
tan βn = (11.32)
a
und aus dem Diagramm erhält man d1 ≈ 2, 15 cm. Damit ist dann
d1 2, 15 cm
 
β1 = arctan = arctan ≈ 0, 25◦
a 5m
Und die Spaltbreite:
λ 633 nm
b= = ≈ 1, 45 · 10−4 m
sin β1 sin(0, 25◦ )

(iii) Wir sehen, dass das dritte Doppelspaltmaximum mit dem ersten Einzelspaltminimum zu-
sammenfällt:
3λ λ
sin α3 = sin β1 ⇐⇒ = ⇐⇒ g = 3b (11.33)
g b
Allgemein:
kλ nλ 11.33 k n k
sin αk = sin βn ⇐⇒ = ⇐⇒ = ⇐⇒ = n ⇐⇒ k = 3n (11.34)
g b 3b b 3
Weil n = 1, 2, 3, ..., fällt also jedes dritte Doppelspaltmaximum mit einem Einzelspaltmi-
nimum zusammen.

(iv) Es handelt sich nun um eine Einzelspaltverteilung. Die Maxima werden also deutlich breiter, die
Minima befinden sich aber noch an denselben Stellen, da die Spaltbreite b unverändert bleibt.
Die Maxima verlieren an Intensität, da weniger Licht auf den Schirm trifft (es ist ja nur noch
einer der beiden Spalte offen).
Übernimmt man die Maße aus der Abbildung der Aufgabe, erhält man, dass das Hauptmaximum
ungefähr 3, 5 cm breit ist. In beide Richtungen befinden sich dann im Abstand von 1 cm die
beiden ersten Maxima der Breite 1, 3 cm. Wieder im Abstand von 1 cm befinden sich die Maxima
zweiter Ordnung mit Breite von 1 cm.

Aufgabe 2
Ohne Glasplättchen befindet sich das Maximum 0. Ordnung genau auf der Mittelachse. Der Gangun-
terschied der beiden von den Spalten ausgehenden Wellen ist null.
Bringt man nun ein Glasplättchen vor einen der Spalte, wird die Ausbreitungsgeschwindigkeit der
Welle kleiner. Weil die Frequenz konstant bleibt, verkleinert sich wegen c = λf die Wellenlänge. Somit
trifft das Licht an der ursprünglichen Stelle (Mittelachse) nicht mehr phasengleich auf den Schirm und
es liegt ein Gangunterschied vor. Damit der Gangunterschied zwischen den beiden Wellen wieder Null
wird, muss die Welle, die durch das Glasplättchen gewandert ist, einen kürzeren Weg zurücklegen.
Demnach verschiebt sich das Maximum 0. Ordnung auf dem Schirm in Richtung des Spaltes, wo sich
das Glasplättchen befindet.

122
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Aufgabe 3
(a) In allen drei Experimenten darf man die Kleinwinkelnäherung verwenden, da die Abstände der
Maxima untereinander gleich sind. Dann gilt (siehe Aufgabe 1 der Klausur) für den Abstand
der Maxima zum Maximum 0. Ordnung:
kλa
dk = (11.35)
g
In den Experimenten 1 und 2 liegen die Maxima an denselben Stellen, daher wurde dort dieselbe
Wellenlänge verwendet. In Experiment 3 liegen sie näher beieinander, was auf eine kleinere
Wellenlänge zurückzuführen ist. Insgesamt wurden also 2 verschiedene Wellenlängen verwendet.

(b) In den Experimenten 1 und 2 lässt sich das Maximum dritter Ordnung gut bei d3 = 10 cm
ablesen. Umstellen von Gleichung 11.35 liefert:
d3 g 10 cm · 200 µm
λ1,2 = = = 670 nm
3a 3 · 10 m
In Experiment 3 lässt sich das Maximum 2. Ordnung bei d2 = 5 cm gut ablesen:
d2 g 5 cm · 200 µm
λ3 = = = 500 nm
2a 2 · 10 m

(c) – In Experiment 2 sind scharfe Hauptmaxima zu erkennen. Nebenmaxima fehlen völlig. Hier
wurden sehr viele Spalte beleuchtet.
– In Experimenten 1 und 3 sind relativ breite Hauptmaxima zu erkennen, dazwischen liegen
5 Nebenmaxima. Hier wurden also 7 Spalte beleuchtet.

(d) Mögliche Punkte wären:

– Wegen der geringeren Spaltanzahl nimmt die Intensität ab.


– Die Intensitätsverteilung wird unschärfer.
– Die Anzahl der Nebenmaxima sinkt auf eins.

123
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.6 Klausur 6: Quantenphysik


11.6.1 Aufgaben
Aufgabe 1 (2,5 + 1 + 1,5 Punkte)
Licht der Wellenlänge λ = 436 nm fällt auf die Fotoschicht einer Fotozelle. Die Ablösearbeit
EA beträgt 3, 0 · 10−19 J.

(a) Berechne die maximale Geschwindigkeit der herausgelösten Fotoelektronen.

(b) Welche Gegenspannung ist nötig, um die Fotoelektronen aus (a) vollständig abzubremsen?

(c) Berechne die Grenzfrequenz für die Fotoschicht dieser Fotozelle.

Aufgabe 2 (2 Punkte)
Welche Aussagen sind richtig?

1. Beleuchtet man eine Fotozelle mit Licht ausreichend hoher Intensität, so können aus der
Fotoschicht immer Elektronen herausgelöst werden?

2. Licht mit einer großen Wellenlänge vermag auch bei geringer Intensität Elektronen aus
einer Metallplatte herauszuschlagen.

3. Beim Fotoeffekt können niemals positive Ladungen herausgelöst werden.

4. Die Energie des Lichts ist nicht kontinuierlich verteilt.

5. Der Fotoeffekt lässt sich mit den klassischen Vorstellungen der Physik erklären.

6. Ist ein Fotostrom vorhanden, so beeinflusst die Lichtintensität die Größe des Fotostroms.

7. Polarisation von Licht lässt sich nur im Teilchenmodell erklären.

8. Beugung von Licht lässt sich nur im Wellenmodell erklären.

Aufgabe 3 (2,5 + 2,5 + 1,5 Punkte)


Das Licht einer Quecksilberdampflampe trifft senkrecht auf ein Gitter mit der Gitterkonstanten
1, 0 · 10−6 m. Das Spektrum der Lampe enthält Licht der Wellenlängen 546 nm, 436 nm und
405 nm. Das gebeugte Licht fällt auf eine Fotozelle, die sich an einem drehbaren Arm in kon-
stante Entfernung auf einem Halbkreis um das Gitter bewegen kann. Das Kathodenmaterial
hat eine Ablöseenergie von 2, 5 eV.

(a) Unter welchen Winkeln des Arms gegen die ursprüngliche Lichtrichtung entsteht an der
Fotozelle eine Spannung?

(b) Wie hoch ist diese Spannung jeweils?

(c) Zeichne ein Diagramm der Fotospannung in Abhängigkeit vom Winkel des Armes gegen
die ursprüngliche Lichtrichtung.

124
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

Aufgabe 4 (3,5 + 3,5 Punkte)


Eine zentrale Konstante der Quantenphysik ist das Plank’sche Wirkungsquantum h.

(a) Beschreibe anhand eines Experiments, wie man h bestimmen kann. Fertige hierzu auch
eine Skizze des Versuchsaufbaus an.

In einem weiteren Versuch wurde an einer Fotozelle die Spannung U in Abhängigkeit von der
Wellenlänge λ gemessen.

(b) Begründe für jede der drei Kurven, ob sie den Zusammenhang zwischen der Fotospannung
U und der Wellenlänge λ richtig wiedergeben könnte.

125
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.6.2 Lösungen
Aufgabe 1
(a) Die kinetische Energie der schnellsten Elektronen beträgt

c 3 · 108 ms−1
Ekin,max = Ep h − EA = h − EA = 6, 63 · 10−34 Js · − 3, 0 · 10−19 J = 1, 56 · 10−19 J
λ 436 nm
Damit kann man die Geschwindigkeit der schnellsten Elektronen berechnen:
d
1 2E 2 · 1, 56 · 10−19 J
c
kin,max
Ekin,max = me vmax
2
⇐⇒ vmax = = ≈ 0, 6 · 106 ms−1
2 me 9, 1 · 10−31 kg

(b) Die Elektronen werden dann abgebremst, wenn die elektrische Energie gleich groß ist wie die
maximale kinetische Energie:

Ekin,max 1, 56 · 10−19 J
Eel = Ekin,max ⇐⇒ eUg = Ekin,max ⇐⇒ Ug = = = 0, 975 V
e 1, 6 · 10−19 C

(c) Bei der Grenzfrequenz ist Ekin = 0 und daher:

EA 3, 0 · 10−19
Eph = EA ⇐⇒ hfgr = EA ⇐⇒ fgr = = ≈ 4, 52 · 1014 Hz
h 6, 63 · 10−34 Js

Aufgabe 2
Aussagen 3, 4, 6 und 8 sind wahr.

Aufgabe 3
(a) + (b) Wir können Teilaufgaben (a) und (b) gemeinsam in einer Tabelle lösen. Dazu verwende ich die
Formel für Maxima bei einem optischen Gitter:
kλ kλ
 
sin αk = ⇐⇒ αk = arcsin k = 0, 1, 2, ... (11.36)
g g
Die Fotospannung erhält man, indem man die maximale kinetische Energie der Elektronen von
J in eV umrechnet. Dann ist die Zahl genau die Fotospannung. Als Tabelle:

Wellenlänge in nm 546 436 405


Beugungswinkel 1. Ordnung in ◦ 33, 1 25, 8 23, 9
Beugungswinkel 2. Ordnung in ◦ − 60, 7 54, 1
Frequenz in 1014 Hz (mit f = λc ) 5, 49 6, 88 7, 41
Photonenenergie Eph = hf in 10−19 J 3, 46 4, 56 4, 91
Photonenenergie Eph = hf in eV 2, 28 2, 85 3, 07
Elektronenenergie Ekin,max in eV negativ 0, 35 0, 57
Fotospannung in V unmöglich 0, 35 0, 57

126
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

c Nun zum Diagramm: Man übernimmt alle Werte aus der Tabelle. Wichtig ist, dass das Licht mit
546 nm keinen Fotoeffekt auslösen kann, da dessen Energie nicht ausreicht. Man darf auch das
Maximum 0. Ordnung nicht vergessen. Dort wird die größere Spannung, also 0, 57 V, gemessen:

Aufgabe 3
(a) Zunächst zur Skizze: Trifft Licht geeigneter Frequenz auf die Fotoschicht, kann es dort Elek-

tronen herauslösen (Fotoeffekt). Die herausgelösten Elektronen wandern dann zur Ringanode
und es wird über einen Messverstärker ein Fotostrom gemessen. Nun wird die Gegenspannung
Ug angelegt und solange erhöht, bis der Fotostrom auf Null absinkt. Dann ist die elektrische
Energie genau gleich groß wie die kinetische Energie der schnellsten Elektronen, Eel = Ekin,max ,
da selbst die schnellsten Elektronen nicht mehr gegen dieses Feld anlaufen können.
Wiederholt man diesen Versuch nun für verschiedene Frequenzen des Lichts, kann man ein Dia-
gramm zeichnen, wobei Ekin,max gegen die Lichtfrequenz abgetragen wird. Es ergibt sich ein
linearer Verlauf, dessen Steigung genau h beträgt.

127
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

(b) Die elektrische Energie ist gleich der kinetischen Energie der schnellsten Elektronen:

Eel = Ekin,max = Eph − EA = hf − EA (11.37)

Verwendet man jetzt, dass Eel = eU und f = λc , erhält man

c ch EA
eU = h − EA ⇐⇒ U = − , (11.38)
λ λe e
also ist U proportional zu λ,
1
U ∝ λ1 .

– Damit kann es sich nicht um einen linearen Zusammenhang handeln und Abb. 2c scheidet
aus.
– Abb. 2a und 2b unterscheiden sich nur darin, dass der Graph einmal eine Nullstelle hat.
Diese Nullstelle entspricht der Grenzwellenlänge. Oberhalb dieser Wellenlänge hat das
Licht zu wenig Energie, um Elektronen herauszulösen. Somit scheidet auch Abb. 2b aus.

Abb. 2a zeigt den korrekten Zusammenhang.

128
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.7 Klausur 7: Quantenphysik


11.7.1 Aufgaben
Aufgabe 1 (2 + 3 + 2 Punkte)
An der Universität Konstanz wurde 1991 ein Experiment realisiert, bei dem Helium-Atome
einzeln auf einen Doppelspalt mit dem Spaltmittenabstand 8, 0 µm geschossen wurden. Die
Helium-Atome hatten eine einheitliche Geschwindigkeit von 2000 ms−1 . Hinter dem Doppel-
spalt wurden die Helium-Atome auf einer 1, 95 m entfernten Goldfolie registriert, die als De-
tektorschirm diente. Bei der Auswertung nach ca. 42 h war ein Streifenmuster zu erkennen.

(a) Erkläre das Zustandekommen des Streifenmusters.

(b) Berechne den Abstand des Maximums 1. Ordnung vom Maximum 0. Ordnung.

(c) Erläutere, warum es wichtig ist, dass alle Helium-Atome dieselbe Geschwindigkeit besit-
zen.

Aufgabe 2 (2 + 2 + 3 Punkte)
Über ein Doppelspaltexperiment von Jönsson wird berichtet:
Jönsson entwickelte Techniken zur Herstellung von Kupferfolien mit materiefreien Spalten. Ab
1959 gelang es ihm, Folien mit einem Spaltmittenabstand von 2 µm herzustellen. Eine solche Fo-
lie wurde mit Elektronen beschossen, die durch eine Spannung beschleunigt wurden. Der Abstand
vom Doppelspalt zur Beobachtungsebene betrug 30 cm. Das hier entstehende Interferenzmuster
wurde elektronisch 100-fach vergrößert und anschließend mit einer 10-fach vergrößernden Optik
betrachtet. Der so beobachtete Abstand zweier benachbarter Interferenzstreifen betrug 0, 9 mm.

(a) Berechne, wie groß die Wellenlänge ist, die sich den Elektronen bei diesem Experiment
zuordnen lässt.

(b) Erläutere, ob sich die Interferenzstreifen bei gleicher Vergrößerung durch Erhöhung der
Beschleunigungsspannung weniger gut beobachten lassen.

(c) Vergleiche die Bedeutung, die das Doppelspaltexperiment mit Elektronen für die Modell-
vorstellung von Elektronen hat, mit der Bedeutung, die der Fotoeffekt für die Modellvor-
stellung von Licht hat.

Aufgabe 3 (3,5 + 2,5 Punkte)


Photonen einer monochromatischen Lichtquelle stehen zwei Wege zur Verfügung, die über einen
Strahlteiler, je einen Spiegel und einen halbdurchlässigen Spiegel auf den gleichen Schirm führen
(siehe Abbildung). Auf dem Schirm sind Interferenzen beobachtbar.

129
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

(a) In die beiden Wege werden nun Polarisatoren geschoben, deren Ebenen um +45◦ und
−45◦ gegen die Horizontale gedreht sind. Beschreibe und begründe die Wirkung auf das
Schirmbild.

(b) Ein dritter Polarisator, dessen Ebene um 90◦ gegen die Horizonale gedreht ist, wird in
den gemeinsamen Weg vor den Schirm gebracht. Beschreibe und begründe die Wirkung.

Aufgabe 4 (2 + 3 Punkte)
In einem Experiment treffen im Vakuum nacheinander einzelne Elektronen auf einen Dreifach-
spalt. Der Auftreffort der Elektronen auf einem Schirm hinter dem Dreifachspalt wird mithilfe
eines Computers gespeichert. Es ergibt sich eine Verteilung entsprechend Abb. 4. Dargestellt
ist die ANzahl der Treffer in Abhängigkeit vom Ort.

(a) Erkläre das Auftreten der Nebenmaxima.

An einem der drei Spalte wird der Versuchsaufbau so ergänzt, dass an diesem Spalt der Durch-
gang eines Elektrons zuverlässig nachgewiesen werden kann. Es ergibt sich eine Verteilung
gemäß Abb. 5.

(b) Erkläre dieses neue Versuchsergebnis.

130
KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

11.7.2 Lösung
Aufgabe 1
(a) Die Heliumatome befanden sich jeweils nur einzeln in der Anordnung, also haben sie mit sich
selbst interferiert. Es handelt sich um Quantenobjekte, denen man die de Broglie Wellenlänge
h h
λ= = (11.39)
p mv
zuordnen kann. Diese Wellen sind also interferenzfähig und bilden daher das beobachtete Inter-
ferenzbild.
(b) Die Wellenlänge der Atome beträgt
h h 6, 63 · 10−34 Js
λ= = = ≈ 5 · 10−11 m
p mv 6, 64 · 10−27 kg · 200 ms−1
Am Doppelspalt gilt für Maxima
kλ dk
sin αk = tan αk = . (11.40)
g a
Da die Wellenlänge sehr klein ist, sind auch die Winkel αk sehr klein und es darf mit der
Kleinwinkelnäherung gerechnet werden:
λ d1 λa 5 · 10−11 m · 1, 95 m
sin α1 = tan α1 ⇐⇒ = ⇐⇒ d1 = = ≈ 1, 22 · 10−5 m
g a g 8 µm
(c) Da die Wellenlänge der Atome nach Gleichung 11.39 von der Geschwindigkeit abhängt, würde sie
bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten variieren. Dies hätte wegen Gleichung 11.40 verschiede-
ne Interferenzbilder zur Folge, die sich überlagern und additiv das Gesamtbild auf dem Schirm
ergeben. Sie sind gegenüber einander verschoben, weshalb das Gesamtbild verschwommen er-
scheinen würde und man im Extremfall keine Maxima und Minima mehr erkennen könnte.

Aufgabe 2
Das Interferenzmuster wurde 100·10 = 1000-fach vergrößert. Der Abstand zweier benachbarter Streifen
ist also
1
d = 0, 9 mm · = 900 nm.
1000
(a) Der Abstand ist konstant. Daher gilt die Kleinwinkelnäherung. Daraus folgt die Formel für den
Abstand d benachbarter Maxima:
λa dg 900 nm · 2 µm
d= ⇐⇒ λ = = = 6 · 10−12 m
g a 0, 3 m
(b) Die Elektronen werden durch die Spannung U beschleunigt. Daher gilt:
1 2eU
c
Ekin = Eel ⇐= me v = eU ⇐⇒ v =
2
(11.41)
2 me
Und man erhält für die de Broglie Wellenlänge der Elektronen:
h h h
λ= = =‘ . (11.42)
2eU me
b
me v 2eU
me · me

Es gilt also λ ∝ ‘1U . Die Wellenlänge nimmt daher bei Erhöhung der Beschleunigungsspannung
ab. Wegen Gleichung 11.40 verkleinern sich dann auch die Winkel, unter denen man Maxima
beobachten kann. Dadurch rücken die ohnehin schon nahen Maxima noch näher zusammen und
das Interferenzbild wäre insgesamt schlechter zu beobachten.

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KAPITEL 11. MEINE LK-KLAUSUREN Malte Graf

(c) Der Fotoeffekt stellt ein Phänomen dar, das nur mit dem Teilchenmodell zu erklären ist. Dies
stellte eine Revolution bei der physikalischen Beschreibung von Licht dar, welches zuvor nur
als Welle beschrieben wurde. Fortan werden beide Modelle zur vollständigen Beschreibung von
Licht benötigt (Welle-Teilchen-Dualismus).
Elektronen wurden zuvor ausschließlich als Teilchen betrachtet. Die Interferenz am Doppelspalt
beweist allerdings ihren Wellencharakter und revolutionierte deren Beschreibung in der Physik.
Auch dem Elektron wird fortan Wellen- und Teilchencharakter zugeschrieben (Welle-Teilchen-
Dualismus).

Aufgabe 3
(a) Die Interferenz von Photonen (Quantenobjekten) ergibt sich als Überlagerung von gleichberech-
tigten Möglichkeiten zur Realisierung gleicher Versuchsergebnisse.
Im Experiment sind diese Möglichkeiten Weg 1 und Weg 2. Im halbdurchlässigen Spiegel laufen
diese Wege zusammen. Ohne Polarisatoren erhält man auf dem Schirm ein Interferenzbild, da
kein Aufschlüss darüber erhalten werden kann, welchen Weg das Photon zurückgelegt hat - die
„Welcher-Weg-Frage“ bleibt unbeantwortet.
Die Antwort dieser Frage und Interferenzerscheinungen schließen sich gegenseitig aus. Das ist
nach Bohr als Komplementaritätsprinzip festgelegt. Durch die Polarisatoren in der Abbildung
sind die Wege nicht mehr gleichberechtigt, im halbdurchlässigen Spiegel liegt Information dar-
über vor, welchen Weg das Photon genommen hat. Daher verliert es seine Interferenzfähigkeit,
denn die „Welcher-Weg-Frage“ ist beantwortbar.
Die Interferenzerscheinung auf dem Schirm bleibt aus.

(b) Der Polarisator bewirkt nun, dass beide Wege wieder gleichberechtigt sind. Die Photonen werden
so polarisiert, dass kein Aufschluss darüber vorliegt, welcher Weg genommen wurde. Daher ist
die „Welcher-Weg-Frage“ nicht beantwortbar und es kommt zu Interferenz auf dem Schirm.

Aufgabe 4
(a) Die Strahlen der drei Spalte interferieren miteinander je nach Phase. Bei Minima beträgt diese
ein ungeradzahliges Vielfaches von 180◦ , bei Maxima ein Vielfaches von 360◦ . Dazwischen kön-
nen sich zwei der drei Wellen auslöschen, während die übrige noch etwas Resthelligkeit bringt
(Nebenmaximum). Anschaulich lässt sich das am Zeigerdiagramm darstellen:

(b) Dadurch, dass an einem der drei Spalte eine Ortsmessung durchgeführt wird, geht die Interfe-
renzfähigkeit dieses Spaltes mit den anderen zwei Spalten verloren.
Die neue Intensitätsverteilung setzt sich nun additiv aus der Intensitätsverteilung eines Doppel-
spaltes und der Intensitätsverteilung eines Einzelspaltes zusammen.

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