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Bildungsgerechtigkeit in der

Wissensgesellschaft
Hans Pechar
Alpen Adria Universität (Standort Wien)
Übersicht
• Bildungspolitischer Stellenwert

• Theoretische/philosophische
Grundsatzfragen

• Schritte der Umsetzung


BILDUNGSPOLITISCHER STELLENWERT
Warum ist das Thema wichtig?
• Paradoxon: hohes Ausmaß an Chancenge-
rechtigkeit realisiert, zugleich hohe Sensibilität
für Ungerechtigkeiten

• Es gibt Verlierer einer grosso modo positiven


Entwicklung

• Wachsende Kluft zwischen Qualifikations-


niveau und Anforderungen
Kellerkinder der Bildungsexpansion
• Was vor der Bildungsexpansion „normal“ war,
wird nun zum Stigma
 „Im 18.Jh war es noch ‚selbstverständlich’, ohne
Kenntnis des Alphabets seinen Lebensunterhalt
verdienen zu können. Im 19.Jh wird Lesen und
Schreiben zu einer Einstiegsvoraussetzung. Im
letzten Viertel des 20.Jhs reicht der Hauptschul-
abschluss allein immer weniger“ (Beck)
 Peer-Group Effekt: keine Rollenmodelle, die mit
besserem kulturellem Kapital ausgestattet
Erhöhte Dringlichkeit
• Das Bildungs/Qualifikationsniveau ist in den
letzten Jahrzehnten nicht gesunken, sondern
gestiegen. Das gilt vermutlich auch für die
Risikogruppen bei Pisa. Aber:
 Wachsende Diskrepanz zu den Anforderungen für
anspruchsvolle berufliche Positionen.
 „Ein Lagerarbeiter musste früher nur stark sein.
Heute muss er Lagerlogistiksoftware bedienen
können.“ (AMS-Chef Kopf)
THEORETISCHE/PHILOSOPHISCHE
GRUNDSATZFRAGEN
Gleichheit vs Gerechtigkeit
• Chancengleichheit in der Bildung verspricht
entweder zu viel oder zu wenig.

• Chancengerechtigkeit: es gibt gerechtfertigte


Ungleichheiten
Was verursacht ungleiche Ergebnisse?
• Legitim
– Ungleichheiten der Begabung
– Ungleichheiten der Anstrengung/Motivation

• Illegitim
– Sozialer Status
– Ethnische Zugehörigkeit
– Gender
– Regionale Zugehörigkeit
Inklusion vs Fairness
• Basissockel: ein für alle Menschen erreich-
barer und notwendiger Schwellenwert.
Ergebnisgleichheit bezieht sich auf ein
(anspruchsvoll definiertes) Bildungsminimum

• Oberhalb dieses Minimums muss Gerechtig-


keit als Fairness definiert werden
Ziel: Positivsumme
• Negativsumme: Nivellierung nach unten

• Nullsumme: kann bei Ressourcenzuteilung zu


größerer Gerechtigkeit führen
– Finanzierung Kindergärten vs Hochschulen
– Finanzierung von Schulen auf Basis sozialer Indices

• Steigerung: Reduktion von Risikogruppen;


verbesserte Durchlässigkeit zu gehobener Bildung
SCHRITTE DER UMSETZUNG
Gestaltungsspielräume der Politik?
• Unrealistische Ziele: Misserfolg vorprogrammiert

• Graduelle Unterschiede und Veränderungen im


Zeitverlauf sind von Bedeutung

• Prioritäten?

• Zielkonflikte?
Herkunftseffekte reduzieren
• Gut, dass Bildungsschichten ihr Bildungskapital
„vererben“
• Wie kann institutionalisierte Bildung die Defizite
von Kindern ohne familiäres Bildungserbe
ausgleichen?
– Zeitpunkt ist entscheidend (J.Heckman)
– Kitas/ganztägiger Unterricht reduzieren Abhängigkeit
vom elterlichen Bildungskapital
– Späte Schultypendifferenzierung reduziert sekundäre
Herkunftseffekte
Bildungspanik
• Bildungsexpansion hat Statuswettbewerb
verschärft
– Bildungsgewinner der 1960er Jahre: können die
eigenen Kinder den Status halten?

• Verringert Akzeptanz von Maßnahmen zur


Erhöhung der Chancengerechtigkeit
– Eltern mit Bildungsaspirationen haben früher
Reformen unterstützt, heute sind sie skeptisch
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

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