Sie sind auf Seite 1von 5

TEXT 8:

VIETNAMESISCHE ZUSAMMENARBEIT MIT ANDEREN


LÄNDERN

Bildungsentwicklung und Strategien bis 2010

Am 21.06.2001 veröffentlichte das Ministerium für Erziehung und


Ausbildung (MOET) in Hanoi einen auf der Basis der politischen Leitlinien
und Weisungspapiere der KP Vietnam erarbeiteten konkreten Handlungs-
und Aktionsplan bis 2010. Hier wird deutlich, dass die staatliche
Bildungsplanung in Vietnam weiterhin stark von der planwirtschaftlichen
Vorgehensweise geprägte Züge aufweist. Die konkrteten Zielsetzungen sind
für die einzelnen Bildungsstufen in fünf und zehn Jahresabschnitte wie folgt
vorgenommen worden.

Neben diesen als Planzielen zu verstehenden Ziffern strebt das Ministerium


für Erziehung und Ausbildung (MOET) eine Steigerung der Anzahl der an
Universitäten und Fachhochschulen aufgenommenen Studienanwärter um
jährlich 5% an. Zwischen 2001 und 2005 sollen zudem ca. 50.000
Fachkräfte und Techniker der Informationstechnologie ausgebildet werden.
Pro Jahr sollen 400-500 wissenschaftliche Kader im Rahmen von staatlichen
Programmen ein Studium oder eine Fortbildung im Ausland wahrnehmen
können. Auch hier findet die Auswahl nach den Fachdisziplinen mit
staatlicher Priorität statt:

1. Informationstechnologie
2. Biotechnologie

1
3. Materialtechnologie
4. Automatisierungstechnologie
5. Lebensmitteltechnologie
6. Umwelttechnologie
7. Wirtschaftswissenschaften
8. Maschinenbau
9. Raffinerietechnik
10.Energietechnik
11.Infrastrukturwesen
12.Medizin
13.Pharmazie.

In dem Aktionsplan werden ausserdem die folgenden ministeriellen


Schwerpunktprogramme für Bildungsentwicklung genannt:

1. Weiterführung und Korrektur der Maßnahmen zur Reform der

Fachcurricula im allgemeinbildenden Schulwesen. Neuauflage der


Lehrbücher und Unterrichtsmaterialien (2002-2003 Klassenstufen 1-6
und 2004-2005 Klassenstufen 7-12)
2. Aufbau der beiden Nationaluniversitäten Hanoi und Ho Chi Minh
Stadt sowie Aufbau der beiden Schwerpunktuniversitäten für
Pädagogik in Hanoi und Ho Chi Minh Stadt und Neuauflage des
ministeriellen Rahmencurriculums für Universitäten und
Fachhochschulen

3. Bildungsentwicklung in Berg- und Minderheitengebieten.

Zusammenarbeit mit anderen Ländern


In den jüngeren politischen Verlautbarungen zu den nationalen

2
Kooperationsstrategien und politischen Zielen der internationalen
Zusammenarbeit wird die seit Einführung des "Doi Moi" (Erneuerung)
-Reformprogrammes vollzogene internationale Öffnung des Landes
deutlich. Ziel der Bemühungen um friedliche Kontakte zu allen Staaten der
Welt ist ein verbessertes Ansehen und Vertrauen Vietnams in der
internationalen Gemeinschaft sowie die Weiterführung der nationalen
Reformen und die Entwicklung des Landes von der Agrargesellschaft zu
einem modernen industrialisierten Staat. Zu diesem Zwecke sollen nicht nur
internationale Wirtschaftskontakte ausgebaut werden, sondern die
Kooperation soll ausdrücklich auch auf den Gebieten der wissenschaftlichen
Forschung und des Informationsaustausches, der Bildung, der Umwelt und
des Gesundheitswesens erfolgen. Dabei stehen die Kontakte zu den Ländern
der Region und hier insbesondere zu den Ländern der ASEAN, deren
Mitglied Vietnam ist, im Vordergrund. Ein wichtiges aussenpolitisches Ziel
ist u.a. durch die Ächtung aller A-, B- und C-Waffen zur Errichtung einer
friedlichen asiatisch-pazifischen Region beizutragen. Besonders betont wird
die angestrebte Multilateralität der Beziehungen Vietnams zur
Staatengemeinschaft.
Für die Bereiche Bildung und Forschung gelten die o.g. Prinzipien ebenso
wie in allen anderen Teilsektoren. Hier wird zur Sicherung der
Vertrauensbasis besonders die staatliche Anstrengung um die Durchsetzung
der Wahrung der Urheberrechte betont, da es in der jüngeren Vergangenheit
zu einem Boom von Raubkopien jeglicher Art von ausländischen Produkten
gekommen ist. Staatliche Förderinstrumente sollen ausländische
Kooperationsbestrebungen in Bildung und Forschung mobilisieren und
unterstützen. Dazu dient u.a. die Rahmengesetzgebung für ausländische
Direktinvestitionen, die Errichtung von ausländischen off-shore

3
Einrichtungen und Joint-Venture Betrieben sowie die grundsätzliche
Erleichterung bürokratischer Verwaltungsvorgänge. Ausländische
Investitionen lassen sich derzeit in drei Formen feststellen:

1. Direktinvestitionen aus der Wirtschaft (insbesondere Handel und


Tourismus),
2. Entwicklungszusammenarbeit (ODA) und
3. Wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit

Für den Bereich Bildung sind die internationalen ODA-Mittel in die


folgenden Teilgebiete geflossen und haben hier einen Beitrag zur
Bildungsentwicklung geleistet:

1. Lehrerbildung, Weiter- und Fortbildung von wissenschaftlichen


Kadern und Verwaltungspersonal
2. Ausbau und Verbesserung der Bildungsinfrastruktur durch den Auf-
und Ausbau von Schulgebäuden und -einrichtungen.

Besondere Unterstützung ist von internationaler Seite zudem für den Ausbau
von postgraduierten "Sandwich"-Studiengängen gewährt worden.
Begleitend zu den nationalen Bemühungen um ein jährliches ausgewähltes
Haushaltskontingent für geeignete Personen, die ein Auslandsstudium
aufnehmen, haben zahlreiche ausländische (vornehmlich australische, US-
amerikanische und aus ASEAN Ländern stammende) Universitäten und
Hochschulen Kooperationsprogramme im Sinne einer gemeinsamen
"Sandwich"-Ausbildung etabliert. In jüngster Zeit wurden zwei
Aussenstellen deutscher Universitäten (VDAFI-TU Dresden, JETC-
Universität Greifswald) und damit gemeinsame Studiengänge mit Förderung

4
des BMBF über den DAAD in Hanoi etabliert und damit das deutsche
Engagement sichtbar gemacht. Eine weitere verfahrenstechnische Fakultät
der Universität Magdeburg an der TU Hanoi befindet sich im Aufbau.
Zudem haben Privatinitiativen der vietnamesischen Bevölkerung für einen
großen Anstieg von Bewerbern für ein Auslandsstudium zumeist in
Australien, Neuseeland oder den Vereinigten Staaten von Amerika geführt.
In Deutschland sind derzeit (2003) etwa 800 vietnamesische Studierende
eingeschrieben. Durch die Marketingkampagne des Hochschulkonsortiums
GATE Germany beim DAAD wird mit finanzieller Unterstützung des
BMBF seit 2001 über jährliche Bildungsmessen in Vietnam für den Studien-
und Forschungsstandort Deutschland geworben. Dies hat bereits zu einem
deutlichen Anstieg der Bewerberzahlen aus Vietnam an deutschen
Hochschulen geführt.

Das könnte Ihnen auch gefallen