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tung und Verändemng dieser der Allmacht, aber auch der De- laufstelle, die befürchten, eine „Pflicht" im Freiheitsentzug nur
oft abgespaltenen Gefühle, zu pression, der Hilflosigkeit, der Sexualstraftat zu begehen. Stra- statthaft -, wenn der Täter
einer Korrektur bisheriger Ver- Passivität sowie der Angst oder fe hat keine Antwort auf die Chancen zur gesellschaftlichen
zerrungen der Fremd- und Panik, der Leere und Nichtig- Problematik der Täter, die Reintegration erhält. Die Veröf-
Selbstwahrnehmung, aber auch keit oder der Scham, der selbst Opfer von Gewalt sind. fentlichung der Namen verur-
zu einem Verstehen der Tat zu Schuld, der Schlechtigkeit. Strafe versagt somit auf weiten teilter Sexualstraftäter an deren
gewinnen. Künftig adäquate Damit bringt Täterarbeit für die Strecken in der Prävention sexu- Wohnort in Großbritannien und
Verhaltensalternativen zur Ver- Behandler erhebliche psychische eller Gewalt. Dies erfordert Tä- den USA und gelegentliche For-
fügung zu haben bedeutet also, Belastungen mit sich. Sie erfor- terarbeit als Opferschutz ohne derungen auch in Deutschland
dass die Straftat nicht - quasi dert viel Selbsterfahrung, um Strafverfahren, als Beitrag zu charakterisieren ein öffentliches
schicksalhaft oder zufällig - mit diesen Zuständen therapeu- Resozialisierung / Reintegration Klima, das kaum Bereitschaft
..passiert" ist, sondern dass sich tisch angemessen umgehen während der Haft, als Rückfall- zeigt, Täter nach Strafver-
der Täter als Akteur seiner zukönnen. Das heißt auch, dass prävention während der Haft, büßung - und gegebenenfalls
Handlungen wahrnehmen, Ver- Behandler von Täterpersonen in als Rückfallprävention nach der Therapie - wieder in die soziale
antwortung übernehmen und ihrem Selbstverständnis nicht Entlassung, als täterorientierte Gemeinschaft zu integrieren.
deliktrelevanten Konfliktsitua- auf kurz- oder mittelfristige Er- Prävention, als Behandlung der
tionen vorbeugen kann. folge angewiesen sein dürfen. Ursachen. Mit der Zielrichtung Dr. Ulrich Kobbe behandelt seit
Damit ist die Behandlung der Sie müssen weitgehend gegen des Opferschutzes unterscheidet 1984 Täter in der forensischen
Täter immer „Beziehungsar- eine zu große Ungeduld und ge- sich Tätertherapie grundlegend Psychiatrie und im Strafvollzug.
beit", was mit den besonderen gen eigenen therapeutischen von anderen psychotherapeuti- Er vertritt einen Lehrstuhlfür
Beziehungsmustern zu tun hat. oder erzieherischen Ehrgeiz ge- schen oder psychologischen Be- klinische Psychologie an der
Was in der Begegnung mit Tä- feit sein, um nicht der Versu- handlungsmodellen, die aus- Universität Essen und ist Mit-
tern beeindruckt, vielleicht be- chung zu erliegen, den Klienten schließlich oder primär an Hilfe herausgeber der Zeitschrift,. Fo-
fremdet oder erschreckt, sind manipulativ zu behandeln. für den Patienten oder Klienten rensische Psychiatrie und Psy-
nicht nur deren Gefühlszustän- Zusammenfassend ist zu sagen: orientiert sind. chotherapie".
de, sondern eben auch die -hef- Strafe greift zu kurz. Sie wird Voraussetzung für eine erfolg-
tigen- emotionalen und auch dem gesetzlichen Resozialisie- reiche Behandlung der Täter ist
körperlichen Reaktionen des rungsauftrag nicht gerecht. Stra- allerdings, dass es einen „sozia-
Therapeuten. Da gibt es in der fe hilft nicht. Rückfälle nach ei- len Empfangsraum" gibt, in den
Situation aufblitzende Gefühls- ner Haftstrafe zu vermeiden. sie sich gesellschaftlich wieder
zustände der Wut, des Zorns, Strafe kann Täter außerhalb der integrieren können. Die Be-
des Hasses, ebenfalls der Strafverfolgung nicht erreichen. handlung von Tätern kann nur
Großartigkeit, der Dominanz, Strafe bietet denen keine An- erfolgreich sein - und ist als