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Die synoptischen Evangelien
07.02.2007

von Ganso

    Religionsklausur (Jahrgang 11)
    2stündig
    14 Punkte

Aufgaben:

1)a) Stellen Sie kurz die Zwei­Quellen­Theorie dar.

1)b) Erarbeiten Sie aus dem Vergleich der drei Perikopen (Mk. 1,32ff parr) Belege dafür.

1)c) Nennen Sie theologische Eigenarten von Lukas, Markus, Matthäus (Textbelege!).

1)d)

Er sagte aber zu einigen, die sich einbildeten, fromm zu sein, und die anderen verachteten, dieses 
Gleichnis: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war Pharisäer, der 
andere Zöllner. Der Pharisäer stellte sich allein hin und betete so: "Gott, ich danke dir, daß ich nicht
wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner da. 
Ich faste zweimal die Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines Einkommens" ­ Der 
Zöllner aber blieb hinten stehen und wagte nich einmal sein Auge zum Himmel zu erheben, sondern
schlug sich an die Brust und betete: "Gott, sei mir Sünder gnädig!" Ich sage Euch: Dieser kehrte als 
Gerechter nach Hause zurück, jener aber nicht. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt 
werden; und, wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

2) Zu welcher Fragestellung in der Gegenwart könnte ein Prediger diese Geschichte als 
Veranschaulichung heranziehen?

3) Nehmen Sie begründet Stellung zu der Frage, ob die Geschichten von Jesus in den Evangelien 
historisch zuverlässige Faktendarstellungen sind.

4) Welche Erläuterung paßt?

Evangelist: Vorleser des Evangeliums ­ Schreiber eines Evangeliums ­ evangelischer Christ
Redaktion: Informationsverarbeitung ­ Raum für Reporter ­ Lenkung von Informationen

Synopse: Ort in Griechenland ­ Vergleich ­ Überblick ­ Zusammenschau

Tradition: Überlieferung ­ Übertragung ­ Bewahrung ­ Auflebenlassen von Altem

5) Weisen Sie an einem Beispiel nach, wie Jesus mit dem Gesetz umgeht.

6) Versuchen Sie sich selbst an einer ähnlichen Auslegung zum Folgenden Gebot:

Du sollst nich falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!

16 Am Abend aber

brachten sie viele Besessene zu ihm

und er trieb die Geister aus durch die Macht des Wortes und heilte alle Kranken.

17 So sollte erfüllt werden, was durch den Propheten Jesaja gesagt ist: "Er nahm unsere 
Schwachheit auf sich, und unsere Krankheiten trug er."

32 Am Abend aber ,

als die Sonne untergegangen war, brachten sie alle Kranken und Besessenen zu ihm.

33 Und die ganze Stadt war vor der Tür versammelt.

34 Und er heilte, die an mancherlei Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus;
 

und die Dämonen ließ er nicht reden, weil sie ihn kannten.

40 Als aber die Sonne unterging, brachten sie alle ihre Kranken mit den verschiedensten Gebrechen 
zu ihm.

Einem jeden von ihnen legte er die Hände auf und heilte sie.

41 Von vielen fuhren die Dämonen aus, die schrien: "Du bist der Sohn Gottes!" Doch er herrschte 
Sie an und ließ sie nicht reden, weil sie wußten, daß er der Christus ist.

1)a )Die Zwei­Quelle­Theorie besagt folgende Dinge: Zuerst Markus hat als erster der vier 
Evangelisten sein Evangelium verfaßt. Vor ihm gab es bereits schrifliche Zeugnisse. Er hatte diese 
und die mündlöiche Überlieferung zur Verfügung. Lukas und Matthäus haben es unabhängig 
voneinander als Quelle benutzt. Weiterhin verfügten beide über eine weitere schriftliche Quelle, die
Logienquelle Q, die vorrangig Jesusworte enthielt, aber vorlorengegangen ist. Unabhängig 
voneinander verfügen sie noch über Sondergut, von dem nicht bekannt ist, ob es schriftlich oder 
mündlich war, welches jeweils nur einer von beiden zur Verfügung hatte.

b) Die Zweiquellentheorie zeigt sich in diesen Perikopen unter anderem am kleineren Umfang des 
Markustextes, dies deutet darauf hin, daß Matthäus und, wenn auch nicht ganz so stark, Lukas 
Passagen aus ihren eigenen Quellen hinzugefügt haben. Weiterhin finden sich sowohl Mt­Mk­
Übereinstimmungen, als auch Lk­Mk­Übereinstimmungen, aber keine Übereinstimmungen 
zwischen Lukas und Matthäus, die nicht auch bei Markus zu finden wären. Dies beweist ebenso, 
daß Matthäus und Lukas Markus als Quelle unabhängig voneinander verwandt haben. Die 
Logienquelle lässt sich aufgrund der spärlichen Rede schwer nachweisen; lediglich die bei Lukas 
erwähnten Schrei des Dämonen als auch Jesu Anherrschen dieser, was bei Markus, allerdings auch 
bei Matthäus fehlt, könnte als aus der Quelle Q entnommen gelten. Alle weiteren nur bei Matthäus 
oder nur bei Lukas vorkommenden Passagen sind aus dem Sondergut des jeweiligen Evangelisten 
bezogen.

c) Zu den theologischen Eigenheiten des Matthäus zählt, daß er die Messianität Jesu mit 
alttestamentarischen Zitaten belegt, wie auch hier im Text (Mt 16,17). Markus hingegen möchte 
zum Schutz der verfolgten Christen jener Zeit das Messiasgeheimnis schützen bzw. herausstellen. 
So lässt Jesus bei ihm dei Dämonen nicht sprechen, da sie ihn als Messias kennen (Mk 1,34). Auch 
legt er Wert auf die Umgebungs­ und Situationsbeschreibung (Mk 1,33). Lukas schließlich spricht 
einerseit sozial niedere Schichten an, so heilt Jesus hier die "verschiedensten Gebrechen" und 
kümmert sich um "jeden von ihnen" (Lk 4,40f). Andererseits betont er als Arzt die körperliche 
Handlung des Handauflegens (Lk 4,41).

d) Ich glaube, daß diese Perikope Lukas zuzuordnen ist. Markus kann sie nicht verfasst haben, da er
über die Logienquelle nicht verfügte, in der Gleichnisse enthalten waren. Zu Lukas passt einerseits, 
daß die Geschichte Arnen und sozial niedrig Stehenden Mut machen soll, andererseits aber auch das
Ende, in dem diesen Menschen ein besseres Leben nach dem Tode versprochen wird. Für Matthäus 
würde ich eher Belege aus dem AT erwarten.

2) Man könnte dieses Beispiel heranziehen, wenn es um die Behandlung bzw. Redintegration von 
Straftätern in die christiliche Gemeinde geht; wenn Mörder oder andere Schwerverstbrecher nach 
abgeleisteter Strafe freigelassen werden, will meist niemand, auch Christen nicht, etwas mit ihnen 
zu tun haben. Einerseits ist dies natürlich eine mehr als verständliche Reaktion, andererseits zeigt 
Jesus in diesem Gleichnis überdeutlich, daß unser Überlegenheitsgefühl fehl am Platze ist. Selbst 
wenn wir uns immer richtig verhalten haben, stellt uns unsere Arroganz unter den reuigen Sünder. 
Genau wie der Pharisäer den Zöllner, so verachten wir heute den, der vom rechten Wege 
abgekommen ist. Wir sollten solche Menschen stattdessen aufnehmen in unsere Gemeinschaft; 
ihnen verzeihen und ihnen so die Chance zu einem Neuanfang geben.

3) Die Jesusgeschichten aus den Evangelien sind historisch sicherlich teilweise anfechtbar: Allein 
durch die jahrelange mündliche Überlieferung ist es zu Ausschmückungen und Verfälschungen 
gekommen. Weiterhin hat jeder Evangelist sich vorrangig die Geschichten herausgesucht, die zur 
Gesamtaussage seines Evangeliums passten. So will z.B. Matthäus primär auch alte Prophezeiungen
erfüllt sehen. Ein Teil ist sicherlich aber auch historisch, was auch die weinigen außerbiblischen, 
heidnischen Quellen belegen.

 
4)Schreiber eines Evangeliums; Informationsbearbeitung; Zusammenschau; Überlieferung

5) Jesus will das Gesetz keinesfalls aufheben oder schwächen, im Gegenteil: Oft tritt er sogar für 
eine Radikalisierung, eine Rückführung auf den Ursprung des Gesetzes, ein. So erweitert er 
beispielsweise die Sünde des Ehebrechens stark: Jesus sieht nicht erst den Ehebruch selbst als 
Sünde, für ihn beginnt dies schon mit dem Begehren einer anderen Frau, man solle sich eher ein 
Auge ausreißen, sagt er. Auch Scheidungen, nach dem AT erlaubt, betrachtet er als Ehebruch. Die 
Bestrafung hierfür will er aber weniger den Menschen, als vielmehr Gott überlassen. Dies lässt sich 
an der Geschichte von der zu steinigenden Ehebrecherin belegen. Jesus verhindert die Steinigung 
("... wer von Euch ohne Sünde...").

6) Dieses Gebot, welches ursprünglich auf die Falschaussage vor Gericht zu beziehen war, ist 
sicherlich sehr viel algemeiner zu verstehen. Auch schlichtes Lügen ist damit gemeint. ebenfalls 
sind Betrug, Veleumdung, Diffamierung oder scheinbar harmloses Flunkern mit einzubeziehen. 
Aber nicht nur dies: In einer sehr radikalen Auslegung kann auch schon die Erwägung, die 
Unwahrheit zu sprechen, als Sünde verstanden werden, oder auch die Verbreitung unbestätigter 
Gerüchte. Es ruft also auf, jederzeit und überall die Wahrheit zu sagen und nichts anderes zu 
wollen.
Kategorie: evangelische Religion | Kommentare (9)
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