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Eva Rosenstock
Zitiervorschlag
Eva Rosenstock . 2014. Zyklische Abläufe als Hilfsmittel zur Deutung von Zeit in der Archäologie. In Sabine
Reinhold und Kerstin P. Hofmann, Hrsgin.: Zeichen der Zeit. Archäologische Perspektiven auf Zeiterfahrung,
Zeitpraktiken und Zeitkonzepte (Themenheft). Forum Kritische Archäologie 3: 110-135.
URI http://www.kritischearchaeologie.de/repositorium/fka/2014_3_9_Rosenstock.pdf
DOI 10.6105/journal.fka.2014.3.9
ISSN 2194-346X
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Eva Rosenstock
Zusammenfassung
Natürliche zyklische Vorgänge, d.h. astronomische Zyklen wie der Sonnentag, der Mondmonat oder das Son
nenjahr oder physiologische Zyklen wie der circadiane Rhythmus oder der Menstruationszyklus, werden oft ver
wendet, um in archäologischen Funden und Befunden eingebettete Zeitinformation aufzudecken. Die Deutung
bestimmter prähistorischer Artefakte als Kalendarien stellt hierfür ein wichtiges Beispiel dar. Neben einer Bevor
zugung physiologischer Rhythmen als Analogien für das Paläo- und Neolithikum und astronomischer Rhythmen
für die Bronzezeit fällt auf, daß in der Archäologie oft nur nach auffallenden Zahlen wie 29 oder 30 gesucht wird,
ohne Hinweise für die Wiederkehr dieser Zählungen in den Artefakten zu liefern. Siedlungsstratigraphien, das
zweite Beispiel, können ebenfalls als Resultate zugrundeliegender natürlicher Zyklen wie dem Jahr, Generationen
wechseln oder Regenerationszyklen von Bauholz gedeutet werden. Während Ansätze, die nur die reine Tiefe der
Ablagerungen heranziehen, sehr unzuverlässig sind, erlauben wiederholte Ablagerungen ähnlicher Befunde wie
Fußböden oder Häuser mit bekannter Zeitdauer die Interpretation von Stratigraphien in Analogie zu natürlichen
Rhythmit-Sedimenten wie den Warven. In beiden Beispielen muß jedoch beachtet werden, daß alle Zeiteinheiten
wie der Monat oder das Landwirtschaftsjahr menschliche Konstrukte sind, die an die natürlichen Zyklen nur ange
lehnt sind, und daß auch völlig künstliche Zyklen wie die Woche existieren.
Abstract
Natural cyclical processes of either astronomical or physiological character, like the solar day, the lunar month
or the solar year as well as circadian rhythms or the menstrual cycle, are often used to uncover information on time
encrypted in the archaeological record. The interpretation of certain prehistoric artifacts as calendars is one promi
nent example. Besides a bias towards the use of physiological rhythms as analogies for the Palaeo- and Neolithic
and astronomical rhythms for the Bronze Age, archaeologists often seem to simply look for conspicuous numbers
like 29 or 30 and fail to demonstrate evidence for the repetition of these countings on the artifacts. Settlement
stratigraphies, the second example, can also be interpreted as the result of underlying natural cycles like the year,
changing generations of inhabitants or regrowth cycles of timber used in construction. While approaches using the
sheer depth of deposit are highly unreliable, the repeated deposition of similar features like house floors or houses
with a known time span allow the interpretation of stratigraphies in analogy to natural rhytmite sediments like
warves. In both examples, however, the fact that all time units like the month or the agricultural year are human
constructs that are only derived from natural cycles and the existence of completely artificial time rhythms like the
week has to be kept in mind.
alte römische Acht-Tage-Woche, die erst spät mittels eine Zwischenform der Zeit. Aussaat- und Ernteter
der Einschaltung von fünf bzw. gelegentlich sieben mine sowie die Setz-, Laktations- und Trockenzei
Schalttagen ungefähr an die synodische Mondperio ten stellen vom Menschen in Abhängigkeit von den
de angeglichen wurde (Zerubavel 1989: 45f.; Rüpke jeweiligen klimatischen und geographischen Gege
1996; 1999: 162), entzieht sich mit Vielfachen von benheiten und den Eigenschaften der Nutzpflanzen
24 bzw. 32 jeglicher Annäherung an astronomische und -tiere vorgenommene Eingriffe in die natürli
Vorgänge und ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass che Entwicklung dar, die über die Jahreszeiten nur
es sich bei den angeführten Begründungen zumin locker mit astronomischen Zyklen verknüpft sind:
dest teilweise um Nachrationalisierungen handeln ebenso wie bei den Gezeiten werden die Wirkungen
könnte. Sollte Zerubavels (1989: 45-48) Annahme der astronomischen Vorgänge stark von den jewei
zutreffen, dass die Erfindung der Woche mit der ligen topographischen Gegebenheiten modifiziert.
Einführung von regelmäßig wiederkehrend stattfin Landwirtschaftliche Arbeiten sind jedoch nicht die
denden Märkten einherging und damit Marktwoche einzigen saisonal determinierten Aktivitäten: min
und Wochenmarkt untrennbar miteinander verknüpft destens ebenso arbeitsintensiv wie die Ernte ist im
sind, wäre die Woche eine in der Menschheitsge Siedlungs- und Wirtschaftssystem der Alten Welt der
schichte sogar relativ junge Erscheinung. Ab wann Hausbau. Wie ein Vergleich des neolithischen land
in der Vorgeschichte eine derartige einfache Form wirtschaftlichen Jahres im Vorderen Orient und Mit
der Marktwirtschaft angenommen werden kann, teleuropa (Abb. 3) zeigt, ruht in Vorderasien in der
wäre eine interessante wirtschaftsarchäologische spätsommerlichen Dürreperiode die Feldarbeit bis
Fragestellung, zumal die altorientalischen Kalender zur Getreidesaat im Herbst weitgehend; nach dem
die Woche nicht kennen (Freydank 1999: 158). Der Einbringen der Ernte im Hochsommer fallen bis auf
in seiner Herkunft ungeklärte jüdische sabbat als die stetigen Verrichtungen in der Viehzucht und das
Vorbild auch des christlichen und mohammedani Dreschen kaum Arbeiten an (Watson 1979: 74 - 85;
schen Ruhetages könnte sich etymologisch aber ur Kramer 1982: 30f.; Moore u. a. 2001: Fig. 14.4.;
sprünglich aus dem akkadischen sapattu ,Vollmond- Fairbairn u. a. 2005; vgl. jedoch Clark und Haswell
tag‘ herleiten (Ego 2001). Als Tag, an dem nicht in 1966: 130, Tab. XXVIII), so dass gerade in der für
der landwirtschaftlichen Produktion gearbeitet wird, den Lehmbau idealen Jahreszeit auch entsprechende
ist der Markttag auch Ruhe- und damit Festtag. Das Arbeitskraft verfügbar ist. In Mitteleuropa hingegen,
Konstrukt der Woche illustriert, dass zyklische Zeit wo sich die Ernte des Getreides bis in den August hi
nicht automatisch natürliche Zeit sein muß - eine neinzieht, fällt in den Spätsommer die betriebsamste
Verknüpfung, wegen der die zyklische Zeitvorstel Zeit des Jahres, denn noch vor Einsetzen der Fröste
lung gemeinhin als die ursprünglichere gilt. Es er muss das Wintergetreide eingesät sein, so dass erst in
scheinen im Gegenteil alle Kombinationen der vier den Wintermonaten die Arbeitsbelastung nachlässt.
Zeitkonzepte vorstellbar, wobei unter den zyklischen Die Zeit, in der für den Hausbau die meisten Arbeits
Konzepten zwischen natürlichen und künstlichen kräfte zur Verfügung stehen, liegt somit in Mitteleu
Zeitzyklen unterschieden werden kann. Letztere ropa in der für den Holzeinschlag günstigsten Zeit,
wiederum können entweder an natürliche Zyklen was auch der eventuell nötigen schlagfrischen Ver
angelehnte oder komplett künstliche Zeit darstellen wendung von Holz im Bau entgegenkommt. Jähr
(Abb. 2). Jede menschlich konstruierte Zeiteinheit ist liche Ausbesserungsarbeiten an Dach, Ausfachung
also „a cultural artifact that rests on social conventi und Verputz dürften in beiden Regionen jeweils nach
on alone“ (Zerubavel 1989: 4). den Winterschäden im Frühjahr durchgeführt worden
sein (Peters 1976; Andraschko 1995), wenn zwischen
Dies gilt auch für die saisonalen Aktivitäten des der Saat von Hülsenfrüchten sowie evtl. Sommerge
Menschen: sie sind weder astronomische noch phy treide und Ernte die Feldarbeit etwas nachließ. Über
siologische Zyklen, sondern gehören dem mensch diese jährlichen Rhythmen hinaus existieren aber
lich überformten Wirtschaftsjahr an und bilden daher auch Zyklen längerer Dauer, darunter die zwei- bis
Natürliche Zyklen und kalendarische Deu
tungen in der Archäologie1
sowie eines ca. synodischen Monats von 29 Tagen Kalendarium, herrscht Uneinigkeit: so zählte Vese-
(280 : 29 = 9,7) zu. Etwa neun Monate können je lina Koleva (1986) 31 bzw. 28, 22 und 35 bzw. 37
doch ebenfalls korrekt sein, wenn ein annähernd sy- Ritzlinien, Vassil Nikolov (1998) jedoch 31 bzw. 28,
nodischer Monat von 30 Tagen unterstellt wird (280 : 42 und 35 bzw. 37. Sie werden von Koleva (1986:
30 = 9,3 bzw. 267 : 29 = 9,2; 267 : 30 = 8,9). 144; Bailey 1993: 210) kompliziert zu 365 aufsum
miert und damit als ein 365 Tage dauerndes Jahr ge
Weitere Beispiele von Kalenderdeutungen aus deutet. Die Teilsummen 281 bzw. 84 weichen zwar
dem Neolithikum umfassen Ritzungen auf einem deutlich von den Abständen zwischen den Tagund
Gradeshnitsa-zeitlichen (5. Jt. v. Chr.) Ofenmodell nachtgleichen und Sonnenwenden (s. o.) ab, werden
aus Slatino (Abb. 8). Stefan Cochadziev (1984; jedoch als zwei Jahreszeiten, Vegetationsperiode und
Bailey 1993: 209) geht davon aus, dass die zwölf Winter, gedeutet. Nikolov (1998) hingegen sieht in
ockerfarbenen der insgesamt 60 Felder die zwölf den Strichen lediglich die Anzahl der Tage zwischen
(wohl synodischen) Monate des Jahres repräsentie Frühjahrstagundnachtgleiche und Anfang Juli, d. h.
ren, wobei die verschiedenen Kombinationen mit die Wachstums- und Reifezeit des Getreides. Mit
ritzverzierten und leeren Feldern für die drei Jah derselben Willkürlichkeit könnte man jedoch statt-
reszeiten Winter, Sommer und Herbst stünden. Die dessen nicht saisonale Wirtschaftszyklen, wie sie
Ritzlinien würden zudem die Tage im Monat bzw. in oben geschildert wurden, Renovierungszyklen von
den Mondphasen wiedergeben. Bereits über die An Gebäuden oder auch die Wiederkehr von Schäd
zahl der Ritzlinien auf den Vorder- und Rückseiten lingsplagen als mögliche Deutungen vorschlagen.
der drei Altäre der sog. ,Kultszene‘ aus Ovcarovo
(5. Jt. v. Chr.) (Abb. 9), einem weiteren vermuteten
irnnm
•m
Abb. 8 Ritzungen auf einem O fenmodell aus Slatino Abb. 9 Altarmodelle aus Ovcarovo (Nikolov 1998, 404
(Chokhadzhiev 1984). Abb. 1).
Es fällt auf, dass paläolithisch bis neolithisch da man in der Archäologie für die mittelneolithischen
tierende Objekte wie Darstellungen von Tieren, Frau Kreisgrabenanlagen als die frühesten Anlagen, die
en und Backöfen durchweg als Jahreszeiten-, Mond-, auf zyklisch auftretende astronomische Ereignisse
oder Biorhythmenkalender gedeutet werden, mithin ausgerichtet sind (Zotti und Neubauer 2010), den
Interpretationen, die eher in die klischeehafte Sphäre neutralen Begriff des Observatoriums, d. h. einer
des Primitiven, Naiven, Triebhaften und Weiblichen Beobachtungsanlage, vermeidet. Stattdessen wird
gehören. Es verwundert daher nicht, dass es sich bei mit Hermann Kern (1976) der für astronomisch aus
denjenigen neolithischen Objekten, die als Hinweise gerichtete Anlagen Indiens und Amerikas eingeführ
auf komplexes astronomisches Wissen wie lunisola- te Begriff des ,Kalenderbaus‘ benutzt (Becker 1989;
re Schaltungen oder Planetenumlaufzeiten gedeutet Schier 2005; Zotti 2005). Er impliziert die relativ
werden, um Großbauwerke wie mittelneolithische exakte Vorhersage von zyklischen natürlichen Ereig
Kreisgrabenanlagen (1. H. 5. Jt. v. Chr.), eine jung- nissen mit Hilfe eines zugrundeliegenden Kalender
neolithische Stele oder Äxte der Salzmünder Kultur systems (Bertemes 2008: 42; Schmidt-Kaler 2008:
(2. H. 4. Jt. v. Chr.) handelt (Rohde 2012: 21-23), 16). Im Grunde wäre aber durchaus denkbar, dass
die damit der Klischeesphäre des Komplexen, Re z. B. der Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende
flektierten, Planerischen und Männlichen (relativ ex einfach nur jedes Jahr aufs Neue abgewartet wurde
plizit hierzu Schmidt-Kaler und Koneckis 2008: 72) (Schier und Schmidt-Kaler 2008: 53). Auf diese Wei
zuzuordnen sind. Gleiches gilt für Metallobjekte aus se wurden noch in Rom erst nach Beobachtung jeden
der jüngeren Vorgeschichte, für die noch nie Deutun Monat das erste Mondviertel und damit die calendae
gen als Menstruationskalender u. a. vorgeschlagen (s. o.) ausgerufen (Rüpke 2006: 19). Immerhin sind
wurden. Aufgrund der Komplexität der zugrunde - sieht man von den ungefähr gleichzeitigen Funden
liegenden natürlichen Periodizitäten (Erdrotation, vom Ostbalkan (s. o.) ab - aus dem direkten kulturel
Erdumlaufbahn und Mondumlaufbahn) ist die Syn len Umfeld dieser Anlagen bisher keinerlei Artefakte
chronisation von Mondzyklen mit dem Sonnenjahr, bekannt, die als Aufzeichnungen eines Kalender
z. B. für die die Vorhersage des Auftretens von Son systems in Form eines Dokumentations- oder auch
nenfinsternissen, auf besonders lange Vorbeobach Vorhersagekalendariums gedeutet werden können.
tungen angewiesen. Dafür müssen Observatorien in Die Prunkäxte der Salzmünder Kultur, deren Ver
Form von Peillinien vorausgesetzt werden. Aus dem zierungen von Schmidt-Kaler und Koneckis (2008)
Fehlen entsprechender gebauter Anlagen darf aber als Wiedergabe der Synchronisation des lunisolaren
auf keinen Fall auf ein Fehlen von Beobachtungen Jahres nach einer Oktaeteris mit der synodischen Pe
geschlossen werden, können doch auch natürliche riode der Venus gedeutet werden, datieren über ein
Fixpunkte verwendet worden sein (s. o.). Umge Jahrtausend später. Dass die sechs Striche am Na
kehrt sollte jedoch auch nicht aus dem Nachweis von cken einer anderen Axt aus Wegwitz einerseits als
Observatorien auf die Existenz eines Kalenders ge Angabe einer einmalig beobachteten sechstägigen
schlossen werden. Es ist nicht verständlich, warum Abweichung vom Näherungswert der Venusperiode
von 584 Tagen, andererseits jedoch als regelmäßig also gerade eine Zahl, die aufgrund ihrer Überlän
zu beobachtende Abweichung zwischen Näherungs ge gegenüber allen Auffassungen des Mondmonats
wert und exaktem Wert für die Zahl der Tage in einer nicht als astronomisch bedeutsam ins Auge springt,
doppelten Oktaeteris von 16 Jahren (Schmidt-Kaler bedeutsam ist, mahnt daher zur Vorsicht bei der all
und Koneckis 2008: 74) gedeutet wurden, schmälert zu schnellen Suche und Erkennung von in unserem
die Stringenz der Argumentation, dass es sich um ein heutigen Verständnis bedeutsamen astronomischen
Beobachtungsprotokoll des Venuszyklus handele. Es Zahlen, wie sie oben geschildert und von Kerner
ist zudem inakzeptabel, dass ein Mittelwert einmal (2007) auch für das frühbronzezeitliche Beil von
durch zwei geradzahlige Alternativen, ein anderes Thun-Renzenbühl vorgeschlagen wurde. Gleiches
Mal durch halbe Symbole repräsentiert sein soll gilt für die Zählungen von Symbolen auf mittel- und
(Schmidt-Kaler und Koneckis 2008: 77; 79). spätbronzezeitliche Metallartefakte des 2. Jt. v. Chr.
durch May und Zumpe (1998), Menghin (2000) so
Geht man davon aus, dass ebenso wie die mittel- wie Hansen und Rink (2008). Dennoch wäre es reiz
neolithischen Beispiele auch die endneolithischen voll, eine Annahme Menghins, die Hügelgräber- und
bis frühbronzezeitlichen (um 3000 v. Chr.) Kreisgra Urnenfelderzeit habe noch keine in der Länge festge
benanlagen wie Pömmelte oder Stonehenge astrono fügten Monate gekannt, mit dem Umstand zu bele
misch orientiert waren (Bertemes und Spazier 2008, gen, dass die von Tobias Springer (2003: 248f.) ver
10f.), so könnte die erste Phase der Scheibe von Ne- mutete Niederlegung der Goldkegel in der Periode
bra eine Konsequenz des aus den in diesen Observa Hallstatt C mit dem von Garrett Olmsted errechneten
torien erzielten Wissens sein. Nach der - aufgrund Einführungszeitpunkt des keltischen Kalenders im 7.
ihres gegenüber anderen Ansätzen wie z. B. Wolf Jh. v. Chr. (Gschaid 2003: 269f.; Rohde 2012: 31)
hard Schlosser (2010), Burkard Steinrücken (2010) koinzidiert. Wurden die Kegel ausrangiert, weil man
oder gar Martin Kerner (2004: 140-179) plausibels fixierte Monatslängen, wie sie im Coligny-Kalender
ten - Deutung von Rahlf Hansen (Hansen und Rink belegt sind, oder gar nun von der Astronomie hin zur
2008; Hansen 2010) ist hier eine relativ einfache Astrologie (s. o.) führende Beobachtungen anhand
Schaltregel aufgezeichnet. Sie stellt eine Anweisung von Sternbildern, wie sie von Allard Mees (2010;
für den Fall dar, dass Sonnen- und Mondjahr außer s.a. Rohde 2012: 30-31 auch für weitere eisenzeit
Takt geraten: sollte man im Frühjahrsmonat eine wie liche Beispiele) für den Magdalenenberg vermutet
dargestellt vier Tage alte Mondsichel bei den Pleja- werden, einführte? Eine Parallele böte die vermut
den sehen, ist in diesem Jahr ein Schaltmonat einzu liche Schaltregel auf der Scheibe von Nebra (s. o.),
fügen. Es stellt sich daher die Frage, ob die Scheibe die nach einiger Zeit nicht mehr angewendet wurde,
nicht vielleicht gerade ein Hinweis darauf ist, dass weswegen die Scheibe mit Horizontbögen zu einem
das Kalenderwissen in der mitteleuropäischen Früh Peilgerät umgebaut und letztendlich am Anfang des
bronzezeit nicht weit genug entwickelt war, luniso- 16. Jh. v. Chr. aus dem Verkehr gezogen wurde (Mel
lare Abweichungen von vornherein zu verhindern. ler 2010b: 69), also vor der Herstellung des Wagens
Dass Schaltungen einfach situativ durchgeführt von Trundholm, der Goldkegel, der ,Kalenderam
werden können, zeigt das Beispiel der afrikanischen phoren“ (May 2008) und Schilde als Manifestationen
Nuer, die im Falle, dass der aktuelle Monatsname anderer Kalendersysteme.
nicht mehr zur Jahreszeit passte, den laufenden Mo
nat in den vorhergehenden umbenannten und ihn da Die Schlüssigkeit der Kalenderinterpretation al
mit faktisch verdoppelten, was der Einfügung eines ler mittel- bis spätbronzezeitlichen Objekte (Rohde
Schaltmonats gleichkommt (Evans-Pritchard 1939; 2012: 24-29, auch für weitere bronzezeitliche Bei
Rüpke 2006: 39). Vielleicht verlieh die Scheibe nicht spiele) bleibt in jedem Fall fraglich. Es würde zu weit
unbedingt „Macht über die Zeit“ (Meller 2010b: 61), führen, hier sämtliche Zählungen (Menghin 2000),
sondern ersparte lediglich die in einem solchen halb nachgewiesenen Zählfehler (Schmidt 2002; 2003)
bewussten Schaltprozess geführten oft endlosen Dis und berechtigte Bemerkungen zur hohen Varianz der
kussionen. Anzahlen auf verschiedenen Objekten des gleichen
Typs (Schmidt 2002; Uckelmann 2005: 184) sowie
An Hansens Deutung der Scheibe ist darüber hi Zählungskorrekturen (Menghin 2003, 2008) zu re
naus bemerkenswert, dass die Anzahl der auf der ferieren. Die Hilflosigkeit, die Kalenderdeutungen
Scheibe eintauschierten Sterne von 32 die Schalt bezweifelnde Personen fühlen, wenn ihre Argumente
regel in anderer Formulierung wiederholt: sind seit hartnäckig und mit teils überzeugend professionel
dem letzten Neulicht 32 - statt 28 - Tage vergan len Grafiken untermauert (Abb. 10) in einem ganz
gen und sieht man den Mond bei den Plejaden, ist in eigenen Diskursstil (Rohde 2012: 43-53) abgelehnt
diesem Jahr ein Schaltmonat einzufügen. Daß hier
Abb. 10 D er sog. Berliner Goldhut als lunisolares Kalendarium (Menghin 2008, 158 Abb. 1)
werden, hat bereits James Elkins (1996) am Beispiel Schlosser 2003: 50). Der allein in diesem Aufsatz
Andrew Marshacks geschildert. vorkommende Zahlenraum reicht von 1 bis weit über
366; mit nur wenigen Dutzend Zählungen ist bei ei
Da - anders als Denise Schmandt-Besserat (1992: nem Test auf Zufälligkeit, d. h. bei der Prüfung der
160) hofft - Kalenderdeutungen wie alle archäolo Hypothese, dass die Anzahlen in einem Zahlenraum
gische Deutungen nicht bewiesen, sondern besten gleichverteilt sind, keine statistische Signifikanz zu
falls plausibel gemacht werden können, erscheint erwarten: um die Faustregel zu erfüllen, nach der da
es sinnvoll, die Wahrscheinlichkeiten zu betrachten, für pro Klasse fünf Beobachtungen vorhanden sein
mit denen astronomisch bedeutsame Zahlen auch müssen, bräuchte man allein im Zahlenraum von 1
rein zufällig auftauchen können (Schmidt 2002: 517;
bis 30 bereits ca. 150 Zählungen.8 Der vorliegende kaum überzeugen kann, da subrezente Jäger- und
Aufsatz kann dies nicht leisten, doch können wir im Sammlergesellschaften auch ohne ,Naturkalender‘
Zahlenraum von 1 bis 30 hier die im bisherigen Text (Rappenglück 2008: 181) Beute machen und auch
genannten Zahlen anführen (Tab. 1) und stellen fest, in Zeiten vor der „neolithischen Kalenderrevoluti
dass 20 davon astronomisch bedeutsam besetzt sind. on“ (Schmidt-Kaler 2008: 14) erfolgreich Feldbau
Hinzu kämen strenggenommen noch die in den be betrieben wurde. Eine Bestimmung wichtiger Zeit
handelten Kalenderdeutungen nicht explizit genann punkte im Wirtschaftsjahr wie „Aussaat, Pflanzung
ten zweiten und dritten Monatsviertel, die je nach und Ernte“ anhand astronomischer Kriterien „in
grundgelegter Näherung für den Monat auch noch orakelhaft-geheimnisvoller Weise“ (Menghin 2000:
die Zahlen 14, 15, 21, 22 und 23 besetzen würden. 101) erscheint zudem sehr unwahrscheinlich, da
Bei Hinzunahme der teilweise astronomisch be kleinräumige mikroklimatische Unterschiede so
gründeten Vielfachen der Fünf-, Sechs-, Neun- und wie jährliche Schwankungen es geraten erscheinen
Zehntage-Wochen würden auch noch die Zahlen 10, lassen, den günstigen Zeitpunkt für Jagd, Aussaat,
12, 15, 18, 20, 24 und 25 besetzt werden. Die Wahr Ernte und andere wirtschaftliche Aktivitäten stets
scheinlichkeit, wie z. B. auf dem Artefakt Bilzings neu phänologisch zu bestimmen: Zeigerpflanzen wie
leben 208,33 (Schößler 2003) irgendeine bedeutsam das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) oder das
erscheinende Zahl zu entdecken, beträgt daher deut Aufwachen des kälteempfindlichen Regenwurms
lich mehr als 2/3. Die Wahrscheinlichkeit hingegen, (Lumbricus terrestris) aus seiner Winterstarre (hier
dass astronomisch sinnvolle Kombinationen von zu detaillierter Rohde 2012: 56-58) sind in unseren
drei Zahlen, wie z. B. die von Schmidt-Kaler (2008: Breiten weit bessere Indikatoren zur Einsaat des
19) als grundlegend für die paläolithische Monats Sommergetreides als die Beobachtung von Sonne
auffassung betrachtete Kombination von 3, 9 und 27, und Mond oder Plejaden und können von jedermann
zufällig auftreten, ist mit (1/30)3 in der Tat sehr ge ohne Konsultation eines „Herrn der Zeit“ (Menghin
ring: so „äußerst unwahrscheinlich“ (Schmidt-Kaler 2008: 101) beobachtet werden.
2008: 19), dass auch er kein Artefakt kennt, das diese
Kombination tatsächlich aufweist. Es scheint, dass
uns unsere sehr stark auf die Erkennung von Mus
tern geprägte Wahrnehmung an dieser Stelle einen Natürliche Zyklen und archäologische Sied-
Streich spielt: dies wiederfuhr mir zunächst, als ich lungsstratigraphien
las, dass der Tag 1 der o. g. astronomischen Julia
nischen Daten der 1. Januar 4713 v. Chr. war, ent Es ist jedoch zu erwarten, dass sich derartige pe
standen doch die astronomisch orientierten mittel- riodisch anfallende Arbeiten im Wirtschaftsjahr auch
neolithischen Kreisgrabenanlagen am Beginn des 5. periodisch in den Ablagerungen der Siedlungen nie
Jt. v. Chr.! Genaueres Nachlesen ergab jedoch, dass derschlagen und damit einen Einblick in mögliche
dieses Anfangsdatum im 16. Jh. von Joseph Justus zyklische Zeiteinheiten ihrer Bewohner ermögli
Scaliger als kleinstes gemeinsames Vielfaches der chen. Es wäre daher reizvoll, gezielt im selben kul
Goldenen Zahl 19 der christlichen Osterrechnung, turellen Umfeld insbesondere der oben angeführten
des 28-jährigen Sonnenzyklus des Julianischen Landwirtschaftskalender nach Hinweisen auf ent
Kalenders (an dem Datum und Wochentag wieder sprechende Anbauzyklen zu suchen. Auf deutlich
zusammenfallen) sowie der Indiktion, einem spät stratifizierten Siedlungen oder Tells wandeln sich
römischen 15-jährigen Steuerberechnungszyklus, aufgrund des hohen Grades an Überlagerung der
willkürlich konstruiert wurde. Hinterlassenschaften (Rosenstock 2009: 187-197)
zyklisch wiederkehrende Reste von Aktivitäten in
In fast allen hier geschilderten Kalenderdeutun eine materielle und nach Douglass Bailey (1993) als
gen fehlt eine detaillierte Beschreibung, wie der (re-) Schuttansammlung direkt erfahrbare lineare Zeit
konstruierte Kalender im Rahmen der jeweiligen achse um. Zwar warnte Heinrich Schliemann bereits
sozio-ökonomischen Gegebenheiten eingesetzt wor ganz am Anfang der Erforschung von Tellsiedlungen
den sein könnte - ein nach Brian Hayden und Su- mit dem Blick auf die wechselnden Bewohner Tro-
zanne Villeneuve (2011: 332) wichtiges Plausibili ias davor, aus dieser Linearität auf eine Stetigkeit der
tätskriterium jeder Kalenderdeutung. Nur vage wird Akkumulationsrate zu schließen: „Es muß heillos
auf eine Bedeutung in der Bestimmung von Jagd bei ihnen zugegangen sein, denn sonst könnte man
oder Aussaatterminen hingewiesen, was jedoch nicht in beständiger unregelmäßiger Reihenfolge
auf den verschütteten Resten des einen Hauses die
8 Ich danke A m it Ghosh und Marcus Groß, Statistische Wände eines andern finden; und eben weil wir uns
Beratungseinheit fu:stat der Freien Universität Berlin, keinen Begriff machen können, wie diese Nationen
für Hilfe bei dieser Frage.
gewirtschaftet und welche Kalamitäten sie zu er Nicht alle Versuche, biologische wiederkehrende
tragen gehabt haben, können wir unmöglich nach Strukturen mit astronomischen Zyklen zu verknüp
der Dicke ihrer Trümmer die Dauer ihrer Existenz fen verliefen aber so glücklich wie die Baumring-
auch nur annähernd berechnen.“ (Schliemann 1874: und Warvenchronologie; es gibt auch in den Natur
VIIf.) wissenschaften Beispiele von „Zahlenklauberei“.
Der Paläontologe Peter G. Kahn und der Physiker
Dennoch war die Verführung, Tellstratigraphien Stephen M. Pompea beobachteten 1978, dass im
als Zeitmaßstab zu nutzen, groß: William Matthew Mittel 30+2 Wachstumslinien zwischen zwei Kam-
Flinders Petrie (1891: 14f.; Echt 1984: 26) schätz mersepten in den Gehäusen des rezenten Perlbootes
te die Gründungszeit von Tell el-Hesi, indem er die Nautilis pompilius liegen (Abb. 11). Da Perlboote
Akkumulationsrate zwischen den griechischen und nachts in flaches Wasser migrieren und sich tagsüber
phönizischen Schichten auf den gesamten Tell über in tiefere Meereszonen zurückziehen, schlossen die
trug: wenn zur Anhäufung von durchschnittlich 32,5 Autoren auf einen circadianen Rhythmus der Wachs
Fuß ca. 650 Jahre nötig waren, musste der insgesamt tumslinien, und aufgrund der Näherung der Zahl der
ca. 84 Fuß hohe Hügel erstmals gegen 1670 v.Chr. Wachstumslinien an den synodischen Monat auf ei
besiedelt worden sein. Es erscheint kein Zufall, dass nen circatrigintanen Rhythmus der Kammerbildung
Flinders Petrie und in Folge auch Arthur Evans und - formal drängt sich geradezu ein Verweis auf die
Raphael Pumpelly (Rosenstock 2009: 34f.) diesen oft schneckenförmig dargestellte Zeitachse auf. An
Schritt zu einer Zeit wagten, als in den Naturwis fossilen Nautiliden zeigte sich, dass sich mit rück
senschaften ähnliche Ansätze - im Vergleich etwas schreitender Zeit die Zahl der Wachstumslinien pro
hinkend gern als Baumring- und Warven“kalender“ Kammer verringert: 420 Millionen Jahre alte Nau-
(z. B. Boshof u. a. 1973: 72 Anm. 2; Voßmerbäumer tiliden weisen lediglich neun Linien pro Kammer
2002: 21) bezeichnet - handfeste Erfolge erzielen auf. Indem Kahn und Pompea dies als Hinweis da
konnten. rauf werteten, dass im Paläozoikum ein synodischer
Monat nur neun Tage hatte, konnten sie daraus einen
Die bereits von Theophrast von Eresus (ca. unabhängigen Beleg für die aus den Beobachtungen
372-287 v. Chr.) erkannten Baumringe waren zwar von Sonnenfinsternissen in den letzten 3000 Jahren
erstmals von Leonardo da Vinci im 15. Jh. als Ma gefolgerte Annahme ableiten, dass der Mond sich
nifestationen jährlichen Zuwachses gedeutet wor seit der Entstehung des Erde-Mond-Systems stetig
den, doch war diese Auffassung erst Mitte des 19. von der Erde entfernt. Diese atemberaubend schöne
Jh. allgemein anerkannt. 1881 legte dann Arthur von Argumentation löste sich kurz darauf in Luft auf, als
Seckendorff-Gudent ähnliche Sequenzen verschie Peter D. Ward (1985) durch radiologische Untersu
dener Bäume aneinander und bewies so die über chungen zeigte, dass die Septenbildung bei rezenten
den individuellen Baum hinausgehende Bedeutung Nautiliden keineswegs circatrigintan erfolgt, son
der Ausprägung der Ringe (Wimmer 2001). Gerard dern zeitlich zwischen zwei bis drei Wochen bei klei
Jakob De Geer 1878 assoziierte die im zweischichti nen Exemplaren und 13 bis 15 Wochen bei adulten
gen Sedimentwechsel aufgebauten Gesteine des Bal Tieren variiert.
tikums und Skandinaviens in Analogie mit Baumrin
gen als jährliche Ablagerungen, bis er 1904 und 1905
wie von Seckendorff-Gudent durch Aneinanderlegen
ähnlicher Sequenzen eine mehrere 1000 Schicht
pakete umfassende Stratigraphie erstellen konnte.
Diese deckte geologisch die gesamte postglaziale
Periode der Region ab, was den jährlichen Charak
ter der als „Warven“ (von schwed. varv „Runde,
Umdrehung, Schicht“) bezeichneten Ablagerungen
belegte. Ein erster Versuch der absoluten Datierung
dieser Sequenzen scheiterte zwar daran, dass sich
die im 1779 entwässerten Ragundasee angetroffenen
Warven nicht als bis 1779 kontinuierlich gebildet he
rausstellten. Doch inspirierte er Andrew E. Douglass
1929 zur Entwicklung der Dendrochronologie (Bai-
ley 1943; Wimmer 2001) anhand absolut datierter
Hölzer.
Abb. 11 W achstumslinien und Kammersepten bei Nautilus
pom pilius (nach Kahn und Pompea 1978: 607 Fig. 3).
"" ’ 5
komparativstratigraphisch miteinander verbunden
werden. Mögliche Inseln besser eingrenzbarer Zeit
4
innerhalb der Tellmatrix stellen Befunde wie Gru
3 benfüllungen dar, die meist rasch nach dem Aushub
2 der Grube eingebracht worden sein dürften, Brand
1 schichten, die sich relativ schnell bilden, und Bau
horizonte (Abb. 13), die bei gleicher Konstruktions
5 Schichten 5 Schichten technik eine ähnliche Dauer zur Bildung benötigt
haben dürften (Schier 2001: 371). Sie sind damit,
wie auch die Klei- und Mistschichten der Wurten
(Uerkvitz 1997), u. U. geeignete Schichtungen, mit
III deren Hilfe Sedimente auf Siedlungshügeln im Sinne
10 von Rhythmiten ausgedeutet werden können; tapho-
11 - b ___ _9___ nomische und grabungstechnische Schwierigkeiten
/ 7 a
6 \
machen jedoch die Fälle, bei denen die Präzision
der Angaben über das Niveau von „im Bereich von
Stunden“, „nicht länger als ein paar Tage“ „maximal
- 1 1 einige Jahre“ oder „mehrere Jahrzehnte“ hinausgeht,
6 Schichten 7 Schichten 8 Schichten zu einer absoluten Rarität.
(alle verschieden)
Rückstände auf Fußböden oder Schichten in Ab
Abb. 12 Schematische Schnitte durch einen idealtypischen
fallhaufen wie in Qatalhöyük Ost (8. und 7. Jt. v.
und einen realistischen Siedlungshügel (nach Jablonka
Chr.) sind möglicherweise ein Beispiel für taggenau
2000: 105 Abb. 4).
eingrenzbare Aktivitäten, die erst sichtbar werden,
Der entscheidende Unterschied in den Ansätzen wenn bisher nur auf wenigen Fundplätzen eingesetz
von Flinders Petries Tellstratigraphie als Zeitproxy te mikrostratigraphische Verfahren (Matthews 2005:
und De Geers Warvenchronologie bestand darin, dass 138; Shillito u. a. 2011) angewandt werden. Hunder
Flinders Petrie die Ablagerungen von Tell el-Hesi te von dünneren und über 70 dickere alternierende
nicht als laminiertes Sediment wie die Warven - die Ruß- und Putzschichten an den Hausinnenwänden
Geologie hat für derartige durch periodische Abläu können als vielleicht monatliche und jährliche Reno
fen wie Gezeiten, Jahreszeiten oder Eiszeiten ent vierungen in Qatalhöyük gedeutet werden (Matthews
standene Gesteine den Begriff ,Rhythmit‘ geprägt - 1998). Auch für die bis zu 50 Fußbodenschichten
sondern als homogenes Schuttpaket betrachtete. im frühneolithischen (1. H. 6. Jt. v. Chr.) Haus von
Ohne eine Binnengliederung der Ablagerungen nach Sofia-Slatina (Nikolov 1989: 40-43) ist eine jährli
bekannten eingrenzbaren Zeiteinheiten fehlt der Tell- che Erneuerung denkbar, wenn auch Carl Blegens
stratigraphie jedoch der Maßstab (Schier 2001: 371): (1963: 3235) Vorstellung vom Tellwachstum durch
die Akkumulationsraten, die für Siedlungsplätze von eine ohne Kehrbesen auskommende Art des Früh
Jericho bis Manhattan kalkuliert wurden, schwanken jahrsputzes eine Fehlinterpretation darstellt (Blum
zwar um einen Mittelwert von ca. 0,5 m pro Jahrhun 2002): „Everything discarded - bones, unwanted
dert, doch verbietet die breite Spannbreite zwischen
0,1 m und 4 m pro Jahrhundert (Gunnerson 1973;
Rosenstock 2009: 49; 118) jede Verallgemeinerung.
Auch das scheinbar so klare Nacheinander sich
überlagernder Schichten auf einem Tell wird diffus,
wenn man einen zweiten Schnitt öffnet: ohne direk
ten Anschluss durch durchgehend verfolgte Schich
ten (Jablonka 2000: 104) zerfällt auch ein Tell, der
letztlich als fraktale Struktur schichtbildender Vor
gänge von der Aufgabe ganzer Siedlungsstellen
über die Planierung von Häusern bis zur Neuanlage
eines Fußbodens aufgefasst werden kann (Rosen
stock 2009: 187), in Teilstratigraphien (Abb. 12). Sie A§IKLI HÖYUK 1997
SITE POPULATION
Abb. 14 Saisonale Aktivitäten in ^atalhöyük Ost (nach Fairbairn et al. 2005: 97 Fig. 7.1).
der subtropische Wanderfeldbau. Dieser stellte lange Bogaard 2004) und die Befunde von der Aldenho-
Zeit hindurch ein Deutungsparadigma für die mittel vener Platte ab den 1970er Jahren die Vorstellung
und südosteuropäische Neolithikumsforschung dar ortsfester bandkeramischer Siedlungen durchsetzte
und fand in jüngerer Zeit Eingang in die Vorderasia (Lüning 2000: 15), während gleichzeitig allerdings
tische Archäologie (Butzer 1971: 314; Naveh 1990: für die zirkumalpinen Seeufersiedlungen teilweise
47; Wilkinson 1990: 96-99; Harris 2002: 72). Die die Wanderfeldbauhypothese aufkam (Lambert u.
großen Abstände zwischen den Hausresten der Line a. 1983), bleibt doch die Frage offen, wie der Bau
arbandkeramik (6. Jt. v. Chr.) Mitteleuropas wurden holzbedarf einer mehrere Jahrhunderte hindurch
zu Beginn ihrer Erforschung nicht als Verlagerungen bestehenden Siedlung gedeckt werden konnte. Da
einzelner Gebäude, sondern als Verlagerungen der ge aus Pfostengruben weder auf die Holzart noch auf
samten Siedlung und damit als Ausdruck zyklischer die Dicke der Bauhölzer geschlossen werden kann,
wirtschaftlicher Vorgänge interpretiert: Werner Butt- bleiben die sich im Verlauf der Besiedlung von Eiche
ler und Waldemar Haberey unterschieden für Köln Richtung Kernobstgehölzen verschiebenden Holz
Lindenthal verschiedene Besiedlungsphasen, die kohlereste wie in Langweiler 8 der derzeit einzige
sie als Hinweise darauf werteten, dass die Siedlung Hinweis auf eine mögliche Bauholzverknappung
wegen der Auslaugung der Böden von Zeit zu Zeit aus der Bandkeramik (Castelletti 1988). Vermutet
verlegt wurde und dann wieder zurückkehrte (Buttler wird dies von Andre Billamboz (1991) auch für das
und Haberey 1936: 163; Buttler 1938: 55). Edward jungneolithische (4. Jt. v. Chr.) Hornstaad-Hörnle
Sangmeister (1950) verband dies mit dem landnam- IA: sowohl erhaltene Holzreste als auch Pollenfun
Modell Johannes Iversens und ethnographischen Be de weisen hier auf einen Eichenrückgang und damit
obachtungen an Wanderfeldbauern explizit zu einem wohl auf eine Verknappung qualitativ hochwertiger
,zyklischen Rotationssystem‘. Holzarten durch selektiven Einschlag hin. Manfred
Rösch (1991, 1994) hingegen beziffert für das Jung
Es bot den Vorteil, dass in den vermuteten Auflas neolithikum den Holzverbrauch auf nur ca. 14 % des
sungsphasen wieder ausreichend starke Bäume zum Zuwachses, so dass er die pollenanalytische Evidenz
Neubau von Häusern heranwachsen konnten (Sang als Folge eines mit den 15- bis 25-jährigen Rodungs
meister 1950: 106; Soudsky 1962: 198-200; Souds zyklen einer Niederwaldwirtschaft einhergehen
ky und Pavlu 1972: 325). Denn auch wenn sich durch den Brandfeldbaus (Ehrmann u. a. 2009) ansieht.
archäobotanische Forschung (Lüning 2000: 187f.; Damit in Einklang stehen die gleichen Alters- und
Schluß
Tab. 1 In der in diesem Aufsatz ausgewerteten Literatur erwähnte ganzzahlige Näherungen an kalendarisch bedeutsame Zahlen
im Zahlenraum 1 bis 30.
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