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FootPrint Script by RoughTrader | Strategien und Methoden

Vorwort:

Der Footprint erfreut sich einer wachsenden Beliebtheit und Popularität, wird aber sehr oft falsch
interpretiert und auch dargestellt. Dieses eBook soll dies ändern und als erstes deutsches eBook
einen fundierten Ansatz ermöglichen sowie die korrekte Sichtweise und Herangehensweise an den
Footprint. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und stehe über meine Seite www.footprint-trading.de
für Fragen jederzeit zur Verfügung.

Inhaltsverzeichnis:

1) Was ist der Footprint und was zeigt er?

2) Welche Rückschlüsse können daraus gezogen werden?

3) Kontext aus beiden Kapiteln

4) Delta und Delta Divergenzen

5) Stop Runs - Hohes Volumen pro Sekunde

6) Key Points / Points of Interest

7) Strategien

8) Abschluss

Kapitel 1 - Was ist der Footprint?

Der Footprint ist eine Erfindung der Firma MarketDelta™, die Idee dahinter war, die sog. „recent
orders“ zu "speichern" und für die spätere Session sichtbar zu machen. Die Darstellung kann
unterschiedlich sein, je nach Einstellung. Die Einstellung auf Minutenbasis ist in Deutschland sehr
weit verbreitet, ist aber meiner Auffassung nach nicht zeitgemäß. Wie komme ich zu diesem Schluss?
Ganz einfach, der Footprint speichert die recent orders aus dem Orderbook (DOM, Price Ladder,
Global Orderbook - alles das gleiche) und stellt diese dar. Die Darstellung der recent orders ist also
zeitunabhängig! Wieso sollten dann Footprint Bars auf Minuten gestellt werden? Es ist also völlig
unlogisch, dies zu tun! Ich gebe nachfolgend zwei bildliche Beispiele der Entstehung und einen
Vergleich zwischen Minuten-Darstellung und Range.
Das obere Bild zeigt den S&P500 Future Chart in einer 5 Minuten Darstellung, jede Kerze hat also
eine Dauer von 5 Minuten bis eine neue Kerze erscheint. Es sieht auf den ersten Blick sehr
unübersichtlich aus. Das untere Bild zeigt denselben Markt, jedoch mit einer Einstellung auf „8
Range“, das heißt, nach dem 9. Preis wird ein neuer Bar geformt. Bitte achten Sie auf die deutlich
sichtbaren Unterschiede! Die Struktur des Marktes ist klarer erkennbar!

Wie man auf dem Bild erkennen kann, ist die Aufwärtsbewegung klar ersichtlich. Der Markt formt
klassisch höhere Hochs und höhere Tiefs! Es ist also für den Moment ein ungebrochener Trend für
Long!

Dieses Beispiel zeigt den Vorteil gegenüber der Darstellung eines Bars mit Minuten, die Struktur bzw.
die Kerzengröße ist immer gleich. Der Fokus liegt somit nicht auf der Größe des Bars, sondern auf
den gehandelten Kontrakten. Das nächste Beispiel zeigt die Entstehung des Footprint Bars im
Vergleich zum Orderbook:
Die Spalten links und rechts neben dem Preis zeigen die recent orders für den kompletten Tag, eine
auf den ersten Blick unübersichtliche und nicht einfach zu lesende Darstellung der Orders. Diese Art
des Tradings bedarf einer enormen Erfahrung und ist nicht schnell zu lernen. Es ist aber wichtig zu
verstehen, dass das Orderbook die Entstehung jeder Preisbewegung im Chart ist, keine Kerze wird
geformt, weil ein Moving Average es sagt oder anzeigt. Das Orderbook ist die Darstellung der
Auktion, die täglich im Markt passiert und stattfindet. Das untere Bild zeigt den Ausschnitt aus dem
Footprint und zeigt den Vergleich mit dem DOM eindrucksvoll auf:

Es ist hier durchaus möglich, Muster im Markt zu erkennen, die Hoch- und Tiefpunkte des Marktes
sind sichtbar. Die Einstellung in diesem Bild ist ebenfalls der 8 Range Chart, ein neuer Preis wird erst
gebildet, wenn der 9. Preis des Range Bars fertig ist. Wenn man den Footprint handelt, empfiehlt es
sich immer, das Orderbook mit zu betrachten, gerade in diesem Beispiel ist es sehr von Vorteil, da
man gesehen hat, wie die Distribution – erkennbar zwischen 2873,75 – 2877,50 abgelehnt wurde.
Der Preis wurde also hier nicht mehr akzeptiert und musste sich zwingend neue Käufer suchen, dies
geschah weiter unten mit tieferen Preisen. Es ist wichtig zu verstehen, dass sich Marktteilnehmer nie
am Hoch einkaufen für Long, sie sind in der Regel schon viel weiter unten bei tieferen Preisen in
Position, damit der maximale Profit realisiert werden kann. Das „Lesen“ dieser großen
Marktteilnehmer ist aber sehr schwer und man versteht nie genau, wie sie positioniert sind- das ist
auch nicht unsere Aufgabe! Es ist ein Versuch, eine Unbekannte zu benennen, damit der Trader ein
sichereres Gefühl hat, das ist aber eine trügerische Illusion! Es wird kein institutioneller
Marktteilnehmer eine Postkarte schicken, wenn er eine Position eingeht und/oder auflöst!
Kapitel 2 – Welche Rückschlüsse können daraus gezogen werden?

Die Rückschlüsse aus den grafisch gespeicherten recent orders sind vielfältig, aber durchaus von
großem Vorteil. Es ist möglich, eine sehr genaue Analyse zu erstellen, da es uns ja möglich ist, zu
sehen, wo und zu welcher Zeit wie viel abgehandelt wurde. Das Einzige, was letztendlich zählt, ist
grob gesagt, Folgendes: „Wer kauft wann und wie viel?“ Der normale Kerzenchart ist nicht in der
Lage, diese Darstellung zu liefern. Wir haben keinen Einblick in die Kontrakte pro Preis oder in andere
interne Verläufe des Marktes. Es ist somit ein klarer strategischer Nachteil, sich auf einen
Kerzenchart zu verlassen! Die geübten Trader, die seit Jahren die „Price Action“ traden, haben
übrigens ein so geschultes Auge, dass sie anhand der Kerze erkennen können, wo eine Absorbation
oder eine Exhaustion stattfand, der ungeübte Trader hingegen ist dazu kaum in der Lage, da er sich
immer wieder auf Indikatoren verlässt, die aber letztlich nur die Vergangenheit zeigen. Es ist aber
wichtig, nicht in ein „left to right- Syndrom“ zu verfallen! Ich meine damit einen zu langen und
intensiven Research! Es ist wichtig, die Vergangenheit zu betrachten, da wir die Zukunft nie kennen
werden, aber Kerzenmuster oder Formationen aus den letzten Jahren zu betrachten, wird im realen
Markt und im Live-Betrieb keinen Vorteil bringen. Der Mensch ist leider sehr visuell aufgebaut und
sucht so die Sicherheit im Ungewissen. Bitte glauben Sie mir eins, es ist sinnvoller, eine Stunde pro
Tag den Footprint und das Orderbook zu betrachten, als 5 Stunden Kerzenformationen im toten
Chart zu studieren!

Kapitel 3 – Kontext aus beiden Kapiteln

Der Kontext aus Kapitel 1 und 2 ist sehr einfach und dauert nicht lange. Ich formuliere es sehr klar
und deutlich ohne lange Ausschweifungen. Bitte lernen Sie den Preis und die Reaktion zu verstehen,
andernfalls werden Sie enorme Probleme haben auch nur einen einzigen positiven Trade
auszuführen! Verlassen Sie sich nicht auf Indikatoren oder Software, die Ihnen ein System verspricht,
welches Profis verwenden! Ein Chart, der aussieht wie ein „blinkender Christbaum“, ist ein netter PR-
Gag, aber wird nur zwei Gruppen Geld bringen: dem Software-Developer und dem, der Ihnen dieses
tolle System verkauft! Das einzige, was Sie dazu bringt, dauerhaft Erfolg zu haben, ist Screentime und
studieren der Bewegung des Preises. Die anderen „tollen Tools“ lenken Sie nur ab und Sie werden
irgendwann entnervt aufgeben, obwohl Sie vermutlich mit einfachen Mitteln einen dauerhaften
Erfolg hätten haben können. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, leicht ist Trading keinesfalls! Die
größte Hürde aber sind Sie selbst und nicht der Markt an sich. Sie müssen die Reaktion des Preises
verstehen und das tun Sie am Besten, wenn Sie dieses eBook mehrfach lesen und es täglich
anwenden. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass Sie ein erfolgreicher Trader werden, niemand
kann das im Vorfeld tun. Dieses eBook wird Ihnen aber dabei helfen, denn es entspringt aus der
Praxis und aus vielen Tausend Stunden Beobachtung und Erfahrung, des Weiteren aus vielen
Stunden Privat- Mentoring mit meinen Schülern, welche ALLE diesen Weg gegangen sind, bis sich der
Erfolg eingestellt hat.
Das Bild für die Karikatur finden Sie im Internet unter

https://imgur.com/gallery/o5GYA/comment/1319477409

Copyright by Kali Cartoons | All rights reserved

Ich versuche aktuell die Rechte an dem Bild zu erwerben um es dauerhaft nutzen zu können für das
Script, bis dahin bitte auf die Internetseite gehen und das Bild anschauen. Die Karikatur findet man
auch unter dem Schlagwort „buy sell caricatur“ , publiziert unter anderem im Economist.

Die obere Karikatur zeigt bildlich das tägliche Problem des Tradings: Wenn der Herdentrieb einsetzt
und der Trend sich gebildet hat, ist es meistens zu spät. Es ist eine Illusion zu glauben, dass ein
Breakout dauerhaft funktioniert, egal ob long oder short. Bitte schauen Sie sich dieses Bild in Ruhe an
und denken Sie über ihr eigenes Trading einen Moment lang nach.

Kapitel 4 – Delta und Delta Divergenzen

Das Delta wird leider sehr oft falsch interpretiert, genau wie der Footprint selbst. Die allgemeine
Meinung geht beim Delta von „Market Orders“ aus, die hier sichtbar als Zahl oder Kerze dargestellt
würden. Es ist aber genau wie beim Footprint, dass alle Orders, die auf dem Bid oder dem Ask
ausgeführt werden, mit in die Berechnung einfließen! Das bedeutet im Klartext, dass auch die
ausgeführten Limit Orders auf dem Bid oder dem Ask jeweils mit einfließen, diese bewegen aber den
Preis- wie vorher beschrieben- keinen einzigen Tick nach oben oder unten bringen! Das Delta ist eine
sehr einfache und nicht wirklich schwere Berechnung, jeder mit normaler Schulbildung kann es im
Kopf rechnen. Die Berechnung ist ganz einfach: ALLE Kontrakte auf dem Ask minus ALLE Kontrakte
auf dem Bid pro Preis. Das negative Delta auf dem Bid ist somit, wenn man nur die Limit- Seite
betrachtet, ein passives Kaufen und das positive Delta auf dem Ask wäre, nur mit der Limit Seite
gesehen, ein Verkaufen. Das nachfolgende Bild macht diesen Umstand sehr deutlich:
Sie sehen im oberen Bild einen Chart des S&P500 Futures, klar erkennbar sind hier die hohen
negativen Delta- Balken des Profils. Der Markt hat diese Zonen der Imbalance als Support gesehen,
da hier offensichtlich eine große Anzahl an Kontrakten mit einem Überhang auf dem Bid ausgeführt
wurden. Es ist unwahrscheinlich, dass es sich hier um „Market Sell Orders handelt“, da sonst der
Preis tiefer gegangen wäre. Es wurde also, wie hier zu erkennen ist, das Limit auf der Bid Seite passiv
bedient und somit gekauft. Wenn Sie diese Zonen sehen in einem Profil, das auf Delta eingestellt ist,
beachten Sie bitte immer die Reaktion des Preises. Diese Imbalancen sind eine natürliche Zone des
Marktes, die von großen Teilnehmern geformt wurde; diese haben oft nicht die Absicht, dass der
Preis wesentlich darunter geht. Diese Zonen werden oft als erneute Kauf-Zonen genutzt, damit der
Durchschnittspreis tiefer liegt und somit der Profit am Ende höher ist.

Das gleiche Beispiel, gemünzt auf das Ask mit einem passiven Verkauf, zeigt nachfolgende Grafik:
Sie sehen hier in diesem Beispiel das Gleiche wie im vorher gezeigten Bild, nur auf der Ask Seite. Die
großen Imbalancen auf der Ask Seite sind nahe oder sehr oft in der Nähe des Tageshoch oder eines
alten Hochs. Das gleiche gilt auch für das Bid auf der Unterseite. Bitte merken Sie sich in diesem
Kontext einen sehr guten Spruch: „A buyer needs a seller to go long and a seller needs a buyer to go
short!“

Das Ganze auf Deutsch: „Ein Käufer braucht einen Verkäufer, um Long zu gehen und ein Verkäufer
braucht einen Käufer, um Short zu gehen!“

Dieser einfache Spruch spiegelt die Erfüllung des eigentlichen Limits wider und darf NIEMALS
unterschätzt werden.
Delta Divergenzen

Das Delta kann eine Divergenz bilden, indem es zu einer ungleichen Verteilung kommt zwischen Bid
und Ask. Es ist in Deutschland meines Wissens nach sehr wenig bekannt und wird auch allgemein als
„Warnsignal“ bezeichnet, was sehr einfach ausgedrückt lediglich die Unwissenheit des Traders
widerspiegelt. Die Delta Divergenz tritt auf, wenn das Kaufen oder Verkaufen gegen ein Limit aufhört
und die Auktion somit beendet ist. Ich möchte nachfolgend versuchen, der Reihe nach aufzulisten,
wie die Delta Divergenz entsteht.

Wir nehmen einen fiktiven Preis von 3000, die Käufer einen Tick unter diesem Preis bei 2999,75
versuchen, mit aggressiven Market Orders (Buy Market) das Limit auf der Ask Seite bei 3000 zu liften.
Es werden im Footprint bei 3000 zu diesem Zeitpunkt 800 Kontrakte ausgeführt, aber das Limit auf
der Ask Seite bei 3000 hat immer noch 2100 Kontrakte. Die Käufer bei 2999,75 haben jetzt keine
weiteren Kontrakte mehr, um zu kaufen und hören spontan auf. Der Preis bei 3000 kann also nicht
überwunden werden und die Käufer stellen augenblicklich auf Verkaufen (Short) um: Der Preis fällt
wie ein Stein. Der Bar schließt in diesem Moment negativ aber durch die erhöhten Kontrakte auf dem
Ask bei 3000 wird das Delta als positiv angezeigt. Es entsteht somit eine sog. „Delta- Preis-
Divergenz“ für einen Short, da die Käufer gefangen sind und nicht mehr genug Kraft haben, den Preis
in die Höhe zu kaufen. Das Ganze nennt sich „trapped buyers“. Dieselbe Situation passiert auch auf
der Bid Seite und es wären dann „trapped sellers“ – die gefangen Verkäufer. Das Prinzip ist aber auch
das gleiche. Sie sehen nachfolgend ein Beispiel für eine Delta- Preis- Divergenz und den weiteren
Kursverlauf:

Der rote Hintergrund ist eine Delta Divergenz für „trapped buyers“ und der blaue Hintergrund für
„trapped sellers“. Es ist ein weiteres Hilfsmittel aber auch leider kein „Holy Grail“, es kommt gerade
in Sammelzonen sehr häufig vor, dass jeder Bar eine Delta Divergenz hat und die Aussagekraft somit
gegen Null geht. Die Divergenzen funktionieren hingegen meistens sehr gut an markanten Punkten
wie VWAP, Tageshoch, Tagestief sowie den Vortageshochs- und -tiefs. Ich verwende als Software
SierraChart™, hier kann man Delta Divergenzen mit einer einfachen Excel-Formel sichtbar machen
und grafisch als Highlight einblenden. Wenn die Software, welche Sie verwenden, diese Funktion
nicht hat, sollten Sie unbedingt das Auge darauf trainieren, an den genannten Punkten diese
Divergenzen zu erkennen! Die Divergenzen sind nicht selten das Ende einer Bewegung und Sie
würden sich ärgern, wenn Sie diese Tatsache übersehen und der Profit dadurch geringer ausfällt!
Kapitel 5 – Stop Runs – Hohes Volumen pro Sekunde

Ein Stop Run kommt mehrmals am Tag vor und bietet dem Trader sehr gute Reversal- Möglichkeit,
wenn er diesen korrekt erkennt. Es ist nahezu nicht möglich, den Stop Run in der Bewegung zu
traden, da die Order entweder mit einer Slippage ausgeführt wird oder das Limit, welches Sie legen,
einfach nicht bedient wird. Diese Stop Runs haben allesamt eins gemeinsam: Sie treten nämlich
heftig und schnell auf und dies sehr oft an alten Hoch- und Tiefpunkten im Markt!

Das Volumen pro Sekunde wird sprunghaft ansteigen und der Footprint wird wie im nachfolgenden
Beispiel, folgendes Bild liefern:

Bitte achten Sie auf den unteren Kasten und schauen Sie sich das Volumen pro Sekunde genau an, es
steigt immer weiter wie eine Welle und baut sich dann am Tiefpunkt wieder ab. Die Pfeile in der
laufenden Bewegung zeigen Preispunkte, die keinen gehandelten Ask Preis hatten! Das bedeutet
nicht, dass dort kein Ask Limit im Orderbook stand – technisch ist das nicht möglich, da jeder Preis
mit einer Mindestquotierung versehen ist und diese Quotierung beträgt in den USA- Märkten immer
„1“! Das bedeutet, dass 1 Kontrakt pro Preis im Buch stehen MUSS; dafür verantwortlich sind Market
Maker. Es gibt unprofessionelle Erklärungen, die besagen, dass dort kein Limit gestanden hätte- dies
widerspricht aber den Regeln der Börse. Wenn man sich das Beispiel aus dem Kapitel 4 mit der Delta
Divergenz vorstellt, ist hier etwas Ähnliches passiert, aber in die Richtung des Stop Runs- es fand
einfach ein enormes Verkaufen mit großer Anzahl statt, sodass der Preis einfach auf dem Ask nicht
gehandelt werden konnte! Der Teilnehmer hat somit vermutlich eine Slippage bekommen, aber das
übergeordnete Interesse für einen tieferen Preis überwog. Wie man später sehen konnte, wurde der
komplette Stop Run gekontert und der Preis ist wieder am Ausgang der Bewegung. Der Grund hierfür
ist einfach zu erklären, aber bleibt den meisten Menschen verborgen, weil sie einfach nicht genau
hinschauen oder sich mit dem Thema nicht so befassen, wie es sein muss – nämlich als Beruf und
nicht als Hobby! Die Regeln der CME besagen indirekt, dass jeder Teilnehmer die Möglichkeit haben
muss, eine Ausführung zu bekommen. Da hier kein Kontrakt auf dem Ask ausgeführt wurde, kehrt
der Preis dorthin zurück, um die verbleibenden Kontrakte auszuführen. Es ist nichts anderes als eine
„Rebalance“, weil der Markt zuvor nicht mehr in Balance war. Das erhöhte Volumen pro Sekunde
kann auch auftreten bei News (bitte nicht handeln) und an Swing- Highs und Lows. Die Intention ist
keine andere, als die Stops der Retail-Trader zu holen, welche leider oft die Stops nach Markttechnik
oder Charttechnik legen und somit für Profis ein leichtes Opfer sind. Bitte machen Sie sich mit der
Chartsoftware vertraut und prüfen Sie, ob die Software die Funktion bietet, „hohes Volumen pro
Sekunde“ darzustellen. Es wären verschenkte Punkte, wenn die Software diese einfache Funktion
nicht zur Verfügung stellt. Im Verlauf des Tages gibt es mehrere, in sich verschachtelte, Hoch- und
Tiefpunkte, die oft keine große Bedeutung haben im Bezug auf die Stop Runs, die sogenannten „OTF-
Trader“ (other time frame) beachten in der Regel nur die Swing High und Lows der höheren Ebenen,
meist ab 30 Minuten aufwärts. Es gibt in SierraChart und vielen anderen Chart-Programmen eine
einfache, aber wirkungsvolle Lösung, diese automatisch darzustellen: Der sogenannte „ZigZag-
Indikator“. Dieser Indikator macht nichts anders, als die Hoch- und Tiefpunkte im Markt, nach einer
zuvor definierten Formel, anzuzeigen. Die Software SierraChart bietet hierzu viele Möglichkeiten und
ich möchte hier ein Beispiel im 30 Minuten Chart (für den Überblick) aufzeigen:

Bitte richten Sie ihr Augenmerk auf den 15.8. und schauen Sie sich das Tief an, welches vom 14.8.
gebrochen wurde. Die Linien sind automatisch generiert und bleiben bestehen, bis der Preis diese
gehandelt hat. Das nachfolgende Bild zeigt im Footprint in der Darstellung 8R den Beginn des Stop
Runs- bitte richten Sie ihren Blick auf das zuvor erwähnte Volumen pro Sekunde im umrandeten
Kasten!
Der Stop Run startet hier, bedingt durch die zuvor genannten OTF Trader. Diese wollten aus
Gründen, die nur sie selbst kennen, tiefere Preise. Das nachfolgende Bild zeigt den weiteren Verlauf
mit einem Ausschleichen des Stop Runs mit nachfolgendem Konter der kompletten Bewegung:
Sie sehen im oberen Bild die Preise mit dem schon erwähnten Print, mit der 0 auf dem Ask; hier
sehen Sie eindeutig, dass ein enormer Druck für die Short Richtung aufgetreten ist. Beachten Sie bitte
auch das Delta im Kasten und schauen Sie, wie es langsam weniger wird bei weiter fallenden Preisen!
Das ist ein Anzeichen dafür, dass a) der Stop Run bald beendet ist und b) die Verkäufer, die in diesem
Fall das Bid Market bedienen, langsam keine „Kraft“ mehr haben. Ich hoffe wirklich, dass Sie aus
diesem Kapitel etwas für das eigene Trading herausziehen konnten- es ist überaus wichtig, dass Sie
den Markt verstehen, wie er eben ist. Es bringt auf Dauer keinerlei Mehrwert, wenn Sie in alte
Muster verfallen und fiktive Trendlinien einzeichnen, die am Ende keine Aussage haben. Ich
empfehle, dass Sie sich auf Informationen verlassen, die der Markt liefert und nicht auf irgendeine
Technik, die vielleicht vor 20 Jahren super funktioniert hat.

Das letzte Bild dieses Kapitels zeigt den weiteren Kursverlauf nach dem Stop Run. Es sollte klar sein,
dass diese Art des Tradings nicht nur für kurzfristige Trader geeignet ist, sondern auch für Intraday
Swing Trader. Es benötigt nur etwas Zeit, diese Methode und Sichtweise zu adaptieren! Wenn Sie die
Zeit Revue passieren lassen, die Sie bisher in das Trading investiert haben, werden Sie diese
Zeitspanne sicherlich auch aufbringen können, denn hier haben Sie etwas, was nachhaltig
funktioniert!
Kapitel 6 – Key Points / Points of Interest

Die Key Points oder Schlüsselpunkte des Marktes werden von Tradern sehr unterschiedlich gesehen,
diese aber haben oft keine fundierte Marktmeinung. Ich persönlich handle ausschließlich die US-
Index Märkte S&P500 sowie NASDAQ100. Diese Märkte haben zwei Vorteile:

1) Sie korrelieren durch die vorhandenen Aktien

2) Sie haben fast die gleichen Key Points

Was ist jetzt also ein Key Point des Marktes? Es ist einfacher, als Sie denken! Die Key Points sind das
gestrige Hoch und das gestrige Tief, sowie für die US Index Märkte das Overnight High (ONH) und das
Overnight Low (ONL) , sowie das prior settlement. Sie werden vermutlich den Begriff ONH und ONL
sowie p-settle nicht kennen, daher werde ich diese Punkte im Detail erklären:

Das ONH ist der Hochpunkt der Session vor 15:30 ab Start der elektronischen Session gerechnet. Das
ONH ist wichtig, da dort oft Stops liegen und dies die erste Möglichkeit und Chance nach Eröffnung
ist, einen Reversal Trade zu platzieren. Das gleiche gilt für das ONL. Es ist sinnvoll, sich diese Punkte
im Chart entweder automatisch einzeichnen zu lassen oder diese manuell in den Chart einzufügen.
Wenn das ONL oder ONH nicht in der Hauptsession ab 15:30 (09:30 New York Time) rausgenommen
wurde, hat der Tag entweder eine große Range in der Pre-Session gehabt, oder die Händler haben
am heutigen Tag keine Intention für höhere oder niedrigere Preise, dies kommt aber überaus selten
vor und ist gerade vor und an US-Feiertagen der Fall.

Das prior settlement oder auch einfach „p-settle“ ist mit einer der wichtigsten Punkte. Der
Settlement Preis ist quasi der Abschluss des Tages der US – Session und wird gebildet zwischen
22:14:30-22:15:00. Der Abrechnungspreis wird in der dieser Zeit aus dem VWAP gebildet, man nimmt
also in diesen 30 Sekunden den VWAP und der daraus folgende Preis ist der Schlusspreis des Tages.
Es ist nicht selten der Fall, dass der Kurs in der Pre-Session über oder unter dem Settlement Preis
handelt und nach dem US-Open um 15:30:00 erstmal wieder dorthin kehrt, um sinnbildlich das
„Gap“ zu schließen. Der Settlement Preis hat eine große Bedeutung für Institutionen, die sich an
diesem Preis langfristig orientieren. Die kleine Regel für das Settlement ist folgende: Steigende
Settlement Preise = long und sinkende Settlement Preise = short . Es dient für den Intraday Handel
als Orientierung und sollte nicht aus den Augen verloren werden, denn die Orientierung ist mit das
Wichtigste, da Sie sich sonst im Chart sehr schnell verlieren. Wenn die Chartsoftware, welche Sie
benutzen, keine automatische Funktion hat, den Settlement Preis anzuzeigen, können Sie auch auf
die Website der CME Group gehen und dort in den „Kontrakt Spezifikationen“ unter „Volumen“ den
Settlement Preis einsehen.

Sie merken schon, das Trading nicht aus 100 Linien bestehen muss, denn es genügt, wenn man sich
einfach an jenen Tradern orientiert, die mit den Derivaten und Optionen den Kurs bewegen. Es wird
kein Indikator in der Lage sein, diese Bewegungen und Intentionen anzuzeigen- auch wenn Sie das
noch so gerne hätten! Es ist nur ein gut gemeinter Rat, lernen Sie den Markt zu lesen und hören Sie
ihm zu!
Kapitel 7 – Strategien

Wenn Sie, wie ich hoffe, dieses Buch von Anfang bis zu diesem Kapitel gelesen haben, dann wird
Ihnen sicher eines klar geworden sein: Es gibt wirklich keine Strategie nach dem Prinzip „wenn dies
dann das“ - dies ist auch in der Praxis leider so! Sie müssen sich im Klaren sein, dass eine Strategie
immer auf Mustern der Vergangenheit beruht, das kann fundiert sein oder eben auch nicht. Ich
möchte Ihnen hier einen Denkanstoß geben und diesen auch einfach so im Raum stehen lassen. Es ist
Ihnen überlassen, wie Sie damit umgehen.

Wer hätte je gedacht, dass lediglich ein einziger Tweet des amtierenden US Präsidenten Donald
Trump mehr Gewicht haben könnte, als die „heiligen“ fundamentalen News oder die Einschätzungen
der Analysten?

Wenn Sie die Presse und die Medien aufmerksam lesen, werden Sie schnell verstehen, was ich
meine. Die Märkte wechseln ihr Kleid „schneller als der Vogel in der Mauser“. Ich habe sehr oft
gehört, dass der S&P500 nicht mehr handelbar ist, weil er einfach zu schnell ist. Das liegt daran, dass
der Trader nicht gelernt hat, sich reflexiv auf den Markt einzustellen. Die internen Marktgeschehnisse
werden nicht beachtet, weil diese einfach nicht bekannt sind, sei es aus Unwissenheit oder Ignoranz
– wobei ersteres vermutlich die Mehrheit betrifft. Ich warne eindringlich davor, einem Guru zu folgen
oder einem „tollen“ System. Es gibt keine Gurus in diesem Geschäft, der einzige Unterschied ist, dass
es Menschen gibt, die verstehen, wie sich der Markt bewegt und Menschen, die es eben nicht
verstehen. Der Retail Markt ist überschwemmt mit sogenannten Ausbildungen und alle „übertreffen“
sich gegenseitig, aber am Ende sind alle Teilnehmer sehr unzufrieden, weil diese auf Dauer eben
nicht funktionieren. Es ist schwer, sich seine eigenen Fehler einzugestehen, aber bitte belügen Sie
sich nicht selbst!

Ich möchte nach diesem durchaus für mich wichtigen Prolog zu den Strategien kommen, welche ich
tagtäglich trade, zuerst aber das Vorgehen für meinen Start in den Tag:

1) Der Überblick auf einer höheren Zeiteinheit – ab M30 (ich nutze M30 )

2) Orientierung im Footprint 8R nach markanten Imbalancen (Delta oder Stop Runs)

3) Einzeichnen dieser Punkte

4) Warten, dass diese Punkte angelaufen werden und dann nachfolgende Reaktionen zeigen

Strategie 1 – Trend Continuation

Der Gedanke dieser Strategie ist, dass ein Trend weiter fortläuft. Dies ist nicht immer einfach, denn
oft fehlen in der Pre-Session Punkte zur Orientierung. Ich empfehle Ihnen, dieses Setup nur zu
traden, wenn Sie markante Punkte vor sich haben und somit ein klares Ziel. Wenn dies nicht der Fall
ist, lassen Sie die Finger davon und handeln es bitte nicht- so „verlockend“ ein vermeintlicher Trend
auch sein mag!
Dieses Bild zeigt am ersten Pfeil einen nicht akzeptierten Preis, erkennbar an der 5|0. Die Auktion ist
hier für den Short beendet, da niemand mehr in das Bid verkaufen wollte und somit keine Interaktion
zustande kam. Der VWAP war hier die Orientierung. Der Preis verlässt den VWAP und den Bar mit
dem nicht akzeptierten Preis, dieser Bar ist unser Referenzbar, an dem wir uns orientieren. Der
zweite Pfeil zeigt am Top und Bottom der Kerze eine Auktion, die noch nicht abgeschlossen ist
(„unfinished auction“), erkennbar daran, dass auf beiden Zahlen Orders gehandelt wurden. Der dritte
Pfeil zeigt am Low der Kerze eine abgeschlossene Auktion („finished auction“), der VPOC der Kerze in
blau ist aber tiefer als jener in der Kerze mit dem zweiten Pfeil! Bitte handeln Sie das nicht! Die
VPOCs der Kerze sind eine wichtige Indikation. Steigende VPOCs signalisieren, dass die Käufer in der
Kontrolle sind, sinkende hingegen, dass die Verkäufer die Oberhand haben. Der letzte Pfeil zeigt
einen Bar mit einer abgeschlossenen Auktion am Low und einem höheren VPOC- die Range wurde
also verlassen. Der Einstieg sollte im nächsten Bar erfolgen, wenn die Kerze den VPOC berührt oder
rausnimmt. Es ist sinnvoll, hier „market long“ zu gehen, da ein Limit in der laufenden Bewegung oft
nicht gefilled wird und Sie somit nur „zuschauen“. Der Stop ist in diesem Beispiel sehr schwer zu
setzen, eine Empfehlung von mir wäre unter dem Bar mit dem vierten Pfeil. Das Take Profit, wie
zuvor beschrieben, wenn es eine markante Stelle gibt, die vor Ihnen liegt – sonst nicht!
Strategie 2 – Reversal

Ich persönlich handle überwiegend das Reversal, weil ich hierin zwei Faktoren kenne, nämlich den
Stop und den Profit. Der Reversal- Handel ist an Trendtagen nicht einfach und vermutlich werden Sie
damit die größten Probleme haben. Geben Sie sich Zeit und warten Sie auf die Gelegenheit. Wenn Sie
keinen Trade hatten oder sich nicht sicher waren, haben Sie auch nichts verloren, was auch durchaus
als positiv zu sehen ist.

Sie sehen in diesem Bild ein Reversal, welches sehr valide ist und mehrmals am Tag vorkommt. Der
erste Pfeil zeigt am Top des Bars eine unvollendete Auktion, erkennbar an Bid und Ask am Top. Der
Retest zeigt im zweiten Pfeil aber eine vollendete Auktion! Das ist erkennbar an der 0|148 und
zudem ist der VPOC tiefer, was bedeutet, dass die Verkäufer in der Kontrolle sind! Der Entry sollte so
früh wie möglich erfolgen, am besten nach dem Cluster auf dem Bid mit einer Market Order. Der
Stop ist über der vollendeten Auktion zu setzen, es macht hier keinen Sinn, einen größeren Stop zu
nehmen. Das Take Profit ist hier an der blauen Linie, dem VWAP des Tages, zu setzen. Bitte machen
Sie sich mit dem VWAP vertraut, es ist keine sinnlose Sache, sondern es dient dem ausführenden
Händler als Durchschnitt des Tages. Es ist in meinen Augen schändlich, keinen Fokus auf den VWAP
zu richten oder diesen nicht zu beachten!
Ich hoffe, Sie sind jetzt nicht enttäuscht, dass Sie keinen Fundus aus 10 Strategien bekommen haben,
aber ich versichere Ihnen folgendes: Je mehr Strategien Sie haben desto schwerer wird die
Entscheidung, einen Trade zu platzieren! Es macht keinen Sinn, mehrere Strategien oder Setups
intraday zu haben, da sich der Markt ständig ändert. Ich kann nur nochmal erwähnen, dass Sie dem
Markt zuhören müssen! Bestimmen Sie anhand des großen Charts (höherer Timeframe- M30) den
möglichen Trend oder achten Sie auf die Swing High und Low Punkte und warten Sie auf die Chance-
sie wird kommen! Verfallen Sie niemals in Aktionismus, der Preis dafür ist einfach zu hoch! Sie
müssen lernen, den Markt zu handeln, wie er ist. Beachten Sie den DOM und schauen Sie auf die
Geschwindigkeit der Interaktion. Lernen Sie zu beurteilen, ob der Markt schnell ist oder langsam. Der
Footprint ist mit eine der besten Hilfen, aber letztendlich entscheidet jemand anderes, ob der Kurs
das macht, was Sie sich vorgestellt haben. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob der Trade richtig ist
oder falsch, lassen Sie es! Beobachten Sie den Live- Markt und nicht den toten Chart (Candlestick,
OHLC Bar, etc.)!
Kapitel 8 – Abschluss

Ich möchte diesen Abschluss sehr kurzhalten, da ich der Meinung bin, in diesem Buch schon genug
über meine Ansichten gesagt zu haben. Es ist mir ein sehr großes Anliegen, dass Sie durch dieses
Buch hoffentlich eine andere Sicht auf die Märkte bekommen haben. Lassen Sie sich nicht
verunsichern, gehen Sie diesen Weg mit allen Höhen und Tiefen! Trading ist kein Beruf, den Sie in 6
Monaten lernen, es ist vielmehr ein Prozess, der teilweise Jahre dauert. Es wird Ihnen kein Indikator
der Welt helfen, kein System und kein 5-maliges Mentoring.

Mein einziger Dank geht an meine Frau, die immer an meiner Seite stand und auch heute noch steht,
sowie an zwei Trader, die ich sehr schätze und die meinen Weg begleitet haben. Ein weiterer großer
Dank geht an die Teilnehmer meines Mentorings, die mir neue Sichtweisen aufgezeigt und einen
anderen Blick auf gewisse Dinge ermöglicht haben. Ich freue mich, dass so viele von ihnen es bereits
geschafft haben und dass viele es noch schaffen werden.

Vielen Dank

Peter Becker

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