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Einen großen Dank geht an meine Dani, die meine kleinen Marotten liebevoll weglächelt.

Rechte:
Alle Rechte, insbesondere das Recht zum Kopieren, Verbreiten sowie der Übersetzung, liegen bei
Christian Lukas. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne Genehmigung reproduziert
werden.

Impressum:
Christian Lukas
Münchowstr. 1
14129 Berlin - Deutschland

Fragen und Anregungen:


info@volumen-analyse.de

Version 1.4 in 2016

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Handbuch des Volumen-Tradings
von Christian Lukas

Inhaltsverzeichnis

1. Plane den Trade, und trade den Plan............................................................... 6


2. So funktioniert Technische Analyse ................................................................ 9
3. Der Handel mit dem Trend .............................................................................. 11
3.1. Korrekte Trendlinien im Chart............................................................................ 14
3.2. Perfekte Trendlinien mit Andrews Pitchfork ....................................................... 20
3.3 So finden Sie die besten Charts und Indikatoren .............................................. 24
3.4 Wer gewinnt: System-Trader oder Bauch-Trader? ............................................ 31
4. Grundlagen der Volumen-Analyse ................................................................. 34
4.1. Zyklusmodell von Hank Pruden ......................................................................... 38
4.2. Die Grundprinzipien der Volumen-Analyse........................................................ 40
5. Volumen-Charts ............................................................................................... 43
5.1. Equivolume-Chart .............................................................................................. 43
5.1.1. Wellen im Equivolume-Chart ...................................................................... 46
5.1.2. Umkehrzonen im Equivolume-Chart........................................................... 48
5.1.3. Ausbrüche mit dem Equivolume-Chart ....................................................... 51
5.1.4. Gaps innerhalb von Equivolume-Charts ..................................................... 53
5.2. Candlevolume - Die optimale Chartform für Kurs und Volumen ........................ 56
5.2.1. Candlevolume beim Ausbruch und Umkehr. .............................................. 58
5.2.2. Vorsicht vor verzerrten Charts .................................................................... 60
5.2.3. Die stärksten Candlevolume-Muster .......................................................... 61
5.2.4. Kurze Beurteilung der Candlestick-Muster ................................................. 63
5.2.5. Nachteile des Candlevolume-Charts .......................................................... 69
6. Volumen-Standardindikatoren ....................................................................... 71
6.1. Volume-Moving-Average (VMA) ........................................................................ 74
6.2. On-Balance-Volume (OBV) ............................................................................... 77
6.3. Money-Flow-Index (MFI) ................................................................................... 82
6.4. Positive-Volume-Indikator (PVI) ........................................................................ 85
6.5. Negativ-Volume-Indikator (NVI) ......................................................................... 88
6.6. Force-Index (FI) ................................................................................................. 95
6.7. Buff-Average ................................................................................................... 100
6.8. Price-Volume-Trend (PVT) .............................................................................. 102
6.9. Ease-of-Movement .......................................................................................... 103
6.10. Finite-Volume-Elements (FVE) ................................................................. 105
6.11. Volume-Rank (V-Rank) ............................................................................ 107
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7. Ord-Volumen .................................................................................................. 112
8. Volumenprofil - Widerstände und Unterstützungen ................................... 117
9. Gesamtmarkt-Indikatoren ............................................................................. 120
9.1. Arms-Index (TRIN) .......................................................................................... 120
9.2. Advanced-Decline-Line (ADL) und Advanced-Decline-Line-Volume (ADL-Vol)
130
9.3. McClellan-Oszillator......................................................................................... 133
9.4. New High-Low Indikator (New H-L) ................................................................. 135
10. Tape-Reading ................................................................................................. 137
10.1. Zeiteinstellungen beim Tape-Reading ...................................................... 138
10.2. Volumen-Preis-Analyse (VPA) ................................................................. 140
10.3. Beginn des Wendepunktes ...................................................................... 141
10.4. Die Volumenumkehr ................................................................................. 142
10.5. Bullishe-Konsolidierung ............................................................................ 143
10.6. Die volumenschwache Umkehr ................................................................ 144
10.7. Volumentrend innerhalb des Tape-Readings ........................................... 145
10.8. Volumenverhalten beim Ausbruch............................................................ 146
10.9. Volumenverhalten in der Handelsspanne ................................................. 147
11. Ausbrüche mit Preis und Volumen diagnostizieren ................................... 149
12. Volumenwellen - Druckwellen ...................................................................... 154
13. Weg des geringsten Widerstandes .............................................................. 159
14. Anatomie einer Handelsspanne ................................................................... 162
15. So handeln Sie Kurslücken (Gaps) .............................................................. 168
16. Durchführung einer Volumen-Analyse ........................................................ 174
17. Trainieren Sie Ihre mentale Stärke ............................................................... 177
18. Kampf gegen Langeweile ............................................................................. 180
19. Mit dem Risiko spielen .................................................................................. 183
20. Vom Amateur zum Profi: Die Empfehlungsliste ......................................... 187
21. Literatur zum Thema Volumen-Analyse ...................................................... 190
22. Glossar ........................................................................................................... 192
23. Stichwortverzeichnis..................................................................................... 194

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Liebe Börsianer,

ich möchte Sie für ein Themengebiet begeistern, dass im Bereich der Technischen
Analyse ein Schattendasein führt. Es ist das Trading auf Basis des Volumens. Ich
rede nicht von einer neuen Erfindung, sondern von einer Herangehensweise, die
über Jahrzehnte in Vergessenheit geraten ist. Bereits die alten Tape-Reader um die
Jahrhundertwende (1900) haben die Kursbewegungen ins Verhältnis zum
aufgewendeten Handelsvolumen gesetzt.
Die bekanntesten Vertreter der Volumen-Analyse waren Richard D. Wyckoff, Jesse
Livermore oder auch William D. Gann. Die verwendeten Techniken funktionieren
auch heute noch, da sie auf den Prinzipien von Angebot und Nachfrage beruhen.

Natürlich betrieben auch diese alten Trading-Veteranen konventionelle Technische


Analyse und haben das „Rad nicht neu erfunden“. Sie waren aber absolute Experten
in der Deutung des Volumens und haben sich so einen Vorteil gegenüber den
anderen Marktteilnehmern verschafft.

Der Unterschied zu den heutigen Technischen Analysten liegt in der bewussten


Handhabung und Betonung des Handelsvolumens. Die meisten Analysten sehen das
Volumen als sekundär an - ein schwerer Fehler. So kann zum Beispiel jede
bedeutende Umkehr eines Trends zuvor durch das Volumenverhalten sichtbar
gemacht werden. Jeder starke Trend basiert auf einem gesunden Fluss des
Handelsvolumens. Der Markt „atmet ein und aus“.

Zu meiner Person möchte ich bemerken, dass ich mich seit 1998 intensiv mit der
Börse beschäftige. Als ausgebildeter Maschinenbau-Ing. und Wirtschafts-Ing. stand
am Anfang die fundamentale Aktien-Analyse im Vordergrund meiner
Börsengehversuche. Jedoch schon nach wenigen Monaten wurde mir damals klar,
dass man als Privatmann einen erheblichen Informationsnachteil gegenüber den
institutionellen Marktteilnehmern hat. Eine Chancengleichheit ist nur über die
Technische Analyse möglich. So startete ich ein exzessives Studium der
verschiedenen Analysemethoden. Da meine wissenschaftliche Herangehensweise
stets Ergebnisse fordert, blieb nach einem Ausleseprozess die „Volumen-Analyse“
als beste Herangehensweise übrig.

Ich hoffe, dass dieses Buch Ihr Trading verbessert.

Christian Lukas
Berlin, 2015

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1. Plane den Trade, und trade den Plan

Würden Sie Ihr Kapital in ein Unternehmen investieren, das keine Geschäftsidee
besitzt? Ein Unternehmen, das weder die eigenen Kosten kennt, noch irgendwelche
Vorstellungen hat, wie Umsätze erzeugt werden können.
Nein. Kein vernünftig denkender Investor würde sein Kapital, in das beschriebene
Unternehmen stecken. So verrückt es sich anhört. Das oben beschriebene
Unternehmen ist die Ausgangssituation der meisten Trading-Anfänger. Neulinge
übersehen, dass Trading ein Business ist. Trading ist ein Geschäft, das eine
ungewöhnliche Arbeitsumgebung besitzt - aber ansonsten den gleichen Marktregeln
unterliegt.

Das Denken und Handeln macht den Unterschied aus


Wenn Sie erfolgreich Trading betreiben wollen, dann müssen Sie sich Gedanken
darüber machen, wie Sie in das Trading-Geschäft einsteigen werden. Es gibt Super-
Trader, die sehr hohe Gewinne an den Börsen produzieren. Das ist jedoch nur eine
kleine Minderheit. Aber es gibt sie.
Demnach muss das Vorgehen der Super-Trader anders sein, als das der Masse.
Unstrittig ist: Das Handelsergebnis steht im direkten Zusammenhang mit der
Vorbereitung, dem Wissen, der Erfahrung, und der mentalen Stärke.

Ein Trading-Plan ist im übertragenen Sinn das Gründungskonzept eines


Unternehmens.

Die wichtigsten Elemente eines Trading-Plans sind:

 Zielsetzung

Natürlich will jeder Trader möglichst viel, in möglichst kurzer Zeit verdienen.
Realistisch ist das nicht. Insbesondere Anfänger tun gut daran, Erfolge in
kleinen Schritten zu planen. Deshalb muss der erste Schritt zunächst das
Erreichen der Gewinnschwelle sein.

 Zeitrahmen

Ein Trader hat noch nicht die Gewinnschwelle erreicht, nur weil er an einem
Tag drei Gewinn-Trades umgesetzt hat. Erst, wenn über einen längeren
Zeitraum kontinuierlich gehandelt wurde, und die Trades eine statistische
Sicherheit bieten, kann man von Profitabilität sprechen. Eine „gewisse
Richtung“ beginnt ab 50 Trades (hier 1 Trade = Ein- und Ausstieg). Wenn
nach 50 Trades ein positives Ergebnis existiert, lohnt es sich, das Handelsidee

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weiter auszuarbeiten. Wenn ein Trader nach 200 Trades im Gewinn ist, dann
gehört er bereits zum erfolgreichen Drittel der Trader.
Das Börsenjahr hat saisonale Schwankungen. Ein Handelssystem funktioniert
deshalb niemals gleichmäßig gut. Alle Super-Trader kennen ihr
Handelssystem in- und auswendig. Sie wissen, wann der Markt zum System
passt - und wann nicht. Ein guter Trader beurteilt deshalb ein Handelssystem,
nicht mit den Kursdaten der Weihnachts- oder Urlaubszeit, sondern
mindestens über ein gesamtes Jahr.

 Ablaufplan für den Einzel-Trade festlegen.

Der Handelsablauf des Tradings sollte immer gleich aussehen. Routine ist
wichtig, damit Sicherheit in den Ablauf kommt. Unterbrechungen, Privates
oder technische Probleme während des Tradings dürfen nur eine Ausnahme
sein. Super-Trader planen auch Pausen. Zum Traden gehört Konzentration,
deshalb sind regelmäßige Pausen enorm wichtig.

 Risiko- und Money-Management

Obwohl es ein unbeliebtes Thema ist, kann man die Bedeutung des Money-
Managements nicht genug betonen. Nicht wenige Trader arbeiten mit einem
mittelmäßigen Handelssystem. Doch Ihre Handelsergebnisse sind trotzdem
positiv. Wenn Sie richtig liegen, erhöhen sie den Einsatz, und wenn Sie falsch
liegen, reduzieren Sie das Risiko. Mit dem richtigen Risiko- und Money-
Management ist es sogar möglich, mit einem Münzwurfsystem in den Märkten
Geld zu verdienen.

Bild 1: Die kleine Tabelle zeigt, wie viel Gewinn notwendig ist, um einen
Verlust auszugleichen. Während ein 10 bis 20%iger Kapitalverlust noch im

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Normalbereich liegt, wird es ab einem Verlust von 40% sehr schwer, einen
Ausgleich wieder herzustellen.

 Kontrolle des Tradings - Feedback

Ein Super-Trader ist selbstsicher und selbstkritisch zu gleich. Einen Teil der
Selbstkritik macht die Kontrolle des Tradings aus. Es geht in erster Linie um
das Lernen.
Ein Super-Trader wird nicht geboren. Er kann sich nur dann stetig verbessern,
wenn er konstant dazulernt. Beim Trading benötigt jeder Trader ein
regelmäßiges Feedback. In dem er aus seinen Fehlern lernt, vermindert sich
seine Fehlerquote stetig.
Wahrscheinlich wäre ein persönlicher Coach sogar die optimale Lösung. Das
muss jedoch nicht sein. Es geht auch über die Dokumentation der Trades. Ein
Trader sollte präzise den Ein- und Ausstieg jedes Trades dokumentieren. Der
Lerneffekt ist am größten, wenn zum Ein- und Ausstieg auch der
Marktrhythmus beschrieben wird. Definieren kann man den Marktrhythmus
über den vorherrschenden Trend und der Volatilität.
Ein Trade sollte so dokumentiert werden, dass er auch ein Jahr später logisch
durchdacht werden kann.

Bild 2: Beispiel für eine einfache Dokumentation des Tradings. Die Tätigkeit der
Dokumentation sollte nicht zu umfangreich sein, denn sie sollte keine Arbeitslast
darstellen. Die obere Excel-Tabelle steht frei zum Download zur Verfügung.
http://www.volumen-analyse.de/download/Trading-Doku.xlsx

Plane den Trade, und trade den Plan


Das Wort „unmöglich“ gibt es an der Börse nicht. Ein Crash ist zum Beispiel aus
mathematischer Sicht völlig unwahrscheinlich. Die Realität beweist, dass ein Crash
durchaus möglich ist, und in der jüngsten Börsenhistorie im kleinen und großen
Maßstab viel zu oft vorgekommen ist. Börsenzufall kann man nur mit einem Trading-
Plan entgegentreten.
Super-Trader handeln primär ihren Trading-Plan und nur sekundär
Kurschwankungen. Sie vertrauen auf ihren Plan, den sie stur abarbeiten. Der

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Börsenzufall ist nicht steuerbar. Alles was wir steuern können, ist das persönliche
Verhalten.

2. So funktioniert Technische Analyse

Das Ziel der Fundamentalanalyse ist, den richtigen Wert einer Aktie herauszufinden,
um sie als über- oder unterbewertet einzustufen. Im Gegensatz dazu, hat die
Technische Analyse das Ziel, das Kursverhalten zu beobachten, und daraus
Handelsempfehlungen abzuleiten.

Der Ein- und Ausstieg aus einer Position


Letztlich geht es darum, einen guten Ein- oder Ausstieg für eine Aktie zu finden. Eine
Grundthese der Technischen Analyse ist, dass aus vergangenen Kursen zukünftige
Kurse abgeleitet werden können. Ein Kurs spiegelt die Bewertungen der
Marktteilnehmer wieder. Damit unterliegt er im erheblichen Maße den
Stimmungsschwankungen an der Börse. Gier und Angst sind die beiden
Extremgefühle.

Kursmuster bilden die Grundlage der Prognose


Während des Kursverlaufes bilden sich Kursmuster. Und sie wiederholen sich, da die
Marktteilnehmer in ähnlichen Marktsituationen gleiche Verhaltensweisen zeigen. So
ist es möglich, dass die Technische Analyse eigenständig Handelssignale erzeugen
kann.
Ein großer Vorteil der Technischen Analyse gegenüber der Fundamentalanalyse ist
die Schnelligkeit der Entscheidungsfindung. Deshalb neigen kurzfristige Trader dazu,
Anhänger der Technischen Analyse zu sein. Im Gegensatz dazu, denken langfristige
Investoren in erster Linie fundamental.
Kurse und Handelsvolumen stehen allen Börsianern zur Verfügung. Deshalb bietet
die Technische Analyse den fairsten Wettbewerb zwischen Profis und
Privatanlegern.

Die wichtigen Fragen der Technischen Analyse


Die Technische Analyse ist eine komplexe Wissenschaft, die nicht in drei Sätzen
erklärt werden kann. Es gibt unzählige Methoden, die jeweils Stärken und
Schwächen haben.
Unabhängig von der Methode läuft es immer auf die Hauptfragen hinaus:

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 In welche Richtung verläuft der Trend?
 Wie ist der Charakter der Kursbewegung?
 Wo liegen Unterstützungen und Widerstände?
 Welche zukünftige Kursbewegung ist am wahrscheinlichsten?

Bild 3: Grundschema für eine Technische Analyse

Das Bild 3 zeigt die Entstehung einer Kursprognose. Nach der Marktanalyse ist es
besonders wichtig, in Szenarien zu denken. Selten sind Marktsituationen glasklar.
Theoretisch gibt es unendlich viele Verlaufsmöglichkeiten. Ein Trader sollte sich nur
auf zwei Verläufe konzentrieren. Nämlich der wahrscheinlichste Kursverlauf, wenn
der Kurs steigt, und den wahrscheinlichsten, wenn er fällt. Alles andere macht die
Analyse unnötig zeitaufwendig.

Hat sich ein Trader für eine Richtung entschieden, dann ist ein Notfallplan
lebensnotwendig. Grundsätzlich kümmern sich Gewinne um sich selbst. Verläuft der
Kurs allerdings nicht wie prognostiziert, dann sollte geklärt sein, wann und zu
welchen Bedingungen, der Marktausstieg erfolgen muss. Der Notfallplan ist eine
Versicherung, um immer wieder an der Börse zurückkehren zu können. Irgendwann
komm auch der beste Trader der Welt in eine schwierige Lage. Er muss dann
wissen, was zu tun ist.

Ermittlung des Trends


Ein Trend ist eine vergangene Kursbewegung, die eine Fortsetzung auch für die
Zukunft vermuten lässt. Die Stärke eines Trends lebt immer von der sich selbst
erfüllenden Prophezeiung. Sobald ein Trend klar erkennbar ist, stoßen immer neue
Börsianer in den Trend hinein ein. Dadurch nährt der Trend den Trend. Nicht selten
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kommt es vor, dass die Länge eines Trends mathematisch „unerklärbar“ ist. Ein
Aufwärtstrend läuft solange weiter, bis alle voll investiert sind, oder im Falle eines
Abwärtstrends alle verkauft haben.

3. Der Handel mit dem Trend

Um mit dem Trend zu traden, muss man die Kurswellen erkennen. Einer der besten
Tipps, die man jedem Trader geben kann ist:
Studiere die Kursbewegungen, und unterteile sie in „progressiv“ und „regressiv“!
Jeder Trend wird durch progressive Kurswellen dominiert. Grundsätzlich gibt es nur
drei Trends, die entweder aufwärts, abwärts oder seitwärts gerichtet sind.

Bild 4: Vereinfachte Muster für Trends (aufwärts, abwärts, seitwärts). Jede


Trendbewegung verläuft im Zick-Zack. Sie enthält immer Gegenbewegungen, die
den Trader zweifeln lassen.

Leider ist die Diagnose eines Trends nicht immer einfach. So können zum Beispiel
Kurswellen ineinander verschachtelt sein. Es wäre möglich, dass der Trader an den
Beginn eines Abwärtstrends glaubt, obwohl es im übergeordneten Bild nur ein kleiner
Rückgang im Aufwärtstrend ist.

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Zeitrahmen erweitern
Um dieser Trendfalle zu entgehen, hat es sich bewährt, in Abhängigkeit vom
Handelssystem, den Trend in einem großen Zeitrahmen zu deuten. Anschließend
darf man den Trend weiter in kleinere Einheiten aufteilen. Ist man zum Beispiel ein
Swing-Trader mit einer durchschnittlichen Haltezeit je Position von zehn
Handelstagen, dann wäre ein Blick auf einen Wochen-Chart zu empfehlen.
Harmoniert das Wochenmuster mit dem Tagesmuster darf man über einen
Markteinstieg nachdenken.

Progressive und regressive Wellen

Der größte Wunsch eines Traders ist es, einen Trend früh zu erwischen. Leider
kündigen sich Trends nicht an, sondern entstehen unerwartet. Man erkennt sie erst,
wenn sie bereits laufen. Mit anderen Worten, es ist mehr oder weniger unmöglich,
auf den Start eines Trends zu spekulieren. Trends entstehen langsam, und sie
unterliegen einem massenpsychologischen Phänomen. Trends sind nicht mit einem
Lineal gezeichnet. Sie bestehen immer aus komplexen Kursmustern, die sich in der
Summe in einem Trendkanal bewegen.

Bild 5: Unterteilung in progressive und regressive Kurswellen beim Aufwärtstrend

Jeder Trend besteht immer aus zwei Typen von Kurswellen. Die wichtigste ist die
progressive Welle. Sie treibt den Markt in eine Richtung an. Eine progressive Welle
hat immer dominantes Verhalten. Das Gegenstück dazu ist die „regressive“ Welle.
Sie ist passiv, und funktioniert als Gegenreaktion zur progressiven Welle.

Der Ausbruch

Der früheste Zeitpunkt eines Aufwärtstrends beginnt immer mit einer


Ausbruchsbewegung über ein markantes Hoch. Das ist die Ursache dafür, weshalb

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es sehr viele Trader gibt, die sich auf einen Ausbruchshandel spezialisiert haben.
Wer nun glaubt, dass dieses Handelsprinzip sehr einfach ist, der muss sich auf
Enttäuschungen vorbereiten.
Tatsache ist: Die Mehrzahl der Ausbruchsversuche scheitert! Erfolgreiche Trend-
Trader haben über einen längeren Zeitraum immer viele kleine Handelsverluste.
Diese kleinen Verluste werden dann mit wenigen großen Handelsgewinnen mehr als
ausgeglichen. Und zwar genau dann, wenn ein Trend startete, und der Trader diesen
konsequent folgte.

Bild 6: Der Startpunkt eines Aufwärtstrends ist immer der Ausbruch zu neuen
Kurshöhen.

Was mental anstrengend ist, führt langfristig zum Erfolg


Nicht wenige Ausbruchs-Trader scheitern an den mentalen Voraussetzungen. Der
„Horror“ eines Ausbruchs-Traders ist ein lang-andauernder Seitwärtsmarkt, den der
Trader für eine Regressionsbewegung eines Aufwärtstrends hält. So würden sehr
viele Fehlsignale entstehen, und den Trader nervlich zermürben.
Erfolgreiche Trader wissen, wenn ein System sich zu gut anfühlt, und sehr einfach in
der Umsetzung ist, dann wird es Verluste produzieren. Sonst würde ja jeder damit
erfolgreich sein. Und wie wir wissen, verliert die Masse immer.

Mit Wahrscheinlichkeiten handeln

Wenn der Trader grundsätzlich nur in Richtung der progressiven Wellen handelt,
dann bringt er die Börsenmathematik auf seine Seite. Eine progressive Welle hat den
Vorteil, dass sie länger anhält, und einen falschen Einstiegszeitpunkt eher ausgleicht.
Jeder Trend setzt sich aus einer Phase von progressiven Trendschüben und
regressiven Korrekturen zusammen. Das Wesen des Trendhandels ist deshalb
immer langfristiger Natur. Der Begriff „langfristig“ ist hierbei eine relative Größe.
Wenn ein Trader auf Basis eines 5-Minuten-Charts handelt, dann wäre eine
langfristige Halteposition, wenn sie über Stunden gehalten wird. Arbeitet ein Trader
auf Tagesbasis, dann darf man den Begriff „langfristig“ ab einem Zeitraum von 30
Tagen sehen.

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Eine langfristige Halteposition bedeutet, auf große Gewinne zu spekulieren.
Allerdings steht ein hohes Gewinnpotenzial in enger Beziehung zu weiten Stopp-
Kursen. Dieses Risiko ist unvermeidbar, um im Trendhandel erfolgreich zu sein.

3.1. Korrekte Trendlinien im Chart

Die Trendlinie ist der „Faustkeil“ der Technischen Analyse. Wahrscheinlich ist sie das
älteste und am häufigsten genutzte Tool. Eigentlich ist sie ein sehr primitives
Instrument, und doch ist sie wirkungsvoll, wenn sie richtig eingezeichnet wird.

Von richtigen und falschen Trendlinien


In den meisten Fällen verbinden die Trendlinie mindestens zwei Punkte. Im Idealfall
haben sie sogar eine logische Verknüpfung. Die Aussagefähigkeit einer Linie steigt,
wenn es technisch einen inneren Zusammenhang gibt. Eine Trendlinie die Teil einer
Schulter-Kopf-Schulter–Formation oder einer Flagge wäre, ist bedeutender als nur
einfach zwei Punkte miteinander verbunden wären.
Das nachfolgende Bild zeigt eine unzusammenhängende Sammlung verschiedener
Trendlinien. Als wichtigste Regel gilt, dass eine Trendlinie aus zwei Punkten, nicht
durch einen dazwischenliegenden Kursverlauf gestört werden sollte.

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Bild 7: Viele Beispiele von richtigen (blau) und falschen (rot) Trendlinien

Das Bild zeigt, dass man in jeden Chart eine Vielzahl von Trendlinien einzeichnen
kann. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Damit wird auch deutlich, dass die
subjektive Wahrnehmung eine große Rolle spielt. Eine gute oder schlechte Trendlinie
definiert somit nicht der Analyst, sondern der spätere Kursverlauf.

Eine schräge Trendlinie muss eine ausreichende Länge haben, denn die Wirkung
einer zu kurzen Trendlinie ist begrenzt. Zwei Auflagepunkte, die eng zueinander
stehen, lassen nur eine ungenaue Aussage über Widerstand und Unterstützung zu.
Es gilt die Regel, dass bei einer schrägen Trendlinie der Abstand der äußeren
Auflagepunkte ungefähr die Prognoselänge bildet.

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Bild 8: Die richtige Länge einer schrägen Trendlinie

Im oberen Bild stimmt die Länge der Trendlinie nicht. Die Entfernung der
Auflagepunkte bestimmt die maximale Wirkung der Trendlinie. Das bedeutet, je
enger die Auflagepunkte zueinander stehen, desto wirkungsloser ist die Trendlinie.

Eine Trendlinie mit Neigungswinkel ist unbedeutender als eine horizontale


Linie
Wenn Sie Trendlinien in einen Chart einzeichnen, dann konzentrieren Sie sich auf
horizontale Linien. Was in Bild 2 als Prognosefehler dargestellt wurde, gilt nicht für
die horizontale Linie. Ihre Wirkung kann zeitlich sehr lang sein - manchmal über
Jahre.
Eine horizontale Trendlinie darf sogar mit nur einem einzigen Auflagepunkt
gezeichnet werden (zum Beispiel bei einem Gipfel oder Boden). Eine horizontale
Linie ist immer korrekt! Diskutieren darf man lediglich über die Stärke der
horizontalen Linie.

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Bild 9 Die Wirkung einer horizontalen Trendlinie

Das Bild zeigt eine waagrechte Trendlinie, die an mehreren Stellen berührt wird. Die
horizontale Linie wirkt in beide Richtungen, nach oben und unten. Mit Pfeilen sind die
wichtigen Punkte der Trendlinie Berührungspunkte markiert.

Sowohl Widerstand als auch Unterstützung

Das Bild machte die besondere Qualität der horizontalen Trendlinie deutlich. Sie wirkt
bei steigenden und fallenden Kursen. Kommt der Kurs von unten an die Linie, dann
gibt es einen Widerstand. Wenn die Kurse den Widerstand durchbrechen, dann ist es
nicht selten, dass die Kurse nach einer kurzen Aufwärtsbewegung erste
Erschöpfungserscheinungen zeigen. Die Kurse fallen dann zurück. In dieser
Situation wird die ehemalige Widerstandslinie dann zu einer Unterstützung. Innerhalb
eines Aufwärtstrends prallen die Kurse an der neuen Unterstützung ab, und der
Trend setzt sich fort.

Es gibt keinen einzelnen Kurs der Widerstand oder Unterstützung wäre

Analysten sprechen gerne von bestimmten Kursmarken, an denen die Kurse auf
einen Widerstand oder eine Unterstützung treffen. Das ist nicht ganz korrekt. Es ist
zwar richtig, dass runde Kursmarken anziehend sind (wie zum Beispiel 10000 DAX-

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Punkte oder 50 Euro), doch die Wirkung entsteht als eine sich selbsterfüllende
Prophezeiung. In der Praxis ist keine Kursmarke ein Widerstand oder eine
Unterstützung. Es immer eine Unterstützungs- oder Widerstandszone um diese
Kursmarke herum. Die Zone kann breiter oder schmaler sein, doch es bleibt eine
Zone.

Trendlinien in der Schräge (gewinkelt)

Sehr häufig werden Sie einen Chart in einer Analyse vorfinden, in denen gewinkelte
Trendlinien eingezeichnet sind. Ein häufiges Problem innerhalb dieser Charts ist,
dass der Analyst in den meisten Fällen, eine vorgefasste Meinung äußert. Die
eingezeichneten Trendlinien sind subjektiv, und sind so eingezeichnet, dass sie
seine Meinung unterstützen. Wirklich wissenschaftlich ist das nicht, denn ein anderer
Analyst sieht möglichweise ganz andere Linien.
Ein zweites Problem gibt es in der Skalierung des Charts. Wenn Sie eine gewinkelte
Trendlinie mit linearer Skalierung benutzen, dann zeigt dieselbe Trendlinie mit
logarithmischer Einstellung ein anderes Ergebnis. Welche Skalierung wäre nun
korrekt? Beide Skalierungstypen sind in der Technischen Analyse üblich.
Provozierend muss auch die Frage in den Raum gestellt werden, welcher Trader
benutzt gewinkelte Trendlinien, um eine Handelsentscheidung für Ein- oder Ausstieg
zu treffen? Das dürfte nur eine Minderheit sein. In der Praxis zeigt sich nämlich, dass
eine schräge Trendlinie eine hohe Fehlerquote hat.

Tipp: Die Horizontalen sind besser

Nutzen Sie bevorzugt horizontale Trendlinien. Zeichnen Sie Trendlinien nur in Charts
ein, die auf Kursen basieren, die durch Angebot und Nachfrage erzeugt werden. Nur
dann haben Sie Gewissheit, dass Widerstand und Unterstützung Wirkung zeigen. So
wäre zum Beispiel eine Trendlinie in den veröffentlichten Zahlenreihen der US-
Erstanträge zur Arbeitslosenhilfe sinnlos. Studieren Sie, wie sich die Kurse bei
Linienberührung verhalten. Kurse neigen dazu, den Weg des geringsten
Widerstandes zu suchen. Suchen Sie nach Wahrscheinlichkeiten und gehen Sie
davon aus, dass an der Börse nichts unmöglich ist.

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Bild 10: Merkmale eine Aufwärtstrends. (Die umgedrehten Merkmale gelten für einen
Abwärtstrend.)

Ein Aufwärtstrend zeichnet sich im Wesentlichen durch seine Hochs und Tiefs aus.
Regelmäßig entstehen höhere Hochs und höhere Tiefs. Zusätzlich lässt sich immer
ein Trendkanal (gestrichelt im Bild 2) um den Kursverlauf einzeichnen.

Ein Aufwärtstrend ist gebrochen, wenn die untere gestrichelte Trendlinie des
Trendkanals gebrochen wird. Vorsicht: Bricht eine Aufwärtstrendlinie, dann sind
fallende Kurse nicht garantiert. Sehr lange Trends haben die Eigenschaft, dass
mehrere Aufwärtstrendkanäle ineinander verschachtelt sind. Deshalb kann es sein,
dass eine Trendlinie bricht, doch die Kurse sich noch in einem größeren
übergeordneten Aufwärtstrend befinden.

Der Trendbruch

Zusätzlich sollte man bei einem Trendbruch klare Regeln aufstellen. So hat sich zum
Beispiel bewährt einen Trendbruch erst dann als vollständig anzusehen, wenn der
Tagesschlusskurs mindestens drei Mal nacheinander außerhalb des Trendkanals
lag.

Tipps für die Trendlinie:

Viele Anfänger zeichnen eine Trendlinie in den Chart, um eine schon vorgefasste
Meinung zu bestätigen. Dies kommt besonders häufig vor, wenn ein Trend noch nicht
voll entwickelt ist. Tests haben gezeigt, das verschiedene Chart-Techniker bei einer
Aktie, je nachdem, ob sie optimistisch oder pessimistisch eingestellt waren, sowohl

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Kauf- als auch Verkaufssignale erkannten. Das zeigt, dass Subjektivität und
Objektivität gerne vermischt werden.
Am besten ist es, wenn der Trader stets beide Kursrichtungen für möglich hält, und
seinen Trade nach dem wahrscheinlichsten Kursverlauf ausrichtet.

3.2. Perfekte Trendlinien mit Andrews Pitchfork

Es gibt unzählige Möglichkeiten eine Trendlinie in den Chart einzuzeichnen. Dabei ist
die Flexibilität ein Vorteil und Nachteil zu gleich. Problematisch werden Trendlinien,
wenn damit vorgefasste Meinungen unterstützt werden. Dadurch wird manchmal ein
Trendkanal eingezeichnet, der nur eine nachrangige Bedeutung im Gesamtkursbild
hat. Es fehlt die Objektivität. Und wer an seinen Vorurteilen festhält, macht aus einem
kleinen Fehler einen großen.

Die Pitchfork macht es möglich

Eine Möglichkeit seine Trendlinien objektiv und marktkonform in den Chart


einzuzeichnen, bietet die Pitchfork. Genauer gesagt: Es geht es um „Alan Andrews
Pitchfork“.
Optisch sieht die Pitchfork wie eine dreizackige Mistgabel aus. Doch sie macht
keinen Mist, sondern ist innerhalb der Technischen Analyse ein mächtiges
Instrument. Jeder Trader, der sich mit Trends beschäftigt, sollte eigentlich immer mit
der Pitchfork arbeiten. Entweder ist es Unwissenheit oder sie wird von den meisten
Analysten unterschätzt. Anders ist es nicht zu verstehen, warum sie so wenig
eingesetzt wird.
Die Idee der Pitchfork basiert auf der zyklischen Bewegung des Marktes.

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Bild 11: Kurszyklus in der Pitchfork (Trendgabel)
Das linke Bild beschreibt die sinusförmige Bewegung eines Marktes. In der Mitte ist
eine gerade Durchschnittslinie eingezeichnet. Diese bezeichnet man als Median-
Line. Das rechte Bild hat zwei zusätzliche Trendlinien. Ausgehend von Punkt A und B
stehen sie parallel zur Median-Line und bilden den Trendkanal. Ein Zyklus ist
vollständig, wenn der Punkt C berührt wird.

Das nächste Bild zeigt die Umsetzung der Pitchfork-Theorie in einem Kurs-Chart. In
diesem Fall ist es der DAX im Aufwärtstrend. Sämtliche Regeln sind hier beispielhaft
für den Aufwärtstrend aufgeführt. Im Fall eines Abwärtstrends sind die Regeln ohne
Ausnahme umzudrehen.

Die Pitchfork hat drei wichtige Trendlinien:

ML = Median-Line = mittlere und wichtigste Trendlinie


UML = Upper Median-Line = obere Trendlinie
LML = Lower Median-Line = untere Trendlinie

Bild 12: Die Pitchfork im praktischen Einsatz. Drei markante Punkte bilden die
Ausgangsbasis.

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Punkt 0 ist der Startpunkt. Das Hoch A und das Tief B sind die Konstruktionspunkte.
Der Punkt C ist das Mindestkursziel der Aufwärtsbewegung. Der Trend wird perfekt
dargestellt.
Unterhalb des Charts dient der Stochastik-Fast-Indikator mit der Einstellung 14-3 als
Hilfe zur Pitchfork-Konstruktion. Die Ausgangspunkte der Pitchfork befinden sich
nämlich meistens in den Extrembereichen der Stochastik. Bei einem Aufwärtstrend
ist der Startpunkt 0 in der Stochastik unter der 20 zu finden. Das Hoch A findet man
bei Stochastik über 80 und das Tief B wieder bei Stochastik unter 20 (siehe markierte
blaue Kreise).

So wird die Pitchfork eingezeichnet

Als erstes geht es darum, eine markante Aufwärtswelle zu identifizieren. Die


markante Welle beginnt am Punkt 0 und endet am Punkt A. Die Stochastik-Fast(14-
3) erreicht dabei ein Niveau von über 80. Anschließend gibt es eine Konsolidierung.
Die Konsolidierung fällt dabei regelmäßig in das Stochastik-Niveau unter 20. Damit
sind alle Voraussetzungen gegeben, um eine Pitchfork einzuzeichnen.
Ein großer Vorteil der Pitchfork ist, dass die Konstruktion des Trendkanals immer in
Harmonie mit dem Markt geschieht. Die Trendlinien sind deshalb niemals willkürlich
ausgewählt, sondern das Ergebnis markanter Hochs und Tiefs.

Grundregeln und Prognosen mit der Pitchfork

Die Pitchfork zeigt nicht nur die Richtung des Kurstrends an. Sie bietet eine
Sammlung von Handelsempfehlungen, die sich aus den drei Trendlinien ergeben.

Regel 1:

Die wichtigste These beim Benutzen der Pitchfork hat Alan Andrews definiert: “Die
Median-Line wird zu 80% wieder berührt”. Die Pitchfork funktioniert deshalb so
gut, weil der Kursverlauf immer dazu neigt, seinen Zyklus zu vervollständigen. Sie
hat für den Kurs eine magnetische Wirkung. Nehmen wir das obere Bild 2 als
Beispiel, dann wird der Kurs in 80% der Fälle von Startpunkt B aufwärts laufen.
Solange bis die Median-Line berührt wird. Das wird der Punkt C.
Die Praxis zeigt, dass die Median-Line besonders bei Rohstoffen wirkt. Hier liegt die
Berührungs-Wahrscheinlichkeit sogar bei über 80%. Bei Aktienindizes oder beim
Euro-USDollar sinkt die Wahrscheinlichkeit auf ungefähr 70%. Ursache dafür sind die
häufigen Wirtschaftsmeldungen. Sie stören den normalen Kursschwung.

~ 22 ~
Regel 2:

Der Trend ist gebrochen, wenn die untere Trendlinie (LML) mit dem Schlusskurs
unterboten wird. In diesem Fall wird die Pitchfork ungültig. Sollte der Kurs es
widererwartend sofort in die Pitchfork zurückschaffen, wird die Pitchfork wieder aktiv.

Regel 3:

Überlagern sich mehrere Pitchforks, so dass der Kurs von mehreren Aufwärts-
Pitchforks umschlossen wird, dann gibt es einen sehr starken Aufwärtsdruck. Der
Trend beschleunigt sich.

Regel 4:

Wenn die Median-Line berührt wird, dann gibt es folgendes Marktverhalten. In 40%
der Fälle prallt der Kurs an der Median-Line ab, und bewegt sich dann zur unteren
Median-Line. Dieser Abprall deutet auf einen schwächeren Trend hin. Zu einem 20%
pendelt der Kurs um die Median-Line weiter aufwärts. Der Trend ist in diesem Fall
stark und wird sich noch eine Weile fortsetzen. Zu 40% durchdringt der Kurs die
Median-Line und bewegt sich in der oberen Hälfte der Pitchfork. Das ist das stärkste
Signal des Aufwärtstrends. In diesem Fall ist der Trend so stark, dass er mühelos
weitere Widerstände durchbrechen kann. Man sollte in keinem Fall einen Trade
entgegen der Trendrichtung durchführen.

Regel 5:

Jede Trendlinie der Pitchfork dient als Widerstand oder Unterstützung des Trends.
Üblicherweise ist bei einer aufwärtsgerichteten Pitchfork die untere Median-Line ein
Kaufpunkt und die obere Median-Line ein Punkt zur Gewinnmitnahme. Am besten
man studiert das Kursverhalten, wenn der Kurs eine Trendlinie berührt. Je nach
Kursreaktion entstehen Hinweise über die Trendstärke des Marktes. Jede
Kursreaktion bei Pitchfork-Berührung bestätigt die Wertigkeit der Pitchfork.

Verbessern Sie Ihr Trading mit der Pitchfork


Kaum ein anderes Tool der Technischen Analyse ist so vielseitig einsetzbar wie die
Pitchfork. Sie lässt sich in jedem Markt einsetzen. Jeder Zeitrahmen ist möglich, egal
ob es ein Wochen-Chart oder ein Minuten-Chart ist. Und es gibt noch viel mehr
Techniken und Tricks, die mit der Pitchfork umsetzbar sind. Die oben beschriebenen
Regeln bieten nur das Basisverständnis.

~ 23 ~
3.3 So finden Sie die besten Charts und Indikatoren

Die Technische Analyse ist das wichtigste Instrument des kurzfristigen Traders. Je
kürzer eine Position gehalten wird, desto wichtiger ist das Timing für Ein- und
Ausstieg. Beim Daytrading entscheiden Sie mit einem guten Einstieg, ob Sie
gewinnen, und mit dem Ausstieg, wie viel Sie gewinnen. Umso bedeutender ist die
richtige Auswahl und Einstellung der Charts und Indikatoren.

Nur Kurs-Charts oder auch Indikatoren benutzen?


Bei den Anwendern der Technischen Analyse gab es schon immer eine heftige
Diskussion, ob Indikatoren sinnvoll sind oder nicht. Einige behaupten, dass
Indikatoren überflüssig sind, und anderen sagen, dass sie wertvolle
Zusatzinformationen bieten. Es herrscht Uneinigkeit.

In der Technischen Analyse gibt es fünf Elemente.


1. Kurs (Eröffnung, Hoch, Tief, Schlusskurs)
2. Volumen
3. Zeit
4. Sentiment (Psychologischer Zustand des Marktes)
5. Open Interest (Summe der offene Kontrakte eines Futures oder einer Option)

Alle fünf Elemente sind Informationen der Vergangenheit.

Der heilige Gral des Tradings ist ein Mythos: Es gibt keinen Wunderindikator.

Kein Indikator kann schneller als der Kurs selbst sein! Es ist unmöglich, eine
mathematische Formel zu entwickeln, die Daten der Vergangenheit so umwandelt,
dass die Zukunft angezeigt wird. Um mit dem Trading Geld zu verdienen, müssen
Sie mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten.

Wie eine Wetterprognose

Ein Technischer Analyst hat eine ähnliche Vorgehensweise wie ein Meteorologe.
Wenn Sie sich einen Wetterbericht im Fernsehen betrachten, dann zeigt Ihnen der
Meteorologe immer die Hoch- und Tiefdruckgebiete. Er zeigt Ihnen, in welche
Richtung sich die Gebiete verändern, und erstellt daraus eine Wetterprognose für
Ihren Wohnort. Im Vergleich dazu, untersucht der Technische Analyst die
Bewegungen des Marktes. Er analysiert Marktmuster, Kursschwung und den Trend.

~ 24 ~
Daraus folgt: Die Prognose eines Meteorologen und eines Technischen Analysten
hat immer eine gewisse Eintrittswahrscheinlichkeit, die aber niemals 100% beträgt.

So setzen Sie Ihre Trading-Software richtig ein

In Ihrer Chart-Software werden Sie sich am häufigsten mit den Elementen Kurs,
Volumen und Zeit auseinandersetzen. So enthält zum Beispiel ein Standard-Chart
mit Candlesticks und Volumen alles was ein „Trader-Herz“ benötigt. Ein erfahrener
Trader liest den nackten Chart so präzise wie eine Zeitung. Er sieht die
voraussichtliche Kursrichtung, und erkennt die wichtigen Kursmarken, bei denen eine
Kursumkehr wahrscheinlich ist. Meistens lässt er den Kurs solange für sich laufen,
bis der Hinweis kommt, dass der Markt seine Richtung wechselt.
Ein Profi kann aufgrund seiner Erfahrung das Wichtige vom Unwichtigen trennen. Für
einen Börsenneuling ist es kaum möglich, denn es gibt einfach zu viele Details.

Das ist nicht schlimm, denn ein Neuling kann zum Beispiel die Effektivität von
Indikatoren nutzen. Indikatoren haben immer die Aufgabe, die Komplexität der
Kursverläufe zu reduzieren, und eine Entscheidung für LONG oder SHORT zu
erleichtern.
Jedem Börsenneuling kann man deshalb nur empfehlen, seine ersten Chartanalysen
mit Indikatoren zu unterstützen.

Die Marktstruktur zeigt Ihnen, welcher Indikator geeignet ist.

Jeder Markt kann mit zwei Variablen definiert werden. Es ist der Trend und die
Volatilität (Schwankungsbreite). Hieraus ergibt sich dann der optimale
Indikatoreinsatz. Mit den folgenden vier Typen lässt sich jede Marktsituation
beschreiben. Erkennt ein Trader die Marktstruktur kann er seine Handelsinstrumente
darauf optimieren.

~ 25 ~
Bild 13: Vier Markttypen auf Basis des Trends und der Volatilität

1. mit Trend und geringer Volatilität


2. mit Trend und großer Volatilität
3. ohne Trend mit geringer Volatilität
4. ohne Trend mit großer Volatilität

Denken Sie zuerst über die Marktstruktur nach


Wenn Sie beim Trading über den Einsatz eines Indikators nachdenken, müssen Sie
sich zunächst die Marktstruktur ansehen. Von den genannten vier Markttypen lassen
sich nämlich nur drei Märkte profitabel handeln. Typ 3 enthält weder Volatilität noch
einen Trend. Vermeiden Sie einen solchen Markt unbedingt. Er enthält kaum
Bewegung und ist in erster Linie durch den Zufall bewegt. Er kostet Sie nicht nur
Geld, sondern auch Nervenkraft.

So finden Sie den richtigen Indikator

Standardindikatoren kann man grob in zwei Typen unterteilen. Die einen sind
zyklische Oszillatoren und die anderen sind Trendindikatoren. Wenn Sie sich nicht
ganz sicher sind, welchen Typ von Indikator Sie gerade benutzen, dann werfen Sie
einen Blick auf die Skalierung des Indikators. Wenn der Indikator von 0 bis 100 oder
~ 26 ~
zum Beispiel von +50 bis -50 reicht, dann haben Sie wahrscheinlich einen Oszillator
vor sich. Oszillatoren haben immer eine Ober- und Untergrenze für einen maximalen
Indikatorwert.

Markttyp 1 sollten Sie nur mit Trendindikatoren handeln:


Zum Beispiel:
 Gleitende Durchschnitte
 MACD (Moving-Average-Convergence-Divergence)
 Trendlinien
 SAR (Stop and Reverse)
 OBV (On Balance Volume)

Traden Sie den Markttyp1 nur in Trendrichtung! Die Bewegungen des Marktes sind
stets trendkonform und langsam mit geringer Volatilität. Eine Position gegen den
Trend führt fast immer zu Verlusten.

Markttyp 2 sollte mit Trendindikator und Oszillator gehandelt werden


Der Markttyp 2 verbindet einen Trend mit starken Schwankungen innerhalb des
Trendkanals. Der Markttyp sollte deshalb mit zwei verschiedenen Indikatortypen
gehandelt werden. Nehmen Sie einen Trendindikator als Filter. Hier wäre zum
Beispiel ein Gleitender Durchschnitt ideal. Handeln Sie anschließend den Markt mit
einem Oszillator in Trendrichtung.

Markttyp 4 ist der Idealmarkt der Oszillatoren.


Der Markttyp 4 hat wenig Trendneigung aber ausgeprägte Kursschwankungen nach
oben oder unten. Es ist der Idealmarkt, um mit einem Überkauft- Überverkauft-
Ansatz Geld zu verdienen. Nutzen Sie zum Beispiel die Stochastik oder den RSI, um
Gewinne zu erzielen.
Zum Beispiel:
 Stochastik (slow oder fast)
 RSI (Relative Stärke Index)

So finden Sie die optimale Einstellung eines Indikators

Wenn Sie einen Indikator stur nach Lehrbuch anwenden, dann werden Sie nicht
immer gewinnen. Konkret: Sie können nur in den Fällen gewinnen, wenn der
Rhythmus des Marktes zur Indikatoreinstellung passt.

~ 27 ~
Die optimale Einstellung richtet sich nach dem „dominanten Zyklus“. Als dominanten
Zyklus kann man die zyklische Kursbewegung verstehen, die im stärksten Maß eine
Bewegungsrichtung beeinflusst.
Beim DAX schwankt der dominante Zyklus meistens zwischen 20 und 40 Perioden.
Der Mittelwert beträgt 30. Um die Hochs und Tiefs des Marktes zu treffen, muss der
Mittelwert halbiert werden. Wenn Sie demnach einen RSI mit einer Periode von 15
einstellen, dann haben Sie eine gute Standardeinstellung.

Optimierung von Indikatoren

Viele Trader, die systematischen Programmhandel betreiben, optimieren von Zeit zu


Zeit die Einstellung ihrer Indikatoren. Sie berechnen per Computer mit einem
Optimierungslauf die Einstellwerte. Damit wird das Handelssystem an die jeweilige
Marktsituation angepasst. Ziel ist es immer, eine überdurchschnittliche Rendite zu
erreichen.
Eine Indikator-Optimierung nehmen diskretionäre Trader meistens nicht vor. Sie sind
mit einer konstanten Indikatoreinstellung besser bedient. Erfahrene Trader erkennen
aus der Vergangenheit, wie der Indikator sich in der Zukunft verhalten müsste.

Ein Beispiel: Wenn Sie einen RSI(14) benutzen, und er eine überverkaufte Situation
anzeigt, weil der RSI unter die 30er-Grenzlinie tritt, dann ist es für den diskretionären
Trader kein zwingendes Kaufsignal. Er schaut sich zunächst das Verhalten des
Marktes in einer vergleichbaren Situation an. Wenn bei einer ähnlichen Situation der
Markt erst bei einem RSI-Wert von 20 drehte, dann wird er die Situation neu
bewerten.

Nutzen Sie nicht zu viele Indikatoren

Professionelle Trader benötigen beim Intraday-Trading nicht mehr als vier


Indikatoren. Mehr Indikatoren bringen nicht mehr Informationen. Zu viele
Informationen erzeugen sogar Entscheidungsunfähigkeit.
Beim Trading gibt es immer Argumente für steigende und für fallende Kurse. Eine
Seite hat jedoch Übergewicht, und erhöht die Wahrscheinlichkeit für einen Gewinn-
Trade. So einfach ist Trading. Wenn Sie jedoch 10 Indikatoren benutzen, dann
werden Sie sich zu einer Entscheidung quälen müssen. Auf Dauer werden Ihre
Entscheidungen schlechter, denn Ihre Verunsicherung wächst. Wenn Sie mit fünf
Trades nacheinander daneben liegen, dann werden Ihnen auch 20 Indikatoren nicht
weiterhelfen.

~ 28 ~
Ein gutes Indikatoren-Team erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit

Es ist unmöglich Ihnen alle Indikatoren vorzustellen. Achten Sie bei Ihrer
persönlichen Auswahl auf die Unterschiedlichkeit der Indikatoren. Wenn Sie zum
Beispiel den CCI, Stochastik und DSS gleichzeitig auswählen, dann haben Sie
Indikatoren mit ähnlicher Berechnungsgrundlage. Das bringt Sie nicht weiter. Besser
ist es, eine Kombination auszuwählen, bei der jeder Indikator eigenständig ist, und
Ihnen jeweils einen anderen Blickwinkel auf den Markt präsentiert.

Zwei Beispiele für gute Indikatoren-Teams

Bild 14: Indikatoren-Team: Stochastik(5) + MACD(12,26,9) + OBV

Die Stochastik dient im oberen Bild als Signalgeber für den Ein- und Ausstieg. In
einem trendigen Markt empfiehlt es sich, die Handelssignale der Stochastik nur in
Trendrichtung auszuführen. Der OBV-Indikator gibt Hinweise auf die Gesundheit des
Trends. In einem Aufwärtstrend sollte das Hoch eines Kurses von einem Hoch des
OBV bestätigt werden. Andernfalls deutet sich eine Trendumkehr an.

~ 29 ~
Bild 15: Indikatoren-Team: RSI(14) + ADX(14) + MFI(20)

Mit diesen drei Indikatoren ist es möglich Überkauft- und Überverkauftsignale


umzusetzen. Der ADX zeigt die Stärke des Trends an. Wenn es in einer trendlosen
Situation ein Überkreuzen des RSI mit seiner 60er oder 40er-Grenze gibt, dann
entsteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs nach dem Gummibandprinzip
zurückschnappt. Als zusätzliche Absicherung dient der MFI. Der MFI zeigt
Marktextreme, in dem er die 70er- oder die 30er-Grenze überschreitet. Ein Markt ist
oft erschöpft, wenn RSI und MFI gleichzeitig im Extrem sind.

Abkürzungen:
MACD (Moving-Average-Convergence-Divergence)
OBV (On Balance Volume)
RSI (Relative Stärke Index)
ADX (Average Directional Index)
MFI (Money Flow Index)

Tipp: Lernen Sie Ihre Indikatoren erst richtig kennen


Fangen Sie erst an zu traden, wenn Sie die richtige Chart- und Indikatorkombination
gefunden haben. Entscheidend ist hierbei, ob Sie sich wohlfühlen und Vertrauen in
Ihre Handlungen haben.
Irgendwann kommt jeder Trader einmal an einem Punkt, wo er glaubt, dass der
Markt die Schwächen des Handelssystems gnadenlos aufdeckt. In diesen Fällen
~ 30 ~
müssen Sie wissen, was zu tun ist. Sie benötigen dann Selbstvertrauen in sich
selbst, und in ihre Handelsinstrumente. Auch ein Tischler muss, bevor er eine
exzellente Arbeit abliefern kann, seine Werkzeuge und sein Material kennen. So ist
es auch beim Trader. Lernen Sie Ihre Marktmuster genau kennen, dann haben Sie
gute Voraussetzungen, um mit Selbstvertrauen und Entschlossenheit gelegentliche
Krisen zu meistern.

3.4 Wer gewinnt: System-Trader oder Bauch-Trader?

„Die Zukunft ist nur die Wiederholung der Vergangenheit. Es gibt nichts Neues unter
der Sonne.“ Dieser Satz stammt vom William D. Gann. (1878-1955) In der
Börsenhistorie wird dieser Mann immer seinen festen Platz einnehmen, denn er hat
mit seinen außergewöhnlichen Handelsansätzen ganze Trader-Generationen
beeinflusst. Der Kern seiner Aussage ist ziemlich einfach. Die Art und Weise wie sich
Kurse ändern, ist immer das Resultat des menschlichen Verhaltens. Käufer und
Verkäufer stehen sich gegenüber und bewegen den Markt. Trends entstehen durch
eine kollektive Wahrnehmung. Und so ist das menschliche Verhalten seit tausenden
von Jahren die einzige Konstante der Märkte.

Menschen verursachen Kursmuster

Das ist der Grund, warum der Handel mit Kursmustern seit jeher funktioniert. Baut
ein Trader ein Handelssystem darauf auf, dann besitzt er gute Voraussetzungen, um
Gewinne zu erzielen. Die wichtigste Aufgabe des Traders wäre dann, sich strikt an
sein Handelssystem zu halten. Positive oder negative Emotionen sollten
ausgeblendet werden.

Systematische oder diskretionäre Trader

Unter den Tradern gibt es zwei extreme Lager. Es gibt die systematischen Trader.
Sie haben ein Regelwerk aufgebaut, das mit präzisen Wenn-Dann-Verknüpfungen
funktioniert. Der System-Trader sieht ein computer-gesteuertes Handelssystem als
Ideallösung an.
Das entgegengesetzte Lager besteht aus Tradern, die ein paar Grundregeln
innerhalb ihres Tradings aufgebaut haben. Die Grundregeln bilden den roten Faden
~ 31 ~
des Handels. Letztlich wird allerdings jede Handelsentscheidung über das
Bauchgefühl bestimmt. Erfahrung ist der wichtigste Erfolgsfaktor. Diese Trader
beschreibt man als „diskretionär“.
Zwischen den beiden Trader-Typen sind noch Mischungen denkbar, wo sowohl
systematische als auch diskretionäre Entscheidungsanteile eine Rolle spielen.

Jeder glaubt an seine Überlegenheit

System-Trader argumentieren oft mit einer akademischen Überlegenheit, was


diskretionäre Trader oft missfällt. Systematische Trader können nämlich jede
Marktsituation im Nachhinein genau erklären, und jederzeit einen Gewinn- oder
Verlust-Trade ins Detail zerlegen. Sie wissen stets alles darüber, was gestern
passiert ist. Währenddessen verpassen sie oft großartige Chancen, weil ihr
mechanisches Handelssystem sie nicht erkennt.
Dagegen lieben diskretionäre Trader ihre Handelsfreiheit, und halten sich für
kreativer. Nicht wenige „leiden“ an Selbstüberschätzung. Sie sehen die Technische
Analyse nicht als ein Regelwerk an, sondern für eine Kunstform in der sie die Meister
sind.

Wer gewinnt?

Ob es nun besser ist systematisch oder diskretionär zu handeln, kann nicht pauschal
beantwortet werden. Zweifelslos gibt es eine große Anzahl von Verlierern in beiden
Stilrichtungen.
In diesem Zusammenhang hat die französische Regulierungsbehörde (AMF) eine
statistische Langzeitstudie durchgeführt. Sie hat in einer großangelegten
Datenauswertung von 2009 bis 2013 (5 Jahre) insgesamt 14799 CFD- und Forex-
Konten ausgewertet.
Das Ergebnis: 89% aller Konten wiesen Verluste auf! Im Durchschnitt verlor ein
Verlustkonto 10887 Euro. Gegenüber stehen 1569 Kundenkonten im Gewinnbereich.
Und die durchschnittliche Gewinnsumme betrug dabei nur circa 8900 Euro.
Das sind erschreckende Zahlen, die nicht besonders zum Trading ermutigen. Unter
den 11% Gewinnern gibt es sowohl System-Trader als auch diskretionäre Trader.

Die Mehrheit arbeitet diskretionär

Der größte Anteil der privaten Trader ist diskretionär in den Märkten aktiv. Ursache
dafür sind allerdings mangelnde Programmier- und Systemkenntnisse. Sie wissen
weder, wie man ein Handelssystem aufbaut, noch wie man es auswertet oder
~ 32 ~
verbessert. Gleichzeitig haben diese Trader nur wenig Disziplin und mentale Stärke.
Sie gehen unvorbereitet in den Markt, und überschätzen sich selbst. Man muss kein
Prophet sein, um Selbstüberschätzung als tödliche Charaktereigenschaft zu
identifizieren. Aus dieser Perspektive ist der hohe Verliereranteil keine
Überraschung.

System-Trader sind leicht im Vorteil

Die Chancen für einen System-Trader sind dagegen etwas höher. Normalerweise
werden vor einem realen Systemeinsatz die Handelsergebnisse der Vergangenheit
mit einen „Backtest“ überprüft. So entsteht mehr Zuversicht, dass die
Handelsergebnisse auch in die Zukunft wiederholt werden können.
Allerdings gibt der Backtest keine Zukunftsgarantie. Manchmal ist es sogar so, dass
für einen bestimmten Zeitraum starke Handelsergebnisse möglich waren, und dann
sprunghaft im realen Trading Verluste auftreten.
Erfahrene Trader wissen, dass sensationelle Handelsergebnisse immer nur zeitlich
begrenzt möglich sind. Märkte ändern ständig ihren Rhythmus. Deshalb müssen
auch System-Trader manchmal harte Zeiten durchstehen. Ein System-Trader kann
jedoch immer mit einer mathematischen Logik argumentieren. Wenn ein
Handelssystem zum Beispiel eine Trefferquote von 60% hat, dann muss der Trader
bei 50 Trades insgesamt 20 Fehl-Trades akzeptieren, um die 30 Gewinner zu
erreichen.

System-Trader sind manchmal neidisch

Börsenkurse bestehen nicht aus einfacher Mathematik. So kommt es vor, dass


System-Trader manchmal neidvoll zu den Diskretionären blicken. Der Grund ist
simpel: Es gibt diskretionäre Trader, die aus wenig Geld, viel Geld machen! Sie
brauchen dazu keine Chefs, Berater oder Programmierer. Diese Trader sind die
wahren Meister der Märkte. Es sind echte Könner, die ihr Kapital in kürzester Zeit
verdoppeln. Sie haben ihr Ego unter Kontrolle, und bleiben bescheiden. Unter 1000
diskretionären Tradern gibt es vielleicht zwei, die außergewöhnliche Fähigkeiten
besitzen. Fähigkeiten, von denen System-Trader nur träumen können. Das ist der
Stoff, aus denen Börsenträume bestehen.

~ 33 ~
4. Grundlagen der Volumen-Analyse

So ziemlich alle Trader benutzen mehr oder weniger die Technische Analyse. Der
weiterführende Gedanke ist allerdings: “Wenn alle Trader die gleichen Signale sehen
und benutzen, wie soll dann der einzelne einen Vorteil erzielen?”. Eines dürfte doch
wohl klar sein, ohne einen Wettbewerbsvorteil sind keine dauerhaften, nachhaltigen
Gewinne möglich. Den Wettbewerbsvorteil kann man auf unterschiedliche Art und
Weise erzielen. Man kann Insider-Informationen benutzen, was illegal ist, oder man
kann überdurchschnittliches Knowhow aufbauen, was einen in die Lage versetzt,
etwas besser zu können als die Masse. Die Volumen-Analyse stellt dazu eine
Möglichkeit dar, wie ein Wettbewerbsvorteil erzielt werden kann. Denn nur ein kleiner
Anteil der Trader bemisst dem Volumen eine Bedeutung zu.

Was die Volumen-Analyse genau ist, kann man mit folgender Definition beschreiben:

Die Volumen-Analyse ist die Untersuchung des Kursverhaltens unter dem Einfluss
des Handelsvolumens.

Das typische Chartbild mit Schlusskurs, Hoch, Tief und Eröffnung enthält 4
Variablen, die den Kursverlauf darstellen. Es zeigt jedoch nicht wie der Kursverlauf
entstanden ist. Waren viele Marktteilnehmer beteiligt und wie viel wurde gekauft,
bzw. verkauft?

Betrachtet man zum Kursverlauf das Volumen, dann vervollständigt sich das Bild.
Jeder, der sich den Chartverlauf von unbekannten Pennystocks angeschaut hat, der
weiß, wie zufällig manche Verläufe geschehen. Wenn der Kursverlauf mit zu wenig
Volumen geschieht, dann verliert jede Chartanalyse an Aussagekraft. Charts mit
wenig Volumen neigen zur Zufälligkeit.

Das Volumen bestätigt den Kurs

Erst durch die fünfte Variable, das Volumen, wird eine Bestätigung des Kursverlaufs
möglich. Für jede saubere Chartanalyse wird also immer Volumen benötigt. Als gutes
Beispiel kann man die Candlestick-Technik anführen. Die einfache Formation eines
Hammers in einer Abwärtsbewegung ist ein potentielles Umkehrsignal. Aber die
Bedeutung eines Hammers mit relativ hohem Volumen steigert die Wirkung des
Candle-Musters ungemein. Das ist dann ein „richtiger“ Hammer.

~ 34 ~
Angebot und Nachfrage ist das General-Gesetz

Das Wesen der Volumen-Analyse ist die Betonung des Volumens, um einen
Kursverlauf als stark oder schwach einzustufen. Der Preis wird bekanntlich über
Angebot und Nachfrage geregelt. Die Volumen-Analyse ist nichts anderes, als der
Versuch Angebot und Nachfrage zu prognostizieren. Die Qualität des Preises steht
im Zusammenhang mit der Quantität des Volumens.
Im Allgemeinen gibt die Volumen-Analyse Aufschluss über die Gesundheit eines
Trends. Der Fokus liegt in der richtigen Balance zwischen Preisbewegung und dem
aufgewendeten Volumen.

Das Volumenverhalten ändert sich vor dem Kursverhalten

Der entscheidende Vorteil beim Hinzuziehen des Volumens kommt auch in der
vorauseilenden Bedeutung des Volumens zum Tragen. Mit Hilfe des Volumens wird
eine zusätzliche Prognosefähigkeit gewonnen. Jede bedeutende Umkehr eines
Marktes ist über das Umsatzverhalten vorher erkennbar.

Große institutionelle Anleger, wie zum Beispiel Banken oder Fonds, haben ein
unüberwindliches Problem. Sie haben sehr viel Geld von Anlegern, und können es
nur sehr schwer in die Märkte einbringen oder wieder herausnehmen. Bei jedem
größeren Ein- und Ausstieg aus einem Markt beeinflussen sie die Kurse zu ihrem
Nachteil. Wenn ein Kleinanleger eine Kaufposition an die Börse gibt, dann kann er
dies mit einer „Market-Order“ tun. Er kauft zum Beispiel 100 Aktien des
Unternehmens X zum bestmöglichen Preis – ohne Limit oder sonstige Bedingungen.
Er muss sich keine weiteren Gedanken, um die Ausführung machen. Beim
institutionellen Anleger sieht die Sache anders aus.

Die Fußabdrücke der großen Marktteilnehmer

Jede Börse stellt einen Bid-Preis (Geldkurs) und einen Ask-Preis (Briefkurs) für ein
einzelnes Wertpapier auf. Der Bid-Preis ist der Kurs, den Sie bekommen, wenn Sie
ein Wertpapier verkaufen möchten. Der Ask-Preis ist folglich der Kurs, den Sie beim
Kauf eines Wertpapiers erhalten. Zwischen Bid und Ask besteht eine Differenz, im
Fachjargon „Spread“ genannt. Es ist praktisch die Handelsspanne, die ein
„Marketmaker“ verdient, wenn er Ihnen einen An- und Verkaufspreis stellt. Zu jedem
Bid- und Ask-Preis gibt es auch ein Volumen, nämlich das Bid- und Ask-Volumen.
Das ist die Stückzahl der Wertpapiere, die zum aktuellen Bid und Ask angeboten
wird. Nehmen wir an, Sie wollen 100 Aktien kaufen. Der Ask-Preis ist 30€ und das
Ask-Volumen ist 1000 Stück, dann werden Sie mit einer Market-Order 100 Aktien
~ 35 ~
auch zu einem Preis von 30€ erhalten. Wenn nun ein institutioneller Anleger die
gleiche Aktie kaufen möchte, dann kauft er nicht 100 Stück sondern eher 10000
Stück. Das Problem des Großanlegers ist nun, dass er theoretisch 1000 Stück zu
einem Preis von 30€ mit einer Market-Order bekommt, die anderen 9000 Stück, aber
zu einem teuren Preis nehmen muss. Der Großanleger würde mit einer einzigen
Market-Order, also eine Order mit sofortiger Ausführung ohne Limit, den Markt
ungünstig nach oben treiben. Die Nachfrage übersteigt dann das Angebot, und
verändert sofort die Ask- und Bid-Preisstellung nach oben. Die Konsequenz aus
diesem Problem ist, dass der Institutionelle versucht, sein Kauf- oder
Verkaufsinteresse zu verstecken.

Für eine Long-Position möchte er einen möglichst tiefen Einkaufspreis für seine
Wertpapiere erzielen. Damit er das erreicht, kann er nicht mit einer Order alles
kaufen, sondern er muss geduldig agieren und die Wertpapiere brockenweise
einsammeln. Eine gute Hilfestellung bietet hierzu die Technische Analyse. Die
Technische Analyse wird aber auf andere Art benutzt, wie man es oberflächlich
annehmen würde. Weil sich über die Technische Analyse die Verhaltensweisen
anderer Marktteilnehmer erahnen lassen, handelt der Institutionelle entgegengesetzt.
Wenn zum Beispiel die begehrte Aktie auf eine schwache Unterstützungslinie fällt,
und normalerweise aufgrund des starken Momentums ein Durchbruch erfolgen sollte,
dann sieht der institutionelle Käufer seine Chance. Er weiß, dass erhöhtes Volumen
beim Durchbruch der Unterstützungslinie in den Markt kommt. Das ist dann der
ideale Zeitpunkt seinen Kaufwunsch umzusetzen. Er kauft unterhalb der
Unterstützungslinie in kürzester Zeit im großen Maßstab ein. Das große
Einkaufsvolumen drückt dann häufig die Kurse wieder über die Unterstützungslinie
und der Fehlausbruch ist geglückt. Das sehen natürlich auch die Trader, die beim
Durchbruch eine Short-Position eingegangen sind. Den Fehler korrigieren sie, mit
dem Schließen ihrer Positionen, in dem sie Long gehen. Genau das hat der
institutionelle Anleger erhofft, und die Preise werden noch ein Stückchen weiter in die
Höhe getrieben.

Fortlaufende Manipulation ist Normalität

Die Manipulation des Marktes durch institutionelle Anleger kann sogar noch weiter
gehen, wenn sie sehr große Geldmengen in den Markt unterbringen möchten. Ein
Institutioneller könnte dann, zum Beispiel sowohl Kauf- als auch Verkaufspositionen
in den Markt stellen, obwohl er eigentlich nur kaufen möchte. Immer dann, wenn der
Markt an eine kritische Stelle angekommen ist, auch das erkennt er wieder über die
Technische Analyse, bewegt er den Markt mit kleinen energischen Verkäufen in die
falsche Richtung, so dass andere Trader fehlgeleitet werden. Mit umso größeren
Kauforders treibt er den Markt anschließend wieder in die Höhe, und hat einen
~ 36 ~
günstigen Einstiegskurs gefunden. Das Ergebnis ist ein kleiner Verlust beim Verkauf
und ein großer Gewinn beim Kauf. Diese Art von Marktbeeinflussung ist häufig die
Ursache für das gelegentliche Versagen der Technischen Analyse.

Es stellt sich deshalb die Frage, wie man das täuschende Verhalten der Big Player
entlarven kann. Was der institutionelle Anleger nicht verdecken kann, ist das
Handelsvolumen. Was er auch macht, wenn er Wertpapiere einsammelt, es bleibt im
Endergebnis ein höheres Kaufvolumen. Und wenn er Wertpapiere abstößt, resultiert
das in ein höheres Verkaufsvolumen. Mit der richtigen Auswahl von
Volumenindikatoren deckt man den versteckten Willen der Institutionellen auf.

Ein großer schwerer Mann macht im Schnee tiefere Fußstapfen als ein leichter. Der
schwere Mann kann zwar durch geschickte Gewichtsverlagerung einen leichten
Fußabdruck vortäuschen, aber in der Mehrzahl zeigt sich sein wahres Gewicht. So ist
das auch an der Börse. Erst durch die Analyse des Handelsvolumens kann sich ein
wahrer Blick auf Angebot und Nachfrage ergeben.

~ 37 ~
4.1. Zyklusmodell von Hank Pruden

Die weitläufige akademische Wissenschaft ist sich einig: Es gibt keine Möglichkeit
zukünftige Börsenkurse vorherzusagen, und die Börsenkurse folgen dem Zufall.
Diese Erkenntnis stammt aus der Mathematik des Zufalls und der Statistik. Was die
meisten Wissenschaftler weglassen ist die Tatsache, dass die Mathematik des
Zufalls nicht bei Börsenkursen dauerhaft funktioniert. Die meisten Änderungen der
Börsenkurse (68%) liegen in der Standardabweichung kleiner als 1. In der 2-fachen
Standardabweichung sind dann schon 95% aller Börsenkurse enthalten. Danach
wird es schon sehr extrem, denn die 3-fache Standardabweichung enthält schon
98% der Kurse. Nun, wenn man die statistischen Berechnungen weiterführt, dann
kann es auf keinen Fall einen Börsen-Crash geben. Anhand der
Standardabweichung liegt die Wahrscheinlichkeit eines Crashs bei 1 zu 10
Milliarden. An den wenigen Aussagen merkt man die Widersprüchlichkeit der Börse,
denn wie jeder weiß, gab es in der kurzen Börsenhistorie schon mehrere Crashs.
Jetzt wird klar, dass die Wissenschaft die Börse immer nur annäherungsweise
erklären kann. Deshalb ist Börse nie langweilig, sondern ein Sammelsurium von
Chancen für Börsengewinne.

Die Masse der Börsenteilnehmer verliert Geld, während eine Minderheit umso mehr
Geld verdient. Die Gemeinsamkeit aller erfolgreichen Trader ist die Fähigkeit, mit
ihren Tools und Knowhow eine Prognose zu erstellen, und daraus Gewinne zu
erzielen. Die Volumen-Analyse ist ein Instrument, um einen Blick in die Zukunft zu
wagen. Warum das möglich ist, kann man an einem Kursmodell erklären.

~ 38 ~
Bild 16: Zyklusmodell von Hank Pruden

Die idealisierte S-förmige Kurve (rot) zeigt den vollständigen Kursverlauf einer
Aufwärtsbewegung. Darunter wurde das Volumen (schwarz) als Glockenkurve unter
den Preisverlauf gelegt. In einem Chartprogramm würde das dem Kursverlauf
entsprechen und dem darunter aufgeführten Volumenhistogramm.

Die Grafik zeigt die unterschiedliche Gipfelbildung des Kurses und des Volumens.
Der Hochpunkt des Volumens kommt vor dem Hochpunkt des Kurses. Genau daraus
entsteht der Vorlauf des Volumens zum Preis. Wenn das Volumen in einem
Aufwärtstrend steigt, und die Kurse das steigende Volumen ebenfalls in höhere
Kurse umsetzen können, dann ist dies ein gesunder Aufwärtstrend. Das ist in der
Grafik bei den Zeitbereichen „Innovators“ und „frühe Reife“ der Fall. Danach erreicht
das Volumen seinen Gipfel. Das weitere Steigen der Kurse verlangsamt sich
erheblich, bei abnehmenden Volumen. Es folgen die Zeitbereiche „späte Reife“ und
die „Chancenlosen“. In diesen beiden Zeitabschnitten entsteht die als „Divergenz“
bekannte Situation. Der Analyst stellt eine Divergenz in einem Chart fest, wenn der
Kursverlauf im Vergleich zu einem Indikator einen unterschiedlichen Verlauf zeigt.
Divergenzen entstehen sowohl bei den Momentumindikatoren (zum Beispiel RSI,
ROC, CCI, TRIX) als auch bei den Volumenindikatoren (zum Beispiel OBV, MFI). Bei
Volumenindikatoren werden die Unterschiede zudem noch deutlicher, da das
Volumen im stärkeren Maß als das Kursmomentum abnimmt.

~ 39 ~
Am unteren Rand des Modells erklären sich auch die Emotionen der Marktteilnehmer
(waagerechte Pfeile). Die höchste Angst entsteht am Beginn des Zyklus. Die Angst
nimmt mit steigenden Kursen ab und endet mit der Gipfelbildung des Volumens. Die
Kurse sind nun soweit gestiegen, dass die restlichen Marktteilnehmer gierig werden
und ebenfalls in den Markt einsteigen. Es beginnt der Bereich „späte Reife“. Die
Kurse steigen nun nur noch wenig, aber die Gier nimmt weiter zu. Anschließend
steigen die „Chancenlosen“ in den Markt ein, die letztlich nur „Futter“ für die Profis
sind.

4.2. Die Grundprinzipien der Volumen-Analyse

Es gibt einige Grundprinzipien der Volumen-Analyse, die zu beachten sind.

1. Ein gesunder bullisher Trend zeigt besondere Merkmale. Er hat ein ansteigendes
Volumen, kombiniert mit einem Ansteigen des Kurses. Dazwischen gibt es
Rücksetzer, die mit vermindertem Volumen einhergehen. Genauso rhythmisch
verhält sich der Markt, wenn der Trend gesund ist.
Die Aussagen gelten natürlich auch für bearishe Märkte, nur dass die
Abwärtsbewegung das erhöhte Volumen mitführt.

2. Eine plötzliche Volumenspitze deutet auf eine hohe emotionale Beteiligung der
Marktteilnehmer hin. Die Volumenspitzen tragen das Umkehrpotential einer
Bewegung in sich.

3. Ein müder Preisfortschritt ohne Volumen indiziert einen Interessemangel der


Marktteilnehmer. In einem solchen Fall kann es schnelle Umkehrbewegungen geben.
Der Markt ist nur schwer prognostizierbar - er benötigt neue Impulse, um neue
Marktteilnehmer anzulocken.

Die drei Formen der Volumenaktivität sind möglich:

 Steigendes Volumen unter einen ansteigenden Preis mit zwischenzeitlichen


Rücksetzern. Die Rücksetzer haben vermindertes Volumen. Dies ist ein
gesunder Aufwärtstrend. (vice versa für den Abwärtstrend)

~ 40 ~
 Steigendes Volumen unter einem gleichbleibenden Preis. Der Markt hat ein
distributives Verhalten. Eine mögliche Umkehr wird vorbereitet.
 Ein schwaches Volumen und ein müder Kursfortschritt. Ein geringes Angebot
trifft auf eine geringe Nachfrage. Der Markt ist gekennzeichnet durch
technische Fehlsignale und schnelle unbedeutende Umkehrmuster.

Das oberste Grundprinzip an jeder Börse ist, dass sich die Kurse entsprechend
Angebot und Nachfrage bewegen. Bezogen auf das Volumen heißt das: Die
Nachfrage steigt, in dem mehr Volumen in die Aufwärtsbewegung kommt. Und das
Angebot steigt, wenn mehr Volumen in die Abwärtsbewegung kommt.

Deshalb gilt die Grundregel:


„Der Preis kann nicht weit laufen, ohne dass das Volumen die Richtung bestätigt.“

Für das Trading bleibt die Aussage von besonderer Bedeutung, da die
Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht wird, wenn man ausschließlich in Richtung des
Volumen-Trends handelt.

Innerhalb eines Trends gelingt das Brechen von Widerständen bzw. Unterstützungen
in Trendrichtung besonders leicht. Das ist ein Merkmal jedes Trendmarktes. Deshalb
sollte vor jeder Prognose eine Trendbestimmung vorgenommen werden. Es geht
hierbei um nichts anderes als die Erhöhung von Wahrscheinlichkeiten innerhalb von
Handelssystemen.

Für die Bestimmung des Volumentrends eignen sich die Standard-Indikatoren sehr
gut, da sie einen schnellen Überblick bieten. Zu nennen wäre zum Beispiel der OBV
im Verhältnis zu einem gleitenden Durchschnitt oder der Volume-Price-Trend-
Indikator.

Wie gut ein Trend ausgeprägt ist, kann anhand von zwei Merkmalen untersucht
werden. Zum einen sollte, im Beispiel eines Aufwärtstrends, die Aufwärtswelle
Volumen mitführen und zum anderen die Abwärtswelle Volumen vermindern. Das
kann man in aufwendiger Handarbeit am Chart selbst nachprüfen oder auch
Indikatoren benutzen.

Die Aktienmärkte verhalten sich unter der Berücksichtigung des Volumens


folgendermaßen:

~ 41 ~
In der Aufwärts- oder Abwärtsbewegung führt extremes Volumen zur Umkehr der
Marktrichtung. Überdurchschnittliches, aber nicht extremes Volumen, führt zur
Fortsetzung der Bewegung. Eine Besonderheit gibt es bei schwachem Volumen
während des Trends. In Richtung des Trends wird schwaches Volumen oft von den
Marktteilnehmern geduldet, und kann den Trend weiter fortsetzen. In
Seitwärtsmärkten wird schwaches Volumen nicht akzeptiert und führt die
Marktteilnehmer zu einer Gegenposition auf.

~ 42 ~
5. Volumen-Charts

5.1. Equivolume-Chart

Der Equivolume-Chart ist eine Erfindung des alten Trading-Veteran Richard W.


Arms. Bekannt geworden ist Richard W. Arms allerdings durch den Arms-Index, auch
TRIN (Trading-Index) genannt. Der Equivolume-Chart ist keine neue Erfindung. Der
Chart-Typ ist schon viele Jahre alt und eigentlich nur in Vergessenheit geraten. Arms
hatte bei der Namensfindung eine Gleichstellung von Kurs und Volumen im Sinn
(equation = Gleichung). In der praktischen Umsetzung verglich er die Kursbewegung
mit dem Volumen.

Die Technische Analyse wird von drei angewandten Chart-Typen beherrscht: der
Linien-Chart, der Balken-Chart und der Kerzen-Chart. Alle anderen Charts sind
Randerscheinungen. Jede Chart-Art gibt bestimmte Informationen über den Zustand
des Marktes wieder. Unterhalb des Preisverlaufes wird dann häufig das
dazugehörige Handelsvolumen eingeblendet. Hieraus entsteht ein optischer Nachteil,
da keine direkte Verknüpfung besteht. Das Handelsvolumen ist ein elementarer
Bestandteil der Technischen Analyse. Trader, die auf das Handelsvolumen
verzichten, verschenken bei der Prognose Genauigkeit. Ist das Handelsvolumen
unterhalb des Preisverlaufes eingeblendet, so kann man nur mit Mühe die Übersicht
bewahren.
Das Handelsvolumen ist der Motor des Preisverlaufs. Wenn man ein Auto kauft,
schaut man für gewöhnlich unter die Motorhaube. Es ist ein Unterschied, wenn ein
Auto von 0 auf 100 beschleunigt, ob dies mit 50 oder 200 PS geschieht. Lässt man
bei der Chart-Analyse das Handelsvolumen außer Acht, so ist das wie ein Autokauf,
ohne die Leistung des Motors zu kennen.
Beim Equivolume-Chart nimmt das Volumen die zentrale Rolle ein. Der Chart ergibt
sich aus dem Hoch und dem Tief des Kurses und dem Handelsvolumen. Im
Gegensatz zu einer täglichen Kurskerze wird jeder Tag als Box aufgebaut. Die Höhe
der Box ergibt sich aus dem Hoch- und dem Tiefkurs des Tages. Die Breite der Box
ist das Volumen. Eine weiße Box ist grundsätzlich bullish, da der tatsächliche
Schlusskurs über dem Eröffnungskurs steht. Im umgedrehten Fall entsteht eine
bearishe schwarze Box.
Einen Equivolume-Chart kann man grundsätzlich für alle Zeitrahmen verwenden. Die
besten Ergebnisse erzielt man, wenn man sich auf Tages- oder Wochen-Charts
konzentriert.

~ 43 ~
Bild 17: Bar-Chart

~ 44 ~
Bild 18: Equivolume-Chart

Bild 17 und 18 zeigen zum Vergleich einen konventionellen Balken-Chart und einen
Equivolume-Chart innerhalb des gleichen Zeitraumes. Die unterschiedliche Breite der
Boxen verzerrt die Zeitskala. Hierdurch werden aber volumenstarke Wellen umso
klarer.

Im Vergleich zum Balken- oder Kerzenchart lässt der Equivolume-Chart sogar


Informationen weg. Es gibt keinen Eröffnungs- und keinen Schlusskurs. Nur die
Farbe gibt dazu einen Hinweis. Die Einzelanalyse der Boxen ist aber auch nicht das
primäre Ziel der Darstellungsform. Vielmehr ist es die Analyse von Wellen und
ganzen Swings. Der Equivolume-Chart hat in dieser Hinsicht sogar deutliche
optische Vorteile gegenüber allen anderen Chart-Formen. Natürlich kann man über
die meisten anderen Chart-Formen auch Wellen analysieren, aber ein Zuviel an
Informationen ist nicht immer hilfreich.

~ 45 ~
5.1.1. Wellen im Equivolume-Chart

Über die Formen der einzelnen Boxen im Equivolume-Chart lassen sich bestimmte
zukünftige Verhaltensweisen vorwegnehmen. Die Aneinanderreihung der Boxen mit
den verschiedenen Höhen und Breiten ist dazu der Schlüssel. Natürlich geht es beim
Equivolume-Chart auch nur um erhöhte Wahrscheinlichkeiten, denn letztlich gibt es
in der Technischen Analyse keine 100% Voraussagungen.
Richard W. Arms analysiert beim Equivolume-Chart auch einzelne Boxen und
versucht sich ein Gesamtbild, über die Marktkräfte zu erarbeiten. Das kann man
natürlich machen. Ungeübte Trader kommen aber bei der Boxen-Einzelanalyse leicht
in den Bereich der „Kaffeesatzleserei“. Wahrscheinlich gibt es für die detaillierte
Tagesanalyse bessere Instrumente.

Bild 19: Einzelne Boxenformationen

Bild 19 zeigt an einem Beispiel, wie man die Formationen der Boxen deuten kann.
Die prägnanten Formationen der Boxen wurden im Chart mit Ellipsen umrandet und
mit Buchstaben nummeriert.

~ 46 ~
Muster A:
Idealtypische Konsolidierungswelle mit kleiner werdenden Boxen. Dies ist ein
bullishes Fortsetzungsmuster.

Muster B:
Nach dem Welle A beendet wurde, wagt sich der TecDAX in höhere Bereiche. Die
Boxen vergrößern sich und türmen sich zu neuen Höhen auf. Über dem Hoch von
Beispiel A sind die Boxen deutlicher breiter. Das Volumen ist also erhöht und
bestätigt hohe Nachfrage.

Muster C:
Welle C zeigt schmale, lange Boxen, die ebenfalls nur eine Konsolidierung darstellt.
Obwohl die Größe der Boxen die Volatilität und damit die Unsicherheit der
Marktteilnehmer wieder spiegelt, fehlt die Marktbreite und damit das
Handelsvolumen, so dass dieser Test der tieferen Kurse im Sande verläuft.

Muster D:
Mit einer starken Box wird ein neues Hoch erreicht. Dies ist grundsätzlich bullish zu
bewerten. Unerwartet fallen jedoch die Kurse wieder zurück – und das mit
durchschnittlichen Volumen. Zuerkennen ist dies an den zwei schwarze Boxen. Die
nächsten beiden kleinen Boxen beweisen den mangelnden Verkaufswillen in diesem
tiefen Kursniveau. Auch diesmal entpuppt sich die abwärts gerichtete Welle als
bullishes Fortsetzungsmuster.

Muster E:
Nach der Konsolidierungswelle D erscheint ein neues Hoch. Das Hoch zeigt nur
schmale Boxen. Hieraus lässt sich mangelndes Kaufinteresse ableiten. Anschließend
gibt es in Konsequenz darauf auch einen kleinen Abverkauf. Das letzte Hoch wird
von den Marktteilnehmern als Bullenfalle gedeutet, und zeigt starke abwärts
gerichtete schwarze Boxen. Die breiten, schwarzen Boxen sind eine ideale
Vorbereitung für einen kompletten Marktabverkauf.

Muster F:
Nach der Welle im Muster E stellten sich Marktteilnehmer gedanklich auf tiefere
Kurse ein. Jeder rechnete mit fallen Kursen, so dass nur wenige Marktteilnehmer
Kaufbereitschaft offenbarten. Die aufwärts gerichteten weißen Boxen sind schmal
und in der Mehrzahl ihres Auftretens eigentlich als Konsolidierung für weiter fallende
Kurse zu verstehen. Umso beachtenswerter ist dabei, dass die weißen Boxen mit
neuen Kurshöhen immer breiter werden. Je höher die Kurse klettern, desto mehr
Käufer kommen wieder in den Markt. Die Meinung im Markt wird wieder bullish.

Muster G:
~ 47 ~
Das Beispiel zeigt im Hoch eine breite weiße Box. Dieser Box kommt eine
Schlüsselfunktion zu. Sie erschöpft die Bullen. Die dramatische Breite der Box
überstrahlt die umliegenden Boxen. Und überbreite Boxen enthalten immer ein
exzessives Volumen, so dass in diesem Fall eine Erschöpfung der
Aufwärtsbewegung das Resultat war. Fallende Kurse sind zu erwarten.

5.1.2. Umkehrzonen im Equivolume-Chart

Die idealtypischen Umkehrpunkte werden von Boxen erzeugt, die


überdurchschnittlich breit sind und die Höhe der Box nicht im gesunden Verhältnis
erscheinen lässt. Auch quadratische Boxen sind häufig bei Umkehrpunkten
vorzufinden.

Bild 20 zeigt Boxen mit typischen Umkehrformaten.

~ 48 ~
Ein Umkehrpunkt kann auch von einer einzelnen Box indiziert sein. Das steigende
Volumen kombiniert mit dem Widerwillen zur Fortführung des weiteren Kursverlaufs
wäre das typische Merkmal. In der Regel sind einzelne Boxen jedoch nur ein
Warnsignal und nicht das alleinige Kursmuster für eine Umkehr. Meist sind es zwei
oder drei Boxen, die eine Umkehrzone markieren. Erst dann folgt eine
Kursbewegung in die Gegenrichtung.
Auch die bekannten Doppeltops und Doppelböden können im Equivolume-Chart
besser erkannt werden.

Bild 21: Umkehr im Doppel-Top und Doppel-Boden

In Bild 21 sind die unterschiedlichen Breiten der Boxen ein Erkennungsmerkmal für
die M- bzw. W-Kursformation. Besonders anschaulich ist die M-Formation in Bild 21.
Die zweite Welle, die in ein neues Kurshoch endet, enthält bedeutend schmalere
Boxen. Das ist ein klares Zeichen für mangelnde Nachfrage. Insbesondere beim
neuen Hoch wäre eine starke breite Box nötig gewesen, um einen Ausbruch nach
oben zu rechtfertigen. Es zeigten sich aber nur schmale Boxen, die in steigender
Höhe noch schmaler werden. Die W-Formation in Bild 21 ist keine echte doppelte
Bodenbildung. Hierzu wäre ein tieferer zweiter Test des Bodens notwendig gewesen.
Es bleiben aber die auffälligen schmalen Boxen, die bei ca. 60% Retracement ein
Ende finden. Anschließend treiben wuchtige Power-Boxen die Kurse weit nach oben.

~ 49 ~
Power-Boxen sind hohe Boxen mit kräftigem Volumen. Sie sind praktisch ein
Fortsetzungsmuster für die nachfolgenden Kurse.

~ 50 ~
5.1.3. Ausbrüche mit dem Equivolume-Chart

Ausbrüche mit erhöhten Volumen sind grundsätzlich Erfolg versprechend. Ein neues
Hoch oder ein neues Tief mit einer breiteren Box lässt also die Wahrscheinlichkeiten
steigen, dass der Ausbruch auch gelingt. Ein Ausbruch aus einer Handelsspanne ist
ein oft genutztes Handelssignal bei Systemtradern. Gern wird in Lehrbüchern die
Einfachheit des Handelsansatzes betont. Was dabei nicht gesagt wird, dass
statistisch gesehen die Mehrzahl aller Ausbrüche zu Fehlausbrüchen werden. Wenn
man ein Handelssystem verfolgt, dass nur zu 50% die Ausbrüche korrekt anzeigt,
dann wäre dort schon ein Vorteil enthalten, der in Gewinn umwandelbar wäre. Das
lässt sich mit dem durchschnittlich höheren Gewinn erklären im Vergleich zum
durchschnittlichen Verlust bei Ausbruch-Handelssystemen.
Insbesondere Ausbrüche im Intraday-Handel unterliegen bestimmten Marktphasen.
Es gibt Phasen, wo Ausbrüche so leicht gelingen, dass locker eine Quote von >60%
zutrifft. Aber genauso gibt es auch das andere Extrem, bei dem jeder
Ausbruchsversuch in sich zusammenfällt und die persönliche Verzweiflung sich über
Tage oder sogar Wochen breit machen kann. Erfahrene diskretionäre Trader
erkennen das Marktverhalten schneller als Anfänger und ändern ihre Strategie
einfach. Besonders bitter können Ausbruchsysteme für stringente Systemtrader
werden, wenn das Handelssystem immer wieder ein Einstiegssignal produziert und
der sechste und siebente Verlust in Folge hingenommen werden muss. Der Trader
ist dann in der schwierigen Klemme, wo sein gefühlter Schmerz sagt, lass es sein,
und seine fanatische Disziplin ihn immer wieder zum Handeln zwingt. Letztlich sind
es immer wieder die gleichen Probleme mit denen jeder Trader irgendwann
konfrontiert wird, und er seine eigene persönliche Lösung finden muss.

~ 51 ~
Bild 22 Breaks im Equivolume-Chart

Das obere Bild zeigt eine ganze Reihe von Ausbrüchen. Manche gelingen wie
selbstverständlich und andere zeigen einen Kampf zwischen Bullen und Bären.

Ausbruch (a)
Dieser Ausbruch ist ein Ausbruch nach Lehrbuchmuster. Die Box hat eine größere
Breite als die Boxen beim letzten Hoch zuvor. Die nächsten Power-Boxen bestätigen
mit ihrer Wucht die Bewegung nach oben.

Ausbruch (b)
Im Beispiel (b) gelingt ein neues Hoch mit einer kleinen schmalen Box. Schnell bricht
die Bewegung zusammen und benötigt eine Verschnaufpause. Weit kommt die
Rückholbewegung aber auch nicht und schon nach vier Tagen versucht es der
TecDAX noch einmal. Diesmal bringt eine weiße breite Box den gewünschten Erfolg.

Ausbruch (c)
Je höher die Kurse steigen, desto schmaler werden die Boxen. Das ist schon mal
suspekt. Dem Markt fehlt die Entschlossenheit und somit die notwendige Nachfrage.
Nach dem Hoch bei (c) folgt sogar ein Abverkaufsversuch. Die Abwärtsbewegung
enthält panische schwarze Boxen. Die Angst bleibt aber nicht lange im Markt.

~ 52 ~
Ausbruch (d)
Hier sieht man ein Paradebeispiel, dass die Börse ein Spiel mit der Statistik ist. Die
meisten Ausbrüche mit diesem schwachen Volumen enden in einem Fehlausbruch -
aber eben nicht immer. Der Markt testete sich zuvor mit großen Schritten und wenig
Volumen in neue Höhen vor. Die großen schmalen Boxen zeigen einen Markt mit
wenigen aber entschlossenen Käufern und ein Wegbleiben von Verkäufern.
Selbst wenn theoretisch von 100 Ausbruchsversuchen dieser Art, 99 in einem
Fehlausbruch enden, dann gelingt immer noch einer. Genauso ist es hier. Der Markt
macht einen unerwarteten Durchmarsch. So geschieht es auch, dass mit der neuen
Kurshöhe auch weiteres Volumen in den Markt schießt und neue Käufer anlockt. Die
Boxen werden über dem Ausbruchsniveau mit zunehmender Kurshöhe breiter.

5.1.4. Gaps innerhalb von Equivolume-Charts

Innerhalb der Equivolume-Charts kann man die gesamte Palette der Technischen
Analyse anwenden. Sowohl Widerstands- und Unterstützungslinien, Trendkanäle als
auch Flaggen/Wimpel sind möglich. Es würde aber keinen Sinn machen, diese
Techniken im Equivolume-Chart zu beschreiben, wenn nicht auch ein Vorteil
gegenüber anderen Chartarten bestehen würde. Dies ist leider nicht der Fall. Eine
Besonderheit nimmt aber die Gap-Analyse ein. Gaps sind Kurslücken zwischen zwei
Handelstagen, wo keine Überschneidung zwischen dem Hoch des ersten Tages und
dem Tiefkurs des zweiten Tages vorkommt. Gaps sind für gewöhnlich starke
Indikationen für den weiteren Kursverlauf.

Die Technische Analyse unterscheidet für gewöhnlich vier verschiedene Gaps. Mit
Hilfe des Equivolume-Charts ist eine leichtere Klassifizierung möglich, da die
unterschiedliche Breite der Boxen eine Zuordnung erleichtert:

Tradingrange-Gap (G1)

Das Tradingrange-Gap entsteht, wie der Name schon ausdrückt in einer


Handelsspanne zwischen einem Widerstands- und einem Unterstützungsbereich. Die
Kurse pendeln hin und her. Dabei kann ein Gap entstehen, das völlig bedeutungslos
für den weiteren Kursverlauf ist. Die Widerstands- und Unterstützungslinien werden
nicht berührt. Meist haben die Boxen die gleiche Höhe und Breite.
~ 53 ~
Breakaway-Gap (G2)

Dies ist eine dramatische Kurslücke für den weiteren Verlauf. Der Kurs springt aus
einer Seitwärtsphase und überspringt auch die Widerstandslinie. Idealerweise ist die
Box zuvor eher von schmaler Form und die nachfolgende überdurchschnittlich breit,
nämlich eine Power-Box. Die Kurse sollten sich anschließend in Richtung des Gaps
fortsetzen.

Runaway-Gap (G3)

Ein Runaway-Gap entsteht bei einer schnelle Kursbewegung und ist grundsätzlich
ein Fortsetzungsmuster für den weiteren Kursverlauf. Der Markt ist bei diesem Gap
emotional aufgeladen und die Boxen sind groß und breit.

Exaustion-Gap (G4)

Die Kurse erschöpfen sich mit dem Gap. Die Bewegung trifft nach dem Kurssprung
auf einen starken Widerstand. Das Exaustion-Gap ist geprägt von der Form der
zweiten Box. Diese ist unverhältnismäßig breit und weist eine geringe Höhe auf.

Bild 23 zeigt die idealtypischen Formen der Gaps im Equivolume-Chart

~ 54 ~
Kurse werden von Börsianern nach oben oder nach unten getrieben. Es ist aber
unmöglich alle Informationen stets zur richtigen Zeit zu verarbeiten, und dann
korrekte Entscheidungen zu treffen. Der Equivolume-Chart hilft Informationen zu
filtern und einen Überblick zu behalten. Als Trader muss man immer Entscheidungen
unter Unsicherheit treffen. So läuft das Spiel - mal gewinnt man und mal verliert man.
Der weltberühmte Fond-Verwalter George Soros sagte einmal, dass sein
Handelsansatz funktioniert, nicht weil er immer richtige Entscheidungen trifft, sondern
weil sein Ansatz die Korrektur einer falschen Prognose zulässt. Auf diese Art sollte
man auch mit dem Equivolume-Chart umgehen.

Nicht jede Chart-Software bietet die Darstellung von Equivolume-Charts. Man kann
aber zum Beispiel über die Interseite tradesignalonline.com kostenlose Equivolume-
Charts abrufen. Die konsequente Weiterentwicklung des Equivolume-Charts ist der
Candlevolume-Chart. Der Candlevolume-Chart ist der „Königs-Chart“. Er bietet eine
Unmenge an Detailinformationen und ist die perfekte optische Umsetzung aus Kurs-
und Volumendarstellung. Wie die Bezeichnung bereits andeutet, werden hier die
traditionellen japanischen Candles in unterschiedlichen Breiten dargestellt - nämlich
in Abhängigkeit vom Volumen. Die Daseinsberechtigung des Equivolume-Charts
entfällt jedoch nicht, da die Wellenanalyse besser zur Geltung kommt. Es ist genau
das was er kann, und hier ist er praktisch konkurrenzlos in seiner Einfachheit.

~ 55 ~
5.2. Candlevolume - Die optimale Chartform für Kurs
und Volumen

Die Integration des Volumens in den Candlechart macht Kursmuster aussagefähiger


und bietet ein Maximum an Informationen für die Analyse. Es ist die bestmögliche
optische Aufbereitung von Kurs- und Volumendarstellungen.

Was ist ein Candlevolume-Chart?

Die traditionellen Candlecharts haben eine ausgeprägte Vielfalt an


Analysemöglichkeiten. Sämtliche Regeln bleiben natürlich auch bei der Anwendung
von Candlevolume-Charts gültig. Während üblicherweise ein Candlechart das
Volumen als Histogramm unterhalb der Candlesticks aufführt, so wird nun, in
Anlehnung an den Equivolume-Chart von Richard W. Arms, das Volumen über die
Breite der Candles optisch angezeigt. Ziel ist es, die relative Höhe des Volumens
sofort optisch zu erkennen.
Über die Breite der Candle ist der exakte Volumenwert nicht ablesbar, jedoch ist dies
auch nicht das direkte Ziel. Vielmehr geht es um geometrische Figuren und die
Formänderung einzelner Candles. Die menschliche Fähigkeit Bilder schneller
wahrzunehmen als Zahlen oder Buchstaben kommt als Vorteil voll zur Geltung.

~ 56 ~
Bild: 24 Candle-Chart

Bild 25- Candlevolume-Chart

Bild 24 und 25 zeigt die optische Veränderung des Candlestick-Charts gegenüber


Candlevolume-Chart. Es ist in jedem Bild die gleiche Zeitspanne ausgewählt.

~ 57 ~
Wellen im Candlevolume-Chart

Stellt man einmal bewusst einzelne Candles zur Seite, und konzentriert sich auf das
Gesamtbild des Candlevolume-Charts, dann ergibt sich ein Wellenbild, dass die
Prognose von nachfolgenden Einzelwellen zulässt.
Interessant sind volumenstarke Wellen, da sie meistens eine neue Welle in die
gleiche Richtung erzeugen. Das dazu passende Wellenbild ist geprägt durch eine
Initialwelle mit breiten Candles, gefolgt durch eine schmale Konsolidierungswelle.

Die eingezeichneten Linien in Bild 24 und 25 zeigen die Länge der Kurswellen. Im
einfachen Candlechart wären die Wellen nur aneinander gereiht. Im Candlevolume-
Chart sieht man deutlich, wie die Candles stetig dünner werden, je höher der Kurs
klettert. Am Gipfel kommt panisches Verkaufsverhalten (dicke schwarze Candles) in
den Markt.

Mit Candlevolume-Charts ist die Analysemöglichkeit der Wellenbildung eines der


großen Vorteile gegenüber den konventionellen Candlestick-Charts.
Üblich ist ein Volumenhistogramm unterhalb des konventionellen Candlecharts. Aber
nur mit erheblichem Analyseaufwand hätte man die Unterschiede in den
Abwärtswellen erkannt. Im Candlevolume-Chart sind sie sofort sichtbar.

5.2.1. Candlevolume beim Ausbruch und Umkehr.

Im Candlevolume-Chart gibt es gewisse Hinweise über die Chancen eines


Ausbruchs. Die Chancen steigen zum Beispiel, wenn bei einem bullishen Ausbruch,
die Candlestick an der Widerstandslinie breiter ist, als die Candlestick, die zuvor das
Hoch bildete.
Der Volumendifferenz gibt den wichtigen Hinweis auf den Willen der Marktteilnehmer.
Bei jedem neuen bullishen Ausbruchshoch gibt es Marktteilnehmer, die verkaufen
möchten. Dieses Verkaufsinteresse muss mit neuen Käufern neutralisiert werden. So
bleibt ein Ausbruchsversuch erfolgreich. Das erhöhte Volumen wird mit der Breite der
Candlestick sichtbar. Wenn eine Ausbruchs-Candlestick überdurchschnittlich breit ist,
dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass viele Käufer den Einstieg als Chance sehen,
und der Kurs weiterhin neue Hochs erreichen kann.

~ 58 ~
Bild 26 Ausbrüche im Candlevolume-Chart

Im Bild 26 gibt es ein vorläufiges Hoch zu erkennen (Punkt Nr. 1). Bei Punkt Nr. 2
versucht der Markt einen Ausbruch. Die Breite der Candle deutet jedoch eine nicht
ausreichende Nachfrage. Erst bei Punkt Nr. 4 erklimmt der Markt neue Hochs. Bei
Punkt Nr. 4 sind die Ausbruchs-Candles breiter als die Candle beim kleinen Hoch
von Punkt Nr. 2.

Bei der Marktumkehr gibt es zwei bedeutende Muster, die im Candlevolume-Chart


wichtig sind. Die erste Umkehr geschieht langsam und unter schwachen Volumen bei
geringer Volatilität. Die Candlesticks zeigen über längere Zeitabschnitte schmale
kaum sichtbare Breiten. In einem bullishen Beispiel wird oft eine Umkehr durch kleine
Kauftests vollzogen. Das ist eine kaum merkbare Akkumulation. Einzelne Candle-
Muster wirken eher bedeutungslos und zufällig. Der Zeitpunkt einer Marktumkehr
unter schwachen Volumen ist kaum identifizierbar. Erst wenn neue höhere Kurse
erreicht werden, und mit dem höheren Volumen neues Volumen in den Markt
hineinstößt, weiß man, dass es eine Umkehr war.
Die zweite Variante der Umkehr, ist leichter zu erkennen. Sie geschieht mit
exzessiven Volumen. Im Bild 26 ist so eine Umkehr am 1. Sep zu erkennen. Das
Abwärtsvolumen ist so stark, dass die Verkäufer im Markt quasi aufgesaugt werden

~ 59 ~
(Punkt Nr. 3). Unter leichteren Volumen wird dann die Aufwärtsbewegung wieder
aufgenommen.

5.2.2. Vorsicht vor verzerrten Charts

Die meisten Trader arbeiten mit Candlestick-Charts. Wer im Internet ein wenig sucht,
der findet viele Tabellen mit Candlestick-Formationen, die bullishe, bearishe oder
neutrale Wirkung haben. Wer sich dann in der Praxis mit den Formationen
auseinandersetzt, der wird über kurz oder lang merken, dass die Formationen stets
der Interpretation bedürfen. Es ist zum Beispiel ein bedeutender Unterschied, ob ein
Harami in einem Trend oder in einer Seitwärtsmarkt erscheint. Um die Thematik noch
etwas komplizierter zu machen, muss auch noch betont werden, dass dem Volumen
in der Prognosefähigkeit der Candles eine bedeutende Rolle zusteht. Was viele
Trader nicht wissen, viele Candle-Formationen haben ihre Wirkung verloren! So ist
bei einigen Lehrbuchformationen keine statistische Wirkung messbar. Was früher
einmal funktionierte, muss heute nicht zwangsweise auch funktionieren.

Noch dramatischer wird die mathematische Ungenauigkeit, wenn bestimmte


Börsenplätze herauspickt werden. Die Entstehung einer Candlestick ist wichtig. Es ist
gesundes Misstrauen angesagt, wenn Analysten Candlestick-Formationen im DAX
oder im Dow Jones auf Tagesbasis interpretieren. Der DAX wird über die 30
deutschen Aktien von 9:00 bis 17:30 an der Börse XETRA berechnet. Diese
Handelszeit ist zwar die volumenstärkste, berücksichtigt aber nicht die tatsächliche
Handelszeit. Es wird nämlich an allen anderen deutschen Börsenplätzen länger
gehandelt. Unvermeidbar entstehen mit der XETRA-Berechnung des DAX größere
Kurslücken (Gaps).
Zu beachten ist, dass der XETRA-Schlusskurs des DAX nicht lange genug durch den
amerikanischen Markt beeinflusst wird. Die Handelszeit bis 17:30 ist einfach zu kurz.
Wer den DAX mit Candlecharts darstellen möchte, der ist viel besser mit dem DAX-
Future (FDAX) bedient. Dieser läuft von 8:00 bis 22:00 Uhr. Er nimmt die volle
Bandbreite des amerikanischen Handels mit, und bietet präzise Candlesticks.
Eine ganz andere Problematik gibt’s es bei den Dow Jones Indizes. Die Berechnung
der Eröffnungskurse entspricht nicht dem realen Handel. Deshalb gibt es so gut wie
keine Gaps beim Dow Jones Industrial. Weil natürlich Gaps bei den Einzelaktien des
Index entstehen, ist die Ungenauigkeit unvermeidbar. Folglich ist die Candlestick-
Interpretation auf Tagesbasis in Frage zu stellen. Als gute Alternative bieten sich die
volumenstarken Futures oder Exchange Traded Funds (ETF) an. Mit diesem Umweg
sollte es besser klappen.
~ 60 ~
5.2.3. Die stärksten Candlevolume-Muster

Eine Definition von Mustern macht nur dann Sinn, wenn man eine gewisse
statistische Wirkung nachweisen kann – andernfalls wären sie weitgehend wertlos.
Praxiserfahrene Trader ahnten es schon lange, viele Candlestick-Muster, die in
Lehrbüchern idealisiert dargestellt werden, und über Jahrzehnte von den Analysten
als Prognosemuster benutzt worden sind, funktionieren nicht gut. Manche zeigen
sogar unter bestimmten Bedingungen eine umgekehrte Wirkung – zum Beispiel ein
bullishes Muster mit bearisher Wirkung. Die Ursachen sind vielfältig und eigentlich
eine eigene Untersuchung wert. Vielleicht ist es aber auch so, dass man Candlestick-
Muster nur noch in einem genau definierten Kontext benutzen darf. Mit anderen
Worten, sie behalten nur dann ihre Gültigkeit, wenn man genau die
Marktbedingungen herausfiltert, wo eine statistische Wirkung messbar ist.

Die lehrbuchmäßigen Candlestick-Muster bestehen meist aus ein bis drei


Candlesticks. Alle vorhandenen Muster zu testen, ist so gut wie unmöglich, da viele
zu selten auftauchen. Eine statistische Relevanz ist immer zwingend. Wenn zum
Beispiel in drei Jahren ein bullishes Muster nur drei Mal auftaucht, und dann der
Markt drei Mal steigt, dann sagt das nichts aus. Es könnte alles Zufall gewesen sein.
Komplizierter wird die Untersuchung der Candlestick-Muster mit der Tatsache, dass
ein definiertes Muster, aus mehreren Einzelmustern bestehen kann. Formationen aus
Dreier-Candlesticks können wieder zerlegt werden in Zweier-Candles oder Einzel-
Candles.

Jeder Markt hat einen eigenen Rhythmus. Ein Springen von Markt zu Markt und das
Vermischen der Ergebnisse führen zu verzerrten Ergebnissen. Deshalb sollte man
bei einer Untersuchung nur auf einem einzigen Markt konzentrieren bleiben. Die
nachfolgend dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf den DAX-Future (FDAX) auf
Tagesbasis.

Alle zu untersuchenden Candlestick-Muster müssen programmtechnisch definiert


werden. Da es keine allgemeingültigen Regeln gibt, wie die mathematische
Beschreibung eines Musters aussieht, könnten zu bereits existierenden
Untersuchungen, Differenzen auftauchen. Deshalb ist bei den
Untersuchungsergebnissen zu berücksichtigen, dass ein zweiter Test mit einem
~ 61 ~
anderer Programmierer der Candlevolume-Formationen, ein leicht verändertes
Ergebnis bringen könnte.

Alle Muster wurden auf eine Haltedauer von 1 bis 5 Tagen durchgetestet, und mit
einem schwachen und anschließend mit einem starken Volumen optimiert, um die
Auswirkung des Volumens zu erfassen. Bei der kurzen Haltedauer von maximal 5
Tagen wird unterstellt, dass die Wirkung einer Candlestick-Formation nicht mehr als
5 Tage dauern wird.

Zusammenfassung der bekanntesten Candlestick-Muster unter Einfluss des Volumens

FDAX-daily vom 1.1.2004 bis 31.12.2015


Long und Short-Trades

Formation Haltedauer Anzahl Quote % Payoff Profitfaktor Volumen

Engulfing Pattern 1 123 43,09 1,09 0,82 gering


2 120 50,83 1,2 1,24 hoch

Harami 1 56 44,64 1,26 1,02 gering


1 30 33,33 0,88 0,38 hoch

Piercing Line 4 38 57,89 1,27 1,74 gering


Dark Cloud Cover 3 36 47,22 1,43 1,28 hoch

Shooting Star 1 24 41,67 1,18 0,84 gering


1 40 57,5 1,89 2,55 hoch

Three White Soldiers 5 21 57,14 1,27 1,7 gering


Three Black Crows 4 34 54,55 1,06 1,28 hoch

Marubozu 1 63 30,16 1,13 0,49 gering


3 104 52,88 0,85 0,95 hoch

Hammer 2 263 50,95 0,85 0,88 gering


inverted Hammer 5 184 55,43 1,11 1,38 hoch

Gaps (Kurslücken) 2 67 59,7 0,88 1,31 gering


3 76 46,05 1,45 1,24 hoch

Doji, NearDoji im Trend 2 105 46,9 1 0,88 gering


5 71 53,52 1,12 1,29 hoch

Hanging Man 5 119 48,74 1,02 0,97 gering


inverted Hanging Man 5 82 60,98 1,38 2,15 hoch

Bild 27: Übersicht bekannter Candlestick-Muster mit Auswertungsergebnisse im


FDAX (Tagesbasis) im Vergleich mit geringem oder hohem Volumen

Die Auswertung ergibt für jedes Candlestick-Muster zwei Resultate. Zum einen das
Ergebnis mit geringem Volumen zum anderen mit hohem Volumen. Die Haltedauer
entspricht der optimierten Anzahl der Tage bis zum Ausstieg.

Die Spalten der Tabelle sind folgendermaßen zu deuten.

~ 62 ~
Trades:
Anzahl der Handelssignale, wo ein Trade ausgelöst wurde.

Quote:
Prozentuales Verhältnis von Gewinner zu den Verlierern (Trefferquote)

Payoff-Ratio:
Verhältnis zwischen den Durchschnittsgewinnen zu den Durchschnittsverlusten je
Trade.

Profitfaktor:
Verhältnis zwischen der Gewinnsumme zur Verlustsumme. Ein profitables
Handelssystem liegt immer über 1.

5.2.4. Kurze Beurteilung der Candlestick-Muster

Engulfing Pattern
Ein Candle-Muster, das eine umschließende Wirkung zur vorherigen Candle hat. In
der Lehre der Technischen Analyse wird das Muster als sehr stark angesehen.
Die Tests zeigen jedoch genau das Gegenteil. Das Engulfing Pattern ist eher ein
schwaches Muster. Das Handelsergebnis kann nochmal verbessert werden, wenn es
umgedreht im Trend verwendet wird. Es wirkt dann wie ein Erschöpfungsmuster.
Somit wäre ein bearishes Engulfing Pattern in einem Aufwärtstrend ein starkes Long-
Signal.
Unabhängig vom Trend zeigt das Engulfing Pattern eine bessere Wirkung, wenn das
Handelsvolumen überdurchschnittlich ist.

Harami
Das Harami gilt es erstes Warnsignal für eine Umkehr der kurzfristigen
Trendrichtung. Die Wirkung als Umkehrmuster ist jedoch enttäuschend. Besser ist
es, die Wirkung des Harami als kurze Ruhepause zu verstehen, und das Muster als
Einstiegschance zu betrachten. Der Einstieg gegen das Harami-Signal in
Trendrichtung ist dabei genau die richtige Maßnahme. Aus einem bearishen Harami
gegen den Trend, entsteht so ein gutes Long-Signal. Die optimale Haltedauer beträgt
drei Tage.

~ 63 ~
Piercing Line / Dark Cloud Cover
Die hinein stechende Wirkung der bullishen „Piercing Line“ zeigt mit geringem
Volumen seine größte Wirkung. Das Volumen der zweiten Candle sollte deshalb
niedriger sein. Die statistische Wirkung des Musters beträgt drei bis vier Tage.

Shooting Star
Ein starkes Muster ist der Shooting Star. Aber auch nur dann, wenn die zweite
Candle ein erhöhtes Volumen führt. In diesem Fall hätte man nach einem Handelstag
eine Wahrscheinlichkeit von 57,5%, dass eine Position im Gewinn liegt. Insgesamt ist
der Shooting Star eines der besten Candlestick-Muster.

White Soldiers / Black Crows


Bullishe Soldiers und bearishe Crows sind starke Dreiermuster. Die Wirkung des
Volumens ist nur nebensächlich, da die Muster sowohl mit geringem als auch hohem
Volumen rentabel sind. Ein kleiner Unterschied entsteht aus der Verschiebung von
Trefferquote zur Payoff-Ratio. Unter schwachem Volumen ist die Trefferquote hoch
aber die Payoff-Ratio schwach. Im Falle von starken Volumen ist es genau
umgedreht. Die optimale Haltedauer beträgt vier bis fünf Tage.

Marubozu
Der Marubozu hat seine stärkste Wirkung als entgegen gesetztes Muster zum Trend.
Das bedeutend, ein Black Marubozu mit schwachem Volumen sollte man mit einem
Long-Einstieg in Trendrichtung entgegen treten. Die optimale Haltedauer beträgt drei
Tage. Ein Marubozu ist als Umkehrmuster wirkungslos.

Hammer
Der bekannte Hammer ist ein starkes Muster, wenn das Volumen hoch ist. Er dient
als effektives Umkehrmuster und kann tatsächlich eine Trendwende einläuten. Die
Wahrscheinlichkeit einer Umkehr bleibt nur leicht über dem Zufalls, aber der
durchschnittliche Gewinn nach einem Handelstag übersteigt dem Verlust merkbar.

Gaps
Kurslücken zwischen Candles sind effektive Muster die von Handelstag zu
Handelstag eine sprungweise Neubewertung anzeigen. Ein Aufwärts-Gap mit hohem
Volumen in Trendrichtung lässt auf weiterführende Kursanstiege hoffen. Die optimale
Wirkung eines Gaps dauert zwei bis drei Tage an.

Doji/Near-Doji
Ein Dojj gilt als grundsätzliche Umkehrwarnung. Mit hohem Volumen ist das Doji
aussagefähiger für eine mögliche Umkehr. Die optimale Haltedauer beträgt dabei
fünf Tage.

~ 64 ~
Hanging Man / Inverted Hanging Man
Der Hanging Man ist ein starkes Umkehrmuster, wenn das Volumen erhöht ist.
Ansonsten bewegt man sich im Bereich des Zufalls. Die optimale Wirkung des
Hanging Man liegt bei fünf Tagen.

Innerhalb des Tests der Candlestick-Muster wurden noch weitaus mehr Muster
ausgewertet. Diese sind hier von den Ergebnissen nicht aufgeführt. Entweder weil
die Häufigkeit der Muster zu gering war, oder weil die Ergebnisse nahe des Zufalls
lagen.

~ 65 ~
~ 66 ~
~ 67 ~
Bild 28: Die Candlevolume-Formationen

~ 68 ~
5.2.5. Nachteile des Candlevolume-Charts

Futures-Kontrakte in der Nähe der Verfallstermine zeigen gerne unbedeutende


Volumenausschläge, die weniger auf Angebot und Nachfrage beruhen. Die
Volumenspitzen entstehen durch einfaches „rollen“ der Futures-Kontrakte. Auch
Pennystocks sind extremen zufälligen Volumenschwankungen unterworfen. Bei
extremen Volumenschwankungen ist es besser, vorsichtig mit der Beurteilung von
Candlevolume-Charts sein.

Nachteile der Candlevolume-Charts entstehen durch irrelevantes Volumen. Es sind


sehr starke Verzerrungen der Chart-Optik möglich, weil die Breite der Candlesticks in
Abhängigkeit zum relativen Volumen steht. Wenn zum Beispiel eine bedeutende
Unternehmensmeldung den Umsatz einer Aktie verzwanzigfacht, dann wird die
Tages-Candlestick so breit sein, dass alle anderen Candlesticks viel zu schmal
wirken. So gehen wichtige Formationen verloren, bzw. sie werden übersehen. Die
Lösung ist einfach: Entweder man verzichtet in einem solchen Fall auf den
Candlevolume-Chart oder man manipuliert die Datenbasis mit einem reduzierten
Volumen.

~ 69 ~
Bild 29: Ein Candlevolume-Chart von Grenkeleasing

Bild 29 zeigt einen unbrauchbaren Chart. Das Handelsvolumen ist starken


Schwankungen unterworfen. Deshalb wechseln sich sehr dünne und sehr breite
Candlesticks ab. Ein verwendbarer Candlechart sollte die psychologisch basierten
Bewegungen von Angebot und Nachfrage objektiv widerspiegeln.

~ 70 ~
6. Volumen-Standardindikatoren

In den öffentlichen Börsenforen gibt es immer wieder die Diskussion, ob man


Indikatoren einsetzen sollte oder nicht. Die Meinungen hierzu sind teilweise schon
dogmatisch und radikal.
Jeder Indikator wird aus Variablen gebildet. Reine Preisindikatoren basieren meist
auf dem Eröffnungskurs, Hochkurs, Tiefkurs und Schlusskurs. Doch der
Preisindikator ist ein Derivat des Kurses. Deshalb ist es mathematisch unmöglich,
dass der Indikator vorauslaufend wäre. Egal welche Formel hinter dem Indikator
steckt. Genau deshalb gibt es Trader, die sagen, dass Indikatoren überflüssig sind,
und bauen ihre Handelsentscheidungen nur auf dem Preis-Chart auf. Anhänger von
Indikatoren wissen jedoch, dass sich zusätzliche Informationen gewinnen lassen.

Filter für Marktrauschen

Preisindikatoren zeichnen sich durch die Eigenschaft aus, dass sie das Rauschen
des Marktes herausfiltern können. Die Filterung ist das Hauptargument für den
Einsatz der Indikatoren. Ziel ist es, wiederkehrende Preismuster deutlicher
hervorzustellen und das Momentum hervorzuheben. Dies ist quasi die wichtigste
Existenzberechtigung der Preisindikatoren.
Jeder kursbasierende Indikator ist zunächst nur eine andere mathematische
Umsetzung des Preisverlaufs – und ist deshalb genauso schnell oder sogar
langsamer als der Preis.
Fast alle Indikatoren werden geglättet. Hier liegt ein wichtiger Kritikansatz, denn
durch die Glättung wird jeder Indikator langsamer und nachlaufender als der Preis.
Möchte man einen Preisindikator als Vorläufer benutzen, dann muss man einen
anderen Weg benutzen. Das zyklische Momentum des Kursverlaufes ist ein
Vorläufer des Preises und somit ein wichtiger Ansatz.

Das Volumen gibt Hinweise

Nun gibt es aber auch die fünfte Variable, die völlig unabhängig vom Kurs besteht -
das Volumen. Ein Indikator, der das Volumen mit in die Berechnung einschließt, hat
ein dynamisches Verhalten.

Angst, Gier und Gleichgültigkeit zeigen sich über die Höhe des Volumens. Bevor der
Preis eine Richtungsänderung vornimmt, ist das Volumenverhalten ein Omen für die
mögliche Richtungsänderung. Die Volumenkomponente verzerrt den Kursindikator
und damit auch die Darstellung des Indikators unterhalb eines Preis-Charts.
Vergleicht man zwei Momentumindikatoren. Der eine wäre ausschließlich
~ 71 ~
kursbasierend, und der andere enthält zusätzlich das Volumen, dann bewegt sich der
Volumenindikator dynamischer. Genau umgedreht ist es, wenn eine Kurswelle eher
zufälliger Natur ist, ohne Emotion und Volumen, dann wird der Volumenindikator
weniger ausschlagen als der Preisindikator.
Die Verzerrung mit einem Volumenindikator ist akzeptabel, wenn der Indikator
geglättet wird. Weil das Volumen schneller ist als der Preis, nimmt eine Glättung nur
einen Teil der vorauseilenden Wirkung des Volumenindikators weg.

Die goldenen Regeln des Tradings:


An der Börse handelt man den Preis. Vor dem Preis ändert sich das Momentum. Vor
dem Momentum gibt es eine Veränderung in der Geschwindigkeit des Momentum.
Vor der Geschwindigkeit des Momentums ändert sich das Volumenverhalten. Und
vor dem Volumen gibt es chaotische Entscheidungen der Marktteilnehmer, die eine
Voraussicht auf zukünftige Kurse verdeckt.

Wie und welche Indikatoren eingesetzt werden sollen, ist immer wieder ein
Diskussionsstoff zwischen Börsenneulingen und erfahrenen Chart-Analysten. Die
einen schwören auf Standardindikatoren, und die anderen lehnen sie ab.
Preisindikatoren wie zum Beispiel GDL, RSI, Stochastik, MACD sind nichts anderes
als eine andere Perspektive des Preisverlaufs. Irreführend sehen diese
Basisindikatoren aus, als wären sie eigenständige Informationen des Anlageobjektes
(Aktie, Index und Sonstiges). Deshalb stellt sich die Frage, warum man einen
Indikator benutzen sollte, wenn doch der Chartverlauf umfassend ist? Die Antwort
liegt im „Marktrauschen“. Der normale Kurs-Chart zeigt zu viele Informationen. Als
Marktrauschen bezeichnet man kleinste Kursausschläge, die mathematisch gesehen,
nur als Zufall bezeichnet werden dürfen. Für Trader sind zufällige Kursausschläge
nichts wert. Man kann sie nicht in gewinnbringendes Trading umsetzen.
Konsequenterweise haben findige Analysten deshalb Indikatoren erfunden, die das
Marktrauschen unterdrücken. Sie komprimieren die vielen Kursinformationen.
Allerdings kann der Einsatz von Indikatoren auch so weit gehen, dass eine
Informationsverstümmelung eintritt. Mit anderen Worten, die Indikatoren zeigen nur
noch wenige Informationen. Wieso oft, ist ein gesundes Mittelmaß die richtige
Entscheidung.

Mehr Perspektiven mit Indikatoren

Einen großen Vorteil bieten Indikatoren, wenn man sie als neue Sichtweise auf den
Kursverlauf annimmt. Zwar wird man die Zukunft auch nicht berechnen können. Doch
mit Indikatoren ist eine Betrachtung des Kursverlaufes unter verschiedenen
Blickwinkeln möglich. Allein aus dieser Tatsache entstehen mehr Informationen.

~ 72 ~
Der Indikatoreneinsatz sollte nicht übertrieben werden. Zu viele Indikatoren bieten zu
viele Informationen. Der Trader läuft in Gefahr entscheidungsunfähig zu werden.
Erfahrungsgemäß sollte die Auswahl der Indikatoren zwischen zwei und vier Stück
liegen. Alles was darüber hinausgeht, wirkt im Ergebnis verwirrend. Intraday-Trader
sollten tendenziell weniger Indikatoren benutzen, da ihre Entscheidungen schneller
und häufiger fallen. Gute Trader sind Meister der Reaktion. Sie können sich
blitzschnell auf neue Situationen einstellen.

Bei der Auswahl der Indikatoren ist die Unterschiedlichkeit am wichtigsten. Die
Kombination von CCI, Stochastik oder DSS ist unsinnig, da ihre Berechnungsweise
sehr ähnlich ist. Die drei Indikatoren bieten auf den Kursverlauf nur einen einzigen
Blickwinkel, das aber mit unterschiedlichen Bezeichnungen.
Es ist ratsam mindestens einen Volumenindikator einzubeziehen. Das Volumen ist
eine einzigartige Information zum Kursverlauf. Sie ist fast unabhängig zum Kurs. In
einem großen liquiden Markt zeigt das Volumen, wann Umkehrpunkte kommen
könnten und es zeigt, ob Trends in einem gesunden Rhythmus laufen.

Es gibt sehr viele Volumenindikatoren, die auf verschiedenen Berechnungsformeln


beruhen. Insbesondere, wenn nur ein einfaches Chart-Programm benutzt wird, gibt
es zwei Indikatoren, die sich quasi aufdrängen, da sie einen hohen
Informationsgehalt bieten. Zum einen ist es der Volume-Moving-Average (VMA), der
als Gleitender Durchschnitt auf das Volumen-Histogramm gelegt wird. Der VMA
ermöglicht hohes und niedriges Volumen zu unterscheiden. Der zweite
Volumenindikator ist der Money-Flow-Index (MFI). Der MFI zeigt den übergeordneten
Trend, in dem er mehrheitlich über oder unter der 50er-Mittellinie verläuft. Zusätzlich
zeigt er, ähnlich wie der RSI, eine Überkauft- bzw. Überverkauft-Information an.
Insbesondere wenn der MFI über 80 oder unter 20 ist, dann darf man von einem
überhitzten Zustand des Marktes ausgehen.

Bei der Indikatorenauswahl sollte man auf die richtige Mischung achten. Persönliche
Vorlieben sind wichtig, denn ein Trader muss sich mit seinen Werkzeugen wohl
fühlen.

~ 73 ~
6.1. Volume-Moving-Average (VMA)

Am Beginn einer Volumen-Analyse steht häufig der VMA. Der VMA ist nichts anderes
als der gleitende Durchschnitt des Volumens. Der VMA hilft zu unterscheiden, ob das
relative Volumen einer Candlestick hoch oder niedrig ist. Bei der Beurteilung des
Volumens kommt es weniger auf die absolute Volumenhöhe an, als darauf, wie das
aktuelle Volumen in der aktuellen Umgebung zu bewerten ist.

Bei der Analyse des Volumens haben sich folgende drei Einstellungen bewährt:

Eine dynamische und volumengeführte Kurswelle erkennt man, wenn der kurzfristige
VMA mehrmals nacheinander überschritten wird.
VMA1=MA(V,5)

Die relative Höhe eines Volumens lässt sich gut über ein Durchschnittsvolumen
identifizieren. Über VMA2 kann festgestellt werden, ob das Volumen hoch oder tief
war.
VMA2 = MA (V,20)

Im Allgemeinen weist das Handelsvolumen große Schwankungen auf. Sehr


schwaches Handelsvolumen hat oft eine Höhe unter 50% des VMA2.
VMA3 = MA (V,20) x 0.5

Richtlinien für die Anwendung von Volume-Moving-Averages:

 Bei einem Durchschreiten eines Widerstand- bzw. einer Unterstützungslinie


sollte das Volumen über dem VMA1 und dem VMA2 liegen.

 Nach einer Volumenspitze (Gipfelbildung) des VMA1 tritt eine Erschöpfung


ein. Das Volumen ist bei einem Extrem mehr als 2 Mal so hoch wie der
Durchschnitt (VMA2). Die Erschöpfung kann zur kompletten Umkehr einer
Bewegung führen. In den meisten Fällen erzeugt die Volumenspitze nur eine
Verschnaufpause. Etwas später kommt eine weitere Kurswelle in der
Ursprungsrichtung.

 Nach drei aufeinander folgenden Volumenspitzen (VMA1-Gipfel) ist der Markt


sehr erschöpft. Es lohnt sich, auf eine Marktumkehr zu spekulieren.

~ 74 ~
 Eine Candle mit sehr schwachen Volumen, d.h. unter VMA3 neigt zur
Zufälligkeit

 Das Volumenverhalten in Aktienmärkten und Terminmärkten ist nicht


übereinstimmend. In Aktienmärkten gibt es oft staatliche Interventionen. Hier
ist besonders das Verbot des „Leerverkaufes“ zu erwähnen. Politiker sind der
Meinung, dass Leerverkäufe zu verstärkten Abwärtsbewegungen an den
Aktienmärkten führen. In mehreren wissenschaftlichen Studien wurde diese
laienhafte Annahme widerlegt. Noch schlimmer: Es bewirkt genau das
Gegenteil. Ohne Leerverkauf gibt mehr Neigung zur Blasenbildung.

In Märkten mit Leerverkaufsmöglichkeit steigen Kurse weniger extrem an.


Damit wird die Gefahr eines Crashes reduziert. Und bei fallenden Märkten
sind es die Leerverkäufer, die zuerst ihre Position schließen, weil sie Gewinne
mitnehmen wollen. Zwangsläufig müssen sie dazu Käufe tätigen.

Analyse des Volumens mit dem VMA

Das Handelsvolumen als Histogramm unter einem Chartverlauf sollte grundsätzlich


als Bestätigung einer Kursbewegung verwendet werden - nicht als eigenständiges
Handelssignal. Das Volumen bedarf immer der Interpretation.

Es empfiehlt sich das Volumen in vier Bereiche einzuteilen (exzessiv, stark, mittel,
schwach).
Bereich 1 = unter VMA3 -> schwaches Volumen
Bereich 2 = über VMA3 und unter VMA2 -> mittleres Volumen
Bereich 3 = über VMA2 -> starkes Volumen
Bereich 4 = über VMA2 und VMA1 -> exzessives Volumen

So sind in Abhängigkeit von einer Candlestick-Formation Kursprognosen


durchführbar. Zum Beispiel würde eine große bullishe Candlestick bei exzessiven
Volumen zur Umkehr neigen (Bereich 4). Bei einem starken Volumen ist eine
Fortsetzung der Bewegung wahrscheinlich (Bereich 3). Das mittlere Volumen ergibt
eine 50 zu 50-Situation (Bereich 2). Und bei sehr schwachen Volumen ist ebenfalls
eine Umkehr wahrscheinlich (Bereich 1).

~ 75 ~
Bild 30: Beispiel einer Analyse mit dem VMA

Das obere Bild zeigt die praktische Analyse mit VMAs. Im Kurs-Chart sind sechs
Pfeile eingezeichnet, die eine Richtung vorgeben.
Pfeile von links nach rechts:

Pfeil 1 -> Vier fallende Kurse mit steigenden Abwärtsvolumen deutet auf eine
nachfolgende Abwärtswelle. Diese ragt auch bis in den Februar hinein. Erst die
exzessive Candlestick Anfang Februar bringt eine Erschöpfung der Bewegung.

Pfeil 2 -> Ein Aufwärtswelle mit sechs Candlesticks ohne steigendes Volumen.
Auffällig ist jedoch, dass die grünen Candles stets höher sind als die roten. Das lässt
auf eine leichte bullishe Tendenz schließen. Eine kleine nachfolgende Welle ist das
Resultat.

Pfeil 3 -> Fünf Candlesticks, die eine Abwärtswelle bilden. Die bearishe Kraft ist eher
gering. Das Volumen ist mit fallendem Kurs nicht angestiegen. Lediglich die letzte
Candle zeigt eine Volumenspitze. Die daraus resultierende Erschöpfung mündet in
ein Aufwärts-Gap. Die Bären im Markt sind weitgehend vertrieben.

~ 76 ~
Pfeil 4 -> Der Weg ist frei für eine bullishe Bewegung. Mit ansteigenden Volumen
schafft der Markt eine starke Aufwärtsbewegung. Insbesondere die Steigung lässt
auf weitaus höhere Kurse hoffen. Diese kommen auch in der nächsten Welle.

Pfeil 5 -> Die größte bullishe Welle des Charts zeigt ebenfalls ein ansteigendes
Volumen. Es gibt zwar große rote Volumenbalken dazwischen, diese münden jedoch
in einer Erschöpfung. Anschließend konnte sich der Markt sofort wieder erholen.

Pfeil 6 -> Die Welle 6 startet mit erhöhtem Volumen. In der Welle 6 ist das Volumen
uneinheitlich. Das deutet auf eine emotionale Verunsicherung der Marktteilnehmer
hin. Der Markt kann am Ende der Welle 6 weder richtig steigen noch fallen. Er
sammelt neue Kräfte. Die übergeordnete Trend ist zwar aufwärtsgerichtet, aber die
Kraft für ein neues Hoch fehlt.

6.2. On-Balance-Volume (OBV)

Einer der Urväter der Volumen-Analyse ist Joe Granville. In den 1960er Jahren
entwickelte er einen einfachen Indikator, der Angebot und Nachfrage für eine Aktie
sichtbar machen sollte. Er nannte ihn „On-Balance-Volume“ (OBV).
Seine Berechnung ist relativ simpel. Es ist eine Summierung des Handelsvolumens
in Abhängigkeit von der Lage des Schlusskurses. Ist der Kurs zum Vortag gestiegen,
dann wird das Volumen zum OBV addiert. Bei einem fallenden Kurs wird das
Volumen subtrahiert. Mit anderen Worten: Der OBV besteht aus kumuliertes
Handelsvolumen in Abhängigkeit vom steigenden oder fallenden Kurs.

Anwendungsbedingungen des OBV

Grundsätzlich ist der OBV ein Trendindikator. Deshalb sollte man ihn auch nur für
Trends benutzen. Sobald ein Seitwärtsmarkt mit dem OBV analysiert wird, kann es
zu zweifelhaften Interpretationen kommen. Vermutlich liegt hier der Punkt begründet,
dass einige Trader den Anzeichen des OBVs misstrauen. Der OBV ohne Trend und
noch dazu mit einem volumenschwachen Handelsobjekt führt immer zu „wirren“
Diagnosen.

Granvilles Grundannahme war, dass in einem Aufwärtstrend mehr Handelsvolumen


aufwärtsgerichtet ist. Das Prinzip dreht sich für den Fall eines Abwärtstrends um.
Diese These ist logisch, und daraus sollte sich jede Interpretation ableiten. Der Kurs
~ 77 ~
ist Sinnbild darüber was der Markt denkt, und das Volumen gibt Hinweise auf die
Marktemotionen.

Welche Bedeutung hat extremes Volumen?

Beim OBV sollte man besonders auf starke und schwache Wellen achten. Beide
Wellenformen sind an der Gleichmäßigkeit des OBV-Verlaufes zu erkennen. Eine
starke Welle ist geradlinig und steil.

Einzelne Ausreißer des Handelsvolumens können die OBV-Darstellung verzerren.


Überraschend hohes Volumen gibt es, wenn sich viele Käufer und Verkäufer treffen.
Das gibt es in besonderen Marktsituationen, wo zum Beispiel neue
Unternehmensnachrichten veröffentlicht werden, oder bei wichtigen
markttechnischen Kursniveaus.
Ein auffallend hohes Volumen deutet auf eine Strukturänderung des Kursverlaufes
hin. Es ist eine Neubewertung des Marktes. Dabei wird der Kurs meistens in
Richtung des starken Volumens getrieben. So beginnen oder enden Trends.
Bei einzelnen Aktien gibt es manchmal auch eine andere Variante des hohen
Volumens. Wenn ein finanzstarker Käufer oder Verkäufer aktiv wird, dann wird er den
Markt in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Die Interpretation bleibt jedoch
gleich, da sich der Markt in Richtung des starken Volumens bewegt.

~ 78 ~
Bild 31: Tages-Chart des DAX im Aufwärtstrend mit OBV-Indikator

Divergenzen oder Konvergenzen zeigen, wie leicht der Markt Widerstände oder
Unterstützung durchdringen kann. Der OBV signalisiert, ob der Kurs den Widerstand
bzw. die Unterstützung durchbrechen wird.

Entscheidend sind die Hochs und Tiefs

Achten Sie beim OBV weniger auf die Form des OBV-Verlaufs, sondern mehr auf die
Hochs und Tiefs. Bei der Volumen-Analyse kommt es darauf an, ob das jeweilige
neue Hoch mit viel oder wenig Volumen erzeugt wurde. Wird ein neues Hoch mit
geringen Volumen erzielt, dann bedeutet dies, das nur wenige Käufer zu dem Preis
bereit waren zu kaufen, und nur wenige Verkäufer den Preis als fair betrachteten, um
zu verkaufen. Es steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs wieder
zurückfedert. Ein gesunder Volumentrend liegt vor, wenn die Kurse und der OBV in
etwa die gleichen Bewegungen vollziehen. Sind der Kurs und der OBV in Harmonie,
so dass sie annähernd zeitgleich eine Unterstützung oder einen Widerstand brechen,
gibt es eine Fortsetzung der Bewegung.

~ 79 ~
Das Volumen ist oft ein Frühindikator

Wer sich mit dem Handelsvolumen beschäftigt, wird feststellen, dass das
Handelsvolumen oftmals als Frühindikator für den Kursverlauf genutzt werden.
Warum das Volumen vorläuft, zeigt das untere Bild.

Bild 32: Das Volumen ist Vorläufer des Kurses. Die gestrichelte Differenz zeigt den
zeitlichen Vorlauf

So funktioniert der OBV-Vorlauf

Innerhalb des Bildes 32 wird der typische Kursverlauf mit dem OBV-Verlauf
verglichen. Die Kurswellen und die OBV-Wellen starten und enden zeitgleich. Der
entscheidende Unterschied kommt durch Welle b. Während die Kurswelle b relativ
tief fällt, kann die OBV-Welle b nicht mithalten. Ursache dafür ist das verminderte
Handelsvolumen der OBV-Welle. Die Welle b ist eine Konsolidierung und damit nur
eine Reaktion der starken Welle a. Zeitgleich starten nun die Wellen c. Da die OBV-
Welle b nicht die relative Tiefe der Kurswelle b erreichte, überschreitet der OBV das
Hoch von OBV-Welle a zu einem früheren Zeitpunkt. Damit kommt der Ausbruch des
OBV noch vor dem Kursausbruch.

Die Schwächen des OBV

Einige Schwächen gibt es in der optischen Darstellung. Besonders Aktien der


„zweiten Reihe“, wie zum Beispiel aus dem kleinen SDAX-Index, zeigen oft verzerrte

~ 80 ~
OBV-Muster. Das Handelsvolumen schwankt dramatisch, so dass Wellen viel kürzer
oder länger werden als typisch.

Bild 33: Tages-Chart von der Aktie Constantin Medien.


Sobald das Handelsvolumen große Schwankungen aufweist, verzerren einzeln
Handelstage den Wellenverlauf des OBV.

Seitwärtsmärkte oder Intraday-Kurse haben Volumenschwankungen

Schwächen zeigt der OBV in Seitwärtsmärkten. In diesem Fall entstehen viele


unbedeutende Divergenzen, die kaum Auswirkungen auf den Kursverlauf haben.
Auch Intraday-Bewegungen mit wenig Volumen und Penny-Stocks auf Tagesbasis
entsprechen nicht dem Idealbild für einen funktionierenden OBV.

Der OBV funktioniert seit Jahrzehnten

Der OBV ist und bleibt ein Trendindikator. Das sollte man stets im Hinterkopf haben.
Im Umkehrschluss liegt die Schwäche des OBV in Seitwärtsmärkten. Besonders
lustlose volumenschwache Seitwärtsbewegungen bringen den OBV an die Grenze
seiner Einsatzfähigkeit.

~ 81 ~
Die Indikatorenwelt bietet zahlreiche weitere Indikatoren, die Kurs und Volumen in
ein Verhältnis setzen. So sind Gewichtungen und Filterungen des Volumens möglich.
Der OBV ist jedoch innerhalb eines Trends und zur Ausbruchsdiagnose nur sehr
schwer zu übertreffen. Joe Granville hat 1963 den Indikator bekannt gemacht. Er ist
viele Jahrzehnte alt, und doch haben technische Analysten kaum bessere
Indikatoren finden können. Das sagt viel über die Qualität des OBVs aus.

6.3. Money-Flow-Index (MFI)

Der MFI dient dem Zweck die Fußstapfen der große Marktteilnehmer zu folgen.
Fonds und Banken sind die „Elefanten“ der Märkte. Wenn sie in einem Markt ein-
oder aussteigen hinterlassen sie Spuren. Beim Einstieg treiben sie den Preis in die
Höhe. Wenn sie aussteigen drücken sie ihn. So entstehen im übertragenen Sinn die
Fußstapfen der Elefanten.
Man darf sich also nicht wundern, wenn alle großen Marktteilnehmer die eigenen
Handelsaktivitäten verbergen möchten. Mit anderen Worten - sie wollen möglichst
kleine Fußstapfen hinterlassen.

Bei korrekter Interpretation von Kurs und Volumen lässt sich ein Vorteil gegenüber
den Elefanten des Marktes erarbeiten. Das richtige Werkzeug dafür ist der „Money
Flow-Index“. In der Technischen Analyse ist der Money Flow die Erforschung der
Angebots- und Nachfragesituation auf Basis des Volumens in Relation zum
Kursverhalten.
Der Grundgedanke des Money Flow lautet: Wenn eine Aktie häufig oberhalb seines
Durchschnittkurses schließt, dann befindet sich die Aktie in einer Akkumulation. Sie
wird dann nahezu unbemerkt von den großen Marktteilnehmern eingesammelt.

Bild 34: Prinzip des Money Flow bei einer Candlestick und einem Kursbalken
~ 82 ~
Das obere Bild macht das Prinzip des Money Flows deutlich. Wenn ein großer
Marktteilnehmer bei einer kleinen Aktie Käufe tätigt, dann wird er den Kurs
unweigerlich nach oben treiben. Er versucht deshalb in kleinen Häppchen in den
Markt zu kommen. Nicht selten gibt es Kauf- und Verkaufsorders zur selben Zeit.
Niemand soll seine wahren Absichten leicht erkennen können. Am Ende eines Tages
wird er allerdings mehr Aktien gekauft als verkauft haben. Deshalb wird mit größerer
Wahrscheinlichkeit der Kurs über dem mittleren Kurs des Tages stehen. Das ist das
Kernprinzip des Money Flow.

Der MFI ist einer der besten Indikatoren unter den Volumenindikatoren. Er muss aber
geglättet werden, da er sonst zu zappelig wird. Als praktikabel hat sich die
Standardeinstellung von 14 oder 20 erwiesen. Der MFI vereint sowohl eine
Trendaussage als auch eine Indikation im Überkauft-Überverkauft-Bereich. Je nach
Einstellung der Glättung sind die Grenzen 30 zu 70 oder 20 zu 80 die
Extremgrenzen, wo eine Umkehr wahrscheinlich wird.

Schaut man sich das untere Bild an, sieht man die Präzision der Überkauft-
Überverkauft-Signale. Im März 2009 war der DAX kurzfristig unter der 20er-Linie und
im August über der 80er-Linie. In beiden Fällen setzte kurze Zeit danach eine
Gegenbewegung ein. Im März wurde sogar der Tiefpunkt des gesamten Jahres
angezeigt.

Der MFI eignet sich gut für das kurzfristige Trading. Mit seiner Trendaussage
über/unter der 50er-Linie ist er auch als Filter für Handelssysteme sehr nützlich. Der
MFI kann aber auch eigene Handelssignale erzeugen. Trendlinienbrüche im MFI
oder Divergenzen zum Chart ergeben gute Ansätze. Bei Unterlegungen mit einem
Gleitenden Durchschnitt erzeugt der MFI sogar direkte Handelssignale.

Einen gesunden Aufwärtstrend zeigt der MFI mit seiner dauerhaften Position über
der 50er-Mittellinie. Unter der 50 ist analog dazu der bearishe Bereich. Gerne wird in
der Literatur die 50er-Linie als Kauf- bzw. Verkaufssignallinie angegeben. Diese
Empfehlung ist nicht ratsam, da in Seitwärtsphasen des Marktes viele überflüssige
Handelssignale entstehen.

Mit dem Money-Flow-Index können Sie einen kleinen Einblick bekommen, ob das
große Geld in den Markt oder aus dem Markt fließt. Wenn Sie ein Trend-Trader sind,
dann sollten Sie immer mit dem Money-Flow handeln, denn langfristig haben Sie die
guten Chancen auf Ihrer Seite.

~ 83 ~
Bild 35: Effektiver Handel mit dem Money-Flow (MFI) mit Hilfe von Trendlinien

Der Money-Flow hat in 2009 erstklassige Handelssignale im DAX gebracht, sofern


man ihn mit Trendlinienbrüchen gehandelt hätte. Der Trick ist die präzise Auswahl
der Auflagepunkte für eine Trendlinie. Hierzu ist ein extremer Auflagepunkt im
Money-Flow-Index jeweils der Anfangspunkt der Trendlinie. Für einen Long-Trade
sollte der Wert mindestens größer als 60 sein, und für einen Short-Trade kleiner als
40. Je extremer die Werte sind, desto besser. Die 50er-Linie ist beim Money-Flow-
Index die Mittellinie. Der zweite Auflagepunkt für die Trendlinie sollte immer auf der
gleichen Seite liegen, wie der erste Auflagepunkt. Wenn die Trendlinie korrekt gelegt
wurde, dann handelt man genau die Trendlinienbrüche, die in der Nähe der Mittellinie
passieren. Die Mittellinie ist typischerweise in einem Trend das Ausgangsniveau, wo
der Kursverlauf wieder seine Ursprungsrichtung aufnimmt. Der Hintergedanke beim
Anlegen der Trendlinie ist der Wunsch, dass die Erfolgschancen mit dem Trend
höher sind, als gegen den Trend.

~ 84 ~
6.4. Positive-Volume-Indikator (PVI)

Der PVI ist ein Indikator der meistens unterschätzt wird, da er für die falschen
Handelsansätze benutzt wird. Im Groben kann er als Trendindikator eingeordnet
werden. In der Praxis zeigt er die kurz- und mittelfristigen Trends aber manchmal
schlecht an. Seine große Stärke liegt eher in der Bestätigung einer laufenden Welle
oder in der Erkennung einer Konsolidierung.

Der PVI wurde durch das Buch von Norman Fosback „Stock Market Logic“ einem
breiteren Publikum vorgestellt. Der ursprüngliche Entwickler des PVI ist Paul L.
Dysart. Er hatte ihn bereits 1936 benutzt.
Die Berechnung des PVI richtet sich ausschließlich nach dem steigenden Volumen.
Erst wenn das Volumen von einer Candle zur nächsten ansteigt, wird das
Kursverhältnis in Abhängigkeit von der Kursdifferenz addiert oder subtrahiert.

Berechnung:

Wenn V > Ref(V,-1), dann ist


PVI = Ref(PVI,-1) + (( C-Ref(C,-1)) / Ref(C,-1) * Ref(PVI,-1))

Wenn der V < Ref(V,-1), dann bleibt der PVI unverändert

Abkürzungen:
V= Volumen
Ref(V,-1) = Volumen, der Candle zuvor
C= Schlusskurs
Ref(C,-1) = Schlusskurs, der Candle zuvor
Ref(PVI,-1) = PVI, der Candle zuvor

Ziel der Berechnung sollte die Identifikation des „Smart Money“ sein. Institutionelle
Marktteilnehmer (Smart Money) treiben mit großem Geldvermögen den Markt in
verschiedene Richtungen hin und her. Bei oberflächlicher Betrachtung nimmt man
an, dass zum Beispiel ein steigender PVI, das stark steigende Volumen zeigt - also,
so die Fehlannahme, ist die Richtung des PVI auch die Richtung des Smart Money.
Bei dieser Fehlannahme wird übersehen, dass ein Handel immer zwei Seiten betrifft.
Zu jedem Käufer muss immer ein Verkäufer auf der anderen Seite stehen. Wenn das
Smart Money in den Markt ein- oder aussteigen möchte, dann benötigt es eine

~ 85 ~
Gegenseite, die größeres Handelsvolumen erzeugt. In der Realität ist es so, dass
das Smart Money eine volumenstarke Bewegung meistens dazu benutzt, um aus
einer Kursbewegung auszusteigen. Der PVI zeigt deshalb eher die Bewegungen, in
der das Smart Money den Markt verlässt!
Wenn der PVI mehrfach nacheinander steigt bzw. fällt, dann zeigt er die Reife der
gesamten Bewegung und nicht den Beginn. Nimmt der PVI eine annähernd
waagerechte Lage ein, dann kann man davon ausgehen, dass dieses Kursniveau
eine Beruhigung darstellt.

Anwendung des PVI als Trendfilter

Norman Fosback benutzte den PVI als Trendfilter. Er stellte folgende These auf.
Wenn sich der PVI unter seinem 1-Jahres-Durchschnitt bewegt, dann besteht eine
Wahrscheinlichkeit von 67%, dass der Markt ein Bärenmarkt ist. Ist der PVI über
seinem Jahresdurchschnitt, dann besteht nur zu 21% ein Bärenmarkt.

Ein zuverlässiger Trendfilter entsteht, durch den Einsatz eines EMA(200). Für kurze
Zeiträume wird der zapplige PVI eher Fragen aufwerfen, als Antworten geben. Zu
häufige verwirrende und unbedeutende Überschneidungen lassen dann den PVI als
unbrauchbar erscheinen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum er in der
Praxis der Technischen Analyse so gut wie nie auftaucht. Es scheint so, dass jeder
den PVI kennt, aber keiner benutzt ihn.

Möchte man den PVI in einem kürzeren Zeitrahmen verwenden, dann ist es sinnvoll
den PVI in Segmente zu zerlegen. Die Segmente des PVI wären dann Teilstücke der
Wellenbewegungen im Kurs-Chart.
Das nachfolgende Bild zeigt ein Beispiel, wie man gute Ausbruchschancen erkennt.

~ 86 ~
Bild 36: Anwendung des PVI bei Ausbrüchen

Das Bild 36 zeigt handelbare Ausbrüche. In diesem Beispiel wurde der PVI leicht
geglättet mit MA(2). Das sollte zu einer verbesserten Ablesbarkeit der Bewegungen
führen, ohne dass der Indikator zu stark nachläuft. Der hinterlegte EMA(200) des PVI
zeigt den grundsätzlichen Trend. Als Grundregel gilt, dass man Ausbrüche
ausschließlich in Trendrichtung handeln sollte. Die Ausbrüche mit der Nr. 1 und 4 im
Bild werden deshalb herausgefiltert. Sobald ein Ausbruch vollzogen wurde, kann der
kurzfristige MA10 als Ausstiegssignalgeber fungieren (Ausbrüche Nr. 2, 3 und 5).

Bewegt sich der PVI auf einem annähernd waagerechten Niveau, so ist das Volumen
zu diesem Zeitpunkt reduziert. Eine waagerechte Bewegung lässt stets auf eine
Konsolidierungsphase schließen. Anschließend sollte eine kraftvolle Bewegung
wieder möglich werden. Im Indikator des Bildes sind die waagerechten
Konsolidierungsphasen mit kleinen Ellipsen gekennzeichnet. Hieran ist zum Beispiel
zu erkennen, dass die Welle von Februar bis März keine starke Abwärtsbewegung
enthält. Ihr fehlt das Abwärtsvolumen.

~ 87 ~
6.5. Negativ-Volume-Indikator (NVI)

Der Negative-Volume-Indicator (NVI) wurde durch das Buch von Norman Fosback
„Stock Market Logic“ (1976) einem breiteren Publikum vorgestellt. Der ursprüngliche
Entwickler des NVI ist Paul L. Dysart und er hatte ihn bereits 1936 entworfen. Warum
der NVI ein „Schattendasein“ bei Tradern führt, liegt in der nicht ausreichenden
Dokumentation beim praktischen Einsatz. In allgemeinen Fachbüchern der
Technischen Analyse wird der NVI allerdings stets erwähnt, und ist fester Bestandteil
der Wissenschaft. Deshalb ist den meisten Tradern der NVI auch ein Begriff.
Allerdings fehlt eine praxisnahe Anleitung in nahezu allen Standard-
Nachschlagewerken.

Die Besonderheit des NVI ergibt sich aus seiner Berechnung. Sie richtet sich
ausschließlich nach dem schwachen Volumen. Erst wenn das Volumen von einer
Candlestick zur nächsten fällt, wird das Kursverhältnis in Abhängigkeit von der
Kursdifferenz addiert oder subtrahiert.

Berechnung des NVI:

Wenn V < Ref(V,-1), dann ist


NVI = Ref(NVI,-1) + (( C-Ref(C,-1)) / Ref(C,-1) * Ref(NVI,-1))

Wenn der V > Ref(V,-1), dann bleibt der NVI unverändert

Abkürzungen:
V= Volumen
Ref(V,-1) = Volumen, der Candle zuvor
C= Schlußkurs
Ref(C,-1) = Schlusskurs, der Candle zuvor
Ref(NVI,-1) = NVI, der Candle zuvor

Um den Nutzen des NVI zu verstehen, ist es erforderlich sich mit dem „Smart Money“
zu beschäftigen. Als Smart Money sollen hier die institutionellen Marktteilnehmer
bezeichnet werden, die eine professionelle Geldanlage betreiben, im kurz- bis
langfristigen Zeitrahmen. Wegen ihres großen Anlagevermögens sind sie die
Hauptantreiber der Märkte.

~ 88 ~
Um die Nützlichkeit des NVI zu verstehen, ist das Marktverhalten des Smart Moneys
entscheidend. Wenn ein Trader mit 100000 Euro handelt, dann ist das kein Problem.
Er macht es einfach – er steigt ein und wieder aus, wann und wie er will. Wie sieht es
aber mit 100 Millionen Euro aus? Genau das ist das Problem der institutionellen
Marktteilnehmer.
Das große Anlagekapital hinterlässt Spuren an der Börse durch Kursbeeinflussung.
Zum Ein- und Ausstieg mit großen Summen benötigt das Smart Money stets einen
Gegenpart. Ansonsten wird der Ein- bzw. Ausstieg aus dem Markt zu teuer, da die
Kurse ständig in eine unerwünschte Richtung gedrückt werden. Unvermeidlich leidet
die Rendite bei der Handhabung des großen Geldbetrages. Das beschriebene
Problem führt zwangsläufig zu einem veränderten Verhalten des „Smart Money“. In
nahezu allen Lehrbüchern steht, dass das Handelsvolumen die Kursbewegung
bestätigen sollte. In einem Trend ist die Aussage richtig. In vielen Fällen ist sie aber
irreführend, denn überdurchschnittliches Volumen spiegelt die reife Marktbewegung
wider, und diese neigt zur Umkehr. Im Sinne des Smart Money erzeugt die
volumenstarke Bewegung die gesuchte Chance, bei der das Smart Money
aussteigen kann, ohne den Kurs negativ zu beeinflussen. In der Börsenwelt gibt es
auch die scherzhafte Bezeichnung der „Milchmädchenhausse“. Es ist die
volumenstarke Hausse, bei der das Smart Money überteuerte Aktien an unerfahrene
Börsenneulinge weiterreicht. Die Milchmädchenhausse ist also bestens geeignet, als
Gegenspieler des Smart Money zu wirken.

In der Konsequenz kann das Smart Money seine Rendite nur maximieren, wenn es
früh einsteigt. Idealerweise zum Beginn eines Trends, was aber praktisch unmöglich
ist. Denn niemand weiß sicher, wann ein Trend beginnt oder wann er aufhört. Erst im
Nachhinein ist die Trendbestimmung möglich.
Das größte Gewinnpotential entsteht zum Zeitpunkt des schwachen Volumens. Mit
ein wenig Glück ist es sogar der Startpunkt eines Trends. In jedem Fall ist es eine
Phase, bei der sich das Smart Money nur mit kleinen Beträgen ganz vorsichtig
positionieren kann.
Der Lieblingswunsch eines Traders ist es, ganz früh in einem Trend einzusteigen und
ihn bis zum maximalen Punkt zu „reiten“. Doch wann wäre der früheste
wahrnehmbare Zeitpunkt eines Trends? Diese Frage lässt sich nur beantworten,
wenn man sich auf eine exakte Trenddefinition einigen würde. Aus der
Vergangenheit heraus, lässt sich immer der Beginn eines Trends bestimmen; nur im
„Hier-und-Jetzt“ ist es enorm schwierig. Wie könnte die Wahrnehmung in der Praxis
sein? So könnte zum Beispiel der Trader eine Impulswelle sehen, welche
anschließend in eine Konsolidierung übergeht. Hilfestellung beim Erkennen der
Konsolidierung gibt der NVI. Denn er ist ein Spezialist des schwachen Volumens und
damit der schwachen Kurswelle.
Der Gegenspieler des NVI ist der PVI (Positive-Volume-Index). Der PVI richtet sich
ausschließlich nach dem steigenden Volumen. So steigt oder fällt er, wenn von einer
~ 89 ~
Candle zur nächsten das Volumen gestiegen ist. Deshalb ist der PVI der Spezialist
der Impulswelle und wirkt trendbestätigend.

Um das Verständnis der beiden Indikatoren zu erhöhen, ist es am besten eine Grafik
mit Kursmuster hinzuzufügen. Im unteren Bild ist die wichtigste
Kursmusterunterteilung der beiden Indikatoren NVI und PVI zu sehen. So ist das
Fehlen der Unterteilung der häufigste Fehler bei den Erläuterungen in Lehrbüchern.
Die Vermischung der Indikatoren und der Marktsegmente führt zu unlogischen
Ergebnissen, und ist der Hauptgrund, warum die meisten Technischen Analysten auf
die Verwendung der beiden Indikatoren verzichten.

Bild 37: Die Einsatzbereiche des NVI und des PVI

Es ist für die Analyse wichtig, den Markt korrekt zu unterteilen. Das Beispiel des
typischen A-B-C Kursmusters zeigt die dahinter steckende Logik mit dem NVI und
PVI. Die Segmentierung der Kurswellen und die der Indikatoren, ist der
entscheidende Trick bei der Anwendung des PVI und des NVI.

In Bild 37 hat die Antriebswelle a steigendes Volumen als wichtigsten Hinweis. Der
PVI steigt deshalb ebenso an, während der NVI flach bleibt und oft zufällige
Bewegungen vollzieht. Nach der Welle a folgt die Konsolidierung. Wenn es eine
korrekte Konsolidierungsbewegung ist, dann wird der NVI im Falle einer bullishen
Korrekturbewegung fallen. Denn das wichtigste Merkmal einer Konsolidierungswelle
ist das verminderte Volumen. Und da der NVI auf fallendes Volumen reagiert, ist er
richtungsweisend für Welle b. Nach der Welle b wird der PVI wieder dominant,
nämlich als Indikator für die volumenführende Welle c.

Das nachfolgende Bild zeigt die praktische Anwendung des NVI am Beispiel des
FDAX.

~ 90 ~
Bild 38: Praktische Anwendung des NVI für diskretionäre Trader

Der obere Chart orientiert sich am NVI-Indikator. Innerhalb des NVI sind die
schwachen Aufwärts- und die Abwärtsbewegungen markiert. Es sind Wellen des
Kursverlaufes, die schwaches Volumen enthalten. Für einen Trader sind das deshalb
potenzielle Handelschancen, wenn er entgegengesetzt handelt. Ausgehend vom NVI
sind die Chancen im oberen Chart übertragen worden. Eine gestrichelt Linie
entspricht der NVI-Bewegung. Die blauen Pfeile sind druckvolle Kurswellen mit viel
Volumen, da sich der NVI kaum verändert.
Starke und schwache Kurswellen können sich sehr schnell abwechseln. Das ist
Normalität und Teil des Marktchaos. Mit Hilfe des NVI kann man einen klaren
Einblick in die Wellenstruktur erhalten.

NVI-modifizieren

Um mit dem NVI innerhalb eines Handelssystems praktisch umzugehen, empfiehlt es


sich, den Indikator zu modifizieren. Herkömmlicherweise wird der NVI summarisch
dargestellt. Bei der Konstruktion eines Handelssystems ist es nützlich, den NVI zu
modifizieren. Eine praktikable Lösung liegt in der Rate-of-Change (ROC).
Üblicherweise wird die ROC über den Schlusskurs einer Candlestick berechnet.

~ 91 ~
Tauscht man den Schlusskurs einfach mit dem NVI aus, dann bleiben die
Grundeigenschaften des NVI erhalten. Die Interpretationsmöglichkeiten werden
allerdings durch die ROC noch einmal verbessert.

Bild 39: Modifizierter NVI im FDAX-Tages-Chart


Der Chart zeigt den NVI, wenn er als Rate-of-Change (ROC) verändert wird. Die
Darstellung mit Hilfe des ROC erleichtert die Segmentierung der wellenförmigen
Bewegungen der Kurse. Eine längere Bewegung des NVI suggeriert eine schwache
Welle. Deshalb sollte der Handelseinstieg stets gegen den NVI orientiert sein.

NVImod= ROC(NVI,20)

NVImod= modifizierter Negative Volume Index


ROC(NVI,20) = Rate of Change des NVI mit einer vorgeschlagenen
Standardeinstellung von 20

~ 92 ~
Beispiel für die Wirkung des NVI

Angenommen, man würde ein Handelssystem aufbauen, dass bei jedem


Überschreiten einen 10-Tageshochs eine Long-Position eingeht; im umgekehrten
Fall wäre das Überschreiten eines 10-Tages-Tiefs eine Short-Position.
Ein guter Indikator für den Ausstieg innerhalb von Trendfolgesystemen ist der SAR
(Stop-And-Reverse von Welles Wilder). Das Aussehen des SAR entspricht einer
parabel-ähnlichen Form, und hierin liegt zugleich der Vorteil des Indikators. Sobald
ein Ausbruch innerhalb des Charts kommt, lässt sich der Stopp mittels des SAR
nachziehen. Die Standardeinstellung des SAR-Indikators entspricht SAR
(acceleration=0,02 und max. 0.2).

Die einzige Bedingung des Systems wäre, dass der SAR bei einem Long-Einstieg
unterhalb des Kursbalkens steht, bzw. oberhalb bei einer Short-Position.

Der Wert 10 für die neuen Tageshochs bzw. -tiefs ist dabei bewusst klein gewählt
worden, damit eine höhere Anzahl der Handelssignale entsteht. In der Praxis sollte
eher ein neues Hoch bzw. Tief von 20 Tagen gewählt werden.

Das Bild4 zeigt im Chart des Euro-Stoxx50-Futures Beispiele für neue 10-Tages-
Hochs und –Tiefs.

Bild 40: Ausbruchssystem nach einem 10-Tage-Hoch bzw.-Tief


~ 93 ~
Bei diesem Ausbruchssystem gibt es nur zwei Bedingungen. Der Parabolic-SAR-
Indikator muss beim Ausbruch auf der richtigen Seite stehen und der ROC(NVI)
muss unterhalb (long) bzw. oberhalb der Nulllinie (short) stehen.

Handelsergebnis ohne ROC(NVI) im Zeitraum vom 01.01.2005 und 31.03.2011


gewesen:

Beim Euro-Stoxx50-Future entspricht 1 Pkt = 10Euro.


Slippage und Handelskosten sind nicht berücksichtigt.
Jeder Trade mit nur einem Kontrakt.

82 Handelssignale
Angenommenes Startkapital: 100000 Euro
Endkapital: 20582 Euro
Entstandener Verlust: -79418 Euro
Trefferquote: 31,71%
Payoff-Ratio: 1,28
Profitfaktor: 0,60

Verändertes System, wenn der ROC(NVI,20) hinzugefügt wird.

32 Handelssignale
Angenommenes Startkapital: 100000 Euro
Endkapital: 133210 Euro
Entstandener Gewinn: 33210 Euro
Trefferquote: 40,63%
Payoff-Ratio: 1,72
Profitfaktor: 1,18

Ein typisches Ausbruchssystem lebt von der volumengeführten Welle nach dem
Ausbruch. Hierin liegt das Geheimnis des NVI. Sobald der ROC(NVI) auf der
anderen Seite der Nulllinie liegt, baut sich eine potentiell starke Gegenbewegung auf.
Denn jede Bewegung des NVI impliziert stets eine schwache Kursbewegung.

Den NVI mit anderen Indikatoren kombinieren:

~ 94 ~
Der NVI ist kein typischer Signalgeber für Handelssysteme. Das bedeutet, er muss
stets in Kombination mit anderen Indikatoren oder Kursmustern verwendet werden.
Sein großer Vorteil entsteht aus dem zyklischen Verhalten des Volumens. Da das
Volumen genauso zyklisch wie der Preis ist, folgt auf einer volumenstarken Welle oft
eine volumenschwache Welle. Im Idealfall entsteht daraus die Kombination von
„Welle–Konsolidierung-Welle-Konsolidierung“ usw.

6.6. Force-Index (FI)

Der Force-Index zeigt die Marktkräfte

Einer der Top-Börsenautoren ist Dr. Alexander Elder. Er ist nicht nur ein Autor,
sondern auch ein Praktiker, der vieles selbst ausprobiert hat, und gerne von seinen
Erfahrungen berichtet.
Einer seiner wichtigsten Indikatoren ist der „Force-Index“. Der Indikator verknüpft den
Kurs und das Handelsvolumen miteinander. Ziel ist es, die Kräfte der Bullen und
Bären zu diagnostizieren.

Force-Index = VolumenHeute x (SchlusskursHeute - SchlusskursVortag)

Der Force-Index zeigt die Kraft einer Kursbewegung. Grundsätzlich ist das Kreuzen
der Nulllinie innerhalb des Indikators ein direktes Kauf-oder Verkaufssignal. Elder
vergleicht den Kurs mit den Gedanken der Marktteilnehmer und das Volumen mit den
dazugehörigen Gefühlen. So soll der Force-Index zeigen, ob Herz und Kopf des
Marktes im Einklang sind.

Elder ist der Überzeugung, dass man den Force-Index ungeglättet verwenden kann.
Doch bei seinen eigenen Handelssystemen verwendet er selbst eine geglättete
Variante. Seine Haupteinstellungen sind 2 und 13 Perioden.

Fast-Force-Index= EMA(Force-Index,2)
Slow-Force-Index=EMA(Force-Index,13)

EMA = Exponential Moving Average

~ 95 ~
Divergenzen innerhalb des langsamen Force-Index zeigen Schwächen in der
Kursbewegung

Die Bewegungsmuster des Force-Index zeigen Kräfteverhältnisse an. Besonders


wichtig sind in diesem Zusammenhang Divergenzen. Macht der Kursverlauf ein
neues Kurshoch, dann sollte der langsame Force-Index ebenfalls ein neues Hoch
erreichen. Wenn er dies nicht tut, dann lässt dies auf eine Schwäche in der
Bewegung schließen. Eine Umkehr kündigt sich an.

Und so sehen die Divergenzen des Force-Index im Chart aus:

Bild 41: Tages-Chart des FDAX mit Force-Index(13) mit Divergenzen

Der langsame Force-Index als Signalfilter

Grundsätzlich pendelt jeder Force-Index um seine Nulllinie. Dementsprechend ist der


Markt bullish, wenn der Force-Index über der Nulllinie ist, und bearish unter der
Nulllinie. Der langsame Force-Index (13) kann auch ein Taktgeber für ein

~ 96 ~
Handelssystem sein. Kann sich der Force-Index (13) mehrere Tage über bzw. unter
der Nulllinie halten, dann ist von einer starken Kurswelle, oder sogar im Idealfall von
einem Trend auszugehen. Wie stark die Bewegung ist, lässt sich am Abstand zur
Nulllinie erkennen. Je größer der Abstand ist, desto dynamischer ist die Bewegung.

Der schnelle Force-Index als Signalgeber

Mit dem langsamen Force-Index lassen sich gut charttechnische Analysen umsetzen.
Fügt man noch einen schnellen Force-Index (2) hinzu, dann kann das ein komplettes
Handelssystem ergeben. Der 2-Tage Force-Index ist ein sehr schneller Oszillator,
der als alleiniges Instrument wenig Nutzen bringt. Seine Wirkung kommt, wenn man
ihn im Trend benutzt, zur Geltung.

Bild 42: Der schnelle und der langsame Force-Index als Indikator vereint.

Der schnelle Force-Index pendelt wild im oberen Bild um seine Nulllinie. Auf den
ersten Blick bringt er keine Klarheit in das Chart-Bild. Die wahre Wirkung kommt im
Trend.
Im Trend einen guten Einstiegspunkt zu finden, ist oftmals schwierig. Entweder kauft
man zu teuer, oder der Trend ist kurzfristig erschöpft, und der Markt kehrt für eine

~ 97 ~
größere Marktbewegung um. Selten trifft man den Einstieg optimal. Ideal wäre in
einem Aufwärtstrend eine überverkaufte Situationen. Das untere Bild macht es
deutlicher.

Bild 43: Im unteren Bereich des Trendkanals gibt es einen überverkauften Bereich

Eine Lösung bietet der kurzfristige Force-Index. Wenn der langsame Force-Index
(13) sich in einem bullishen Bereich dauerhaft über der Nulllinie bewegen kann, dann
sollte man den schnellen Force-Index (2) als Kontra-Indikator nutzen. Immer dann,
wenn sich der schnelle Force-Index(2) in einem Aufwärtstrend von oben nach unten
bewegt, und dabei die Nulllinie durchschreitet, entsteht ein Kaufsignal. Das ist eine
exzellente Long-Chance, weil man die überverkaufte Situation im Aufwärtstrend
erwischt.

Hat man einen Abwärtstrend vor sich, dann muss man als Trader umgekehrt
vorgehen. Der langsame Force-Index (13) bewegt sich in diesem Fall unterhalb der
Nulllinie, und wenn der schnelle Force-Index (2) die Nulllinie von unten nach oben
kreuzt, ergibt sich die Short-Chance.

~ 98 ~
Bild 44: Elders-Force-Strategie in der Praxis

Order-Handling beim Eröffnen einer kurzfristigen Long-Position.

Elder empfiehlt bei der Anwendung des schnellen Force-Index (2), mit einer Buy-
Stop- bzw. einer Sell-Stop-Order zur arbeiten. Im Fall eines Long-Trades würde also
der langsame Force-Index (13) über der Nulllinie sein, der schnelle Force-Index (2)
kreuzt von oben nach unten die Nulllinie. Danach setzt Elder ein Buy-Stop am Hoch
der Signal-Candlestick. Kehrt der Markt wie gewünscht um, dann wird man auf der
Long-Seite eingestoppt. Fällt der Markt weiter, setzt Elder den Buy-Stop zum
nächsten Hoch einer Candlestick.
Greift der Buy-Stop und die Long-Position ist eröffnet, geht Elder davon aus, dass
genügend Schwung vorhanden ist, um die Kurse in die gewünschte Richtung weiter
zu führen. Sofort setzt er dann einen Stop-Loss am Tief der Einstiegs-Candlestick.
Beim kurzfristigen Trading schließt Elder gerne seine Long-Position, wenn der
schnelle Force-Index (2) wieder über der Nulllinie liegt. Nur wenn er von einer
längeren Halteperiode ausgeht, setzt er auf andere Ausstiegstechniken.

Ein alternativer Ausstieg bei der Elder-Force-Strategie

~ 99 ~
Die Elder-Force-Strategie kann auch automatisch umgesetzt werden. In diesem Fall
führt das Kreuzen der Nulllinie zu einem sofortigen Einstieg in Trendrichtung.
Dadurch entstehen sehr viele Trades. Sogar so viele, dass öfter ein neues Signal in
der gleichen Kursrichtung entsteht, obwohl die vorherige Position noch nicht
geschlossen wurde.

Wenn man grundsätzlich mit einer fixen Kurseinstellung herangeht, und zum Beispiel
ATR(14)-Stopps setzt, dann entsteht ein hochprofitabler Handel.

ATR (14) = Average True Range mit 14 Perioden

Profit-Stop -> 0,7 x ATR(14)


Stop-Loss -> 1,3 x ATR (14)

Beim DAX wären in der Testzeit vom 1.1.2010 – 29.07.2015 insgesamt 209 Trades
entstanden.
Trefferquote 80,38 %
Payoff-Ratio = 0,6
Profit-Faktor = 2,44

Bei dem Backtest wurde als Handelsobjekt der DAX-Future gewählt. Das System
hätte eine jährliche Rendite von 25% erzielt. Je Trade wurden 4 Euro Handelskosten
angesetzt und pro Trade mit nur einem Kontrakt gehandelt. Das Ergebnis zeigt, dass
es eine hochprofitable Handelsstrategie mit vergleichsweise geringem Risiko ist.

6.7. Buff-Average

Im Jahr 2001 stellte Buff Dormeier seine Variation eines Volumenindikators vor. Der
Buff-Average eignet sich gut für die Kontrolle, ob Kurs und Volumen im Einklang
sind. Gibt es eine Disharmonie zeigt der Buff-Average entsprechende Divergenzen
an.
Standardeinstellung 2-10 oder auch 5-20.

FastPeriods = 2;
SlowPeriods = 10;

~ 100 ~
FastBuffAvg = Sum( Volume * Close, FastPeriods ) / Sum( Volume, FastPeriods );
SlowBuffAvg = Sum( Volume * Close, SlowPeriods ) / Sum( Volume, SlowPeriods );
Buff-Average = FastBuffAvg-SlowBuffAvg;

Den Buff-Average kann man in 2 Variationen benutzen. Zum einen als


Trendindikator, wenn man die Nulllinie als Signalgeber nutzt. Zum anderen ist es
möglich, das kurzfristige Kursmomentum zu handeln, in dem man zusätzlich einen
einfachen GDL10 in den Indikator einfügt. Im unteren Bild ist der GDL10 als rote
Signallinie zu sehen. Sobald der Buff-Average eine Überschneidung zum GDL10 ist
kurzfristig der Kurschwung beendet.

Bild 45: Der Buff-Average zeigt Divergenzen

Im oberen Bild gibt es eine Gegenüberstellung von zwei verschiedenen


Einstellungen des Buff-Average. In beiden Fällen ist der Indikator ein sehr guter
Frühindikator, wenn man die Hochs und Tiefs des Charts in die Indikatoren überträgt.
Die Divergenzen zeigen früh, wann der Kurs umkehren wird. Die eingezeichneten
Trendlinien sind jeweils auf ein Doppelhoch oder ein Doppeltief gesetzt.

~ 101 ~
6.8. Price-Volume-Trend (PVT)

Die Idee hinter dem PVT ist ein Trendindikator, der die Nachteile des OBV
ausgleichen sollte. Während der OBV bei seiner Berechnung keinen Unterschied
macht, ob ein Kurs leicht oder stark gestiegen ist, berücksichtigt der PVT diesen
Umstand. Der PVT berechnet sich auf Basis der Veränderungsrate des
Schlusskurses und addiert bzw. subtrahiert das Volumen in dessen Abhängigkeit.
Ziel des PVT ist es, den Kurstrend unter Berücksichtigung des Volumens zu zeigen.

Die Formel zur Berechnung ist:

PVTn = ((C-Cn-1) / Cn-1 x V) + PVTn-1

Obwohl der PVT in weiten Kreisen der Technischen Analysten bekannt ist, findet er
relativ wenige Fans. Vielleicht auch, weil er im Vergleich zum OBV eher wie ein
typischer nachlaufender Gleitender Durchschnitt wirkt. Der PVT läuft zwar ruhiger als
ein OBV, aber er verliert durch seinen Kurseinfluss an Schnelligkeit.

~ 102 ~
Bild 46: Vergleich des PVT mit dem OBV. In den Indikatoren ist jeweils einer GDL20
eingefügt.

Die Vorteile des PVT kommen zur Geltung, wenn man den Indikator im
Zusammenhang mit Trendlinienbrüchen verwendet. Dabei ist ein direkter Vergleich
zum Kurs-Chart herzustellen. Man verbindet die relativen Hochs oder Tiefs und
zeichnet eine Trendlinie ein. Die Wahrscheinlichkeit eine Trendlinienbruchs steigt,
wenn der Trendlinienbruch schon zuvor beim PVT vollzogen wurde. Das Prinzip gilt
sowohl für schräge Trendlinien als auf für waagerechte Widerstände und
Unterstützungen.

6.9. Ease-of-Movement

Richard W. Arms hat mit dem Ease-of-Movement (EOM) einen besonderen Indikator
entworfen. Der EOM versucht die Bewegung des Preises, in ein Verhältnis zum
aufgewendeten Volumen zu setzen. Je stärker der Indikator ausschlägt, desto größer
ist der Kursfortschritt in Begleitung mit hohem Volumen. Der EOM ist in der Praxis
ein sensibler Seismograph von Angebot und Nachfrage.

Die Berechnung erfolgt auf folgende weise:

Midpoint=(High + Low) / 2
MidpointMove=Midpoint [today] - Midpoint [yesterday]
BoxRatio= Volume/ (High - Low)
Ease=Mid-point Move / Box Ratio

Zusätzlich glättet Arms seinen EOM mit einem14-tägigen Exponential-Moving-


Average (EMA). Ob man den Indikator unbedingt glätten muss, ist Ansichtssache.
Zumindest sollte die Einstellung der Periode zum Trading-Stil passen.

Im Internet kursieren einige Interpretationsversuche, die meist nur zur Hälfte richtig
sind. Fakt ist, dass der EOM zappelig um seine Nulllinie rotiert. Die Nulllinie ist der
Ort, wo eine gewisse Entspannung zwischen Angebot und Nachfrage eintritt. Wenn
sich der EOM von der Nulllinie weg bewegt, dann ist ein Richtungsimpuls
entstanden. Den EOM kann man sich als Tischtennisspiel vorstellen, bei dem die
Spieler “Angebot” und “Nachfrage” heißen. Die Nulllinie ist das Tischtennisnetz. Auf

~ 103 ~
jeden Schlag kommt eine Gegenreaktion. Und die Kraft des Schlages definiert sich
durch das Volumen.

Bild 47: Ease-of-Movement(14) im Einsatz

Einstiegssignale

Im oberen Bild sind die Einstiegspunkte beim EOM gekennzeichnet. Ein Signal
entsteht grundsätzlich beim Kreuzen der Nulllinie. Allerdings muss entgegengesetzt
getradet werden. Das heißt, ein Long-Signal entsteht, wenn der EOM von oben nach
unten die Nulllinie durchschreitet. Es ist ein Trading mit dem Kursmomentum. Wie
stark eine Kurswelle ist, kann ungefähr an der Dauer des EOM ermittelt werden.

Ausbrüche aus Handelsspannen

Bricht der Kurs aus einer Handelsspanne aus, sollte der EOM ebenfalls eine
dynamische Bewegung zeigen. Jede unentschlossene Bewegung des EOM deutet
auf einen Fehlausbruch hin. Über die relativen Tiefs und Hochs sind mögliche
Divergenzen feststellbar. So sind grundsätzliche Marktumkehrmuster frühzeitig
erkennbar.
~ 104 ~
Kleine Tricks:
Ein Long-Signal bekommt in dem Augenblick eine Höherwertigkeit, wenn die
Kurswelle zuvor mindestens 6 Mal über der Nulllinie lag (vice versa für Short-
Signale). Zu diesem Zweck ist in der oberen Darstellung ein Zählwerk eingebaut
worden. Die Zahlen, ganz unten im Chart, entsprechen der Häufigkeit, wie lange der
EOM über oder unter der Nulllinie war.
Weiter verbessern lässt sich der EOM mit einem Bollinger-Band (20-2). Sobald der
EOM das Bollinger-Band überschreitet, besteht eine exzessive Marktsituation. Eine
Gegenbewegung dürfte dann nicht mehr lange auf sich warten lassen. Im Prinzip
lässt sich auch die Stärke einer Marktbewegung mit der Nähe zum Bollinger-Band
diagnostizieren. Wenn der EOM sehr nahe an ein Bollinger-Band heranreicht, dann
ist die Marktbewegung oft dynamisch.

Ein letzter Hinweis:


Setzen Sie den EOM nicht in einem Intraday-Chart ein. Innerhalb eines
Handelstages gibt es stark schwankendes Handelsvolumen. Der EOM reagiert sehr
sensibel auch bei schwachem Volumen. Deshalb gibt es bei niedrigen Volumen
manchmal unsinniger Signale.

6.10. Finite-Volume-Elements (FVE)

Der Entwickler des FVE ist Markos Katsanos. Er verfolgte das Ziel, einen besseren
Money-Flow-Index (MFI) zu entwickeln. Der FVE ist prinzipiell ähnlich aufgebaut wie
der MFI, der Unterschied liegt in einer Berücksichtigung der vorhandenen Volatilität.
Der FVE schwankt um seine Nulllinie, wobei ein FVE über Null als bullish zu
bewerten ist, und unter null als bearish. Der FVE kennt auch Überkauft-Überverkauft-
Signale - genau dann, wenn der FVE über 50 oder unter -50 gelangt. Seine
Standardeinstellung ist 20.
Für schnelle Signale kann man einen geglätteten FVE hinzufügen. Als praktisch
wertvoll hat sich der MA(10) des FVE erwiesen. Insbesondere beim Exit aus einer
Position ist der MA10 erstklassig.

Katsanos definiert die Formel des FVE mit:

~ 105 ~
Bild 48: FVE und MFI im Vergleich. Beide Indikatoren haben die Periodeneinstellung
von 14.

Mit dem FVE sind die gleichen Analysemöglichkeiten umsetzbar, wie beim Money-
Flow-Index. Katsanos sieht die Stärken im FVE in folgenden Bereichen:

 Das stärkste Signal entsteht aus der Divergenz zwischen dem Preis und dem
Indikator. Sowohl eine Frühindikation eines Ausbruchs als auch die vorzeitige
Warnung vor einer Korrektur. In diesem Fall würde der FVE einen Long-
Ausbruch mit einem neuen Hoch bestätigen. Oftmals bildet der FVE sogar
vorab ein neues Hoch.
Die negative Divergenz dazu wäre, wenn der Kursverlauf ein neues Hoch
produziert, und der FVE dieses nicht schafft. Als Tipp gibt Katsanos die
Empfehlung jeweils in den Kurschart und den FVE eine lineare

~ 106 ~
Regressionslinie zu ziehen. Über die Steigung der beiden Linien lässt sich
dann eine Aussage über den zukünftigen Verlauf treffen.
 Die zweite Analysemethode sieht Katsanos in der Steigung des FVE im
Vergleich zum Kursverlauf.
 Die letzte Indikation des FVE ist die bullishe oder bearishe Tendenz des
Marktes. Dauerhafte Werte des FVE über Null sind als bullish und unter null
als bearish anzusehen. Kreuzt der FVE die Nulllinie so ist eine kurzfristige
Änderung des Gleichgewichts von Bullen und Bären anzunehmen. Das beste
Szenario entsteht nach einer Divergenz zum Kursverlauf und einer
anschließenden Durchdringung der Nulllinie mit einem spitzen Winkel

Seine Schwächen hat der FVE in typischen Seitwärtsphasen, mit vielen


Richtungswechseln. Daher sollte man den FVE nicht blind vertrauen. Ein zusätzlicher
Trendfilter, wie den ADX(14) kann die Ergebnisse des FVE erheblich verbessern. Der
FVE ist insofern bemerkenswert, da er nicht nur eine Zeiteinstellung hat - man kann
auch den Volatilitätsfilter einstellen. Besonders in Phasen, wo der Markt trendig mit
langsamer Bewegung läuft, kann man die Zufälligkeit der Bewegungen reduzieren.

6.11. Volume-Rank (V-Rank)

Preisbasierende Indikatoren sind nichts anderes als eine andere optische


Darstellung des Preis-Charts. Egal, ob man nun zum Beispiel vom MACD, CCI oder
RSI spricht, sie haben alle ihren Ursprung in den vier Kursvariablen: Hoch, Tief,
Eröffnung, Schlusskurs. Deshalb sind diese Indikatoren immer nur andere
Hilfskonstruktionen des normalen Preisverlaufs. In der mathematischen Konsequenz
können diese Indikatoren niemals vorauslaufend sein.
Das Volumen ist eine ziemlich eigenständige Variable, die zusätzliche Informationen
über die Emotionen der Marktteilnehmer während des Preisverlaufs wiedergibt. Aber
auch das Volumen ist nicht völlig unabhängig vom Preisverlauf. Bewegt sich der
Preis überdurchschnittlich nach oben oder unten, so erzeugt die Bewegung neues
Interesse bei den Marktteilnehmern. Was wiederum zu neuen Kauf- bzw.
Verkaufsentscheidungen führt und somit zur Volumenerhöhung.

Was viele Trader unterschätzen ist die vorauslaufende Wirkung des Volumens.
Wenn man sich Charts der vergangenen Jahre anschaut, dann wird man feststellen,

~ 107 ~
dass jede grundlegende Umkehr eines Kursverlaufs entweder mit extrem viel
Volumen (Exzess) oder extrem wenig Volumen (Austrocknung) vollzogen wurde.
Schwierig bleibt für die meisten Marktteilnehmer die Deutung des Volumens. Je nach
Marktsituation ist hohes Volumen manchmal gut, und manchmal schlecht. Die
wichtigsten Fragen bei der Analyse entstehen aus der relativen Höhe des Volumens.

Eine Hilfestellung bilden die in der Technischen Analyse dominanten


Volumenindikatoren OBV und MFI. Beim allseits bekannten OBV (On-Balance-
Volume) zum Beispiel wird der aktuelle Schlusskurs zum Schlusskurs zuvor
verglichen. Je nachdem, ob der Kurswert gestiegen oder gefallen ist, wird das
Volumen addiert bzw. subtrahiert. Die Berechnung des MFI (Money-Flow-Index) ist
komplizierter, aber auch marktgenauer. Der MFI vergleicht die Lage des
Schlusskurses innerhalb eines Kursbalkens. Liegt der Schlusskurs über dem
Mittelwert, dann wird das Produkt aus Volumen x Kurswert addiert, und liegt er
darunter subtrahiert. Die Berechnung des Mittelwertes variiert manchmal. Bei einigen
Berechnungen ist es der Durchschnitt aus dem Hoch und dem Tief des Kursbalkens.
Bei anderen Berechnungen ergibt sich der Durchschnittswert aus der Formel:
(Hoch+Tief+Schlusskurs)/3

Man kann nun darüber diskutieren, welche Berechnungsart die bessere ist. Die
salomonische Vorgehensweise wäre, die Vorteile der beiden Berechnungsarten zu
kombinieren. Zunächst ist es erforderlich, ein paar grundsätzliche Unterscheidungen
zu treffen. Es gibt drei wesentliche Möglichkeiten, wie Kursbewegungen bewertet
werden können.

Bild 49: Mögliche Einzelvariationen der bullishen Kursbewegung

Up-Close = Der Schlusskurs liegt höher als der zuvor


Up-Day = Der Schlusskurs liegt höher als die Eröffnung
Up-Mid = Der Schlusskurs liegt höher als die Mitte zwischen Hoch und Tief
Beschrieben werden hier exemplarisch nur die bullishen Formationen. Für die
Berechnung des V-Ranks sind natürlich auch die bearishen Formationen wichtig. Sie
sind als umgedrehte Formation zu sehen.

Aus den Einzelvariationen lassen sich anschließend neue Zwei-Balkenformationen


bilden. Diese sind die Basis für das bullishe oder bearishe Ranking.
~ 108 ~
Hierin liegt die Verknüpfung der Berechnungsgrundlagen aus OBV und MFI.

Bild 50: Bullishe Formationen mit zwei Kursbalken


Unterhalb der Formation ist das Ranking von 1 bis 3 definiert. Das Ranking bestimmt
die Stärke der bullishen Balkenformationen. Das Gegenstück wären die bearishen
Formationen mit einem Ranking von –1 bis –3.
Ranking 3 ist die stärkste Formation. Sie kombiniert ein UpClose + UpBar + UpMid.
Ranking 2 ist die mittlere Formation. Sie kombiniert ein UpClose + UpBar –
DownMid.
Ranking 1 ist die schwächste Formation. Sie kombiniert ein UpClose + DownBar +
DownMid.

Die Berechnung des V-Ranks

Ziel des Indikators ist eine schnelle Reaktion auf Marktveränderungen und eine
Frühindikation für Ausbruchsmuster. Um die Frühindikation zu perfektionieren, wird
das Volumen mit einem Faktor multipliziert. Der Faktor steht in Abhängigkeit zur
Kursformation und reicht von +3 bis –3 (Ranking).
Ist die Kursformation zum Beispiel stark bullish, dann gibt es den Faktor +3. Ist eine
Formation leicht bearish entsteht der Faktor -1.

Die nachstehende Formel wurde mit der Formelsprache von Amibroker geschrieben.
Da die Syntax relativ einfach ist, dürfte es kein weiteres Problem sein, die Formel
auch in anderen Programmsprachen umzuwandeln.
Eine Programmzeile endet mit Semikolon, und Kommentare werden mit doppelten
Querstrich (//) angezeigt.

P=C; // der Schlusskurs (Close)


P1 = Ref(C, -1); // der Schlusskurs zuvor
mid=(H+L)/2; // Mittelwert aus Hoch und Tief

UC = P > P1; // UpClose

~ 109 ~
DC = P <= P1; // DownClose
UB = C > O; // UpBar
DB = C <= O; // DownBar;
UM = C>mid; // UpMid
DM = C<mid; // DownMid

Nachfolgend wird das Volumen über das Ranking gewichtet. Die Bedingung wird mit
der Booleschen Algebra gebildet.
Das bedeutet zum Beispiel im Falle von V1:
Wenn UpClose UND UpBar UND UpMid zutrifft, dann multipliziere das Volumen mit
3, ansonsten lasse den Wert bei 0. Es müssen also zwingend alle 3 Bedingungen
erfüllt sein.

//Aufwärtsvolumen
V1=IIf(UC AND UB AND UM, V*3, 0); // starkes bullishes Vol.
V2=IIf(UC AND UB AND DM, V*2, 0); // mittleres bullishes Vol.
V3=IIf(UC AND DB AND DM, V*1, 0); // leicht bullishes Vol.

//Abwärtsvolumen
V4=IIf(DC AND DB AND DM, V*(-3), 0); // stark bearishes Vol.
V5=IIf(DC AND DB AND UM, V*(-2), 0); // mittleres bearishes Vol.
V6=IIf(DC AND UB AND UM, V*(-1), 0); // leicht bearishes Vol.

S=V1+V2+V3+V4+V5+V6; // Zusammenfassung der Einzelvolumina

VRank =EMA(S,20); // Exponentieller Moving-Average mit Glättung 20

Man erhält nun einen Indikator, der um die Nulllinie pendelt. Da das positive Volumen
und das negative Volumen zyklisch agiert. Die besondere Schnelligkeit wird über den
zugeordneten Faktor erzielt.

~ 110 ~
Bild 51: V-Rank und MFI im Vergleich. Beide Indikatoren mit einer
Periodeneinstellung von 20. Der V-Rank ist deutlich schneller als er MFI. Klassische
Handelssignale gibt der V-Rank bei Kreuzen der Nulllinie (siehe Pfeile).

Verfeinerungen im V-Rank-Indikator

Innerhalb des V-Ranks gibt es einen gleitenden Durchschnitt, den MA(10). Er dient
als früher Ausstiegssignalgeber in einer starken Welle. Die Bedeutung des MA(10)
nimmt in der Nähe der Nulllinie ab, da es manchmal zu unsinnigen
Überschneidungen kommt. Das Kreuzen des V-Ranks zum MA(10) sollte in erster
Linie ein Warnsignal sein und nicht eine zwingende Handelsanweisung erzeugen.
Befindet sich der V-Rank in einer starken Bewegung und hat sich deutlich von der
Nulllinie entfernt, dann wird der MA(10) wieder interessant, auch als Ausstiegssignal.
Befindet sich der V-Rank in der Nähe der Nulllinie, so ist das Kreuzen der Nulllinie
das wichtigste Signal und der MA(10) ist bedeutungslos.

Extrem starkes Volumen führt zur Erschöpfung einer Bewegung. Um starke


Bewegungen von den exzessiven zu unterscheiden, umfassen Bollinger-Bänder den
V-Rank. Die Bollinger-Bänder haben eine Einstellung einer 2-fachen
Standardabweichung um einen 20er gleitenden Durchschnitt. Tritt der V-Rank aus
den Bollinger-Bändern hinaus, so ist das Volumen extrem, und benötigt in naher
~ 111 ~
Zukunft eine Verschnaufpause. Überdurchschnittlich oft kommt es nach einer
Berührung der Bollinger-Bänder zu einer kurzweiligen Konsolidierung, um dann eine
zusätzliche Welle in die gleiche Kursrichtung zu starten.

Schwächen des V-Ranks

Die Schwachstelle fast jedes Volumenindikators ist die Verzerrung bei extremen
Volumenausschlägen. Verzerrende Volumenausschläge entstehen zum Beispiel
durch Wirtschaftsnachrichten oder auch durch das simple Rollen von Future-
Kontrakten. Das Handelsvolumen von Aktien oder für Futures ist bei einer Volumen-
Analyse annähernd gleichgestellt. Obwohl ein Future-Kontrakt immer nur ein Derivat
auf ein Basiswert (Underlying) ist, spiegelt das Handelsvolumen ebenso gut die
Emotionen der Marktteilnehmer wieder, wie das Handelsvolumen einer Aktie.
Das Indikatorproblem der extremen Volumenausschläge, ist auch beim V-Rank zu
beachten. Somit benötigt auch dieser, nach einem außerordentlichen Ausschlag,
eine gewisse Zeit, damit die Glättung des Indikators eine normalisierte Darstellung
ermöglicht. Besondere Vorsicht sollte man bei der Analyse von volumenschwachen
Aktien haben.

7. Ord-Volumen

Einen sehr interessanten Ansatz, um die Kraft einer Bewegung zu messen, stammt
von Tim Ord. Er unterteilt den Markt in Wellen, und berechnet für jede Welle das
aufgewendete Durchschnittsvolumen. Wenn also eine Welle zum Beispiel aus 8
Candlesticks besteht, dann addiert er das Volumen der Einzel-Candles und teilt es
dann durch 8. Den ermittelten Durchschnittswert nennt er „Ord-Volumen“.

Ord-Volumen = Summe des Volumens einer Welle / Anzahl der Candles pro Welle

Das errechnete Ord-Volumen wird nun herangezogen, um die Wellen untereinander


zu vergleichen. Mit Hilfe des Ord-Volumens lässt sich eine Aktie oder ein Markt in
einzelne Segmente zerlegen. Die Kraft jeder Bewegung wird auf simple Art
berechnet. Wie auch schon bei den oben beschriebenen Volumenwellen kommt der
volumenstarken Welle eine besondere Bedeutung zu. Dort wo eine Welle einen
Widerstand-, bzw. eine Unterstützungslinie findet, entsteht ein Ansatzpunkt für die

~ 112 ~
anschließende Analyse. Diese Welle zur Linie ist der Vergleichsmaßstab. Die
anschließende Konsolidierung erzeugt dann die Vergleichswerte.
Tim Ord definiert ein Einstiegssignal, wenn eine Verminderung des Volumens um ca.
50% vorliegt.

Bild 52. Erste Schwäche einer Aufwärtsbewegung

Das obere Bild stellt ein Beispiel dar, wie das Ord-Volumen gedeutet werden könnte.
Die Interpretation eines Chartverlaufs ist relativ einfach.
Die erste Welle mit dem Ord-Volumen von 2,2 ist der Maßstab für die nachfolgende
Konsolidierung. Für eine bullishe Konsolidierung sollte der Wert unter 2,2 liegen. Es
folgt eine Konsolidierung jedoch mit 3,5. Dieser Wert ist so hoch, dass er die 2,2 um
59% übersteigt. Ein starkes Warnsignal für die Fortsetzung der Aufwärtsbewegung.
Die letzte Welle mit dem Ord-Volumen von 2,0 zeigt nochmals Schwäche. Eine
zukünftige Umkehr ist zu erwarten.

~ 113 ~
Bild 53: Allianz mit Ord-Volumen

Bild 53 zeigt exemplarisch die Analyse mit dem Ord-Volumen. Die Wellen der Allianz-
Aktie sind im Zigzag-Chart eingezeichnet. Jeweils zugeordnet sind die Hoch- und
Tiefpunkte und das Ord-Volumen.

Im Bild kann man die Abwärtsbewegung seit Anfang Oktober verfolgen. Die erste
Volumenwelle erreicht ein Ord-Volumen von 3,57. Die Korrektur mit 3,01 fällt etwas
kleiner aus. Soweit ist die Abwärtsbewegung intakt, und man kann mit einer
Folgewelle rechnen. Diese kommt dann auch gleich zum Novemberbeginn. Es
entsteht eine weitere Volumenwelle mit 8,05, die hauptsächlich durch die starke
Abwärts-Candle vom 9.11.2007 bestimmt wird. Man beachte hierzu die
Volumenspitze. Daraufhin kommt eine kleine Aufwärtsgegenbewegung mit einem
Ord-Volumen von 5,69. Das ist ein erstes starkes Signal, dass die Abwärtsbewegung
und damit der niedrige Preis neue Käufer anziehen. Die Aktie schafft dann trotzdem
noch einmal ein neues Tief mit einem Ord-Volumen von 7,25. Im Prinzip ist dies eine
starke Volumenwelle, die neues Abwärtspotential mitbringen kann. Die Antwort
zeigen die Bullen. Die nächste Aufwärtswelle beträgt 6,94. Dieser Wert ist so hoch,
dass man dies nicht als Konsolidierungswelle der 7,25-Welle deuten darf. Der Markt
ist vorerst gedreht.

Aus der Analyse der Wellen über das Ord-Volumen lassen sich direkte
Handelssignale kreieren.

~ 114 ~
Bild 54: Long-Entry

Das Bild 54 zeigt das Grundprinzip für einen Long-Entry im Markt. Die Welle mit dem
20iger Ord-Volumen ist die Ausgangsbewegung. Das Top bildet die Widerstandslinie.
Die nachfolgende Abwärtsbewegung sollte im Idealfall mindestens eine 50%ige
Volumenminderung besitzen. Nach der 10er-Welle wird die Aufwärtsbewegung
wieder fortgesetzt. Der Entry erfolgt, wenn ein Schlusskurs über dem Top der 20er-
Welle geschafft wird. Die überschreitende Candle sollte dabei mindestens so viel
Volumen haben, wie die Candle, die das Top bildete bei der 20er-Welle.

Bild 55: Long-Entry bei komplexer Konsolidierung

Das Bild 55 gibt Aufschluss über die Interpretation in einer komplexen


Konsolidierung.
Die 50% Volumenminderung muss nicht zwingend als direkte Nachfolgewelle der
20er-Ausgangswelle erscheinen. Bild 55 zeigt, die 50%-Regel ist auch bei komplexen
Konsolidierungen einsetzbar.

~ 115 ~
Bild 56: Short-Entry bei Fehlausbruch

Mit Hilfe der Volumen-Analyse lässt sich auch ein Fehlausbruch handeln. In dem
Beispiel von Bild 56 ist wieder die 20er-Welle der Ausgangspunkt. Nachfolgend
kommt eine 16er-Welle, die nur 20% kleiner ist. Dann kommt die extrem schwache
10er-Aufwärtswelle, die sogar die Widerstandslinie des Tops kurzfristig bricht. Bei
einem so schwachen Überschreiten ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die
Kurse wieder zurückfallen. Sollte dies geschehen, dann sollte der Entry bei einem
Schlusskurs unterhalb der Widerstandslinie des vergangenen Tops liegen.
Das Bild 56 zeigt die Vorgehensweise bei einem Fehlausbruch.

~ 116 ~
8. Volumenprofil - Widerstände und Unterstützungen

Wer sich typische Chart-Analysen genauer anschaut, der wird feststellen, dass die
meisten Analysten sehr subjektiv Widerstände und Unterstützungen in den Chart
einzeichnen. Diese Willkür führt oft zu Widerstands- und Unterstützungslinien, die in
der Praxis ohne Bedeutung sind. Das Volumenprofil bietet einen praktikablen Ansatz,
um mehr Objektivität in die Technische Analyse einzubringen.
Gerne sprechen Analysten von Widerstands- und Unterstützungslinien und geben
entsprechende Preisgrenzen an. Diese Herangehensweise ist aber nicht ganz
korrekt, weil es in der Realität die exakten Preisgrenzen nicht gibt. Es sind immer nur
Zonen, die Widerstände und Unterstützungen bilden können. Die Zone kann enger
oder weiter sein, aber es bleibt eine Zone und kein absoluter Grenzwert.

Moderne Chart-Programme bieten auf dem rechten oder linken Chart-Rand eine
senkrechte Darstellung des aufaddierten Volumens. In Kombination mit der
Preisskala entsteht daraus das „Volumenprofil“. Die Bezeichnung des Begriffs
„Volumenprofil“ kann durchaus von Chart-Programm zu Chart-Programm variieren.
Am häufigsten verwendet wird Volumenprofil, Value-at-Price oder auch „Market-
Profile“.

Die ursprüngliche Idee des Volumenprofils stammte von Peter Steidlemayer. Seine
Erfindung ist das „Market-Profile“. Das Market-Profile bezieht sich auf Intradaycharts
und wurde ist als Handelsmarke geschützt. Steidlmeyer teilte dabei den Handelstag
in Perioden von je 30 Minuten ein. Die erste Periode zwischen 9:00 bis 9:30 Uhr wird
mit A bezeichnet, die zweite von 9:30 bis 10:00 Uhr mit B, und so weiter. Über den
Handelstag verteilt, entsteht daraus eine Anhäufung von Buchstaben, die mehr oder
weniger eine Glockenkurve bilden. Das Prinzip der Glockenkurve gilt auch für das
Volumenprofil.

Das Volumenprofil ist kein Indikator im typischen Sinn, bei dem Kauf- und
Verkaufssignale direkt ablesbar sind. Es ist die grafische Aufbereitung von Angebot
und Nachfrage, und jede spitzförmige Ausprägung des Volumenprofils zeigt den
ehemaligen „fairen Kurs“ im betrachteten Zeitabschnitt. Es gilt immer die Grundregel,
dass ein Markt die Tendenz hat, um seinem fairen Kurs zu pendeln. Dies gilt auch
bei einem Trend. Hierbei ist zu beachten, dass es in der Natur eines Trends liegt,
den fairen Preis ständig in Trendrichtung zu verschieben.

~ 117 ~
Bild 57: Theorie des Volumenprofils

Das nachfolgende Beispiel zeigt das Volumenprofil im praktischen Einsatz. Je spitzer


die Form des Profils ist, desto stärker ist seine Wirkung auf die Kurse. Folglich nimmt
die Stärke der Widerstands- bzw. Unterstützungszone mit der „Verspitzung“ der Form
zu.
Innerhalb eines breiten Volumenprofils entsteht eine Kurszone, die an den Rändern
eine Überkauft- bzw. Überverkauftsituation erzeugt. In diesem Fall wird der Kurs im
übertragenden Sinn in der Zone gebunden. Die Spitzen des Volumenprofils zeigen
frühere faire Preise.
~ 118 ~
Bild 58: Der DAX mit drei Volumenprofil-Beispielen

(1) Das obere Volumenprofil hat eine spitze Form, und deutet auf einen engen
Kursbereich hin. Sollte der Kurs zukünftig von unten nach oben stoßen, dann
wird die Profilspitze mit großer Wahrscheinlichkeit einen festen Widerstand
bilden.

(2) Das zweite Beispiel zeigt eine breite Handelszone, in der sich der Kurs relativ
frei bewegen kann. Richtungsprognosen sind quasi nicht möglich. Die Kurse
neigen in ihrem Bewegungsmuster zur Zufälligkeit. Erst am Rand der Zone –
also ungefähr an der Kante der oberen bzw. unteren Linie der grauen
Preiszone – wird es interessant. Hier befindet sich der überkaufte bzw. der
überverkaufte Kursbereich. Es lohnt sich oft, an der Oberkante Short und an
der Unterkante Long zu gehen.

(3) Das dritte Beispiel deutet auf eine Unterstützung mit mittlerer Stärke hin. Sollte
der Kurs nach unten fallen, dann zeigt die Spitze des Profils den Punkt der
Unterstützung.

~ 119 ~
9. Gesamtmarkt-Indikatoren

Unter Technischen Analysten gibt es keine Zweifel, dass Gesamtmarktindikatoren


robust und effektiv sind. Gesamtmarktindikatoren sind Instrumente, die eine
Beurteilung eines gesamten Marktes zulassen. Sie setzen sich aus einer Vielzahl von
Aktien zusammen, und dienen in erster Linie dem schnellen Überblick.
Das besondere an diesen Indikatoren ist die Tatsache, dass immer ein großer Teil
einer Aktienbewegung durch den Gesamtmarkt beeinflusst wird. Wie groß der Anteil
genau ist, hängt von der Untersuchungsmethode ab. In der Literatur findet man dazu
Angaben, die von 40-60% reichen. Entscheidend ist dabei auch der Anteil einer
bestimmten Branche oder Industriezugehörigkeit im untersuchten Index. Der DAX
oder der Nasdaq-Index enthalten viele Technologieunternehmen. Der
volkswirtschaftliche Zusammenhang der Einzelunternehmen wird deshalb immer
einen gewissen Gleichschritt des gesamten Index erzeugen.

Täglich strömen Informationen auf die Börse ein. Einige haben mehr - und andere
haben weniger Einfluss. Ein Gesamtmarktindikator komprimiert die vielen
Informationen, und zeigt den aktuellen Zustand des Marktes.
Die Grundannahme der Gesamtmarktindikatoren ist die Unterstellung, dass ein Markt
nur dann eine außerordentliche Bewegung machen kann, wenn die Mehrheit der
Aktien ebenfalls die Bewegung durchführt. In der Praxis kommt es häufiger vor, dass
ein Markt steigt, und die Mehrzahl der Aktien aber gefallen ist. Dies ist leicht über die
Indexgewichtung einzelner Aktien zu erklären. Index-Schwergewichte wie Siemens
können durchaus den DAX-Index in eine Richtung ziehen, obwohl die Mehrzahl der
Aktien eine entgegengesetzte Bewegung macht. Deshalb zeigt ein Gesamtindikator
häufig schon vor der realen Marktumkehr ein Signal.

9.1. Arms-Index (TRIN)

Die meisten Indikatoren machen irgendwann schlapp

Viele Indikatoren verlieren über die Jahre ihre Wirkung. Das hängt oftmals damit
zusammen, dass zu viele Marktteilnehmer den Indikator benutzen. Er wird dann
einfach zu populär. Es starren zu viele Marktteilnehmer auf den Indikator, und wollen
dann noch vor der Masse positioniert sein. Es ist eine Neigung den Indikator zu

~ 120 ~
antizipieren. Das ist ein wenig verrückt, denn es geht immer noch darum, den Markt
zu traden und nicht einen Indikator.

Der Arms-Indikator ist ein Indikator der viele Jahrzehnte überstanden hat, und
trotzdem nie seine Wirkung verloren hat. Das macht ihn besonders wertvoll. Ursache
dafür ist, dass er sich über die Art seiner Berechnung selbstjustiert. Man kann ihn
deshalb nicht antizipieren.

Geburtsjahr 1967 - alt und gut

Die Idee des Arms Index stammt von Richard W Arms. Obwohl der Indikator bereits
1967 entwickelt wurde, zählt er immer noch zu den am meist genutzten Indikatoren
unter den Tradern. Es sollte betont werden, dass tatsächlich mehr Trader und
weniger Analysten ihn benutzen. Deshalb gibt es auch eine weitere Bezeichnung für
den Arms-Index, nämlich den TRIN (TRading-INdex) oder auch „Short-Term-Trading-
Index“.

Der TRIN ist ein kurzfristiger Indikator, der von Tag zu Tag betrachtet werden sollte.
Die höchste Effektivität erreicht er, wenn man mit ihm überkaufte- und überverkaufte
Marktzustände prognostiziert.

Als Grundlage für die Berechnung dienen Gesamtmarktdaten:

- Anzahl gestiegener Aktien (Advances)


- Anzahl gefallener Aktien (Declines)
- Volumen der gestiegenen Aktien (Advancing Volume)
- Volumen der gefallenen Aktien (Declining Volume)

Bild 59: Formel für die Berechnung des Arms Index (TRIN)
Beachten Sie, dass ein umgedrehtes Zahlenverhältnis gilt. Ein TRIN über 1 ist
bearish, und unter 1 wäre bullish.

Je höher die Anzahl der Einzelaktien, desto präziser die Ergebnisse

~ 121 ~
Richard Arms wählte als Basis die Aktien der NYSE, um eine möglichst große
Datengrundlage zu haben. Zunächst wird das Verhältnis von steigenden und
fallenden Aktien gebildet. Würden zum Beispiel an einem Tag 2000 Aktien steigen
und 1000 fallen, ist das Verhältnis 2.
Im zweiten Schritt wird das Volumen der gestiegenen Aktien durch das Volumen der
gefallenen geteilt. Wenn das Verhältnis des gestiegenen Volumen zu den
gefallenden auch 2 wäre, dann wäre der Markt im Gleichgewicht. Käufer und
Verkäufer hätten dann eine Patt-Situation.

Ist das Verhältnis größer als 2, dann erfolgte der Kursanstieg mit verstärkten
Volumen. Der TRIN als Quotient ist dann unter 1. Innerhalb eines Aufwärtstrends,
wäre das ein Zeichen für eine Fortsetzung des Trends. Ist jedoch das
Handelsvolumen übertrieben hoch, und damit der TRIN unter 0,6, könnte dies ein
Zeichen von Erschöpfung sein. In diesem Fall würde das hohe Handelsvolumen
darauf schließen lassen, dass sehr viele Marktteilnehmer versucht hätten, die Aktien
zu verkaufen.

Bild 60: Tages-Chart mit dem TRIN für NYSE

~ 122 ~
Im oberen Bild 1 wurde um den TRIN Bollinger-Bänder gelegt. Das Überschreiten der
Bollinger-Bänder deutet immer auf ein Missverhältnis in der auf- bzw. absteigenden
Bewegung des Marktes hin.

So interpretieren Sie den TRIN

Das Zusammenspiel gestiegener pro gefallener Aktien und des Volumens ist der
Schlüssel zur Interpretation. Der TRIN zeigt eine inverse Tendenz zum Kursverlauf.
Deshalb ist eine Kurssteigerung mit erhöhten Volumen gleichbedeutend mit einem
tiefen TRIN unter 1. Umgekehrt deuten TRIN-Werte über 1 auf erhöhten
Verkaufsdruck hin.
Die Berechnungsgrundlage des TRIN ist so aufgebaut, dass auch sehr extreme
Zahlenwerte möglich sind. TRIN-Werte über 10 oder unter 0,1 sind mathematisch
möglich. Hierbei ist zu beachten, dass in der Handelspraxis ein TRIN-Wert von 10
nicht bearisher wäre, als ein Wert von 5. Beide Werte sind absolute Ausnahmen sind.
Das gleiche gilt im umgedrehten Fall mit 0,1 und 0,2.

Richard Arms sieht gewisse Grenzwerte an der NYSE für den TRIN bei 0,6 (zu
bullish) und 1,6 (zu bearish). Die Grenzwerte sind als erster Hinweis zu sehen, wo
der Markt geneigt ist seine Bewegungsrichtung zu ändern.

Woher bekommen Sie Daten für den TRIN?

Einige Kursdaten-Provider bieten den errechneten TRIN als Service für ihre
zahlenden Kunden an. Soweit muss man jedoch nicht gehen. So kann der TRIN zum
Beispiel kostenlos bei Yahoo abgefragt werden. Das passende Symbol für die
historischen Daten ist STI.N.

Sie können den TRIN auch selbst berechnen. Unter http://finance.yahoo.com/stock-


center/ finden Sie zum Beispiel eine Marktübersicht:

~ 123 ~
Bild 61: Übersicht über die gestiegenen und gefallenen Aktien an den US-Märkten

Ähnliche Daten finden Sie auch unter


http://www.msn.com/en-us/money/markets

Passen Sie die Regeln an die Praxis an

Der Nutzen des TRIN kann auf unterschiedliche Weise gezogen werden. Wenn zum
Beispiel ein übertrieben hoher TRIN für die US-Aktienmärkte angezeigt wird, ergeben
sich oft hervorragende Kaufchancen für den DAX zum nächsten Handelstag.
Ein hoher TRIN (> 1,6) deutet auf eine überkaufte Situation hin. Daraus muss nicht
zwingend eine komplette Trendwende für den Markt eingeleitet werden. Ein hoher
TRIN kann auch bedeuten, dass es nur eine kurze Gegenbewegung geben könnte.
Manchmal ist sie sogar nur auf einem Vormittag beschränkt. An andere Stelle kann
sogar ein mehrmonatiger Trend beendet werden.
Bei der Anwendung des TRIN muss man als Trader in Wahrscheinlichkeiten denken.
Grundsätzlich ist nämlich alles an der Börse möglich – nichts ist garantiert.
Sehr gute Handelsergebnisse gibt es, wenn der TRIN in ein bestehendes
Handelssystem integriert wird.
So könnte man zum Beispiel in einem Aufwärtstrend starke Rücksetzer nutzen, um
eine günstige Einstiegsmöglichkeit zu finden. Erfahrene Trader orientieren sich dabei
gerne an Extreme der jüngsten Vergangenheit. Wenn zum Beispiel zuvor mehrmals
eine bullishe Umkehr bei 1,4 geschafft wurde, dann könnte dies durchaus auch ein
weiteres Mal wiederholt werden. Umgekehrt könnten auch gute Ausstiegspunkte bei
einem TRIN von 0,7 möglich sein.

~ 124 ~
Der TRIN erzählt die Geschichte des Handelstages mit Kurs und Volumen

Bei jeder Transaktion an der Börse gibt es einen vereinbarten Kurs zwischen Käufer
und Verkäufer und es entsteht ein Handelsvolumen. Das Volumen ist nicht nur eine
Zahl. Jeder Handelstag hat sein Tief und Hoch. Die Höhe des Handelsvolumens ist
dabei ein zahlenmäßiger Ausdruck, ob Gier und Angst in der Handelsspanne eine
Rolle spielte. Es gilt: Je höher das Volumen war, desto mehr Emotionen gab es.
Beim TRIN geht es genau um die Verhältnisse zwischen Kursbewegung und
Handelsvolumen. Das Volumen beschreibt den Aufwand, um den Kurs auf oder ab
zu bewegen. Der Treibstoff zur Kursbewegung. Jeder TRIN-Wert ist eine Prognose
für den nächsten Tag.
Was liegt näher, als daraus Handelssysteme zu bauen. Die Möglichkeiten sind
unendlich groß. Wie so etwas aussehen kann, zeigen die nachfolgenden Beispiele.

Swings mit Glättung des TRIN

Es bleibt festzuhalten, dass grundsätzlich TRIN-Werte unter 1 bullish und über 1


bearish sind. In einem Aufwärtstrend treten vermehrt TRIN-Werte unter 1 auf. Bei
einem Abwärtstrend gibt es häufiger Werte über 1. Mit einer passenden Glättung des
TRIN wäre es deshalb möglich, Kurswellen zu traden.

~ 125 ~
Bild 62: S&P500-Tages-Chart mit geglätteten TRIN-GDLs (10 und 15).

Das obere Bild zeigt ein Handelssystem mit Swing-Trades im Trend. Als Trendfilter
wird der GDL200 eingesetzt. Im Kurs-Chart ist der GDL200 als lila Linie
eingezeichnet. Ein Long-Trade wird nur dann durchgeführt, wenn der Kurs sich über
der GDL200 bewegt. Der TRIN-Indikator funktioniert hier als Crossover-System.
Dazu wird der TRIN als einfacher GDL10 und GDL15 miteinander gekreuzt.

Seit 01.01.2010 hätte das Handelssystem folgendes Ergebnis erzielt:

45 Trades
Trefferquote: 60%
Payoff-Ratio = 1,74
Profit Faktor = 2,61

Payoff-Ratio = Durchschnittsgewinn / Durchschnittsverlust


Profit-Faktor = Summe der Einzelgewinne / Summe der Einzelverluste

~ 126 ~
Beachten Sie, dass die hohe Trefferquote bei einem Trendsystem nicht üblich ist. Die
vergangenen Jahre waren allerdings sehr bullish. Ein Trendfilter, wie der GDL200,
konnte dadurch viele Fehlsignale eliminieren. Hätte der Aktienmarkt weniger
Trendstärke gezeigt, dann wäre der Kurs um den GDL200 gependelt. Weil
grundsätzlich ein GDL200 nicht schnell reagieren kann, wären wahrscheinlich mehr
Signale unterdrückt worden, und das Ergebnis wäre weniger überragend
ausgefallen. Zumindest für den getesteten Zeitraum ist der Profitfaktor überragend.

Extremwerte des TRIN in Kombination mit einem Oszillator

Über die Glättung des TRIN sollte man sich genaue Gedanken machen. Je größer
die Glättung ist, desto weniger Handelssignale gibt es. Ein ungeglätteter TRIN ist in
Kombination mit einem Oszillator sehr zappelig. Da ein Oszillator sowieso ein
reaktionsschneller Filter ist, kann eine leichte Glättung des TRIN Wunder bewirken.
Bei dem vorgestellten Handelssystem wird ein leicht geglätteter TRIN(4) mit dem
bekannten Stochastik-Oszillator verknüpft. Die Handelsumsetzung könnte jedoch mit
jedem beliebigen Oszillator umgesetzt werden. Denkbar wäre auch eine Kombination
mit dem RSI (Relative Stärke Index nach Wilder).
Ziel sollte es immer sein, den Einstieg zu perfektionieren.

~ 127 ~
Bild 63: Der TRIN in Kombination mit dem Stochastik-Oszillator

Die Stochastik ist ein guter Filter, um die TRIN-Signale umzusetzen. Das Bild zeigt
die Stochastik-Fast (14-3) als Crossover-System zur Stochastik-Slow (14-3-5). Ein
Long-Signal entsteht, wenn die Stochastik-Fast unter 20 ist und gleichzeitig der
TRIN>1,3 anzeigt. In diesem System ist der TRIN mit 4 geglättet (TRIN4). Sobald der
TRIN einen hohen Wert annimmt, entsteht eine kleine Erschöpfung der Verkäufer. So
perfektioniert sich das Stochastik-Signal.
Der Ausstieg wird ausschließlich durch die Stochastik geregelt, in dem die
Stochastik-Fast die Stochastik-Slow zur jeweiligen Gegenseite kreuzt. Bei einer
offenen Position kann auch ein plötzlich umgedrehtes Handelssignal den Trade
beenden.
Das Short-Signal entsteht auf umgedrehte Weise, in dem die Stochastik-Fast über 80
ist und der TRIN(4) unter 0,8 fällt.

Seit 01.01.2010 hätte das Handelssystem folgendes Ergebnis erzielt:

32 Trades
Trefferquote: 46,88%
Payoff-Ratio = 2,13
Profit Faktor = 1,88

Das Ergebnis ist beachtlich, denn man muss berücksichtigen, dass sich der
Aktienmarkt im Betrachtungszeitraum in einem starken Aufwärtstrend befand. Die
Handelssignale entstanden dann ohne Trendfilter, und damit auch gegen den Trend.
Von den 32 Trades waren 17 Short-Trades. Das ist etwas mehr als die Hälfte. Hätte
man zusätzlich mit einem Trendfilter gearbeitet, wäre das Handelsergebnis noch viel
besser ausgefallen.

Im Trend kleine Rücksetzer handeln

Für solche Trend-Systeme werden oft zwei Gleitende Durchschnitte benutzt. Sie
werden miteinander gekreuzt, und sind damit ein Trendfilter. Gröbste Fehlsignale
werden so vermieden. Der bekannte MACD-Indikator hat mehr Funktionsvielfalt als
zwei GDL. Deshalb scheint er bei einem Trendsystem eine gute Wahl zu sein.

~ 128 ~
Bild 64: Der TRIN(2) in Kombination mit dem MACD-Trendindikator

Bei diesem Handelssystem bietet der MACD(12-26-9) den roten Faden. Ein Trade
wird nur dann eingegangen, wenn der MACD die Richtung auch anzeigt. Der
Ausstieg aus einem Trade geschieht dann auch mit dem Überkreuzen des MACD zur
entgegengesetzten Kursrichtung. Steht der MACD auf long, dann ist zum Auslösen
des Trades ein TRIN von über 1,3 notwendig. Das ist praktisch eine kurzfristige
Erschöpfung der Verkäufer.
Ein bearishes Signal entsteht mit dem MACD auf short, und dem Unterschreiten des
TRIN-Wertes von 0,8.
Bei diesem Handelssystem wird der TRIN überhaupt nicht, oder nur mit 2 geglättet.
Das hat den Effekt, dass innerhalb einer Trendbewegung viele Handelssignale
entstehen können.

Seit 01.01.2010 hätte das Handelssystem folgendes Ergebnis erzielt:

41 Trades
Trefferquote: 63,41%
Payoff-Ratio = 0,92
Profit Faktor = 1,60

~ 129 ~
Das Ergebnis ist leicht schwächer im Vergleich zu den obigen Handelsvarianten.
Auffällig ist die hohe Trefferquote. Das dann im Gegenzug die Payoff-Ratio etwas
schwächer ausfällt, ist nicht unüblich. Die Trefferquote und die Payoff-Ratio sind zwei
Kennzahlen, die sich gegenseitig behindern. Steigert man die Trefferquote, dann fällt
meistens die Payoff-Ratio, und umgedreht.

Das sollten Sie beim Systemhandel beachten:

Handelsstrategien mit dem TRIN kann man an verschiedene Marktrhythmen


anpassen. Es gehört zum Handwerk des Traders dazu, dass er ein Handelssystem
auswählt, das zum Marktrhythmus passt. Weil Märkte sich ständig ändern, ist das
nicht immer eine leichte Übung. Viele Trader unternehmen deshalb regelmäßig
Backtests, um das Handelssystem leicht zu verändern, und so die neuen
Marktgegebenheiten zu berücksichtigen. Das kann man zwar nicht immer kritiklos
empfehlen, doch jeder Trader sollte seine Handelssysteme so gut kennen, dass er
Verantwortung diesbezüglich übernehmen kann.

9.2. Advanced-Decline-Line (ADL) und Advanced-


Decline-Line-Volume (ADL-Vol)

Zunächst werden alle Aktien danach unterteilt, ob sie am Handelstag gestiegen oder
gefallen sind. Die ADL berechnet sich aus der Differenz von gestiegenen und
gefallenen Aktien innerhalb eines Marktes. Ist die Differenz positiv wird der Indikator
addiert und andernfalls subtrahiert. Deshalb ist eine steigende ADL, bullish zu
bewerten. Ein fallender Indikator ist folglich bearish.
Die ADL ist in erster Linie ein Trendindikator. Gute Prognosen ergeben sich deshalb
zum Beispiel aus der Überschneidung zu Gleitenden Durchschnitten. Besonders
effektiv sind außerdem Divergenzen und Konvergenzen zum untersuchten
Aktienmarkt.

Die ADL-Vol erfüllt im Prinzip die gleichen Voraussetzungen, wie die konventionelle
ADL. Die ADL-Vol dient jedoch zur Bestätigung der ADL und ist meist etwas
reaktionsschneller.

So funktioniert die vorauslaufende Wirkung der ADL

~ 130 ~
Wenn ein Markt beispielsweise im Aufwärtstrend in der Nähe einer Gipfelbildung ist,
dann sollte vor dem Erreichen des Gipfels, der durchschnittliche Anteil an steigenden
Aktien kleiner werden. Das hat zur Folge, dass die ADL ihren eigenen Gipfel vor dem
tatsächlichen Gipfel erreicht. Dieser vorauslaufende Effekt wird besonders sichtbar,
wenn viele Aktien an der Berechnung des ADL beteiligt waren.

Berechnung:
ADL = Summierung der Differenz aus gestiegenen Aktien und gefallenden Aktien
ADL-Vol = Summierung der Differenz aus steigendes Volumen und fallendes
Volumen

Bild 65: Tages-Chart des DAX mit Advance-Decline-Line und Advance-Decline-Line-


Volume mit bullishen und bearishen Divergenzen

Für die Berechnung der DAX-ADL und der -ADL-Vol sind im oberen Bild lediglich die
30 DAX-Aktien beteiligt. Die Genauigkeit der Berechnung steigt mit der Anzahl der
Aktien. Um einen Markt zu untersuchen, sollte die ADL eigentlich mehr als 30 Aktien
enthalten. Eine Ausnahme kann man dann machen, wenn die 30 Aktien aus
unterschiedlichen Branchen entstammen. Sie sollten nur wenig miteinander
korrelieren.
~ 131 ~
Trendlinien in der ADL sind nützlich

Innerhalb der ADL-Indikatoren haben Trendlinien eine überragende Bedeutung.


Bricht ein Markt aus einer Handelsspanne aus, sollte das gleichzeitig durch die ADL
und die ADL-Vol bestätigt werden. Ideal ist es, wenn zum Beispiel bei einem Long-
Signal die ADL-Vol etwas steiler wäre, als die ADL selbst. Als Analyst weiß man
dann, dass beim Ausbruch viele Aktien und viel Volumen beteiligt waren. Das erhöht
die Wahrscheinlichkeit für einen geglückten Ausbruch.

Ein weiteres gutes Hilfsmittel sind Gleitende Durchschnitte. Nimmt man zum Beispiel
den MA10 und den MA50, dann kann man aus dem Zeitpunkt der Überkreuzung eine
Prognose bauen.

Bild 66: Tages-Chart des DAX mit Advance-Decline-Line und Advance-Decline-Line-


Volume. Hinzugefügt wurde Gleitendende Durchschnitte mit MA10 und MA50.

Für eine Diagnose des Marktes ist der Zeitpunkt der jeweiligen GDL-Überschneidung
wichtig. Es gilt grundsätzlich die Regel, dass die GDLs der ADL-Vol führend sein
sollen.

~ 132 ~
Um den Zeitpunkt deutlicher zu machen, sind im oberen Bild die Überschneidungen
der GDLs mit senkrechten Strichen markiert. Im Fall (1) befindet sich der Markt in
einer Seitwärtsbewegung. Die Überkreuzung des GDLs der ADL-Vol kommt früher
und ist abwärtsgerichtet. Das zeigt, dass der Markt eine leichte Abwärtsneigung
hatte. Im zweiten Fall (2) bewegt sich der Markt aufwärts und die GDLs der ADL
überkreuzen sich vor denen der ADL-Vol. Auch dieser Fall ist bearish zu werten, weil
das Volumen die Marktbewegungen stets anführen sollte. Der Fall (3) ist bullish,
denn die GDLs der ADL-Vol kreuzen sich vor denen der ADL.

9.3. McClellan-Oszillator

Auf amerikanischen Webseiten für Technische Analyse werden sehr gerne


Gesamtmarktindikatoren verwendet. Einer davon ist der McClellan-Oszillator. Obwohl
der Indikator schon 1969 entwickelt wurde, blieb er zu Beginn unpopulär. Erst in den
letzten Jahren hat er sich immer weiter in den Vordergrund geschoben. Nun zählt er
mittlerweile zur Spitze der Gesamtmarktindikatoren. Die Entwickler des Indikators
sind Sherman und Marian McClellan. Der McClellan ist eine spezifische Abwandlung
des ADL-Indikators. Die ADL ist deshalb die Basis zur Weiterberechnung. Der
McClellan-Oszillator entsteht durch die Glättung der ADL mit zwei verschiedenen
exponentiellen Gleitenden Durchschnitten (EMA). Das Ergebnis ist ein Momentum-
Oszillator, der um seine Nulllinie pendelt.

McClellan-Oszillator =
EMA (gestiegene Aktien – gefallene Aktien)19 –
EMA (gestiegene Aktien – gefallene Aktien)39

Die 19fache und 39fache Glättung sind fix eingestellt, da sie in etwa eine 5%- und
eine 10%-Abweichung von der ADL repräsentieren sollen. Dies wurde als 5%- und
10%-Trend in der Ursprungsformel (1969) definiert. Daher würde jede Änderung der
Glättung den McClellan-Oszillator zu einem verfremdeten Indikator abwandeln.

~ 133 ~
Bild 67: Tages-Chart des McClellan-Oszillators umrahmt durch Bollinger-Bänder

Interpretation:
 Der McClellan-Oszillator gibt seine Handelssignale im Swing-Trading beim
Überschreiten der Nulllinie. Ein Wert über der Nulllinie ist bullish, und unter der
Nulllinie bearish.

 Vergleicht man die Hochs des McClellan-Oszillator mit den Kurshochs sollte
eine Übereinstimmung bestehen. Andernfalls ergibt sich eine Divergenz, die
für eine Momentumänderung des Marktes spricht. Das gleiche gilt umgedreht
für die Tiefs des Marktes.

 Für eine Analyse der Indikator-Spitzen ist das relative Niveau bei einer
Umkehr wichtig. Im oberen Chart sind beispielhaft die unteren Spitzen
umkreist. Leicht ist zu erkennen, dass im Bereich zwischen -55 und -60
regelmäßig ein bullisher Kursanstieg erfolgte. Solche Regelmäßigkeiten sollte
man stets suchen, denn sie bringen eine hohe Signalgenauigkeit.

 Mit Bollinger-Bändern lässt sich der McClellan-Oszillator noch etwas


verfeinern. Grundsätzlich zeigen die Bollinger-Bänder den Bereich des
Extrems an. Tritt der Indikator über die Bänder ist der Markt überkauft bzw.
~ 134 ~
überverkauft.

 Pendelt der McClellan-Oszillator für längere Zeit mit geringen Ausschlägen um


seine Nulllinie, dann ist bald mit einer dynamischen Bewegung zu rechnen. In
diesem Fall ist es sinnvoll auf einen Ausbruch zu warten, und dem Markt
anschließend zu folgen.

 Gute Handelssignale ergeben sich, wenn eine Trendlinie im Indikator gezogen


werden kann. Die Trendlinie sollte mindestens drei Auflagepunkte haben. Wird
anschließend die Trendlinie gebrochen, ist eine dynamische Bewegung zu
erwarten.

Tipps für Swing-Trader

Die Anwendung des McClellan-Oszillators ist besonders wertvoll, wenn man seine
Signale als kurzfristiger Swing-Trader umsetzt. Dabei beträgt die Haltedauer nur
wenige Tage.
Einige Webseiten bieten zum McClellan-Oszillator auch einen McClellan-Oszillator-
Volume an. Die berechnungsweise basiert in diesem Fall auf der ADL-Volume. Damit
ist es dann möglich, jedes Handelssignal des McClellan-Oszillators mit dem
Handelsvolumen zu kontrollieren. Die Qualität der Handelssignale lässt sich so
nochmals steigern.

9.4. New High-Low Indikator (New H-L)

Unmittelbar hat der New H-L hat nichts mit der Volumen-Analyse zu tun. Er wird hier
trotzdem erwähnt, weil er eine wunderbare Ergänzung zu den McClellan-Oszillatoren
ist. Manchmal ist der Markt in der Nähe eines Gleichgewichts. Dabei haben weder
Bullen noch Bären die Oberhand. Weil der New High-Low-Indikator sehr sensibel auf
Marktänderungen reagiert, kann er den entscheidenden Hinweis geben, in welche
Richtung der Markt sich zukünftig bewegen sollte.

Der New-High-Low-Indikator wird direkt von den großen amerikanischen Börsen zur
Verfügung gestellt. Dort sind die neuen Hochs und Tiefs über eine 52-
Wochenglättung für die gesamte Börse berechnet. Die hohe Glättung ist ratsam, da
auch verhältnismäßig kleine Börsenwerte in die Berechnung mit einfließen. Für den

~ 135 ~
DAX, der nur die größten deutschen Aktien enthält, wäre eine ähnliche Glättung eher
kontraproduktiv. Hierdurch würde der Indikator extrem langsam und unbrauchbar
werden. Im Test wird eine Glättung der Hochs und Tiefs mit jeweils nur MA(20)
vorgenommen.

Die Beliebtheit des Indikators basiert auf der vorauseilenden Logik des Indikators.
Bevor zum Beispiel ein Markt in einem Aufwärtstrend den höchsten Punkt erreicht,
nimmt zuvor die Marktbreite der neuen Hochs ab. Im Zeitverlauf erreichen immer
weniger Aktien ein neues Hoch und schließlich knickt der Markt ab und nimmt eine
Abwärtsbewegung vor.
Für die charttechnische Auswertung ist die divergierende Wirkung von neuen Hochs
bzw. neuen Tief im Vergleich zum Indikator interessant. Der New H-L hat in der
Regel schon eine klare Umkehr gebildet, bevor der breite Markt sein Extrem zeigt.

Berechnung:
NH=MA(Hoch,20); // neue Hochs
NL=MA(Tief,20); // neue Tiefs

NHL=MA((NH-NL),20);

Bild 68: Neu Hoch-Tiefs beim US-Aktienmarkt

~ 136 ~
10. Tape-Reading

Tape-Reading ist das Herzstück des kurzfristigen Tradings. Unabhängig von den
gewählten Zeiträumen wird stets die Kursbewegung mit dem aufgewendeten
Handelsvolumen analysiert.
Der erste, der das Tape-Reading systematisiert hat war Richard D. Wyckoff (1873-
1934). Die Techniken sind sehr alt und sind uneingeschränkt immer noch gültig.

Wyckoff hat Tape-Reading definiert, als die Kunst der Bestimmung des sofortigen
Preistrends.

Eine modernere Version ist die Volume-Spread-Analysis (VSA). Die VSA wurde
durch Tom Williams mit seinem Buch „Master the Markets“ einem breiteren Publikum
bekannt. Oberflächlich betrachtet ist die VSA jedoch nichts anderes als die optische
Umsetzung des alten Tape-Readings.
Egal, ob man VSA oder Tape-Reading bevorzugt. Beide Varianten haben ihre volle
Gültigkeit über Jahrzehnte bewiesen und werden sie auch in Zukunft beweisen.
Denn sie beruhen auf dem allgemeingültigen Prinzip des Angebots und der
Nachfrage im Markt.

Das alte Tape benutzt kein Trader mehr in der Praxis, da die Kurse viel besser
übermittelt und dargestellt werden können. Damals waren Tape-Reader die wahren
Daytrader. Alle getroffenen Handelsentscheidungen basierten auf den Ticker. Das,
was die alten Tape-Reader gesehen haben, war nur der Kurs und das
Handelsvolumen auf einem Ticker-Band - mehr nicht. Keine Charts oder sonstige
technische Hilfsmittel standen realtime zur Verfügung. Natürlich wurden auch damals
schon Charts von Hand gezeichnet, jedoch lediglich zur Vorbereitung auf den
Handelstag. Die Tape-Reader saßen stundenlang in voller Konzentration vor dem
Ticker und versuchten, den zukünftigen Handelsverlauf zu prognostizieren. Ziel war
es immer, das Volumen sowie den dahinter stehenden Geldfluss zu interpretieren -
also nichts anderes als die Analyse von Angebot und Nachfrage.

Beim Tape-Reading dreht sich alles um den zukünftigen Kurs – nicht um die
Vergangenheit. Der große Mangel der meisten technischen Indikatoren ist die
Vergangenheitsorientierung. Man kann nachträglich jeden Indikator optimieren, so
dass man ihn für den besten der Welt hält. Die Praxis zeigt jedoch einen sich ständig
ändernden Markt. Der richtige Rhythmus ist der Schlüssel zur korrekten
Indikatorauswahl. Tape-Reading erlaubt das verstehen der Marktbewegungen. Der
Kurs springt ständig zwischen „Bid und Ask“ hin und her. Es ist ein bisschen wie

~ 137 ~
Tischtennis – die Art und Weise wie der Ball geschlagen wird, und die Kraft, welche
durch das Volumen ausgedrückt wird, ergibt ein Gesamtbild. Das Gesamtbild
ermöglicht eine Prognose, welcher der Tischtennisspieler der stärkere ist. Im
übertragenen Sinn bedeutet es, ob mehr Angebot oder mehr Nachfrage den Markt
bestimmt.

10.1. Zeiteinstellungen beim Tape-Reading

Arbeitet man auf Tagesbasis, dann muss man Feiertage und Börsenzeiten beachten.
An Feiertagen und halben Handelstagen gibt es meist wenig Volumen. Deshalb sind
diese Tage weniger aussagekräftig. In Deutschland werden die meisten Aktien über
Xetra gehandelt. Dort entsteht das meiste Volumen. Leider läuft die Handelszeit nur
bis 17:30 Uhr. Damit ist der Börsenhandel noch lange nicht vorbei, da der
Parketthandel und der Futures-Markt weiter laufen. Folglich entstehen mit Xetra-
Kursen große morgendliche Sprünge (Gaps).

Ganz anders sieht es innerhalb eines Handelstages aus. Das Volumen ist stark
abhängig von den Tagesphasen. Vor 9:00 Uhr im Futures-Handel ist das Volumen
häufig bedeutungslos (zum Beispiel FDAX). Das gleiche gilt für den Handel nach
18:30. In den volumenschwachen Zeiten gibt es viele technische Fehlsignale und der
Markt ist anfällig für Manipulationen. Im Intraday-Handel werden gerne 1-, 5- oder 10-
Minuten-Einstellungen benutzt. Diese können auch für das Tape-Reading benutzt
werden. Voraussetzung ist jedoch immer die ausreichende Volumenhöhe. Zu
beachten sind im Futures-Handel auch Tage, die in der Nähe des Verfallstermins
liegen. Durch Umschichtungen zum nächsten Kontrakt ergeben sich irrelevante
Volumenspitzen, die für die Volumenanalyse ohne Bedeutung sind.

Die ideale Einstellung für die Volumen-Interpretation sind jedoch Tick-Charts. Hierbei
wird eine Candle erst dann neu gebildet, wenn eine eingestellte Anzahl an Ticks
gehandelt wurde. Dies ist von Vorteil bei der Volumen-Analyse. Ebenso ist die
Schnelligkeit der Chartveränderung ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Wenn man
zum Beispiel einen 5-Minuten-Chart mit Outbreaks handelt, dann wird häufig beim
Ein- oder Ausstieg die Vollständigkeit der Candlestick abgewartet. Jedoch kann der
Kurs in 5 Minuten verdammt weit laufen. Dies gilt nicht nur für den Einstieg als auch
für den Ausstieg. Wenn der Tick-Chart schon lange ein Ausstiegssignal geliefert hat,
wartet man minutenlang im 5-Minuten-Chart bis die Candle vollständig ist. Vielleicht
hat man Glück und der Kurs kommt wieder in die gewünschte Richtung zurück, aber

~ 138 ~
wenn nicht, dann starrt man auf den Monitor, sieht den Kurs weglaufen und verfällt in
einen dummen „Hoffnungsmodus“.

Beispiele für Tickchart-Einstellungen bei den Futures


DAX-Future mit Tick 60, Tick 90 oder Tick 120
Euro-Stoxx-Future mit Tick 75, Tick 90 der Tick180
Bund-Future mit Tick 75, Tick 90 oder Tick 120

Der Vorteil des Tick-Charts hat jedoch einen gewichtigen Nachteil. Jede Art der
Zeitanalyse zum Beispiel mit Fibonacci-Relationen funktioniert nicht, da die Zeitskala
verzerrt wird. Fibonacci-Kursrelationen behalten dagegen ihre volle Gültigkeit.

Zum Vergleich sind hier einmal 2 Charts mit dem Bund-Future aufgezeigt. Der eine
mit 5-min-Charteinstellung und der andere im Tick-75-Chart. Obwohl es der gleiche
Zeitraum ist, unterscheiden sich Candles und auch der On-Balance-Volume-Indikator
(OBV) deutlich. Genau dann, wenn es hektisch wird und viel gehandelt wird, ist die
optische Darstellung eines Tick-Charts schneller.

Bild 69: Beispiel für 5-Minuten-Chart Bund Future

~ 139 ~
Bild 70: Beispiel Tick 75-Chart Bund-Future als Vergleich zum 5-min-Chart

10.2. Volumen-Preis-Analyse (VPA)

Die aufgezeigten Muster sind nahezu idealtypisch dargestellt. In der Realität sind
natürlich viele kleine Variationen möglich. Zur optischen Vereinfachung zeigen die
Grundmuster keinen Eröffnungs- oder Schlusskurs. Folglich soll der Kursbalken nur
den Abstand zwischen Hoch und Tief repräsentieren.
Die Aufstellung der Grundmuster ist nicht vollständig. Theoretisch müsste die
gesamte Palette der Muster aus der Candlestick-Analyse dazu gezählt werden. Denn
jede Candlestick-Formation erhält eine, mit dem passenden Volumen unterlegt,
höhere Aussagefähigkeit. Des Weiteren kann man die Grundmuster auch auf die
klassischen technischen Muster, wie zum Beispiel Kopf-Schulter, Flaggen, Wimpel
usw. ausdehnen. Eine vollständige Aufstellung sprengt jedoch den Rahmen des
Artikels.

Innerhalb der Analyse können 4 Volumen-Situationen auftreten:

~ 140 ~
hohes Volumen + große Candle  Fortsetzung
hohes Volumen + kleine Candle  Umkehrpotential
niedriges Volumen + große Candle  Umkehrpotential
niedriges Volumen + kleine Candle  Fortsetzung

Die 4 Volumen-Situationen sind Bestandteil der Grundmuster und dienen der


detaillierten Analyse von Candle zu Candle.
Nachfolgend sind nur Muster für den Long-Einstieg aufgezeigt. Das jeweilige
umgedrehte Kursmuster gilt für das Short-Signal. Das Volumenmuster ist identisch.

10.3. Beginn des Wendepunktes

Das Beispiel zeigt einen typischen Wendepunkt unter hohem Volumen. Bei den
ersten beiden Balken sieht man noch das gewisse Interesse an fallenden Kursen.
Hierbei fällt der Kurs unter leicht steigendem Volumen. Der dritte Balken offenbart
jedoch die erste Abwärtsschwäche. Der Kurs fällt unter schwächeren Volumen. Beim
vierten Balken treffen viele Marktteilnehmer aufeinander. Das hohe Volumen und die
geringe Spanne zwischen Hoch und Tief zeigen den potentiellen Umkehrpunkt.
Der weitere Verlauf der Kurse ist nicht vorbestimmt. Es kann sowohl zu einem
starken Kaufdrang kommen, als auch zu einer aufwärtsgerichteten, kurzfristigen
Verschnaufpause. Nach der Verschnaufpause wären dann tiefere Kurse fällig.

~ 141 ~
Bild 71: Beginn des Wendepunktes bullish und bearish
Erhöhtes Volumen mit einem kleinen Abstand zwischen Hoch und Tief führt die
Umkehr ein. Es ist Einleitung für eine vollständige Umkehr oder der Beginn einer
Konsolidierung.

10.4. Die Volumenumkehr

Merkmal der Volumenumkehr ist, dass die 3 Balken, die die Spitze des Musters
ausmachen, sehr starkes Volumen führen. Es muss über dem Durchschnitt liegen.
Zu beachten ist der dritte Balken vor dem Top und der fünfte Balken, der den Willen
zur Umkehr einleitet. Meist markiert dieses Muster eine echte Umkehr. Das
wichtigste Detail, ist das überdurchschnittliche Volumen in den aufwärtsgerichteten
Balken. Die Volumenumkehr ist schnell und weist große Candles auf.

~ 142 ~
Bild 72: Volumenumkehr
Die Umkehr ist besonders stark, da mit mindestens 3 starken Volumen-Candles eine
neue Bewegung eingeleitet wird.

10.5. Bullishe-Konsolidierung

Die Bullishe-Konsolidierung ist vom Kursmuster ähnlich, wie eine Volumen-Umkehr.


Der wichtigste Unterschied ist das Volumenverhalten. Die Bullishe-Konsolidierung
zeichnet sich durch den volumenstarken Anstieg der Kurse aus. Nach der Bildung
eines kurzfristigen Tops ergeben die fallenden Kurse eine undynamische Bewegung,
die immer mehr an Volumen einbüßt. Die Volumenminderung ist das wichtigste
Merkmal des Musters. Die Kurse kommen nicht allzu weit zurück. Die Fibonacci-
Relationen 23% / 38% / 50% spiegeln den typischen Kursrückgang am besten
wieder.
Betrachtet man die Volumenverhältnisse, dann ergibt sich bei 50%iger
Volumenhöhe, ausgehend von dem maximalen Volumen, dass zum Top führte, auch
eine praktische Einstiegshilfe. Wenn sich das Volumen ungefähr halbiert hat, dann ist
so viel Entspannung im Markt eingetreten, dass der Markt bereit ist, den
übergeordneten Trend wieder aufzunehmen.

~ 143 ~
Bild 73: Bullishe Konsolidierung
Die Aufwärtsbewegung führt hohes Volumen und die Abwärtsbewegung lässt das
Volumen versickern.

10.6. Die volumenschwache Umkehr

Das Wesen dieser Umkehr ist das fehlende Interesse des Marktes. Die Art dieser
Umkehr schließt eine schnelle Kursreaktion praktisch aus. Die zeitliche Dauer ist
dabei ebenfalls ein besonderes Merkmal. Die Lustlosigkeit der Marktteilnehmer ist
unverkennbar am niedrigen unterdurchschnittlichen Volumen. Der Aufstieg der Kurse
vollzieht sich langsam, wie ein strategisches „Einsammeln“ der Aktien bzw.
Kontrakte. Mit dem Ansteigen der Kurse, ergibt sich dann neues Interesse von
Marktteilnehmern. Diese treiben den Kurs anschließend noch weiter in die Höhe. Am
Tiefpunkt gibt es kleine und große Candles ohne Wirkung.

~ 144 ~
Bild 74: Volumenschwache Umkehr
Die Umkehr vollzieht sich langsam und hat einen runden Boden. Erst mit steigenden
Kursen kommt neues Volumen in den Markt.

10.7. Volumentrend innerhalb des Tape-Readings

Wie der Begriff andeutet, handelt es sich um einen Aufwärts- oder Abwärtstrend, wo
die Trendrichtung durch das erhöhte Volumen bestätigt. Auffällig ist die langsame
Bewegung im Verhältnis zu den typischen Ausbruchsmustern, die in der Regel sehr
dynamisch verlaufen. Eine Candle-Analyse ist nicht einfach, da kleine Candles mit
fast beliebiger Form einen starken Trendkanal bilden. Der Trendkanal und das
Volumen definieren das Muster. Der Trendkanal ist immer schmal. Es ist praktisch
unmöglich Wendepunkte zu diagnostizieren. Der volumengestützte Trend läuft sehr
kontinuierlich, ohne deutliche Konsolidierungen.
Wenn Konsolidierungen auftreten, dann zeigt sich häufig ein Retracement von 23%
oder 38%. Elliottwaver erkennen die impulsive Welle 3 in diesem Verlauf.
Das Grundmuster zeigt aufwärtsgerichtete Balken mit erhöhten Volumen und tiefere
Balken mit geringen Volumen. In einem volumengestützten Trend versagen typische
Oszillatoren wie CCI oder Stochastik. Sie bewegen sich ständig im Extrembereich,
ohne dass es zu einer Umkehr kommt.

~ 145 ~
Bild 75: Volumentrend
Ein Aufwärtstrend bei dem die Hochs auch mit hohem Volumen unterstützt werden.
Der Trendkanal ist schmal.

10.8. Volumenverhalten beim Ausbruch

Eines der wichtigsten technischen Muster ist das Ausbruchs-Muster. Das Volumen
kann ein Hinweis auf das Chancenverhältnis geben. Die zu brechende
Widerstandslinie wurde zuvor mit einem definierten Volumen gebildet. Diese
Volumenhöhe kann man als Vergleichswert heranziehen. Die Chance wächst, dass
der Ausbruch gelingt, wenn beim Durchschreiten der Widerstandslinie das Volumen
um mindestens 10% höher liegt. Weiterhin ist es positiv, wenn eine deutliche
Konsolidierung zuvor erfolgte. Aus dieser Entspannungsphase kann dann mit neuer
Kraft ein Ausbruch versucht werden.
Umgekehrt gibt es eine erhöhte Trefferquote beim „Falsebreak“, wenn das Volumen
beim Ausbruch um mindestens 10% vermindert ist.

~ 146 ~
Bild 76: Ausbruchsmuster mit idealtypischen Volumen
Nach dem Widerstand folgt die Konsolidierung mit verminderten Volumen. Beim
Break sollte das Volumen höher sein als das alte Volumen am Widerstand.

10.9. Volumenverhalten in der Handelsspanne

Es ist das vorherrschende Volumenverhalten einer Konsolidierungsphase. Die Kurse


pendeln in einer Handelsspanne. Sowohl Obergrenze als auch die Untergrenze
zeigen Volumenspitzen, die den Kurs zum Abprallen bringen. Eine Besonderheit der
Volumenspitzen ist die Verringerung der Volumenhöhe. Je länger die Konsolidierung
andauert, desto weniger Volumen wird benötigt, um den eigentlichen Ausbruch nach
oben oder nach unten zu erzeugen. Wenn man die Unterstützungs- und
Widerstandszone als Mauer ansieht, dann wird mit jeder Berührung ein Teil aus der
Mauer herausgebrochen. So dass mit der zeitlichen Fortdauer die Mauer bröckeliger
wird. Am Schluss gibt es einen knackigen Durchbruch, der die Kurse in völlig neue
Bereiche hineinstößt.

~ 147 ~
Bild 77: Kurse in einer Handelsspanne
Das hohe Volumen ist sowohl in der Aufwärtsbewegung, als auch in der
Abwärtsbewegung enthalten.

Die hier vorgestellten Muster können niemals den Anspruch auf Vollständigkeit
besitzen. Theoretisch gibt es unendlich viele Variationen. Und es soll auch nicht der
Eindruck entstehen, dass das Tape-Reading die ultimative Technik ist, mit der
jedermann erfolgreich sein kann. Es erfordert jede Menge Training, um die richtigen
Entscheidungen zu treffen. Das ist genau der Wettbewerbsvorteil den die Tape-
Reader haben, denn die Mehrheit der Marktteilnehmer scheut den Arbeitsaufwand.

~ 148 ~
11. Ausbrüche mit Preis und Volumen diagnostizieren

Kursveränderung + Volumen = Kursdynamik

Der Kurs spiegelt die Bewertung der Marktteilnehmer zum betrachteten Zeitpunkt
wieder. Mit welcher Energie der Kurs nach oben oder unten getrieben wird, ergibt
sich aus dem Handelsvolumen. Das Handelsvolumen verhält sich wie ein Gaspedal
eines Autos. Je stärker das Pedal durchgedrückt wird, desto mehr beschleunigt es.
Ein Kurs bewegt sich widerstandslos, wenn hohes Volumen mit großem
Kursfortschritt im Einklang stehen. Im Gegensatz dazu plant der Markt eine
Umkehrbewegung, wenn hohes Volumen auf geringen Kursfortschritt trifft. In diesem
Fall treten Bullen und Bären in einem Machtkampf um die kurzfristige Kursrichtung.

Ausbrüche sind Handelschancen

Hochprofitable Marktsituationen gibt es, wenn der Kurs auf Widerstände oder
Unterstützungen trifft. Statistisch ist es so, dass die meisten Berührungen zu einem
Abprall führen. Wenn man den Preis und das Volumen miteinander verknüpft, lässt
sich die Berührung der Widerstands- oder Unterstützungszone besser
diagnostizieren. Das ist besonders hilfreich, wenn sich eine Trading-Range gebildet
hat, und der Kurs innerhalb dieser Range pendelt.

Bild 78: An Hochs und Tiefs entstehen Widerstand und Unterstützung. Das Volumen
kann dabei helfen, einen Ausbruch vorherzusehen

Wann der Preis Widerstand oder Unterstützung durchdringt

Vergangene markante Hochs und Tiefs definieren bei einer Aktie oder einem Index
die Widerstände und Unterstützungen. Jedes markante Hoch oder Tief ist Bestandteil
einer Kurswelle zuvor. Zieht man am Hoch eine horizontale Linie dann, ergibt sich ein
Level, an dem man ein Buy- oder Sell-Stop setzen kann. Der Buy-Stop wird

~ 149 ~
ausgelöst, wenn der Kurs die definierte Kursmarke berührt, und automatisch wird
eine Long-Position eröffnet. Im Falle eines Sell-Stops wird eine Short-Position
eröffnet.
Im Folgenden werden Handelsrichtlinien beschrieben, die sehr gut in amerikanische
Aktienmärkte eingesetzt werden können. Die Regeln gelten grundsätzlich auch für
europäische Börsen. Hierbei sollte das Handelsvolumen beachtet werden, denn nicht
selten sind Handelszeit und Handelsvolumen einer Aktie eingeschränkt. Wendet man
die nachfolgenden Handelsregeln auf Wochen-Charts an, dann kann sich das
Ergebnis verbessern.
Zur Vereinfachung werden die Regeln auf Widerstände durch alte Kurshochs
bezogen. Die Regeln gelten ebenso in umgedrehter Form für frühere Tiefs
(Unterstützungslevels). Die Regeln sind keine „in Stein gemeißelten“ Gesetze,
sondern vielmehr Orientierungsregeln für das Kursverhalten.

1. Wenn ein Preis ein Hoch testet und das Handelsvolumen mehr als 8% kleiner
ist als bei der vorherigen Berührung, dann prallt der Kurs ab. Das schwächere
Volumen indiziert eine Kursumkehr.

Bild 79: Bei Berührung des Widerstands- und Unterstützungslevels ist das
Handelsvolumen reduziert. Die 17%ige und 21%ige Volumenminderungen
liegen über dem Grenzwert von 8%. Der Kurs prallt mit erhöhter
Wahrscheinlichkeit an den Levels ab.

2. Wenn der Preis ein altes Hoch mit weniger als 3% Volumenabnahme testet,
dann kann zwar der Kurs kurz verharren, doch meisten wird er den
Widerstand durchdringen. Eine Berührung mit höheren Volumen durchdringt
den Widerstand.

~ 150 ~
Bild 80: Ist die Volumenminderung nur 3%, dann stehen die Chancen über
50%, dass der Kurs den Widerstand durchdringen kann. Je höher das
Volumen, desto leichter die Durchdringung.

3. Man sollte die Volumenbeziehung immer zum ersten Hoch vergleichen, auch
wenn es der dritte oder vierte Widerstandstest ist. Die prozentuale Zu- oder
Abnahme des Volumens bei den Tests gibt Signale, ob der Kurs den
Widerstand durchdringen oder abprallen sollte.

Bild 81: Berührt der Kurs mehrfach den Widerstand, sollte man das Volumen
jeweils zum ersten Hoch vergleichen.

4. Wenn Märkte den Widerstand durchbrechen bei annähernd gleichem


Volumen, dann fallen sie oftmals nach anfänglichem Kursfortschritt wieder in
die Trading-Range zurück. Mindestens wird jedoch der alte Widerstand noch
einmal berührt. So kann man die Regel aufstellen, dass eine
Volumenabnahme um 8% eine Umkehr erzeugt. Ist die Volumenabnahme
zwischen 3 und 8%, dann bewegt sich der Kurs im Niemandsland.

~ 151 ~
Bild 82: Stößt der Kurs an seinen Widerstand mit annähernd gleichem
Volumen, dann gibt es meist eine kleine Orientierungslosigkeit bei den
Marktteilnehmern. Der Kurs kann dabei durch den Widerstand dringen oder
leicht abprallen. Anschließend besinnen sich die Marktteilnehmer wieder und
setzen die Aufwärtsbewegung fort.

5. Märkte, die mit mehr als 8% Volumenabnahme einen scheinbaren Durchbruch


erzeugen, sind meistens exzellente Handelschancen für eine Gegenposition,
da sie mit Wucht wieder umkehren, und in ihre alte Handelspanne
zurücksprinten.

Bild 83: Der Markt durchbricht seinen Widerstand mit schwachem Volumen.
Scheinbar kann der Kurs seine Bewegung fortsetzen, doch in der Mehrzahl
der Fälle kommt der Kurs anschließend wieder zurück. In diesem Fall
durchdringt er den alten Widerstand mit viel Schwung.

6. Alle Handelsregeln gelten auch für Gaps (Kurslücke, aufgrund einer


Markteröffnung). Entsteht durch eine Kursbewegung eine Kurslücke mit

~ 152 ~
geringem Handelsvolumen, neigt der Markt dazu, die Kurslücke wieder zu
schließen.

Bild 84: Das Widerstandslevel wird mit einem Sprung durchbrochen. Es


entsteht eine Kurslücke (Gap). In den meisten Fällen wird die Kurslücke kurze
Zeit später wieder geschlossen. Fällt der Kurs mit schwachem Volumen
zurück, wird der ehemalige Widerstand zur Unterstützung, und es bietet sich
eine Long-Chance.

Blindes Umsetzen von Handelssignalen ist unangebracht

Die oben beschriebenen Prinzipien der Volumen-Analyse sollten stets in


Abhängigkeit zum Markt angewendet werden. Die Volumenrichtlinien sind auch nicht
als uneingeschränktes Gesetz zu betrachten. Vielmehr sind es Ergänzungen zum
eigenen Handelsstil. Besonders wichtig ist die allgemeine Höhe des
Handelsvolumens. Nur liquide Aktien und Indizes lassen sich so analysieren. Wenn
ein Kurs einen Widerstand berührt, dann prallt er meistens ab. Das bedeutet, die
Statistik spricht zunächst gegen einen Durchbruch. Mit den oberen Richtlinien lässt
sich allerdings die Statistik etwas positiver verschieben. Auswertungen in
Feldversuchen mit der Volumen-Analyse haben gezeigt, dass die Chance auf einen
gelungenen Ausbruch zwischen 50-55% liegt.

~ 153 ~
12. Volumenwellen - Druckwellen

Ein einfaches Handelssystem muss nicht nur einfach sein, sondern auch einer
überzeugenden Handelslogik folgen. Der Markt ändert ständig seine Richtung und
seinen Rhythmus. Wenn man eine Handelschance erkannt hat, ist sie oft schon
vorbei. Ein Dilemma. Deshalb ist es wichtig, Strategien einzusetzen, die in jeder
Börsenphase gute Ergebnisse erzeugen können.

Die Genialität liegt in der Einfachheit

Wer sich lange genug mit Trading beschäftigt, der wird mit vielen verschiedenen
Marktsituationen konfrontiert werden. Es gibt gute und schlechtere Phasen - und sie
sind unvermeidbar. Sobald es ein wenig schlechter läuft, entstehen nicht selten
Selbstzweifel. Oft geht dabei auch das Marktgefühl verloren.
Eine Möglichkeit, um wieder in den Einklang mit dem Markt zu kommen, sind
vereinfachte Handelssysteme. Und vielleicht als wichtigste Eigenschaft: Das System
sollte die Nerven des Traders beruhigen.

Strategie der Druckwelle

Eine sehr einfache Strategie bezeichne ich als „Strategie der Druckwelle“. Im
Vergleich zu anderen komplexen und optimierten Handelssystemen hat die Strategie
eine einfache Handelslogik. Die Robustheit und universelle Anwendung machen den
Reiz aus.

Die Basis der Strategie ist eine starke Welle, nämlich die Druckwelle, welche eine
weitere Welle in die gleiche Kursrichtung auslöst. Jede volumen-angetriebene Welle
ist eine Druckwelle.

Wie in allen Top-Handelssystemen geht es im Wesentlichen darum, positive


statistische Wahrscheinlichkeiten zu handeln. Sobald eine Position eröffnet wurde,
muss ein gewisser Vorteil gegenüber den anderen Marktteilnehmern bestehen. Das
ist der heilige Gral des Tradings.

Eine empirische Untersuchung des Dax-Futures auf Tagesbasis hat folgende


Ergebnisse als Auswirkung einer Druckwelle auf Basis des Volumens ergeben.

Zeitraum von 6.2002 bis 12.2007

~ 154 ~
Gesamtanzahl der Volumenwellen: 87
Versager: 25 (29%)
Fehlausbrüche: 22 (25%)
Ausbrüche: 40 (46%)

Für die Untersuchung wurden folgende Definitionen festgelegt (Volumenwelle in


Aufwärtsrichtung):

- Eine Volumenwelle ist eine Welle, die mindestens drei Volumen-Candlesticks


in die gleiche Richtung besitzt und erhöhtes Volumen führt.

- Ein Up-Break ist geschafft, wenn nach 261% Fibonacci-Time-Extension der


Kurs über der Widerstandslinie liegt. Die Fibonacci-Time-Extension basiert auf
dem Start und das Ende der erkannten Volumenwelle.

- Ein Falsebreak wird hier definiert, wenn der Kurs nach der Konsolidierung die
Widerstandslinie wieder berührt, aber nach 261% Fibonacci-Time-Extension
unter der Widerstandslinie liegt.

- Ein Versager wird definiert als Kursbewegung, wo der Kurs weiter zurück fällt,
und zuerst den Beginn der Volumenwelle berührt. Eine Bewegung wird auch
dann als Versager gezählt, wenn anschließend die Kurse in die gewünschte
Richtung gehen.

Handelsobjekte und Timeframe:

Die Strategie der Druckwelle ist universell in jedem Markt und Zeitraum einsetzbar.
Die Handelszeiträume sollten allerdings nicht zu klein gewählt werden, da
Handelskosten immer ein wichtiger Erfolgsfaktor sind. Für die meisten Trader dürfte
der 5-Minuten-Chart die kleinste sinnvolle Chart-Einstellung sein. Die besten
Handelsergebnisse gibt es auf Tages- und Wochenbasis.

Funktionsweise der Druckwelle

In der Trading-Welt gibt es wiederkehrende Kursverlaufsmuster, die entweder


dreiteilig oder fünfteilig sind. Angelehnt an die Elliottwave-Theorie gibt es drei- und
fünfteilige Kurswellen. Die dreiteiligen sind A-B-C-Muster oder fünfteilige
Impulswellen. (siehe unteres Bild)

~ 155 ~
Die Bewegungsmuster können aufwärts oder abwärts gerichtet sein. Das Bild zeigt
die prinzipielle Zählweise der Elliottwaver. Für die Strategie der Druckwelle sind
jedoch Kenntnisse über Elliottwellen nicht relevant.

Bild 85: Die beiden wichtigsten Kursmuster mit gekennzeichneter Druckwelle


Das Grundschema für Druckwellen sieht so aus: Die Welle A ist die Basis für die
Welle C. Die Welle 1 ist der Vorgänger der Welle 3 und die Welle 5 basiert auf der
Welle 3.
Die dargestellten Kursmuster sind in den beiden Beispielen aufwärtsgerichtet. Sie
gelten in umgedrehter Form auch für die Abwärtsbewegungen.

So funktioniert die Strategie?

Um aus den oberen Kursmustern einen Nutzen zu ziehen, bedarf es einer


Handelslogik. Die Strategie basiert im ersten Kursbeispiel von Bild 85 auf der
Prognose von Welle B. Grundlage dafür ist die Druckwelle A. Sie muss so stark sein,
dass sie mit erhöhter Wahrscheinlichkeit eine Nachfolgewelle erzeugen wird. Der
Börsengewinn muss also in der Welle C umgesetzt werden.
Das zweite Kursbeispiel in Bild 85 ist die fünfteilige Impulswelle. Auf Grundlage der
Druckwelle 1 wird die Welle 3 prognostiziert. Wenn die Welle 3 lang ist, und das ist
die Normalität, dann entsteht daraus eine weitere Druckwelle. Somit erzwingt die
Welle 3 eine weitere Welle in dieselbe Richtung. Das Resultat ist die Welle 5.

Die Analyse der Druckwelle

Das System der Druckwellenstrategie steht und fällt mit Identifizierung der
Druckwelle. Deshalb ist es notwendig bestimmt Merkmale zu definieren, die einen
Hinweis auf die Wellenstärke bieten. Nachfolgend sind einige Merkmale aufgezählt.

~ 156 ~
 Eine Druckwelle dauert mindestens drei Candlesticks an.

 Die Volatilität ist überdurchschnittlich hoch.

 Im Tages-Chart ist eine Kurslücke (Gap) ein gutes Merkmal.

 Das Handelsvolumen ist überdurchschnittlich hoch.

 In Relation zu einem Gleitenden Durchschnitt, kann sich der Kurs vom


Gleitenden Durchschnitt erkennbar entfernen.

 Momentum-Indikatoren zeigen einen geradlinigen Ausschlag.

 Die Geschwindigkeit der Kursbewegung nimmt zu.

 Auslöser für Druckwellen sind Wirtschaftsnachrichten, technische Kursmuster


und allgemeine Börsenpsychologie.

Alle Merkmale müssen nicht gleichzeitig zutreffen. Hinzu kommt, dass die benötigte
Kraft einer Druckwelle auch schwanken kann. Befindet sich der Markt in einem
Trend, dann benötigt die Druckwelle vergleichsweise geringe Kraft, um eine
Nachfolgewelle aufzubauen.

~ 157 ~
Bild 86: FDAX-Daily mit Druckwellen im Chart
Die Druckwellen sind in dem aktuellen FDAX-Chart mit Pfeilen markiert. Zur
besseren Analyse ist unterhalb des Charts ein RSI(14) eingefügt.

Ein- und Ausstieg aus der Druckwelle:

Nach Identifizierung einer Druckwelle kommt eine Gegenbewegung. Innerhalb dieser


Gegenbewegung muss der Einstieg in Richtung der Druckwelle erfolgen. Meist zeigt
sich der Einstiegspunkt durch eine kurze Ruhepause des Marktes an.
Ein sehr wichtiger Punkt ist bei einem erfolgreichen Börsenhandel der Ausstieg aus
einem Trade. Da niemand weiß, wie sich der Marktrhythmus zukünftig entwickeln
wird, ist es besonders wichtig, dem Zufall Platz zu gegeben. Deshalb wird die
Druckwellenstrategie mit Kurszielen ausgestatten.

Bild 87: Beispiel für einen Long-Trade mit Kurszielen und Stopp
Besonderheit: Sobald der Kurs das Zwischenziel erreicht hat, sollte der Stop-Loss
auf den Einstiegskurs nachgezogen werden.

Tipps für die Strategie der Druckwelle

Die Robustheit des Druckwellensystems liegt in der einfachen Handelslogik. Ein


geschickter Trader kann mit simplen Mitteln die Stärke einer Druckwelle erkennen.
Dazu gehört ebenso das korrekte Einschätzen eines Trends.

~ 158 ~
13. Weg des geringsten Widerstandes

Grundsätzlich bewegen sich Kurse in Richtung des „geringsten Widerstandes“. Die


hier vorgestellte Technik soll einen Ansatz zeigen, wie dieser geringste Widerstand
aufgedeckt werden kann. Ziel ist es, den augenblicklichen Trend und mögliche
Umkehrsignale zu erkennen.

Die Mehrheit der Marktteilnehmer liegt gewöhnlich falsch, und nur eine Minderheit
verdient an der Mehrheit. Daher bewegt sich der Markt gewöhnlich auf einem Pfad,
der den meisten Teilnehmern nur geringe emotionale Schmerzen bereitet. Der Weg
des geringsten Widerstands ist aber oft das Gegenteil von dem, was die Mehrheit
erwartet.
Zunächst muss entschieden werden, was hohes Volumen ist. Hierzu eignet sich der
Moving-Average des Volumens (VMA). Nach dieser Definition ist das Volumen als
hoch zu beurteilen, wenn es über dem VMA liegt oder nahe dem VMA ist.

Beispiel-Einstellung:
VMA=MA(V,20)

VMA= Moving-Average des Volumens


MA = Simple Moving-Average

Die Wirkung der Mini-Linien

Für die Umsetzung der Technik erhält jede Candlestick mit überdurchschnittlichem
Volumen eine Widerstands- bzw. Unterstützungslinie, die direkt auf den Schlusskurs
der Candlestick gesetzt wird. Diese Widerstands- /Unterstützungslinie wird im
nachfolgenden zur Vereinfachung „Mini-Linie“ genannt.
Mit jeder neuen volumenstarken Candle entsteht eine neue Mini-Linie. Der Verlauf
der Mini-Linien zeigt Gier und Angst in der Kurswelle.
Nicht selten bilden sich sogar kleine Cluster mit Mini-Linien. In diesem Bereich
befindet sich immer ein Ort des „fairen“ Preises. Fair heißt ist diesem Fall, dass viele
Teilnehmer der Meinung waren, dass der Handelswert zu diesem Zeitpunkt korrekt
bewertet war. Innerhalb eines Clusters kann sich der Kurs besonders leicht bewegen.
Es sind jedoch keine volatilen Ausreißer sondern eher Zufallsbewegungen (Random
Walk).

Jede Berührung einer Mini-Linie sollte für kurzfristiges Umkehrpotential sorgen.


Hierbei ist der Schlusskurs der Candlestick der wichtigste Kurs - nicht das zufällige

~ 159 ~
Durchschreiten des Hoch- bzw. Tiefkurses einer Candlestick. Dicht nebeneinander
liegende Mini-Linien bilden eine Zone, in der die Unter- oder Oberseite der Zone von
besonderer Bedeutung ist.

Während der Kursbewegung kann die Annäherung an eine Mini-Linie auch ein Indiz
sein, denn die Annäherung an die Mini-Linie gibt Hinweise auf den Willen der
Marktteilnehmer. Die Näherung ist praktisch ein Test, inwieweit potenzielle Käufer
oder Verkäufer im Hintergrund stehen. Liegt eine größere Kursspanne zwischen zwei
aufeinanderfolgenden Mini-Linien, dann kann sich dort der Kurs leicht bewegen (Weg
des geringsten Widerstandes). Dieser Kursabschnitt enthält stets Gewinnpotenzial,
wenn man in Richtung des Kursabschnittes handelt.
Bei der Analyse sollte man älteren Mini-Linien nicht viel Bedeutung gegeben.
Vielmehr sind konventionelle Widerstands- und Unterstützungszonen interessant,
und in diesem Zusammenhang die Veränderung der Mini-Linien in Richtung der alten
Widerstände oder Unterstützungen.

Bild 88: Mini-Linien im Candlestick-Chart

Die Aufeinanderfolge der Mini-Linien zeigt den augenblicklichen Trend und mögliche
Umkehrpunkte in der Kurswelle. Man sieht am Muster der Mini-Linien, wie der Markt
seine Kräfte nach oben oder unten verschiebt.
Innerhalb der Mini-Linien kann man nochmals zwei verschiedene Arten ausmachen.
Man kann sie in Klasse A und B unterteilen. Die A-Klasse ist die Mini-Linie, bei der
ein kurzfristiger Kursverlauf eine Erschöpfung erfährt, und so den weiteren Verlauf

~ 160 ~
stoppt. Die B-Klasse definiert sich als volumenstarke Candlestick ohne
Erschöpfungswirkung. Technisch gesehen, ist die A-Klasse der Mini-Linien doppelt
so wertvoll wie die B-Klasse.

Bild 89: Mini-Linien unterteilt in A- und B-Klasse


A-Klasse-Mini-Linien führen zum Stillstand der Bewegung oder zur Umkehr. B-
Klasse-Mini-Linien sind das Ergebnis einer Candlestick mit erhöhten Volumen.

Beim Einsatz der Mini-Linien erhält der Trader ein gewisses Gefühl für die
Verschiebung von Widerstands- und Unterstützungskursen. Es wird erkennbar, in
welchen Bereichen sich der Kurs frei bewegen kann. Jede Mini-Linie ist ein Ort der
kurzfristigen Marktemotion.

Tipp zur Auswahl eines Stopp-Kurses

Mit Mini-Linien lassen sich gut Stop-Loss-Kurse auswählen. Ein Stop-Loss sollte
nicht auf einer Mini-Linie liegen, sondern davon ein kleines Stück entfernt sein. Jeder
Mini-Linie wirkt als kleine Widerstand- und Unterstützungslinie. Je mehr Mini-Linien
den Stop-Loss schützen, desto besser ist der Kurs ausgewählt. Bei der Auswahl
sollte der Stop-Loss-Kurs durch mindestens zwei Mini-Linien geschützt sein.

~ 161 ~
14. Anatomie einer Handelsspanne

Wyckoff - Eine fast vergessende Legende

Handelsspannen sind längere Kurszonen mit einer Ober- und einer Untergrenze. Sie
fixieren kurzfristig als auch langfristig eine Aktie in einem engen Kursbereich. Die
Bullen und die Bären kämpfen dabei miteinander um die Herrschaft. Da sich der
Markt in keinem Trend befindet, ist der Zustand nahe an einem Gleichgewicht.
In der frühen Börsengeschichte gab es einen Experten, der Handelsspannen
studierte. Es war Richard D. Wyckoff. Er lebte von 1873 bis 1934 und galt als einer
der Ur-Väter der Technischen Analyse. Wyckoff machte deutlich, dass das
Preisverhalten einer Aktie zum aufgewendeten Handelsvolumen eine
Schlüsselkomponente für den weiteren Kursverlauf ist. Dabei deckte er die
Zusammenhänge auf, wie das Kursverhalten mit relativ niedrigem oder hohem
Volumen zu Richtungswechseln führt.
Wyckoff startete seine Berufslaufbahn mit 15 Jahren als Laufbursche bei einem
Aktien-Broker. Im Alter von 25 gründete er seine eigene Broker-Firma. Besonders in
dieser Zeit hatte er einen genauen Einblick in die Verhaltensweisen der großen
Spekulanten. Er studierte deren Manipulationen und gewann tiefe Erkenntnisse, wie
die “Fußspuren” der großen Spieler auf dem Tape des Kurstickers zu erkennen sind.
Viele seiner Prinzipien sind heute Allgemeinwissen der Technischen Analyse. Er
führte die Balken-Charts und Point & Figure-Charts ein. Ebenso war er großer
Verfechter hinsichtlich des Setzens von Stopp-Kursen.

Wyckoff definierte drei Marktgesetze für Trader:

1. Gesetz von Angebot und Nachfrage


Ein Aufwärtstrend entsteht, wenn langfristig die Nachfrage größer als das
Angebot ist. Im umgedrehten Fall entstehen Abwärtstrends.

2. Gesetz von Ursache und Wirkung


Ursache und Wirkung stehen in einem engen Verhältnis. Um einen Kurseffekt
(Wirkung) zu erzielen, benötigt man zunächst eine Ursache. Im Sinne der
Wyckoff-Ursachen sind die Phasen der Akkumulation bzw. Distribution von
Wertpapieren gemeint.
Als Akkumulation oder Distribution bezeichnet man Handelsphasen in denen
Aktien mehr oder weniger unbemerkt eingesammelt oder abgestoßen werden.
Innerhalb dieser Phasen entstehen auch klassische Kursformationen wie zum
Beispiel Flaggen, Wimpel, Schulter-Kopf-Schulter-Formationen usw.

~ 162 ~
3. Gesetz von Aufwand und Ergebnis
Das dritte Marktgesetz bezieht sich auf die direkte Umsetzung der Volumen-
Analyse. Man kann es auch als Tapereading in Reinkultur bezeichnen. Das
aufgewendete Handelsvolumen (Aufwand) wird hierbei mit der
Kursveränderung (Ergebnis) verglichen. Alles dreht sich um die Frage: Wie
viel Volumen wurde benötigt, um den Kurs zu bewegen, und wie viel Zeit ist
dafür vergangen?

Akkumulation und Distribution

Das Ziel innerhalb der Wyckoff-Methode ist die Vorwegname einer zukünftigen
Marktrichtung und die Verbesserung des Chance-Risiko-Verhältnisses. Eine
Handelsspanne ist prinzipiell Ausdruck des kurzfristigen Gleichgewichts zwischen
Angebot und Nachfrage. Dabei hat jede Handelsspanne bestimmte Merkmale, die
sich zur Prognose verwenden lassen. Die Akkumulation bzw. die Distribution dient
Kraftsammlung für die zukünftige Bewegung.

Bild 90: Wyckoff-Schema der Marktphasen

Das obere Schema zeigt den groben Überblick der Wyckoff-Sichtweise. Für die
Praxis sind die Phasen der Akkumulation und Distribution interessant.

~ 163 ~
Bild 91: Darstellung der wichtigen Kurspunkte innerhalb der Handelsspanne. Mit
roten Rechtecken sind die Zeitzonen markiert, in denen der Long-Einstieg das beste
Risiko-Chance-Verhältnis bietet. Das Bild zeigt die Phase der Akkumulation.

Die Nummerierung ist nach der Identifikationsreihenfolge gewählt. Damit Punkt (2)
definiert werden kann, muss zuvor Punkt (1) bestimmt sein. Deshalb liegt Punkt (2)
vor dem Punkt (1).

(1) Abverkauf

Der Ausgangspunkt (1) kennzeichnet einen Abverkauf. Dabei gibt es zwei wichtige
Merkmale, die niemals fehlen. Die Volatilität und das Handelsvolumen sind bei der
Entstehung des Punkt (1) überdurchschnittlich hoch. Idealerweise liegt der Punkt (1)
direkt in einer Unterstützungszone. Die Berührung der Unterstützungszone ist ein
zusätzlicher Hinweis, dass ein Punkt (1) gefunden wurde. Weitere kleine Hinweise
entstehen bei Erreichen von Fibonacci-Kurszielen oder bei runden Kursmarken.

(2) Die Vorunterstützung

Die Vorunterstützung ergibt sich erst, wenn Punkt (1) definiert wurde. Der Punkt (2)
ist das relative Tief vor dem Abverkaufspunkt (1). Der Punkt (2) wird zu einem
späteren Zeitpunkt wichtig, denn er bildet bei einer späteren Aufwärtsbewegung oft
einen kleinen Widerstand. Nicht selten wird die Handelsspanne erst überwunden,
wenn der Punkt (2) vom Kurs durchbrochen wird.

(3) Automatische Gegenbewegung

Die automatische Gegenbewegung endet am Punkt (3). Gewöhnlich ist es eine


schnelle Kursrallye, die aber noch nicht den Durchbruch bzw. eine wahre
Kursumkehr verkörpert. Der Punkt (3) endet meist kurz vor oder nach dem Kurspunkt
(2). Anschließend fällt der Kurs wieder zurück. Ein Hinweis für die automatische
~ 164 ~
Gegenbewegung ist das verminderte Handelsvolumen je höher der Kurs steigt.
Trader bezeichnen die Bewegung oft als „Short-Squeeze“, weil sie durch das
Schließen von Short-Positionen entsteht.

(4) Neuer Unterstützungstest

Die Kursbewegung zu Punkt (4) muss nicht zwingend zur Unterstützung führen.
Ausgehend von Punkt (3) gibt es sehr variable Korrekturmuster. Es ist praktisch alles
denkbar. Der Punkt (4) ist erreicht, wenn die Volatilität mindestens einmal
unterdurchschnittlich wird. Der Markt benötigt die Ruhe, um sich neu zu
positionieren. Weder die Bären noch die Bullen regieren in der Situation. Nach der
Ruhe kommt dann ein neuer Versuch, die Situation nach oben oder unten
aufzulösen.

(5) Neuer Widerstandstest

Oft entsteht eine kurzfristige Hektik am Punkt (5). In den seltensten Fällen reicht die
Unruhe aus, um die Handelsspanne zu überwinden. In den meisten Fällen prallt der
Kurs am Widerstand ab und verliert sich im Niemandsland. Nach Punkt (5) muss eine
weitere Kursruhe einsetzen. Auch das ist erkennbar an der geringen Volatilität.
Eine längere Handelsspanne mit Akkumulation oder Distribution besitzt immer
mindestens zwei Zeitpunkte der schwachen Volatilität. Erst wenn die zweite Ruhe
überstanden ist, gibt es eine Chance die Handelsspanne zu verlassen.
Nach der zweiten Ruhe entsteht eine Bewegung, die vom „Smart Money“ bestimmt
wird. Die institutionellen Marktteilnehmer versuchen sich zu positionieren, ohne einen
Ausbruch aus der Trading Range zu verursachen. Es entsteht eine Art „Kursfrühling“,
mit leicht ansteigender Bewegung. Während zuvor die Marktbewegungen in erster
Linie durch kurzfristig-denkende Akteure verursacht worden sind, greifen nun die
Langfristigen in den Markt ein.

(6) Bestätigung

Der Punkt (6) ist kein echtes Merkmal der Handelspanne. Vielmehr dient der Punkt
zur Bestätigung, dass die Handelspanne verlassen wurde, und dass der Markt eine
echte Umkehrbewegung erzeugen konnte. Sollte der Kurs von Punkt (6) wieder
zurückfallen, dann muss der ehemalige Widerstand der Handelspanne nun eine
umgekehrte Funktion übernehmen. Mit anderen Worten, er muss zur Unterstützung
werden.

~ 165 ~
Bild 92: Praktisches Beispiel mit der Aktie QSC. In diesem Wochen-Chart verläuft die
Handelsspanne über viele Monate. Im Chart sind die wichtigen Ruhephasen der
Aktie grau markiert.

An diesen Punkten können Sie in den Trade einsteigen

Das Analyseschema mit den 6 Identifikationspunkten dient dem Ziel, das Timing für
einen Einstieg zu verbessern. Im oberen Bild 2 sind zwei Einstiegszeitzonen rot
markiert. Der zukünftige Kursverlauf kann niemals genau vorhergesehen werden.
Deshalb muss man seine Einstiegspunkte mehr oder weniger diskretionär treffen.
Der unteren Unterstützungszone fällt beim Trading eine wichtige Rolle zu. Im Idealfall
sollte Punkt (4) nicht mehr unterboten werden. Fällt der Kurs unter Punkt (4), kann es
zu einer überraschend schnellen Abwärtsbewegung kommen. Ein risikobewusster
Trader wird deshalb immer seine Vorsichtsmaßnahmen treffen, und einen Stoppkurs
setzen.

Die Praxisnähe zählt

Das Analyseschema mit den sechs unterschiedlichen Kurspunkten, darf nicht zu


streng angewendet werden. Die verwendeten Zahlen entsprechen keiner strengen
~ 166 ~
Durchnummerierung. Vielmehr sind sie Identifikationspunkte während der Analyse.
Die Punkte (3), (4) und (5) können häufiger in einer Handelspanne auftreten. Nicht
immer muss der jeweilige Punkt auf einer Unterstützung bzw. auf einem Widerstand
liegen. Benutzen Sie die Punkte als Orientierung in der „Kurslandschaft“. So wissen
Sie stets, wie weit die Entwicklung der Handelspanne fortgeschritten ist.

~ 167 ~
15. So handeln Sie Kurslücken (Gaps)

Innerhalb der Technischen Analyse sind Kurslücken wichtige Handelsmuster, die


geschickte Trader direkt in Börsengewinne umsetzen können. Die meisten Trader
sprechen bei Kurslücken von Gaps. Da Anglizismen innerhalb der Technischen
Analyse nicht unüblich sind, verwenden wir hier ebenfalls den Begriff.

Die Handelseröffnung

Grundsätzlich entstehen die Gaps zur Eröffnung eines Handelstages. Aus diesem
Grund ist der 24-Stundenhandel, den es zum Beispiel bei Währungen gibt,
ungeeignet für Gap-Trading. Theoretisch könnten zwar Gaps auch innerhalb eines
Handelstages entstehen. Das wäre jedoch eine Ausnahme, und geschieht nur bei
überraschenden Wirtschaftsmeldungen. Manchmal gibt es nach einem
„Nachrichtenschock“ für wenige Sekunden ein Handelsvakuum mit einer Kurslücke.
Intraday-Gaps sind etwas Spezielles, und sollten daher nicht als Handelsmuster des
typischen Gap-Tradings hinzugezogen werden. Bei Aktien gibt es außerdem
regelmäßig Kursabschläge nach Dividendenzahlungen. Diese Gaps basieren auf
finanzmathematischen Gründen. Auch diese Gaps sind ungeeignet für das Trading.

Psychologie des Gaps

Der Aktienhandel schließt zum Beispiel an der Frankfurter Börse um 20 Uhr. Der US-
Handel läuft jedoch bis 22:00 Uhr. Anschließend beginnt der Handel an den
asiatischen Aktienmärkten. Je nachdem, wie der Handel an den anderen
Weltmärkten läuft, gibt es eine indirekte Beeinflussung auch bei den deutschen
Aktien.
Zu Beginn der Börseneröffnung bewerten dann die Marktteilnehmer den deutschen
Aktienmarkt neu. Heraus kommt ein Kurssprung nach oben oder unten. Ein Gap ist
immer eine dynamische Bewegung, und spiegelt kurzfristig die Gier und Ängste der
Marktteilnehmer wider. Dynamische Eröffnungen beeinflussen die nachfolgenden
Kurse, und daraus lassen sich Handelsempfehlungen ableiten. Entscheidend ist die
richtige Interpretation des Gaps.

Werden Gaps geschlossen?

Unter Börsianer wird oft die Meinung vertreten, dass Gaps immer geschlossen
werden müssen. Das ist aus der Sicht der Gap-Entstehung unlogisch. Zumindest
~ 168 ~
kann man aus langfristiger Sicht zustimmen, dass die meisten Gaps wieder
geschlossen werden. Hierbei hilft natürlich der Zufall. Besonders der „random walk“
wird unter vielen Börsianern unterschätzt. Wenn jedoch eine zufällige
Marktbewegung zum Schließen des Gaps führt, dann steht das Gap nicht mehr als
Kursmuster zu Debatte.

Die Zeit der Gap-Schließung gibt den Hinweis. Ist ein Gap entstanden, und wird
dieses erst in sechs Monaten später geschlossen, dann ist es falsch, eine logische
Beziehung zum Schließen der Kurslücke zu ziehen. In diesem Fall ist das Schließen
eher Zufall, denn irgendwann werden fast alle Gaps wieder geschlossen.
Wer mit Gaps Geld verdienen will, der muss zwischen unterschiedlichen Gaps
unterscheiden können. Welche werden rasch geschlossen, und welche werden
irgendwann geschlossen?

Die Widerstands- und Unterstützungsbildung des Gaps

Nach der Entstehung eines Gaps bildet sich innerhalb der Kurslücke eine
Widerstand- oder Unterstützungszone. Ob es ein Widerstand oder eine
Unterstützung ist, richtet sich nach der Richtung des Gaps. Ist es ein Aufwärts-Gap,
dann entsteht eine Unterstützung. Bei einem Abwärts-Gap ist es ein Widerstand.

Wichtige Gap-Merkmale zur Identifizierung

Um ein Gap richtig einzuordnen kann man bestimmte Kriterien heranziehen.

- Größe der Kurslücke


- Höhe des Handelsvolumens
- Trendstärke vor dem Gap
- Volatilität vor dem Gap
- Kursformation vor dem Gap (zum Beispiel Dreiecke, Flaggen usw.)

Eine statistische Wahrscheinlichkeit entsteht aus Kurs und Volumen

Große Gaps mit einem hohen Volumen, neigen dazu, geschlossen zu werden. Kleine
Gaps mit geringen Volumen sind meist Fortsetzungsformationen, die ungerne vom
Markt geschlossen werden.
Die Regel gilt besonders im kurzfristigen Intraday-Handel. Beim Swing-Trading, wo
eine Position über mehrere Tage gehalten wird, verändert sich das Bild. Hier steht
ein hohes Handelsvolumen oft in Zusammenhang mit einem Fortsetzungsmuster.
~ 169 ~
Ein Gap mit überdurchschnittlich hohem Volumen hat ein statistisch relevantes
Momentum von nur zwei Tagen. Wenn man zum Beispiel beim DAX-Future ein Gap
mit überdurchschnittlichem Volumen sieht, und seine Position in Gap-Richtung zwei
Tage hält, dann hat man Gewinnquote von 61%. Anschließend kommt eine
Gegenreaktion, die in die Widerstand- oder Unterstützungszone führt, und zum
Schließen des Gaps führen kann.

Bild 93: Ein Aufwärts-Gap mit seinen technischen Merkmalen. Die Kurslücke bildet
nach dem Gap eine Widerstandszone. Für ein Abwärts-Gap gelten die gleichen
umgedrehten Merkmale.

Die unterschiedlichen Gap-Typen mit Volumenverhalten

Gewöhnliches Gap (Gap 1)

Das gewöhnliche Gap entsteht oft in einer Handelsspanne zwischen einem


Widerstand und einer Unterstützung. Die Kurse pendeln hin und her. Dabei kann ein
Gap entstehen, das völlig bedeutungslos für den weiteren Kursverlauf ist. Die
Widerstands- und Unterstützungslinien werden nicht berührt. Meist haben die
Candlesticks weder eine besondere Form, noch ist das Volumen auffällig. Das
Gewöhnliche Gap wird fast immer geschlossen.

Ausbruchs-Gap (Gap 2)

Das Ausbruchs-Gap bringt eine dramatische Veränderung für den weiteren Verlauf.
Meist entsteht das Ausbruchs-Gap am Ende einer größeren technischen
Kursformation, wie zum Beispiel eines Dreiecks oder einer engen Handelsspanne.
Der Kurs springt förmlich aus dem alten Kursmuster heraus. Das Handelsvolumen ist

~ 170 ~
überdurchschnittlich hoch und in einer Aufwärtsbewegung ein Zeichen von Gier. Die
Kurse sollten sich anschließend in Richtung des Gaps fortsetzen. Das Ausbruchs-
Gap wird oft nicht geschlossen.

Fortsetzungs-Gap (Gap 3)

Ein Fortsetzungs-Gap ist ein Zeichen für hohen Kursschwung. Es spricht dafür, dass
sich der Kurs in Fahrt befindet und Richtung fortsetzt. Der Markt ist bei diesem Gap
emotional aufgeladen und die Candlesticks sind groß. Das Handelsvolumen ist hoch
aber nicht exzessiv. Die Volatilität nimmt tendenziell zu. Das Fortsetzungs-Gap wird
oft nicht geschlossen.

Erschöpfungs-Gap (Gap 4)

Das Erschöpfungs-Gap kommt am Ende einer Kurswelle. Der Markt verschluckt sich
praktisch an seiner Gier bzw. Angst. Das Erschöpfungs-Gap hat ein
überdurchschnittlich hohes Volumen. Entweder ist die Kurslücke relativ groß und der
Candlestick-Körper klein, oder die Kurslücke ist klein und dafür der Candlestick-
Körper vergrößert. Das Erschöpfungs-Gap wird so gut wie immer geschlossen.

Bild 94: Aufstellung der vier Gap-Muster mit unterschiedlichem Volumenverhalten

Nach Thomas N. Bulkowski gibt es folgende statistische Zahlen für das


Schließen von Gaps an.

Aufwärts-Gap Aufwärtstrend Abwärtstrend

~ 171 ~
Gewöhnliches Gap 89% 93%
Ausbruchs-Gap 2% 9%
Fortsetzungs-Gap 4% 20%
Erschöpfungs-Gap 61% 78%

Abwärts-Gap Aufwärtstrend Abwärtstrend


Gewöhnliches Gap 92% 89%
Ausbruchs-Gap 1% 1%
Fortsetzungs-Gap 9% 13%
Erschöpfungs-Gap 64% 63%

Der praktische Handel mit Gaps

Aus den Daten von Bulkowski lässt sich auf einfache Art ein Handelssystem
aufbauen. Die vier Gap-Typen sind die Schlüsselformationen für den
Handelseinstieg. Die Gaps geben dem Markt einen Impuls in die eine oder andere
Richtung vor. Verknüpft man den Impuls mit einem Oszillator, wie zum Beispiel die
schnelle Stochastik, dann ergibt das ein interessantes Handelssystem.

Bild 95: Tages-Chart von der Beiersdorf-Aktie mit der Kennzeichnung der Gaps.
~ 172 ~
Ein praktisches Beispiel für Gap-Trading bietet das Bild 95. Hier sieht man, wie Gaps
im Swing-Trading genutzt werden können. Die Stochastik filtert die Einstiegsrichtung
und gibt den Ausstieg vor.

~ 173 ~
16. Durchführung einer Volumen-Analyse

Die Volumen-Analyse ist prinzipiell keine eigenständige Analyseform. Sie ist vielmehr
ein Teil der konventionellen Technischen Analyse. Wenn man von der Volumen-
Analyse spricht, dann bezieht sich dies in erster Linie auf die spezielle Auswahl der
Analyse-Tools. Die Konzentration liegt dabei auf dem Verlauf des Kurses im
Vergleich zum Volumen. Die Abweichungen der Verläufe zueinander, bei
gleichzeitiger Zuordnung der Marktsituation, ist der Schlüssel zu einem tiefen
Marktverständnis. Der Verlauf des Volumens ist dabei dominant. Insofern kann sich
der Kurs auf Dauer nicht vom Volumen entfernen. Er benötigt stets seine
Bestätigung.

In der Technischen Analyse ist der erste Schritt die Untersuchung des
Gesamtmarktes. Viele Trader überschätzen die Fähigkeit, inwieweit eine Aktie eine
Eigendynamik entwickeln kann. Fakt ist, dass je nach Gesamtmarkt, bzw. Index, die
Bewegung einer Aktie zum großen Teil nicht eigenbestimmt ist. Der Bewegungsanteil
des Gesamtmarktes beträgt regelmäßig zwischen 40 und 60%. Der Technische
Analyst spricht in diesem Zusammenhang von einer Korrelation. Das ist nichts
anderes als eine gegenseitige Beeinflussung von Aktie und Gesamtmarkt. Der
typische Messwert der Korrelation wird als Beta-Faktor bezeichnet. Ein Beta-Faktor
von über 1 sagt aus, dass sich die Aktie stärker bewegt als sein Gesamtmarkt. Unter
dem Wert 1 ist die Schwankung folglich kleiner.
Wenn nun der Anteil des Gesamtmarktes an einer Aktienbewegung relativ groß ist,
dann muss die daraus folgende Konsequenz eine Top-Down-Analyse sein. Zuerst
untersucht man das Grobe (Gesamtmarkt) und geht dann zum Feinen (Aktie) über.

Kurze Checkliste für die systematische Analyse

1. Untersuchung des Gesamtmarktes bzw. Index

1.1 Trendrichtung (Ist der Index im Trend?)


Mögliche Tools: Trendlinien, Gleitende Durchschnitte, Advance-Decline-Line,
McClellan-Osc, TRIN, Money-Flow, OBV, ADX+DMI, MACD, PVI+NVI, Elliottwaves

1.2 Trendcharakter (Wie verhält sich der Index im Trend?)


Mögliche Tools: Marktreife/Zyklus, Volatilitäts-Indikatoren, Bollinger-Bänder,
Momentum-Indikatoren, Sentiment, Force-Index, TRIX, CCI, Equivolume-Chart

1.3 Analyse des Preisniveaus (Wo liegen Widerstände/Unterstützungen und


Umkehrpunkte?)
~ 174 ~
Mögliche Tools: Ober- und Untergrenzen von Trendkanälen, Fibonacci- und Gann-
Tools, Volumenprofile, Market-Profile, Tape-Reading, Candlevolume-Charts,
Divergenz-Analysen, Pitchforks, Regressions-Channel

2. Untersuchung der Aktie

2.1 Trendart (Ist die Aktie im Trend?)


Mögliche Tools: Trendlinien, Gleitende Durchschnitte, Money-Flow, OBV, ADX+DMI

2.2 Trendcharakter (Wie verhält sich die Aktie im Trend?)


Mögliche Tools: Marktreife/Zyklus, Volatilitäts-Indikatoren, Bollinger-Bänder,
Momentum-Indikatoren, Sentiment, MACD, TRIX, CCI, PVI+NVI, Equivolume-Chart

2.3 Analyse des Preisniveaus (Wo liegen Widerstände/Unterstützungen und


Umkehrpunkte?)
Mögliche Tools: Ober- und Untergrenzen von Trendkanäle, Fibonacci und Gann-
Tools, Volumenprofile, Market-Profile, Tape-Reading, Candlevolume-Chart,
Divergenz-Analysen, Pitchforks, Regressions-Channel

3. Prognose (Schlussfolgerungen aus Analyse 1. und 2.)

3.1 Wohin geht der zukünftige Trend (bullish/bearish)?

3.2 Welche Kursziele sind möglich?

3.3 Welche Bewegungsmuster (Szenarien) könnten sich ergeben?

3.4 Wann tritt man in den Markt ein, und wann verlässt man ihn wieder?

Unabhängig davon, ob die Volumen-Analyse ein erfahrener Trader oder ein


Börsenneuling durchführt, es sollte stets eine systematische Vorgehensweise
bevorzugt werden. Wir leben in einer Informationswelt, in der man durch zu viele
Informationen leicht den „Wald vor lauter Bäumen“ nicht mehr sieht. Die
systematische Vorgehensweise ermöglicht sogar Fremden eine nachvollziehbare
Logik.
Wenn man erfolgreiches Trading betreiben will, dann muss man Entscheidungen
treffen. Jede erfolgreiche Entscheidung wird dabei unter Unsicherheit getroffen, denn
niemand kennt die Zukunft genau. Der Aufwand bei der Informationsbeschaffung
kann durch ein systematisches Vorgehen erheblich verkürzt werden. Wenn ein
~ 175 ~
Trader nach einer sorgfältigen Analyse Gewinne erzielt, dann basieren diese auf
seinen Fähigkeiten und das schafft Selbstvertrauen. Wenn er trotz der Analyse
Verluste einfährt, dann weiß er zumindest, dass die Verluste nur Teil des Systems
sind, und er muss sich keinerlei Vorwürfe machen, wegen eines undisziplinierten
Verhaltens.

~ 176 ~
17. Trainieren Sie Ihre mentale Stärke

Die mentale Stärke ist das meist unterschätzte Thema beim Trading. Schließlich ist
Trading kein einmaliger Job. Es ist gleichermaßen Berufung und Steckenpferd. Und
wer nicht aufpasst, den verschlingt es mit Haut und Haaren.
Normalerweise sollte es keine Schwierigkeit sein, einen festgelegten Handelsplan
umzusetzen. Dabei wird jedoch verdrängt, dass Menschen keine Roboter sind. Jeder
Mensch hat Gefühlsschwankungen, und an manchen Tagen gibt es mehr Motivation,
und an anderen weniger.

Ein nervenaufzehrendes Muster

Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Poker-Spieler. Sie sitzen in einer Pokerrunde und
spielen seit einer halben Stunde Poker. Es läuft einigermaßen gut, und Sie spielen
bei guten Karten mit mehr und bei schwachen mit weniger Risiko. So kann im Prinzip
nicht so viel schief gehen, wenn Sie ein gutes Money-Management betreiben.
Aber jetzt stellen Sie sich vor, Sie spielen schon seit 5 Stunden ununterbrochen am
Poker-Tisch. Ihr Hintern tut ihnen weh und Ihre Konzentrationsfähigkeit ist
schwächer. Gegenüber von Ihnen sitzen Spieler, die Sie nicht persönlich kennen,
und auch nicht kennenlernen wollen. Irgendwann nach der X-ten Poker-Runde
werden Sie genervt sein durch Kleinigkeiten. Einer der Spieler reist ständig dumme
Witze, über die er nur selbst lachen kann. Ein anderer Spieler steckt sich häufig den
Finger in die Nase und grabscht anschließend seine Karten an. Ihr Nachbar links von
Ihnen transpiriert seit Stunden. Gelegentlich wedelt sein Körpermuff zu Ihnen
herüber. Es sind solche Kleinigkeiten, die Sie fertigmachen werden. Und irgendwann
sind Sie fällig.
Sie haben ein starkes Blatt, und Sie wollen den Spieler gegenüber, seine Grenzen
aufzeigen. Nun kommen die entscheidenden Worte von Ihnen: „all in“.
Sie haben Ihren Gegenspieler schon lange als durchschnittlichen Poker-Spieler
identifiziert, und das sollte nun klappen. Sie setzen Ihre erspielten Gewinne ein, um
den miesen Spieler gegenüber platt zu machen.
Die Wahrscheinlichkeiten stehen auf Ihrer Seite, doch es kommt, wie es eigentlich
nicht kommen sollte. Sie decken Ihre guten Karten auf, und Ihr Gegner zeigt Ihnen
danach sein besseres Blatt. Ein bitterer Moment.
Dieses kleine Beispiel spielt sich im übertragenen Sinn auch an der Börse ab.
Besonders, wenn Sie als Trader überspielt sind, kann Sie das Kopf-und-Kragen
kosten. Sie müssen also nicht nur diszipliniert an den Märkten agieren. Sie müssen
auch diszipliniert an Ihre mentale Gesundheit denken.

Entspannen Sie sich systematisch


~ 177 ~
Eine hohe mentale Stärke entsteht aus einer ruhigen Grundhaltung. Gestresst und
überlastete Trader werden irgendwann immer Probleme bekommen. Achten Sie
darauf, dass Störquellen auf ein Minimum reduziert werden. Legen Sie immer wieder
Pausen ein. Nur so können Sie regenerieren, und Ihr Trading verbessern. Manchmal
gibt es private Probleme, die nicht sofort lösbar sind. Wenn Sie merken, dass die
Probleme Ihre Konzentration stören, dann setzen Sie im Idealfall mit dem Trading
aus.
Viele Trader und Spitzensportler machen Meditationsübungen, um beim
entscheidenden Augenblick mental etwas frischer zu sein als der Gegner. Auf einem
hohen Leistungsniveau sind es immer Kleinigkeiten, die Sieg oder Niederlage
voneinander trennen.

Objektivität ist der Rettungsanker

Langfristig erfolgreiches Trading ist ein Abschätzen von Wahrscheinlichkeiten. Es


gibt ständig neue Informationen, die gewichtet und bewertet werden müssen. Offene
Handelspositionen sind fortlaufend zu überprüfen. Dabei ist Unbefangenheit eine
Tugend, die man sich erarbeiten muss. Objektivität und Subjektivität stehen in einem
ständigen Kampf. Nur wer ein gesundes Maß an Objektivität hat, kann sich es leisten
stur zu sein. Irgendwann kommt nämlich ein Punkt, an dem der Markt auf der Kippe
steht. Entweder geht es in Ihre gewünschte Richtung, oder er driftet ab. Diesen Punkt
müssen Sie aushalten und stur bleiben. Läuft der Markt gegen Sie, dann müssen Sie
handlungsfähig sein und den Trade stoppen. Das können Sie aber nur, wenn Sie
objektiv sind. Wer subjektiv am Markt agiert, der ist oft dumm und stur. Eine tödliche
Kombination.
Die moderne Welt des Tradings hat zu viele Informationen. Die Informationsflut kann
zur Belastung werden, wenn sie nicht gefiltert wird. Gerade in hektischen Phasen
führen zu viele Informationen zu Stress und Überforderung. Es zählt nicht die
Quantität sondern die Qualität der Informationen. Nur dann wird man ein besserer
Trader.

Distanz zum Markt

Trifft der Trader eine Handelsentscheidung, sollte er diese nicht mehr in Frage
stellen. Alles andere führt nur zur Unsicherheit. Eine Unart vieler Trader ist das zu
häufige Beobachten einer laufenden Position. Jeder Blick auf den Chart führt nur zu
einer neuen Beurteilung, und letztlich zu Unsicherheit. Tatsächlich ist es so, dass ein
Trader nicht jede Marktbewegung kontrollieren kann. Der Zufall innerhalb der Märkte
sollte nicht unterschätzt werden.
~ 178 ~
Je mehr Objektivität während des Tradings herrscht, desto leichter wird das
Verhalten anderer Marktteilnehmer erkennbarer. Man kann sogar fühlen, welche Gier
und Angst im Markt ist. Das funktioniert aber nur, wenn man es selbst schafft den
Markt emotionslos aus der Vogelperspektive zu sehen.

Tricks um die Emotionen zu beherrschen

1. Handeln Sie nur ein System, das Sie verstehen. Üben Sie ein neues System
erst am PC. Ideal wäre ein Handelssimulator. Ein Trader ist im übertragenen
Sinn ein Handwerker. Und ein Handwerker kann nur dann gute Arbeit leisten,
wenn er den Umgang mit seinen Werkzeugen beherrscht.

2. Halten Sie Ihr Positionen zunächst klein. Je größer das Verlustrisiko ist, desto
größer ist auch die emotionale Anfälligkeit. Erst wenn Sie den Umgang mit
kleinen Positionen beherrschen, sollten Sie sich an größere wagen.

3. Gehen Sie niemals eine Position ohne Stopp ein. Innerhalb des Trading-
Alltags kann alles Mögliche passieren. Technische Probleme oder
Ablenkungen gehören zum Leben dazu. Mit einem Stopp im Markt wird man
immer überleben können. Der Stopp ist die Lebensversicherung des Traders.

4. Planen Sie regelmäßige Pausen für sich ein. Lassen Sie dann das Trading zu
100% sein: Sehen Sie sich weder Börsenkurse, noch hören Sie sich
Marktberichte an.

Fazit:
Der Börsenhandel wird maßgeblich durch die Emotionen der Marktteilnehmer
beeinflusst. Wer seine eigenen Emotionen im Griff hat, der hat sogar einen
Wettbewerbsvorteil gegenüber der Masse. Langfristig zahlt sich das immer in
Gewinne aus.

~ 179 ~
18. Kampf gegen Langeweile

Börse kann süchtig machen

Lassen Sie sich nicht zu einem Börsen-Stalker machen. Die Börse kann nämlich
süchtig machen. Das Schlimme dabei ist, dass es ein neurotisches Verhalten ist. Tag
für Tag, Stunde für Stunde sitzen Börsen-Stalker vor den Monitoren und verfolgen
den DAX. Die Arbeit besteht aus Suchen, Beobachten und Handeln. Börsen-Stalker
sind oft vernarrt in den DAX.

Quelle:pixabay

Stalker sind objekt-besessen

Ein herkömmlicher Stalker macht eigentlich auch nichts anderes. Er verfolgt eine
Person, er beobachtet sie, und manchmal liebt er sie sogar. Das wichtigste Merkmal
des Stalkers ist, dass er versucht, mit einer anderen Person eine unerwünschte
Kommunikation oder Annäherung zu erzwingen.
Das ist mit einem Börsen-Stalker identisch. Er will, dass der Markt ununterbrochen
mit ihm spricht - ihm sagt, in welche Richtung er gehen wird. Am besten noch eine
erzwungene Kommunikation. Börsen-Stalker wollen Marktpropheten sein. Übrigens
85% der Stalker sind Männer. Und ebenso ist es in der Welt der Börse, das
männliche Geschlecht überwiegt.

Ein bisschen krankhaft

Das Stalking ist kein anerkanntes Krankheitsbild, und trotzdem haben die meisten
Stalker eine „kleine Panne“. Folgt man dem pathologischen Verhalten, so liegt die
Annahme nahe, dass ein Trader, der dauerhaftes Intraday-Trading betreibt,
irgendwann psychische Probleme bekommt. Er sitzt stundenlang nur herum.
Langeweile quält ihn und plötzlich gibt es gewaltige unerwartete Marktbewegungen.

~ 180 ~
Die Aufmerksamkeit wird in der volatilitätsarmen Zeit fast auf null reduziert. Dann
springt der Markt, und der Trader ist von den heftigen Schwankungen überrascht.
Vielleicht sind die Marktextreme für den menschlichen Verstand dauerhaft
unzumutbar. So erzeugt die Marktruhe eine Unterforderung und Action die
Überforderung.

Boreout?

Sicherlich kennen Sie den Begriff „burnout“. Bei einem Burnout-Syndrom fühlt man
sich ausgebrannt und erschöpft. Es kann eine Vorstufe zur Depression sein.
Das Gegenteil davon ist das Boreout-Syndrom. Es entsteht, wenn eine Person
extrem unterfordert ist.
Ein weitgehend unterschätztes Problem ist die Langeweile des Traders.
Gefühlsmäßig, ist das Herumsitzen eine unproduktive Arbeit. Weder kleine Kinder,
noch Erwachsene sind in der Lage stundenlang still zu sitzen. Unser Gehirn braucht
ständige Aktivität und sucht Stimulans. Selbst im Schlaf, wo Muskeln ruhen, träumen
wir, und das Gehirn verbraucht so viel Energie wie ein Muskel. Wenn Märkte tage-
oder sogar wochenlang vor sich hin dümpeln, dann fehlt der Reiz.
Die Notwendigkeit, einer Stimulans zeigen Versuche, bei denen man Menschen
dauerhaft am Träumen hinderte. Traumlosigkeit über einen längeren Zeitraum
erzeugt pathologische Tendenzen in den Denkprozessen des Wachzustandes.

Besonders Spielertypen brauchen Stimulans

Die Intensität der Stimulans führt uns zum Trading. Es gibt praktisch keinen Trader,
der nicht ein überdurchschnittliches Maß an Reiz benötigt. Es ist Teil der
Charakterstruktur eines Traders, ähnlich die eines Spielers. Auch ein Spieler braucht
häufigen und starken Reiz - mehr als der Durchschnittsmensch. Deshalb haben
Trader und Poker-Spieler so viele charakterliche Gemeinsamkeiten. Der Reiz lässt
sich auch noch beliebig steigern, über die Höhe des Kapitaleinsatzes. Sitzen Trader
zu lange am Computer, ohne dass sich der Markt bewegt, dann schaffen sie sich
selbst den Nervenkitzel. Sie gehen in den Markt, und erweitern ihre persönlichen
Trading-Regeln. Was dazu führt, dass sie unterhalb ihres typischen Chance-Risiko-
Verhältnisses agieren. Man muss nicht lange darüber nachdenken, dass diese Art
von Trading tendenziell eher destruktiv ist, und über längere Zeit keine positiven
Ergebnisse einbringen wird. Langeweile führt in der Konsequenz zu Handlungen, die
der geistigen Anregung dienen, aber nicht dem Konto.

~ 181 ~
Unterhaltung oder Business?

Wer Intraday-Trading betreibt, der sollte darüber nachdenken, ob der nächste Trade
ein geeignetes Chance-Risiko-Verhältnis bietet, oder ob er zurzeit nur ein wenig
Unterhaltung braucht. Der Übergang von einem professionellen Trader zu einem
Spieler ist nur sehr klein. Die meisten Trader merken den schleichenden Übergang
noch nicht einmal. Die Lösung muss deshalb in Richtung Vermeidung gehen.
Grundsätzlich sollte jeder Trader seinen persönlich „richtigen“ Ansatz finden.

Ein Lösungsansatz

Meine persönliche Lösung sieht so aus, dass ich irgendwann beschlossen hatte,
keine Märkte mehr intraday über Stunden zu verfolgen. Das heißt natürlich nicht,
dass Intraday-Trades tabu sind. Es reicht auch aus, wenn ein Trader sich auf ein bis
zwei Trades pro Tag konzentriert. Ideal ist z.B. Gap-Trading oder Trading zu
vordefinierten Tageszeiten. Nehmen wir zum Beispiel das Trading mit dem DAX oder
Euro-Stoxx50. Wer sich hier ausschließlich auf das Trading zwischen 9:00-bis 12:00
Uhr konzentriert, der sollte ausreichend viele Chancen finden, um kontinuierliche
Gewinne aus dem Märkten ziehen zu können. Es sind nur drei Handelsstunden voller
Konzentration, aber der emotionale Verschleiß bleibt gering.

Bleiben Sie locker

Top-Trading ist das Ergebnis der Anstrengungen, um sich zu verbessern. Dabei


entsteht Kreativität mühelos und auf natürliche Art. Während der Börsen-Stalker
immer mit seiner verkrampften Haltung ringt, hat der Top-Trader einen mehr oder
weniger entspannten Geisteszustand.

~ 182 ~
19. Mit dem Risiko spielen

Unseren Spieltrieb befriedigen

Es klingt vielleicht seltsam, aber für die meisten Börsianer ist Spiel und Unterhaltung
ein sehr wichtiges Kriterium. Einen Trading-Plan zu haben, und diesen auch noch
diszipliniert zu folgen, ist schlicht anstrengend und langweilig. Viele Börsenanfänger
wissen dabei noch nicht einmal, dass sie die Verhaltensweisen eines Spielers haben.
Ohne einen Handelsansatz mit statistischem Vorteil hat man langfristig nur eine
geringe Überlebenschance. Profis wollen nicht spielen, sondern gewinnen.

Mathematischer Wettbewerbsvorteil

Um mit dem Risiko spielen zu können, ist es unerlässlich, die statistischen Daten des
eigenen Handelssystems zu kennen. Wer nicht weiß, was er riskiert, der riskiert oft
alles. Und die „richtige“ Verlusthöhe kann nur über das eigene Handelssystem
bestimmt werden.
Märkte sind nicht beherrschbar, und das Risiko ist das absolut Einzige, was ein
Trader kontrollieren kann. Anfänger lassen oft ihre Positionen so lange laufen, bis sie
im Gewinn sind. Das geht oft gut, doch irgendwann werden Sie pleite aus dem Markt
ausscheiden. Das eigene Ego war dabei der Stolperstein. Niemand möchte als
„Verlierer“ bezeichnet werden. Daher versucht man alles, um dem zu entkommen.
Eine Verlustposition wird deshalb bis zum bitteren Ende gehalten. Am besten ist es
deshalb, wenn man sich mit dem Gedanken anfreundet, dass häufige, aber kleine
Verluste annehmbar sind.
Wenn Sie ein funktionierendes Handelssystem haben, dann ist das Money-
Management das wichtigste Werkzeug, um zu überleben.

König der Spekulanten: Jesse Livermore

Dass sich Risiko-Management und die eigene Persönlichkeit nicht unbedingt


vertragen müssen, zeigt der Absturz des vielleicht berühmtesten Traders aller Zeiten
Jesse Livermore (1877-1940). Er bewegte sich stets auf einem schmalen Grat
zwischen Ruhm und Ruin. Drei Mal erzielte er an der Börse großen Reichtum, und
verspielte zu einem späteren Zeitpunkt wieder sein Vermögen.
Wenn man Livermores Biographie liest, dann merkt man, dass er sein Vermögen
immer mit bemerkenswerter Disziplin erzielte. Doch irgendwann zeigt sich dann
seine Egomanie. Er hatte ein übersteigertes Selbstwertgefühl. Er liebte Partys,
~ 183 ~
Autos, Yachten und Frauen. Er war ein besonderer Mensch, doch er scheiterte an
seinem unausgeglichenen Charakter.

Das Murmelspiel

Eine Autorität auf dem Gebiet des Money-Managements ist Ralph Vince. Er hat ein
Experiment mit 40 Studenten durchgeführt. Keiner der Studenten kannte sich mit
Money-Management aus. Jeder Student sollte nun am Computer ein Murmelspiel
spielen. Die Murmeln hatten eine Zusammensetzung von 60% blaue und 40%
schwarze. Eine blaue Murmel gewinnt und eine schwarze verliert. Das positive
Gewinnverhältnis beträgt also für alle Studenten 60:40. Jeder der Studenten erhielt
ein Anfangskapital von 1000 Dollar und man musste bei jedem Spiel setzen.
Der Einsatz pro Spiel war nicht vorgegeben und konnte von den Studenten selbst
bestimmt werden. Sieger des Spiels ist, wer nach 100 Spielrunden das meiste Geld
gewonnen hat. Das Ergebnis des Experiments war unglaublich. Obwohl jeder Spieler
eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 60% hatte, waren am Ende des Spiels nur 2
Spieler im Gewinn.
Trotz positiver Erwartung, konnten nur 5% der Spieler Gewinne erzielen, weil die
anderen zu viel Geld je Spielrunde setzten. Hätte jeder Spieler je Runde nur 50
Dollar gesetzt, hätten alle Spieler im Gewinn sein müssen.
Nichts anderes passiert an der Börse. Wer ein Gewinnsystem besitzt, muss nicht
zwangsläufig auch ein Gewinner sein. Ohne Money-Management und Disziplin kann
man kein erfolgreicher Trader werden.

Grundvoraussetzung ist ein positiver Erwartungswert

Um an der Börse Gewinne erzielen zu können, ist ein positiver Erwartungswert


notwendig. Der Erwartungswert bezieht sich auf die Geldsumme, die pro
eingesetzten Euro im Durschnitt verdient wird.

~ 184 ~
Wenn Ihr Handelssystem einen Erwartungswert von 0,32 hat, dann ist Ihr System
hoch profitabel. Für jeden eingesetzten Euro würden Sie 32 Cent Gewinn erhalten.

Wie viel Kapitaleinsatz?

Bei einem positiven Handelssystem können Sie dauerhaft nur verlieren, wenn Sie zu
viel Ihres Kapitals einsetzen. Risiko ist demnach der Kapitalbetrag, der bei einem
Verlust-Trade entsteht. Die richtige Höhe des Risikos steht in einem mathematischen
Zusammenhang zur Höhe Ihres Kapitals, zur Höhe des Erwartungswertes und Ihrer
persönlichen Risikoneigung.
Das Risiko des Ruins sollte so klein sein, dass ein Totalverlust nahezu unmöglich ist.

~ 185 ~
Die obere Rechnung zeigt eine vereinfachte Formel. Die Berechnung geht davon
aus, dass der Durchschnittsgewinn und Durchschnittsverlust ungefähr gleich hoch
ist. Die vereinfachte Formel soll ein Gefühl für das richtige Maß geben. Für das
Überleben an der Börse darf man nicht zu viel riskieren. In der Praxis fließen noch
mehr Einflussfaktoren in die Berechnung ein. Nicht jeder Trade hat die gleichen
Gewinnchancen und ein Pyramidisieren des Einsatzes kann nicht berücksichtigt
werden.

Fazit:
Risiko ist der Verlustbetrag als prozentualer Anteil des Kapitals, den man bereit ist
bei einem Trade zu verlieren. Die meisten professionellen Trader setzen je Trade
einen Betrag ein, der unter 1% des Kapitals liegt. Da private Trader oft
unterkapitalisiert sind, muss man ihnen ein erhöhtes Risiko zugestehen. In
Abhängigkeit zum Erwartungswert sollte das Risiko zwischen 1-3 % betragen. Wer
über 3% seines Kapitals riskiert, der lebt sehr gefährlich.

~ 186 ~
20. Vom Amateur zum Profi: Die Empfehlungsliste

Menschen ändern sich nicht?

Trading sollte leicht sein, und doch verlieren die meisten Börsianer Geld. Selbst gut
ausgebildete Trader können nur dann langfristig auf der Erfolgsspur bleiben, wenn
sie es schaffen ihre Grundeinstellung zu verändern. Die spezifische Grundeinstellung
ist die größte Hürde des Traders. Es gibt das Sprichwort: „Menschen ändern sich
nicht“. Das trifft auf die Mehrzahl der Menschen zu. Ein kleiner Teil schafft es
trotzdem. Das ist der Typ von Mensch, der es auch zu einem Profi-Trader schaffen
kann.
Beobachten Sie einmal das Laster des „Rauchens“. Wie viele Raucher kennen Sie,
die es ernsthaft geschafft haben, mit dem Rauchen aufzuhören. Alle Raucher wissen,
dass sie ihre Gesundheit ruinieren. Und sie können es nicht lassen. Wie stark
bestimmte Verhaltensmuster im Menschen verankert sind, sieht man bei Rauchern,
die es geschafft haben, mehr als ein Jahr ohne Zigarette auszukommen. Die
„Raucher“ haben ja die schwere Hürde des Nikotinentzugs gemeistert. Und dann
fangen sie, aus dem Nichts, wieder mit dem Rauchen an. Was für ein Desaster?
In Bezug auf das Trading, wäre dieses Verhalten vergleichbar mit einem Trader, der
jahrelang gutes Money-Management betreibt, und dann in einem einzigen Trade sein
gesamtes Trading-Kapital aufs Spiel setzt.

Meine persönliche Empfehlungsliste zum Profi-Trader

Damit Ihnen der Weg zum Profi-Trader deutlich wird, habe ich Ihnen meine
persönliche Empfehlungsliste zusammengestellt. Sie soll Ihnen die erfolgreiche
mentale Haltung vermitteln. Die Liste kann beliebig erweitert werden. Unter
Umständen „muss“ die Liste sogar erweitert werden, denn die persönlichen
Bedürfnisse, bzw. die Stärken und Schwächen jedes Traders sind unterschiedlich.

1. Ihr persönlicher Trading-Stil sollte leicht sein. Hoffen und beten hat nichts mit
Trading zu tun. Profis konzentrieren sich auf ihr Setup und sie automatisieren
das Risiko-Management.

2. Konzentriere Sie sich als erstes immer auf den Marktrhythmus. Ein Handels-
Setup ist umso erfolgreicher, wenn es in der passenden Marktstruktur
eingesetzt wird.

3. Wenn Sie es schaffen, dass Trading langweilig wird, dann sind Sie auf dem
richtigen Weg. Adrenalin-Junkies und Kamikaze-Trader handeln impulsiv und
~ 187 ~
verlieren regelmäßig ihre Kontrolle.

4. Suchen Sie nicht ständig den neuen Superindikator. Konzentrieren Sie sich
besser darauf, ihr vorhandenes Setup mit kleinen Verbesserungen
auszustatten.

5. Überlege Sie sich vor jedem Trade, wer die Gegenseite einnehmen würde. Ist
es ein Amateur oder ein Profi? Wenn es ein Profi ist, dann kann es sein, dass
er geduldig den ganzen Tag vor seinem Monitor gesessen hat, und auf den
entscheidenden Zeitpunkt gewartet hat. Profis denken immer an die
Emotionen der anderen Marktteilnehmer. Die größten Gewinne verbergen sich
in der Gier und Panik der Amateure.

6. Achten Sie immer auf Ihre eigenen Gefühle. Irrationales Verhalten ist der
sichere Ruin des Traders. Verlierer erkennt man, an dem Schreien vor dem
Monitor. Gewinner besitzen Ruhe beim Einstieg und Ruhe beim Ausstieg.
Derjenige der schreit, sollte auf der Gegenposition Ihres Trades sein.

7. Wer mit der Vorstellung ans Traden geht, um damit das ganz große Geld zu
verdienen, der ist im Gefühlsmodus „Gier“. Ein typisches Gefühl der Verlierer.

8. Zählen Sie auf keinen Fall Geld. Das ständige Zählen von Gewinnen und
Verlusten ist kontraproduktiv. Besser ist es, sich auf die präzise Umsetzung
des Trades zu konzentrieren. Wie ein Goldschmied muss man sich um das
handwerklich perfekte Schmuckstück kümmern. Die Goldspäne spielen in der
Handwerkskunst keine Rolle. Wenn Sie sich auf das Trading-Handwerk
konzentrieren, sind Sie langfristig ein Gewinner.

9. Risiko vermindert man auch, wenn man nicht tradet. Vermeiden Sie in zeitlich
ungünstige Phasen in den Markt einzusteigen. In einer Position zu sein,
bedeutet nicht, dass Sie auf Arbeit sind. Hohe Trading-Aktivität und das Konto
stehen nicht in einer positiven Beziehung. Weniger ist oft mehr.

10. Ärgern Sie sich nicht über Verlust-Trades. Wenn Sie ausgestoppt werden,
dann haben Sie Ihren Job gemacht. Sie haben damit Ihr Kapital geschützt.

11. Verändern Sie niemals den Zeitplan für Ihren Trade. Wenn Sie intraday eine
Position eröffnet haben, und nichts passiert ist, dann schließen Sie die
Position am Ende des Handelstages. Wenn Sie den Trade über Nacht offen
lassen, dann ändern Sie damit Ihren Plan und begeben sich ins Risiko. Das
gleiche gilt für das Swing-Trading. Wenn Ihr Trade auf mehrere Tage

~ 188 ~
ausgerichtet ist, dann machen Sie daraus kein langfristiges Investment.

12. Gewichten Sie Ihre Trades nicht. Jeder Trade sollte gleich sein. Wer einen
Trade gewichtet, der setzt zu viel Hoffnung auf eine Position.

13. Wenn sich die Marktbedingungen radikal ändern, dürfen Sie Ihre Position
auch schließen. Ein Neueinstieg kostet weniger als ein Verlust-Trade.

14. Profis nehmen Verluste nicht persönlich, sondern als notwendigen Aufwand,
um an den Ertrag zu kommen.

15. Nach einem Verlust-Trade ist oft eine Fehleranalyse sinnvoll. Aber
anschließend darf der Trade nicht mehr emotional behandelt werden.
Nachträglicher Ärger ist selbstzerstörerisch.

16. Wenn Sie bei einem klaren Handelssignal zögern, um in den Markt zu gehen,
dann haben Sie ein Problem. Oft ist das Selbstvertrauen zu gering, weil es
zuvor mehrere Fehl-Trades gab. In dieser Situation gibt es zwei Lösungen.
Entweder machen Sie eine längere Pause, um einen klaren Kopf zu
bekommen, oder Sie ziehen knallhart Ihren Trading-Plan durch. Sie schieben
Ihre Selbstzweifel zu Seite, und traden Ihren Plan – und sonst nichts.

17. Adrenalin ist ein Anzeichen dafür, dass Gier oder Angst ein zu hohes Level
haben. In diesem Zustand ist das Urteilsvermögen getrübt. In diesem Fall hilft
nur Abstand vom Handelsmonitor. Machen Sie eine Pause.

18. Seien Sie meinungsstark – aber nicht stur. Sturheit ist der erste Schritt des
Ruins. An der Börse ist immer alles möglich - auch das Unmögliche.

19. Seien Sie bei Bedarf selbstkritisch und übernehmen Sie Verantwortung für Ihr
Handeln. Wer die Fehlerursachen bei anderen sucht, ist ein potenzieller
Verlierer.

20. Sie müssen verstehen, dass Sie den Markt niemals kontrollieren können. Aber
Sie haben 100% Kontrolle über Ihre eigenen Reaktionen zum
Marktgeschehen. Deshalb sollten Sie aufhören, sich auf die Dinge zu
konzentrieren, die Sie nicht steuern können. Sobald Sie das erkannt haben,
machen Sie einen großen Schritt zum Erfolg.

~ 189 ~
21. Literatur zum Thema Volumen-Trading

Die Liste hat keine Prioritäten und ist sortiert nach dem Anfangsbuchstaben des
Autornachnamens.

Richard W. Arms: “The Arms Index (Trin): An Introduction to the Volume Analysis of
Stock and Bond Markets”

Richard W. Arms: “Stop and Make Money”

James F. Dalton: “Markets in Profile - Profiting from Auction Process”

Cliff Droke: “Tape Reading for the 21st century”

Buff Dormeier: “Investing with Volume-Analysis”

Dr. Alexander Elder: “Value in Time - Better Trading Through Effective Volume”

Orline D. Foster: “Ticker Technique - The Art of Tape Reading”

W.D. Gann: “Truth of the Stock Tape”

Jack Hutson: “Charting the stock market: The Wyckoff Method”

W.L. Jiler: “Volumen and Open Interest - A key to commodity price forecasting”

Mark Leibovit: „The Trader´s Book of Volume“

Humphrey B. Neill: “Tape Reading and market tactics”

Timothy Ord: “The secret science of price and volume”

Hank Pruden: “Three Skills of Top Trading”

Chris Schumacher + Vadym Graifer: “Techniques of Tape Reading”

J. Peter Steidlmayer: “Steidlmayer on Markets - A new approach to trading“

J. Peter Steidlmayer + Steven Hawkins: “Trading with Market Profile”

~ 190 ~
Hans R. Stoll: “Stock Market Structure, Volatility, and Volume”

Tom Williams: “Master the Markets”

David Weis: “Trades about to happen”

Steve Woods: “Float Analysis - Powerful technical indicators using price and volume”

Richard D. Wyckoff: “The Day Trader´s Bible” ist eine Neuformatierung von
Rollo Tape: “Studies in Tape Reading”

~ 191 ~
22. Glossar

Arms-Index
Ein kurzfristiger Indikator, der auch TRIN genannt wird. Der Erfinder ist Richard
Arms. Der Arms-Index wird in erster Linie für das kurzfristige Trading eingesetzt, und
bietet gute Einstiegs- und Ausstiegspunkte, wenn er im Extrembereich ist.

Candlevolume
Das Candlevolume ist eine spezielle Darstellungsform des japanischen
Kerzencharts. Das Volumen ist dabei in die Candle integriert. Die Breite jeder Candle
variiert und steht im direkten Zusammenhang mit dem Handelsvolumen. Je breiter
die Candle, desto höher ist das Handelsvolumen.

Druckwelle
Eine Druckwelle ist eine Kurswelle, die so schwungvoll ist, dass sie etwas später die
Ursache für eine zweite Welle in dieselbe Richtung ist. Meistens enthält eine
Druckwelle sehr viel Volumen, so dass sie identisch mit einer Volumenwelle ist.

Equivolume
Als Equivolume bezeichnet man eine Chart-Darstellung, mit der einzelne
Volumenwellen aufgedeckt werden können. Die Darstellung entspricht einer
Aneinanderreihung von Rechtecken. Ein Rechteck wird gebildet aus dem Kurshoch
und Kurstief sowie der Darstellung des Volumens über die Breite des Rechteckes.
Der Equivolume-Chart ist der Vorläufer des Candlevolume-Charts.

OBV (On-Balance-Volume)
Der OBV ist der einfachste Volumen-Trendindikator. Er addiert oder subtrahiert das
Volumen in Abhängigkeit vom Schlusskurs. Der OBV läuft oft dem Kurs voraus.

Money-Flow
Der Money-Flow ist vielleicht der am häufigsten verwendete Volumen-Indikator. Der
Money-Flow ist stets als Oszillator konzipiert und zeigt das Volumen-Momentum. Er
gibt frühe Hinweise, ob Bullen oder Bären den Markt dominieren.

Tape-Reading
~ 192 ~
Als Tape-Reading bezeichnet man eine alte Analyseform des Kurses. Das Volumen
wird in einen direkten Zusammenhang zur Preisbewegung gestellt. Das Tape-
Reading ist die Ur-Form der Volumen-Analyse. Der Begriff stammt aus einer Zeit, wo
es noch das Ticker-Band (Tape) zur Kursübertragung gab.

TRIN
Der TRIN ist der „TRading-INdex“ und ist gleichbedeutend mit dem Arms-Index
(siehe oben).

Volumen-Analyse
Die Volumen-Analyse ist die Untersuchung des Kursverhaltens unter Einfluss des
Volumens.

Volumenprofil
Das Volumenprofil entsteht aus der senkrechten Darstellung von Preis und Volumen.
Es dient in erster Linie zur objektiven Darstellung von Widerständen und
Unterstützungen.

Volume-Moving-Average (VMA)
Das Volumen wird typischerweise als Histogramm unterhalb eines Kurscharts
gestellt. Der VMA ist ein einfacher Gleitender Durchschnitt, der innerhalb des
Volumen-Histogramms eingefügt wird. Über den VMA ist eine Beurteilung der
relativen Höhe des Volumens möglich.

Volumenwelle
Eine Volumenwelle ist eine Kurswelle, die überdurchschnittlich viel Volumen mitführt.
Aus der Volumenwelle lassen sich anschließend Prognosen über den weiteren
Kursverlauf bilden.

Weg des geringsten Widerstandes


Bullen und Bären kämpfen ständig miteinander. Kurzfristig gewinnt immer die
Gruppe, die auf den geringsten Widerstand trifft. Deshalb bewegen sich
Kurse auf dem Weg des geringsten Widerstandes. Das Volumen bildet praktisch die
einzige Möglichkeit, die Kräfteverhältnisse zu identifizieren.

~ 193 ~
23. Stichwortverzeichnis

Ablauf Volumen-Analyse 176 Erschöpfungs-Gap 54


Akkumulation 59, 82, 165 Erwartungswert 186
Anatomie Handelsspanne 164 Fehlsignale 13
Andrews Pitchfork 20 Finite-Volume-Elements 106
Arms, Richard W. 43 Force-Index 96
Arms-Index 122 Fosback, Norman 86
Ausbrüche analysieren 151 Fußabdrücke 36
Ausbrüche mit Candlevolume 58 Fußabdrücke im Chart 35
Ausbruchshandel 13 FVE 106
Backtests 33 Gap Tradingrange 53
Black Crows 64 Gaps 64
Boreout 183 Gaps handeln 170
Börsen-Stalker 182 Gaps mit Equivolume 53
Breakaway-Gap 54 Gap-Statistik 174
Breaks 148 Gesamtmarkt-Indikatoren 122
Breaks mit Equivolume 52 Glockenkurve 39, 118
Buff-Average 101 Granville,Joe 77
Bullishe-Konsolidierung 145 Grundprinzipien VA 40
Candlestick-Muster 61 Hammer 64
Candlevolume-Charts 56 Hanging Man 65
Candlevolume-Muster 61 Harami 60, 63
Dark Cloud Cover 64 Heiliger Gral 24
Definition Volumen-Analyse 34 Indikatoreinstellung 27
Diskretionäre Trader 31 Indikatoreneinsatz 24, 73
Distribution 165 Indikatoren-Team 29
Divergenzen 97 Kapitaleinsatz 187
Divergenzentstehung 39 Langeweile 182
Dojj 65 Livermore, Jesse 185
Dominanter Zyklus 28 Manipulation 36
Dormeier, Buff 101 Marketmaker 35
Druckwelle 156 Market-Profile 118
Dysart, Paul L. 86 Marktrauschen 71, 72
Ease-of-Movement 104 Marktstruktur 25
Elder,Dr. Alexander 96 Markttypen 26
Elemente der TA 24 Marubozu 64
Engulfing Pattern 63 McClellan-Oszillator 135
EOM 104 Median Line 21
Equivolume-Chart 43 Mentale Stärke 179

~ 194 ~
Mentale Tricks 181 Tape-Reading 139
MFI 73, 82 Tick-Charts 141
Mini-Linien 161 Trading-Plan 6
Money-Flow-Index 82 Trading-Tagebuch 8
Money-Management 7, 179, 185, 186 Trendgabel 21
Murmelspiel 186 Trendlinien zeichnen 14
Negative-Volume-Index 89 TRIN 122
NVI 89 Value-at-Price 118
Objektivität 180 Verliereranteil 32
OBV 77 Verlusttabelle 8
On-Balance-Volume 77 VMA 73, 74
Optimierung Indikatoren 28 Volatilität 25
Ord-Volume 113 Volumen beim Ausbruch 148
Payoff-Ratio 63 Volumen in der Handelsspanne 149
Pennystocks 34 Volumen läuft vor 71
Piercing Line 64 Volumenaktivität 40
Pitchfork 20 Volumen-Moving-Average 74
Pokerrunde 179 Volumen-Preis-Analyse 142
Positive-Volume-Index 86 Volumenprofil 118
Preis-Volumen-Trend (PVT) 103 Volumenschwache Umkehr 146
Profitfaktor 63 Volumenspitzen 40
Progressivwellen 11 Volumentrend 147
Pruden-Modell 38 Volumenumkehr 144
PVI 86 Volumenwelle 156
PVT 103 Volume-Rank 108
Regressivwellen 11 Volume-Spread-Analysis 139
Risiko des Ruins 187 VPA 142
Risiko-Management 185 V-Rank 108
Runaway-Gap 54 VSA 139
SAR Stop-And-Reverse 94 Wahrscheinlichkeit Crash 38
Seitwärtsmarkt 13 Wahrscheinlichkeiten 180
Shooting Star 64 Weg des geringsten Widerstandes 161
Smart Money 86, 89 Wendepunkt 143
Soros, George 55 Wettbewerbsvorteil 185
Spitzensportler 180 White Soldiers 64
Spread bid-ask 35 Wyckoff, Richard D. 5, 139, 164
Stalking 182 Wyckoff-Gesetze 164
Standardabweichung 38 Wyckoff-Methode 165
Steidlmeyer, market profile 118 Zufallsmarkt 181
Stimulans 183 Zyklus 40
Subjektivität 180 Zyklusmodell 39
System-Trader 31
~ 195 ~
~ 196 ~

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