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Schweden protestieren gegen Modekette

H&M wegen Israel-Filiale unter Druck

18.03.2010 – von Katharina Schmidt-Hirschfelder


Endlich da! H&M hat vergangene Woche seine erste Filiale in Tel Aviv eröffnet

Obwohl die schwedische Bekleidungsfirma Hennes & Mauritz (H&M) seit Jahren
internationale Erfolge feiert, hat sie mit der Eröffnung ihrer ersten Filiale in Israel bis März
2010 gewartet. Zwar verneint H&M jedweden politischen Hintergrund für seine jahrelange
Zurückhaltung auf dem israelischen Markt, doch dem Modehaus dürfte wohl bewusst sein,
dass jeder, der dort investiert, in Schweden als »Geschäftemacher mit dem Schurkenstaat«
abgestempelt wird.

Military-Look Während am vergangenen Donnerstag kauffreudige Israelis in die erste


H&M-Filiale im Tel Aviver Azrieli-Einkaufszentrum strömten, hagelte es in Stockholm,
Göteborg und Malmö Proteste. »H&M, kauf’ nicht Palästinas Okkupation« – unter diesem
Motto war das Netzwerk »Isoliert Israel« angetreten, um potenzielle H&M-Kunden auf die
»unethische Verkaufspolitik« der skandinavischen Modekette hinzuweisen. Mannequins im
Military-Look schwenkten dazu Plastik-MGs und drückten jedem, der den Laden am
Malmöer Gustav-Adolf-Platz betreten wollte, ein Flugblatt in die Hand.

Anders Püschel, einer der Organisatoren der Proteste, hat kein Problem damit, als Antisemit
»missverstanden« zu werden. Schließlich sei Israel »seinem Wesen nach rassistisch«, meint
der Palästina-Sympathisant. Und mit dieser Ansicht steht der Linksaktivist nicht allein da.

Kernland Schwedische Unternehmen, die sich auf dem israelischen Markt etablieren wollen,
geraten seit Jahren immer wieder in die Kritik. Argwöhnisch beäugt von propalästinensischen
Gruppen, christlichen Hilfsorganisationen und den Medien laufen Firmen ständig Gefahr, sich
in »ethisch fragwürdige« Geschäfte zu verstricken, wie es heißt. Unter dem Druck der
Öffentlichkeit sah sich die Firma Assa Abloy, die auf Sicherheitstechnik spezialisiert ist, vor
rund einem Jahr gezwungen, ihre Fabrik im Westjordanland zu schließen. Auch der
niederländisch-britische Konzern Unilever musste seine Produktion von der »grünen Grenze«
ins israelische Kernland verlagern. Das Transportunternehmen Veolia verlor mit der Stadt
Stockholm einen seiner größten Auftraggeber, nachdem bekannt wurde, dass man an der
Planung der Jerusalemer Straßenbahn beteiligt war, die durch palästinensisches Gebiet führen
sollte.

Verkaufszahlen Bereits im Jahr 2006 musste die staatliche Alkoholkette Systembolaget


heftige Kritik einstecken: Ihr wurden »inkorrekte Angaben des Herkunftslandes«
vorgeworfen. Kunden hatten moniert, dass koscherer Wein vom Golan lediglich das Etikett
»Israel« trug. Systembolaget glättete daraufhin die Wogen des Zorns mit dem Zusatz
»okkupiertes syrisches Gebiet«.

Ebenso wie Möbelgigant IKEA, der in der vergangenen Woche unbeirrt sein zweites
Möbelhaus in Israel eröffnete, zeigt sich die H&M-Spitze bislang kaum beeindruckt von den
schwedischen Protesten. »Wir glauben, unser Konzept ›Mode und Qualität zum besten Preis‹
kommt in Israel gut an«, sagt Håcan Andersson von H&M. Erste traumhafte Verkaufszahlen,
begeisterte Kunden und unterzeichnete Verträge für sechs weitere H&M-Boutiquen, darunter
in Jerusalem und Haifa, scheinen ihm recht zu geben. Allen Protesten in der schwedischen
Heimat zum Trotz.

Quelle: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/7085

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