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M1 M2
Springquell Der Brunnen
(1860) (1862-63, Überarbeitung von M1)
Es steigt der Quelle reicher Strahl In reichem Strahle steigt der Quell,
Und sinkt in eine schlanke Schaal’. U: sinkt in eine Muschel hell,
Das dunkle Wasser überfliesst In eine breite Schaale giesst
Und sich in eine Muschel giesst. Die Muschel was zu viel ihr ist
Es überströmt die Muschel dann Es überströmt die Schaale dann
Und füllt ein Marmorbecken an. U: füllt ein Marmorbecken an,
Ein Jedes nimmt und gibt zugleich U: alle Stufen bleiben reich,
Und allesammen bleiben reich, Denn jede giebt u: nimmt zugleich,
Und ob’s auf allen Stufen quillt, U. wenn es allenthalben quillt,
So bleibt die Ruhe doch im Bild. So ist es doch ein ruhig Bild.
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M3 M4 M5
Der schöne Brunnen Der schöne Brunnen Der Brunnen
(1864) Neufassung mit Überarbeitungen
Das Wasser fluthet nieder Das Wasser fluthet nieder Das Wasser fluthet nieder
In zweiter Schale Mitte, In zweiter Schale Mitte, In zweiter Schale Mitte,
Und voll ist diese wieder, Und voll ist diese wieder, Und voll ist diese wieder,
Es fluthet in die dritte: Es fluthet in die dritte: Es fluthet in die dritte:
Ein Geben u: ein Nehmen Ein Geben u: ein Nehmen Ein Geben u: ein Nehmen
U: alle bleiben reich U: alle bleiben reich U: alle bleiben reich
U: alle Stufen strömen U: alle Stufen strömen U: alle Fluten strömen
U. scheinen unbewegt zugleich. U. scheinen unbewegt zugleich. U. scheinen unbewegt zugleich.
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M6 M7
Der Brunnen [ohne Titel]
(1865; Überarbeitung von M3-M5) (1869) Neufassung
In einem römischen Garten Der Springquell plätschert u. erfüllt
Verborgen ist ein Bronne[n], Die Schaale daß sie überfließt
Behütet von dem harten Die steht vom Wasser leicht umhüllt
Geleucht’ der Mittagssonne, Indem sie’s in die zweite gießt
Er steigt in schlankem Strale
In dunkle Laubesnacht Und diese wallt u. wird zu reich
U: sinkt in eine Schale Und giebt der Dritten ihre Fluth,
U: übergießt sie sacht. Und jede giebt u. nimmt zugleich,
U. alles strömt u. alles ruht.
Die Wasser steigen nieder
In zweiter Schale Mitte
U: voll ist diese wieder,
Sie fluten in die dritte:
Ein Nehmen u: ein Geben
U: alle bleiben reich,
U: alle Fluten leben
U: ruhen doch zugleich.
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BM8
(1869; Betty Mayers Reinschrift nach M7 + Korrekturen C.F. Meyers, [wohl zweistrophig]
Und diese wallt und wird zu reich Und diese strömt und wird zu reich
Und giebt der dritten ihre Flut, Und giebt der dritten ihre Flut,
Und jede giebt und nimmt zugleich Und jede giebt und nimmt zugleich
Und alles strömt und alles ruht Und alles quillt und alles ruht
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Der Springquell plätschert und ergießt Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Sich in der Marmorschale Grund, Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Rund; In einer zweiten Schale Grund;
Und diese giebt, sie wird zu reich, Die zweite giebt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut, Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und giebt zugleich Und jede nimmt und giebt zugleich
Und alles strömt und alles ruht. Und strömt und ruht
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Texte nach: Conrad Ferdinand Meyer. Historisch-kritische Ausgabe in 15 Bänden. Besorgt von
Hans Zeller und Alfred Zäch. Bern: 1958ff: Bd. 1 [Gedichte. Text, 1963], S. 170; Bd.
3: Apparat zu den Abteilungen III und IV der Gedichte, 1967], S. 242-256.
Abbildung: www.deutschestextarchiv.de
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Vom Wolffesbrunnen bey Heidelberg Sulla Fonte del Lupo presso Heidelberg
DV edler Brunnen du / mit Rhu vnd Lust vmbgeben Tu nobile fonte, avvolta di quiete e piacere,
Mit Bergen hier vnd da als einer Burg vmbringt / Attorniata da monti come una rocca,
Printz aller schönen Quell’ / aus welchem Wasser dringt Principessa di tutte le belle fonti da cui sgorga acqua
Anmutiger dann Milch / vnd köstlicher dann Reben / Più amabile che latte e più squisita che vino,
Da vnsres Landes Kron’ vnd Häupt mit seinem Leben / Dove colui che con la sua vita la nostra terra corona
Der werthen Nymph’ / offt selbst die lange Zeit verbringt / Alla cara ninfa il lungo tempo spesso dedica,
Da das Geflügel jhr zu Ehren lieblich singt / Dove gli uccelli cantano amorevoli in suo onore,
Da nur Ergetzlichkeit vnd keusche Wollust schweben / Dove solo aleggiano diletto e casta voluttà,
Vergeblich bist du nicht in dieses grüne Thal Non invano ti trovi in questa verde valle
Beschlossen von Gebirg’ vnd Klippen vberall: Chiusa d’ogni lato da monti e rocce:
Die künstliche Natur hat darumb dich vmbfangen La natura ti ha circondata con arte
Mit Felsen vnd Gepüsch’ / auff daß man wissen soll Di rupi e di selve perché si sappia
Daß alle Fröligkeit sey Müh’ vnd Arbeit voll / Che ogni allegrezza è colma di sforzo e fatica
Vnd daß auch nichts so schön / es sey schwer zu erlangen. E che solo dura prova conduce al bello.
Zwei Becken, ein das andre übersteigend Due vasche, l’una sovrastante l’altra
Aus einem alten runden Marmorrand, con un antico, tondo orlo marmoreo,
und aus dem oberen Wasser leis sich neigend che sommessa dall’alto inclina l’acqua
zum Wasser, welches unten wartend stand, verso l’acqua che sotto era in attesa,
sich selber ruhig in der schönen Schale senza nostalgia calma propagandosi
verbreitend ohne Heimweh, Kreis aus Kreis, di cerchio in cerchio nella bella coppa,
nur manchmal träumerisch und tropfenweis solo talvolta a gocce e quasi in sogno
Texte nach: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hrsg. von George Schulz-Behrend.
Stuttgart 1979: Bd. II/2, S. 691f.
Rainer Maria Rilke: Poesie 1907-1926. A cura di Andreina Lavagetto. Torino 2000: S.86f.
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