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LE MUSEON . '

REVUE D'ÉTUDES ORIENTALES


TIJDSCHRIFT VOOI ORIENTALISME

FONDÉ EN 1881 PAR GESTICHT IN 1881 DOOR

CH. DE HARLEZ

SUBVENTIONNÉ PAR LE GOUVERNEMENT ET PAR LA FONDATION UNIVERSITAIRE


UITGEGEVEN MET STEUN VAN DE REGERING EN VAN DE UNIVERSITAIRE STICHTING

LXXV;, 1-2

LOUVAIN 1962

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LE MUSEON
REVUE D'ÉTUDES ORIENT ALES
TIJDSCHRIFT VOOR ORIENTALISME
LEMUSÉON
,REVUE D'ÉTUDES ORIENTA~ES
FONDÉ EN 1881 PAR GESTICHT IN J.881 DOOR
PUBLIÉE PAR L'ASSOCIATION SANS BUT LUCRATIF« LE MUSÉON »
CH. DE HARLEZ
LE MUSÉON paraît actuellement en deux volumes doubles par an.
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Héverlé-Louvain.
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LXXV

LOUVAIN 1962 . LEUVEN


290 A. VÔÔBUS

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EINE MISSBRAUCHLICHE VERWENDUNG
'Preis (sei) Dir, o Gott, eWige Lust im Paradiese in Ewigkeitt DES QUALITATIVS IM KOPTISCHEN
Halleluja ! ' Ein solcher Ausklang ist ebenso klar und sinnvoll wie
die Ode selber. Dagegen liest der Grieche : ..A.O':U. coi Ta> -&€0>
TI.A.p.A...A.tca> coy Tpy<t>ttc €WNl.A.C .A...\A.HÂ.OYÏ.A. 86 • Durch einen Dass das koptische Qualitativ mitunter missbrauchlich dort ver-
solchen stammernden Preis verrat er, dass er auch die Doxologie wendet wird, wo nach den grammatikalischen Regeln nur der Infi-
im Original nicht ganz verstanden hat. · nitiv stehen darf, · ist allgemein bekannt. Vor genau 40 J ahren z.B.
Wir sind am Ende der Prüfung angelangt. Nicht hoch genug veroffentlichte K. Sethe seine Notiz « Ein Missbrauch des Qualitativs
kann vollends das Hinzukommen dieses Stückes der griechischen im Koptischen » 1 • Er beschrankte sich dabei darauf, die ihm bekann-
Version der Oden eingeschiitzt werden 87 • Wie die Ausführungen es ten Falle einer missbrauchlichen Verwendung des Qualitativs auf-
gezeigt haben, ist im ganzen die Ausbeute, die sich von der Durch- zuziihlen. Die Frage, ob nicht vielleicht bestimmte Bedingungen
arbeitung des griechischen Papyrus ergibt, sehr aufschlussreich. vorliegen konnten, die diesen Missbrauch begünstigten, hat er sich
Wenn man schon früher wichtige Gründe dafür hatte, dass der offensichtlich nicht gestellt. Wenn wir der Meinung sind, dass diese
syrische Text den Anspruch macht, als· Ursprache der Oden zu Frage nicht nur müssige Spielerei ist, ·so wollen wir ihre Beantwor-
gelten und daher die griechische Version nur als eine Übersetzung tung doch nicht für die von Sethe seinerzeit angeführten Stellen
anzusehen ist, ist solch ein Befund wie dieser ein unschatzbarer nachzuholen versuchen, und wir müssen es darum auch vollig offen
Beitrag, der uns hilft, diese literarischen und sprachlichen Fragen lassen, ob eine U~tersuchung dieser Stellen irgendein brauchbares
in ihrer letzten Scharfe zu sehen. Ergebnis abwerfen würde oder nicht. Vielmehr wollen wir diese
Frage für einige weitere Vorkommen eines fehlerhaften Qualitativs
:Maywood, Ill. USA, Arthur VooBus. stellen; auf eines von ihnen ist auch schon früher von anderer Seite
1607 So. Tenth Avenue.
hingewiesen worden (siehe unten).
In einem saïdischen Fragment der alexandrinischen Basiliusana-
phora 2 sind die worte Tà 'ITpOKELfLEVa Swpa ravra s so übersetzt:
_ l Zeitschr. f. agypt. Sprache, 57 (1922), 138. Es werden hier vier derartige
Stellen aus den koptisehen Übersetzungen des A.T., des N.T. und der gnostisehen
Sehriften angeführt.
2 J. DORESSE et Dom E. LANNE, Un témoin archaïque de la liturgie cop~e.
de S. Basile, Louvain 1960.
a Zwar lautet dieser Satzteil in der erhaltenen grieehisehen Handsehrift der
alexandrinischen Basiliusanaphora Tà. 7rpoK.dp.(vci uov 8Wpa TaiÏTa (RENAUDOT,
85 A.a.o., s.32.
Lituro. Oriental. Colleetio. Bd. I, 2. Aufl., Frankfurt a. Main 1847, s. 67),
doeh fehlt das uov nieht nur im grieehisehen Text der byzantinisehen Basilius-
86 A.a.O., S. 68.
81 Es darf nieht unerwahnt bleiben, dass der grieehisehe Text einen Absehnitt
anaphora, sondern es hat aueh in der bohairisehen Übersetzung der alexandri-
enthiilt, der in dem syrisehen Original nieht zu finden ist. Namlieh ist die nisehen Basiliusanaphora und dem saïdisehen Fragment keine Entsprechung.
Besehreibung des Paradieses ausführlieher. Diese erseheint in den Zeilen Man kann also vermuten, dass deh koptisehen Übersetzern ein Text vorlag
6 b • 15 a, a.a.O., S. 64. Weil dieser Text eine vergleiehende Studie nieht wie wir ihn · oben angenommen haben. Übrigens ist das Vorhandensein ode;
zulasst, darf man doeh darauf hinweisen, dass dieses Stüek Merkmale triigt, Fehlen des Pronomens O'OV für die Frage, die uns hier beschaftigt, vollig
die deutlieh zeigen, dass es aus dem semitisehen Idiom geflossen ist. · belanglos.

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H. QUECKE MISSBRAUCH DES QU.ALITATIVS 293
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Nêl.A..WfON enypn KH €2,f.\.I 4. Wir finden also das Qualitativ In Ps. 138. 3 hat die saïdische Übersetzung für '1Tpoï'8eîv einfaches
KH abhangig von dem Verb <ypn-, in welcher Stellung korrekter- ~.\.Y; das 'TTpo ist überhaupt nicht wiedergegeben. Die bohairische
weise nur der Infinitiv verwendet werden kann. Lasst sich rür diesen Übersetzung verwendet an dieser Stelle ep <yopn NN.\.y. In Gal. 3. 8
fehlerhaften Gebrauch des Qualitativs ein Anlass ersehèn, der das wird dasselbe griechische Verb vom bohairischen Übersetzer ebenso
Vorkommen des Missbrauches begünstigt hat ?· Ich mêichte vermuten: durch êp <yopn NN.\.Y wiedergegeben. Der saïdische Übersetzer
dass es mechanische Übersetzungsarbeit war, die hier das Erscheinen gebraucht hier cooyN .XIN N<yopn. Umgekehrt wird wiederum
des Qualitativs in einer Position veranlasst hat, in der es an sich dasselbe griechische Verb in Act. 2. 31 im Saïdischen mit <ypn
nicht stehen dürfte. €1H€, im Bohairischen mit N.\.y ICX€N <yopn übersetzt. Für das
Zur Begründung dieser Ansicht muss ein kurzer Überblick darüber 'TTpoypa<fmv von Eph. 3. 3 hat die bohairische Übersetzung ep
gegeben werden, wie die koptischen Übersetzer griechische Kompo- <yopn NCJ>A.1, die saïdische C2_.\.1 N<yopn. Für 'TTVP Èvavrfov avrov
sita, die mit 'TTpo zusammengesetzt sind, wiedergegeben haben 5 • Den TTpO'TTopeva-er.ai hat die bohairische Übersetzung in Ps. 96. 3 oyxpwH
griechischen Komposita formai genau entsprechende Bildungen stan- eqeep <yopn HHO<yl HTiêqH-a.o, bringt also auch das 'TTpo des
den den Übersetzern im Koptischen nicht zur Verfügung. Bei der Verbums noèh eigens zum Ausdruck, wahrend die saïdische einfach
Übersetzung von mit 'TTpo zusammengesetzten Komposita haben siP sagt : OYKW2,T TI€TN.\.Hoo<ye 2,.\.Teqztt. Diese letztere Moglich-
sich auf folgende W eisen geholfen : Bisweilen haben sie das 'TTpo über- keit verwendet ab_er auch die bohairische Übersetzung, wenn sie etwa
haupt nicht wiedergegeben und einfach das Simplex des griechischen . Is. 58. 8 '1Tpo7ropwa-erai ɵ7Tpoa-Oév a-ov Ti '8iKawa-Vv'YJ a-ov über-
V erbs übersetzt. Haufig erübrigte sich aber auch eine eigene Über- setzt : €C€HO<y1 J>A.XO>K NX€ T€KH€-G-HHI. Schliesslich noch
setzung des 'TTpo, weil schon im griechischen Text ausgedrückt einige Beispiele für die Übersetzung von 'TTpori(}évai, welches V erb
war, « vor wem » oder « wovor » die Handlung des V erbs geschieht; ja in dem hier betrachteten Text vorkommt. In Ps. 53. 5 wird
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n ' EVW1Tiov
' ueov ' "" im Bohairischen übersetzt:
solche Angaben konnte der Kopte natürlich durch einfache praposi- ov, 7rpoe'() evro rov a'!'TWV
tionale Wendungen leicht wiedergeben. Er hat das Verfahren dann Hnoyep <yopn NX.\. <l>t HTIOYH-a.o €80A.; die saïdische Über-
aber mitunter auch dort angewandt, wo das griechische V erb absolut setzung hat wieder nur : HnoyKA. TINoyTe HneyttTo €80A.. Aber
gebraucht ·war. Wieder an anderen Stellen setzten die koptischen auch bohairisch findet sich diese Übersetzungsweise, etwa Ps. 100. 3
Übersetzer einen prapositionalen Ausdruck für « früher » oder « von wo o-ù 1Tpoe(}ɵ,'Y]v 7rpo ô</JOaÀµ,wv µov 7Tpâyµa 1Tapavoµov so
Anfang an » hinzu.. Schliesslich verwendeten sie verbale Ausdrücke wiedergegeben wird : ttmxw Noyzw8 HTI.\.f.\.Nottoc ttnett-a.o
für « früher tun », « schon getan haben » 6 , von denen sie ein zweites NN.\.8.\.,\. €80,\. (saïdisch ahnlich). Ein saïdisches Beispiel für die
Verb abhangen lassen, das dem Simplex des griechischen Verbs ent- umschreibende Wiedergabe <yprr Ka> €2,f.\.I bietet unser Fragment
spricht. Auf diese W eise werden selbst griechische Verben übersetzt, der Basiliusanaphora fol. III r 13 1.
bei denen das 'TTpo gar keinen temporalen Sinn hat, wie etwa bei Bei einer etwas ausserlichen Betrachtungsweise konnte vielleicht
dem 'TTporiOévai unseres Beispieles. Für jede der genannten Über- die koptische W endung <yfrT-/ êp <yopn mit folgendem V erb als die
setzungsweisen soll nun df1S eine oder andere Beispiel gegeben treueste Wiedergabe von mit 'TTpo gebildeten griechischen Kompo-
werden. --~- sita erscheinen. Auch hier handelt es sich um einen verbalen Aus-
druck, an dessen Spitze das dem 7rpo entsprecbende Element steht.
4 Fol. III v 13-15 (S. 20). Ihrer Struktur nach sind aber auch diese koptischen Ausdrücke
5 Es ist keine vollstandige Behandlung aller Ubersetzungsmoglichke iten mit
ganz verschieden von ihren griechischen Entsprechungen : es liegt
7rpo zusammengesetzter Komposita beabsichtigt, sondern nur jener, die in
unserem Zusammenhang von Interesse scheinen. keine echte Zusammensetzung eines Verbs mit einer Praposition vor,
6 Im Saïdischen wird vorzugaweise das nur in diesem Dialekt übliche ein- sondern ein von ein.em anderen V erb abhangiges V erb. Damit hangt
:faehe Verb sgpn- gebraueht, die anderen Dialekte konnen aussehlieaalieh den
aelbst wieder aua einem Verb und einem Nonten zusammengesetzten Ausdruek
ep sgopn (ao bohair.) verwenden. 1 DORESSE-LANNE, S. 18; zur Frage der grieehisehe Vorlage vgl. ebd. S. 39.
294 H.QUECKE MISSBRAUCH DES QUALITATIVS 295
auch eine Begrenzung in der Anwendungsmoglichkeit der koptischen €2.f.A.l) an allei:l. erhaltenen Stellen (Hebr. 6, 18; 12, 1und. 2) 9. Was
Konstruktion gegenüber der der griechisc~en Komposita zusammen. çl.ie Wiedergabe des 1Tpo betrifft, so vgl. auch oben Anm. 7a und
Im Koptischen kann bekanntlich von einem V erb nur cirt Infinitiv é. Sehr frei wird ~ 1TpOKEtµÉvYJ Êm<rroÀ?] in Esth. F 11 = 11,
abhangen, nie ein Qualitativ. Da das in dem griechischen Komposi- 1 mit TBTIICTOA.H €TCH2. Nq>opn wiedergeben 10 • Das Ex.
tum steckende V erb im Koptischen bei der hier betrachteten Über- 29. 23 vorkommende 1Tpo.r efJeî<r8ai Ëvavn Kvpfov wird mit XH
setzungsweise in diese abhangige Po~ition gerat, ist dièse Überset- HTIBH-e-o ttnootc übersetzt. Wie mannigfach die Übersetzungs-
zungsweise ausgeschlossen, sobald die Bedeutung des griechischen moglicheiten für 1TpOKEÎ<r8ai auch sind, der Gebrauch von q>pn
Verbs im Koptischen ein Qualitativ verlangt. Dies ist u.a. beim KW/ Bp q>opn NXW findet sich nicht mehr, eben aus dem einfachen
griechischen Perfekt Passiv der Fall, insofern es einen durch die Grund, weil sich diese V erbindung nicht mehr in das Qualitativ
vollendete Handlung bewirkten Zustand bezeichnet. Bei korrekter setzen lasst.
Beachtung der Grammatik fallt also die koptische W endung q>pn Die hier gegebene Übersicht zeigt nun m. E. Folgendes : Den
KW/ Bp q>opn NXW, mit der 1TpordUvai haufig wiedergegeben wird, koptischen Übersetzern standen zur Wiedergabe von mit 1Tpo gebil-
für die Übersetzung von 1TpoKEÎa-0ai aus. Dem entspricht auch der deten griechischen Komposita verschiedene Moglichkeiten zur Ver-
tatsachliche Befund etwa im gesamten A.T. und N.T., soweit die kop- fügung, und zwar - wie ich glauben mochte - in gewissen Grenzen
tischen Übersetzungen bis heute veroffentlicht sind. Darin wird fakultativ. Sie konnten das 1Tpo entweder einfach weglassen, oder aber
1TpoKEÎ<r0ai wie folgt übersetzt : Bohairisch 2 Cor. 8. 12 durch ein- auch ausdrücken, letzteres durch Umschreibung mit q>pTI-/Bp q>opn
faches q>on, ahnlich Judas 7 durch einfaches XH. An beiden Stel- oder auf verschiedene andere W eisen. Eine Einschrii.nkung war
len bat das Saïdische KH €2.P.A.I 1 a. Diese Übersetzung findet sich auch ihrer freien Wahl dann gesetzt - was uns hier allein interessiert - ,
im Bohairischen 8 , und sie ist als eine wenn auch nicht buchstab- wenn die Übersetzung eines griechischen Verbs das Qualitativ er-
liche, so doch recht geschickte Wiedergabe des griechische 1TpoKEÎ<r0ai forderte : dann konnten sie nicht mehr die Umschreibung ;mit
anzusehen. Das griechische 1Tpo wird dabei im Bohairischen nicht q>pn-/Bp q>opn verwenden. Wenn man das vor Augen hat, wird
selten durch Verwendung der Prapositionen « vor » oder « auf » man vielleicht folgende Überlegung einleuchtend finden ·: wenn ein
ausdrücklich gemacht ( BJ>pHt fiillt dann weg). Wir fin den für « vor » koptischer Übersetzer bei einem griechischen Verb - etwa 1Tpon8Évai
·J>.A.XW# Ex. 10. 10 und Hebr. 12, 2, N.A.2.P.A."' Hebr. 6, 18, für « auf » - wahlweise die Umschreibung mit q>pn-/ Bp q>opn zu gebrauchen
2.IXW# Ex. 39, 36. Dabei ist an zwei dieser Stellen (Ex. 39, 36, gewohnt war, dann konnte ihm bei mechanischer Übersetzungarbeit
Hebr. 6. 18) das Verb im Griechischen absolut gebraucht. Die Über- schon einmal der Fehler unterlaufen, diese Umschreibung auch bei
setzung führt hier mit dem Suffixpronomen, das im Koptischen · den Formen dieses griechischen Verbs anzuwenden, bei denen ihm
der Praposition folgt, ein Element ein, das im Griechischen keine nach den grammatikalischen Regeln des Koptischen nicht mehr die
ausdrückliche Entsprechung hat. Statt der genannten Prapositionen Wahl zwischen der Umschreibung q>pTI-/€p q>opn und anderen
wird Hebr. 12, 1 der etwas farblosere « Dativ » gebraucht (XH Moglichkeiten blieb, eben wenn er Formen von 1TpoKEÎ<r8ai zu
N.\.# BJ>PHI) . Diese W endung findet sich im Saïdischen ( KH N.A.i übersetzen batte. Begünstigt wurde dieser Fehler moglicherweise
auch noch durch die ausserliche Parallelitiit von 11'po-Ti8Évai und
'YPTI-KW, die die von 1Tpo-KEÎ<r8ai und q>pTI-K:H nach sich ziehen
konnte. Wenn diese unsere Überlegung richtig ist, ware die fehler-
7a Judas 7 fügt die saïd. Übersetzung ausserdem noeh xm Nf,QOpn hinzu.
s :x;n e,lbpffl Ex. 37. 10, Lev. 24. 7 und Num. 4. 7. Für Lev. 24. 7 ist aueh hafte W endung q>pn K:H ein typischer Übersetzungsfehler. Eben
der saïdisehe Text erhalten (Mémoir. publ. par les Membres de la Miss. Archéol. dies ist unsere Vermutung. Wie man aber auch zu dieser V ermu-
Franç. du Caire, Bd. 6, 1897, S. SO), er hat ebenfalls KH eepAI. Die saïd.
Übersetzung hat clas 7rpo zum Ausdruek gebraeht, indem sie 1'tP Kvpl<iJ dureh 9 Hebr. 6, 18 aueh faijumiseh erhalten (KH NH"' ee2'HJ), ZO:EGA, Catal.
uneuTO e.B.02' unxoe1c wiedergibt, wahrend der bohair. Übersetzer Cod. Copt., S. 158b.
TtP Kvpl<iJ mit dem vorhergehenden Els âvap.11'110'LV verbunden hat. 10 H. THOMPSON, A Coptio Palimpse.tt, London 1911, S. 371. ·
MISSBRAUC H DES QUALITATIV S 297
296 H. QUEOKE
und den Aussteller der Urkunde in der Unterschrif t, bisweilen auch
tung stehen moge, Tatsache ist jedenfalls, dass dieser Fehler an· der
~ Korpus selbst bezeichnet, wird so gebildet. Sehr oft erscheint er
von uns betrachteten Stelle 11 in der Übersetzung sliteratur vor-
- als ne:Tryttpn cz.a.1, was zwar philologisch bis heute noch nicht sicher
kommt.
gedeutet scheint, aber jed~nfalls « der schon (oben) geschrieben
Einen ganz entsprechen den fehlerhaften Gebrauch des Qualitativs hat » héissen muss 21 • Doch haben wir daneben auch die vollig klare
finden wir nun auch in den Unterschrif ten zum nizanischen Glau- Formulierun g TI€NT.a.qrypn cz.a.1 22 = «der (oben) schon geschrie-
bensbekenntnis : KA.TA.-&€ e:c<ypn Ctt2. • Spiegelberg zitiert diese
12
ben hat ». Dass das niianische Symbol mit den Unterschrif ten aus
Stelle in seinem Koptischen Handworterbuch - unter '9-rfi- - so : dem Griechischen übersetzt ist, kann vernünftiger weise nicht bezwei-
«mit Qualit. KA.TA. -e-e: e:crypncttz (S) wie oben geschriebem
felt werden. Und scheint der griechische Text der Unterschrif ten
steht » (S. 206) . Diese Angabe macht den.Eindruc k, ais habe Spiegel- auch nicht erhalten zu sein 28 , von den lateinischen Übersetzungen
berg in dem Ausdruck eine regelmassige Bildung gesehen. Wenn hat die eine Version « sicut superius scriptum est » und « sicut supra
dies wirklich seine Meinung war, so ist mir ·unerklarlich , wie er
scriptum est » 24, eine andere « quemadmodum dictum est » und « si-
dazu gekommen ist. Ich habe zum V ergleich einige Publikatione n
cut scriptum est » 25 • N ach all dem ist es durchaus .angezeigt, im
koptischer Rechtsurkun den herangezogen, in denen W endungen mit
13 griechischen Text der Unterschrif ten eine Wendung wie das oben
« oben ge~chrieben » ja sehr haufig sind. Weder bei Crum , noch
schon herangezogene Ka06n 11'poyÉypœrrrai zu vermuten.
bei Schiller 14, Kahle 15 oder Till 16 habe ich eine einzige Stelle Damit stehen wir hier wieder von dem gleichen Phanonien wie
gefunden, wo das Qualitativ cttz abhangig von dem V erb <ypn schon oben bei dem fehlerhaften Qualitativ in der Basiliusanapho-
steht 17 • Vielmehr sind alle diesbezüglichen W endungen aktivisch
ra : ein griechisches Kompositum mit 'Trpo in einer Form, deren
konstruiert, überall steht korrekt der Infinitiv cz.a.1. Ein Aus- Übersetzung ins Koptische das Qualitativ erfordert, ist auf die
druck, der einerseits diesen Regeln folgt, andererseits dem gut gleiche fehlerhafte Art wiedergegeben. Nach unserer Vermutung ein
belegten Ka06n ( WS) 7rpoyÉypa11'Tai l8 entsprechen konnte, Ware Fehler, der auf mechanische Übersetzung sarbeit zurückzufüh ren ist.
npoc -0-€ NTA.l<yttpn C2_A.l 19, wortlich « wie ich früher ( oder :
Wenn unsere Vermutung zutreffen sollte, so hatte man darin
schon) geschrieben habe ». Selbst der ungemein haufige Ausdruck, moglicherweise auch ein Kriterium für die Beurteilung einer Stelle
der nur dem griechischen o
11'poy€ypaµ,µ,Évos entsprèchen kann 20
im sogenannten Evangelium Veritatis 26 • Dort begegnet uns der
Ausdruck TI€€1 €T€ N€qp rypn Nryoon z.a.-e-tt MMA.q (39. 31 f.).
11 Es sei darauf hingewiesen, dass die bohairisehe Ubersetzung der alexandri- Dass der Satz sprachlich nicht korrekt ist, scheint von den bisheri-
niaehen Basiliusanaph ora unsere Stelle spraehlieh korrekt bringt : ttA.r2i..wpon gen Bearbeitern allein Till 27 aufgefallen zu sein. Er schreibt dazu :
ttA.f E'T:)CH e~pHr (z.B. ASSEMANI, Codex liturg. Eccl. univ., lib. IV. pars
21 KAHLE, Bala'izah, s. 521 (Bd. II).
IV, Missale Alexandrinum, Rom 1754, .Bd. 2, S. 57).
12 ZoEGA, Catal. Cod. Copt., S. 243 unten (2 x ).
22 CRuM-STEINOORFF, Rechtsurkunden, 18. 19 f. (S. 65), TILL, Ostraka, 28. 16
13 Cn.uM-STEINDORFF, Koptische Rechtsurkunde n des achten Jahrhunderts aus
(S. 9), SCHILLER, Leg. Texts, 5. 155 (S. 52), nenTA.Cfp s,gopn ce,A• (CRUM,
Djême (Theben), Bd. I, Leipzig 1912. Coptic Ostraca, 159; mir ini Augenbliek nieht zuganglieh, hier zitiert naeh
14 A. A. SCHILLER, Ten Coptic Legal Texts, New York 1932.
Dict. 588 ab). Ebenso femin. 'TEtt'TACS!)pn ce,A.1 (ClRUM-STEINDORFF, Rechts-
15 P. E. KAHLE, Bala'izah, London 1954.
urkunden, 34. 11, S. 116). Mit hinzugesetztem nTne (< oben ») : C&UM-STEIN-
16 W. C. TILL, Die koptischen Rechtsurkunden der Papyrussammlung der DORFP, Rechtsurkunden, 50. 27 f., s. 171. SCHILLER, Leg. Texts, 1. 55, S. 22,
Gsterreich,ischen .Nationalbibliothek, Wien 1958; DERS., Die Koptischen Ostraka 1. 110, S. 24. Ebenso femin. ebd. 10. 24 f., S. 82.
der Papyrussamlung der Osterreichischen NationalbibZiothek, Wien 1960. 23 HEFELE, Conciliengeschiohte, Bd. I, 2. Aufl., S. 318.
24 MANSI, Sacr. Conc. CoZleotio, II, 692 D.
11 Die genannten Ausgaben sind alle mit Indices versehen, so dass jeder die
25 Ebd. 697 E.
Behauptung leicht naehprüfen kann.
18 PREISIGKE, worterbuch der griechischen Papyrusurkun den, II, 365. 26 Evangelium Veritatis, ed. M. MALININE, H.-Ch. PUECH, G. QUISPEL, Zürieh

10 TILL, Rechtsurkunden, 16. 8 (S. 12). Vgl. npoc ~e tt'TA.fS!JHpn xooc 1956.
21 W. C. TILL, Bemerkungen zur Erstausgabe des < Evangelium veritatis >,
ebd. 103. 6 (S. 99) und npoc ~H tt'TA.ttS!JHpn xooc ebd. 104. 8 (S. 100).
2'0 PREISIGKE, Worterbuch, II, 365 f.
in OrientaZia, N.S. 27 (1958), 269-286.
298 H. QUECKE MISSBRAUCH DES QUALITATIVS 299
'Was hier steht, scheint mir ein unmogliches Gemisch von zwei weitaus hii.ufiger absolut als mit Angabe eines Vergleichsterminus'
Moglichkeiten zu sein : BTS N6q'!)oon « der vor ihm existierte » gebraucht werden.
und 6NTAQ'9PTI N'!)WTI€« der vor ihm entstand »' 28. Wie es zu dem l Wenn wir mit unserer Vermutung einschlussweise die Existenz
« unmoglichen Gemisch » kommen konnte, ist damit aber nicht eines griechischen Originals für das Evangelium Veritatis mitbehaup-
geklii.rt. Nach unserer bisherigen Vermutung scheint es nun so, dass ten, so wird dieser Punkt wohl kaum irgendwo auf Wiederspruch
die Annahme einer Übersetzung aus dem Griechischen eine gewisse stossen. Dass der Koptische Text nur Übersetzung einer griechischen
Erklii.rung bieten kann. Setzt man in dem hypothetisch angenom- Vorlage sei, wird ja so allgemein angenommen, dass es sich erübrigt,
menen griechischen Text ein aus 1Tpo und einem V erb für « Sein » dafür Stimmen anzuführen. M. W. hat bisher als einziger Herr
gebildetes Kompositum voraus, so hii.tten wir genau den gleichen Tat- Prof. G. Fecht 30 die Meinung vertreten, dass uns im Evangelium
bestand, den wir nun schon zweimal angetroffen haben : ein Verb, V eritatis ein koptisches Originalwerk vorliegt 31 • Ich bin nun einer-
dessen Übersetzung ins Koptische das Qualitativ verlangt, dessen seits der These von Herrn Prof. Fecht durchaus zugeneigt, mochte
Bestandteil npo damit aber nicht mehr auf die sonst hii.ufige Art der aber andererseits doch nicht das Vorkommen des fehlerhaften Quali-
Umschreibung mit wpn-/p '!)opn (subachm.) wiedergegeben werden tativs rein als Faktum konstatieren, sondern nach Moglichkeit zu
kann. Konnte nicht einmal mehr ein mechanisch arbeitender Über- erklii.ren versuchen. Eine plausible Erklii.rung kann ich bisher nur in
setzer den uns schon bekannten Fehler gemacht haben? Sollte es sich der hier vorgetragenen V ermutung sehen. Ich mochte dabei aber eigens
wirklich so verhalten, so wii.re zugleich geklii.rt, welche der beiden betonen, dass ich die fragliche Stelle hier ganz isoliert betrachtet
von Till vorgeschlagenen Konjekturen die richtige ist. Es wii.re dann habe, allein als Parallele zu den oben behandelten anderen Ffillen.
notwendig TI6€1 BTS NSq'!)oon 2_..\.-0-H HH.A.q zu verbessern. Keinesfalls glaube ich damit bewiesen zu haben, dass das Evangelium
Nicht so eindeutig ist der von uns vermutete griechische Paral- Veritatis aus dem Griechischen übersetzt sei. Derartige 'Übersetzungs-
leltext wiederherzustellen. Einmal, weil eine ganze Reihe griechischer fehler' kommen zudem nicht nur bei der Übertragung schon schrift-
Verben als Entsprechung in Frage kommen, so etwa 7Tpoeîvai, lich vorliegender Texte in eine andere Sprache vor. Sie konnen
1Tpomrapx_ew, 1Tpov</Je<FTavai, 1TpomroKeîuOai, 1Tpoy[veu0ai 29 • Dann einem zweisprachigen Autor auch bei der Abfassung des Textes
ist unsicher, welche Verbform im Griechischen anzu~etzen ist. Der selbst unterlaufen. Auch Herr Prof. Fecht nimmt an, dass der
koptische Relativsatz konnte sehr gut Übersetzung eines griechischen Verfasser des Evangelium Veritatis sowohl Griechisch wie Koptisch
Partizips sein. Und die genannten griechischen Verben - besonders verstand, und er rechnet mit der Moglichkeit, dass der V erfasser
'11'poeîvai - erscheinen gerade sehr hii.ufig im Partizip. Schliess- sein Werk schon ursprünglich in beiden Sprachen abgefasst habe 32 •
lich muss offen bleiben, ob dem 2,A-0-H HHAq im Griechischen for- Eine solche Annahme genügt u. E. durchaus den Folgerungen, die
mell ein anderes Element entsprach als das 1Tpo des Kompositums. man aus unserer Vermutung über die Abhii.ngigkeit des koptischen
Wie wir schon oben bemerkt haben, bringen die koptischen Über- Textes von einem griechischen ziehen konnte. Diese letzte Moglich-
setzer bisweilen eine konkrete Beziehung zum Ausdruck, wo das keit mochte ich durchaus ernst genommen wissen. Wenn die Stelle
griechische Verb absolut gebraucht ist. Wiederum gilt von den aus dem Evangelium V eritatis hier in einer Reihe mit anderen
angeführten Verben - und besonders von 1Tpoeîvai -, dass sie erscheint, die sicher der Übersetzungsliteratur angehoren, so soll
das nicht insinuieren, dass das Evangelium Veritatis eben doch als
2s S. 280. Gegen daa von Till angesetzte s,ypn n- wlire zu sagen, dass sonst
im Evang. Ver. nur p w(.a..)pn N- vorkommt (vgl. den Index der Ausgabe,
S. 124 a) und wpn- und wpn N- nach CRu:r.r, Diet., 586 b bisher überhaupt
nur für das Saïdische belegt sind. 3<J G. FECHT, Der erste <Teil> àes sogenannten -Evange!ium Veritatia, in
29 Das waren - ohne Anspruch auf Vollstandigkeit - einige Verben, die Orientalia, N.S. 30 (1961), 371-390 und 31 (1962), 85-119.
bei den griechischen christlichen Schriftstellern der ersten J ahrhunderte belegt 31 S. 373/5, 380 mit Anm. 1, 383 und in der Forts. S. 95, Anm. 1 und 2,
sind. Sie werden weithin absolut gebraucht und haben oft ganz den Sinn unseres 99, Anm. 1 und 2.
< Praexistieren >. 32 Ebd. 375.

300 H. QUECKE

Übersetzung anzusehen sei. Das sicher aus dem Griechischen Über-


setzte wurde vorangestellt, um wahrscheinlich zu machen, dass die
dort vorkommenden fehlerhaften Qualitative auf fremden ~ - grie- .
chischen - Einfluss zurückzuführen sind. Der entscheidende Faktor
ist dabei aber nicht die schriftliche V orlage ais solche, sondern die L'ÉVANGILE SELON THOMAS
griechische Sprache überhaupt, deren Einfluss ~uch in anderen Fiil- ET SON CARACTÈRE GNOSTIQUE
len wirksam werden kann.

6900 Heidelberg, Hans QUEcKE, S.J. Le caractère gnostique de l'Évangile selon Thomas n'est plus à
Blumenstr. 23. démontrer 1 • Nous voudrions seulement présenter quelques réflexions
confirmant cette thèse.
Ce texte a généralement été considéré jusqu'ici comme un recueil
de « paroles » citées sans ordre bien défini, reliées tout au plus
par des « mots crochets». En réalité, il semble bien que l'auteur
suive, au moins au début, un plan ayant pour centre d'intérêt la
gnose.
D'autre part, s'il est vrai que certains rapprochements avec
d'autres textes gnostiques ont déjà été tentés, la comparaison est

/ loin d'avoir été poussée jusqu'au bout; il n'entre d'ailleurs pas non
plus dans nos intentions d'épuiser la question : ce serait prématuré.
Nous croyons toutefois que des points de contact plus nombreux
apparaissent d'ores et déjà, et qu'il est possible d'aller de l'avant.
Nous nous proposons donc :
1) d'essayer de faire ressortir le plan suivi par l 'a:uteur;
2) de regarder, sous cet angle spécial, les matériaux remaniés
dans un sens gnostique;
3) de tenter l'un ou l'autre rapprochement avec tel ou tel pas-
sage d'Héracléon ou de l'Evangelium Veritatis en particulier (ce
qui a été peu souligné jusqu'ici) .
Nous distinguerons cinq «sections» plus ou moins nettement mar-
quées:
1) les logia 1à9 2 tendent à définir ce qu'est la gnose;

1 Voir par ex. R. M. W1Ls<>N, The Secret 8ayings of Jesus, New-York, 1960
(en collaboration avec D. N. FREEDMAN), et M. GRANT, Studies in the Gospel
of Thomas, Londres, 1960.
2 Nous garderons l'appellation devenue traditionnelle de « logia >. D'autre
part, pour la facilité du lecteur, nous suivrons le numérotage de l 'éd. princeps :
L'Évangile selon Thomas. Texte copte établi et traduit par A. GUILLAUMONT,
H.-Ch. PUECH, G. Qu1sPEL, W. TILL et tYASSAH •ABD AL MAsii:c. Paris, Presses
Universitaires de France, 1959.

301

18 H.BACHT

«in lumine Scripturarum » beiseite setzt bzw. sie durch das farb-
lose « ex more » ersetzt. Desgleichen hat er « Gebet und Fasten »
pluralisch ausgedrückt, dafür aber das « cotidie » ausgelassen.
Alles in allem ist zu sagen, dass die Hieronymusübersetzung,
soweit sie an dem Prooemium der « Praecepta et Instituta » beurteilt
werden kann, ihre besonderen Probleme aufgibt. Man kann sie nur SPRUCH 68 DES THOMASEVANGELIDMS
mit grossem Vorbehalt für die Rekonstitution des Urtextes verwen:
den, weil sie offensichtlich recht frei ist. Andererseits ist sie doch Manche Sprüche des koptischen Thomasevangeliums (= ThEv)
auch wieder nahe genug beim koptischen Original, dass sich von legen den V erdacht nahe, dass der Text verderbt ist. Zu ihnen
ihr aus Fragen wie die nach dem Verhiiltnis der Recensio longior gehi:irt auch der wichtige Spruch 68. Er lautet nach Labibs photo-
und brevior der Pachomiusregel eindeutig li:isen lassen, namlich graphischer Wiedergabe 1 der Handschrift 2 :
zugunsten der Recensio longior 42 • Zeile 21 : nBXB ïc XB :f iTWTN zR MA.KA.ptoc 2,ôfi.
.Zeile 22 : BY<!JA.NM€CT€ THYTN ,fic€p.A..tWK€ t1
Frankfurt - Maifi;) Heinrich BACHT, S.J. Zeile 23 : ttwTfi A. yw C€NA.2,€ A.N BTonoc zFI TIMA.
Offenbaeher Landstrasse, 224.
Zeile 24 : €NTA.Y,AIWK€ MMWTN 2.PA.Ï N2,HTq
Der erste Teil dieses Spruches erinnert an Mt 5, 11 : « Selig seid
ihr, wenn sie euch schmiihen und verfolgen », und an Lk ·6, 22 :
« Selig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen ». Allerdings ent-
sprechen nur die unterstrichenen Worte dem koptischen Text. W as
bei Mt in 5, 12 und bei Lk in 6, 23 folgt, hat im koptischen Texte
kein Gegenstück. Andererseits hat der zweite, Teil von Spruch 68
mit der Aussage über den Ort (Tonoc) bei den Synoptikern keine
Parallele, und gerade in ihm liegt die eigentliche Schwierigkeit
der koptischen Stelle.
Dass er hier verderbt ist, scheint uns aus den V ersuchen der
bisher erschienenen Übersetzungen und Erkliirungen hervorzugehen.
Johannes Leipoldt übersetzte den Text zunachst 3 : « Selig seid ihr,
wenn sie euch hassen und euch verfolgen und sie keinen V orwand
(Tonoc) finden an dem Orte, an dem sie euch verfolgten ».
Leipoldt hat hier anscheinend eine regelrechte Verfolgung in den
Di:irfern oder ·stadten vor Augen und hat· 2,M TIMA. in diesem Sinne
verstanden, wahrend er C€NA.2,€ A.N €Tonoc ais « einen V or-
wand » (für die Verfolgung) « finden » auslegte. Ob er dabei -
wie spiiter (s.u.) Giversen - an das lflev86µ,evoi in Mt 5, 11 gedacht
,
1 Pahor LABIB, Coptic Gnostic Papyri in the Coptic Museum at Old Cairo,
vol. I, Cairo 1956.
2 A.a.O. Tafel 93, Zeile 21-24.
3 Johannes LEIPOLDT, Ein neues Evangelium? (ThLZ 83, 1958, 481-496). Sp.
42 Vgl. A. BOON in der Einleitung der Pachomiana Latina, S. IX ff. 490 (hier als Sprueh Nr. 69 gezahlt).

19

20 E. HAENCHEN SPRUCH 68 DES THOMASEVANGELIUMS 21


hat, wird nicht deutlich. Leipoldts spatere Übersetzung « und sie 4
Eine ganz andere Losung schlug Jean Doresse 7 vor; er übersetzte
werden keinen Vorwand (Tonoc) finden an dem Orte, an dem (p. 105) : « Selig werdet ihr sein, wenn man euch hassen wird und
sie euch verfolgten », spricht dagegen. W as aber der so übersetzte verfolgen wird; aber sie werden keinen Platz in dem Ort finden,
koptische Text eigentlich meint, bleibt dem nachdenklichen Leser <bis zu> dem sie euch verfolgt haben ». Das erklarte er (p. 186)
ein Geheimnis. folgendermassen : Der Spruchanfang sei parallel zu Mt 5, 10 :
Sf<}ren Giversen 5 hatten wir soeben schon erwahnt. Er gibt die « Selig die, welche um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.
fragliche Stelle wieder mit den (hier aus dem Danischen übersetz- Denn ihrer ist das Himmelreich ». (In Wirklichkeit klingt Mt 5, 11/
ten) W orten : « Selig seid ihr, wenn man euch hasst und euch Lk 6, 22 an, wie wir gesehen haben.) Und nun Doresses Auslegung :
verfolgt und nicht findet einen Anlass (« anledning ») dort, wo « Diese letzten Worte bezeichnen ohne Zweifel das, was der geheim-
sie euch verfolgten ». Ais Erklarung . sagt Giversen : « Zeile 22-23 nisvolle « Ort » ist, in dem die V erfolger - nach der Fortsetzung
kann eine Wiedergabe von t/Jev86µevoi des Mt-Textes sein. Es kann in unserem Abschnitt - die Erwahlten nicht erreichen konnen
indessen auch ais eine Einschrankung aufgefasst werden : 'Nur werden. Muss man verstehen, dass der Jesus des Thomasevangeliums
wenn es ohne Anlass ist, dass ihr verfolgt und gehasst werdet, zu den Jüngern schon von einem überirdischen Ort aus spricht,
werdet ihr selig gepriesen' ». - Aber ist denn t/Jev86µevoi keine oder noch viel einfacher von dem schon gegenwartigen inneren
Einschrankung mit gleichem Sinn Y Warum wird die 3. Person Reiche aus Y» Für diese Hypothese verweist Doresse auf Spruch 24,
Pluralis bei BY<p.\.NMBCT€ und NC€p...&.1WK€ mit « man», bei der wo die Jünger Belehrung über den Ort verlangen, an dem sich
spater folgenden Form BNT.\.y..A.JWK€ aber mit « sie » übersetzt 1 Jesus befindet. Um diese Vorstellung zu erliiutern, weist Doresse
Sind denn nicht dieselben Personen gemeint Y Und ist es überhaupt (p. 162) einmal auf Joh 7, 34 f. hin, also auf Jesu geheimnisvolles
wahrscheinlich, dass der koptischen Text ein t/Jev86µevoi derart Wort : « W o ich bin, werdet ihr nicht hinkommen konnen ! », sodann
ausdrückt? Vor allem aber : diese Gnostiker rechnen gar nicht aber auf die rein gnostische Entwicklung dieses Gedankes in Hip-
mit handgreiflichen V erfolgungen; das macht die W endurig « ver- polyts Philos. VIII 10. Hier gibt Hippolyt die Lehre der « Doketen »
folgt werden in ihrem Herzen» (Spruch 69a; 93, 26) sehr deutlich. wieder. Doresse fasst diese Lehre - übrigens nicht ganz zutreffend
Vielleicht liegt es daran, dass der schwedische Forscher Torgny - dahin zusammen : J esus habe sich wiihrend der 30 J ahre seines
Saeve-Soderbergh 6 in seiner Übersetzung des ThEv den Text nicht Erdenlebens nacheinander mit den Formen oder « Ideen » bekleidet,
ohne ein Fragezeichen übersetzte : « Ihr seid selig, wenn sie euch die er, die einen nach den anderen, den 30 Aonen der oberen W elt
hassen und verfolgen, und sie werden nicht einen Vorwand ( Î) entliehen hat, sodass jede dieser Formen dem einen oder anderen
(Tonoc) finden an dem Platz, wo sie euch verfolgt haben ». dieser « ewign Orte » zugehorte. « Der Ort, wo er ist, wiire also
Diese drei Forscher stimmen also darin überein, dass sie Tonoc einer der Aonen, in dessen Form er sich offenbarte. »
als « Vorwand » oder (vorsichtiger) als « Anlass » fassen, dagegen Von dieser Aonenlehre der « Doketen » Hisst Thomas freilich nichts
in 2;tt TIM.\. die Bezeichnung des Ortes sehen, an dem die V erfolgung verlauten. Dagegen dürfte Doresse darin durchaus im Recht sein,
stattgefunden hat. dass der geheimnisvolle « Ort », von dem hier die Rede ist, das
«Reich» (se. des Vaters) ist, das sowohl im Innern jedes wahren
Gnostikers wie auch in der transzendenten Lichtwelt sich befindet.
Aber Doresse sucht es u.E. an der falschen Stelle, niimlich nicht
4 In: Joh. LEIP<>LDT, H. M. ScHENKE, Koptisch-gnostische Schriften aus den
Papyrus-Codices von Nag-Hamadi, Hamburg-Bergstedt 1960, p. 21. in dem vom Kopten gebrauchten W ort Tonoc, sondern in der
5 Thomasevange!iet. Inledning, oversaettelse og kommentarer ved S(>ren W endung i:tt TIMJ.\.. Dieser Irrtum dürfte daher kommen, dass
Giversen, Kf/lbenhavn 1959, p. 110. Doresse das abschliessende 2.P.\.Ï NZHTq missversteht. Es gibt niim-
6 T. SXVE-SOEDERBER<m, Evangelium Veritatis och Thomasevangeliet (Sym·
bolae Biblicae Upsalienses. Supplementhiiften til Svensk Er:cegetisk Àrsbok 16), 7 Jean DoRESSE, L'Évangile selon Thomas ou Les paroles secrètes de Jésus,
Lund 1959, p. 43. Paria 19591 p. 105.

22 E. HAENCHEN SPRUCH 68 DES THOMA;SEVANGELIUMS 23


lich in Wirklichkeit, ebenso wie das vorangehende 2:H TTHA, nur und Freedman' die Stelle zu verstehen - auf die irdische Statte
ein griechisches 07TOV wieder. Doresse tragt also das «bis zu » oder Stiitten hin, wo die V erfolgung stattgefunden hat; wenigstens
zu Unrecht in den Text ein. lm übrigen ist €NT.\.Y.A.IWK€ 3. pl. gilt das für die von Thomas angeblich benutzte Bibelstelle. Thomas
pf. II (« sie haben verfolgt ») und heisst nicht « sie werden ver- aber soll darunter die ganze (versucherische ?) Welt verstanden
folgt haben ». Gerade mit dieser falschen Übersetzung gleitet Doresse haben. Aber was besagt es dann, dass die Verfolger in dieser Welt
- elegant, das muss man zugeben - über die Schwierigkeit hinweg, keinen Platz finden werden 1 Soll damit ausgedrückt sein, dass die
welche dieser Spruch enthiilt. Verfolger die Erwahlten dort nirgends antreffen werden.
Wiihrend also die zuerst besprochene Forschergruppe . Leipoldt, Diese ganze Auslegung wirkt eher wie ein genialischer Notbehelf
Giversen und Save-Soderstedt das von Kopten übernommene Wort als wie eine genaue Interpretation des koptischen Textes, der ja
Tonoc als « Anlass » ôder dergleichen deutete, fasst Doresse das. nirgends von einer Flucht in das überweltliche Reich spricht. Man
« keinen Platz finden » im Sinn von « nicht hingelangt sein zu ». weiss nicht, of Grant/Freedman es als eine verborgene Innerlich-
Als Übersetzung dürfte das fragwürdig sein ; inhaltlich aber stimmt keit fassen, oder ob sie hier den Rat für den Gnostiker sehen, auf
es zu d,em, was Giirtner spiiter als Bedeutung dieses _Spruches her- das .Leben nach dem Tode zu warten.
ausarbeiten wird. Nun wird zwar auch R. Schippers 9 - wie uns scheint - mit
Robert M. Grant und David Noel Freedman s benutzen im eng- den Worten nicht fertig, die uns soeben beschaftigt haben. Er setzt
lischen Original ihres W erkes die Übersetzung von William Schoedel für sie die Übersetzung voraus (p. 36) : «Sie werden keinen Platz
(in der deutschen Ausgabe tritt für diese die Übersetzung von Hans finden dort, wo sie euch verfolgt haben ». Von dieser zweiten Spruch-
Quec~e ein, was bisweilen einen Widerstreit zwischen Übersetzung halfte handelt die Erkliirung p. 114. . Schippers erkliirt diese Worte
und Erkliirung zur Folge hat; man hiilt sich darum besser an das für schwierig. Er erinnert aber - und das ist sehr verdienstlich
englische Original, das in der deutschen Übersetzung nicht immer - daran, dass Klemens Alexandrinus als ein bei manches gebriiuch-
genau und sachverstiindig wiedergegeben wird). Sie lautet an der liches J esuswort eine andere Lesung kannte : « Selig sind die um
entscheidenden St~lle : « und ein Platz wird nicht gefunden werden, meinetwillen Verfolgten, denn sie werden einen Platz haben, wo
wo sie euch verfolgt haben ». In dieser zweiten Spruchhiilfte ver- sie nicht verfolgt werden werden ». Dieser Klemensspruch ist ohne
muten die Verfasser eine Erinnerung an Mt 10, 23 : «Wenn sie weiteres verstiindlich (wo er bei Klemens steht, gibt Schippers in
euch verfolgen in dieser Stadt (Thomas verstehe unter 'dieser Stadt' seinem für einen grosseren Kreis berechneten Thomasbuch nicht
abe:i- die Welt), dann flieht zu einer anderen ». an). Wie hangt er aber mit dem koptischen Spruch 68 zusammen?
Es bleibt freilich dunkel, wie dieser Mt-Text mit unserer Stelle Schippers antwortet (p. 114) : « Dieser Spruch hat den koptischen
denselben Sinn haben kann. Die W orte « Selig seid ihr, wenn sie Thomas beeinflusst. Will der letztere das Gegenteil ... sagen 1 'Die
euch hassen und verfolgen » erfordern entweder eine Anweisung, V erfolgten werden einen Platz haben, sagt Clemens. Aber Thomas
was dann zu tun sei, oder - und das Jiegt innerlich der Selig- sagt : 'Sie - das sind dann die V erfolger - werden keinen Platz
preisung viel niiher ! - eine Beschreibung des himmlischen Lohnes. finden'. Leider hat Schippers darüber hinaus das Verhiiltnis der
Eine solche Begründung würde an sich statt des «und» (ein Platz beiden Sprüche nicht weiter untersucht. Sagt der eine wirklich das
usw.) ein on bezw. dessen koptisches Aquivalent erfordern. Die Gegenteil des andern aus Y Wenn Klemens den V erfolgten einen
Worte « wo sie euch verfolgt haben » weisen - so sche~en Grant Platz zusprieht, Thomas ihn den Verfolgern aber abspricht, so ist
das doch kein Gegensatz. Die W orte « wo sie euch verfolgt haben »
bleiben auch bei Schippers noch dunkel. So ergibt sich aus Schippers
8 Robert M. GRANT with David Noel FREEDMAN, The Secret Sayings of Jesus
Ansatz die Notwendigkeit, der Klemensstelle noch weiter nachzu-
accoràing to the Gospel of Thomas (=Fontana Books 369 R), London and
Glasgow 1960, p. 163 f. - Deuts~he Übersetzung : Robert M. GRANT und
David N. FREEDMAN, Geheime Worte Jesu. Das Thomasevangelium, Frankfurt/M.
• gehen.

- 1960, p. 161. 9 R. ScHIPPERS, Het evangelie van Thomas, Kampen 1960, p. 114.

24 E.HAENCHEN SPRUCH 68 DES THOMA.SEVANGELIUMS 25


Vorher aber müssen wir noch die - wieder ganz andere - te Teil des Spruches Schwierigkeiten. Dieser Befund erlaubt die
Losung ins Auge fassen, die Bertil Giirtner gegeben hat 10. Er Arbeitshypothese : der koptische Text ist hier verderbt. Dass das
erkliirt den Spruch in der W eise : « W as diese W orte meinen, ist : koptische ThEv verderbte Stellen hat, bezweifelt kein Kenner (erin-
Hass und V erfolgung gehoren zu den Bedingungen des erleuchteten nert sei z.B. an Spruch 60). Vielleicht ist es aber moglich, in
Menschen ». Giirtner denkt dabei - wie sich aus der vorhergehen- unserem Falle den Schaden mit Hilfe von Klemens Alexandrinus
den Seite seiner Schrift (p. 248) ergibt, an ein innerliches Leiden, zu beheben.
an eine Verfolgung des Herzens durch die W elt (von der ja Spruch Es handelt sich um die Stelle (die Schippers gemeint batte)
69 redet). Er fiihrt fort : « Was jedoch wesentlich ist : die « material Strom., IV, 41, 2 (ed. STAEHLIN, Bd. II, Leipzig 1906, p. 266).
powers » werden keinen Platz, keinen « control point » finden da, In den ersten Paragraphen des Abschnitte 41 führt Klemens ais
wo die Verfolgung stattgefunden hat; dies bezieht sich auf das einen Spruch, der bei Haretikern (er spricht hier von fLETanOÉvTEr;; ;
Innerste des Menschen, wo sich das Leiden ereignet, wo aber der vgl. dazu Strom., VII, 96, 4; STAEHLIN, Bd. III, Leipzig 1909, p. 68)
Vater herrscht (wortlich : 'is in control') ». Mit dieser Auslegung in Geltung steht, folgendes Logion an : « Selig die um meinetwil-
Giirtners andert sich das ganze Bild. Von einer V erfolgung durch len V erfolgten, denn sie werden einen Ort ( T01TOr;;) haben, wo
irgend welche Menschen, die dem Gnostiker nachsetzen, ist keine man sie nicht verfolgen wird ». In diesem Spruch steckt nicht jene
Rede mehr, sondern von der inneren Bedriingnis des Herzens durch innere Schwierigkeit, die den koptischen Spruch 68 belastet. Aber
die Welt. Dem entsprechend übersetzt nun Giirtner den zweiten liisst sich dieses Zeugnis des Klemens überhaupt benützen 1
Teil des Spruches : « Und sie werden keinen Platz (Torroc) finden Es ist schon Zahn 11 aufgefallen, dass eben jener Klemens, der
dort, wo ihr verfolgt worden seid ». Also : die verfolgende W elt den Hiiretikern das µeTanOévai vorwirft, es selbst übt. In 41, 2
wird im Herzen des Gnostikers keinen Platz finden : 2:M TTH.\. zitiert er selbst Mt 5, lüa ais Vordersatz, Mt 5, 9b ais Nachsatz
und 2.P"-Ï N2,HTq bedeuten jetzt einfach « there where ». Der und bringt so eine Seligpreisung hervor, die nirgends im ntl. Kanon
schwache Punkt dieser sehr schOnen Deutung ist die Übersetzung steht. Vermutlich hat Klemens alle V erheissungen in der Seligprei-
von Torroc mit « control point ». Denn das enscheidende W ort sungen ( « Ihrer ist das Himmelreich » « Sie sollen getrostet werden »
'control' steht nicht im koptischen Text, sondern wird von Giirtner usw.) ais gleichsin:nig angesehen. Theologen wie er - und dazu
eingefügt. J edoch ist deutlich, wo für ihn der Sinn des Spruches wird man in dieser Beziehung auch die gnostischen Theologen
liegt : « Selig sind die von der W elt bedriingten Gnostiker, denn rechnen dürfen - , denen es vor allem auf den ' Sinn ankommt und
im Innersten ihres Herzens wird sich die W elt nicht durchsetzen ». nicht auf den W ortlaut, sind .darum mit diesem W ortlaut oft
Aber wenn man einmal den Sinn in dieser W eise scharf formuliert, recht sorglos umgegangen. Zahn hat diese Freiheit des Zitierens
entdeckt man doch ein zweites schwaches Glied in der Kette. Eigent- bei Klemens mit weiteren Beispielen aus seinen Schriften belegt
lich meint ja - nach Gartners Deutung - diese Seligpreisung : und scharf getadelt ; woher sie kam, darüber scheint er sich keine
« Lasst euch nicht bange machen; denn im Innersten herrscht ja Gedanken gemacht zu haben.
bei euch der Vater ! » Auch diese Erwiihnung des Vaters steht nicht Mit dieser Freiheit, die sich Klemens nimmt, muss man also
eigentlich im koptischen Text, sondern ergibt sich lediglich aus der rechnen, wenn man .Zitate verwerten will, die sich bei ihm finden,
Interpretation. wie gerade an unserer "stelle. Es ist nicht sicher, dass Klemens
Damit überblicken wir die uns bekannt gewordenen Deutungen. hier trotz seines «</J'YJ<TLV » seine Vorlage genau in deren Wortlaut
Sie sind sich alle darin einig, dass sie den koptischen Text als anführt. Aber wichtiger ist zunachst, dass er eine solche Vorlage
unverderbt behandeln, aber im Grunde vermag ihn keine unter zitiert, und dieses Faktum geht deutlich aus den einleitenden W or-
dieser Voraussetzung zu verstehen. Immer wieder bereitet der zwei- ten hervor, mit denen er - nach seinem eigenen Mt-Zitat der

10 Bertil GXRTNER, The Theology of the Gospel of Thomas, London 1961, 11 Theodor ZAHN, Geschichte des Neutestamentlichen Kanons. Erster Band.
p. 249. Erste Hiilfte, Erlangen 1888, p. 174, Anm. 1.

26 E.HAENCHEN SPRUCH 68 DES THOMA.SEV ANGELIUMS 27


Seligpreisung - zu dem abweichenden W ortlaut der Haretiker Makarismen in der 3. Person (µaKapioi oi 8e8iwyµÉvoi; so zwei-
kommt : « oder wie einige derer, welche die Evangelien andern » mal) ; erst der dritte Makarismus geht - entsprechend Mt 5, 9-11
(µerardNvai) - das folgende V erb ist anscheinend ausgefallen; _ in die Anredeform über (Kat µaKapiol É<Tre). Dass das ThEv
vielleicht sollte man, wie schon Zahn, das nun folgende cP7J<:TW die Vorlage des Klemens benutzt hat oder diese Vorlage ihrerseits
andern in </Jacnv - : « Selig », sagt er, « die für die Gerechtig- das ThEv, ist - aus zeitlichen und stilistischen, aber auch aus
kelt Verfolgten, denen sie werden vollkommen sein ». Dieses erste theologischen Gründen - nicht anzunehmen. Dagegen liegt die Ver•
Logion unterscheidet sich von Mt 5, 10 vor allem dadurch, dass für mutung nahe, dass wir in der zweiten von Klemens zitierten Selig-
« denn ihrer ist das Himmelreich » die mehr gnostisch anmutende preisung und in Spruch 68 zwei verschiedene Formen eines Wander-
Wendung tritt : « denn sie werden vollkommen sein » - sie hebt spruches vor uns haben - solche Benutzung von W andergut ist ja
statt der gottlichen Gabe die menschliche Leistung hervor. Dann auch für Spruch 17 12 und Spruch 19 Anfang 13 nachgewiesen. Spruch
geht das Zitat des Klemens weiter mit : « Kat µaKapioi oi 8e8iwry- 68 und der von Klemens zitierte Spruch unterscheiden sich formal
µévoi ÉvEKEV ɵov; on €Çov<nv ro1Tov, o7Tov ov 8iwi')(_(J1}<Tovrai ». zunachst dadurch, dass der letztere in der 3. Person Pluralis gehal-
Das sich darauf anschliessend de weitere Zitat, der dritte Makaris- ten ist (µaKapwi oi KTÀ..), der des ThEv aber in der zweiten
mus, stimmt sehr weitgehend mit Lk 6, 22 überein; er soll uns hier (fiTWTfi 2.HMA.KA.ptoc). Ein solcher Unterschied erklart sich am
nicht weiter bescha.ftigen. ehesten, wenn wir ein Stadium mündlicher Überlieferung annehmen,
Wir sind, wie gesagt, nicht sicher, ob Kle.mens hier den W ortlaut in dem dergleichen Anderungen am leichtesten eintreten konnten.
der ihm bekannten gnostischen Schrift erhalten hat. Z.B. ist es Aber viel wichtiger als diese Differenz ist eine andere : die Ver-
nicht unbedingt sicher, ob die W orte « für die Gerechtigkeit », schiedenheit der Aussagen über den Tonoc, die schon Schippers
« um meinetwillen », « um des Menschensohnes willen » wirklich aufgefallen ist. Wir mochten annehmen, dass es zu dieser Verdunke-
in der Vorlage des Klemens standen oder ob er sie nicht entsprechend lung des Sinnes nicht in der mündlichen Überlieferung kam, son-
den kanonischen Evangelien eingefügt hat. Auf eine solche Ver- dern in einer (vorhergehenden) schriftlichen Tradierung des
mutung kann man gerade von Spruch 68 und 69 a und b des ThEv griechischen Textes. Denn es konnten sehr leicht durch Haplogra-
kommen, wo diese Beziehung auf J esus - nicht ohne Grund - phie die W orte 01TOV ov - die ja ohne W orttrennung geschrieben
fehlt. Denn das Leiden des Gnostikers besteht nicht in einer Ver- wurden - in 01TOV Übergehen. Damit verlor aber der Satz seinen
folgung durch christusfeindliche Nachbarn oder Behorden; viel- Sinn. Es sieht nun so aus, als hatte man das fortgelassene ov (am .
mehr leidet der Gnostiker unter der W elt, die in den Trieben, in Rande oder über der Zeile) nachgetragen und spater falsch ein-
Gier und Angst ja in sein eigenes Herz hineinragt und den bedrangt, gefügt, niimlich vor 1"07TOS' statt hinter &n-ov. Dabei geriet, weil
der von allen irdischen Bindungen frei sein mochte. U.E. aber der Sinn undeutlich blieb, das ganze Satzgefüge in Bewegung :
standen jene drei W endungen aber schon in der Vorlage des Kle- jetzt wurde aus dem Finden eines Ortes, wo man nicht (mehr)
mens, die dann eben noch nicht so konsequent gnostisch war wie verfolgt wird, das nicht Finden eines Ortes, wo man verfolgt
das ThEv, sondern den kanonischen Evangelien innerlich naher wurde. Selbstverstandlich musste sich dabei auch das Subjekt des
stand. Findens bezw. Nichtfindens andern : hatte der Spruch ursprüng-
Klemens teilt uns nicht mit, woher er diese drei Seligpreisungen lich von den Verfolgten gehandelt, so war nun in seiner zweiten
entnommen hat; er sagt nur, dass sie von µeranOévreç rà e-ùœyyÉÀ.ia Halfte von den V erfolgern die Rede.
herkommen. Das ThEv ist auf alle Falle nicht seine Quelle : In
ihm kommt zuerst (Spruch 68) én Makarismus in der 2. Person
12 Vergl. für den typischen Wanderspruch 17 : P. PR.!GENT, Ce que l'œil n'a
Pluralis (NT<PTN 2.HM.\.K.\.flOC) und dann, in Spruch 69 a und b, par vu, I Cor., 2, 9, in Theol. Zeitschrift 14, 1958, p. 416-429 .
zwei Makarismen in der 3. Person Pluralis (2.HM.\.KA.ptoc NB N.\.€1 • 13 Der Thomasspruch 19 findet sich auch in Spruch 57 des Philippusevange-
und 2.HM.\.K.\.ftoc). Bei Klemens dagegen erscheinen zuerst zwei liums bei Schenke (s.o. Anrn. 4), p. 47. Vergl. dazu Ernst HAENCHEN, Literatur
~wm Thomasevangelium, in Theol. Rundschau 27, 1961, p. 163.

28 E. HAENOHEN SPRUCH 68 DES THOMASEVANGELIUMS 29


Eine solche Verschiebung der Negation scheint uns nun der _ das « Reich » - schon wahrend seines Erdenlebens finden, ja
koptische Text schon vorauszusetzen. Wenn man ihn ins Griechi- er muss es sogar (Spruch 60; 91, 20-23) 14 •
sche zurückübersetzt, kommt man etwa auf einen W ortlaut wie :
' I > e ~ 'i:
MünsterfW est., Ernst HAENCHEN.
µaKapiot ecrre, d
orav '
µurYJO"W<Ttv e
vµa~ Kat otw~ wo-iv vµa~, Kat
1"11 ' A '

Steveninkstr. 12.
evp7}0"0VO"tV ov r61TOV' 01TOV èfüwxe'YJTE oder dergleichen. Dieses
01TOV scheint uns im · koptischen 2,H TIH.\. einerseits und 2.r.\.ï
N2,HTq andererseit wiedergegeben. Dass eine solche Verschiebung
der Negation {AN) im koptischen Text selbst erst erfolgt ware,
halten wir für unwahrscheinlich.
Damit, dass wir der Anregung von Schippers - wenn auch in
einer anderen Richtung - gefolgt sind, haben wir eben jenes
Ergebnis erreicht, zu dem W. Till in der deutschen Ausgabe der
editio princeps p. 39 (zu Zeile 23 f.) gekommen war : «Es soll
wohl heissem : Ihr werdet einen Platz finden, wo ihr nicht ver-
folgt werdet ». Die andere Moglichkeit, die Till hier noch erwahnt
( « Man wird keinen Ort finden, wo ihr verfolgt werdet »), scheint
uns weniger glücklich.
Nun bleibt nur noch die Frage nach dem Sinn des so rekon-
struierten Spruches zu beantworten. Es ist deutlich : Das ThEv
liisst die konkreten Angaben des Mt und Lk über die Art der
Verfolgung aus, weil es - darin stimmen wir Gartner durchaus zu
- nicht an eine aussere Verfolgung denkt, sondern an das Leiden
unter der W elt im Herzen des Gnostikers. Dafür spric~t nicht nur
der Spruch 69a ( « Selig sind die, welche verfolgt wurden in ihrem
Herzen! J ene sind es, die den Vater in Wahrheit erkannt haben! »),
sondern auch Spruch 21. Hier erscheint ja die W elt ais der Dieb
(npeqx1oye; 85, 8) oder als die Rauber (NBN..\.HCTHC; 85, 13);
sie ist darauf aus, einzudringen « in sein Haus seines Reiches »
(€2.0YN €TI€QH€1 NT€ T€QHNT€p0) . Die Welt mochte dem
Gnostiker das Hochste nehmen, was er besitzt : die Überzeugung,
dass sein W esenskern der gottlichen Lichtsphare angehOrt. In Spruch
21 erscheint diese Zugehorigkeit im Zusammenhang einer Warnung,
in Spruch 68 dagegen führt sie zu einer Seligpreisung. Das Futur
im Spruch 68, das in CeN..\2.€ .. € noeh durehseheint (= evp~uov­
o-iv ) , erkliirt sich daraus, dass ja hier noch der irdische J esus
~pricht und darum die « V erfolgung » der Gnostiker noch in der
Zukunft liegt. Man braucht also bei dem Futur nicht 'a n ein
zukünftiges Ereignis zu denken : der Gnostiker kann diesen Tonoc
14 Ernst HAENCHEN, Die Botachaft àea ThomasevangeZiums, Berlin 1961, p.
61f.
482 BIBLIOGRAPHIE

182); R. SBARDELLA, L'unione del"la chiesa Caldea nell'opera del p T


. · · d N . omma-
so Ob icini a ovara (t 1632) (p. 373-452); B. BAGATTI, S. Pietro nei
monumenti di Palestina (p. 453-466).
TABLE DES MATIÈRES - INHOUD
Â. DE H,

:. (LXXV, 1-4)

.À la rencontre de Dieu. Mémorial Albert Gelin (Bibliothèque de


la Faculté catholique de théologie de Lyon, ·vol. 8). Le Puy, 1961. ARTICLES - BIJDRAGEN
In-8°, 445 p., avec 4 planches hors-texte. Prix : 18 N.F.
BACHT H. - Ein verkanntes Fragment der koptischen Pacho-
Trente amis et collègues du regretté chanoine Gelin (f 1960) ont voulu
mius-Regel . • . • . • . . 5
rendre hommage à la mémoire du grand exégète catholique lyo.nnais en
collaborant au présent volume. ·Leurs contributions intéressent directement BARNS J. W. B. - Papyrus Bodmer III. Sorne Corrections
la littérature et la théologie bibliques, mais aussi le milieu vétérotestamen- and Remarks . 327
taire et la tradition exégétique chrétienne. BIHAIN E. - Le « Contre Eunome » de Théodore de Mopsueste,
A. DE H. source d'un passage de Sozomène et d'un passage de
Théodo,ret concerna~t Cyrille de Jérusalem . 331
BLAU J. - Über einige christlich-arabische Manuskripte aus
dem 9. und 10. Jahrhundert. . . . . 101
CANART P. - Une nouvelle anthologie monastique. Le Vatica-
nus graecus 2592 . 109
DE HALLEUX A. - Nouveaux textes inédits de Philoxène de
Mabbog . . . . . . . 31
DREWES A. J. - Note additionnelle au sujet d 'al-Barira . . 211
GARITTE G. - La Passion des saintes Rhipsimiennes en géor-
gien (Agathange, ch. XIII-XIX) . . . . . 233
. GARITTE G. - La version géorgienne de la Vie de S. Cyriaque
par Cyrille de Scythopolis . 399
HAENCHEN E. - Spruch 68 des Thomasevangeliums. 19
JANSSENS Y. - L'Évangile selon Thomas et son caractère gnos-
tique 301
JANSMA .T. - Théodore de Mopsueste. Interprétation du Livre
de la Genèse, fragments de la version syriaque (B.M.
Add. 17, 189, fol. 17-21) . . . . . 63
KIRCHMEYER J. - Le Ilept à.CTK1JTLKOV fjlov de l'abbé Marcien 357
LESLAU W. - Ethiopie Denominatives with Nominal Mor-
phemes , • • • • , . . , • . . . . . . . 139
LouNDINE A. G. - . Liste inédite des éponymes sabéens de la
période des mukarrib de Saba' . . . , . . 131

484 TABLE DES MATIÈRES TABLE DES MATIÈRES 485

QuEcKE H. - Eine missbrauchliche Verwendung des Quali- lNGLISIAN P. Dr. Vahan, CMV, Hundertfünfzig Jahre Mechi-
tativs im Koptischen . . . . . . . . . . . . 291 tharisten in Wien (1811-1961) (J. MUYLDERMANS) . . 260
RENOUX A. - Un manuscrit du lectionnaire arménien de Institut Dominicain d'Études orientales du Caire. Mélanges 6
Jérusalem (Cod. Jérus. arm. 121). Addenda et corri- (G. RYCKMANS) . . . . . . . . . . · · · · · 254
genda . . . . • . . . . . . . . . . . . . 385 Les œuvres de Philon d'Alexandrie publiées sous le patronage
RYcKMANs G. - Inscriptions sud-arabes (dix-neuvième série) de l'université de Lyon par R. ARNALEZ, J. PouILLOUX,
213
RYCKMANs G. - Inscriptions sud-arabes (vingtième série) Cl. MoNDÉSERT, I (H. QUECKE) . . . . . . . · · 470
441
RYcKMANs G. - Note additionnelle . . . . . . . . 457
MEZG~ B. M., List of words occurring frequently in the Coptic
RYcKMANs G. - Notes épigraphiques (sixième série) . . New Testament (R. DRAGUET) . . . . · · · · · 476
459
THOMSON R. - V ardapet in the· Early Armenian Church Moss C., Catalogue of Syriac Books and related Literature in
367
VAN LANTSCHOOT A. - La légende du moine Félix (recension the British Museum (R. DRAGUET) . . . . . . . . 478
syriaque) . . . • . . . . . . . . . . . . MoUBARAC Y. 1 Le culte liturgique et populaire des VII Dor-
93
VON WrssMANN H. - Al-Barïra in Girdan im Vergleich mit mants martyrs d'Éphèse (Ahl al-Kahf), Trait d'union
anderen Stadtfestungen Alt-Südarabiens . . . . . 177 Orient-Occident entre l'Islam et la Chrétienté (G.
VooBus A. - N eues Licht zur Frage der Originalsprache der RYCKMANS) . . . . . . . . . . . . . . . . 259
Oden Salomos . . . . . . . . . . . . . . . 275 PRIGENT P., Les Testimonia dans _le christianisme primitif (H.
WALKER J. - A South Arabian Gem with Sabaean and Kufic QUECKE) . . . · · · • • • · • · · · · · • 469
Legends . . . . . . . . . . . . . . . . .· 455 SPICQ C., Agapé dans le Nouveau Testament. Analyse des
textes (B. RIGAUX) . . . . . . . . . . . 473
TscHENKÉLI Kita, Georgisch-Deutsches Worterbuch (G.
GARITTE) . . . . . . . . . . . . . . . 264
BIBLIOGRAPHIE
VAN REGEMORTER Berthe, Some Oriental Bindings in the
Chester Beatty Library (H. QuEcKE) . . · · · · . · 262
À la rencontre de Dieu. Mémorial Albert Gelin (A. DE H.) . VAN REGEMORTER Berthe, Some Early Bindings from Egypt in
482
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VAN SCHOUTE) . . . . . . . . . . . . . . . . 273
DREWEs A. J., Inscriptions de l'Éthiopie antique (G. RYcK-
M.ANs) • • • • • • • • • • : . • . • • • 459
Dumbarton Oaks Papers, vol. XV (A. DE HALLEUX, O.F.M.) . 480
FESTUGIÈRE A.-J., Les moines d'Orient. I et II (R. DRAGUET) 477
FESTUGIÈRE A.-J., 0.P., Historia Monachorum in Aegypto.
Édition critique du texte grec (P. CAN.ART) . 267
GEOLTRAIN P., Le traité de la Vie Contemplative de Philon
d'Alexandrie (H. QUEoKE) . . . . . . . . . . 471
GRÉGOIRE DE NAREK, Le livre de prières. Introduction, traduc-
tion et notes par Isaac KÉCHICHIAN (H. QUECKE) . • 472
Hebrew Union College Annual (G. RYCKMANS) . . . . . 253
n primato e l'unione delle Chiese nel Medio Oriente (A. DE H.) 481
1961) (J. MuYLDERMANs), p. 260. - Berthe VAN REGEMORTER, Some
Early Bindings from Egypt in ·the Chester_ Beatty Library; In.,
Some Oriental Bindings in the Chester Beatty Library (Hans
QUECKE, S.J.), p. 262. - K. TscHENKÉLI, Georgisch-Deutsches
Worterbuch (G. GARITTE), p. 264. - A.-J. FEsTUGIÈRE, Historia
Monachorum in Aegypto. Édition critique du texte grec (Paul
ÜANART), p. 267. - J. DEÉR, The Dynastie Porphyry Thombs of the
Norman Period in Sicily (R. VAN ScHOUTE), p. 273.
.

SOMM.AIRR - INHOUD
(LXXV, 1-2) ,
B,A(JHT H. -.:.. Em~ verk,annfes -F~agmerit der koptischen Pacho-
. mius-Reg~l - : · ,_. . :. ' .. ~ .... · ·. .,,,' . . . . . . . . .
H.A:ENCHEN E. -~ S.riruc4..,f38>4;~ Thomasevangeliuips· . . . .
5
LE MUSEON
19
DE HALLEUX A: - · Nom:"e.au~ · ~~Xtés· ;iné.dLts èle ·Philoxène de
M1J,bbog . .., . . . . . , . .; ; -~ : . . . . . 31 REVUE D'ÉTUDES ORIENTALES
J.ii.:s:i;{A- T. _:__ Théodore de' .···
Mopsueste. i:r'it~iPfétâtion du Livre
' ·'·- . ·. . ·.· . . r.. . . ,
· d~ }a Genèse·; ·fra,gm~n~ . de Jâ y('}r~iq_n.. syriaque (B.M. TIJDSCHRIFT VOOR ORIËNTALISME
· A.:~a .. 17, 189, .foh17:2:1-) · . . . ~ . . . . . • 63
VAN LANT~CHOOT A:' -=-:' La légende du moine Félix (recension
syriaque) .• . . . . , . . . . . . . . . 93 FONDÉ EN 1881 PAR GESTICHT IN 1881 DOOR
BLAU J . :'.~'": Ubêr: -ei:Q.ig~ christlich-arabische M:a:ri.usk:ripte aus
. . . de~ 9. _ur}~ J ahrhunde:~-- : ~ . : . / . .., . . ' ~ . .
CH. DE HARLEZ
fo. 101
CANART P. - Vpe ~ nouvelle antholOgie' ïnérriàSJi~û:_\i':: Le Vatica-
. nus Graecus 2592 . . . . ' . . . . . .. . . .. . 109
-Lou~ri~:
.
À..~G'. - .Liste inédite
,..... .:..~-::; .... ,.. _; ..... ~. . '
tles éponyfilé1. sabéens de la
'
-. · , :· · pet1ode' des mukarrib de Saba• . . . .~ . . . . .
• -J • ~ · -. • • • '• • - 131
LEsMù. W. -'-'-. Ethiopiè: Denominatives with Nominal Mor-
phemes . . .; . . . . . . . . .. . . . . . 139 SUBVENTIONNÉ PAR LE GOUVERNEMENT ET PAR LA FONDATION UNIVERSITAIRE
VON WISSMANN H. - Al-Barïra in Girdan im Ver~eich mit
UITGEGEVEN MET STEUN VAN DE REGERING EN VAN DE UNIVERSITAIRE STICHTING
anderen Stà!ltfestungen Alr-Südarabiens . . . 177
DREWES A. J. _;;;_Note' additionnelle au sujet d 1al-Barïra 211
R~~KMÀNf3 G. - Iiis~~riP,tioris _sÙd~a~abes . . . . . . . . 213
GARITTE'~Çl. - La Passiob. des flal~tês· ~hipsimienn es en géor-
gien (Agathangê, ch. XIII-XIX) .. · 233

BI~LJOGRAPHIE .
LXXV, 3-4
H{Jprew U~on. Oo_l~ege· Annual, Vol. XXXIII (G. RYcKM.ANs),
p. 253. - Institut}ioini-Aicain: d.'Étftdes orientales du Caire; Mélan-
ges 6 (G. RYCKMANS), p. 254. - I;I~l11.'Y FIELD, Subject Index to
Bipliogra:_phies on Southwestern A.sia·; · I~V; .Pàrt Ï. Anthropog-eo-
graphy-, b-y Edith W. WARE (G. RYCKMAN~ ), p. ,257. - Henry
Fi~n, _Bibl~og~aphy on Southwester~ A.sia : VII. A. Seventh Com-
, pilati~'!I' ·(G. RYCKMANS), p. ,258. - Hènry FIELD, A.ncient and
Modern Man .i n Soiithw estern Asia ;' Il. (G. RYOKMANs), p. 258. -
Y. M01.iBARAo, Le culte ·liturgique et popula.&-e des Vli Dormants
martyr~ d'Éph èse , (Àhl al-Kahf) (G_ RYCK~ANS) ; p. 259. -:- V.
W~LlSIAN, Hitndèrtfünfzig Jahre Meohitha1·isten in Wien- (1811-
(Sitite au verso.) (Ver-~oJg verso.)
. ~.t .•"1,"'
. Imprimerie , orientaliste, s.p.r.I., Louvain (Belgique);· ·- ·, .~~ LOUVAIN 1962 LEUVEN
QUECKE), p. 471. - GR'ÉG-OIRE DE NAREK, Le livre de prières. Intro-
duction, traduction et notes par Isaac KÉcmcHIAN (H. QUEŒrn),
p. 472. - C. SPICQ, Agapé dans le Nouveau Testament. Analyse des
textes (B. RmAUX), p. 473. - E. WERNER, The Sacred Bridge (B.
BOTTE, O.S.B.), p. 474. - B. M. METZGER, List of words occurring
frequently in the Coptic New Testament (R. DRAGUET), p. 476. -
A.-J. FESTUGIÈRE, Les moines d'Orient. I et II (R. DRAGUET), p.
477. - C. Moss, Catalogue of Syriac Books and related Literature
in the British Museum (R. DRAGUET), p. 478. - Dumbarton Oaks
Papers, vol. XV (A. DE HALLEUX, O.F.M.) , p. 480. - Il primato e
l'uwione delle Chiese nel Medio Oriente (A. DE H.), p. 481. -
À. la rencontre de Dieu. Mémorial Albert Gelin (A. DE H.), p. 482.
LEMUSÉON
REVUE D'ÉTUDES ORIENTALES
PUBLIÉE PAR L'ASSOCIATION SANS BUT LUCRATIF< LE MUSÉON>

LE MUSÉON par~ît actuellement en deux volumes doubles par an.


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nées écoulées): LE MUSÉON, Collège Pie X, Boulevard de 1


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Héverlé-Louvain.
Banque : Kredietbank, Louvain, compte n° 80.371.

J ·-

']

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'.

SOMMAIRE. - INHOUD

(LXXV, 3-4)

Vi:füBUS A. - Neues Licht zur Frage d'êr ·Originalsprache der


Oden Salomos . , . 275
QuECKE H: - Eine missbr.auèbifo:he
/-' .
V érwendung 'des Qmili~
tati~s im Koptisch~n . ;:- . . . . •. · . . :-- . . . 29i
JANSSENs·Y-. - L'.É vangile. selon Thotnâs et son caractère·gnos-
tique·· . . . •1 ; .: • • ·• 301
BARNS J. W. B. - PapyTÜs. Bodmer III. 'Sorne Corrections ,.
and Remarks ., . 327
BIHAIN E. - Le« Contre Eunome »de Théodore de Mopsueste,·- . . .. ·~

· source d'un passage de Sozomène et d 'iln pass~ge de:


Théodoret concernant Cyrille de Jérusalem . 331
KIRCHMEYER J. - LeilEpt àCTK'YJTtKov {3iov de l'abbé Marcien 357
THOMSON R. - Vardapet in the Early .Armenian Church . 367
RENoux A. - Un manuscrit du lectionnaire arménien de
Jérusalem (Cod. Jérus. arm. 121). Addenda et corri-
genda . . 385
GARITTE G. - La version géorgienne de la Vie de S. Cyriaque
par Cyrille de Scythopolis . 399
RYCKMANS G. - Inscriptions sud-arabes (vingtième série) 441
WALKER J. - .A South .Arabian Gem with Sabaean and Kufic
Legends . 455
RYcKMANs G. - Note additionnelle . 457
RvcKMANS G. - Notes épigraphiques (sixièrne série) 459

BIBLIOGRAPHIE

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(H. QUEcKE), p. 4;6.~. - Les œuvres de Philon d'Alexandrie publiées
sous le patronage de l'université de Lyon par R. ÂRNALDEZ; J.
PouILLOU:X, CL MoNDÉS~T, 1 (H. QUEcKE); p. 47.b.. - P. GEOLTRAIN,
Le -traité de la Vie Contemplative de Phîlbn d'Alexandrie (H.
(Suite au ve!so.) (Vervolg verso.)

Imprimerie Orientaliste, S.p.r.l., Louvain (Belgique).

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