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LE MUSEON . '
CH. DE HARLEZ
LXXV;, 1-2
LOUVAIN 1962
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LE MUSEON
REVUE D'ÉTUDES ORIENT ALES
TIJDSCHRIFT VOOR ORIENTALISME
LEMUSÉON
,REVUE D'ÉTUDES ORIENTA~ES
FONDÉ EN 1881 PAR GESTICHT IN J.881 DOOR
PUBLIÉE PAR L'ASSOCIATION SANS BUT LUCRATIF« LE MUSÉON »
CH. DE HARLEZ
LE MUSÉON paraît actuellement en deux volumes doubles par an.
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LXXV
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es. rGa.llm
EINE MISSBRAUCHLICHE VERWENDUNG
'Preis (sei) Dir, o Gott, eWige Lust im Paradiese in Ewigkeitt DES QUALITATIVS IM KOPTISCHEN
Halleluja ! ' Ein solcher Ausklang ist ebenso klar und sinnvoll wie
die Ode selber. Dagegen liest der Grieche : ..A.O':U. coi Ta> -&€0>
TI.A.p.A...A.tca> coy Tpy<t>ttc €WNl.A.C .A...\A.HÂ.OYÏ.A. 86 • Durch einen Dass das koptische Qualitativ mitunter missbrauchlich dort ver-
solchen stammernden Preis verrat er, dass er auch die Doxologie wendet wird, wo nach den grammatikalischen Regeln nur der Infi-
im Original nicht ganz verstanden hat. · nitiv stehen darf, · ist allgemein bekannt. Vor genau 40 J ahren z.B.
Wir sind am Ende der Prüfung angelangt. Nicht hoch genug veroffentlichte K. Sethe seine Notiz « Ein Missbrauch des Qualitativs
kann vollends das Hinzukommen dieses Stückes der griechischen im Koptischen » 1 • Er beschrankte sich dabei darauf, die ihm bekann-
Version der Oden eingeschiitzt werden 87 • Wie die Ausführungen es ten Falle einer missbrauchlichen Verwendung des Qualitativs auf-
gezeigt haben, ist im ganzen die Ausbeute, die sich von der Durch- zuziihlen. Die Frage, ob nicht vielleicht bestimmte Bedingungen
arbeitung des griechischen Papyrus ergibt, sehr aufschlussreich. vorliegen konnten, die diesen Missbrauch begünstigten, hat er sich
Wenn man schon früher wichtige Gründe dafür hatte, dass der offensichtlich nicht gestellt. Wenn wir der Meinung sind, dass diese
syrische Text den Anspruch macht, als· Ursprache der Oden zu Frage nicht nur müssige Spielerei ist, ·so wollen wir ihre Beantwor-
gelten und daher die griechische Version nur als eine Übersetzung tung doch nicht für die von Sethe seinerzeit angeführten Stellen
anzusehen ist, ist solch ein Befund wie dieser ein unschatzbarer nachzuholen versuchen, und wir müssen es darum auch vollig offen
Beitrag, der uns hilft, diese literarischen und sprachlichen Fragen lassen, ob eine U~tersuchung dieser Stellen irgendein brauchbares
in ihrer letzten Scharfe zu sehen. Ergebnis abwerfen würde oder nicht. Vielmehr wollen wir diese
Frage für einige weitere Vorkommen eines fehlerhaften Qualitativs
:Maywood, Ill. USA, Arthur VooBus. stellen; auf eines von ihnen ist auch schon früher von anderer Seite
1607 So. Tenth Avenue.
hingewiesen worden (siehe unten).
In einem saïdischen Fragment der alexandrinischen Basiliusana-
phora 2 sind die worte Tà 'ITpOKELfLEVa Swpa ravra s so übersetzt:
_ l Zeitschr. f. agypt. Sprache, 57 (1922), 138. Es werden hier vier derartige
Stellen aus den koptisehen Übersetzungen des A.T., des N.T. und der gnostisehen
Sehriften angeführt.
2 J. DORESSE et Dom E. LANNE, Un témoin archaïque de la liturgie cop~e.
de S. Basile, Louvain 1960.
a Zwar lautet dieser Satzteil in der erhaltenen grieehisehen Handsehrift der
alexandrinischen Basiliusanaphora Tà. 7rpoK.dp.(vci uov 8Wpa TaiÏTa (RENAUDOT,
85 A.a.o., s.32.
Lituro. Oriental. Colleetio. Bd. I, 2. Aufl., Frankfurt a. Main 1847, s. 67),
doeh fehlt das uov nieht nur im grieehisehen Text der byzantinisehen Basilius-
86 A.a.O., S. 68.
81 Es darf nieht unerwahnt bleiben, dass der grieehisehe Text einen Absehnitt
anaphora, sondern es hat aueh in der bohairisehen Übersetzung der alexandri-
enthiilt, der in dem syrisehen Original nieht zu finden ist. Namlieh ist die nisehen Basiliusanaphora und dem saïdisehen Fragment keine Entsprechung.
Besehreibung des Paradieses ausführlieher. Diese erseheint in den Zeilen Man kann also vermuten, dass deh koptisehen Übersetzern ein Text vorlag
6 b • 15 a, a.a.O., S. 64. Weil dieser Text eine vergleiehende Studie nieht wie wir ihn · oben angenommen haben. Übrigens ist das Vorhandensein ode;
zulasst, darf man doeh darauf hinweisen, dass dieses Stüek Merkmale triigt, Fehlen des Pronomens O'OV für die Frage, die uns hier beschaftigt, vollig
die deutlieh zeigen, dass es aus dem semitisehen Idiom geflossen ist. · belanglos.
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H. QUECKE MISSBRAUCH DES QU.ALITATIVS 293
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Nêl.A..WfON enypn KH €2,f.\.I 4. Wir finden also das Qualitativ In Ps. 138. 3 hat die saïdische Übersetzung für '1Tpoï'8eîv einfaches
KH abhangig von dem Verb <ypn-, in welcher Stellung korrekter- ~.\.Y; das 'TTpo ist überhaupt nicht wiedergegeben. Die bohairische
weise nur der Infinitiv verwendet werden kann. Lasst sich rür diesen Übersetzung verwendet an dieser Stelle ep <yopn NN.\.y. In Gal. 3. 8
fehlerhaften Gebrauch des Qualitativs ein Anlass ersehèn, der das wird dasselbe griechische Verb vom bohairischen Übersetzer ebenso
Vorkommen des Missbrauches begünstigt hat ?· Ich mêichte vermuten: durch êp <yopn NN.\.Y wiedergegeben. Der saïdische Übersetzer
dass es mechanische Übersetzungsarbeit war, die hier das Erscheinen gebraucht hier cooyN .XIN N<yopn. Umgekehrt wird wiederum
des Qualitativs in einer Position veranlasst hat, in der es an sich dasselbe griechische Verb in Act. 2. 31 im Saïdischen mit <ypn
nicht stehen dürfte. €1H€, im Bohairischen mit N.\.y ICX€N <yopn übersetzt. Für das
Zur Begründung dieser Ansicht muss ein kurzer Überblick darüber 'TTpoypa<fmv von Eph. 3. 3 hat die bohairische Übersetzung ep
gegeben werden, wie die koptischen Übersetzer griechische Kompo- <yopn NCJ>A.1, die saïdische C2_.\.1 N<yopn. Für 'TTVP Èvavrfov avrov
sita, die mit 'TTpo zusammengesetzt sind, wiedergegeben haben 5 • Den TTpO'TTopeva-er.ai hat die bohairische Übersetzung in Ps. 96. 3 oyxpwH
griechischen Komposita formai genau entsprechende Bildungen stan- eqeep <yopn HHO<yl HTiêqH-a.o, bringt also auch das 'TTpo des
den den Übersetzern im Koptischen nicht zur Verfügung. Bei der Verbums noèh eigens zum Ausdruck, wahrend die saïdische einfach
Übersetzung von mit 'TTpo zusammengesetzten Komposita haben siP sagt : OYKW2,T TI€TN.\.Hoo<ye 2,.\.Teqztt. Diese letztere Moglich-
sich auf folgende W eisen geholfen : Bisweilen haben sie das 'TTpo über- keit verwendet ab_er auch die bohairische Übersetzung, wenn sie etwa
haupt nicht wiedergegeben und einfach das Simplex des griechischen . Is. 58. 8 '1Tpo7ropwa-erai ɵ7Tpoa-Oév a-ov Ti '8iKawa-Vv'YJ a-ov über-
V erbs übersetzt. Haufig erübrigte sich aber auch eine eigene Über- setzt : €C€HO<y1 J>A.XO>K NX€ T€KH€-G-HHI. Schliesslich noch
setzung des 'TTpo, weil schon im griechischen Text ausgedrückt einige Beispiele für die Übersetzung von 'TTpori(}évai, welches V erb
war, « vor wem » oder « wovor » die Handlung des V erbs geschieht; ja in dem hier betrachteten Text vorkommt. In Ps. 53. 5 wird
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n ' EVW1Tiov
' ueov ' "" im Bohairischen übersetzt:
solche Angaben konnte der Kopte natürlich durch einfache praposi- ov, 7rpoe'() evro rov a'!'TWV
tionale Wendungen leicht wiedergeben. Er hat das Verfahren dann Hnoyep <yopn NX.\. <l>t HTIOYH-a.o €80A.; die saïdische Über-
aber mitunter auch dort angewandt, wo das griechische V erb absolut setzung hat wieder nur : HnoyKA. TINoyTe HneyttTo €80A.. Aber
gebraucht ·war. Wieder an anderen Stellen setzten die koptischen auch bohairisch findet sich diese Übersetzungsweise, etwa Ps. 100. 3
Übersetzer einen prapositionalen Ausdruck für « früher » oder « von wo o-ù 1Tpoe(}ɵ,'Y]v 7rpo ô</JOaÀµ,wv µov 7Tpâyµa 1Tapavoµov so
Anfang an » hinzu.. Schliesslich verwendeten sie verbale Ausdrücke wiedergegeben wird : ttmxw Noyzw8 HTI.\.f.\.Nottoc ttnett-a.o
für « früher tun », « schon getan haben » 6 , von denen sie ein zweites NN.\.8.\.,\. €80,\. (saïdisch ahnlich). Ein saïdisches Beispiel für die
Verb abhangen lassen, das dem Simplex des griechischen Verbs ent- umschreibende Wiedergabe <yprr Ka> €2,f.\.I bietet unser Fragment
spricht. Auf diese W eise werden selbst griechische Verben übersetzt, der Basiliusanaphora fol. III r 13 1.
bei denen das 'TTpo gar keinen temporalen Sinn hat, wie etwa bei Bei einer etwas ausserlichen Betrachtungsweise konnte vielleicht
dem 'TTporiOévai unseres Beispieles. Für jede der genannten Über- die koptische W endung <yfrT-/ êp <yopn mit folgendem V erb als die
setzungsweisen soll nun df1S eine oder andere Beispiel gegeben treueste Wiedergabe von mit 'TTpo gebildeten griechischen Kompo-
werden. --~- sita erscheinen. Auch hier handelt es sich um einen verbalen Aus-
druck, an dessen Spitze das dem 7rpo entsprecbende Element steht.
4 Fol. III v 13-15 (S. 20). Ihrer Struktur nach sind aber auch diese koptischen Ausdrücke
5 Es ist keine vollstandige Behandlung aller Ubersetzungsmoglichke iten mit
ganz verschieden von ihren griechischen Entsprechungen : es liegt
7rpo zusammengesetzter Komposita beabsichtigt, sondern nur jener, die in
unserem Zusammenhang von Interesse scheinen. keine echte Zusammensetzung eines Verbs mit einer Praposition vor,
6 Im Saïdischen wird vorzugaweise das nur in diesem Dialekt übliche ein- sondern ein von ein.em anderen V erb abhangiges V erb. Damit hangt
:faehe Verb sgpn- gebraueht, die anderen Dialekte konnen aussehlieaalieh den
aelbst wieder aua einem Verb und einem Nonten zusammengesetzten Ausdruek
ep sgopn (ao bohair.) verwenden. 1 DORESSE-LANNE, S. 18; zur Frage der grieehisehe Vorlage vgl. ebd. S. 39.
294 H.QUECKE MISSBRAUCH DES QUALITATIVS 295
auch eine Begrenzung in der Anwendungsmoglichkeit der koptischen €2.f.A.l) an allei:l. erhaltenen Stellen (Hebr. 6, 18; 12, 1und. 2) 9. Was
Konstruktion gegenüber der der griechisc~en Komposita zusammen. çl.ie Wiedergabe des 1Tpo betrifft, so vgl. auch oben Anm. 7a und
Im Koptischen kann bekanntlich von einem V erb nur cirt Infinitiv é. Sehr frei wird ~ 1TpOKEtµÉvYJ Êm<rroÀ?] in Esth. F 11 = 11,
abhangen, nie ein Qualitativ. Da das in dem griechischen Komposi- 1 mit TBTIICTOA.H €TCH2. Nq>opn wiedergeben 10 • Das Ex.
tum steckende V erb im Koptischen bei der hier betrachteten Über- 29. 23 vorkommende 1Tpo.r efJeî<r8ai Ëvavn Kvpfov wird mit XH
setzungsweise in diese abhangige Po~ition gerat, ist dièse Überset- HTIBH-e-o ttnootc übersetzt. Wie mannigfach die Übersetzungs-
zungsweise ausgeschlossen, sobald die Bedeutung des griechischen moglicheiten für 1TpOKEÎ<r8ai auch sind, der Gebrauch von q>pn
Verbs im Koptischen ein Qualitativ verlangt. Dies ist u.a. beim KW/ Bp q>opn NXW findet sich nicht mehr, eben aus dem einfachen
griechischen Perfekt Passiv der Fall, insofern es einen durch die Grund, weil sich diese V erbindung nicht mehr in das Qualitativ
vollendete Handlung bewirkten Zustand bezeichnet. Bei korrekter setzen lasst.
Beachtung der Grammatik fallt also die koptische W endung q>pn Die hier gegebene Übersicht zeigt nun m. E. Folgendes : Den
KW/ Bp q>opn NXW, mit der 1TpordUvai haufig wiedergegeben wird, koptischen Übersetzern standen zur Wiedergabe von mit 1Tpo gebil-
für die Übersetzung von 1TpoKEÎa-0ai aus. Dem entspricht auch der deten griechischen Komposita verschiedene Moglichkeiten zur Ver-
tatsachliche Befund etwa im gesamten A.T. und N.T., soweit die kop- fügung, und zwar - wie ich glauben mochte - in gewissen Grenzen
tischen Übersetzungen bis heute veroffentlicht sind. Darin wird fakultativ. Sie konnten das 1Tpo entweder einfach weglassen, oder aber
1TpoKEÎ<r0ai wie folgt übersetzt : Bohairisch 2 Cor. 8. 12 durch ein- auch ausdrücken, letzteres durch Umschreibung mit q>pTI-/Bp q>opn
faches q>on, ahnlich Judas 7 durch einfaches XH. An beiden Stel- oder auf verschiedene andere W eisen. Eine Einschrii.nkung war
len bat das Saïdische KH €2.P.A.I 1 a. Diese Übersetzung findet sich auch ihrer freien Wahl dann gesetzt - was uns hier allein interessiert - ,
im Bohairischen 8 , und sie ist als eine wenn auch nicht buchstab- wenn die Übersetzung eines griechischen Verbs das Qualitativ er-
liche, so doch recht geschickte Wiedergabe des griechische 1TpoKEÎ<r0ai forderte : dann konnten sie nicht mehr die Umschreibung ;mit
anzusehen. Das griechische 1Tpo wird dabei im Bohairischen nicht q>pn-/Bp q>opn verwenden. Wenn man das vor Augen hat, wird
selten durch Verwendung der Prapositionen « vor » oder « auf » man vielleicht folgende Überlegung einleuchtend finden ·: wenn ein
ausdrücklich gemacht ( BJ>pHt fiillt dann weg). Wir fin den für « vor » koptischer Übersetzer bei einem griechischen Verb - etwa 1Tpon8Évai
·J>.A.XW# Ex. 10. 10 und Hebr. 12, 2, N.A.2.P.A."' Hebr. 6, 18, für « auf » - wahlweise die Umschreibung mit q>pn-/ Bp q>opn zu gebrauchen
2.IXW# Ex. 39, 36. Dabei ist an zwei dieser Stellen (Ex. 39, 36, gewohnt war, dann konnte ihm bei mechanischer Übersetzungarbeit
Hebr. 6. 18) das Verb im Griechischen absolut gebraucht. Die Über- schon einmal der Fehler unterlaufen, diese Umschreibung auch bei
setzung führt hier mit dem Suffixpronomen, das im Koptischen · den Formen dieses griechischen Verbs anzuwenden, bei denen ihm
der Praposition folgt, ein Element ein, das im Griechischen keine nach den grammatikalischen Regeln des Koptischen nicht mehr die
ausdrückliche Entsprechung hat. Statt der genannten Prapositionen Wahl zwischen der Umschreibung q>pTI-/€p q>opn und anderen
wird Hebr. 12, 1 der etwas farblosere « Dativ » gebraucht (XH Moglichkeiten blieb, eben wenn er Formen von 1TpoKEÎ<r8ai zu
N.\.# BJ>PHI) . Diese W endung findet sich im Saïdischen ( KH N.A.i übersetzen batte. Begünstigt wurde dieser Fehler moglicherweise
auch noch durch die ausserliche Parallelitiit von 11'po-Ti8Évai und
'YPTI-KW, die die von 1Tpo-KEÎ<r8ai und q>pTI-K:H nach sich ziehen
konnte. Wenn diese unsere Überlegung richtig ist, ware die fehler-
7a Judas 7 fügt die saïd. Übersetzung ausserdem noeh xm Nf,QOpn hinzu.
s :x;n e,lbpffl Ex. 37. 10, Lev. 24. 7 und Num. 4. 7. Für Lev. 24. 7 ist aueh hafte W endung q>pn K:H ein typischer Übersetzungsfehler. Eben
der saïdisehe Text erhalten (Mémoir. publ. par les Membres de la Miss. Archéol. dies ist unsere Vermutung. Wie man aber auch zu dieser V ermu-
Franç. du Caire, Bd. 6, 1897, S. SO), er hat ebenfalls KH eepAI. Die saïd.
Übersetzung hat clas 7rpo zum Ausdruek gebraeht, indem sie 1'tP Kvpl<iJ dureh 9 Hebr. 6, 18 aueh faijumiseh erhalten (KH NH"' ee2'HJ), ZO:EGA, Catal.
uneuTO e.B.02' unxoe1c wiedergibt, wahrend der bohair. Übersetzer Cod. Copt., S. 158b.
TtP Kvpl<iJ mit dem vorhergehenden Els âvap.11'110'LV verbunden hat. 10 H. THOMPSON, A Coptio Palimpse.tt, London 1911, S. 371. ·
MISSBRAUC H DES QUALITATIV S 297
296 H. QUEOKE
und den Aussteller der Urkunde in der Unterschrif t, bisweilen auch
tung stehen moge, Tatsache ist jedenfalls, dass dieser Fehler an· der
~ Korpus selbst bezeichnet, wird so gebildet. Sehr oft erscheint er
von uns betrachteten Stelle 11 in der Übersetzung sliteratur vor-
- als ne:Tryttpn cz.a.1, was zwar philologisch bis heute noch nicht sicher
kommt.
gedeutet scheint, aber jed~nfalls « der schon (oben) geschrieben
Einen ganz entsprechen den fehlerhaften Gebrauch des Qualitativs hat » héissen muss 21 • Doch haben wir daneben auch die vollig klare
finden wir nun auch in den Unterschrif ten zum nizanischen Glau- Formulierun g TI€NT.a.qrypn cz.a.1 22 = «der (oben) schon geschrie-
bensbekenntnis : KA.TA.-&€ e:c<ypn Ctt2. • Spiegelberg zitiert diese
12
ben hat ». Dass das niianische Symbol mit den Unterschrif ten aus
Stelle in seinem Koptischen Handworterbuch - unter '9-rfi- - so : dem Griechischen übersetzt ist, kann vernünftiger weise nicht bezwei-
«mit Qualit. KA.TA. -e-e: e:crypncttz (S) wie oben geschriebem
felt werden. Und scheint der griechische Text der Unterschrif ten
steht » (S. 206) . Diese Angabe macht den.Eindruc k, ais habe Spiegel- auch nicht erhalten zu sein 28 , von den lateinischen Übersetzungen
berg in dem Ausdruck eine regelmassige Bildung gesehen. Wenn hat die eine Version « sicut superius scriptum est » und « sicut supra
dies wirklich seine Meinung war, so ist mir ·unerklarlich , wie er
scriptum est » 24, eine andere « quemadmodum dictum est » und « si-
dazu gekommen ist. Ich habe zum V ergleich einige Publikatione n
cut scriptum est » 25 • N ach all dem ist es durchaus .angezeigt, im
koptischer Rechtsurkun den herangezogen, in denen W endungen mit
13 griechischen Text der Unterschrif ten eine Wendung wie das oben
« oben ge~chrieben » ja sehr haufig sind. Weder bei Crum , noch
schon herangezogene Ka06n 11'poyÉypœrrrai zu vermuten.
bei Schiller 14, Kahle 15 oder Till 16 habe ich eine einzige Stelle Damit stehen wir hier wieder von dem gleichen Phanonien wie
gefunden, wo das Qualitativ cttz abhangig von dem V erb <ypn schon oben bei dem fehlerhaften Qualitativ in der Basiliusanapho-
steht 17 • Vielmehr sind alle diesbezüglichen W endungen aktivisch
ra : ein griechisches Kompositum mit 'Trpo in einer Form, deren
konstruiert, überall steht korrekt der Infinitiv cz.a.1. Ein Aus- Übersetzung ins Koptische das Qualitativ erfordert, ist auf die
druck, der einerseits diesen Regeln folgt, andererseits dem gut gleiche fehlerhafte Art wiedergegeben. Nach unserer Vermutung ein
belegten Ka06n ( WS) 7rpoyÉypa11'Tai l8 entsprechen konnte, Ware Fehler, der auf mechanische Übersetzung sarbeit zurückzufüh ren ist.
npoc -0-€ NTA.l<yttpn C2_A.l 19, wortlich « wie ich früher ( oder :
Wenn unsere Vermutung zutreffen sollte, so hatte man darin
schon) geschrieben habe ». Selbst der ungemein haufige Ausdruck, moglicherweise auch ein Kriterium für die Beurteilung einer Stelle
der nur dem griechischen o
11'poy€ypaµ,µ,Évos entsprèchen kann 20
im sogenannten Evangelium Veritatis 26 • Dort begegnet uns der
Ausdruck TI€€1 €T€ N€qp rypn Nryoon z.a.-e-tt MMA.q (39. 31 f.).
11 Es sei darauf hingewiesen, dass die bohairisehe Ubersetzung der alexandri- Dass der Satz sprachlich nicht korrekt ist, scheint von den bisheri-
niaehen Basiliusanaph ora unsere Stelle spraehlieh korrekt bringt : ttA.r2i..wpon gen Bearbeitern allein Till 27 aufgefallen zu sein. Er schreibt dazu :
ttA.f E'T:)CH e~pHr (z.B. ASSEMANI, Codex liturg. Eccl. univ., lib. IV. pars
21 KAHLE, Bala'izah, s. 521 (Bd. II).
IV, Missale Alexandrinum, Rom 1754, .Bd. 2, S. 57).
12 ZoEGA, Catal. Cod. Copt., S. 243 unten (2 x ).
22 CRuM-STEINOORFF, Rechtsurkunden, 18. 19 f. (S. 65), TILL, Ostraka, 28. 16
13 Cn.uM-STEINDORFF, Koptische Rechtsurkunde n des achten Jahrhunderts aus
(S. 9), SCHILLER, Leg. Texts, 5. 155 (S. 52), nenTA.Cfp s,gopn ce,A• (CRUM,
Djême (Theben), Bd. I, Leipzig 1912. Coptic Ostraca, 159; mir ini Augenbliek nieht zuganglieh, hier zitiert naeh
14 A. A. SCHILLER, Ten Coptic Legal Texts, New York 1932.
Dict. 588 ab). Ebenso femin. 'TEtt'TACS!)pn ce,A.1 (ClRUM-STEINDORFF, Rechts-
15 P. E. KAHLE, Bala'izah, London 1954.
urkunden, 34. 11, S. 116). Mit hinzugesetztem nTne (< oben ») : C&UM-STEIN-
16 W. C. TILL, Die koptischen Rechtsurkunden der Papyrussammlung der DORFP, Rechtsurkunden, 50. 27 f., s. 171. SCHILLER, Leg. Texts, 1. 55, S. 22,
Gsterreich,ischen .Nationalbibliothek, Wien 1958; DERS., Die Koptischen Ostraka 1. 110, S. 24. Ebenso femin. ebd. 10. 24 f., S. 82.
der Papyrussamlung der Osterreichischen NationalbibZiothek, Wien 1960. 23 HEFELE, Conciliengeschiohte, Bd. I, 2. Aufl., S. 318.
24 MANSI, Sacr. Conc. CoZleotio, II, 692 D.
11 Die genannten Ausgaben sind alle mit Indices versehen, so dass jeder die
25 Ebd. 697 E.
Behauptung leicht naehprüfen kann.
18 PREISIGKE, worterbuch der griechischen Papyrusurkun den, II, 365. 26 Evangelium Veritatis, ed. M. MALININE, H.-Ch. PUECH, G. QUISPEL, Zürieh
10 TILL, Rechtsurkunden, 16. 8 (S. 12). Vgl. npoc ~e tt'TA.fS!JHpn xooc 1956.
21 W. C. TILL, Bemerkungen zur Erstausgabe des < Evangelium veritatis >,
ebd. 103. 6 (S. 99) und npoc ~H tt'TA.ttS!JHpn xooc ebd. 104. 8 (S. 100).
2'0 PREISIGKE, Worterbuch, II, 365 f.
in OrientaZia, N.S. 27 (1958), 269-286.
298 H. QUECKE MISSBRAUCH DES QUALITATIVS 299
'Was hier steht, scheint mir ein unmogliches Gemisch von zwei weitaus hii.ufiger absolut als mit Angabe eines Vergleichsterminus'
Moglichkeiten zu sein : BTS N6q'!)oon « der vor ihm existierte » gebraucht werden.
und 6NTAQ'9PTI N'!)WTI€« der vor ihm entstand »' 28. Wie es zu dem l Wenn wir mit unserer Vermutung einschlussweise die Existenz
« unmoglichen Gemisch » kommen konnte, ist damit aber nicht eines griechischen Originals für das Evangelium Veritatis mitbehaup-
geklii.rt. Nach unserer bisherigen Vermutung scheint es nun so, dass ten, so wird dieser Punkt wohl kaum irgendwo auf Wiederspruch
die Annahme einer Übersetzung aus dem Griechischen eine gewisse stossen. Dass der Koptische Text nur Übersetzung einer griechischen
Erklii.rung bieten kann. Setzt man in dem hypothetisch angenom- Vorlage sei, wird ja so allgemein angenommen, dass es sich erübrigt,
menen griechischen Text ein aus 1Tpo und einem V erb für « Sein » dafür Stimmen anzuführen. M. W. hat bisher als einziger Herr
gebildetes Kompositum voraus, so hii.tten wir genau den gleichen Tat- Prof. G. Fecht 30 die Meinung vertreten, dass uns im Evangelium
bestand, den wir nun schon zweimal angetroffen haben : ein Verb, V eritatis ein koptisches Originalwerk vorliegt 31 • Ich bin nun einer-
dessen Übersetzung ins Koptische das Qualitativ verlangt, dessen seits der These von Herrn Prof. Fecht durchaus zugeneigt, mochte
Bestandteil npo damit aber nicht mehr auf die sonst hii.ufige Art der aber andererseits doch nicht das Vorkommen des fehlerhaften Quali-
Umschreibung mit wpn-/p '!)opn (subachm.) wiedergegeben werden tativs rein als Faktum konstatieren, sondern nach Moglichkeit zu
kann. Konnte nicht einmal mehr ein mechanisch arbeitender Über- erklii.ren versuchen. Eine plausible Erklii.rung kann ich bisher nur in
setzer den uns schon bekannten Fehler gemacht haben? Sollte es sich der hier vorgetragenen V ermutung sehen. Ich mochte dabei aber eigens
wirklich so verhalten, so wii.re zugleich geklii.rt, welche der beiden betonen, dass ich die fragliche Stelle hier ganz isoliert betrachtet
von Till vorgeschlagenen Konjekturen die richtige ist. Es wii.re dann habe, allein als Parallele zu den oben behandelten anderen Ffillen.
notwendig TI6€1 BTS NSq'!)oon 2_..\.-0-H HH.A.q zu verbessern. Keinesfalls glaube ich damit bewiesen zu haben, dass das Evangelium
Nicht so eindeutig ist der von uns vermutete griechische Paral- Veritatis aus dem Griechischen übersetzt sei. Derartige 'Übersetzungs-
leltext wiederherzustellen. Einmal, weil eine ganze Reihe griechischer fehler' kommen zudem nicht nur bei der Übertragung schon schrift-
Verben als Entsprechung in Frage kommen, so etwa 7Tpoeîvai, lich vorliegender Texte in eine andere Sprache vor. Sie konnen
1Tpomrapx_ew, 1Tpov</Je<FTavai, 1TpomroKeîuOai, 1Tpoy[veu0ai 29 • Dann einem zweisprachigen Autor auch bei der Abfassung des Textes
ist unsicher, welche Verbform im Griechischen anzu~etzen ist. Der selbst unterlaufen. Auch Herr Prof. Fecht nimmt an, dass der
koptische Relativsatz konnte sehr gut Übersetzung eines griechischen Verfasser des Evangelium Veritatis sowohl Griechisch wie Koptisch
Partizips sein. Und die genannten griechischen Verben - besonders verstand, und er rechnet mit der Moglichkeit, dass der V erfasser
'11'poeîvai - erscheinen gerade sehr hii.ufig im Partizip. Schliess- sein Werk schon ursprünglich in beiden Sprachen abgefasst habe 32 •
lich muss offen bleiben, ob dem 2,A-0-H HHAq im Griechischen for- Eine solche Annahme genügt u. E. durchaus den Folgerungen, die
mell ein anderes Element entsprach als das 1Tpo des Kompositums. man aus unserer Vermutung über die Abhii.ngigkeit des koptischen
Wie wir schon oben bemerkt haben, bringen die koptischen Über- Textes von einem griechischen ziehen konnte. Diese letzte Moglich-
setzer bisweilen eine konkrete Beziehung zum Ausdruck, wo das keit mochte ich durchaus ernst genommen wissen. Wenn die Stelle
griechische Verb absolut gebraucht ist. Wiederum gilt von den aus dem Evangelium V eritatis hier in einer Reihe mit anderen
angeführten Verben - und besonders von 1Tpoeîvai -, dass sie erscheint, die sicher der Übersetzungsliteratur angehoren, so soll
das nicht insinuieren, dass das Evangelium Veritatis eben doch als
2s S. 280. Gegen daa von Till angesetzte s,ypn n- wlire zu sagen, dass sonst
im Evang. Ver. nur p w(.a..)pn N- vorkommt (vgl. den Index der Ausgabe,
S. 124 a) und wpn- und wpn N- nach CRu:r.r, Diet., 586 b bisher überhaupt
nur für das Saïdische belegt sind. 3<J G. FECHT, Der erste <Teil> àes sogenannten -Evange!ium Veritatia, in
29 Das waren - ohne Anspruch auf Vollstandigkeit - einige Verben, die Orientalia, N.S. 30 (1961), 371-390 und 31 (1962), 85-119.
bei den griechischen christlichen Schriftstellern der ersten J ahrhunderte belegt 31 S. 373/5, 380 mit Anm. 1, 383 und in der Forts. S. 95, Anm. 1 und 2,
sind. Sie werden weithin absolut gebraucht und haben oft ganz den Sinn unseres 99, Anm. 1 und 2.
< Praexistieren >. 32 Ebd. 375.
•
300 H. QUECKE
6900 Heidelberg, Hans QUEcKE, S.J. Le caractère gnostique de l'Évangile selon Thomas n'est plus à
Blumenstr. 23. démontrer 1 • Nous voudrions seulement présenter quelques réflexions
confirmant cette thèse.
Ce texte a généralement été considéré jusqu'ici comme un recueil
de « paroles » citées sans ordre bien défini, reliées tout au plus
par des « mots crochets». En réalité, il semble bien que l'auteur
suive, au moins au début, un plan ayant pour centre d'intérêt la
gnose.
D'autre part, s'il est vrai que certains rapprochements avec
d'autres textes gnostiques ont déjà été tentés, la comparaison est
/ loin d'avoir été poussée jusqu'au bout; il n'entre d'ailleurs pas non
plus dans nos intentions d'épuiser la question : ce serait prématuré.
Nous croyons toutefois que des points de contact plus nombreux
apparaissent d'ores et déjà, et qu'il est possible d'aller de l'avant.
Nous nous proposons donc :
1) d'essayer de faire ressortir le plan suivi par l 'a:uteur;
2) de regarder, sous cet angle spécial, les matériaux remaniés
dans un sens gnostique;
3) de tenter l'un ou l'autre rapprochement avec tel ou tel pas-
sage d'Héracléon ou de l'Evangelium Veritatis en particulier (ce
qui a été peu souligné jusqu'ici) .
Nous distinguerons cinq «sections» plus ou moins nettement mar-
quées:
1) les logia 1à9 2 tendent à définir ce qu'est la gnose;
1 Voir par ex. R. M. W1Ls<>N, The Secret 8ayings of Jesus, New-York, 1960
(en collaboration avec D. N. FREEDMAN), et M. GRANT, Studies in the Gospel
of Thomas, Londres, 1960.
2 Nous garderons l'appellation devenue traditionnelle de « logia >. D'autre
part, pour la facilité du lecteur, nous suivrons le numérotage de l 'éd. princeps :
L'Évangile selon Thomas. Texte copte établi et traduit par A. GUILLAUMONT,
H.-Ch. PUECH, G. Qu1sPEL, W. TILL et tYASSAH •ABD AL MAsii:c. Paris, Presses
Universitaires de France, 1959.
301
•
18 H.BACHT
«in lumine Scripturarum » beiseite setzt bzw. sie durch das farb-
lose « ex more » ersetzt. Desgleichen hat er « Gebet und Fasten »
pluralisch ausgedrückt, dafür aber das « cotidie » ausgelassen.
Alles in allem ist zu sagen, dass die Hieronymusübersetzung,
soweit sie an dem Prooemium der « Praecepta et Instituta » beurteilt
werden kann, ihre besonderen Probleme aufgibt. Man kann sie nur SPRUCH 68 DES THOMASEVANGELIDMS
mit grossem Vorbehalt für die Rekonstitution des Urtextes verwen:
den, weil sie offensichtlich recht frei ist. Andererseits ist sie doch Manche Sprüche des koptischen Thomasevangeliums (= ThEv)
auch wieder nahe genug beim koptischen Original, dass sich von legen den V erdacht nahe, dass der Text verderbt ist. Zu ihnen
ihr aus Fragen wie die nach dem Verhiiltnis der Recensio longior gehi:irt auch der wichtige Spruch 68. Er lautet nach Labibs photo-
und brevior der Pachomiusregel eindeutig li:isen lassen, namlich graphischer Wiedergabe 1 der Handschrift 2 :
zugunsten der Recensio longior 42 • Zeile 21 : nBXB ïc XB :f iTWTN zR MA.KA.ptoc 2,ôfi.
.Zeile 22 : BY<!JA.NM€CT€ THYTN ,fic€p.A..tWK€ t1
Frankfurt - Maifi;) Heinrich BACHT, S.J. Zeile 23 : ttwTfi A. yw C€NA.2,€ A.N BTonoc zFI TIMA.
Offenbaeher Landstrasse, 224.
Zeile 24 : €NTA.Y,AIWK€ MMWTN 2.PA.Ï N2,HTq
Der erste Teil dieses Spruches erinnert an Mt 5, 11 : « Selig seid
ihr, wenn sie euch schmiihen und verfolgen », und an Lk ·6, 22 :
« Selig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen ». Allerdings ent-
sprechen nur die unterstrichenen Worte dem koptischen Text. W as
bei Mt in 5, 12 und bei Lk in 6, 23 folgt, hat im koptischen Texte
kein Gegenstück. Andererseits hat der zweite, Teil von Spruch 68
mit der Aussage über den Ort (Tonoc) bei den Synoptikern keine
Parallele, und gerade in ihm liegt die eigentliche Schwierigkeit
der koptischen Stelle.
Dass er hier verderbt ist, scheint uns aus den V ersuchen der
bisher erschienenen Übersetzungen und Erkliirungen hervorzugehen.
Johannes Leipoldt übersetzte den Text zunachst 3 : « Selig seid ihr,
wenn sie euch hassen und euch verfolgen und sie keinen V orwand
(Tonoc) finden an dem Orte, an dem sie euch verfolgten ».
Leipoldt hat hier anscheinend eine regelrechte Verfolgung in den
Di:irfern oder ·stadten vor Augen und hat· 2,M TIMA. in diesem Sinne
verstanden, wahrend er C€NA.2,€ A.N €Tonoc ais « einen V or-
wand » (für die Verfolgung) « finden » auslegte. Ob er dabei -
wie spiiter (s.u.) Giversen - an das lflev86µ,evoi in Mt 5, 11 gedacht
,
1 Pahor LABIB, Coptic Gnostic Papyri in the Coptic Museum at Old Cairo,
vol. I, Cairo 1956.
2 A.a.O. Tafel 93, Zeile 21-24.
3 Johannes LEIPOLDT, Ein neues Evangelium? (ThLZ 83, 1958, 481-496). Sp.
42 Vgl. A. BOON in der Einleitung der Pachomiana Latina, S. IX ff. 490 (hier als Sprueh Nr. 69 gezahlt).
19
•
- 1960, p. 161. 9 R. ScHIPPERS, Het evangelie van Thomas, Kampen 1960, p. 114.
•
10 Bertil GXRTNER, The Theology of the Gospel of Thomas, London 1961, 11 Theodor ZAHN, Geschichte des Neutestamentlichen Kanons. Erster Band.
p. 249. Erste Hiilfte, Erlangen 1888, p. 174, Anm. 1.
•
Steveninkstr. 12.
evp7}0"0VO"tV ov r61TOV' 01TOV èfüwxe'YJTE oder dergleichen. Dieses
01TOV scheint uns im · koptischen 2,H TIH.\. einerseits und 2.r.\.ï
N2,HTq andererseit wiedergegeben. Dass eine solche Verschiebung
der Negation {AN) im koptischen Text selbst erst erfolgt ware,
halten wir für unwahrscheinlich.
Damit, dass wir der Anregung von Schippers - wenn auch in
einer anderen Richtung - gefolgt sind, haben wir eben jenes
Ergebnis erreicht, zu dem W. Till in der deutschen Ausgabe der
editio princeps p. 39 (zu Zeile 23 f.) gekommen war : «Es soll
wohl heissem : Ihr werdet einen Platz finden, wo ihr nicht ver-
folgt werdet ». Die andere Moglichkeit, die Till hier noch erwahnt
( « Man wird keinen Ort finden, wo ihr verfolgt werdet »), scheint
uns weniger glücklich.
Nun bleibt nur noch die Frage nach dem Sinn des so rekon-
struierten Spruches zu beantworten. Es ist deutlich : Das ThEv
liisst die konkreten Angaben des Mt und Lk über die Art der
Verfolgung aus, weil es - darin stimmen wir Gartner durchaus zu
- nicht an eine aussere Verfolgung denkt, sondern an das Leiden
unter der W elt im Herzen des Gnostikers. Dafür spric~t nicht nur
der Spruch 69a ( « Selig sind die, welche verfolgt wurden in ihrem
Herzen! J ene sind es, die den Vater in Wahrheit erkannt haben! »),
sondern auch Spruch 21. Hier erscheint ja die W elt ais der Dieb
(npeqx1oye; 85, 8) oder als die Rauber (NBN..\.HCTHC; 85, 13);
sie ist darauf aus, einzudringen « in sein Haus seines Reiches »
(€2.0YN €TI€QH€1 NT€ T€QHNT€p0) . Die Welt mochte dem
Gnostiker das Hochste nehmen, was er besitzt : die Überzeugung,
dass sein W esenskern der gottlichen Lichtsphare angehOrt. In Spruch
21 erscheint diese Zugehorigkeit im Zusammenhang einer Warnung,
in Spruch 68 dagegen führt sie zu einer Seligpreisung. Das Futur
im Spruch 68, das in CeN..\2.€ .. € noeh durehseheint (= evp~uov
o-iv ) , erkliirt sich daraus, dass ja hier noch der irdische J esus
~pricht und darum die « V erfolgung » der Gnostiker noch in der
Zukunft liegt. Man braucht also bei dem Futur nicht 'a n ein
zukünftiges Ereignis zu denken : der Gnostiker kann diesen Tonoc
14 Ernst HAENCHEN, Die Botachaft àea ThomasevangeZiums, Berlin 1961, p.
61f.
482 BIBLIOGRAPHIE
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. mius-Reg~l - : · ,_. . :. ' .. ~ .... · ·. .,,,' . . . . . . . . .
H.A:ENCHEN E. -~ S.riruc4..,f38>4;~ Thomasevangeliuips· . . . .
5
LE MUSEON
19
DE HALLEUX A: - · Nom:"e.au~ · ~~Xtés· ;iné.dLts èle ·Philoxène de
M1J,bbog . .., . . . . . , . .; ; -~ : . . . . . 31 REVUE D'ÉTUDES ORIENTALES
J.ii.:s:i;{A- T. _:__ Théodore de' .···
Mopsueste. i:r'it~iPfétâtion du Livre
' ·'·- . ·. . ·.· . . r.. . . ,
· d~ }a Genèse·; ·fra,gm~n~ . de Jâ y('}r~iq_n.. syriaque (B.M. TIJDSCHRIFT VOOR ORIËNTALISME
· A.:~a .. 17, 189, .foh17:2:1-) · . . . ~ . . . . . • 63
VAN LANT~CHOOT A:' -=-:' La légende du moine Félix (recension
syriaque) .• . . . . , . . . . . . . . . 93 FONDÉ EN 1881 PAR GESTICHT IN 1881 DOOR
BLAU J . :'.~'": Ubêr: -ei:Q.ig~ christlich-arabische M:a:ri.usk:ripte aus
. . . de~ 9. _ur}~ J ahrhunde:~-- : ~ . : . / . .., . . ' ~ . .
CH. DE HARLEZ
fo. 101
CANART P. - Vpe ~ nouvelle antholOgie' ïnérriàSJi~û:_\i':: Le Vatica-
. nus Graecus 2592 . . . . ' . . . . . .. . . .. . 109
-Lou~ri~:
.
À..~G'. - .Liste inédite
,..... .:..~-::; .... ,.. _; ..... ~. . '
tles éponyfilé1. sabéens de la
'
-. · , :· · pet1ode' des mukarrib de Saba• . . . .~ . . . . .
• -J • ~ · -. • • • '• • - 131
LEsMù. W. -'-'-. Ethiopiè: Denominatives with Nominal Mor-
phemes . . .; . . . . . . . . .. . . . . . 139 SUBVENTIONNÉ PAR LE GOUVERNEMENT ET PAR LA FONDATION UNIVERSITAIRE
VON WISSMANN H. - Al-Barïra in Girdan im Ver~eich mit
UITGEGEVEN MET STEUN VAN DE REGERING EN VAN DE UNIVERSITAIRE STICHTING
anderen Stà!ltfestungen Alr-Südarabiens . . . 177
DREWES A. J. _;;;_Note' additionnelle au sujet d 1al-Barïra 211
R~~KMÀNf3 G. - Iiis~~riP,tioris _sÙd~a~abes . . . . . . . . 213
GARITTE'~Çl. - La Passiob. des flal~tês· ~hipsimienn es en géor-
gien (Agathangê, ch. XIII-XIX) .. · 233
BI~LJOGRAPHIE .
LXXV, 3-4
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. Imprimerie , orientaliste, s.p.r.I., Louvain (Belgique);· ·- ·, .~~ LOUVAIN 1962 LEUVEN
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LEMUSÉON
REVUE D'ÉTUDES ORIENTALES
PUBLIÉE PAR L'ASSOCIATION SANS BUT LUCRATIF< LE MUSÉON>
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SOMMAIRE. - INHOUD
(LXXV, 3-4)
BIBLIOGRAPHIE