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GENERALE
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MCEURS.ET COUTUMES
RELIGIEUSES
D E TOUS LES

PEUPLES DU MOT' E,
Repre'fenttfes en 243. Figures dejfimfes de la rnain de

BERNARD PICARD'.
Avec des Explications Hiftoriques, Sc curieufes;
Par IVL. l’Abba Banier, de l’Acade'mie Royale des Infcriptions
& Belles-Lettres s & par M. l'Abbe' le Mascrier.
ad4JhäJ> AV.JP>
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A P ARISi
Chez R O L L I N Fils, Quay des AugufHns , ä Saint Athanafe *
& au Palmier.
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M, DCC. XXX XI
AVEC A P P R,0 BATIO N ET PRIVILEGE DU ROY.

Abb. 2
Das Titelblatt der ,katholischen‘ Ausgabe der Ceremonies mit Vignette zum Triumph des christlich-katholischen
Glaubens über die Irrlehren der Welt (Kat.Nr. I.la, Banier / Picart 1741, Bd.l, Titelblatt)
Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit
Bernard Picarts Ceremonies et coutumes religieuses de tous
les peuples du monde und das Konzept der Ausstellung

Cornelia Logemann und Ulrich Pfisterer

In den fünfzehn Jahren zwischen 1722 und 1737 Kulturen der Antike und der Neuzeit her - Lafi-
erschienen in Paris und Amsterdam gleich drei tau programmatisch bereits im Titel, für Picarts
mehrbändige, reich illustrierte Werke, die alle Bände war zumindest noch in den Subskriptions-
mit dem ähnlichen Anspruch auftraten, fremde ankündigungen vorgesehen, die antiken Religi-
kulturelle Phänomene vergleichend zu erschlie- onen ebenfalls zu behandeln, und Montfaucon
ßen. Fragen der Religion spielten dabei stets eine, entwickelt im Vorwort die Idee, sein Unterneh-
wenn nicht die zentrale Rolle: Und dies nicht nur, men in die nachantike Zeit fortzuführen. Vor
da dem Göttlichen per definitionem im mensch- allem spielen bei allen drei Projekten die Abbil-
lichen Denken, der Kultur und in der ,Großen dungen eme schon durch die schiere Quantität
Kette der Wesen‘ der höchste Rang zustand. Man neuartige, entscheidende Rolle als Wissensträger
erkannte vielmehr auch, dass das Bewusstsein und -vermittler; im Falle der Ceremonies et cou-
von einer göttlichen Macht zur Grunderfahrung tumes religieuses de tous les peuples du monde
aller Menschen gehörte. Diese gemeinsame Basis ist dies allein schon daran abzulesen, dass der
wie die unterschiedlichen historischen und kul- Künstler Picart und mcht der Verantwortliche
turellen Mamfestationen in den verschiedenen für die Texte, Jean Frederic Bernard, als Her-
Glaubensrichtungen, Kulthandlungen, Kultor- ausgeber auftrat. Implizit versprach schließlich
ten, Kultobjekten und Götterbildern schienen das Interesse am Fremden - sei es außerhalb des
sich besonders gut für eine vergleichende Be- eigenen kulturell-religiösen Kontextes, gar au-
trachtung und Interpretation der Menschheitsge- ßerhalb von Europa oder aber in der (eigenen)
schichte zu eignen. Vergangenheit - immer auch zu einer Bewusst-
Die Rede ist von der durch den Zeichner, Kup- werdung und Klärung der eigenen, teils sehr
ferstecher und Verleger Bernard Picart heraus- unterschiedlichen europäischen Kulturen bei-
gegebenen Bild- und Textsammlung zu den zutragen. Gerade Religionsfragen stellten dabei
Religionen, „Zeremonien und religiösen Riten in einem konfessionell vielgestaltigen Europa in
aller Völker der Welt“ in sieben Folio-Bänden Binnen- wie globaler Perspektive vielleicht die
(Ceremonies et coutumes religieuses de tous les größte Herausforderung dar.
peuples du monde, 1723-1737), von Bernard de Alle drei Werke wurden bei ihrem Erscheinen zu-
Montfaucons fünfzehnbändigem Corpus zu allen nächst sehr positiv aufgenommen, alle erfuhren
Bereichen der antiken Kultur (L’antiquite expli- mehrere Auflagen und Übersetzungen. Im späte-
quee et representee en figures, ebenfalls in Folio, ren 18. Jahrhundert trennten sich dann freilich
1722-1724), und schließlich - in Format sowie die Geschicke: Picart und Lafitau wurden weiter-
Zahl der Seiten und Illustrationen am beschei- hin rezipiert, um nach einer Phase des Vergessens
densten - Joseph-Frangois Lafitaus Vergleich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts neuerdings
der nordamerikanischen Ureinwohner und ihrer wieder als Bücher entdeckt zu werden, die „die
Kultur mit Zeugnissen der europäischen Frühge- Welt verändertejn]“.1 Beide Publikationen schie-
schichte in zwei Quart-Bänden unter dem Titel nen einen nicht abwertenden, eurozentrische
Moeurs des sauvages Ameriquains, comparees Vorurteile überwindenden Kultur- und Religi-
aux moeurs des premiers temps (1724). onsvergleich wenn nicht erstmals zu begründen,
Die drei Publikationen weisen aber noch mehr so doch zumindest entscheidend voranzutrei-
konzeptionelle Gemeinsamkeiten auf: Alle drei ben. Auf Montfaucons Zusammenstellung von
stellten analytische Verbindungen zwischen den Bildern und Texten fiel dagegen spätesten mit
Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

Johann Joachim Winckelmann das Verdikt der fremden Göttern, Religionen, Riten, Kultorten
alten, unkritisch kompilierenden antiquarischen und -gegenständen zukam. Die Bilder erlaubten
Gelehrsamkeit. und provozierten unmittelbare (ihre Begleittexte
Hier setzt das Projekt dieser Ausstellung an, teils ausser Acht lassende, teils im Ergebnis über-
indem über die so verschiedene fortuna criti- flügelnde) Vergleiche - ähnlich etwa wie auch
ca hinweg nach den gemeinsamen Grundlagen, die frühneuzeitlichen Zusammenstellungen der
Vorgeschichten und Kontexten für diese drei unterschiedlichen Trachten und Kleidermoden
Buchprojekte gefragt und zu zeigen versucht der Welt deren Verschiedenartigkeit und zuwei-
wird, dass sie überhaupt nur in dieser gemein- len schnellen Wechsel besonders deutlich vor
samen Analyse wirkhch zu verstehen sind. Ohne Augen führten (man vergleiche etwa mit Blick
das je spezifisch Eigene und Vorausweisende die- auf Picarts Titel bereits das auf Cesare Vecelli-
ser Unternehmungen der ,frühen Aufklärung‘ zu os Habiti anticbi, et moderni di tutto il mondo
übersehen, gilt es doch, ihre oft weit zurückrei- basierende Werk von Jean de Glen: Des babits,
chenden Voraussetzungen in der Frühen Neu- moeurs, ceremonies et fagons de faire anciennes
zeit zu verfolgen: die zahllosen Publikationen et modernes du monde, Tüttich 1601). Verwei-
zu ,Götterbildern und Götzendienerrü seit dem sen ließe sich auch auf den Fall des erstaunlich
späteren 15. Jahrhundert. Deutlich wird dabei frühen und präzisen ,ethnographischen Blicks‘
nicht nur, dass gerade das Interesse, ja selbst die und Darstellungsmodus, mit dem Hans Burgk-
Polemik, an anderen, fremden Religionen seit mair 1508 einen Zug afrikanischer und indischer
den Jahrzehnten um 1500 entscheidend zu emer Völkerschaften im Holzschnitt festhielt (als ,Be-
neuen, die ,fremden Welten‘ wie die Gemeinsam- bilderung‘ zum Bericht des Balthasar Springer
keiten und Unterschiede der Menschen und ihrer über seine Indienreise 1505-1506 in Form eines
Kulturen2 in den Blick nehmenden Perspektive Frieses aus einzelnen Blättern gedruckt; Abb. 3).3
beitrug. Deutlich wird auch, welche zentrale, Dass dann eine ganze Reihe wenig späterer Bil-
prägende Rolle bei diesen Vorstellungen neben der zu Göttern, Religionen und Riten die (kol-
den Texten den bildlichen Darstellungen von lektiven) Vorstellungen in Europa über Jahrhun-

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IN ALLAGO

Abb. 3
Hans Burgkmair: Afrikanische Völker von Guinea und Algoa, 1508; kolorierter Holzschnitt (Neuhof, Freiherr-
lich von Welsersche Familienstiftung)

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Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

derte prägten, verweist zudem auf die Bedeutung Projekten der Schedelschen Weltchronik (1493)
und Wirkmacht gelungener künstlerischer Ge- und einer illustrierten Gesamtdarstellung der
staltungen. antiken Kultur, dem dann allerdings nach Pro-
Mit dem gewählten zeitlichen Rahmen der Aus- bedrucken einiger Illustrationen aufgegebenen
stellung soll freilich keineswegs die wissenschaft- Archetypus triumphantis Romae. Die Bücher
liche Kontroverse darüber, wann „die Grundlage und Bilder aus den folgenden rund 250 Jahren
eines modernen, kritischen, ,unpartheylichen‘ erlauben nachzuvollziehen, wie eine neue euro-
Umgangs mit religiösen Phänomenen“ gelegt päische Wissensgrundlage zu den Religionen,
wurde, entschieden werden: Bislang reichen Göttern und Kulten der Welt gelegt wurde. Deut-
die Vorschläge dazu von der Renaissance über lich werden die Herausbildung der Idee von Kul-
das 17. Jahrhundert mit seiner nochmals ge- turvergleichen und die neuen Möglichkeiten der
schärften philolologischen, antiquarischen und Vermittlung, Erläuterung und Ordnung von ,re-
historischen Kritik und erweiterten Material- ligiösem Wissen‘ im Bild. In letzter Konsequenz
basis und über die Aufklärung bis ins spätere führten die verschiedenen Götterbilder - nicht
19. Jahrhundert.4 Plädiert wird hier aber da- nur Texte und Theorien - dazu, dass die Relativi-
für, den Beitrag und die Leistung der Bilder und tät der menschlichen Phantasie und ihr Bedürfnis
materiellen Objekte in diesem Prozess intensi- nach ästhetisch anspruchsvoller Visualisierung
ver mitzubedenken. Eine Grundüberzeugung der Gottheit(en) erkannt wurde, ein Prozess, der
der Ausstellungskonzeption ist es, dass Texte schließlich um 1900 selbst im Bereich der Kunst
und Bilder gleichermaßen, manchmal getrennt, und ästhetischen Normen dazu führte, dass Eu-
häufig aber in komplexem Zusammenwirken ropa seine vermeintliche Vorrangstellung aufgab.
die entscheidenden Vorstellungen und Theorien
produzierten, teils alte Cliches weiter tradierten, Die Ausstellung entwickelt und präsentiert ihr
teils für Irritation, Relativierung und ansatzwei- Material, ihre Fragen und Thesen in fünf Sekti-
sen Überwindung etablierter Vorstellungen auf onen, die zugleich den Ausstellungsräumen ent-
visueller Ebene sorgten. So wurden termino- sprechen. Nach der Einführung in das Thema
logisch zwar weithin abwertende Begriffe wie (I.) verdeutlichen die Bereiche zur antiquarisch-
Idol, Götze, Abgott oder auch Fetisch verwen- historischen Forschung (II.) und zur Erkundung
det und die großen ,Theorierahmen‘ - etwa die der Welt (V.) die beiden komplementären, frei-
verbreitete Erklärung aller mit dem Christentum lich weit auseinander liegenden ,Orte des Frem-
vereinbarer Elemente fremder Religionen als den‘, nämlich die antike Vergangenheit und die
Relikte der ursprünglichen Biblischen Offen- Welt außerhalb Europas. Dazwischen werden
barung - schienen die Superiorität der europäi- mit Polemik und Poetik (IV.) zwei weitere Ver-
schen Kultur und Sichtweise zu garantieren. Bei haltensweisen gegenüber fremden Religionen
genauerem Zusehen zeigen sich allerdings unter thematisiert. Die spezifische Rolle von Kunst
diesen Hüllen gerade im Umgang mit fremden und Künstlern in diesen Kontexten wird in einer
Riten, Kultbauten, Kultgegenständen und Göt- eigenen Sektion (III.) vorgestellt.
terbildern erstaunliche Versuche des Verstehens,
des kritischen Kategorisierens und der daraus I. Der Blick auf alle Religionen und Riten der
folgenden Relativierung der eigenen Kultur und Welt: Den Auftakt der Ausstellung bilden die drei
speziell ihrer Bildproduktion. Publikationen von Picart, Lafitau und Montfau-
Von einigen Beispielen für spätmittelalterliche con. Angedeutet wird deren konträre Wirkungs-
Bilder von Idolen und fremden Götzendienern - geschichte, im Falle Montfaucons die völlige
dem Ausgangshorizont für den Buchdruck also Ablehnung durch Winckelmann und die späte-
- abgesehen, setzt die Reihe der Exponate dieser re Archäologie, im Falle Picarts die zahlreichen
Ausstellung mit den ersten illustrierten gedruck- späteren Auflagen und Adaptationen seiner Bil-
ten Büchern im späten 15. Jahrhundert ein; ge- der und seiner Grundidee emes weltweiten Ver-
nauer: mit den unmittelbar aufeinander folgen- gleichs. Vor allem aber sind auch entscheidende
den, vom gleichen Personenkreis vorangetrieben Stationen zur Vorgeschichte von ,Europas Blick

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Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

auf fremde Religionen4 zusammengestellt - (zu- des Teufels. Auf Seiten der Poeten ließen sich die
meist illustrierte) Buchpublikationen aus dem Götterbilder als Ausdruck menschhcher Phan-
späteren 15., dem 16. und 17. Jahrhundert. Das tasien verstehen, die entweder nur Kunstfertig-
hier skizzierte und aufgespannte chronologische keit bezeugten oder aber unter ihrer Hülle tiefere
und thematische Spektrum wird in den folgenden Wahrheiten dem menschlichen Wahrnehmungs-
Sektionen in vier Richtungen weiter untersucht. vermögen zugänglich machten. Diese Vorstellun-
gen spielen auch in den anderen Sektionen eine
II. Antiquarisch-historische Forschung: Ausge- wichtige Rolle - allein in der unversöhnlichen
hend von den Ordnungskriterien frühneuzeitli- Bildpropaganda gegen den Islam einerseits und
cher Bibliographien und großer Sammelwerke der Verwendung von Göttergestalten als bloßen
zur Antike sollen die zahlreichen Erscheinungs- Personifikationen andererseits zeigen sich diese
formen und Kontexte von Religion in den an- Prinzipien besonders deutlich.
tiken Kulturen, wie sie sich der frühen Neuzeit
darstellten, deutlich werden. Thematisiert sind V. Erkundung der Welt und ethnographische
nicht nur die unterschiedlichen Überlieferungs- Interessen: Die Erkundung des europäischen Al-
wege und -formen der antiken Schrift- und Sach- tertums korrespondierte mit der immer weiter
kultur. Erkennbar wird auch ein unterschied- ausgreifenden Erforschung der aktuellen Welt
licher Einsatz von Illustrationen in Büchern und ihrer Kulturen. Angesichts der sehr begrenz-
südlich und nördlich der Alpen - dort zunächst ten Mobilität spielten illustrierte Reiseberichte
zögerlich, hier dagegen von Anfang an mit gro- und Atlanten die entscheidende Rolle für die
ßem Aufwand betrieben. Formierung europäischer Vorstellungen zu frem-
den Religionen und Riten. Das vermutlich ein-
III. Bildwerke, Objekte, Architekturen - die flussreichste Projekt vor 1700, die Welt für die
Rolle von Kunst und Künstlern: Angesichts der europäischen Vorstellungen zu erschließen, ini-
Schlüsselstellung von Bildern in der Frühen Neu- tiierte der Verleger und Stecher Theodor de Bry.
zeit ist zu erwarten, dass verstärkt auch nach den Zwischen 1590 und 1637 legte sein Verlag in
Bildproduzenten und der Stellung und Geschich- 27 Folio-Bänden reich lllustrierte Reiseberichte
te von Kunst gefragt wurde. In dieser Sektion zu Amerika, Asien und Afrika vor, wobei auch
wird daher einerseits eine Auswahl aus dem weit- schon der Kulturvergleich mit dem europäischen
gespannten CEuvre Bernard Picarts als der zen- Altertum eine Rolle spielte. Die Wirkmacht die-
tralen Künstlerfigur der Ausstellung vorgestellt. ses Bilderrepertoires ist mit demjenigen der Ce-
Andererseits sind hier frühe kunstgeschichtliche remomes Picarts vergleichbar und lässt sich zum
Versuche der Beschreibung, Analyse und Katego- Teil ebenfalls bis in die Gegenwart verfolgen.
risierung nicht-europäischer Kunst - speziell zu
Götterbildern und religiösen Architekturen -zu- Der hier unternommene Versuch, ein so um-
sammengestellt. fassendes Thema wie ,Europas Blick auf frem-
de Religionen‘ in der Frühen Neuzeit auf einer
IV. Polemik und Poetik: Neben Neugierde und begrenzten Ausstellungsfläche zu präsentieren,
wissenschaftlichem Interesse gab es noch zwei führt dabei besonders nachdrücklich vor Augen,
andere wichtige Verhaltensweisen zu den Religi- wie radikal das komplexe Geflecht von Bezügen
onen der Welt: polemische Ablehnung und poe- reduziert und eine Auswahl getroffen werden
tische Ausdeutung. So konträr beide Haltungen musste, um auch nur einige Aspekte exempla-
auf den ersten Blick scheinen mögen, verbin- risch herausstellen zu können. Dabei waren meh-
det sie doch ganz fundamental die Vorstellung rere Überlegungen leitend.
von Götterbildern und Riten als ,Verhüllung‘. Die historischen Bestände der Universitätsbib-
Auf Seiten der Verfechter der unterschiedh- liothek Heidelberg sind für diese Thematik sehr
chen christlichen Bekenntnisse erschienen die ergiebig; sie sollten nur durch einige wenige
fremden ,Götzen‘ entweder als leere Trugbilder Leihgaben abgerundet werden. Daher sind etwa
menschlicher Verwirrung oder noch schlimmer englischsprachige Publikationen des 16. und

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Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

17. Jahrhunderts weniger repräsentativ vertre- lungen und Konzepten über die Mitte des 18.
ten. Jahrhunderts hinaus angedeutet werden. Dabei
Der Fokus der Ausstellung liegt auf den Bildern waren gerade auch diese ,Bilderfragen‘ für den
- illustrierte Werke wurden bei der Auswahl be- weiteren Verlauf der Aufklärung und dann die
vorzugt, auch wenn diese nicht immer mit den Religions-, Geschichts- und Sprachwissenschaf-
zentralen Texten einher gmgen. Nicht illustrierte ten wie die sich ausbildenden Anthropologie
Bücher sind vor allem dann aufgenommen, wenn bzw. Ethnologie des 19. Jahrhunderts von ent-
sie sich über Götterbilder äußern oder anderwei- scheidender Bedeutung (vgl. S. 97).5 Allein die
tig für ,Bilderfragen‘ in diesem Kontext zentral Kunstwissenschaft scheint sich - nachdem schon
scheinen. Gleichwohl werden einige aufgenom- Johann Joachim Winckelmann 1764 den Ur-
mene oder auch nicht ausgestellte Werken strittig sprung aller menschlichen Kunstübung weltweit
bleiben - so fehlen etwa John Seldens De Düs im Bedürfnis nach Religion und Verbildlichung
Syris Syntagmata (1617), Pierre-Daniel Huets der Gottheiten postuliert hatte - erst wieder mit
Demonstratio evangelica (1679) oder Thomas Aby M. Warburg m den Jahren um 1900 mtensiv
Hydes Historia Religionis Veterum Persarum dem Verhältnis von Kunst, Religion und mensch-
(1700). licher Psychohistorie zugewandt zu haben.
Die Titel-Formulierung „Europas Blick“ wie der Der vorliegende und die beiden folgenden Essays
Schwerpunkt der Buchauswahl könnten sodann stellen zunächst die Protagonisten der drei Pub-
den Eindruck erwecken, bei Europa handele es likationen des frühen 18. Jahrhunderts vor, von
sich um ein in sich eimgermaßen einheitliches denen die Idee zur Ausstellung ihren Ausgang ge-
Gebilde, das Position gegen den ,Rest der Welt‘ nommen hat: Picart, Montfaucon und Lafitau. Es
beziehe. In vieler Hinsicht lst bekanntlich das schließen sich Beiträge an, die emige Vorstellun-
Gegenteil der Fall. Nicht nur, dass die Frühe gen zu Idolen und Götzendienern chronologisch
Neuzeit in Europa zumindest drei Religionen be- und geographisch vertiefen - zunächst mit Blick
heimatete: das Christentum, das Judentum und auf die mittelalterliche ,Vorgeschichte‘, dann für
den Islam. Alle diese Religionen und voran das Ägypten, den Islam und Asien. Die drei letzten
Christentum waren in zahlreiche unterschied- Texte fokussieren spezifische Fragen zu Kunst
liche Konfessionen, Sekten, Richtungen usw. und Kunstdiskurs: das Verhältnis von Götterbil-
aufgespalten, die sich untereinander teils ge- dern und künstlerischer Phantasie, den Versuch
nauso fremd waren wie mit außer-europäischen einer ,globalen Architekturgeschichte‘ und ihrer
Religionen. Die katholische Bilder-Verehrung Kultbauten, schließlich die Rolle von Götterfigu-
etwa, um nur ein Beispiel zu nennen, konnte aus ren für das allegorische Denken in Europa.
reformierter Sicht als nichts anderes denn ,Göt-
zendienst‘ erscheinen. Dieser große Bereich der Vor allem mit Bernard Picarts Ceremonies et
innereuropäischen Konfessionalisierung, der coutumes religieuses de tons les peuples du mon-
Auseinandersetzungen mit dem Judentum, aber de greift die Ausstellung ein Buchprojekt auf, das
etwa auch die Reisen rns Heilige Tand aus reli- in den letzten Jahren wieder in den Fokus der
giösen wie wissenschaftlichen Interessen - alles Forschung gerückt ist.6 Bernard Picart (1673-
Themen, die schon intensiv untersucht sind -, 1733), Sohn des französischen Kupferstechers
mussten bei dieser Ausstellung ebenfalls zurück Etienne Picart, hatte bei seinem Vater, bei Be-
treten. Ähnliche Überlegungen gelten auch für noit Audran und Sebastian LeClerc Zeichen und
den Bereich der klassischen Antike. Die Flut an Kupferstechen gelernt. Aufgrund seiner Affimtät
Publikationen zu griechischen und römischen zum Protestantismus, der in Frankreich nach der
Götterbildern erscheint unterrepräsentiert, dafür Aufhebung des Toleranzedikts von Nantes 1685
wurden etwa Bücher und Abbildungen zu nordi- einen zunehmend schweren Stand hatte, verließ
schen Altertümern, zu Ägypten oder den Etrus- Picart zu Beginn des Jahres 1710 Paris und über-
kern bevorzugt. siedelte - nach Zwischenstationen in Amsterdam
Nur an wenigen Stellen konnten schließlich die und Rotterdam - zunächst nach Den Haag, 1712
Wirkungsgeschichte von Götterbildern, Vorstel- ließ er sich dann tn Amsterdam nieder. Dort bot

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Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

sich ihm als Illustrator die Chance, die Lücke zu ten; Band 6 widmet sich Anghkanern, Quäkern
füllen, die nach dem Tod der bis dato führenden usw.; Band 7 schheßt mit dem Isalm und Nach-
Kupferstecher Romeyn de Hooghe (1645-1708) trägen (1733/36 und 1743 erschienen dann noch
und Jan Luyken (1649-1712) entstanden war. weitere Supplementbände). Mehrere Auflagen
Die Reihe großer Buchprojekte, an denen Pi- in beträchtlicher Höhe, die Übersetzungen ins
cart in der Folge maßgeblich beteiligt sem sollte, Niederländische, Englische und Deutsche, die
zeigt, dass er die Bedingungen des ,boomenden‘ katholische Adaptation des Werkes durch den
(niederländischen) Buchmarkts bestens zu nut- Abbe Antoine Banier und den Verleger Rollin
zen verstand. Darüber hinaus war Picart in ein (Paris 1741, Kat.Nr. I.la) sowie die Nachfolge-
dichtes Netzwerk für rehgiöse, politische, wis- werke bis ins 19. Jahrhundert bezeugen, dass das
senschaftliche und andere denkerische Freihei- Risiko Picarts und Bernards vom größten denk-
ten eintretender Intellektueller - früher, häufig baren Erfolg gekrönt wurde.
jansemstischer Freigeister und Aufklärer - ein- Im Unterschied zu den religiösen, politischen
gebunden. Genannt seien hier nur die zentral an und verlegerisch-wirtschaftlichen Aspekten des
der Konzeption der Ceremonies beteiligten Jean Unternehmens ist Picart als Künstler noch nicht
Frederic Bernard (1683? -1744), der Hauptver- umfassend aufgearbeitet, so gibt es bislang auch
antwortliche für das Verfassen, Redigieren und keine Monographie über ihn.8 Allerdings hat Pi-
Zusammenstellen der über 3400 Seiten Texte der cart selbst in den Impostures Innocentes (Kat.
Ceremonies und zugleich Autor der Reflexions Nr. III. 1 6), posthum 1734 erschienen, einen sehr
morales satiriques et comiques (1711), emem der zuverlässigen Katalog aller seiner über 1300 ge-
wichtigsten Vorläufer für Montesquieus Lettres druckten Werke publiziert - minutiös unterteilt
persanes (Kat.Nr. IV.3), dann Antoine-Augustin in fünf Kategorien, von den selbst entworfenen
Bruzen de La Martiniere (1683-1746), der als und eigenhändig gestochenen Blättern bis hin zu
sein Hauptwerk zwischen 1726 und 1739 ein den von ihm nur beaufsichtigten Drucken (auf
zehnbändiges Grand Dictionnaire Geograpbique den Tafeln der Ceremonies finden sich entspre-
et Critique publizierte, und der Verleger Prosper chend Siganturen von „B. Picart invenit et fecit“
Marchand (1675-1756). Die hier aufscheinen- bis „B. Picart sculpturam direxit“). Leistungs-
den unterschiedlichen Interessen künstlerischer, fähigkeit und Anspruch der Druckgraphik ver-
wissenschaftlicher, verlegerisch-wirtschaftlicher teidigte er in einer ebenfalls diesem Band beige-
und religionspolitischer Art dürften allesamt gebenen, eignenen Abhandlung. Aus der Feder
beim Entschluss von Picart und Bernard eine des Verlegerfreundes Prosper Marchand stammt
Rolle gespielt haben, 1720 em Subskriptions- schließlich die vorangestellte Lebensbeschrei-
Llnternehmen anzukündigen, das m acht Folio- bung des Künstlers.8 Allem die Konzeption der
Bänden die Sitten und Gebräuche aller Völker Impostures und die umfangreiche CEuvreliste las-
der Welt darstellen und kommentieren würde. sen dabei mehrere Qualitäten Picarts erkennen,
Der mcht zu bewältigende Umfang des Stoffes, die auch für den Erfolg semer Ceremonies mit-
zugleich wohl das Erschemen des ersten Bandes verantwortlich waren. Picart verfügte über eine
von Montfaucons Antiquite führten dann freilich unendliche reiche und schnelle Erfindungsgabe,
zu einer Umdisposition: Die zwischen 1723 und die er mit größter technischer Brillianz, Feinheit
1737 in komplizierter Abfolge erschemenden und Variation in der druckgraphischen Ausfüh-
sieben Bände konzentrierten sich auf die religiö- rung kombinierte. Er war offenbar hochdisziph-
sen Zeremonien und Gebräuche der Gegenwart, mert und als einer der wenigen in der Lage, eine
die Antike war weitestgehend ausgeklammert. größere Werkstatt effektiv zu führen - nur so wa-
Im einzelnen zeigen Band 1 und 2 die jüdische ren die umfangreichen und auf mehrere Jahre an-
und christlich-katholische Konfession; Band 3, gelegten Illustrationsfolgen überhaupt zu reali-
der erste zu den „Peuples Idolatres“, behandelt sieren. Diese Expertise ließ lhn etwa bereits 1710
Amerika und Indien; Band 4 gilt Asien, erneut als beste Wahl für die Vollendung des ins Stocken
auch Indien, und Afrika; Band 5 präsentiert die geratenen Projekts einer aufwendigen Bilderbi-
griechisch-orthodoxe Kirche und die Protestan- bel erscheinen (Kat.Nr. III.11). Daneben betrieb

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Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

Picart sehr intensiv Selbstvermarktung und self- Vergebens versucht ein Franziskanermönch, den
fashoning: Neben kunsttheoretischen Texten, Glauben wieder der rechts thronenden Katholi-
einer CEuvreliste und speziellen Druckwerken schen Kirche zuzuführen, die zwar das Judentum
für Kenner, wie bei den Impostures, scheint er und Heidentum niedertritt, unter lhren Anhän-
,Vorzugsabzüge‘ aller seiner Werke für Sammler gern gleichwohl auch Laster hat und mit lhrem
erstellt zu haben, die er teils im eigenen Verlag Oberkörper daher im Dunkeln bleibt. Im Vor-
vertrieb, und er schaffte es, dass sein Name auf dergrund gruppieren sich die Vertreter des Islam
dem Titelblatt mehrerer Werke als Hauptverant- als der jüngsten Religion - daneben öffnet sich
wortlicher und Herausgeber erschien. nochmals ein Blick in das katholische Fegefeuer.
Zusätzlich zu diesen eher kontextuellen Voraus- Im Hintergrund sind die religiösen Praktiken und
setzungen gelang es Picart bei den 263 Tafeln Götterbilder aus Nord- und Südamerika (links
(der Erstausgabe) und den zahlreichen kleineren und Mitte) sowie die Tempel, Götterstatuen und
Abbildungen für die Ceremonies, zumindest fünf Asketen des Fernen Ostens dargestellt (rechts; in
unterschiedliche, für spezifische Aufgaben einge- den tiergestaltigen Bergformationen glaubt man
setzteDarstellungsmodidurchseinengraphischen sogar die von Athansius Kircher beschriebenen,
Stil dennoch zu einem visuell kohärenten Gesamt aus Felsen zufällig oder durch etwas menschli-
zu verbinden. Alle fünf Modi - die hier als alle- ches Zutun entstandenen Monumentalgötzen
gorisch, objektivierend, deskriptiv, reproduzie- Chinas zu erkennen). Das Prmzip emes solchen
rend und explizierend bezeichnet werden sollen - Frontispizes, dessen Fülle von Elementen auf die
waren teilweise durch die benutzen Bildvorlagen Inhalte des Buches verweist und diese zugleich
Picarts bedingt und wurden auch schon zuvor durch die allegorisch-hierarchische Anordnung
benutzt, allerdings selten alle zusammen und in zusammenfasst und ,auf einen Blick‘ kommen-
dieser Vielfalt und Menge. Bei allen bemühte tiert (deutlicher, als dem Buchtext abzulesen),
sich Picart zudem um jeweilige Verbesserungen hatte Picart bei unmittelbar vorausgehenden II-
und er übernahm auch nicht nur ältere Vorlagen lustrationen eingeübt - wobei es auch schon bei
(wie es etwa bei Montfaucon praktiziert wur- diesen früheren Projekten teils galt, alle vier Erd-
de), sondern steuert eine große Zahl eigener teile zu repräsentieren (Abb. 4).10
Entwürfe bei. Im Endergebnis gelang es so, den Als ,objektivierend‘ lassen sich sodann Darstel-
Eindruck überzeugender, authentisch-vielfältiger lungen von Kultgegenständen, lsolierten Götter-
Bild-Dokumentation mit konzeptueller und visu- bildern, Gemmen und Münzen, Kleidungen usw.
eller Einheitlichkeit zu verbinden. oder von bestimmten Architektur-Aufnahmen
Der allegorische Modus wurde vor allem für (zum Beispiel von Mekka; vgl. Abb. 47) bezeich-
das Frontispiz (Abb. 1) und die zahlreichen Vi- nen: Auch wenn die Objekte nicht immer auf
gnetten eingesetzt. Das Frontispiz war erstmals neutralem Grund dargeboten werden, sondern
für die niederländische Ausgabe 1727 gestochen manchmal zur Abwechslung etwa die Illusion ei-
worden und wurde dann für Baniers Ausgabe nes Blattes, auf dem sie gezeichnet sind, bemüht
von 1741 übernommen: Offenbar schien die wird, oder aber besonders bei Götterbildern und
berühmte Allegorie in ihrem Wiedererkennungs- Kleidungen die Übergänge zu ,deskriptiven Dar-
wert trotz visueller Kritik am Katholizismus un- stellungen‘ fließend scheinen, so bleibt doch das
verzichtbar. Diese in ihrem künstlerischen Wert zugrunde liegende Prinzip der möglichst genau-
von den Zeitgenossen hochgerühmte „Schauta- en, aufschlussreichen und unverfälschten Prä-
fel zu den vornehmsten/wichtigsten Religionen sentation und Dokumentation aus ihrem Kon-
der Welt“ zeigt - so die ausführliche Bildlegen- text isolierter Gegenstände erkennbar. Für die
de - links im Mittelgrund die Lichtgestalt der Architekturansichten lässt sich Ähnliches kon-
Christlichen Religion neben der Reformation, statieren - wobei insbesondere die analytischen
die den Baum des Christentums (weitere Para- Ansichten der Innenraum-Nutzung chmesischer
dies-Assoziationen sind sicher mtendiert), zu- Pagoden auch hier den Übergang zum deskrip-
recht geschnitten und ,reformiert‘ hat- daher ne- tiven Modus darstellen. Diese (wissenschaftli-
ben und hmter ihr die Riege der Reformatoren. che) Präzision der Wiedergabe wurde bei Picarts

15
Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

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na/rtrcIZe, cnsuric paro/ssent MOISX cf AROJT, clttfi dc la Ole/u/ion juJau/itc, d'un rrtt/rc caCc' en. rod /cs sacrl/tses c/c /a Jcc/ustort. . tipcnnc Zej C a/jatre
cArc/tcnnc pnrart </ans lenfoncemsrrt, et unc irou/sc d i Op/tres et Jc martrrs. fui cn ont Ztr' Ics Jcm/ateurs . auxt/ue/s aat sruret/c Ics Ovc/ucs, Zes apes, ,t ds , rx/rcs memas-
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tu/ues . Z/rAcmrt sj vaitauss/ __avce Zcs cAefs dc sa- scctc, ensaitc // sc presentc^ ttnc jottlc </c Mms ötervs. Je . J/a/osopAcs. Jc/cnimcs^/ortej, «w, onj J/strnouc <tus.u »Ats.
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au/res c/toses. 'comme J/ARCJIK Je . I'oc', la TOVX Je JUMU. le TRMPIK Jc .tkrvsaI.F.M les PJRAMt/JKS Jjj/iptc
Stu- Ze Jeva'tr on. vuit les ARTS et Ics SCJXJJCRS, r/uc cAactui reconoitra fuei/emcirt, er Jarts tui pltts /ranJ Jctai/ .

Abb. 4
Bernard Picart: „Die Geschichte verfaßt das große Dictionnaire Historique“ (frz. Fassung des Fron-
tispizes zu Abraham G. Lui'scius: Het algemeen historisch, geographisch en genealogisch woorden-
boek, s’Gravenhage/Delft 1724-1737, Bd. 1)

16
Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

annähernd gleichzeitigen Stichen von Gemmen beschreibung (Kat.Nr. V.13) übernommen hatte
explizit gerühmt (Kat.Nr. III. 17), für die er - so und die Elemente von Allegorie und Ereignisbild
sein Biograph Marchand - sogar ein Mikroskop zusammenführen, offenbar um zu zeigen und zu
zur Hilfe genommen haben soll.11 Parallelen zum erläutern, wie man sich diese Herabkünfte ,wirk-
Bemühen um ,Objektivierung‘ in naturwissen- lich‘ - in einer ,lebensechten‘ Bildsprache, wie sie
schaftlichen Abbildungen der Zeit sind hier un- in Asien scheinbar nicht zur Verfügung stand -
übersehbar.12 vorzustellen hat.13
Der Großteil der Tafeln in den Ceremonies,
auf denen Picarts Nachruhm zugleich wohl am Diese in Konzeption und Ausführung wegwei-
meisten gründet, ist ,deskriptiv‘: Religiöse Ze- senden Tafeln aus Picarts Ceremonies strukturie-
remonien und Gebräuche, Götterbilder und ren auch das vorliegende Katalogbuch und leiten
Kultorte werden hier als möglichst überzeugende jeweils die einzelnen Beiträge und Katalogsekti-
Ansichten und Szenen vor Augen geführt. Das onen ein. Für den Einband allerdings wurden die
besonders intensive Bemühen um ,ethnologische gut einhundert Jahre älteren und im Hinblick auf
Korrektheit‘ (sei es, dass eigene Beobachtungen die ,Objektiverung‘ wohl spektakulärsten Dar-
festgehalten wurden, sei es, dass Texte, sei es dass stellungen eines ,Idols‘ aus dem frühen 17. Jahr-
andere Bilddokumente als Vorlage dienten), die hundert gewählt. Sie stammen aus einem Anhang
Fülle der dargestellten Details, aber auch Kom- zu Vincenzo Cartaris populärem Handbuch zur
position, Figurenzeichnung und Tichtführung antiken Mythologie, das erstmals 1556 erschie-
der Picartschen Kupferstiche tragen entschei- nen war, vor allem aber seit 1571 durch neu
dend zur Wirkung und langen Rezeption dieser hinzugefügte Illustrationen die europäische Vor-
,religiösen Ereignisbilder‘ bei. Als weiteres, stark stellung von der paganen Götterwelt nachhaltig
,objektivierendes‘ Element können ausführli- prägte (Kat.Nr. 11.14). Eine erweiterte Neuausga-
che Bildlegenden hinzu kommen, die vermittels be verantwortete ab 1615 der Paduaner Gelehrte
Nummerierung die einzelnen Bildgegenstände Torenzo Pignoria - die hier besonders interessie-
erläutern. rende Ergänzung ist überschrieben mit „Zweiter
,Reproduzierend‘ sind diejenigen Tafeln der Teil: Von den Götterbildern der Indianer“. Vor-
Ceremonies, die ältere Bildvorlagen nicht dem gestellt werden in zunächst 33 zusätzlichen Holz-
eigenen Stil adaptieren und weiterverarbeiten, schnitten Gottheiten aus West- und Ost-Indien,
sondern diese möglichst exakt und explizit zu also Amerika und Asien, und sie werden teils mit
kopieren versuchen. Dies trifft etwa auf den aus ägyptischen Göttern als ihrem vermeintlichen ge-
Athanasius Kirchers China Illustrata (vgl. Kat. meinsamen Ursprung verglichen. Akribisch sind
Nr. V.15) übernommenen chinesischen Holz- nicht nur in den Begleittexten die Informanten
schnitt zu (sehr präzise in Kupferstich wieder- und Sammlungen (etwa des Herzogs von Bay-
gegeben, Abb. 42), der das Pantheon der bud- ern) vermerkt, mit deren Hilfe Pignoria an sein
dhistischen Götter vorführt, oder aber auf die Material gekommen war. Der Illustrator Filippo
Darstellungen indischer Asketen nach einer indi- Ferroverde scheint auch angehalten gewesen zu
schen Handschrift m einer italienischen Samm- sein, die stilistischen Eigenheiten und ,Absonder-
lung (Abb. 20). hchkeiten‘ dieser ,Götzenbilder‘, die im Kontrast
Besonders deutlich bei den Zehn Herabkünften zu den vorausgehenden antik-römischen Götter-
Vishnus arbeitet Picart schließlich mit einem statuen und -bildern besonders ins Auge fallen
,explizierenden‘ Verfahren: Er reproduziert ei- mussten, möglichst exakt fest zu halten.14 Die
nerseits die Holzschnitte dazu nach indischen Bedeutung dieses Handbuchs, das erstmals anti-
Miniaturvorlagen aus Kircher (Kat.Nr. V.15), ke und außereuropäische Gottheiten in Text und
wodurch die Authentizität dieser für europäische Bild versammelte und teilweise mit ägyptischen
Augen phantastischen Inkarnationen garantiert und (früh-)christlichen Darstellungen verglich,
schien. Vorangestellt hat Picart jedoch Darstel- dürfte kaum zu überschätzen sein.
lungen der gleichen Szenen in einem ,europäi- Ab der Ausgabe von 1624 (und dann 1626,1647
schen Stil‘, die er aus Philippus Baldaeus’ Asien- und 1674) wurde in diesem Anhang zu den ,Göt-

17
Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

5 85' Parce Seconda Delle Imagini de i Dei. 587


r «£•'%'!' <r£-!Ve s£;Di' c/'ij'* teij* «VCSM» 1

ir ts w ter

5Seconda Parte■

Abb. 5a-b
Vier Ansichten eines Idols aus Lorenzo Pignorias Delle bnmagini de gli Dei Indiani (Kat.Nr. II. 14b, Cartari
1626, S. 586f.)

terbildern der Indianer‘ an letzter Stelle noch ein Synthese von bärtigem Gesicht und scheinbar
mit Gold- und Silberauflagen sowie mit Edelstei- zwergenhaft-kmdlichem, nacktem Körper, der
nen besetztes Idol aus Elfenbein aus der Samm- auf einer Art vegetabilem Sockelknauf zu sitzen
lung des Pariser Gelehrten Nicolas-Claude Fabri scheint (Abb. 5a-b) - ein italienischer Zeitgenos-
de Peiresc (1580-1637) ergänzt. Nicht weniger se hätte sich vielleicht entfernt an Giambolognas
als vier zusätzliche Holzschnitte mit Ansichten einige Jahrzehnte frühere, witzig gemeinte Bron-
von vorne, den Seiten und von hinten dokumen- zestatuetten des Florentiner Zwergs Morgante
tieren dessen für europäische Augen seltsame erinnert gefühlt. Allein der Umstand, dass keine

18
Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

Abb. 6 Abb. 7
Zeichnung nach einem Buta Rara kris aus der Samm- „Zemes Idolum Diabolicum” (Caspar Plautius:
lung des Nicolas-Claude Fabri de Peiresc; Feder und Nova typis transacta navigatio novi orbis Indiae occi-
schwarze Kreide (Paris, Bibliotheque Nationale, Ca- dentalis, 1621, Taf. 8)
binet des Estampes, Aa54, fol. 38)

andere europäische Skulptur - sei es der Antike, brieflich um Rat zu dieser enigmatischen Figur
sei es der Renaissance - bis 1626 in einer systema- und fügte dem Schreiben offenbar eine Kopie der
tischen Serie von vier Ansichten druckgraphisch Inventar-Zeichnung bei. Auf deren Grundlage
festgehalten worden war, belegt nicht nur das ließ Pignoria dann die vier Holzschnitte für seine
Interesse an diesem Exoticum und das Unvermö- nochmals erweiterte Cartari-Ausgabe 1624 ferti-
gen auf Seiten der europäischen Betrachter ange- gen.1 Im Nachlassinventar des Franzosen wurde
sichts dieses neuartigen Bildwerks, sich anhand dann - möglicherweise einen Hinweis Pignorias
nur einer oder zweier Abbildungen die anderen aufgreifend - in dem Idol ein kostbarer Messer-
Ansichten des Objekts vorzustellen.15 Hier mani- griff vermutet. Aus moderner Sicht ist dies gar
festiert sich auch ein neues antiquarisches Bemü- nicht so falsch, handelte es sich doch um den
hen um möglichst authentische und umfassende Griff eines Balinesischen Buta Rara Kris, ein Ze-
Dokumentation und Reproduktion im Bild, die remonialdolch mit spiritueller Bedeutung.18
nicht nur von Pignoria, sondern zunächst vor al- Dass diese relativ kleinen, vollkommen ihres
lem auch vom Besitzer des Idols, Peiresc, voran- Kontexts beraubten Figürchen im Europa der
getrieben wurde.16 Peiresc ließ alle Stücke seiner Frühen Neuzeit tatsächlich als Inbegriff des
Sammlung in Zeichnungen von Poussin, Rubens Idols verstanden wurden, lässt sich an zwei Phä-
und anderen so exakt wie möglich festhalten, so nomenen aufzeigen. Zum einen erregte ein an-
auch das Idol in vier Ansichten (Abb. 6). Den Ge- deres Exemplar dieser Dolch-Griffe in der Gra-
lehrtenfreund Pignoria bat er am 4. Januar 1616 zer Kunstkammer zur gleichen Zeit derart die

19
Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

als Vorbild. Rubens war seit 1600 mit dem Ge-


lehrten in engem Austausch - wissenschafthches
Interesse an der Antike wie den Götterbildern
der Welt und katholische Propaganda gehen hier
nahtlos ineinander über.
Es sind diese Spannungen zwischen Glaubens-
fragen, die Welt erkundender Neugierde und
wissenschaftlicher Erfassung, es sind die kompli-
zierten Wechselwirkungen, Austauschprozesse
und Hybridisierungen zwischen Nah- und Fern-
Wahrnehmung, und es sind die spezifischen Bei-
träge der Text-, vor allem aber auch der Bild-
Überlieferungen zu den Göttern und religiösen
Riten der Welt lm europäischen Bewusstsein und
Vorstellungshaushalt der Frühen Neuzeit, die
diese Ausstellung und das Begleitbuch themati-
sieren.

1 So der Titel der Publikation zu Picart von Hunt /


Jacob / Mijnhardt 2010.
2 Zur Genese anthropologischer und ethnologischer
Abb. 8 Vorstellungen etwa Hodgen 1964; Pailin 1984;
Peter Paul Rubens’ „Martyrium des hl. Thomas m In- Padgen 1986; Motsch 2001; Rubies 2000; Mc-
dien“; um 1636-38, Ö1 auf Leinwand (Prag, Närodni Cabe 2008.
galerie) 3 Zu diesen neuerdmgs intensiv diskutierten Holz-
schnitten Jean M. Massing: Hans Burgkmair’s
Depiction of Native Afncans, m: Res 27, 1995, S.
Aufmerksamkeit, dass es bereits in Honorius 39-51; Stephanie Leitch: Burgkmair’s Peoples of
Philoponus’ (alias Kaspar Plautz’) Nova typis Africa and India (1508) and the Origins of Eth-
transacta navigatio von 1621 auf einer der nur nography in Print, in: Art Bulletm 91, 2009, S.
18 Tafeln als „Zemes Idolum Diabolicum“ eben- 134-159; Ashely D. West: Between Artistry and
falls in mehreren Ansichten - hier allerdings be- Documentation: A Passage to India and the Pro-
blem of Representing New Global Encounters, in:
schränkt auf Vorder- und Rückseite - publiziert
Alexander Nagel / Lorenzo Pericolo (Hrsg.): Sub-
wurde (Abb. 7).19 Dass nicht nur die Grazer, son-
ject as Aporia m Early Modern Art, Surrey/Bur-
dern auch Pignorias Figur als ,teuflisch‘ wahrge-
lington 2010, S. 87-114; Leitsch 2010.
nommen werden konnte, belegt schließlich das 4 Das Zitat nach Jan Assmann / Guy G. Stroum-
um 1636/38 entstandene Gemälde des Peter Paul SA: Vorwort, zu einem Themenheft des Archiv für
Rubens für den Hochaltar der Prager Augusti- Rehgionsgeschichte 3, 2001, S. Vf.; vgl. dort auch
nerkirche St. Thomas (Abb. 8).20 Das Martyrium besonders die Beiträge von Assmann 2001; Mil-
des Apostels Thomas in Indien, über das zahllose ler 2001; Mulsow 2001 und Michael Stausberg:

Texte von den apokryphen Thomas-Akten über Von den Chaldäischen Orakeln zu den Hundert
Pforten und darüber hinaus. Das 17. Jahrhundert
die Legenda Aurea bis hin zu den ,historisch-kri-
als rezeptionsgeschichtliche Epochenschwelle, m:
tisch‘ überarbeiteten Heiligen-Sammlungen im
Archiv für Religionsgeschichte 3, 2001, S. 257-
Gefolge der Gegenreformation berichten, fmdet
272. Seitdem etwa Mulsow 2005 und Stroumsa
hier zwischen einem monumentalen Kreuz und 2010.
im Hintergrund einem Idol auf einer Säule statt. 5 Vgl. etwa Renate Schlesier: Kulte, Mythen und
Für diese Teufels-Gestalt mit Hörnern auf dem Gelehrte. Anthropologie der Antike seit 1800,
Kopf diente eine Seitenansicht von Peirescs Kris Frankfurt a.M. 1994.

20
Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit

6 Wyss-Giacosa 2006; Hunt / Jacob / Mijnhardt vetustatis..., Ingolstadt 1534, S. CLXX-CLXXI;


2010; Hunt / Jacob / Mijnhardt 2010a. für die moderne Skulptur dann Giambolognas
7 Jonathan I. Israel: Radical Enlightenment: philo- Raub der Sabinerin in: Alcuni composizioni di di-
sophy and the making of modernity, 1650-1750, versi autori in lode del ritratto della Sabina, Flo-
Oxford 2001; Mulsow 2002, S. 128f. renz 1583.
8 Vgl.nebenWyss-Giacosa2006undWyss-Giacosa 16 Fabrizio Federici: Alla ricerca dell’esattezza: Pei-
2007 etwa auch Berti 2005, Ilj a M. Veldman: Fami- resc, Francesco Gualdi e l’antico, in: Marc Bayard
liar customs and exotic rituals. Picart’s illustrations (Hrsg.): Rome - Paris, 1640: transferts culturels et
for Ceremonies et coutumes religieuses de tous les renaissance d’un centre artistique, Paris u.a. 2010,
peoples, in: Simiolus 33, 2007/08, S. 94-111 oder S. 229-273.
Pierre Wachenheim: Bernard Picart graveur des 17 Der Brief in Carpentras, Bibliotheque Inguimber-
jansenistes. Propositions pour un corpus seditieux, tme, MS 1875, fol. 309; dazu David Jaffe: The
in: Philippe Kaenel / Rolf Reichardt (Hrsg.): In- Barberini Circle. Some Exchanges between Peiresc,
terkulturelle Kommunikation m der europäischen Rubens, and their Contemporaries, in: Journal of
Druckgraphik im 18. und 19. Jahrhundert, Hildes- the History of Collections 1, 1989, S. 119-147,
heim u.a. 2007, S. 333-356. hier S. 119f. Vgl. die Beschreibungen der Nach-
9 Christophe Henry: Les Lmpostures innocentes de zeichnung von Peiresc und in seinem Nachlassin-
Bernard Picart ou la revanche du “marchand fo- ventar, publiziert von Joseph Cuibert: Les Dessins
rain“, in: Michele-Carolme Heck u.a. (Hrsg.): The- du Cabinet Peiresc au Cabinet des Estampes de la
orie des arts et creation artistique dans l’Europe du Bibliotheque Nationale, Paris 1910, S. 91 und 99:
Nord du XVIe au debut du XVIIIe siecle, Villeneu- „Idolo d’avorio messo mcerta guarnitione d’oro
ve d’Ascq 2002, S. 313-332; Ann Jensen Adams: basso et d’argento indorata, lavorato a guisa di
Reproduction and Authenticity in Bernard Picart’s fogliami e arrichita di otto o dieci rubbini o car-
Impostures Innocentes, in: Hunt / Jacob / Mijn- bunculi onentali rappresentato da tutte le quattro
hardt 2010a, S. 75-104; Louis Marchesano: The vedute“ - „Llne figure d’une idole d’yvoire antique
Impostures Innocentes: Bernard Picart’s Defense of garme d’argent dore et enrichie de huit ou dix rubis
the Professional Engraver, in: ebenda, S. 105-135. ou carboucles qui sert de manche ä un coutelas.“
10 Nelke Bartelings: Bernard Picart: a French engra- 18 Vgl. etwa Karsten Sejr Jensen: Den Indonesiske
ver m the Dutch Republic, in: Gaetane Alaes u.a. kris - et svmbolladet väben, Natstved 1998.
(Hrsg.): Les echanges artistiques entre les anciens 19 Honorius Philoponus (Ivaspar Plautz): Nova t)r-
Pays-Bas et la France, 1482-1814, Turnhout 2010, pis transacta navigatio, [Linz] 1621, Taf. 8; die-
S. 33-54. ser Zemes nun auf zwei Tafeln abgebildet auch
11 Picart 1734 (Kat.Nr. 111.16), S. 8f. bei Rogerius 1663 (Kat.Nr. V.14), nach S. 974;
12 Lorraine Daston / Peter Galison: Objektivität, dazu Christian F. Feest: Zemes Idolum Diaboli-
Frankfurt a.M. 2007, S. 59-199; vgl. für wissen- cum. Surprise and Success m Ethnographic Kunst-
schaftliche Bildmodi im frühen 17. Jahrhundert kammer Research, in: Archiv für Völkerkunde 40,
auch Claus Zittel: Theatrum philosophicum. Des- 1986, S. 181-198; Helmut Trnek: „Und ich hab
cartes und die Rolle ästhetischer Formen der Wis- aber all mem lebtag nichts gesehen, das mein hercz
senschaft, Berlm 2009. also erfreuet hat als diese ding.“ Exotica in habs-
13 Vgl. zurBildtraditionKRATZSCH 1979,1982, 1984, burgischen Kunstkammern, deren Inventare und
1992 und 2007; Wyss-Giacosa 2006. Bestände, in: Seipel 2000, S. 42f.
14 Dazu Jean Seznec: Un essai de mythologie compa- 20 Das Gemälde hatte Rubens’ Augustinus am Mee-
ree au debut du XVIIe siecle, in: Melanges d’His- resufer zum Pendant, beide befinden sich heute in
toire et d’Archeologie 1931, S. 268-281; Bujok der Prager Nationalgalerie, dazu Lubomir Koneny:
2004, S. 89f. Rubensovo Umuceni sv. Tomäse: ikonograficky
13 Die erste druckgraphische Wiedergabe einer anti- komentär, in: Umeni 26, 1978, S. 211-247, hier S.
ken Skulptur, eme Herkules-Statuette, in Vorder- 223-225; Lubomir SlavIcek: The National Gallery
und Rückansicht (mit beigefügter Erklärung für in Prague. Flemish Paintings of the 17th and 18th
dieses Vorgehen) wohl bei Petrus Apianus / Bar- Centuries. Illustrated Summary Catalogue 1/2, Prag
tholomaeus Amantius: Inscriptiones sacrosanctae 2000, S. 232f. (Kat. 251 und 252).

21

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Abb. 9
Römische Opferszene und Weihe eines Neugeborenen an Apoll (Kat.Nr. I.lc, Picart 1783, Bd. 4, Taf. 15)

22

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