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Kleidung
(2,565 words)

1. Begri f
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Die kulturanthropologische K.-Forschung versteht K. als
1. Begri f
wesentliche Körper- und Kommunikationstechnik [8. 9].
Diese Nähe zum Körper, die unmittelbar auf den 2. Körpergestaltung im
handelnden Menschen verweist, macht die besondere Mittelalter
Stellung der K. in der Materiellen Kultur aus. Als 3. Kleidungsrepräsentation
integraler Bestandteil allgemeiner sozialgeschichtlicher und bürgerliches
Selbstbewusstsein im 16. Jh.
Prozesse und Diskurse trägt K. zur Konstruktion von
Identität, Selbst- und Fremdbildern bei. Unentbehrlich 4. Entwicklungen vom
für die Prozesse der Vermittlung und der späten 17. Jh. bis zum späten
18. Jh.
Bedeutungsgebung der K. sind histor. unterschiedliche
Medien in Schrift und Bild, die jedoch nicht als 5. Ausblick auf die Moderne
authentische K.-Praxis interpretiert, sondern als 6. Forschung
eigenständige Bildformeln betrachten werden sollten.

Der Begri f der Mode (von lat. modus, »Art und Weise«)
wurde erst im Verlauf des 17. Jh.s für K. gebräuchlich. Das uns heute bekannte System der Mode
etablierte sich gegen Ende des 18. Jh.s. Es ist durch ökonomisch bestimmten Wechsel,
industrielle Technologie und massenhafte Verbreitung de niert (s. u. 5.). K.-Geschichte wird in
der neueren Forschung im Unterschied zur älteren traditionellen Kostümgeschichte nicht als
eine kontinuierliche Abfolge von Formen und Stilen, sondern im jeweiligen
sozialgeschichtlichen Kontext betrachtet. Dafür ist eine interdisziplinäre Blickweise sowie eine
Kombination von Quellenstudium und Methodik gefordert (s. u. 6.). [4. 1–6].

Gabriele Mentges

2. Körpergestaltung im Mittelalter

Wenn in der herkömmlichen Kostümliteratur von der »Geburt der Mode« im Hoch- und
SpätMA (12.–15. Jh.) die Rede ist, so meint dies in der Regel v. a. eine bis dahin unbekannte
Dynamik des Wechsels der K. innerhalb einer relativ kurzen Epoche. Im HochMA wandelten /
sich K.-Formen und -Gewohnheiten grundlegend und wurden zum festen Bestandteil des
hö schen Diskurses, mit Bezug auf Sprache, Gestik, Verhalten und Ethik der mâze (der
ritterlichen Lebensideale und Tugendvorstellungen) [7]. So entwickelte die hö sche Kultur
eine ideale, ja ideologische »Lesbarkeit der Welt«, wobei sich in der K. u. a. Ästhetik,
Geschlechterbilder und -rollen und Statuszuschreibung ausdrückten (Hö sche Gesellschaft).

Man kann von zwei großen Formveränderungen in der K. sprechen, die auf tiefe
Veränderungen in der allgemeinen Sensibilität, der ästhetischen Wahrnehmung und den
Geschlechterbildern und -rollen verweisen: Die erste vollzog sich im 11. Jh., die zweite in den
1340er Jahren. Die zweite formulierte eine Trennung der vestimentären Geschlechterwelten.
Grundlage dieser »Geburt der Mode« bildete eine Reihe von kleidungstechnischen
Innovationen, v. a. die Schnitttechnik, die allmählich einen vollständig neuen K.-Typ in Europa
entstehen ließen [17].

Die in der Nz. zunehmende adlige Selbstdarstellung durch K., die auf einem Konsum von
Sto fen, Pelzen, Edelsteinen und edlen Metallen in bislang unbekanntem Maße beruhte, diente
als Strategie der sozialen Di ferenzierung. Wichtig waren nicht allein die neuen modischen
Schnittformen, sondern auch die neuen Technologien, die einen bis dahin nicht gekannten
Luxus in der Farbgebung gestatteten (Farbsto fe) [9]. Am burgundischen Hof erlebte die K.
gegen Ende des 15. Jh.s neue ästhetische und kulturelle Höhepunkte (vgl. Abb. 1) [17].

Die Entfaltung und die Innovationen der Textilgewerbe


trugen wesentlich zur Prosperität städtischer
Handelszentren und dadurch zu deren politischer Stärke
bei. Die wirtschaftliche Prosperität erzeugte eine soziale
Dynamik, der man seit dem HochMA durch sog.
Kleiderordnungen zu begegnen versuchte.

Gabriele Mentges
Abb. 1: Burgundische Hofmoden
3. Kleidungsrepräsentation und bürgerliches der Mitte des 15. Jh.s.
Selbstbewusstsein im 16. Jh. (Handschriftenminiatur, aus:
Jean Wauquelin, L’ystoire de
In der Frühen Nz. (Ende 15. bis Ende 16. Jh.; in Italien
Helayne, 1448, Taf. 39). Das Bild
schon etwa ein Jahrhundert früher) gewannen mit den
zeigt die Vielfalt und
großen europ. urbanen Handelszentren (wie z. B.
Neuerungen der Mode im 15. Jh.:
Antwerpen, Augsburg, Danzig, Genua, Köln, London,
die extrem kurze Jacke mit
Mailand, Nürnberg oder Venedig) zunehmend die
Beinlingen und – Gipfel der
bürgerlichen Eliten – Patriziat, Kau eute und
Eleganz – die Schnabelschuhe
Handwerker – an Gewicht und Ein uss. In bewusster
des Mannes, die mit Pelz
Konkurrenz zum Adel drückten sie ihr gestiegenes
verbrämte, dunkle Houppelande
Selbstbewusstsein in einem ostentativen K.-Konsum und
(rechts) und die für die
-Luxus aus (Statuskonsum). Die Entdeckung Amerikas
burgundische Kleidung
und neuer Handelswege stellten ihnen neue materielle
charakteristische Haube der
Ressourcen bereit, so z. B. immense Edelstein-
/
Vorkommen in Indien und Amerika oder Pelze aus Frau, die prachtvoll
Kanada und Sibirien. Trachtenbücher (seit 1562) ornamentierten Sto fe und – als
bezeugen neben einem weiteren Interesse an der besonderer Luxus – die langen
Erkundung der bekannten und der Neuen Welt auch das Schleppen.
Interesse an urbanen K.- und Anstandsformen in einem
europ. Rahmen [2. 191–249]; [14]; so kann Cesare Vecellios Trachtenbuch Degli habiti antichi et
moderni di diverse parti del mondo (1590; »Von der antiken und modernen K. verschiedener
Erdteile«) bereits als Vorläufer eines Modejournals gelten. Durch die Dokumentation von K.-
Kulturen trugen sie einerseits zur Konturierung einer frühen europ. Identität bei; andererseits
förderten sie die beginnende Standardisierung der europ. K. [14].

Den sich in der Gesellschaft immer stärker akzentuierenden Geschlechterrollen trug auch die
K.-Kultur Rechnung. So kam es im 16. Jh. zu einer maßgeblichen und langfristigen Veränderung
der Frauen-K. durch die endgültige Trennung des Kleides in Rock und Mieder. Kostbare Sto fe
mit Pelz sowie Metall- und Edelsteinschmuck wurden zum Mittel der innerstädtischen
sozialen Di ferenzierung (z. B. lange goldene Ketten als Zeichen der Patrizier). Visuelle
Kennzeichen bildeten auch die Kop edeckungen – insbes. das an Formen reiche Barett für die
städtischen Eliten – sowie als Zeichen höchster Distinktion die Schaube (ein knie- bis
knöchellanger, vorne o fener Mantel mit weiten Ärmeln, meist mit Pelz verbrämt oder
gefüttert), die hauptsächlich von Männern getragen wurde [23].

Die Männermode el durch eine aggressive Betonung der Männlichkeit auf, die sich in der
Schlitzung der K. (durch kunstvolles Zerlegen der textilen Fläche) und in der Schamkapsel
(Braguette) äußerte, welche das männliche Geschlechtsteil (insbes. Landsknechten) stilisierte
und übertrieben vergrößerte. Hemd, kurzes Wams und Hosen von einer Länge bis zum Knie
bildeten die Grundausstattung der männlichen Garderobe.

Gesteigertes Körper-Bewusstsein und gestiegenes soziales Selbstverständnis des städtischen


Bürgertums spiegelten sich in einer Vielzahl von überlieferten Porträts wider, die gerade die K.-
Formen als Kriterien materieller Identität (establishers of material identity) hervorheben [10],
jedoch weniger als authentische Praxis denn als Bildformeln für Strategien des sozialen
Aufstiegs zu lesen sind [4. 41–74]; [6]. Bei der Darstellung von Moden auf Bildnissen kann
daher von »K.-Gewohnheiten als Codes einer zweiten interpretierenden Verständigungsebene«
[22. 287] gesprochen werden. Im Zuge einer verstärkten Körperdisziplinierung entwickelten
sich neue Konzepte der Reinlichkeit, Körpersprache und -haltung als weiteren Strategien
sozialer Di ferenzierung (vgl. Abb. 2).

Gabriele Mentges

4. Entwicklungen vom späten 17. Jh. bis zum späten 18. Jh.

4.1. Hofmode und bürgerliche Ehrbarkeit

/
Beein usst durch die Reformation mit ihren
kriegerischen Folgen (Dreißigjähriger Krieg, 1618–1648)
und die Verschiebung der europ. Machtverhältnisse
zugunsten Spaniens, später der Niederlande, lässt sich
eine neuartige Di ferenzierung der K.-Kultur erkennen:
auf der einen Seite die nach wie vor prunkvolle K.-Welt
der adligen Höfe Europas, auf der anderen ein nüchterner
K.-Stil bei den bürgerlichen Schichten (Niederlande,
England um Cromwell; Commonwealth), die dem
prunkvollen Gebaren der Aristokratie Strenge und
Puritanismus in Formen und Farben entgegensetzen.

Allerdings blieb auch die hö sche K. nicht vom Wechsel


unberührt. Die sich bereits gegen Ende des 16. Jh.s
verstärkende Körperdisziplinierung als Teil der Abb. 2: Drei Hemdformen
Sozialdisziplinierung gipfelte in der K. z. B. in der (Zeichnung aus: Matthäus
Geometrisierung und Moralisierung der Körper: Der um Schwarz, Trachtenbuch, 53). Das
die Mitte des 16. Jh.s auftauchende kegelförmige Reifrock Kleidungsbüchlein des
beherrschte in verschiedenen Varianten die Frauen-K. bis Augsburger Bürgers und
zum Ende des 18. Jh.s. Damit wurde das Korsett oder Buchhalters der Fugger,
Mieder zum zentralen Bestandteil der Frauenmode, der Matthäus Schwarz (1496–1567),
den weiblichen Körper in eine strenge, geometrische dokumentiert sein
Form zwang, mit der schmalen Taille als weiblichem biographisches
Körperideal. Selbstverständnis: Schwarz hielt
in autobiographischer Form
Demgegenüber wirkte die männliche Mode etwas lebenslang in Selbstbildnissen
lockerer: Mit mehr oder weniger kurzen Hosen (bis seinen Modekonsum in 137
maximal Knielänge), kurzem, engen Wams und Miniaturen fest. Das
Beinlingen entwickelte sie sich zum festen dreiteiligen handschriftliche Büchlein ist
Formenbestand. Eine Neuerung mit langfristigen Folgen eine wichtige kostümkundliche
stellten Ende des 17. Jh.s die sich als Ergebnis der und kulturwiss. Quelle für das
Etablierung von stehenden Heeren an den 16. Jh. Hier zeigt er drei
absolutistischen Höfen herausbildenden militärischen unterschiedliche Hemdformen,
Uniformen dar, die ab dieser Zeit einer eigenen K.-Logik ein eindeutiges Zeichen für
folgten. seine modische Wertschätzung.
Der für den Kleidungsstil der
Dominant wurde in Europa die Farbe Schwarz, die zuerst
Epoche kennzeichnende
symbolischer Ausdruck für Strenge und Puritanismus der
sichtbare weiße Hemdeinsatz,
protest. Gruppen war, dann von der span. Hofmode
zumeist aufwendig bestickt und
aufgenommen und allgemein in Europa verbreitet wurde.
gestaltet, belegt die neue
Sie wurde zugleich zum Ausdruck von Ehrbarkeit und
Sensibilität bezüglich der
Anstand der neuen bürgerlichen Mittelschichten.
Reinlichkeit als eines sozialen
Während sich die hö sche K.-Kultur v. a. am franz. Hof
Distinktionsmittels; er blieb in
des Absolutismus orientierte, gewann für die bürgerliche
dieser Bedeutung in der
/
K. die städtische Welt an Bedeutung, insbes. Metropolen Männermode bis zum Ende des
wie London, Paris und Petersburg, wo ein reger sozialer 18. Jh.s erhalten (allerdings in
Verkehr die Ein üsse und Neuerungen im Bereich der K. wechselnden Formen bis hin zu
erleichterte. Der gesteigerte Luxus, gestiegene K.- den weit ausladenden Kragen
Kenntnisse und der Wohlstand bürgerlicher und Halskrösen des 17. Jh.s).
Käuferschichten ließen vermehrte und andersartige K.-
Bedürfnisse entstehen [4. 41–74]; [19].

4.2. Modewirtschaft und Modemedien

Breite, ausladende Reifröcke mit eng geschnürtem Mieder für die Frauen, dazu teilweise
ausladende Frisuren (Haar) oder entsprechende Kop edeckungen, bunte, reich bestickte
kurze Westen und Kniehosen (franz. culottes) bei den Männern, alle angefertigt aus reichen
Atlas-, Damast- und Samtsto fen, prägten im 18. Jh. das allgemeine Bild der adligen K.
Bürgerliche Schichten betrieben weniger Aufwand und postulierten gegenüber der adligen
Manieriertheit das Ideal der Natürlichkeit, d. h. modisch unverstellte Körper und
Körpersprache. Dem Ideal entsprach um 1800 v. a. die lockere Empire-Mode, die aus Frankreich
kommend einen K.-Stil mit unter der Brust einsetzender Taille einführte und helle, leichte
Baumwollsto fe propagierte. Im 19. Jh. setzte auch der Siegeszug des bürgerlichen
Männeranzuges ein, der sich auf die drei Komponenten Hemd, Jacke und Weste reduzierte und
gegen Ende des 19. Jh.s zunehmend dunkel wurde [4. 75–144].

Eine Untersuchung der Pariser Geschichte lässt beispielhaft erkennen, wie sehr sich bereits
während des 18. Jh.s ungewohnte Konsum- und Geschmacks-Muster in der K. herausbildeten,
die sich weitgehend von der ständischen Ordnung emanzipierten [20]. Die mit nun periodisch
herausgegebenen Modejournale (in Deutschland z. B. ab 1787 das Journal des Luxus und der
Mode, hrsg. von F. J. Bertuch; vgl. Abb. 3) brachen das Informationsmonopol des Adels,
befriedigten die verstärkte Modenachfrage des Bürgertums und trugen so zur Etablierung der
Mode bei, die sich als saisonaler und ökonomisch motivierter Wechsel de nieren lässt [18];
[12]; [1]. Das ohnehin begrenzt e ziente Instrument der Kleiderordnungen zur Regulierung
eines von oben sozial de nierten K.-Konsums wurde mit dem Ende des 18. Jh.s de nitiv
eingestellt.

Die moderne K.-Kultur, die im Zuge der Französischen Revolution zur vollen Entfaltung
gelangte, erzeugte v. a. einen Wandel der Bedeutungen: Sie ersetzte den ständisch-sozialen
Zuweisungscharakter von K. durch individuelle Geschmackskompetenz und nanzielles
Vermögen und machte K. zu einem maßgeblichen Mittel der Gestaltung von Individualität [21].
Damit wurde die Mode zu einer zentralen allgemeinen gesellschaftlichen
Kommunikationsform, deren Bedeutung nicht mehr wie noch in der ständischen Hierarchie
sozial festgelegt, sondern verhandelbar wurde.

Gabriele Mentges

5. Ausblick auf die Moderne


/
Stärker denn je zuvor wurde im 19. Jh. die körperliche
Unterschiedlichkeit der Geschlechter zur Grundlage der
Modegestaltung, mit dem Ergebnis dichotomischer
Körperbilder. Mit dem Biedermeier (1825–1855) kehrten
konservative Tendenzen zurück, insbes. Korsett und
Krinoline, die bis zu Beginn des 20. Jh.s das Ideal der
Weiblichkeit und ihre Repräsentation bestimmten.
Dagegen nimmt sich der zunehmend dominant und
dunkler werdende bürgerliche Herrenanzug in seiner
funktionalen, körpernahen Gestaltung eher modern aus;
er galt als Ausweis der Anpassung an aktuelle
Lebensformen und Lebensstile (vgl. Abb. 4).
Abb. 3: Zwei Pariser Buben. Ein
Die Mode des 19. Jh.s lebte von einem dynamischen
Muster der geschmackvollen
Wechsel bisher unbekannten Ausmaßes und einem
und zweckmäßigen
gesteigerten Konsum, der insbes. durch die zunehmende
Knabenkleidung (Kupferstich
industrielle Fabrikation von Fertig-K. ( Konfektion),
aus: Journal des Luxus und der
durch die Einführung der Nähmaschine (1855) sowie
Moden, 1791, Tafel 29). Das
durch Farbtechnologien möglich wurde (Chemische
Journal trug nicht allein zur
Gewerbe) [16].
Verbreitung engl. und franz.
Einen Sonderweg in der Geschichte der K. stellt die Moden bei, sondern auch zu der
Genese eigener regionaler K.-Stile ( Trachten) ab dem einer neuen Kinderkleidung, die
Ende des 18. Jh.s dar, die unter dem Ein uss bürgerlicher dem neuen Verständnis von
und adliger Kreise eine zunehmende Hochschätzung und Kindheit als einer
P ege erfuhren (Folklorismus) [8. 9]. Sie waren auch eigenständigen Lebensetappe
Ausdruck eines neuen Land-Stadt-Verhältnisses, in dem entsprach. Kinderkleidung sollte
die Agrarromantik eine große Rolle spielte. demnach kindgemäß sein und
nicht mehr nur repräsentative
Das Korsett stand ab dem Ende des 18. Jh.s, später in der Aufgaben erfüllen. Dies betraf
Reformkleidungsbewegung im letzten Drittel des 19. Jh.s, zunächst die Kleidung der
im Mittelpunkt der Kritik (u. a. des Arztes S. T. Knaben, erst später auch die der
Soemmering, Über die Schädlichkeit der Schnürbrüste, Mädchen.
1787), da es erhebliche gesundheitliche Schäden
hervorrief. Gegen Ende des 19. Jh.s ermöglichte die fabrikmäßige Herstellung preiswerte K.
auch für Frauen niedrigerer Einkommensschichten.

Gabriele Mentges

6. Forschung

K.-Forschung ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld von Volkskunde, Kulturanthropologie,


Kunstgeschichte, Geschichte, Soziologie, Volkswirtschaft, Psychologie, neuerdings verstärkt
auch der Literatur- und Medienwissenschaften. In den letzten Jahrzehnten vertiefen
Einzeluntersuchungen spezi scher Quellengruppen exemplarisch die Sicht auf Epochen und
/
Räume (z. B. [13]; [20]). Besonderer Wertschätzung erfreut
sich die K.-Forschung seit den 1990er Jahren in den
angloamerikan. Ländern, u. a. als Ergebnis der Cultural
Studies (z. B. in der Zeitschrift Fashion Theory. The Journal
of Dress, Body and Culture). Seit einigen Jahren erö fnen
Konzepte der modernen Konsum-Forschung neue
Perspektiven auch für die Geschichte der K.

Verwandte Artikel: Bekleidungsgewerbe | Kleiderordnung


| Konsum | Kop edeckungen | Körper | Materielle Kultur
| Mode

Gabriele Mentges

Bibliography Abb. 4: Biedermeiermode um


1820 (Stich aus: Journal für
Sekundärliteratur Literatur, Kunst, Luxus und
Mode, 1817, No. 7, Tafel 20). In
[1] A. A , Paris, London und die europ. Provinz.
der Biedermeiermode zeigen
Die frühen Modejournale 1770–1830, 2005
sich vielfältige – Geschlecht wie
bürgerliche Herkunft
[2] F. B , Histoire du costume, 1983 (11965).
kennzeichnende – elegante
[3] S. B , »Der herrlich biedere Mann«. Vom Details, beim Herrn
Siegeszug des bürgerlichen Herrenanzuges im 19. Jh., 1998 Spazierstock, Zylinder, Frack
und hoch gebundenes Halstuch,
[4] C. B , The Culture of Fashion, 1995 Hose leicht à la matelot (»nach
Matrosenart«) bzw. demi-collant
[5] E. B , Kleidung und Mode in der hö schen (»halbeng«). Die neue sittsame
Epik des 12. und 13. Jh.s, 1989 Weiblichkeit kommt bereits in
der frühen Biedermeierkleidung
[6] N. B et al., Abbild oder Wunderbild. Bildnisse
zum Ausdruck: Noch ist zwar die
Christoph Ambergers im Spannungsfeld von Rechtsnorm
hohe Taille der Empirekleidung
und gesellschaftlichem Anspruch, in: Saeculum 53/1,
in Mode, die Schute (Hut) und
2002, 21–73
aufwendige Besätze und
[7] J. B , Hö sche Kultur. Literatur und Gesellschaft Bordüren am Kleid weisen
im hohen MA, 1986, 172–209 jedoch bereits auf eine deutliche
Änderung im Stil hin.
[8] J. C , The Face of Fashion, 1994

[9] H. H , Art. Kleidung, in: H. K (Hrsg.), Alltag im SpätMA, 2003, 232–253

[10] R. J / P. S , Renaissance Clothing and the Material of Memory, 2000, 34–58

/
[11] L. K -D , Die Ordnung der Kleider. Ländliche Mode in Württemberg 1750–
1850, 2003

[12] A. K , Die frühen Modejournale in Frankreich, 1980

[13] H. M , Weben und Überleben in Laichingen 1650–1900, 1996

[14] G. M , Kulturanthropologie des Textilen, 2005

[15] R. O L / B. N , Moda a Firenze 1540–1580, 2005

[16] P. P , Les dessus et les dessous de la bourgeoisie. Une histoire du vêtement au XIXe
siècle, 1981

[17] F. P / P. M , Se vêtir au Moyen Age, 1995

[18] D. P , The Tyranny of Elegance. Consumer Cosmopolitan in the Era of Goethe, 1998

[19] A. R , The Art of Dress. Fashion in England and in France 1750–1820, 1995

[20] D. R , La culture des apparences. Une histoire du vêtement XVIIe au XVIIIe siècle, 1989

[21] R. S , Verfall und Ende des ö fentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität, 1986,
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[22] J. Z -S , Textiler Hausrat. Kleidung und Haustextilien in Nürnberg von 1500–


1650, 1990

[23] J. Z -S , »… er sei danne fünftzick iar alt oder dar über«. Zur Kleidung des Alters
im MA und in der Frühen Nz., in: Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des
Germanischen Museums Nürnberg 17, 2000, 277–287.

Cite this page

Mentges, Gabriele, “Kleidung”, in: Enzyklopädie der Neuzeit Online, Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit
den Fachherausgebern herausgegeben von Friedrich Jaeger. Copyright © J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag
GmbH 2005–2012. Consulted online on 14 May 2020 <http://dx-doi-org.uaccess.univie.ac.at/10.1163/2352-0248_edn_COM_293244>
First published online: 2019

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