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1988 [24] B. Heyberger, Les chrtiens du Proche-Orient au werden die knstlerischen Erzeugnisse verstanden, die
temps de la reforme catholique (Syrie, Liban, Palestine, XVIIe – durch Vçlker oder Gesellschaften geschaffen wurden, die
XVIIIe sicles), 1994 [25] M. Hodgson, The Venture of Islam.
The Gunpowder Empires and Modern Times, 1974 sich mehrheitlich bzw. als herrschende Minderheit der
[26] A. Hçfert, Den Feind beschreiben. »Trkengefahr« und islam. Religion und Kultur verpflichtet fhlen. Der ein-
europ. Wissen ber das Osman. Reich 1450–1600, 2003 zelne Knstler konnte durchaus einer anderen Religion
[27] H. İnalcık / D. Quataert (Hrsg.), An Economic and angehçren (so konnten christl. Handwerker fr muslim.
Social History of the Ottoman Empire, 1997 [28] C. Kafadar,
Between Two Worlds. The Construction of the Ottoman State, Auftraggeber arbeiten); dennoch ist das »Produkt« in
1995 [29] M. Kemper, Sufis und Gelehrte in Tatarien und Form und Stil »islamisch« (ÑOrientalische Kunst).
Baschkirien, 1789–1889. Der islamische Diskurs unter russischer Von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 19. Jh.s ent-
Herrschaft, 1998 [30] M. Kemper, Herrschaft, Recht und Islam standen islam. Kunstwerke ganz unterschiedlicher Art in
in Daghestan. Von den Khanaten und Gemeindebnden zum
ǧihad-Staat, 2005 [31] K. Kreiser, Der Osmanische Staat, 1300– einem Gebiet, das in seinen engeren Grenzen von der
1922, 2001 [32] I. Lapidus, A History of Islamic Societies, 11988 Iber. Halbinsel (al-Andalus) im Westen bis nach Indien
[33] I. Lockhart, Nadir Shah – A Critical Study Based Mainly im Osten reichte und Gebiete Nordafrikas (mit gyp-
upon Contemporary Sources, 1938 [34] R. McChesney, Waqf ten), den Vorderen und Mittleren Orient (Syrien-Pals-
in Central Asia – Four Hundred Years in the History of a
Muslim Shrine, 1480–1889, 1991 [35] Y. Moubarac, Recherches tina, Mesopotamien, Iran), die Trkei und große Berei-
sur la pense chrtienne et l’islam, 1977 [36] R. Oßwald, che des Balkans, den Kaukasus und Mittelasien ein-
Schichtengesellschaft und islamisches Recht: Die Zawāyā und schloss (ÑIslam). Eine wichtige Rolle spielten neben
Krieger der Westsahara im Spiegel von Rechtsgutachten des 16.– Kalligraphie [3] und Buchmalerei (anstelle der europ.
19. Jh.s, 1993 [37] J. Osterhammel, Die Entzauberung Asiens.
Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jh., 1998 Tafelmalerei) die angewandten Knste (ÑKunsthand-
[38] E. Peskes, Muhammad b. ‘Abd al-Wahhāb (1703–92) im werk), hier v. a. Arbeiten in Keramik, Metall, Holz und
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Widerstreit. Untersuchungen zur Rekonstruktion der Frh- Jade, aber auch Textil- und Teppichkunst.
geschichte der Wahhābiyya, 1993 [39] E. Peskes, al-‘Aidarūs
und seine Erben. Eine Untersuchung zu Geschichte und Sufis-
mus einer hadramitischen Sāda-Gruppe vom 15. bis zum 18. Jh., 1.2. Zur Frage des Bilderverbots
2005 [40] ˙J. F.˙ Richards, The Mughal Empire, 1993
[41] H. R. Roemer, Persien auf dem Weg in die Nz. Iranische Ausgehend vom ÑKoran, der heiligen, vom ÑProphe-
Geschichte von 1350–1750, 1989 [42] E. Saad, Social History of ten Muhammad im 7. Jh. verkndeten und sehr bald
Timbuktu. The Role of Muslim Scholars and Notables, 1400– ˙
1900, 1983 [43] W. Schulze, Reich und Trkengefahr im spten schriftlich fixierten Botschaft, kommt dem Wort und
16. Jh., 1978 [44] V. Segesvary, L’islam et la rforme, 1978 der arab. Schrift (und damit der Kalligraphie) große
[45] J. Spaulding, The Heroic Age in Sinnār, 1985 Bedeutung zu. Auch wenn der Koran ein Bilderverbot
[46] A. von Kgelgen, Die Legitimierung der mittelasiatischen nicht explizit benennt, ist eine Reihe negativer Aussagen
Mangitendynastie in den Werken ihrer Historiker, 2002
[47] J. Wilkinson, The Imamate Tradition of Oman, 1987. Muhammads bezglich figrlicher (menschlicher) Dar-
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stellungen in den Hadithen berliefert; sie hatten (und
Stefan Reichmuth haben bis heute) u. a. aufgrund verschiedener Rechts-
schulen regional und zeitlich unterschiedlich starke Res-
Islamische Gesellschaft triktionen zur Folge. Dort, wo figrliche Darstellungen
s. Muslimische Gesellschaften abgelehnt werden, wie an bzw. in der ÑMoschee, wird
die Prsenz ÑGottes mit dem Abbild des Wortes, d. h.
Islamische Kunst und Architektur der ÑSchrift, symbolisiert. Inschriftenprogramme wur-
1. Kunst den so zu bevorzugten Trgern religiçser und intellek-
2. Architektur tueller Inhalte [7].
Große Bedeutung erlangte die ÑOrnamentik, bei der
1. Kunst geometrische Figuren zu unendlichen Rapports (Mus-
tern) verdichtet wurden, die ganz unterschiedliche Kunst-
1.1. Begriff und Definition werke schmckten. Charakteristisch ist ferner die sog.
1.2. Zur Frage des Bilderverbots Arabeske, eine stark stilisierte Gabelblattranke, die seit
1.3. Osmanen
1.4. Safawiden der Renaissance auch in die europ. Kunst Eingang ge-
1.5. Moguln funden hat.
1.6. Europische Musealisierung
1.4. Safawiden
Die Safawidenherrscher fçrderten nicht nur die Ar-
chitektur (s. u. 2.3.), sondern auch Kunsthandwerk und
Malerei [5]. Gern und hufig wurde das von Firdausı̄
um 1010 fr Sultan Mahmūd Ghaznawi (Ghazna/ Afgha-
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Erst unter Sleymān dem Prchtigen (reg. 1520– Abb. 6). Im Norden nimmt der mehrere Kilometer
1566) wurde der Topkapı Sarayı auch zum Wohnpalast lange Basar seinen Anfang, im Sden wird die Anlage
mit dem als ÑHarem bekannten, allen Fremden unzu- von der Masjid-i Shāh begrenzt, und an den Lngsseiten
gnglichen Wohnbereich der Frauen, Sklavinnen und liegen die Scheich-Lutfallah-Moschee und das ‘Alı̄ Qapu
Prinzen sowie des Sultans selbst. Das heutige Bild des einander gegenber, das einst zum dahinterliegenden
Palasts ist geprgt von den zahlreichen, bis zur Aufgabe Palast fhrte. Dieses mehrgeschossige loggiaartige Ge-
der Residenz Mitte des 19. Jh.s entstandenen Um-, Er- bude ist im Kern noch timuridisch, erhielt aber im
weiterungs- und Neubauten (v. a. nach den großen Brn- 17. Jh. seine heutige Gestalt und Ausstattung, zu der
den 1574 und 1665). Mit dem Umzug des Sultans in den im auch die figrlichen Wandmalereien gehçren, die europ.
europ. Stil errichteten DolmabahÅe Sarayı auf der europ. Einfluss nicht verleugnen kçnnen.
Seite des Bosporus, verlor der Palast seine Funktion und Eine Vorstellung des (nicht erhaltenen) Safawiden-
wurde ab 1924 als musealer Komplex aufwendig restau- palastes von Isfahan, der nach Aussagen europ. Reisen-
riert (bis heute andauernd), mit einer der weltweit bedeu- der weniger hermetisch abgeschirmt gewesen sein soll
tendsten Sammlungen islam. Kunst (s. o. 1.6.). als der Topkapı-Palast in Istanbul, vermitteln die Palste
Čihil Sutun (»Palast der vierzig Sulen«) und Hascht
Bihascht (»Palast der acht Paradiese«), einzeln stehende
2.3. Safawiden
mehrgeschossige, symmetrisch angelegte Gebude in-
Die Mitglieder der mit den Osmanen um die Vor- mitten parkhnlicher Anlagen mit Wasserbecken, in de-
macht ringenden, aus einem schiitischen Orden ent- nen sich die Bauten spiegeln.
standenen Dynastie der Safawiden (ab 1501, vgl. ÑIslam Die Grundrisse safawidischer Moscheen sind durch
6.2.2.) entwickelten sich rasch zu Fçrderern der Kunst das in seldschukischer Zeit ursprnglich fr die Medrese
und A. Dies gilt bes. fr Schah ‘Abbās I. (reg. 1588–1629), entwickelte Vier-Iwan-Schema geprgt, bei dem sich vier
der die Hauptstadt von Qazwin ins Landesinnere nach in den Achsen des Gebudes liegende große Bogenhallen
Isfahan verlegte, das im 11. Jh. bereits Hauptstadt des (Iwane) auf einen rechteckigen Hof çffnen. Im Gegensatz
Seldschuken-Reiches gewesen war. Hier entstand ein z. B. zu osman. Moscheen, deren Kuppeln außen nicht
neues Viertel mit der großen, rechteckigen Platzanlage geschmckt sind, setzen die safawidischen Moscheekup-
Maydān-i Shāh (ca. 150 x 500 m), bei der Handel und peln durch glasierte Ziegel auch farbliche Akzente im
Religion vorbildlich miteinander verschmolzen (vgl. Stadtbild, wobei Blau und Trkis dominieren.
Islamische Kunst und Architektur
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Abb. 6: Maydān-i Shāh (Platzanlage) mit Blick auf die Scheich-Lutfallah-Moschee, Isfahan (1602–1611). Aufgrund der Aus-
richtung nach Mekka liegt die Moschee diagonal zu den Achsen des Platzes, die Fassade in der Flucht der Basar-Arkaden; ihr
Kern ist ein quadratischer Betsaal mit mchtiger Kuppel (Durchmesser: 18,30 m), die außen ganz mit farbig leuchtendem
Rankenwerk berzogen ist. Um den Glubigen beim Eintritt den Blick auf den Mihrab zu gewhren, wurde – ein genialer
Kunstgriff – ein berwçlbter Gang vom Portal aus um die beiden nçrdlichen Seiten des Betsaals gefhrt.
Außer Moscheen und Palsten entstanden in safawi- chah-bagh-Schema aufnahmen (symmetrische Untertei-
discher Zeit v. a. zahlreiche Karawansereien, große An- lung in vier Bereiche). Auch unter seinem Nachfolger
lagen außerhalb der Stdte an den Handelswegen gele- Humāyūn (reg. 1530–1543 und 1555/56) spielten timuri-
gen, die mitunter mehrere Hçfe aufweisen kçnnen, um dische Vorbilder in der A. noch eine große Rolle bei
die sich kleinere fr Reisende und Waren bestimmte Grabbauten und Moscheen (z. B. die Moschee in Kach-
Rume gruppieren. In den Stdten wurden Bder und pura/Agra, 1530–1531). Allerdings wurden die timuri-
umfangreiche Handelsanlagen errichtet, die hufig von dischen Elemente sehr rasch mit einheimischen Bau-
der nachfolgenden Dynastie der Qājāren (1796–1928) formen kombiniert, sodass sich ein eigenstndiger Stil
ausgebaut und erweitert wurden und z. T. bis heute in herauszubilden begann.
Nutzung sind (z. B. in Kashan). Unter Akbar (reg. 1556–1605) nahmen die Bauauf-
trge deutlich zu, und die Mogul-A. erhielt ihre charak-
teristische Ausprgung, die eine Synthese aus timuri-
2.4. Moguln
dischen, ind. und pers. Anleihen darstellt. Das typische
Der letzte Timuriden-Prinz Bābur begrndete 1526 Baumaterial war der rote Sandstein (eine Farbe, die
in Nordindien die Dynastie der Moguln [8], die das imperialen Zelten vorbehalten war), der half, die sehr
Sultanat von Delhi (gegr. 1206 unter Qutb ad-Dı̄n Ay- unterschiedlichen Elemente zu einer Einheit zu ver-
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beg) ablçsten. Das ÑMogulreich bestand bis zur Erobe- schmelzen. Es entstanden v. a. Mausoleen, palastartige
rung durch das ÑBritish Empire (1858) in unterschiedli- Einzelgebude (Kiosks), Pfçrtnerhuser, Bder (ham-
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cher Ausdehnung und beherrschte im 16. und v. a. im mām), Karawansereien und kleinere Moscheen.
17. Jh. große Teile des ind. Subkontinents. Mit dem fr Bāburs Vater Humāyūn errichteten
Fr die Frhzeit sind wir auf die Beschreibungen in Mausoleum in Delhi erreichte diese A. eine neue Stufe.
Bāburs Memoiren Bāburnāma angewiesen, die sich Dieses erste in einer Reihe imperial-dynastischer Grab-
jedoch aufgrund der schlechten materiellen berliefe- bauten verband timuridische Elemente, kreativ weiter-
rung nur bedingt berprfen lassen. Bābur soll zahlrei- entwickelt mit lokalen Traditionen zu einer ausgewoge-
che Grten angelegt haben, die das pers.-timuridische nen Einheit mit perfekter Bauplanung und -ausfhrung.
Islamische Literatur
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Der 1562–1571 errichtete monumentale Bau, der im Zen-
2.5. Rezeption
trum des ltesten erhaltenen Mogulgartens steht, kann
mit Sayyid Muhammad und seinem Vater Mirak Sayyid Unter dem Gesichtspunkt der A.-Rezeption kann die
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Ghiyath in Verbindung gebracht werden. Beide Archi- Rolle der Alhambra, des im 19. Jh. von europ. Reisenden
tekten (zugleich auch Dichter) arbeiteten zuerst fr den und Schriftstellern wiederentdeckten Palasts der Nasri-
letzten Timuridenherrscher Husayn Bayqara in der den (1230–1492) in Granada, kaum berschtzt werden.
Kunstmetropole Herat, dann fr Bābur und schließlich, Die Formensprache der Alhambra prgte das europ. Bild
whrend Humāyūns Exil, fr den Usbeken-Herrscher in islam. A. strker als jeder andere islam. Bau; sie wurde
Buchara. Der ebenso klare wie komplexe oktogonale zum Synonym »Maurischer A.« schlechthin (u. a. durch
Grundriss, dessen Zentrum ein Kuppelraum bildet, Owen Jones’ The Grammar of Ornaments, 1856). Der
stimmt in wesentlichen Punkten mit dem (nur durch Alhambra entlehnte A.-Elemente bzw. Ornamente fin-
schriftliche Quellen bekannten) hçlzernen Bootspalast den sich an ganz unterschiedlichen Gebuden des 19.
Humāyūns berein. Damit ist ein wichtiges Phnomen bzw. 20. Jh.s, sei es in Istanbul, Kairo oder Tbilisi.
der Mogul-A. angesprochen: Die Austauschbarkeit von
Grab- und Palast-A. Der ninefold plan [10] wurde in der Þ Islam; Moschee; Orientalische Kunst
Palast-A. zum populrsten Grundriss.
[1] S. S. Blair / J. M. Bloom, The Art and Architecture of Islam,
In Akbars Regentschaft fiel auch die Erneuerung des 1250–1800, 1994 [2] S. R. Canby, The Golden Age of Persian
unter der Lodi-Dynastie aus Lehmziegelmauerwerk er- Art, 1501–1722, 1999 [3] S. R. Canby (Hrsg.), Safavid Art and
bauten Red Fort in Agra (durch Qasin Khan, 1564–1571). Architecture, 2002 [4] W. B. Denny, Osmanische Keramik aus
Iznik, 2005 [5] G. Goodwin, A History of Ottoman Archi-
Eine symmetrische Planung von Palastanlagen – erstmals
tecture, 31992 (11971) [6] M. Hattstein / P. Delius, Islam.
unter Shāh Jahān (1628–1658) zu konstatieren – fand hier Kunst und Architektur, 2000 [7] R. Hillenbrand, Islamic
noch nicht statt; vielmehr orientierte sich Akbar am un- Architecture: Form, Function, Meaning, 21994 (11991)
regelmßigen Plan seiner Vorgnger. Der rote Sandstein [8] E. Koch, Mughal Architecture: An Outline of Its History
and Development (1526–1858), 1991 [9] E. Koch, Kunst als
gab dem grandiosen Komplex seinen Namen. Bes. ein-
Sprache des Islam?, in: Die Welt des Orients. Kunst und Kultur
druckvoll ist das sog. Elefanten-Tor (hathi pol), der des Islam (Ausst.kat. Leoben), 2006, 15–25 [10] A. Kuran,
çffentliche Zugang im Westen der Anlage. Von den Sinan. The Grand Old Master of Ottoman Architecture, 1987
ursprnglich five hundred buildings in the wonderful [11] G. Necipoglu, Architecture, Ceremonial, and Power, 1991.
designs of Bengal and Gujarat, die Akbars Chronist Abu Joachim Gierlichs
Fazl erwhnt, sind nur wenige Gebude erhalten.
Kurz darauf entstand in Fatehpur-Sikri eine be-
wehrte residenzartige Vorstadt Agras, zu der auch eine Islamische Literatur s. Literatursprachen;
große Freitagsmoschee gehçrt (Jāmi‘ Masjid, 1568–1578), Schriftkulturen, außereuropische
die erste in einer Reihe von gigantischen Moscheen mit
offenem Hof, zahlreichen kleinen Rumen an den Seiten Islamisierung
(hujras) und monumentalen Toranlagen, deren grçßte – s. Islam; Religiçse Interaktion, globale
das Buland Drawaza (Lofty Gate) – mit einer Hçhe von
54 m sogar Timurs Palast Ak Saray in Shahr-i Sabz Italia illustrata
(Usbekistan) bertrifft. 1. Die erste nationale Geographie
Das von Shāh Jahān 1632–1648 fr seine verstorbene 2. Erkenntnisinteresse
Frau Mumtāz Mahal errichtete Mausoleum Tāj Mahal, 3. Gliederung
˙ ˙ 4. Wirkung
ein von zwei Minaretten flankierter zweigeschossiger
Grabbau mit monumentaler Kuppel, stellt nicht nur
den Hçhepunkt der Mogul-A. dar, sondern besitzt
1. Die erste nationale Geographie
auch das grçßte epigraphische Programm eines islam.
Gebudes weltweit. Die 25 Koraninschriften, darunter 14 Mit der seit 1448 entstandenen und 1453 unvollendet
vollstndige Suren, handeln u. a. vom Letzten Gericht, verçffentlichten lat. Italia illustrata (»Das [vom Ruhm]
der gçttlichen Verzeihung und dem Paradies. Das Mau- erleuchtete Italien«) schuf Flavio Biondo, ppstlicher
soleum wird so, untersttzt von der floralen Ornamen- Sekretr und Schreiber der apostolischen Kanzlei, die
tik, zum Abbild des himmlischen Hauses, das der Ver- erste humanistische Darstellung Italiens und die erste
storbenen im Paradies bereitet wird [9]. humanistische Landesbeschreibung berhaupt, ein eu-
Beispiele der Mogul-A. fanden zu Beginn des 19. Jh.s ropaweit wirkendes Muster nationaler Selbstdefinition.
auch Eingang in Europa, wie z. B. der Royal Palace in Indem sie die universale Perspektive ma. Erdbeschrei-
Brighton bezeugt, der nach der Eroberung Delhis 1803 bungen und Weltchroniken mit ihren heilsgeschicht-
durch die Briten errichtet und 1832 vollendet wurde. lichen Implikationen verlsst, doch weit ber den loka-