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(1747—1773).
Von'
Oskar Mann.
I. Die QueUenwerke.
In diesem und den folgenden Kapiteln bis fol. 50» vrird in der
That ein mit der Unterwerfung des §äh Rul) §äh endender Peld¬
zug gegen ^uräsän erzäblt. Dass dieser Zug gegen Persien aber
im jäire 1160, wie die Überschrift angiebt, stattgefunden hat, ist
absolut ausgeschlossen. Denn erstens war im Jahre 1160 Säb Ru^
noch nicht Herrscher in MeShed, — nach Angabe des Taril)-i-Nädiri
1) Vgl. Kuch ebenda pag. 1041 unter No. Or. 2047 , sowie Preface (zu
Vol. III) pag. XXII—XXIV.
100 Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Säh Durräni.
Wenden wir uns nun zu E. Der Auszug trägt auf dem ersten
1) S. Stuart Lane Poole, The coins of the Shahs of Persia, Introd. p. LI.
2) Fol. 22».
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Mann, QueUenstudien xur Oeschichte des Alimed Säh Durrani. 101
worden sind. Perner ist der Auftrag angegeben, den der Epitomator
erhielt, und eine Art Bericht über die Ausführung. Die Überschrift
zu dem Auszuge lautet:
Dem entspricht auf dem unteren Teile des Blattes folgende Notiz:
Der MunSl hatte also von Elliot den Auftrag erhalten, aus einer
Handschrift, welche die Geschichte des Ahmed §äh von der Er¬
mordung Nadirs an bis zu Ahmeds Tod und der Thronbesteigung
des Sulaimän, des Schützlings des Premierministers Öäh Weli Hän,
enthielt, in der Weise zu excerpieren, dass er die zehn ersten und
die zehn letzten Zeilen der Handschrift, sowie je hundert Zeilen
von den Kapiteln, welche von den indischen Feidzügen des Ahmed
handelten-) , abschreiben sollte. Die- Beschreibung der Handschrift
ist in einzelne Rubriken eingeteilt, ähnlich wie in dem .Catalogue
of the Persian books and mss. in the library of the Asiatic Society
of Bengal", by M. Ashraf Ali:
p
'j JLi J-o'J' ^JmW JtJoü oLÄr^'J
J^\>.l*^ ^.j^h"^ \Ji.ly>
,LKM>jS\!i\ J-'y
JjJA- kJ ■■
Wir werden also nach dem eben ausgeführten kaum fehl gehen,
wenn wir in der den Excerpten von E zu Grunde liegenden Hand¬
schrift eine spätere Überarbeitung von L sehen.
1) Gern hätte ich hier den persischen Text der beiden Einleitungen ein¬
gefügt, doch i^t es bei dem schlechten Zustande von L, vor allem wegen der
häufigen und grossen Ameisenlöcher, nicht möglich, einen einigermassen ge¬
sicherten Text 2u geben, besonders von dieser im allerfeinsten Prunkstil ge¬
arbeiteten Einleitung. Auch die für mich gefertigte Kopie vou £ ist keine
sichere Unterlage für eine Textausgabe.
Mann, QueUenstudien zur Geschichte des Alimed Sdh Durrdnt. 103
vü*.^! ^j! . Der Brief aber fehlt , und es folgen statt dessen zwei
leere Blätter, als ob auf diesen das fehlende hätte nachgetragen
werden sollen. Auch sonst finden wir in L ziemlich häufig derartig
absichtlich frei gelassene Stellen, besonders ist zwecks späterer Aus¬
füllung für die Datumsangaben ein Raum leer gelassen. Man wird,
glaube icb, aus diesen absichtlichen Lücken der Handschrift scbliessen
dürfen, dass wir in L das Concept des Verfassers oder eine genaue
Abschrift davon vor uns haben. L ist nicht datiert , aber alles.
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104 Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Bäh Durränt.
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Mann, Quellenstudien zur Gesehiclite des Alimed Säh Durräni. 105
auch aus den letzten der erzählten Ereignisse sehliessen lassen, die
ja in das Jahr 1186 fallen.
Merkwürdigerweise wird nun in dem 1182 (1184) verfassten
Parhat an-Näzirln des Muhammed Aslam (s. Browne, Catalogue of
the Persian mss. in the library of the üniversity of Cambridge,
pag. 118) unter den benutzten Quellenwerken ein Tarllj-i-Ahmad
Abdäll aufgeführt. In der Pariser Handschrift des Parhat an-Näzirln
(Suppl. Pers. 245, früher Pond Gentil Nr. 47) fehlt' das Tarih-i-
Ahmed, sowie noch einige andere von den im Cambridger Manu¬
skript aufgezählten Werken. Es kann hier kaum eine andere Ge¬
schichte A\imeds, als die des Mahmüd al-HusainI gemeint sein;
wenigstens haben wir von einem Vorläufer des Mahmüd keinerlei
Kunde. Wenn nun in einem schon 1184 abgeschlossenen Geschichts¬
werke das Tarl^-i-AhmedSähi als Quelle erwähnt wird, so könnte
man eben nur annehmen, dass scbon vor 1186 eine Recension dieses
Werkes existiert habe, zu der eventuell die uns in L erhaltenen
Fragmente gehörten. Aber es ist auch nicht unmöglich , dass in
der Cambridger Handschrift die Nennung des TariVj-i-Ahmed Abdäll
auf späterer Einschiebung, vielleicht sogar nur des Abschreibers,
beruht, der durch Hinzufügung weiterer Titel von Geschichtswerken
sein historisches Wissen zeigen woUte.
AVir würden natürUch mit viel mehr Klarheit über die Ent¬
1) In der von Sprenger veröffentlichten Liäte von Hs. aus Elliots Nach-
ass (Journal of the R. Asiatic Soc. of Bengal, vol. XXIH), die auch einige
von Elliot nur geliehene Hs. aufzählt, ist das Tarih-i-Atimedsähi nicht enthalten.
2) Dem Wunsche des Herrn Recensenten in der Deutsch. Litt.-Zeitung,
Jahrg. XIH (1892) no. 9. nach einer Kollation der Londoner „Handschrift"
habe ich inzwischen nachzuliommen Gelegenheit gehabt. Dies Manuskript ent¬
hält jedoch nur, wie aus der Beschreibung Rieus (II. pag. 806») schon hervor¬
geht, die Kapitelüberschriften, die mit ganz belanglosen Ausnahmen, mit denen
Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed ääh Durräni. \(yj
Über die Quellen, nach denen Emin seine Geschichte des Ahmed
häh behandelt hat, habe icb nichts ermitteln können. Jedenfalls
hat er das Tarlh-i-AbmedSähl nicht benutzt. Zudem scheint mir
die ganz unerklärliche Verwirrung, die, wie wir weiter unten sehen
werden , in Bezug auf die zeitliche Folge der einzelnen Feldzüge
der Afghanen bei Emin herrscht, darauf hinzudeuten, dass wir es
hier lediglich mit einer Kompilation einzelner dem Verfasser münd¬
lich oder schriftlich mitgeteilter Erzählungen zu thun haben. Nach
der Darstellung bei Emin haben wir folgende Reihenfolge der Kriege
des Ahmed häh:
Sodann folgt: Ein Feldzug nach Indien (pag. Ia — Ilf, Zeile 15).
Wie weit diese Darstellung von den aus den übrigen Quellen
zu gewinnenden Daten abweicht, wird sich im weitem Verlaufe
unserer üntersuchungen zeigen.
der Berliner Hs. genau übereinstimmen. Als erstes Kapitel ist aufgeführt, ohne
persische Überschrift: „Introduction & Authors preface". Darunter steht die
Bemerkung: „Many of the transactions narrated in this history translated in
Persian [from] records in Arabie". Mir scheint hier lediglich ein Irrtum oder
Missverständnis des Rev. John Haddon Hindley, der jene Sammlung von Kapitel¬
überschriften historischer VVerke anlegte, vorzuliegen.
1) Morley, Descriptive Catalogue . . ., pag. 76, no. LXI.
108 Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durränt.
Wie sich aus der Einleitung ergiebt, hatte der Verfasser, Münk
Muhammed 'Abd el-Kerim 'Alawi eben eine Geschichte des Sugä'
el-mulk, pädiSäh-i-Durräni, der im Jahre 1255 mit Hilfe der Eng¬
länder sicb zum Herm von IJuräsän geinacht hatte , vollendet , als
er sich entschloss, eine ausführlichere Geschichte der ganzen Durräni-
Dynastie zu sclireiben. Für die Zeit bis zum Jahre 1212 wollte
er als Quelle das Tarilj des Imäm ed-Din Husaini (Cistl?) zu Grunde
legen, und die späteren Ereignisse, nach dem, was er in Käbul
und Kandahar gebört hatte, erzählen.
Dementsprechend behandelt das Werk in fortlaufender Dar¬
stellung die Geschichte des Alimed ääh u. s. w. bis zum Jabre 1212.
Sodann folgt ein Kapitel über die Emire aus der Zeit des Zemän IJän :
darauf die Beschreibung des Pangäb und der Wege zwischen PeSä-
war, Käbul, Kandahar und Herät:
zeichnete, noch ein längerer Ahschnitt an, dessen erste Sätze folgen¬
dermassen lauten :
^^iaXw jLS^ jJLi Jw^"! »ysj fci' v_,JLc BJjy JuöljL* j »LX^L^iwc
i3Lv b" Jyi oJstk\A3 ^ jlij («itj tiXjJ lX^üÜ 8l)j.j '-^Jj^
l**-^'-^ jJ U^'-^'jJ
Es folgt dann eine Erzählung der Schicksale des Zemän Säh und
Sultän Mahmüd bis zur Installierung des Sugä' el-Mulk als König
von Afghanistan. Wir ersehen aus den mitgeteilten Sätzen, dass
Muhammed 'Abd el-Kerim das Werk des Imäm ed-Din Husainl von
1) v_jL5=\Zjt ijüjlaj vielleicht ein term, techn. für jene Art der Be¬
nutzung, bei welcher Satz für Satz der Gedankengang des Originals wieder¬
gegeben wird, teils mit denselben Worten, teils mit absichtlichen Abweichungen
im Ausdruck.
2) Ich habe leider keine der Hss. des Hnsainsähi selbst einsehen können,
und bin deshalb auf den Umweg Uber das Tarih-i-Ahmed angewiesen.
3) Die Kopie aus dem Husainsähi verdanke ich der Liebenswürdigkeit
110 Mann, Quellenstudien zur Gesehiclite des Ahmed Sah Durränt.
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meines Freundes Professor Dr. Ross, der sich der MUhe unterzogen hatte, aus
der Hs. der Asiatic Society, die, wie er schreibt, sehr schlecht geschriebenen
Überschriften für mich zu kopieren. In der Hs. des Brit. Mus. fehlen diese
Überschriften nach seiner Mitteilung gänzlich.
1) Natürlich ist Nädir Säh gemeint.
Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Säh Durräni. Hl
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[12 Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durränt.
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beginnt : beginnt :
Leider haben wir in diesen Angaben gerade für die uns hier
beschäftigende Epoche eine Lücke, zwischen dem Tari^-i-Nädirl und
den Memoiren des äugä' el-mulk. Das ist um so mebr zu bedauem,
als gerade die Darstellung der Gescbichte des Ahmed ääh manche
Nacbrichten bringt, die in den andem Quellen nicht nachzuweisen
sind, und für welche die Gewährsmänner zu kennen nicht un¬
wichtig wäre^).
Der Verfasser giebt nach einer kurzen Beschreibung des Landes
eine Geschichte der Afghanen von ihrem ersten Auftreten an bis
1) Hier wird die von da ab von Säh Euh gebrauchte Siegelinschrift an¬
zu der Dynastie der Surf in Hindöstän (Sir Säh, Sehm §äh und
Muhammed Öäh). Dann folgt eine sehr interessante Geschichte der
beiden führenden Stämme, der Abdäli und der öaligäi, und ihrer
fortwährenden Fehden untereinander, bis zur Eroberung von Herät
und Kandähär durch Nädir ääh. Auf Seite 122 wird dann die
1) 'All Muräd Hän starb nach dem Tarih-i-Zendijje (ed. Beer, pag. IT,
Zeile 18) am 28. Safar 1199.
116 Mann, QueUenstudien zur Geschichte des Ahmed Säh Durräni.
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Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durränt. 117
eS-Sems für die Jahre 1161 und 1162 augenscheinlich einer anderen
Quelle folgt. Hierüber findet man weiter unten bei der Übersetzung
der betreflfenden Stellen des Matla' e§-§ems das nötige angemerkt.
Sprache in Ägypten.
^y<\iiji, pl. v_aj^Liw«: c'est ainsi qu'il est donne dans un manu¬
scrit turc qui fait partie de ma collection, et qui traite de l'histoire
moderne de Bagdad ; ce ms. n'a ni titre ni nom d'auteur, mais il
a ete evidemment composö par un Turc, qui faisait probablement
partie de Vodjaq des Janissaires formant la gamison de Bagdad,
et qui etait ä m6me de connaitre la vöritable prononciation de
ce mot: