Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
(1747—1773).
Von
Oskar Mann.
VI.
2- 5
324 Mann, Quellenstudien zur Gesehiclite des Ahmed Säh Durräni.
1) Cf. oben in Kap. IV. Die Znhl 6 ist etwas hoch gegriffen. Weiter unten
wird als Datum der Ankunft des Sah Ruh im Lager Ahmeds der IG. Safar
(also schon 1168) angegeben. Da am 25. Ramadän die Cernierung der Stadt
begann, so sind kaum 5 Monate verflossen. Wir befinden uns also jetzt im
Anfang des Dezembers 1754.
2) Nach den Wüstenfeldschen Tabellen wäre der 19. Safar 11C8 =
Donnerstag, dem G. Dezember 1754.
22*
326 Mann, Quellenstudien zur Gesehichte des Ahmed Säh Durrdnt.
vn.
p
")
VHL
oLäs! vJjLäjt ^i.LSJ! (^0L*J5- sL« j*^. Das wäre der 23. März 1755 nach
Wiistenfeld. Das „Gulsen-i-Muräd" (s. oben) giebt als Neujahrstag dieses Jahres
den 7. Gumädä II. an (Rieu, Supplement to the Catalogue of Persian Mss. in
the Brit. Mus. pag. 44). In der That fällt der Frühlingsanfang im Jahre 1755
auf den 21. März.
3) Die Handschrift schreibt fast ausnahmslos und meist anch
2 5 *
328 Mann, QueUenstudien zur Geschichte des AJimed Säh Durrani.
2 S *
Mann, Quellenstudien sur Geschichte des Alimed Sah Durrani. 329
V
2U treten. Säh Pesend Hän verlegte alle Strassen in der Umgegend
von Sebzewär , so dass^ den Bewohnern ein Entkommen unraöglich
gemacht war. Ahmed Sah langte am 7. Ramadän vor NiSäpür an.
'Abbäs KuU Hän, der K«mmandant von Nisäpür, der wohl nicht
von neuem die Schrecken einer Belagerung über die Stadt bringen
wollte') sendete zwei seiner Verwandten, Muhammed 'Ali Hän und
Bäkir zu Ahmed, um ihm die Unterwerfung anzubieten.
dieser gewählte ihm zwar die erbetene Verzeihung, bielt ihn aber
Wir werden weiter unten sehen, dass Mahmüd Ibn Mutannä selbst diesen kleinen
Makel einer so geringfügigen Niederlage auf dem Namen der Afghanen nicbt
sitzen lassen kann: nach seiner Darstellung unternimmt Ahmed Sah einen
Rachezug, der aber, da sich kein Feind findet, erfolglos verläuft. Keine einzige
der andern Quellen berichtet hiervon etwas, so dass man geneigt sein könnte,
in der Erzählung des Tarih i Ahmedsäh! ein freies [oder inspiriertes?] Phantasie¬
gehilde des Autors zu sehen, in majorem regis gloriam. Im übrigen ist die
tibereinstimmung der Erzählung bei Emin (pag. Io —11) mit dem vorliegenden
Berichte fast eine völlige ; die Darstellung Emins ist nur viel eingehender. Ver¬
schieden werden allerdings die Folgen der Niederlage geschildert: nach Emin
flieht Sah Pesend Hän mit seinem ganzen Heere nach Nisäpür (so haben auch
die übrigen Quellen, besonders die Kagärengeschichten), während das Tarilj i-
Ahmedsähi die Afghanen wenigstens ihre Stellung bei Sebzewär behaupten lässt.
Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Säh Durräni. 331
IX.
^! o^L>
Isma'il IJän war in der letzten Zeit von §äh Ru^ §ähs erster
Regiemngsperiode [also etwa im Anfang von 1163] von 'Iräk nach
^uräsän gekommen und hatte sich in MeShed niedergelassen. Nach
der Absetzung und Blendung des Säb Rulj batte er, die allgemeine
Verwirrung benutzend , sich nach IJwäf begeben , und sich in der
p
Burg Rüd (Oj^ i^Ai ^o) in der Näbe von IJwäf festgesetzt. Hier
wusste er , als Sah Ruh wiederum den Thron bestieg , sich zum
unabhängigen Gebieter zu machen, und setzte es durch, dass er von
§äh Rulj feierlicbst mit der Herrscbaft über diese Gegenden belehnt
wurde. In dem Jahre , in dem Ahmed Sah (Dun-änl) sich an die
«
Entsätze von Herät von Hwäf her anräckte, beeilte sich Isma'il
332 Mann, Quellenttudien zur Geschichte des Ahmed Säh Durränt.
IJän, als ääh Ruh bei Rüd anlangte, seine Unterwürfigkeit zu zeigen.
Im Gebeimen aber sucbte er lediglich auszukundschaften, ob irgend
eine seiner vielen in IJwäf begangenen Mordthaten etwa dem ääh
Ruh bekannt geworden sei. Da sich 'All Hän Kele6, der damals die
Geschäfte des ääh Rulj führte, seinem Werben gegenüber ablehnend
verhielt, so entschloss sich Isma'il Hän kurzer Hand, sich lieber
den Afghanen in die Arme zu werfen, und schickte eine Botscbaft
mit der Bitte um Beistand an Ahmed ääh , wäbrend er zugleich
dem Heere des ääh Ruh gegenüber eine feindselige Haltung an¬
nahm. Sofort begannen die Truppen des Säb Rulj die Burg Rüd
zu beschiessen, und die Besatzung war nahe daran, sich zu ergeben,
als die von Abmed ääh geschickten Afghanen erschienen , und die
Soldaten des ääh Rulj infolgedessen sich zurückzogen. Das plötz¬
liche Auftreten der Afgbanen rief unter den Truppen des ääh Rulj
eine förmliche Panik hervor, so dass alles eiligst flüchtete und
ääh Ruh selber nur von wenigen seiner Getreuen begleitet, nach
Meshed zurückkehrte. Isma'il IJän unterwarf sich den Afghanen
und begleitete Ahmed ääh auf dessen weiteren Untemehmungen
in IJuräsän. Erst als die Afghanen näch Kandahar zurückkehrten,
kam auch Isma'il IJän wieder nacb Hwäf, und gelangte in der
Polgezeit, hauptsächlich wegen seiner engen Verbindung mit den
zum zweiten Male in Huräsän einfiel , erbielt Isma'il Hän den Be-
^ ^ X
fehl, mit seinen Trappen unter dem Oberbefehl des Säh Pesend
l^&n gegen Sebzewär vorzurücken. Isma'il Hän wusste sich jedoch
aus dem Heere des Säh Pesend Hän unbemerkt zu entfernen. Er
stützimg seitens der Kagaren, welche für den Pall einer Belagerung
von IJwäf durch die Afghanen zum Entsätze herbeieilen würden.
Inzwischen hatte Ahmed ääh von der Empörang des Isma'il
Hän Kunde erhalten, und sandte Enzel Hän, den frühem Gouverneur
von Herät nach IJwäf, um dort Ruhe zu stiften. Da auf eine
Aufforderang zur Untemerfung Isma'il Hän von seinem Wider¬
stande nicht abliess , so wurde die Burg Rüd von den Soldaten
des Enzel IJän umschlossen und eine regelrechte Belagerung begann.
X.
J.jtM,i^ ^..^Xi^i^y-f
sendete er den §äh Pesend Hän mit einer genügenden Anzahl von
Truppen gegen die Kagären; er sollte, wenn nötig, bis nach Aster¬
äbäd vorgehen, um die den Afghanen angetbane Schmach einer
Niederlage zu rächen. §äh Pesend ^^^n drang bis Asteräbäd vor,
fand jedoch nirgend eine Spur vom Peinde. Überall waren die
Felder von den Kagären zerstört und die Saaten verbrannt. Säh
Pesend IJän kehrte also unverrichteter Sache wieder zurück.
Da nun inzwischen bei dem afghanischen Heere die Lebens¬
mittel knapp geworden waren, und überdies die Soldaten, die bereits
ungeftllir zwei Jahre lang die Heimat nicht gesehen hatten, bei
weiteren Unternehmungen schwierig geworden wären, so musste
Ahmed ääh seine Pläne in Bezug auf das westliche Persien auf¬
geben und entschloss sich zur Rückkehr nach Kandähär. Der Rück¬
marsch wurde in der Richtung auf TurSlz und Hwäf angetreten.
XL
P £
^jj^j^
Enzel Hän batte bis zum Eintreffen des Ahmed Säh das Schloss
1) Cf. das Datum oben (pag. 329). Also sind seit der Belagerung von
Nisäpür ungefähr drei Monate verflossen.
334 Mann, Quellenstudien zur Geschichte des AJimed SäJi Durräni.
XII.
XIII.
XIV.
1) Nach Wüstenfeld ist der 1. Muh. 1169 = Dienstag den 7. Okt. 1755.
2) Die folgenden Kapp, enthalten zumeist Schilderungen von Jagden und
Oelagen. Ich gebe hier nur ganz kurze Inhaltsangaben, und vor allem, was
an Daten genannt wird.
Mann, QueUenstudien zur Geschichte des Alrmed Säh Durränt. 335
hohen Beamten und Offiziere, die dem Prinzen zur Seite gestanden
hatten, und ebenfalls nach Kandahar gekommen waren, von Ahmed
§äh in feierhcher Audienz empfangen, und einige von ihnen durch
Titelverleihungen vmd Rangerhöhungen ausgezeicbnet. Ferner vrurde
auch der IjLwäge serat Mahmüd IJän zrmi KuUar-agä emannt. Er
stammte aus einer vomehmen Famihe der Bilb ars - Kurden {■^\ ^\
^^^t u*,U4 Jl/I o^U> jjI-J'! ^ »Oljty«!) und war von Nädir Sah,
gegen den der Stamm sich einst empört hatte, gefangen und zum
Eunuchen gemacht worden. Nacb der Ermordung Nädirs lebte er
in MeShed und trat hier, nach der Einnahme der Stadt durch die
Afghanen, m die Dienste des Ahmed Säh, der ibn bald zu wicb¬
tigen Geschäften verwendete. Vor IJwäf erhielt er den Titel Qän
und wurde zum Chef „der Beamten des Diwäns" emannt (^o ^
aus Kabul Bär öeng Hän, der bisherige Hakim der BangaSät, zum
1) Der, wie wir oben geseben haben, während des Feldzuges in Käbul
als Reichsverweser sich aufgehalten hatte.
2) Ebenso werden in der Tadkira des Änand Räm Mohlis die vier Mahäll
von Lähör namhaft gemacht (Elliot-Dowson VIII, p. 95). Dagegen nennt das
336 ^ann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Säh Durränt
XV.
P
LT^i! VL^'
XVI.
XVII.
.. . ^.oLfu
xvm.
,., *
ch^^jH"
Maätir al-Umara (ed. Calcutt. 11, pag. vf.) ihn ein i_5j.^ »os Käbul nennen.
2) Der 27. Sa'bän wäre = 27. Mai 175G; aber nicht Sonnabend, sondern
Donnerstag.
338 Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ähmed Säh Durräni.
XIX.
und bestand aus mehr als 60—70 000 Familien (^lyb>). Vor
einigen Jahren hatte sicb der Stamm mit den Üzbeken von Ballj ver¬
eint, imter der Anführung ibres Oberhauptes Subräb IJän empört
und die Tributzahlungen verweigert. Ahmed ääh hatte darauf ein
ziemlich freundliches Schreiben an Subräb IJän erlassen, und ihn
und den ganzen Stamm an seine Pflicht gemahnt. Subräb Hän
war anscheinend auf die Ermahnungen eingegangen und liess den
Befehlshabern in Bal^ sagen, sie möchten zu einer friedlichen Zu¬
sammenkunft sich an einem bestimmten Orte ausserhalb der Stadt
einfinden. Daraufhin begab sich der Mustöft von Ballj Häggl 'All
IJän Durräni 'Alizäl mit einigen Vornehmen aus Ball) nach dem
angegebenen Orte, wurde aber dort hinterlistiger Weise von den
Leuten des Subräb Qän erschossen*). Bald darauf war Subräb
IJän gestorben aber sein Sohn, Midräb (sic) Qän, führte den vom
Vater angezettelten Aufstand weiter.
Aljmed ääh war durch seine Kämpfe in Persien und Indien
zu sehr in Anspruch genommen, so dass er erst jetzt an die Aus¬
sendung einer grösseren Truppenmacht gegen die Aufrührer denken
konnte.
ein, und verweilte dort einige Zeit. Gul Muhammed Hän, der Emin
el-mulk, lud Ahmed Säh zu einem Feuerwerke ein, doch wurde diese
Festlichkeit durch den vom Gebirge ber wehenden heftigen Wind, der
um diese Jabreszeit, unter den Sternbildern der Zwillinge und des
Hän (jän liän mit seinem Heere gegen die Katgän auf.
XX.
m
jtJj-^jAji »ijyj! JJLS> »biob OjLäaw ULj^ j,! i^öLs-j ^Lliji J,t^o
Der Gesandte treg Hän war von Gaznin mit nach Käbul ge¬
zogen, und hatte sich in dem Sommerlager (ö^^o) Ahmeds auf¬
gehalten, bis er in den ersten Tagen des Dü'l-Ka'da von Ahmed
entlassen wurde. Kalandär IJän Dun-äni Föfalzäi wurde ihm zur
Begleitung und zur Überreichung des Antwortschreibens an den
Kaiser von Hindustän mitgegeben. ^
Der Wortlaut der Briefe an den Kaiser 'Alamgir und an den
Premierminister Gäzi ed-Din Hän , weicbe von dem MunSi-bäSi
Ahmeds, dem Se'ädet Hän verfasst worden waren, wurde durch Mirzä
Muhammed Ridä, dem Intendanten des afghanischen Ministers dem
Schreiber dieser Geschichte zur Veröffentlichung in diesen Blättern
übergeben-). Ahmed Säh teilte hierin dem 'Alamgir mit, dass er
1) Der Text ist hier durch Insektenfrass dermassen verdorben, dass sich
genaueres leider nicht herauslesen lässt. Ahmed scheint das Feuerwerk auf den
15. des betreffenden Monats festgesetzt zu haben (s. den oben gegebenen Wort¬
laut der Antwort).
2) Ich gebe aus dem Inhalte des in blühendem Kanzleistil abgefassten
Schreibens hier nur das wesentlichste, was sich auf die gegenwärtige Lage be¬
zieht. Die vielfachen Anspielungen auf früher geschehenes bringen nichts, was
Bd. LII. 23
2 6
340 Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durräni.
Am 15. Dü'l-Ka'da war die Nachricht von dem Tode des Bedäl
nicht schon hekannt wäre. Der grösste Teil des 4'/, Seiten langen Briefes
enthält übrigens Beteuerungen Ahmeds, dass er lediglich als Schutzherr des
wahren Glaubens zu einer Einmischung in die Verhältnisse Indiens getrieben
würdo.
2 i
Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed ääh Durränt. 341
meldeten und einen eingehenden Bericht des Peldherm über den Ver¬
lauf des Zuges mitbrachten.
IJän Gän IJän war, nachdem er von Ahmed Säh entlassen
noch einmal den Afgbanen , vrarde aber geschlagen und flob nach
der Feste Imäm*^), weicbe 7 Farsah von Krmduz entfemt war. In¬
zwischen hatten die Afghanen überall geplündert und dabei reiche
Beute gemacht. Die Einwohner von Tälikän, einer etwa 5—6 Farsah
von Kunduz entfemten Stadt, hatten alle ibre Habe in die nahen
Berge geflüchtet. Aber die Afghanen spürten alle Schlupfwinkel
auf, und raubten alles was sie fanden. Schliesslich bequemten sich
die Stämme der Katgän insgesamt zur Unterwerfung. Auch Midräb
IJän kam ins afghanische Lager und flehte um Gnade. Auf die
Vorstellung des Hän Gän Hän gewährte Ahmed allen Aufständischen
Verzeihung. Hän Gän IJän selbst sollte so rasch als möglich die
Ordnung der Verbältnisse in Turkistän beenden und dann wieder
zum Heere Ahmeds sicb zurückziehen"').
nordwärts. Aus dor weiteren Darstellung geht hervor, dass die Afghanen später¬
hin auf dem westlichen Ufer des Surhäb (auf den Karten meist Kunduz-Fluss
genannt; cf. auch C.E. Yate, Northern Afghanistan. London 1888. pag. 326) nord¬
wärts vorrückten, und dann den Fluss auf einer Brücke nördlich des „mänzil-
i-Göri" (auf den Karten: Kala-i-G6ri) überschritten, so dass sie nun einen leichten
Anmarsch durch offenes Terrain bis nach Kunduz hin hatten. Es ist hiernach
wahrscheinlich , dass Hän Gän Hän von d'ärikär aus einen Pass benutzte , der
ihn unmittelbar an die auf dem westlichen Ufer des Surhäb entlang fuhrende
Heerstrasse brachte, die, nach Angahe der Karten, in der That unmittelbar
nördlich vom Kala-i-Gori auf das östliche Ufer tritt. Dio Afghanen werden
also das Görband-Thal zunächst nach Westen verfolgt und sodann die Ketten
des Hindukus auf dem bereits von Babur in seinen Memoiren (übers, v. Pavet
de Courteille I, pag. 285) beschriebenen „Col de Kiptchak" überschritten haben,
der, wie Babur angiebt, direkt zum Zusammenfluss des Kizil-Sü mit dem Flusse
von Enderab führte. Dass dieser Pass für ein Heer geeignet war, erhellt aus
der Angabe Baburs „elle est facilement praticable". Den Numen „Kiptchak
Pass" kann ich allerdings auf den Karten und in den einschlägigen Reisewerken
nicht nachweisen, doch scheint es derselbe Übergang zu sein, den die englisch¬
afghanische Grenzkommission im Jahre 1886 ebenfalls mit ihrer nicht un¬
beträchtlichen militärischen Bedeckung wählte (C. E. Yate, a. a. 0. pag. 325 ff.)
Das mänzil-i-Surhäb hätten wir darin am Zusammenfluss des Surhäb mit dem
Enderabfluss zu suchen. Mit dem Sj*^ ("J'® Lesung ist sehr unsicher) weiss
ich nichts anzufangen.
1) Also aus den in seinem bisherigen Wirkungskreise lebenden Berg¬
stämmen.
2) So nach Syad Muhammad Latif, z. B. pag. 224 und dem oben er¬
XXI.
2 6 *
344 Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Säh Durränt.
xxn.
xxm.
2 6*
Mam, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sdh Durräni. 345
XXIV.
f
sah, dass Ahmed Sah Ernst machte, und bereits bis Sirhind vor¬
gerückt war , sendete er den Kalandar IJän zurück , und zugleich
mit diesem einen gewissen Eidä Kull Hän aus Gam in IJuräsän,
der ein Schreiben 'Alamgirs überbringen sollte, in welchem Ahmed
ääh gebeten wurde, umzukehren. Der Inhalt des Schreibens war
folgender :
1) Die Stelleu für die Zahl des Tages und den Monatsnamen sind hier
wieder freigelassen.
Mann, Quellengtudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durränt. 347
XXV.
f
Als Alimed §äh in der Ebene von Sönpat angelangt war, er¬
bielt er genauere Nacbricbten über die Massregeln des Gäzi ed-Dln.
Dieser hatte die Mahraten unter Mulhär Räe, Räkhü und SemSlr
Bahädur mit etwa 40 000 Mann zu Hilfe gerufen. Hinter diesem
ersten Treffen stand Negib IJän mit 50—60 000 Mann, während
Gäzi ed-Dln IJän selbst mit einer grossen Anzahl indischer Truppen
von Delbi aus sich soeben nach Sönpat hin in Bewegung setzte.
Ahmed Säh liess bei Sönpat ein befestigtes Lager einrichten, und
am nächsten Tage [gemeint ist wohl der Tag nach der Ankunft]
seine Truppen in Schlachtordnung ausrücken. Die gesamte Bagage
liess er unter Muräd IJän Durräni in Sönpat zurück, wähi-end er
selbst mit dem Heere den indiscben Truppen entgegenging. In¬
zwischen war IJän Gän IJän, nacbdem er mit Säb Pesend IJän zu¬
sammen die bei Karnäl stehenden feindhchen Abteilungen aus¬
einandergesprengt hatte, über die Gamuna gegangen und auf dem
linken Ufer des Plusses gegen Delhi marschiert, bis Sähwara und
1) Die Übersclirift, 9 Zeilen lang, giebt noch weiter ein Resume des
ganzen Feldzuges.
2) Nach Syad Muhammed Latif (pag. 228) „ten kos from Delhi".
348 Mann, Quellenstudien zur Geschiehte des Aiimtui i^j^a Durränt.
XXVI.
Gäzi ed-Din genommen, und auf Qän-i Qänän, dem Sohne des
Kamr-ed-Din Qän 2) übertragen. Hiernacb kehrte 'Alamgir wieder
nach Delbi zuräck. Am 8. desselben Monats hielt Ahmed ääh
feierlichen Einzug in Delhi.
1) ?; die Hs. sclireibt: »LojiJL».il glj. Jedenfalls ist das weit bekanntere
Sälämär „on the high road to Delhi" (Elliot VIH, p. 80) in der Nähe von
Lahor, nicht gemeint.
2) Sonst Intizäm ed-Doule genannt.
Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sdh Durräni. 34y
folgenden Wortlaut:
'Alamgir vermählt.
Als die Verbältnisse in Indien geordnet waren, wurde ein von
Se'ädat IJän verfasstes Fathnäme in alle Provinzen geschickt, und
die glorreichen Siege des Ähmed §äh zu allgemeiner Kenntnis der
Unterthanen gebracht. Den Umarä in Delhi war eine Summe von
2 Krür Rupien = 1 000 000 Tumän-i-TebrIzI als Strafsumme auf¬
erlegt worden, zu deren Beitreibung Hän Gän Hän den Auftrag
erhielt. 17 Lakh Rupien waren bereits in Ahmeds Kasse geflossen,
Folgt ehi Nazm von vier Doppelversen, mit dem dann die Hand¬
schrift abbricht.
1) Ameisenloch.
350 Mann, QueUenstudien zur Geschichte des Ahmed Säh Durränt.
Fakir Hair ad-Din Muhammed bei Elliot "VIII, pag. 240, sowie die Er-
zählurfg in dem „Life of Hafiz Rehmut Khan, written bei Moost'ujab
Khan" transl. by Ch. Elhot. Diese beiden Werke scheinen auch die
Grundlage der Darstellung bei Syad Muhammed Latif zu bilden, wie
einige zum Teil wörtliche Ubereinstimmungen zeigen.
Im Tarih-i-Ahmedsähi fehlt jegliche Erwähnung der Witwe des
Mu'in el-mulk, die in den indischen Quellen eine so hervorragende Rolle
spielt, und sogar die Hauptvermittlerin zwischen Ahmed Säh und 6äzi
ed-Din Hän 'Imäd el-mulk gewesen sein soll. Ferner berichten die luder
ausdrücklich , dass die Afghanen , ohne Widerstand zu finden, his Dehli
vorgedrungen seien , während im Tarih - i - Ahmedsähi von Kämpfen bei
Karnäl und Sönpat erzählt wird. In der Angabe des Datums des Ein¬
zuges von Dehli, 7./8. öumädä I. 1170, stimmen Tarih-i-Ahmedsähi und
'Ibratnäme überein.]
§äh Ru^ getötet, und ibre Leichname nach MeShed gebracht. Der
Verfasser des Raudat es - sefä
. - i - Näsiri. sagt,
O ' dass
V die Bevölkerung o
von Quräsän nacb der Absetzimg des 'All Säh, der 61 und 62
regiert hatte, den §äh Rulj Mirzä, einen Sobn (yi*o) Nädirs zum
Herrscher machten, aber ihn nacb einigen Tagen wieder absetzten,
und den Mirzä Sejjid Muhammed, den Mutawalli von Meshed, einen
Tochtersohn des ääh Suleimän des §efewiden und Schwiegei-sohn
des ääh Suliän Husein zum Herrscher wählten, und ibn ääh
Suleimän II. nannten. Das Datum seiner Thronbesteigung war Diens¬
tag der 5. Safar 1162 2).
Nach kurzer Zeit blendete man ihn ebenfalls und setzte ääh
Ru^ wieder auf den Thron.
1) Dasselbe Datum bei Kmin (fasc. I, pag. Tv) nach dem Tarih-i-Nädiri
des HirzfL Mehdi Hän,
2) Diese Ansätze sind falsch. Das Eichtige findet man bei R. St. Poole,
The coins of the 8h4hs of Persia, Introd. pag. L — LI. Zu den dort citierten
Quellen ist noch hinzuzufügen das Megma' et - tewärih des Helil (s. Pertsch,
Verzeichnis der pers. Hs. d. Kgl. Bibl. zu Berlin, pag. 426 u. 427), welches
die Berechnung Pooles durchaus hestätigt. Emin (fasc. I, pag. ov, Zeile 7) hat
ebenfalls falschlich 1162 für 1163. Helil giebt richtig den 5. Safar 1163 als
Datum der offiziellen Krönung.
Mann, Qudlenstudien zur Geschichte des Ahmed Säh Durränt 351
arg bedrückt fühlte, öffnete dem Nasrulläh Mirzä die Thore und
bolte ibn in die Stadt. Nädir Mirzä floh aus einem andem Tbore
Ruh, begab sicb nach Färs, wo Kerim Ilän herrschte, und erreichte
über Semnän und Ifwär glücklich Siräz. Obwohl er offlziell einen
Auftrag von seinem Vater Säh Rulj an Kerim Hän hatte, so hatte
docb im Gebeimen §äb Rul) an Kerim Hän geschrieben, man solle
den Nasralläh möglichst in Siräz festhalten. Aber nach sechs-
monatlichem Aufenthalt in Siräz kehrte Nasrulläh über Jezd nach
MeShed zurück.
wäre auch der einzige Punkt, in dem die beiden Bericbte von
einander abweichen.
gleicbung mit der betreffenden Stelle bei Emin (fasc. II, pag. |f,^
Zeile 18 ff.) setze icb den persiscben Text des Matla' eS-lems hier¬
her (Übersetzung oben Seite 351):
1) Natürlich müssen wir uns das auf Indien bezügliche Kapitel bei Emin
wegdenken. Lassen wir etwa bei Emin an pag. Iv, Zeile 1 sich unmittelbar
pag. Ilf, Zeile 14 ff. ansehliessen, so gewinnen wir die mutmassliche Vorlage
des Ma(la' es-sems.
Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sdh Durrdnt. 353
Ojo
^\JJ^ y ^ ^/ O^/*^
Jojy- ciOLiU
Ereignis des Jahres 1163, das andere Mal, aus dem GulSen-i-Muräd,
als 1181 unternommen, also doppelt, erzählt. Muhammed Hasan
IJän hat eben nicht gemerkt, dass die Dai-stellung Emins die Er¬
eignisse einer längeren Reibe von Jahren umfasst, sondem alles in
das Jahr 1162—63 verlegt.]
354 Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed bäh Durränt
6000 von den 12 000 getötet worden seien, aber das scheint mir
p
(dem Verfasser des Mafia' es-sems, v_(i.Jj.xi sJOj) eine Übertreibung.
Infolge dieses Sieges wuchs die Kühnheit des Nasrulläh noch mehr,
so dass er es eines Tages wagte, mit zehn Reitern , von denen er
noch vier auf dem Wege zur Deckung des Rückzuges zurückliess,
in das Lager der Afghanen einzudringen. Als er sicb in den Urdü
Bazär begeben wollte, wurde er von einem früheren Einwohner
von MeShed erkannt, und es begann nun eine Jagd auf Nasrulläh
Mirzä, zu der von Seiten der Afghanen 11000 (sic!) Mann auf¬
geboten wurden, die jedocb des Prinzen nicht habhaft werden
das 3000 Tüman wert war, femer sollte Säh Rul) eine seiner
Töchter dem Suleimän Säh, dem Sohne Ahmeds zur Prau geben und
Jezdan Bap, ein Sobn des Säb Ru^, als Geisel nacb Kandähär
kommen. Die Bedingungen wurden angenommen; jedocb schickte
§äh Rul} an Stelle seiner Tochter die Tochter des Peridün Qän Gurgi
in das afghanische Lager. Ahmed Säb zog sich hierauf am 8. §afar
1184 von MeShed zurück. Jezdän Bal}§ blieb bis 1192 in Kandahar,
in welchem Jabre er nach MeShed zurückkehrte.
i)Nach dem Abzüge Ahmeds lag die Regierung in MeShed in
den Händen des Nasralläh. Dieser liess sich mancherlei Übergriffe
zu Schulden kommen, so dass Säh Rul} Säh den Nadir Mti-za an
Stelle des Nasralläh zum Well'ahd emannte. Hierüber kam es zum
offnen Kampfe zwischen den Brüdem. Nasralläh wurde aus MeShed
verdrängt, und suchte Zuflucht bei Kerim Qftn. Nach dem Tode
des Kerim Qän*) hielt sich Nasralläh noch eine Zeitlang in Isfahan
und Siraz auf, begab sicb aber dann wieder nacb Quräsan.
1) Wiewohl der folgende Ahschnitt sich nicht mehr auf die Geschichte
des Ahmed Säh bezieht, bietet er doch so viele interessante und bisher
unbekannte Nachrichten zur späteren Geschichte von Meshed , dass ich die
Übersetzung doch hier mitteile. Herr Dr. Rosen macht mich übrigens darauf
aufmerksam, dass dem Muhammed Hasan Hän hier möglicherweise die Moschee-
annalen aus Meshed als Quelle gedient haben könnten.
2) 1193.
3) Vielleicht der bekannte Verfasser des Tarih-i-Nädiri?
4) Der Name ist undeutlich: ,'.J>-y.*.x ?
Bd. LII. 24
2 7
356 Mann, QuellenstvAien zur Geschichte des Alimed Sdh Durrdnt.
Teimür Säh schickte auf diese Nachricht hin sofort ein Heer aus Kandahar
Säh Meshed dem Enkel Nädirs, dem Säh Rulj Säh übergeben hatte,
und den 'Alam IJän-) 'Arab-i-Quzaime , der den Säh Ru^ Säh ge¬
blendet hatte, getötet habe. Als Todesjahr des Ahmed giebt er
1185 an.
Ein anderer Chronist der Zenddynastie setzt den letzten Peld¬
zug Ahmeds gegen MeShed in das Todesjahr des Ahmed, 1185.
Als nun diese traurige Kunde (von der Absetzung und Blendung
des Sfth Suleimän H.) nach Herät zu Bebbüd IJän, dem Beglerbegi,
und Emir IJän, dem Tüp6ibäSi, und den übrigen Befehlshabern
2- 7
Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Säh Durränt 357
etwa 7—8000 Mann und zog mit diesen Truppen, zusammen mit
dem blinden Säb Ruh Mirzä den Afghanen entgegen. Als er nach
Sengbest») gekommen war, warf sich Emir 'Alam Qän, der aus
Käin mit der grössten Schnelligkeit herbeigeeilt war, auf ihn und
schlug behn ersten Angriff die Truppen der Perser in die Plucht.
Nur mit knapper Not konnte Säh Ruh Säh mit wenigen Begleitern
nach MeShed entfliehen. Der gesamte Tross und das Artillerie¬
material fiel in die Hände des Emir 'Alam Qän, der es dem Ahmed
gekehrt war, kam Emir 'Alam Qän nach MeShed, und ging von
da nach Kilät , und nahm nach längerm Kampfe Jüsuf 'Al^ Qän
und dessen Bruder Zäl Qän gefangen. Er brachte sie nach MeShed
zu Suleimän II. und forderte diesen auf, sich wegen seiner Blendung
an den beiden Urhebern zu rächen. Suleimän aber lehnte es ab*).
Nach langen Verhandlungen tötete endlicb Emir 'Alam Qän deni
Jüsuf 'Ah Qän selbst. " j
Nach emiger Zeit zog Ahmed Qän Durräni mit emem grossen
Heere und zahlreicher Artillerie gegen Meshed. Emir 'Alam Qän
rüstete sich zum Widerstande. Nachdem Ahmed Säh vor MeShed«
angelangt war, kam es einige Male zum ofi'nen Kampfe, doch vrarden
die Huräsänischen Truppen, da es ihnen an guter Leitung fehlte,
und überhaupt keinerlei Disciplin bei ihnen vorhanden war, ge¬
schlagen. Sie flüchteten in die Stadt, plünderten diese und machten
sich dann mit den geraubten Schätzen aus dem Staube. So fiel
die Burg von Meshed in die Hände der Abdälls.
In dieser Zeit lebte Suleimän II. noch in ^Meshed, und richtete
an den Kaiser von Hindüstän, der damals 'Alämglr II. war, ein
Schreiben, . . .*).
Qurasän kann sich nur auf den Feldzug von 1167—68 beziehen,
da 'Alamgir II. in Delhi im Sa'bftn 1167 auf den Thron kam*).
Somit kann die Erzählung von dem früheren Erscheinen Ahmeds
vor MeShed eben nur auf den Feldzug von 1163/64 gehen, da in
den Jabren 1165 — 67, yrie wir oben geseben haben, Ahmed fast
ununterbrochen in Indien beschäftigt war.
Über die Ereignisse des Jahres 1167—68 ist IJelll augen¬
scheinlich nicht mehr so gut orientiert, wie über die früheren Jahre.
Das ist auch erklärhch, da etwa 1165 sein Vater MeShed verlassen
hat, xmi nacb Indien auszuwandern. Auf diese Art lassen sich wohl
am besten die Abweicbungen der Erzählung Qellls von der des
Emin, und von der des Tarl^-i-AJjmedSftbl erklären.]
l)^Nach dem anonymen Tarih-i-'Älamgir II (bei Elliot VIII, pag. 140 fiF)
am 11. Sa'bän.
359
Von
M. Th. Houtsma.
2 7 *