Daß die russ. Lautfolge mit reduziertem Vokal v o r r, l
älter ist als die umgekehrte Lautfolge im Altkirchenslavi- schen, ergibt sich nicht nur aus der halt. Vertretung mit ir, il, sondern ist auch aus dem Slavischen zu erkennen, und zwar an der Palatalisierung der Gutturale: aksl. erbm 'schwarz’ mit c < / c ist nur möglich, wenn lc unmittelbar vor dem Vokal (b) stand wie in ar. cbrnb < ursl. *ehrchm (vgl. ai. krsnäh 'schwarz’, apr. kirsnan dass.) Einige Male hat im Baltisch-Slavisclien der Sekundärvokal vor r, l eine «-Färbung erhalten, die in beiden Sprachzweigen vorwiegend beim gleichen Wort auftritt neben Schwankungen in anderen Wörtern und namentlich auch innerhalb des Baltischen selbst, so daß man für vr, ul im Urslavischen sr, bl anzusetzen hat: ar. rjbrlo ‘Kehle’ < ursl. *ijbrdlo, lit. gurklys ‘Kropf’, apr. (jvrclc ‘Gurgel’, gr. ßapaöpov ‘Schlund’ (mit ß für idg. ;/y). Da diese «-Färbung meist nach Guttural anzutreffen ist, kann für sie wohl ein ursprünglich labiales Element des Gutturals verant wortlich gemacht werden, so daß der Anstoß zu der Entwicklung in die eine oder andere Eichtling schon vom Idg. ausgegangen sein kann. Idg. n = ursl. bn, das dann in interkonsonantischer Stellung zum Nasalvokal ß wurde. Idg. *mntis 'das Denken’ (ai. matih 'Gedanke, Absicht’, lat. mens, mentis, got. ga- munds ‘Andenken’, lit. at-mintts ‘Gedächtnis’, alit. minlis ‘Gedanke’) — ursl. *mbntt> > *m$tb in aksl. patnqlb ‘Ge dächtnis, Erinnerung’, p. pamU'C. Dagegen in hetcrosyl- labischcr Stellung noch als bn zu erkennen: aksl. ar. vibneti ‘meinen’. Idg. m = ursl. bin bzw. q (wie oben). Idg. *dekmlos ‘zehnter’ (gr. Sekcvtos, got. taihunda, lit. desimtas) — ursl. *desbtntö > *des$tö in aksl. desqtb, p. dziesiqhj.
tj) Die mit Liquiden und Nasalen gebildeten Diphthonge
§ 3<>. Außer den in §32 genannten i- und «-Diphthongen können auch die Verbindungen mit den übrigen Sonanten (r, l, n, in) in tautosyllabischer Stellung diphthongischen Charakter haben, d. h. die Verbindungen er, el, cn, em und dazu die Ablautsformen or, ol, on, om. Die Vertretung der idg. Vokale im Urslavischen 79 Die Liquidaverbinduiigen er, el, or, ol in tautosyllabischer Stellung können in dieser Gestalt durch Vergleichung mit nichtslav. Sprachen nur für das Urslavische angesetzt werden, da sie im Slavischen in der einzelsprachlichen E nt wicklung verändert worden sind. Um die interkonsonanti sche Stellung anzudeuten, hat man sich angewöhnt, für das Slavische von den tert-, tort-, teil- und tolt-Fällen zu sprechen, wobei t in diesen Formeln einen beliebigen Konsonanten darstellen soll. Gelegentlich kann durch flexivische Ver änderungen beim gleichen Wort auch im Slavischen die ursprüngliche Lautfolge sichtbar werden, nämlich dann, wenn durch Wortabwandlungen die Liquidaverbindung außerdem in heterosyllabischer Stellung erscheint. Die Abneigung des Urslavischen gegen geschlossene Silben (siehe hierzu §114) wird im allgemeinen als die Ursache dafür angesehen, daß die Liquidaverbindungen ihre ursprüngliche Gestalt nicht bewahrt haben. Diese Tendenz wirkte ja aus der urslav. Zeit in die gemcinslav. Zeit hinein, und das Ende ihrer Wirksamkeit ist erst zu erkennen, als in einzelsprachlicher Zeit der Schwund der reduzierten Vokale in schwacher Stellung eintritt (siehe § 55), so daß aufs neue geschlossene Silben möglich werden, wo durch die Silbenstruktur einer grundlegenden Änderung unter worfen wird. Sollte die Tendenz nach Öffnung ursprünglich geschlossener Silben auch bei den Liquidaverbindungen gewirkt haben, so müßte diese Wirkung allenfalls als Aus läufer jener Tendenz angesehen werden, da die Liquida verbindungen nach Ausweis slav. Lehnwörter in anderen Sprachen noch im G.—8. Jahrhundert n. Uhr. unverändert erhalten sind. Die Umgestaltung der alten Liquidaverbin dungen gehört wegen der unterschiedlichen Behandlung und ihrer Ergebnisse in die Übergangszeit vom Gemeinslavischcn in die einzelsprachliche Periode. Mit Ausnahme dos Ostslavisehen haben die meisten slav. Sprachen die ursprüngliche Lautfolge Vokal + Liquida umgestellt ( = L iq u id g m e ta th e se ), im Siidslavischen mit zusätzlicher Dehnung des Vokals. Diese Dehnung findet man auch im Cechischen und Slovakischen, während sie 80 Der Vokalismus
die übrigen westslavischen Sprachen nicht kennen. Die
einfache Umstellung liegt — wie im Polnischen — auch im Kaschubisclien vor, nur findet sich liier neben trot auch noch die ursprüngliche unveränderte LautfoIge_ als tort und tart, meist beim gleichen Wort als Nebenform. Ähnlich ist es im Polabischen. Hier wurde tert zu tret (woraus auch trit) ; telt fiel mit tolt zusammen und wurde zu tlät (geschrieben als Hat und tlot). Für tort dagegen erscheint teilweise tart und tort neben einmaligem tritt. Das Ostslavisehe nimmt eine Sonderstellung ein, insofern als es die ursprüngliche Liquidaverbindung durch E nt wicklung eines 2. Vokals zum sog. V o lla u t (r. p o ln o - glasie) geführt hat, wobei außerdem — wie im Polabischen — trtt mit tolt zusammenfiel. Es entstanden so die Laut gruppen: teret, torot, tolot. Tabellarische Übersicht: siidsl., c., ursl. slvk. p., sorb. kas. polab. ostsl.
tert tret tret tret tret teret
telt tlet tlet tlet tlät tolot tort trat trot trot tart torot tort tort tart (tritt) tolt tlat tlot tlot tlät tolot Beispiele: ursl. *berza ‘Birke’ = aksl. breza, skr. breza, p. brzoza (mit Palatalisierung des r vor e und Umwandlung des e in o vor hartem Dental), kas. bfoza, polaln breza, osorb. breza, c. bHza (mit sekundärer Dehnung e >• i), r. ukr. bereza (vgl. lit. berzas, ahd. biriliha). — Ursl. *clervo ‘Baum’ — aksl. drevo, skr. drevo, dnjevo ‘Baumstamm, Schiff’, p. drzeivo, osorb. drjewo, c. drevo, slvk. drevo, r. ukr. de'revo (vgl. lit. dervä ‘Kienholz’). Ursl. *melti, mcljg ‘mahlen’ = aksl. mleti, meljg, skr. mleti, meljem, p. mied, mielq, osorb. mleti, meljem, c. mlüi, mein, r. molöt’, meljü (vgl. lat. molö, -cre, air. melim, got. ahd. Die Vertretung der idg. Vokale im Urslavischen 81 m ahn, lit. malü, Inf. mälti 'mahlen’). — Ursl. *melko 'Milch’ = aksl. mleko, skr. mlelco bzw. mlijeko, p. mleko, kas. mlöuko, polab. midies, sorb. mlolco, c. mleko, r. ukr. molokö (wohl verwandt mit lit. mal kas ‘Schluck’). Ursl. *gordb 'S tadt’ = aksl. gradb, skr. slov. gräd, c. hrad, p. grod, osorb. hröd, nsorb. grod, kas. gard, grod, slovinz. gard (ON Slargard), polab. gord, r. gorod, ukr. hörod (vgl. lit. gardas 'Hürde, Umzäunung’, ai. grhdh ‘Haus’, alb. gar§ 'Zaun’, got. garps ‘Haus’). — Ursl. *korva ‘Kuh’ = bulg. krdva, skr. kräva, c. krdva, p. kroica, osorb. kruwa, kroica, polab. korvö, r. ukr. korova (vgl. lit. käme, kymr. carw ‘Hirsch’, mit Ablaut gr. Kepaös ‘gehörnt’, lat. cervas ‘Hirsch’, ahd. hiru^ dass.). — Ursl. *morzd ‘Frost’ = aksl. mrazd, skr. mraz, c. slvk. mrdz, p. osorb. mröz, kas. marz, polab. morz, r. moröz (vgl. alb. marü ‘Frost’). Ursl. *soldö 'Malz’ — bulg. slad, skr. släd, c. slvk. slad, р. osorb. slöd, polab. släd, r. ukr. sölod (vgl. lit. saldüs ‘süß’). — Ursl. *golva ‘Kopf’ = aksl. glava, skr. gldva, с. slvk. hldva, p. glowa, osorb. hlowa, nsorb. glowa, r. golovd, ukr. holovd (vgl. lit. galvä). — Ursl. *solma ‘Stroh’ = bulg. sldma, skr. sldma, c. släma, p. sorb. sloma, r. ukr. solöma (vgl. lett. sahns ‘Strohhalm’, apr. salme ‘Stroh’, ahd. hal(a)m ‘Halm’, gr. mAapos ‘Rohr’, lat. cuhnus ‘Halm’). Steht vor -el- ein Zischlaut c, z, s, so tritt im Ostslavischen die Erhärtung des l nur dann ein, wenn ein harter Konsonant folgt ( = -elo-), während vor weichem Konsonanten -el- zu -eie- führt: ursl. *celnö ‘Glied’ > ar. Mono; ursl. *zelbö ‘Rinne’ > ar. M old > nr. zölol ( — Mol); ursl. *selmh ‘Helm’ (entlehnt aus dem Germanischen) > r. selöm. Dagegen ursl. *Md- ‘Glatteis’ > r. dial. oMedica, ukr. öMedb. Doch zeigt das Ostslavische auch Abweichungen, wenn die Erhärtung nur teilweise wirksam geworden ist oder ganz unterblieben ist. So hat das Ukrainische neben ar. Mond die Form Men, und für ursl. *Mza ‘Drüse’ erscheint im Russischen Mezd neben richtigerem ar. Moza und gegen über wr. und ukr. zaloza. In diesen Fällen kann man auch in einigen anderen slav. Sprachen eine Erhärtung sehen, wenn 0 B r ä u e r , Einführung! 82 Der Vokalismus
etwa im Kirchenslavischen neben Ölend ‘Glied’ und -zledy
‘zahle, büße‘ auch ölanb und -zladQ Vorkommen und im Cechischcn neben ölen und zieh auch (dial.) Ölan und zlab. Auch im Polnischen (wie auch im Kasubischen und lSoi-- bischen) erscheinen hier czlon, zlob, zlodz und (dial.) zloze. Die ursl. Lautfolge tort usw. wird noch in den urruss. Lehnwörtern des Finnischen und vereinzelt auch im Balti schen bezeugt: vgl. fi. palttinn ‘Leinwand’ < *poltbno (russ. später polotnö); fi. talklcuna ‘Brei von Gerste und Hafer’ < Holköno (russ. später tolohio ‘Hafermehl’); fi. kanla Mucken, Krätze’ < *korsta (russ. später lorosta); fi. väräänä, vürttinä ‘Spindel < *verlern, *vertbno (russ. später rerdenö); lett. kalps 'Knecht, Arbeiter ’ < *eholp- (russ. später eholrjp ‘unfreier Bauer’). Auch als die Slaven in Griechenland einwanderten (in den peloponnesischen Ländern frühestens im 0. Jahrhundert n. d ir. bezeugt), hatten sie noch keine Liquidametathese, wie an zahlreichen Ortsnamen slav. Herkunft in Griechenland zu erkennen ist: TapSaiÜKia -< *Gordbnilö, Bsp^opa < *BerZ0V0, BctATETCTi < *Boltbce. Den frühesten Beleg mit Liquidametathese zeigt das West- slavischc wohl mit dem pomoranischen Fürstennamen Dragawitus vom Jahre 781) (vgl. p. Drogo- < *Dorgo-). Zu hypothetisch ist es jedoch, die unveränderte Lautgestalt tart, fort im Kasubischen, Slovinzisehen und Polabischen neben den Formen mit Liqui dametathese mit der Annahme einer Rückentlehnung urslav. Formen aus der Sprache der Nachbarbevölkerung (in diesem ■Falle der Deutschen) oder mit ihrem stärkeren Gebrauch durch die deutsche Bevölkerung im zweisprachigen Gebiet zu erklären. Ein weiteres Datum für den zeitlichen Geltungsbereich der Liqui dametathese wird auch mit dem Namen Karls des Großen ge liefert, der um 800 in der Bedeutung „König“ über das slav. Sprachgebiet verbreitet worden sein muß und in den einzelnen Sprachen seine lautgesetzliche Behandlung erfahren hat: ksl. lcraljb, skr. kr?dj, r. korölb, p. kr61, c. krdl. §37. Die Behandlung von or- und ol- im Anlaut (orl-, oll-). Ursl. or-, ol- vor Konsonant im Anlaut ist — von wenigen Ausnahmen im Aksi. abgesehen -— stets umgestellt worden, doch zeigen die Einzelsprachen keine solche Vor- Die Vertretung der idg. Vokale im Urslavischcn 83 sehiedenheit wie bei inlautendem -or-, -ol-. Die Ver schiedenheit in der Behandlung des anlautenden ort-, olt- stimmt mit einer Intonationsverschiedenheit überein, so daß man darin die Ursache für die verschiedene Entwicklung sehen kann. Bei ursprünglich steigender Intonation (Akut) ist ort-, ölt- in allen slav. Sprachen zu rat-, lat- umgestellt und gedehnt worden: ursl. *6rdlo ‘Pflug1 (vgl. lit. drlclas < *drtla- zu lit. drti ‘pflügen’, lat. untre, got. urjan dass.) = aksl. r. ralo, skr. ralo, ]). sorb. radlo, c. rddlo (der alte Steigton ist hier am lit. ' und am skr. " zu erkennen); ursl. *örmq, anno ‘Schulter, Arm’ (vgl. lat. armus ‘Oberarm, Schulterblatt’, got. anns) = aksl. rinno ‘Arm’; skr. nbne, ar. rdnio, ramja ‘Schulter’, p. rami$, c. rume\ ursl. *ölnb, ölni ‘Hirschkuh’ (vgl. apr. alne, lit. dlne dass.) — ksl. lani, skr. laue, r. lanb, p. lani, lania, c. lieft. Daneben im Altkirchenslavischcn auch alönli ‘Hirsch’. Bei ursprünglich geschleifter Intonation (Zirkumflex) ist oft-, oll- nur im Siidslavischen in gleicher Weise wie bei steigender Intonation verändert worden, nämlich zu rat-, lat-, während es im Ost- und Westslavischen zu rot-, lot- olme Dehnung verändert wurde: ursl. *olkölb■‘Ellenbogen’ (vgl. lit. altarne dass.) = aksl. lukbtb, skr. latent, dagegen ar. lolcbtb, p. lohiec, osorb. lohe, c. lohet. Von der westslav. Vertretung weicht hier nur das Mittelslovakische ab und stimmt mit dem Siidslavischen überein: mslvk. laket’ gegenüber sonstigem slvk. lohet’. — Ursl. *oph5 ‘Sklave, Knecht’, *ofbota ‘Arbeit, Knechtschaft’ (vgl. got. arhaips ‘Bedrängnis, Not’, ahd. ar(a)heü ‘Arbeit, Mühsal, Not’) = aksl. rabö, rabota, skr. rdbüi ‘fröhnen’, rdbota ‘Erohndienst, Arbeit’, dagegen ar. robb ‘Diener, Sklave’, ar. robota ‘Arbeit, Knechtschaft’ (r. ruh, rabota aus dem Ksl.), p. c. robota. Doch findet sich im Aksl. auch robb und robota (Codex Suprasl.). — Ursl. *oldi ‘Boot’ (vgl. lit. aldijä, Akk. aldijq, nonveg. olda ‘Trog’) - aksl. ladii, skr. lada, dagegen ar. loihja, lodbka, p. lödz, c. lod’. Im Altkirchenslavischcn daneben auch ulödii (Codex Suprasl.). 6* 84 Der Vokalismus
Für anlantendes e r te it- fehlen sichere Beispiele.
Der Prozeß dieser Änlautsmetatliese vollzog sich in der Übergangszeit vom Gcmeinslavischcn zur einzelsprachlichen Entwicklung. Dabei ist dieser Prozeß offenbar nicht mehr überall voll und einheitlich zur Auswirkung gekommen, da die Metathesenneigung anscheinend auf siidslav. (bulg.) Gebiet im Abklingen begriffen war. Deswegen zeigt das Altkirchenslavisclie neben ladvi 'Boot’ und lakati ‘hungern’ auch unverändertes alodii und al(ö)kati, wenn nicht hier mit Konservierung urslav. Lautgestalt in nichtslav. Umgebung und späterer Kückentlehnung auf balkanischem Misch gebiet zu rechnen ist. Fine Unterbrechung des Prozesses (Fehlen der Dehnung) könnte in aksl. robb, robota neben rahb, rabota vorliegen mit gleichen Spuren auch im Serbi schen: rbb neben rdbiti, wenn nicht Entlohnung aus dem Ksl. anzunehmen ist. Die Übereinstimmung des Mittelslovakischen (mit rat-, lat-) mit dem Siidslavischen beruht wohl auf Parallelentwicklung, die infolge der Nachbarschaft dieser Dialekte im Urslavischen ent standen und eingeleitet worden sein kann. T. T o r b iö r n sso n , Die gemeinslav. Liquidametathese. I—II. Uppsala 1901. — W. V on d räk , Zur Liquidametathese im Slavischcn. AfslPh. 25 (1903) 182—211. — V. d. O sten - S a ck en , Zur slav. Liquidametathese. AfslPh. 33 (1912) 1—7. — R. T ra u tm an n , Ein Kapitel aus der Laut- lelire der balt.-slav. Sprachen. Slavia 2 (1923—24) 1—4. — 1t. E k b lom , Zur Entwicklung der Liquidaverbindungen im Slavischcn. I—II. Uppsala 1927—28. — M. V asm er, Zu den slav. Ortsnamen in Griechenland. Symbolac grammaticae in honorem . . . J. Itozwadowski, II (1928) 153—157. — J. Loä, Prasl. *tort > pol. *tbrot‘! Ebda. 373—380. — E. S ch w arz, Zur Chronologie der slav. Liquidcnumstellung in den dcutsch- slav. Berührungsgebieten. ZfslPh. 4 (1928) 301—369. — M. 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Die Lautfolgen en, em führten in tautosyllabischer Stellung im An- und Inlaut Die Vertretung der idg. Vokale im Urslavischen 85 im Urslavischen zum Nasalvokal £, die Lautfolgen on, om — wozu wegen des Zusammenfalls von idg. o und a im Slavi- schcn auch an, am gestellt werden können — führten in tautosyllabischer Stellung zum Nasalvokal q. Für die Stellung im Auslaut gelten z. T. Sonderbedingungen. Beide Nasal vokale sind in der etymologisch ihnen zukommenden Stellung am deutlichsten nur im Altkirchenslavischen bewahrt. Das Polnische hat zwar auch noch bis heute die Nasalvokale bewahrt, jedoch vielfach in nach innerpoln. Bedingungen erfolgtem Qualitätswechsel. Die übrigen slav. Sprachen zeigen seit Beginn des Schrifttums keine Nasal- vokale mehr, sondern entnasalierte Vokale unterschied licher Beschaffenheit. Beispiele für ursl. Nasalvokale (mit ursprünglichem en oder ein): ursl. *svqtb 'heilig’ > aksl. svelb, p. swiqly < idg. *kuento- (vgl. lit. sventas, ai. ved. sväntdh 'gedeihend’, av. spsnla- 'heilig’). — Ursl. *p%td ‘fünfter’ > aksl. p%to < idg. *penkto- (vgl. lit. penklas, gr. tteutttos, lat. quintus, got. fimfta). Mit ursprünglichem n oder m: ursl. *m$so ‘Fleisch’ >• aksl. m%so, p. mi%so -< idg. *menso- oder *memso- (vgl. apr. mensä, ai. mäthsdm, got. mimz). Mit ursprünglichem on oder om: ursl. *pgtb ‘Weg, Bahn, Reise’ > aksl. pQtb, p. pqc < idg. *pont(h)is, *pont{li)os (vgl. ai. panthäh ‘Weg’, lat. pom, pontis 'Brücke, Steg’, gr. ttövtos ‘Meerespfad, Meer’). — Ursl. *bergtb ‘sie nehmen’ > aksl. bergtb, p. biurq < idg. *bheronti (vgl. ai. bhäranti, gr. dor. (pepovTi, lat. ferunt). — Ursl. *zqb5 ‘Zahn’ > aksl. zgbö, p. sah < idg. *gombhos (vgl. lit. zarnbas 'spitzer Gegen stand’, ai. jdmbhah 'Zahn, Rachen’, gr. yopepos ‘Pflock’, yopupios 'Backenzahn’, alid. kamb ‘Kamm’). Da idg. a und o im Slavischcn zusammengefallen sind, ist auch für die Verbindungen an, am im Slavischcn das gleiche Ergebnis q zu verzeichnen: ursl. *QZhkd 'eng, schmal’ > aksl. QZdkö, ]). wqzki (mit sekundärem w-Norscldag) < idg. *angu- (vgl. ai. amhüs, armen, anjulc, lat. angustus, got. aggwus, lit. anJcstas). Über das Problem der Entstehung von ursl. Nasalvokalen auch aus anderen Verbindungen (wie idg. in, im, un, um) sieho 86 Der Vokalismus § 45. Mit diesen beiden Nasalvokalen g und g wurde der gegen über dem Idg. schon so fühlbar vereinfachte Vokalbestand des Urslavischen wiederum erweitert.
b) B e so n d e rh e ite n des V o k alism u s im U rs la v i
sch en u n d G em einslaw ischen und e n tw ic k lu n g s g e s c h ic h tlic h e B em erk u n g en a) Die urslavischen Kurzvokale § 39. U rsl. e. Die Aussprache des e. wird für das Baltisch- Slavisehe als sehr offen und einem ä nahekommend an genommen. Für das ältere Slavisch kann man die offene breite Aussprache noch in frühen Lehnwörtern erkennen, so z. B. aus dem Romanischen. Roman, offenes g (ii) wird durch slav. e wiedergegeben, während roman. enges ge schlossenes e durch slav. b wiedergegeben wird: roman. Venelicu > slav. *Vbnetbc-, vgl. skr. Vneci > Mied, Gen. Mletdhä ‘Venedig1; lat. bzw. roman. acetum 'Essig1 > slav. oebtö. Auch die Wiedergabe älterer russ. (urruss.) Lehn wörter im Finnischen zeigt mit fi. ä für slav. e die breite Aussprache: fi. pätsi <C ar. pecb 'Ofen1, fi. mättää ‘schütten1 < ar. metati ‘werfen1. Ein e in der Stellung vor ie. ( — eie) wurde im Urslavischen an das i angeglichen und zu b umgewandelt — -b j e idg. *lreies ‘drei1 (ai. träyah, gr. Tpeis, lat. tres) = aksl. ar. tibje; idg. *ghosteies NP1. ‘Gäste’ (lat. hostes < *kasteien) — aksl. gostbje. Beim Verbum: idg. *vei-e-ti ‘windet1 (ai. vai/ati ‘flicht, webt1, lit. vejü 1. Fers. Sg.) = aksl. vbjetö, ar. vbjetb, wonach dann wohl im ganzen Präs, b verallgemeinert wurde: E Sg. vbjg usw. Ein Wandel von e > b liegt bei den wenigen Verben mit auslautendem Guttural im Imperativ vor, wo eher der palatalisierte Guttural das. vorausgehende e heller gefärbt haben wird, als daß hier Reduktionsstufe nach dem Vorbild des Ablauts anzunehmen ist: Imper. aksl. n c i ‘sage’ zu rekg, pbei ‘backe1 zu pekg, tbci ‘lauf1 zu leig. Zu aksl. zb(d)zi ‘brenne1 ist dagegen im ganzen Indikativ Präs. Doppelheit des Vokalismus vorhanden: zegg neben zbtjg usw., in den
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