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Peter Lang AG

Review
Reviewed Work(s): Aisthetik. Vorlesungen über Ästhetik als allgemeine
Wahrnehmungslehre by Gernot Böhme; Wozu Kunst? Die Frage nach ihrer Funktion,
Wissenschaftliche Buchgesellschaft by Bernd Kleimann and Reinold Schmücker
Review by: Uta Beiküfner
Source: Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge, Vol. 13, No. 2 (2003), pp. 469-470
Published by: Peter Lang AG
Stable URL: https://www.jstor.org/stable/23976779
Accessed: 30-01-2019 13:11 UTC

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Zeitschrift für Germanistik XIII - 2/2003 469

Gernot Böhme

Aisthetik. Vorlesungen über Ästhetik als allgemeine Wahrnehmungslehre, Wilhelm Fink


München 2001, 199 S.

Bernd Kleimann, Reinold Schmücker (Hrsg.)


Wozu Kunst? Die Frage nach ihrer Funktion, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Dar
2001, 218 S.

Der Begriff der Aisthesis firmiert seit langem als Böhmes Entwurf einer Aisthetik ist m
Schlagwort in einer umfangreichen Theoriedis- begrifflichen Neukonzeption von „Natu
kussion, die den grundlegenden Wandel bezeich- bunden. Er erweitert diese zu einer „h
net, den die philosophische Ästhetik in der zwei- Umwelt", die sich erst durch die leibliche
ten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollzogen hat. senheit und affektive Betroffenheit eines B
Gernot Böhme versucht nun, Ästhetik als Aisthe- ters realisiert. Um die Formen ästhetis
tik systematisch neu zu begründen. In der Böh- turerfahrung auszubuchstabieren, greift Böh
meschen Diktion meint Aisthetik nicht nur eine die von Martin Seel vorgeschlagenen H
Rückbesinnung auf die voridealistische Bedeu- griffe für die ästhetische Erfahrung zurü
tung von Ästhetik als „Lehre von der sinnlichen templation, Korrespondenz und Imagin
Erkenntnis". Sie begreift eine systematische Ent- gänzt Böhme durch eine spezifisch sinnlich
faltung von neuen ästhetischen Währnehmungs- der Naturerfahrung - die Wahrnehmun
formen mit ein, die sich aus der Erschließung dem affektiven Charakter des Naturerlebn
neuer Gegenstandsbereiche - der Natur und des Unterschied zur naturwissenschaftlichen Ve
Designs - ergeben. Im Rahmen einer Vorlesung lung ihrer objektiven „Qualitäten" Rechn
hat Böhme diese Formen und die ihnen zugehö- gen soll. Der zentrale Begriff der Wahrn
rigen Begriffe systematisch ausgearbeitet und zu- bleibt allerdings im Kontext des Buche
einander in Beziehung gesetzt. Ihnen entsprechen schichtig wie diffus. Sie ist als „Befindlic
die einzelnen Kapitel seines Buches. konzipieren im Sinne von Spüren, in welch
In einem kurzen historischen Überblick über Umgebung man sich befindet", sie ist ni
die Ästhetik als sinnliche Erkenntnis skizziert er niger als ein ästhetisches Bedürfiiis, zugle
zunächst die Positionen Alexander Gottlieb auch ein Erkenntnistyp. Darüber hinaus s
Baumgartens, Kants und G.E Meiers. Böhmes Kar- ein menschliches Grundvermögen dar
dinalvorwurf an die bisherige Ästhetik lautet, daß tur- und lebensgeschichtlich geprägt ist. W
sie weniger eine Theorie der sinnlichen Erfah- es Gernot Böhme gerade mit seiner Einl
rung zu formulieren suchte als eine Theorie der und Hinfiihrung zur Problemstellung e
intellektuellen Beurteilung. Damit korrespondiere, dernen Wahrnehmungslehre gelingt, eine
daß weder das wahrnehmende Subjekt noch das kurzen wie prägnanten Überblick über
konkrete Hier und Jetzt des Kunstwerks themati- schichte der Ästhetik als sinnlicher Erken
siert wurden. Eine solche Theorie versagt not- geben, mangelt es den folgenden Ausfüh
wendigerweise gegenüber heutigen ästhetischen an begrifflicher Schärfe und gedanklic
Trends, die Böhme unter dem Schlagwort der wendigkeit. Dies hegt weniger an der Ar
„Ästhetisierung des Realen" zusammenfaßt. „Er- tation als an ihrem Gegenstand. Denn so ve
lebnisgesellschaft, Simulakren, Ästhetisierung der voll Gernot Böhmes Rückwendung zu
Politik" etc. eint der Befund, daß die Erscheinung, und zur Leiblichkeit auch ist und so kon
unabhängig von dem, was erscheint, zu einem der Versuch einer systematischen Neubegr
Selbstwert wird. Aufgabe einer neuen Ästhetik der Ästhetik aus seinen bisherigen Arbe
muß es demnach sein, Kompetenzen und Begrif- vorgeht, so wenig überzeugt eine Theo
fe bereitzustellen, um sich der Macht und der Ver- auf dem „Spüren von Atmosphären" beru
fiihrung ästhetisierter Lebenswelten widersetzen Die Funktionsbestimmung von Kunst i
zu können. das Anliegen der Autoren des Sammelbandes

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470 Besprechungen

Wozu Kunst, die ihre Antw


kognitivistischer Perspektiv
ist dabei das Problem der K
von den meisten Autoren n
zum pragmatischen Aspek
den wird. Insbesondere setz
Reinhold Schmücker mit d
stulat auseinander. Schmüc
ob Kunst notwendigerweise
es sich
bei dieser Forderung
terminologische Übertreibu
ner Kritik an der Autonom
ansatzweise eine Systematik
Funktionen von Kunst. Oliv
sucht in seinem Aufsatz, d
dergestalt zu erweitern, daß
sehe Problemstellungen zu l
die Kunst als eigenen Bereic
teresse von Bernd Kleimann
künstlerische Wirkungsdim
habe Kunst mögliche Weise
artikulieren. Diese erschöp
oder Unlustgefühlen, sonde
Möglichkeiten zur Reflexion dar. ja sich ζ. T. sogar widersprechende Aufsätze zu
Eher propädeutischen Charakter hat dagegen vereinen. Auf diese Weise wird deutlich, wie kon
der Aufsatz von Brigitte Hilmer, die die Frage trovers die Frage nach der Funktion von Kunst
„wozu Kunst" aufgreift, um sich bestimmter Be- gegenwärtig diskutiert wird. Die Aktualität die
griffe zu vergewissern. Ihr geht es dabei nicht um ser Debatte provoziert allerdings einen generel
eine Funktionsbestimmung von Kunst - sei es als len Zweifel an Antworten, die sich weder auf die
Sichtweise oder Darstellungsmodus -, sondern gegenwärtige Kunstproduktion beziehen (mit
um das grundsätzliche Verhältnis von Kunst und Ausnahme von Bernd Kleimann), noch zu klären
Philosophie. Hilmers Zweifel an dem Zweck von versuchen, was unter den heutigen Bedingungen
Kunst, „Weltsichten reflexiv zur Darstellung zu Kunst ist. In diesem Sinne stellt der Sammelband
bringen", stellt Franz Koppe seine Suche nach zwar umfangreiches Diskussionsmaterial bereit,
dem „Sitz [der Kunst] im Leben" entgegen. Er eine Antwort auf die Frage Wozu Kunst zeich
arbeitet sich in seinem Beitrag vor allen Dingen net sich in dem von ihm abgesteckten Feld je
an der Kunsttheorie Nelson Goodmans ab, ins- doch nicht ab.
besondere an der von ihm postulierten Wert
gleichheit von Kunst und Wissenschaft. Koppe Wörther Str. 23 Uta Beiküfner
Uta Beiküfner
versucht, Goodmann zu widerlegen, indem er auf D-10405 Berlin

Uwe Wirth (Hrsg.)


Peiformanz. Zwischen Sprachphilosophie und Kulturwissenschaften, Suhrkamp Verlag, Frank
furt a.M. 2002, 436 S.

Der Begriff der Performanz spielt im Kontext Ethnologen oder Medienwissenschaftler darun
verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen eine ter verstehen, differiert ζ. T. erheblich. Der Be
wichtige Rolle. Was Sprachphilosophen, Lingui- griff der Performanz kann sich „ebenso auf das
sten, Literaturtheoretiker, Theaterwissenschaftler, ernsthafte Ausführen von Sprechakten, das inszenie

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