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Dormeier
1. Termin: 14.04.2009
I: Einführung
III: Problematische Seiten einer Vorlesung über die Geschichte des Papsttums
1. Gegenwartsbezug und Aktualität
2. Konzentration auf die Hauptperson
3. Konfession und Papstgeschichte
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter – Sommersemester 2009 – Prof. Dr. H. Dormeier
Patrimonium Petri
Seit dem 4. Jahrhundert wuchs der Grundbesitz der römischen Kirche in Italien durch
Schenkungen zahlreicher Güter in Süd- und Mittelitalien und auf Sizilien an. Die
Patrimonium Petri (Vermögen des Petrus) genannten Besitzungen machten den Bischof von
Rom im 6. Jahrhundert zu einem der größten Grundbesitzer in Italien. Durch die von Papst
Gregor I. während seiner Amtszeit durchgeführte Reform und den Wechsel zu einer straffen
Zentralverwaltung bekam das Patrimonium Petri viel mehr den Charakter eines
Herrschaftsgebildes. Unter Berufung auf eine angebliche Urkunde Konstantins, die
Konstantinische Schenkung, erhoben die Päpste Anspruch auf eine unabhängige geistliche
und weltliche Landesherrschaft. Obwohl die Konstantinische Schenkung schon 1440 durch
Lorenzo Valla als Fälschung entlarvt wurde, blieb sie jahrhunderte lang Grundlage für den
päpstlichen Herrschaftsanspruch in Italien.
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741 bzw. 742 noch die Orte Amelia, Orta, Bomarzo und Bieda hinzu.[2] Als sein Nachfolger
Aistulf jedoch zur Eroberung Ravennas und Roms ansetzte, rief das Papsttum den Herrscher
der Franken zu Hilfe, der schon 742 vermittelt hatte.
Pippinische Schenkung
Als Pippin III. 751 zum König der Franken gewählt wurde, ließ er sich von Papst Zacharias
die Wahl bestätigen. Dadurch wurden die Karolinger als Königsgeschlecht bestätigt. Die
Expansionsbestrebungen des Langobardenkönigs Aistulf in Italien bewogen Papst Stephan II.
754 dazu, sich von Byzanz abzuwenden und die Franken als Gegenleistung für deren
Legitimierung um Schutz zu bitten.
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Pippin versprach als christlicher König, die von den Langobarden zurückeroberten Gebiete
dem Nachfolger Petri zu übereignen. In der Urkunde von Quierzy 754 garantierte er dem
Papst das Dukat Rom, das Exarchat Ravenna, die Pentapolis, Tuszien, Venetien, Istrien und
die Herzogtümer Spoleto und Benevent als kirchliche Territorien. Diese Zusage wurde als
Pippinische Schenkung bekannt und gilt als Grundlage des Kirchenstaates.
Der genaue Text ist nicht bekannt und die Schenkungsurkunde nicht erhalten, sodass die
genauen Umstände der Pippinischen Schenkung von einigen Historikern kontrovers diskutiert
werden.
Die Kaiserkrönung von Pippins Sohn, Karl dem Großen, durch Papst Leo III. am
Weihnachtstag 800 kann mehr oder weniger als Gründungszeitpunkt des Heiligen Römischen
Reiches als Nachfolger des antiken römischen Reiches gelten; zugleich begründet die
Krönung auch die besondere Schutzbeziehung zwischen dem Karolingerreich und dem
Kirchenstaat.
756 erwarb der Kirchenstaat das Exarchat Ravenna durch Schenkungen, bis 787 kamen
Sabina, Südtuszien und einige kleinere Territorien dazu. Der Kirchenstaat reichte nun von
Küste zu Küste. 1201 kam das ihm garantierte Herzogtum Spoleto hinzu. 962 wurde die
Pippinische Schenkung durch Kaiser Otto I. im Privilegium Ottonianum bestätigt, in der
Goldbulle von Eger erkannte Kaiser Friedrich II. den Kirchenstaat offiziell an.
Im 15. Jahrhundert kamen weitere Gebiete um Parma, Modena, Bologna, Ferrara, Romagna
und Perugia hinzu. Der Kirchenstaat reichte nun bis an die Grenzen des pippinischen
Schenkungsversprechens und hatte unter Papst Julius II. seine größte Ausdehnung erreicht.
Die Bedeutung des Kirchenstaats als territoriales Herrschaftsgebilde sank ab dem 16.
Jahrhundert wieder, er konnte sich im Ringen um die Herrschaft in Italien nicht über andere
Territorialherren in Italien erheben und war immer von anderen Großmächten abhängig.
Zeitweilig gingen Teile des Kirchenstaates – etwa Ferrara oder Urbino – als erbliche
Herzogtümer mächtiger Fürstendynastien gänzlich verloren, doch gelang es den Päpsten um
1600, diese Gebiete zurückzugewinnen.
Napoleonische Epoche
Im Verlauf der französischen Revolution und während der napoleonischen Herrschaft über
Europa verkleinerte sich das Territorium des Kirchenstaats zunehmend. Die Städte Bologna
und Ferrara wurden schon im Ersten Koalitionskrieg 1796 ausgegliedert und bildeten
zusammen mit dem Herzogtum Modena zuerst die neu gegründete Cispadanische Republik,
1797 einen Teil der Cisalpinischen Republik (ab 1802 Italienische Republik und ab 1805
Königreich Italien). 1798 wurde in Rom die Römische Republik ausgerufen, die aber schon
im Herbst 1799 im Zweiten Koalitionskrieg unterging. Papst Pius VI. (1774–1799) starb
jedoch als Gefangener der Revolution in Südfrankreich, sein Nachfolger Pius VII. (1800–
1823) konnte nicht wie üblich in Rom, sondern musste unter österreichischem Schutz in
Venedig gewählt werden. Allerdings erreichte Pius VII. bald einen politischen Ausgleich mit
Napoleon, der auch zur Wiederherstellung des Kirchenstaates 1801 führte. Dieser
Kirchenstaat sicherte seinen Fortbestand vor allem durch das Konkordat mit Napoléon
Bonaparte vom 15. Juli 1801. Höhepunkt dieser Ausgleichsphase war die Kaiserkrönung
Napoleons in Anwesenheit des Papstes in Paris Ende 1804.
Die Verweigerung eines Bündnisses gegen Großbritannien durch den Papst führte jedoch
wenige Jahre später zum Konflikt mit dem französischen Kaiser. Im November 1807 rückten
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wiederum französische Streitkräfte in den Kirchenstaat ein. Es kam zur Besetzung Roms
durch französische Truppen (Februar 1808). Am 7. Mai 1809 erklärte Napoléon Bonaparte in
Wien, dass Papst Pius VII. als weltlicher Herrscher aufgehört habe zu regieren, was faktisch
die Annexion des Gebietes bedeutete. Förmlich regelte sein Dekret vom 17. Mai die
Eingliederung.[3] Am 10. Juni 1809 fand die Vereinigung des säkularisierten Kirchenstaats
mit dem französischen Kaiserreich (Departements Tiber und Trasimenus) bzw. mit dem
napoleonischen Königreich Italien (Provinzen Urbino, Ancona, Macerata) statt. Nur die
geistliche Macht wurde dem Papst gelassen. Da Pius VII. gegen diese Beschlüsse protestierte
und am 10. Juni über jeden, der zu ihrer Ausführung mitwirken würde, den Bann aussprach,
drang in der Nacht des 6. Juli der französische General Etienne Radet gewaltsam in den
Quirinalspalast ein, verhaftete das Kirchenoberhaupt und brachte ihn mit seinem
Staatssekretär, den Kardinal Pacca, erst nach Grenoble, dann nach Savona[4]. Der Papst
wurde gefangen gesetzt und im Jahr 1812 in Fontainebleau in Frankreich interniert.
Als Frankreich seine seit 1849 im Kirchenstaat stationierten Schutztruppen im Sommer 1870
in der Sitzungspause des Erstes Vatikanisches Konzil aufgrund der Kriegserklärung gegen
Preußen aus Rom abzog, marschierte italienisches Militär fast kampflos im Kirchenstaat ein,
entmachtete den Papst politisch und proklamierte wenig später Rom zur Hauptstadt Italiens.
Die „Römische Frage“ nach der Stellung des Papstes und seines Verhältnisses zu Italien
wurde erst 1929 unter Mussolini in den Lateranverträgen geklärt. Darin beschränkt sich das
weltliche Territorium der römischen Kirche auf die Vatikanstadt. Dem Vatikan als Nachfolger
des Kirchenstaates wurde volle Souveränität zugesichert und ein internationaler Status, der
dem einer eigenständigen Nation gleichkommt.
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Papstwappen
Das erste nachgewiesene Papstwappen führte Silvester III.
Ein persönliches Wappen des Pontifex und Bischof von Rom setzt sich in der Regel
zusammen aus:
Tiara
Die Papstkrone, als Zier in der Mitte aufgesetzt. Da die Tiara
momentan nicht mehr getragen wird, führte Papst Benedikt
XVI. als erster Papst eine Mitra und das Pallium im Wappen
anstelle einer Tiara.
Zwei sich kreuzende Schlüssel
In der Neuzeit meist Silber und Gold, als Symbol des Petrus,
zum Zeichen des Papstes als Stellvertreter Jesu Christi auf
Erden. Die Schlüsselbärte weisen meist ein Kreuz in der
Negativdarstellung auf. Seit dem 17. Jh. Befinden sich die Tiara
Schlüssel hinter dem Wappenschild.
Diese Bindeschlüssel stehen für die katholische Vollmacht zu „Binden und zu Lösen“.
Einer steht als als Symbol des Petrus, der andere als Stellvertreter Jesu Christus auf
Erden.
o Der goldene Schlüssel
Der in gold dargestellte Schlüssel wird als Bindeschlüssel bezeichnet. Sein
Bart zeigt nach der rechten Seite (heraldisch) und nach unten.
o Der silberne Schlüssel
Der silbern dargestellte Schlüssel wird als Löseschlüssel bezeichnet. Sein Bart
zeigt nach der linken Seite (heraldisch) und nach unten.
Kordel
Die beiden Schlüssel werden durch eine Kordel mit Quastenenden verbunden, welche
durch die Reide (die Endstücke der Schlüssel) geführt wird.
Wappenschild
Die Symbole des Wappenschildes sollen in heraldischen Farben den Wahlspruch des
jeweiligen Papstes widerspiegeln. Der jeweilige Papst legt diese Symbole zu Beginn
seines Pontifikats fest. Meist entstammen sie aus seinem bisherigen Bischofswappen.
Unterhalb des Wappens kann der Wahlspruch des Wappens angegeben sein, wie zum
Beispiel Totuss tuus („ganz dein“) bei Papst Johannes Paul II.
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Kurt Dietrich Schmidt (evangelischer Theologe): „der in der Welt fortwirkende Christus, sein
Leib, der vom Heiligen Geist in aller Wahrheit geleitet wird“ (Seite 19)
Johann Adam Möhler (katholischer Dogmatiker): „die Geschte der Kirche sei die Reihe von
Entfaltungen des von Christo der Menschheit mitgeteilten Licht- und Lebensprinzips“. (Seite
19)
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Quellenverzeichnis
http://www.kath.de/kurs/vatikan/tiara.php
http://www.vatican.va
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