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BLK-Programm

Neue Lernkonzepte in der Landesinstitut für Schule Otto-von-Guericke-Universität


dualen Berufsausbildung Soest Magdeburg

Steigerung der Effizienz neuer Lernkonzepte und


SELUBA Unterrichtsmethoden in der dualen Berufsausbildung
Modellversuch SELUBA Nordrhein-Westfalen

Abschlussbericht

zum

Modellversuch

SELUBA
Nordrhein-Westfalen

Förderkennzeichen: K 6102
Berichtszeitraum: 01.10.1999 - 30.09.2002

gefördert durch
bmb+f MSWF
Bundesministerium für Bildung Ministerium für Schule, Mai 2003
und Forschung Wissenschaft und Forschung
Nordrhein-Westfalen
po
Inhalt Seite

Allgemeine Angaben zu SELUBA - Nordrhein-Westfalen 3

I Ausgangslage und Ziele des Vorhabens 5

Ausgangslage, Ziele und Aufgabenstellung 5


Prämissen, Start- und Durchführungsbedingungen 8
Ablauf des Modellversuchs 9
1. Arbeitsphase
2. Arbeitsphase
3. Arbeitsphase
Aufgebaute Kooperationen und Netzwerke 13

II Maßnahmen, Lösungswege und Ergebnisse 15

Beschreibung der Ergebnisse und Methoden ihrer Feststellung 15


- Beitrag der Ergebnisse zur Realisierung der Ziele
des Modellversuchs und Empfehlungen für die Umsetzung
in die Bildungspraxis 24
Einschätzung der Ergebnisse für den Nutzen und die
Verwertbarkeit für Bildungsplanung/-politik, externer Transfer
und Verstetigung der Innovationen sowie geplante und eingeleitete
Maßnahmen zum Transfer und zur Verstetigung 38

III Erfolgskontrollbericht und Konsequenzen 42

Einschätzung des Beitrages zu den Zielen im Gesamtprogramm 42


Einhaltung des Arbeitszeit- und Finanzierungsplans 48
Aufgaben, die noch zu lösen sind 48
Empfehlungen für die Durchführung weiterer Modellversuche 48
Empfehlungen für die Weiterentwicklung
des „Instruments Modellversuche“ 49

1
IV Zusammenfassende Empfehlungen für die Bildungspraxis,
Bildungspolitik/-planung und Wissenschaft 50

Literatur (Auswahl) 57

V Anhang 60

A1 Umsetzung des Lernfeldkonzepts im Bildungsgang Mechatronike-


rin/Mechatroniker am Berufskolleg Bocholt-West 60

A2 Lernerfolgsüberprüfung in einer Lernsituation am Beispiel


eines medienfachlichen Präsentationsauftrages am
Joseph-DuMont-Berufskolleg Köln 66

A3 Maßnahmen zur Förderung des externen Transfers in


SELUBA-NRW 73

A4 Entwurf zu einem nachhaltigen Implementationskonzept


zur Stützung der Lernfeldumsetzung in den Berufskollegs
des Landes NRW 77

A5 Empfehlungen aus SELUBA für weiterführende


Unterstützungsmaßnahmen zur Implementation des
Lernfeldkonzepts an das Landesinstitut für Schule im
Rahmen der Vorbereitung des Arbeitsprogramms 2004 79

2
Allgemeine Angaben

Land: Nordrhein-Westfalen
Projektbezeichnung
Modellversuch: Steigerung der Effizienz neuer Lernkonzepte und Unterrichtsmethoden in der
dualen Berufsausbildung (SELUBA)
Besonderheit der Projektform
Modellversuchsverbund der Länder Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen (NRW)
Förderungsbereich
Programmelement des BLK-Programms „Neue Lernkonzepte in der dualen
Berufsausbildung“
Förderkennzeichen
K 6102 (NRW)
Projektträger NRW
Landesinstitut für Schule
Paradieser Weg 64
59494 Soest
Projektleitung
bis 30.07.2000: Helmut Gravert, Landesinstitut für Schule
ab 01.08.2000: Dr. Werner Emler, Landesinstitut für Schule
Geschäftsstelle des Modellversuchs
OStR Leonhard Kniesburges
Sekretariat: Anette Kron
Landesinstitut für Schule (s. o.)
Wissenschaftliche Begleitung
Prof. Dr. Reinhard Bader
Otto-von-Guericke Universität
Institut für Berufs- und Betriebspädagogik
Magdeburg
Mitarbeit ab 01.04.2000:
StD’ Holde Deisenroth
Landesinstitut für Schule
Zeitraum des Modellversuchs und Berichtszeitraum
01.10.1999 bis 30.09.2002
Bisher vorliegende Berichte
1. Zustandsbericht Dezember 2000
2. Zwischenbericht Nr. 1, Dezember 2000
3. Zwischenbericht Nr. 2, Dezember 2001
4. Verwendungsnachweise 1999, 2000 und 2001
Schulstufe/Schulart
Berufskolleg
Programmevaluation und fachliche Beratung
Institut für Technik und Bildung
der Universität Bremen (ITB)

3
Beteiligte Berufskollegs und Bildungsgänge

Schule Bildungsgang
Albrecht-Dürer-Schule Gastronomie
Berufskolleg der Stadt Düsseldorf
Fürstenwall 100
40217 Düsseldorf
Berufskolleg Kartäuserwall der Stadt Köln Mediengestalterin/Mediengestalter für
Kartäuserwall 30 Digital- und Printmedien
50678 Köln
Joseph-DuMont-Berufskolleg Kauffrau/Kaufmann für Audiovisuelle Medien
Escherstraße 217
50739 Köln
Berufskolleg Bocholt-West Mechatronikerin/Mechatroniker
des Kreises Borken
Schwanstraße 19
46399 Bocholt
Studienseminar für das Lehramt Fachleiterinnen/Fachleiter und
für die Sek. II Referendarinnen/Referendare
Hagen I
mit Ausbildung im Bildungsgang
Bahnhofstraße 7
58095 Hagen Mechatronikerin/ Mechatroniker

Cuno I Berufskolleg für Technik Mechatronikerin/Mechatroniker


der Stadt Hagen
Victoriastraße 2
58095 Hagen
Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg Automobilkauffrau/Automobilkaufmann
Auf der Geest 2
59348 Lüdinghausen
August-Griese-Schule Informationselektronikerin/ Informations-
Berufskolleg und Fachschule elektroniker
für Technik des Kreises Herford
Jahnstraße 54 - 68
32584 Löhne

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I Ausgangslage und Ziele des Vorhabens

Ausgangslage, Ziele und Aufgabenstellung

Der in den achtziger Jahren einsetzende technische Wandel führte in nahezu allen Berei-
chen der Wirtschaft zu Veränderungen der Arbeitsorganisation und der Qualifikationsanfor-
derungen im Beschäftigungssystem und erforderte eine Neuorientierung beruflichen Lernens
und Handelns. Der Unterausschuss Berufliche Bildung der KMK initiierte mit der Lernfeldini-
tiative ein berufspädagogisches Projekt, das einen tiefen Einschnitt in die Curriculumentwick-
lung im Bereich der beruflichen Bildung markiert.1
Seit 1996 werden die KMK-Rahmenlehrpläne für den berufsbezogenen Lernbereich in den
Fachklassen des dualen Systems nach Lernfeldern strukturiert, die an Arbeits- und Ge-
schäftsprozessen der jeweiligen Ausbildungsberufe orientiert sind. An die Stelle einer rein
fachsystematischen Ausrichtung von Lehrplänen nach Lerngebieten ist damit eine beruflich-
handlungssystematische Ausrichtung getreten.
Mit dieser curricularen Konzeption wird die Gestaltung von handlungsorientiertem Unterricht
in der Berufsschule gestützt, in dem die Lehr-Lernprozesse an der Lebens- und Berufswelt
von Schülerinnen und Schüler orientiert sind und in dem sich Lernen in der Wechselwirkung
von theoretischer Reflexion und praktischer Anwendung vollzieht. Durch die Gestaltung sol-
cher Lehr-Lernprozesse, das legen lerntheoretische Erkenntnisse nahe, wird die Effizienz
und Nachhaltigkeit des Lernens in der beruflichen Ausbildung gefördert. Auf duale Bildungs-
gänge bezogen heißt das, dass nicht nur der Lernort Schule, sondern dass beide Lernorte,
Schule und Betrieb, jeweils wechselseitig Anwendung (Praxis) und Reflexion (Theorie)
benötigen.
Für die Arbeit der Schulen in den Bildungsgängen der Fachklassen des dualen Systems be-
deutet das Lernfeldkonzept nicht nur einen tiefen Einschnitt in die Curriculumentwicklung im
Bereich der beruflichen Bildung auf der Makroebene sondern darüber hinaus einen deutli-
chen Perspektivenwechsel in der curricular-didaktischen und unterrichtlichen Arbeit vor Ort.
Zur erfolgreichen Implementation dieser neuen Konzeption benötigten Schulen deshalb Un-
terstützung, insbesondere auf der Meso- und Mikroebene.
Das Modellversuchsprogramm des bundesweiten Förderprogramms der Bund-Länder-
Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) „Neue Lernkonzepte in
der dualen Berufsausbildung“ unterstützt den Prozess der Implementation des Lernfeldkon-
zepts durch eine Vielzahl von Modellversuchen mit unterschiedlichen Themenschwerpunk-
ten.
SELUBA war in dieses Programm eingebunden, arbeitete vom 01.10.1999 bis 30.09.2002
als Modellversuchsverbund zweier formal unabhängiger aber inhaltlich eng abgestimmter
Modellversuche der Länder Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen und kooperierte mit
dem Modellversuchsverbund NELE der Länder Bayern und Hessen.

1
vgl. Rauner, F.: Lernfelder als strukturierendes Prinzip für die Gestaltung beruflicher Bildungsprozesse. In: leh-
ren und lernen, Heft 61, 2001, S. 6

5
SELUBA steht für „Steigerung der Effizienz neuer Lernkonzepte und Unterrichtsmethoden in
der dualen Berufsausbildung“.

Die wissenschaftliche Begleitung der Modellversuchsverbünde NELE und SELUBA, die bei-
de mit dem Auftrag der Umsetzung des Lernfeldkonzepts betraut waren, ermittelte und for-
mulierte den Handlungsbedarf und die Handlungsebenen für eine erfolgreiche Implementati-
on. Peter F. E. Sloane formuliert dazu zusammenfassend:

„Die Implementation des Lernfeldansatzes erfordert Handlungs- und Entwicklungsbedarf auf


drei organisatorischen Ebenen.

!"Auf der Ebene der Lehrplanentwicklung und –gestaltung (Makroebene)


Hierbei geht es insbesondere um Fragen der Gestaltung von curricularen Vorgaben,
z. B. ob und in welchem Umfang inhaltliche Präzisierungen gemacht werden, wie man
eine handlungslogische Struktur herstellt usw.
!"Auf der Ebene der Schulorganisation (Mesoebene)
Die Implementation von lernfeldstrukturierten Lehrplänen verlagert verstärkt curriculare
Entwicklungsarbeit an die berufsbildenden Schulen. Gleichzeitig stellt sich die Frage,
welche organisatorischen Rahmenbedingungen in den Schulen hergestellt werden müs-
sen, bis hin zur Frage, wie die zukünftige Abstimmung zwischen schulischem und be-
trieblichem sowie überbetrieblichem Lernort auszusehen habe.
!"Auf der Ebene der Unterrichtsführung (Mikroebene)
Schließlich führt der Lernfeldansatz nicht nur zu einer veränderten thematischen Struktu-
rierung von Unterricht, wie sie schon im fächerübergreifenden Unterricht angedeutet ist.
Es geht vielmehr auch konkret darum, wie Unterrichts- bzw. Lernsituationen von Lehr-
kräften in Zukunft gestaltet werden müssen. Die Simulation von Arbeitsprozessen (z. B.
bei geschäftsprozessorientierten Projekten), die Schaffung von didaktischer Parallelität
zwischen Lern- und Arbeitssituation sind zentrale Fragen der zukünftigen Unterrichtsfüh-
rung.“2

Das Arbeitsvorhaben des Modellversuchsverbundes SELUBA im Rahmen der Implementati-


on des Lernfeldkonzepts bezog sich auf die drei zentralen Ebenen didaktischer Planung und
Entwicklung, die Makro-, Meso- und Mikroebene.
Die Modellversuchspartner Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt verfolgten das ge-
meinsame Arbeitsanliegen,
!" die Qualität der curricularen Vorgaben zu sichern,
!" neue Lehr-Lernkonzepte und Unterrichtsmethoden zu entwickeln und zu erproben,
!" die Integration von regionalen Besonderheiten bei der Umsetzung des Lernfeldkon-
zepts zu berücksichtigen und
!" die Wirksamkeit des Lernens in Lernfeldern zu evaluieren.

2
in: Reinhard Bader, Peter F. E. Sloane (Hrsg.), Bildungsmanagement im Lernfeldkonzept. Curriculare und orga-
nisatorische Gestaltung. Markt Schwaben 2002

6
Modellversuchsträger im Modellversuchsverbund SELUBA waren die Landesinstitute in
Soest und Halle.
Wissenschaftlich begleitet wurde der Modellversuchsverbund durch Herrn Prof. Dr. Reinhard
Bader vom Institut für Berufs- und Betriebspädagogik der Otto-von-Guericke Universität
Magdeburg. In der wissenschaftlichen Begleitung NRW stellte das Land ab 01.04.2000 zu-
sätzlich eine halbe Stelle für eine wissenschaftliche Mitarbeiterin zur Verfügung.

Zentrales Ziel des Modellversuches SELUBA war die wissenschaftlich gestützte Implementa-
tion und Evaluation des Lernfeldkonzepts der bundesweit gültigen KMK-Rahmenlehrpläne
für die Fachklassen des dualen Systems. SELUBA-NRW verfolgte im Modellversuchsver-
bund die folgenden spezifischen Zielsetzungen:

!"Entwicklung und Erprobung von Konzepten zur Bildungsgangplanung, insbesondere zur


didaktischen Jahresplanung im Rahmen des Lernfeldkonzepts,
!"Entwicklung und Erprobung von Konzepten und Materialien zur Stützung der Bil-
dungsgangarbeit,
!"Entwicklung von Methoden der Leistungsfeststellung und von Qualitätssiche-
rungsinstrumenten für neue Lernkonzepte,
!"Entwicklung und Erprobung von Konzepten der Schulorganisation zur Stützung gemein-
samer schulischer und betrieblicher Lehr-Lernprozesse,
!"Ausbau und die Nutzung des bestehenden Kommunikationsnetzwerkes (NRW-
Bildungsserver).

Der Modellversuch beförderte die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf der bil-
dungsplanerischen, der schulorganisatorischen und der unterrichtspraktischen Ebene und
bearbeitete - bezogen auf das BLK-Programm - eine Reihe von Aspekten, von denen hier
die zentralen genannt seien:

!"Gestaltung von arbeits- und geschäftsprozessorientierten Lehr-Lernprozessen, beson-


ders von Lernsituationen, zur Steigerung der Qualität und Effizienz der Berufsausbil-
dung,
!"Analysen zur Flexibilisierung von Lehrerarbeit (fächerübergreifender Unterricht, Leh-
rereinsatz bei neuen Berufsbildern/-feldern, Bildungsgangentwicklung),
!"Analysen von innerschulischen Kooperationsprozessen (Erprobung und Evaluation von
Teamarbeit im Bildungsgang auf den Ebenen didaktischer Planung und unterrichtlicher
Realisierung),
!"Analysen von Kooperationsprozessen mit den regionalen dualen Partnern (Lernortko-
operation zur Vernetzung schulischer Lernfelder und beruflicher Handlungsfelder),
!"Analysen zur Qualitätssicherung handlungsorientierter Lehr-Lernprozesse (Evaluation
von Bildungsgangarbeit, prozessorientierte Lernerfolgsüberprüfungen),

7
!"Analyse und Evaluation curricularer Vorgaben (KMK-Rahmenlehrpläne, Landeslehrpläne,
Integrationsmodelle für die curricularen Vorgaben der Lernbereiche).

Die Modellversuchsverbünde NELE und SELUBA arbeiteten sowohl auf der Makro-, Meso-
und Mikroebene, wobei die Arbeitsschwerpunkte von SELUBA verstärkt auf der Meso- und
Mikroebene lagen.

Prämissen, Start- und Durchführungsbedingungen des Modellversuchs


SELUBA-NRW

In SELUBA-NRW waren sieben Berufskollegs mit je einem Bildungsgang eines neuen Aus-
bildungsberufs und ein Studienseminar der Lehrerausbildung für berufsbildende Schulen
beteiligt. Bei der Auswahl der Modellversuchsschulen war jede Bezirksregierung in NRW mit
zumindest einer Modellversuchsschule beteiligt, um den landesweiten Transfer der Modell-
versuchsergebnisse zu fördern und regional- sowie schulspezifische Bedingungen zu be-
rücksichtigen.
Das Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung (heute Ministerium für Schule, Ju-
gend und Kinder (MSJK)) setzte das Landesinstitut für Schule in Soest als Projektträger ein.
Die Projektleitung wurde einem für die berufliche Bildung verantwortlichen wissenschaftli-
chen Mitarbeiter im Rahmen seiner Gesamtaufgaben im Landesinstitut übertragen.
Die Geschäftsstelle des Modellversuchs am Landesinstitut in Soest war mit einer Verwal-
tungs-/Schreibkraft (halbtags) und einem Leiter der Geschäftsstelle besetzt.

In Nordrhein-Westfalen wurde 1999 durch die „Verordnung über die Ausbildung und Prüfung
in den Bildungsgängen des Berufskollegs (Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg -
APO-BK vom 26.05.1999)“ (APO-BK) ein neuer schulrechtlicher Gesamtrahmen für die Be-
rufskollegs eröffnet.
Die Vorgaben der APO-BK beförderten innovative Schulentwicklungsprozesse bis in die ein-
zelnen Bildungsgänge der Berufskollegs hinein, d. h. auch in die Bildungsgänge der Fach-
klassen des dualen Systems.
Die Berufskollegs hatten auf Grund der neuen Vorgaben intensive Entwicklungsarbeit zu
leisten, z. B. im Bereich der Schulprogrammarbeit (pädagogische Zielsetzung der Schule),
im Bereich des Auf- und Ausbaus von Bildungsgangstrukturen (organisatorische Rahmenbe-
dingungen) und in der Realisierung der Zusammenarbeit der Lernbereiche (curricular-
didaktische Arbeit).
Das Lernfeldkonzept und die lernfeldstrukturierten KMK-Rahmenlehrpläne gelangten damit
in einer Phase in die Berufskollegs in NRW, in der diese sich in einem intensiven Neu- und
z. T. Umorganisationsprozess befanden.
Die Implementation des Lernfeldkonzepts der KMK-Rahmenlehrpläne in Nordrhein-
Westfalen steht im Gesamtrahmen der landesspezifischen Vorgaben für die Berufsschule im
Berufskolleg. NRW übernimmt die KMK-Rahmenlehrpläne unverändert. Sie werden auf dem
Hintergrund der rechtlichen Vorgaben der APO-BK landesspezifisch ergänzt. Zur Unterstüt-

8
zung und Steuerung der Umsetzungsarbeit in den Berufskollegs enthalten die Landeslehr-
pläne Hinweise zu den Lernbereichen, zu ihrer Zusammenarbeit und Hinweise zur Bildungs-
gangarbeit sowie zur Leistungsbewertung.
In den Landeslehrplänen werden die zentralen Intentionen des Lernfeldkonzeptes gestützt
und in den Gesamtrahmen des umfassenden Bildungsauftrages des Berufskollegs in NRW
gestellt.
Der Modellversuch SELUBA-NRW hatte den Auftrag, bei der Implementation des Lernfeld-
konzepts sowohl die curricularen Vorgaben der KMK- wie die der Landesebene zu beachten
und den landesspezifischen Rahmenbedingungen für die Arbeit der Berufskollegs Rechnung
zu tragen.
In SELUBA-NRW arbeiteten die wissenschaftliche Begleitung, die Projektkoordination und
die Geschäftsführung von Beginn an als „Projektteam“ intensiv zusammen. Im Verlauf des
Modellversuchs hat sich gezeigt, dass sich diese Vernetzung der Arbeit bei der ausgeprägt
handlungsorientierten Forschungskonzeption bewährte und die Ergebnisfindung stützte.

Ablauf des Modellversuchs

1. Arbeitsphase (Oktober 1999 - Juni 2000)

Da im Modellversuch ausschließlich neue Ausbildungsberufe vertreten waren, bestand die


Aufgabe an den Modellversuchsschulen zunächst vorrangig darin, vollständig neue Bil-
dungsgänge an den Schulen und in den Regionen aufzubauen, die neuen Berufsstrukturen
und -qualifikationen aufzuarbeiten, die neuen curricularen Vorgaben zu analysieren und Um-
setzungsstrategien zu entwickeln.

Die erste Phase des Modellversuchs bündelte die Kräfte für den Aufbau der neuen Bildungs-
gangstrukturen an den Schulen. Diese Aufbauphase dauerte beobachtbar ein halbes Jahr. In
ihr wurden in den Bildungsgängen in Zusammenarbeit mit der Schulleitung und Schulaufsicht
die notwendigen sächlichen, organisatorischen und curricular-didaktischen Grundlagen für
die weitere Arbeit des Modellversuchs geschaffen und die Teamstrukturen der Bildungsgän-
ge aufgebaut.

Die neuen Ausbildungsberufe wurden von Ausbildungsbetrieben und Auszubildenden unter-


schiedlich angenommen. Einige Schulen waren durch schnell anwachsende Schülerzahlen
(im Bereich der Medienberufe) besonders belastet. Andere Schulen mussten die Betriebe in
ihrer Region erst zur Ausbildung ermutigen, damit ein neuer Bildungsgang überhaupt imple-
mentiert werden konnte, z. B. im Bereich Automobilkaufleute. Die von den Bildungsgängen
erfolgreich geleistete Aufbauarbeit erforderte sehr viel Energie und Engagement und bildete
die Basis für die gesamte weitere Modellversuchsarbeit.

SELUBA-NRW arbeitete zu folgenden Berufsfeldern, bzw. in folgenden Ausbildungsberufen:

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!"Berufsfeld „Wirtschaft und Verwaltung“ - Bildungsgänge „Automobilkauffrau/-mann“ und
„Kauffrau/-mann für audiovisuelle Medien“
!"Berufsfeld „Ernährung und Hauswirtschaft“ - Bildungsgänge der Gastronomieberufe
!"Berufsfeld „Elektrotechnik“ - Bildungsgang „Informationselektronikerin/-elektroniker“
!"Bildungsgang „Mechatronikerin/Mechatroniker“
!"Bildungsgang Mediengestalterin/Mediengestalter für Digital- und Printmedien

Der Modellversuch beförderte die Aufbauphase der Bildungsgänge an den Schulen durch
Workshops, die methodisch als Zukunftswerkstatt angelegt waren und bei Bedarf durch Ein-
zelberatung im Bildungsgang. Schwerpunkte dieser Arbeitsphase waren Maßnahmen zur
!"Einführung der Lehrkräfte in das Lernfeldkonzept,
!"Entwicklung der curricularen Kompetenz der Bildungsgangteams und
!"Erprobung neuer Bildungsgangstrukturen.
Schulaufsicht und Verantwortliche in der Schulleitung nahmen in dieser Phase an Tagungen,
an Bildungsgangkonferenzen und an Workshops teil, um gemeinsam mit den Lehrerinnen
und Lehrern die Rahmenbedingungen für die notwendigen schulorganisatorischen Verände-
rungen und die Teambildungen zu entwickeln (bildungsgangbezogene Personalentwick-
lung).
Begleitend dazu wurden in wissenschaftlichen Fachtagungen der Modellversuchsverbünde
NELE/SELUBA zentrale Aspekte des Lernfeldkonzepts wissenschaftlich aufgearbeitet und
publiziert.
Die Untersuchung des Implementationsprozesses des Lernfeldkonzepts und die Evaluation
dieses Prozesses legten eine ausgeprägt handlungsorientierte Forschungskonzeption nahe.
In Workshops, Bildungsgangkonferenzen und schulübergreifenden Fachtagungen wurden
wissenschaftliche, fachliche sowie didaktisch-methodische Inputs zum Lernfeldkonzept mit
der Bildungsgangsarbeit der Lehrenden verknüpft. Auftretende Implementationsprobleme
konnten auf diese Weise konstruktiv bearbeitet werden. Insgesamt hatte die wissenschaftli-
che Begleitung eine versuchsstützende Funktion, indem sie die Planungs- und Entwick-
lungsprozesse an den Modellversuchsschulen durch Beratung sowie Evaluation der Bedin-
gungen, Aktivitäten und Ergebnisse kontinuierlich begleitete.

2. Arbeitsphase (Juli 2000 bis Juli 2002)

In der weiteren Modellversuchsarbeit gestalteten die Bildungsgangteams die aufgebauten


Organisationsstrukturen innovativ weiter aus, konkretisierten die Lernfeldpläne in didakti-
schen Jahresplanungen und erprobten im Unterricht neue Lehr-Lernkonzepte, die Lernsitua-
tionen, z.T. in intensiver Kooperation mit den betrieblichen Partnern der Region. Für die neu-
en Lehr-Lernkonzepte waren der Arbeits- und Geschäftsprozessbezug, die Kompetenz- und
Handlungsorientierung sowie die Förderung ganzheitlicher, selbstständiger Lernprozesse die
leitenden Kriterien.

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Die Bildungsgangteams entwickelten und erprobten dazu neue Formen der Lernerfolgsüber-
prüfung in handlungsorientierten Lehr-Lernarrangements und den Einsatz geeigneter Unter-
richtsmethoden.
Die Beteiligten im Modellversuch diskutierten „Didaktische Jahresplanung“ als Leitbegriff zur
Lernfeldumsetzung und entwickelten Umsetzungsbeispiele.
Die Arbeitsschritte zur Konkretisierung der Lernfeldpläne in „Didaktischen Jahresplanungen“
wurden in SELUBA kontinuierlich wissenschaftlich begleitet. In dazu initiierten Workshops
und Bildungsgangkonferenzen wurden die didaktischen Jahresplanungen schulspezifisch
ausgestaltet. Eingebunden waren die betrieblichen Partner und die Lehrerinnen und Lehrer
des berufsübergreifenden Lernbereichs.

Die SELUBA-Homepage, Bildungsgangkonferenzen und Fachtagungen wurden als Informa-


tions- und Organisationsformen genutzt, um die Arbeitsergebnisse der Modellversuchsschu-
len für die übrigen Schulen des Landes transparent zu machen und den Transfer der Ar-
beitsergebnisse frühzeitig zu sichern. Die Bildung von Netzwerken zwischen Schulen mit
gleichen Bildungsgängen wie z. B. in Regionalkonferenzen, einem Instrumentarium der Leh-
rerfortbildung in NRW, verstärkte die Transferwirkung.
Teams der Modellversuchsschulen arbeiteten in dieser Phase aktiv an den zentralen Veröf-
fentlichungen des Modellversuchs und an wissenschaftlichen Fallstudien mit, gestalteten
regionale und landesweite Fachtagungen und Regionalkonferenzen, brachten sich im Rah-
men pädagogischer Tage in die Schulentwicklungsarbeit ein, initiierten regionale Netzwerke
durch Weiterentwicklung der Lernortkooperation und engagierten sich zusammen mit dem
Landesinstitut für Schule bei der Evaluation der Landeslehrpläne.

Jede Modellversuchsschule bearbeitete zusätzlich einen besonderen Schwerpunkt bei der


Umsetzung des Lernfeldkonzeptes:

!"Kooperationskonzept mit Betrieben zur gemeinsamen Entwicklung von Lern-/


Arbeitsaufgaben (Berufskolleg Bocholt-West),
!"Entwicklung eines Modellunternehmens (Joseph-DuMont Berufskolleg Köln),
!"Konzeption zur Lernbereichszusammenarbeit (August-Griese Berufskolleg Löhne),
!"Dokumentationsmodell zur didaktischen Jahresplanung (Cuno I Berufskolleg Hagen),
!"Regionales Lernortkooperationskonzept (Richard-von-Weizsäcker Berufskolleg Lüding-
hausen/Dülmen),
!"Erprobung dezentraler Organisationsmodelle im Bildungsgang (Berufskolleg Kartäuser-
wall Köln),
!"Kooperationskonzept mit Ausbildungsschulen und Methodensammlung (Studienseminar
Hagen).

Das SELUBA – Projektteam begleitete die Arbeit an den Schulen auf der Meso- und Mikro-
ebene, führte Workshops durch, organisierte und gestaltete landesweite und regionale Fach-
tagungen und Fallstudien, stützte die Entwicklung der bildungsgangbezogenen Gesamtkon-

11
zeptionen und Modelle und initiierte und begleitete themenbezogene, schulübergreifende
Arbeitsgruppen zu folgenden zentralen Implementationsfragen:

!"Lernortkooperation im Lernfeldkonzept
!"Didaktische Jahresplanung im Bildungsgang
!"Lernerfolgsüberprüfung in Lernsituationen.

3. Arbeitsphase (weitgehend parallel zu Arbeitsphase 2)

In der dritten Arbeitsphase wurden die zentralen Veröffentlichungen des Modellversuches zu


Handreichungen für alle Berufskollegs des Landes ausgestaltet, um den Transfer zu sichern
und die Verstetigung der Modellversuchsergebnisse zu gewährleisten.

Zusätzlich förderte SELUBA den Transfer durch umfangreiche Beratungs- und Referententä-
tigkeit im Land - an Berufskollegs, in Studienseminaren, auf Schulleiterdienstbesprechungen,
auf Dezernentenkonferenzen - und durch drei landesweite Fachtagungen.
Diese Beratungs- und Transferarbeit erfolgte u. a. in enger Abstimmung mit der Lehrerfort-
bildung des Landes NRW, durch Schulung der Trainer und Moderatoren der landesweiten
SchiLF-Maßnahmen zur Bildungsgangarbeit.

SELUBA-NRW arbeitete mit den Modellversuchsverbundpartnern NELE und SELUBA-


Sachsen-Anhalt sowie mit den wissenschaftlichen Begleitungen anderer Modellversuche und
mit interessierten Partnern an Hochschulen eng zusammen. Im Rahmen dieser Zusammen-
arbeit entstanden z. B. auf der Makroebene Arbeitshilfen zur Lehrplanerstellung. Durch diese
Arbeitshilfen und durch Beratungstätigkeit des Modellversuchs auf KMK- wie auf Landes-
ebene wurden Lehrplanentwicklung und -evaluation qualitativ gestützt.

Im Modellversuch SELUBA-NRW wurde eine Evaluationsstudie zum Stand der Bildungs-


gangarbeit im Land NRW entwickelt, durchgeführt und ausgewertet. Die in der Studie erho-
benen und ausgewerteten Daten zum Prozess der Implementation des Lernfeldkonzepts im
Land NRW für drei neue Ausbildungsberufe ermöglichen Aussagen zu weiterführenden Un-
terstützungs- und Fortbildungskonzepten bei der Implementation der Lernfeldpläne.
Der Modellversuch wurde mit einer landesweiten Tagung im September 2003 im
Landesinstitut für Schule Soest abgeschlossen.

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Aufgebaute Kooperationen und Netzwerke

Für die Organisation der Zusammenarbeit und den Aufbau von internen Netzwerken im Mo-
dellversuch SELUBA-NRW waren von Beginn an die folgenden landesspezifischen Aspekte
zu berücksichtigen:

!"Beteiligung nur neuer Ausbildungsberufe


!"Beteiligung von fünf Ausbildungsberufen, die inhaltlich weit auseinander liegen
!"große räumliche Entfernung der Modellversuchsschulen
!"sehr unterschiedlich große Bildungsgänge von 1-9 zügig
!"knapper Reisekostenetat.

Die Zusammenarbeit der aktiv beteiligten Partner im Modellversuch SELUBA-NRW muss


deshalb differenziert gesehen und dargestellt werden.

Bei den Modellversuchsschulen konnten zwei Berufskollegs eng zusammenarbeiten, da sie


beide mit dem gleichen Ausbildungsberuf, bzw. dem Bildungsgang „Mechatronike-
rin/Mechatroniker“ vertreten waren. Sie erhielten durch SELUBA die Möglichkeit zu enger
inhaltlicher Zusammenarbeit in gemeinsamen Bildungsgangkonferenzen und Workshops und
kooperierten sowohl auf der Meso- wie auf der Mikroebene.

Die Entwicklung der didaktischen Jahresplanung, die konkrete Umsetzung der Lernfelder für
den Unterricht, war die Kernaufgabe aller Modellversuchsschulen. Als unterstützende Maß-
nahmen für die Einzelschulen wurden dazu in SELUBA regionale Netzwerke aufgebaut bzw.
bestehende Netzwerke intensiviert, z. B. durch Regionalkonferenzen und schulinterne Leh-
rerfortbildungsmaßnahmen (SchiLF). In diese Netzwerke waren sowohl regionale Ausbil-
dungspartner wie Schulstandorte mit gleichem Bildungsgang eingebunden. Der Austausch
im Netzwerk trug zur Förderung und Sicherung der Ausbildungsqualität in den Regionen bei.

Auf landesweiten Fachtagungen mit allen Schulstandorten des Landes für jeweils einen
Ausbildungsberuf wurden zudem Erfahrungen von nicht am Modellversuch beteiligten Schu-
len aufgegriffen. Die Modellversuchsschulen erhielten dadurch die Möglichkeit zu einer in-
tensiven inhaltlichen Rückkopplung und zur Knüpfung überregionaler Netzwerke.

Eine weitere enge Zusammenarbeit aller Modellversuchsschulen erfolgte auf der Mesoebe-
ne, bei der Entwicklung von Strukturen, Rahmenbedingungen und Eckpunkten der Bildungs-
gangarbeit. Die Kernbereiche, die die Zusammenarbeit begründeten, wie z. B. Organisation
der Bildungsgangarbeit, Modelle didaktischer Jahresplanung, Formen der Lernerfolgsüber-
prüfung bei neuen Lehr-Lernkonzepten, Lernortkooperation zur Stützung der Intention des
Lernfeldkonzepts, ergaben sich durch die gemeinsame, von der wissenschaftlichen Beglei-
tung gestützten Analyse der Erfahrungen der einzelnen Bildungsgänge der Schulen mit der
Umsetzung lernfeldstrukturierter Lehrpläne. Modellversuchsintern arbeiteten die Schulen und

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das Projektteam in schulübergreifenden Arbeitsgruppen und Workshops an den gemeinsa-
men o. g. Schwerpunktthemen, wobei z. T. der Modellversuchspartner Sachsen-Anhalt betei-
ligt war.

Weitere Formen der Kooperation wurden zwischen drei Modellversuchsschulen und der Uni-
versität Dortmund entwickelt. Die wissenschaftliche Begleitung durch Herrn Prof. Dr. Pätzold
vom Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft und Berufspädagogik förderte die Ent-
wicklung der Lernortkooperation und die regionale Netzwerkbildung dieser Schulen intensiv.
In diesem Rahmen beteiligten sich die drei Schulen auch aktiv an wissenschaftlich begleite-
ten Fallstudien. Sie nahmen die Möglichkeit wahr, ihre Arbeitsergebnisse zu sichern, zu re-
flektieren und wissenschaftlich begleitet zu evaluieren. Die Fallstudien sind in den „Dortmun-
der Beiträgen zur Pädagogik, Band 31“ (s. Literaturverzeichnis) publiziert.

Zum Aufbau von Kooperationsstrukturen wurde das bestehende Netzwerk der Lehrerfortbil-
dung zur Bildungsgangberatung in SELUBA-NRW aktiv genutzt, wie z. B. durch die Mitarbeit
von Bildungsgangmoderatoren an Modellversuchsschulen. Die Aufnahme der Modellver-
suchsergebnisse in das Moderatorenkonzept der Lehrerfortbildung des Landes förderte die
Qualitätsentwicklung der Bildungsgangberatung.

Zur Zusammenarbeit im Modellversuch war es wesentlich, die SELUBA-Homepage im Inter-


net aufzubauen und die Modellversuchsschulen durch Beratung und Schulungstagungen
zum Aufbau von eigenen Schul-Homepages zu motivieren.

Regelmäßige Arbeitstreffen der Projektteams der Modellversuchsverbundpartner SELUBA


und der gemeinsamen wissenschaftlichen Begleitung gewährleisteten einen effektiven In-
formations- und Erfahrungsaustausch sowie den Ergebnistransfer im Modellversuchsver-
bund. Gemeinsame länderübergreifende Fachtagungen und Arbeitsgruppen förderten die
Zusammenarbeit. So wurde das mit den Modellversuchsschulen NRW ermittelte Schwer-
punktthema "Lernerfolgsüberprüfung in Lernsituationen" in einer länderübergreifenden Ar-
beitsgruppe erarbeitet.

Intensive Kooperationsaktivitäten mit dem Modellversuchsverbund NELE bestanden in ei-


nem länder- und modellversuchsübergreifenden Arbeitskreis, durch gemeinsame Teilnahme
an wissenschaftlichen Fachtagungen und die abgestimmte Mitarbeit in KMK-
Einführungsseminaren für Mitglieder in Rahmenlehrplanausschüssen.

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II Maßnahmen, Lösungswege und Ergebnisse

Beschreibung der Ergebnisse und Methoden ihrer Feststellung

Unter dem Dach der gemeinsamen Zielsetzung des Gesamtverbundes SELUBA differenzier-
ten die beteiligten Modellversuchspartner SELUBA Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen
ihre Zielsetzungen jeweils länderspezifisch aus.
Begründend für die Ausdifferenzierungen der Ziele waren Unterschiede in den landesspezifi-
schen Ausgangs- bzw. Rahmenbedingungen zur Implementation des Lernfeldkonzepts und
das Bestreben, sich durch verschiedene Arbeitsschwerpunkte bzw. Arbeitsteilung im Modell-
versuchsverbund zu ergänzen.
So ist z. B. die Umsetzung der KMK-Rahmenlehrpläne in beiden Ländern unterschiedlich
geregelt. Sachsen-Anhalt gibt die KMK-Rahmenlehrpläne unverändert an die Schulen weiter,
in NRW werden die ebenfalls unveränderten KMK-Rahmenlehrpläne in den „Mantel“ eines
Landeslehrplans eingefügt, der die Integration von beruflicher und allgemeiner Bildung för-
dert.

Zwischen den Verbundpartnern im Modellversuch wurden die Arbeitsschwerpunkte so abge-


stimmt, dass gegenseitige Ergänzungen, also Synergieeffekte, möglich waren. Sachsen-
Anhalt arbeitete z. B. verstärkt in den Bereichen „Entwicklung von Schulcurricula“ und „Ent-
wicklung von Teamarbeitsstrukturen“, NRW in den Bereichen „Bildungsgangarbeit als Schul-
entwicklung“, "Didaktische Jahresplanung und Zusammenarbeit der Lernbereiche", „Lernort-
kooperation im Lernfeldkonzept“ und "Lernerfolgsüberprüfung in Lernsituationen".

Die folgende Zusammenstellung zeigt die spezifischen Teilziele von SELUBA-NRW im Rah-
men des Modellversuchsverbundes sowie die Ergebnisse im Überblick. Im Anschluss sind
jeweils die Lösungswege zur Erreichung der Modellversuchsziele ausgewiesen.

Erste spezifische Zielsetzung in SELUBA-NRW

Entwicklung und Erprobung von Konzepten zur Bildungsgangplanung, insbesondere zur di-
daktischen Jahresplanung im Rahmen des Lernfeldkonzeptes, d. h. Entwicklung von Kon-
zepten und Materialien, die neue Lehr-Lernkonzepte und Unterrichtsmethoden qualitativ stüt-
zen.

Ergebnisse, Beteiligte und Produkte im Überblick

!" Analyse und Evaluation von lernfeldstrukturierten KMK-Rahmenlehrplänen und


Landeslehrplänen ; Entwicklung von Unterstützungsmaterialien für Mitglieder in
KMK-Rahmenlehrplanausschüssen und in Landeslehrplangruppen

15
!" Stabile Bildungsgangstrukturen und -teams an allen Modellversuchsschulen (Orga-
nisationspläne der Schulen und Präsentation der Bildungsgangplanung auf regiona-
len und überregionalen Fachtagungen durch Modellversuchsbildungsgänge; doku-
mentiert in Tagungsbänden zu landesweiten Fachtagungen)

!" Didaktische Jahresplanungen der Bildungsgänge (schulinterne Dokumentationen,


Veröffentlichungen in Auszügen in Werkstattberichten, Tagungsbänden zu landes-
weiten Fachtagungen und im Bildungsserver NRW)

!" Modelle zur Integration des berufbezogenen und des berufsübergreifenden Lernbe-
reichs (schulinterne Dokumentation von Lernsituationen im Rahmen didaktischer
Jahresplanungen der Modellversuchsschulen; Veröffentlichung in Auszügen in Ta-
gungsbänden; Publikation des NRW-Modells für das Fach Deutsch/Kommunikation;
intensive Zusammenarbeit mit dem Bereich Sport/Gesundheitsförderung im LfS zur
Entwicklung des Landeslehrplans Sport/Gesundheitsförderung und von Materialien
zur Lehrerfortbildung in diesem Fach)

!" Zusammenstellung von Unterrichtsmethoden im handlungsorientierten Unterricht in


einer Sammlung durch das Studienseminar Hagen I, (www.methoden-
sammlung.de)

!" Praxisorientiertes und wissenschaftlich gestütztes Gesamtkonzept zur Bildungs-


gangplanung und didaktischen Jahresplanung (veröffentlicht als Werkstattbericht,
Heft 2)

Lösungswege

Unterstützt durch die wissenschaftliche Begleitung entwickelten und erprobten die Modell-
versuchsschulen in Bildungsgangteams die didaktische Jahresplanung.
Zu Beginn der Arbeit konzentrierten sich die Lehrerinnen und Lehrer auf die Ausgestaltung
einzelner Lernfelder durch Lernsituationen. Die Bildungsgangteams wurden zunehmend er-
weitert durch das Einbeziehen der Kollegen des berufsübergreifenden Lernbereichs, zu-
nächst vor allem der sprachlichen Fächer. Diese Maßnahme war vordringlich durch den Zu-
schnitt der Lernfelder begründet, da zahlreiche Lernfelder Zielsetzungen und Inhalte des
kommunikativen Bereichs aufweisen.
Für alle Fächer des berufsübergreifenden Lernbereichs hat NRW Lehrpläne entwickelt, die
die Vernetzung der Lernbereichsarbeit fördern, so dass im Verlauf der Modellversuchsarbeit
auch die übrigen Fächer in die Zusammenarbeit einbezogen wurden. An der Entwicklung der
Grundstrukturen dieser Lehrpläne war SELUBA-NRW intensiv beteiligt.

Die Bildungsgänge suchten im Verlauf der Ausgestaltung ihrer didaktischen Jahresplanun-


gen die Zusammenarbeit mit den dualen Partnern der Region, um schulische Lernsituationen

16
und betriebliche Ausbildung stärker zu harmonisieren. Betriebliche Partner nahmen an den
Bildungsgangkonferenzen teil und waren an Modellversuchsschulen an der Entwicklung der
Lernsituationen beteiligt. Für die Bildungsgänge „Mechatronikerin/Mechatroniker“ und „Au-
tomobilkauffrau/-mann“ entstand so ein intensives partnerschaftliches Kooperationsnetzwerk.
Im Bereich der Bildungsgänge der „Gastronomieberufe“ existierte ein solches Netzwerk
schon und wurde für die Umsetzung der neuen Lehrpläne konstruktiv genutzt.
Der Bildungsgang „Informationselektronikerin/Informationselektroniker“ arbeitete unter den
besonderen Bedingungen einer Bezirkfachklassenregelung, d. h hier liegt ein sehr weites
Einzugsgebiet vor. Der Modellversuchsschule gelang es, über pädagogische Tage Betriebe
der Region zur Zusammenarbeit zu gewinnen. Die aktive Mitarbeit von Modellversuchsschu-
len in Regionalkonferenzen (d. h Schulen mit gleichen Bildungsgängen in der erweiterten
Region) beförderte zudem konstruktive Schulpartnerschaften.

In der Evaluation der ersten Umsetzungserfahrungen der Modellversuchsschulen, die vor


allem durch Rückkopplungsgespräche und in Fachtagungen erfolgte, zeigte sich, dass die
Kolleginnen und Kollegen der Bildungsgänge weitergehende Unterstützung für den komple-
xen Umsetzungsprozess benötigten, besonders auch im Bereich der schulorganisatorischen
Veränderungen, die zur erfolgreichen Implementation der neuen Lehr-Lernkonzepte ebenso
unabdingbar sind.

Nordrhein-Westfalen weist für die in SELUBA beteiligten Ausbildungsberufe neben dem je-
weiligen Modellversuchsbildungsgang zahlreiche weitere Standorte auf, die wiederum durch
ihre regional- und schulspezifischen Besonderheiten geprägt sind. Aufgabe der SELUBA -
Bildungsgänge konnte es deshalb nicht sein, ein "einheitliches Schulcurriculum pro Ausbil-
dungsberuf" für NRW zu entwickeln, das von allen anderen Standorten adaptiert wird.
In SELUBA wurde deshalb neben individuellen Unterstützungsmaßnahmen für die einzelnen
Bildungsgänge eine schulübergreifende Arbeitsgruppe zum Themenschwerpunkt "Didakti-
sche Jahresplanung im Bildungsgang" initiiert. In dieser Gruppe wurden die berufsspezifi-
schen, ausbildungsberufsübergreifenden, strukturellen und organisatorischen Aspekte der
Lernfeldumsetzung an Schulen aufgearbeitet.
Die Zusammensetzung der Gruppe (wissenschaftliche Begleitung, Projektteam, Lehrerinnen
und Lehrer der Modellversuchsschulen, Schulaufsicht) ermöglichte eine Arbeit mit intensiver
Theorie-Praxis-Vernetzung im ständigen Austausch mit den Modellversuchsschulen sowohl
in den einzelnen Bildungsgängen wie auf übergreifenden Fachtagungen.
Das Arbeitsprodukt, "Werkstattbericht 2, Didaktische Jahreplanung im Bildungsgang", steht
als praxisorientiertes, wissenschaftlich gestütztes Gesamtkonzept allen Schulen des Landes
zum Aufbau ihrer Bildungsgangarbeit zur Verfügung.

17
Veröffentlichungen

!"Werkstattberichte Heft 1 und 2


!"Modellversuchsinformation Nr. 3
!"Arbeitshilfen Nr. 1
!"Jennewein/Lübben (Hrsg.), Berufsbildung zwischen Wissen, Erfahrung und Innovation in
den Elektro-, IT- und Medienberufen, Bielefeld 2002
!"Reinhard Bader, Peter F. E. Sloane (Hrsg.), Lernen in Lernfeldern, Markt Schwaben
2000
!"Reinhard Bader, Peter F. E. Sloane (Hrsg.), Bildungsmanagement im Lernfeldkonzept,
Paderborn 2002
!"Deisenroth, Holde: Deutsch im lernfeldorientierten Unterricht der Berufsschule – Ein In-
tegrationskonzept im Land NRW. In: Die berufsbildende Schule (BbSch) 53, 2001 Heft
11-12
!"Modellversuchsverbünde NELE/SELUBA: Prozessleitfaden zur Entwicklung eines lern-
feldstrukturierten KMK-Rahmenlehrplans. Ein Beitrag der Modellversuchsverbünde NELE
& SELUBA, Hessisches Landesinstitut für Pädagogik (hrsg.), Wiesbaden November 2001
!"Arbeitshilfe für Landeslehrplangruppen NRW: Internes Arbeitspapier des Landesinstitut
für Schule, 2002

Zweite spezifische Zielsetzung in SELUBA - NRW

Entwicklung von Methoden der Leistungsfeststellung im Lernfeldkonzept

Ergebnisse, Beteiligte und Produkte im Überblick

!" Praxisorientiertes und wissenschaftlich gestütztes Gesamtkonzept zu prozessbe-


gleitenden Lernerfolgsüberprüfungen in Lernsituationen und Projekten
!" Beispielentwicklungen und –erprobungen in Modellversuchsschulen

Lösungswege

Die neuen, handlungsorientierten Lehr-Lernkonzeptionen erfordern es, Intention, Formen


und Einsatz der Lernerfolgsüberprüfung neu zu bestimmen. Zur Förderung individueller und
ganzheitlicher Lernprozesse müssen neben die klassischen Lernerfolgskontrollen lernpro-
zessfördernde, prozessbegleitende Methoden treten.
Aus der unterrichtlichen Arbeit mit Lernsituationen heraus entwickelten die Modellversuchs-
schulen erste Beispiele für prozessbegleitende Lernerfolgsüberprüfungen, wie z. B. fächer-
übergreifende, lernsituationsbezogene Klassenarbeiten, Selbst- und Fremdeinschätzungs-

18
bögen zur Förderung individueller Lernprozesse und Beispiele für Lernerfolgspräsentationen
durch Schülerinnen und Schüler.
In Rückkopplungsgesprächen zur Arbeit der Bildungsgänge zu diesem Schwerpunktthema
stellten sich in SELUBA die folgenden Fragen:

!"Wie lassen sich Lernerfolge in handlungsorientierten, ganzheitlichen Lernsituationen


begleiten, sichern und überprüfen?
!"Wie lassen sich innovative Einzelergebnisse von Modellversuchsbildungsgängen
durch die Verbindung von Wissenschaft und Praxis aufbereiten und transferorientiert
gestalten?

In einer schulübergreifenden Arbeitsgruppe zum Themenschwerpunkt "Lernerfolgsüberprü-


fung im Lernfeldkonzept", wurden die zentralen inhaltlichen und strukturellen Aspekte von
Lernerfolgsüberprüfungen in handlungsorientierten Lehr-Lernarrangements aufgearbeitet. In
dieser Arbeitsgruppe war der Modellversuchspartner aus Sachsen-Anhalt beteiligt.

Ziel der Arbeitsgruppe war es, Intentionen, Strukturen und Beispiele prozessbegleitender
Lernerfolgsüberprüfungen aufzuzeigen, die für alle Bildungsgänge der Fachklassen des dua-
len Systems adaptierbar sind.
Die Zusammensetzung der Gruppe (wissenschaftliche Experten, Lehrerinnen und Lehrer der
Modellversuchsschulen) ermöglichte eine Arbeit mit intensiver Wissenschaft-Bildungspraxis-
Vernetzung im ständigen Austausch mit den Modellversuchsschulen sowohl in den einzelnen
Bildungsgängen wie auf übergreifenden Fachtagungen.
Die Arbeitsprodukte der Gruppe, Werkstattberichte 3 und 5, stehen als praxisorientiertes,
wissenschaftlich gestütztes Gesamtkonzept allen Schulen des Landes zur Verfügung. Die
Arbeitsergebnisse wurden sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch in Sachsen-Anhalt publi-
ziert.

Veröffentlichungen

!"Beispiele der Schulen in entsprechenden Tagungsdokumentationen


!"Werkstattbericht Hefte 3 und 5

Dritte spezifische Zielsetzung in SELUBA - NRW

Entwicklung und Erprobung von Konzepten der Schulorganisation zur Stützung gemeinsa-
mer schulischer und betrieblicher Lehr-Lernprozesse und Berücksichtigung der Integration
von regionalen und schulspezifischen Besonderheiten bei der Umsetzung des
Lernfeldkonzeptes

19
Ergebnisse, Beteiligte und Produkte im Überblick

!" Modelle der Lernortkooperation im Lernfeldkonzept an den Berufskollegs Bocholt-


West, Richard-von-Weizsäcker in Dülmen/Lüdinghausen und Joseph-DuMont in
Köln
!" Mitarbeit der o. g. Berufskollegs an je einer wissenschaftlichen Fallstudie

Lösungswege

An allen Modellversuchsschulen wurden Lernortkooperationsmodelle initiert, bzw. bestehen-


de Kooperationsformen ausgebaut.
Drei Berufskollegs hatten diesen Bereich zu ihrem besonderen SELUBA-Schwerpunktthema
gewählt. Die Analyse der regionalen und schulspezifischen Bedingungen erfolgte in den Bil-
dungsgangteams vor Ort.
Die Schulen nahmen das Angebot an, ihre Arbeit durch wissenschaftliche Experten begleiten
zu lassen. Dazu konnten Herr Prof. Dr. Pätzold und Herr Dr. Drees von der Universität Dort-
mund gewonnen werden. Die Erkenntnisse berufspädagogischer Wissenschaft zur Lernort-
kooperation und der bildungspraktische Umgang mit dem Lernfeldkonzept wurden miteinan-
der verzahnt.
Die Arbeitsergebnisse wurden in Fallstudien publiziert und stellen verschiedene Zugehens-
weisen und Ausgestaltungen von Lernortkooperation im Lernfeldkonzept vor. Die verschie-
denen Zugehensweisen und Ausgestaltungsmodelle sind in den Besonderheiten der Ausbil-
dungsberufe, den regionalen Bedingungen und den schulspezifischen Möglichkeiten be-
gründet. Da sowohl kaufmännische wie gewerblich-technische Berufe an dieser Arbeit betei-
ligt waren, bieten diese Ergebnisse für zahlreiche Schulen im Land eine Orientierungshilfe.

Veröffentlichungen

!"Beispiele der Schulen in Tagungsdokumentationen


!"Jennewein/Lübben (Hrsg.), Berufsbildung zwischen Wissen, Erfahrung und Innovation in
den Elektro-, IT- und Medienberufen, Bielefeld 2002
!"Gerhard Drees, Günter Pätzold: Lernfelder und Lernsituationen. Realisierungsstrategien
in Berufskollegs. Eine Fallstudie im Rahmen des Modellversuchs SELUBA, Dortmunder
Beiträge zur Pädagogik, Bd. 31, 2002
!"Günter Pätzold, Lernfelder – Lernortkooperation. Neugestaltung beruflicher Bildung,
Dortmunder Beiträge zur Pädagogik, Bd. 30, 2002

20
Vierte spezifische Zielsetzung in SELUBA - NRW

Evaluation der Wirksamkeit des Lernens in Lernfeldern und Evaluation der Bildungsgangar-
beit im Land

Ergebnisse, Beteiligte und Produkte im Überblick

!" Evaluationsstudie zum Stand der Bildungsgangarbeit und Lernfeldumsetzung (Teil-


nehmer: Modellversuchsschulen und Kolleginnen und Kollegen aller Standorte in
NRW für die Ausbildungsberufe „Automobilkaufmann/-frau“, „Mechatroniker/in“, „In-
formationselektroniker/in“)
!" Evaluationskonzept für Bildungsgänge der Berufskollegs
!" Evaluation von Landeslehrplänen zur Erprobung

Lösungswege

Im Bereich der Evaluation arbeitete SELUBA-NRW auf mehreren Ebenen:

Ebene der einzelnen Bildungsgänge (Meso- und Mikroebene)


!" Der Themenschwerpunkt Evaluation der Bildungsgangarbeit und Qualitätssicherung
im einzelnen Bildungsgang war ein notwendiger Arbeitsschwerpunkt der schulüber-
greifenden Arbeitsgruppe "Didaktische Jahresplanung im Bildungsgang". SELUBA
initierte dazu die Zusammenarbeit mit der Lehrerfortbildung im Landesinstitut. Die
von den Fortbildungsexperten entwickelte Methode QUIND zur Selbststeuerung und
Selbstevaluation von Schule wurde im Rahmen der Arbeitsgruppe für die planeri-
sche und unterrichtliche Arbeit mit Lernfeldern aufbereitet und erprobt. Das QUIND-
Modell und seine lernfeldorientierte Aufbereitung stehen als Publikationen allen
Schulen des Landes zur Verfügung.

Ebene aller Bildungsgänge bei drei Ausbildungsberufen im Land (Mesoebene)


!" Auf landesweiten Fachtagungen für drei Ausbildungsberufe, die in der Zusammen-
arbeit von SELUBA und der Lehrerfortbildung entwickelt und durchgeführt wurden,
bestand die Möglichkeit, alle Schulstandorte des Landes an einer Evaluationsstudie
zu beteiligen.
!" Die Studie wurde von SELUBA in der Zusammenarbeit mit Bildungsexperten und
Experten der Wirtschaft entwickelt, durchgeführt und ausgewertet3. Die Ergebnisse
geben Einblick in den Stand der Umsetzung des Lernfeldkonzepts im Land und er-

3
Diese Arbeit unterstützte das Unternehmen DT&P, Gesellschaft für Markt- und Feldforschung
mbH Münster

21
möglichen es, für die Zukunft Unterstützungs- und Fortbildungsmaßnahmen gezielt
zu entwickeln.

Ebene der curricularen Vorgaben des Landes (Makroebene)


!" In NRW werden die KMK-Rahmenlehrpläne landesspezifisch ergänzt und als Lan-
deslehrpläne in Kraft gesetzt. Diese Ergänzungen begründen sich durch die rechtli-
chen Vorgaben des Landes. Die KMK-Rahmenlehrpläne bleiben unverändert, die
Ergänzungen beziehen sich vor allem auf die Bereiche der Stundentafel, den be-
rufsübergreifenden Lernbereich und den Differenzierungsbereich.
!" Seit 1996 hat sich das Verfahren der Implementation der KMK-Rahmenlehrpläne in
den einzelnen Bundesländern weiterentwickelt. NRW hat seit Ende 1999 die bis da-
hin bestehenden unterschiedlichen Landeslehrplanstrukturen für kaufmännische
und nicht-kaufmännische Berufe harmonisiert und für alle Landeslehrpläne die Ord-
nung der Lernfelder nach sog. „Bündelungsfächern“ eingeführt. Die Bündelungsfä-
cher erstrecken sich über die gesamte Ausbildungsdauer und fassen die Lernfelder
zusammen, die an gleichen Arbeits- und Geschäftsprozessbereichen orientiert sind.
Sie verdeutlichen damit die Kontinuität und die Progression des schulischen Lehr-
Lernprozesses.
!" Im Modellversuch waren mehrere Ausbildungsberufe vertreten, die diese seit 1999
bestehende neue Landeslehrplanstruktur noch nicht aufwiesen. In SELUBA wurden
diese Lehrpläne evaluiert und auf die neue Konzeption hin weiterentwickelt. Diese
evaluierten Landeslehrpläne werden nach der Verbändebeteiligung zum 01.08.2003
durch das Ministerium für Schule, Jugend und Kinder in Kraft gesetzt.

Veröffentlichungen

!"Werkstattbericht Hefte 2 und 4


!"Landeslehrpläne NRW „Gastronomieberufe“ und „Mechatronikerin/Mechatroniker“
!"Quind-Methode zur Selbststeuerung und Selbstevaluation für Schule, Landesinstitut für
Schule (hrsg.), Soest 2000

22
Fünfte spezifische Zielsetzung in SELUBA - NRW

Ausbau und Nutzung des bestehenden Kommunikationsnetzwerkes

Ergebnisse, Beteiligte und Produkte

!" Erstellung der SELUBA-Homepage zur Unterstützung der Arbeit der Berufskollegs
in NRW
!" Übernahme der Homepage-Inhalte in den neustrukturierten Bereich der beruflichen
Bildung im Bildungsserver NRW
!" Weiterentwicklung des Lehrerfortbildungsnetzwerkes zur Bildungsgangberatung (A-
daption der SELUBA-Materialien durch die Fortbildungsmoderatoren)

Lösungswege

Die SELUBA - Homepage wurde sehr frühzeitig im Modellversuch aufgebaut, um die Materi-
alien und Ergebnisse sowie die organisatorischen Absprachen zu kommunizieren und durch
Links den Zugriff der Lehrerinnen und Lehrer auf Informationen zu ihren Themenbereichen
im Internet zu fördern.
Die Bildungsgangteams der Modellversuchsschulen wurden im Aufbau von eigenen Home-
pages geschult.
Seit Abschluss des Modellversuches und nach der Reorganisation im Bereich der berufli-
chen Bildung im Landesinstitut für Schule werden die Modellversuchsergebnisse in den neu-
strukturierten Bereich "Berufliche Bildung" im Bildungsserver „learn-line“ eingestellt. Diese
Präsentationen werden durch die Ergebnisse weiterführender Projekte im Landesinstitut für
Schule fortlaufend ergänzt.
Als „Kommunikationsnetzwerk“ wurde von SELUBA auch das bestehende Trainer- und Mo-
deratorenmodell der Lehrerfortbildung in NRW verstanden und in Kooperation mit den Ver-
antwortlichen im Landesinstitut und in den Regionen weiterentwickelt.
SELUBA arbeitete in Rückkopplungstagungen zur Trainer- und Moderatorenschulung mit
den Lehrerfortbildnern zusammen, und an zwei Modellversuchsschulen arbeiteten Moderato-
ren intensiv mit den Bildungsgangteams. Die SELUBA-Ergebnisse wurden den Bildungs-
gangmoderatoren für ihre Arbeit als Multiplikatoren zur Verfügung gestellt und werden als
Materialien in der Lehrerfortbildung genutzt.

Veröffentlichungen

!"Homepage: www.seluba.de
!"Nachdruck der SELUBA-Werkstattberichte für die Lehrerfortbildung NRW

23
Beitrag der Ergebnisse zur Realisierung der Ziele des Modellver-
suchs und Empfehlungen für die Umsetzung in die Bildungspraxis

SELUBA-NRW zielte auf die wissenschaftlich gestützte Implementation und Evaluation der
bundesweit gültigen KMK-Rahmenlehrpläne für die Fachklassen duales System unter Be-
rücksichtigung der landespezifischen Bedingungen.
Die zentralen Arbeitsschwerpunkte in SELUBA-NRW sind in der folgenden Übersicht den
drei Ebenen von Curriculumentwicklung und –umsetzung zugeordnet:

Modellversuch SELUBA-NRW

Makroebene Mesoebene Mikroebene


Curriculum- Bildungsgangentwicklung Lernsituationsentwicklung
entwicklung auf und Schulorganisation und –erprobung
KMK-, Lan Didaktische Jahresplanung Lernerfolgsüberprüfung
des- und Schul- und Zusammenarbeit der Unterrichtsmethoden
ebene Lehrenden der Lernbereiche
Lernortkooperation
Evaluation und Qualitätssi-
cherung

Bezogen auf die Zielsetzung, die Arbeitsebenen und die Arbeitsschwerpunkte des Modell-
versuchs lassen sich die jeweiligen Modellversuchsergebnisse in ihrer Bedeutung zur Reali-
sierung der Ziele einschätzen und Empfehlungen für die weitere Umsetzung des Lernfeld-
konzepts in der Bildungspraxis aussprechen.

Makroebene
Curriculumentwicklung auf KMK-, Landes- und Schulebene

Die bisherigen Erfahrungen mit der Umsetzung der lernfeldstrukturierten KMK-Rah-


menlehrpläne zeigen, dass die Qualität dieser curricularen Vorgaben weiterzuentwickeln ist.
Die Lernfelder der KMK-Rahmenlehrpläne sind an Arbeits- und Geschäftsprozessbereichen
der spezifischen Ausbildungsberufe orientiert. Mitglieder in KMK-Rahmenlehr-
planausschüssen sind häufig bei der Transformation beruflicher Handlungsfelder in Lernfel-
der überfordert. Von Seiten der berufpädagogischen Wissenschaften stehen dazu nur weni-
ge stützende Methoden zur Ermittlung beruflicher Handlungssystematik zur Verfügung.

24
SELUBA begleitete in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Schule NRW-
Vertreterinnen und –vertreter bei der Entwicklung der KMK-Rahmenlehrpläne.
Dabei zeigte sich, dass im Rahmen des sehr gestrafften Prozesses der Entwicklung von cur-
ricularen Vorgaben für neue und neugeordnete Berufe für die KMK-Vertreterinnen und – ver-
treter effiziente Unterstützungsmaßnahmen weiterentwickelt werden müssen.

Die länderübergreifende Projektmanagementgruppe der Modellversuchsverbünde NELE und


SELUBA begleitete die curriculare Entwicklungsarbeit auf KMK-Ebene. Aus der praktischen
Erfahrung heraus wurden Arbeitshilfen sowie ein Prozessleitfaden für Mitglieder in KMK-
Rahmenlehrplanausschüssen entwickelt und in Einführungsseminaren der KMK erprobt.

Zur Unterstützung der Qualitätssicherung der curricularen Vorgaben der KMK-


Rahmenlehrpläne wurde in NRW in der Zusammenarbeit von Curriculumexperten des Lan-
desinstituts mit SELUBA ein Beratungssystem für NRW-Vertreterinnen und –Vertreter in
KMK-Rahmenlehrplanausschüssen aufgebaut. Diese Maßnahme hat sich in NRW deutlich
bewährt.

Die Implementation des Lernfeldkonzepts der KMK-Rahmenlehrpläne in Nordrhein-


Westfalen steht im Gesamtrahmen der landesspezifischen Vorgaben für die Berufsschule im
Berufskolleg.
Wie oben dargestellt übernimmt NRW die KMK-Rahmenlehrpläne und ergänzt sie landes-
spezifisch, z. B. durch eine Stundentafel, Hinweise zum berufsübergreifenden Lernbereich,
Hinweise zur Bildungsgangarbeit, zur Leistungsbewertung und zu Vorgaben zu doppeltquali-
fizierenden Bildungsgängen. Affine Lernfelder werden unter einem berufsorientierten Ober-
begriff zusammengefasst, einem sog. „Bündelungsfach“, das auf dem Zeugnis ausgewiesen
ist.
Zum einen werden dadurch die zentralen Intentionen des Lernfeldkonzeptes gestützt, d. h
die Orientierung der Lernfelder an Handlungs- statt Fachsystematiken bleibt gewahrt, wie die
Gestaltungsoffenheit, d. h. die Möglichkeit zu standortbezogener/regionalspezifischer curri-
cularer Ausgestaltung. Zum anderen werden die lernfeldkonzeptionierten Lehrpläne durch
die landesspezifischen Ergänzungen in den Gesamtrahmen des umfassenden Bildungsauf-
trags des Berufskollegs in NRW gestellt.

In der Zusammenarbeit von Curriculum- und Lehrerfortbildungsexperten des Landesinstituts


und SELUBA wurde ein Beratungssystem für die Landeslehrplanarbeit entwickelt und er-
probt, um die landesspezifische Implementation zu stützen.
Durch das Beratungssystem und die Implementationsmaßnahmen wird die curriculare Kom-
petenz der Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit den neuen Lehrplanstrukturen und deren
Umsetzung bis in die unterrichtliche Praxis wesentlich gefördert.
Die Umsetzung der Lehrplanvorgaben in den Berufskollegs erfolgt im Rahmen der didakti-
schen Jahresplanungen und ist im Zusammenhang der Arbeiten auf der Mesoebene im Fol-
genden ausführlicher dargestellt.

25
Empfehlungen für die Umsetzung in die Bildungspraxis

Zur Stützung der curricularen Arbeit der Schulen ist es notwendig, die Qualität der curricula-
ren Vorgaben auf KMK- und auf Landesebene nachhaltig zu sichern, z. B. durch

!"Weiterentwicklung qualitätssichernder Maßnahmen auf der Makroebene, d. h. der KMK-


und der Landesebene
!"Entwicklung von Modellen beruflicher Handlungssystematik durch die berufspädagogi-
schen Wissenschaften und von Modellen der Transformation beruflicher Handlungsfelder
in schulische Lernfelder
!"Ausformung landesweiter Implementationssysteme
!"Vernetzung von Curriculumentwicklung und Lehrerfortbildung.

Mesoebene
Bildungsgangentwicklung und Schulorganisation

Die Verlagerung wesentlicher Bereiche curricularer Arbeit in die Schulen erfordert es, neue
Modelle für die didaktisch-curriculare Arbeit an Schulen, Modelle zur unterrichtlichen Umset-
zung der handlungsorientierten Lehr-Lernarrangements und Modelle für eine dazu unterstüt-
zende Schulorganisation zu entwickeln, also auch die Kompetenz der Lehrenden für ein zu-
kunftsweisendes Bildungsmanagement zu stärken.

Der Leitbegriff "Didaktische Jahresplanung im Bildungsgang"für die standortbezogenen


Lehrplanumsetzung, der in SELUBA-NRW ausgeformt wurde, signalisiert, dass diese Arbeit
im Bildungsgang deutlich mehr umfasst als einen „Stoffkatalog“ oder einen statischen „Stoff-
verteilungsplan“. Didaktische Jahresplanung ist ein

„... produktive(r ) Akt der didaktischen Anpassung des offenen Curriculums an die spezifi-
schen Bedingungen vor Ort. Der Arbeitsgruppe, die diese Lehrplanrezeption leistet, kommt
besondere Bedeutung zu. So ist die produktive Rezeption des Lehrplans auch keine Arbeit,
die der Lehrer getreu des alten „Einzelkämpfer-Bildes“ – allein betreibt, sondern ein Prozess
der Abstimmung zwischen den an der dualen Ausbildung beteiligten Akteuren.“ 4

Bildungsgangkonferenzen sind gleichsam Beteiligte/Ersteller und Adressaten der didakti-


schen Jahresplanung. Das entwickelte Produkt ist die Basis für die konkrete Unterrichtsar-
beit, für die Festlegung von Verantwortlichkeiten, für Absprachen im Lehrerteam und mit dem
Lernortpartner. Es ist zudem auch Grundlage für Evaluationsprozesse zur Qualitätsentwick-
lung und –sicherung der unterrichtlichen Lehr-Lernprozesse.
Die Bildungsgänge tragen in ihrer Gesamtheit zum Schulprogramm bei und orientieren sich
in ihrer Arbeit an den dort gemeinsam beschlossenen Zielen und Aufgaben zur
Schulentwicklung.

4
Peter F. E. Sloane, Lernfelder als curriculare Vorgabe, in: Bernhard Bonz (Hrsg.), Didaktik der beruflichen Bil-
dung, Band 2, Baltmannsweiler 2001, S. 187 ff.

26
Somit ist der Bildungsgang – als Vermittlungsstelle von Schulorganisations- und Unterrichts-
ebene – die konkrete Ebene der innerschulischen Verständigung und Zusammenarbeit im
Sinne von Schulentwicklung.
Lehrerinnen und Lehrer der Modellversuchsbildungsgänge entwickelten in der ersten Phase
des Modellversuchs eine Zusammenstellung aller Arbeitsbereiche, die zur erfolgreichen
Implementation des Lernfeldkonzepts zu berücksichtigen sind.
Um die Interdependenz der Arbeitsbereiche zu verdeutlichen, wurde eine Übersichtsgrafik
erstellt, kommentiert und als Flyer Nr. 3 publiziert.

27
Zielbestimmung

Didaktische Jahresplanung !"Klärung der Bildungsgangziele Organisation


!"Verknüpfung mit Schulprogramm !"Aufbau von Bildungsgangteams
!"Didaktische Einschätzung der Lernfelder im !"Aufbau der Steuerungsstrukturen
Gesamtlernprozess !"Organisationsplanung (Lehrereinsatz,
!"Sequenzierung der Lernfelder Teamstunden, Stundenplangestaltung,
!"Einbeziehen regionalspezifischer Belange Raumplanung, ...)
!"Voraussetzungen der Lerngruppe !"Planung und Absprache der Lernortkoope-
!"Entwicklung handlungsorientierter Lehr- ration
Lernarrangements / Lernsituationen !"Finanzielle und sächliche Ressourcenpla-
nung
!"Zusammenarbeit der Lernbereiche
!"Lehrerfortbildungsplanung
!"Ausgestaltung des Differenzierungsbereichs !"...
!"Absprachen zu Lernerfolgsüberprüfung und
Leistungsbewertung
!"... Bildungs- Fortbildung
gangarbeit
28

!"Schulinterne Lehrerfortbildung
Dokumentation und Evaluation !"Fortbildungsmaßnahmen anderer Art
!"Betriebspraktika u. a.
!"Entwicklung und Durchführung eines !"Fortbildungskonzeption im
Evaluationskonzepts Bildungsgang
!"Entwicklung von Dokumentationsformen !"...
!"...
Kooperation mit externen Partnern
!"Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht
Beratung !"Zusammenarbeit mit dem Schulträger
!"Schülerberatungskonzept !"Regionalkonferenzen
Öffentlichkeitsarbeit !"Zusammenarbeit mit den dualen Partnern
!"Beratungs-/Patenkonzept für
neue Kollegen / Referendare !"Internet, Homepage !"Mitwirkung im Prüfungssystem
!"... !"Medienarbeit !"...
!"Schulchronik
!"...

28
Die zentrale Aufgabe im Bildungsgang ist es, in Rückspiegelung auf das Schulprogramm den
ausbildungsberufsspezifischen, pädagogischen Auftrag zu konkretisieren und zusammen mit
den Schulleitungsverantwortlichen die optimalen Rahmenbedingungen für die Erfüllung die-
ses Auftrages zu schaffen.
Ein hilfreicher und notwendiger Schritt, um diese Arbeit leisten zu können, ist die Ausfor-
mung der Bildungsgangkonzeption. Damit sind sowohl die pädagogische Schwerpunktset-
zung, das konkrete Bildungs- und Erziehungsziel sowie die dazu notwendigen personellen,
sächlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen angesprochen. Eine solche Konzep-
tion stützt die gemeinsame Entwicklungsarbeit im Bildungsgang in Bezug zur Gesamtheit
aller Bildungsgänge in der Schule und erfasst den Rahmen, der zur Lehrplanumsetzung ge-
geben ist.
In SELUBA-NRW wurde dazu ein Leitfaden zur Entwicklung von Bildungsgangkonzeptionen
erarbeitet und erprobt.5
Die Bildungsgangkonzeption erfasst den Rahmen, in dem die Bildungsgänge die curricularen
Vorgaben erfolgreich umsetzen und konkretisieren können. Die Arbeitsschritte, die dabei von
den Beteiligten zu leisten sind, lassen sich nicht mehr mit der Umsetzung traditioneller Fach-
lehrpläne vergleichen.
Die Lernfeldkonzeption und die Gestaltungsoffenheit der curricularen Vorgaben aller Lernbe-
reiche sowie die Verpflichtung zur Zusammenarbeit der Lehrenden im Sinne des gemeinsa-
men Bildungsauftrags erfordern es, die zur Umsetzung notwendigen Arbeitsprozesse

!" teamorientiert,
!" lernbereichsübergreifend und
!" kommunikationsoffen zu gestalten.

Die Erfahrungen in den Modellversuchsbildungsgängen haben deutlich gemacht, dass die


Ausgestaltung einer Bildungsgangkonzeption wesentlich zur Stärkung des gemeinsamen
Arbeitsverständnisses, zur Teambildung und zur Identitätsbildung des Gesamtteams bei-
trägt.
Aus diesen Erfahrungen heraus ergeben sich weitergehende Empfehlungen für die Bil-
dungspraxis am Lernort Schule, besonders im Hinblick auf die notwendige schulorganisatori-
sche Weiterentwicklung zur Implementation des Lernfeldkonzepts.

Empfehlungen für die Umsetzung in die Bildungspraxis

!"Prozessunterstützung durch externe Moderatoren der Lehrerfortbildung


!"bildungsgangorientierte Personalplanung an den Schulen
!"teamorientierte Lehrereinsatzplanung mit Gewährleistung von Teamkontinuität

5
vgl. dazu Werkstattbericht Heft 2, Didaktische Jahresplanung im Bildungsgang, Landesinstitut für Schule
(hrsg.), April 2002, S. 10 ff.

29
!"Übertragung von Befugnissen auf die Bildungsgangteams und Stärkung ihrer Selbstver-
antwortung
!"modernes Schulmanagement zur Weiterentwicklung von Organisationsstrukturen, in de-
nen Verantwortungen delegierbar sind und Teilhabe an der gemeinsamen Schulentwick-
lung erfolgen kann
!"Aufbau von Steuerungsgremien und Instrumentarien in Schule, die die Kommunikation
unter den Bildungsgängen fördern und einer "Inselbildung" entgegenwirken
!"Verzahnung von Schulprogrammarbeit und Bildungsgangentwicklung
!"Nutzung der Bildungsgangkonzeptionen als Steuerungsinstrumente zur Qualitätssiche-
rung
!"Weiterentwicklung von Evaluationsmodellen zur Selbst- und Fremdevaluation für Bil-
dungsgänge, die lernfeldstrukturierte Lehrpläne umsetzen.

Mesoebene
Didaktische Jahresplanung und Zusammenarbeit der Lehrenden der Lernbereiche

Wesentlicher Arbeitsauftrag im Bildungsgang ist die Entwicklung der didaktischen Jahrespla-


nung im Team.
Bildungsgangteams setzen die vorgegebenen Lernfelder und die curricularen Vorgaben der
berufsübergreifenden Fächer in Bezug zum Bildungsauftrag der Berufsschule in Lernsituati-
onen um. Dabei müssen die Bildungsgangteams die für ihre schulischen Rahmenbedingun-
gen angemessenen und effizientesten Organisationsformen entwickeln und Arbeitsabspra-
chen treffen.

Im Modellversuch SELUBA wurde eine Handreichung zur Erstellung didaktischer Jahrespla-


nungen entwickelt, die die Prozessschritte der Lehrplanumsetzung systematisch aufzeigt und
die didaktische Jahresplanung als zentralen Bereich der Bildungsgangarbeit mit den anderen
Arbeitsaufgaben vernetzt. Sie bietet den Schulen Hilfen und Anregungen für ihre bildungs-
gangspezifischen Arbeitsprozesse.
Die Erfahrung der Modellversuchsschulen hat gezeigt, dass es notwendig ist, vor der Ausdif-
ferenzierung einzelner Lernfelder in Lernsituationen, das Ziel und die Gesamtentwicklung
des spezifischen Bildungsgangs über die volle Laufzeit in den Blick zu nehmen. Dem Bil-
dungsgangteam obliegt es, dieses Ziel schrittweise pädagogisch verantwortlich zu konkreti-
sieren. Dazu ist es unverzichtbar, den handlungslogischen Aufbau des Gesamtlehrplans zu
beachten. Ausgehend vom Lernfeldkonzept erläutert Reinhard Bader die curricular-
didaktischen Prozesse für eine didaktische Jahresplanung. Bildungsgangkonferenzen

„... müssen den curricularen Prozess vom Handlungsfeld zum Lernfeld verstehen und beur-
teilen können, wenn sie Lernfelder curricular umsetzen wollen ... sie (müssen) gedanklich

30
rekonstruieren, warum ein Lernfeld so ist, wie es ist, und warum es als Lernfeld beschrieben
und festgelegt worden ist".6

Konkret bedeutet das für die Bildungsgangkonferenzen oder -teams, auf Handlungsfelder
bzw. Arbeits- und Geschäftsprozesse „rückzuschließen“, um geeignete exemplarische,
ganzheitliche Lernsituationen entwickeln zu können.
Lernfelder weisen jedoch weder die Handlungsfelder noch die Arbeits- und Geschäftspro-
zesse, an denen sie orientiert sind, explizit aus. Der Bezugsrahmen des jeweiligen Lernfel-
des lässt sich tatsächlich nur „rückerschließen“ und zeigt sich am deutlichsten in der jeweili-
gen beruflich-fachlichen Kernkompetenz des Lernfeldes.
Dieser Rückerschließungsprozess wird erleichtert durch den Blick auf berufliche Kernqualifi-
kationen, die Ausbildungsordnung des Lernortpartners und das Ausbildungsprofil des Beru-
fes. Aktive Lernortkooperation stützt dabei die schulische Bildungsplanung und erhöht die
Akzeptanz des schulischen Partners im dualen System:

!"Zum einen wird die Basis für die gemeinsame Arbeit der Lernortpartner verdeutlicht.
!"Zum anderen wird die schulische Planung von Lernsituationen erleichtert, wenn die Ori-
entierungen der einzelnen Lernfelder an zentralen beruflichen Handlungsfeldern, ihre
Sequenzierung und damit die handlungslogische Gesamtstruktur des Lehrplans deutlich
ist.

Auf dieser Basis lassen sich didaktisch begründet exemplarische berufliche Handlungssitua-
tionen im Lernfeldrahmen ermitteln, von denen aus schulische Lernsituationen didaktisch
generiert werden können.

Das in SELUBA-NRW entwickelte Modell zur Erstellung einer didaktischen Jahresplanung


wurde in enger Zusammenarbeit von wissenschaftlicher Begleitung und den Praxiserfahrun-
gen der Modellversuchsschulen und betrieblichen Partner ausgeformt.
Zur Unterstützung des umfassenden Bildungsauftrages der Schulen wurde auch die inhaltli-
che und organisatorische Zusammenarbeit der Lernbereiche, d.h. die Integration beruflicher
und allgemeiner Bildung, thematisiert und beispielhaft ausgestaltet.
Das o.g. Modell bezieht Dokumentations- und Evaluationsprozesse mit ein. Es wurde im
Modellversuch erprobt, auf Hochschultagen und in landesweiten Fachtagungen präsentiert,
in einer zentralen Veröffentlichung des Modellversuchs publiziert und allen Berufkollegs so-
wie dem Lehrerfortbildungssystem des Landes zur Verfügung gestellt.
Folgende Empfehlungen für die Bildungspraxis wurden entwickelt.

6
Reinhard Bader, Konstruieren von Lernfeldern. In: Reinhard Bader und Peter F. E. Sloane (Hrsg.), Lernen in
Lernfeldern. Theoretische Analysen und Gestaltungsansätze zum Lernfeldkonzept, Beiträge aus den Modellver-
suchsverbünden NELE und SELUBA, Markt Schwaben 2000, S. 43 f.

31
Empfehlungen für die Umsetzung in die Bildungspraxis

!"Präzisierung der Aussagen zu Arbeits- und Geschäftsprozessen der Berufe in den Ord-
nungsmitteln
!"Darstellung bzw. Begründung der didaktischen Ableitung von Lernfeldern aus
Handlungsfeldern in den curricularen Vorgaben
!"Weiterentwicklung curricularer Kompetenz im Bildungsgang durch Moderatoren der Leh-
rerfortbildung
!"Erarbeitung didaktischer Jahresplanungen in Bildungsgangteams mit Einbeziehen der
Lehrerinnen und Lehrer des berufsbezogenen Lernbereichs, des Differenzierungsbe-
reichs und der dualen Partner in der Region
!"Entwicklung von Lehrerfortbildungsmodellen in intensiver Zusammenarbeit mit den
betrieblichen Partnern, z. B. regionale „Fortbildungsagenturen“
!"Entwicklung von Lehrerfortbildungsmodellen unter Beteiligung der Lehrenden des be-
rufsübergreifenden Lernbereichs
!"Vernetzung der didaktischen Jahresplanungen der Schulen mit der betrieblichen Ausbil-
dung
!"Nutzung und Weiterentwicklung von Selbst- und Fremdevaluationsinstrumenten
!"Entwicklung bzw. Nutzung von Dokumentationsformen zur didaktischen Jahresplanung.

Mesoebene
Lernortkooperation

Die vielfältigen Arbeitsergebnisse aus vorhergehenden Modellversuchen zur Lernortkoopera-


tion wurden in SELUBA-NRW aktiv eingesetzt.
Die Bildungsgänge im Modellversuch SELUBA-NRW erprobten auf dem Hintergrund dieser
Erfahrungen Möglichkeiten, didaktische Jahresplanungen und Lernsituationen zusammen
mit den betrieblichen Partnern in der Region zu gestalten, d. h. Lernortkooperation wurde um
die Ebene der curricular-didaktischen Zusammenarbeit erweitert.
Ergebnisse dieser gemeinsamen Arbeit waren die engere Abstimmung schulischer und be-
trieblicher Lehr-Lernprozesse und die Intensivierung der Kontakte zwischen den dualen
Partnern der Region. Lehrerinnen und Lehrer fühlten sich durch die partnerschaftliche Zu-
sammenarbeit in der Erarbeitung neuer beruflich-fachlicher Inhalte gestützt, bei den Betrie-
ben verstärkte sich durch die curricular-didaktische Kooperation die Akzeptanz für die schuli-
schen Lehr-Lernprozesse.
Die Fächer des berufsübergreifenden Lernbereichs wurden zunehmend in die Planung und
unterrichtliche Arbeit einbezogen. Die Fächer des sprachlichen Bereichs,
Deutsch/Kommunikation und Englisch, waren aktiv an der Planung und Umsetzung von
Lernsituationen, an der Gestaltung ganzheitlicher, berufsorientierter Lehr-Lernarrangements

32
beteiligt. Bei den Schülerinnen und Schülern und bei den betrieblichen Partnern führte diese
Arbeit zu einer erhöhten Akzeptanz der Bildungsziele dieser Fächer.
Die Modellversuchsbildungsgänge, die sich verstärkt diesem Schwerpunktthema gewidmet
hatten, stellten abschließend fest, dass die Erweiterung der Lernortkooperation auf der curri-
cular-didaktischen Ebene die Implementation des Lernfeldkonzeptes deutlich erleichtert.
Die so entwickelten und erprobten Lehr-Lernprozesse waren durch die Arbeitsprozess-
orientierung und den Zusammenhang von Lernen und Arbeiten für Schülerinnen und Schüler
motivierend und sinngestaltend.

Empfehlungen für die Umsetzung in die Bildungspraxis

!"Weiterentwicklung der Lernortkooperation auf der curricular-didaktischen Ebene


!"Ausweitung von Unterricht am außerschulischen Lernort bzw. Einbeziehen von betriebli-
chen Experten in schulische Unterrichtsprozesse
!"Gestaltung gemeinsamer schulischer und betrieblicher Projekte
!"Einbeziehen beruflicher Experten in die Lehrerfortbildung.

Mesoebene
Evaluation und Qualitätssicherung

Bildungsgangarbeit ist ein Prozess, in dem stetig auf beruflich-fachliche, regionale und pä-
dagogische Innovationen flexibel reagiert werden muss und bei dem evaluative Maßnahmen
selbstverständlich sein müssen.
In SELUBA wurde dazu die in der Lehrerfortbildung des Landesinstituts entwickelte QUIND-
Methode zur Selbstevaluation weiterentwickelt und erprobt.
Als Evaluationsmaterialien wurden Dokumentationen didaktischer Jahresplanungen, Doku-
mentationen von Lernsituationen und Bildungsgangprogrammen erprobt und genutzt.
Evaluation erfolgte beobachtbar auch ständig in den Bildungsgangteams durch „Rückkopp-
lungsgespräche“. Hauptgegenstand dieser Rückkopplungsgespräche waren didaktische Pla-
nungsprozesse, schulorganisatorische Veränderungen und unterrichtliches Planen und Ar-
beiten. Für das Erreichen der Ziele des Modellversuchs waren diese Rückkopplungs- und
Evaluationsprozesse unverzichtbar.
Um in der Schulpraxis regelmäßige Evaluationsprozesse zu implementieren bedarf es aber
weiterer, über den Modellversuch hinausgehender Anstrengungen.

Empfehlungen für die Umsetzung in die Bildungspraxis

!"Weiterentwicklung von Dokumentationsformen zur didaktischen Jahresplanung


!"Weiterentwicklung von Evaluationsinstrumenten für Bildungsgänge

33
!"Verstärkung des Themenschwerpunktes Evaluation in der Lehrerfortbildung

Mikroebene
Lernsituationsentwicklung und –erprobung

Unter „Lernsituationen“ sind komplexe Lehr-/Lernarrangements oder komplexe Unterrichts-


einheiten zu verstehen, mit denen Lernfelder für den Unterricht ausgestaltet werden.
Die Bildungsgangteams der Modellversuchsschulen entwickelten im Rahmen ihrer jeweili-
gen didaktischen Jahresplanungen solche Lehr-Lernarrangements und erprobten sie. Dabei
waren die Innovationsziele des Programmträgers leitende Aspekte.
Die folgende Zusammenstellung zeigt die Ausformung dieser Ziele in unterrichtlichen Lehr-
Lernprozessen, in Lernsituationen.

34
Innovationsziele des Realisierungsstrategien in Lernsituationen7
Programms
Arbeitsprozessorien- !"Erprobung authentischer Anwendungskontexte
tierung und Zusam-
menhang von Arbei- !"Bezug zu beruflichern und lebensweltlichen Handlungssitua-
ten und Lernen tionen
!"Zusammenarbeit mit Betrieben auf der didaktisch-curricularen
Planungsebene und Kooperation in der unterrichtlichen Rea-
lisation
!"Einsatz von Modellfirmen und Fallbeispielen zur Simulation
!"Erprobung gemeinsamer schulischer und betrieblicher Pro-
jekte
!"problemorientierter, fächerübergreifender Unterricht
Selbstständiges und !"Gestaltung offener, problemhaltiger Ausgangssituationen, die
selbstorientiertes Ler- über die Phasen Analysieren, Planen, Ausführen, Bewerten,
nen Reflektieren zur Lösung auffordern
!"Beteiligung der Lernenden am Zeit- und Planungsmanage-
ment
!"Selbsttätigkeit fördernde Lernumgebung (auch neue Medien)
!"Förderung von Teamarbeitsprozessen
!"Förderung individueller Lernprozesse8
!"Einsatz prozessbegleitender Lernerfolgsüberprüfung
!"Ermöglichen von Selbstevaluationsprozessen
!"Veränderung der Lehrerrolle zum Moderator und
Lernprozessbegleiter
Berufliche Handlungs- !"Förderung von beruflichen und berufsübergreifenden
fähigkeit und Gestal- „Schlüsselkompetenzen“ wie Lern- und Methodenkompetenz
tungskompetenz
!"Förderung kommunikativer Kompetenz, Wertebildung und
sozialer Verantwortung durch Integration des berufsübergrei-
fenden Lernbereichs
Ganzheitliches Lernen !"Umfassende Kompetenzförderung
!"Lernen mit allen Sinnen

!"Aufbau multifunktionaler Unterrichtsräume

7
Im Anhang ist das Beispiel einer Lernsituation des Bildungsganges „Mechatronikerin/Mechatroniker“ am Berufs-
kolleg Bocholt-West eingefügt; s. Anlage A 1
8
Im Anhang ist ein Beispiel für Lernerfolgsüberprüfung in handlungsorientierten, ganzheitlichen Lehr-
Lernprozessen des Bildungsgangs „Kaufmann/-frau für audiovisuelle Medien“ des Berufskollegs Joseph-DuMont
in Köln eingefügt, s. Anlage A 2

35
Ini der unterrichtlichen Erprobung von Lernsituationen machten die Lehrenden die Erfahrung,
dass sie zusammen mit der Schulleitung eine flexiblere Stundenplangestaltung entwickeln
mussten. Notwendig waren zumindest zusammenhängende Stundenblöcke und z.T. auch
Stunden für Teamteaching.
Diese Erfahrungen aus der praktischen Umsetzung hatten zur Folge, dass in den Bildungs-
gangteams über Möglichkeiten flexibler Stundenplangestaltung und eine konsequente, bil-
dungsgangbezogene Personalentwicklung nachgedacht wurde.
Die Modellversuchsschulen in SELUBA – NRW praktizierten unterschiedliche Beschulungs-
modelle von Blockunterricht über verschiedene Formen des Teilzeitunterrichts bis zu Misch-
formen. Die jeweiligen Beschulungsmodelle sind mit der regionalen Wirtschaft abgestimmt.
In SELUBA kamen daher unterschiedliche Modelle zur Implementation des Lernfeldkonzepts
bei flexibler Schulorganisation zum Einsatz.
Als Problem flexibler Organisationsformen, die im Modellversuch erprobt und von der Schul-
leitung unterstützt wurden, zeigte sich, dass die flexible Form häufig mit den eher statischen
Organisationsformen anderer, z. B. vollzeitschulischer Bildungsgänge kollidierte, vor allem
beim Lehrereinsatz und der Raumplanung. Lehrende, die in mehreren Bildungsgängen ein-
gesetzt waren, standen im Modellversuchsbildungsgang nur zu bestimmten Zeiten zur Ver-
fügung oder benötigte Unterrichts- und Arbeitsräume waren geblockt. Besonders gravierend
machte sich dieses Problem für Kolleginnen und Kollegen der berufsübergreifenden Fächer
bemerkbar, die im Regelfall in vielen Bildungsgängen eingesetzt sind.
Zur weiteren erfolgreichen Implementation des Lernfeldkonzeptes ist es erforderlich, an der
Lösung dieses komplexen Problems weiter zu arbeiten. Es müssen innovative Modelle für
ein zukunftsorientiertes Bildungsmanagement an Schulen entwickelt werden. Das ist u. a.
auch ein Anliegen in dem laufenden Modellversuch "Selbstständige Schule" in NRW.

Empfehlungen für die Umsetzung in die Bildungspraxis

!"Entwicklung flexibler Schulorganisationsmodelle


!"Konzentration des Einsatzes von Lehrenden auf wenige und affine Bildungsgänge
!"Verankern von „Teamstunden“ im Stundenplan
!"Lehrerfortbildung in den Bereichen Methodeneinsatz in handlungsorientierten Lehr-
Lernarrangements
!"Lehrerfortbildung im Bereich prozessbegleitende Lernerfolgsüberprüfung
!"Lehrerfortbildung im Bereich Teamarbeit
!"Entwicklung einer Handreichung zur Generierung und Evaluation von Lernsituationen

36
Mikroebene
Lernerfolgsüberprüfung

Im Rahmen der Lernsituationsentwicklung und –durchführung setzten sich die Bildungsgän-


ge mit Methoden der Lernerfolgsüberprüfung auseinander und entwickelten Beispiele stati-
scher und prozessbegleitender Lernerfolgsüberprüfung.
Zwischen den Modellversuchsschulen und den beiden schulübergreifenden Arbeitsgruppen
zur "Didaktischen Jahresplanung im Bildungsgang" und zur "Lernerfolgsüberprüfung" erfolgte
ein intensiver Rückkopplungsprozess.
Im Rahmen des Modellversuchs wurden zwei Handreichungen zur Lernerfolgsüberprüfung in
Lernsituationen entwickelt (vgl. dazu Werkstattberichte 3 und 5).

Abschließend kann festgestellt werden, dass die Arbeit der Modellversuchsschulen zur Lern-
situationsentwicklung und –durchführung den zentralen Arbeitsbereich im Modellversuch
darstellte. Die wissenschaftlich begleiteten Ergebnisse der Bildungsgangteams trugen damit
wesentlich dazu bei, dass die Gesamtergebnisse des Modellversuchs erstellt und transferfä-
hig aufbereitet werden konnten.
Insgesamt hat der Modellversuchsverbund SELUBA eine sehr positive Resonanz bei den
Berufskollegs erreicht und die Implementation des Lernfeldkonzeptes in den beiden beteilig-
ten Bundesländern wesentlich befördert.

Empfehlungen für die Umsetzung in die Bildungspraxis

!" Lehrerfortbildung im Bereich prozessbegleitender Lernerfolgsüberprüfung


!" Schülerberatung zur Förderung individueller Lernwege

37
Einschätzung der Ergebnisse für den Nutzen und die Verwertbarkeit
für Bildungsplanung/-politik, externen Transfer und Verstetigung der
Innovationen sowie geplante und eingeleitete Maßnahmen zum Trans-
fer und zur Verstetigung der Ergebnisse

Die Ergebnisse des Modellversuchs SELUBA – NRW haben zur Weiterentwicklung der
Implementation des Lernfeldkonzepts im Land NRW wesentlich und konstruktiv beigetra-
gen.
SELUBA-Erfahrungen und –Ergebnisse wurden in das Beratungskonzept des Landesin-
stituts für die Landesvertreterinnen und –vertreter in KMK-Rahmenlehrplanausschüssen
übernommen und fanden Eingang in die Entwicklung und Evaluation der Landeslehrpläne
und in die Bereiche der systemischen und fachlichen Lehrerfortbildung.

Der Erfolg eines Modellversuches steht im Sinne des Gesamtprogramms „Neue Lernkon-
zepte in der dualen Berufsausbildung“ in unmittelbarem Zusammenhang mit der Über-
tragbarkeit bzw. Transferfähigkeit seiner Ergebnisse, denn nur dadurch wird eine nachhal-
tige Wirkung der Innovationen möglich.
Um den Transfer zu stützen, müssen Modellversuche ihre transferrelevanten Ergebnisse
jedoch nicht nur bereitstellen, sondern den Prozess des Transfers im Sinne der Nachhal-
tigkeit der Ergebnisse von Beginn an mitbedenken und mitgestalten. In diesem Arbeitszu-
sammenhang sind die zentralen Fragen zu klären, für welche Adressatengruppen die be-
reitgestellten Informationen wie für den Transfer aufzubereiten sind (adressatenbezogene
Relevanz) und wie die Akzeptanz, Aufnahme- und Weiterverarbeitungsbereitschaft (Adap-
tionsproblem) bei den jeweiligen Adressaten gefördert werden kann.
In SELUBA-NRW wurden unter diesen Aspekten Aktivitäten zur Förderung des internen
und externen Transfers im Rahmen der landesspezifischen Bedingungen und der perso-
nellen, materiellen und finanziellen Möglichkeiten initiiert.
Die internen Aktivitäten zielten auf den frühzeitigen Transfer der Modellversuchsergebnis-
se. Ideenskizzen und erste Konzeptionen zur Bildungsgangarbeit wurden in Bildungs-
gangkonferenzen und Workshops vorgestellt und beraten. In diese Rückkopplungsveran-
staltungen wurden Schulleitungen, Schulaufsicht und Lehrerfortbildungsmoderatoren ein-
bezogen, um möglichst viele Beteiligte zur Realisierung der Konzeptionen anzusprechen.

Der komplexe Prozess der Umsetzung des Lernfeldkonzepts im Bildungsgang wurde in


Zusammenarbeit mit den Bildungsgangteams zu einer systematisierten Zusammenschau
aufgearbeitet, grafisch aufbereitet und mit knappen, konzentrierten Beschreibungen als
Flyer Nr. 3 publiziert. Damit wurde frühzeitig im Modellversuch eine gemeinsame Ver-
ständigungsbasis über Arbeitsprozessschritte und Begrifflichkeiten unter allen Modellver-
suchsbeteiligten geschaffen.
Gemeinsame Tagungen aller Modellversuchsschulen, landesweite Fachtagungen und
schulbezogene Workshops trugen wesentlich dazu bei den internen Transfer zu fördern.
Die deutlichste Förderung des internen Transfers bewirkten die schulübergreifenden Ar-
beitsgruppen zu zentralen Umsetzungsaspekten des Lernfeldkonzepts. Wegen der be-

38
grenzten Ressourcen konnten daran immer nur einige Kolleginnen und Kollegen der Bil-
dungsgänge beteiligt werden. Diese wirkten jedoch als Multiplikatoren, indem sie die Er-
gebnisse der Arbeitsgruppen mit den schulischen Bildungsgangteams rückkoppelten.

Die aktive Zusammenarbeit der beiden Berufskollegs mit gleichem Bildungsgang stärkte
den internen Transfer durch den Austausch über Lösungen zu Problemen der Bildungs-
gangarbeit und Lehrplanumsetzung. Die enge Zusammenarbeit wurde von beiden Berufs-
kollegs als sehr hilfreich und fördernd betrachtet. Die Modellversuchsergebnisse wurden
durch die gegenseitige Vergewisserung und gemeinsame Beratung von Problemlösungen
wesentlich gestützt.
Für die übrigen beteiligten Schulen war ein solcher direkter Austausch aufgrund der im
Modellversuch getroffenen Schulstandorte und Ausbildungsberufe nicht möglich. Diese
Schulen bauten deshalb den Kontakt zu anderen Standorten in ihren Regionen auf, nutz-
ten das Instrument der Regionalkonferenzen zu gegenseitiger Vergewisserung und ge-
meinsamer Beratung und beförderten damit zugleich den externen Transfer der Modell-
versuchsergebnisse.
Es wurde eine Vielzahl transferfähiger Ergebnisse entwickelt und erprobt.

!"Didaktische Jahresplanungen mit Lernsituationen


!"Grundsätze zu einer bildungsgangbezogenen Teamentwicklung
!"Beispiele zur Integration des berufsübergreifenden Lernbereichs
!"Organisationsformen der Bildungsgangarbeit (Teamstunden, Teamräume, Stun-
denplanmitgestaltung)
!"Modelle zur didaktisch-curricularen Zusammenarbeit mit dem dualen Partner
!"Beispiele zur Lernerfolgsüberprüfung in handlungsorientierten Lehr-
Lernarrangements
!"Tagungsdesigns für landesweite Implementationstagungen zum Lernfeldkonzept
!"Modell eines umfassenden Implementationskonzeptes für das Land NRW

Der externe Transfer wurde durch die adressatengerechte Aufbereitung der Modellver-
suchsergebnisse, durch landesweite und länderübergreifende Beratungstätigkeit des Pro-
jektteams und durch Publikationen bildungspraktischer und wissenschaftlicher Ergebnisse
gefördert.
Die Ergebnisse der Bildungsgangarbeit an den Modellversuchsschulen wurden in den
o. g. schulübergreifenden Arbeitsgruppen zusammen mit der wissenschaftlichen Beglei-
tung und weiteren wissenschaftlichen Experten für den externen Transfer adressatenge-
recht aufbereitet. Dabei setzten sich die Arbeitsgruppen das Ziel, die Erfahrungen bil-
dungspraktischer Arbeit mit dem Lernfeldkonzept wissenschaftlich gestützt in Form pra-
xisorientierter Handreichungen aufzubereiten. Um die Akzeptanz der Ergebnisse zu för-
dern, wurden Praxisbeispiele aus den Bildungsgängen eingearbeitet.
Die Handreichungen wurden so konzipiert, dass sie als Muster für Bildungsgänge aller
Ausbildungsberufe nutzbar sind.

39
Die Handreichungen wurden als Werkstatthefte 1-5 bzw. als Fallstudien publiziert und
allen Berufskollegs des Landes NRW zur Verfügung gestellt bzw. in die Homepage einge-
stellt. Das SELUBA-Projektteam stellte sie dem Ministerium (MSJK) und der oberen
Schulaufsicht auf landesweiten Dezernentenkonferenzen für die Fachklassen duales Sys-
tem vor, um auch von Seiten der Schulaufsicht Unterstützung zu erhalten. Schon im Ver-
lauf des Modellversuchs zeigte sich eine große Nachfrage nach den Arbeitsmaterialien,
die inzwischen bereits mehrmals nachgedruckt worden sind.

Aktivitäten im Rahmen des externen Transfers waren auch zahlreiche Beratungsmaß-


nahmen, an den Berufskollegs des Landes, an Studienseminaren, für Schulleitungen,
schulfachliche Dezernenten und Dezernenten der Lehrerfortbildung, Lehrerfortbildner
u. a.m.9 Das Ministerium (MSJK) stützte diese Beratungsarbeit und stellte dazu für die
landesinterne wissenschaftliche Begleitung für zwei Jahre eine halbe Stelle (wissenschaft-
liche Mitarbeiterin) zu Verfügung. In diese Beratungsarbeit im Land wurden zunehmend
Kolleginnen und Kollegen der Bildungsgänge der Modellversuchsschulen eingebunden.

In Zusammenarbeit mit Curriculum- und Lehrerfortbildungsexperten des Landesinstituts


entwickelte das SELUBA-Projektteam ein Modell für ein Beratungskonzept zur Landes-
lehrplanerstellung und zur Implementation des Lernfeldkonzepts in den Bildungsgängen
der Berufskollegs des Landes und beteiligte sich an dessen Erprobung. 10
Dieses Beratungskonzept wird im Land genutzt, ausgebaut und trägt zur nachhaltigen
Implementation des Lernfeldkonzepts wesentlich bei.

In SELUBA-NRW wurde im Rahmen der Implementation des Lernfeldkonzepts ein Modell


zur Zusammenarbeit der Lehrenden der Lernbereiche entwickelt.
In den Bildungsgängen der Berufskollegs werden in den didaktischen Jahresplanungen
die Lernfelder in enger Zusammenarbeit mit dem berufsübergreifenden Lernbereich um-
gesetzt. Für die Fächer dieses Lernbereichs - Deutsch/Kommunikation, Religionslehre,
Politik und Sport/Gesundheitsförderung - hat NRW eine neue Lehrplankonzeption entwi-
ckelt, durch die die Zusammenarbeit mit dem Lernfeldkonzept gestützt wird.
Im Modellversuch wurden in Lernsituationen und didaktischen Jahresplanungen mit die-
sen curricularen Vorgaben Umsetzungen erprobt.
Diese Konzeption zur Förderung der Zusammenarbeit der Lernbereiche fand auch Inte-
resse in anderen Bundesländern und regte dort die Entwicklung an, den beruflichen und
allgemeinbildenden Lernbereich curricular und schulorganisatorisch stärker zu vernetzen.
Das SELUBA-Projektteam publizierte diese Konzeption und stellte sie z. B. auf Veranstal-
tungen in den Ländern Hamburg, Berlin, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vor.

Die Arbeitshypothese des Modellversuchs, dass die Implementation des Lernfeldkonzepts


ein hochkomplexer Prozess sei, der alle Ebenen curricularer Planung und Entwicklung bis
zur Umsetzung in Schulen tangiert, hat sich im Verlauf des Modellversuchs durch die Er-

9
Übersicht zu den externen Transfer- und Beratungsmaßnahmen s. Anlage A 3
10
Darstellung des Beratungskonzepts s. Anlage A 4

40
gebnisse aus Bildungspraxis und wissenschaftlicher Begleitung deutlich bestätigt. Trotz
unterschiedlicher rechtlicher und länderspezifischer Rahmenbedingungen waren die
Implementationsprobleme in den beteiligten Ländern der Modellversuchsverbünde NELE
und SELUBA in vielen Bereichen nahezu identisch.

Zur nachhaltigen Implementation des Lernfeldkonzepts ist deshalb aus der Erfahrung der
Modellversuchsverbünde heraus die Vernetzung von Curriculumentwicklung, fachlicher
und systemischer Lehrerfortbildung, Schul- und Unterrichtsentwicklung zwingend erforder-
lich. In Nordrhein-Westfalen arbeitet das Landesinstitut für Schule, aufbauend auf den
Modellversuchsergebnissen, an einer solchen Vernetzung.
Im Arbeitsprogramm des Landesinstituts für 2003 wird die Arbeit des Modellversuchs
SELUBA auf Anregung des Projektteams-SELUBA in zwei Anschlussprojekten11 weiterge-
führt. Auftrag beider Projekte ist es, Unterstützungsmaterialien zur Implementation des
Lernfeldkonzepts weiter zu entwickeln, z. B. durch Sammlung von Beispielen zu Lernsitu-
ationen und didaktischen Jahresplanungen im Bildungsserver learn - line oder den Aufbau
eines Beratungskonzepts für Bildungsgangleiterinnen/Bildungsgangleiter.
Die SELUBA-Ergebnisse wurden frühzeitig in die Hompepage eingestellt und waren damit
allen Interessierten zugänglich. Nach Beendigung des Modellversuchs werden die Mo-
dellversuchsergebnisse/Publikationen in den Bildungsserver learn - line im Bereich "Beruf-
liche Bildung" übernommen.
Auf der Grundlage der Modellversuchsergebnisse hat das Landesinstitut für Schule zu-
dem Maßnahmen eingeleitet, die verschiedenen Teilprojekte des Arbeitsprogramms 2003
zum Bereich der Fachklassen duales System miteinander zu vernetzen. Curriculument-
wickler und Lehrerfortbildner sowie Evaluationsverantwortliche arbeiten eng zusammen.

Der interne und externe Transfer in den Modellversuchsverbünden NELE und SELUBA
wurde wesentlich durch die Zusammenarbeit der Projektleitungen und der wissenschaftli-
chen Begleitungen gefördert. Auf gemeinsamen Fachtagungen und in Projektsitzungen
wurden die bildungspraktischen und wissenschaftlichen Ergebnisse rückgekoppelt und
weiterentwickelt. In zahlreichen Publikationen der wissenschaftlichen Begleitungen sind
Ergebnisse der Arbeit der Modellversuchsverbünde dokumentiert.
Erfahrungen und Ergebnisse mit der Umsetzung lernfeldkonzeptionierter KMK-
Rahmenlehrpläne in den modellversuchsbeteiligten Ländern fanden Eingang in die KMK-
Einführungsseminare für Rahmenlehrplanvertreterinnen und –vertreter. Wissenschaftliche
Begleitungen und Projektleitungen gestalteten diese Seminare beratend mit.
Auf einer eher pragmatischen Ebene entwickelten die Projektleitungen NELE und
SELUBA zudem Arbeitshilfen für Lehrerinnen und Lehrer in KMK - Rahmenlehrplanaus-
schüssen.

11
vgl. dazu das Arbeitsprogramm des Landesinstuts für Schule 2003 in der Homepage des LfS und SELUBA-
Empfehlungen für das Arbeitsprogramm 2004 s. Anlage A 5

41
III Erfolgskontrollbericht und Konsequenzen

Einschätzung des Beitrages zu den Zielen im Gesamtprogramm

Der Modellversuch SELUBA ist in das BLK-Modellversuchsprogramm "Neue Lernkonzep-


te in der dualen Berufsausbildung" eingebunden. Dieses Innovationsprogramm im Bil-
dungswesen fördert komplexe Entwicklungs- und Gestaltungsprozesse in der beruflichen
Bildung, die an den Leitaspekten Individualisierung und Globalisierung in der Wissens-
und Informationsgesellschaft orientiert sind.
Das Programm befördert nachhaltig die folgenden Ziele in der dualen Ausbildung:

!"Arbeitsprozessorientierung/Zusammenhang von Leben und Lernen


!"Selbstständiges und selbstorientiertes Lernen
!"Berufliche Handlungsfähigkeit und Gestaltungskompetenz
!"Ganzheitliches Lernen.

Der Programmträger konzipierte dazu zehn Untersuchungs- und Maßnahmenfelder, die


jedoch nicht unabhängig voneinander zu bearbeiten sind. Sie tangieren einander und sind
auf Synergieeffekte ausgerichtet.
Für die gegenwärtig geführte Diskussion über die Modernisierung und Effektivierung des
Unterrichts in der beruflichen Erstausbildung gewinnen Konzept, Ablauf und Disseminati-
onsperspektive des BLK-Modellversuchsprogramms unter den Gesichtspunkten der o. g.
Ziele einen besonderen Stellenwert.
Die neue Programmphilosophie vernetzte Modellversuche mit zusammengehörigen inhalt-
lichen Schwerpunkten zu Modellversuchsverbünden bzw. –verbundsystemen und festigte
diese Vernetzung auf kommunikativ-organisatorischer Ebene durch ein System von Pro-
grammträgertagungen, Verbundtagungen und Projektleitungstreffen.
Die Kooperation der wissenschaftlichen Begleitungen der Modellversuchsverbünde be-
wirkte, dass Forschungsstände stetig Eingang in das gesamte Verbundsystem fanden
und die Arbeit der einzelnen Modellversuche im Gesamtrahmen der Programmziele stütz-
te. Diese Maßnahmen förderten den internen und externen Transfer für die entwickelten
und erprobten didaktische Konzepte deutlich.

Unter den spezifischen Bedingungen der beteiligten Länder und unter der Zielsetzung der
Implementation des Lernfeldkonzepts der KMK-Rahmenlehrpläne entwickelte und erprob-
te der Modellversuchsverbund SELUBA Konzepte und Materialien auf folgenden Arbeits-
feldern:

!"Lernfelder und Ordnungsmittel


!"Lernfelder und Schulentwicklung
!"Lernfelder und unterrichtliche Umsetzung
!"Lernfelder und Lernortkooperation.

42
Eingeordnet in das BLK-Programm leistete der Modellversuchsverbund SELUBA dazu
u. a. folgende Beiträge:

!"Entwicklung und Erprobung einer pragmatisch orientierten Arbeitshilfe für KMK-


Rahmenlehrplanausschüsse (Prozessleitfaden)
!"Entwicklung und Erprobung von pragmatisch orientierten Arbeitshilfen für Landes-
lehrplangruppen/NRW
!"Entwicklung und Erprobung landesweiter Implementationssysteme für lernfeld-
strukturierte Lehrpläne in Kooperation mit den Landesinstituten der Länder unter
Berücksichtigung der Ergebnisse wissenschaftlich begleiteter Evaluation von
KMK-Rahmenlehrplänen
!"Gestaltung von arbeits- und geschäftsprozessorientierten Lehr-Lernprozessen
(Lernsituationen) zur Steigerung der Qualität und Effizienz der Berufsausbildung
!"Entwicklung und Erprobung flexibler Organisationsformen im Rahmen von Schul-
entwicklung zur Stützung der Vor-Ort-Umsetzung neuer Lehr-Lernkonzepte im
Rahmen von Bildungsgangarbeit
!"Entwicklung und Erprobung von Modellen der Integration beruflicher und allgemei-
ner Bildung
!"Entwicklung und Erprobung von Modellen zur Lernerfolgsüberprüfung und Quali-
tätssicherung in neuen Lehr-Lernkonzepten
!"Weiterentwicklung von Modellen der Lernortkooperation zur Förderung der Zu-
sammenarbeit auf der didaktisch-curricularen Ebene (Abstimmung schulischer
Lernsituationen mit betrieblichen Handlungssituationen)
!"Erprobung und Evaluation von Teamarbeit zur Planung und Umsetzung lernfeld-
orientierten Unterrichts
!"Weiterentwicklung und Erprobung von Fortbildungsdispositionen und –
maßnahmen für Lehrkräfte
!"Ergebnistransfer für alle an der Berufsbildung beteiligten Partner.

Im Modellversuchsverbund SELUBA erfolgte die gemeinsame bzw. landesspezifisch aus-


differenzierte Konzeptentwicklung, -erprobung und –evaluation in den beteiligten Ländern
durch abgestimmte Zielsetzungen, gemeinsame Arbeits- und Zeitplanungen und stetige
Abstimmung der Abläufe.
Der Programmträger evaluierte in zwei Veranstaltungen die jeweils erreichten Ergebnisse
des Modellversuchs SELUBA-Nordrhein-Westfalen unter dem Aspekt der Innnovations-
ziele und –wirkungen. Beteiligt waren jeweils Vertreterinnen und Vertreter der Modellver-
suchsschulen, die Projektleitung und die wissenschaftliche Begleitung.
Dabei wurden gemeinsam landesspezifische Arbeitsschwerpunkte diskutiert und Trans-
fermöglichkeiten aufgezeigt. Offene und noch zu klärende Detailfragen wurden gemein-
sam präzisiert.

43
Innovationsziele und Innovationswirkungen

Der Programmträger erfasste über die Evaluation des Modellversuchs die vom Pro-
grammschwerpunkt her vorgegebenen allgemeinen Innovationsziele und -wirkungen, die
durch die Modellversuchsteilnehmer zu präzisieren waren. Die wesentlichen Ergebnisse
des Modellversuchs SELUBA-NRW sind im folgenden diesen Innovationszielen und -
wirkungen konzentriert zugeordnet.
Dabei sind die Ergebnisse auf die zentrale Arbeitsaufgabe der Bildungsgänge, die Ent-
wicklung und unterrichtliche Erprobung von berufsorientierten Lernsituationen zur Steige-
rung der Effizienz berufsschulischer Lehr-Lernprozesse fokussiert:

Arbeitsprozessorientierung und der Zusammenhang von Arbeiten und Lernen

Im Modellversuch SELUBA-NRW wurden von allen beteiligten Bildungsgängen im Rah-


men ihrer didaktischen Jahresplanungen arbeitsprozessorientierte Lehr-Lernarragements
d. h. Lernsituationen, entwickelt, die an realen beruflichen Handlungssituationen orientiert
sind.
Für die unterrichtlichen Lehr-Lernprozesse gestalten die Lehrerinnen und Lehrer berufs-
orientierte, problemhaltige Ausgangssituationen, die von den Schülerinnen und Schülern
weitgehend selbstständig bearbeitet werden. Zur Unterstützung der Arbeitsprozessorien-
tierung bei der Generierung solcher Lehr-Lernarrangements nutzen die Bildungsgänge
zunehmend Möglichkeiten der Lernortkooperation, bis hin zur Durchführung gemeinsamer
Projekte Schule-Betrieb.
Ein relevantes Kriterium bei der Ausdifferenzierung der Unterrichtsinhalte ist u. a. der Be-
zug zur Berufsabschlussprüfung. Dabei werden sowohl die beruflich-fachlichen Inhalte
beachtet wie auch berufsübergreifende Kompetenzentwicklungen in den Lernsituationen
gefördert, z. B. Kommunikations- und Präsentationskompetenzen.
Die Arbeitsprozessschritte zur Generierung solcher Lehr-Lernarrangements im Bildungs-
gang wurden in SELUBA-NRW weiterentwickelt, erprobt, systematisch erfasst und in
Form einer Handreichung (Werkstattbericht Heft 2) publiziert und sind damit für Bildungs-
gänge nachnutzbar.

Selbstständiges und selbstorientiertes Lernen

In Lernsituationen werden selbstständige und selbstorientierte Lernprozesse gefördert.


Der Unterrichtsprozess ist nach den Phasen einer vollständigen Handlung, von der Pla-
nung bis zur Bewertung/Evaluation, strukturiert.
Die Schülerinnen und Schüler sind in allen Phasen aktiv Beteiligte und sind gefordert, ihre
Lernprozesse zunehmend selbstständig zu gestalten.

44
Lehrerinnen und Lehrer fördern selbstorientiertes Lernen durch Bereitstellen einer adä-
quaten Lernumgebung, durch Beratung und moderative Begleitung und durch prozessbe-
gleitende Lernerfolgsberatung und -überprüfung.
In SELUBA-NRW wurden Beispiele solcher Lehr-Lernarrangements und Beispiele für pro-
zessbegleitende Lernerfolgsberatung und -überprüfung entwickelt und erprobt. Sie sind in
Handreichungen (Werkstattberichte Heft 3 und 5) publiziert und damit für Bildungsgänge
nachnutzbar.
Die Akzeptanz solcher Lehr-Lernarrangements bei den Beteiligten und der Unterrichtser-
folg wurden in SELUBA nur ansatzweise evaluiert. In Rückkopplungsgesprächen mit den
beteiligten SELUBA-Bildungsgängen und in Einzelfragen der Evaluationsstudie (Werk-
stattbericht Heft 4) äußerten Lehrerinnen und Lehrer ausgesprochen positive Erfahrungen
zur Motivation, zur Lernzufriedenheit und zum Lernklima. Trotzdem bleibt anzumerken,
dass eine „Wirkungsstudie“ zu solchen Lehr-Lernarrangements auf der Ebene der Schüle-
rinnen und Schülern noch geleistet werden muss.

Berufliche Handlungsfähigkeit und Gestaltungskompetenz

Lernsituationen zielen auf umfassende Kompetenzentwicklung, auf die Entwicklung fach-


licher, personaler und sozialer Kompetenz und integrativ auf die Entwicklung von Metho-
den-, Lern- und Sprachkompetenz. Die Möglichkeiten zur Förderung von Lern- und Me-
thodenkompetenz in Lernsituationen ist oben unter dem Aspekt „Selbstständiges und
selbstorientiertes Lernen“ dargestellt.
Zur Förderung der umfassenden Handlungskompetenz und damit der Fähigkeit, beruflich
handlungsfähig zu sein und Berufsleben aktiv mitgestalten zu können, werden in Lernsi-
tuationen neben der Arbeitsprozess- ebenso die Geschäftsprozessorientierung themati-
siert, z. B. in der Organisation und Gestaltung von Arbeitsprozessen, in der Gestaltung
innerbetrieblicher Kommunikation, in Kunden- und Serviceorientierung, in Betriebsorgani-
sation usw. Ziele und Inhalte zur Förderung dieser Kompetenzen sind z. T. in den Lernfel-
dern enthalten.
Bei der Ausgestaltung von Lernsituationen mit Blick auf diese Zielsetzung hatten die nicht-
kaufmännischen Modellversuchsbildungsgänge durch die curricularen Vorgaben des Lan-
des besondere Probleme zu lösen.
Für die nicht-kaufmännischen Berufe ist in NRW das Fach Wirtschaft- und Betriebslehre
als zusätzliches Fach im berufsbezogenen Lernbereich eingeführt. Zu diesem Fach liegt
ein älterer, verbindlicher Landeslehrplan vor. Dadurch ergibt sich für Bildungsgänge die
Situation, die curricularen Vorgaben des Lernfeldkonzepts mit einem fachsystematischen
Landeslehrplan verbinden zu müssen. In der Landeslehrplanumsetzung der KMK-
Rahmenlehrpläne werden dazu für die einzelnen Berufe Modelle der Integration entwi-
ckelt. Trotzdem erschwert diese Sachlage die Lernfeldumsetzung in den Bildungsgängen,
die mit zwei sich entgegenstehenden Lehrplankonzeptionen umgehen müssen. Um die-
sem Problem abzuhelfen, ist in NRW die Überarbeitung der curricularen Vorgaben für den
Bereich der Wirtschafts- und Betriebslehre in Vorbereitung.

45
Für alle Bildungsgänge im Modellversuch war es Konsens, dass auch die Fächer des be-
rufsübergreifenden Lernbereichs mit ihren Zielen und Inhalten wesentlich zur Förderung
umfassender Handlungskompetenz beitragen, also die Kolleginnen und Kollegen des be-
rufsübergreifenden Lernbereichs in die Bildungsgangarbeit integriert sind. Sie sind zur
Orientierung am spezifischen Berufsbild und zur Zusammenarbeit mit dem berufsbezoge-
nen Lernbereich verpflichtet und werden durch eine gestaltungsoffene, kompetenzorien-
tierte Lehrplanstruktur in dieser Zusammenarbeit gefördert.

„Die Lernbereiche tragen gemeinsam zur Entwicklung umfassender Handlungskompetenz


bei. ... Die Fächer des berufsübergreifenden Lernbereiches ergänzen die berufliche Quali-
fizierung und tragen darüber hinaus zur allgemeinen Kompetenzentwicklung bei, indem
sie zentrale gesellschaftliche, kulturelle, ethische und religiöse Fragen in die Ausbildung
einbeziehen. Der Sport dient zudem der Gesundheitsförderung. Der Differenzierungsbe-
reich ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten ihren
individuellen Fähigkeiten und Neigungen entsprechend zu ergänzen, zu erweitern und zu
vertiefen.“12

Von den Modellversuchsschulen wurden integrative Konzeptionen besonders mit den


Fächern des sprachlichen Bereichs, mit Deutsch/Kommunikation und Englisch entwickelt
und erprobt. Die Weiterentwicklung der Sprachhandlungskompetenz der Schülerinnen
und Schüler wurde von allen Beteiligten als wesentlicher Aspekt zur Förderung ihrer be-
ruflichen Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit betrachtet.
In Bildungsgangkonferenzen wurden gemeinsame Lerngelegenheiten der Fächer und
Lernfelder ermittelt und in Lernsituationen oder Projekten ausgestaltet und erprobt13.
Es bleibt anzumerken, dass die Konzeption der engen Zusammenarbeit der Lernbereiche
noch insgesamt sehr zögerlich verläuft und dass zur Förderung dieses Prozesses noch
erhebliche Unterstützungsmaßnahmen zu leisten sind.
Aus der Erfahrung der Modellversuchsbildungsgänge heraus sollte mit solchen Maßnah-
men nicht nur die fächer- bzw. lernbereichsübergreifende Planungskompetenz von Lehr-
kräften gestützt werden, sondern es sollten vor allem auch schulorganisatorische Modelle
zur konsequenten Durchführung solcher Lernsituationen entwickelt werden.

Ganzheitliches Lernen

Der Zielsetzung, Lehr-Lernarrangements zu entwickeln und zu erproben, die ganzheitli-


ches Lernen ermöglichen, wird in Lernsituationen z. B. dadurch entsprochen,
- dass jede Lernsituation an einer realen beruflichen Handlungssituation orientiert wird,
so dass der Wissenserwerb im Rahmen eines sinnstiftenden, arbeits- und lebenswelt-
bezogenen Zusammenhangs stattfindet

12
a.a.O. APO-BK, Erster Teil, 1. Abschnitt, § 6 (2) und (3)
13
Als Beispiele zur Integration des berufsübergreifenden Lernbereichs in Lernsituationen s. Anlage A I und A
II im Anhang, Kap. V

46
- dass Lernen in vollständigen Handlungszusammenhängen erfolgt (Handlungspha-
senstruktur von Lernsituationen) und
- dass Lernumgebungen gestaltet werden (Fachräume, Multifunktionsräume, Unter-
richtsverlagerung in den Betrieb), die selbstständige Lernprozesse fördern und indivi-
duelle Zugriffsweisen auf die Lerninhalte zulassen.

47
Einhaltung des Arbeitszeit- und Finanzierungsplans

Der Arbeitszeit- und Finanzierungsplan des Modellversuchs wurde planungsge-


recht eingehalten. Weiterführende Angaben dazu enthält der abschließende
Sachstandsbericht des Modellversuchs SELUBA-NRW vom Dezember 2002.

Aufgaben, die noch zu lösen sind

Im Verlauf des Modellversuchs entwickelten die beteiligten Bildungsgänge sowohl einzel-


ne Lernsituationen wie auch didaktische Jahresplanungen. Die Laufzeit des Modellversu-
ches war nicht ausreichend, vollständige didaktische Jahresplanungen insgesamt zu er-
proben, zu evaluieren und ggf. zu verändern. Das erfolgte nur für einzelne Ausbildungs-
jahre.
Zugleich arbeiteten die Schulen daran, Organisationsmodelle für die Bildungsgangarbeit
und die unterrichtliche Umsetzung des Lernfeldkonzepts für ihre jeweiligen Schulen zu
entwickeln. Zur Entwicklung solcher Organisationsmodelle benötigen die Schulen weiter-
gehende Hilfen und Unterstützungen. Dabei sind Schulaufsicht und Schulleitungen zwin-
gend zu beteiligen.

Im Wesentlichen halten die Bildungsgänge folgende Maßnahmen für erforderlich:


!" „Pool“ von Lernsituationsbeispielen
!" Beispiele für evaluierte vollständige didaktische Jahresplanungen
!" Schulorganisationsmodelle
!" Fortbildungskonzeptionen für Bildungsgangleitungen.

Aus den Erfahrungen des Modellversuchs heraus sind im o. g. Sinne Empfehlungen für
weitergehende unterstützende Maßnahmen zur Implementation des Lernfeldkonzeptes für
das Arbeitsprogramm 2004 des Landesinstituts für Schule in Soest formuliert worden14.

Empfehlungen für die Durchführung weiterer Modellversuche

Die Themenbereiche
!" Schulorganisation und -entwicklung
!" Integration beruflicher und allgemeiner Bildung
!" Entwicklung didaktisch-curricularer Konzeptionen zur Realisierung doppeltqualifi-
zierender Bildungsgänge (Erstausbildung und Studienberechtigung) und
!" Lehrerausbildung (2. Phase)

14
vgl. dazu Anlage A 5

48
wären aus den Modellversuchserfahrungen von SELUBA heraus mögliche Aspekte für
weitere Modellversuchsvorhaben.

Empfehlungen für die Weiterentwicklung des "Instruments Modellversuche"

Modellversuchsverbünde sind durch die möglichen Synergieeffekte positiv einzuschätzen.


Sie benötigen dazu aber eine verbesserte Ressourcenverteilung, insbesondere zu Reise-
kosten, um eine effektive Zusammenarbeit realisieren zu können.
Länderspezifische Zielsetzungen sollten zu Beginn der Modellversuchsarbeit deutlich her-
ausgearbeitet werden, um unterschiedliche und gemeinsame Arbeitsvorhaben verbindlich
festgelegen zu können.
Die in SELUBA und NELE erfolgte enge Zusammenarbeit auf der Ebene der Projektlei-
tung und -steuerung hat wesentlich zum Austausch von Modellversuchsergebnissen über
die Ländergrenzen hinweg beigetragen. Eine deutliche Hilfe und Unterstützung leistete
dazu die wissenschaftliche Begleitung der beiden Modellversuchsverbünde.
Die enge Kooperation von Projektleitung und wissenschaftlicher Begleitung wäre von
vornherein bei Modellversuchsverbünden als förderndes und stützendes Element auszu-
gestalten.
Zur Verstetigung der Modellversuchsergebnisse könnte es hilfreich sein, eine sogenannte
Nachlaufphase am Ende des Modellversuchs einzuplanen, in der die Transfer- und Ver-
stetigungsaspekte deutlich im Vordergrund stehen.

49
IV Zusammenfassende Empfehlungen für die
Bildungspraxis, Bildungspolitik/-planung und Wissenschaft15

Im Folgenden sind - aufbauend auf den Gesamterfahrungen des Modellversuchsverbun-


des SELUBA - die Ergebnisse unter den Aspekten der Problemfelder, die sich bei der
Implementation des Lernfeldkonzepts eröffneten, gespiegelt. Aufbauend auf den im Mo-
dellversuch entwickelten Lösungen werden durch die wissenschaftliche Begleitung weiter-
führende Empfehlungen skizziert.

Makroebene didaktischer Planung und Entwicklung

1.
Problem: Finden und Begründen der Handlungsfelder

Ergebnisse und Empfehlungen:


!" Handlungsfelder sind in den Vorgaben für die KMK-Rahmenlehrplanausschüsse
vielfach nicht erkennbar
!" Handlungsfelder sind in manchen Berufen nur kurzlebig
!" Prüfen einschlägiger Fachsystematiken als ergänzende Grundlage für Lernfelder
unter den Aspekten: innovativ, grundlegend, exemplarisch
Ausführung:
!" KMK ergänzt die Handreichungen für Mitglieder von KMK-
Rahmenlehrplanausschüssen zur Entwicklung von Rahmenlehrplänen
!" KMK-Rahmenlehrplanausschüsse berücksichtigen stärker die Fachsystematiken
!" (zur Klarstellung: Dies bedeutet keine Abkehr von der Leitorientierung an berufli-
chen Handlungsfeldern!)

2.
Problem: Qualität der erarbeiteten KMK-Rahmenlehrpläne

Ergebnisse und Empfehlungen:


!" Die Qualität der Rahmenlehrpläne ist hinsichtlich des Arrangements der Lernfel-
der, der Kompetenzbeschreibungen (insbesondere in Bezug auf Human- und
Sozialkompetenz) innerhalb der Lernfelder sowie der vorgeschlagenen Inhalte
sehr unterschiedlich
!" Längerfristige didaktisch-methodische Vorbereitung der Mitglieder von Rahmen-
lehrplanausschüssen
!" Mitwirkung an Vorbereitungsseminaren auf KMK-Ebene

15
vgl. Reinhard Bader: Handreichung zum Referat der Abschlusstagung des BLK-Modellversuchs
SELUBA-NRW vom 26. – 27. September 2002 am Landesinstitut für Schule in Soest
50
Ausführung:
!" Schulaufsicht
!" Landesinstitut für Schule
Literatur:
Müller/Zöller: Arbeitshilfe für Rahmenlehrplanausschüsse, 2000
Binstadt u. a.: Prozessleitfaden zur Entwicklung eines lernfeldstrukturierten KMK-
Rahmenlehrplanes, 2001
Beek u. a.: Optimierung und Qualitätsverbesserung der KMK-Rahmenlehrplanarbeit, 1999

3.
Problem: Begleitung und Beratung der Landeslehrplanarbeit und der Lehrplanimplemen-
tation
Ergebnisse und Empfehlungen:
!" Der Aufbau einer landesweiten Beratungs- und Implementationskonzeption zeigt
deutliche Erfolge, die Implementationskonzeption muss im Hinblick auf Nachhal-
tigkeit weiter entwickelt werden.
!" Durchführung landesweiter Fachtagungen und von Regionalkonferenzen nach
ersten Umsetzungserfahrungen der Schulen zur Implementationsstützung und
zur Evaluation
Ausführung:
!" Landesinstitut für Schule
!" Bezirksregierungen, Schulaufsicht
Literatur:
Deisenroth, Kniesburges u. a.: Informationen zur Umsetzung lernfeldstrukturierter Lehr-
pläne in NRW, Werkstattbericht Heft 1, 2001
SELUBA-NRW: Dokumentationen landesweiter Fachtagungen zur Implementation und
Eavaluation des Lernfeldkonzepts für ausgewählte Ausbildungsberufe, 2002

4.
Problem: Verknüpfung des berufsübergreifenden Lernbereiches und des Differenzie-
rungsbereiches mit dem berufsbezogenen Lernbereich (z. B. Förderung des
Fremdsprachenerwerbs, Förderung berufsbezogener Zusatzqualifikationen,
Förderung der Doppelqualifikation)

Ergebnisse und Empfehlungen:


!" Umsetzung des entwickelten Vernetzungskonzeptes zeigt deutliche Erfolge,
muss jedoch weiterhin abgesichert werden
!" Umsetzung des Vernetzungskonzeptes der Landeslehrpläne NRW in den didak-
tischen Jahresplanungen; Weiterentwicklung von Modellen zur didaktischen Jah-
resplanung

51
!" Entwicklungen von Modellen zur Zusammenarbeit der Lernbereiche (Handrei-
chungen, Beispielsammlungen)
Ausführung:
!" Landesinstitut für Schule
Literatur:
Deisenroth: Deutsch im lernfeldorientierten Unterricht in der Berufsschule, 2001
Deisenroth/Schindler: Ein Beispiel für Deutschunterricht in der Berufsschule. Erweitertes
Verständnis des Berufsbezuges der Fächer des berufsübergreifenden Lernbereichs, 2000
Schindler: Deutschunterricht in der Berufsschule. Sprachliche Kompetenzen zwischen
Fachdidaktik und Berufsbezug, 2000
Schulsport NRW: Implementationsmaterialien für den Lehrplan Sport/Gesundheits-
förderung in den Fachklassen duales System, Landesinstitut für Schule (hrsg.), 2001

Mesoebene didaktischer Planung und Entwicklung

5.
Problem: Einführung der Lehrenden in die Arbeit mit Lernfeldern
Ergebnisse und Empfehlungen:
!" Konzepte für Vorbereitungsseminare und Workshops sind in vielfältigen Formen
entwickelt worden. Der Bedarf der Lehrenden an Unterstützung ist erheblich.
!" Umsetzung der Konzepte und Erweiterung durch regionale und/oder schulinterne
Fortbildung
Ausführung:
!" Landesinstitut
!" Bezirksregierungen
!" Schulen
Literatur:
Bader: Konstruieren von Lernfeldern, 2000
Seluba-Werkstattbericht Heft 1, Soest 2001 und Heft 2, Soest 2002

6.
Problem: Entwicklung der Bildungsgangplanung mit Bezug zu Schulprogrammen

Ergebnisse und Empfehlungen:


!" Im Modellversuch sind Konzepte zur Entwicklung von Bildungsgangkonzeptionen
und didaktischen Jahresplanungen im Rahmen von Bildungsgangplanung wei-
terentwickelt worden. Handreichungen liegen vor.

52
!" Das Instrument „didaktische Jahresplanung“ wird noch nicht in allen Schulen
hinreichend genutzt.
!" Erweiterung der Lehrerfortbildung auf Schulebene und regionaler und überregio-
naler Ebene.
!" Stärkere Verzahnung von Bildungsgangplanung/didaktischer Jahresplanung mit
Schulprogrammen sowie im Rahmen der Schulorganisation insgesamt.
Ausführung:
!" Schulleitungen
!" Schulaufsicht, Bezirksregierungen
!" Landesinstitut
Literatur:
Deisenroth u. a.: Didaktische Jahresplanung im Bildungsgang, Werkstattbericht Heft 2,
2002
Deisenroth; Köbbing: Evaluation der Bildungsgangarbeit, Werkstattbericht Heft 4, 2002

6.
Problem: Förderung von Teamarbeit in den Schulen durch geeignete Rahmenbedingun-
gen sowie eine teamfreundliche Schulkultur
Ergebnisse und Empfehlungen:
!" Teamarbeit bei der Umsetzung des Lernfeld-Konzeptes ist erforderlich und hat
sich bewährt.
!" Dennoch sind Teamorganisation, Teamentwicklung, Teamarbeit in vielen Schu-
len nur ansatzweise ausgeprägt.
!" Stärkung der Bildungsgangteams und der Bildungsgangkonferenzen (unter Ein-
bezug der Lehrenden aller Lernbereiche und der Vertreter der dualen Partner).
!" Einrichtung von Reflexionsseminaren zur Schulkultur (Leitbild, kurz- und
mittelfristige Programme...).
!" Flexibilisierung des Schulmanagements.
Ausführung:
!" Schulleitungen
!" Initiativgruppen
Literatur:
Modellversuch SELUBA: Teamarbeit im lernfeldorientierten Unterricht, 2001

7.
Problem: Organisationsstrukturen des Lehrereinsatzes
Ergebnisse und Empfehlungen
!" Fach-Konzept und Lernfeld-Konzept führen zu unterschiedlichen, teilweise auch
unverträglichen Organisationsstrukturen des Lehrereinsatzes

53
!" Lehrende sind vielfach als „Fachlehrer“ sozialisiert und werden als solche in Fä-
chern der Vollzeitbildungsgänge eingesetzt, andererseits werden sie in Bildungs-
gängen der Berufsschule lernfeldbezogen eingesetzt.
!" Schaffen kontinuierlicher Einsatzbereiche
!" Schaffen flexibler, teamorientierter Organisationsstrukturen
Ausführung:
!" Schulleitungen
Literatur:
Deisenroth u. a.: Didaktische Jahresplanung im Bildungsgang, Werkstattbericht Heft 2,
2002
Deisenroth; Köbbing: Evaluation der Bildungsgangarbeit, Werkstattbericht Heft 4, 2002

Mikroebene didaktischer Planung und Entwicklung

8.
Problem: Erarbeiten/Vermitteln fachsystematischer Grundlagen als Voraussetzung für
das Lernen in Lernfeldern
Ergebnisse und Empfehlungen:
!" In Berufsfeldern/Berufen/Fächern existieren unterschiedliche Einschätzungen zur
Bedeutung fachsystematisch erarbeiteter Grundlagen als Voraussetzung für das
Lernen in Lernfeldern.
!" Akzeptieren einer "didaktischen Pluralität" sowie pragmatischer Lösungen
Ausführung:
!" Arbeitsgruppen zur Entwicklung didaktischer Jahresplanungen
!" Lehrende in der Lehrerbildung
!" Schulaufsicht als Beurteilende

9.
Problem: Lernerfolgsüberprüfung: Prozessbegleitende Lernerfolgsüberprüfungen und
Beurteilung von Human- und Sozialkompetenz
Ergebnisse und Empfehlungen:
!" Hinsichtlich der Beurteilung von Human- und Sozialkompetenz bestehen noch
weitreichende Unklarheiten und große Unsicherheiten.
!" Handreichungen liegen vor und bedürfen der Weiterentwicklung auf der Basis
fortlaufender Erfahrungen.
!" Nutzung der SELUBA-Handreichungen
Ausführung:
!" Arbeitsgruppen in Schulen

54
!" Landesinstitut für Schule
!" Schulaufsicht
Literatur:
Allendorff: Lernerfolgsüberprüfung im Lernfeldkonzept mit Projektarbeit. Werkstattbericht
Heft 5, 2002
Richter: Lernerfolgsüberprüfung im Lernfeldkonzept. Werkstattbericht Heft 3, 2002
Modellversuch SELUBA: Implementation des Lernfeldkonzepts, Dokumentationen der
gemeinsamen Fachtagungen SELUBA Sachsen-Anhalt und NRW, Soest 2001 und Halle
2002

10.
Problem: Fachsystematische Struktur der Lehrerbildung
Ergebnisse und Empfehlungen:
!" Lehrende haben Probleme mit der Transformation fachsystematisch geordneter
Sachverhalte auf Handlungsanforderungen hin.
!" Erweitertes Selbstverständnis der Fachdidaktiken entwickeln
!" Projektseminare, integriert für Studierende, Referendare, Lehrkräfte
Ausführung/Akteur:
!" Universitäten
!" Studienseminare
!" Landesinstitut für Schule
Literatur:
Bader/Müller: Fachdidaktische Professionalität zur Gestaltung des Lernfeldkonzeptes,
2002
Bader/Müller: Vom Lernfeld zur Lernsituation, 2002

Zusammenfassende Empfehlungen

!"Bei der Entwicklung der KMK-Rahmenlehrpläne sollte die Konstruktion der Lern-
felder grundsätzlich von beruflichen Handlungsfeldern ausgehen. Als weiteres Be-
zugsfeld sollten jedoch systematisch auch die Fachwissenschaften herangezogen
werden, und zwar nicht nur zur inhaltlichen Ausfüllung der aus Handlungsfeldern
gewonnenen Lernfelder, sondern darüber hinaus auch zur Identifizierung und Be-
gründung für die Kompetenzentwicklung relevanter Lerninhalte, speziell unter den
Aspekten: Innovation, Exemplarik, Fundierung.
(Makroebene)

!"Ausgehend vom Konzept der didaktischen Jahresplanung, sollte im Rahmen der


Schulentwicklung ein Netzwerk von Funktionen und Maßnahmen geschaffen bzw.
weiter entwickelt werden, in dem die Professionalisierung der Lehrenden insbe-

55
sondere in Bezug auf curriculare Planungskompetenz unterstützt wird. In Betracht
kommen vor allem: ein flexibles Schulmanagement, der Aufbau von Teamarbeits-
strukturen, eine schulnahe Lehrerfortbildung.
(Mesoebene)

!"Bei der Planung von Lehr-Lern-Arrangements sollten die Lehrenden von


Lernsituationen ausgehen. Wie hierbei einerseits von den Lernenden selbst
organisierte mit stärker lehrergesteuerten Lernsequenzen integriert und wie
andererseits handlungssystematisch strukturierte Problemlösungen mit
fachsystematisch strukturierten Inhalten erreicht werden können, dies sollte in der
Verantwortung der professionell Lehrenden liegen. „Didaktische Pluralität“ sollte in
Lehrerteams und Kollegien akzeptiert, aber insbesondere auch als Anlass und
Grundlage gegenseitiger Beratung genutzt werden.
(Mikroebene)

!"Die Implementation des Lernfeld-Konzepts zeigt gute Fortschritte. Ihr weiteres Ge-
lingen setzt jedoch entschiedene, wirksame Unterstützungen auf allen Ebenen di-
daktischer Planung und Entwicklung voraus.

56
Literatur (Auswahl)

Allendorff, Otto: Lernerfolgsüberprüfung im Lernfeldkonzept mit Projektarbeit, (Hrsg.) Landesinsti-


tut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung von Sachsen-Anhalt und
Landesinstitut für Schule in Nordrhein-Westfalen, Halle und Soest 2002

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Lernen in Lernfeldern. Theoretische Analysen und Gestaltungsansätze zum Lernfeldkonzept. Markt
Schwaben 2000

Bader, Reinhard: Handlungsorientierung in der Berufsbildung. Variantenreiche Ausprägungen. In:


Die berufsbildende Schule 54(2002)3, S. 71 ff.

Bader, Reinhard; Müller, Martina: Vom Lernfeld zur Lernsituation. Typisierung der Transformati-
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zur Ausdifferenzierung des Begriffs. In: Die berufsbildende Schule 54(2002)6, S. 176-182

Bader, Reinhard; Müller, Martina: Fachdidaktische Professionalität zur Gestaltung des


Lernfeldkonzeptes. Anforderungen an die Lehrenden und schulorganisatorische
Rahmenbedingungen. In: Bader, Reinhard; Sloane, Peter F. E. (Hrsg): Bildungsmanagement im
Lernfeldkonzept – curriculare und organisatorische Gestaltung. Paderborn 2002, S. 63-76

Bader, Reinhard; Schäfer, Bettina: Lernfelder gestalten. Vom komplexen Handlungsfeld zur didak-
tisch strukturierten Lernsituation. In: Die berufsbildende Schule 50(1998)7-8, S. 229-234

Bader, Reinhard: Lernen in Lernfeldern. Handreichung zum Referat im Rahmen der Abschlussta-
gung des BLK-Modellversuchs SELUBA-NRW vom 26.-27. September 2002 im Landesinstitut für
Schule in Soest

Beek, Heinz; Gravert , Helmut; Müller, Martina; Zöller, Arnulf: Optimierung und Qualitätsverbesse-
rung der KMK-Rahmenlehrplanarbeit – Erste Arbeitsergebnisse der Modellversuchsverbünde
NELE und SELUBA. In: Die berufsbildende Schule 51(1999)10, S. 321 - 323

Berger, Birgit; Müller, Martina: Teamarbeit im lernfeldorientierten Unterricht. Hrsg.:Landesinstitut


für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung (LISA) Sachsen-Anhalt. Halle
2000

Binstadt P., Deisenroth H., Müller M., Römer, C.: Prozessleitfaden zur Entwicklung eines lernfeld-
strukturierten KMK-Rahmenlehrplanes. Ein Beitrag der Modellversuchsverbünde NELE & SELUBA.
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Buhren, Claus G. u. a.: Wege und Methoden der Selbstevaluation. Ein praktischer Leitfaden für
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Deisenroth, Holde: Die Arbeit im Modellversuch SELUBA Nordrhein-Westfalen. In: SchulVerwal-


tung NRW 10/2001

Deisenroth, Holde,: Deutsch im lernfeldorientierten Unterricht der Berufsschule. In: Die


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Deisenroth, Holde; Emler, Werner; Gasse, Michael; Keiser, Gerd; Kniesburges, Leonhard; Uhler-
Derigs, H.-Georg: Informationen zur Umsetzung lernfeldstrukturierter Lehrpläne in NRW. Hrsg.
Landesinstitut für Schule, Soest 2001, Werkstattbericht Heft 1

57
Deisenroth, Holde; Kniesburges, Leonhard: Bildungsgangplanung und Lernfeldkonzept, Arbeitshil-
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Deisenroth, Holde; Harmut-Podleschny, Kora; Keiser, Gerd; Kniesburges, Leonhard; Lösche,


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faden zur Umsetzung von Lehrplänen für die Fachklassen duales System. Hrsg.: Landesinstitut für
Schule, Soest, 2002, Werkstattbericht Heft 2

Deisenroth, Holde; Köbbing, Janine: Evaluation der Bildungsgangarbeit in Nordrhein-Westfalen im


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Deisenroth, Holde; Graebner, Uli; Kniesburges, Leonhard; Steinbring, Claudia; te Wilde, Horst:
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Modellversuch SELUBA: Landesweite Fachtagung zum Bildungsgang Informationselektronike-


rin/Informationselektroniker. Tagungsdokumentation. Hrsg. Landesinstitut für Schule, Soest, 2002

Modellversuch SELUBA: Landesweite Fachtagung zum Bildungsgang Automobilkauffrau/-


Automobilkaufmann. Tagungsdokumentation. Hrsg. Landesinstitut für Schule, Soest, 2002

Modellversuch SELUBA: Landesweite Fachtagung zum Bildungsgang Mechatronike-


rin/Mechatroniker. Tagungsdokumentation. Hrsg. Landesinstitut für Schule, Soest, 2002

Landesinstitut für Schule und Weiterbildung (hrsg.). QUIND-Methode zur Selbststeuerung und
Selbstevaluation für Schule. Soest 2001

Modellversuch SELUBA: Informationen zur Umsetzung lernfeldstrukturierter Rahmenlehrpläne in


Sachsen-Anhalt. Hrsg.: LISA Halle 2000

Modellversuch SELUBA: Dokumentation der gemeinsamen Fachtagung der Modellversuchspartner


Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen. Hrsg.: Landesinstitut für Schule, Soest 2001

58
Modellversuch SELUBA: Implementation des Lernfeldkonzeptes. Dokumentation der gemeinsa-
men Fachtagung der Modellversuchspartner Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen. Hrsg.:
LISA Halle 2002

Modellversuch SELUBA: Implementieren von Rahmenlehrplänen im Gastgewerbe. Handreichung


für gastgewerbliche Berufe. LISA Halle 2001

Modellversuch SELUBA: Teamarbeit im lernfeldorientierten Unterricht. LISA Halle, 2001

Modellversuch SELUBA: Umsetzung von Rahmenlehrplänen mit Lernfeldstruktur. Erfahrungen aus


dem Modellversuch SELUBA. LISA Halle 2001

Modellversuch SELUBA/NRW: Modellversuchsinformation Nr. 1-3, Landesinstitut für Schule


(hrsg.), Soest 2000/2001

Müller, Martina; Zöller, Arnulf (Hrsg.): Arbeitshilfe für Rahmenlehrplanausschüsse. Handreichung


der Modellversuchsverbünde NELE (Bayern und Hessen) und SELUBA (Sachsen-Anhalt und
Nordrhein-Westfalen) für die Rahmenlehrplanausschüsse der KMK. München/ Halle: ISB 2001

Müller, Martina; Bader, Reinhard: Lernfeldorientierte Schulentwicklung – Unterstützung des


Lernfeldkonzepts aus der Sicht von Schulleiterinnen und Schulleitern. In: Bader, Reinhard; Sloane,
Peter F. E. (Hrsg): Bildungsmanagement im Lernfeldkonzept – curriculare und organisatorische
Gestaltung. Paderborn 2002, S. 103-114

Pätzold, Günter: Lernfelder – Lernortkooperation – Neugestaltung beruflicher Bildung. In: Hölters-


hinken, D.; Pätzold, G.: von der Burg, U. (Hrsg.): Dortmunder Beiträge zur Pädagogik. Band 30.
projekt verlag 2002

Richter Helmut: Modellversuch SELUBA: Lernerfolgsüberprüfung im Lernfeldkonzept – Werkstatt-


bericht Heft 3. Hrsg.: Landesinstitut für Schule Soest 2002

Riedl, Alfred; Schelten, Andreas: Handlungsorientiertes Lernen in technischen Lernfeldern. In: Ba-
der,R.; Sloane, P. F. E. (Hrsg.): Lernen in Lernfeldern. Theoretische Analysen und Gestaltungsan-
sätze zum Lernfeldkonzept. Markt Schwaben 2000

Schindler, Frank: Deutschunterricht in der Berufsschule. Sprachliche Kompetenzen zwischen


Fachdidaktik und Berufsbezug. In: bbw, Heft 4-5/2000, S. 7-10

Schulsport NRW. Implementationsmaterialien für den Lehrplan Sport/Gesundheitsförderung in den


Fachklassen duales System. Hrsg. Landesinstitut für Schule, Soest 2001

Sloane, Peter F.E.: Lernfelder und Unterrichtsgestaltung. In: Die berufsbildende Schule 52 (2000)
3, S. 79-85

Sloane, Peter F. E.: Schulorganisation und Curriculum. In: Bader, Reinhard; Sloane, Peter F. E.
(Hrsg.): Bildungsmanagement im Lernfeldkonzept – curriculare und organisatorische Gestaltung.
Paderborn, 2002, S. 9-28

Straka, Gerald A.: Handlungsorientierung und Lernfelder – viel Lärm um Nichts? In: Zeitschrift für
Berufs- und Wirtschaftspädagogik 98(2002)2, S. 278-295

Tramm, Tade: Zur Relevanz der Geschäftsprozessorientierung und zum Verhältnis von Wissen-
schafts- und Situationsbezug bei der Umsetzung des Lernfeldansatzes im kaufmännischen Be-
reich. In: Bader, Reinhard; Sloane, Peter F. E. (Hrsg.): Bildungsmanagement im Lernfeldkonzept –
curriculare und organisatorische Gestaltung. Paderborn 2002, S. 41 - 62

59
V Anhang

A1

Umsetzung des Lernfeldkonzepts im Bildungsgang Mechatronike-


rin/Mechatroniker am Berufskolleg Bocholt-West16
(Auszüge aus der didaktischen Jahresplanung der Modellversuchsschule im BLK-
Modellversuch SELUBA - NRW)

Das Berufskolleg Bocholt-West als berufliche Schule des Kreises Borken ist eine sog.
Bündelschule im westlichen Münsterland mit gewerblich-technischen und hauswirtschaft-
lichen vollzeit- und teilzeitschulischen Bildungsgängen. Neben den Fachklassen duales
System werden z. B. Fachoberschul-, Fachschul-, Assistenten- und Technikerbildungs-
gänge in verschiedenen Berufsfeldern angeboten. 70 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten
die zur Zeit ca. 2500 Schülerinnen und Schüler.

Seit dem 01.10.1999 war die Schule mit dem Bildungsgang Mechatronike-
rin/Mechatroniker am BLK-Modellversuch SELUBA beteiligt.

Der Bildungsgang für den Ausbildungsberuf Mechatronikerin/Mechatroniker wurde im


Schuljahr 1998/1999 erstmals am Berufskolleg Bocholt-West einzügig eingerichtet. Im
Laufe der Zeit erhöhte sich mit jedem Schuljahr die Anzahl der Schülerinnen und Schüler
in der jeweiligen Unterstufe. Im Ausbildungsjahr 2001/2002 konnte eine Unterstufe mit
schon 26 Auszubildenden eingerichtet werden.
Die anfängliche Zurückhaltung der in und um Bocholt angesiedelten Firmen gegenüber
dem neuen Berufsbild wandelte sich in zunehmende Akzeptanz. War anfangs die Firma
Siemens Vorreiter, so zählen heute ebenso die Firmen Foseco (Borken), Gebr. Klöcker
(Geseke), Kromberg & Schubert (Rhede), Langnese/Iglo (Reken), Meier Vakuumtechnik,
Olbrich und Borgers (beide in Bocholt) zu den Lernortpartnern der Schule für diesen Bil-
dungsgang.
Die Firmen zeichnen sich durch ein sehr unterschiedliches Produktionsspektrum aus. Die
Produktpalette reicht von Zubehör für Gießereien, Spezialkonstruktionen für Textilmaschi-
nen, Kabelprodukten, Lebensmitteln, Ausstattungsteilen für die Autoindustrie bis zu Tele-
fonen. Das bedeutet, dass die Firmen sich selbstverständlich auch in Fabrikationstechni-
ken und –technologien unterscheiden.

Der Beruf der Mechatronikerin/des Mechatronikers stellte für die Lehrerinnen und Lehrer
eine besondere Herausforderung dar, einerseits durch das gänzlich neue Berufsbild mit
seinen neuen Qualifikationsanforderungen und zum anderen durch die völlig neue Lehr-
plan- und Bildungsgangkonzeption, das Lernfeldkonzept.
16
Der Bildungsgang präsentierte u. a. diese Ergebnisse auf den 12. Hochschultagen Berufliche Bildung 2002
in Köln. Publiziert ist der Beitrag in: Jennewein u. a.: Berufsbildung zwischen Wissen, Erfahrung und Inno-
vation in den Elektro-, IT- und Medienberufen, 2002

60
Zur erfolgreichen Implementation dieses Bildungsgangs an der Schule und in der Region
war es deshalb wichtig, ein Lehrerteam zu bilden, das sich motiviert und engagiert dieser
Aufgabe stellte und dass in seiner Zusammensetzung konstant blieb.
Leitende Aspekte für die Teambildung waren und sind:

- die ausgewogene Verteilung der fachlichen Kompetenzen (Metall-, Elektro- und Steu-
erungstechnik und Informatik) im berufsbezogenen Lernbereich,
- eine optimale, arbeitsförderliche Teamgröße (4-5 Teammitglieder),
- die grundsätzliche Einbeziehung des berufsübergreifenden Lernbereichs.

Bildungsgangkonzeption und didaktische Jahresplanung

Um den neuen lernfeldstrukturierten Bildungsgang zu implementieren, beschloss das


Team als ersten Schritt die Kooperation mit den auszubildenden Betrieben aufzubauen.
Dazu wurden alle ausbildungsinteressierten Betriebe der Region besucht. Ziel war es,

!"den Ausbildungsbetrieb hinsichtlich bestehender Fertigungstechnologien kennen zu


lernen,
!"Vorstellungen vom Arbeitsplatz des zukünftigen Mechatronikers zu erhalten,
!"erste Kontakte mit den Ausbildern der Betriebe zu knüpfen,
!"den Bildungsgang und das Berufskolleg vorzustellen.

Neben den nicht zu unterschätzenden persönlichen Kontakten führten diese Besuche


auch dazu, dass die Bildungsgangplanung auf fundierterem Praxiswissen aufbauen konn-
te. Eine wichtige Erkenntnis für die Lehrenden war es, die Gemeinsamkeit vieler Steue-
rungen zu erkennen, mit denen die Produktionsprozesse realisiert werden. Mit diesem
Wissen konnten reale und exemplarische betriebliche Problem- und Aufgabenstellungen
herausgefiltert werden. Nach entsprechender curricular-didaktischer Aufbereitung dieser
Informationen
!"Zuordnung zu den Lernfeldern und
!"Formulierung einzelner Lernsituationen mit fachlich-inhaltlicher Ausgestaltung
fanden vor und kurz nach Beginn des Lehr- und Ausbildungsjahres Teamsitzungen mit
allen Ausbildern der Firmen statt. Ergebnis dieser Zusammenkünfte war u. a. die Formu-
lierung der in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten Lernsituationen für die Lernfelder
des ersten Schul-/Ausbildungsjahres.

61
Metho- Lernsituation 2.1: Kom- Lernsituation 2.2:
den- Planen der Herstellung der muni- Änderungskonstruktion an einer Tisch-
training Montagewinkel für einen kations- bohrmaschine durchführen
Pneumatikzylinder training

Lernsituation 3.1: Lernsituation 3.2:


Ansteuerung eines elektro- Planung der Elektroinstallation einer Fer-
pneumatischen Zylinders tigungsstätte
einer Spannvorrichtung

Lernfeld1/Lernfeld5:
Zuordnung der angestrebten Kompetenzen zu den durchgeführten Lernsituationen

Darstellung der Umsetzung einer Lernsituation für die Unterstufe Mechatronike-


rin/Mechatroniker

Vom Bildungsgangteam wurden u. a. die folgenden Lernsituationen gemeinsam erarbei-


tet, didaktisch-methodisch ausgestaltet und durchgeführt.

Lernfeld: Herstellen mechatronischer Teilsysteme (LF 2)

Lernsituation: Änderungskonstruktionen an einer Tischbohrmaschine durchfüh-


ren (LS 2.2)

Beschreibung der Lernsituation:


Ausgangssituation: Ein Hersteller von Standard-Werkzeugmaschinen möchte seine
Angebotspalette auf dem globalisierten Markt um kundenspezifi-
sche Baugruppen und Planungs-Dienstleistungen erweitern.
Zielsituation: Für einen Auftrag aus China sollen bestehende Tischbohrmaschi-
nen mit kundenspezifischen Spannvorrichtungen ausgestattet wer-
den. Diese Spannvorrichtung soll pneumatisch bzw. elektropneu-
matisch betätigt werden.

Lernfeld: Installieren elektrischer Betriebsmittel unter Beachtung sicherheits-


technischer Aspekte (LF 3)

Lernsituation: Planung der Elektroinstallation einer Fertigungsstätte (LS 3.2)

Beschreibung der Lernsituation:


Ausgangssituation: Ein Hersteller von Standard-Werkzeugmaschinen möchte seine
Angebotspalette auf dem globalisierten Markt um kundenspezifi-
sche Baugruppen und Planungs-Dienstleistungen erweitern
Zielsituation: Für einen chinesischen Kunden sollen die betrieblichen Unterlagen
bereitgestellt werden, die zur elektrischen Installation von 50
Tischbohrmaschinen mit angebauter Spannvorrichtung sowie zur
Stromversorgung und Beleuchtung in der Werkstatt bzw. den So-
zialräumen benötigt werden.

62
Das Lehrerteam stellte der Lerngruppe die Lernsituation gemeinsam vor. Um die Interna-
tionalität des Auftrages zu verdeutlichen, erfolgte die Korrespondenz in englischer Spra-
che. Dadurch waren die Fächer Deutsch/Kommunikation und Englisch in die Lernsituation
integriert. In ihnen wurde die Gestaltung der weiteren Korrespondenz mit dem Auftragge-
ber bearbeitet.

Mit den Schülerinnen und Schülern wurden die Ausgangssituation und das Gesamtprob-
lem analysiert.

Die Planungsphase zur Durchführung der oben in den Lernsituationen genannten Ar-
beitsaufträge wurde mit den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften des Bil-
dungsganges gemeinsam gestaltet.
Die Schülerinnen und Schüler führten die Änderungskonstruktion mit den Teilproblemen
„Konstruktive Gestaltung der Spannvorrichtung“ und „Fertigungsplanung“ durch.
Bei der Installationsprojektierung entschieden sie sich für die Planungsschritte „Installati-
onsschaltungen der einzelnen Räume“, „Berechnung und Auswahl der Leitungen und
Kabel inklusive Leitungsschutz“ sowie „Berücksichtigung der Bestimmung zu Schutzmaß-
nahmen gegen gefährliche Körperströme“.

In der Durchführungsphase wurden zunächst die notwendigen Unterlagen und Pläne er-
stellt. Das setzte voraus, dass sich die Schüler selbstständig Informationen aus techni-
schen Normteilekatalogen, Vorschriftenblättern (DIN, VDE), Tabellenbüchern und Fachli-
teratur beschafften, auswerteten und anwendeten. Bei der Umsetzung der gefundenen
Lösungen nutzten sie Standard- und Simulationssoftware (Pneumatik, Elektrotechnik) und
zum Teil CAD-Software. Fachliche Unterstützung und Beratung erhielten sie durch das
Lehrpersonal in Form von Exkursen in die Fachtheorie und durch die Ausbilder in den
Betrieben.

Auf der Basis der von den Auszubildenden hergestellten Fertigungsunterlagen wurde in
den Betrieben der Umbau der Bohrmaschine realisiert. Bestehende Schwierigkeiten wie
z. B. fehlende Werkzeuge wurden durch firmenübergreifende Zusammenarbeit gelöst.
Hervorzuheben ist dabei besonders das Engagement der Betriebe, mit ihren Auszubil-
denden Lösungen für die elektropneumatische Steuerung mit firmenspezifischen Bauele-
menten und Baugruppen zu realisieren.

Zum Abschluss der Lernsituation wurde die Präsentation der Arbeitsergebnisse geplant
und durchgeführt. Jede Schülerin bzw. jeder Schüler übernahm dabei eigenständig die
Vorbereitung eines thematischen Abschnitts einschließlich der Vorbereitung der entspre-
chenden Unterlagen. Die Lehrer des berufsbezogenen Lernbereichs und die Kollegin für
den berufsübergreifenden Lernbereich hatten dabei eine unterstützende und beratende
Funktion. Besonders hervorzuheben ist hierbei, dass die Präsentation zweisprachig,
deutsch und englisch, erfolgte.

63
Durch Videoaufzeichnung und anschließendes Auswerten durch die Klasse und das Leh-
rerteam wurde die Präsentation optimiert.
Die Präsentation erfolgte vor Ausbildern, Firmenvertretern, dem Bildungsgangteam und
anderen Mitgliedern des Kollegiums sowie Vertretern des Modellversuchs SELUBA. Die
Präsentation gab Einblick in die schulische Arbeit und wurde in einer anschließenden Re-
flexion von allen Beteiligten und Gästen als sehr gelungenes Unterrichts- und Lernortko-
operationsergebnis bewertet.

Konzeption zur Integration des berufsübergreifenden Lernbereichs

Ein besonderer didaktischer Schwerpunkt im Bildungsgang Mechatroniker am Berufskol-


leg Bocholt-West ist die Durchführung von insgesamt drei Trainigsphasen zur Verbesse-
rung der Methoden-, Kommunikations- und Teamkompetenz.

In der Mechatroniker-Unterstufe werden an jeweils zwei Tagen Methoden- und Kommuni-


kationstrainings zusammen mit Lernenden, Ausbildern und Lehrern durchgeführt. Schüle-
rinnen und Schüler lernen dabei Methoden kennen, die sie im Verlauf des weiteren unter-
richtlichen und beruflichen Handelns nutzen können und steigern ihre kommunikative
Kompetenz. Die Ergebnisse dieser Trainings bewirken eine deutliche Steigerung der un-
terrichtlichen Effizienz, was sich z. B. in Präsentationssituationen unmittelbar beobachten
läßt.

Die Teilnahme von Ausbildern an diesen Trainingsphasen fördert die Kooperation zwi-
schen Schülern, Bildungsgangteam und den Ausbildern der Betriebe deutlich.
Für Schülerinnen und Schüler ist es zunächst ungewohnt, dass Ausbilder und Lehrer zu-
sammen Unterricht gestalteten. Sie erfahren und erleben aber in dieser Situation Schule
und Betrieb nicht mehr als voneinander abgegrenzte sondern als kooperierende Partner
und fühlen sich in ihrer Ausbildungssituation besser wahrgenommen und aufgehoben.
Für die Betriebe ergibt sich ein weiterer vorteilhafter Effekt: Sie können ihre Auszubilden-
den über einen Zeitraum von zweimal zwei Schultagen von einer anderen Seite sehen
und entdecken. Für einige Firmen ist es sogar die erste Möglichkeit, ihre Lehrlinge vor
dem Einstellungstermin kennen zu lernen.

Rückblick

Während der Durchführung der beiden Lernsituationen intensivierte sich der Kontakt mit
den Ausbildungsbetrieben kontinuierlich. Die Sitzungen des Prüfungsausschusses, u. a.
zur Durchführung von Zwischenprüfungen, erwiesen sich für die Kontaktpflege als sehr
förderlich genauso wie gemeinsame Firmenbesichtigungen, gemeinsames Arbeiten in
Kommunikations-, Methoden- und Teamentwicklungstrainings und gemeinsame Bil-
dungsgangkonferenzen.

64
Zeitplanung und inhaltliche Absprachen zwischen Schule und Betrieben in den beschrie-
benen Lernsituationen waren erfolgreich. Die Auszubildenden waren hoch motiviert und
lobten die unterrichtliche Vorgehensweise als abwechslungsreich und lernfördernd. Die
eingeforderte Eigenverantwortlichkeit wurde voll und ganz akzeptiert und die Arbeitser-
gebnisse wurden selbstbewusst präsentiert.
Verbesserungen bei der Kommunikation zwischen Betrieben und Berufskolleg sind wei-
terhin erforderlich und möglich. Die Betriebe wünschen sich einen konsequenten Aus-
tausch über die Leistungsentwicklung ihrer Auszubildenden, besonders innerhalb der
Probezeit. Die Kontakte zu den Betrieben sind persönliche Kontakte und erfordern eine
hohe soziale und kommunikative Kompetenz bei Lehrenden und Ausbildern. Die Akzep-
tanz der schulischen Arbeit steigt mit der professionellen Vorgehensweise des Lehrer-
teams und dem beobachtbaren Kompetenzzuwachs der Auszubildenden. Die Zusam-
menarbeit zwischen Betrieben und Schule nehmen Schülerinnen und Schüler positiv
wahr.

65
A2

Lernerfolgsüberprüfung in einer Lernsituation am Beispiel eines medien-


fachlichen Präsentationsauftrages

Schule: Joseph-DuMont-Berufskolleg
Köln/Nordrhein-Westfalen

Bildungsgang: Kauffrau/Kaufmann für audiovisuelle Medien


1. Schul-/Ausbildungsjahr
Lernfeld 1

Zur Lerngruppe und zur Lernsituation

Im Rahmen des ersten Lernfeldes, „Den Eintritt in das Berufsleben aktiv mitgestalten so-
wie den Ausbildungsbetrieb und seine Produkte/Dienstleistungen erschließen“, sollen die
Schülerinnen und Schüler bzw. die Auszubildenden ihren neuen beruflichen Lebensbe-
reich verstehen.

Die Lerngruppen in diesem Ausbildungsberuf sind sehr altersinhomogen, z. T. liegt das


Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Als Vorbildung haben die Schülerinnen und Schüler fast
alle Abitur. Einige verfügen zudem über eine erste duale Ausbildung, andere sind Stu-
dienabbrecher. Die Mehrheit jedoch geht nach dem Abitur direkt in die Ausbildung zur
Medienkauffraumann/zum Medienkaufmann.

In der betrieblichen Ausbildung lernen die Auszubildenden anfangs unterschiedliche


Funktionen und Aufgabengebiete ihres Medienbetriebs kennen. Im Berufskolleg treffen
sie auf Mitschüler bzw. Auszubildende, die in Medienfirmen arbeiten, die z. T. in völlig
anderen AV-Medienschwerpunkten tätig sind (z.B: TV-Produktion, Internet-Anwender,
Filmtheater oder Musik-Label). Durch ihre Ausbildung zum AV-Kaufmann bzw. Kauffrau
sollen sie jedoch befähigt werden, in allen diesen Schwerpunktgebieten arbeiten zu kön-
nen. Somit ist es nicht nur aus psychologisch-pädagogischer Sicht, sondern auch aus
fachlichen Erwägungen sinnvoll, dass die Schülerinnen und Schüler zu Beginn ihrer Aus-
bildung ihren Mitschülern die spezifischen Aufgaben und die spezifische Struktur ihres
AV-Medienbetriebes vorstellen.

Im Rahmen des o. g. Lernfeldes sollen sie u. a. befähigt werden, Arbeitsergebnisse in


adäquater Form zu präsentieren. Präsentationstechnische Inhalte müssen somit neben
medienfachlichen Inhalten fächerübergreifend erlernt und eingeübt werden.

Das Joseph-DuMont-Berufskolleg entschied sich, zu Beginn der Ausbildung eine kompri-


mierte präsentationstechnische Lernsituation zu schaffen, an deren Ende die Präsentation

66
des eigenen Ausbildungsbetriebes steht. Diese Präsentationen sollen nicht nur den prä-
sentations-theoretischen Anforderungen genügen, sondern auch medienfachliche sowie
wirtschaftliche Inhalte einschließen. Auf dieser Lernsituation aufbauend, können die un-
terschiedlichen Rechtsformen (= betriebswirtschaftlicher Gesichtspunkt) oder die Zusam-
menhänge in der AV-Medienlandschaft (medienfachlicher und politischer Gesichtspunkt)
weiter erarbeitet werden.

Auf den nachfolgenden Seiten ist zunächst der Arbeitsauftrag an die Schülerinnen und
Schüler dargestellt. Er beinhaltet die medienfachlichen Aspekte, auf die einzugehen ist.
Anschließend folgen die Arbeitsblätter zur Präsentationstechnik, die die theoretischen
Inhalte zur Präsentationsgestaltung erläutern. Diese Arbeitsblätter erhalten die Schülerin-
nen und Schüler, um hiermit ihre Präsentation zu erarbeiten. Am Ende folgt die Präsenta-
tionsbewertung mit dem Präsentationsbewertungsblatt, das darstellt, dass sowohl präsen-
tationstheoretische Anforderungen erfüllt sein müssen, wie auch medienfachliche Aspekte
enthalten sein sollen.

Arbeitsblatt zum Arbeitsauftrag

Ihre Aufgabe ist es, alle erforderlichen Informationen zu beschaffen und Entscheidungen
zu treffen, um Ihr Unternehmen, in dem Sie beschäftigt sind, für Außenstehende transpa-
rent zu machen.
Am Ende Ihrer Arbeit ist

a) ein Handout (max. 2 Seiten) für die Mitschüler/Mitschülerinnen anzu-


fertigen.

b) eine kurze Präsentation (10-15 Minuten) vor den Mitschülerinnen/


Mitschülern zu halten. (Es gelten die Regeln der Präsentation.)

Diese Präsentation mit Handout und darin die Bearbeitung folgender Schwerpunkte bilden
die Bewertungsgrundlage:

1. Marktanalyse
In welchem Bereich in der Medienwirtschaft ist Ihr Betrieb tätig?
Beschreiben Sie die Rolle Ihres Betriebes im Medienmarkt.
Beschreiben Sie die Leistungen Ihres Betriebes im Marktgeschehen.

2. Unternehmensphilosophie
Stellen Sie, soweit vorhanden, die Unternehmensphilosophie und die Unternehmens-
persönlichkeit (corporate identity) des Betriebes dar und beschreiben Sie beispielhaft
das Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit.

3. Aufbau- und Ablauforganisation


Skizzieren Sie die Struktur und die Betriebsabläufe Ihres Unternehmens.
Hinweis für die kleineren Betriebe: „Welche Aufgaben erfüllen die einzelnen Mitarbeiter
bei der Leistungserstellung?“

4. Unternehmensformen
Untersuchen Sie, welche Rechtsform Ihr Betrieb besitzt und beschreiben Sie Vor- und
Nachteile dieser Rechtsform.

67
5. Personalstruktur
Erläutern Sie, welche wesentlichen Berufe bzw. Tätigkeitsprofile es in Ihrem Unter-
nehmen gibt bzw. welche Qualifikationen verlangt werden.

Bearbeitungszeit:
Abgabetermin und Präsentation ist am zweiten Unterrichtstag des nächsten Schulblocks.

Bitte informieren Sie Ihre Ausbilder über die Aufgabenstellung!


Viel Spaß und gutes Gelingen!!!!

Zum Erwartungshorizont

Wie bereits anfangs gesagt, absolvieren die Schülerinnen und Schüler ihre Ausbildung in
zum Teil völlig unterschiedlichen AV-Medienbetrieben. Da die Ausbildung aber jede/n
befähigen soll, in allen Berufszweigen tätig werden zu können, ist es notwendig, dass die
Mitschüler in die benachbarten Arbeits- und Tätigkeitsfelder einen Einblick gewinnen.
Hierfür ist diese gegenseitige Vorstellung der Berufswelt sehr hilfreich. Das erste Lernfeld
zielt auf diese Intention ab.

In dem vorliegenden Arbeitsauftrag werden Bearbeitungsschwerpunkte vorgegeben, die


Ansatzpunkte für eine spätere Vertiefung bieten. So sind im Rahmen der Bearbeitungs-
schwerpunkte Marktanalyse, Unternehmensphilosophie und Unternehmensformen Vertie-
fungen in volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Themengebieten angedacht.
Ebenso werden zu den Punkten Aufbau- und Ablauforganisation sowie Personalstruktur
erste organisationsspezifische Inhalte angesprochen. Um für spätere Unterrichtsprozesse
diese entsprechenden Themen parat zu haben, müssen die Schüler neben ihrer Präsen-
tation ein kurzes Handout anfertigen.

Ziel dieses Arbeitsauftrags ist es auf fachlicher Ebene, berufs- und arbeitsspezifische
Grundlagen zu thematisieren und Ansatzpunkte für eine folgende Vertiefung zu schaffen.

Da die Lerngruppe im Rahmen ihrer Ausbildung zuvor ein Kompakttraining in Kommuni-


kation und Präsentationstechniken absolvierte, ist es somit ein weiteres Ziel, die erworbe-
nen präsentationstechnischen Kompetenzen in dieser Praxisübung zu erproben.

Sowohl der fachliche wie auch der präsentationstechnisch Aspekt sollen von den Schüle-
rinnen und Schülern bei ihrem Vortrag beachtet werden. Beide Aspekte werden beurteilt
bzw. bewertet. Bewertungsgrundlage sind Gütekriterien wie Gegenstandsbezug (siehe:
Inhaltlichkeit), Zielgerichtetheit, Selbstständigkeit, Subjektorientierung sowie soziale Ein-
gebundenheit (siehe: Präsentation und Präsentationstechnik), die für die spezifische
Lernerfolgsüberprüfung hin ausdifferenziert wurden.

68
Zur Präsentationsbewertung

Bewertungsbogen
Präsentation der Schülerin/des Schülers:________________________________

Bewertungskriterien gut mittel mäßig


Präsentation
Rhetorik, sprachliche Darstellung, ...

Präsentationstechnik
- Wurden die eingesetzten Medien sinnvoll aus
gewählt und beschriftet?
- Sind sie lesbar und anschaulich gestaltet?
- Sind sie eine prägnante Begleitung zum ge
sprochenen Wort?

Inhaltlichkeit
- Wurden die vorgegebnen Themen erörtert?
(1) Marktanalyse
(2) Unternehmensphilosophie
(3) Aufbau- und Ablauforganisation
(4) Unternehmensform
(5) Personalstruktur

Handout
- Fasst das Handout die Präsentation in über
sichtlicher und verständlicher Form zusam
men?

Insgesamt

Kommentar zur abschließenden Bewertung

Da die Schülerinnen und Schüler in einem kommunikativen Arbeitsfeld tätig sind, ist es
sehr wichtig, nicht nur fachliche Kompetenzen zu erwerben, sondern auch in Human- und
Sozialkompetenzen geschult zu werden. Die Auswahl geeigneter Präsentationstechniken
sowie die Kompetenz einer gekonnten sprachlichen Ausdrucksweise wird nach wie vor
und auch zukünftig eine große Bedeutung haben. Somit ist die geschilderte Lernsituation
wichtig für die angehenden AV-Kaufleute.

Aus der fachlichen Perspektive heraus läßt sich sagen, dass es gerade in „Sammel-
Berufen“, wie dem AV-Kaufmann/-frau, in dem fünf verschiedene Teilberufe enthalten
sind, nicht nur aus prüfungsrelevanten Gründen äußerst empfehlenswert ist, dass Schüle-
rinnen und Schüler ihre unterschiedlichen Arbeitswelten den Mitschülern vorstellen.
Präsentationstechnisch gesehen ist die Umsetzung des Gelernten in dieser Übung auf-
grund der individuellen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler differenziert zu

69
beurteilen. Bei mehrmaliger Wiederholung, auch in anderen Lernsituationen, sind eindeu-
tige Präsentations-Kompetenzzuwächse zu erkennen.

Eine besondere Bedeutung kommt der abschließenden Bewertung der Präsentation zu.
Es empfiehlt sich im Anschluss an die Präsentation aber auch eine Selbst- und Fremdre-
flexionsphase z. B. durch den Vortragenden, die Mitschüler, die/den Lehrenden
durchzuführen.
Der Bewertungsbogen stellt für die anschließende Lernprozessberatung eine große Hilfe
dar, da er unproblematisch während einer Präsentation ausgefüllt werden kann und hilft,
das Beratungsgespräch zu strukturieren. Von Seiten des Lehrenden ist abzuwägen, in wie
weit und in welchen prozentualen Schwerpunkten/Anteilen die Bewertung auch notenmä-
ßig, z. B. im Rahmen einer Sonstigen Leistung, Berücksichtigung findet.

Arbeitshilfen zur Präsentation

Leitfragen zur Präsentation

1) Was ist eigentlich eine Präsentation?


2) Wie wird eine Präsentation vorbereitet und durchgeführt?
3) Wie kann ich eine Präsentation im Unterricht gestalten?
4) Wie kann ich Präsentationen beurteilen?

Präsentation – was ist das?

Definition:
Eine oder mehrere Personen stellen für eine Zielgruppe bestimmte Inhalte, also Sachaus-
sagen oder Produkte, dar. Ziel ist es, diese Gruppe zu informieren oder zu überzeugen.
Die Darstellung wird unterstützt durch bildhafte Mittel. An die Darstellung schließt sich
eine Fragestunde oder Diskussion an.

Daraus ergibt sich:

!" Präsentation ist eine Kommunikationssituation


!" Präsentation setzt Medien ein
!" Präsentation beinhaltet eine Frage– und Diskussionsrunde

Präsentationstechniken – welche gibt es?


Präsentationstechniken bestehen aus:

!"Rhetorik
!"Argumentation,
!"Sprache (verbal, nonverbal)
70
!"Gestaltung eines angemessenen Rahmens
!"Dramaturgie
!"Selbstsicherheit
!"Visualisierung
!"Medien

Grundsätzliche Tipps zur Technik

!"Wo steht die Technik (Overhead, Meta-Plan, etc.) Check: von allen Stühlen sicht
bar?

!"check, check, check


1. grundsätzlich vorab (Geräte geeignet/vorhanden/funktionsfähig, Lichtverhältnis-
se in Ordnung)
2. bei Probelauf (Übergänge, Änderungen der Licht- und Sichtverhältnisse, etc.)
3. am Abend/Morgen vorher, wenn kein Hausmeister/Putzteam o.ä. mehr etwas
verändern kann – und noch Zeit für letzte Maßnahmen existiert (Einstellun-
gen/Verlängerungsschnüre etc., Tapes richtig gespult)
!"Folien: nur Bulletpoints, nicht zu lange Sätze („goldene Regel“: maximal nur 5 In-
fos bzw. Punkte auf einer Folie)
!"Einsatz/Timing von Charts: vor oder nach dem gesprochenen Wort – also als Vo-
rabinfo oder Zusammenfassung
!"Bei Laptop-Präsentation: ein Satz Folien zur Sicherheit dabei oder im Koffer

Teampräsentationen

!"Klare Aufgabenverteilung
!"Wer steht / wer sitzt wann und wo (damit keiner „dumm rumsteht“)
!"Notwendige „interne absprachen“ während der Präsentation offen ankündigen,
kein „Getuschel“
!"Moderation (vor allem der Diskussion) mit klarem Start und klarem Ende

Präsentationsschritte – welche sind es?

Die Präsentation gliedert sich in drei Schritte/Phasen:


!"Vorbereitung
!"Durchführung
!"Nachbereitung

Präsentationsmedien – welche gibt es?

!"Tafel/Whiteboard
!"Overheadprojektor (OHP)
!"Flipchart
!"Pinnwand
!"Anschauungsmaterial (z. B. Produktproben, Muster etc.)

71
!"Handouts (Teilnehmerunterlagen)
!"Computer
!"Diaprojektor

Dramaturgie einer Präsentation

!"Dramaturgie in der Präsentation: Hinführen zu eigener Lösung („Bäng - Effekt“)


!"Bewegungselemente (z. B. Aufstehen, um Gestaltungen anzusehen)
!"Wechselspiel der Stimmung: Witz (Unterhaltung) und Seriosität (Kompetenz)
!"Wechselspiel der Präsentationsmedien (Technik)
!"Handouts am Ende der Präsentation verteilen

Tipps für die Präsentation

!"Erst mal tief einatmen, die Luft etwa 4 Sekunden anhalten und dann langsam aus-
atmen; das beruhigt.
!"Festen Stand suchen und Körperhaltung straffen ( wohin mit den Händen?).
!"Die Zuhörer in aller Ruhe anschauen und den Blick langsam schweifen lassen (
Ich bin hier der Experte).
!"Das Thema nennen und den Aufbau des Vortrages überblickshaft erläutern.
!"Am Anfang der Präsentation den groben Ablauf erläutern, evtl. Leitfragen sichtbar
aufschreiben.
!"Die Zuhörer mit einem interessanten Einstieg hellhörig machen und für den Vor-
trag gewinnen.
!"Frei, deutlich und lebendig reden und argumentieren, damit niemand einschläft
und dabei die Zuschauer freundlich anschauen (Mimik und Gestik einsetzen).
!"Die Rede so gestalten, dass die Zuhörer sich angesprochen fühlen (lebensnahe
Beispiele und Anregungen, rhetorische Fragen).
!"Stimme und Tonlage so variieren, dass die Ausführungen unterstrichen werden
(der Ton macht die Musik!).
!"Die Darlegung gut veranschaulichen mit Plakaten, Folien usw.
!"Darauf achten, dass jedes Gruppenmitglied in den Vortrag einbezogen wird.
!"Vortrag so kurz wie möglich, aber trotzdem interessant gestalten.
!"Evtl. Arbeitsblätter oder Handouts für die Zuhörer anfertigen.
!"Zeit für Fragen lassen.
!"Ruhig mal kleine Pausen lassen und Wiederholungen einfügen; das macht die
Rede eindringlicher (Zuhörer brauchen Zeit zum Verschnaufen und zum Nachden-
ken).
!"Am Ende einen guten „Abgang“ sichern, denn der letzte Eindruck bleibt auf jeden
Fall haften (das muss nicht unbedingt was Witziges sein).

Beurteilungen von Präsentationen – wie geht das?

Folgende Schritte sind möglich:


!"Selbsteinschätzung der Präsentierenden
!"Fremdeinschätzung der Präsentierenden durch Mitschüler und Lehrer
!"Selbsteinschätzung der Gruppe
!"Fremdeinschätzung der Gruppe durch Mitschüler und Lehrer
!"Beratungsgespräch
!"Abschließende Präsentationsbeurteilung anhand eines Kriterienkatalogs

72
A3

Maßnahmen zur Förderung des externen Transfers in SELUBA-NRW

Datum/ Ergebnisse
Maßnahmen
Beteiligte

30.08.2000
Projektteam SELUBA,
Lehrkräfte aus den
Regionalkonferenz zur Umset-
Schulen der Bezirks-
zung der neuen lernfeldstruk- Beratung zur Umsetzung der lern-
regierung Münster aus
turierten Landeslehrpläne in den feldstrukturierten Landeslehrpläne
dem Berufsfeld Bau-
Bauberufen in Recklinghausen
technik, Schulaufsicht,
Moderatoren der Leh-
rerfortbildung

06.09.2000
Beratung zur Umsetzung der lern-
Projektteam SELUBA, Fachtagung zur Lehrerfortbildung
feldstrukturierten Landeslehrpläne
Schulaufsicht, Modera- Deutsch/Kommunikation in Pa-
und zu Strategien der Zusammen-
toren der Lehrerfortbil- derborn
arbeit der Lernbereiche
dung, Lehrkräfte

19.09.2000
Präsentation der Modellversuchs-
Projektteam SELUBA, Kongress der Deutschen Gesell-
ergebnisse zu Umsetzungsstrate-
Lehrkräfte, Wissen- schaft für Erziehungs-
gien des Lernfeldkonzeptes in
schaftler, Landesinsti- wissenschaft in Göttingen
Schulen
tute

Präsentation der Modellversuchs-


25.10.2000
Pädagogischer Tag am Berufs- ergebnisse zu Umsetzungsstrate-
Projektteam SELUBA,
kolleg Thomas-Eßer in Euskir- gien des Lernfeldkonzeptes in
Schulleitung und Lehr-
chen Schulen und Bildungsgangbera-
kräfte
tung

Präsentation der Modellversuchs-


07.11.2000
ergebnisse zu Umsetzungsstrate-
Projektteam SELUBA, Pädagogischer Tag am Berufs-
gien des Lernfeldkonzeptes in
Schulleitung und Lehr- kolleg Lünen
Schulen und Bildungsgangbera-
kräfte
tung

09.11.2000
Tagung zu neuen und neugeord-
Projektteam SELUBA, Präsentation der Modellversuchs-
neten Ausbildungsberufen in der
Beteiligte an der Be- ergebnisse zum Lernfeldkonzept
dualen Berufsausbildung am
rufsausbildung aus und zu Umsetzungsstrategien in
Handwerkskammer Bildungs-
dem Kammerbezirk Schulen
zentrum Münster
Münster

10.11.2000 Präsentation der Modellversuchs-


Projektteam SELUBA, Schulleiterdienstbesprechung ergebnisse zum Lernfeldkonzept
Schulleitungen, Schul- Bezirksregierung Münster und zu Umsetzungsstrategien in
aufsicht Schulen

Referententätigkeit zur Umset-


zung des Lernfeldkonzepts in Präsentation von Modellversuchs-
05.12.2000
NRW auf der GEW-Tagung Nie- ergebnissen in anderen Bundes-
Projektteam SELUBA
dersachsen in Hessisch- ländern
Oldendorf

73
Pädagogischer Tag des Studien- Transfer der SELUBA-
22.02.2001
seminars Münster für berufliche Modellversuchsergebnisse in die
Projektteam SELUBA
Bildung Lehrerausbildung

Regionalkonferenz zum Bil-


Beratung zur didaktischen Jahres-
28.02.2001 dungsgang „Tischlerin/Tischler“
planung und Überarbeitung der
Projektteam SELUBA mit Schulen, Schulaufsicht in
vorgestellten Lernsituationen
Beckum

29.03.2001
Projektteam SELUBA,
Pädagogischer Tag am Thomas- Beratung zu Lernfeldimplementati-
Kollegen aus
Eßer-Berufskolleg in Euskirchen on und Schulentwicklung
SELUBA-Bildungs-
gängen
Gemeinsame Überarbeitung der
von den Schulen vorgestellten
Regionalkonferenz von Bil-
03.04.2001 Modelle zur Lernbereichszusam-
dungsgängen der IT-Berufe in
Projektteam SELUBA menarbeit (Einbindung allgemein-
Coesfeld
bildender Fächer in das Lernfeld-
konzept)
26.04.2001
Projektteam SELUBA,
Landesweite Fachtagung der IT- Präsentation der Modellversuchs-
Berufskollegs, MSWF,
Berufe in Düsseldorf ergebnisse
Dezernenten, Wirt-
schaftsvertreter

Pädagogischer Tag des Bil-


dungsgangs „Informationselekt- Beratung zur didaktischen Jahres-
09.05.2001 planung und Entwicklung von
ronikerin/Informati-
Projektteam SELUBA Lernsituationen
onselektroniker“ am Hans-
Böckler-Berufskolleg in Münster

23./24.08.2001
Projektteam SELUBA
Pädagogischer Tag des Theo- Beratung zur
und Lehrerin-
dor-Reuter-Berufskollegs, Iser- Bildungsgangkonzeption und
nen/Lehrern der Mo-
lohn Lernfeldumsetzung
dellversuchsschule
Bocholt-West
31.08.2001 Bildungsgangentwicklung und
Projektteam SELUBA, Beratungsgespräch am Friedrich- Planung eines pädagogischen
Schulleitung, Bil- List-Berufskolleg in Solingen- Tages zur Implementation des
dungsgangleiter Ohligs Lernfeldkonzepts an der Schule

17.09.2001 Präsentation der Modellversuchs-


Landesweite Implementationsta-
Projektteam SELUBA, ergebnisse zu Umsetzungsstrate-
gung zum Lehrplan „Kath. Religi-
MSWF, Schulaufsicht, gien lernfeldstrukturierter Lehrplä-
onslehre“ für die Fachklassen
Vertretungen der Kir- ne in Berufskollegs und zur Zu-
duales System in Recklinghau-
chen, Lehrerinnen und sammenarbeit der Lernbereiche
sen
Lehrer
18.09.2001 Präsentation von Implementati-
Projektteam SELUBA, Berufskollegtag der GEW/NRW onsmodellen zum Lernfeldkonzept
Lehrerinnen und Leh- in Bochum für Multiplikatoren
rer aus NRW
31.10.2001
Tagung zur Moderatoren- und Präsentation von Implementati-
Projektteam SELUBA,
Trainerschulung der Lehrerfort- onsmodellen zum Lernfeldkonzept
Lehrerfortbildner des
bildung NRW am Landesinstitut für Multiplikatoren
Landesinstituts, Trai-
Soest
ner und Moderatoren

74
14.-16.11.2001
Fachtagung des Programmträ-
Projektleitung
gers in Würzburg
SELUBA
Projektteam SELUBA,
Vorbereitung Transfer der Modellversuchser-
Berufsstandsvertreter,
und Durchführung der gebnisse und Netzwerkbildung
Schulaufsicht, Modera-
landesweiten Fachtagung für die zwischen Schulen
toren der Lehrerfortbil-
Bildungsgänge „Automobilkauf-
dung, Modellversuchs- Veröffentlichung:
frau/-mann“ am Landesinstitut in
schule Lüdinghausen Tagungsdokumentation
Soest am 26.-27.11.2001
Vorbereitung
Projektteam SELUBA, Transfer der Modellversuchser-
und Durchführung der
Berufsstandsvertreter, gebnisse und Netzwerkbildung
landesweiten Fachtagung für die
Schulaufsicht, Modera- zwischen Schulen
Bildungsgänge „Informations-
toren der Lehrerfortbil-
elektronikerin/-elektroniker“ am Veröffentlichung:
dung, Modellversuchs-
Landesinstitut in Soest am 10.- Tagungsdokumentation
schule Löhne
11.12. 2001
LeFoBi- NRW, Projekt- Zusammenarbeit mit der Lehrer-
team SELUBA, Schul- Vorbereitung fortbildung NRW
aufsicht, Schulleitun- und Durchführung der Transfer der Modellversuchser-
gen, Lehrkräfte , Be- landesweiten Fachtagung für die gebnisse und Netzwerkbildung
rufsstandsvertreter, Bildungsgänge „Mechatronike- zwischen Schulen
Modellversuchsschu- rin/Mechatroniker“ am Landesin-
Veröffentlichung:
len Bocholt-West und stitut in Soest am 04.-05.03.2002
Tagungsdokumentation
Cuno I Hagen
13.02.2002 Landesdezernentenkonferenz für Transfer der Modellversuchser-
Projektteam SELUBA, die Fachklassen duales System gebnisse in die Bezirksregierungen
MSJK, Dezernenten in Düsseldorf
18.02.2002
Projektteam SELUBA, Präsentation der Modellversuchs-
Modellversuchsbil- ergebnisse zu Umsetzungsstrate-
dungsgang Lüding- Pädagogischer Tag am Friedrich- gien lernfeldstrukturierter Lehrplä-
hausen, Schulleitung, List-Berufskolleg in Solingen ne in Berufskollegs und zur Zu-
Lehrerinnen und Leh- sammenarbeit der Lernbereiche
rer aller Bildungsgän-
ge
26.02.2002
Projektteam SELUBA, Pädagogischer Tag am Oberstu- Transfer von Modellversuchserfah-
Schulleitung, Lehrerin- fenzentrum Prenzlauer Berg in rungen in andere Bundesländer
nen und Lehrer, Wis- Berlin
senschaftler
07.03.2002
Projektteam SELUBA, Präsentation der Modellversuchs-
Schulleitung, Bil- ergebnisse für alle Bildungsgänge
Pädagogischer Tag am RAG-
dungsgangleitungen, und Strategien zur Zusammenar-
Berufskolleg in Recklinghausen
Lehrerinnen und Leh- beit der Lernbereiche
rer aller Bildungsgän-
ge
Präsentation der Modellversuchs-
ergebnisse und von Lernsituatio-
11.03.-15.03.2002 nen
Projektteam SELUBA ,
Hochschultage Berufliche Bil- Veröffentlichung: Jenne-
Modellversuchsbil-
dung in Köln wein/Lübben (Hrsg.), Berufsbil-
dungsgang Bocholt-
West, Wissenschaftler dung zwischen Wissen, Erfahrung
und Innovation in den Elektro-, IT-
und Medienberufen, Bielefeld 2002
16.04.2002 Pädagogischer Tag am RAG- Präsentation der Modellversuchs-

75
Projektteam SELUBA, Berufskolleg-West in Duisburg ergebnisse für alle Bildungsgänge
Schulleitung, Bil- und Strategien zur Zusammenar-
dungsgangleitungen, beit der Lernbereiche
Lehrerinnen und Leh-
rer aller Bildungsgän-
ge
30.09.2002
Projektteam SELUBA, Präsentation der Modellversuchs-
Schulleitung, Bil- ergebnisse für alle Bildungsgänge
Pädagogischer Tag am RAG-
dungsgangleitungen, und Strategien zur Zusammenar-
Berufskolleg Bergkamen
Lehrerinnen und Leh- beit der Lernbereiche
rer aller Bildungsgän-
ge

76
A4

Entwurf zu einem nachhaltigen Implementationskonzept zur Stützung der


Lernfeldumsetzung in den Berufskollegs des Landes NRW (August 2001)

Ausgangslage:

• Lernfeldstrukturierte KMK-Rahmenlehrpläne zu neuen und neugeordneten Beru-


fen werden weiterhin sukzessive von der KMK-Ebene ins Land kommen.

• Entwicklungsschritte der KMK-Rahmenlehrplangruppen sollten durch qualitätssi-


chernde Maßnahmen begleitet werden (Vorbereitungsseminare, Prozessleitfaden,
Unterstützung des Rahmenlehrplanvertreters NRW durch das Land)

• Die „Gestaltungsoffenheit“ der Lehrpläne und die Notwendigkeit, regionalspezifi-


sche Belange bei der Umsetzung zu berücksichtigen, verlagern einen großen An-
teil der curricularen Arbeit in die Schulen.

• Ergänzend zu dieser curricular-didaktischen Arbeit zu lernfeldstrukturierten Lehr-


plänen liegen in NRW die neuen Lehrpläne für die Fächer des berufsübergreifen-
den Lernbereichs vor, deren Zielsetzung und Struktur die stärkere Integration der
Lernbereiche und damit der Integration der beruflichen und allgemeinen Bildung
fördern. Zudem ist der Differenzierungsbereich auszugestalten, z. B. für doppelt-
qualifizierende Bildungsgänge, berufsspezifische Zusatzqualifikationen, Stütz- und
Ergänzungsangebote.

• Die curricular-didaktischen Arbeitsprozesse an den Schulen müssen durch Schul-


entwicklungsmaßnahmen begleitet werden, damit lernbereichs- und fächerüber-
greifende Planungsprozesse in den Bildungsgangteams gestützt werden und die
Realisierung von Lehr-Lernprozessen in Lernsituationen gefördert wird (Stunden-
plangestaltung, Lehrereinsatzplanung, Lernortkooperation, usw.).

• Aus den Erfahrungen des Modellversuchs SELUBA heraus zeigt sich, dass die
Schulen dazu Unterstützung in den folgenden Arbeitsbereichen benötigen:

!"Fortbildung der Kollegen zu neuen beruflich-fachlichen Inhalten und neuen


Berufsstrukturen (fachliche Fortbildung)
!"Unterstützung in dem Bereich der Bildungsgang- und Schulentwicklung
(systemische Fortbildung)
!"Unterstützung in dem Bereich der Lernsituationsentwicklung und der didak-
tischen Jahresplanung (Weiterentwicklung der curricularen Kompetenz)

77
A5

Empfehlungen aus SELUBA/NRW für weiterführende Unterstützungsmaß-


nahmen zur Implementation des Lernfeldkonzepts an das Landesinstitut
für Schule im Rahmen der Vorbereitung des Arbeitsprogramms 2004 (AP
2004/Schwerpunkt Berufliche Bildung) im April 2003

Das Projekt 67 im AP 2003 und weiterführend im AP 2004 hat das Ziel die Implementa-
tion des Lernfeldkonzepts zu stützen.
Die berufliche Bildung hat durch das Lernfeldkonzept einen deutlichen Perspektiven-
wechsel in Entwicklung, Gestaltung und Umsetzung unterrichtlicher Lehr-Lernprozesse
erfahren. Die Veränderungen tangieren alle Ebenen curricular-didaktischer Arbeit. Auf
allen Ebenen werden Unterstützungsprozesse benötigt.

Die Implementation des Lernfeldansatzes erfordert Handlungs- und Entwicklungsbe-


darf auf drei organisatorischen Ebenen.

!"Auf der Ebene der Lehrplanentwicklung und –gestaltung (Makroebene)


Hierbei geht es insbesondere um Fragen der Gestaltung von curricularen Vorga-
ben, z. B. ob und in welchem Umfang inhaltliche Präzisierungen gemacht werden,
wie man eine handlungslogische Struktur herstellt usw.

!"Auf der Ebene der Schulorganisation (Mesoebene)


Die Implementation von lernfeldstrukturierten Lehrplänen verlagert verstärkt curri-
culare Entwicklungsarbeit an die berufsbildenden Schulen. Gleichzeitig stellt sich
die Frage, welche organisatorischen Rahmenbedingungen in den Schulen herge-
stellt werden müssen, bis hin zur Frage, wie die zukünftige Abstimmung zwischen
schulischem und betrieblichem sowie überbetrieblichem Lernort auszusehen habe.

!"Auf der Ebene der Unterrichtsführung (Mikroebene)


Schließlich führt der Lernfeldansatz nicht nur zu einer veränderten thematischen
Strukturierung von Unterricht, wie sie schon im fächerübergreifenden Unterricht
angedeutet ist. Es geht vielmehr auch konkret darum, wie Unterrichts- bzw. Lernsi-
tuationen von Lehrkräften in Zukunft gestaltet werden müssen. Die Simulation von
Arbeitsprozessen (z. B. bei geschäftsprozessorientierten Projekten), die Schaffung
von didaktischer Parallelität zwischen Lern- und Arbeitssituation sind zentrale Fra-
gen der zukünftigen Unterrichtsführung.

79
Im Arbeitsprogramm 2003 zeigt sich, dass

1. die Mikroebene bisher weitgehend ausgeblendet ist,


2. auf der Mesoebene Vieles zur Unterstützung der curricular-didaktischen
Planungsarbeit im Bildungsgang bereit gestellt wird, das adressatengerech-
ter aufbereitet werden sollte,
3. im Bereich der Stützung notwendiger Veränderungen bei den schulorgani-
satorischen Rahmenbedingungen Angebote fehlen (Schul- und Bildungs-
gangleitungsunterstützung, Unterstützung von Teamorganisation und
Teamarbeit im Bildungsgang, Evaluationskonzepte),
4. die mit dem Lernfeldkonzept intendierte stärkere Vernetzung beruflicher und
allgemeiner Bildung sehr wenig thematisiert wird und
5. die Aufgabe der fachlichen Qualifizierung von Lehrkräften durch den Aufbau
von „Modellen für regionale Lernortkooperations-Fortbildungsagenturen“
o.ä. Maßnahmen verändert werden sollte. Mit den klassischen fachlichen
Fortbildungen zu einzelnen Berufen/beruflichen Neuerungen kann die Fülle
der Fortbildungsbedarfe, die durch die stetige Neuordnung entsteht, mit den
bisherigen Ressourcen nicht aufgefangen werden.

Aus den SELUBA-Erfahrungen heraus würden Maßnahmen vor allem in 1. und 3. - 5.


auch für die Lehrkräfte vollzeitschulischer Bildungsgänge von Interesse sein, denn in
dem Moment, indem sich die Erstausbildung inhaltlich-fachlich und von der Struktur her
verändert (neue Berufsbilder/-felder) sind auch die vollzeitschulischen Bildungsgänge
gefordert, auf diese Veränderungen konstruktiv zu reagieren. Neue Lehr-Lernkonzepte
finden Eingang in alle Bildungsgänge, systemische und fachliche Fortbildungsbedarfe
sind bei neuen Berufen/Berufsbildern in voll- und teilzeitschulischen Bildungsgängen
ähnlich bzw. gleich und die Integration beruflicher und allgemeiner Bildung betrifft alle
Bildungsgänge quer über die Anlagen der APO-BK hinweg.

Anregungen zum AP 2004:

• Die Durchführung der „Daueraufgabe“ LP-Umsetzung Fachklassen duales System


durch Verschlankung/Reorganisation effizienter gestalten.
• Die bisherigen Unterstützungsmaßnahmen zur Implementation des Lernfeldkon-
zepts unter dem Dach einer gemeinsamen Zielsetzung zu einem Gesamtkonzept
zusammenführen und dabei alle Ebenen curricular-didaktischer Entwicklung einbe-
ziehen.
• Den Fokus für das Gesamtkonzept ändern:
nicht mehr nur „Implementation des Lernfeldkonzepts“
sondern „Unterstützung der Implementation neuer Lehr-Lernkonzepte in der
beruflichen Bildung“.

80
• Durch diese Fokusveränderung das Gesamtkonzept für alle Bildungsgänge öffnen,
also auch für die vollzeitschulischen Bildungsgänge (s. Ausbildungskonsens -
NRW).
• Besondere Stärkung des Arbeitsschwerpunktes „Integration beruflicher und allge-
meiner Bildung“ (Stichwort Bildung im Medium des Berufs)
(gemeinsame Bedarfe der unterschiedlichen Bildungsgänge ermitteln, die ne
ben und mit beruflicher Qualifizierung zu einer Studienberechtigung führen und
dazu entsprechende Unterstützungsmaßnahmen entwickeln)

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