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Dr. Sophus Renger Dr. Michaela M. Köller Prof. Dr. Uta Klusmann
Institut für Pädagogisch- Institut für Pädagogisch- Leibniz-Institut für die Päda-
Psychologische Lehr- und Psychologische Lehr- und gogik der Naturwissenschaften
Lernforschung (IPL) Lernforschung (IPL) und Mathematik (IPN)
Wir bedanken uns bei den studentischen Hilfskräften für die Unterstützung
bei der Anfertigung der vorliegenden Dokumentation.
Unser Dank gilt: Daniela Gutschmidt, Marianne Kittel, Sarah Müller, Leonard
Nauermann, Lisa-Marie Schielke, Frederike Strahl, Eren Yildiz
Zitation:
Renger, S., Köller, M. M. & Klusmann, U. (2019). „Eignungsdiagnostische“
Verfahren für das Lehramtsstudium an deutschen Hochschulen – Überblick
und Bewertung. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, IPL.
Anschrift:
Institut für Pädagogisch-Psychologische Lehr- und Lernforschung (IPL)
an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)
24098 Kiel
Projektinformationen:
www.ipl.uni-kiel.de/de/forschung/laser
www.qualitaetsoffensive-lehrerbildung.uni-kiel.de
Lehramtsstudium an
deutschen Hochschulen
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Photo by Brooke Cagle on Unsplash
1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
5. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
5
1. Einleitung
Die Gewinnung und Professionalisierung von für den Lehrerinnen- und Leh-
rerberuf geeigneten Studierenden wird insbesondere seit Einführung der gro-
ßen internationalen Schulleistungsstudien und den Befunden der Belastungs-
forschung national und international intensiv in der Wissenschaft und der
Bildungspolitik diskutiert (Baumert & Kunter, 2011; Halasz, Santiago, Ekholm,
Matthews & McKenzie, 2004; Rothland, 2013). Um die Qualität der zukünfti-
gen Lehrkräfte zu erhöhen, wird in Deutschland seit einigen Jahren der Ver-
such unternommen, die Eignung für den Lehrerinnen- und Lehrerberuf mög-
lichst früh festzustellen. Seit der Novelle des Hochschulrahmengesetzes 2004
können Universitäten eigene Wege bei der Studierendenauswahl gehen und
die Überprüfung der Eignung für den Lehrerinnen- und Lehrerberuf vor Stu-
dienbeginn oder während des Studiums durchführen. Hierzu hat die Kultus-
ministerkonferenz 2013 Empfehlungen zur Eignungsfeststellung in der Leh-
rerinnen- und Lehrerbildung formuliert. Eignung wird dabei verstanden als
„das Vorliegen von Dispositionen und Kompetenzen, die erwarten lassen,
dass eine Person nach Durchlaufen der Lehrerausbildung den Lehrberuf kom-
petent ausüben wird“ (KMK, 2013, S. 2). Die von den lehrerinnen- und lehrer-
bildenden Hochschulen eingesetzten Verfahren sollten dabei Reflexionspro-
zesse über das Berufsziel Lehramt sowie die Kompetenzentwicklung während
der Ausbildung unterstützen (KMK, 2013).
Baumert, J., Klieme, E., Neubrand, M., Prenzel, M., Schiefele, U., Schneider,
W. et al. (Hrsg.). (2001). PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und
Schülern im internationalen Vergleich. Opladen.
Baumert, J. & Kunter, M. (2011). Das Kompetenzmodell von COACTIV. In M.
Kunter, J. Baumert, W. Blum, U. Klusmann, S. Krauss & M. Neubrand (Hrsg.),
Professionelle Kompetenz von Lehrkräften - Ergebnisse des Forschungspro-
gramms COACTIV (S. 29-53). Münster: Waxmann.
Halász, G., Santiago, P., Ekholm, M., Matthews, P. & McKenzie, P. (2004).
Anwerbung, berufliche Entwicklung und Verbleib von qualifizierten Lehrerin-
nen und Lehrern. Länderbericht Deutschland. Paris: Organisation für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
KMK (2013). Empfehlungen zur Eignungsabklärung in der ersten Phase der
Lehrerausbildung (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 07.03.2013).
Verfügbar unter: http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_
beschluesse/2013/2013-03-07-Empfehlung-Eignungsabklaerung.pdf
[29.07.2018].
Mayr, J., Müller, F. & Nieskens, B. (2016). CCT – Career Counselling for Teachers:
Genese, Grundlagen und Entwicklungsstand eines webbasierten Beratungsan-
gebots. In A. Boeger (Hrsg.), Eignung für den Lehrerberuf: Auswahl und
Förderung (S. 181–214). Wiesbaden: Springer.
Rothland, M. (Hrsg.). (2013). Belastung und Beanspruchung im Lehrerberuf.
Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.
https://doi.org/10.1007/978-3-531-18990-1
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2. Tabellarische Übersicht über Instru-
mente lehramtsspezifischer Eignungs-
diagnostik an deutschen Hochschulen
In die folgende Liste wurden alle Verfahren von Universitäten und Pädagogi-
schen Hochschulen aufgenommen, die sich an studieninteressierte Schülerin-
nen und Schüler richten und vor einem Bachelor-Lehramtsstudiengang zur
Eignungsabklärung angeboten werden. Zur Recherche wurden zwei Wege
beschritten: Einerseits wurden auf der Homepage der jeweiligen Hochschule
die Angebote zur Studienorientierung und Informationsangebote zum Lehr-
amtsstudium nach empfohlenen Instrumenten der Eignungsabklärung durch-
sucht. Andererseits wurde über die Suchmaschine Google der Name der
Hochschule in Kombination mit den Begriffen „Studienorientierung“ oder
„Assessment“ gesucht. Die ersten 20 Treffer wurden auf weiterführende Links
zu entsprechenden lehramtsspezifischen Verfahren geprüft.
Die Recherche zeigte, dass angebotene bzw. verlinkte Verfahren häufig nicht
prominent beworben werden. So ließ sich keine übergreifend erfolgverspre-
chende Strategie finden, um durch Navigation auf den Hochschul-Homepages
zu entsprechenden Seiten zu gelangen. Studieninteressierte, die sich auf den
Hochschul-Homepages für ein Lehramtsstudium einschreiben möchten, wer-
den nicht zwangsläufig auf Verfahren zur Eignungsabklärung aufmerksam
gemacht.
Link: www.rwth-aachen.de/cms/root/Studium/
Vor-dem-Studium/Studienentscheidung/~eft/SelfAssessments/
Link: www.osa.fu-berlin.de/lehramt/start/startseite
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Standort Hochschule Angebotene lehramtsspezifische Self-Assessments
(*** markiert die Verfahren, deren Durchführung
Zulassungsvoraussetzung für die Einschreibung ist)
unter https://eignung.weebly.com/
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Standort Hochschule Angebotene lehramtsspezifische Self-Assessments
(*** markiert die Verfahren, deren Durchführung
Zulassungsvoraussetzung für die Einschreibung ist)
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Standort Hochschule Angebotene lehramtsspezifische Self-Assessments
(*** markiert die Verfahren, deren Durchführung
Zulassungsvoraussetzung für die Einschreibung ist)
Erwartungscheck Lehramt:
Aussagen zum Lehramtsstudium sollen als „wahr“ oder „falsch“
eingeschätzt werden. Anschließend werden falsche Erwartungen
durch Informationstexte korrigiert.
Link: http://studyfinder.psychologie.uni-saarland.de/SF2/
erwartungschecks/Users/showIntro?sid=44
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3. Darstellung exemplarischer Verfahren
http://www.cct-germany.de/
Einsatzort(e):
• Frei zugängliches Angebot im Internet
• Von 70,6 % der deutschen Hochschulen verlinkt
• Die Bearbeitung ist an vielen Hochschulen Deutschlands notwendige Voraussetzung für die Immatrikulation in ein
Lehramtsstudium (z. B. in Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern).
• An allen Universitäten Österreichs (vgl. TESAT, S. 58)
• Adaptierte Versionen verfügbar in Dänemark, Estland, Irland, Norwegen, Österreich, Portugal, Spanien und Schweiz
Anwendungsbereich:
• Adressatinnen und Adressaten:
▬ Informationen und Selbsterkundung für Lehramtsstudieninteressierte, Lehramtsstudierende,
Berufseinsteiger/-innen und erfahrene Lehrerinnen und Lehrer
• Zielsetzung:
▬ Durch den CCT sollen Anwender/-innen sich mit ihren persönlichen Voraussetzungen und bisherigen
Lebenserfahrungen systematisch auseinandersetzen und mit Informationen zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf
abgleichen; Ergebnisse der Reflexion sollen in die Laufbahnentscheidung einfließen.
▬ Hilfe bei der Klärung folgender Fragen:
∘ Bringe ich günstige Voraussetzungen für ein Lehramtsstudium mit?
∘ Welche Schulart passt am besten zu meinen Interessen?
∘ Wo gibt es entsprechende Studienangebote?
∘ Wie steht es um die Beschäftigungsmöglichkeiten in einer bestimmten Region?
∘ Welche Karrieremöglichkeiten stehen mir innerhalb des Lehrerinnen- und Lehrerberufs offen?
∘ Wo kann ich mich bzgl. eines Ausstiegs aus dem Lehrerinnen- und Lehrerberuf beraten lassen?
• Format:
▬ Selbsteinschätzungsverfahren kombiniert mit der Bereitstellung von Informationen zum Lehramtsstudium
▬ Onlineangebot
▬ Die enthaltenen Verfahren und Informationen können einzeln und in sogenannten Touren zusammengefasst
bearbeitet werden
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CCT
Wissenschaftliche Fundierung:
• Selbsterkundungsverfahren basierend auf wissenschaftlichen Studien zur Prognose von Erfolg und Zufriedenheit in
Studium und Beruf (vgl. www.cct-germany.de/de/0/pages/Index/49)
• Laut Aussage der Autorinnen und Autoren handelt sich jedoch nicht um ein klassisches eignungsdiagnostisches
Verfahren: Selbstreflexion und der Anstoß zur persönlichen Weiterentwicklung stehen im Vordergrund (Mayr, Müller
& Nieskens, 2016).
• Annahmen der Autorinnen und Autoren: Personen mit günstigen Eingangsbedingungen absolvieren die Ausbildung
intensiver, erzielen bessere Leistungen in Ausbildung und Beruf und fühlen sich in diesen Lebensbereichen
zufriedener und weniger belastet
▬ Günstige Eingangsbedingungen:
∘ Persönlichkeitsstruktur: gekennzeichnet durch Extraversion, psychische Stabilität und Selbstkontrolle
∘ Interesse an den Tätigkeiten, die Lehrkräfte auszuführen haben (z. B. Gestalten von Unterricht, Förderung
sozialer Beziehungen)
• Bisherige Erfahrungen in einem Lebensbereich erlauben Vorhersagen künftiger Erfahrungen in diesem und in
verwandten Lebensbereichen: Entsprechend werden pädagogische Vorerfahrungen thematisiert.
Aufbau:
Der CCT bietet Informationstexte, Self-Assessments und Reportagen. Für unterschiedliche Zielgruppen
(Studieninteressierte, Lehramtsstudierende, Quereinsteiger/-innen) werden diese Bestandteile in sogenannten Touren
kombiniert und online dargeboten.
▬ Informationen anhand von Texten über Schule, den Lehrerinnen- und Lehrerberuf und Möglichkeiten der
individuellen Laufbahnplanung:
∘ Wirtschaft, Wissenschaft oder Schule?
∘ Das Tätigkeitsprofil von Lehrer/-innen
∘ Zur Bedeutung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale für den Lehrerberuf
∘ Wege in den Lehrerberuf
∘ Selbsterkundung rund um das Studium und Lehrerberuf
∘ Beratungsstellen für Lehramtsstudierende
∘ Studienberatung im Internet
∘ Lehrer/-in – Passt der Beruf zu Ihnen?
∘ Was verdient man im Lehrerberuf?
∘ Berufsverbände und Gewerkschaften
▬ Self-Assessments (siehe auch „Erfasste Konstrukte bzw. Verfahrensbestandteile“):
∘ Interessenfragebogen für Studieninteressierte (Interesse an konkreten Lehrertätigkeiten)
∘ Persönlichkeitsfragebogen für Studieninteressierte (Selbsteinschätzung von Persönlichkeitsmerkmalen, die für
den Lehrerinnen- und Lehrerberuf relevant sind)
∘ Fragebogen zu pädagogischen Vorerfahrungen für Studieninteressierte und Studierende (Reflexion von
Erfahrungen im privaten Umgang mit Kindern und Jugendlichen im Hinblick auf die Wahl des Lehrerinnen- und
Lehrerberufs)
∘ Fachwahl-Fragebogen
• Dauer:
▬ Einzelne Touren: ab ca. 30 Minuten
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CCT
• Erfasste Konstrukte (bzw. Verfahrensbestandteile):
Übersicht über die durch den CCT bereit gestellten Self-Assessments. Für Studieninteressierte werden in einer
entsprechenden Tour LIS (Lehrer/-innen-Interessen-Skalen), LPA (Lehrer/-innen-Persönlichkeits-Adjektivskala) und
FPV (Fragebogen zur pädagogischen Vorerfahrung) dargeboten.
▬ AIS (Allgemeine Interessenskala)
∘ Fragebogen zur Orientierung bei der Berufssuche. Auseinandersetzung mit den persönlichen beruflichen Interes-
sen und Vorlieben. Sechs Items bilden 6 Themenbereiche (analog zum RIASEC-Modell von J. L. Holland) ab:
Praktisch-technische Tätigkeiten, Intellektuell-forschende Tätigkeiten, künstlerisch-sprachliche Tätigkeiten, soziale
Tätigkeiten, unternehmerische Tätigkeiten, ordnend verwaltende Tätigkeiten. Antwortoptionen: 9-stufige Skala
(„das interessiert mich gar nicht, das tue ich gar nicht gerne“ bis „das interessiert mich sehr, das tue ich sehr
gerne“)
▬ FPV (Fragebogen zur pädagogischen Vorerfahrung)
∘ 4 Fragen, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Vergangenheit Freizeitaktivitäten oder Unterricht für
einzelne oder mehrere Kinder bzw. Jugendliche angeboten haben (Antwortoptionen: Ja/Nein). Bei Zu-
stimmung wird die eigene Erfolgseinschätzung und Freude dabei erfragt (Antwortoptionen: Ja/Teilweise/Nein)
▬ FESU (Fragebogen zu Erfolgen und Schwierigkeiten in der Unterrichtsarbeit)
▬ FIF (Fachinteresse-Fragebogen)
∘ Möglichkeit der Gegenüberstellung von 2 Fächern; Hinweise auf die Präferenz für ein Fach durch Abfragen von
Einstellungen zu zwei Fächern als Wahlmöglichkeiten
Beispiele:
▬
ISM (Interessenbogen Schulmanagement)
▬
ILB (Interessenfragebogen Lehrerbildung)
▬
LDK (Linzer Diagnosebogen zur Klassenführung)
Beispiele:
▬
LPA (Lehrer/-innen-Persönlichkeits-Adjektivskala)
∘ 12 Items (4 pro Dimension) erheben drei Persönlichkeitsfaktoren (Kontaktbereitschaft, Stabilität,
Selbstkontrolle) mit bipolaren Skalen (gegensätzliche Adjektive, 9 Stufen-Skala)
Beispiele:
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CCT
Auswertung und Interpretation:
• Art der Auswertung:
▬ Zusammenfassung der Ergebnisse und Tipps für weitere Aktivitäten
▬ Einzelauswertungen können eingesehen werden
• Ergebniswerte:
▬ In der Auswertung der Lehrerinteressen (mittels LIS) werden die Antworten auf Konstruktebene, bzw. hinsichtlich
der sechs Tätigkeitsbereiche, aggregiert und in den Abstufungen „sehr ungern“, „ungern“, „weder gern noch
ungern“, „gern“ und „sehr gern“ eingeordnet.
▬ Die Ergebnisse hinsichtlich der drei Aspekte der Lehrerpersönlichkeit laut LPA werden zusammengefasst auf einer
fünfstufigen Skala in einem semantischen Differential (Sachorientierung vs. Kontaktbereitschaft, Labilität vs.
Stabilität, Unkontrolliertheit vs. Selbstkontrolle) dargestellt.
▬ Die Auswertung der pädagogischen Vorerfahrungen wird bezogen auf drei Aspekte rückgemeldet. „Ähnlichkeit
Ihrer pädagogischen Tätigkeiten mit der Arbeit von Lehrer/-innen“ ergibt sich aus den Zustimmungen, ob in
verschiedenen pädagogischen Bereichen Erfahrungen vorliegen. Außerdem wird aggregiert, ob bei diesen
Tätigkeiten einerseits eigener Erfolg und andererseits Freude bei der Ausübung berichtet wird.
Evaluation:
• Die eingesetzten Skalen werden aus Überlegungen zu Eignungsmerkmalen für das Lehramt hergeleitet: Aspekte der
Lehrer/-innen- und Lehrerpersönlichkeit (LPA), lehramtsspezifische Interessen (LIS), pädagogische Vorerfahrungen
(FPV)
• Reliabilität:
▬ Lehrer/innen-Interessen-Skalen (LIS):
∘ Cronbachs alpha: 0.67-0.79 (Mayr, J. (1998). Die „Lehrer/-innen-Interessen-Skalen“ (LIS). Ein Instrument für
Forschung und Laufbahnberatung. In J. Abel & C. Tarnai (Hrsg.), Pädagogisch-psychologische Interessen-
forschung in Studium und Beruf (S. 111-125). Münster: Waxmann.)
• Validität:
▬ Als Validitätskriterien werden das Erleben von „Erfolg in der Unterrichtsarbeit“ am Studienende, im 3. und
7. Berufsjahr herangezogen. Es zeigen sich teilweise kleine und mittlere Zusammenhänge zwischen den Skalen des
LPA bzw. LIS und den Kriterien. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Selbsteinschätzung des Erfolges auch
allgemein systematisch mit Persönlichkeitseigenschaften zusammenhängen (Mayr, J. (2009). Selektieren und/oder
qualifizieren? Empirische Befunde zur Frage, wie man gute Lehrpersonen bekommt. In J. Abel & G. Faust (Hrsg.),
Wirkt Lehrerbildung?. Münster: Waxmann.).
▬ Als Hinweise auf die prognostische Validität werden außerdem Korrelationen zwischen den LPA-Faktoren (Kontakt-
bereitschaft, Stabilität, Selbstbereitschaft) und ein- bis eineinhalb Jahre später erfolgten Selbsteinschätzungen der
Zufriedenheit mit den eigenen Studienleistungen bzw. mit der Berufsentscheidung herangezogen. Die Vorzeichen
aller Koeffizienten weisen in die erwartete Richtung, allerdings sind lediglich die Zusammenhänge hinsichtlich des
Faktors Stabilität signifikant. Die Korrelation von Stabilität mit Zufriedenheit mit Seminarleistung beträgt .31, mit
Praxisleistung .19 (alle weiteren Korrelationen < .18, nicht signifikant) (Brandstätter, H. & Mayr, J. (1994). Die
„Lehrer-Persönlichkeits-Adjektivskalen“ (LPA). Ein Instrument zur Selbsteinschätzung berufsrelevanter Persönlich-
keitsmerkmale. In J. Mayr (Hrsg.), Lehrer/in werden (S. 231-247). Innsbruck: Studienverlag.).
Fazit:
Wissenschaftliche Fundierung
Das CCT umfasst ein umfangreiches Informationsangebot und Self-Assessments zu lehramtsrelevanten Themen. Die für
interessierte Schülerinnen und Schüler konzipierte Tour 1 enthält Self-Assessments zu lehramtsspezifischen Interessen
(siehe LIS), Aspekten der Persönlichkeit von Lehrkräften (siehe LPA) und pädagogischen Vorerfahrungen (siehe FPV).
Beim CCT handelt es sich um ein etabliertes Verfahren, das bundesweit an vielen Hochschulen eingesetzt wird. Die
Self-Assessments für Lehramtsinteressierte fokussieren einerseits auf spezifische Interessen an den Tätigkeiten von
Lehrerinnen und Lehrern und andererseits auf Persönlichkeitsmerkmale. Kompetenzen, Belastbarkeit oder andere
Schlüsselkompetenzen, die zentraler Bestandteil alternativer Self-Assessments sind (vgl. z. B. FIBEL, siehe S. 25, oder
FIT-L (R), siehe S. 31), werden nicht berücksichtigt. Empirische Befunde zur prognostischen Validität der erfassten
Konstrukte zeigen moderate Belege.
23
CCT
Anwendbarkeit
Das Verfahren ist ökonomisch einsetzbar (Dauer: ca. 30 Minuten für Tour 1). Neben einem umfangreichen, frei
verfügbaren Informationsangebot über den Lehrerinnen- und Lehrerberuf bietet das CCT diverse Self-Assessments.
Es werden verschiedene Touren mit unterschiedlichem Umfang für bedarfsorientierte Zusammenstellung von Informati-
onen und Verfahren für unterschiedliche Adressatinnen und Adressaten (Studieninteressierte, Lehramtsstudierende,
Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger) angeboten.
Evaluation
Die Skalen zeigen in empirischen Studien teilweise eine niedrige Reliabilität sowie eine unklare Faktorenstruktur. Es
liegen Evaluationsstudien vor, die teilweise moderate Zusammenhänge der erfassten Konstrukte mit Selbsteinschät-
zungen von beruflichem Erfolg belegen. Es handelt sich um ein etabliertes Verfahren mit hoher Akzeptanz durch
lehrerinnen- und lehrerbildende Institutionen.
Literatur:
Brandstätter, H. & Mayr, J. (1994). Die „Lehrer-Persönlichkeits-Adjektivskalen“ (LPA). Ein Instrument zur Selbstein-
schätzung berufsrelevanter Persönlichkeitsmerkmale. In J. Mayr (Hrsg), Lehrer/in werden (S.231-247). Innsbruck:
Österreichischer Studienverlag.
Dietrich, C., Gutzwiller-Helfenfinger, E. & Zopfi, S. (2014). Career Counselling for Teachers. Gesamterhebung berufsbezo-
gener Interessen und Persönlichkeitsmerkmale bei Studierenden im Grundjahr der damaligen PHZ Luzern – Bericht
zur Pilotstudie bei den Kohorten 2006 und 2007. Forschungsbericht Nr. 43. Luzern: Pädagogische Hochschule
Luzern.
Klusmann, U., Köller, M. & Kunter, M. (2011). Anmerkungen zur Validität eignungsdiagnostischer Verfahren bei
angehenden Lehrkräften. Zeitschrift für Pädagogik, 57 (5), 711-721.
Köller, M., Klusmann, U., Retelsdorf, J. & Möller, J. (2012). Geeignet für den Lehrerberuf? Self-Assessments auf dem
Prüfstand. Suitable for the teaching profession? Self-assessments put to the test. Unterrichtswissenschaft, 40 (2),
121-139.
Mayr, J. (1998). Die „Lehrer-Interessen-Skalen“ (LIS). Ein Instrument für Forschung und Laufbahnberatung. In J. Abel
& C. Tarnai (Hrsg.), Pädagogisch-psychologische Interessenforschung in Studium und Beruf (S. 111-125). Münster:
Waxmann.
Mayr, J. (2011). Persönlichkeitsansatz in der Lehrerforschung. Konzepte, Befunde und Folgerungen. In E. Terhart, H.
Bennewitz & M. Rothland (Hrsg.), Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf. Münster: Waxmann
Mayr, J., Müller, F. & Nieskens, B. (2016). CCT – Career Counselling for Teachers: Genese, Grundlagen und Entwick-
lungsstand eines webbasierten Beratungsangebots. In A. Boeger (Hrsg.), Eignung für den Lehrerberuf (S. 181–214).
Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. https://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-658-10041-4_9
Nieskens, B., Mayr, J. & Meyerdierks, I. (2011). CCT – Career Counselling for Teachers: Evaluierung eines Online-Bera-
tungsangebots für Studieninteressierte. Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 4, 8–32.
Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Zugriff am: 25.06.2019
https://ius.aau.at/mitarbeiterinnen/florianmueller/
Stand: 23.06.2019
http://uni-fibel.uni-muenster.de/
Einsatzort(e):
• FIBEL hat seinen Ursprung und findet Anwendung an der Universität Münster
• Verfahren ist frei verfügbar und online durchführbar
Anwendungsbereich:
• Adressatinnen und Adressaten:
▬ Schülerinnen und Schüler und Lehramtsstudierende
▬ Unterstützung bei der Studienwahlentscheidung
▬ Keine Auswahl von Studienplatzbewerberinnen und -bewerbern, keine explizite Empfehlung für oder gegen ein
Lehramtsstudium
▬ Feedback zur Berufsorientierung
▬ Grundlage für differenzierte Gespräche in der Studien- und Berufsberatung
• Zielsetzung:
▬ Selbstreflexion der eigenen berufsrelevanten Kompetenzen für den Lehrerinnen- und Lehrerberuf
▬ Feststellen von Defiziten in relevanten Kompetenzbereichen
• Format:
▬ Selbsteinschätzungsverfahren
▬ Online- und Paper-Pencil-Version
▬ Gruppen- oder Einzeltestung möglich
Wissenschaftliche Fundierung:
(Kanning, U. P., Herrmann, C. & Böttcher, W. (Hrsg.). (2011). FIBEL Feedback-Inventar zur berufsbezogenen
Erstorientierung für Lehramtsstudierende. Göttingen: Hogrefe.)
• FIBEL misst personale und soziale Kompetenzen im Hinblick auf den Lehrerinnen- und Lehrerberuf
• Auswahl der erfassten Kompetenzen, die in Workshops mit Lehrkräften und Forscherinnen bzw. Forschern als
relevant erachtet wurden.
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FIBEL
Aufbau:
• Inhalte:
▬ 98 Items zu zehn grundlegenden personalen und sozialen Kompetenzen
▬ 4 Items zur Erfahrung mit dem Testverfahren
▬ sechs-stufige Likert-Skala („stimme ganz und gar nicht zu“, „stimme nicht zu“, „stimme eher nicht zu“,
„stimme eher zu“, „stimme zu“, „stimme voll und ganz zu“)
▬ Automatische Auswertung am Ende mit einer kurzen Erläuterung zu jeder Kompetenz
▬ Bereitstellung eines Nachweises für die Teilnahme an FIBEL für eingeschriebene Lehramtsstudierende
• Dauer:
▬ 15 Minuten
• Erfasste Konstrukte:
▬ Organisationsfähigkeit
▬ Wahrnehmungskomplexität
▬ Belastbarkeit
▬ Innovationsmotivation
▬ Selbstdarstellung
▬ Selbstsicherheit
▬ Durchsetzungsfähigkeit
▬ Kooperationsbereitschaft
▬ Prosozialität
▬ Erziehungsbereitschaft
• Beispielitems:
• Ergebniswerte:
▬ Ergebniswerte werden als Prozentrang pro Skala angegeben
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FIBEL
Evaluation
(Kanning, U. P., Herrmann, C. & Böttcher, W. (Hrsg.). (2011). FIBEL Feedback-Inventar zur berufsbezogenen
Erstorientierung für Lehramtsstudierende. Göttingen: Hogrefe)
• Normierung:
▬ Das Verfahren wurde an 2688 Lehramtsstudierenden normiert.
▬ Zusätzlich wurde eine Normierung an einer Stichprobe von 477 Lehrkräften vorgenommen.
▬ Standard-, Stanine- und Prozentrangwerte liegen vor.
▬ Konsistenzkoeffizienten variieren in der Normierungsstichprobe zwischen 0.76 und 0.87.
• Objektivität:
▬ Durchführungsobjektivität:
∘ Standardisiertes Vorgehen mit klarer Instruktion
▬ Auswertungsobjektivität:
∘ Automatische Auswertung in der Online-Version
∘ Auswertung der Paper-Pencil-Version mit Hilfe eines Auswertungsbogens
▬ Interpretationsobjektivität:
∘ Normen und Begleittexte erlauben eine differenzierte Interpretation der Befunde (Automatische Einordnung des
Antwortmusters anhand der Normwerte bei Online-Durchführung)
• Reliabilität:
▬ Konsistenzkoeffizienten der Skalen werden in der Normierungsstichprobe (N = 2668 Studierende) mit Werten
zwischen 0.76 und 0.87 ermittelt; der Split-Half-Reliabilitätskoeffizient liegt zwischen 0.74 und 0.88.
▬ Die Retestreliabilität wurde an einer kleinen Stichprobe von Studierenden des Fachs Psychologie (N = 42) im
zeitlichen Abstand von vier Monaten ermittelt und liegt zwischen 0.80 und 0.93.
Fazit:
Wissenschaftliche Fundierung
Das Self-Assessment-Instrument FIBEL erfasst mit 98 Einzelitems sogenannte personale und soziale Schlüsselkom-
petenzen bei Lehramtsstudierenden und gibt Rückmeldung über das Kompetenzprofil der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer in zehn Bereichen relativ zu einer Normstichprobe. Das Verfahren wurde im Rahmen eines empirischen
Forschungsprojektes entwickelt und die Testkonstruktion ist mit den wichtigsten Gütekriterien dokumentiert. Die
Auswahl der erfassten Konstrukte wurde anhand von Expertenworkshops vorgenommen. Eine Begründung für die
Auswahl der Konstrukte aufgrund empirischer Befunde wäre wünschenswert. Empirische Befunde zur prognostischen
Validität der erfassten Konstrukte liegen nicht vor.
Anwendbarkeit
Das Verfahren ist ökonomisch einsetzbar (Dauer: ca. 15 Minuten) und gibt dank vorliegender Normwerte eine leicht zu
interpretierende Rückmeldung.
Evaluation
Es liegt eine Normierung (für Lehramtsstudierende, jedoch nicht für interessierte Schülerinnen und Schüler) vor.
(Konkurrente) Validierungsstudien sind im Rahmen der Testkonstruktion vorhanden (jedoch teilweise mit
abweichenden Vorversionen durchgeführt). Empirische Trennbarkeit der Konstrukte teilweise nicht belegbar.
Literatur:
Böttcher, W., Kanning, U. P., Herrmann, C. & Brinkmann, G. (2007). Self-Assessment in der Lehrerbildung an der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. In J. Bonnmann & P. Schoden (Hrsg.), Reform der Lehrerbildung in
NRW. Tagungsband. Forum Lehrerbild 2006 (S. 75-82). Münster: Zentrum für Lehrerbildung.
Kanning, U. P., Herrmann, C. & Böttcher, W. (Hrsg.). (2011). FIBEL Feedback-Inventar zur berufsbezogenen Erstorien-
tierung für Lehramtsstudierende. Göttingen: Hogrefe.
Südkamp, A. & Köller, M. M. (2011). Testrezension. Feedback-Inventar zur berufsbezogenen Erstorientierung für
Lehramtsstudierende (FIBEL). Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 25 (4), 293–296.
https://doi.org/10.1024/1010-0652/a000054
29
FIBEL
Weiterführende Links:
WWU Münster, Zugriff am: 01.06.2019
www.uni-muenster.de/EW/personen/boettcher.shtml
Stand: 23.06.2019
https://coping.at/index.php?fit-l-nutzen
Einsatzort(e):
• Als Angebot von mehreren Universitäten empfohlen (25 % der deutschen Hochschulen; vgl. Seite 8)
• Online durchführbar unter www.coping.at
Anwendungsbereich:
• Adressatinnen und Adressaten:
▬ FIT-L (R) richtet sich an Studieninteressierte und Studierende
▬ Für Einzelpersonen ist die Verwendung kostenlos (Selbst- und Fremdeinschätzung, frei zugänglich), für
institutionelle Nutzung kostenpflichtig
▬ Eine analoge Version als FIT-L (P) richtet sich an Studierende im Schulpraktikum
• Zielsetzung:
▬ Vermittlung von Informationen zu Anforderungen des Lehrerinnen- und Lehrerberufs
▬ Abgleich mit eigenen Erwartungen und Voraussetzungen
▬ Differenziertes Feedback über die eigene Eignung für den Lehrerinnen- und Lehrerberuf und ggf. Identifikation von
bestehendem Entwicklungsbedarf (Unterstützung von Abiturientinnen und Abiturienten bei ihrer
Entscheidung für/gegen das Lehramtsstudium bzw. Anregung der Selbstreflexion bei Lehramtsstudierenden)
▬ Ermöglichung gezielten Trainings in verschiedenen Kompetenzbereichen
• Format:
▬ Fremd- und Selbsteinschätzungsversion verfügbar
▬ Online-Version
▬ Einzeltestung und Gruppentestung (institutionelle Nutzung) möglich
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FIT-L
Wissenschaftliche Fundierung:
• FIT-L (R) ist eine Revision des Fragebogens „Fit für den Lehrerberuf?!“ (FIT-L)
• Potsdamer Lehrerstudie (Schaarschmidt, 2005): Identifikation einer ungünstigen Verteilung arbeitsbezogener Verhal-
tens- und Erlebensmuster; Durchführung einer Anforderungsanalyse unter Einbeziehung von Lehrkräften, Studieren-
den und Lehramtsausbilderinnen und Lehramtsausbildern zur Identifikation von Eignungsmerkmalen
▬ Ergebnis: vier Merkmalsbereiche mit insgesamt 21 Einzelmerkmalen
▬ 1. Psychische Stabilität:
∘ Fähigkeit zur offensiven Misserfolgsverarbeitung (sich von Misserfolgen nicht unterkriegen lassen, aus Niederla-
gen lernen)
∘ Frustrationstoleranz (auch Vorwürfe, Enttäuschungen und Kränkungen verkraften können)
∘ Erholungs- und Entspannungsfähigkeit (in der Freizeit abschalten und sich regenerieren können)
∘ Stabilität bei emotionalen Belastungen (sich durch emotionale Belastungen nicht auf Dauer verunsichern und
aus dem Gleichgewicht bringen lassen)
∘ Stressresistenz (auch unter Bedingungen von Reizüberflutung, Aufgabenfülle und Zeitdruck kontrolliert handeln
können)
∘ Relevanz: Widerstandskraft als Prädiktor für langjährige Berufstätigkeit bei Gesundheit, dies ist wiederum
Voraussetzung für Erfolg und Zufriedenheit
▬ 2. Aktivität, Motivation und Motivierungsfähigkeit:
∘ Freude am Umgang mit Kindern und Jugendlichen (gern mit jüngeren Menschen zusammen sein, ihre Gegen-
wart nicht als Belastung erleben)
∘ Verantwortungsbereitschaft (sich gern für andere Menschen einsetzen)
∘ Humor (locker, schlagfertig und witzig sein können)
∘ Wissens- und Informationsbedürfnis (für Neues offen sein, sich für aktuelle Entwicklungen und Geschehnisse
interessieren)
∘ Anstrengungs- und Entbehrungsbereitschaft (bereit sein, auch abends und am Wochenende zu arbeiten und ggf.
Privates zurückzustellen),
∘ Begeisterungsfähigkeit (andere Menschen überzeugen, motivieren und mitreißen können)
∘ beruflicher Idealismus (mit Optimismus und Tatkraft pädagogisch arbeiten wollen)
▬ 3. Sozial-kommunikative Kompetenz:
∘ Durchsetzungsvermögen in sozial-kommunikativen Situationen (sich auch bei Widerstand und Konflikten
behaupten können)
∘ Soziale Sensibilität (sich in die Probleme und Bedürfnisse anderer Menschen hineinversetzen können)
∘ Sicherheit im öffentlichen Auftreten (auch in Gruppensituationen und gegenüber verschiedensten Menschen
souverän und überzeugend auftreten können)
∘ Freundlichkeit/Warmherzigkeit (in Kommunikationen kontaktfreudig und herzlich sein können)
▬ 4. Grundfähigkeiten und -fertigkeiten:
∘ Stimme (auf eine kräftige und ausdauernde Stimme vertrauen können)
∘ Flexibilität (in der Lage sein, sich auch auf unvorhergesehene oder rasch verändernde Bedingungen einzustellen)
∘ Didaktisches Geschick (zu vermittelnde Inhalte gut strukturieren und erklären können)
∘ Ausdrucksfähigkeit (sich klar, verständlich und adressatengerecht ausdrücken können)
∘ Fähigkeit zum rationellen Arbeiten (in der Lage sein, Prioritäten zu setzen und die Arbeitsaufgaben in organisier-
ter und rationeller Weise zu bewältigen)
• Für die Konzeption der revidierten Fassung FIT-L (R) wurde eine leicht modifizierte Konstruktstruktur verwendet
(vgl. Abschnitt „Erfasste Konstrukte“). Statt der ursprünglich identifizierten vier Merkmalsbereiche werden im FIT-L
(R) nur drei Bereiche differenziert.
▬ Hinweis auf die Möglichkeit, sich zusätzlich eine Fremdeinschätzung einzuholen (Fremdeinschätzende Person
sieht die Ergebnisse der Selbsteinschätzung nicht)
▬ Aufforderung zur Angabe von Alter, Geschlecht, Land, Tätigkeit, Ernsthaftigkeit der Angaben und ggf. Hinweisen/
Anmerkungen
• Dauer:
▬ ca. 30 min. (60 Items)
• Erfasste Konstrukte:
Insgesamt 11 Konstrukte, die sich in drei übergeordnete Bereiche gliedern lassen. In Klammern die Anzahl zur
Erfassung verwendeter Items.
▬ Widerstandskraft und Bewältigungsverhalten
∘ Emotionale Stabilität (9)
∘ Stressresistenz und Flexibilität (6)
∘ Fähigkeit zum rationellen Arbeiten (3)
∘ Erholungs- und Entspannungsfähigkeit (3)
∘ Anstrengungs- und Entbehrungsbereitschaft (3)
▬ Sozial-emotionales Engagement
∘ Wahrnehmung sozialer Verantwortung (9)
∘ Freude an der Arbeit mit jungen Menschen (6)
∘ Warmherzigkeit und soziale Aufgeschlossenhei (3)
▬ Grundlegende Fähigkeiten
∘ Motivierungsfähigkeit (6)
∘ Didaktisches Geschick und sprachlicher Ausdruck (6)
∘ Sicherheit im Auftreten (6)
33
FIT-L
• Beispielitem:
• Ergebniswerte:
▬ 11 Skalenrohwerte und Staninewerte (Normen liegen für drei mögliche Referenzgruppen vor: 1. Schülerinnen und
Schüler unmittelbar vor der Studienentscheidung mit Interesse am Lehramtsstudium; 2. Lehramtsstudierende; 3.
Lehrkräfte)
Evaluation:
FIT-L (Vorgängerversion)
• Normierung:
(Schaarschmidt, U. (2012). Eignung für den Lehrerberuf frühzeitig erkennen und kontinuierlich fördern. In
B. Weyand, M. Justus & M. Schratz (Hrsg.), Auf unsere Lehrerinnen und Lehrer kommt es an. Geeignete Lehrer/-innen
gewinnen, (aus-)bilden und fördern (Positionen, S. 58–78). Essen: Ed. Stifterverband.)
▬ „Idealnorm“: 928 Personen (548 Schülerinnen und Schüler, 171 Vertreterinnen und Vertreter von Lehrerverbänden
bzw. aus dem Bereich der Lehrerinnen- und Lehrerbildung, 209 Lehrkräfte) markierten die wünschenswerten
Ausprägungen bei einer gut geeigneten Lehrkraft
▬ Studierendennorm: 1968 Lehramtsstudierende
• Reliabilität:
(Rothland, M. & Tirre, S. (2011). Selbsterkundung für angehende Lehrkräfte. Was erfassen ausgewählte Verfahren der
Eignungsabklärung? Zeitschrift für Pädagogik, 57 (5), 655-673.)
▬ Cronbachs Alpha (Rothland & Tirre, 2011), erhoben an N = 391 Studierenden lehramtsrelevanter
Studiengänge: .55 - .81
▬ Einordnung der Werte für Cronbachs Alpha in Anlehnung an George und Mallery (2002): z. T. unzureichend
(beruflicher Idealismus, Freude am Umgang mit Kindern und Jugendlichen, Verantwortungsbereitschaft, Fähigkeit
zur offensiven Misserfolgsverarbeitung), z. T. gut (Sicherheit im öffentlichen Auftreten), ansonsten kritisch bis
akzeptabel; für eine Individualdiagnostik wären Werte >.90 anzustreben (Evers, 2001)
35
FIT-L
• Validität:
▬ Kriteriumsvalidität (Herlt & Schaarschmidt, 2007):
∘ N = 370 Lehrkräfte: retrospektive Einschätzung, welche Voraussetzungen zu Studienbeginn vorlagen. Als
Kriterium diente die Selbsteinschätzung der eigenen Gesundheit (Muster G im AVEM) und Zufriedenheit mit der
Berufswahl. 55 Lehrkräfte erfüllten die gesetzten Kriterien. Diese Lehrkräfte berichteten retrospektiv über höhere
Ausprägungen der Eignungsmerkmale des FIT-L zu Studienbeginn verglichen mit den 315 Lehrkräften.
∘ N = 1991 Lehramtsstudierende: Kriterium war die Selbstprognose bzgl. späterer erfolgreicher Berufsausübung
und das Vorliegen eines positiven Belastungserlebens (Muster G im AVEM). Dieses gesetzte Kriterium erfüllten
164 Studierende. Diese Studierenden, die sich selbst eine bessere Prognose für die Berufsausübung ausstellten,
zeigten auch vorteilhaftere Ausprägungen auf den Merkmalen des FIT-L.
▬ Konstruktvalidität:
∘ konfirmatorische Faktorenanalyse: faktorielle Struktur weder mithilfe eines 1-Faktoren-Modells noch mithilfe
eines 4-Faktoren-Modells gegeben (Köller, Klusmann, Retelsdorf & Möller, 2012)
∘ N = 363 Lehramtsstudierende: konvergente Validität einzelner Skalen mit den Faktoren des NEO-FFI; im
Folgenden alle Korrelationen mit p < .01 (Rothland & Tirre, 2011):
1. mit dem Faktor Neurotizismus: Korrelationen der Skalen „Frustrationstoleranz“ (r = -.26),
„Stabilität bei emotionalen Belastungen“ (r = -.28) und „Stressresistenz“ (r = -.26)
2. mit dem Faktor Extraversion: Korrelationen der Skalen „Fähigkeit zur offensiven
Misserfolgsverarbeitung“ (r =.25), „Verantwortungsbereitschaft“ (r = .22), „Humor“ (r =.37),
„Stimme“ (r =.23), „Durchsetzungsvermögen in kommunikativen Situationen“ (r =.32),
„Flexibilität“(r =.29), „Stabilität bei emotionalen Belastungen“ (r =.23), „Begeisterungsfähigkeit“ (r =.28),
„Stressresistenz“ (r =.24), „Beruflicher Idealismus“ (r =.21)
3. mit dem Faktor Offenheit: Korrelationen der Skalen „Durchsetzungsvermögen in kommunikativen Situationen“
(r =.24), „Ausdrucksfähigkeit“ (r =.23)
4. mit dem Faktor Verträglichkeit: Korrelationen der Skalen „Freundlichkeit/Warmherzigkeit“ (r =.28),
„Beruflicher Idealismus“ (r =.21)
5. mit dem Faktor Gewissenhaftigkeit: Korrelationen der Skalen „Fähigkeit zur offensiven Misserfolgsverarbei-
tung“ (r =.26), „Durchsetzungsvermögen in kommunikativen Situationen“ (r =.30), „Anstrengungs- und
Entbehrungsbereitschaft“ (r =.28), „Didaktisches Geschick“ (r =.26), „Ausdrucksfähigkeit“ (r =.29),
„Begeisterungsfähigkeit“ (r =.25), „Fähigkeit zum rationellen Arbeiten“ (r =.45)
FIT-L (R)
• Normierung:
(Schaarschmidt, Kieschke & Fischer, 2017)
▬ Schülerinnen und Schüler unmittelbar vor der Studienentscheidung mit Interesse am Lehramtsstudium (N = 2436)
▬ Lehramtsstudierende (N = 2418)
▬ Lehrerinnen und Lehrer (N = 1630)
• Reliabiliät:
Reliabilitäten in der Gesamtstichprobe (N = 6484) zwischen .71 und .83
• Objektivität:
▬ Durchführungsobjektivität: Durch suggestive Einleitung bei Selbsteinschätzung kritisch. Für Lehrkräfte vorteilhafte
Ausprägungen werden unmittelbar vor Beantwortung explizit genannt (vgl. Abbildung des Beispielitems s.o.).
▬ Auswertungsobjektivität: bei Selbstauswertung kritisch, bei Online-Auswertung gegeben
▬ Interpretationsobjektivität: Im Sinne der Einordnung des Ergebnisses in verschiedene Normstichproben gegeben
Anwendbarkeit
Das Verfahren ist ökonomisch einsetzbar (Dauer: ca. 30 Minuten). Der Onlinefragebogen ist ansprechend gestaltet und
die verwendeten Items sind knapp und verständlich. Die suggestiven Einführungstexte, die jeden Fragenblock einleiten,
nehmen jedoch das für Lehrkräfte vermeintlich angemessene Merkmal vorweg und lassen damit Zweifel an einer
validen Erfassung ohne sozial erwünschtes Antwortverhalten zu. Die Rückmeldung an die Durchführenden ist differen-
ziert und erlaubt eine normorientierte Einordnung der eigenen Ergebnisse.
Evaluation
Für die Vorgängerversion FIT-L, die überwiegend die identischen Items enthält, zeigten sich teilweise geringe Re-
liabilitäten und eine unklare Faktorenstruktur. Es liegt für den FIT-L (R) eine aktuelle Normierung vor (2017). Die
Reliabilitäten der Normstichprobe des FIT-L (R) zeigen bessere Gütekriterien. Validierungsstudien für den FIT-L (R)
liegen nicht vor.
37
FIT-L
Literatur:
Evers, A. (2001). Improving Test Quality in the Netherlands: Results of 18 years of Test Ratings. International Journal of
Testing, 1, 137–153.
Faust, S., Schaarschmidt, U. & Fischer, A. W. (2017). FIT-L (R). In U. Schaarschmidt, U. Kieschke & A. W. Fischer
(Hrsg.), Lehrereignung. Voraussetzungen erkennen - Kompetenzen fördern - Bedingungen gestalten (Brennpunkt
Schule, 1. Auflage). Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.
George, D. & Mallery, P. (2002). SPSS for Windows step by step: A simple guide and reference. 11.0 update. Boston:
Allyn & Bacon.
Herlt, S. & Schaarschmidt, U. (2007). Fit für den Lehrerberuf?! In U. Schaarschmidt & U. Kieschke (Hrsg.), Gerüstet für
den Schulalltag. Psychologische Unterstützungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer (S. 157–182). Weinheim: Beltz.
Köller, M., Klusmann, U., Retelsdorf, J. & Möller, J. (2012). Geeignet für den Lehrerberuf? Self-Assessments auf dem
Prüfstand. Suitable for the teaching profession? Self-assessments put to the test. Unterrichtswissenschaft, 40 (2),
121-139.
Rothland, M. & Tirre, S. (2011). Selbsterkundung für angehende Lehrkräfte. Was erfassen ausgewählte Verfahren der
Eignungsabklärung? Zeitschrift für Pädagogik, 57 (5), 655-673.
Schaarschmidt, U. (2012). Eignung für den Lehrerberuf frühzeitig erkennen und kontinuierlich fördern. In B. Weyand,
M. Justus & M. Schratz (Hrsg.), Auf unsere Lehrerinnen und Lehrer kommt es an. Geeignete Lehrer/-innen gewin-
nen, (aus-)bilden und fördern (Positionen, S. 58–78). Essen: Ed. Stifterverband.
Schaarschmidt, U. (Hrsg.) (2005). Halbtagsjobber? Psychische Gesundheit im Lehrerberuf. Analyse eines veränderungs-
bedürftigen Zustandes (2. Aufl.). Weinheim: Beltz.
Weiterführende Links:
COPING, psychologische Diagnostik und Personalentwicklung, Zugriff am: 28.05.2018
www.coping.at/index.php?uwe-schaarschmidt-person
Starker Start ins Studium, Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung, Zugriff am: 28.05.2018
www.starkerstart.uni-frankfurt.de/49435240/Handreichung_Studis_FINAL.pdf
Stand: 23.06.2019
PArcours
www.phil.uni-passau.de/schulpaedagogik/forschungprofilelemente/parcours/
Einsatzort(e):
• Universität Passau
Anwendungsbereich:
• Adressatinnen und Adressaten:
▬ Kostenloses freiwilliges Angebot für Studierende, die ein Lehramtsstudium an der Universität Passau begonnen
haben
• Zielsetzung:
▬ Evidenzbasierte Beratung von Lehramtsstudierenden zu ihren Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten
▬ Individuelle Beratung zur Wahl des Lehramtsstudiums, zur Schulart- sowie Fächerwahl
▬ Explizite Zielsetzung ist die Reduktion „ungeeigneter“ Lehramtskandidatinnen und -kandidaten
▬ Verbesserung der Lehre und des Lehrangebots, z. B. durch Seminarangebote, die sich an den Bedürfnissen und
Bedarfen der Studierenden ausrichten. Entsprechend erhalten die Teilnehmenden Feedback zu den eigenen
Fähigkeiten in Bezug auf die Anforderungen im Studium sowie Lehrerinnen- und Lehrerberuf
▬ Außerdem werden von den Autorinnen und Autoren als Ziele genannt: Transparenz des Verfahrens nach außen,
Validierung und Evaluation des Verfahrens
• Format:
▬ Eintägiges „Assessment Center“ mit Simulation lehramtsspezifischer Situationen (Selbstpräsentation, Gruppendis-
kussion, Empathieübungen und Rollenspiele)
▬ Fremdeinschätzung
▬ Einzel- und Gruppentestung
▬ Verschiedene praktische und schriftliche Übungen zum Lehramtsstudium und Lehrerinnen- und Lehrerberuf
▬ Laut Autoren primär als Beratungsangebot konzipiert, keine Fremdselektion auf Basis der individuellen Ergebnisse.
39
PArcours
Wissenschaftliche Fundierung:
• Studierende erhalten vor dem Studium die Möglichkeit sich in lehramtsspezifischen Aufgaben mit den Anforderungen
des Lehramtsstudiums und Lehrerinnen- und Lehrerberufs auseinanderzusetzen.
• Verfahren, das praxisnäher als andere Verfahren die Anforderungen des Lehramtsstudiums berücksichtigen soll
• Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale, die bedeutende Prädiktoren für die Bewährung im Lehramtsstudium bzw.
Lehrerinnen- und Lehrerberuf darstellen, sollen erhoben werden: Während für Assessment Center in der Regel eine
Anforderungsanalyse die zu erfassenden Konstrukte der Kandidatinnen und Kandidaten bestimmt, wurden im
Rahmen von PArcours erwünschte Verhaltensanker aus Literaturanalyse und Expertinnen und Expertenberatung
entnommen.
• Die eingesetzten Beobachterinnen und Beobachter werden in einer eintägigen Beobachterinnen- und Beobachter-
schulung vorbereitet.
Aufbau:
• Ablauf:
▬ Begrüßung und Vorstellung der Teilnehmenden und Durchführenden
▬ Selbstpräsentation (Teilnehmerinnen und Teilnehmer präsentieren sich, begründen Ihre Studienwahl und reflektie-
ren die eigene Eignung, 10 Minuten Vorbereitungszeit, 5 Minuten Präsentation)
▬ Filmanalyse/Empathieübung (Perspektivübernahme im Anschluss an einen Filmausschnitt; Teilnehmerinnen und
Teilnehmer sollen die gezeigte Unterrichtssituation möglichst detailliert beschreiben und mögliche Sichtweisen der
Beteiligten darstellen; ca. 12 Minuten Vorbereitung, 6 Minuten Vorstellung)
▬ Gruppendiskussion (Die Priorisierung von 10 Thesen zu Lehrerinnen- und Lehreranforderungen soll in einer
Gruppe von drei bis vier Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert werden; 6 Minuten Vorbereitung, 12 Minuten
Gruppendiskussion).
▬ Interessentest (AIST-R) und Persönlichkeitstest (NEO-FFI)
▬ Feedbackgespräch: Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden angeregt, ihre Eignung und die lehrerinnen- und
lehrerberufspezifischen Anforderungen zusammenfassend zu reflektieren.
• Dauer:
▬ Ganztägig (ca. 8,5 Stunden)
• Erfasste Konstrukte:
▬ Intrinsische Motivation (erfasst bei der Selbstpräsentation [SP])
▬ Wirkung auf andere Personen (SP)
▬ Präsentationsfähigkeit (SP)
▬ Verbales Sprachverhalten (SP)
▬ Paraverbales Sprachverhalten (SP)
▬ Nonverbales Sprachverhalten (SP)
▬ Wertschätzung (erfasst bei der Gruppendiskussion [GD])
▬ Kommunikationsfähigkeit (GD)
▬ Kooperationsfähigkeit (GD)
▬ Fähigkeit zur Situationsanalyse (erfasst bei der Filmanalyse [FA])
▬ Fähigkeit zur Perspektivübernahme (FA)
▬ Fähigkeit zur Problemlösung (FA)
▬ Außerdem wird der AIST-R zur Erfassung der beruflichen Interessen und der NEO-FFI zur Erfassung der
Persönlichkeit eingesetzt
• Persönliches Feedback- und Perspektivengespräch mit umfassender Rückmeldung zu Kompetenzen- und Merkmals-
ausprägungen, Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten und konkreten Empfehlungen für Seminarbesuche und
individuelle Kompetenzentwicklung
Evaluation:
• Die Effektivität von PArcours soll zukünftig durch Längsschnittanalysen u.a. bezogen auf das Studienabbruchver-
halten geprüft werden
• Hechinger (2018) berichtet von einem schwachen Zusammenhang zwischen ermitteltem Kompetenzgesamtwert und
Abbruchverhalten
Fazit:
Wissenschaftliche Fundierung
PArcours stellt ein umfangreiches Verfahren dar, in dem angelehnt an ein Assessment Center mit Hilfe verhaltensnaher
Indikatoren eignungsrelevante Konstrukte erfasst werden, darunter z. B. Sprachvermögen, Kooperationsfähigkeit und
Fähigkeit zur Perspektivübernahme. Im Kontrast zu den meisten Instrumenten wird hier die Eignung der angehenden
Studierenden in einer ganztägigen Präsenzveranstaltung von geschulten Beobachterinnen und Beobachtern überprüft.
Die Begründung der Auswahl der berücksichtigten Eignungsaspekte für Lehrkräfte ist nicht transparent dokumentiert.
Die Auswahl wird von Autor und Autorin auf Basis von Literaturanalysen und Expertenberatung vorgenommen.
Empirische Befunde zur prognostischen Validität der erfassten Konstrukte liegen nicht vor.
Anwendbarkeit
Das Verfahren bietet intensive Selbstreflexionsmöglichkeiten für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und eine um-
fassende Beratung in einem persönlichen Feedback-Gespräch. Die Durchführung ist jedoch sehr aufwändig (Dauer: ca.
8,5 Stunden) und es werden für jede Sitzung vier Beobachterinnen bzw. Beobachter eingesetzt.
Evaluation
Befunde zur Validierung oder Evaluation des Verfahrens liegen nur wenige vor, die schwache Zusammenhänge der
erfassten Kompetenz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit z. B. Studienabbruch belegen. Angaben zur Qualität der
Beurteilung, z. B. Interrater-Reliabilitäten, liegen nicht vor. Beurteilungsfehler des nur kurz geschulten Beobachtungs-
teams sind möglich.
Stand: 23.06.2019
41
SeLF
Name des Instruments
www.self.mzl.lmu.de/
Einsatzort(e):
• Entwickelt an der Ludwig-Maximilians-Universität München unter der Leitung von Prof. Kahlert
• Auf das Angebot, welches online frei zugänglich ist, wird bundesweit von verschiedenen Universitäten verwiesen
(z. B. explizit auf den Homepages zur Studienorientierung der Universitäten Freiburg, Kiel, Jena, Würzburg).
Anwendungsbereich:
• Adressatinnen und Adressaten:
▬ SeLF richtet sich an Studieninteressierte, Studierende, Studienberatung, Lehrende und Berufsberatung und ist nicht
verpflichtend oder kostenpflichtig.
▬ Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, allerdings nötig, um einen Zwischenstand abspeichern zu können.
• Zielsetzung:
▬ Studieninteressierte können vor der Bewerbung erkunden, ob sich die Erwartungen an den Beruf mit den tatsächli-
chen Inhalten und Anforderungen decken, dabei erhalten sie die Informationen anhand verschiedener Kurzfilme
▬ Die Frage nach der eigenen Eignung für den Lehrerinnen- und Lehrerberuf soll von den Studieninteressierten für
sich selbst beantwortet werden, nachdem sie Stellung zu einzelnen Aussagen nehmen konnten und ein Feedback
mit Anregungen zum weiteren Nachdenken und weiteren Informationen erhalten haben.
• Format:
▬ Online-Self-Assessment
▬ 16 kurze Filmsequenzen, die Aspekte des Lehrerinnen- und Lehreralltags darstellen
▬ Reflexionsfragen zu den Filmausschnitten mit anschließendem Feedback
Wissenschaftliche Fundierung:
(LMU München, Zugriff am: 01.06.2019 www.self.mzl.lmu.de/projekt/)
• Theoretische und empirische Basis von SeLF:
▬ Erkenntnisse über zentrale Herausforderungen des Lehrerinnen- und Lehreralltags
▬ Erkenntnisse über Studien- und Berufswahlmotive von Studierenden
▬ Forschung zur Lehrerinnen- und Lehrerbelastung
▬ Forschung über die Eigenschaften guter Lehrerinnen und Lehrer
▬ Anforderungen an eine gute Lehrerinnen- und Lehrerbildung, wie sie z. B. von der Kultusministerkonferenz
formuliert worden sind
43
SeLF
▬ Verantwortung und Vorschriften: Andere und sich selbst schützen – Regelungen einhalten.
∘ Ich hätte nicht gedacht, dass Lehrerinnen und Lehrer so viel Verantwortung haben.
∘ Mich beunruhigt es schon sehr, dass einem trotz großer Sorgfalt schwere Fehler unterlaufen können.
∘ Die Schulleitung wirkt auf mich zu streng!
▬ Arbeit auch zu Hause: Zeit sinnvoll einteilen.
∘ Ich kann gut mein eigener Chef sein.
∘ Wenn man später Familie haben möchte, ist es schon praktisch, einen Teil der Arbeit zu Hause erledigen
zu können.
∘ Ich würde nachmittags lieber zu Hause arbeiten als in der Schule.
▬ Heterogenität: Vielfalt in Klassen – versuchen, allen gerecht zu werden.
∘ Lehrerinnen und Lehrer sollten Freude daran haben, sich auf die unterschiedlichen Kinder und Jugendlichen
einzustellen.
∘ Allen gerecht werden, das ist unmöglich.
∘ Mit großen Unterschieden zwischen den Schülerinnen und Schülern einer Klasse ist man doch vor allem in der
Grundschule konfrontiert, weniger an weiterführenden Schulen.
▬ Das Lehrerinnen- und Lehrerzimmer als Arbeitsplatz: Mit Kolleginnen und Kollegen zurechtkommen und
zusammenarbeiten.
∘ Ich dachte immer, Lehrerinnen und Lehrer müssen vor allem mit Schülerinnen und Schülern zurechtkommen.
∘ Sicherlich brauche ich ab und zu ein ruhiges Plätzchen, um mich in den Pausen vom Unterricht zu erholen.
∘ Ist doch schön, wenn man mit so vielen Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten kann.
▬ Mit Eltern zusammenarbeiten: Kontakt zu Eltern suchen und pflegen.
∘ Mit Eltern zusammen zu basteln, ist wohl nur etwas für die Grundschule.
∘ Eltern sollten sich nicht so sehr in schulische Angelegenheiten einmischen.
∘ Lehrerinnen und Lehrer haben eher das Problem, dass Eltern zu wenig Interesse an schulischen Angelegenheiten
zeigen.
▬ Inklusion: Gemeinsam lernen – Hindernisse abbauen.
∘ Als Lehrerin bzw. Lehrer habe ich doch schon bisher kaum ausreichend Zeit, die besonderen Bedürfnisse
einzelner Schülerinnen und Schüler angemessen zu berücksichtigen.
∘ Inklusion ist eine Aufgabe für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten und Schulstufen.
∘ Die Rahmenbedingungen für erfolgreiche Inklusion sind auf Dauer doch gar nicht finanzierbar.
▬ Amtseid – ein überholtes Ritual? Schwören – was soll denn das?
∘ Die reden aber schwer verständlich. Das müsste ich mir mehrfach anschauen!
∘ Der Amtseid oder das Gelöbnis im öffentlichen Dienst ist ein überholtes Ritual.
∘ Es gibt doch keine verbindlichen Werte mehr!
• Weitere Angebote
▬ Begleitend zu SeLF werden verschiedene Workshops der LMU zur Eignungsreflexion und -beratung angeboten.
▬ Für Studienberaterinnen und -berater wird das sogenannte Coaching-Tool „SeLF-Reflexion“ zur Verfügung gestellt,
welches die Coaches unterstützt, den Prozess der ergebnisorientierten Selbstreflexion strukturiert und lösungsori-
entiert zu begleiten.
• Dauer:
▬ Dauer der Kurzfilme: 3-4 Minuten
▬ Dauer insgesamt: 2-3 Stunden
• Erfasste Konstrukte:
▬ Lehramtsbezogene Themen und Erwartungen werden reflektiert und Einschätzungen von Expertinnen und
Experten zu diesen Aspekten zurückgemeldet
▬ Annahmen über wünschenswerte Aspekte der Lehrerinnen- und Lehrerpersönlichkeit werden in den Aussagen
bzw. Kommentaren zu den 16 Filmausschnitten deutlich
• Das Feedback ist neutral gestaltet, enthält Informationen (z. T. weitere Video-Links) und regt zum weiteren Nachden-
ken an. Dabei werden teilweise Empfehlungen und Tipps zum Thema bzw. zu der eigenen Stellungnahme gegeben.
• Beispiel: Bei der Stellungnahme zu der Aussage „Mir fällt es leicht, vor Gruppen aufzutreten“ wird bei einer negati-
ven Stellungnahme empfohlen, daran zu arbeiten oder einen Beruf zu wählen, der weniger persönliche Präsenz
erfordert.
Evaluation
• Filme und Texte wurden mit Expertinnen und Experten der Lehrerbildung in einem ganztägigen Workshop durchge-
sprochen
• Fachlicher und publizistischer Rat von Vertreterinnen und Vertretern der Kooperationspartner und Förderer
45
SeLF
Fazit
Wissenschaftliche Fundierung
SeLF ist eine Sammlung gut produzierter Filmausschnitte, in denen Aspekte des Lehrerinnen- und Lehrerberufes
dargestellt werden. In anschließenden Selbstauskunftsfragen wird die eigene Haltung bzw. Fähigkeitseinschätzung zu
den gezeigten Themen erhoben und in Abhängigkeit von den Antworten Expertenfeedback eingeblendet. Die Autorin-
nen und Autoren betonen, dass das Instrument die Selbstreflexion anregen soll und keine objektive Eignungsüberprü-
fung darstellt. Das Feedback für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer legt eine wünschenswerte Ausprägung des
erfassten Konstrukts nahe und gibt so zumindest implizit ein Urteil über die Eignung für den Lehrerinnen- und Lehrer-
beruf. Die theoretische Ableitung der Themenauswahl und Feedbackinhalte ist nicht beschrieben. Die Konzeption
wurde im Anschluss an Expertinnen- und Experten-Workshops vorgenommen. Empirische Befunde zur prognostischen
Validität der thematisierten Eignungsmerkmale werden nicht berichtet.
Anwendbarkeit
Ein vollständiges Durchlaufen des umfangreichen Angebotes dauert zwischen 2 und 3 Stunden. Die einzelnen Themen
können nach Bedarf einzeln angewählt und kombiniert werden. Durch das videobasierte Format und umfangreiches
Material in den Feedback-Texten ist das Verfahren ansprechend und kurzweilig gestaltet. Das Angebot ist online
kostenlos zugänglich.
Evaluation
Es liegen positive Erfahrungsberichte vor. Systematische Evaluationen sind nicht verfügbar.
Literatur:
Kahlert, J. & Kriesche, J. (2016). Eignungsberatung für den Lehrerberuf mit SeLF. Anschaulich, phasenübergreifend,
adaptiv. Journal für LehrerInnenbildung, 4, 52 - 59.
Kriesche, J. (2016). Eignung phasenübergreifend entwickeln. Aufbau, Entstehung, Einsatzmöglichkeiten und erste
Nutzeranalysen mit SeLF. In R. Bolle (Hrsg.), Schulpraktische Studien 2016: Professionalisierung des Lehrer-
berufs – Empirische Befunde und kritisch-konstruktive Kommentare (S. 65-84). Leipziger Universitätsverlag.
Kriesche, J. & Kahlert, J. (2015a). Phasenübergreifende Eignungsberatung in der Ausbildung von Lehrerinnen und
Lehrern. Anregungen für Lehrende im Vorbereitungsdienst – und an Universitäten. SEMINAR, 2, 161-171.
Kriesche, J. & Kahlert, J. (2015b). Online-Praxiseinblicke zur Eignungsreflexion für das Lehramt. SeLF – Selbsterkun-
dung zum Lehrerberuf mit Filmimpulsen. SchulVerwaltung, 9, 241-244.
Weiterführende Links:
Stand: 23.06.2019
www.zulassunglehramt.at/
https://link.springer.com/article/10.1007/s35834-017-0178-3
Originalbeitrag publiziert in der „Zeitschrift für Bildungsforschung“ (Onlinebeitrag; open access) am 19.01.2017
Einsatzort(e)
• Eingesetzt in 20 lehrerinnen- bzw. lehrerbildenden Institutionen aus allen neun österreichischen Bundesländern
(u. a. die Universitäten Graz und Klagenfurt und die Pädagogischen Hochschulen Wien und Steiermark)
Anwendungsbereich
• Adressatinnen und Adressaten:
▬ TESAT richtet sich an Anwärterinnen und Anwärter für das Lehramtsstudium.
▬ Das Verfahren wird vor dem Studium zur Eignungsfeststellung und Bewerberinnen- und Bewerberauswahl
eingesetzt.
▬ TESAT wird als obligatorisches Zulassungsverfahren an den teilnehmenden Institutionen eingesetzt.
▬ Kostenpflichtig: aktuell 50€/Teilnahme
• Zielsetzung:
▬ Das TESAT-Projekt steht unter dem Titel „Entwicklung und Durchführung eines gemeinsamen Aufnahme- und
Auswahlverfahrens für Lehramtsstudierende“ und soll der Etablierung eines neuartigen, institutionsübergreifenden
sowie theoretisch und empirisch fundierten Eignungsfeststellungs- und Auswahlverfahrens dienen.
▬ Ziel ist die Überprüfung der allgemeinen persönlichen und pädagogischen Eignung für den Lehrerinnen- und
Lehrerberuf wobei „Eignung“ verstanden wird als „das Vorliegen jener Dispositionen und Kompetenzen, die es
erwarten lassen, dass die Aufnahmewerberin bzw. der Aufnahmewerber die Ausbildung erfolgreich durchläuft, auf
Grundlage dieser Ausbildung den Lehrerinnen- und Lehrerberuf kompetent und berufszufrieden ausüben und sich
kontinuierlich im Beruf weiterentwickeln wird“ (Hochschulzulassungsverordnung 2013, § 2, Abs. 3).
Wissenschaftliche Fundierung
(Neubauer, A., Koschmieder, C., Krammer, G., Mayr, J., Müller, F. H., Pflanzl, B., Pretsch, J. & Schaupp, H. (2017).
TESAT – Ein neues Verfahren zur Eignungsfeststellung und Bewerberauswahl für das Lehramtsstudium. Zeitschrift für
Bildungsforschung, 7, 5-21.)
• Theoretisches Rahmenmodell ist das erweiterte Angebot-Nutzungs-Modell (Baumert & Kunter, 2006; Mayr, 2012):
Postuliert die Wechselwirkung von Eingangsmerkmalen, Lerngelegenheiten und deren Nutzung sowie der Kompe-
tenzentwicklung, korrespondiert mit der Definition von „Eignung“, die dem Verfahren zugrunde liegt (s. Zielset-
zung).
47
TESAT
• Theoretische Einordnung und Begründung der Auswahl der in Modul B erfassten Konstrukte laut der Autorinnen und
Autoren (für Modul A siehe CCT, S. 17):
▬ Intelligenz:
∘ Einer der wichtigsten Prädiktoren für die Vorhersage von Studienleistungen und beruflichem Erfolg
(Stern & Neubauer, 2013), wobei auf die allgemeine Intelligenz fokussiert wird
∘ Gemischte Befunde zur Bedeutung von Intelligenz für den Lehrerinnen- und Lehrerberuf: Erwarteter positiver
Zusammenhang für Studienleistungen (Kaub et al., 2012; Krammer & Pflanzl, 2015), nicht aber mit berufsprakti-
schen Leistungen (Urban, 1984; Mayr et al., 1985)
∘ Z. T. negative Zusammenhänge mit verschiedenen Variablen des Befindens (Dämon et al., 2012; Mayr, 1998) und
mit dem Abbruch des Lehramtsstudiums (Mayr et al., 1985; Podgursky et al., 2004)
▬ Kreativitätserkennung:
∘ Beobachtung: Lehrkräfte erkennen kreative Fähigkeiten deutlich unzuverlässiger als intellektuelle Fähigkeiten
(Sommer et al., 2008)
∘ Menschen zeigen große Übereinstimmungen bei der Beurteilung der Kreativität einer Person, was auf eine
Quantifizierbarkeit hindeutet, wobei es jedoch z. T. substanzielle individuelle Variabilitäten gibt (Benedek et al.,
2016)
▬ Sprachkompetenz:
∘ Wichtiger Prädiktor für den universitären Studienerfolg (Graham, 1987)
∘ Zusammenhänge mit Prüfungsergebnissen und schulpraktischen Leistungen der Studierenden (Mayr et al., 1998;
Schulz-Kolland et al., 2014; Seethaler, 2013)
∘ Auch die Stimmleistung hat Auswirkungen auf die physische und psychische Belastung der Lehrkraft (Schneider
& Bigenzahn, 2005) und das Lernen der Schülerinnen und Schüler (Rogerson & Dodd, 2005).
▬ Persönlichkeitsmerkmale:
∘ Offenheit, Verträglichkeit (Poropat, 2009) und Gewissenhaftigkeit (Poropat, 2009; Trapmann et al., 2008)
erwiesen sich von den BIG-FIVE als relevant für späteren Studienerfolg
∘ Neurotizismus ist negativ mit der Studienzufriedenheit assoziiert (Trapmann et al., 2008)
∘ Gewissenhaftigkeit und Extraversion sind assoziiert mit verschiedenen Variablen des Erfolgs und Befindens in
Studium und Beruf und Offenheit geht einher mit günstigeren Lernstrategien (Klusmann et al., 2012; Mayr, 2012,
2014; Rindermann & Oubaid, 1999)
∘ Neurotizismus gilt als Risikofaktor für Belastungserlebnisse und Burn-Out (Cramer & Binder, 2015)
▬ Motivationale Merkmale:
∘ Sozial-kommunikatives Verhalten: Soziale und unternehmerische Orientierungen korrelieren mit Erfolgskriterien
in der berufspraktischen Arbeit (Mayr, 2012, 2014).
∘ Intrinsische Studien- und Berufswahlmotive sind prognostisch valide für die Aneignung pädagogischen Wissens
im Studium, die Anwendung günstiger Lernstrategien und das Erleben von Erfolg sowie das Verbleiben im
Lehrerinnen- und Lehrerberuf.
▬ Gesundheits- und Erholungsverhalten:
∘ Coping-Strategien, wie Belastungsprävention oder Work-Life-Balance, sind bedeutsam für das Befinden von
Studierenden und Lehrkräften (Schaarschmidt & Fischer, 2007), sowie für Leistungen in Praktika (Krammer &
Pflanzl, 2015) und die Art der Unterrichtsgestaltung (Klusmann et al., 2006).
▬ Emotionale Kompetenzen:
∘ Lehrpersonen sollten Emotionen schnell und zuverlässig erkennen können, um adäquat darauf zu reagieren
∘ Neben der Erkennung eigener Emotionen, ist auch die Erkennung und Einordnung von Emotionen anderer
Personen relevant, sowie die Fähigkeit seinen emotionalen Ausdruck zu regulieren (Petermann & Wiedebusch,
2008).
∘ Meist unter dem Begriff „Emotionale Intelligenz“ erforscht:
Zusammenhänge mit Studienerfolg (Sharma et al., 2013) und allgemeinem Berufserfolg (Joseph & Newman,
2010) sowie der Selbstwirksamkeit von Lehrkräften (DiFabio & Palazzeschi, 2008)
• Erfasste Konstrukte:
∘ Modul A (vgl. CCT, S. 17)
∘ Modul B:
∘ Kognitive Voraussetzungen: Intelligenz und Kreativität
∘ Sprachkompetenz: Wortschatz, Textverständnis, syntaktisch korrekte Ausdrucksweise, orthografische Sicherheit,
Stimmleistung und Sprechleistung
∘ Persönlichkeitsmerkmale: Big-Five, v. a. Gewissenhaftigkeit, Extraversion und Neurotizismus
∘ Coping-Strategien: Umgang mit Belastungssituationen
∘ Emotionale Kompetenzen: Fähigkeit, sich seiner eigenen Gefühle bewusst zu sein und diese verbal und nonver-
bal ausdrücken und selbst regulieren zu können
▬ Modul C:
∘ Face-to-face-Assessment für einige Studiengänge und –orte. Keine näheren Informationen verfügbar.
49
TESAT
Auswertung und Interpretation
• Modul A:
▬ Automatisierte Rückmeldung aus CCT bzgl. berufsspezifischen Interessen, berufsrelevanten Persönlichkeitsmerk-
malen und pädagogischen Vorerfahrungen. Die Durchführung ist Voraussetzung für die Teilnahme an Modul B.
Konkrete Ergebnisse des CCT werden nicht für die Selektionsentscheidung verwendet.
• Modul B:
▬ Computergestützte Durchführung standardisierter Testverfahren
▬ Standardisierte Auswertung im Hinblick auf spezifische Cut-Off-Scores
• Modul C:
▬ Bewertung anhand von Verhaltensbeobachtungen mittels verhaltensverankerten Skalen
▬ Skalenkonzeption: Kodierung bestimmter Verhaltensweisen oder Antworten mit festgelegten Punktwerten
Evaluation
(Neubauer, A., Koschmieder, C., Krammer, G., Mayr, J., Müller, F. H., Pflanzl, B., Pretsch, J. & Schaupp, H. (2017).
TESAT – Ein neues Verfahren zur Eignungsfeststellung und Bewerberauswahl für das Lehramtsstudium. Zeitschrift für
Bildungsforschung, 7, 5-21.)
Fazit
Wissenschaftliche Fundierung
Das TESAT-Verfahren umfasst einen mehrstufigen Prozess, in dem mit Hilfe computergestützter Testung Merkmale von
Studienbewerberinnen und -bewerbern erhoben werden, die zur Selektion der zukünftigen Lehramtsstudierenden
genutzt werden sollen. In einem ersten Schritt (Modul A) wird der CCT (Tour 1; siehe S. 17) eingesetzt. Im Rahmen
von Modul B werden selektionsrelevante Merkmale getestet, darunter Intelligenz, Kreativität, Persönlichkeit und
emotionale Kompetenzen. Die Auswahl der Konstrukte wird mit aktueller empirischer Forschung begründet. Belastbare
Befunde zur prognostischen Validität der erfassten Konstrukte hinsichtlich späterer Leistung oder Zufriedenheit im
Lehrerinnen- und Lehrerberuf sind bislang nicht publiziert. Im Gegensatz zu allen anderen in dieser Übersicht gesam-
melten eignungsdiagnostischen Verfahren wird explizit die „allgemeine persönliche Eignung für das Lehramtsstudium
und für die spätere Berufsausübung festgestellt“ und diese Testung explizit mit „bestanden“ oder „nicht bestanden“
bewertet. Das positive Ergebnis in Modul B des TESAT ist an den beteiligten Hochschulen Voraussetzung für die
Zulassung zum Lehramtsstudium. Die konkreten verwendeten Messinstrumente sind nicht dokumentiert.
Anwendbarkeit
Das Verfahren ist umfangreich und für Studienbewerberinnen und -bewerber auf Lehramt in Österreich kostenpflichtig
(50€). Die Dauer von Modul B wird mit 3 Stunden angegeben. Der Ablauf und organisatorische Aspekte werden unter
www.zulassunglehramt.at/ übersichtlich zusammengefasst.
Evaluation
Es liegen keine Belege für die prognostische Validität des Verfahrens bezogen auf späteren Berufserfolg vor. Die
bisherigen Hinweise auf die Zusammenhänge der erfassten Konstrukte mit Kriterien innerhalb des Studienverlaufs,
z. B. Prüfungsergebnisse, Abbruchsintentionen, sind moderat. Zusammenhänge der erfassten Konstrukte mit Kriteri-
umsmaßen werden innerhalb der Gruppe der zugelassenen Lehramtsstudierenden analysiert. Eine Überprüfung der
Validität des diagnostischen Urteils („bestanden“ vs. „nicht bestanden“) ist nicht bekannt.
Stand: 23.06.2019
51
4. Tabellarische Zusammenfassung der
ausgewählten Verfahren
Persönlichkeitsmerkmale X X X X X X
Interessen/Motivation X X X X X
Selbsteingeschätzte Fähigkeiten X X X X
Einstellungen X X
Erfahrungen X X
* Für den FIT-L (R) liegt auch eine Version zur Fremdeinschätzung aller Konstrukte vor.
Informationsmaterial X X
zum Lehramtsstudium
Informationsmaterial X X
zum Lehramtsberuf
Self-Assessment X X X X X X
Fremdeinschätzung in X X
Face-to-Face-Assessment
Intelligenztest X
53
integrieren (Köller, Brouër & Renger, 2018). Die entsprechenden Instrumente
können dann helfen, einerseits im Sinne einer Bedarfsanalyse die Einrichtung
von erforderlichen Weiterbildungsangeboten anzuregen und andererseits eine
passgenaue Vermittlung der Studierenden in bestehende (extracurriculare)
Trainings bzw. Seminare zu ermöglichen.
Die Sichtung der Verfahren macht übergreifend auch den Bedarf an weiterer
empirischer Forschung deutlich. Die empirische Fundierung von Eignungs-
merkmalen weist in den meisten Fällen Entwicklungsmöglichkeiten auf und
selbst bei häufig eingesetzten Verfahren ist die Genauigkeit der Messung im
Rahmen von Einzelfalldiagnostik verbesserungswürdig (Köller, Klusmann,
Retelsdorf & Möller, 2012). Eine stetige Optimierung der Testgüte und Validi-
tätsprüfung durch Evaluationen – insbesondere in Längsschnittuntersuchun-
gen – wäre wünschenswert.