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Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Institut für Erziehungswissenschaft


Seminar: Erziehung und Bildung in Schule
Veranstaltungsnummer: 061095
Dr. Theresa Valentin
Wintersemester 2022/23

Lerntagebuch

Vorgelegt von:
Lena Böer
02.10.2002
Immelmannweg 2, 48291
Telgte
lboeer@uni-muenster.de
Grundschullehramt mit
Anglistik
Matrikelnr.: 537554
1.Fachsemester
Abgabe: 06.03.2023
Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung ................................................................................................................................... 1
2. Was ist Pädagogische Professionalität? .................................................................................... 1
3. Was ist die Methode der Kollegiale Fallberatung?.................................................................... 3
4. Bearbeitung KFB-Fall/Podcast ................................................................................................... 5
4.1. KFB Fall................................................................................................................................ 5
4.2. Podcast ............................................................................................................................... 7
5. Abschlussdiskussion................................................................................................................... 9
6. Fazit.......................................................................................................................................... 10
Literaturverzeichnis

Plagiatserklärung
1.Einleitung
In unserem Seminar „Erziehung und Bildung in Schule“ lernten wir die Grundbegriffe
der Erziehung genauer kennen. Ein zentraler Punkt des Seminars bildet die Kollegiale
Fallberatung (KFB). Wir hatten die Möglichkeit eine selbst erlebte Problematik mit dem
Kurs zu besprechen und auf Grundlage dessen eine kollegiale Fallberatung
durchzuführen. Im Seminar lernten wir, auf was bei einer guten KFB geachtet werden
muss. Wir führten die KFB nach Haug-Benin (2009) durch. Auf die Methode der
kollegialen Fallberatung werde ich im Lerntagebuch näher eingehen.
Das Seminar bot viele Möglichkeiten zur Diskussion zwischen den Kursmitgliedern.
Im folgenden werde ich meinen persönlichen Lernprozess reflektieren.

2. Was ist Pädagogische Professionalität?


Pädagogische Professionalität ist ein hoch komplexer Begriff, welcher nur schwierig zu
definieren ist. Grundlegend versteht man unter Pädagogischer Professionalität das
Zusammenspiel von angeeignetem wissenschaftlichen Wissen.
Andrea Óhidy definiert den Grundbegriff der Professionalität als „einen Gegensatz zum
Amateursein oder Laiensein“ (Óhidy 2003, S.97). Er stellt das Charakteristikum auf, dass
diese Professionalität „meistens mit einer speziellen Ausbildung erworben und durch
Prüfungen bestätigt wird“ (Óhidy 2003, S.97).
Die zentrale Aufgabe der Kultusministerkonferenz (KMK) besteht darin, die Qualität
schulischer Bildung zu sichern. Um dies zu gewährleisten definiert die KMK aus dem
Jahr 2004 bzw. einer überarbeiteten Version aus dem Jahr 2014 Grundsätze für den
Lehrer:innenberuf. Diese sogenannten Standards bilden eine Vielzahl von Anforderungen
an die Lehrerinnen und Lehrer.
Es wurden insgesamt fünf Standards der KMK aufgestellt.
Als erste Anforderung formuliert die KMK, dass Lehrkräfte Fachleute für das Lehren und
Lernen sind. Sie sind wissenschaftlich ausgebildetes Personal, welches den Unterricht auf
der Basis wissenschaftlicher Erkenntnissen plant, organisiert und reflektiert. Des
Weiteren müssen sich Lehrer/innen bewusst sein, dass die Erziehungsaufgabe in der
Schule eng mit dem Unterricht und dem Schulleben verknüpft sind. Eine weitere Aufgabe
des Lehrpersonals besteht im kontinuierlichen Weiterentwickeln der eigenen
Kompetenzen. Demnach sollten mögliche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeirten
genutzt werden, um immer auf dem neusten Stand zu sein. Eine letzte formulierte

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Anforderung der KMK an Lehrkräfte setzt sich aus der Beteiligung an der
Schulentwicklung zusammen. Lehrkräfte sollen hier zu einem motivierenden Schulklima
und zu einer lernförderlichen Schulkultur beitragen.
Diese Anforderungen definieren ein komplexes und anspruchsvolles Maß an Wissen,
Können und Reflexion, um pädagogische Professionalität wahrscheinlicher zu machen.
Damit diese Forderungen erfüllt werden können, entwickelte die KMK vier
Kompetenzbereiche, welche sich aus Unterrichten, Erziehen, Beurteilen und Innovieren
zusammensetzen. Der Kompetenzbereich Unterrichten sieht vor, dass Lehrerinnen und
Lehrer den Unterricht sowohl fachlich korrekt und sachgerecht planen, als auch die
individuellen Lernvorraussetzungen und Entwicklungsstände der einzelnen Schülerinnen
und Schüler im Blick behalten. Für den Bereich Erziehen formuliert die KMK, dass
Lehrer/innen ein positives Menschenbild besitzen, entsprechende Werte und Normen an
die Schüler:innen weitergeben und sie dabei unterstützten. Für den Kompetenzbereich
Beurteilen lässt sich die Kompetenz der Diagnostik, Förderung und Beratung anführen.
Diese Kernbereiche bilden eine wichtige Rolle in Bezug auf die Kompetenz des
Lehrer:innen- Handelns. Der Bereich Innoveren beinhaltet die Forderung nach ständigem
Weiterentwickeln der Schule. Die Lehrer/innen sollen sich bewusst sein, dass ihr Beruf
eine ständige Lernaufgabe beinhaltet.
Aus diesen von der KMK formulierten Standards und Kompetenzbereichen gehen
Ansätze für die Definoition pädagogischen Handelns hervor.
Ältere Ansätze, wie das Modell der Technischen Rationalität, gehen davon aus, dass es
allgemeine und generelle Handlungsschemata für bestimmte Probleme gibt. Neuere
Ansätze schreiben jedoch von dem Gedanken für allgemeinen Lösungen für Probleme ab
und konzentrieren sich auf die Verbindung von Theorie und Praxis. Da es im
Lehrer:innenberuf täglich zu neuen Problemen, Situationen und Herausforderungen
kommt, kann es nach neuen Ansätzen keine vorgefertigte generelle Lösung geben, welche
auf alle Probleme anwendbar ist. Diese Auffassung fordert nicht die schnelle Lösung von
Problemen, sondern ein gemeinsam erarbeitetes Verständnis des vorliegenden Problems.
Hierbei spielt der Schritt des „problem Settings“, indem das Problem benannt, erkannt
und eingegrenzt wird, eine wichtige Rolle im Umgang mit Problemen. Diese
Herangehensweise an Probleme fordert ein hohes Maß an schneller Verbindungsstärke
von Erfahrungswissen und wissenschaftlichen Wissens der Lehrkarft. Es wird verlangt,
dass in jeder Situation aus bestem Gewissen gehandelt wird. Da Probleme vielfältiger Art

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im Schulallteg auftreten und es keine generelle vorgefertigte Lösung gibt, muss jede
Situation neu ausgehahandelt und gelöst werden. Dazu sollte die Lehrkraft über eine hohe
Reflexionsfähigkeit verfügen, um das vorhandene Problem der Situation passend lösen.
Auch Hermann Giesecke ist der Auffassung, dass es nicht nur die EINE Lösung für ein
Problem gibt, denn nach ihm ist „pädagogisches Handeln ist eine Form des sozialen
Handelns“ (Giesecke 1997). Daraus folgert Giesecke, dass „es „richtiges“ pädagogisches
Handeln nicht geben (kann), sondern nur ein „angemessenes““ (Giesecke 1997, S.157).
Es gibt also keine vorgefertigte Musterlösung, welche auf jedes individuelle Problem
anwendbar ist. Laut Giesecke ging es auch kein ganz richtiges oder falsches Handeln der
Lehrkraft.
Aus der Vielzahl der oben genannten Anforderungen an die und Fähigkeiten der
Lehrer/innen geht hervor, dass der Beruf ein hohes Maß an wissenschaftlicher Grund-
und Spezialbildung erfordert. Denn, wie es auch bereits die KMK in einigen Punkten
fordert, muss die Lehrkraft nicht nur Wissen über relevante Erziehungs- und
Bildiungstheorien verfügen, sondern diese auch reflektieren können. Nicht nur die
Reflexion dieser Theorien spielt eine wichtige Rolle, sondern auch die Reflexion der
Handlung verschiedener Akteure im Schulalltag.
Professionalität ist also nur sehr unsicher zu definieren. Es ist ein Zustand, welcher nie
vollkommen erreicht, sondern nur angestrebt werden kann. Jedoch können, wie es die
KMK fordert, Grundsätze formuliert werden, welche das Ziel der optimalen
Ermöglichung von Lehrerfahrung anstrebt. Diese Grundsätze bilden den Grundstein für
die optimale Entwicklung und Bildung der Schülerinnen und Schüler.

3. Was ist die Methode der Kollegiale Fallberatung?


Die Kollegiale Fallberatung (KFB) ist eine strukturierte Beratungsmethode, wobei in
Gruppen eine Berufliche Alltagssituation ergebnisorientiert reflektiert wird. Hierbei wird
ein Teilnehmer nach festem Schema mit verteilten Rollen beraten. Das Ziel einer solchen
KFB besteht in der Entwicklung einer Lösung für eine konkrete berufliche
Problemstellung. Die Kollegiale Fallberatung ist ein professioneller, reflexioneller und
qualifizierter Prozess, welcher mit einem hohen Vorbereitungsaufwand verbunden ist.
Das Team welches diesen beschriebenen Prozess durchführt, ist gleichberechtigt. Ein
wichtiges Charakterisierungsmerkmal bildet die feste Struktur der Fallberatung, denn
„[d]amit soll die intendierte Beratungskommunikation gewährleistet und von

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Alltagsgesprächen oder Entscheidungsprozeduren abgegrenzt werden.“ (Tietze 2010,
S.26).
Im folgenden Verlauf wird sich das Lerntagebuch auf das Fallschema von Haug-Benin
(2009) beziehen. Diese Form der KFB bietet den Vorteil einer strikten Struktur bei der
Problembearbeitung, lässt aber dennoch Raum für spontane Äußerungen. Die KFB
basiert auf Freiwilligkeit. Die Problematik wird durch den Fallvorstellenden transparent
dargestellt und „Blinde Flecken“ werden sichtbar. Bei Haug-Benin (2009) steht die
gegenseitige Bereicherung im Vordergrund. Er ist der Auffassung, die Kollegiale
Beratung sei mehr als nur ein Gespräch unter Kolleg/inn/en.
Das vordergründige Ziel einer KFB besteht in der Professionalisierung der
Lehrertätigkeit, wobei die professionelle pädagogische Handlungskompetenz der
Lehrperson durch Reflexion ausgebaut wird. Durch die praxisbezogene und strukturierte
Form der Kommunikation, kann eine gewisse Distanz zum eigenen Handeln hergestellt
werden. Dies wird auch durch den Perspektivenwechsel unterstützt. Es wird mit einer
objektiven Sichtweise auf die Problemstellung geschaut und gemeinsam eine Lösung
entwickelt.
Die Fallberatung nach Haug-Benin (2009) besteht aus acht festgelegten Phasen. Das
Team der KFB setzt sich zusammen aus einem Ratsuchenden, welcher den erlebten Fall
vorstellt, einem Moderator, welcher die Gruppe in den einzelnen Phasen anleitet und
durch die Beratung führt und einem Beratungsteam, das aus mehreren Personen besteht,
welche eine beratende Funktion besitzen. Optimal nehmen an der Kollegialen Beratung
vier bis acht Teilnehmer teil (vgl. Haug-Benin 2009, S.12).
Die KFB weist jedoch auch einige Grenzen auf. Es kann vorkommen, dass die prinzipielle
Offenheit der Beteiligten durch ein hierarchisches Verhältnis verhindert wird. Ebenso
können enorme Spannungen und Konflikte die Beratung erschweren.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Methode der Kollegialen Fallberatung
eine effektive und professionelle Methode der Beratung darstellt, wobei der
Fallvorstellende objektive Lösungsstrategien erhält. Dabei findet eine gegenseitige
Bereicherung der Teilnehmenden statt.

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4. Bearbeitung KFB-Fall/Podcast
4.1. KFB Fall
Im Rahmen des Seminars hat eine Kommilitonin das Anliegen über einen sich ihr
ereignenden Vorfall zu sprechen. Auf Grundlage dieses Vorfalls durchführten wir eine
Kollegiale Fallberatung nach Haug-Benin (2009).
Nach der ersten Phase der Rollenverteilung, beginnt die Ratsuchende mit der Schilderung
des Vorfalls und stellt die Frage vor.
Der Fall beschäftigt sich mit Laura, einem Kind im Grundschulalter, welches an einem
Sommercamp teilnimmt. Das Camp findet in den Sommerferien über mehrere Tage statt.
Die Ratsuchende ist Betreuerin in diesem Camp. Der Vorfall ereignet sich an einem
Nachmittag. Es wird eine Schatzsuche mit allen Kindern des Camps veranstaltet. Die
Kinder werden in Kleingruppen mit jeweils einem Betreuer eingeteilt. Die Ratsuchende
ist hier die Betreuerin von Lauras Gruppe. Gleich zu Beginn der Schatzsuche ist Lauras
Verhalten auffällig. Von der Ratsuchenden wird beobachtet, dass Laura an den Aufgaben
der einzelnen Stationen nur halbherzig teilnimmt. Als immer mehr Stationen bearbeitet
werden, wird Lauras Verhalten immer auffälliger. Sie nimmt an den Aufgaben nicht mehr
teil und verhält sich bockig. Da die Stationen oftmals Teamarbeit verlangen, sind ihre
Teammitglieder zunehmend genervt. Laura fängt an ihre Gruppenmitglieder zu
beleidigen. Die Ratsuchende schildert, dass sie Laura daraufhin beiseite nimmt, um sich
mit ihr über ihr Fehlverhalten zu unterhalten. Doch dort weigert sich Laura zu reden. Aus
dem Grund, dass immer nur ein Betreuer pro Gruppe zugeteilt ist, hat die Ratsuchende
nicht genügend Zeit, sich mit Laura zu unterhalten. Die Ratsuchende muss das Gespräch
dann mit Laura unterbrechen, damit ihr Gruppe nicht unbeaufsichtigt ist. Alle anderen
Betreuer sind zu diesem Zeitpunkt beschäftigt.
Mein erster spontaner Gedanke zu diesem Vorfall ist, dass ich in der Situation ähnlich
wie meine Kommilitonin gehandelt hätte. Der Fall löst im mir Unsicherheit aus, da die
Ratsuchende zum Zeitpunkt des Vorfalls auf sich allein gestellt ist und sich keinen
anderen Betreuer zu Hilfe holen kann.
In der Phase Befragung stellen sich weitere wichtige Details heraus, welche ich als sehr
wichtig für das Verständnis und für die Lösungsfindung betrachte. Die Kinder in der
Gruppe von Laura kannten sich vor dem Camp noch nicht. Ein wichtiger Punkt ist die
Tageszeit, zu der sich der Vorfall ereignet. Das Spiel „Schatzsuche“ wird während der
Mittagspause erklärt. Bei dem Spiel kann ein kleiner Preis für das Siegerteam gewonnen

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werden, der Schatz. Diese Phase ist für mich von großer Bedeutung, da sich einige
Unklarheiten und Fragen über den Fall für mich geklärt haben.
Das Seminar stellt nun erste Hypothesen auf. Die erste Hypothese eines
Beratungsmitglieds besagt, Laura bekäme nicht genügend Aufmerksamkeit. Laura würde
versuchen, sich durch ihr Verhalten von der Gruppe abzulösen und sich durch ihre
Bockigkeit in den Vordergrund zu rücken.Die zweite Hypothese vermutet, dass Laura
nicht genügend Zeit bekäme, sich zu entspannen. Dass Laura zuvor Streit mit ihren
Zimmergenossen auf dem Zimmer gehabt haben könnte, bildete ebenfalls eine
Vermutung des Beraterteams. Der Streit könne dazu geführt haben, dass sich Laura über
den Streit ärgere und es sie sehr beschäftige.
In der fünften Phase ergänzt die Ratsuchende eine zuvor genannte Hypothese. Es gab vor
bzw. nach der Erklärung des Spielverlaufs eine längere Pause, welche nach dem
Ermessen der Ratsuchenden vollkommen ausreichend ist.Diese Phase gibt mir persönlich
noch einmal Aufschluss über gewisse unklare Punkte. Es wurde deutlich, welche
Hypothesen eher unwahrscheinlich sind und welche für die Lösungsfindung von
Bedeutung sein könnte.
Das Beratungsteam schlägt in diesem Schritt Lösungsansätze vor. Der erste Ansatz sagt,
dass sich die Fallvorstellende als Vertrauensperson anbieten solle. Ebenso wird vom
Beraterteam vorgeschlagen, Lara solle sich eine kurze Auszeit nehmen. Laura zur
Selbstreflexion anregen, bildet eine weiteren Lösungsvorschlag.
Nun kann eine offene Diskussion stattfinden.

Ich habe den Fall ausgewählt, weil ich persönlich oftmals mit vergleichbaren Situationen
im Alltag konfrontiert werde. Zurzeit absolviere ich mein Eignungs- und
Orientierungspraktikum (EOP) in einer Grundschule. Dort bin ich, oftmals in
Gruppenarbeiten, auf Kinder gestoßen, welche sich nicht an der Gruppenarbeit beteiligen
und sich bockig oder sogar aggressiv verhalten. Mir persönlich hilft in diesen Situationen
die KFB. Aus dem oben besprochenen Fall, kann ich Sicherheit über meine
Entscheidungen gewinnen. Über meine pädagogische Professionalität habe ich im
Verlauf der KFB festgestellt, dass bereits eine gute Grundlage besteht. Jedoch ist mir
aufgefallen, dass ich oftmals eine gewisse Unsicherheit meines Handelns verspüre. Durch
zum Beispiel KFBs oder erlernen wichtiger Theorien, kann ich diese Unsicherheit
verringern. Ebenso nehme ich Vorschläge und Sichtweisen meiner Komiliton/inn/en auf,
um diese auch in der Praxis anwenden zu können. Aus der KFB nehme ich mit, dass es

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nie nur einen richtigen Lösungsweg gibt. Es gibt nur ein situativ angemessenes Verhalten
der Lehrperson. Zudem nehme ich mit, dass es im Lehrer/innen-Beruf vollkommen in
Ordnung und angemessen ist, sich mit Kolleg/inn/en über seine Unsicherheiten
auszutauschen, um wiederum durch diese Methode Sicherheit zu erlangen.

4.2. Podcast
In dem Podcast „Umgang mit Unterrichtsstörungen“ wurde eine Lehrkraft befragt,
welcher in einer Gesamtschule tätig ist. Generell beschäftigt sich der Podcast mit der
Frage, was der Befragte schon für Unterrichtsstörungen mitbekommen hat, wie er damit
umgegangen ist und ob es generelle bewehrte didaktische Strategien gibt.
Der Befragte ist der Auffassung, „gestört wird immer“. Schüler/innen stören in
verschiedener Art und Weise. Besonders beliebt ist hierbei das „quatschen“ unter
Mitschülern. An der Gesamtschule des Befragten existiert in der Sekundarstufe ein
Konzept, welches strukturiert gegen Unterrichtsstörungen vorgeht. Dieses Konzept wird
das Trainingsraumkonzept genannt. Schüler/innen werden von einer Lehrkraft in einen
Trainingsraum geschickt, wenn diese/r bestimmte Schüler/in im Unterricht vermehrt
stört. Hinter diesem Konzept steckt der Grundgedanke: „Ein Schüler, der stört hat
irgendein Problem“. Jeder/e Schüler/in hat also ein Problem, welches sich durch
Unterrichtsstörungen äußert. Durch das Trainingsraumkonzept wird versucht, mithilfe
von speziell ausgebildetem Personal diesem Problem auf den Grund zu gehen. Mit diesem
Personal erarbeitet der Schüler/ die Schülerin einen Rückkehrplan. Oft beinhaltet dieser
Plan Hilfekarten. Bevor SuS in den Trainingsraum kommen, werden drei Phasen
durchlaufen. Im Klassenraum befindet sich eine Trainingsraumliste, welche jede Stunde
wieder von vorne beginnt. Nach der Erfahrung des interviewten Lehrers, kommt es selten
zur dritten Ermahnung und somit auch zur Benutzung des Trainingsraums. Dieses
Konzept wird an der Gesamtschule des Interviewten ausschließlich in der Sekundarstufe
1 angewendet.
Dieses Konzept wird aus mehreren Gründen als hilfreiches Instrument bezeichnet. Zum
einen kann das Trainingsraumkonzept als eine Art Druckmittel verwendet werden.
Zudem wird verdeutlicht, welche Handlungen der SuS angemessen sind und welche
nicht. Dieses Instrument bietet ebenso den wichtigen Faktor Struktur, welches wichtig ist,
um Unterrichtsstörungen entgegenzuwirken. Der Interviewte machte in der
Vergangenheit die Erfahrung, dass die Klasse insgesamt unruhiger sei, wenn der Lehrer
selbst unstrukturiert ist. Ebenso hilft diese Methode die SuS zur Selbstreflexion

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anzuregen. Er/Sie wird dazu angeleitet, über Fragen, welche Gründe zum Fehlverhalten
geführt haben könnten, nachzudenken.
Im Podcast werden ebenfalls allgemeine Strategien zur Bewältigung von
Unterrichtsstörungen genannt. Eine bereits genannte wichtige Strategie ist die Struktur.
Diese Strategie gibt nicht nur Lehrkräften sondern auch SuS Sicherheit im Unterricht.
Eine Weitere wichtige Strategie bildet die Transparenz. Ein Beispiel hierzu wäre die
Erstellung einer Stundentransparenz an der Tafel zu Beginn einer Unterrichtsstunde.
Der Interviewte ist der Auffassung, dass man als angehende Lehrkraft
Unterrichtsstörungen selbst erleben und durchmachen muss, um einen Weg zu finden,
mit dem man gut zurecht kommt. Das Auftreten der Lehrkraft im Unterricht, spielt eine
große Rolle, ob es zu Unterrichtsstörungen kommt. Der Interviewte ist der Auffassung
„Jeder gute Lehrer sollte auch ein guter Schauspieler sein.“. Oftmals unterscheide sich
die Lehrerrolle sich extrem von der Privatrolle einer Lehrkraft. Ein präventives Strengein
suggeriert Ruhe in der Klasse.

Ich habe speziell diesen Podcast zur Reflexion in meinem Lerntagebuch ausgewählt, da
der Podcast viele interessante Ausführungen bezüglich Unterrichtsstörungen aufweist.
Beispielsweise finde ich die Aussage „Jeder gute Lehrer sollte auch ein guter
Schauspieler sein“ sehr interessant und diskussionswürdig. In meinem EOP kommt es
täglich zu Unterrichtsstörungen. Aus diesem Grund interessiere ich mich besonderes für
verschiedene Sichtweisen, wie mit solchen Störungen umgegangen werden kann.

Während der Besprechung des Podcasts stellte ich bezüglich meiner eigenen
pädagogischen Professionalität fest, dass ich noch einige Praxiserfahrungen sammeln
muss, um einen für mich passenden Weg zu finden, um mit Unterrichtsstörungen
umzugehen. Der Podcast verdeutlicht, dass man erst erlernen muss, mit Unsicherheiten
umzugehen und, dass man mit zunehmender Praxis immer routinierter wird. Man kann
zwar durch theoretisches Wissen präventiv gegen Unterrichtsstörungen vorgehen, jedoch
gibt es oft unvorhersehbare Situationen, welche ein situatives Handeln benötigen. Hierbei
hilft die vom Interviewten erwähnte gesammelte Erfahrung in Bezug auf Störungen. Der
Interwievte trifft die Aussage, dass man mit der Zeit als Lehrkraft immer entspannter
würde und egal was passiere, man angemessen agieren würde. Wenn dies nicht der Fall
sei, müsse man daraus lernen. In der Praxis stellte ich bezüglich meiner pädagogischen
Professionalität fest, dass mit diese beschriebene Entspanntheit noch fehlt. In meinem

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ersten Unterrichtsversuch machte ich die Erfahrung, dass mich eine Unterrichtsstörungen
sehr angespannt und aus dem Konzept gebracht hat.

Der Podcast lehrt mich einiges für meinen späteren Beruf. Jetzt bin ich mich bewusst,
dass es im Lehrerberuf immer wieder Situationen gibt, in denen man Unsicherheiten
ausgesetzt wird. Um diese Unsicherheiten zu bekämpfen, muss man sich den Situationen
stellen. Nach dem Motto „learning by doing“ wird man immer sicherer in seinem
Handeln. Ebenso nehme ich mit, dass nicht jede Unterrichtsstunde perfekt
durchstrukturiert ist und auch mal anders ablaufen, als eigentlich intendiert war. Das
Konzept des Trainingsraums sehe ich für meine Zukunft als sehr inspirierend an.

5. Abschlussdiskussion
Aus den im Seminar besprochenen Inhalten und Methoden nehme ich einiges für mich
mit. Mir ist bewusst geworden, dass meine pädagogische Professionalität nie komplett
erreicht ist. Daraus nehme ich mit, dass man diese Professionalität durch bestimmte
Methoden oder Herangehensweisen optimieren kann. Es ist wichtig sich und seine
Handlungen als Lehrkraft immer weiter auszuprobieren, um daraus Konsequenzen für die
eigene pädagogische Professionalität zu sammeln. Ebenso wurde durch das Lerntagebuch
deutlich, dass ich erst am Anfang meines Studiums stehe. Mir fehlen noch grundlegendes
Erfahrungswissen und auch tiefgründiges wissenschaftliches Wissen, welches essenziell
ist, um pädagogisch Professionell zu handeln. Das Lerntagebuch ist aber ein großer
Schritt, was pädagogische Professionalität bedeutet und wie es mir gelingt diese in
Zukunft weiter auszubauen.
Aus der Methode der kollegialen Fallberatung kann ich einiges mitnehmen. Die KFB ist
eine gute Beratungsform, um sich mit mit gleichberechtigten Kollegen über Probleme
auszutauschen. Besonders nehme ich aus der KFB mit, dass man keine Scheu besitzen
sollte, sich mit Kolleg/innen über berufliche Probleme auszutauschen. Nach Bearbeitung
des Lerntagebuchs, bin ich der Auffassung, dass der Austausch ein wichtiger Punkt für
eine gute Lehrkraft bildet. Ebenso betrachte ich den Perspektivwechsel der KFB als
besonders sinnvoll.
Die KFB ist für die Entwicklung meiner persönlichen pädagogischen Professionalität von
hoher Relevanz, da durch diese Methode effektiv und strukturiert bestehende
Unsicherheiten bekämpft werden können. Ich bin der Meinung, dass die KFB gerade am
Anfang des Lehrerberufs von hoher Relevanz ist, da zu dieser Zeit noch nicht ausreichend

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Erfahrungswissen gesammelt wurde. Mit dem Austausch und der Lösungsfindung mit
Kollegen, welche bereits mehr Berufserfahrung sammeln konnten, sehe ich eine große
Möglichkeit, die eigene pädagogische Professionalität auszubauen.
Wenn die Möglichkeit an meinem späteren Arbeitsplatz besteht, an einer KFB
teilzunehmen, werde ich diese Möglichkeit auf jeden Fall aus den oben genannten
Gründen wahrnehmen.
Auch der Podcast „Umgang mit Unterrichtsstörungen“ ist in meiner Zukunft von
Bedeutung. Durch die Aussage „gestört wird immer“ (Podcast), nehme ich mit, dass man
gewisse präventive Maßnahmen treffen kann, um Unterrichtsstörungen zu unterbinden,
jedoch trotz dieser Vorkehrungen Störungen auftreten können. Für meine eigene
pädagogische Professionalität nehme ich mit, dass es von hoher Bedeutung ist, eigene
positive sowie negative Erfahrungen zu sammeln, um die eigene Professionalität
auszubauen. An Herausforderungen kann die eigene pädagogische Professionalität
wachsen. Es muss erst der eigene Weg gefunden werden, mit Störungen umzugehen.
Auch das Trainingsraumkonzept sehe ich als effektive Methode an, um
Unterrichtsstörungen zu präventiveren.
Von hoher Relevanz ist für mich die Wichtigkeit der Struktur im Unterricht. Denn durch
die Struktur wissen Schüler/innen genau, was auf sie zukommt.
Für meine spätere Lehrpraxis nehme ich aus dem Podcast mit, dass ich meinen Unterricht
später möglichst viel strukturieren möchte. Auch das Ampelsystem inspiriert mich sehr,
da es nicht nur mir, sondern auch den Kindern Sicherheit und Transparenz bietet.

6. Fazit
Durch verfassen des Lerntagebuchs, ist mir mein Lernprozess bewusst geworden. Es hat
mir dabei geholfen, diesen Prozess und meine Gedanken zu strukturieren und zu
verinnerlichen. Besonders bei der Reflexion war mir das Lerntagebuch von großer Hilfe.
Letzte kleine Verständnisprobleme konnte ich beseitigen. Auch ich persönlich konnte
meine persönliche Positionierung zu dem in der KFB besprochenen Fragestellung
nochmals vertiefen.
Da ich zur Zeit oftmals durch mein erwähntes Praktikum mit Unterrichtsstörungen
konfrontiert werde, weckt der oben reflektierte Podcast besonderes Interesse. Meiner
Meinung nach werden dort viele interessante und kontroverse Sicht- und
Verhaltensweisen angesprochen, die mich sehr zum nachdenken anregen. Die im
Lerntagebuch gemachte Reflexion zum Podcast hilft mir dabei, das Thema
Unterrichtsstörungen näher zu verstehen und zu verinnerlichen. Auch für meine spätere

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Berufspraxis konnte ich aus dem Podcast einiges mitnehmen. Besonders das Thema des
Trainingsraumkonzepts inspiriert mich sehr. Ich könnte mir vorstellen, dass Formen oder
Teile dieses Konzepts Teil meiner Praxis als Lehrerin bilden.
Durch die Bearbeitung des Lerntagebuchs sind mir nicht nur meine Stärken, sondern auch
meine Schwächen bewusst geworden.

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Literaturverzeichnis

Óhidy, Andrea: Professionalität in der Jugendbildungsarbeit, Nordstedt, 2003.

Giesecke, Hermann: Pädagogisches Handeln. In: Giesecke, Hermann: Pädagogik als


Beruf: Grundformen pädagogischen Handelns. Weinheim, 1997

Tietze, Kim-Oliver (Hrsg.): Wirkprozesse und personenbezogene Wirkungen von


kollegialer Beratung. Theoretische Entwürfe und empirische Forschung. 2010.
Wiesbaden: VS Verlag f. Sozialwissenschaft, Auszüge.

Haug-Benin, Rolf (2009): Kollegiale Beratung – ein Fall nicht nur für zwei. In: hibachi
transfer. Ideen und Konzepte für berufliche Integration, 1/2009, Münster.

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