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Matth 9 , 2 ( 8 ) 495

9, 2 95: D e i n e S ü n d e n ai>nd v e r g e b e n ( e r l a s s e n ) , cupfevval aov


ai afiaouai. — Im Rabbin. sind die gebräuchlichsten Verba für „ver­
geben* nVo (schon ini A T ) , brva, p a t y .
Die Sündenfreiheit der messian. Heilsgemeinde gilt der älteren Zeit
meist als etwas Selbstverständliches. Der Messias ist an der Herbei­
führung dieses Zukunftsideals nach etlichen Stellen insofern beteiligt,
als er durch das Weltgericht die Gottlosen aus Israel vernichtet, die
Macht der dämonischen Gewalten beseitigt u. sein gerechtes Volk durch
sein Regiment vor Sünde bewahrt; s. die Belege bei Mt 1,21 S. 67 ff. —
Auch der Gedanke findet sich, daß Israel auf Grund der Fürbitte u.
der Leiden des Messias Vergebung der Sünden erlangen werde, s. Targ
Jes 5 3 , 4 ff., oben S. 4 8 2 ; ferner bei Lk 2 4 , 2 6 I, 3 u. 4 Anm. l—q. —
Dagegen ist uns keine Stelle bekannt, in der der Messias kraft eigner
Machtvollkommenheit einem Menschen die Vergebung der Sünden zu­
spricht. Die Sündenvergebung bleibt überall das ausschließliche Recht
e
Gottes; auch P siq 149» (s. gleich) macht keine Ausnahme.
Über den Zus.hang von Sünde u. Krankheit, bezw. von Genesung
u. Sündenvergebung orientieren zwei Aussprüche prinzipieller Art.
a
Schah 5 5 : R. Ammi (um 300) hat gesagt: Es gibt keinen Tod ohne Sünde u. keine
Züchtigungen (Leiden) ohne Schuld. Es gibt keinen Tod ohne Sünde, s.: „Die Seele,
die da sündigt, die soll sterben; ein Sohn soll nicht die Schuld des Vaters tragen, noch
der Vater die Schuld des Sohnes tragen; die Gerechtigkeit des Gerechten wird über ihm
sein u. die Bosheit des Bösen wird über ihm sein" Ez 18,20. Es gibt keine Züchtigungen
ohne Schuld, s.: „Ich will heimsuchen mit dem Stecken ihren Frevel u. mit Plagen
ihre Missetat" P s 8 9 , 3 3 . — Man wandte ein: Es sprachen die Engel des Dienstes vor
Gott: Herr der Welt, warum hast du den Tod über den ersten Menschen verhängt?
Er antwortete: Ein leichtesGebot hatte ich ihm geboten u. er übertrat es! Sie sprachen:
Aber haben denn nicht Mose u. Ahron die ganze Tora gehalten u. sie sind gestorben?
Er antwortete: Ein Geschick trifft den Gerechten wie den Gottlosen (Qoh 9 , 2 ) . — W e r
(wie R. Ammi) sagt, stimmt überein mit einem Tannalten. Denn in einer Bar ist gelehrt
worden: R. Schimfon b. Eifazar (um 190) sagte: Auch Mose u. Ahron sind der Sünde
wegen gestorben, s.: „Darum daß ihr nicht an mich geglaubt habt* Nu 20,12! Siehe,
wenn ihr an mich geglaubt hättet, so wäre eure Zeit, von der Welt zu scheiden, noch
nicht gekommen. — Man wandte ein: Vier sind infolge des Rates .der Schlange ge-
storben (d.h. ohne durch eigene Sünde den Tod verschuldet zu haben): nämlich Ben­
jamin der Sohn Jakobs, f Amram der Vater Moses, Isai der Vater Davids u. Kibab der
Sohn D a v i d s . . . . Daraus entnehme ich, daß es einen Tod ohne Sünde u. Züchtigungen
ohne Schuld gibt. Aber der Einwand des R. Ammi bleibt (nnwiderlegt) bestehn. —
d
Parallelstellen zu Ammis Ausspruch: LvR37 ( 1 3 3 ) ; Midr Qoh 5,4 (25»); zu dem Wort
b
des R. Schimfon b. Eifazar: SNu 27,14 § 137 ( 5 1 ) ; zu der Ausführung über die vier
e 1
durch den Rat der Schlange Gestorbenen BB 17». || N d 4 1 » : R. Chijja b. A b b a (um 280)
hat gesagt, R. Alezandrai (um 270) habe gesagt: Der Kranke steht von seiner Krankheit
nicht auf, bis man ( = Gott) ihm alle seine Sünden vergeben hat, s.: „Der dir alle
deine Sünde vergibt, der Heilung schafft all deinen Gebrechen" Ps 103,3 (also erst
e
Vergebung, dann Genesung). || P siq 149»: Das Gewand, in das Gott dereinst den Messias
kleiden wird, wird bell u. immer beller leuchten von einem Ende der Welt bis 'zum
andren, s.: „Gleich einem Bräutigam, der den priesterlicben Kopfputz aufsetzt" Jes 61,10,
u. Israel wird sich seines Lichtes erfreuen. Dann wird man .sagen: Heil der Stunde,

1
So ist zu lesen; R. Chijja ist der Tradent.
496 M a t t h 9 , 2 ( » ) . 9, 3 ( « 1 . 2 )

da der Messias geschaffen (geboren) ward; Heil dem Leibe, ans dem er hervorging;
Heil dem Geschlecht, das ihn sieht (••«««. = «r-x ri»«^ -i-yv ->ii); Heil dem-Auge',
das gewürdigt ward, ihn zu schauen! Denn das öffnen seiner Lippen ist Segen u!
Frieden, sein Sprechen ist Erquickung des Geistes m - m s ; Majestät u. Herrlichkeit
ruht auf seinem Gewand, Sicherheit u. Glück ist in seinem Wort, seine Zunge ist Ver­
gebung u. Verzeihung ^ n - ' w n«--;«; x^v's, sein Gebet ein wohlgefälliger Duft u. sein
Flehen Heiligkeit u. Reinheit. Heil Israel über das, was ihnen aufbewahrt ist: „Wie
groß ist dein Gutes, das du birgst für die, so dich fürchten!'' Ps 31,20. — Parallelstelle
e a
P siqR 37 (I64 j. — Wenn es oben heißt, daß des Messias Zunge Vergebung u. Verzeihung
sei, so hat man dabei nicht an eigentliche Sündenvergebung zu denken, sondern an
sein mildes Orteilen, das bereit ist, Unrecht überall zuzudecken u. zu vergessen.

9, 8 H: E i n i g e der S c h r i f t g e l e h r t e n s p r a c h e n bei s i c h . —
Über ygafifiaTsvq s. oben S.79. Der Gelehrtenstand umfaßte die a^n,
1 u
•die wozn ^T?^ ?. - die o^ni^n.
1. Zu den Chakhamim, den Weisen, gehörten alle diejenigen, die
durch die Ordination n=i?p öffentlich als „Gelehrte" anerkannt waren.
Sie durften den Ehrentitel „Rabbi" führen, als Richter in Strafprozessen
fungieren,a gegebenenfalls auch rechtsgültig für sich allein Zivilklagen
entscheiden.b — Über die Ordination s. bei Apg 6, 6; über den Titel
„Rabbi" bei Mt 23, 7.
a. Sanh 3&: Geldprozesse werden durch drei Laienrichter abgeurteilt, Beraubungen
«her u. Verwundungen durch drei anerkannte v r w s (ordinierte) Richter.
b. Sanh 4*> Bar: Geldprozesse werden durch drei (Personen) abgeurteilt, u. wenn ein
öffentlich Anerkannter (Ordinierter) da ist, darf er auch allein entscheiden. Rab Nachman (f
320) hat gesagt: leb zB entscheide Geldprozesse allein; ebenso hatR. Chijja (um 280) gesagt.
2. Ein Talmid-Chakham (wörtlich: Gelehrtenschüler) war ein Ge­
lehrter, der die Ordination noch nicht empfangen hatte, obwohl er den
traditionellen Stoff samt der halakhischen Methode so weit beherrschte,
•daß er die religionsgesetzl. Bestimmungen auf die konkreten Einzel­
fälle, wie sie das tagtägliche Leben gerade zeitigte, richtig anzuwenden
vermochte. Die Gesamtheit dieser Nichtordinierten heißt im pT oft
*<T!?rj = die Genossen, der einzelne -on, aram. K?an, zB Hoschatja, der
Genosse oder Kollege der Gelehrten ira-n •pmsr». Üm in die Reihe der
Talmide-Chakhamim einzutreten, sollte der Betreffende vierzig Jahre
« l t sein.» Wie es scheint, hat man sie gern in kleinere Gemeinden
entsandt, damit sie diesen mit ihrem Wissen u. Können als Leiter, Be­
rater, Prediger u. dgl. dienten.b Auch ein solch nichtordinierter Ge­
lehrter konnte selbständig zivilrechtliche Entscheidungen treffen, falls
die Parteien sich im voraus bereit erklärten, seinem Urteilsspruch sich
unterwerfen zu wollen, c
:>
a. Sota 22 Bar: Eine Jungfrau, die eine Betschwester ist, eine Witwe, die umher­
läuft (von Haus zu Haus) u. ein Kind, dessen Monate nicht voll sind (das nicht aus­
getragen ist), siehe, die richten die Welt zugrunde.. . . Was ist ein Kind, dessen
Monate nicht voll sind? Man hat es so gedeutet: Es ist ein Gelehrtenschüler (Talmid-
Chakham), der seine Lehrer verachtet (wörtlich: gegen sie ausschlägt). R. Abba ium 290)
hat gesagt: Es ist ein Schüler, Talmid, der noch nicht bis zum Lehren (Entscheiden)
gelangt ist u. (gleichwohl) lehrt (Entscheidungen trifft). Denn R. Abbahu (um 300) hat
gesagt, Rab Huna (t 2y7) habe gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Was bedeutet: „Viel

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