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Institut für Philosophie

Dr. Rölli

Descartes für Anfänger

WS 2010/2011

Monismus und Dualismus

Mettries im Vergleich zu Descartes

Florian Bergner

25.01.2011

Joint Bachelor Philosophie/Soziologie

1.Fachsemester
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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Leib-Seele Dualismus nach Descartes


2.1 Rene Descartes
2.2 Implizierter Dualismus in der zweiten Mediation
2.3 Direkter Dualismus in der sechsten Meditation
2.4 Interaktionistischer Substanzdualismus in „Leidenschaft der Seele“
2.5 Zusammenfassung

3. La Mettries‘ Monismus
3.1 Julian Offrey de la Mettries
3.2 Erläuterungen des Monismus
3.3 Zusammenfassung

4. Vergleich

5. Schluss

6. Quellenangabe

7. Eigenständigkeitserklärung

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1. Einleitung

„Nichts ist so verrückt, dass es nicht bereits ein anderer Philosoph behauptet hätte.“()

Dieses Zitat aus dem Discour de la Methode von Rene Descartes mag er wohl nicht nur
selbstironisch auf sich selbst bezogen haben, er hätte es auch sicherlich in Richtung Julian
Offrey De La Mettrie gerichtet, wenn die beiden einander gekannt hätten. Diese Hausarbeit
soll sich mit den beiden Positionen dieser zwei Vorreiter bezüglich des Leib-Seele Konflikts
auseinandersetzen. Beide Philosophen, die zwischen dem 16. Und 18. Jahrhundert gelebt
haben, beschäftigten sich intensiv mit dem Problem, ob Körper und Seele eine untrennbare
oder identische Einheit sind oder ob es sich um zwei uns gegeben, aber nicht miteinander
verbundene Elemente handelt. Obwohl die Idee des Dualismus schon lange vor Descartes
existierte, war er es, der zum ersten mal eine prägnante These zu dem Thema formulierte, die
später zur Basis des Interaktionistischer Substanzdualismus werden würde. Diese These
wurde im Laufe der Zeit immer wider kritisiert und angegriffen, unter anderem fast hundert
Jahre später von La Mettries, einem französischen Arzt. Er war einer der ersten Vertreter des
Materialismus in der Aufklärung und galt seinen Zeitgenossen durch sein konsequentes
Menschenbild und als überzeugter und lautstarker Atheist als „enfant terrible“ der
Aufklärung. Sein Hauptkritikpunkt an Descartes war der Mangel an empirischen Fakten: „Wie
kann man auch etwas definieren wollen, von dessen Natur man absolut keine Wissenschaft
hat? Descartes und alle Cartesianer, zu denen man seit lange auch die Malebranchisten
zählt, haben denselben Fehler gemacht.“(L’homme plus que machine, 18)
Das Ziel dieser Hausarbeit ist eine intensive Auseinandersetzung mit den Standpunkten beider
Philosophen und deren Werke. Dazu werde ich zunächst die Theorien der Beiden anhand
ausgewählter Texte aufführen und zusammenfassen, damit mir im nächsten Schritt ein
Vergleich der zwei Positionen möglich ist. Die oben erwähnten ausgewählten Texte sind vor
allem die „Meditationen“ (im Folgenden: „Med“) und „Die Leidenschaften der Seele“ (im
Folgenden: „LDS“) von Descartes, sowie das bekannteste Werk von Julian Offrey De La
Mettrie, „Der Mensch als Maschine“ (im Folgenden: „MAM“).

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2. Der Leib-Seele Dualismus nach Descartes

Rene Descartes verfasste seine Thesen zum Dualismus über mehrere Jahre hinweg.
Grundlagen derselben finden sich bereits in seinem „Discour“ und werden später in den
Meditationen detaillierter ausgearbeitet. Innerhalb dieser Schrift erbringt Descartes gleich
zwei Thesen zum Leib Seelen Konflikt, einmal einen indirekten, vielleicht auch
unbeabsichtigten in der zweiten Mediation und einen expliziten in der Sechsten. Die
Meditationen gelten gemeinhin als die Grundlage seiner Dualistischen Position, welche eine
strikte Trennung von Leib und Seele darstellen. Doch sieben Jahre später veröffentlichte
Descartes die „Leidenschaften der Seele“, in welcher er scheinbar seine rein rationalistische
Position auflockert. Die darin enthaltenen Thesen beinhalten einen stark empirischen Einfluss
und heben die strikte Trennung der beiden Elemente auf. In diesem Abschnitt der Hausarbeit
soll Descartes vollständige Position und deren Erläuterung anhand der oben angeführten
Texte zusammengefasst werden, wobei jede einzelne These zum Leib-Seelen Konflikt
aufgebracht wird.

2.1 Rene Descartes

Um Descartes Thesen über den Dualismus vollständig zu verstehen (vor allem das Abgleiten
in den „LDS“), ist es wichtig die Grundlagen seiner Philosophie und Methode zu kennen. Er
gilt gemeinhin als der Begründer des neuen Rationalismus, weil er der scholastischen
Philosophie des Vergleichens und Gegenüberstellen von Meinungen entgegenwirkte.
Descartes stellte fest, dass man von den Sinnen und den daraus gewonnen Erfahrungen
getäuscht werden konnte, woraus er schloss, dass man sich nicht auf Thesen und Dinge
berufen darf, welche man nicht mit der gleichen, einleuchtenden Gewissheit der Mathematik
beweisen könnte: „Alles nämlich, was mir bisher am sichersten für wahr gegolten hat, habe
ich von den Sinnen oder durch die Sinne empfangen; aber ich habe bemerkt, dass diese
mitunter täuschen, und die Klugheit fordert, denen niemals ganz zu trauen, die auch nur
einmal uns getauscht haben.“(Med 1; 20). Damit führte er eine gewisse wissenschaftliche
Methodik in die Philosophie ein, welche als Methode des Zweifelns bekannt wurde. Er stellte
also fest, dass man nichts für wahr ansehen sollte, bis man die Gründe dafür deutlich erkennen
konnte. Auf dieser Basis rollte er die Philosophie für sich von vorne auf, ging verschiedenste
Bereiche derselben nochmal durch und versuchte jene durch seine eigene Urteilskraft und
seiner Methode evident zu erklären. Nur durch seinen eigenen Akt des Hinterfragens erreichte
er schließlich eine grundlegende Wahrheit, die er nicht weiter bezweifeln konnte: Das er ist.

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„[…] und mag er [der Betrügergott] mich täuschen, so viel er vermag, nimmer wird er es
erreichen, dass ich nicht bin, so lange ich denke, dass ich Etwas bin.“ (Med 2; 28)
Eine weitere, wichtige Grundlage bildet Descartes Unterscheidung der Realität in zwei
Formen. Die eine ist die denkende Substanz, die Res Cogitans, die andere ist die ausgedehnte
Substanz, die Res Extensa. Dabei muss ein Gegenstand der einen Realität immer mindestens
genauso viel Realität aufweisen, wie seine Entsprechung in der anderen.

2.2 Impliziter Dualismus in der zweiten Meditation

Descartes beginnt zunächst damit, eine gesicherte Grundlage zu suchen. Nach der
Feststellung, dass seine Sinne – und damit die aus jenen gewonnene Erfahrung - ihn täuschen
können, kommt er zur Idee des radikalen Zweifelns. Durch die Einführung dieser Methode in
der ersten Meditation, gelangt Descartes in der zweiten Mediation zum Cogito-Argument,
welches die gesamte Grundlage der restlichen Argumentationslinie bildet . Auch wenn alles
bezweifelbar ist, so kann er nicht daran zweifeln, dass er zweifelt. Bereits an dieser frühen
Stelle beginnt Descartes eine erste Unterscheidung von Geist und Körper zu treffen, da die
Trennung in dem oben erwähnten Argument impliziert wird. Er ist sich einerseits sicher zu
sein, also Geist zu haben. Aber noch kann er die Evidenz seines Körpers weder bestätigen,
noch widerlegen; aber ebenso wenig kann er seine Existenz als purer Geist beweisen,
wohingegen zumindest das Gegenteil - Das er kein Geist hat - bereits ausgeräumt wurde (
durch das Cogito-Argument). Descartes beginnt nun damit die Eigenschaften aufzuzählen, die
er an sich wahrnimmt und ordnet diese bestimmt zu. „Also zuerst bemerkte ich, dass ich ein
Gesicht, Hände, Arme und jene ganze Gliedermaschine hatte, wie man sie auch an einem
Leichnam sieht, und die ich mit dem Namen »Körper« bezeichnete. Ich bemerkte ferner, dass
ich mich nährte, ging, fühlte und dachte; ich bezog diese Thätigkeiten auf die Seele; “(Med 2;
29) Hier beginnt zum ersten Mal eine sichtbare Trennung von Geist und Körper. Er sieht die
Seele als einen eigenständigen Bestandteil einer lebenden Person, da er dem Körper explizit
Eigenschaften zuordnet und diese von der Seele unterscheidet. Als er allerdings versucht den
Geist zu fassen, hat er zunächst keine evidente Antwort. „[…] aber was diese Seele sei, nahm
ich nicht wahr, oder ich stellte sie mir als ein feines Etwas vor, nach Art eines Windes oder
Feuers oder Aethers, welcher meinen gröberen Bestandtheilen eingeflösst war.“(Med 2; 29)
Verunsichert untersucht er daraufhin den Körper noch einmal, wobei er sich seiner Sache
plötzlich nicht mehr ganz gewiss ist, da er nun Eigenschaften der Seele, beziehungsweise der
Sinne, wie zum Beispiel das Gefühl, den Geschmack oder den Geruch dem Körper
zuschreiben muss. Auf diese Feststellung geht er in seinem Wachsbeispiel stärker ein. Dazu
betrachtet er ein Stück Wachs und hält es schließlich an eine Kerze. Seine Beobachtungen
über dessen sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften, das heißt der Duft, die Form, die Farbe
und die Größe vor und nach dem Erhitzen des Wachsstücks, führt ihn zur Frage nach der
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Veränderung des Wachs „ob es immer noch das selbe Stück Wachs bleibt“ (Med 2; 34). Es ist
immer noch dasselbe Stück Wachs, antwortet er selbst, jedoch haben sich dessen
Eigenschaften, die er mit den Sinnen wahrnehmen konnte, vollständig verändert und sind
nicht mehr dieselben. Er schließt daraus, dass die sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften des
Wachses flüchtig sind. Ohne diese Eigenschaften bleibt lediglich der Eindruck eines
ausgedehnten Körpers, der veränderbar ist. Daraus zieht er, dass die sinnlichen Eindrücke
kein Teil des Geistes sein können. Dennoch erkennt er das Wachs selbst nach seiner
Veränderung wieder. Da dieses Urteil nicht von den Sinnen stammen kann, schließt er, dass
dem Geist eine Urteilskraft innewohnen muss, die Schlussfolgerungen ohne Evidenz zulässt.
Nach dieser Feststellung ist Descartes klar, das die Seele als rezeptorischer Teil eines
Lebewesens nicht mit dem Körper verbunden sein kann, da er über diesen keinerlei
Gewissheit hat. Dieses drückt er sogar spezifisch aus: „So bin ich denn unwillkürlich dahin
zurückgekommen, wohin ich wollte. Denn da sich nun ergeben hat, dass selbst die Körper
nicht eigentlich von den Binnen oder von dem Vorstellen, sondern nur von dem Verstände
allein erkannt werden, und dass diese Erkenntnis nicht auf dem Fühlen oder Sehen derselben
beruht, sondern darauf, dass der Verstand sie auffasst, so erkenne ich klar, dass nichts
leichter und sicherer von mir erkannt werden kann als meine Seele.“ (Med 2, 38).

2.3 Direkter Dualismus in der sechsten Meditation

Einen wichtigen Grundstein zur Argumentation seiner Geist-Körper These, legt Descartes in
der dritten Mediation durch den Clara Test (Sukopp, S. 61). Nur was er klar und distinkt
Einsehen kann, kann die Wahrheit sein. „Dies könnte nicht hinreichen, mich von der Wahrheit
dessen zu vergewissern, wenn es möglich wäre, dass etwas, was ich so klar und deutlich weiß,
falsch sein könnte. Ich kann deshalb als allgemeine Regel aufstellen, dass Alles wahr sei, was
ich völlig klar und deutlich weiss.“(Med 3; 44). Damit räumt er zunächst einmal aus, dass die
körperlichen Dinge unserer Wahrnehmung tatsächlich so existieren, wie wir sie wahrnehmen.
Im nächsten Schritt erstellt Descartes ein System, welches auf der Feststellung aus dem
Wachsexperiment basiert. In diesem System teilt er die Welt in Gegenstände der Ausdehnung
und Gegenstände der Gedanken. Einmal mehr betrachtet er geistiges und physisches
voneinander getrennt. Innerhalb der Welt der Gedanken unterteilt er noch einmal angeborene,
selbstgeknüpfte und externe Vorstellungen. Angeborene Vorstellungen sind jene, welche der
Mensch von Geburt an in sich trägt. Die selbst genküpften Vorstellungen bezeichnen alle
Dinge, die wir in unserem Verstand miteinander Vermengen, zum Beispiel die Vorstellung
einer Chimäre. Die externen Gedanken sind schließlich jene, die wir über die Außenwelt
aufnehmen, größtenteils unsere sinnlichen Wahrnehmungen.
In seinem „Licht der Wahrheit“ argumentiert Descartes, dass die Gegenstände der Gedanken
mindesten ebenso viel Realität haben müssten, wie ihre Entsprechung in der materiellen Welt.
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Das heißt, die Vorstellung eines Feuers hat mindestens soviel Realität wie das tatsächliche
Feuer. Ebenso hat die Chimäre ebensoviel Realität, wie die einzelnen Tiere, aus denen jenes
Konstrukt erschaffen wurde. Aus dieser These heraus erstellt er seinen Gottesbeweis, der
immense Wichtigkeit für die Gültigkeit Descartes‘ Dualismus hat. Ein vollkommenes
Geschöpf muss existieren, da wir die Idee eines vollkommenen Geschöpfes (also eines
Gottes) in uns tragen.
Nach seinen Aufbauarbeiten schließt Descartes in der sechsten Mediation schließlich die
meisten aufgeworfenen Fragen der ersten Mediation ab und räumt die letzten Unsicherheiten
in der zweiten aus. Er schließt aus der Verbindung des Clara-Test, der Theorie der
Realitätseinheiten und der Existenz eines vollkommenen Gottes: Wenn eine Sache klar und
distinkt erkannt werden kann, so kann Gott sie auch für sich schaffen (Sukopp, S. 62).
Dadurch beweist er, dass sein Cogito-Argument wahr ist, obwohl weiterhin an der Evidenz
des Körpers gezweifelt werden muss. Somit trennt Descartes argumentativ Geist von Körper.
Descartes folgert, dass der Geist nichts anderes ist, als ein denkendes Ding. Zum ersten Mal
formuliert er seinen Dualismus klar und deutlich: „Ich bemerke nämlich, dass vorzüglich
darin ein grosser unterschied zwischen Seele und Körper ist, dass der Körper seiner Natur
nach immer theilbar ist, die Seele aber durchaus untheilbar. Denn wenn ich hierbei mich als
denkendes Wesen betrachte, so kann ich keine Theile in mir erkennen, sondern sehe mich nur
als ein einiges und vollständiges Wesen;“ (Med 6, 111)

2.4 Interaktionistischer Substanzdualismus in „Leidenschaft der Seele“

Nach den Meditationen, in denen er seine grundlegende These zum Dualismus von Leib und
Seele formulierte, schrieb Descartes Jahre später die Leidenschaften der Seele. Das Werk
mutet mehr medizinisch als philosophisch an und beschreibt die Funktion und Verbindung
von Körper, Organen, dem Blut und dem Hirn. Jedoch besteht ein weiterer gewichtiger Teil
aus dem Versuch einer Erklärung, wie Wahrnehmung und Emotionen entstehen. Zu Beginn
beschreibt Descartes die Grundlegenden Funktionen des Körpers und wie diese Zustande
kommen. Die Basis für sämtliche erklärten Phänomene bilden dabei die von ihm
„Lebensgeister“ genannten Vermittler zwischen Hirn und dem Rest des Körpers. Er
behauptet, dass diese Lebensgeister kleinste Teilchen des Blutes sind.
Wichtig für Descartes Dualismus ist an dieser Stelle die Theorie über die Zirbeldrüse. „Man
glaubt gewöhnlich, dieser Körperteil sei das Hirn oder vielleicht das Herz; das Hirn, weil
sich mit diesem die Sinnesorgane verbinden, und das Herz, weil man in ihm die
Leidenschaften fühlt. Nachdem ich aber die Sache sorgfältig untersucht habe, bin ich mir
gewiß, erkannt zu haben, daß der Körperteil, über den die Seele ihre Funktionen unmittelbar
ausübt, […] eine gewisse sehr kleine Drüse ist, die inmitten der Hirnsubstanz liegt und so
oberhalb des Wegs, den die Lebensgeister von dessen vorderen Kammern zu den hinteren
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nehmen, hängt, daß ihre kleinsten Bewegungen sehr stark den Strom der Lebensgeister zu
verändern vermögen und daß umgekehrt die geringsten Veränderungen, die im Strömen der
Lebensgeister vorkommen, sehr viel dazu beitragen, die Bewegungen dieser Drüse zu
verändern.“(LDS; ). Er vermutete, dass diese kleine Drüse im Hirn der Hauptsitz der Seele
ist. Diese Vermutung rührte von daher, dass alle anderen Teile des Gehirns doppelt
vorkommen, wobei es lediglich die Zirbeldrüse nur ein einziges mal gibt. Descartes führt
detailiert aus, wie der Geist über die Zirbeldrüse in Wechselwirkung mit dem Körper steht.
Inzwischen weiß man, dass diese Drüse, die Descartes als Hauptsitz der Seele erachtete,
lediglich für den Schlafrhythmus und dem Hormonhaushalt des Menschen verantwortlich ist.
Es ist interessant, dass Descartes offensichtlich seine Position zum Leib-Seele Konflikt
ändert. Scheinbar hatte der Rationalist sich von der Empirie beeinflussen lassen. Vorher
waren Geist und Körper für Descartes strikt voneinander getrennt, existierten lediglich
nebeneinander. Doch mit der Einführung der Zirbeldrüse – so falsch die Vermutung auch war
– lockert Descartes seine Theorie, da er nun eine gegenseitige Wechselwirkung zulässt.
„Halten wir jetzt aber fest, daß die Seele ihren Hauptsitz in der kleinen Drüse in der Mitte des
Hirns hat, von wo sie auf den ganzen übrigen Körper mittels der Lebensgeister, der Nerven
und selbst des Bluts wirkt, das bei der Prägung der Lebensgeister mitwirkt und sie über die
Arterien in alle Glieder bringt.“ () Damit formulierte Descartes die grundlegende These zum
Interaktionistischen Substanzdualismus. Zwar sind Geist und Körper immer noch
Grundverschieden, müssen aber auf eine Weise miteinander verbunden sein. Und: Geist wie
Körper beeinflussen sich.

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2.5 Zusammenfassung zu Descartes

Descartes beginnt die Untersuchung des Leib-Seele- Problems mit einer Betrachtung seines
Körpers. Er stellt jedoch fest, dass dieser scheinbar auch sinnliche Eigenschaften aufweist, die
Descartes der Seele zuordnete. Seine genaue Untersuchung über dieses Problem erklärt er am
Bienenwachsbeispiel. Er untersucht es in erster Hinsicht auf seine evidenten Eigenschaften,
das heißt, die Qualitäten des Gegenstandes, welche er sofort wahrnehmen und beschreiben
kann. Diese beschriebenen Elemente sind eindeutig Bestandteile, die er nicht durch seinen
Körper aufnimmt, sondern durch seine Sinne, die er ja zu Beginn der Untersuchung der Seele
zuordnete. Auf Grund der Verformung des Bienenwachses stellte er fest, dass die sinnlichen
Eigenschaften, die er zuerst wahrnehmen konnte, ihn trügen. Nach dieser Feststellung ist für
Descartes, dass seine Seele als rezeptorischer Teil eines Lebewesens nicht mit seinem Körper
verbunden sein kann, da er keinerlei Gewissheit über diese haben kann. Die Seele jedoch
erscheint ihm nicht als klar und zuverlässig und ist dementsprechend für Descartes als nicht
wahr einstufbar. Die Trennung von Leib und Seele begründet er also partiell auf diesen
Experimenten, die ihm das Gegenteil einer monistischen Beziehung nicht erscheinen ließen.
Diese erste These beweist er daraufhin in einer weitereichenden, sukzessive aufgezogenen
Argumentationslinie auf, deren einzelne Bestandteile im Zusammenspiel rational beweisen,
dass Leib und Seele getrennt sein müssen, wobei dieser Beweis stark von der
Glaubwürdigkeit des Distinktheits-Prinzips abhängt (Sukopp, S. 65). Durch die Feststellung
der Inperfektion seiner Sinne gelangt Descartes zur Methode des Zweifelns, die dem Cogito-
Argument Evidenz verleiht. Aus diesem Argument extrahiert er eine weitere
Evaluierungsmethode, welche er mit seiner Zweifelmethode zum Clara-Test verbindet. Diese
Verbindung aus Zweifeln bis zur unanzweifelbaren Selbstevidenten Wahrheit führt Descartes
schließlich zu seiner Realitätstheorie, welche für alle Gegenstände der geistigen Welt eine
ebenso reale Entsprechung in der materiellen Welt zuspricht. Diese Theorie führt Descartes
letzten Endes zu seinem Beweis eines vollkommenen Gott, der schließlich die Existenz und
vollständige Trennung von Leib und Seele bestätigt. Allerdings revidiert Descartes später
seine Aussage. Obwohl der Dualismus an sich wohl argumentiert ist, erscheint es Descartes
später als zu wenig evident, dass beide Elemente sich auf keine Weise beeinflussen. Seine
medizinischen Beobachtungen über den Körper zwingen ihn dazu anzuerkennen, dass die
Seele auf die ein oder andere Weise in Wechselwirkung mit dem Körper stehen muss. Die
Theorie über die Zirbeldrüse zeigt dies eindeutig auf und wird später der Grundsatz des
Interaktionistischen Substanz Dualismus.

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3. La Mettries Monismus

In diesem dritten Abschnitt der Hausarbeit soll nun die Position von Julian Offrey De La
Mettries zum Leib-Seele Konflikt näher erläutert und erklärt werden. Im diametrischen
Gegensatz zu Descartes, vertritt La Mettries eine monistische Position, was durch Beispiele
und Erklärungen in seinem Werk „L’homme machine- Die Maschine Mensch“ dargestellt
werden soll.

3.1. Julien Offray De La Mettrie

Julien Offray de La Mettrie gilt als einer der ersten neuzeitlichen Vertreter eines groben
Materialismus, der etikettiert und leider in den Annalen ablegt wurde. Sein „L’homme
machine“ wird daher als sein Hauptwerk angesehen, obwohl La Mettries dies schon zu
Lebzeiten bestritt; „Die Maschine Mensch“ war auch nicht das einzige Werk, dass der Arzt
verfasste. Der französische Philosoph hatte zu Lebzeiten mit Verfolgungen, Verspottung und
Abschiebungen ins Exil zu kämpfen, wodurch seine Werke kaum Bekanntheit erlangen
konnten; er wurde in Frankreich teilweise sogar verboten. Bei La Mettrie rückt der Mensch in
den Mittelpunkt des Geschehens und nicht Gott, der sich über die Menschen stellt. La Mettrie
ging davon aus, dass nur Ärzte - er selbst war Leibarzt des Herzog von Grammont (Paris) -
gute und richtige Philosophen sein könnten, wenn sie sich mit dem Thema der Seele
auseinanderzusetzen versuchten. Als Mediziner war es ihm erlaubt, in den menschlichen
Körper zu blicken und diesen dementsprechend dann auch zu untersuchen. Die Lüste des
Lebens beschäftigen ihn ebenso wie die Kunst des Genießens und der Zustand des Rausches.
In seinem Werk ist deutlich sichtbar, dass für de La Mettrie der Mensch in den absoluten
Vordergrund gerückt und zum Thema seiner philosophischen Schriften geworden ist. Er
richtet sich auch in seinen Werken nicht an die großen Philosophen seiner Zeit, sondern an
jeden Menschen. „Es genügt nicht, daß ein Weiser die Natur und die Wahrheit erforscht; er
muss es auch wagen, sie auszusprechen zugunsten der kleinen Zahl derer, die denken wollen
und können.“(MAM, 21)

3.2. Erläuterung des Monismus

Obwohl La Mettrie überzeugter Monist war, beginnt sein Werk mit einer Untersuchung der
gegenteiligen Position. So teilt er zum Anfang seines Werkes die Existenz in zwei Bereiche
ein: Der eine Teil ist für ihn der Materialismus und der andere der Spiritualismus. Der
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Materialismus bedeutet für ihn natürlich die Materie, die die Substanz der Wirklichkeit ist,
aber auch die Anschauung, die in der Materie den Grund und die Substanz aller Wirklichkeit
sieht. Den Spiritualismus schreibt er in erster Hinsicht natürlich auch einem Gott
beziehungsweise den Geistern zu, jedoch ist für ihn auch der Geist derjenige, der auf die
Materie Einfluss nehmen kann. Schon bei dieser Einteilung lässt sich erkennen, dass de La
Mettrie keine vollständige Trennung von Leib und Seele vollzieht. Der Materialismus
beeinflusst den Spiritualismus und natürlich geschieht dies auch invers.
De La Mettrie schreibt weiterhin in seinem Werk, dass es falsch wäre, auf Grund dieser
Verbindung zu sagen, dass die Materie sich nur auf den Menschen bezieht, da zum Beispiel
eine Baum auch eine Materie ist, die Gottes Offenbarung widerspiegelt, jedoch keinen Geist
besitzt, der sie zum Denken anregt. Dieser Baum repräsentiert also die von Gott erschaffene
Materie und den Geist, der es ihm möglich gemacht hat, diesen Baum entstehen zu lassen.
Hier findet sich wieder eine Verbindung von Körper und Seele, die in Einklang agieren und
nicht voneinander getrennt sein können. De La Mettrie kritisiert schon zum Anfang seines
Werkes René Descartes: „Descartes und alle Cartesianer, […] haben den gleichen Fehler
gemacht. Sie haben zwei deutlich unterschiedene Substanzen im Menschen angenommen, als
ob sie sie gesehen und genau gezählt hätten.“ (MAM, siehe Abschnitt 1) Laut seiner Meinung
ist es aber nur möglich, die res extensa durch die res cogitans wahrnehmen zu können, denn
alle Erfahrungen kommen aus der Vernunft, die uns die Zusammenhänge zwischen den
beiden erklärt. Das heißt also, dass, wenn ich an keinen Gott glaube, ich auch keine Spaltung
von Geist und Materie vornehmen kann, denn der Geist offenbart sich in der Materie. Daher
sind die „Erleuchtungen des Glaubens“ für de La Mettrie völliger Unsinn, da nicht der
Glauben alleine uns die Erleuchtung gibt, sondern wir diese durch die Vernunft bekommen.
Die Seele ist also die Vernunft in einem Lebewesen. De La Mettrie geht aber noch einen
Schritt weiter, um dem Leser genau zu zeigen, dass Leib und Seele miteinander verbunden
sind. Er bezieht sich hierbei auf Krankheiten, die den Körper und die Seele beidseitig in
Anspruch nehmen und um sich der Krankheit bewusst zu werden. Bei Krankheiten handelt es
sich oftmals um Veränderungen des Körpers durch äußere Einflüsse. Nehmen wir zum
Beispiel einmal das Fieber, das den menschlichen Körper in seiner höchsten Dimension für
einige Zeit lähmen kann. „Bei Krankheiten verfinstert sich die Seele bald und gibt kein
Lebenszeichen von sich; bald könnte man sagen, sie sei doppelt, so sehr reißt die Erregung
sie fort; bald verliert sich die Dummheit: und die Genesung macht aus einem Tölpel einen
Mann von Geist. Bald wird der größte Geist schwachsinnig und erkennt sich nicht mehr.“
(MAM, 22). Wenn de La Mettrie hier am Beispiel des Fiebers beschreibt, dass die Seele bald
keine Lebenszeichen mehr von sich gibt, meint er, dass das Fieber, das von dem Körper
Besitz ergriffen hat, auch die Seele angreift und es schafft, die Seele zum Sterben zu bringen.
Die Seele wird durch die Krankheit träge und kann die Vernunft nicht mehr arbeiten lassen.
Das Gegenteil dieser Art der Entwicklung der Seele ist die Halluzination. Die „doppelte
Seele“ befindet sich hier in einem derartigen Zustand. Die Vernunft schlägt in die andere
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Richtung aus, so dass der Mensch keine Kontrolle mehr über seinen Körper und seine Seele
hat. In beiden Fällen beeinflusst und verzerrt die körperliche Krankheit die Funktion des
Geistes. Ein anderes Element des Beweises sieht er in der Psychosomatik: Gefühle, die durch
die Seele empfunden und auf den Körper übertragen werden. „Andererseits kann der Mensch,
den Eifersucht, Haß, Neid oder Ehrgeiz verzehren, keine Ruhe finden. Der stillste Ort, die
beruhigendsten Getränke- alles ist nutzlos für denjenigen, der sein Herz nicht von der Qual
der Leidenschaften befreit hat.“(MAM, 31) In diesem emotionalen Zustand ist auch
wiederum sichtbar, dass Leib und Seele miteinander einhergehen, denn die Gefühle brausen
den Körper so auf, dass es unmöglich ist, zur Ruhe zu kommen. Selbst durch beruhigende
Getränke, die den Körper besänftigen sollen, ist es nicht möglich, die verlangte Erholung zu
finden, da die Emotionen, welche sich in der Seele des Menschen abspielen und befinden, den
Körper sich nicht beruhigen lassen. Im idealsten Zustand, das heißt in der absoluten Ruhe,
ohne aufbrausende Emotionen, beruhigen sich Körper und Seele gleichzeitig. „Seele und
Körper schlafen zusammen ein. In dem Maß, in dem die Bewegung des Blutes sich beruhigt,
breitet sich in der ganzen Maschine ein wohltuendes Gefühl von Friede und Ruhe aus; die
Seele fühlt sich immer schwerer werden mit den Augenlidern und immer schwächer mit den
Gehirnfasern: so wird sie, mit allen Muskeln des Körpers, nach und nach wie gelähmt.“
(MAM, 31). Hier verbindet und erklärt de La Mettrie die Seele zum Teil des Körpers, sie
gelten ihm als Einheit. Durch die schwer werdende Seele wird auch der Körper ruhiger und
zusammen, als untrennbare Einheit, schlafen sie ein. Es ist also deutlich zu erkennen, dass de
La Mettrie als ein Verfechter des Monismus zu zählen ist, da alle seine Reflektionen die Seele
und den Körper miteinander vereinen und diese niemals alleine, abgetrennt vom anderen zu
finden sind.

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3.3. Zusammenfassung zu La Mettries

Julien Offray de La Mettrie unternimmt schon zu Beginn seiner Untersuchung


beziehungsweise seiner Kritiken eine Einteilung der Seele in zwei Bereiche. Er teilt sie sofort
dem Materialismus als auch dem Spiritualismus zu, um diese in beiden Bereichen auch
beweisen zu können. Jegliche materialistische Abbildung stellt für ihn eine Offenbarung von
Gott dar. Damit dieser Ansatz für mögliche Kritik an ihm schon ausgeschlossen ist und
niemand seine Theorie, seine Meinung, anfechten kann, präzisiert er dies, indem er sagt, dass
eine solche Abbildung nicht nur ein Mensch sein kann. Er beschreibt weiterhin, dass die
Vernunft nicht durch den uns gegebenen Glauben kommt, sondern durch die Erfahrung, mit
der wir Zusammenhänge erklären und verstehen können. Nach dieser Vorwegnahme
wichtiger Informationen versucht er nun direkt an Beispielen zu zeigen, dass Leib und Seele
eine Einheit anstreben. Sein erstes Beispiel bezieht sich auf das Verhältnis der beiden zu
untersuchenden Komponenten während der Krankheit. Die auftretenden Spitzen während des
Fiebers, welches sich im Körper befindet und diesen schädigt, springen auch auf die Seele
über, die entweder einen absoluten, totenähnlichen Zustand erfährt, auf der anderen Seite aber
auch so gereizt werden kann, dass sie zu einer Art multiplen Seele wird und „doppelt“ auftritt.
Jedoch reicht es ihm nicht, es bei den Beispielen im Krankheitszustand zu belassen. Er
erwähnt ebenso die Emotionen, welche direkt der Seele zugesprochen sind. Im stark erregten
Zustand, sowohl positiv als auch negativ, ist es dem Körper nicht vergönnt, sich zur Ruhe zu
begeben. „ Bewegt sich der Blutkreislauf mit zu großer Geschwindigkeit, kann die Seele nicht
schlafen. Ist die Seele zu erregt, kann sich das Blut nicht beruhigen; es rast mit einem
hörbaren Geräusch durch die Adern: dies sind die beiden wechselwirkenden Ursachen der
Schlaflosigkeit.“(MAM, 33). Es ist deutlich geworden, dass de La Mettrie ein Monist ist, der
seine Position vertritt und diese durch weitere, unzählige Beispiele zu begründen versucht.

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4. Vergleich

In Aufführung der Thesen beider Philosophen ist klar geworden, dass sich jeder einer anderen
Position des Leib-Seele Konflikts zuordnen lässt. Rene Descartes ist eindeutig Dualist. Durch
seine Methode des Zweifelns ist er zur Erkenntnis gelangt, dass er sich nur auf das verlassen
kann, was „Im Licht der Wahrheit“ erstrahlt, also was er klar und deutlich erkennen kann. Auf
Grund der daran gemessenen Theorien und Vermutungen kommt er zum Schluss, dass Geist
und Körper keine Einheit sein können, sondern es sich um zwei dem Menschen gegeben, aber
nicht verbundene Elemente handelt. Seine Beispiele sind so gewählt, dass man seiner Theorie
folgen kann. Auch der Aufbau und die Schlüssigkeit seiner Argumente lassen nicht an seinem
Ergebnis zweifeln. Und obwohl Descartes später in eine „monistischere“ Position abgleitet,
bleiben die Unterschiede zu De La Mettrie prägnant. Descartes Betrachtung über die
Wechselwirkung von Geist und Körper, über die Einheit die sie bilden, beinhalten noch
immer die dualistische Grundidee von zwei autonomen Elementen. Hier steht De La Mettrie
im Gegensatz zu Descartes. Obwohl er von Descartes ausgeht, gelangt er nicht über eine
rationale Methode – zum Beispiel die des Zweifelns - zu seinen Erkenntnissen, sondern
entwickelt einen streng erfahrungsorientierten Materialismus, der jegliche metaphysische
Annahmen oder Schlussfolgerungen verneint. So definiert er die Seele als Resultat
hochkomplexer Körperfunktionen und macht sie vollständig nur zu einem weiteren Teil des
Leibes. De La Mettrie war also materialistischer Monist. Beide Philosophen gelangen zu
einem ähnlichen Ergebnis: Das Leib und Seele eine sich gegenseitig beinflussende Einheit
bilden. Allerdings bleiben beide Positionen dennoch in ihrem Grundsatz unvereinbar.
Descartes fehlt der Ansatz einer gegenteiligen Untersuchung, das heißt, dem Versuch eines
monistischen Beweises. Diese wird von Anfang an von ihm ausgeschlossen. Der Aufbau
seines Werkes lässt jedoch darauf schließen, dass er sich über seine Kapitel im Vorfeld
Gedanken gemacht haben muss, denn der Aufbau ist innerhalb der Meditationen auch noch in
Abschnitte gegliedert, die sich jeweils mit einem anderen Sachverhalt beschäftigen als mit
dem vorherigen. Er schreibt ja selbst an einigen Stellen, dass er sich jetzt vom Schreiben
abwenden wird, damit das Erfasste sich setzen und er am nächsten Tag neue Reflektionen
anstreben kann. Auf der anderen Seite wirkt diese teilweise schnelle Unterteilung als ein
Mittel der Zeitgewinnung, das er nutzt, um sich einen Spielraum verschaffen zu können. Auch
das gewählte Mittel des « philosophischen Lehrlings », den er in seinen Meditationen zu
Grunde legt, zeugt von seiner eventuellen Furcht oder Angst, Kritik erfahren zu müssen. Er
hinterlässt den Anschein einer Schutzmauer, auf die er sich im Fall einer gegensätzlichen
Meinung berufen kann. De La Mettrie hingegen bearbeitet bei diesem Thema die eine sowie
die andere Seite, indem er versucht, die dualistischen Aspekte zu erläutern, diese dann
versucht zu belegen, was ihm aber nicht gelingt und letztendlich seine Meinung, die

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monistische Position, an Hand vieler einzelner Beispiele begründet und belegt. Diese
Beispiele sind insofern jedoch keine Beweise, da sie nicht von ihm durchgeführt und
überprüft worden sind. Es handelt sich hierbei zum größten Teil nur um Beobachtungen, aus
denen er dann Schlüsse zieht. Sein Werk ist so konzipiert, dass es eine fortlaufende Handlung
ergibt, was das Lesen vereinfacht und dadurch auch den Schein eines fundierten Wissens
aufkommen lässt. Weiterhin adressiert de La Mettrie auch teilweise direkt an seine
philosophischen Vorgänger, um ihnen ihre Fehler, ihre falschen Erkenntnisse zu beweisen
und sie somit kritisieren zu können, was ihn ebenfalls gefestigter erscheinen lässt.

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5. Schluss

Der Leib-Seele Konflikt ist heute so aktuell wie eh und je. Allein das New Age Motto „Mind
over Matter“ geht von einer Trennung von Geist und Körper aus. Beide Denker haben sich
intensiv mit dem Leib-Seele Konflikt beschäftigt. Sowohl Descartes als auch De La Mettrie
belegten ihre jeweiligen Positionen mit glaubwürdigen Beispielen und logischen Argumenten.
Persönlich möchte ich zu der Thematik noch einmal auf das Eröffnungszitat dieser Hausarbeit
verweisen. Der implizierte Vorwurf dieser Aussage kann auf beide Philosophen bezogen
werden. Descartes erste Annahme eines unverknüpften Geist-Körper Konzept ist nach meiner
persönlichen Ansicht etwas übermotiviert und vor allem vorschnell gefasst. Bereits die reine
Erfahrung – wenngleich Descartes diese zunächst als nicht sehr glaubwürdig einstufte – zeigt,
dass eine solch radikale Trennung voneinander nicht möglich ist. Das eine Verwundung oder
Entzündung des Hirns emotionale Fehlreaktionen hervorrufen kann, oder die Denkfähigkeit
eines Menschen immens einschränken kann, ist für mich evident genug, um eine solche
vollständige Trennung bezweifeln zu können. Insofern ist es erstaunlich, dass Descartes selber
– als Begründer der Methode des Zweifelns – keinen zweiten Gedanken an die Richtigkeit
seiner These gibt oder wenigstens einen Versuch der Gegendarstellung unternimmt. Ab dem
Moment, in dem er quasi eine erste Trennung von Leib und Seele vornimmt, geht er diesen
Pfad radikal weiter, doch das habe ich bereits im vierten Abschnitt detailliert ausgeführt. De
La Mettrie wiederum wirkt durch seine Überlegungen zum Dualismus zu Beginn seines
Werkes überzeugend. Auffallend sind die Parallelen zu Descartes: Beide beschäftigten sich
ausgedehnt mit der Medizin. Dass die einen deutlichen Einfluss von Empirie mitbringt ist an
beiden zu sehen und tut vor allem Descartes sehr gut. Durch diesen Einfluss gelangt er zu
einer „Verbesserung“ seiner These in den Leidenschaften der Seele und dadurch an mehr
Glaubwürdigkeit in meinen Augen. Auch die Grundaussage seines Dualismus wirkt stimmig.
De La Mettrie wiederum weiß zwar mit massiven und wohlüberlegten Beispielen davon zu
überzeugen, dass Leib und Seele eine untrennbare Einheit bilden, aber dadurch beweist er
nicht, dass es keine autonome Seele gibt und vor allem nicht, dass der Geist nur ein Produkt
biomechanischer Prozesse ist. Zum Abschluss der Hausarbeit bleibt nur zu sagen dass die
Werke beider Philosophen bemerkenswerte Lektüren sind. Beide vermitteln einen
faszinierend Winkel auf unsere gelebte Realität, vielleicht auch gerade durch ihre jeweilige
engstirnige Extremität.

16
Quellen

Descartes, R. (1977): Meditationen über die Grundlagen der Philosophie. Hamburg: Meiner

Descartes, R. (2000): Discour de la methode. O.O: Flammarion

Descartes, R (1996): Leidenschaften der Seele. Hamburg: Meiner

La Mettries, J.O. (1875): Der Mensch eine Maschine. Berlin

Sukopp, T. (2009): Einführung in die Philosophie des Rene Descartes. http://www.thomas-


sukopp.de/downloads/2009/Sukopp_S_Descartes_WS_2009_10_Augsburg_Folien.pdf?PHPS
ESSID=8ff0a38ad05c48f4056b64e52a4c6734

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Selbstständigkeitserklärung

Hiermit versichere ich,

............................................... ,................................................................................
(Name, Vorname) (Matrikel-Nr.)

dass ich diese Hausarbeit mit dem Thema:

..................................................................................................................................

..................................................................................................................................

selbstständig verfasst habe und keine anderen als die angegebenen Quellen und

Hilfsmittel benutzt wurden, sowie Zitate kenntlich gemacht habe.

_________________________________ _______________
(Ort, Datum) (Unterschrift)

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