Sie sind auf Seite 1von 12

h_da

Hochschule Darmstadt, University of Applied Sciences


Fachbereich Bauingenieurwesen, Department of Civil Engineering
Baustoffkunde, Baustofflabor
Raum A12/211, Haardtring 100, 64295 Darmstadt
albrecht.gilka-boetzow@h-da.de, www.fbb.h-da.de
Unterhalb der Erstarrungstemperatur liegen die Gleichgewichtsnahe Temperaturänderungen:
Atome im festen Zustand kristallin geordnet vor  Abkühlen in wärmeisolierender Sandform
und ihre Bewegung ist auf Schwingungen um  Erwärmen im gasbefeuerten Ofen
Fixpunkte im Kristallgitter begrenzt. Es gibt mehr
als nur eine kristalline Anordnung der Atome. Gleichgewichtsferne Temperaturänderungen:
Bereiche mit einem einheitlichen  Schweißen (ungewollt)
Ordnungszustand werden als Phase bezeichnet.  Härten (gewollt)
Welche Phasen sich bilden, hängt von drei Welcher Gleichgewichtszustand ist wird in
Zustandsgrößen ab: Zustandsschaubildern dargestellt.
(6)
 Temperatur (!),
Zustandsschaubild (Temp.) für reines Eisen, Atomanordnung
 (Druck bei Volumenänderung) und
 Konzentration (an Begleit- und
Legierungselementen).
Langsame zeitliche Temperaturänderung (latente
Wärme im Übergang) stellt das thermodynamisch
Gleichgewicht zwischen unterschiedlichen Phasen kubisch-raumzentrierer kubisch-flächenzentrierter
(krz) Anordnung (kfz) Anordnung
ein.
(Hornbach)

(Autobild)

Kohlenstoff ist zu ungefähr 4 % in Bei Einlagerung von Stickstoff und Wasserstoff


Eisenwerkstoffen enthalten. Bei der Erstarrung (kleine Atome) entstehen wie bei Kohlenstoff
entsteht eine feste Lösung von „Interstitionsmischkristalle“.
Kohlenstoffatomen in den Gitterlücken des Größere Legierungsatome ersetzen
Eisens. Eisenatome im Gitter und bilden
Durch die Einlagerung von Kohlenstoffatomen „Substitionsmischkristalle“
in die Gitterlücken
 erzeugt Gitterspannungen
 lässt Eisenmischkristalle entstehen
→ α-Mischkristall = Ferrit (ferrum = Eisen)
→ γ-Mischkristall = Austenit (nach W.C.
Roberts-Austen) mit krz Struktur, wie z. B. Chrom, lösen sich besser in krz Eisen, kfz
→ δ-Mischkristall = δ-Ferrit Metalle wie Nickel besser in kfz Eisen. Die Löslichkeit des Eisens für
Legierungselemente nimmt mit der Temperatur zu.
Neue Phasen entstehen, wenn der Werkstoff
Legierungszusätze (0.1 bis 10 M.-%) geben
mehr Kohlenstoff enthält, als im Mischkristall
große Bandbreite an Eigenschaften:
gelöst werden kann (Graphit, Zementit) –
gleiches gilt für Legierungsatome.  hochfest,
 warmfest,
 korrosionsbeständig,
C-Atom
 nichtmagnetisierbar,
 gießbar,
 spanbar,
 schweißbar,
 kaltumformbar usw.
(6)
Eigenschaft C Si Mn Cr Al Ti Mo Ni V W Nb
Festigkeit + + + + + + + + + +
Streckgrenze + + + + + + + + + +
Härte + + + + + + + + + +
Verformungsvermögen - - - - - - - + - - -
Kerbschlagzähigkeit - - + - - +
Kaltverformbarkeit - - - - - - - - -
Warmverformbarkeit - - + -
Schweißbarkeit - - + - + +
Kaltverfestigung + + + + + +
Härtbarkeit, Vergütbarkeit + + + + + + + +
Korrosionsbeständigkeit + + + + + + + + +
Verschleißfestigkeit + + + + + +
Warmfestigkeit + + + + +
Kaltzähigkeit + - - + - - -
Cr – Chrom Ni – Nickel + positiver Einfluss
Ti – Titan V – Vanadium - negativer Einfluss
Mo – Molybdän W – Wolfram ohne Zeichen: kein oder unbekannter Einfluss
Al – Aluminium Nb – Niob
(VO Schmidt)

Mit „Gefüge“ beschreibt man die Gestalt und Die Eisenphasen stellen die Grundmasse
räumliche Verteilung der einzelnen Phasen (Matrix), in der nichtmetallische oder
zueinander, (die in sich im intermetallische Phasen ausgeschieden sind.
thermodynamischen Gleichgewicht stehen). Kugelige, voneinander separierte
Karbide bilden in der Matrix eine
Die Phasenbausteine bestehen in der Regel Dispersion, die auch bei wachsender
Karbidmenge erhalten bleiben kann.
aus kleinen Kristallen, Kristallite oder Körner Steigt der Zusammenhalt der
genannt, die durch Korngrenzen verbunden Karbidkörner, so entsteht ein
Karbidnetz bzw. ein Karbidgerüst →
sind und Fehlordnungen enthalten. Eigenschaftseinfluss

Ferrit/Austenit-Duplexgefüge im
Anordnung zweier Eisenphasen in der Matrix (schematisch): (a) Netz
Stahl X2CrNiMoN22-5-3, die
aus Ferritkornern um Austenitkorner in einem nichtrostenden Stahl, (b)
Austenitzeilen sind an den
Dualphasengefuge aus Martensitkornern dispergiert im Ferrit, (c) Ferrit-
Zwillingslinien erkennbar.
und Austenitkorner in einem Duplexstahl

(6)
Der ideale Ordnungszustand der Atome in
den Eisenphasen ist durch Fehlordnungen
gestört.
Ihre Häufigkeit (Konzentration) wird gezielt
durch Umformung und Wärmebehandlung
variiert.
Auf diese Weise wird das Gefüge z. B.:
 weich oder hart
 mit anisotropen Eigenschaften versehen
(Warmumformung)
 Änderung
→ des Elastizitätsmodul,
→ der Wärmeausdehnung,
→ der Zähigkeit
…

Fehlordnungen in Eisen (6)

(5)
Zerspanen (www.inntratec-

(arbeitswelt24.de)
Ziehen von Draht

Bewehrungsstahl
(Zeller+Gmelin)

Biegemaschine
schmock.de)
Wärmebehandlung:
 Glühen
→ Erwärmen bis auf
bestimmte Temperatur,
dann sehr langsames
Abkühlen
→ Gleichmäßiges Stahlgefüge
und Abbau von Spannungen
 Härten
→ Sehr schnelles Abkühlen
→ Innere Spannungen führen
zu mehr Festigkeit, Härte
und Sprödigkeit
Stranggießanlage (1)

Wärmebehandlung:
 Patentieren
→ Kaltgezogener Stahl
wird geglüht und
→ bei 400 bis 500°C
abgeschreckt
→ Hochfeste Spanndrähte
 Vergüten
→ Wiedererwärmen auf
150 bis 300 °C nach
dem Härten
→ Gitterspannungen
werden teilweise wieder
abgebaut

Kaltwalzwerk (1) Drahtherstellung (1)


Zugprobe nach nach DIN 50125-B1470
Der Zugversuch nach DIN EN 10002 dient zur Ermittlung von
Festigkeits- und Verformungskenngrößen. Dazu wird eine
Zugprobe bei Raumtemperatur in axialer Richtung belastet.
https://www.youtube.com/watch?v=fEbkcTBNiGg Prüfmaschine (3)

Spröde Werkstoffe versagen durch


verformungslosen Trennbruch.
→ Dieser erfolgt in Form einer Trennung
des Stoffzusammenhangs senkrecht
zur Richtung der größten positiven
Hauptspannung (weshalb auch von
einem Normalspannungsbruch
gesprochen wird), wenn die
Trennfestigkeit der Kristallite erreicht
wird.
Bei zähen Werkstoffen wird der mit
In der Regel wird jedoch bei zähen
erheblichen plastischen Verformungen
Werkstoffen, insbesondere bei Rundproben
verbundene Gleitbruch beobachtet.
aufgrund des durch die Einschnürung in
→ Dieser beruht auf Abgleitungen in der Mitte der Probe hervorgerufenen
Gitterebenen der Kristallite und tritt dreiachsigen Spannungszustandes, einen
in der Ebene der größten Mischbruch beobachtet.
Schubspannung auf.
Elastizitätsmodul: E = Δσ / Δεel
Solange die Streckgrenze nicht erreicht ist, ist
die Verformung bei einer Entlastung reversibel.
Der Werkstoff verhält sich linear-elastisch.
Elastizitätsmodul beschreibt die Steigung dieser
„hookeschen Geraden“
Streckgrenze:
Bezeichnet die Spannung von in der der Stahl
keine dauerhafte, plastische Verformung zeigt.
Danach setzt eine irreversible Deformation ein.
Zugfestigkeit: σmax = Rm = Fmax / A
Maximale aufnehmbare Zugspannung
Einschnürbereich der Probe:
Hier entsteht das wahre Spannungsmaximum,
in der sich die Verformung und die Verfestigung
σ = F / A und ε = Δl / l0 bis zum Bruch erhöht.
εel: Elastische Dehnung (rückverformbar)
εu: Bruchdehung Dehnung (bleibende Dehnung nach Bruch)
εb: Gesamtdehnung bei Bruch
εa: Gleichmaßdehnung vor Einschnüren (bei konst. Querschnitt)

Zu Beginn der Lastaufbringung erfolgt die Dehnung der Probe elastisch. Im Diagramm stellt
sich dieser Bereich als Gerade dar. Etwa im Punkt IV beginnt sich der Probestab immer mehr
einzuschnüren.

Spannungs-Dehnungs-Linien von naturhartem (links) und kaltverfestigtem (rechts) Stahl


Werkzeugstahl:
Härtbarer Stahl, der vor
dem Härten spanabhebend
bearbeitet werden kann
Baustahl:
Nicht härtbare Stähle,
Massenstähle, 90 % der
Stahlerzeugung (legiert
und unlegiert)
Handelsformen:
Formstähle (Profile)
Stabstähle (Rund-,
Quadrat, Sechskant- und
Flachstähle) Rohre

Betonstabstahl B500A Betonstabstahl B500B


(drei Rippenreihen, Rippen zwei oder mehr Rippenreihen, davon eine mit nicht
parallel zueinander) parallelen Rippen, mit oder ohne Längsrippen

(VO Schmidt, 7)
Die Stahlbetonbauweise verdankt ihre günstigen Eigenschaften unter anderem
dem Verbund, d.h. der schubfesten Verbindung zwischen dem Beton und der
Betonstahlbewehrung.
Durch den Verbund wird gewährleistet, dass die Stahldehnung genauso groß ist
wie die Dehnung des den Stahl umgebenden Betons und so eine gemeinsame
Tragwirkung entsteht.
Über den Verbund können Kräfte zwischen Beton und Bewehrungsstahl
ausgetauscht werden.
Die Güte des Verbunds hängt wesentlich von
 der Oberflächengestalt des Betonstahls,
 den Abmessungen des Bauteils sowie
 der Lage und dem Neigungswinkel der Bewehrung
während des Betonierens ab
Die Verbundgüte beeinflusst die erforderlichen Verankerungs- und
Übergreifungslängen der Bewehrung maßgeblich.

Formverbund
→ Der Formverbund ist die entscheidende
Verbundart der Betonstähle.
→ Er entsteht durch die innige Verzahnung des
Betons mit den Rippen oder Profilierungen des
Betonstahls.
→ Die einzelnen Rippen stellen eine Art
„Verdübelung“ mit dem Beton dar, über die ein
Kraftaustausch zwischen Stahl und Beton erfolgen
kann.
→ Die Übertragung von Kräften erfolgt durch
gegenüber der Betonstahlachse geneigte
Druckkräfte (Druckspannungen) im Beton.
→ Als räumlicher Kraftzustand betrachtet, wirken die
Druckkräfte kegelschalenartig und erzeugen damit
im Kraftübertragungsbereich stets Zugkräfte im
Beton quer zur Stabachse des Bewehrungsstahles.
 Haftverbund:
→ Als Haftverbund bezeichnet man die
„Klebewirkung“ zwischen Beton und Stahl.
→ Der Haftverbund ist zuerst wirksam.
→ Er wird jedoch bei bereits kleinen Verbund-
spannungen und bei dynamischer
Beanspruchung gelöst und unwirksam.
→ Er bleibt bei Bemessungen unberücksichtigt.
 Reibungsverbund:
→ Ein Reibungsverbund entsteht, wenn Beton
und Betonstahl aufeinander gepresst werden,
d.h. Querdruckspannungen z.B. an Auflagern
von Balken vorhanden sind.
→ Wegen der Unsicherheit der Faktoren, die den
Reibungsverbund beeinflussen, wird er bei
der rechnerischen Beurteilung des Verbunds
im allgemeinen nicht berücksichtigt.

(7)
Lagermatte
nach festgelegten
Lieferbedingungen hergestellte und
ab Lager erhältliche geschweißte
Betonstahlmatte
Kurzbezeichnungen,
z.B. Q188A, R257B
Abmessungen
i.d.R. 2,30 m x 6,00 m
Listenmatte
nach spezifischen Anforderungen
des Verwenders gefertigte
geschweißte Betonstahlmatte
DIN EN 10025

DIN EN 10025

DIN EN 10025

DIN EN 10025

DIN EN 10025

DIN EN 10025

DIN EN 10025

1) http://www.stahl-online.de
2) Baustoffkenntnis; Scholz/Hiese, 15. Auflage
3) WiBA-Net
4) Technologie der Werkstoffe; Jürgen Ruge, Helmut
Wohlfahrt
5) Hegger, Auch-Schwelk, Fuchs, Rosenkranz:
Baustoff Atlas
6) Hans Berns ·Werner Theisen Eisenwerkstoffe –
Stahl und Gusseisen
7) Wendehorst „Baustoffkunde“, Springer, 2011

Teilweise mit Inhalten aus Vorlesungen von:


• Prof. Dr.-Ing. Harald Garrecht
• Dr. Markus Schmidt

Das könnte Ihnen auch gefallen