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Christopher Kopper
Durch die Politik des Neuen Kurses verbessern sich die materiellen
Lebensverhältnisse in der DDR ab der 2. Jahreshälfte 1953
Sowjetische Regierung beendete 1954 das Reparationsregime: Produktion von
Investitionsgütern kam jetzt voll der Wirtschaft der DDR zu Gute
Aber: Strukturelle Probleme der zentralistischen Planwirtschaft blieben
bestehen.
1955 erklärte die Sowjetunion die DDR für souverän und hob das
Besatzungsstatut auf. Dennoch wurde die staatliche Souveränität der DDR
weiterhin durch die führende Position der SU in der sozialistischen
Staatengemeinschaft eingeengt. Innenpolitisch war die Regierung der DDR auf
das Einverstöndnis der sowjetischen Regierung angewiesen. Für die
Außenpolitik der DDR galt das ohnehin.
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Im Oktober 1955 proklamierte die Regierung der DDR die Gründung der
Nationalen Volksarmee (NVA), die aus der Kasernierten Volkspolizei hervorging.
Die Ausbildung von Offizieren hatte in der DDR schon 1952 begonnen – in
eigenen Offiziersschulen, für Führungspositionen in den Offiziersakademien der
SU.
In der ersten Generation der höheren Offiziere und Generäle waren auch
ehemalige Offiziere, ja sogar einzelne Generäle der ehemaligen Wehrmacht
vertreten. Das Verteidigungsministerium der DDR griff auf Wehrmachtsoffiziere
zurück, die sich in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft dem kommunistisch
gesteuerten Nationalkomitee Freies Deutschland angeschlossen hatten.
Die gesetzliche Wehrpflicht wurde erst 1962 eingeführt (zuvor Gefahr von
Massendesertionen über die Sektorengrenze nach West-Berlin)
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Das neu gegründete Ministerium für Nationale Verteidigung hatte als einziges
Ministerium seinen Sitz nicht in Ost-Berlin, sondern in der Kleistadt Strausberg
bei Berlin. Grund: In diesem Fall respektierte die DDR-Regierung den
Viermächtestatus Berlins, der die Präsenz deutscher Truppen in der Stadt
untersagte.
Der sowjet. Parteichef Chruschtschow hält im Februar 1956 auf dem 20.
Parteitag der KPdSU eine aufsehenerregende Rede, die nicht in den Zeitungen
des sowjetischen Machtbereichs veröffentlicht wird
Chruschtschow spricht vor den Delegierten des Parteitags und vor den
ausländischen Gästen offen über die Verbrechen durch Stalins Herrschaft
(Verletzung der sozialistischen Gesetzlichkeit, ungerechtfertigte Verfolgung
hunderttausende Kommunisten, Verstoß gegen das Prinzip der kollektiven
Führung, Personenkult)
In der SU werden zahlreiche, aber nicht alle Opfer des Großen Terrors der Jahre
von 1936 bis 1939 postum rehabilitiert
Zahlreiche politische Häftlinge werden aus den Zwangsarbeitslagern des
GULAG-Lagersystems entlassen
In der SU verbreitet sich der Begriff des „intellektuellen Tauwetters“
Der Wohnungsbau wurde ab 1955 von zunächst 30 000 auf 60 000 Wohnungen
pro Jahr erhöht. Im Unterschied zur BRD wurde der Wohnraummangel jedoch
nicht bis 1960 gelöst. Wohnraum wurde weiterhin durch die kommunalen
Wohnungsämter zugeteilt. Die Mieten für Altbauwohnungen aus der
Vorkriegszeit blieben auf dem Niveau von 1938 eingefroren, die Mieten für
Neubauwohnungen lagen nur wenig darüber.
Infolge der Probleme bei der Agrarproduktion kam es 1960 und v.a. 1961
zu einzelnen Versorgungsproblemen bei Nahrungsmitteln, v.a. bei Fleisch
und Milchprodukten.
Volkspolizei der DDR führt Kontrollen an den Bahnstrecken vom Rest der DDR
nach Ost-Berlin ein – Verdächtige werden aus den Zügen geholt
Maßnahme ist nicht wirksam, da Flüchtende ohne Gepäck nach Ost-Berlin
fahren
An der Sektorengrenze selbst gibt es nur sporadische Personenkontrollen und
Zollkontrollen
Situation ändert sich im Juni 1961: Präsident John F. Kennedy formuliert die
„Three Essentials der amerikanischen Berlin-Politik“:
- Präsenz der Westalliierten und ihrer Streitkräfte in Berlin
- Freier Zugang der Westalliierten, der West-Berliner und der
Westdeutschen nach Berlin
- Politische Selbstbestimmung der West-Berliner
In den Three Essentials war die Offenhaltung der Sektorengrenze für Deutsche
nicht enthalten.
Auf der Konferenz der Warschauer-Pakt-Staaten im Juli 1961 stimmt
Chrustschow Ulbrichts Wunsch nach Schließung der Sektorengrenze zu
Zur gleichen Zeit steigt die Zahl der Flüchtlinge rapide (zeitweise 2 000
Menschen pro Tag)
Auf einer Pressekonferenz der DDR-Regierung im Juni 1961 wurde Ulbricht von
einer schwedischen Journalistin gefragt, ob eine Schließung der Sektorengrenze
beabsichtigt ist
Ulbricht: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten
(obwohl die Journalistin gar nicht nach einer Mauer gefragt hatte!)
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Planung der Grenzschließung durch einen Stab unter dem Vorsitz des ZK-
Sekretärs für Sicherheitsfragen, Erich Honecker
Westliche Geheimdienste werden durch die Grenzschließung völlig überrascht
Westalliierte müssen sich wegen der Gefahr einer kriegerischen Eskalation auf
symbolische Mittel beschränken (Diplomatischer Protest, Entsendung
militärischer Verstärkungen und des amerik. Vizepräs. Johnson nach Berlin)
Tag des Mauerbaus wird in der historischen Forschung auch als zweiter Tag der
inneren Staatsgründung der DDR bezeichnet